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Rudolf Steiners Dreigliederung des sozialen Organismus aus ...

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Besser scheint uns doch, aufzubegehren<br />

Und auf keine kleinste Freude zu verzichten<br />

Und die Leidenstifter kräftig abzuwehren<br />

Und die Welt uns endlich häuslich einzurichten!<br />

Aus: Berthold Brecht: Gegenlied zu „Von der Freundlichkeit der Welt“<br />

Vorbemerkung<br />

Der vorliegende Text versucht eine erste politische Einordnung der <strong>Dreigliederung</strong>sidee <strong>Steiners</strong> <strong>aus</strong><br />

marxistischer Sicht vorzunehmen, die ohne Vorverurteilung <strong>aus</strong>kommt und sich in erster Linie an die verfügbare<br />

Primärliteratur hält. Damit unterscheidet er sich von den wenigen Materialien, die bei Internetrecherchen zu<br />

finden sind und sich entweder sehr allgemein und oberflächlich mit Anthroposophie befassen oder nur<br />

Einzelaspekte beleuchten. 1<br />

Die Beschäftigung mit dem Thema wendet sich dabei gleichzeitig in zwei Richtungen. Sie soll Diskussionen bei<br />

Vertretern der <strong>Dreigliederung</strong>sbewegung <strong>aus</strong>lösen und Marxisten ein Material zur politischen Einschätzung der<br />

<strong>Dreigliederung</strong>sidee liefern:<br />

1. Die anthroposophische Bewegung mit ihren zahlreichen Institutionen in allen gesellschaftlichen Bereichen ist<br />

ein relevanter Faktor in der BRD, der weit über den Kern der anthroposophischen Gesellschaft hin<strong>aus</strong> Bedeutung<br />

besitzt. Auch wenn die Menschen, die sich dieser Weltanschauung zugehörig fühlen politisch in allen<br />

Richtungen zu finden sind, gibt es eine gesellschaftspolitische Konzeption <strong>Steiners</strong>, die grundsätzlich mit dem<br />

Kapitalismus unvereinbar ist und viele Gemeinsamkeiten mit sozialistischen Vorstellungen aufweist. Gerade<br />

<strong>des</strong>halb führt sie innerhalb der anthroposophischen Bewegung ein Randdasein und wird auch von den<br />

Anhängern der <strong>Dreigliederung</strong>sbewegung in diesem Sinn häufig nicht konsequent vertreten.<br />

Eine Ursache für die Zurückhaltung in der konsequenten Systemkritik liegt auch in der durchgängigen<br />

antikommunistischen Stoßrichtung der Texte und Vorträge <strong>Steiners</strong>. Die stark versimpelte Darstellung <strong>des</strong><br />

Marxismus bei Steiner, die das Bild eines undialektischen Ökonomismus zeichnet, hindert auch politisch links<br />

orientierte Anthroposophen daran, sich mit dem Marxismus ernsthaft <strong>aus</strong>einanderzusetzen.<br />

Die vorliegende Darstellung soll eine Diskussion anstoßen, sich mit dem Antikommunismus bei Steiner kritisch<br />

<strong>aus</strong>einanderzusetzen und den Blick auf Gemeinsamkeiten zu richten. Denn ohne die Verbindung mit anderen<br />

gesellschaftlichen Kräften, die den Kapitalismus überwinden wollen, ist auch das sozialistische Ziel in der<br />

anthroposophischen Deutung von vornherein chancenlos.<br />

2. Adressat <strong>des</strong> Textes sind auch die Menschen, die sich weltanschaulich dem Marxismus zugewandt haben und<br />

von ihrem persönlichen Hintergrund bzw. ihrem Lebensumfeld her mit Anthroposophie in Verbindung stehen. In<br />

Jugendverbänden sind z.B. häufig Waldorfschüler zu finden, für die eine politische Einordnung der<br />

anthroposophischen Gesellschaftskonzeption von Interesse sein kann. Der Text soll dazu anregen, mit dieser<br />

Herkunft selbstbewusst umzugehen und die gesellschaftskritische Seite in den Vordergrund zu rücken. So muss<br />

die Waldorfschule nicht als reaktionäre Esoterikschule für Reiche abqualifiziert werden, wie dies häufig<br />

geschieht. Statt<strong>des</strong>sen kann positiv hervorgehoben werden, dass hier eine Schule errichtet wurde, die sich nicht<br />

an der kapitalistischen Verwertungslogik orientiert, sondern die menschlichen Entwicklungsbedürfnisse in den<br />

Vordergrund stellt (auch wenn diese <strong>aus</strong> marxistischer Sicht vermutlich inhaltlich anders <strong>aus</strong>gerichtet würde). In<br />

der Diskussion mit Vertretern der Anthroposophie können hier Argumentationshilfen, sowie Anregungen zur<br />

weiteren Vertiefung <strong>des</strong> Themas gefunden werden.<br />

Der Text ist das Ergebnis der Bemühungen <strong>des</strong> Verfassers, sich selbst Klarheit in der Einschätzung der<br />

<strong>Dreigliederung</strong>sidee zu verschaffen. Dies geschieht vor dem Hintergrund der eigenen Herkunft <strong>aus</strong><br />

anthroposophischen Zusammenhängen, die vorwiegend als positiv erlebt wurden (bis heute besteht eine<br />

Verbindung mit der Waldorfpädagogik). Gleichzeitig ist die eigene weltanschauliche Orientierung vom<br />

1 Vgl.: www.internationalesozialisten.de/IS/kk28/antrophosophie.html<br />

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