Der Engelsstift - Mai - Juni - Juli 2013 - Theodor Fliedner Stiftung
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Auf ein Wort ...<br />
Ich sitze mit meiner Mutter auf der Bank in<br />
ihrem Garten.<br />
„Die Menschen sind schon merkwürdig!“, sagt<br />
sie. „Erst habe ich gebetet, dass der kleine<br />
Baum im Garten anschlägt und jetzt, wo er groß<br />
ist, bete ich, dass er beim Fällen nichts kaputt<br />
macht. Erst möchte man als Kind möglichst<br />
schnell erwachsen werden; doch als Erwach sener<br />
wäre man so gerne wieder ein Kind. Erst setzt<br />
man seine Gesundheit auf’s Spiel um Geld zu<br />
verdienen und dann gibt man sein Geld dafür<br />
aus wieder gesund zu werden. Erst lebt man,<br />
als würde man niemals sterben und dann stirbt<br />
man, als hätte man niemals richtig gelebt.<br />
Und statt unser Herz an Gott zu hängen und die<br />
Dinge dieser Welt zu gebrauchen, hängen wir<br />
unser Herz an die Dinge dieser Welt und gebrauchen<br />
Gott, der gefälligst unsere Wünsche zu<br />
erfüllen hat – ansonsten lassen wir ihn fallen.“<br />
2<br />
Wir schweigen eine Weile.<br />
„Was hast du im Alter gelernt?“, frage ich sie.<br />
Langsam gibt sie mehrere Antworten: „Sich helfen<br />
lassen zu können ist genauso wichtig wie<br />
helfen. Es ist nicht förderlich sich mit Anderen<br />
zu vergleichen. <strong>Der</strong> ist wirklich reich, der liebe<br />
Menschen an seiner Seite hat. Und manchmal ist<br />
es das Wichtigste sich selber zu vergeben.<br />
Ich habe im Alter neu die GNADE lieben gelernt,<br />
dass ich bei Gott leere Hände haben darf, weil<br />
er mich dann an seine Hand nehmen kann.<br />
Und wenn ich dem Tod schon nicht entkommen<br />
kann, dann will ich ihm wenigstens – mit Gott an<br />
der Seite – zuversichtlich ins Gesicht schauen.“<br />
Mit den besten Wünschen für gute Gespräche<br />
auf der Parkbank im kommenden Frühling<br />
Pfarrer Achijah Zorn<br />
Seelsorger in der Altenwohnanlage Großenbaum