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pdf-download Teil 2 - Magazin Freiheit für Tiere

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Rif öffnet die Augen<br />

Als der junge Fuchs Rif im Mai zum ersten Mal die Augen öffnet,<br />

ist er knapp zwei Wochen alt. Seit seiner Geburt sind er und<br />

seine beiden Geschwister <strong>für</strong>sorglich von ihrer Mutter gepflegt worden;<br />

in den wärmenden Pelz der Füchsin gekuschelt, hat die schützende<br />

Enge des Fuchsbaus die anfangs noch blinden und tauben<br />

Fellknäuel von allen Unbilden der Außenwelt abgeschirmt. Ihr<br />

graubrauner Pelz macht es zu diesem Zeitpunkt schwer, die nur<br />

wenig mehr als maulwurfgroßen jungen Füchse von Hundewelpen<br />

zu unterscheiden. Noch lassen die tapsigen Bewegungen der Kleinen<br />

kaum darauf schließen, dass Rif und seine Geschwister eines<br />

Tages zu geschickten und intelligenten Mitgliedern der erfolgreichsten<br />

Beutegreiferart unseres Planeten heranwachsen werden.<br />

Eine neue, unbekannte Welt tut sich <strong>für</strong> Rif auf<br />

Nach gut zwei weiteren Wochen inspiziert Rif unter den wachsamen<br />

Augen seiner Mutter zum ersten Mal den Ausgang des Fuchsbaus.<br />

Nervös schnuppernd und staunend in eine <strong>für</strong> ihn vollkommen<br />

neue und gänzlich unbekannte Welt blickend, wagt er sich als<br />

erstes nach draußen, gefolgt von seinen zwar ebenso neugierigen,<br />

aber weniger mutigen Geschwistern. Tollpatschig erkunden die<br />

Jungfüchse ihre Umgebung mit Augen, Nase, Pfoten und natürlich<br />

den bereits beachtlich scharfen Milchzähnen und beginnen schon<br />

bald, sich gegenseitig zu jagen und miteinander zu balgen. Auch ihre<br />

Eltern, allem voran deren buschige Schwänze, müssen nicht selten<br />

als Spielzeug herhalten. Solange die Situation es erlaubt, verlassen<br />

die erwachsenen Füchse ihren Wachtposten am Bau <strong>für</strong> einige Zeit<br />

und gehen auf die Spielaufforderungen von Rif und seinen<br />

Geschwistern ein, doch sobald auch nur ein Hauch von Gefahr auszumachen<br />

ist, signalisieren sie ihren Jungen durch einen lauten<br />

Warnruf, sofort im sicheren Bau zu verschwinden. Bleibt die Gefahr<br />

bestehen, oder empfinden die Füchse den Bau nicht mehr als sicher<br />

- beispielsweise, weil daran menschliche Gerüche wahrzunehmen<br />

sind -, zieht die gesamte Fuchsfamilie kurzerhand in ein Ausweichquartier<br />

um.<br />

Rifs Familie hält zusammen<br />

Foto: Krautwurst<br />

Im Spiel der Fuchswelpen bildet sich schon früh eine Hierarchie<br />

heraus. Rif, als der stärkste und mutigste der Kleinen, kann seinen<br />

Platz dabei ohne Schwierigkeiten behaupten und erwirbt so das<br />

Vorrecht, bei der Verteilung<br />

der elterlichen Jagdbeute der<br />

erste zu sein. Fuchskinder werden<br />

bis zu einem Alter von<br />

acht bis zwölf Wochen von<br />

ihrer Mutter gesäugt, bekommen<br />

jedoch gegen Ende dieser<br />

Zeit bereits feste Nahrung, die<br />

von Fuchs und Füchsin erbeutet<br />

und zum Bau gebracht wird.<br />

Rifs Vater beteiligt sich aufopferungsvoll<br />

an der Aufzucht<br />

der Jungfüchse, versorgt sie<br />

und ihre Mutter mit Essbarem<br />

und spielt mit dem Nachwuchs.<br />

Gerade das Spielen ist<br />

<strong>für</strong> junge Füchse enorm wichtig:<br />

Im Spiel trainieren die<br />

Welpen bedeutende Fähigkeiten,<br />

die sie <strong>für</strong> ihr späteres<br />

Leben brauchen, können Verhaltensweisen<br />

ausprobieren,<br />

ohne die oftmals fatalen Konsequenzen<br />

des wirklichen Lebens<br />

<strong>für</strong>chten zu müssen - und<br />

haben allem Anschein<br />

nach auch<br />

noch eine<br />

Menge Spaß dabei.<br />

Vorbereitung auf das<br />

Fuchs-Leben<br />

Im Juli beginnen Rif und<br />

seine Geschwister schließlich,<br />

den <strong>für</strong> Füchse so wichtigen<br />

Beutesprung zunächst an Insekten,<br />

später dann an lebenden<br />

Beutetieren, die ihre Eltern<br />

ihnen von der Nahrungs-<br />

Foto: <strong>Freiheit</strong> <strong>für</strong> <strong>Tiere</strong><br />

suche mitbringen, zu üben. Ziel<br />

ist es dabei, sich mit seinen<br />

kräftigen Hinterläufen in die<br />

Luft zu katapultieren, die Beute<br />

- in aller Regel Mäuse - mit den<br />

Vorderpfoten zu Boden zu drücken<br />

und schließlich mit den<br />

Zähnen zu töten. Dem Ideal<br />

eines eleganten, millimetergenau<br />

gezielten »Mäusesprungs«<br />

kommen Rifs erste Versuche<br />

jedoch nicht einmal nahe - bis<br />

die Technik perfektioniert ist,<br />

erfordert es schon einige Monate<br />

intensiven Übens.<br />

Immerhin hat Rifs Fellfarbe<br />

sich mittlerweile von dem<br />

Graubraun seiner frühen Kindheit<br />

zu der schönen Zeichnung<br />

entwickelt, die <strong>für</strong> Füchse so<br />

typisch ist: Das Fell ist dicht<br />

und leuchtend rot, der hellgraue<br />

bis weiße Pelz an Brust,<br />

Bauch und Beininnenseiten<br />

steht in prächtigem Kontrast<br />

zu dem Schwarz von<br />

Pfoten und<br />

Ohren, und der<br />

buschigen Schwanz, Zierde<br />

eines jeden Fuchses, endet in<br />

einer leuchtend weißen Spitze.<br />

Nach all der Familienidylle der<br />

vergangenen Monate wird das<br />

Leben in dem Revier, das Rif<br />

sich mit seinen Eltern und<br />

Geschwistern teilt, im September<br />

langsam unruhiger. Die<br />

Füchse verbringen nur noch<br />

wenig Zeit im Bau, und anstatt<br />

mit seinen Geschwistern zu<br />

<strong>Freiheit</strong> <strong>für</strong> <strong>Tiere</strong> - Natur ohne Jagd 115

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