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Erfahrungsbericht aus dem Akademischen Jahr 2011/12

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<strong>Erfahrungsbericht</strong>, Ecole nationale supérieure d’architecture et de<br />

paysage de Bordeaux:<br />

Links: Luftansicht Schulgebäude, rechts: Innenansicht Atelier<br />

Lage und Anbindung der Schule:<br />

Die Architektur-Schule von Bordeaux nennt sich Ecole nationale supérieure d’architecture et de<br />

paysage. Da dies aber ein sehr langer Name ist und man in Frankreich Abkürzungen liebt, wird sie<br />

meist „ensap“ oder „ensapBx“ genannt. Sie befindet sich ca. 7 km von Bordeaux Zentrum entfernt in<br />

einem Stadtteil namens Talence. Die Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz ist gut: zu Fuß<br />

erreicht man die nächstgelegene Bushaltestelle in 2 Minuten, die nächste Tramhaltestelle namens<br />

„Doyan Brus“ in 10 bis 15 Minuten. Gegen eine Kaution von 200€ und geringe Gebühren kann man<br />

sich sogar öffentliche Fahrräder namens VCub <strong>aus</strong>leihen. Meiner Meinung nach ist es aber das beste,<br />

sich ein billiges Fahrrad auf <strong>dem</strong> Flohmarkt zu kaufen. Hierfür bietet sich der „Marché de St.Michel“<br />

an, wo ich für 30€ ein klappriges aber fahrtüchtiges Rad gekauft habe. Praktisch ist ein Fahrrad vor<br />

allem dann, wenn unter der Woche ab Mitternacht und am Wochenende ab ein Uhr morgens keine<br />

Tram mehr fährt.<br />

Schulgebäude und Nutzung:<br />

Das Schulgebäude erscheint einem im ersten Moment und im Vergleich zur TUM winzig. Da in<br />

Bordeaux Architektur nicht an der Uni, sondern an einer eigenständigen Schule unterrichtet wird,<br />

befindet sie sich auch in einem eigenständigen Gebäude mit einer überschaubaren Schülerzahl. Dies<br />

kann von Vorteil sein, vor allem wenn man sich als Erasmus-Student zurechtfinden muss und<br />

Mitschüler kennenlernen will. In der Mitte des Geländes befindet sich „die Pyramide“, ein<br />

pyramidenförmiges Gebäude, in <strong>dem</strong> sich früher einmal eine kleine Kantine befand. Heutzutage steht<br />

die Küche aber leer und die Pyramide dient nur noch als Speisesaal für das selbst mitgebrachte Essen.<br />

Außer<strong>dem</strong> kann man in der Pyramide immer montags und donnerstags von <strong>12</strong> bis 14 Uhr<br />

Bastelmaterialien zum Modellbauen kaufen. Nebenan befindet sich der bogenförmige<br />

Verwaltungstrakt, wo sich viele Büros aneinanderreihen, man aber nie die Person antrifft, die gerade<br />

für den Fall zuständig ist. Dann gibt es noch die Ateliers (Atelier 1 bis 6), die man auf <strong>dem</strong> Foto an<br />

<strong>dem</strong> schwarzweißen Dreiecksmuster erkennt. In diesen Gebäudeteilen wird an den Projekten<br />

gearbeitet, Modelle gebaut und mit den Professoren besprochen. Weil die Inneneinrichtung aber<br />

spärlich ist und es keine festen Arbeitsplätze gibt, kann es auch mal etwas eng und chaotisch werden.<br />

Im CIAV, einem gläsernen Neubau, befinden sich Klassenräume, mehrere Computerräume und der<br />

Plotter-Raum. Wer nun aber den großen Plotter-Raum der TUM kennt, der sehr gut <strong>aus</strong>gestattet ist<br />

und 24h geöffnet hat, der sollte sich in Acht nehmen! An der ensap gibt es nämlich nur einen


einzigen Plotter, einen Farbdrucker und einen Schwarzweißdrucker. Außer<strong>dem</strong> ist der Druckerraum<br />

nur von morgens 8 bis abends 18 Uhr geöffnet und das auch nur unter der Woche!<br />

Also unbedingt dran denken, wenn man kurz vor der Abgabe noch drucken will! Zu Beginn des<br />

Semesters muss man für die Nutzung der Computer und der Drucker bezahlen: 25 € wenn man alles<br />

ein Semester lang tagsüber nutzen will, 35 € wenn man auch nachts an den PCs arbeiten will.<br />

Dementsprechend sind das also 70 € für das ganze <strong>Jahr</strong>. Hinter der Schule befindet sich das<br />

Wohnheim „Résidence Claude Ferret“, ein kreisrundes Gebäude zu <strong>dem</strong> ich später beim Thema<br />

Wohnungssuche noch was sagen werde.<br />

Studium, Stundenplan und learning agreement:<br />

Da ich nach <strong>dem</strong> 4. Semester nach Bordeaux gegangen bin, habe ich versucht, möglichst Fächer <strong>aus</strong><br />

<strong>dem</strong> 5.Semester zu belegen, auch wenn man als Erasmus-Student das Recht hat, Fächer <strong>aus</strong> allen<br />

<strong>Jahr</strong>gängen zu wählen. Auch jetzt im Nachhinein denke ich, ich würd es wieder so machen! Ich kann<br />

es nur empfehlen, möglichst in einem <strong>Jahr</strong>gang zu bleiben, da man sich durch die<br />

Klassengemeinschaft leichter tut, Mitschüler kennenzulernen. Außer<strong>dem</strong> ergibt sich beim wilden<br />

Kombinieren verschiedener Fächer und Semester das Problem, dass sich Veranstaltungen und<br />

Prüfungen überschneiden. Daher sollte man sich bei der Stundenplanwahl <strong>aus</strong>reichend Gedanken<br />

machen und sich nicht drauf verlassen, dass man von der Verwaltung oder irgendeinem Betreuer<br />

darauf hingewiesen wird, wenn eine Kombination nicht funktioniert. Meine Stundenplanwahl lief so<br />

ab, dass ich und all die anderen Neuankömmlinge in ein Klassenzimmer gesetzt wurden, man uns<br />

ellenlange Listen und Tabellen vorgesetzt hat und wir erst wieder gehen durften, als unser<br />

Stundenplan fertig war. Hier aber nicht stressen lassen! Man hat nämlich danach noch 4 Wochen<br />

lang Zeit, sein learning agreement mit <strong>dem</strong> Formular „changes to learning agreement“ zu<br />

korrigieren.<br />

Im Klartext bedeutet das, dass ich im 5.Semester das Projekt des 5.Semesters belegt habe<br />

(Abkürzung des Projektes: UE5-1-1, Abkürzung der zugehörigen Vorlesung: UE5-1-2, insgesamt 8<br />

ECTS). Dazu habe ich dann mehrere Nebenfächer des 5.Semesters belegt (UE5-3, UE5-4, UE5-5).<br />

Was außer<strong>dem</strong> zu empfehlen ist sind die Optionnels. Dabei handelt es sich um Wahlpflichtfächer des<br />

Masters. Beispielsweise gibt es Optionnels wie „L’art contemporain“, wo man einerseits über<br />

zeitgenössische Kunst spricht und andererseits auch selbst plastische Kunst macht. Im Optionnel<br />

„Scénographie“ haben wir ein Bühnenbild für eine Theateraufführung von Shakespeares<br />

Mittsommernachtstraum entworfen. Diese Wahlpflichtfächer werden mit 4 ECTS bewertet und sind<br />

eine schöne Abwechslung zu den anstrengenden Projekten.<br />

Zur Allgemeinen Ausrichtung der Schule kann man sagen, dass sie sehr künstlerisch ist und sehr viel<br />

Wert auf Urbanistik gelegt wird. Bei Projekten arbeitet man sehr lange an großen Maßstäben, um<br />

beispielsweise im 1/5000 das Zusammenspiel des Neub<strong>aus</strong> mit den bereits vorhandenen Gebäuden<br />

zu perfektionieren, während erst kurz vor der Abgabe zum 1/100 übergegangen wird. Maßstäbe wie<br />

1/20 oder 1/10 sind kaum von Bedeutung. Dementsprechend sind auch die Konstruktions- oder<br />

Statik-Vorlesungen weit unter <strong>dem</strong> Niveau der TU, wodurch man sich auch als Fremdsprachler ohne<br />

weiteres trauen kann, einen Holzbau- oder Stahlbau-Kurs zu belegen.<br />

Sprachkurse:<br />

Bereits eine Woche vor Beginn des Semesters fand ein Sprachkurs statt. Dazu mussten wir einen<br />

Sprachtest schreiben und wurden anschließend entsprechend unserem Sprachniveau in zwei<br />

Gruppen aufgeteilt. Dieser Kurs war sehr hilfreich, sprachlich und sozial, da man dort bereits erste<br />

Kontakte knüpfen konnte.<br />

Während des Semesters wurde von der Architektur-Schule kein Sprachkurs angeboten. Sprachkurse<br />

an einer anderen Uni sind möglich, kosten aber Zeit und Geld. Ich für meinen Teil habe mich


stattdessen lieber etwas mehr mit meinen französischen Mitschülern unterhalten, da das der beste<br />

Sprachkurs ist, den man haben kann <br />

Verpflegung:<br />

Wie gesagt, besitzt die Uni kein eigene Mensa, dafür befindet sich aber auf der gegenüberliegenden<br />

Straßenseite eine Bäckerei. 1km weiter findet man einen Lidl.<br />

Wohnungssuche:<br />

Zu Beginn wurde mir von Joelle Creuzin (Service für internationale Beziehungen der ensap) ein<br />

Zimmer im Wohnheim „Village 5“ vorgeschlagen. Mir gefiel zwar der Preis mit 140€ monatlich,<br />

jedoch habe ich durch mehrere <strong>Erfahrungsbericht</strong>e her<strong>aus</strong>gefunden, dass die Zimmer winzig und<br />

teilweise voller Kakerlaken sein sollen. Daher habe ich dankend abgelehnt und mir etwas anderes<br />

gesucht. Letztendlich habe ich im Wohnheim „Résidence Claude Ferret“ ein Zimmer bekommen<br />

(21m², eigenes Bad, eigene Küche, 380€). Dieses Wohnheim wird nicht wie das Village 5 vom CROUS<br />

(Studentewerk) vermietet, sondern von DOMOFRANCE. Die Internetadresse lautet<br />

www.domofrance.fr , anschließend klickt man auf >logements étudiants>nos résidences>Résidence<br />

Claude Ferret.<br />

Was man auch noch unbedingt wissen muss, ist, dass die französische Familienkasse „allocation<br />

familiale“ je<strong>dem</strong> Studenten (egal ob Franzose oder Ausländer) einen Wohnungszuschuss namens CAF<br />

gibt. Dabei erhält man meist 1/3 der Miete zurückerstattet.<br />

Das bedeutet also, dass ein Zimmer im Village 5 nicht mehr 140€ sondern nur noch 80€ kostet. Daher<br />

mein Tip: Wer bereits von zu H<strong>aus</strong>e <strong>aus</strong> eine schöne Wohnung findet, hat Glück, und wer nichts<br />

findet, mietet sich einen Monat lang im Village 5 ein und sucht dann vor Ort nach einer anderen<br />

Wohnung.<br />

Ob man sich eine Wohnung der Näher der Schule in Talence sucht, oder ob man im Stadtzentrum<br />

wohnen will, muss jeder selber wissen. Das kommt nämlich ganz darauf an welche Prioritäten man<br />

hat: Bei Talence ist man schnell in der Schule, hat aber Schwierigkeiten nach <strong>dem</strong> feiern und<br />

weggehen wieder nach H<strong>aus</strong>e zu kommen. Wohingegen Stadtzentrum zum Weggehen einlädt, man<br />

sich aber mit seinen sperrigen Modelle in die Tram zwängen muss.<br />

Girokonto:<br />

Wissenswert: Um ein Bankkonto eröffnen zu können, muss man ein Zimmer/Wohnung gefunden<br />

haben und eine feste Anschrift besitzen. Ansonsten ist das Eröffnen eines Kontos kein Problem.<br />

Einfach zur Bank hingehen und mit denen reden. Die französische Kreditkarte heißt übrigens „Carte<br />

bleue“ und es ist in Frankreich sehr üblich mit Scheck zu bezahlen!<br />

Handy:<br />

Für das Handy wählt man eine Prepaid-Karte, oder einen Vertrag, der sich aber nur lohnt, wenn man<br />

1 <strong>Jahr</strong> lang bleibt.<br />

Versicherung:<br />

Was die Versicherung angeht, muss man sich keine Sorgen machen. Zusätzlich zur deutschen/euro<br />

Versicherung braucht man noch eine zusätzliche französische, ohne die man sich an keiner<br />

französischen Uni einschreiben kann. Jedoch sind am Tag der Einschreibung einige Vertreter von<br />

Versicherungen im Schulgebäude, um neue Kunden zu gewinnen. Zumindest lief es bei mir damals so<br />

und ich gehe davon <strong>aus</strong>, dass es auch in Zukunft so ablaufen wird. Ich musste damals für eine<br />

Versicherung bei „Vittavi“ einmalig 15€ zahlen und damit war die Sache erledigt.


An-und Abreise:<br />

Zwischen Bordeaux und München gibt es leider keine direkte Flugverbindung, daher muss man<br />

immer über Paris oder Amsterdam fliegen. Dementsprechend ist der Preis bei ca. 300€. Eine<br />

Alternative ist Zugfahren! Wer Zug fahren will, sollte sich die „Carte <strong>12</strong>/25“ zulegen, die einmalig 50€<br />

kostet, ein <strong>Jahr</strong> lang gültig ist und durch die man lohnende Vergünstigungen auf Tickets bekommt.<br />

Mit <strong>dem</strong> Zug von Bordeaux nach München über Strasbourg braucht man <strong>12</strong> Stunden. Man kann aber<br />

auch kombinieren und mit <strong>dem</strong> Zug bis Paris und dann mit <strong>dem</strong> Flugzeug weiter.<br />

Stadt- und Nachtleben:<br />

Bordeaux ist eine wunderschöne Stadt!!! Sie ist Weltkulturerbe, Welthauptstadt des Weines und es<br />

ist immer etwas geboten. Durch Veranstaltungen wie das Weinfest Ende Juni, die Nacht der Musik<br />

oder Evento wird einem nie langweilig. Außer<strong>dem</strong> sind auffällig viele junge Leute und Studenten<br />

unterwegs, die bis in die frühen Morgenstunden in den kleinen Gassen von St.Pierre sitzen und ein<br />

Glas Wein trinken. Entlang der Garonne kann man wunderschön spazieren gehen und sich dann an<br />

den Spiegelbrunnen, den „mirroir d’eau“, setzen. Die „Rue St.Katherine“ ist eine schöne<br />

Shoppingstraße und führt vom Großen Theater bis hin zum „Place de la Victoire“.<br />

Fazit:<br />

Auch wenn die Schule hin und wieder etwas verplant war, habe ich ein schönes <strong>Jahr</strong> verbracht.<br />

Bordeaux ist eine wunderschöne Stadt und die Leute sind nett. Jedoch muss man ihnen zeigen, dass<br />

man sich anpassen und Französisch sprechen will. Mittelmäßige bis gute Französisch -Kenntnisse<br />

sollte man schon haben.<br />

Also: Nicht unterkriegen lassen und die schöne Zeit genießen!!!<br />

Links: Wohnheim Résidence Claude Ferret neben Schulgebäude, rechts: Kirchturm St.Michel

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