Download Pdf - Österreichische Entwicklungszusammenarbeit
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Neue dynamik durch „neue akteure”<br />
Die entwicklungspolitische Landschaft hat sich in den vergangenen Jahren entscheidend verändert.<br />
heute wird zwischen traditionellen und neuen Gebern unterschieden. Die Zivilgesellschaft positioniert<br />
sich als selbstbewusster akteur. Was bedeutet das für die internationale entwicklungsarchitektur?<br />
s<br />
eit der Pariser Erklärung 2005 steht die Steigerung der<br />
Wirksamkeit der <strong>Entwicklungszusammenarbeit</strong> im<br />
Zentrum des internationalen Diskurses über eine<br />
„neue Entwicklungsarchitektur“. Hauptakteure waren zunächst<br />
vorwiegend die traditionellen Geberländer, das sind<br />
die westlichen Industriestaaten, die im Rahmen des Entwicklungshilfeausschusses<br />
der OECD (DAC) eine gemeinsame<br />
Entwicklungspolitik verfolgen, die auf Globalisierung<br />
und die Integration der Partnerländer in den Weltmarkt<br />
ausgerichtet ist. Beim High Level Meeting in Accra 2008<br />
wurde dieser Kreis durch die Anerkennung der Zivilgesellschaft<br />
als eigenständiger Entwicklungsakteur erweitert. In<br />
Busan 2011 wurden schließlich auch jene „neuen Player“<br />
in gemeinsame Strategien eingebunden, die ihre Beziehungen<br />
mit Entwicklungsländern nicht unter <strong>Entwicklungszusammenarbeit</strong><br />
subsumieren. Auch diese Ausweitung hat<br />
zum Ziel, Entwicklung wirksamer und nachhaltiger zu gestalten.<br />
Wirtschaftliche interessen<br />
Mit dem wirtschaftlichen und politischen Engagement<br />
großer Schwellenländer wie China, Brasilien und Indien<br />
in Afrika, Asien und Lateinamerika wurden Konflikte zwischen<br />
den Entwicklungskonzepten der traditionellen Geberländer<br />
und dieser „neuen Akteure“ virulent. Der Begriff<br />
„neue Geber“ trifft deshalb nicht zu, da die „neuen<br />
Akteure“ ihr Engagement nicht als <strong>Entwicklungszusammenarbeit</strong><br />
definieren, sondern – wie beispielsweise China<br />
– als Wirtschaftskooperation.<br />
Bedingt durch das enorme wirtschaftliche Wachstum,<br />
die große Anzahl der EinwohnerInnen und die regionale<br />
politische und militärische Bedeutung der Länder wurden<br />
vor allem China, Indien, Brasilien und Russland als „Drivers<br />
of Global Change“ bezeichnet. Weiters zählen noch<br />
Südafrika, Mexiko, Malaysia, Indonesien, die Türkei und<br />
Saudi Arabien zu den wichtigsten „neuen Akteuren“,<br />
die ihren Einfluss sowohl wirtschaftlich als auch politisch<br />
steigern konnten. Dies zeigt sich deutlich in ihrer Rolle als<br />
Mitglieder der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und<br />
Schwellenländer.<br />
Konkurrenten und alternativen<br />
Vor allem das Engagement Chinas in Afrika sorgt bei den<br />
traditionellen Gebern für Unruhe. Das Land hat seine<br />
Wirtschaftspartnerschaften strategisch darauf ausgerich-<br />
tet, Ressourcenlieferungen (Erdöl, Kohle, Mineralien usw.)<br />
langfristig abzusichern und neue Absatzmärkte für chinesische<br />
Produkte zu erschließen. China investiert daher<br />
enorme Summen in Infrastruktur und wird von den traditionellen<br />
Gebern als ernsthafte Konkurrenz betrachtet.<br />
Afrikanische Regierungen sehen in der Kooperation mit<br />
China allerdings auch eine Alternative zur westlichen <strong>Entwicklungszusammenarbeit</strong>,<br />
die mit Bedingungen wie guter<br />
Regierungsführung, Demokratie und der Einhaltung der<br />
Menschenrechte verknüpft wird. Neue Allianzen und Süd-<br />
Süd-Kooperationen schaffen daher auch neue Handlungsspielräume<br />
und Dynamiken in politischen, wirtschaftlichen<br />
und sozialen Entwicklungsprozessen. Eine global ausgerichtete<br />
Entwicklungsarchitektur muss daher auch die „neuen<br />
Akteure“, die nicht unter dem Dach des DAC organisiert<br />
sind, in ihrer Konzeption berücksichtigen. ■<br />
michael Obrovsky<br />
<strong>Österreichische</strong> Forschungsstiftung<br />
für internationale Entwicklung (ÖFSE)<br />
weltnachrichten 1/12 | www.entwicklung.at<br />
thEMa<br />
für die neue finanzmacht<br />
china steht die Wirtschaft im<br />
Vordergrund der Zusammenarbeit<br />
mit Entwicklungsländern.<br />
5<br />
© pcruciatti/Shutterstock.com