1 Sehr geehrter Herr Stadtrat Becker, sehr geehrte Damen und ...
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Die nun - neben der eilends erteilten großen Herausforderung „Mündigkeit“ weiteren Herausforderungen<br />
des Wohnens <strong>und</strong> der Nachbarschaft betreffen vor allem den demographischen<br />
Wandel, mit dem ich Sie jetzt aber nicht strapazieren möchte.<br />
Als Fußnote <strong>und</strong> pointiert nur soviel, dass analog der Prognosen des statistischen B<strong>und</strong>esamtes<br />
die deutsche Gesellschaft bis zum Jahr 2050 - 15 Millionen Menschen verlieren wird,<br />
zwanzig Prozent der Verbleibenden über 65 Jahre alt sein werden, die Zuwanderung bis auf<br />
20% in der Gesamtbevölkerung anwächst <strong>und</strong> alle die, sich heute immer noch in der, übrigens<br />
durchaus angenehmen, Gesellschaft einer Randgruppe befinden - Migranten, Alte, Arme -<br />
demographisch die tragenden Säulen unserer Bevölkerung sein werden.<br />
Meine <strong>sehr</strong> verehrten <strong>Damen</strong> <strong>und</strong> <strong>Herr</strong>en, gestatten Sie mir den abschließenden Ausblick -<br />
Die - ausschließliche - Orientierung eines Mietverhältnisses an kurzfristigen Kapitalerträgen,<br />
an dynamischen cash - flow - Betrachtungen, an dem erzielbaren Return - on - Investment<br />
mag zwar dem ein oder anderen vorübergehend die Sinne vernebeln, aber der dem Gemeinwohl<br />
verantwortete Vermieter wird alles daran setzen, mit seiner Vermietungspolitik<br />
Nachbarschaften zu stärken, soziale Netze zu stabilisieren <strong>und</strong> „Möglichkeitsräume für<br />
Nachbarschaft“ zu schaffen.<br />
Neben den wertvollen menschlichen, moralischen <strong>und</strong> sozialen Impulsen für das Gemeinwesen<br />
einer Stadt, die durch Ihr großes <strong>und</strong> - besonderes - nachbarschaftliches Engagement<br />
geschaffen werden <strong>und</strong> für die Sie hier heute alle geehrt werden, schafft dieses<br />
Engagement im Besonderen auch volkswirtschaftliche Effekte <strong>und</strong> Kapital im Bereich<br />
der „weichen Standortfaktoren“ einer Stadt.<br />
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass diese „weichen Standortfaktoren“ für<br />
Investoren ähnlich wichtig sind wie Steuern, Abgaben, Gr<strong>und</strong>stückspreise, Subventionen<br />
<strong>und</strong> die infrastrukturellen Voraussetzungen, d. h., ebenso wichtig wie die harten<br />
Standortfaktoren, die eine Stadt für die Wirtschaft attraktiv machen.<br />
Ich erlaube mir deshalb, Ihnen auch für die Wohnungswirtschaft unseren Dank <strong>und</strong><br />
auch unsere große Anerkennung für Ihr nachbarschaftliches Engagement aussprechen,<br />
das nicht nur volkswirtschaftliche-, sondern auch betriebswirtschaftliche Effekte erzielt.<br />
Ressourcen <strong>und</strong> Mittel, die nicht für Konfliktmanagement, Versicherungsprämien, Räumungsklagen,<br />
Renovierungen bei Wohnungswechsel geb<strong>und</strong>en werden, können stattdessen<br />
in die bedarfsgerechte Sanierung unseres Wohnungsbestandes investiert werden<br />
<strong>und</strong> nutzen damit wiederum allen Mietern.<br />
Alfred Polgar wird mit den Worten zitiert „dass nicht so <strong>sehr</strong> die Häuser eine Stadt formen,<br />
sondern die Menschen, die darin wohnen.“<br />
Ich glaube, diese durchaus richtige Wahrnehmung enthebt unsere Stadtplaner nicht von ihrer<br />
vorrangigen Aufgabe, in ihren technischen Planungen den Erfordernissen zeitgenössischer<br />
Architektur <strong>und</strong> Stadtplanung Rechnung zu tragen, verpflichtet sie aber gleichermaßen, sich<br />
integrierten Lösungsansätzen für Stadtplanung weiterhin zu öffnen <strong>und</strong> der „sozialen Dimension<br />
der Stadt“ „in gleicher Augenhöhe“ zu begegnen, um auch zukünftig mit Stadtplanung<br />
Orte <strong>und</strong> „Möglichkeitsräume“ für Ihr, herausragendes, Engagement zu schaffen.<br />
Marion Schmitz-Stadtfeld<br />
Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte Wohnstadt<br />
Leiterin Geschäftsfeld Integrierte Stadtentwicklung<br />
Oktober 2006<br />
marion.schmitz-stadtfeld@naheimst.de<br />
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