Erfahrungsbericht aus dem Akademischen Jahr 2010/11
Erfahrungsbericht aus dem Akademischen Jahr 2010/11
Erfahrungsbericht aus dem Akademischen Jahr 2010/11
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ecole Polytechnique Fédérale de L<strong>aus</strong>anne<br />
<strong>Erfahrungsbericht</strong> einer Diplomstudentin<br />
September <strong>2010</strong> – August 20<strong>11</strong><br />
Vorbereitung<br />
Zu Beginn des 6. Semesters meines Architekturstudiums, entschied ich mich, einen Teil meines Studiums<br />
im Ausland zu verbringen. Deshalb informierte ich mich an der TU München über die Möglichkeiten eines<br />
Auslandsaufenthalts. Meine Wahl fiel hierbei auf die französischsprachige Schweiz und die Ecole<br />
Polytechnique Fédérale de L<strong>aus</strong>anne. Meine Gründe für diese Entscheidung waren erstens der gute Ruf<br />
und das internationale Angebot an dieser Schweizer Universität; zweitens die Verbesserung der<br />
französischen Sprachkenntnisse und drittens die Stadt am Genfer See architektonisch interessant ist.<br />
Nach<strong>dem</strong> ich erfahren hatte, dass meine Bewerbung erfolgreich war und mein Aufenthalt in der Schweiz<br />
feststand, bekam ich einige Wochen später die offizielle Zusage der EPFL und zugleich<br />
Informationsbroschüren für die Auslandsstudenten zugeschickt. Dazu gehörten Informationen zu<br />
Versicherung, Wahl der Kurse und Professoren, Sprachkurse, Einführungsveranstaltungen und einen<br />
Stadtplan von L<strong>aus</strong>anne. Auch wurde mir sogleich mein Email-Account an der EPFL bereitgestellt. Also<br />
meldete ich mich zum Intensiv-Sprachkurs an der EPFL an. Dieser Kurs wurde von meiner Gastuniversität<br />
organisiert und dauerte drei Wochen vom 23.8-10.9.10 täglich von 13:30-17:00. Um teilzunehmen, reichte<br />
eine Online-Anmeldung von Seiten der EPFL, bei der man gleich in verschiedene Sprachnive<strong>aus</strong> eingeteilt<br />
wurde. Der Sprachkurs war sehr hilfreich und hat meine Französisch Kenntnisse deutlich verbessert.<br />
Außer<strong>dem</strong> habe ich bereits erste Bekanntschaften mit anderen Aust<strong>aus</strong>chstudenten gemacht.<br />
Unterkunft im Gastland<br />
Meine Wohnung in L<strong>aus</strong>anne fand ich über den privaten Wohnungsmarkt. Zwar schickte ich auch 6 Monate<br />
vor meinem Aufenthalt Bewerbungen an verschiedene Studentenwohnheime, jedoch bekam ich darauf<br />
entweder gar keine oder eine negative Antwort. So suchte ich privat Wohnungen im Internet und wurde auf<br />
www.students.ch fündig. Ich besichtigte drei Wohnungen etwa zweieinhalb Monate vor Semesterbeginn<br />
und bekam glücklicherweise eine Zusage von einer 4er WG in einer sehr schönen ruhigen und doch<br />
zentralen Lage. Wie sich im Nachhinein her<strong>aus</strong>stellte, hatte ich wirklich Glück mit der Wohnungssuche, da<br />
ich viele andere Aust<strong>aus</strong>chstudenten kennenlernte, die die ersten Monate in Jugendherbergen verbrachten<br />
oder sogar in Zelten vor der EPFL geschlafen haben. Hilfe von der EPFL musste ich deshalb nicht in<br />
Anspruch nehmen, mir wurde aber gesagt, dass zu Anfang des Semesters eine Liste mit leerstehenden<br />
Zimmern <strong>aus</strong>geteilt wurde, an diejenigen, die noch keine Unterkunft gefunden hatten. Im Allgemeinen ist der<br />
Wohnungsmarkt in L<strong>aus</strong>anne sehr schwierig und ich empfehle deshalb je<strong>dem</strong>, sich schnellst möglich darum<br />
zu kümmern, sobald der Auslandsaufenthalt feststeht. Was die Kosten betrifft, so zahlte ich 580 CHF (=450<br />
Euro inklusive Nebenkosten) für mein WG Zimmer (16m²).<br />
Das Studium an der EPFL<br />
Es gibt ein Sommer- und Wintersemester, die jedoch zeitlich stark versetzt sind im Vergleich zu München.<br />
So hatte ich zwischen <strong>dem</strong> Semester in München (Anfang August) und <strong>dem</strong> ersten Semester in L<strong>aus</strong>anne<br />
(Mitte September) nur knapp einen Monat, um den Umzug und alle anderen Erledigungen vorzubereiten.<br />
Hingegen nach <strong>dem</strong> Sommersemester (Ende Juni) hatte ich 4 Monate frei bis zum Beginn des Semesters in<br />
München, die ich für ein Praktikum in L<strong>aus</strong>anne nutzte.<br />
Anfangs viel mir die Umstellung der Sprache recht schwer, jedoch gewöhnte mich schnell daran, mich<br />
weitestgehend auf Französisch zu verständigen und zu kommunizieren. Der Intensiv-Sprachkurs half mir,<br />
meine Hemmungen zu überwinden, die Sprache auch anzuwenden. Es traten natürlich immer wieder<br />
Situationen auf, in denen es mir schwer fiel, mich auf Französisch <strong>aus</strong>zudrücken, doch bemerkte ich<br />
schnell, dass der Großteil an der Universität und auch in der Stadt Basiskenntnisse in Deutsch und Englisch<br />
besaßen. Somit konnte ich im mich im Notfall auch auf Englisch verständigen. Auch wurden in den meisten<br />
Kursen, die ich besuchte, die Möglichkeit angeboten, auf Englisch zu präsentieren und zu kommunizieren.<br />
Basiskenntnisse im Französischen sind also empfehlenswert aber nicht unbedingt nötig.<br />
Der Aufbau der Semester ist ähnlich wie in München. In meinem Fachbereich Architektur steht wie auch in<br />
München der Entwurf an erster Stelle und stellt den Schwerpunkt des Semesters mit 13 Credits da.<br />
Vertiefungsfächer werden als „Unité enseignement“ angeboten, und zählen 6 Credits. Diese werden wie der
Entwurf mit einem Computerverfahren vergeben, bei <strong>dem</strong> man aber eine Wunschliste mit Präferenzen<br />
erstellen kann. Ergänzungsfächer können wie in München frei <strong>aus</strong>gewählt werden und man erhält 3 Credits<br />
nach erfolgreich abgelegter, meist mündlicher Prüfung.<br />
Hingegen wird beim Vertiefungsfach und <strong>dem</strong> Entwurf die Schlusspräsentation als Prüfung anerkannt. Da<br />
das Notensystem sehr ähnlich aufgebaut ist, erfolgt die Anerkennung der erhaltenen Credit-points<br />
problemlos. Auch war es möglich, meine Kurswahl, die ich bereits schon vor Antritt des Semesters noch in<br />
München festlegen musste, zu ändern. Die EPFL stellte hierzu die ersten zwei Wochen des Semesters zum<br />
Kennenlernen der Kurse zur Verfügung, um sich anschließend für die Kurse endgültig einzuschreiben, für<br />
die man sich interessierte.<br />
Bei auftretenden Problemen wie Anmeldungen zu Prüfungen, Verständnisproblemen von Formularen oder<br />
Anerkennung der Noten habe ich stets Hilfe von Kommilitonen oder vom „service etudiants“ (jederzeit<br />
Ansprechpartner für die Aust<strong>aus</strong>chstudenten) bekommen.<br />
Zwar ist die EPFL räumlich etwas außerhalb von der Stadt gelegen, sie ist aber gut mit der Metro vom<br />
Zentrum L<strong>aus</strong>anne in 15 Minuten erreichbar.<br />
Der Campus erstreckt sich dafür über eine sehr große Fläche und ist fast vergleichbar mit einer kleinen<br />
Stadt. Neben einem Reisebüro, Bahnschalter und einem Supermarkt, gibt es auch eine Post und einen<br />
eigenen Shop für Bücher und Schreibwaren, der sich in <strong>dem</strong> neu erbauten Rolex Learning Center befindet.<br />
Neben Restaurant, Cafeteria, einer Bank und einer gut sortierten Bibliothek (leider etwas abgelegen vom<br />
Architekturgebäude), bietet es (Rolex Learning Center) zahlreiche Arbeitsplätze und erholsame Ruhezonen<br />
für Studenten. Zur Prüfungszeit jedoch, sind diese sehr beliebt und man bekommt keinen freien Platz mehr<br />
nach 9 Uhr.<br />
Die Essensmöglichkeiten sind vielfältig (insgesamt 6 Mensen, einem Pizza und- Dönerstand) die Preise<br />
jedoch entsprechend teuer.<br />
Das Architekturgebäude ist günstig gelegen und zeichnet sich durch neue, moderne und durch Tageslicht<br />
belichtete Vorlesungssäle <strong>aus</strong>. Auch der Computerraum ist bestens <strong>aus</strong>gestattet und verspricht ein<br />
angenehmes Arbeitsumfeld. Anders zu München sind die vorgeschriebenen Öffnungszeiten der<br />
Druckerräume, die besonders vor den Endabgaben manchmal sehr schlecht koordiniert waren und es zu<br />
langen Wartezeiten kam, da nicht immer alle Plotter gleichzeitig zur Verfügung standen.<br />
Alltag und Freizeit<br />
Insgesamt habe ich monatlich circa 1200 CHF <strong>aus</strong>gegeben.<br />
Die Monatsmiete belief sich in meiner WG auf 585 CHF, zuzüglich 16 CHF für Internet und Radio.<br />
Die restlichen 600 CHF sind für Essen, Ausflüge, Materialien und Druckerkosten an der EPFL und<br />
Freizeitbeschäftigungen genutzt worden.<br />
Die EPFL bietet ein reichhaltiges Sportangebot, dass sich von allen Wassersportarten wie Surfen, Segeln,<br />
Kanufahren bis zu Hallensportarten, aber auch Tanz, Fitness und Wintersportarten erstreckt. Da es für<br />
Schweizer Verhältnisse nicht sehr viel kostet, ist es relativ beliebt und eine frühe Anmeldung ist<br />
empfehlenswert. Den ERASMUS Studenten wurde ein großes kulturelles, vielfältiges Angebot an<br />
Wanderungen, Besichtigungen von Schlössern und Städten (fast alle Großstädte der Schweiz), Weinproben,<br />
Festivals und anderen tollen Sehenswürdigkeiten geboten, für das meistens eine Anmeldung eine Woche<br />
vorher erforderlich war. Im Winter konnte man fast jedes Wochenende an verschiedenen Ski<strong>aus</strong>flügen in<br />
den umliegenden Skigebieten teilnehmen. Organisiert wurden die Ausflüge vom<br />
x-change Programm für Aust<strong>aus</strong>chstudenten, das ebenfalls jeden Mittwoch zu einer Pubnight in<br />
verschiedenen Bars und Clubs in L<strong>aus</strong>anne zu ansprechenden Studentenpreisen einlud. Hierbei habe ich<br />
schnell Anschluss gefunden und viele neue Leute kennengelernt und mein internationales Netzwerk gut<br />
<strong>aus</strong>gebaut. Mit den Schweizer Studenten selber erwies sich die Kontaktaufnahme anfangs als eher<br />
schwierig, da man wirklich deutlich zeigen muss, wenn man den Kontakt zu ihnen sucht. Hat man jedoch<br />
einmal den Anschluss gefunden, erweisen sie sich als sehr hilfsbereit und freundlich.Ein weiterer<br />
Sprachkurs wurde ebenfalls neben <strong>dem</strong> Studium 1,5 Stunden pro Woche angeboten, den ich jedoch nicht<br />
besuchte, da ich meine Sprachkenntnisse durch Sprechen mit Einheimischen Studenten verbessern und<br />
fördern wollte.<br />
Das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel in L<strong>aus</strong>anne ist etwa halb so groß wie das in München. Neben<br />
lediglich 2 Metros, gibt es circa 25 Busse, die jedoch ebenso wie die Metros nicht später als Mitternacht<br />
fahren. Am Wochenende kann man zu später Stunde sogenannte „Pyjama Busse“ zur Heimfahrt nutzen.<br />
Zwar ist das Verkehrsnetz nicht sehr groß, dafür glänzt es aber mit Pünktlich- und Zuverlässigkeit.<br />
Im Gegensatz zu München sind die Preise der Tickets verhältnismäßig auch bezahlbar und es gibt viele<br />
Studentenrabatte. Auch die Schweizer Bahnen bieten viele günstige Angebote für Studenten und Personen<br />
unter 26 <strong>Jahr</strong>e. So kaufte ich mir für ein <strong>Jahr</strong> den sogenannten „Demi tarif und
voie 7“ für 250 CHF, der ähnlich wie die Bahncard 50 gilt, aber zusätzlich ab 7 Uhr abends kostenloses<br />
Benutzung alle Schweizer Züge ermöglicht. Somit reiste ich recht viel mit dieser Vergünstigung durch die<br />
Schweiz und ich habe einen unfassbar schönen Eindruck von der Schweiz bekommen, der mich für mein<br />
weiteres Studium in Architektur auch sehr geprägt hat.<br />
Meiner Ansicht nach bietet L<strong>aus</strong>anne eine wirklich sehr hohe Lebensqualität. Die am Hang- und gleichzeitig<br />
an der Längsseite des Genfer Sees gelegene Stadt bietet traumhafte Ausblicke und zugleich besitzt sie eine<br />
Mischung <strong>aus</strong> französischem und deutschem Flair. Das Wetter und Klima ist ähnlich wie in München, ich<br />
habe einen starken Winter und einen traumhaften Frühling erleben dürfen und hatte das Glück, auch den<br />
Sommer hier verbringen zu dürfen.<br />
Kompetenz und Lernerfolg<br />
Insgesamt kann mein Auslandsaufenthalt hier in der Schweiz als sehr positiv betrachtet werden. Ich habe<br />
sowohl sprachlich viele Fortschritte gemacht, als auch fachlich viele neue Erfahrungen und Kenntnisse<br />
gesammelt. Die Schweizer Architektur, die ich an der Universität kennenlernen durfte, hat in mir große<br />
Neugier und Ehrgeiz erweckt, mein Studium schnellstmöglich in München zu beenden und bald wieder in<br />
die Schweiz zurückzukehren. Somit hat dieser Auslandsaufenthalt in L<strong>aus</strong>anne mir nicht nur ein<br />
unvergessliches <strong>Jahr</strong> beschert, sondern ebenfalls meine Zukunftspläne stark beeinflusst. Aus diesem Grund<br />
habe ich meinen Aufenthalt auch um 3 Monate verlängert, um ein Praktikum in einem Schweizer<br />
Architekturbüro zu machen und auch hier bereits wichtige Erfahrungen zu sammeln.<br />
Fazit<br />
Meine beste Erfahrung war die Kombination <strong>aus</strong> der Schweizer Architektur, die mir hier sowohl in der<br />
Universität als auch im Architekturbüro näher gebracht wurde, den neuen Freunden, die ich gefunden habe<br />
und das gleichzeitig mit meiner Lieblingssprache Französisch und der traumhaften Stadt am See zu<br />
verbinden.