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Professor Dr. Jörn Kruse - DICE

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Marktplatz Internet:<br />

Anforderungen an Wettbewerbspolitik und Regulierung<br />

Düsseldorf 20. Juni 2011<br />

Ökonomische Grundlagen des<br />

Wettbewerbs im Internet<br />

<strong>Jörn</strong> <strong>Kruse</strong><br />

Joern.<strong>Kruse</strong>@HSU-HH.de<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

1


Herausragender Erfolgsfaktor des Internet :<br />

Eine universelle Infrastruktur (Übertragungswege, Router,<br />

Server etc.)<br />

für zahlreiche Dienste, Anwendungen und Inhalte (Emails,<br />

Websurfen, Downloads, interaktive Spiele, Onlien-<br />

Banking etc)<br />

mit zahlreichen Darstellungsarten (Texte, Zahlen, Bilder,<br />

Grafiken, Sprache, Musik, Videos etc.)<br />

Möglich durch äußerlich homogene Transporteinheiten,<br />

Datenpakete, aufgrund sehr früher Standardisierung<br />

(Analogie : Container im Güterverkehr)<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

2


Die einzelnen Datenpakete werden separat versandt (oft<br />

über verschiedene Transportwege und Trägermedien<br />

und beim Empfänger wieder zusammengesetzt.<br />

Keine dienstespezifische Infrastruktur bewirkt<br />

* Starke Skaleneffekte und Kostendegressionen<br />

* Keine dienstespezifischen Investitionen der<br />

Netzbetreiber (→ geringeres Investitions-Risiko)<br />

* Keine Netz-Investitionen der Dienste- und Inhalte-<br />

Anbieter nötig (→ geringeres Investitions-Risiko<br />

und geringere Markteintrittsbarrieren)<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

3


Internet ist eine zweiseitige Plattform<br />

Seite 1 : Nutzer, Konsumenten etc<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

(vereinfacht)<br />

Seite 2 : Anbieter von Diensten, Anwendungen und<br />

Inhalte<br />

Nutzen auf beiden Seiten<br />

Welche Seite soll wieviel der Netzleistungen zahlen ?<br />

4


Ist irgend etwas Besonderes (anders als woanders) an der<br />

ökonomischen Funktionsweise des Internet ?<br />

Ist irgend etwas Besonderes am Wettbewerb im Internet ?<br />

Gibt es ein besonderes Wettbewerbspolitisches Problem?<br />

Führt es evtl. zu Ineffizienzen?<br />

Führt es evtl. zu anderen, relevanten gesellschaftlichen<br />

Zielverletzungen<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

5


Soll der Staat etwas tun?<br />

evtl. Wettbewerbsbehörden, Regulierungsbehörden,<br />

Medienbehörden ?<br />

Oder ist alles US-amerikanische Hysterie?<br />

Madison River Fall<br />

Comcast Fall<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

6


Im Kern der Diskussion:<br />

Eingriffe der Netzbetreiber etc. in den Datenverkehr<br />

Sollte der Staat das verbieten / regulieren ?<br />

Unstrittig: Eingriffe der Netzbetreiber oder anderer<br />

Institutionen (incl. Staat) wegen<br />

* inhaltlicher Zensur<br />

* Benachteiligung substitutiver Dienste<br />

sollten verboten sein<br />

und sind es auch. Oder ?<br />

siehe juristische Session<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

7


1 Einleitung<br />

Gliederung<br />

2 Engpässe / Überlast im Internet<br />

3 Netzneutralität und ihre Folgen<br />

4 Overprovisioning (Überdimensionierte Kapazität)<br />

5 Volumentarife (Abkehr von Flatrates)<br />

6 Marktliche Priorisierung (Priority Pricing)<br />

7 Netzwerkmanagement<br />

8 Fazit<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

8


2<br />

Engpässe / Überlast<br />

im Internet<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

9


Eigentliches Kernproblem der „Internet-Politik“:<br />

Umgang mit Überlast (Stau)<br />

Def. Überlast / Kapazitätsengpass :<br />

Die Zahl der an einem Router ankommenden Datenpakete<br />

ist höher als dessen Kapazität (relevante sehr-kurze<br />

Zeitslots in Millisekunden), so dass nicht alle sofort<br />

weitergeleitet werden können.<br />

Zunächst nur kurzfristige Betrachtung<br />

d.h. Kapazität ist vorgegeben<br />

Optimaler Preis vor und nach der Kapazitätsgrenze ?<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

10


GK<br />

ME<br />

P Z<br />

P C<br />

P 0<br />

N *<br />

Preis (Flatrates) = GK = 0 ist O.K. (Nicht-Rivalität)<br />

J C<br />

GK > 0 , Preis (Flatrates) = 0 ist nicht O.K.<br />

(partielle Rivalität)<br />

IGK C<br />

MSE C<br />

0 X 3 X C X 7 X 9 X<br />

E C<br />

C 7<br />

IGK C<br />

SDK C<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

11


Gründe für Überlast<br />

1. Kapazitätsinduzierte Überlast<br />

durch Katastrophen, techn. Störungen<br />

Beispiel: Seebeben vor Taiwan<br />

2. Nachfrageinduzierte Überlast (hier im Vordergrund)<br />

zufällige Nachfragespitzen (z.T. sehr kurzfristig)<br />

insb. bei daten-intensiven Diensten mit Flatrates<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

12


Bei Überlast<br />

erst Zwischenspeicherung (Buffer), dann Datenverlust<br />

Folgen auf der Datenebene:<br />

Datenverzögerung (Delay, Latency)<br />

Jitter (diff. Reihenfolgen und Abstände)<br />

Verlust von Datenpaketen (Loss)<br />

Folgen auf der Anwendungsebene (Diensteebene)<br />

→ Qualitätsminderungen<br />

... allerdings sehr unterschiedlich nach einzelnen Diensten<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

13


Spezifikum 1: Sehr-kurzfristige Lastschwankungen<br />

Spezifikum 2: Datenpaket-Menge oberhalb Kapazität<br />

bei längeren Zeitslots (Sekunden, Minuten)<br />

möglich (Buffer, Resending etc)<br />

Folgen auf DP-Ebene : mehr Latency, Jitter, Paketverlust<br />

Folgen auf Dienste-Ebene : Qualitätsminderungen<br />

Aber: Sehr unterschiedlich bei den einzelnen Diensten<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

14


(a) Qualitätssensitivität<br />

Relativ gering z.B. bei „elastischen“ Diensten<br />

E-mail, Webbrowsing, Downloads, incl. Filesharing<br />

Hoch bei „inelastischen“ Diensten<br />

insb. interaktive Dienste<br />

z.B. VoIP, IP-TV (Internet-TV), Online-Spiele<br />

viele Business Dienste, E-Health<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

15


ei zunehmender Verkehrslast (Datenstau) im Internet ist die<br />

Qualitätsminderung der Dienste sehr unterschiedlich<br />

Bei einigen ist die Qualitätsminderung<br />

hoch<br />

Dies sind oft hochwertige Dienste<br />

(z.B. Interaktive Dienste, VoIP, IP-TV),<br />

P<br />

100<br />

X S<br />

D2<br />

X Z<br />

D1<br />

Daten-Menge<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

Bei anderen ist sie<br />

… sehr gering / null<br />

Dies sind oft geringwertige<br />

Dienste mit zum Teil hoher<br />

Datenrate<br />

z.B. Downloads, P2P<br />

Filesharing (Video, Musik)<br />

16


(b) Wirtschaftlicher Wert (staufreien Transports)<br />

Wirtschaftlich hochwertig<br />

* VoIP<br />

* viele Business-Dienste<br />

* E-Health<br />

* IP-TV<br />

Wirtschaftlich geringwertig<br />

* Downloads (ins. P2P)<br />

Zahlungsbereitschaft pro Datenpaket<br />

* Video Streaming, YouTube<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

17


insbesondere, weil …<br />

(c) Datenrate (Zahl der Datenpakete) stark differierend<br />

(wichtig, da alle Effekte und Preise pro Datenpaket)<br />

hohe Datenrate<br />

* Download, P2P-Filesharing (Video, Music)<br />

* Video Streaming (YouTube)<br />

geringe Datenrate<br />

* E-mail,<br />

* Web browsing<br />

* VoIP<br />

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18


3<br />

Netzneutralität<br />

und ihre Folgen<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

19


Die Verwendung des Begriffs<br />

„Netzneutralität“<br />

suggeriert implizit etwas Positives für die Konsumenten<br />

(und soll es auch).<br />

Dies ist jedoch irreführend,<br />

wenn damit „strikte Netzneutralität“ gemeint ist<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

20


Definiton vieler Diskutanten :<br />

Netzneutralität bedeutet, dass sämtliche Datenpakete<br />

aller Dienste und Nutzer immer strikt gleich behandelt<br />

werden.<br />

Alle Datenpakete sollen die gleiche Chance haben, sofort<br />

weitergeleitet zu werden.<br />

Dies soll auch dann gelten, wenn bei Überlast die<br />

Kapazitäten im Einzelfall nicht ausreichen, alle<br />

Datenpakete verzögerungsfrei weiterzuleiten.<br />

Diese strikte (oder blinde) Netzneutralität<br />

* führt zur Nicht-Diskriminierung<br />

* jedoch zu ökonomischer Ineffizienz<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

21


Alternative Definition von Netzneutralität :<br />

Alle Datenpakete werden gleich behandelt, die den<br />

gleichen Preis für den Transport zahlen,<br />

vorausgesetzt, jeder Nutzer kann nicht-diskriminierend<br />

selbst frei entscheiden, welche Priorität er wählt.<br />

Diese adäquate Definition von Netzneutralität .<br />

* führt ebenfalls zur Nicht-Diskriminierung<br />

* jedoch zu ökonomischer Effizienz<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

22


Als Folge<br />

* einer strikten Netzneutralität<br />

* und der Flatrates<br />

erfolgt eine Schädigung / Verdrängung<br />

ökonomisch hoch-wertiger Dienste<br />

durch gering-wertige,<br />

bezeichnet als „Crowding-Out“<br />

Also: Ökonomische Ineffizienz durch<br />

reduzierte/verdrängte hochwertige Dienste<br />

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23


Qualitätssensitivität<br />

D 1<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

D 3<br />

sehr gering hoch<br />

Datenrate hoch gering oder hoch<br />

Ökonomischer<br />

Wert<br />

gering hoch<br />

Beispiele: Download, P2P Interactive services,<br />

Filesharing VoIP, IP-TV<br />

(Video, Music) Business Services<br />

YouTube<br />

24


100 Z<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

4<br />

0<br />

Nachfrage D 3<br />

D<br />

20 40 60 80 100<br />

= Hoher ökon. Wert<br />

(z.B. Interaktive Businessdienste, VoIP, IP-TV)<br />

Nachfrage D 1 = Geringer<br />

Wert (z.B. P2P Filesharing)<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

25


P D<br />

Zab<br />

4 Z<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2<br />

P W<br />

D 1 Filesharing-Platform<br />

(supported by advertising)<br />

W 1<br />

W 2<br />

Hypothetische Konsumentenrente in T 1<br />

N W<br />

Konsumentenrente der<br />

Werbetreibenden<br />

Filesharing user price (P U = 0)<br />

N11 N12<br />

X1 Y 1<br />

100<br />

N 13<br />

X 2<br />

Y 2<br />

150<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

N 14<br />

X 3<br />

Y 3<br />

200<br />

Werbeerlöse der Filesharing-Plattform<br />

(Ad-Preis P W = 1)<br />

26


Zab<br />

D 3 Interaktiver Business-Dienst, VoIP<br />

100 Z<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Z 2<br />

Z 3<br />

N 34<br />

N 35<br />

N 33<br />

N 32<br />

Konsumentenrente N 31 , P B = 20 , in T 1<br />

N 31=N 3*<br />

M 5 M 4 M 3 M 2 M 1<br />

20 40 60 80 100<br />

Nachfrage N 31 , in T 1 (keine Überlast)<br />

D<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

Erlös for N 31 , P = 20 in T 1<br />

27


P D<br />

4 Z<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2<br />

P W<br />

D 1 Filesharing-platform (supported by advertising)<br />

W 1<br />

W 2<br />

N W<br />

Dienst<br />

- nicht qualitätssensitiv<br />

- hohe Datenrate<br />

- geringer Wert<br />

T 1 → T 2 → T 3 → T 4 → …<br />

N 11<br />

X 1<br />

Y 1<br />

100<br />

N 12<br />

N 13<br />

X 2<br />

Y 2<br />

150<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

N 14<br />

X 3<br />

Y 3<br />

200<br />

…. ansteigender „geringwertiger internet traffic“<br />

N 11 → N 12 → N 13 → N 14 → … → Überlast<br />

28


D 3 Interaktiver Dienst, VoIP<br />

100 Z<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Z 2<br />

Z 3<br />

N 34<br />

N 35<br />

N 33<br />

Qualitätssensitiver, hochwertiger Dienst.<br />

Ergebnis der Überlast<br />

* geringe Qualität → geringe Nachfrage<br />

* geringe Erlöse<br />

* geringe Konsumentenrente<br />

N 32<br />

N 31=N 3*<br />

M 5 M 4 M 3 M 2 M 1<br />

20 40 60 80 100<br />

Schädigung / Verdränung<br />

* hochwertiger Dienste<br />

* durch geringwertige Dienste<br />

Crowding-Out<br />

als Folge der Netzneutralität<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

29


4 Lösungsperspektiven:<br />

Kap. 4 Kapazitäts-Overprovisioning<br />

Kap. 5 Volumen-Tarife (Abkehr von Flatrates)<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

Rationale Priorisierung<br />

Kap. 6 Marktliche Priorisierung : Priority Pricing<br />

Kap. 7 Priorisierung durch Netzwerkmanagement<br />

30


4<br />

Kapazitäts-Overprovisioning<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

31


Theoretisch könnte man die Internet-Kapazität immer<br />

weiter erhöhen,<br />

(so dass auch das letzte Video noch in HD-Qualität<br />

zwischen 2 oder mehr Nutzern in Windeseile<br />

ausgetauscht werden kann).<br />

= Overprovisioning, bewusste Überkapazität<br />

Dies wirft die Frage nach der optimalen Kapazität des<br />

Internet auf (langfristige Fragestellung)<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

32


LGN(Y)<br />

LN(Y)<br />

LGK(Y)<br />

LN max<br />

LGN(Y)<br />

Optimale<br />

Internet-<br />

Kapazität<br />

Overprovisioning ist<br />

1. Volkswirtschaftlich nicht effizient, da der<br />

Ressourcenaufwand durch den Nutzen nicht<br />

zu rechtfertigen ist.<br />

2. Keine Invest-Anreize der Netzbetreiber, da<br />

diese Investitionen nicht amortisierbar sind<br />

(Fass ohne Boden)<br />

LGK(Y)<br />

0 Y opt Y M Kapazität Y<br />

LN(Y)<br />

„ideales“ Overprovisioning<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

33


Overprovisioning<br />

würde dennoch nicht gegen große Netzausfälle<br />

(kapazitätsinduzierte Überlast) helfen,<br />

d.h. man bräucht trotzdem eine Priorisierung<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

34


5<br />

Volumen-Tarife<br />

(Abkehr von Flatrates)<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

35


Flatrates sind ein Teil des Problems<br />

Ist ihre Abschaffung eine Lösung ?<br />

* Ersetzung durch volumenbasierte Tarife<br />

* Mengen-Caps<br />

vor allem zur Prime Time.<br />

Preis = Grenzkosten = 0 ?? (vor und nach<br />

Kapazitätsgrenze)<br />

Reduziert zwar die Menge (und damit kurzfristig die<br />

Überlast),<br />

aber …..<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

36


… es existieren (mindestens) zwei gravierende Gründe,<br />

warum dies in der Praxis nicht optimal ist.<br />

1 Mangelnde Lenkungswirkung der Preise<br />

Spitzenlast-Preise, Prognosefähigkeit<br />

2 Stark unterschiedliche Toleranz für Verzögerung, d.h.<br />

Wartezeit (einige können problemlos warten)<br />

Bei pauschalen Transportpreisen für alle Datenpakete<br />

würde mehr geringwertiger Verkehr (Zab < P C)<br />

eliminiert als ökonomisch effizient (=Ineffizienz).<br />

Latency-Toleranz<br />

Besser: Priorisierung der Datenpakete<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

37


GK<br />

ME<br />

P Z<br />

P C<br />

N *<br />

J C<br />

Überlast und Optimale Internet-Nutzung<br />

R 2<br />

Optimale<br />

Internetnutzung ?<br />

X C<br />

0 X 3 X 4 X C X 7 X 9 X<br />

R 1<br />

R 3<br />

E C<br />

Nichtrivalität partielle Rivalität<br />

C 7<br />

IGK C<br />

MSE C<br />

IGK C<br />

SDK C<br />

NQ C<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

Alle Dienste mit<br />

Zab < P C pro Paket<br />

würden eliminiert.<br />

38


Rationale Priorisierung<br />

Wenn Zahl der Datenpakete größer ist als die Kapazität<br />

wird immer eine Rationierung vorgenommen.<br />

(Einige Datenpakete müssen warten, andere evtl. nicht).<br />

Auch bei strikter Netzneutralität würde bei Überlast eine<br />

Rationierung vorgenommen werden.<br />

= „Rationierung durch Zufall“<br />

ohne Rücksicht auf Wert einer verzögerungsfreien<br />

Weiterleitung verschiedener Datenpakete.<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

39


Problem : Adäquate Priorisierung der Datenpakete.<br />

Aufgabe: Priorisierung möglichst effizient gestalten, d.h.<br />

(a) Datenpakete qualitätssensitiver, höherwertiger Dienste<br />

sofort, und<br />

(b) Datenpakete nicht-qualitätssensitiver, geringerwertiger<br />

Dienste nachrangig.<br />

folgt:<br />

6. Rationale Priorisierung I : Priority Pricing<br />

7. Rationale Priorisierung II : Netzwerkmanagement<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

40


6<br />

Marktliche Priorisierung<br />

(Priority Pricing)<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

41


Priority Pricing = Priorisierung durch den Markt<br />

Priority Pricing<br />

= Preissetzung für das Recht, vorrangig bedient zu werden,<br />

falls Angebotsengpässe bestehen sollten.<br />

* Premium Service (evtl. verschiedene Klassen)<br />

vorrangig<br />

* Best Effort Service (E-mails, Web, Downloads)<br />

evtl. nachrangig (d.h. nur zu Überlast-Zeiten)<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

42


Wahl der Anbieter/Nutzer<br />

Premium Service: qualitätssensitive, höherwertige Dienste<br />

* höhere Erlöse der NB durch Premium Service<br />

* geringere Preise für Konsumenten (best effort)<br />

Best-effort-Qualität sinkt nicht<br />

* Wettbewerb<br />

* Best-Effort ist Kundenbasis für Premium Service<br />

* Premium Service erfordert hohe Kapazität<br />

Leerkapazität nutzbar durch Best-effort<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

43


LMU(Y)<br />

LU(Y)<br />

LMC(Y)<br />

LU max<br />

LU 2<br />

Kapazitätsersparnis<br />

LU 1<br />

Nutzengewinn durch Priorisierung<br />

über alle Lastperioden<br />

bei konstanter Infrastruktur<br />

0 Y 1 Y 2 Y M Capacity Y<br />

LU(Y)<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

44


7<br />

Netzwerkmanagement<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

45


Netzwerkmanagement<br />

ist eine diskretionäre Priorisierung durch Netzbetreiber<br />

… im Idealfall so, dass die Datenpakete aller<br />

qualitätssensitiven Dienste im Überlastfall Priorität<br />

erhalten, damit die Dienste gut funktionieren und bei den<br />

Nutzern Akzeptanz finden.<br />

erfolgt schon bei VoIP<br />

Kann funktionieren …<br />

wenngleich second best zu Priority Pricing<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

46


Potentielle Nachteile von nicht-pretialem (diskretionären)<br />

Netzwerkmanagement<br />

* NWM ist grundsätzlich diskriminierend<br />

* Mißbrauch der Priorisierung denkbar,<br />

aber durch Transparenzregeln zu beherrschen<br />

* Es entstehen keine zusätzlichen Erlöse der<br />

Netzbetreiber für Investitionen, Quality of Service,<br />

niedrige Konsumentenpreise<br />

* Gefahr politischer Eingriffe<br />

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47


8<br />

Fazit<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

48


Priority-Pricing<br />

(Quality-of-Service-Klassen zu diff. Preisen)<br />

besser als<br />

Nicht-pretiales (diskretionäres), transparentes<br />

Netzwerkmanagement<br />

besser als<br />

Strikte Netzneutralität<br />

besser als<br />

Willkürliche Eingriffsmöglichkeiten<br />

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Wichtig:<br />

* Wettbewerb<br />

* Nicht-Diskriminierung<br />

* Transparenz (Konsumenten-Info)<br />

Das allgemeine Wettbewerbsrecht ist ausreichend<br />

Keine besondere staatliche Regulierung nötig.<br />

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Literatur download : http://www.hsu-hh.de/kruse<br />

Brenner, Walter; M. Dous; R. Zarnekow, J. <strong>Kruse</strong> (2007), Qualität im<br />

Internet. Technische und wirtschaftliche Entwicklungsperspektiven,<br />

Studie, Universität St. Gallen, März 2007 (auch in Englisch verfügbar)<br />

<strong>Kruse</strong>, <strong>Jörn</strong> (2008), Internet-Überlast, Netzneutralität und Service-<br />

Qualität, in: Wirtschaftsdienst, Februar 2008, S. 188-194<br />

<strong>Kruse</strong>, <strong>Jörn</strong> (2008), Network Neutrality and Quality of Service, in:<br />

Intereconomics, Review of European Economic Policy, Vol 43, No.<br />

1, January/February, pp. 25-30<br />

<strong>Kruse</strong>, <strong>Jörn</strong> (2009), Crowding-Out bei Überlast im Internet, in: <strong>Kruse</strong>,<br />

<strong>Jörn</strong> und Ralf Dewenter (Hrsg.), Wettbewerbsprobleme im Internet,<br />

Schriftenreihe HFM, Baden-Baden (Nomos Verlag), pp.. 117-140<br />

Fortsetzung →<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

51


download : http://www.hsu-hh.de/kruse<br />

<strong>Kruse</strong>, J. (2010), Priority and Internet Quality, in: Falch, M. and J.<br />

Markendahl (editors), Promoting New Telecom Infrastructures.<br />

Markets, Policies and Pricing, Cheltenham and Northampton<br />

(Edward Elgar) 2010, pp. 160-174<br />

<strong>Kruse</strong>, <strong>Jörn</strong> (2011), Netzneutralität. Soll die Neutralität des Internet<br />

staatlich reguliert werden? Diskussionspapier (auch in Englisch<br />

verfügbar)<br />

Berger-Kögler, Ulrike and J. <strong>Kruse</strong> (2011), Net Neutrality Regulation of<br />

the Internet ?, erscheint in: International Journal of Management and<br />

Network Economics<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

52


Danke<br />

für Ihre Aufmerksamkeit<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

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Backup<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

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Beispielhaftes Klassenkonzept mit vier unterschiedlichen<br />

Qualitätsklassen (aus Brenner/Zarnekow/<strong>Kruse</strong>)<br />

Qualitätsklasse Beispielhafte Dienste Technische QoS-Parameter<br />

Interaktiv Voice Telephony/Conferencing Bandwidth: 16 - 500 Kbps<br />

Video Telephony/Conferencing Delay (one way): 100 - 200 ms<br />

Online-Gaming Jitter: < 30 ms<br />

Interactive TV Feedback Packet Loss: < 1 %<br />

Multimedia Broadcast TV Bandwidth: 384 Kbps - 14 Mbps<br />

Video on Demand Delay (one way): 400 - 1000 ms<br />

Streaming Audio Jitter: < 1000 ms<br />

Internet Radio Packet Loss: < 0,1 %<br />

Voice Messaging<br />

Critical Business Applications Bandwidth: 16 Kbps - 16 Mbps<br />

e.g. SAP, eHealth Delay (one way): 100 - 200 ms<br />

Jitter: < 100 ms<br />

Packet Loss: < 0,1 %<br />

Best Effort E-Mail Bandwidth: up to line rate<br />

Web-Browsing Delay (one way): < 2000 ms<br />

P2P Jitter: n.a.<br />

Internet Downloads Packet Loss: n.a.<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

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Qualitätssensitivität<br />

VoIP<br />

e-mail<br />

Online-<br />

Spiele<br />

Webbrowsing<br />

eHealth/<br />

eLearning<br />

<strong>Kruse</strong> Wettbewerb im Internet, Düsseldorf, 20. Juni 2011<br />

.<br />

Interactive TV<br />

Videotelefonie<br />

IPTV<br />

VoD<br />

File Sharing<br />

(Download)<br />

Datenrate<br />

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