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98 Stochastik - Baumdiagramme<br />

4 Stochastik<br />

4.1 Baumdiagramme<br />

Zufallsexperimente und Wahrscheinlichkeiten<br />

Ein Zufallsexperiment besitzt folgende Eigenschaften:<br />

1. Es ist unter gleichen Bedingungen beliebig oft wiederholbar<br />

2. Es besitzt mehrere sich gegenseitig ausschließende Ergebnisse<br />

3. Die Ergebnisse im Experiment sind rein zufällig.<br />

Die Ergebnismenge Ω beinhaltet alle möglichen, sich gegenseitig ausschließenden<br />

Ergebnisse eines Zufallsexperimentes. Eine besondere Teilmenge dieser<br />

Ergebnismenge wird als Ereignis E bezeichnet.<br />

Die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses E ist:<br />

_3I ℎ2 ; ü; T ¸; UX3UT Xü3TZUX 3 zä22<br />

Á ¸ =<br />

_3I ℎ2 22 ; MöX2U"ℎ 3 zä22<br />

= |¸|<br />

|Ì|<br />

Das Nicht-Eintreten eines Ereignisses wird Gegenereignis ¸Í genannt. Die<br />

Wahrscheinlichkeit für das Eintreten des Gegenereignisses ¸Í ist:<br />

_3I ℎ2 ; ü; T ¸; UX3UT 63Xü3TZUX 3 zä22<br />

Á(¸Í =<br />

_3I ℎ2 22 ; MöX2U"ℎ 3 zä22<br />

Wahrscheinlichkeiten liegen immer zwischen Null und Eins:<br />

0 ≤ Á(¸) ≤ 1 bzw. 0% ≤ Á ¸ ≤ 100%<br />

= |¸Í|<br />

|Ì|<br />

Die Summe der Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten eines Ereignisses und das Nicht-<br />

Eintreten eines Ereignisses ergibt Eins:<br />

Á ¸ + Á ¸Í = 1<br />

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Stochastik - Baumdiagramme 99<br />

Beispiel:<br />

Die Ergebnismenge beim Würfeln lautet Ω = Ó1, 2, 3, 4, 5, 6Ô. Als Ereignis wird z.B. das<br />

Würfeln einer geraden Augenzahl definiert. Hierdurch ergibt sich die Ergebnismenge<br />

¸ = Ó2, 4, 6Ô.<br />

Die Wahrscheinlichkeit für das Würfeln einer geraden Augenzahl beträgt:<br />

Á(¸) = |¸| 3 1<br />

= =<br />

|Ì| 6 2<br />

Die Wahrscheinlichkeit für das Würfeln einer nicht-geraden Augenzahl beträgt:<br />

Á(¸Í) = |¸Í| 3<br />

=<br />

|Ì| 6<br />

= 1<br />

2<br />

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100 Stochastik - Baumdiagramme<br />

Baumdiagramme<br />

Zur Berechnung von Wahrscheinlichkeiten bei Zufallsexperimenten, die mehrfach<br />

durchgeführt werden, eignen sich Baumdiagramme. Ausgehend von dem Ereignis der<br />

letzten Wiederholung werden für die aktuelle Wiederholung des Experiments die<br />

verschiedenen Ereignisse mit ihren Wahrscheinlichkeiten als Äste eines Baumes<br />

dargestellt.<br />

Beispiel: Ziehen mit Zurücklegen<br />

Ein Gefäß enthält 4 blaue, 3 rote und 2<br />

gelbe Kugeln. Eine Kugel wird gezogen<br />

und anschließend wieder in das Gefäß<br />

zurückgelegt. Dieser Versuch wird<br />

zweimal durchgeführt.<br />

Die Wahrscheinlichkeiten für das<br />

Ereignis, dass eine Kugel mit einer<br />

bestimmten Farbe gezogen wird, lauten<br />

in jedem Versuch:<br />

Á !2 6 = 4<br />

9<br />

Á ;^Z = 3<br />

9<br />

Á(X 2!) = 2<br />

9<br />

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Stochastik - Baumdiagramme 101<br />

Beispiel: Ziehen ohne Zurücklegen<br />

Wird der gleiche Versuch durchgeführt,<br />

ohne dass die Kugeln wieder in das<br />

Gefäß zurückgelegt werden, ändern<br />

sich bei der Wiederholung die<br />

Wahrscheinlichkeiten.<br />

Beim zweiten Ziehen befinden sich nur<br />

noch 8 Kugeln im Gefäß. Die<br />

Wahrscheinlichkeiten hängen davon<br />

ab, welche Farbe vorher gezogen<br />

wurde.<br />

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102 Stochastik - Baumdiagramme<br />

Pfadregeln<br />

Für Baumdiagramme gelten die folgenden Pfadregeln:<br />

Produktregel: Die Wahrscheinlichkeit eines Pfades wird berechnet, indem die einzelnen<br />

Wahrscheinlichkeiten entlang des Pfades miteinander multipliziert werden.<br />

Summenregel: Wenn für ein bestimmtes Ereignis mehrere Pfade berücksichtigt werden<br />

müssen, werden die Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Pfade addiert.<br />

Beispiel (wie oben, Gefäß mit 4 blauen, 3 roten und 2 gelben Kugeln):<br />

Ereignis Ziehen mit Zurücklegen Ziehen ohne Zurücklegen<br />

Zwei blaue Kugeln Á !2 6, !2 6 = 4 4 16<br />

∙ =<br />

9 9 81<br />

Eine rote und eine<br />

gelbe Kugel<br />

Á ;^Z, X 2! = 3 2 6<br />

∙ =<br />

9 9 81<br />

Á X 2!, ;^Z = 2 3 6<br />

∙ =<br />

9 9 81<br />

Á ;^Z 63 X 2! = 6 6 4<br />

+ =<br />

81 81 27<br />

Beispiel (siehe <strong>Abi</strong>tur 2013, Pflichtteil Aufgabe 8):<br />

4 3 1<br />

Á !2 6, !2 6 = ∙ =<br />

9 8 6<br />

Á ;^Z, X 2! = 3 2 1<br />

∙ =<br />

9 8 12<br />

Á X 2!, ;^Z = 2 3 1<br />

∙ =<br />

9 8 12<br />

Á ;^Z 63 X 2! = 1 1<br />

+<br />

12 12<br />

= 1<br />

6<br />

Neun Spielkarten (vier Asse, drei Könige und zwei Damen) liegen verdeckt auf dem<br />

Tisch.<br />

Peter dreht zwei zufällig gewählte Karten um und lässt sie aufgedeckt liegen. Berechnen<br />

Sie die Wahrscheinlichkeiten der folgenden Ereignisse:<br />

A: Es liegt kein Ass aufgedeckt auf dem Tisch<br />

B: Eine Dame und ein Ass liegen aufgedeckt auf dem Tisch<br />

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Die neun Spielkarten werden gemischt und erneut verdeckt ausgelegt. Laura dreht nun<br />

so lange Karten um und lässt sie aufgedeckt liegen, bis ein Ass erscheint. Die<br />

Zufallsvariable X gibt die Anzahl der aufgedeckten Spielkarten an. Welche Werte kann X<br />

annehmen? Berechnen Sie Á Õ ≤ 2 .


Stochastik - Baumdiagramme 103<br />

Zunächst wird ein Baumdiagramm für das Zufallsexperiment „Zweimaliges Ziehen ohne<br />

Zurücklegen“ erstellt:<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass kein Ass aufgedeckt auf dem Tisch liegt, beträgt:<br />

Á _ = 3 2 3 2 2 3 2 1<br />

∙ + ∙ + ∙ + ∙<br />

9 8 9 8 9 8 9 8<br />

= 6 6 6 2 20 5<br />

+ + + = =<br />

72 72 72 72 72 18<br />

Die Wahrscheinlichkeit, eine Dame und ein Ass aufgedeckt auf dem Tisch liegen, beträgt:<br />

Á(’) = 4 2 2 4<br />

∙ + ∙<br />

9 8 9 8<br />

= 8 8 16<br />

+ =<br />

72 72 72<br />

= 2<br />

9<br />

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104 Stochastik - Baumdiagramme<br />

Neben den Assen liegen fünf Karten (drei Könige und zwei Damen) verdeckt auf dem<br />

Tisch. Spätestens beim Umdrehen der sechsten Karte, wird also ein Ass aufgedeckt. Die<br />

Zufallsvariable X kann daher alle Werte von 1 bis 6 (einschließlich) annehmen:<br />

1 ≤ Õ ≤ 6<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass beim ersten Drehen ein Ass aufgedeckt wird, beträgt:<br />

Á Õ = 1 = 4<br />

9<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass beim zweiten Drehen ein Ass aufgedeckt wird, beträgt:<br />

Daraus folgt:<br />

Zufallsvariable und Erwartungswert<br />

Á(Õ = 2) = 3 4 2 4 12 8 20 5<br />

∙ + ∙ = + = =<br />

9 8 9 8 72 72 72 18<br />

Á(Õ ≤ 2) = Á(Õ = 1) + Á(Õ = 2) = 4 5 13<br />

+ =<br />

9 18 18<br />

Zufallsvariablen beschreiben zufällige Ereignisse, die mit Zahlen verknüpft werden, z.B.<br />

ein Gewinn in Euro, der beim Glücksrad ausgezahlt wird. Eine Zufallsvariable X kann in<br />

einem Experiment k unterschiedliche Werte ˆ annehmen, wobei Á( ˆ) die<br />

Wahrscheinlichkeit der einzelnen Werte ˆ beschreibt.<br />

Der Erwartungswert E(X) einer Zufallsvariable ist der Mittelwert der Ergebnisse bei<br />

unbegrenzter Wiederholung des Zufallsexperiments. Der Erwartungswert wird berechnet,<br />

indem die einzelnen Werte ˆ mit ihrer jeweiligen Wahrscheinlichkeit Á( ˆ) multipliziert<br />

(gewichtet) werden. Anschließend werden die einzelnen Produkte addiert:<br />

“<br />

¸(Õ) = Ö ˆ ∙ Á( ˆ) = ∙ Á( ) + ∙ Á( ) + … + “ ∙ Á( “)<br />

ˆ×<br />

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Stochastik - Baumdiagramme 105<br />

Beispiel (wie oben, Gefäß mit 4 blauen, 3 roten und 2 gelben Kugeln):<br />

Bei einem Glücksspiel, wird aus dem Gefäß eine Kugel gezogen und abhängig von der<br />

Kugelfarbe ein Gewinn von 0€ (blau, Niete), 1€ (rot) und 3€ (gelb) ausgezahlt:<br />

Kugel<br />

Gewinn<br />

ˆ<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

Á ˆ<br />

blau 0€ Á !2 6 = 4<br />

9<br />

rot 1€ Á ;^Z = 3<br />

9<br />

gelb 3€ Á X 2! = 2<br />

9<br />

gewichteter Gewinn<br />

ˆ ∙ Á ˆ<br />

0€<br />

3<br />

9 €<br />

6<br />

9 €<br />

“<br />

¸~Õ = Ö ˆ ∙ Á ˆ<br />

ˆ×<br />

= 9<br />

€ = 1€<br />

9<br />

Der Erwartungswert für den Gewinn beträgt 1€. Bei einem Einsatz von 1€ pro Ziehung<br />

wäre das Spiel daher fair. Bei einem höheren Einsatz würde der Anbieter des<br />

Glücksspiels einen Gewinn erzielen.<br />

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106 Stochastik - Bernoulliformel und Binomialverteilung<br />

4.2 Bernoulliformel und Binomialverteilung<br />

Zur Berechnung der Binomialverteilung mit Hilfe der Bernoulliformel benötigt man<br />

Fakultäten und Binomialkoeffizienten.<br />

Fakultät<br />

Das Produkt der natürlichen Zahlen von 1 bis n wird Fakultät genannt:<br />

Beispiele:<br />

Binominalkoeffizient<br />

3! = 1 ∙ 2 ∙ 3 ∙ … ∙ 3<br />

0! = 1<br />

1! = 1<br />

2! = 1 ∙ 2 = 2<br />

3! = 1 ∙ 2 ∙ 3 = 6<br />

4! = 1 ∙ 2 ∙ 3 ∙ 4 = 24<br />

5! = 1 ∙ 2 ∙ 3 ∙ 4 ∙ 5 = 120<br />

Der Ausdruck 8 3<br />

9 heißt Binominalkoeffizient. Er gibt an, auf wie viele Arten man eine<br />

Y<br />

Teilmenge von k Elementen aus einer Menge mit n Elementen auswählen kann. Die<br />

Definition des Binomialkoeffizienten (mit n≥ Y lautet:<br />

Beispiel:<br />

8 3 3!<br />

9 =<br />

Y Y! ∙ 3 − Y !<br />

Die Anzahl der möglichen Ziehungen beim Lotto, wobei eine Teilmenge von 6 Kugeln aus<br />

einer Menge von 49 Kugeln (ohne Zurücklegen) gezogen wird, kann mit einem<br />

Binominalkoeffizient bestimmt werden:<br />

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8 49 49!<br />

9 = = 13.983.816<br />

6 6! ∙ 43!


Stochastik - Bernoulliformel und Binomialverteilung 107<br />

Pascalsche Dreieck<br />

Niedrige Binomialkoeffizienten können sehr schnell mit Hilfe des Pascalschen Dreiecks<br />

bestimmt werden. Hierbei ergibt sich ein Binomialkoeffizient jeweils als Summe der<br />

beiden Koeffizienten, die direkt über ihm stehen:<br />

8 7<br />

0 9<br />

= »<br />

8 6<br />

0 9<br />

= »<br />

8 5<br />

0 9<br />

= »<br />

8 7<br />

1 9<br />

= Ý<br />

8 4<br />

0 9<br />

= »<br />

8 6<br />

1 9<br />

= Û<br />

8 3<br />

0 9<br />

= »<br />

8 5<br />

1 9<br />

= Ü<br />

8 7<br />

2 9<br />

= ¼»<br />

8 2<br />

0 9<br />

= »<br />

8 4<br />

1 9<br />

= Ú<br />

8 6<br />

2 9<br />

= Ȇ<br />

8 1<br />

0 9<br />

= »<br />

8 3<br />

1 9<br />

= ½<br />

8 5<br />

2 9<br />

= »·<br />

8 7<br />

3 9<br />

= ½Ü<br />

Das Pascalsche Dreieck ist symmetrisch:<br />

Besondere Binomialkoeffizienten sind:<br />

8 0<br />

0 9<br />

= »<br />

8 2<br />

1 9<br />

= ¼<br />

8 4<br />

2 9<br />

= Û<br />

8 6<br />

3 9<br />

= ¼·<br />

8 1<br />

1 9<br />

= »<br />

8 3<br />

2 9<br />

= ½<br />

8 5<br />

3 9<br />

= »·<br />

8 7<br />

4 9<br />

= ½Ü<br />

8 3 3<br />

9 = 8<br />

Y 3 − Y 9<br />

8 3<br />

9 = 839<br />

= 1<br />

0 3<br />

8 3 3<br />

9 = 8 9 = 3<br />

1 3 − 1<br />

8 2<br />

2 9<br />

= »<br />

8 4<br />

3 9<br />

= Ú<br />

8 6<br />

4 9<br />

= Ȇ<br />

8 3<br />

3 9<br />

= »<br />

8 5<br />

4 9<br />

= Ü<br />

8 7<br />

5 9<br />

= ¼»<br />

8 4<br />

4 9<br />

= »<br />

8 6<br />

5 9<br />

= Û<br />

8 5<br />

5 9<br />

= »<br />

8 7<br />

6 9<br />

= Ý<br />

8 6<br />

6 9<br />

= »<br />

8 7<br />

7 9<br />

= »<br />

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108 Stochastik - Bernoulliformel und Binomialverteilung<br />

Bernoulliformel und Binominalverteilung<br />

Spezielle Zufallsexperimente mit genau zwei möglichen Ergebnissen, deren<br />

Wahrscheinlichkeiten sich nicht ändern, werden Bernoulliexperimente genannt. Beispiele<br />

hierfür sind:<br />

- Werfen einer Münze; mögliche Ergebnisse: Wappen / Zahl<br />

- Ziehen von Kugeln aus einem Gefäß, in dem sich nur schwarze und weiße<br />

Kugeln befinden; mögliche Ergebnisse: schwarz / weiß<br />

- Funktionsprüfung; mögliche Ergebnisse: in Ordnung / nicht in Ordnung<br />

Sich mehrfach wiederholende Bernoulliexperimente heißen Bernoulliketten. Zur<br />

graphischen Darstellung dieser Bernoulliketten eignen sich ebenfalls die<br />

Baumdiagramme.<br />

Darüber hinaus können Bernoulliexperimente auch durch ihre Erfolgswahrscheinlichkeit p<br />

und die Anzahl der durchgeführten Experimente n (auch Kettenlänge genannt)<br />

beschrieben werden. Die Wahrscheinlichkeit in einem Bernoulliexperiment genau k<br />

Erfolge zu erzielen, lässt sich aus der Erfolgswahrscheinlichkeit p und der Anzahl der<br />

durchgeführten Experimente n berechnen (Bernoulliformel):<br />

Beispiel:<br />

Á Õ = Y = 8 3<br />

Y 9 ∙ ]“ ∙ 1 − ] ),“<br />

In einem Fußballspiel steht es nach der Verlängerung immer noch unentschieden. Jetzt<br />

muss das Spiel im Elfmeterschießen entschieden werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass<br />

genau 4 Tore bei 5 Elfmetern fallen, beträgt bei einer Trefferwahrscheinlichkeit von 80%:<br />

Á Õ = Y = 8 3<br />

Y 9 ∙ ]“ ∙ 1 − ] ),“<br />

Á Õ = 4 = 8 5<br />

,<br />

9 ∙ 0,8 ∙ 1 − 0,8<br />

4<br />

= 120<br />

∙ 0,41 ∙ 0,2<br />

24 ∙ 1<br />

= 0,41<br />

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Stochastik - Bernoulliformel und Binomialverteilung 109<br />

Die Wahrscheinlichkeiten P(X) für die Anzahl aller möglichen Tore, die im obigen Beispiel<br />

bei 5 Elfmetern fallen können, sind in der nachfolgenden Wertetabelle angegeben und in<br />

einem Diagramm dargestellt (Binominalverteilung):<br />

k P(X)<br />

0 0,00<br />

1 0,01<br />

2 0,05<br />

3 0,20<br />

4 0,41<br />

5 0,33<br />

Wahscheinlichkeit P(X)<br />

0,50<br />

0,40<br />

0,30<br />

0,20<br />

0,10<br />

0,00<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Anzahl Tore (k)<br />

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110 Stochastik - Bernoulliformel und Binomialverteilung<br />

Wahrscheinlichkeit und kumulierte Wahrscheinlichkeit<br />

In dem nachfolgenden Diagramm ist die Treffer-Wahrscheinlichkeit P(X) für einen<br />

schlechten Fußballspieler mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von nur<br />

] = 0,4 !I‡. 40% bei insgesamt Y = 100 geschossenen Elfmetern dargestellt. Das<br />

Diagramm stellt die sogenannte Binominalverteilung in der für Bernoulliexperimente<br />

typischen Glockenkurve dar.<br />

Bei Bernoulliexperimenten ergibt sich der Erwartungswert aus der Kettenlänge n und der<br />

Erfolgswahrscheinlichkeit p. Das Maximum der Glockenkurve liegt beim Erwartungswert:<br />

¸ Õ = 3 ∙ ]<br />

¸ Õ = 0,4 ∙ 100 = 40<br />

Das zweite Diagramm zeigt die kumulierte Wahrscheinlichkeit (entsprechend der Summe<br />

der Einzel-Balken ab Null):<br />

Á “‘( Y, Õ = Ö Á Õ<br />

“<br />

ˆ×<br />

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Stochastik - Bernoulliformel und Binomialverteilung 111<br />

In der nachfolgenden Tabelle sind typische Aufgabenstellungen zu Wahrscheinlichkeit<br />

und Wahrscheinlichkeits-Bereichen zusammengefasst.<br />

Die Berechnung der Wahrscheinlichkeit von (genau) 33 erzielten Toren bei 100<br />

geschossenen Elfmetern erfolgt mit der Bernoulliformel (siehe Taschenrechner-Funktion<br />

binompdf).<br />

Zur Berechnung von Wahrscheinlichkeits-Bereichen (weniger, mehr, mindestens,<br />

höchstens, von … bis) benötigt man die kumulierte Wahrscheinlichkeit (siehe<br />

Taschenrechner-Funktion binomcdf). Aufgrund der Definition dieser Funktion (als Summe<br />

mit dem Index U = 0 … Y) muss die kumulierte Wahrscheinlichkeit mit dem Operator " Î "<br />

beschrieben werden. Je nach Aufgabe („mindestens“ und „mehr als“) benötigt man hierzu<br />

das Gegenereignis.<br />

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112 Stochastik - Bernoulliformel und Binomialverteilung<br />

Aufgabe (kumulierte) Wahrscheinlichkeit Ergebnis<br />

weniger als<br />

33 Tore<br />

höchstens<br />

33 Tore<br />

genau<br />

33 Tore<br />

mindestens (oder<br />

wenigstens)<br />

33 Tore<br />

mehr als<br />

33 Tore<br />

Á “‘( Õ < 33<br />

= Á “‘( Õ ≤ 32<br />

= 0,061<br />

Á “‘( Õ ≤ 33 = 0,091<br />

Á Õ = 33 = 0,030<br />

Á “‘( Õ ≥ 33<br />

= 1 − Á “‘( Õ ≤ 32<br />

Á “‘( Õ > 33<br />

= Á “‘( Õ ≥ 34<br />

= 1 − Á “‘( Õ ≤ 33<br />

= 0,939<br />

= 0,909<br />

Im nachfolgenden Diagramm ist der Bereich von 36 bis 43 Toren (einschließlich)<br />

markiert. Für die kumulierte Wahrscheinlichkeit in diesem Bereich Á “‘( 36 ≤ Õ ≤ 43 gilt:<br />

Á “‘( Õ ≤ 35 + Á “‘( 36 ≤ Õ ≤ 43 + Á “‘( Õ ≥ 44 = 1<br />

Á “‘( Õ ≤ 35 = 0,18<br />

Á “‘( Õ ≥ 44 = 1 − Á “‘( Õ ≤ 43 = 0,24<br />

ß àáâ ½Û ≤ ã ≤ Ú½ = » − ß àáâ ã ≤ ½Ü − ß àáâ ã ≥ ÚÚ = ·, Üä<br />

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Stochastik - Bernoulliformel und Binomialverteilung 113<br />

Der Fußballspieler erzielt also mit einer Wahrscheinlichkeit von 58% eine Anzahl von 36<br />

bis 43 Toren. Die Wahrscheinlichkeit, dass er weniger Tore erzielt, beträgt 18%. Mit einer<br />

Wahrscheinlichkeit von 24% erzielt er mehr Tore.<br />

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116 Stochastik - Hypothesentest<br />

4.3 Hypothesentest<br />

Bei Hypothesentests werden binominalverteilte Zufallsvariablen P(X) untersucht, deren<br />

Erfolgswahrscheinlichkeit p unbekannt ist. Hierbei wird durch eine Stichprobe überprüft,<br />

ob eine vermutete Wahrscheinlichkeit als wahr angenommen werden kann. Die<br />

vermutete Wahrscheinlichkeit wird als Nullhypothese bezeichnet. Alternativ kann<br />

überprüft werden, ob eine vermutete Wahrscheinlichkeit als falsch angenommen werden<br />

kann (Gegenhypothese). Ein Hypothesentest besteht aus den folgenden Schritten:<br />

# Schnitt Beispiel<br />

1 Aufstellen der<br />

Nullhypothese<br />

2 Definition der<br />

Stichprobe<br />

3 Definition von<br />

Signifikanzniveau,<br />

Ablehnungsbereic<br />

h und<br />

Zustimmungsbereich<br />

Ein Fußballspieler behauptet, dass er mit 100 Elfmetern<br />

mindestens 80 Tore erzielen kann:<br />

] ≥ 80<br />

0,8<br />

100<br />

Als Stichprobe sollen 10 Elfmeter geschossen werden.<br />

Für die Stichprobe (10 Elfmeter mit der<br />

Erwartungswahrscheinlichkeit ] 0,8) ergibt sich folgende<br />

Binominalverteilung:<br />

Als Signifikanzniveau wird z.B. P(x) = 0,1 (bzw. 10%) gewählt.<br />

Wenn also weniger als 7 Elfmeter der durchgeführten<br />

Stichprobe zu einem Tor verwandelt werden, soll die<br />

Behauptung des Fußballspielers zurückgewiesen werden.<br />

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Stochastik - Hypothesentest 115<br />

# Schnitt Beispiel<br />

4 Durchführen der Der Fußballspieler erzielt bei 10 Elfmetern 7 Treffer.<br />

Stichprobe<br />

5 Entscheidung Die Anzahl der erzielten Treffer liegt im Zustimmungsbereich.<br />

Die Behauptung des Fußballspielers kann als wahr<br />

angenommen werden.<br />

6 Bestimmung der<br />

Irrtumswahrscheinlichkeit<br />

(Fehler 1. Art)<br />

Die Irrtumswahrscheinlichkeit α ergibt sich aus der kumulierten<br />

Wahrscheinlichkeit im Ablehnungsbereich:<br />

V = Á Õ ≤ 6<br />

= Á Õ = 0 + Á Õ = 1 + … + Á Õ = 6 = 0,12<br />

Beispiel (siehe <strong>Abi</strong>tur 2013, Wahlteil Aufgabe B 2.2):<br />

Auf zwei Glücksrädern befinden sich jeweils sechs gleich große Felder (3 x Kleeblatt, 2 x<br />

Diamant, 1 x Stern). Bei jedem Spiel werden die Räder einmal in Drehung versetzt. Sie<br />

laufen dann unabhängig voneinander aus und bleiben so stehen, dass von jedem Rad<br />

genau ein Feld sichtbar ist. Es besteht der Verdacht, dass die Wahrscheinlichkeit p für<br />

Stern-Stern geringer als ist. Daher soll ein Test mit 500 Spielen durchgeführt werden.<br />

l<br />

Formulieren Sie die Entscheidungsregel für die Nullhypothese \ : ] ≥ , wenn die<br />

l<br />

Irrtumswahrscheinlichkeit höchstens 5% betragen soll.<br />

Mit der Nullhypothese wird behauptet, dass unter Berücksichtigung der<br />

Irrtumswahrscheinlichkeit die Wahrscheinlichkeit für das Ergebnis Stern-Stern ] ≥<br />

l<br />

beträgt. Wenn das Ergebnis Stern-Stern also zu selten auftritt, wird diese Hypothese<br />

abgelehnt. Hierfür muss der entsprechende Ablehnungsbereich bestimmt werden, für den<br />

gilt:<br />

_ = Ó0; 1; … ; Ô<br />

Hierbei ist a die größte natürliche Zahl für die gilt:<br />

Á å ≤ ≤ 0,05.<br />

Mit Hilfe des Taschenrechners (siehe Kapitel 1,<br />

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116 Stochastik - Hypothesentest<br />

Taschenrechner) wird die kumulierte Wahrscheinlichkeit berechnet. Hierzu benötigt<br />

man die Funktion binomcdf(n,p,k). Die Eingabe lautet: å = !U3^M" 500, , Õ .<br />

l<br />

k<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

P(X)<br />

binompdf(n,p,k)<br />

Es ergeben sich die folgenden kumulierte Wahrscheinlichkeiten:<br />

Á å ≤ 7 = 0,0319<br />

Á å ≤ 8 = 0,0629<br />

Kumulierte<br />

Wahrscheinlichkeit P(X)<br />

binomcdf(n,p,k)<br />

0 0,0000 0,0000<br />

1 0,0000 0,0000<br />

2 0,0001 0,0001<br />

3 0,0004 0,0005<br />

4 0,0013 0,0018<br />

5 0,0037 0,0055<br />

6 0,0087 0,0142<br />

7 0,0176 0,0319<br />

8 0,0310 0,0629<br />

9 0,0485 0,1114<br />

10 0,0680 0,1794<br />

Als Ablehnungsbereich für die die Irrtumswahrscheinlichkeit von höchstens 0,05 erhält<br />

man daher:<br />

_ = Ó0; 1; 2; 3; 4; 5; 6; 7Ô<br />

Entscheidungsregel: Wenn bei 500 Spielen höchstens siebenmal das Erbebnis Stern-<br />

Stern auftritt, wird die Nullhypothese abgelehnt.<br />

<strong>©</strong> <strong>Mathe</strong>-<strong>Abi</strong>

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