4 ERGEBNISSE - Forstkammer Baden-Württemberg
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4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Der erste Teil der Ergebnisse widmet sich der Darstellung der Struktur- und Naturaldaten der Wälder<br />
in den Landkreisen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s. Nach einigen wenigen, die gesamte Waldfläche einbeziehenden<br />
Darstellungen, erfolgt im Weiteren die Fokussierung auf den Kleinprivatwald unter<br />
zehn Hektar. Datenbasis sind insbesondere die vom MLR zur Verfügung gestellten Auswertungen<br />
und die schriftlichen Befragungen bei den Landkreisen.<br />
Anschließend werden – unter Einbeziehung von Forschungskenntnissen – die Ergebnisse zur Frage<br />
nach den Nutzungshemmnissen im Kleinprivatwald vorgestellt und diskutiert.<br />
Aus zwei unterschiedlichen Perspektiven wird der Kleinprivatwald anschließend betrachtet und<br />
die Analyseergebnisse vorgestellt: Zum einen werden die Forstbehörden und die Interessenvertretungen<br />
der Waldbesitzer als Schlüsselakteure betrachtet (Aufbaustruktur). Zum anderen erfolgt<br />
eine Darstellung und Bewertung von Prozessen und Instrumenten im Umfeld des Kleinprivatwaldes<br />
(Ablaufstruktur).<br />
4.1 Struktur- und Naturaldaten des Kleinprivatwaldes<br />
Die im Rahmen des Projektes durchgeführten Analysen basieren auf den erhobenen Struktur- und<br />
Naturaldaten des Privatwaldes in 35 Landkreisen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s sowie auf den schriftlichen<br />
Befragungen bei den unteren Forstbehörden und den Forstbetriebsgemeinschaften 1 . Die<br />
zugrunde liegenden Daten des MLR stammen aus Abfragen über die Module ‚Holzverkauf‘ und<br />
‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware FOKUS 2000.<br />
1 Projektphase 1 „Erhebung der Strukturdaten“; schriftliche Befragung der unteren Forstbehörden und ergänzende<br />
Daten des MLR; teilweise spiegeln die Ergebnisse Einschätzungen nur einzelner Personen wider.<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 17
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Regierungsbezirke<br />
Karlsruhe<br />
Freiburg<br />
Tübingen<br />
Stuttgart<br />
Lörrach<br />
Freiburg<br />
Ortenaukreis<br />
Emmendingen<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />
Karlsruhe<br />
Rastatt<br />
Breisgau-Hochschwarzwald<br />
Mannheim<br />
Heidelberg<br />
Rhein-Neckar-Kreis<br />
Lk.Karlsruhe<br />
Pforzheim<br />
Calw<br />
Freudenstadt<br />
Rottweil<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
Waldshut<br />
Enzkreis<br />
Tuttlingen<br />
18 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
Böblingen<br />
Konstanz<br />
Tübingen<br />
Zollernalbkreis<br />
Abbildung 2: Die Landkreise <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s<br />
Neckar-Odenwald-Kr.<br />
Lk.Heilbronn<br />
Heilbronn<br />
Ludwigsburg<br />
Stuttgart<br />
Rems-Murr-Kreis<br />
Esslingen<br />
Reutlingen<br />
Sigmaringen<br />
Bodenseekreis<br />
Hohenlohekreis<br />
Main-Tauber-Kreis<br />
Göppingen<br />
Schwäbisch Hall<br />
Biberach<br />
Ravensburg<br />
50 km<br />
Ulm<br />
Ostalbkreis<br />
Heidenheim<br />
Alb-Donau-Kreis<br />
AA Ostalbkreis HDH Landkreis Heidenheim RV Landkreis Ravensburg<br />
BB Landkreis Böblingen HN Landkreis Heilbronn RW Landkreis Rottweil<br />
BC Landkreis Biberach KA Landkreis Karlsruhe SHA Landkreis Schwäbisch Hall<br />
BL Zollernalbkreis KN Bodenseekreis SIG Landkreis Sigmaringen<br />
CW Landkreis Calw KÜN Hohenlohekreis TBB Main-Tauber-Kreis<br />
EM Landkreis Emmendingen LÖ Lörrach TW Landkreis Tübingen<br />
ES Landkreis Esslingen LB Landkreis Ludwigsburg TUT Landkreis Tuttlingen<br />
FDS Landkreis Freudenstadt MOS Neckar-Odenwald-Kreis UL Alb-Donau-Kreis<br />
FN Bodenseekreis OG Ortenaukreis VS Schwarzwald-Baar-Kreis<br />
FR Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald PF Enzkreis WN Rems-Murr-Kreis<br />
GP Landkreis Göppingen RA Landkreis Rastatt WT Landkreis Waldshut<br />
HD Rhein-Neckar-Kreis RT Landkreis Reutlingen
4.1.1 Waldflächen und Eigentumsarten<br />
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Gesamtwaldfläche<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> besitzt eine Waldfläche von 1,4 Mio. Hektar.<br />
Der Vergleich der Gesamtwaldflächen der einzelnen Landkreise zeigt eine erhebliche Variation<br />
in der Größe der absoluten Waldflächen. Einige Landkreise im Schwarzwald besitzen mehr als<br />
50.000 Hektar Wald (Landkreise Offenburg, Breisgau-Hochschwarzwald, Waldshut, Freudenstadt);<br />
die Landkreise in der Region Stuttgart weisen dagegen weniger als 20.000 Hektar Wald auf<br />
(Landkreise Esslingen, Ludwigsburg).<br />
Waldfläche im Landkreis<br />
unter 25.000 ha<br />
25.000 bis unter 35.000 ha<br />
35.000 bis unter 45.000 ha<br />
45.000 ha und mehr<br />
EM<br />
30.694 ha<br />
LÖ<br />
42.002 ha<br />
OG<br />
88.943 ha<br />
FR<br />
65.627 ha<br />
WT<br />
55.591 ha<br />
HD<br />
37.534 ha<br />
KA<br />
39.183 ha<br />
RA<br />
CW<br />
36.159 ha<br />
48.342 ha<br />
FDS<br />
55.164 ha<br />
RW<br />
33.297 ha<br />
VS<br />
46.815 ha<br />
PF<br />
22.058 ha<br />
TUT<br />
36.931 ha<br />
BB<br />
21.180 ha<br />
TÜ<br />
30.030 ha<br />
BL<br />
40.017 ha<br />
KN<br />
26.984 ha<br />
LB<br />
12.993 ha<br />
MOS<br />
45.272 ha<br />
HN<br />
29.735 ha<br />
ES<br />
19.525 ha<br />
SIG<br />
47.486 ha<br />
RT<br />
43.303 ha<br />
FN<br />
19.845ha<br />
TBB<br />
41.538 ha<br />
KÜN<br />
23.293 ha<br />
WN<br />
34.533 ha<br />
GP<br />
21.919 ha<br />
RV<br />
49.544 ha<br />
SHA<br />
49.515 ha<br />
50 km<br />
AA<br />
60.108 ha<br />
UL<br />
41.459 ha<br />
BC<br />
42.061 ha<br />
Abbildung 3: Waldflächen in den Landkreisen<br />
(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Software FOKUS 2000<br />
vom Dezember 2010)<br />
HDH<br />
28.404 ha<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 19
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Bewaldungsanteil<br />
Der Bewaldungsanteil in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> liegt bei 38 %. Der Waldanteil ist insbesondere in<br />
den Landkreisen des Nordschwarzwaldes hoch (über 60 % in den Landkreisen Calw und Freudenstadt)<br />
hoch. Einen Waldanteil von unter 20 % weist lediglich der Kreis Ludwigsburg auf (19 %). In<br />
allen übrigen Landkreisen ist mindestens ein Viertel der Kreisfläche mit Wald bedeckt.<br />
Bewaldungsanteil<br />
unter 30%<br />
30% bis unter 40%<br />
40% bis unter 50%<br />
50% und mehr<br />
LÖ<br />
52%<br />
EM<br />
45%<br />
OG<br />
48%<br />
FR<br />
48%<br />
WT<br />
49%<br />
RA<br />
49%<br />
FDS<br />
63%<br />
VS<br />
46%<br />
KA<br />
36%<br />
CW<br />
61%<br />
RW<br />
43%<br />
HD<br />
35%<br />
PF<br />
38%<br />
TUT<br />
50%<br />
BB<br />
34%<br />
20 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
HN<br />
27%<br />
TÜ<br />
39%<br />
BL<br />
44%<br />
KN<br />
33%<br />
Abbildung 4: Bewaldungsanteil in den Landkreisen<br />
(Quellen: Waldflächen aus Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Software FOKUS 2000<br />
vom Dezember 2010., Landkreisflächen aus Abfrage der Struktur- und Regionaldatenbank auf www.<br />
statistik.baden-wuerttemberg.de vom Dezember 2010 und eigene Berechnungen)<br />
LB<br />
19%<br />
MOS<br />
40%<br />
SIG<br />
39%<br />
ES<br />
30%<br />
FN<br />
30%<br />
RT<br />
40%<br />
WN<br />
40%<br />
TBB<br />
32%<br />
KÜN<br />
30%<br />
GP<br />
34%<br />
UL<br />
31%<br />
BC<br />
30%<br />
RV<br />
30%<br />
50 km<br />
SHA<br />
33%<br />
HDH<br />
45%<br />
AA<br />
40%
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Waldbesitzarten<br />
Von den 1,4 Mio. Hektar Wald 2 entfallen 0,48 Mio. Hektar auf den Privatwald (35 %), 0,34 Mio.<br />
Hektar auf den Staatswald (24 %), und 0,53 Mio. Hektar sind Körperschaftswald (38 %). Auf sonstige<br />
Körperschaften entfallen 2 % der Waldfläche und 1 % der Waldfläche kann keiner Waldbesitzart<br />
zugeordnet werden. 3<br />
Der Privatwaldanteil variiert zwischen den Landkreisen erheblich. Die Spanne des Privatwaldanteils<br />
reicht von unter 5 % in den Landkreisen Karlsruhe und dem Enzkreis bis über 50 % im Bodenseekreis<br />
und den Landkreisen Ravensburg und Emmendingen. Ausgesprochene Privatwaldregionen<br />
sind der Schwarzwald sowie der Südosten und Nordosten <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s.<br />
Waldeigentumsarten<br />
Landes- und Bundeswald<br />
Körperschaftswald<br />
Privatwald<br />
Sonstige Körperschaften<br />
Abbildung 5: Waldeigentumsarten in den Landkreisen<br />
(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware vom Dezember 2010)<br />
2 Die Daten des Statistischen Landesamtes weisen demgegenüber für das Jahr 2009 einen Wert von 1.368.202 ha<br />
auf. Insgesamt dürfte die tatsächlich mit Wald bestockte Fläche in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> deutlich höher sein. Untersuchungen<br />
in sechs Beispielkommunen haben für den Südschwarzwald ergeben, dass die mit Gehölz bestockte Fläche<br />
des Offenlandes im Mittel etwa 12 % beträgt (Vögtlin, 2011).<br />
3 Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware vom Dezember 2010.<br />
50 km<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 21
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Nachfolgende Tabelle stellt die Waldflächendaten der Stadt- und Landkreise dar gegliedert nach<br />
Besitzarten. Die Daten beziehen sich auf aktuelle Auswertungen des MLR und weisen gegenüber<br />
der Bundeswaldinventur von 2002 eine leicht gestiegene Waldfläche aus.<br />
Staats-<br />
wald<br />
22 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
Köperschaft Privatwald sonstige<br />
Besitzarten<br />
Gesamt-<br />
waldfläche<br />
Alb-Donau-Kreis 14.073 9.865 17.023 499 41.459<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 1.057 7.089 158 703 9.007<br />
Biberach 11.892 6.415 22.886 868 42.061<br />
Böblingen 5.280 14.493 1.074 332 21.180<br />
Bodenseekreis 3.965 4.469 10.798 614 19.845<br />
Breisgau-Hochschwarzwald 15.201 23.843 22.933 3.650 65.627<br />
Calw 22.089 18.075 8.113 65 48.342<br />
Emmendingen 5.111 10.099 15.371 113 30.694<br />
Enzkreis 7.221 13.872 960 5 22.058<br />
Esslingen 6.499 10.261 2.608 157 19.525<br />
Freiburg 712 4.877 524 248 6.360<br />
Freudenstadt 23.017 13.548 17.344 1.256 55.164<br />
Göppingen 6.177 6.595 9.012 135 21.919<br />
Heidelberg 949 3.188 118 977 5.231<br />
Heidenheim 13.059 7.148 8.036 162 28.404<br />
Heilbronn Landkreis 5.448 15.902 8.179 206 29.735<br />
Heilbronn Stadtkreis 344 1.124 168 27 1.663<br />
Hohenlohekreis 4.349 5.202 12.059 1.683 23.293<br />
Karlsruhe Landkreis 13.241 22.734 1.219 1.989 39.183<br />
Karlsruhe Stadtkreis 2.379 2.261 97 120 4.857<br />
Konstanz 5.041 10.355 10.926 662 26.984<br />
Lörrach 7.893 20.820 12.256 1.035 42.003<br />
Ludwigsburg 1.380 9.185 2.274 153 12.993<br />
Main-Tauber-Kreis 6.458 15.756 16.673 2.652 41.538<br />
Neckar-Odenwald-Kreis 3.729 23.276 17.574 693 45.272<br />
Ortenaukreis 9.754 31.483 44.009 3.697 88.943<br />
Ostalbkreis 22.222 5.720 28.617 3.549 60.108<br />
Pforzheim 3.173 1.703 176 0 5.052<br />
Rastatt 9.315 21.235 2.035 3.574 36.159<br />
Ravensburg 12.645 3.600 31.887 1.411 49.544<br />
Rems-Murr-Kreis 15.668 6.968 11.587 310 34.533<br />
Reutlingen 13.077 21.711 8.327 188 43.303<br />
Rhein-Neckar-Kreis 11.072 20.364 4.384 1.714 37.534<br />
RottweilW 2.262 14.393 15.693 949 33.297<br />
Schwäbisch-Hall 14.482 4.139 26.795 4.099 49.515<br />
Schwarzwald-Baar-Kreis 5.918 21.262 19.259 377 46.815<br />
Sigmaringen 2.763 17.868 25.014 1.840 47.486<br />
Stuttgart 1.990 2.694 48 112 4.844<br />
Tübingen 6.938 9.818 3.027 248 20.030<br />
Tuttlingen 4.691 20.708 10.814 718 36.931<br />
Ulm Stadtkreis 1.367 1.200 472 252 3.292<br />
Waldshut 14.831 16.490 23.848 422 55.591<br />
Zollernalbkreis 2.721 25.929 10.492 874 40.017<br />
Summe 341.452 527.734 484.868 43.335 1.397.389<br />
Tabelle 2: Waldflächen der einzelnen Waldbesitzarten in den Stadt- und Landkreisen<br />
(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware vom Dezember 2010).<br />
Eine detaillierte Aufschlüsselung des Privatwaldes befindet sich im Anhang.
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Waldbesitzgrößen<br />
Bei der Betrachtung des Kleinprivatwaldes spielt neben der absoluten Größe der Fläche auch<br />
seine Relation zum größeren Privatwaldbesitz eine Rolle. In unten stehender Grafik wurde der Privatwald<br />
in den Größenklassen unter einem Hektar (Kleinstprivatwald), von einem bis zehn Hektar<br />
(Kleinprivatwald) und über zehn Hektar dargestellt.<br />
Aus der Verteilung wird deutlich, dass der Kleinprivatwald unter zehn Hektar in einzelnen Kreisen<br />
weniger als 20 % des Privatwaldes ausmacht (Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen<br />
und Ortenaukreis). Acht Landkreise besitzen über 60 % an Privatwaldflächen unter zehn<br />
Hektar Besitzgröße.<br />
Besitzgrößenklassen<br />
unter 1 ha<br />
1 ha bis unter 10 ha<br />
10 ha und mehr<br />
Abbildung 6: Flächenanteile der Besitzgrößenklassen des Privatwaldes in den Landkreisen<br />
(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Software FOKUS 2000 vom Dezember<br />
2010)<br />
50 km<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 23
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Der Privatwald unter zehn Hektar<br />
Die Gesamtfläche an Kleinprivatwald unter zehn Hektar in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>sist sehr bedeutend.<br />
Insgesamt fallen ca. 195.000 Hektar Privatwald in diese Größenklasse. Dies entspricht 14 %<br />
der Gesamtwaldfläche und 41 % der Privatwaldfläche <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s.<br />
Die Summe der Privatwaldflächen unter zehn Hektar in den einzelnen Landkreisen liegt zwischen<br />
rund 500 Hektar (Landkreise Karlsruhe und Enzkreis) bis über 15.000 Hektar (Landkreise Waldshut<br />
und Schwäbisch-Hall). Im Mittel (Median) besitzen die Kreise 4.784 Hektar Kleinprivatwald unter<br />
zehn Hektar.<br />
Privatwald unter 10 ha<br />
unter 2.000 ha<br />
2.000 ha bis unter 5.000 ha<br />
5.000 ha bis unter 7.000 ha<br />
7.000 ha und mehr<br />
LÖ<br />
8.657 ha<br />
OG<br />
8.242 ha<br />
EM<br />
2.945 ha<br />
FR<br />
4.455 ha<br />
WT<br />
15.991 ha<br />
RA<br />
1.221 ha<br />
FDS<br />
6.762 ha<br />
VS<br />
4.559 ha<br />
KA<br />
482 ha<br />
RW<br />
5.943 ha<br />
CW<br />
5.605 ha<br />
HD<br />
1.809 ha<br />
PF<br />
502 ha<br />
24 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
MOS<br />
3.897 ha<br />
HN<br />
2.172 ha<br />
ES<br />
2.195 ha<br />
TÜ<br />
1.953 ha RT<br />
4.481 ha<br />
BL<br />
7.499 ha<br />
TUT<br />
5.711 ha<br />
BB<br />
864 ha<br />
KN<br />
2.985 ha<br />
LB<br />
615 ha<br />
SIG<br />
6.777 ha<br />
FN<br />
4.784 ha<br />
TBB<br />
11.685 ha<br />
KÜN<br />
5.403 ha<br />
WN<br />
6.836 ha<br />
GP<br />
5.397 ha<br />
UL<br />
7.102 ha<br />
RV<br />
11.396 ha<br />
SHA<br />
15.642 ha<br />
BC<br />
6.826 ha<br />
50 km<br />
AA<br />
12.756 ha<br />
HDH<br />
1.698 ha<br />
Abbildung 7: Privatwaldflächen der Eigentumsgrößenklasse unter 10 ha in den Landkreisen<br />
(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware vom Dezember 2010)
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Anzahl der Waldbesitzer im Privatwald unter zehn Hektar<br />
Der Privatwaldbesitz unter zehn Hektar verteilt sich in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auf ca. 233.000 Eigentümer.<br />
Die Extreme liegen zwischen ca. 1.200 Waldbesitzern (Landkreis Heidenheim) und ca.<br />
20.000 Waldbesitzern (Main-Tauber-Kreis). Regionale Schwerpunkte mit besonders vielen Privatwaldbesitzern<br />
in dieser Größenklasse bilden ausgehend vom Landkreis Esslingen der Nord-Osten<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s, sowie die Kreise der Region Hochrhein-Bodensee und die Kreise der Region<br />
Neckar-Alb.<br />
Im Mittel (Median) gibt es in jedem Landkreis <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s 6.374 Waldbesitzer mit Flächen<br />
der Größenklasse unter zehn Hektar.<br />
Anzahl der Waldbesitzer<br />
im Privatwald < 10 ha<br />
unter 4.000<br />
4.000 bis unter 6.300<br />
6.300 bis unter 8.000<br />
8.000 und mehr<br />
LÖ<br />
11.359 WB<br />
OG<br />
6.684 WB<br />
EM<br />
3.363 WB<br />
FR<br />
5.972 WB<br />
WT<br />
11.245 WB<br />
RA<br />
6.877 WB<br />
KA<br />
2.911 WB<br />
FDS<br />
6.661 WB<br />
VS<br />
3.166 WB<br />
RW<br />
6.374 WB<br />
HD<br />
4.572 WB<br />
PF<br />
1.836 WB<br />
CW<br />
6.659 WB<br />
BB<br />
3.381 WB<br />
BL<br />
16.617 WB<br />
TUT<br />
7.428 WB<br />
LB<br />
3.565 WB<br />
MOS<br />
4.018 WB<br />
HN<br />
4.528 WB<br />
ES<br />
9.049 WB<br />
TÜ<br />
8.493 WB RT<br />
7.772 WB<br />
KN<br />
4.275 WB<br />
SIG<br />
6.125 WB<br />
FN<br />
3.695 WB<br />
TBB<br />
19.886 WB<br />
KÜN<br />
4.851 WB<br />
WN<br />
8.664 WB<br />
GP<br />
6.833 WB<br />
BC<br />
5.831 WB<br />
RV<br />
7.534 WB<br />
50 km<br />
SHA<br />
9.852 WB<br />
UL<br />
5.484 WB<br />
AA<br />
9.092 WB<br />
HDH<br />
1.167 WB<br />
Abbildung 8: Anzahl der Waldbesitzer unter 10 ha in den Landkreisen<br />
(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware vom Dezember 2010)<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 25
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Durchschnittliche Flächengröße<br />
Auch in Bezug auf die durchschnittliche Flächengröße ‚Privatwald unter zehn Hektar‘ existieren<br />
große Unterschiede zwischen den Landkreisen. Die durchschnittliche Privatwaldgröße in dieser<br />
Größenklasse liegt zwischen 0,2 Hektar (Landkreise Esslingen, Karlsruhe, Tübingen, Rastatt und<br />
Enzkreis) und über 1,5 Hektar (Landkreise Ravensburg, Schwäbisch-Hall, Heidenheim).<br />
Im Mittel (Median) ist die Einzelbetriebsfläche in der Größenklasse bis zehn Hektar in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> 0,8 Hektar groß.<br />
durchschnittl. Besitzgröße<br />
im Privatwald < 10 ha<br />
LÖ<br />
0,8 ha<br />
unter 0,4 ha<br />
0,4 ha bis unter 0,8 ha<br />
0,8 ha bis unter 1,2 ha<br />
1,2 ha und mehr<br />
OG<br />
1,2 ha<br />
EM<br />
0,9 ha<br />
FR<br />
0,7 ha<br />
RA<br />
0,2 ha<br />
WT<br />
1,4 ha<br />
FDS<br />
1,0 ha<br />
VS<br />
1,4 ha<br />
RW<br />
0,9 ha<br />
KA<br />
0,2 ha<br />
CW<br />
0,8 ha<br />
HD<br />
0,4 ha<br />
PF<br />
0,3 ha<br />
TUT<br />
0,8 ha<br />
BB<br />
0,3 ha<br />
TÜ<br />
0,2 ha<br />
BL<br />
0,5 ha<br />
KN<br />
0,7 ha<br />
26 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
MOS<br />
1,0 ha<br />
HN<br />
0,5 ha<br />
LB<br />
0,2 ha WN<br />
0,8 ha<br />
SIG<br />
1,1 ha<br />
ES<br />
0,2 ha<br />
FN<br />
1,3 ha<br />
RT<br />
0,6 ha<br />
TBB<br />
0,6 ha<br />
KÜN<br />
1,1 ha<br />
GP<br />
0,8 ha<br />
UL<br />
1,3 ha<br />
BC<br />
1,2 ha<br />
RV<br />
1,5 ha<br />
50 km<br />
SHA<br />
1,6 ha<br />
AA<br />
1,4 ha<br />
HDH<br />
1,5 ha<br />
Abbildung 9: Durchschnittliche Besitzgröße im Kleinprivatwald der Größenklasse unter 10 ha<br />
(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Software FOKUS 2000 vom Dezember<br />
2010)
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
4.1.2 Baumarten und Altersklassenverteilung im Privatwald unter 10 Hektar<br />
Baumarten<br />
In der schriftlichen Befragung der unteren Forstbehörden wurde um eine Einschätzung zur Baumartenverteilung<br />
(Laubholz, Nadelholz) im Privatwald bis zehn Hektar gebeten.<br />
Die Spanne beim Nadelholzanteil reicht von extrem niedrigen Werten (5 % Landkreis Ludwigsburg;<br />
25 % im Hohenlohekreis) bis zu extrem hohen Werten (95 % im Landkreis Rottweil). Der<br />
Laubholzanteil ist in den nordöstlichen Landkreisen höher als im Süden <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s. Die<br />
Berechnung des flächengewichteten Mittelwertes aus den Einschätzungen aller Befragten ergibt<br />
einen durchschnittlichen Nadelholzanteil von rund 70 % im Kleinprivatwald unter zehn Hektar.<br />
Die Angaben decken sich mit dem Flächenanteil an Nadelholz des Privatwaldes von 5 bis 200<br />
Hektar, der nach BWI² in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bei ca. 70 % liegt; 4 die Werte für den Privatwald bis<br />
5 Hektar weisen nur ca. 60 % Nadelholz auf. Mit durchschnittlich knapp 50 % Flächenanteil ist die<br />
Fichte nach Einschätzung der unteren Forstbehörden die mit Abstand bedeutendste Baumart im<br />
Kleinprivatwald unter zehn Hektar. Über alle Waldbesitzarten betrachtet hat sie deutlich weniger<br />
Bedeutung, sie macht nur 28 % der Waldfläche des Landes aus. Die Buche hat nach der Befragung<br />
etwa 20 % und die Tanne etwas weniger als 10 % Anteil.<br />
Baumartenverteilung<br />
im Privatwald < 10 ha<br />
Nadelholz<br />
Laubholz<br />
50 km<br />
Abbildung 10: Baumartenverteilung im Privatwald unter 10 ha in den Landkreisen<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)<br />
4 Auswertung der baden-württembergspezifischen Ergebnisse über www.fva-bw.de/forschung/bui/bwi.html.<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 27
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Altersklassen<br />
Auch die Einschätzung der Altersklassenverteilung im Privatwald unter zehn Hektar durch die<br />
Befragten ergibt deutliche Unterschiede zwischen den Landkreisen. Während beispielsweise im-<br />
Landkreis Rastatt 80 % der Bestände jünger als 80 Jahre sind, liegen diese Werte in anderen Landkreisen<br />
wie etwa dem Landkreis Calw, bei nur 40 %.<br />
Im flächengewogenen Durchschnitt über alle Kreise sind schätzungsweise 30 % der Bestände jünger<br />
als 41 Jahre, 40 % zwischen 41 und 80 Jahre, knapp 20 % zwischen 81 und 120 Jahre und etwas mehr als<br />
10 % über 120 Jahre alt. Ein Vergleich mit den Daten aus der Bundeswaldinventur zeigt, dass diese Verteilung<br />
weitgehend deckungsgleich mit den Werten für den Gesamtwald in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist.<br />
Altersklassen<br />
im Privatwald < 10 ha<br />
0 bis 40 Jahre<br />
41 bis 80 Jahre<br />
81 bis 120 Jahre<br />
über 120 Jahre<br />
28 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
50 km<br />
Abbildung 11: Altersklassenverteilung im Privatwald unter 10 ha in den Landkreisen<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)
Anteil deil am an der Gesamten Waldäche<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
28%<br />
28%<br />
33%<br />
37%<br />
26%<br />
23%<br />
13%<br />
13%<br />
0-40 Jahre 41-80 Jahre 81-120 Jahre über 120 Jahre<br />
Altersstufen<br />
Alle Waldbesitzarten in B.-W. (BWI²) Privatwald unter 10 ha (Befragung)<br />
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Abbildung 12: Alter der Bestände auf der gesamten Waldfläche in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und im Privatwald<br />
unter 10 ha – Vergleich der Befragungsergebnisse mit den Daten der BWI²<br />
(Quellen: Bundeswaldinventur² und schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden;<br />
Einschätzungen)<br />
4.1.3 Vorräte, Zuwachs und Nutzung im Privatwald unter 10 Hektar<br />
Vorrat<br />
Die Auswertung der schriftlichen Befragung der unteren Forstbehörden und der Forstbetriebsgemeinschaften<br />
zeigt, dass sich die Landkreise hinsichtlich der Vorräte im Kleinprivatwald unter<br />
zehn Hektar erheblich unterscheiden. Von den Befragten der Landkreise Böblingen, Schwäbisch<br />
Hall, des Hohenlohekreises und Enzkreises wurde der Vorrat in den entsprechenden Landkreisen<br />
auf 300 Vorratsfestmeter pro Hektar oder weniger geschätzt. Den Befragungen zufolge ist der<br />
Kleinprivatwald besonders vorratsreich im Bodenseekreis (520 Vfm/ha) und in den Landkreisen<br />
Freudenstadt (480 Vfm/ha) und Ravensburg (470 Vfm/ha). Im Durchschnitt aller Angaben (gewogenes<br />
Mittel) beträgt der Vorrat 390 Vfm pro Hektar. Dies ist weniger als die Bundeswaldinventur<br />
für den gesamten Privatwald des Landes angibt (416 Vfm/ha); im Vergleich zu den Werten für den<br />
Privatwald bis 20 Hektar ist es sogar deutlich weniger (445 Vfm/ha).<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 29
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Die Tendenz abnehmender Vorräte spiegelt auch die Inventurstudie 2008 wider. 5 Während der<br />
Gesamtvorrat in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nur leicht – und gegen den Bundestrend 6 - abgenommen<br />
hat, ist der Vorratsrückgang bei der Baumart Fichte statistisch deutlich zu belegen.<br />
Ein Erklärungsansatz für die gegenüber der BWI² deutlich niedrigeren Vorratswerte sehen die<br />
Befragten in erhöhten, z.T. kalamitätsbedingten Nutzungen (z.B. regionale, starke Borkenkäferschäden)<br />
seit der BWI².<br />
Vorrat pro Hektar<br />
im Privatwald < 10 ha<br />
unter 360 Fm/ha<br />
360 Fm/ha bis unter 400 Fm/ha<br />
400 Fm/ha bis unter 430 Fm/ha<br />
430 Fm/ha und mehr<br />
LÖ<br />
380 Fm/ha<br />
OG<br />
450 Fm/ha<br />
EM<br />
400 Fm/ha<br />
FR<br />
380 Fm/ha<br />
WT<br />
400 Fm/ha<br />
PF<br />
300 Fm/ha<br />
CW<br />
450 Fm/ha<br />
RA<br />
BB<br />
400 Fm/ha<br />
300 Fm/ha<br />
FDS<br />
480 Fm/ha<br />
RW<br />
450 Fm/ha<br />
VS<br />
430 Fm/ha<br />
KA<br />
HD<br />
BL<br />
350 Fm/ha<br />
30 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
MOS<br />
375 Fm/ha<br />
HN<br />
375 Fm/ha<br />
LB<br />
500 Fm/ha<br />
ES<br />
370 Fm/ha<br />
TÜ<br />
310 Fm/ha RT<br />
360 Fm/ha<br />
TUT<br />
400 Fm/ha<br />
KN<br />
SIG<br />
400 Fm/ha<br />
FN<br />
520 Fm/ha<br />
TBB<br />
330 Fm/ha<br />
KÜN<br />
256 Fm/ha<br />
WN<br />
400 Fm/ha<br />
GP<br />
430 Fm/ha<br />
RV<br />
470 Fm/ha<br />
SHA<br />
300 Fm/ha<br />
BC<br />
400 Fm/ha<br />
50 km<br />
AA<br />
370 Fm/ha<br />
HDH<br />
UL<br />
410 Fm/ha<br />
Abbildung 13: Vorräte im Privatwald der Größenklasse unter 10 ha in den Landkreisen<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)<br />
5 Redmann (2010); S. 55f. (Clusterstudie Forst und Holz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>)<br />
6 Polley (2009), S. 1076: „Der Holzvorrat ist in den sieben Jahren zwischen der zweiten BWI und der Inventurstudie<br />
2008 um 8 m³/ha (2 %) gestiegen.“.
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Zuwachs<br />
Der Zuwachs im Privatwald bis zehn Hektar wird von den Befragten in einer Spanne von fünf<br />
(Landkreis Esslingen) bis 20 Vorratsfestmetern pro Hektar und Jahr (Bodenseekreis) eingeschätzt.<br />
Als flächengewichtetes Mittel der befragten Kreise ergibt sich ein Zuwachs von ca. elf Vorratsfestmetern<br />
pro Hektar. Der durchschnittliche jährliche Zuwachs im Staats- und Kommunalwald<br />
lag nach BWI² in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zwischen 1987 und 2002 bei 13 Vorratsfestmetern und im<br />
Privatwald bei 15 Vorratsfestmetern. 7<br />
Zuwachs<br />
im Privatwald < 10 ha<br />
LÖ<br />
12,00<br />
unter 9,00<br />
9,00 bis unter 11,00<br />
11,00 bis unter 13,00<br />
13,00 und mehr<br />
EM<br />
12,00<br />
OG<br />
14,00<br />
FR<br />
13,00<br />
WT<br />
12,00<br />
RA<br />
8,19<br />
VS<br />
9,00<br />
FDS<br />
7,00<br />
RW<br />
13,00<br />
KA<br />
CW<br />
11,00<br />
HD<br />
8,00<br />
PF<br />
10,00<br />
TUT<br />
10,00<br />
KN<br />
BB<br />
10,00<br />
TÜ<br />
10,00<br />
BL<br />
7,00<br />
LB<br />
6,00<br />
MOS<br />
9,00<br />
HN<br />
10,00<br />
ES<br />
5,00<br />
SIG<br />
14,00<br />
FN<br />
20,00<br />
RT<br />
11,00<br />
WN<br />
12,00<br />
KÜN<br />
7,00<br />
GP<br />
9,00<br />
BC<br />
12,00<br />
RV<br />
13,00<br />
50 km<br />
TBB<br />
8,00<br />
SHA<br />
8,00<br />
UL<br />
11,00<br />
AA<br />
11,00<br />
HDH<br />
Abbildung 14: Zuwachs im Privatwald der Größenklasse unter 10 ha in den Landkreisen<br />
(Quelle: Schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)<br />
7 Die Zuwachswerte gelten sowohl für Besitzgrößen bis 5 ha als auch für die Kategorie 5 bis 200 ha.<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 31
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Holznutzung<br />
Fragen zur Holznutzung im Mittel der letzten Jahre im Kleinprivatwald unter zehn Hektar wurden<br />
in den schriftlichen Befragungen und bei den telefonischen Interviews bei den unteren Forstbehörden<br />
gestellt. Zudem stand eine zentrale Auswertung des Jahres 2009 für den Privatwald unter<br />
zehn Hektar aus dem Modul ‚Holzverkauf‘ von ForstBW zur Verfügung.<br />
In Abbildung 15 werden die Einschätzungen der unteren Forstbehörden aus den schriftlichen Befragungen<br />
wiedergegeben. Die Nutzungsmenge setzt sich aus dem Holzverkauf über die unteren<br />
Forstbehörden, den Holzmengen, die über die Waldbesitzer selbst oder Dritte vermarktet wurden<br />
sowie Holzmengen für den Eigenbedarf zusammen. Die Nutzungen wurden in fünf Kategorien<br />
eingeteilt: unter 4 Efm/ha/a, 4-6 Efm/ha/a, 6-8 Efm/ha/a, 8-10 Efm/ha/a und über 10 Efm/ha/a.<br />
Nutzung<br />
im Privatwald < 10 ha<br />
LÖ<br />
6-8 Efm/ha/a<br />
weniger als 4 Efm/ha/a<br />
4-6 Efm/ha/a<br />
6-8 Efm/ha/a<br />
8-10 Efm/ha/a<br />
mehr als10 Efm/ha/a<br />
OG<br />
>10 Efm/ha/a<br />
EM<br />
6-8 Efm/ha/a<br />
RA<br />
10 Efm/ha/a<br />
VS<br />
4-6 Efm/ha/a<br />
HD<br />
6-8 Efm/ha/a<br />
BL<br />
6-8 Efm/ha/a<br />
TUT<br />
4-6 Efm/ha/a<br />
32 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
MOS<br />
6-8 Efm/ha/a<br />
HN<br />
6-8 Efm/ha/a<br />
PF<br />
LB<br />
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Nutzungen über 10 Efm je Hektar und Jahr im Kleinprivatwald bis zehn Hektar gibt es nach Auswertung<br />
der schriftlichen Befragung in den Kreisen des mittleren Schwarzwaldes, im Bodenseekreis<br />
sowie im Kreis Ravensburg. Schwerpunkte mit niedrigen Nutzungen liegen in der Mitte und<br />
im Nordosten <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s.<br />
Im flächengewichteten Mittel aller befragten Kreise ergibt sich eine geschätzte Nutzung von<br />
knapp 7 Efm/ha/a im Kleinprivatwald unter zehn Hektar. Davon werden ca. 4 Efm/ha/a über die<br />
Forstämter vermarktet, ca. 1,5 Efm/ha/a werden über andere Vermarktungswege verkauft und<br />
der Eigenbedarf wird auf knapp 1,5 Efm/ha/a geschätzt.<br />
Eine Auswertung der im Modul ‚Holzverkauf‘ statistisch erfassten Holzmengen für das Jahr 2009<br />
ergab eine Vermarktungsmenge von ca. 2 Efm/ha/a. Das entspricht nur etwa der Hälfte der im<br />
Mittel über die Forstämter vermarkteten Mengen von ca. 4 Efm/ha/a. Die Abweichungen wurden<br />
in den Gesprächen teilweise mit dem erst Ende des Jahres 2009 anziehenden Holzmarkt begründet.<br />
8<br />
Die unteren Forstbehörden wurden auch um eine Einschätzung der nachhaltig nutzbaren Mengen<br />
gebeten. Demzufolge wären im Kleinprivatwald zwischen 8 und 9 Efm/ha/a (flächengewichtetes<br />
Mittel) nachhaltig nutzbar. Das würde bedeuten, dass bereits heute ca. 80 % des nachhaltig<br />
nutzbaren Potenzials auf den Flächen unter zehn Hektar ausgeschöpft werden.<br />
Der geschätzte Zuwachs liegt im flächengewichteten Mittel bei ca. 11 Vorratsfestmetern je Jahr<br />
und Hektar und liegt damit nur leicht über den geschätzten nachhaltig nutzbaren Mengen.<br />
Ein Vergleich mit der Bundeswaldinventur (BWI²) ergibt folgendes Bild: die Bundeswaldinventur<br />
weist für den Privatwald bis 20 Hektar für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine Nutzung von 7,4 Efm/ha/a<br />
aus; der ermittelte Wert in der Untersuchung für den Privatwald bis 10 Hektar liegt bei knapp<br />
7 Efm/ha/a. Damit stimmen die Einschätzungen der unteren Forstbehörden zur Nutzung in den<br />
Landkreisen mit den Daten der Bundeswaldinventur nahezu überein.<br />
Bei den Zuwachsdaten weist die Bundeswaldinventur Werte für den kleineren und mittleren Privatwald<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> aus; der Zuwachswert liegt demnach bei 15 Vfm/ha/a 9 gegenüber<br />
den Einschätzungen der Forstbehörden von ca. 11 Vfm/ha/a. Somit liegen die unteren Forstbehörden<br />
in ihren Einschätzungen für den Privatwald unter 10 Hektar deutlich niedriger als die Zuwachswerte<br />
der Bundeswaldinventur im Zeitraum 1987 bis 2002. Daraus begründet sich z.T. auch<br />
die vorsichtige Einschätzung zu den Nutzungspotenzialen.<br />
8 Der Gesamteinschlag im Privatwald <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s des Jahres 2009 betrug nur 56 % des Einschlags des<br />
Jahres 2006 bzw. 63 % des Einschlags des Jahres 2007 (Redmann, 2010).<br />
9 Die Werte für den Privatwald bis 5 Hektar und von 5 bis 200 Hektar sind nahezu identisch;<br />
vgl. www.fva-bw.de.<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 33
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Vermarktungswege<br />
Die Vermarktungswege des Holzes aus dem Privatwald unter zehn Hektar unterscheiden sich zwischen<br />
den Landkreisen deutlich.<br />
Der größte Teil des anfallenden Holzes wird vermarktet, nämlich ca. 80 % der gesamten Nutzung<br />
(gewichtetes Mittel). Der Eigenbedarf wird auf ca. 20 % geschätzt. Von der vermarkteten Menge<br />
werden ca. 70 % über das Forstamt und ca. 30 % durch den Waldbesitzer selbst oder über andere<br />
Vermarktungswege abgesetzt.<br />
Holzvermarktung und Eigenbedarf<br />
Vermarktung über UFB<br />
Eigenvermarktung und sonst. Vermarktung<br />
Eigenbedarf<br />
34 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
50 km<br />
Abbildung 16: Vermarktete Mengen und selbst genutzte Holzmengen aus dem<br />
Privatwald unter 10 Hektar<br />
(Quelle: Schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Vermarktete Sortimente<br />
Die Auswertung der Angaben zur Holznutzung im Privatwald unter zehn Hektar (Schätzwerte der<br />
Befragten) ergab, dass die anfallenden Holzmengen aus dem Kleinprivatwald zum überwiegenden<br />
Teil (75 %) als Säge- und PZ-Holz vermarktet werden.<br />
Eine insgesamt geringere Bedeutung hat Industrieholz (13 % der anfallenden Holzmenge). Allerdings<br />
sind Industrieholz-Sortimente in einzelnen Landkreisen bedeutungsvoll, etwa im Zollernalbkreis<br />
(35 %) sowie im Rhein-Neckar-Kreis und im Landkreis Rottweil (je 30 %).<br />
Energieholz (als vermarktetes Sortiment; nicht als Eigenbedarf) macht insgesamt 10 % der vermarkteten<br />
Sortimente aus. In einzelnen Landkreisen mit insgesamt geringen vermarkteten Mengen<br />
besitzt das Energieholz stärkere Relevanz (Landkreis Heilbronn 40 %, Enzkreis 80 %).<br />
Vermarktete Sortimente<br />
aus dem Privatwald < 10 ha<br />
Sägeholz und PZ<br />
Industrieholz<br />
Energie- Brennholz<br />
50 km<br />
Abbildung 17: Vermarktete Sortimente aus dem Privatwald unter 10 ha in den Landkreisen<br />
(nur Landkreise mit einer jährlichen Vermarktungsmenge von über 2.000 Fm)<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden, Einschätzungen)<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 35
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
4.1.4 Durchführung des Holzeinschlags im Privatwald unter 10 Hektar<br />
Die Befragten der unteren Forstbehörden wurden um eine Einschätzung gebeten, wer im Kleinprivatwald<br />
unter zehn Hektar den Einschlag durchführt. Auch hinsichtlich dieses Aspektes gibt es<br />
deutliche Unterschiede zwischen den Landkreisen. In einigen Landkreisen führen Holzerntemaßnahnen<br />
vorwiegend die Waldbesitzer selbst durch (Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Heilbronn,<br />
Offenburg und Hohenlohekreis). In einer Reihe von Landkreisen (z.B. Landkreise Rastatt,<br />
Freudenstadt) spielt die Holzernte durch den Waldbesitzer hingegen eine untergeordnete Rolle;<br />
hier dominiert die Holzernte durch Unternehmer. In einigen wenigen Landkreisen spielt die Holzernte<br />
durch Waldarbeiter des Staates oder der Kommunen eine nennenswerte Rolle.<br />
Trotz regionaler Unterschiede erscheint der Holzeinschlag durch die Waldbesitzer selbst ein in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
(noch) übliches Vorgehen zu sein. Im gewichteten Mittel wird die Holzernte im Privatwald<br />
unter zehn Hektar in über 50 % der Fälle durch die Waldbesitzer selbst durchgeführt; es folgt<br />
an zweiter Stelle der Holzeinschlag durch Unternehmer oder durch Maschinenringe (ca. ein Drittel).<br />
Einschlag führt durch<br />
im Privatwald < 10 ha<br />
Waldbesitzer selbst<br />
kommunale/staatliche Waldarbeiter<br />
Unternehmen/Maschinenring<br />
Sonstige<br />
Abbildung 18; Durchführung des Holzeinschlags im Privatwald unter 10 ha in den Landkreisen<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)<br />
36 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
50 km
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
4.1.5 Klassifizierung der Landkreise nach Natural- und Strukturdaten<br />
Um die Wertschöpfungspotenziale des Kleinprivatwaldes in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> aus der spezifischen<br />
Sicht der Kreise herauszuarbeiten, wurden die drei zentralen Strukturdaten „durchschnittliche<br />
Waldbesitzgröße“, „Nadelholzanteil“ und „absolute Kleinprivatwaldfläche“ eines Landkreises<br />
herausgegriffen.<br />
Die Analyse geht davon aus, dass das Nadelholz eine höhere Relevanz für die Wertschöpfung<br />
besitzt. 10 Insbesondere die Zuwächse im Nadelholz sind weitaus höher als im Laubholz. 11 Mit steigendem<br />
Nadelholzanteil im Kleinprivatwald – so wird unterstellt – steigen die ergebnisbeeinflussenden<br />
naturalen Potenziale an (Darstellung in der Vertikalen).<br />
Die durchschnittliche Größe des Kleinprivatwaldes spielt für die Wirtschaftlichkeit der Bereitstellung<br />
und den aus einer Nutzung erzielbaren Einkommenseffekt beim Waldbesitzer eine wesentliche<br />
Rolle. Eine höhere durchschnittliche Waldbesitzgröße des Kleinprivatwaldes ist verbunden<br />
mit einer wirtschaftlicheren Bereitstellung des Holzes (Darstellung in der Horizontalen).<br />
Die Landkreise lassen sich grob in folgende Gruppen einteilen einteilen:<br />
Nadelholzanteil<br />
nimmt zu<br />
durchschnittliche Waldbesitzgröße<br />
nimmt zu<br />
BEREICH IV<br />
Höhere naturale Potenziale<br />
Schwierigere Mobilisierbarkeit<br />
Niedrigere Potenziale<br />
Schwierigere Mobilisierbarkeit<br />
BEREICH III<br />
BEREICH I<br />
Höhere naturale Potenziale<br />
Leichtere Mobilisierbarkeit<br />
Niedrigere Potenziale<br />
Leichtere Mobilisierbarkeit<br />
BEREICH II<br />
Abbildung 19: Darstellung der Bereiche der Kreisklassifizierung<br />
Zusätzlich wurde in der Darstellung die Einschätzung der unteren Forstbehörden aus den telefonischen<br />
Interviews zur derzeitigen Nutzung der Potenziale im Kleinprivatwald einbezogen. Die Ziffer<br />
oberhalb des Landkreiskürzels gibt ein Nutzungsspektrum von niedrig bis hoch in fünf Stufen<br />
wieder. Damit soll eine Einschätzung über den Mobilisierungsgrad zusätzlich zu der Information<br />
über die naturalen Potenziale, die wirtschaftlichen Möglichkeiten zu deren Nutzung sowie zu der<br />
absoluten Fläche des Kleinprivatwaldes unter zehn Hektar ermöglicht werden. 12<br />
10 so weisen z.B. Fichtenbetriebe im Betriebsvergleich 2005-2009 einen Betriebsergebnis von 208 €/ha gegenüber<br />
109 €/ha der Laubholzbetriebe auf. (Trotha, 2010).<br />
11 Polley, 2009: S. 1076 ff.<br />
12 Die Interviewpartner der unteren Forstbehörden waren in den Interviews nach ihrer Einschätzung zum Mobilisierungsgrad<br />
im Kleinprivatwald befragt worden. Bei der Diskussion um eine Beurteilung innerhalb der Antwortkategorien<br />
„gering“, „mittel“ und „hoch“ entwickelten sich teilweise intensive Schilderungen, die eine Differenzierung<br />
erlauben, teilweise aber auch auf eine gutachterliche Einschätzung des Interviewers beruhen. Die Einstufungen<br />
wurden mit den geschätzten Nutzungsmengen und den geschätzten Potenzialen im Kleinprivatwald aus der schriftlichen<br />
Befragung abgeglichen.<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 37
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Ergebnis der Kreisklassifizierung<br />
Im Bereich I sind diejenigen Kreise abgebildet, die über höhere Nadelholzanteile (über 60 %) und<br />
größere durchschnittliche Waldbesitzgrößen (über 1 ha) verfügen. Mit 45 % der Kleinprivatwaldfläche<br />
unter zehn Hektar liegt ein hoher Anteil des in die Untersuchung einbezogenen Kleinprivatwaldes<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in dem Bereich.<br />
Der Kleinprivatwald dieser Kreise lässt sich als wirtschaftlich interessant (Nadelholz) und tendenziell<br />
leichter zu mobilisieren (Waldbesitzgröße) einstufen. Kommt zusätzlich eine sehr hohe absolute<br />
Waldfläche hinzu (über 10.000 ha besitzen die Landkreise Waldshut, Ravensburg und der<br />
Ostalbkreis) so sind insbesondere in diesen Kreisen die Voraussetzungen für eine Bereitstellung<br />
des Holzes als positiv zu beurteilen. Daneben liegen auch eine Reihe ‚mittelgroßer‘ ‚Kleinprivatwald-Landkreise‘<br />
in dieser Kategorie (mit über 3.000 ha sind dies die Landkreise Freudenstadt,<br />
Sigmaringen, Biberach, der Bodenseekreis, der Ortenaukreis, der Schwarzwald-Baar-Kreis).<br />
Alle unteren Forstbehörden dieser Kreise stufen in den telefonischen Interviews den Mobilisierungsgrad<br />
im Kleinprivatwald bis 10 Hektar als mittel bis gut ein.<br />
Im Bereich II befinden sich diejenigen Landkreise mit einer höheren durchschnittlichen Besitzgröße,<br />
jedoch geringeren Nadelholzanteilen der Betriebe. Die durchschnittliche Größe des Kleinprivatwaldes<br />
lässt hier eine Bereitstellung für den Markt als attraktiv erscheinen, jedoch sinken<br />
die naturalen Potenziale mit abnehmendem Nadelholzanteil. Relativierend muss allerdings angefügt<br />
werden, dass beispielsweise der Landkreis Schwäbisch-Hall immer noch über einen Nadelholzanteil<br />
von 50 % verfügt und innerhalb der Landkreise lokale Rahmenbedingungen bestehen<br />
können, die dem ersten Bereich entsprechen.<br />
Von der absoluten Größe der Kreise ragt hier der Landkreis Schwäbisch-Hall heraus. Daneben befindet<br />
sich noch der Hohenlohelreis in diesem Bereich; der Alb-Donau-Kreis liegt im Grenzbereich<br />
zwischen Bereich I und Bereich II.<br />
Die Beurteilungen des Mobilisierungsgrades für den Kleinprivatwald liegen zwischen gering bis<br />
mittel.<br />
Im Bereich III befinden sich die Landkreise, die mit einem eher niedrig ausgestatteten Nadelholzanteil<br />
(unter 60 %) und einer geringeren durchschnittlichen Waldbesitzgröße (unter 1 ha) ausgestattet<br />
sind. Eine Bereitstellung für die Weiterverarbeitung sieht sich hier einer extrem kleinteiligen<br />
Waldbesitzstruktur und relativ hohen Laubholzanteilen gegenüber.<br />
Von der Größe der gesamten Kleinprivatwaldfläche der Größenklasse unter zehn Hektar ragt hier<br />
der Kreis Lörrach heraus (Nadelholzanteil 55 %). Weiterhin befinden sich die Landkreise Göppingen,<br />
Heilbronn, Esslingen und Ludwigsburg in dieser Gruppe; der Main-Tauber-Kreis liegt an der<br />
Schwelle zu Bereich IV.<br />
Die Befragten der unteren Forstbehörden stufen die Nutzung im Kleinprivatwald übereinstimmend<br />
in die Kategorien ‚gering‘ bzw. ‚gering bis mittel‘ ein.<br />
Im Bereich IV sind die Landkreise abgebildet, die über einen höheren Nadelholzanteil im Kleinprivatwald<br />
unter zehn Hektar verfügen und in denen die durchschnittlichen Waldbesitzgrößen sehr<br />
klein sind. Es liegt eine große Anzahl von Kreisen in diesem vierten Bereich.<br />
Mit größeren absoluten Privatwaldwaldflächen bis zehn Hektar sind dies der Rems-Murr-Kreis,<br />
der Zollernalbkreis, die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Reutlingen, Emmendingen und<br />
Calw. Daneben gehören zu dieser Gruppe Landkreise mit eher geringen bis sehr geringen absoluten<br />
Flächen im Privatwald unter zehn Hektar (Landkreise Tübingen, Böblingen, Rastatt und<br />
Pforzheim).<br />
Die Nutzungspotenziale sind in der Beurteilung der Befragten hier deutlich weniger ausgeschöpft<br />
als in den Landkreisen mit größeren Besitzstrukturen (Bereich I).<br />
38 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD
Nadelholzanteil<br />
nimmt zu<br />
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
4.1.6 Zwischenresümee aus der Betrachtung der Strukturdaten des<br />
Kleinprivatwaldes<br />
Welche grundsätzlichen Aussagen lassen sich aus der Betrachtung der dargestellten Strukturdaten<br />
für die Verbesserung der Wertschöpfung im Kleinprivatwald ableiten?<br />
In Kreisen mit guten naturalen Potenzialen, die tendenziell wirtschaftlicher gewonnen werden<br />
können (Bereich I) und in denen zudem eine hohe absolute Fläche an Kleinprivatwald vorherrscht<br />
(großer Punkt), scheint die Holzbereitstellung bereits heute zu gelingen. Die Einschätzungen der<br />
unteren Forstbehörden zur Ausschöpfung der naturalen Potenziale legen dies nahe. Hier scheinen<br />
die bestehenden Anreize, Strukturen und Instrumente zu einem, aus der Perspektive der Bereitstellung,<br />
zufriedenstellenden Ergebnis zu führen.<br />
Unberücksichtigt bleibt jedoch die Frage der Effizienz der Strukturen und Instrumente, die diese<br />
Bereitstellung ermöglichen. Dieser Frage soll in den folgenden Abschnitten nachgegangen werden.<br />
In Regionen, in denen die strukturellen oder naturalen Faktoren restriktiver wirken, zeigen sich<br />
in der Einschätzung tendenziell Bereitstellungsdefizite. Diese werden sich – aus dem Blickwinkel<br />
einer wirtschaftlichen Bereitstellung – nie vollständig beheben lassen.<br />
Die auf naturalen und strukturellen Daten beruhende Einschätzung wird im Folgenden erweitert<br />
um den Aspekt der Hemmnisse, die insbesondere Kleinprivatwaldbesitzer von einer Bewirtschaftung<br />
ihrer Waldflächen zurückhalten. Ausgehend von der Frage, worin die Hinderungsgründe einer<br />
Waldbewirtschaftung der Kleinprivatwaldbesitzer liegen, sollen dann in den folgenden Kapiteln<br />
die bestehenden Strukturen und Instrumente auf deren Wirksamkeit untersucht werden.<br />
4.2 Hemmnisse der Holzbereitstellung aus dem Kleinprivatwald<br />
Im Folgenden werden die von den befragten Akteuren in den schriftlichen und telefonischen Interviews<br />
genannten Haupthemmnisse für die Wertschöpfung im Kleinprivatwald bis zehn Hektar<br />
dargestellt.<br />
Hemmnisse aus der Sicht der unteren Forstbehörden und der forstlichen Zusammenschlüsse<br />
In der schriftlichen Befragung der unteren Forstbehörden sowie der Forstbetriebsgemeinschaften<br />
wurden die Hemmnisse der zusätzlichen Holzbereitstellung abgefragt. Auf einer vierstufigen<br />
Skala mit den Beurteilungen ‚unwichtig‘ bis ‚wichtig‘ wurde eine Auswahl von Faktoren zur Bewertung<br />
gestellt.<br />
Sowohl von den Forstbetriebsgemeinschaften als auch von den unteren Forstbehörden wird ein<br />
niedriges Holzpreisniveau als der mit Abstand am stärksten hemmende Faktor angegeben.<br />
Deutlicher als die Vertreter der unteren Forstbehörden führten die Vertreter der Forstbetriebsgemeinschaften<br />
das Fehlen von Informationen als Hemmnis für die Holzbereitstellung ins Feld.<br />
Insbesondere das fehlende Wissen der Waldbesitzer über die wirtschaftlichen Potenziale einer<br />
Nutzung wird als Hemmnis eingestuft.<br />
Das Reservedenken der Waldbesitzer, also die Nutzungszurückhaltung der Eigentümer aus Gründen<br />
eines späteren (Eigen-)Bedarfs, ist nach Einschätzung der unteren Forstbehörden wie auch<br />
der Forstbetriebsgemeinschaften ein eher bedeutendes Hemmnis der Holzbereitstellung.<br />
Die Urbanität, also die Waldferne der Waldbesitzer, wird von beiden interviewten Gruppen tendenziell<br />
als eher wichtig im Spektrum der hemmenden Faktoren beurteilt.<br />
Das Fehlen von oder der Mangel an Technik und Infrastruktur werden neutral eingestuft; dies<br />
lässt demnach nicht den Schluss zu, dass ein unzureichendes Forstwegenetz die Bereitstellung<br />
von Holz aus dem Kleinprivatwald merklich behindert.<br />
Als unbedeutend im Hinblick auf eine Nutzung werden Motive der Waldbesitzer beurteilt, die<br />
nicht auf die Nutzung bezogen sind. Explizit wurde in der Frage auf Naturschutzziele hingewiesen.<br />
Einschränkungen in der Bewirtschaftung durch Naturschutzauflagen werden von den Forst-<br />
40 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
betriebsgemeinschaften nicht und von den unteren Forstbehörden nur in geringem Umfang als<br />
Nutzungshemmnis eingestuft.<br />
Die Befragung der Forstbetriebsgemeinschaften ergab im Vergleich zur Befragung der unteren<br />
Forstbehörden insgesamt ein nahezu identisches Bild der Einschätzungen. Nur in einzelnen Fragestellungen<br />
weichen die Ergebnisse der beiden Gruppen z.T. graduell voneinander ab.<br />
Unattraktives Holzpreisniveau<br />
Fehlendes Wissen zu Einkommenspotenzialen<br />
Reservedenken<br />
Fehlendes Wissen zur Waldbewirtschaftung<br />
Höhe des Einkommenseffekts<br />
Urbanität<br />
Infrastruktur<br />
Technik-Zugang und -Verfügbarkeit<br />
Steuerliche Aspekte<br />
Fehlen von Rücklagen zur Finanzierung<br />
von Vorleistungen<br />
Bewirtschaftungseinschränkungen<br />
durch Naturschutz (FFH, NSG etc.)<br />
Nicht-wirtschaftliche Motive<br />
(Naturschutz, Jagd etc.)<br />
FBG<br />
UFB<br />
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3<br />
Abbildung 21: Hemmende Faktoren der Holzbereitstellung aus dem Kleinprivatwald<br />
Bewertung: 0 = unwichtig, 1 = eher unwichtig, 2 = eher wichtig, 3 = wichtig<br />
(Quelle: schriftliche Befragung der unteren Forstbehörden und der Forstbetriebsgemeinschaften)<br />
Hemmnisse aus der Sicht der Abnehmer<br />
Von den Abnehmern wird einheitlich ein Bild knapper werdender Ressourcen und schwieriger<br />
werdender Beschaffungsmärkte gezeichnet. Die Betriebe befürchten konkrete Versorgungsengpässe<br />
und sehen es als notwendig an, verstärkt Holz aus dem Kleinprivatwald für den Markt<br />
verfügbar zu machen. Einheitlich sehen die Abnehmer die positive Korrelation zwischen hohen<br />
Holzpreisen und steigenden Bereitstellungsmengen bzw. umgekehrt den raschen Rückzug des<br />
Angebots aus dem privaten Waldbesitz bei niedrigen Holzpreisen.<br />
Zwischenresümee aus der Betrachtung der Nutzungshemmnisse<br />
Zusammenfassend lässt die Betrachtung der Hemmnisse der Holzbereitstellung im Kleinprivatwald<br />
den Schluss zu, dass dem Holzpreis ein hoher Stellenwert zukommt. Der Holzpreis wirkt motivierend<br />
auf die Waldbesitzer, die auch bei geringen Effekten für das Gesamteinkommen ihr Holz<br />
‚gut verkaufen‘ wollen. Gleichzeitig hat der Holzpreis aber auch eine stark motivierende Wirkung<br />
auf die beratenden und betreuenden Revierleiter. Es fällt dem Privatwaldrevierleiter i.d.R. leichter,<br />
eine Erntemaßnahme bei einer guten Holzpreissituation zu bewerben. Nutzungsmaßnahmen<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 41
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
finden zudem nicht unabhängig von Nutzungen der anderen Waldbesitzarten statt; Erntemaßnahmen<br />
im Kommunalwald und größeren Privatwald haben auch eine Sogwirkung auf die Nutzungsbereitschaft<br />
der Kleinprivatwaldbesitzer. Kurz: gute Holzpreise motivieren alle Beteiligten in der<br />
Bereitstellungskette. Kaum Hindernisse für eine Bereitstellung von Holz aus dem Kleinprivatwald<br />
werden in unzureichender Infrastruktur, dem Fehlen forstlicher Technik und in Bewirtschaftungsauflagen<br />
des Naturschutzes gesehen.<br />
Die hemmenden Faktoren können nach der Möglichkeit ihrer Beeinflussbarkeit eingestuft werden.<br />
Sie unterscheiden sich einmal in Hemmnisse, die ihre Ursache in einer eher unbewussten,<br />
passiven Haltung der Waldbesitzer haben (z.B. fehlende Kenntnisse, Waldferne der Eigentümer).<br />
Diese Haltungen können durch bestimmte, mehr oder weniger aufwändige Maßnahmen beeinflusst<br />
werden. Zum anderen gibt es die Nutzung hemmende Faktoren, die in bewussten, aktiven<br />
Entscheidungen des Eigentümers liegen, wie z.B. bei der Nutzungszurückhaltung wegen eines vermuteten<br />
späteren Eigenbedarfs. Diese Faktoren liegen in den Motiven der Waldbesitzer und sind<br />
weit weniger beeinflussbar, und scheinen aus dem Blickwinkel der Befragung eine insgesamt eher<br />
geringe Rolle zu spielen.<br />
4.3 Die Forstbehörden in der Schlüsselrolle von Beratung und Betreuung<br />
Die beratenden und betreuenden Forstbehörden nehmen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine Schlüsselstellung<br />
in Bezug auf die Bewirtschaftung des Kleinprivatwaldes ein. Im Folgenden werden daher<br />
die Aktivitäten der Forstbehörden und insbesondere der unteren Forstbehörden eingehender<br />
betrachtet.<br />
4.3.1 Überblick<br />
Die Rolle des Staates in der Kleinprivatwaldberatung und -betreuung hat sich in Deutschland in<br />
den letzten Jahren sehr unterschiedlich entwickelt. Länder wie Hessen nehmen den Kleinprivatwald<br />
als eine durch ihre Forstorganisation intensiv zu stützende Gruppe wahr. Die Betreuung<br />
erfolgt bis fünf Hektar für den Waldbesitzer kostenfrei, danach steigen die Entgelte mit der Fläche<br />
progressiv an. 13 Das Land Rheinland-Pfalz hat die Kleinprivatwaldberatung und -betreuung durch<br />
die Gemeinschaftsforstämter in den letzten Jahren personell deutlich verstärkt. Gleichzeitig wird<br />
versucht, die Aufgabe der Holzvermarktung sukzessive an Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse<br />
zu übergeben. 14 In Bayern haben die Forstbetriebsgemeinschaften eine starke Stellung bei der<br />
Bewirtschaftung und der Holzvermarktung übernommen. Den dortigen Forstbetriebsgemeinschaften<br />
stehen beratende Förster der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten kostenfrei<br />
zur Seite. 15<br />
Auch in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist das Land Anbieter von Beratungs- und Betreuungsleistungen. Für<br />
eine Mehrheit der Kommunen übernehmen die unteren Forstbehörden die forsttechnische Betriebsleitung<br />
und stellen die Revierleiter vor Ort. Für den Privatwald werden die unteren Forstbehörden<br />
ständig oder fallweise tätig. Insbesondere im Kleinprivatwald ist der örtliche Revierleiter<br />
der unteren Forstbehörde der Hauptansprechpartner. Die Revierleiter informieren unentgeltlich<br />
(Beratung) in Fragen der biologischen Produktion, über die Möglichkeiten zur Holznutzung oder<br />
über Entwicklungen am Holzmarkt. Die Forstverwaltung bietet aber auch Betreuung bei Nutzungsmaßnahmen<br />
an und führt den Holzverkauf für Waldbesitzer gegen Entgelt auf Basis der<br />
Gebührenverzeichnisse durch (Betreuung). 16 Eine ebenfalls wichtige Rolle spielen die Forstbehörden<br />
bei den forstlichen Fördermaßnahmen. Neben grundsätzlicher Information unterstützen die<br />
Mitarbeiter der unteren Forstbehörden die Waldbesitzer bei der Förderantragstellung.<br />
Das Land selbst ist in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> der größte Einzelwaldbesitzer. Die Landeswaldflächen<br />
werden mit öffentlichen Bediensteten (der Landkreise und des Landes) bewirtschaftet und das<br />
Holz wird über eine eigene Verkaufsorganisation vermarktet. Neben der Betreuung und Wirt-<br />
13 Siehe Privatwald-VO Hessen.<br />
14 Jacob, 2011; Mauerhof, 2007.<br />
15 Leitenbacher, Perfler, 2009.<br />
16 Vgl. Privatwaldverordnung (PWaldVO) und Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Ernährung<br />
und Ländlichen Raum zur Durchführung der Privatwaldverordnung (VwV-PWaldVO).<br />
42 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD
Forstliche<br />
Versuchs- und<br />
Forschungsanstalt<br />
BW<br />
Forstliche<br />
Bildungseinrichtungen<br />
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
schaft sverwaltung anderer Waldbesitzarten vermarktet das Land über den Landesbetrieb Forst<br />
<strong>Baden</strong>-Württ emberg (ForstBW) auch das Holz der betreuten Waldbesitzer. Über die zentrale Vermarktungsstelle,<br />
den Fachbereich Holzvermarktung im Regierungspräsidium Tübingen, kommt<br />
dem Land damit bei der Preisbildung eine Schlüsselrolle zu. Auch bei der Holzmengenverteilung,<br />
insbesondere auf die großen Abnehmer, spielt ForstBW eine entscheidende Rolle. Somit kommt<br />
der Forstverwaltung gegenüber anderen Flächenverwaltungen, wie der Landwirtschaft oder dem<br />
Naturschutz, eine völlig andere Rolle zu: sie tritt als stärkste Marktkraft auf Anbieterseite auf.<br />
Das Land <strong>Baden</strong>-Württ emberg hat mit der Forstreform eine Vielzahl seiner ehemaligen Kompetenzen<br />
an die Kreise übertragen. Der obersten und den höheren Behörden kommen in der tatsächlichen<br />
prakti schen Ausführung nur noch übergeordnete Aufgaben zu. Die Ausführung liegt<br />
vielmehr bei den Kreisen. Mit der Gründung des Landesbetriebes ForstBW wurden die Aufgabenzuschnitt<br />
e zwischen den Organisati onseinheiten neu strukturiert (siehe Abbildung unten).<br />
Zusammenfassend fi rmiert die Gesamtheit der Forstverwaltung <strong>Baden</strong>-Württ embergs, bestehend<br />
aus der obersten, den höheren und den unteren Forstbehörden, unter dem Dachbegriff<br />
‚ForstBW‘.<br />
ForstBW BetrieBsleitung<br />
Geschäftsführung und Fachbereiche am Ministerium für Ländlichen Raum, ernährung und Verbraucherschutz<br />
Stuttgart (MLR S) sowie an den Regierungspräsidien Tübingen und Freiburg (RP Tü, RP FR)<br />
BeTRIeB<br />
Bewirtschaftung Staatswald<br />
(329.000 ha)<br />
ORGanISaTIOn DeR FORSTVeRWaLTunG<br />
Holzvermarktung (Tü)<br />
Waldbau, Klimawandel,<br />
Forsteinrichtung, FGeO (FR)<br />
Waldarbeit (Tü)<br />
Cluster Forst und Holz, Forschung, luK (S)<br />
Liegenschaften (FR)<br />
nebennutzungen (Tü)<br />
Finanzen und Controlling Staatswald (S)<br />
Controlling Dienstleistungen<br />
Körperschafts- und Privatwald (FR)<br />
Personal, Organisation, Bildung (S)<br />
Servicestellen<br />
z.B. Maschinenbetriebe, Zentrale Sachbearbeitung,<br />
Staatsklenge, Haus des Waldes<br />
HOHeIT<br />
RP Tü<br />
Forstpolitik<br />
Forstrecht<br />
Jagd<br />
MLR<br />
Forstpolitik<br />
Forstrecht<br />
Jagd<br />
46 untere ForstBehörden<br />
RP FR<br />
Forstpolitik<br />
Forstrecht<br />
Jagd<br />
Dienstleistungen für Körperschafts- und Privatwald<br />
(536.000 bzw. 513.000 ha)<br />
Landesamt für<br />
Geoinformation und<br />
Landentwicklung<br />
Ref. 36 IuK Waldwirtschaft,Landesbetrieb<br />
ForstBW<br />
Körperschaftsforstdirektionen<br />
TüBInGen und<br />
FReIBuRG<br />
bei den Landratsämtern und Stadtkreisen sowie den Städten Villingen-Schwenningen und Biberach<br />
Abbildung 22: Organigramm der Forstverwaltung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
(Quelle: ForstBW)<br />
LeGenDe<br />
Dienst- und Fachaufsicht<br />
Fachaufsicht<br />
Landesbetrieb Forst<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Hoheit<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 43
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
4.3.2 Organisationsstrukturen für den Kleinprivatwald<br />
Gesamtorganisation<br />
In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sind die Zuständigkeiten der Privatwaldberatung und -betreuung auf die<br />
Kreisverwaltungen verlagert worden. 17 Diesen obliegt die Aufgabe der Beratung und Betreuung<br />
des Kleinprivatwaldes. Ebenso liegt die Gestaltung der Aufbauorganisation der unteren Forstbehörden<br />
bei den Landkreisen selbst. Die Kreisorganisationen haben sich nach der Forstreform<br />
im Jahr 2005 unterschiedlich ausgebildet. Aus jeweils etwa drei bis fünf ehemaligen staatlichen<br />
Forstämtern sind die neuen Kreisforstbehörden gebildet worden. Da die ehemaligen Forstamtsgrenzen<br />
nicht mit den politischen Grenzen der Kreise übereinstimmten, wurden die Waldflächen<br />
und Reviere mancher Forstämter auf zwei oder mehr Landkreise verteilt.<br />
Die im Rahmen der Untersuchung vorgefundenen Aufbauorganisationen in den unteren Forstbehörden<br />
ähneln zum Teil den ehemaligen Forstamtsstrukturen: mehrere Forstbezirke stehen in<br />
diesen Fällen auf Kreisebene gleichberechtigt nebeneinander; wenn auch in Einzelaufgaben, wie<br />
z.B. der Förderung oder der Forsthoheit, Funktionalisierungen bestehen, so ist doch die ehemalige<br />
Forstamtsstruktur erkennbar. Daneben haben sich Strukturen gebildet, die ausschließlich aus<br />
einem zentralen Kreisforstamt ohne Außenstellen bestehen. Zwischen diesen Extremen dezentraler<br />
und zentraler Strukturen liegen organisatorische Zwischenlösungen in Form von Außenstellen.<br />
Teilweise haben diese Außenstellen regionale Zuständigkeiten (beispielsweise Forstbezirk<br />
Ost, West etc.), teilweise funktionale Zuständigkeiten (z.B. als technischer Stützpunkt).<br />
Typ Beschreibung Beispiele<br />
Zentral Eine Zentrale als Kreisforstamt Schwäbisch-Hall<br />
Mischform Eine Zentrale mit Außenstellen Waldshut, Ravensburg<br />
Dezentral Gleichberechtigte Forstbetriebe/-bezirke Neckar-Odenwald-Kreis<br />
Tabelle 3: Klassifizierung der Forstamtsstrukturen<br />
Die Aufgabe des für den Privatwald Zuständigen<br />
Die Aufgaben der Privatwaldberatung und -betreuung werden in den Revieren umgesetzt. Die<br />
Steuerung der operativen Tätigkeiten im Kleinprivatwald können dabei von ganz unterschiedlichen<br />
Stellen übernommen werden. Sowohl bei den telefonischen Befragungen wie bei den Vor-<br />
Ort-Besuchen wurde deutlich, dass die fachliche Zuständigkeit für den Kleinprivatwald bei den<br />
Aufgabenbereichen Körperschaftswaldbetreuung, Holzverkauf oder der Fördermittelbearbeitung<br />
liegen kann. In der Hierarchie der unteren Forstbehörden kann die Aufgabe ‚Privatwaldberatung<br />
und -betreuung‘ an die Revierleitung delegiert sein, sie kann von der Amtsleitung oder stellvertretenden<br />
Amtsleitern ausgeübt werden oder bei Sachgebietsleitungen angesiedelt sein.<br />
Der von Joos geforderte Privatwaldsachbearbeiter als ‚Manager für alle Privatwaldangelegenheiten‘<br />
18 hat sich zwar bislang in den unteren Forstbehörden nicht etabliert; allerdings war in einzelnen<br />
Kreisen eine deutliche Trennung in Staatswaldbewirtschaftung (‚Betrieb‘) und Beratung und<br />
Betreuung des Kommunal- und Privatwaldes (‚Dienstleistung‘) erkennbar.<br />
Revierstrukturen<br />
Den Revierleitungen kommt nach übereinstimmender Ansicht der Akteure eine zentrale Rolle bei<br />
der Wertschöpfung im Kleinprivatwald zu. Großen Einfluss auf die Arbeit des Revierleiters hat die<br />
Struktur der Reviere.<br />
In den meisten unteren Forstbehörden sind die Beratung und die Betreuung des Privatwaldes<br />
in eigentumsgemischten Revieren organisiert. Von den 31 telefonisch Befragten in den unteren<br />
Forstbehörden gaben 25 an, die Reviere eigentumsgemischt organisiert zu haben; in zwei Fällen<br />
bestehen teilfunktionalisierte Reviere, und in vier Fällen sind die Reviere funktionalisiert. Dabei<br />
wird unter Funktionalisierung die Trennung in reine Staatswaldreviere einerseits und Dienstleis-<br />
17 Eine Berücksichtigung der Stadtkreise findet wegen des eher geringen Anteils am Kleinprivatwald in Relation zur<br />
gesamten Kleinprivatwaldfläche nicht statt.<br />
18 Joos, 2009.<br />
44 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
tungsreviere andererseits verstanden. In den Dienstleistungsrevieren werden die kommunalen<br />
und privaten Waldbesitzer betreut. In den Gebieten, in denen es die Struktur der Besitzartenverteilung<br />
vorgibt, können reine Privatwaldreviere quasi ‚zufällig‘ vorkommen. Insgesamt lässt sich<br />
aus den Gesprächen ableiten, dass der Revierstrukturierung eine hohe Dynamik innewohnt.<br />
In der Diskussion mit den Gesprächspartnern der sechs Beispielskreise und auch in den telefonischen<br />
Interviews mit allen Landkreisen war eine hohe Sensibilität bei der Frage der Revierorganisation<br />
erkennbar. Dieser Aspekt der Revierorganisation – also insbesondere die Frage nach<br />
funktionaler vs. eigentumsgemischter Organisation – wird intensiv diskutiert und die Argumente<br />
für oder gegen die eine oder andere Form tauchten bei den Erhebungen jeweils wiederholt auf.<br />
Von den sechs besuchten unteren Forstbehörden weisen nur zwei den eigentumsreinen Revieren<br />
einen positiven Effekt in Bezug auf die Holzbereitstellung aus dem Kleinprivatwald zu; die übrigen<br />
vier stufen eigentumsreine Reviere ohne Effekte auf die Holzbereitstellung oder schätzen deren<br />
Wirkungen sogar negativ ein. Diese Bewertung steht Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz gegenüber,<br />
die mit der Bildung von reinen Privatwaldrevieren – bei räumlich konzentriert vorkommendem<br />
Privatwald – positive Erfahrungen gemacht haben. 19<br />
Argumente, die von den Interviewten für eigentumsgemischte Reviere angeführt werden, sind<br />
insbesondere die Vorteile der örtlichen Zuständigkeit eines Mitarbeiters. Dadurch ließen sich<br />
Fahrtzeiten begrenzen und die Arbeitszufriedenheit würde durch ein umfassenderes Aufgabenspektrum<br />
gegenüber funktionalisierten Revieren erhöht. Argumente, die für funktionalisierte Reviere<br />
sprechen, sind die waldbesitzartspezifischen Kenntnisse der Revierleiter, wie z.B. bei der<br />
Förderung. Auch würden bei einer Funktionalisierung die persönlichen Fähigkeiten und Neigungen<br />
der Mitarbeiter besser berücksichtigt werden. In funktionalisierten Revieren wird die Gefahr,<br />
dass der Kleinprivatwald aus dem Fokus der Revierleitung fällt, deutlich geringer eingestuft als in<br />
Mischrevieren.<br />
Neben der Frage der Funktionalisierung und Regionalisierung spielt der Aspekt der Revierzuschnitte<br />
und insbesondere der Vergrößerung von Revieren eine wichtige Rolle. Zumeist wurde<br />
von den Befragten der unteren Forstbehörden auf eine Reduzierung des Personals auf der Fläche<br />
in den letzten Jahren verwiesen. Der Flächenzuwachs ist zumeist direkt mit einem Zuwachs an<br />
Nutzung und der Zuständigkeit für eine (im Privatwald) wesentlich höhere Anzahl an Waldbesitzern<br />
verbunden.<br />
Der Kleinprivatwald gerät nach Ansicht der Befragten der unteren Forstbehörden dort, wo er flächenmäßig<br />
eher gering ist, gegenüber dem Staats- und Kommunalwald tendenziell aus dem Blick<br />
der Revierleitungen.<br />
Anzahl der Nennungen<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
4<br />
funktionalisiert teilfunktionalisiert Mischreviere<br />
Abbildung 23: Revierstrukturen in den Landkreisen<br />
(Quelle: telefonische Befragungen bei den unteren Forstbehörden)<br />
19 Mündliche Mitteilung vom Juni 2011: Gespräch mit Hubertus Mauerhof, MUFV Rheinland-Pfalz.<br />
2<br />
25<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 45
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
4.3.3 Die Rolle des Kleinprivatwaldes in der Beratung und Betreuung<br />
In den Telefoninterviews wurde deutlich, dass das Augenmerk der unteren Forstbehörden in Bezug<br />
auf die Eigentumsarten und Besitzgrößen häufig zunächst beim Staatswald, dann beim Kommunalwald,<br />
schließlich beim mittelgroßen (betreuten) Privatwald und zuletzt beim Kleinprivatwald<br />
liegt. Insbesondere der kleinparzellierte Privatwald in Realteilungsgebieten wird von der<br />
Mehrheit der Befragten als schwer und mit nur geringen Erfolgsaussichten zu bewirtschaften<br />
eingestuft.<br />
Anzahl der Nennungen<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
46 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
8<br />
12<br />
gering mittel hoch<br />
Abbildung 24: Bedeutung des Kleinprivatwaldes im Tagesgeschäft<br />
(Quelle: telefonische Befragungen bei den unteren Forstbehörden, Einschätzungen)<br />
Auf die Frage nach dem grundsätzlichen Stellenwert des Kleinprivatwaldes bis zehn Hektar Größe<br />
gaben acht von 31 der telefonisch Befragten bei den Kreisforstämtern an, dass der Stellenwert<br />
der Beratung und Betreuung des Kleinprivatwaldes bei den unteren Forstbehörden eher gering<br />
ist. Zwölf Befragte stufen den Stellenwert mit ‚mittel‘ ein und elf nennen einen hohen Stellenwert.<br />
Die von den Befragten dem Kleinprivatwald zugeschriebene Bedeutung korreliert mit dem Anteil<br />
der Kleinprivatwaldfläche an der Gesamtwaldfläche des jeweiligen Kreises: Kreise mit großem Flächenanteil<br />
an Kleinprivatwald stufen die Bedeutung von Beratung und Betreuung des Kleinprivatwaldes<br />
tendenziell höher, Kreise mit geringerer Kleinprivatwaldfläche tendenziell niedriger ein.<br />
Im Gegensatz zu den Aussagen aus den Telefoninterviews betonen die Gesprächspartner aller<br />
sechs besuchten unteren Forstbehörden die hohe Bedeutung des Themas Kleinprivatwald – unabhängig<br />
von dessen Größe – für ihren Arbeitsalltag.<br />
Aus den Interviews lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Bedeutung des Privatwaldes und<br />
den damit verbundenen Aufgaben bei der Holzernte und der Förderung ableiten. Höhere Nutzungsmengen,<br />
das Überschreiten von Bagatellgrenzen (z.B. Mindestauszahlungsbeträge bei forstlichen<br />
Fördermaßnahmen) und stärker ökonomisch orientierte Privatwaldbesitzer eines Revieres<br />
haben zur Folge, dass die Waldbesitzer intensiver Beratungs- und Betreuungsleistungen nachfragen.<br />
Außer Kraft gesetzt wird der Größenaspekt im Kalamitätsfall: die Betreuungsintensität nach<br />
Kalamitäten steigt auch im Privatwald mit nur geringen Besitzgrößen an.<br />
4.3.4 Zusammenfassende Beurteilung<br />
In der überwiegenden Zahl der unteren Forstbehörden scheint es eine Entwicklung in Richtung<br />
einer zentralen Organisation mit den Revieren als dezentrale Einheiten zu geben. Kreise mit Außenstellen<br />
oder Forstbezirken bilden die früheren Forstamtsstrukturen ab. Demgegenüber haben<br />
11
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
auch große Kreise mit hohen Waldanteilen das System des zentralen Kreisforstamtes mit den<br />
dezentralen Revieren umgesetzt.<br />
Eine die unteren Forstbehörden übergreifende, klare organisatorische Verankerung der Aufgabe<br />
der Privatwaldzuständigkeit ist in der Aufbauorganisation nicht zu erkennen. Die Kleinprivatwaldkompetenz<br />
wird von unterschiedlichen Organisationseinheiten und -hierarchien wahrgenommen.<br />
Das geforderte ‚come-back des Privatwaldsachbearbeiters‘ 20 spiegelt sich hier bisher nicht wider.<br />
Die Mehrheit der Revierleiter in den unteren Forstbehörden in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist in eigentumsgemischten<br />
Revieren tätig und favorisiert diese Struktur. In wenigen Fällen existieren Funktionalisierungen<br />
im Sinne von Dienstleistungsrevieren für die Beratung und Betreuung kommunaler<br />
und privater Waldbesitzer. Reine Privatwaldreviere, wie sie etwa in Sachsen oder Rheinland-Pfalz<br />
zu finden sind, existieren allenfalls dann, wenn sich dies durch die Gemengelage der Eigentumsstrukturen<br />
ergibt.<br />
Die generelle Bedeutung des Kleinprivatwaldes wird von den unteren Forstbehörden als hoch bis<br />
sehr hoch eingestuft. Dem stehen die Aussagen der gleichen Behörde gegenüber, dass bei einer<br />
Priorisierung der Aufgaben nach Eigentumsart und Besitzgröße der Kleinprivatwald stets nach<br />
dem Staats-, Kommunal- und größerem Privatwald eingeordnet wird.<br />
4.4 Der Kleinprivatwald und seine Organisationen<br />
Der kleinere Waldbesitz und dessen Beitrag zur Wertschöpfung stellen den Kern der Untersuchung<br />
dar; dazu fanden Datenerhebungen bei den unteren Forstbehörden und den forstwirtschaftlichen<br />
Zusammenschlüssen sowie bei einzelnen Experten statt. Bei den Waldbesitzern<br />
selbst fanden keine sozialempirischen Erhebungen statt. Aussagen zu deren Handlungsmotiven,<br />
der Bedeutung des Waldes etc. werden im Folgenden aber anhand von relevanten Forschungsergebnissen<br />
dargestellt.<br />
4.4.1 Waldbesitzer und ihre Motive<br />
Die strukturellen Merkmale des Waldbesitzes sowie die Handlungsmuster und Wertvorstellungen<br />
der Waldbesitzer und insbesondere der Kleinprivatwaldbesitzer haben sich in den letzten Jahren<br />
in starkem Maße gewandelt. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> war und ist vom Agrarstrukturwandel betroffen.<br />
Allein in den dreißig Jahren zwischen 1971 und 2001 hat die Anzahl der landwirtschaftlichen<br />
Betriebe mit Forstwirtschaft im Südschwarzwald um ein Drittel abgenommen. Dieser Rückgang<br />
der Betriebe hat sich jedoch sehr unterschiedlich in den einzelnen Besitzgrößenklassen vollzogen.<br />
So ist die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe mit Waldbesitz unter fünf Hektar im genannten<br />
Zeitraum auf die Hälfte geschrumpft, wohingegen die Anzahl der Betriebe mit Waldflächen über<br />
fünf Hektar nur um zehn Prozent zurückgegangen ist. 21 Der Agrarstrukturwandel hat somit besonders<br />
auf die Betriebe mit kleinsten Waldflächen, die im Fokus dieser Studie stehen, Auswirkungen<br />
gehabt.<br />
Der Anteil der Landwirte unter den Kleinprivatwaldbesitzern hat in den letzten Jahrzehnten stark<br />
abgenommen und ist heute relativ gering. So waren etwa bei einer Befragung von Waldbesitzern<br />
im Landkreis Tuttlingen unter 375 Waldbesitzern nur 12 Vollerwerbslandwirte. Allerdings führten<br />
61 Waldbesitzer eine Nebenerwerbslandwirtschaft. 22 Da Nicht-Landwirte in aller Regel einen anderen<br />
Bezug zum Waldbesitz haben als Landwirte und der Wald für diese Besitzergruppe nur zu<br />
einem geringeren Umfang zum Einkommen beiträgt, 23 hat die Bedeutung des Waldbesitzes, zumindest<br />
in finanzieller Hinsicht, für einen großen Teil der Waldbesitzer dieser Besitzgrößenklasse<br />
abgenommen. So haben etwa Becker und Borchers im Rahmen einer Untersuchung der Motive<br />
20 Joos, 2009, S. 61.<br />
21 Selter, 2001.<br />
22 Ebertsch, 2010.<br />
23 Siehe hierzu etwa: Becker, Borchers, 2000.<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 47
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
der Kleinprivatwaldbesitzer in Nordrhein-Westfalen ermittelt, dass nur ca. ein Drittel der befragten<br />
Waldbesitzer primär wirtschaftliche Ziele mit ihrem Wald verfolgt.<br />
Allerdings haben verschiedene Untersuchungen auch gezeigt, dass bereits für Betriebe mit mehr<br />
als fünf Hektar Wald das Einkommen aus der Holznutzung für das Gesamteinkommen der Betriebe<br />
relevant ist. Der Waldbesitz ab dieser Größe hat für viele Waldbesitzer also eine wirtschaftliche<br />
Bedeutung und kann zu einer Abschwächung des Strukturwandels beitragen. 24 Schraml kommt<br />
in einer Untersuchung der Motive von Kleinprivatwaldbesitzern in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit Besitzgrößen<br />
bis 200 ha zu dem Ergebnis, dass knapp die Hälfte der Waldbesitzer wirtschaftliche<br />
Interessen an ihrem Waldbesitz hat. 25<br />
Der Waldbesitz nimmt beim Agrarstrukturwandel eine gewisse Sonderrolle ein. Im Gegensatz<br />
zu den landwirtschaftlichen Flächen der ausscheidenden Betriebe, die in aller Regel an größere<br />
Betriebe verkauft oder verpachtet werden, werden die Waldflächen in der Regel nicht abgegeben<br />
und bleiben in Familienbesitz. 26 Die durchschnittliche Waldbesitzgröße im Kleinprivatwald hat<br />
sich durch den Strukturwandel daher nur kaum geändert.<br />
Mit den dargestellten Strukturänderungen geht auch eine Änderung der Lebensstile der Waldbesitzer<br />
einher. In der Privatwaldforschung spricht man von einer „Urbanisierung“ der Privatwaldbesitzer.<br />
27 Die nichtbäuerlichen Waldbesitzer leben zwar häufig noch im ländlichen Raum oder sogar<br />
in der Nähe ihres Waldbesitzes, 28 verfügen jedoch über ein hohes Maß an Mobilität und orientieren<br />
sich beruflich und auch in ihrer Freizeit in Richtung größerer Ballungszentren. Bei einem großen<br />
Teil dieser Waldbesitzer überwiegen ideelle Aspekte des Waldbesitzes über die monetären<br />
Interessen. Becker und Borchers unterscheiden im Rahmen der Studie zu den Motiven der Waldbesitzer<br />
in NRW zwischen dem „eher wirtschaftlich eingestellten Typ“ mit starken ökonomischen<br />
Interessen und dem „eher ökologischen Typ“ bei dem ideelle Interessen im Vordergrund stehen.<br />
Für ihn hat der Waldbesitz eine starke Erholungs-, Freizeit- und Naturschutzfunktion. Zwischen<br />
diesen zwei Ausprägungen ist der „eher universal interessierte Waldbesitzer“ angesiedelt. Für<br />
letzteren sind die materiellen Besitzmotive gleichbedeutend mit den ideellen. Die drei Waldbesitzertypen<br />
kamen etwa gleich häufig vor. 29 Auch von Suda wird auf die zunehmende Bedeutung<br />
ideeller Motive des Waldbesitzes hingewiesen. Sahen früher die Waldbesitzer ihren Wald primär<br />
als „Wirtschaftsraum“, so stellt der Wald für eine größer werdende Zahl von Waldbesitzern einen<br />
„Naturraum“, „Lebensraum“ oder „Ausgleichsraum“ dar. 30 Für immer mehr Waldbesitzer steht<br />
also der Freizeit- und Erholungswert ihres Waldbesitzes im Vordergrund, die Waldbewirtschaftung<br />
stellt keinen oder nur einen marginalen Beitrag für den Lebensunterhalt dar. 31<br />
Für den Osten Deutschlands kommt Schurr dagegen zu dem Schluss, dass sich die Waldbesitzer<br />
„…nicht die Luxusalternative des Freizeitwaldes leisten können und wollen,…“. Der Autor<br />
weist dem Typus des Brennholzselbstversorgers eine gewisse Rolle zu, der im eigenen Wald aktiv<br />
wird und zwar “…wiederum nicht als Freizeitbetätigung, sondern schlichtweg um Kosten für<br />
die Deckung des häuslichen Energiebedarfs durch Einsatz der billigen eigenen Arbeitskraft zu<br />
vermeiden.“ 32<br />
Aber auch Waldbesitzer, die vor allem ideelle Motive mit ihrem Wald verfolgen, haben Bedarf<br />
an einer intentionsfreien Beratung, die unabhängig von den Motiven und Beratungsinhalten in<br />
die Nutzung des Waldes münden kann. Den staatlichen Revierleitern kommt hier eine zentrale<br />
Rolle zu. So hat etwa Ebertsch im Rahmen einer Waldbesitzerbefragung im Landkreis Tuttlingen<br />
festgestellt, dass für den größten Teil der Waldbesitzer der Revierleiter die wichtigste Informationsquelle<br />
zu Fragen zu forstfachlichen Themen ist. Als zweithäufigste Informationsquelle wurde<br />
24 Brandl, 2001.<br />
25 Schraml, 2003.<br />
26 Brandl, 2001.<br />
27 Schraml, 2003.<br />
28 siehe u.a. Viergutz, 2010; HAF, 2008.<br />
29 Becker, Borchers, 2000.<br />
30 Suda et. al., 2007.<br />
31 Becker, Borchers, 2000.<br />
32 Schurr, (2006), S. 252.<br />
48 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
das Gemeindeblatt und am dritthäufigsten die lokale FBG genannt. 33 Der Anteil der Waldbesitzer,<br />
die an einer Beratung nicht interessiert sind, ist zwar größer geworden und nimmt weiterhin zu. 34<br />
In einer Untersuchung zur Privatwaldberatung in Bayern wurde der größte Teil der Waldbesitzer<br />
als „an einer Beratung nicht interessiert“ (43 %) oder „an einer Beratung mäßig interessiert“<br />
(36 %) von befragten Revierleitern eingeschätzt. Nur 21 % der Waldbesitzer wurden als „an einer<br />
Beratung interessiert“ eingeschätzt. Allerdings schienen viele der vorgeblich nicht an Beratung<br />
Interessierten, die kostenlosen Beratungsangebote nicht zu kennen. 35<br />
Gerade bei den als ‚neuartig‘ bezeichneten Waldbesitzern spielen auch andere Kanäle der forstfachlichen<br />
Informationsbeschaffung als die klassische forstliche Beratung eine wichtige Rolle. In<br />
einer Untersuchung zum Informationsverhalten von Waldbesitzern hat Viergutz etwa herausgefunden,<br />
dass sich viele Waldbesitzer primär über das Internet informieren und sich mit anderen<br />
Waldbesitzern austauschen. Aber auch hier kann die Ursache, warum bei diesen Waldbesitzern<br />
die klassische Beratung über das Gespräch mit dem Revierleiter nur eine geringe Rolle spielt, darin<br />
liegen, dass viele den zuständigen Revierleiter nicht kennen bzw. die Beratungsangebote nicht<br />
bekannt sind. 36<br />
Die im Kleinprivatwald tätigen Akteure stehen vor der Herausforderung, sich auf diese größer<br />
werdende Gruppe der „neuen“ Waldbesitzer einzustellen, um zielgruppenorientierte Beratung<br />
anbieten zu können. Auch den Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen kann durch die strukturellen<br />
Veränderungen eine weiter zunehmende Bedeutung als identifikationsstiftende, die Waldbesitzer<br />
informierende und bündelnde Organisationen zukommen.<br />
4.4.2 Eine Bestandsaufnahme der forstlichen Zusammenschlüsse<br />
Forstliche Zusammenschlüsse sind nach dem Bundeswaldgesetz Forstbetriebsgemeinschaften,<br />
Forstwirtschaftliche Vereinigungen und Forstbetriebsverbände. Während letztere kaum eine Rolle<br />
spielen, sind die Waldbesitzer in einigen Regionen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s in hohem Umfang<br />
in anerkannten Forstbetriebsgemeinschaften organisiert. Auch die Forstwirtschaftlichen Vereinigungen<br />
haben eine Stärkung in den letzten Jahren erfahren. Daneben bestehen nicht anerkannte<br />
forstliche Zusammenschlüsse, Waldbauvereine und Gemeinschaftswälder in Form ideeller Genossenschaften.<br />
Abbildung 25: Sitz der Forstbetriebsgemeinschaften<br />
In der Karte sind nur die anerkannten<br />
Forstbetriebsgemeinschaften berücksichtig,<br />
ideelle Genossenschaften etc.<br />
sind nicht abgebildet.<br />
33 Ebertsch, 2010.<br />
34 Siehe hierzu etwa: Krafft, 2003.<br />
35 Krafft, 2004.<br />
36 Viergutz, 2010.<br />
LÖ<br />
EM<br />
OG<br />
FR<br />
Titisee<br />
Schluchsee<br />
WT<br />
RA<br />
FDS<br />
VS<br />
Nagoldtalsperre<br />
RW<br />
HD<br />
KA<br />
CW<br />
PF<br />
TUT<br />
BB<br />
KN<br />
SIG<br />
MOS<br />
HN<br />
ES<br />
FN<br />
RT<br />
WN<br />
TBB<br />
KÜN<br />
SHA<br />
HDH<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 49<br />
RV<br />
GP<br />
BC<br />
AA<br />
TÜ UL<br />
BL<br />
LB
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Forstbetriebsgemeinschaften in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> existieren ca. 180 nach §18 Bundeswaldgesetz anerkannte Forstbetriebsgemeinschaften.<br />
37 In diesen Forstbetriebsgemeinschaften sind kommunale wie auch private<br />
Waldbesitzer aller Größen organisiert.<br />
Die anerkannten Forstbetriebsgemeinschaften zeigen eine räumliche Konzentration im gesamten<br />
Schwarzwald, im Neckar-Odenwald-Kreis sowie dem Landkreis Schwäbisch-Hall. Es gibt keine<br />
komplette Flächenabdeckung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit anerkannten Forstbetriebsgemeinschaften.<br />
Die Mitgliederzahl der anerkannten Forstbetriebsgemeinschaften in den einzelnen Landkreisen<br />
schwankt erheblich. Landkreise mit absolut hohen Mitgliederzahlen sind der Ortenaukreis sowie<br />
die Landkreise Schwäbisch-Hall, Lörrach und Waldshut.<br />
FBG-Mitgliedsfläche<br />
und Mitglieder<br />
Keine FBG<br />
keine Angabe<br />
20 ha - 3.500 ha<br />
3.500 ha - 10.000 ha<br />
10.000 ha - 45.000 ha<br />
= 200<br />
3.630<br />
7.000 7.000<br />
1.500<br />
3.500<br />
1.100<br />
1.500<br />
1 30<br />
1.400<br />
1.227<br />
177<br />
1.600<br />
200<br />
50 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
1<br />
555<br />
1<br />
15<br />
10<br />
1.474<br />
1.150<br />
1.680<br />
1.000<br />
1<br />
900<br />
50 km<br />
Abbildung 26: Forstbetriebsgemeinschaften - Flächen und Mitglieder des in Forstbetriebsgemeinschaften<br />
organisierten Kommunal- und Privatwaldes<br />
(Quelle schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)<br />
37 Eine Auflistung befindet sich unter: www.cluster-forstholz-bw.de/kooperationen/Forstbetriebsgemeinschaften.<br />
html; Quelle MLR.<br />
4.450<br />
32<br />
2.760<br />
1
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Forstliche Zusammenschlüsse in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
In der schriftlichen Befragung der unteren Forstbehörden wurden Daten bezüglich der Forstwirtschaftlichen<br />
Zusammenschlüsse, deren Anzahl und Organisationsgrad erhoben. Demnach<br />
bestehen in der durch die Befragung abgedeckten Region insgesamt 250 forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse,<br />
die sich aus 154 anerkannten Forstbetriebsgemeinschaften, 3 Forstwirtschaftlichen<br />
Vereinigungen, 17 Waldbauvereinen und 76 ideellen Genossenschaften zusammensetzen.<br />
Die Erhebung deckt sich nur teilweise mit der im Ministerium geführten Liste der anerkannten<br />
Forstbetriebsgemeinschaften; letztere weist auf eine deutlich höhere Zahl anerkannter Forstbetriebsgemeinschaften<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hin. Diese Differenz lässt sich aus der Nichtberücksichtigung<br />
der Stadtkreise und der Landkreise, die sich nicht an der Befragung beteiligt hatten,<br />
erklären sowie an möglicherweise den Befragten nicht bekannten oder zwischenzeitlich aufgelösten<br />
Zusammenschlüssen.<br />
Anerkannte<br />
FBG'n<br />
Forstwirtschaftl.<br />
Vereinigungen<br />
Waldbau-<br />
vereine<br />
Ideelle Genossenschaften<br />
Anzahl 154 3 17 76<br />
Mitglieder 36.875 3.484 115 3.874<br />
Fläche 226.645 175.275 700 25.424<br />
Tabelle 4: Anzahl der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen;<br />
ohne Stadtkreise; vier Landkreise ohne Daten; Hinweis: Doppelnennungen bei kreisübergreifenden<br />
Zusammenschlüssen möglich; Forstwirtschaftliche Vereinigung wurde dem Kreis zugeordnet, in dem<br />
der Firmensitz ist)<br />
Die räumliche Verteilung der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse ist sehr heterogen. So gibt<br />
es im Neckar-Odenwald-Kreis, im Ortenaukreis und im Landkreis Schwäbisch-Hall über 20 Zusammenschlüsse.<br />
In anderen Landkreisen gibt es nach Angabe der unteren Forstbehörden keine<br />
Zusammenschlüsse. Die Daten lassen keinen Schluss auf den Organisationsgrad der Waldbesitzer<br />
bis zehn Hektar zu.<br />
4.4.3 Versuch einer Typisierung der Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse<br />
Aus der Unterschiedlichkeit von Strukturen und Anzahl der forstlichen Zusammenschlüsse stellt<br />
sich die Frage nach einer Charakterisierung und Einordnung. Der Grad der Selbständigkeit der<br />
Forstbetriebsgemeinschaften, die Größen und Mitgliederzahlen, die Aktivitätsspektren sind sehr<br />
heterogen. Aus diesem Grund sind auch die Ziele und Aufgaben der Forstbetriebsgemeinschaften<br />
unterschiedlich. Sie reichen von der Weitergabe von Informationen an die Waldbesitzer, dem<br />
gemeinsamen Pflanzenkauf, der Beratung in Fördermittelfragen bis hin zu unternehmerischen<br />
Tätigkeiten der Holzvermarktung. Die in Tabelle 5 dargestellte Kategorisierung nach dem Grad der<br />
Selbständigkeit soll helfen, die Ergebnisse und Analysen vor dem Hintergrund dieser Ziel- und Aufgabenheterogenität<br />
der Forstbetriebsgemeinschaften zu bewerten. Die Einteilung ist dabei sehr<br />
grob und basiert auf den Gesprächen mit den Forstbetriebsgemeinschaften, den Einschätzungen<br />
der unteren Forstbehörden und eigenen Erfahrungen. Die Waldbauvereine und Waldgenossenschaften<br />
wurden nicht in die Untersuchung einbezogen; zu diesen können keine fundierteren Aussagen<br />
gemacht werden.<br />
In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> existieren nur wenige Forstbetriebsgemeinschaften mit einer eigenen Geschäftsführung<br />
und eigenständigen Holzvermarktung. Diese stehen unter dem wirtschaftlichen<br />
Druck, permanent Holz vermarkten zu müssen, um ihre Fixkosten, insbesondere die Personalkosten,<br />
zu decken. Unterstützt werden diese Forstbetriebsgemeinschaften über verschiedene<br />
Förderinstrumente (Förderung von Erstinvestitionen, Förderung von Geschäftsführungskosten,<br />
Holzmobilisierungsprämie). Die Förderung der Geschäftsführungskosten stellt ein Modell dar, das<br />
unabhängig von der verkauften Holzmenge die schwierige erste Phase überbrücken hilft. Dieses<br />
Modell besitzt allerdings nur schwachen Anreizcharakter; die Förderung wird unabhängig von<br />
den vermarkteten Holzmengen gewährt. Die Mobilisierungsprämie, deren Höhe von der Menge<br />
des vermarkteten Mitgliederholzes abhängt, bietet eine gute Grundlage für Forstbetriebsgemein-<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 51
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
schaften, die von Beginn an auf sichere Vermarktungsmengen zurückgreifen können, nach der<br />
10-jährigen Förderperiode auf wirtschaftlich eigenen Füßen zu stehen. Dieses Modell besitzt aber<br />
Schwächen in der Gründungsphase, da von Beginn an Holz vermarktet werden muss. 38 Die Gewährung<br />
der Mobilisierungsprämie ist an die Beschäftigung eines hauptamtlichen Geschäftsführers<br />
gekoppelt; insgesamt haben nur drei Forstbetriebsgemeinschaften in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Fördermittel über die Mobilisierungsprämie beantragt.<br />
Ortenaukreis<br />
Breisgau‐Hochschwarzwald<br />
Sigmaringen<br />
Neckar‐Odenwald‐Kreis<br />
Schwarzwald‐Baar‐Kreis<br />
Waldshut<br />
Ostalbkreis<br />
Zollernalbkreis<br />
Ravensburg<br />
Schwäbisch‐Hall<br />
Lörrach<br />
Main‐Tauber‐Kreis<br />
Tuttlingen<br />
Freudenstadt<br />
Rottweil<br />
Reutlingen<br />
Biberach<br />
Alb‐Donau‐Kreis<br />
Calw<br />
Rhein‐Neckar‐Kreis<br />
Emmendingen<br />
Heilbronn Landkreis<br />
Rastatt<br />
Rems‐Murr‐Kreis<br />
Hohenlohekreis<br />
Bodenseekreis<br />
Böblingen<br />
Tübingen<br />
Esslingen<br />
Ludwigsburg<br />
52 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
Waldfläche Körperschafts‐ und Privatwald<br />
in FBG' n organisierter Wald<br />
0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000<br />
Abbildung 27: Vergleich der Waldfläche (Kommunal- und Privatwald) mit der Fläche des in Forstbetriebsgemeinschaften<br />
organisierten Waldbesitzes (ohne Holzhof)<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden)<br />
Daneben existieren Forstbetriebsgemeinschaften, die die Holzgeldabwicklung mit eigenem Personal<br />
durchführen, wobei das Holz über die unteren Forstbehörden vermarktet wird. Diese Forstbetriebsgemeinschaften<br />
nutzen oftmals die Infrastruktur der unteren Forstbehörden und stehen<br />
in engem organisatorischem und räumlichem Verbund mit diesen. Neben der finanziellen Abwicklung<br />
des Holzverkaufs üben diese Forstbetriebsgemeinschaften zumeist weitere Aktivitäten,<br />
wie z.B. die Information der Mitglieder, die Organisation von Lehrfahrten oder den gemeinsamen<br />
38 In Rheinland-Pfalz haben die Forstbetriebsgemeinschaften die Möglichkeit, ein sog. ‚Kombi-Modell‘ zu wählen.<br />
Dabei wird die Mobilisierungsprämie in eine abschmelzende Geschäftsführungskostenförderung und eine zunehmende<br />
vermarktungsmengenabhängige Förderkomponente unterteilt. Zwei Forstbetriebsgemeinschaften haben<br />
sich mittlerweile für dieses Modell entschieden; eine dritte FBG befindet sich in der Gründungsphase und wird nach<br />
bisheriger Kenntnis ebenfalls dieses Modell wählen.
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Pflanzenkauf aus. Diese FBG‘n unterstützen in hohem Maß die Mobilisierungsaktivitäten, da auch<br />
sie mit Fixkosten belastet sind, die sie über die Holzvermarktung decken müssen.<br />
Eine vermutlich hohe Zahl der Forstbetriebsgemeinschaften arbeitet ohne eigenes Personal, kann<br />
jedoch ein breites Aktivitätsspektrum entwickelt haben. Hier finden sich FBG’n, die Investitionsförderprogramme<br />
genutzt und gemeinsame Beschaffungen getätigt haben (z.B. Spalter) und nun<br />
diese Geräte vergleichbar den Maschinenringen ausleihen und bei den Mitgliedern zum Einsatz<br />
bringen. Andere Schwerpunktsetzungen sind der Bereich der Förderung. In einigen Fällen bilden<br />
ehrenamtliche, auch branchenfremde, jedoch in professionellen Strukturen denkende Vorstände<br />
und Geschäftsführer die Führungsspitze. Sie arbeiten zumeist eng mit den Revierleitern zusammen<br />
und unterstützen diese bspw. bei der Bündelung von Holz.<br />
In vielen Forstbetriebsgemeinschaften dürften die klassischen Vereinsaufgaben wie z.B. die Organisation<br />
von Lehrfahrten und das Abhalten von Mitgliederversammlungen vermutlich den<br />
Schwerpunkt der Aktivitäten darstellen. Wichtig sind diese Forstbetriebsgemeinschaften für die<br />
Revierleitungen, da sie die gemeinschaftliche Ansprache, das Weiterleiten von Informationen zur<br />
Waldbewirtschaftung in effizienter Form erlauben.<br />
Typisierung Beschreibung<br />
Selbständige Holzvermarktungs-<br />
FBG<br />
Teilselbständige<br />
Holzmobilisierungs-FBG<br />
Beschaffungs-, Bewirtschaftungs-<br />
und/oder Beratungs-FBG<br />
Übernimmt Holzvermarktung selbst; besitzt eigenes Personal; ist<br />
bei der Ansprache von Nichtmitgliedern und der Beratung auf die<br />
unteren Forstbehörden angewiesen; Finanzierung aus Entgelten<br />
und Förderung<br />
FBG mit eigenem Personal, das die Holzgeldabrechnung übernimmt;<br />
FBG finanziert sich über Entgelte aus der Holzgeldabrechnung.<br />
Die unteren Forstbehörden übernehmen weitgehend die<br />
Steuerung des Holzverkaufs. Oftmals enge räumliche Kooperation<br />
FBG-untere Forstbehörde.<br />
Verein ohne eigenes Personal, ohne (hohe) Fixkosten; führen gemeinsame<br />
Beschaffungen durch (z.B. Spalter) und setzen diese bei<br />
den Mitgliedern ein; entwickeln Maschinenring-Charakter<br />
Können selbst Aufgaben der Fördermittelberatung übernehmen<br />
und sind wichtige Einheiten in der Vorbündelung bei der Holzvermarktung.<br />
Aufgaben werden durch aktive Vereinsvorsitzende oder Geschäftsführer<br />
übernommen. Zuarbeit für die Revierleitungen in der Frage<br />
der Mobilisierung.<br />
„Vereins“-FBG Organisation von Lehrfahrten; Information in Mitgliederversammlungen<br />
zumeist durch den Revierleiter; gemeinsame Pflanzenbeschaffung.<br />
Eine zentrale Rolle spielt der Revierleiter. Oftmals<br />
kleinste, auf Gemarkungen bezogene FBG’n. Die Typisierung ist<br />
unabhängig von der Rechtsform.<br />
Forstwirtschaftliche<br />
Vereinigung<br />
Professionalisierter Zusammenschluss mit eigenständiger Geschäftsführung;<br />
umfasst z.T. eine Vielzahl von einzelnen FBG‘n,<br />
aber auch einzelnen Waldbesitzern. Dachorganisation zur Bündelung<br />
und Vermarktung von Holz.<br />
Tabelle 5: Typisierung der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse<br />
Mit der Änderung des Bundeswaldgesetzes im Jahr 2010 haben die Forstwirtschaftlichen Vereinigungen<br />
eine wesentliche Stärkung erfahren. Durch die Einbeziehung des Holzverkaufs in ihre<br />
Geschäftsprozesse besteht für sie die Möglichkeit, als Dachorganisation von Forstbetriebsgemeinschaften,<br />
ggfs. unter Einbeziehung von Kommunen und dem größeren privaten Waldbesitz,<br />
unternehmerische und mit Risiken behaftete Aufgaben (Holzan- und -verkauf) zu übernehmen,<br />
ohne die gewachsenen Strukturen in den Forstbetriebsgemeinschaften zu verändern. In <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> haben sich mittlerweile neben der etablierten Forstwirtschaftlichen Vereinigung<br />
Schwarzwald (FVS e.G.), mit der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Odenwald-Bauland e.G. und<br />
der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwäbischer Limes w.V. (FSL) weitere Forstwirtschaftliche<br />
Vereinigungen gebildet. Die Rechtsform dieser Vereinigungen ist die eingetragene Genossen-<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 53
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
schaft, bei der das ‚demokratische Prinzip‘, das jedem Mitglied ein Stimmrecht einräumt, betont<br />
. Auch in anderen Bundesländern sind Forstwirtschaftliche Vereinigungen entstanden oder im<br />
Aufbau begriffen (z.B. Rheinland-Pfalz). In Bayern sind sie seit Jahren fester Bestandteil privater<br />
Holzvermarktungsorganisationen, räumlich an die sieben Regierungsbezirke geknüpft und von<br />
beratendem Personal des Landes unterstützt.<br />
4.4.4 Die Bedeutung der forstlichen Zusammenschlüsse<br />
Generelle Einschätzung zur Bedeutung und Entwicklung forstlicher Zusammenschlüsse<br />
Die Befragten der unteren Forstbehörden und der Forstbetriebsgemeinschaften wurden um ihre<br />
Einschätzungen zur Entwicklung der Bedeutung der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse in<br />
den letzten 10 Jahren gebeten. 57 % der Befragten der Forstbetriebsgemeinschaften sahen eine<br />
Bedeutungszunahme, während 41 % aus dieser Gruppe der Ansicht waren, dass die Bedeutung<br />
konstant geblieben sei. Skeptischer waren die Vertreter der befragten unteren Forstbehörden,<br />
von denen nur 33 % eine Zunahme der Bedeutung beobachten und 59 % die Bedeutung als konstant<br />
einschätzen.<br />
Anteil der Nennungen<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
7%<br />
2%<br />
59%<br />
54 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
41%<br />
33%<br />
57%<br />
hat abgenommen ist konstant geblieben hat zugenommen<br />
UFB FBG<br />
Abbildung 28: Entwicklung der Anzahl der FBG‘n in den Landkreisen<br />
Einschätzung der unteren Forstbehörden und Forstbetriebsgemeinschaften<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />
Einschätzungen)<br />
Bei der Beurteilung der Mitgliedszahlen decken sich die Einschätzungen der unteren Forstbehörden<br />
mit denen der Forstbetriebsgemeinschaften. Etwas über die Hälfte (56 % bei den FBG‘n, 52 %<br />
bei den unteren Forstbehörden) geben an, dass die Mitgliederzahlen zugenommen haben; 40 %<br />
bzw. 41 % sehen eine Konstanz der Mitgliederzahlen und 5 % bzw. 7 % beurteilen die Mitgliederzahlen<br />
als abnehmend. Ganz ähnlich sieht die Einschätzung zur Entwicklung der Mitgliederzahlen.
Anteil der Nennungen<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
7%<br />
5%<br />
41%<br />
40%<br />
52%<br />
56%<br />
hat abgenommen ist konstant geblieben hat zugenommen<br />
UFB FBG<br />
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Abbildung 29: Entwicklung der Anzahl der organisierten Waldbesitzer in den Landkreisen<br />
Einschätzung der unteren Forstbehörden und Forstbetriebsgemeinschaften<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />
Einschätzungen)<br />
Die Rolle der Forstbetriebsgemeinschaften bei der Holzbereitstellung<br />
Die Rolle der Forstbetriebsgemeinschaften bei der Holzbereitstellung ist extrem heterogen.<br />
Dies wurde bei den Vor-Ort-Interviews mit den Forstbetriebsgemeinschaften und den unteren<br />
Forstbehörden in den Beispielskreisen deutlich. Es bestehen zum Teil sehr enge Verbindungen<br />
zwischen Forstbetriebsgemeinschaft und unterer Forstbehörde, bei denen die Holzgeldabwicklung<br />
über Beschäftigte der Forstbetriebsgemeinschaft laufen, wobei die Steuerung der Holzvermarktung<br />
von den unteren Forstbehörden durchgeführt wird. Dieser Typus ist stark im südlichen<br />
Schwarzwald vertreten.<br />
Im weiter östlich gelegenen Kreis Ravensburg besteht eine hohe Vermarktungsaktivität im Kleinprivatwald<br />
ohne Forstbetriebsgemeinschaft. Hier funktioniert wegen der höheren durchschnittlichen<br />
Waldbesitzgrößen, des landwirtschaftlich geprägten Umfelds und guter naturaler Voraussetzungen<br />
die Holzbereitstellung auch ohne das ‚Scharnier‘ Forstbetriebsgemeinschaft gut.<br />
Daneben existieren aber auch Forstbetriebsgemeinschaften, die eine starke Unterstützung durch<br />
die unteren Forstbehörden erfahren müssen und die im Rahmen der Holzbereitstellung wenig bis<br />
keine Aktivitäten entwickeln. Mehrfach wurde diese Form aus den Kreisen des nördlichen <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> (Neckar-Odenwald-Kreis, Main-Tauber-Kreis) berichtet. Von den Forstbetriebsgemeinschaften<br />
selbst wurden ‚keine Expansionsgedanken in Sachen Holz‘ formuliert und auf die<br />
‚Unsicherheit der Holzbereitstellung‘ durch die Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft selbst<br />
hingewiesen.<br />
Aus der Sicht der Vertreter der fünf befragten Forstbetriebsgemeinschaften stellen ihre eigenen<br />
Organisationen fast ausnahmslos ein Dach des privaten und kommunalen Waldbesitzes dar. Die<br />
Aufgaben in Zusammenhang mit dem Holzeinschlag (Holz anweisen, Holzliste erstellen, Beratung<br />
zum Einschlag) werden den Revierleitungen zugeordnet. Die Entwicklung der Aufbauorganisation<br />
hin zu eigenständigen Strukturen mit hauptamtlichem Personal, eigener Holzvermarktung und<br />
dem Tragen des unternehmerischen Risikos wird zumeist als nicht notwendig und auch nicht sinnvoll<br />
erachtet. Heute bestehende, vermarktende Einheiten sind aus dem Engagement Einzelner<br />
und/oder aus Unzufriedenheit mit der bestehenden Situation entstanden. Der Ansatz, dass das<br />
Holz aus dem Privatwald von privaten Organisationen selbst vermarktet werden könnte, spielt<br />
im Denken der Forstbetriebsgemeinschaften eine untergeordnete Rolle. ForstBW wird über die<br />
Mengenführerschaft auch eine Preisbildungshoheit eingeräumt und das Koppeln der Mengen aus<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 55
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
dem Privatwald mit den Verträgen des staatlichen Anbieters wird als deutlicher Wettbewerbsvorteil<br />
betrachtet.<br />
Der Förderung von Forstbetriebsgemeinschaften sprechen nur zwei der interviewten Gruppen<br />
bei den unteren Forstbehörden (Vor-Ort-Interviews) einen starken Nutzen zu; drei verbinden die<br />
Förderung von Forstbetriebsgemeinschaften nur mit einem geringen Nutzen für die Holzbereitstellung.<br />
In den schriftlichen Befragungen wurde konkret nach der Mobilisierungsprämie als Instrument<br />
zu einer vermehrten Holzbereitstellung gefragt. Über zwei Drittel der befragten Forstbetriebsgemeinschaften<br />
schätzt dieses Instrument als eher unbedeutend oder unbedeutend ein. Noch<br />
deutlicher ist diese Einschätzung bei den unteren Forstbehörden vorzufinden: 90 % halten das<br />
Instrument für eher unbedeutend oder unbedeutend (vgl. Abbildung 30).<br />
Anteil der Nennungen<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
72%<br />
35% 33%<br />
17%<br />
56 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
25%<br />
7% 3%<br />
unbedeutend eher unbedeutend eher bedeutend bedeutend<br />
UFB FBG<br />
Abbildung 30: Entwicklung der Bedeutung der Holzmobilisierungsprämie auf die<br />
Holzbereitstellung<br />
Einschätzung der unteren Forstbehörden und Forstbetriebsgemeinschaften<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />
Einschätzungen)<br />
Die Befragungen bei den Abnehmern in den Beispielkreisen haben gezeigt, dass die Forstbetriebsgemeinschaften<br />
und deren Aufbauorganisation insbesondere über die Schnittstelle der unteren<br />
Forstbehörde wahrgenommen werden. Der Holzeinkauf orientiert sich an den zentralen Verträgen<br />
des Landes. Teilweise haben die befragten Abnehmer formuliert, kein Holz von einzelnen Privatwaldbesitzern<br />
zu kaufen, sondern lediglich über Forstbetriebsgemeinschaften in gebündelter<br />
Form Holz zu beziehen. Damit sollen die mit den Forstbetriebsgemeinschaften vereinbarten Mengen<br />
nicht durch die Abnahme direkt beim Waldbesitzer umgangen werden. Allerdings werden mit<br />
den Forstbetriebsgemeinschaften Liefermengen selten vertraglich festgehalten. Zum Teil gaben<br />
die Abnehmer an, Absprachen mit den unteren Forstbehörden hätten eine größere Zuverlässigkeit<br />
als Absprachen mit Forstbetriebsgemeinschaften. Letztere würden sehr preissensibel reagieren<br />
und im Falle von Preissenkungen Mengen auch entgegen vorangegangener Absprache nicht<br />
zur Verfügung stellen.<br />
Der Aspekt der hohen Preiselastizität des Angebotes der Kleinprivatwaldbesitzer tritt auch bei der<br />
Vermarktung über die unteren Forstbehörden auf. Dort ist aber die Chance des Abpufferns durch<br />
Mengen aus dem Staats- oder Kommunalwald weitaus höher. Zu vermuten ist allerdings, dass die<br />
Bereitschaft des Staatswaldes in diesen Fällen „einzuspringen“, nachlassen wird.<br />
6%
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
4.4.5 Der Waldbesitzerverband<br />
Die <strong>Forstkammer</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 39 vertritt als Waldbesitzerverband die Interessen des privaten<br />
und kommunalen Waldbesitzes. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zeichnet sich durch einen im Bundesvergleich<br />
hohen Organisationsgrad dieser beiden Waldbesitzarten aus. 40 Dabei kommt der <strong>Forstkammer</strong><br />
die Aufgabe zu, die meist nicht homogenen Ziele der unterschiedlichen Eigentumsarten<br />
und Waldbesitzgrößen forstpolitisch zu vertreten.<br />
Mit der Stärkung des Kleinprivatwaldes bis zehn Hektar, der eine Fläche von 41 % des Privatwaldes<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ausmacht, ist auch eine langfristige und permanente Ausdehnung des<br />
Holzangebots aus dem Kleinprivatwald zu erwarten. Dies könnte – insbesondere in Zeiten eines<br />
Angebotsüberhangs – von den größeren privaten und kommunalen Waldbesitzern als unnötig<br />
geschaffene Konkurrenz empfunden werden. Da diese Waldbesitzer zudem oftmals mit eigener<br />
Verwaltung ausgestattet und daher mit Fixkosten belastetet sind, besteht hier ein wirtschaftlich<br />
starkes Interesse an der Absatzgestaltung. Der Eintritt des neuen Akteurs Kleinprivatwald in dieses<br />
Verbandsumfeld kann daher einerseits zu Konflikten führen. 41 Andererseits kann eine zunehmend<br />
bereitgestellte Holzmenge auch den Druck und die Erwartung an höhere Einschläge aus<br />
anderen Waldbesitzarten abmildern; die prognostizierte Holzmarktlage deutet mittelfristig eher<br />
auf ein Rundholzdefizit hin. Die Chancen eines verstärkten Angebotes an Waldholz werden daher<br />
aktuell stärker betont als die möglichen Risiken.<br />
Die <strong>Forstkammer</strong> hat sich in den letzten Jahren in mehreren Aktivitäten des Themas Kleinprivatwald<br />
angenommen. Dazu zählen u.a. eine im Jahr 2009 mit dem Holzabsatzfonds organisierte<br />
Holzmobilisierungsveranstaltung, 42 die Einrichtung eines Arbeitskreises Kleinprivatwald im Jahr<br />
2010, der Positionierung bei Förderfragen für den Kleinprivatwald und ebenso die Initiative zur<br />
vorliegenden Studie.<br />
4.4.6 Beurteilung der Selbstorganisation des Kleinprivatwaldes<br />
Das Bild der Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist sehr heterogen.<br />
Es reicht von professionellen Unternehmen der Holzvermarktung bis zu klassischen Zusammenschlüssen<br />
zwar ohne erwerbswirtschaftliche Orientierung, jedoch mit der Aufgabe des Austauschs<br />
von Waldbesitzern untereinander.<br />
Eine Dynamik hat in den letzten Jahren insbesondere bei den Forstwirtschaftlichen Vereinigungen<br />
in Richtung einer Professionalisierung bei der Aufgabe der Holzvermarktung eingesetzt. Bei den<br />
Forstbetriebsgemeinschaften ist die Tendenz, Vermarktungsaufgaben in eigener Verantwortung<br />
zu übernehmen, im Gegensatz zum Nachbarbundesland Bayern, schwach ausgeprägt. Nur wenige<br />
Forstbetriebsgemeinschaften geben sich professionelle Strukturen, obwohl die staatliche Förderung<br />
die Hürden für eine Eigenständigkeit reduziert.<br />
Dabei scheint sich der Blick einiger Akteure auf die Stärkung der forstlichen Zusammenschlüsse<br />
hin zu schlagkräftigen Organisationen zu richten. Dies mündet u.a. in Forderungen nach Fusionen<br />
und größeren Zusammenschlüssen. 43 Diese Forderungen finden zum Teil ihre Umsetzung in der<br />
Professionalisierung der forstlichen Zusammenschlüsse, und hier insbesondere bei den Forstwirtschaftlichen<br />
Vereinigungen. Der Aufbau dieser Vereinigungen ist getragen von einer intensiven<br />
organisatorischen und finanziellen Unterstützung durch das Land. Triebfeder ist nicht zuletzt das<br />
Kartellverfahren des Bundes und das in dessen Folge durch das Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> un-<br />
39 www.forstkammer-bw.de.<br />
40 Borgstädt, 2004.<br />
41 Eine kritische Stellungnahme des Holzmarktausschusses des Deutschen Forstwirtschaftsrats von 2008: „Grundsätzlich<br />
unterstützt der HMA jedoch die Aktivitäten zur Holzmobilisierung […] Nur kommt es durch die Gewährung<br />
von Fördermitteln über die Holzmobilisierung auch bei geringer Rohholznachfrage (stagnierender und rezessiver<br />
Holzmarkt ) zum Holzeinschlag, um durch die Mobilisierungsprämie die benötigte Finanzierung der FWZ sicher zu<br />
stellen. Durch ein künstlich gefördertes zusätzliches Holzangebot kann sich dies auf die Holzpreisentwicklung negativ<br />
auswirken. Die von den FWZ benötigten Finanzmittel sollten in konjunkturell ungünstigen Zeiten ausschließlich als<br />
Förderung der Geschäftsführung gewährt werden. Gefordert wird letztlich im Umgang mit dieser Frage eine stärkere<br />
Flexibilisierung.“.<br />
42 Anmerkung: auf diese Veranstaltung ging insbesondere die Initiative zu der vorliegenden Studie zurück.<br />
43 Joos, 2009; Reger, 2009.<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 57
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
terzeichnete Konkretisierungspapier, das die Durchführung von mindestens fünf Pilotprojekten<br />
vorsieht. 44<br />
Der im Rahmen der Untersuchung erfolgte und durch die geringe Anzahl der besuchten Forstbetriebsgemeinschaften<br />
notwendigerweise selektive Blick, legt jedoch den Schluss nahe, dass<br />
die kleinen und als wenig professionell eingestuften Forstbetriebsgemeinschaften, oftmals unbeeinflusst<br />
von den landesweiten Entwicklungen und lediglich in enger Abstimmung mit den Revierförstern,<br />
eine beachtliche eigene Identität entwickelt haben. Deren Potenziale bzw. deren<br />
Nutzen gerät in der allgemeinen Holzmobilisierungsdebatte häufig im Vergleich zu den großen<br />
Leuchtturm-Organisationen in den Hintergrund. Mehrfach sprachen sich gerade die interviewten<br />
kleinen Forstbetriebsgemeinschaften gegen Fusionen aus, zeigten aber für bestimmte Aufgabenfelder<br />
ein hohes Aktivitätsniveau.<br />
Im Hinblick auf Aktivitäten der kleinen forstlichen Zusammenschlüsse, z.B. bei der Weitergabe<br />
von Informationen zu waldbaulichen Aspekten oder zur Förderung, erwächst ein für die Stärkung<br />
der Waldgesinnung auf lokaler Ebene hoher ideeller Nutzen.<br />
4.5 Prozesse und Instrumente der Beratung und Betreuung<br />
Im Folgenden werden organisationsübergreifende, für die Beratung und Betreuung im Kleinprivatwald<br />
typische Prozesse und Instrumente untersucht und diskutiert.<br />
Wesentliche Prozesse bei der Beratung und Betreuung des Kleinprivatwaldes sind:<br />
die Ansprache von Besitzern kleinerer Waldflächen.<br />
die Bündelung kleinerer Waldbesitzflächen zu Nutzungsblöcken.<br />
der Holzverkaufs für den Kleinprivatwald.<br />
Informationsweitergabe, Beratung und Abwicklung der Fördermaßnahmen für den Kleinprivatwald.<br />
Des Weiteren werden die folgenden Instrumente, die bei der Beratung und Betreuung des Kleinprivatwaldes<br />
zum Einsatz kommen, begutachtet:<br />
Spezifische technische Ausstattung der Reviere mit EDV,<br />
Instrumente der Kommunikation und Information,<br />
Strukturbildung wie die Waldflurbereinigung und der Waldverkauf.<br />
In die Auswertung einbezogen werden Aussagen zur Ausstattung und zum Zustand des Forstwegenetzes.<br />
4.5.1 Ansprache der Waldbesitzer und Mobilisierungsprozess<br />
Nachfolgend werden die Ansprache und der Holzmobilisierungsprozess als wesentliche Prozesse<br />
bei der Beratung und Betreuung der privaten Waldbesitzer näher untersucht. Dabei wird immer<br />
wieder auf den Prozess der ‚Holzmobilisierung‘ Bezug genommen. Zur besseren Veranschaulichung<br />
soll dazu vorab der idealtypische Holzmobilisierungsprozess von Holz aus dem Kleinprivatwald<br />
knapp dargestellt werden. 45 Der Prozess startet mit der Auswahl von für eine gebündelte<br />
Nutzung geeigneten Waldflächen, sieht die Identifikation der Eigentümer dieser Waldflächen und<br />
die anschließende Ansprache der Waldbesitzer vor. Die Umsetzung einer Nutzungsmaßnahme beginnt<br />
mit der Vorbereitung der Flächen, es folgt die eigentliche Holzernte und die anschließende<br />
finanzielle Abwicklung. Es schließen sich evtl. Folgemaßnahmen wie die Instandsetzung der Wege<br />
und die Dokumentation der Maßnahme an.<br />
44 Beschluss vom 6. Nov. 2008.<br />
45 Siehe hierzu etwa: Informationsdienst Holzmobilisierung.<br />
58 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD
Abbildung 31: Idealtypische Mobilisierungskette ‚Kleinprivatwald‘<br />
(Quelle: Informationsdienst Holzmobilisierung)<br />
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Die Ansprache der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer<br />
Die Erhebungen haben gezeigt, dass ein strukturiertes und akti ves Ansprechen von Kleinprivatwaldbesitzern<br />
von Seiten der unteren Forstbehörden bzw. der Revierleiter im Zuge von Mobilisierungsmaßnahmen<br />
eher selten ist. Es gibt in vielen Fällen aber eine akti ve Ansprache, insbesondere<br />
wenn sich ein räumlicher Zusammenhang mit konkreten Nutzungen im Kommunal- und<br />
Staatswald (Kristallisati onskernkonzept) ergibt. Diese Nutzungen umfassen aber nur geringe Flächen<br />
und Mengen aus dem Kleinprivatwald. Das Reagieren auf ein ‚Angesprochen-Werden‘ durch<br />
den Waldbesitzer stellt die Regelsituati on in der Kleinprivatwaldberatung dar.<br />
Dabei sind die Kenntnisse in Bezug auf die Waldbesitzer unterschiedlich ausgeprägt. Es gibt sowohl<br />
den Fall, dass 80 % aller Waldbesitzer dem Revierleiter bekannt sind, als auch umgekehrt,<br />
dass 80 % der Waldbesitzer dem Revierleiter unbekannt sind. Dabei liegen die Adressen der Waldbesitzer<br />
über die Synchronisierung des Moduls ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoft ware mit dem<br />
ALB den Revierleitungen für eine entsprechende Verwendung vor.<br />
Eine akti ve individuelle Ansprache des Privatwaldes unter 10 Hektar erfolgt jedoch in der Regel<br />
nicht. Als Ursachen können sowohl fehlende Zeit, wie auch eine nicht explizit für die untere Forstbehörde<br />
und die Revierleiter formulierte Zielstellung für die individuelle Ansprache ausgemacht<br />
werden.<br />
Möglichkeiten zur Ansprache der Waldbesitzer bestehen in den zumeist im Herbst von den Forstbetriebsgemeinschaft<br />
en abgehaltenen Waldbesitzerversammlungen. Dort haben die Mitglieder<br />
von Forstbetriebsgemeinschaft en die Möglichkeit, sich über Preise und Einschlagsvorhaben zu<br />
informieren. Auch in Regionen, in denen keine Forstbetriebsgemeinschaft en bestehen, werden<br />
Waldbesitzerversammlungen oft unter Einbeziehung der Kommunalverwaltungen abgehalten.<br />
Bei den Waldbesitzerversammlungen kommt den Revierleitungen nach Aussage der unteren<br />
Forstbehörden wie auch der Forstbetriebsgemeinschaft en eine bedeutende Rolle zu.<br />
Bei den Forstbetriebsgemeinschaft en wird die fehlende Ansprache des Kleinstprivatwaldes kaum<br />
als Defi zit betrachtet. Das Wachstum der Mitgliederzahlen, die Durchführung gebündelter Einschlagsmaßnahmen<br />
und die Bereitstellung großer Holzmengen stellen bei den meisten Forstbetriebsgemeinschaft<br />
en keine Ziele bzw. Arbeitsfelder dar. Dies ist bei den Forstbetriebsgemeinschaft<br />
en, die eigenes Personal angestellt haben anders. Hier tauchen Fragen der Personal- und<br />
Sachaufwände auf, die nur über das Entgelt vermarkteter Holzmengen zu decken sind. Aber auch<br />
Letztere sind bei der Ansprache von Nichtmitgliedern auf die Unterstützung der Revierleiter ange-<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 59
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
wiesen, da nur diese den Adresszugang über die ForstBW-Forstsoft ware bzw. das Liegenschaft sbuch<br />
haben.<br />
Die Holzabnehmer haben unterschiedliche Vorgehensweisen in der Ansprache der Waldbesitzer.<br />
Während Teile der Abnehmerschaft grundsätzlich nur bei den unteren Forstbehörden und<br />
Forstbetriebsgemeinschaft en Holz kaufen, also die Kleinprivatwaldbesitzer selbst gar nicht ansprechen,<br />
beziehen andere Abnehmer durchaus auch Kleinstmengen von privaten Waldbesitzern.<br />
Nicht unüblich ist die Möglichkeit der direkten ‚Samstag-Anlieferung‘ von Kleinmengen durch die<br />
Waldbesitzer auch bei industriellen Holzverarbeitern. Tendenziell versorgen sich die größeren<br />
Holzabnehmer nur über die Landesverträge, die Konti ngente der Kreise oder der Forstlichen Zusammenschlüsse.<br />
Allerdings gibt es auch Kleinstabnehmer, die grundsätzlich nicht bei Privaten<br />
oder Forstbetriebsgemeinschaft en kaufen, sondern nur Holzlisten der Revierleiter akzepti eren.<br />
Einige Abnehmer versuchen auch direkt Holz beim Privatwald und auch den kleineren Privatwald<br />
über eigene Selbstwerberorganisati onen zu akquirieren. Hier erfolgt dann die Ansprache über ein<br />
mehr oder weniger mühsames ‚von-Haus-zu-Haus-Gehen‘.<br />
Gesonderte Ansprache von Waldbesitzerinnen?<br />
Eine Fragestellung im Rahmen des Projektes war es, abzuschätzen, ob durch eine gezielte Ansprache<br />
von Waldbesitzerinnen zusätzliche Holzpotenziale mobilisiert werden können. Hierfür<br />
wurden die Befragten um eine Einschätzung der Situati on gebeten.<br />
Die Auswertung ergab, dass Waldbesitzerinnen aktuell nicht spezifi sch angesprochen werden<br />
bzw. keine entsprechenden Angebote seitens der unteren Forstbehörden und Forstbetriebsgemeinschaft<br />
en gemacht werden. Nur ein Befragter einer FBG gab an, dass spezifi sche Angebote<br />
bestünden. Genauere Angaben hierzu wurden jedoch nicht gemacht. Von einem Befragten wurde<br />
angegeben, dass eine spezifi sche Beratung durchaus möglich sei. Auf einem Fragebogen wurde<br />
vermerkt, dass es sogar Vorteile habe, vermehrt Frauen anzusprechen, diese seien „eher zugänglich“<br />
und haben „weniger Selbermach-Mentalität“.<br />
Die Potenziale von spezifi schen Angeboten für Waldbesitzerinnen werden von einigen Befragten<br />
gesehen. Neun von 31 Antworten äußerten sich entsprechend. Nach Aussage eines Befragten<br />
müsste die klassische Rollenverteilung „Die Frau geht zum Elternabend, der Mann zur Waldveranstaltung“<br />
durchbrochen werden.<br />
60 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
3%<br />
31%<br />
97%<br />
66%<br />
0%<br />
weiß nicht nein ja<br />
UFB FBG<br />
3%<br />
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Abbildung 32: Findet eine spezifische Beratung und Betreuung der Waldbesitzerinnen im<br />
Landkreis statt?<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />
Einschätzungen)<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
3%<br />
25%<br />
86%<br />
58%<br />
10%<br />
weiß nicht nein ja<br />
UFB FBG<br />
Abbildung 33: „Sehen Sie in speziellen Beratungs- und Betreuungsangeboten für Waldbesitzerinnen<br />
Potenziale für zusätzliche Holznutzungen?“<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />
Einschätzungen)<br />
17%<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 61
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Bewertung der Ansprache<br />
Ein stringenter Handlungsauftrag für die Revierleiter in Bezug zum kleineren Kleinprivatwald fehlt<br />
oder existiert nur in geringem Umfang. Die Befragungen und Analysen zeigen, dass die Privatwaldberatung<br />
und -betreuung in hohem Maße vom Engagement des jeweiligen Revierleiters abhängen.<br />
Aus den Gesprächen mit den unteren Forstbehörden entsteht der Eindruck, dass dieses<br />
Aufgabenfeld trotz der Einsparungen an Personal an Aktualität gewinnt. Konsequent eingesetzte<br />
Instrumente zur systematischen Ansprache nicht aktiver Waldbesitzer sind bei den Befragungen<br />
oder den Vor-Ort-Besuchen nicht festgestellt werden. In der Beurteilung der unteren Forstbehörden<br />
stellen die Erhaltung des Revierleitersystems sowie gezielte Informationen insbesondere bei<br />
den Waldbesitzerversammlungen die wertvollsten Instrumente zur Ansprache der Waldbesitzer<br />
dar.<br />
Bei dem Versuch, Waldbesitzer zu kontaktieren und zu einer Nutzung zu motivieren, werden dem<br />
lokal verantwortlichen Revierleiter die Hauptkompetenzen zugeschrieben. Holzmobilisierung im<br />
Sinne von (Erst-) Ansprache und Motivation kann - so die von nahezu allen interviewten Akteuren<br />
geteilte Meinung - in effizienter Form insbesondere über die Reviere der unteren Forstbehörden<br />
geleistet werden.<br />
In den Experteninterviews kristallisierten sich zwei Elemente als wesentlich für eine verbesserte<br />
Holzbereitstellung aus dem Kleinprivatwald heraus: das sind die ‚intensionsfreie Beratung‘ und<br />
der regionale Bezug. Beide Aspekte finden sich in hohem Maß in dem Revierleiter/Privatwaldbetreuer-Konzept<br />
wieder. Der Beratende hat keinen eigenen Nutzen aus dem Holzeinschlag und er<br />
ist vor Ort permanent tätig.<br />
Die Beobachtungen legen den Schluss nahe, dass diese Aufgabe dem Revierleiter zwar originär<br />
zukommt, aber nur in Ausnahmefällen in strukturierter Form (blockweise Ansprache) oder in<br />
Kampagnen (vgl. Beispiele aus Thüringen) durchgeführt wird. Zudem fehlen Dokumentations- und<br />
Kontrollsysteme (z.B. Anzahl der Kontakte; Anzahl bekannter Waldbesitzer, Mitgliedschaften) der<br />
Ansprache der Kleinprivatwaldbesitzer.<br />
Holzmobilisierung und Nutzung in Mobilisierungsblöcken<br />
Von Interesse war die Frage, von wem die Initiativen zur Holzmobilisierung im Kleinprivatwald ausgehen.<br />
Dabei sehen sowohl die unteren Forstbehörden als auch die Forstbetriebsgemeinschaften<br />
jeweils die Waldbesitzer selbst oder die Revierleiter als die Hauptmotoren der Holzmobilisierung.<br />
Dass dabei der jeweils eigenen Organisation ein größeres Gewicht eingeräumt wird, mag aus der<br />
Sicht der Befragten erklärbar sein. Deutlich wird aus der Befragung der beiden Gruppen, dass<br />
von den Forstbetriebsgemeinschaften bei der Holzmobilisierung nur eine geringe Initiativwirkung<br />
ausgeht. Sowohl für die Forstbetriebsgemeinschaften als auch die unteren Forstbehörden spielen<br />
Dienstleister oder die Holzabnehmer nur eine geringe Rolle bei der Holzmobilisierung.<br />
In Versuchen konnte herausgearbeitet werden, dass der idealtypische Mobilisierungsprozess im<br />
Kleinprivatwald am besten in Mobilisierungsblöcken zu organisieren ist, mit einer gebündelten<br />
Ansprache und Motivation der Waldeigentümer sowie einer zentral organisierten Nutzung und<br />
Abrechnung. Konzeptionelle Überlegungen und flächige Umsetzungen begleitet von organisatorischen<br />
Anpassungen und der Einbeziehung von Abnehmern finden in anderen Bundesländern<br />
statt, etwa in Thüringen und Rheinland-Pfalz. Auch in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gab es in den Anfängen<br />
der Holzmobilisierungsdebatte wissenschaftliche Untersuchungen. 46<br />
Das Ergebnis der Befragungen zeigt, dass zwar vereinzelte Ansätze dazu auch in verschiedenen<br />
Landkreisen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> vorhanden sind. Ähnlich wie bei der Ansprache der Waldbesitzer<br />
ist ein systematisches Vorgehen jedoch nicht erkennbar. Zumeist stellt ein Nutzungsvorhaben<br />
im Kommunal- oder Staatswald den Kristallisationskern dar, um den herum dann einzelne<br />
Waldflächen bzw. Waldbesitzer mit einbezogen werden. Als Argument, warum diese Form der<br />
systematischen Erschließung von brachliegenden Nutzungsreserven im kleinen und kleinsten Privatwald<br />
keine Anwendung findet, wird von den Befragten der unteren Forstbehörden insbesondere<br />
eine unbefriedigende Aufwand-Nutzen-Relation angeführt. Der große Einsatz an Arbeitszeit<br />
46 Schultz et. al., 2002.<br />
62 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
für oft nur magere Holznutzungen lohne sich nicht. Zudem haben die neuen, größeren Revierzuschnitte<br />
dazu geführt, sich eher mit den nutzungsbereiten Waldbesitzern zu beschäftigen. Mehrfach<br />
wurde von Erfahrungen berichtet, bei denen zum wiederholten Mal ein Bestand probeausgezeichnet<br />
wurde und dann trotz allem keine Nutzung erfolgte, oder dass die Kleinstparzellierung<br />
mit schmalen Streifen die Anlage von notwendigen Rückegassen nicht erlaubt. Ein weiterer Aspekt<br />
kommt hinzu: Waldbesitzer kümmern sich wegen steigender Brennholznachfrage verstärkt<br />
um die Versorgung mit Energieholz aus dem eigenen Wald, sie betonen die Reservehaltung im<br />
Wald und stehen einem Verkauf ihres Holzes eher skeptisch gegenüber.<br />
Anteil der Nennungen<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
39%<br />
49%<br />
44%<br />
31%<br />
8%<br />
11%<br />
Waldbesitzer Revierleiter FBG Dienstleister,<br />
Händler,<br />
Selbstwerber<br />
UFB FBG<br />
4%<br />
5%<br />
3%<br />
4%<br />
Holzverbraucher<br />
Abbildung 34: „Von wem geht die Initiative zur Holzmobilisierung aus?“<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebs-gemeinschaften;<br />
Einschätzungen)<br />
Aus einer Forstbetriebsgemeinschaft wird berichtet, dass eine intensivere Ansprache systematisch<br />
erstmalig umgesetzt werden soll. Forstbetriebsgemeinschaft und untere Forstbehörde wollen<br />
gemeinsam vorgehen, wobei die Forstbetriebsgemeinschaft das Erstanschreiben übernimmt<br />
und dem Revierleiter das erste Beratungsgespräch zugedacht ist.<br />
Allerdings stellt auch das gebündelte Vorgehen nicht für alle Fälle im Kleinprivatwald ein erfolgversprechendes<br />
Vorgehen dar. In Regionen mit schwacher naturaler Ausstattung, extremer Parzellierung<br />
und/oder mit hohem Eigenbedarf hat dieses Vorgehen deutlich Grenzen. 47<br />
Bewertung der Mobilisierungsblöcke<br />
Die Holzmobilisierung mithilfe einer gezielten Bildung von Nutzungsblöcken im Kleinprivatwald<br />
wird von den Revierleitern in hohem Maße als schwierig, wenig erfolgversprechend und teilweise<br />
auch frustrierend empfunden. In Konsequenz wird dieses Vorgehen daher kaum angewandt; der<br />
Fokus der Tätigkeit liegt auf dem Kommunal- und Staatswald. Eigentumsgemischte Reviere mit<br />
größeren Anteilen von Kommunal- und Staatswald bieten den Revierleitern die Möglichkeit, den<br />
Aufgabenschwerpunkt auf diese Waldbesitzarten zu legen.<br />
In der Tat liegt die Vorbereitung der Nutzungsmaßnahmen (Adressen suchen, Ansprache/Anschreiben,<br />
Vor-Ort-Beratung, Flächensuche, Betreuungsarbeiten) ausschließlich bei den Revierleitern.<br />
Eine mögliche Unterstützung in den unteren Forstbehörden findet nicht statt. Gleichwohl<br />
47 Wippel, Suchomel, 2008.<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 63
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
zeigten sich Revierleiter aufgeschlossen, wenn Arbeiten zentral von einem ‚Privatwald-Experten‘<br />
in der Kreisverwaltung übernommen würde.<br />
4.5.2 Der Prozess des Holzverkaufs<br />
Der Verkauf des geernteten Holzes aus dem Kleinprivatwald der Größenklasse bis zehn Hektar<br />
wird in den allermeisten Fällen über die Vermarktungsstelle der unteren Forstbehörden organisiert.<br />
Nur wenige Kreisforstämter geben an, dass ein bedeutender Teil der Mengen nicht über die<br />
unteren Forstbehörden abgewickelt wird. In solchen Fällen gibt es forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse<br />
oder leistungsfähige Selbstwerber. Von den Befragten der Landkreise wird zudem<br />
geschätzt, dass ein erheblicher Teil des Holzpotenzials von den Waldbesitzern für den Eigenbedarf<br />
als Brennholz geerntet wird. Dies trifft insbesondere auf den laubholzdominierten Wald zu.<br />
Der insgesamt hohe Anteil der Vermarktungsleistung über die unteren Forstbehörden im Bereich<br />
des kleinen und kleinsten Privatwaldes kommt dabei auch dadurch zustande, dass viele Forstbetriebsgemeinschaften<br />
und sonstige Zusammenschlüsse des Privatwaldes keine eigene Holzvermarktung<br />
etabliert haben und diese auch nicht anstreben. Häufig haben die Zusammenschlüsse<br />
die Geschäftsführung an die untere Forstbehörde übertragen; teilweise sind auch (ehemalige)<br />
Forstbedienstete in der Vereinsführung engagiert – eine Situation, die für die Mitglieder die Vorteile<br />
eines geringen betrieblichen Risikos und eines hohen fachlichen Betreuungsniveaus mit außerordentlich<br />
geringer Gebührenforderung für in Anspruch genommene Dienstleistungen verbinden.<br />
Nach Aussage der unteren Forstbehörden kommt das Holz für den Verkauf aus unterschiedlichen<br />
Quellen. Der mengenmäßig bedeutendste Teil wird über die Beratungs- und Betreuungsleistung<br />
direkt beim Kleinprivatwaldbesitz akquiriert. Hier erfolgen nach der waldbaulichen Vorarbeit der<br />
Einschlag und schließlich die Aufnahme und der Verkauf des Holzes durch den Mitarbeiter der<br />
unteren Forstbehörde. Ebenfalls große Bedeutung hat die Andienung von Holz zum Verkauf durch<br />
den Waldbesitzer direkt an die untere Forstbehörde, die auf eigene Initiative und zumeist auch in<br />
Eigenregie durch den Waldbesitzer geerntet wurde. Je nach Situation im Kreisgebiet, ist in einigen<br />
Fällen die Geschäftsführung einer Forstbetriebsgemeinschaft mit in den Prozess integriert. Dabei<br />
obliegt der Forstbetriebsgemeinschaft das Bündeln von Kleinmengen und die Verteilung der Holzgelder<br />
auf die einzelnen Mitglieder.<br />
Selbstvermarktende Strukturen des Privatwaldes kommen dagegen bisher kaum vor. Einige wenige<br />
große Zusammenschlüsse haben hierfür eigenes Know-How aufgebaut und auch die Ausstattung<br />
für die technische und buchhalterische Abwicklung angeschafft oder sie bekommen die<br />
notwendigen Ressourcen von den unteren Forstbehörden gestellt (beispielsweise die ForstBW-<br />
Forstsoftwarelösung, Büroleistungen usw.). Die Besonderheit dieser Konzepte liegt hierbei in der<br />
neu entstehenden Schnittstelle zwischen waldbaulicher Vorbereitung, etwa dem Auszeichnen<br />
durch den Revierleiter sowie Holzeinschlag und Holzverkauf durch die Privatwaldorganisation.<br />
Selbstwerbung und der Direktverkauf durch die Waldbesitzer können nach den Einschätzungen<br />
der Befragten der unteren Forstbehörden und Forstbetriebsgemeinschaften im Kleinprivatwald<br />
vernachlässigt werden. Allerdings bestehen hierbei regionale Unterschiede. So ist etwa in Regionen<br />
mit hoher Verarbeitungskapazität der Direktverkauf durch den Waldbesitzer an Holzverarbeiter<br />
durchaus ein wichtiger Verkaufsweg. Ein Teil der unteren Forstbehörden im Zusammenhang<br />
mit einer angestrebten Reduktion des Personals auf der Fläche im Kleinprivatwald verstärkt auf<br />
die Selbstwerbung setzen. Als Vorteil werden die verringerte Betreuungsintensität und die direkte<br />
Auszahlung des Holzgeldes sowie die Vermeidung von finanziellen Vorleistungen durch den<br />
Waldbesitzer gesehen.<br />
Holzverkauf aus der Sicht der Abnehmer<br />
Der Holzverkauf soll in knapper Form aus dem Blickwinkel der Abnehmer beschrieben werden.<br />
Aus der Sicht der interviewten holzverarbeitenden Betriebe stellen die unteren Forstbehörden<br />
mit großem Abstand die wichtigste Versorgungsquelle für ihren Rundholzeinkauf dar. Weitere<br />
Zukäufe erfolgen über den Handel und über Unternehmen, die in Selbstwerbung Holz einschlagen,<br />
anbieten und oftmals ‚frei-Werk’ liefern. Direktangebote der Waldbesitzer kommen vor und<br />
64 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
werden in den meisten Fällen auch abgewickelt. Problematisch sind hierbei aber die Einhaltung<br />
der Qualitätsstandards und der hohe Aufwand für die Abwicklung.<br />
Aufgrund der über die unteren Forstbehörden gebündelten und dadurch großen Holzmengen, die<br />
kontinuierlich zu den regionalen und meist mittelständischen Sägewerken fließen, stellt die Person<br />
des Holzverkäufers der unteren Forstbehörde die zentrale Schnittstelle zwischen dem Waldbesitz<br />
und der Holzindustrie dar. Die interviewten Abnehmerbetriebe stufen die Situation, dass in<br />
Zeiten schwieriger Holzversorgung ggfs. aus dem Privatwald ausbleibende Vertragsmengen über<br />
den mitbetreuten Kommunalwald und Staatswald abgepuffert werden, positiv ein. Weiter wurde<br />
positiv erwähnt, dass die unteren Forstbehörden neben der Bündelungsfunktion auch eine Qualitätssicherung<br />
z.B. bei der Sortierung bieten.<br />
Mit Blick auf die zentralen Verträge des Landes besitzen die dort ausgehandelten Holzpreise eine<br />
Signalwirkung, durch die der Markt sich für Verkäufer und Käufer berechenbarer und damit weniger<br />
aufwändig in den Preisverhandlungen gestaltet. Allerdings seien Qualitäts- und Serviceunterschiede<br />
schwieriger im Preis abzubilden. Während die größeren Säger tendenziell zufriedener mit<br />
der zentralen Vermarktung sind, äußerte die Gruppe der kleineren und mittleren Abnehmer die<br />
Sorge, bei verstärkt zentral gelenkten Absatzströmen in Versorgungsschwierigkeiten zu geraten.<br />
Die Analyse von Holzaufkommen und -verbleib kommt in diesem Zusammenhang zu dem Ergebnis,<br />
dass etwa 78 % des über ForstBW verbuchten Holzes innerhalb <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s verbleiben.<br />
Auch für die Ebene der zwölf Regionen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s kommt die Studie zu dem<br />
Schluss, dass „hohe Anteile des Waldholzes auf der ersten Absatzstufe meist dort verarbeitet<br />
werden, wo sie eingeschlagen werden“. 48<br />
Der Bezug von Holzmengen direkt über selbstvermarktende Forstbetriebsgemeinschaften, z.B.<br />
aus dem angrenzenden Bundesland Bayern, wurde ebenfalls mit den Abnehmern diskutiert. Die<br />
Erfahrungen der befragten Unternehmen gehen dabei in die Richtung, dass es den bestehenden<br />
Privatwaldstrukturen noch immer an Professionalität fehle und die Liefertreue und -qualität zu<br />
wünschen übrig lasse. Trotzdem besteht der Wunsch von Seiten der Abnehmer, neben den bestehenden<br />
Hauptanbietern, von weiteren Lieferanten nennenswerte Einkaufsmengen beziehen<br />
zu können.<br />
Bewertung des Holzverkaufsprozesses<br />
Die Befragungen und Interviews haben ergeben, dass ca. 70 % der Holzmasse, die bisher aus dem<br />
Kleinprivatwald mobilisiert wird und für die weitere Holzbe- und -verarbeitung vorgesehen ist,<br />
über die unteren Forstbehörden vermarktet wird. Dieser, auf die indirekte Subvention über geringe<br />
Gebührensätze zurückzuführende Umstand, erschwert derzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
die Bildung eigenständiger Strukturen auch in den Regionen, in denen bezüglich der Besitzgröße<br />
und Baumartenausstattung eine Etablierung möglich erscheint. Andererseits erlaubt diese Tatsache<br />
in vielen Fällen überhaupt erst den Marktzutritt des kleineren Waldbesitzes. Diese Ambivalenz<br />
der Situation erschwert einfache Strategien.<br />
Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hat in der Praxis auch das Ziel der Gebühreneinnahmen<br />
für die Landkreisverwaltung. Während die reinen Beratungsleistungsleistungen der unteren<br />
Forstbehörden kostenlos für den Waldbesitzer sind, fallen bei der Betreuung Gebühren an. Diese<br />
verbleiben dem Landkreis als Einnahmen. Das Interesse der Landkreisverwaltung an hohen Gebühreneinnahmen<br />
kann zu Konflikten beim Aufbau und der Weiterentwicklung waldbesitzereigener<br />
Vermarktungsorganisationen führen.<br />
Sofern schon heute selbstvermarktende Strukturen im Entstehen bzw. etabliert sind, ist die Ursache<br />
hierfür weniger ein aktives Handeln im Sinn der ‚Hilfe zur Selbsthilfe’ von Seiten der unteren<br />
Forstbehörden als vielmehr hohes Engagement und/oder Unzufriedenheit der Waldbesitzer<br />
mit den Beratungs- und Betreuungsleistungen, etwa durch einen drohenden Rückgang des Beratungsangebotes<br />
durch eine Vergrößerung der Reviere oder neue Revier- und Zuständigkeitszuschnitte.<br />
Des Weiteren sind eigenständige Strukturen dort entstanden, wo auf der Grundlage<br />
des Kartellverfahrens Forstbetriebsgemeinschaften und/oder Kommunen nicht weiter von den<br />
48 Redmann, 2010, S. 62.<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 65
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
unteren Forstbehörden in direkter Betreuung gehalten werden konnten. Auffällig in diesem Zusammenhang<br />
erscheinen auch die bestehenden engen Verbindungen von unterer Forstbehörde<br />
und Forstbetriebsgemeinschaft, die in Form von ‚Bürogemeinschaften‘ es den Forstbetriebsgemeinschaften<br />
ermöglichen, Infrastruktur mit zu nutzen. So entsteht der Eindruck, dass eine echte<br />
Unabhängigkeit bei den Zusammenschlüssen von den unteren Forstbehörden mit einer hohen<br />
Skepsis verbunden ist.<br />
4.5.3 Förderung<br />
Die Rolle des Kleinprivatwaldes bei der Förderung<br />
Die Bedeutung der Förderung des kleinen und kleinsten Privatwaldes wird von den Vertretern<br />
der unteren Forstbehörden in den Telefoninterviews mehrheitlich als wichtig eingestuft. 80 %<br />
der Befragten gaben an, dass Förderung eine hohe, zumindest aber eine gewisse Bedeutung hat.<br />
Diese generelle Aussage war in der schriftlichen Befragung spezifiziert worden. Bezogen auf die<br />
einzelnen Förderschwerpunkte waren für die unteren Forstbehörden insbesondere Maßnahmen<br />
zur naturnahen Waldwirtschaft am Positivsten eingestuft worden. Für die forstlichen Zusammenschlüsse<br />
waren demgegenüber die Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur eher bedeutend.<br />
Insgesamt erstaunt es, dass keiner der Förderbereiche eine deutliche sehr positive Einschätzung<br />
erhält.<br />
Umweltzulage Wald / Ökologische Maßnahmen<br />
Forstliche Infrastruktur<br />
Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse<br />
Naturnahe Waldwirtschaft<br />
66 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />
FBG<br />
UFB<br />
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3<br />
Abbildung 35: Bedeutung der Förderbereiche für den Kleinprivatwald<br />
Bewertung: 0 = unwichtig, 1 = eher unwichtig, 2 = eher wichtig, 3 = wichtig<br />
(Quelle: telefonische Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />
Einschätzungen)<br />
Organisatorisch wird die forstliche Förderung in allen unteren Forstbehörden nahezu gleich<br />
umgesetzt. Ein Förderspezialist ist für die Sachbearbeitung der Förderanträge zuständig. Nur<br />
in wenigen Ämtern wurde die Aufgabe bei den noch bestehenden Außenstellen belassen. Das<br />
Aufgabengebiet des zentral agierenden Sachbearbeiters umfasst die Annahme und Prüfung von<br />
Förderanträgen. Ferner obliegt dem Spezialisten in der unteren Forstbehörde die Weitergabe geänderter<br />
und neuer Kriterien der Förderprogramme an die Revierleiter oder auch direkt an die<br />
Waldbesitzer. Diese zentrale Stelle führt auch die Kontrolle der Förderantrage durch und nimmt<br />
die Maßnahme ab (‚Inaugenscheinnahme‘). Die Revierleiter hingegen sind in allen unteren Forstbehörden<br />
die ersten Ansprechpartner für die Waldbesitzer zu Fördermaßnahmen. Sie beraten die<br />
Waldbesitzer in ihren Anliegen und betreuen die Planung und Umsetzung.<br />
Die Rolle von Forstbetriebsgemeinschaften wird von Seiten der unteren Forstbehörden besonders<br />
im kleinparzellierten Privatwald in der Bündelung der Waldbesitzer und der Informationsweitergabe<br />
gesehen. Generell als vorteilhaft würde im Rahmen einer gemeinsamen Fördermittelantragstellung<br />
die Verteilung der ausgeschütteten Fördersummen über die Institution Forstbetriebsge-
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
meinschaft beurteilt.Die Bewertung der Umsetzung der EU-kofinanzierten Fördermaßnahmen in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ergab, dass die befragten Privatwaldbesitzer mehrheitlich mit den Abläufen,<br />
mit dem eigenen Aufwand und der Dauer des Antragverfahrens zufrieden sind. 49<br />
Das Bekanntmachen der Fördertatbestände erfolgt mehrheitlich durch das Herausgeben von Artikeln<br />
in lokalen Amts- und Presseblättern. Zudem informiert die untere Forstbehörde die Waldbesitzer<br />
im Rahmen von Jahresversammlungen der Waldbesitzervereinigungen. Während bei den<br />
Kommunen die Antragstellung zu 90 % von den Revierleitern ausgeht, sehen etwa die Hälfte der<br />
befragten Privatwaldbesitzer die Initiative von den Revierleitern ausgehend. 50<br />
Fördertatbestände und ihre Bedeutung<br />
Die Spanne der forstlichen Fördertatbestände in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist breit. Im Rahmen der<br />
schriftlichen Befragungen und vertiefend bei den Telefoninterviews wurden die einzelnen Aspekte<br />
bezüglich ihrer Bedeutung für den Kleinprivatwald bis zehn Hektar näher beleuchtet.<br />
Bei den beiden Befragungen wurde nach der Bedeutung der bestehenden Förderprogramme gefragt.<br />
Auch hier finden sich zum Teil die im ersten Abschnitt angedeuteten Unterschiede in der<br />
Einschätzung.<br />
Wiederaufforstung<br />
Wegeinstandsetzung<br />
Wegeneubau<br />
Erstinvestitionen<br />
Erstaufforstung<br />
Geschäftsführung<br />
Bodenschutzwald<br />
Jungbestandspflege<br />
Bodenschutzkalkung<br />
Wasserschutzwald<br />
Erholungswald<br />
Holzmobprämie<br />
Natura 2000<br />
ökologische Maßnahmen<br />
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3<br />
Abbildung 36: Bedeutung der Fördermaßnahmen für den Kleinprivatwald<br />
Bewertung: 0 = unwichtig, 1 = eher unwichtig, 2 = eher wichtig, 3 = wichtig<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />
Einschätzungen)<br />
49 MLR, 2010: S. 288.<br />
50 MLR, 2010.<br />
FBG<br />
UFB<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 67
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Übereinstimmend geht aus beiden Befragungen hervor, dass die Wiederaufforstung ein bedeutender<br />
Fördertatbestand ist, der sehr häufig in Anspruch genommen wird. Die lenkende Wirkung<br />
in Bezug auf den Waldbau wird von den Interviewpartnern dabei mehrfach als wichtig und notwendig<br />
beurteilt.<br />
Im Gegensatz zu den Befragten der unteren Forstbehörden beurteilen die Befragten der Forstbetriebsgemeinschaften<br />
die Förderung der Wegeinstandsetzung und des Wegeneubaus als eher<br />
bedeutend. Die Wegeinstandsetzung ist momentan nur nach Kalamitäten förderfähig, was evtl.<br />
zu der deutlich geringeren Bedeutung in der Wahrnehmung der unteren Forstbehörden führt.<br />
Weiter führt dieser Umstand nach Einschätzung der unteren Forstbehörden dazu, dass die insgesamt<br />
gute bis befriedigende Infrastruktur leide, da auch nach erfolgten Holzerntemaßnahmen<br />
z.B. ein Abschottern, Grädern und Walzen der Wege geboten sein kann, was aber auf Grund der<br />
anfallenden Kosten und deren bei gemeinschaftlichen Wegen im Kleinprivatwald schwierigeren<br />
Zurechnung auf die Verursacher meist unterbleibe.<br />
Eine konträre Haltung nehmen die schriftlich Befragten im Hinblick auf die Förderung von Erstinvestitionen<br />
für Forstbetriebsgemeinschaften ein. Während die FBG-Vertreter diese Anschaffungen<br />
als eher bedeutsam einstufen, sehen die unteren Forstbehörden dies als eher unbedeutend<br />
an.<br />
Die Jungbestandspflege erhält bei der Beurteilung in der schriftlichen Befragung insbesondere<br />
von den Forstbetriebsgemeinschaften tendenziell eine positive Einschätzung. Auch die telefonisch<br />
befragten Fachleute der unteren Forstbehörden sehen in der Jungbestandspflege ein wichtiges<br />
Instrument zur waldbaulichen Steuerung. Es wird auf die Wirkung hingewiesen, die diese<br />
Programme für die Baumartenausstattung und Stabilität der Bestände entfalten.<br />
Die Auswertung der schriftlichen Befragung ergab weiter, dass die Förderungen zur Unterstützung<br />
des Aufbaus eigenständiger Forstbetriebsgemeinschaften (Mobilisierungsprämie und Förderung<br />
der Geschäftsführung) insbesondere von den unteren Forstbehörden als unbedeutend angesehen<br />
werden. Diese Einschätzung wird in den Telefoninterviews meist bestätigt. Während der<br />
Befragung wurde deutlich, dass bei den unteren Forstbehörden diese Förderung überwiegend für<br />
nicht sinnvoll gehalten wird und daher kaum aktiv beworben wird. Häufiger wurde angemerkt,<br />
dass es unverständlich sei, dass ein Zusammenschluss und damit indirekt der Privatwaldbesitzer<br />
Geld für eine Aktivität bekomme, die als solche schon gewinnbringend sei (Holzverkauf). Zudem<br />
würde die Arbeit ja überwiegend vom Forstpersonal der Kreisbehörde geleistet, so dass hier eine<br />
doppelte Begünstigung vorläge. Diese Argumentation wurde ähnlich auch für die Förderung der<br />
Geschäftsleitung von Forstbetriebsgemeinschaften vorgebracht. Lediglich in einer unteren Forstbehörde<br />
sprach man sich für die Geschäftsführungsförderung aus und befand eine Aufstockung<br />
bzw. eine Verlängerung der Förderdauer als wünschenswert.<br />
Die Förderprogramme im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes werden sowohl von den Befragten<br />
der Forstbetriebsgemeinschaften als auch von den Befragten der unteren Forstbehörden<br />
kritisch beurteilt. Dies geht einher mit einer geringen Ausschöpfungsquote dieser EU-kofinanzierten<br />
Fördermaßnahmen. 51 Ursachen liegen zum einen in den Bagatellgrenzen. So gilt für die<br />
Umweltzulage Wald eine Auszahlungssumme von 150 Euro je Förderantrag, was im Bereich der<br />
Natura 2000-Förderung eine Lebensraumtypfläche von mindestens drei Hektar voraussetzt. 52<br />
Insbesondere bei den Fördertatbeständen der Umweltzulage Wald (Erholungs-, Wasserschutz-,<br />
Bodenschutzwald, Natura 2000) wurde in den mündlichen Interviews immer wieder von den<br />
Gesprächspartnern bei den unteren Forstbehörden kritisiert, dass hier ‚Geld mit der Gießkanne<br />
ohne konkrete Gegenleistung‘ verteilt würde.<br />
Die Bodenschutzkalkung hat nach den Ergebnissen der schriftlichen Befragung eine geringe<br />
Bedeutung. Bei den telefonischen Interviews wurde die Kalkung für den Kleinprivatwald zwar<br />
als wünschenswert und sinnvoll eingestuft, aber wegen des hohen Eigenanteils und wegen der<br />
51 Siehe hierzu: IFLS, 2010.,<br />
52 Bei dieser Darstellung wird unterstellt, dass der antragstellende Betrieb keine Förderung von Bodenschutz-, Erholungs-<br />
und Wasserschutzwald erhält.<br />
68 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
schwierigen technischen Umsetzung im kleinparzellierten Wald als kaum umsetzbar beurteilt. Daher<br />
sei eine 100 %-Förderung dringend geboten.<br />
In den Telefoninterviews wurde gefragt, wie die forstliche Förderung für den Kleinprivatwald allgemein<br />
verbessert werden könne. Bei der Auswertung lassen sich zwei gegensätzliche Positionen<br />
ausmachen. Zwar halten alle Befragten die forstliche Förderung für sinnvoll, aber während eine<br />
Gruppe die Heraufsetzung von Bagatellgrenzen und sogar Bearbeitungsgebühren vorschlägt, um<br />
die Kosten-Nutzen-Relation zu verbessern, rät die andere Gruppe zur Abschaffung von Bagatellgrenzen.<br />
Bewertung der Förderung<br />
Angesichts der vielfältigen Anforderungen, die die Förderprogramme an die Waldbesitzer und die<br />
unteren Forstbehörden stellen, scheint die organisatorische Umsetzung mit einem zentralen Fördersachbearbeiter<br />
und den Revierleitern gut geeignet die Beratung auch beim kleinen Waldbesitz<br />
zu gewährleisten.<br />
Während die Fördermaßnahmen im Rahmen der Wiederaufforstung oder der Jungbestandspflege<br />
positiv beurteilt werden, sehen die unteren Forstbehörden die Fördermaßnahmen der Umweltzulage<br />
Wald oftmals kritisch. Förderung ohne waldbauliche Aktivitäten werden als Zahlungen<br />
an die Waldbesitzer gesehen, die sich ausschließlich aus dem Eigentum an Wald begründen. Nicht<br />
oder nur unzureichend berücksichtigt wird dabei allerdings die beabsichtigte ‚Entschädigungs-<br />
oder Kompensationswirkung‘ einer Fördermaßnahme wie z.B. der Umweltzulage Wald, die mit<br />
Bewirtschaftungseinschränkungen begründet wird.<br />
Ein wesentlicher Aspekt wurde öfter von den Zusammenschlüssen hervorgehoben: die Förderung<br />
sei ein wesentlicher Anlass zum Erstkontakt mit den Waldbesitzern auch kleiner Flächen und<br />
Grundlage für nachfolgende Beratungs- und Betreuungsaktivitäten, also Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />
im Kleinprivatwald.<br />
4.5.4 Spezifische technische Ausstattung der Reviere für den Kleinprivatwald<br />
In den telefonisch geführten Interviews wurden die Teilnehmer nach der technischen Ausstattung<br />
der Reviere und unteren Forstbehörden gefragt, speziell unter dem Blickwinkel der Beratung<br />
und Betreuung des Privatwaldes kleiner 10 Hektar.<br />
Der größte Teil der unteren Forstbehörden hat in etwa die gleiche Ausstattung sowohl in den<br />
Revieren, wie auch in den Zentralstellen. Die Hardwareausstattung wurde übernommen, die Software<br />
wird von ForstBW gestellt.<br />
Die ForstBW-Forstsoftware mit jährlicher Synchronisierung mit dem automatisierten Liegenschaftsbuch<br />
stellt für den Beratungs- und Betreuungsauftrag das wichtigste Instrument dar. Betont<br />
wird, dass auch die Reviere auf die aktuellen Daten des Systems zugreifen können, inklusive<br />
der GIS Komponente ‚InFoGIS‘.<br />
Die ForstBW-Forstsoftware unterstützt allerdings keine Funktion im Sinne einer Kontaktverwaltung<br />
(Customer Relationship Management - CRM). Somit ist es nicht möglich, die geführten Kontakte<br />
und Aktivitäten zu verbinden und als terminierte Aufgaben (z.B. nächste Kontaktaufnahme)<br />
abzulegen. Stattdessen führen die Revierleiter zumeist eigene und individuelle Listen, über die sie<br />
die Verwaltung der Privatwaldbesitzerbetreuung organisieren. In wenigen Fällen wurde berichtet,<br />
dass über die reine Adressverwaltung hinaus auch die Aktivitäten (Besuchsdokumentation)<br />
je kontaktiertem Waldbesitzer aufgezeichnet werden. Erfahrungen zeigen, dass die Revierleiter<br />
das systematische Dokumentieren von Kundengesprächen als extrem belastend empfinden und<br />
tatsächlich nur dann freiwillig durchführen, wenn sie über eine hohe Eigenmotivation verfügen. 53<br />
Der Zugang über das Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftwarelösung zu den Daten des automatisierten<br />
Liegenschaftsbuchs (ALB) wird von den meisten Befragten als positiv beurteilt. Kritisiert<br />
wird aber, dass die Eigentümerdaten nicht aktuell seien.<br />
Für die Flächenverwaltung wird das Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware verwendet.<br />
Über die GIS-Komponente ‚InFoGIS‘ können Luftbilder, Topographische Karten, Themenkarten<br />
53 Holzabsatzfonds, 2008.<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 69
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
dargestellt werden. Für das Auffinden von Grenzen in der Fläche sind in den unteren Forstbehörden<br />
häufig leistungsfähige GPS-Geräte vorhanden.<br />
Die Erstellung der Holzlisten im Holzschlag vor Ort erfolgt über mobile Datenerfassungsgeräte.<br />
Die Daten können über eine Schnittstelle in das Modul ‚Holzeinschlag‘ der ForstBW-Forstsoftware<br />
eingelesen werden. Von hier aus kann die Weiterverarbeitung erfolgen. Zum Teil sind die Reviere<br />
mit einer Digitalkamera ausgestattet, um die Dokumentation des Holzes bzw. der Holzpolter aus<br />
dem Privatwald zu verbessern.<br />
Bewertung der technischen Austattung<br />
Bisher ist es den Revierleitern überlassen, ob und in welcher Form sie die Kontakt- und Kundendokumentation<br />
vornehmen. Für die Anfertigung von Verkaufs- und Abfuhrlisten aus den Holzaufnahmedaten<br />
für den Verkauf von Rohholz aus dem betreuten Kleinprivatwald ist es wichtig,<br />
eine sinnvolle Bündelung der Mengen zu erreichen. Hierbei bietet nach Angaben der Befragten<br />
der unteren Forstbehörden die vorhandene Software beispielsweise zur Polterverwaltung, der<br />
Speicherung von GPS-Koordinaten und Waldbesitzerdaten noch keine befriedigende Lösung.<br />
Der Prozess von der Holzaufnahme bis zur Abrechnung erscheint unter dem Gesichtspunkt der<br />
Bündelung des Holzes nicht durchgängig optimal abgebildet.<br />
Im Allgemeinen kann neben den oben genannten Kritikpunkten aber festgestellt werden, dass<br />
nahezu alle unteren Forstbehörden zufrieden mit der derzeitigen technischen Ausstattung sind<br />
und aktuell keinen Ergänzungsbedarf sehen. In einem Fall wurde beklagt, dass es noch immer<br />
keinen Reviercomputer gäbe und die Mitarbeiter im Außendienst ihre Privatrechner verwenden<br />
müssten. In einigen Fällen wurden alle Außenstellen und Reviere mit Notebooks ausgestattet.<br />
4.5.5 Instrumente der Kommunikation und Information<br />
Die Aussagen zum Themenkomplex ‚Information und Erreichen der Kleinprivatwaldbesitzer‘ fallen<br />
insgesamt heterogen aus. Während einige untere Forstbehörden bereits begonnen haben,<br />
eigene Materialien zu erstellen, greifen ebenso viele auf das bereits vor der Verwaltungsreform<br />
bestehende, Material und Vorgehensweisen zurück.<br />
Üblicherweise werden die für den Kleinprivatwald relevanten Informationen über die lokalen<br />
Amts- und Presseblätter verbreitet. In unterschiedlichen Abständen werden Meldungen zu Holzpreisen,<br />
Kalamitätswarnungen, Förderprogrammen etc. herausgegeben.<br />
Für Waldeigentümer, die sich weitergehend informieren möchten, liegen in den unteren Forstbehörden<br />
Materialien aus. Hier haben einzelne Ämter bereits eigene Flyer und Merkblätter entwickelt,<br />
die auf die Situation im Kreis besser zugeschnitten sind und teilweise sogar über einen<br />
E-Mail-Sammelverteiler versandt und auf der Homepage zum Download angeboten werden. Der<br />
überwiegende Teil der unteren Forstbehörden gibt aber an, noch mit den allgemeinen Informationsschriften<br />
von ForstBW zu arbeiten.<br />
Zur besseren Kommunikation wurde erreicht, dass sowohl die Zentralen als auch nahezu alle<br />
Reviere landesweit per E-Mail erreichbar sind. Ferner haben alle Landkreise auf ihrer Internetpräsentation<br />
eine Forstseite integriert. Das Auffinden dieser Seite gestaltet sich jedoch fallweise<br />
schwierig und die angebotenen Inhalte sind oftmals wenig informativ.<br />
In Landkreisen, in denen Forstbetriebsgemeinschaften etabliert sind, erhalten die Teilnehmer der<br />
jährlichen Versammlungen in aller Regel umfängliche und detaillierte mündliche Informationen<br />
von den Vertretern der unteren Forstbehörden. Häufig wurde angegeben, dass dies hohe Priorität<br />
habe und dementsprechend die Amtsleiter oder weitere Mitarbeiter oftmals an den Terminen<br />
teilnehmen.<br />
In zwei der interviewten Kreisverwaltungen wurde die Entwicklung eines Leitbildes für den Privatwald<br />
hervorgehoben, in denen auch die Beratung und Betreuung des kleinen und kleinsten<br />
Privatwaldes thematisiert wird. Bei den meisten unteren Forstbehörden fehlt eine vergleichbare<br />
Strategieentwicklung oder sie war nicht erkennbar.<br />
70 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Bewertung der Instrumente der Kommunikation<br />
In der Heterogenität der Informationsmaterialien und auch der Art und Weise, wie die Informationen<br />
die Zielgruppe ‚kleiner und kleinster Privatwald‘ erreicht und mit welchem Nachdruck und<br />
welcher Innovation die verschiedenen unteren Forstbehörden an dieses Thema herangehen,<br />
wird deutlich, dass hier eine übergeordnete Strategie fehlt. Je nach Landkreis erhält das Thema<br />
Beratung und Betreuung eine unterschiedliche Priorität. Dabei lassen die Aussagen der Interviewpartner<br />
erkennen, dass personenbedingte Faktoren ebenso eine Rolle spielen wie z.B. die<br />
Wettbewerbssituation zu eigenständigen Privatwaldorganisationen oder leistungsfähigen Selbstwerbern.<br />
Die Verbreitung aktueller Themen über die lokalen Gemeindeblätter und die lokalen Printmedien<br />
erreicht in aller Regel den interessierten Kreis der Zielgruppe. Eine noch bessere Durchdringung<br />
erzielt das zusätzliche Versenden von Informationen über einen E-Mail-Verteiler.<br />
Die Teilnahme von Revier- und Leitungspersonal an den Herbstversammlungen der Forstbetriebsgemeinschaften<br />
und sonstigen Privatwaldvereinigungen stellt eine zielführende Möglichkeit dar<br />
dar, sowohl die allgemeinen Rahmenbedingungen aber auch die Leistungen der unteren Forstbehörden<br />
im Zusammenhang mit der Waldbewirtschaftung aufzuzeigen.<br />
4.5.6 Waldflurbereinigung, Waldver- und -ankauf, Genossenschaftsmodelle<br />
Die Flächengröße des Privatwaldbesitzes in Verbindung mit der aufstockenden Hauptbaumart<br />
ist ein guter Indikator für die Beurteilung der Mobilisierbarkeit. Die kleinsten Flächen sind in den<br />
Bereichen der Realteilung zu finden. Hier handelt es sich oft um sehr kleine Grundstücke von 0,2<br />
bis 1,0 Hektar, zudem häufig ohne Anschluss an ein Wegenetz. Nicht selten sind mehrere solcher<br />
kleiner Waldgrundstücke im Eigentum einer Person oder einer Erbengemeinschaft, allerdings jeweils<br />
getrennt voneinander liegend, also nicht arrondiert. In diesen Wäldern, die in der Summe<br />
viele Tausend Hektar betragen, liegen nach Angaben der Interviewpartner heute die größten Nutzungsreserven<br />
brach.<br />
Die 1 ha bis 10 ha großen Betriebe erreichen über alle Kreise gerechnet eine etwas größere Fläche<br />
als die zuvor genannte Gruppe. Die Problematik der Erschließung ist in dieser Kategorie nicht<br />
mehr so stark ausgeprägt, wobei die Topographie und die führende Hauptbaumart hier Hinweise<br />
auf die Erreichbarkeit geben. Exponierte Lagen (Steilheit) und Laubholz weisen meist eine eher<br />
schlechtere Erschließung auf.<br />
Zur Verbesserung der Waldbesitzstruktur wurden in vielen Kreisen in der Vergangenheit und werden<br />
auch jetzt noch Flurbereinigungsverfahren vorangetrieben, wenn auch in deutlich geringerem<br />
Umfang als dies in der Landwirtschaft der Fall war und ist.<br />
Die Ergebnisse dieser Verfahren werden ambivalent beurteilt. In manchen Regionen konnte so<br />
eine merkliche Verbesserung der Struktur (bessere Erschließung, größere Flurstücke) erreicht<br />
werden. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch die Erfahrung von langwierigen Verhandlungsrunden<br />
und daraus resultierenden Kompromissen, die nur zu geringfügigen Strukturverbesserungen<br />
führen.<br />
Der Grundstücksmarkt für Waldflächen ist seit je her schwach ausgeprägt. Bei den Interviews<br />
wurde jedoch mehrfach auf Einzelkäufer hingewiesen, die im Kreisgebiet aktiv seien, und bereits<br />
50 oder mehr Hektar Wald angekauft hätten. Dies sind in der Regel Privatleute, die den Wald aus<br />
Liebhabermotiven kaufen.<br />
Waldgenossenschaften spielen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nicht die gleiche Rolle wie in Rheinland-<br />
Pfalz oder Nordrhein-Westfalen. Allerdings hat die Erhebung ergeben, dass es 76 Waldgenossenschaften<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gibt. In einigen Regionen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s gibt es Initiativen,<br />
den gemeinschaftlichen Besitz oder die gemeinsame Bewirtschaftung in diesen Formen zu<br />
intensivieren. 54,55<br />
54 Schraml, et al, 2008.<br />
55 Mündliche Mitteilung: Kreisforstamt Neckar-Odenwald-Kreis.<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 71
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
4.5.7 Wegenetz und Wegezustand<br />
Zwei Drittel der Befragten der unteren Forstbehörden bezeichnen die Erschließung des kleinen<br />
und kleinsten Privatwaldes als gut bis ausreichend. Im Nachgang der schriftlichen Befragung ergänzten<br />
einige Experten die Angaben insofern, dass die Erschließung bezüglich der Struktur (Größe,<br />
Baumart, Lage) und daraus resultierend der Nutzungsaktivität der Waldbesitzer z.T. deutlich<br />
differiere.<br />
Die Erreichbarkeit vieler Kleinstflächen ist nach wie vor sehr schwierig, da häufig nur über benachbarte<br />
Grundstücke Zugang besteht. Der gemeinschaftliche Wegebau hat trotz der bestehenden<br />
Fördermöglichkeiten häufig eine nur geringe Bedeutung. Wörtlich wird zitiert, „dass jeder<br />
gern einen Weg zu seinem Grundstück habe, aber niemand die Fläche für den Wegebau opfern<br />
möchte“. Erschließungen gelingen daher oft nur dann, wenn die Route über kommunale- oder<br />
staatliche Flächen geführt werden kann.<br />
Im Gegensatz zur Erschließungssituation selbst beantworten nur ein Drittel der teilnehmenden<br />
unteren Forstbehörden die Frage zum Zustand der vorhandenen Wege als gut bis ausreichend.<br />
Zwei Drittel beurteilen den Zustand als eher schlecht.<br />
Der Wegezustand wird von den befragten Forstbetriebsgemeinschaften tendenziell etwas besser<br />
eingeschätzt als von den unteren Forstbehörden. Vermutlich ist dies auf die unterschiedlichen<br />
Wegeansprüche zurückzuführen – in den unteren Forstbehörden spielt die Berücksichtigung der<br />
Erholungsnutzung und der damit einhergehenden Pflege der Infrastruktur stets auch eine wichtige<br />
Rolle.<br />
72 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD
Anteil der Nennungen<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
0%<br />
0%<br />
36%<br />
32%<br />
48%<br />
55%<br />
19%<br />
schlecht eher schlecht eher gut gut<br />
UFB FBG<br />
9%<br />
4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />
Abbildung 37: Erschließungsgrad im Kleinprivatwald unter zehn Hektar<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebs-gemeinschaften;<br />
Einschätzungen)<br />
Anteil der Nennungen<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
0%<br />
0%<br />
65%<br />
52%<br />
29%<br />
43%<br />
6%<br />
schlecht eher schlecht eher gut gut<br />
UFB FBG<br />
Abbildung 38: Wegezustand im Kleinprivatwald unter zehn Hektar<br />
(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />
Einschätzungen)<br />
4%<br />
WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 73