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4 ERGEBNISSE - Forstkammer Baden-Württemberg

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4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Der erste Teil der Ergebnisse widmet sich der Darstellung der Struktur- und Naturaldaten der Wälder<br />

in den Landkreisen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s. Nach einigen wenigen, die gesamte Waldfläche einbeziehenden<br />

Darstellungen, erfolgt im Weiteren die Fokussierung auf den Kleinprivatwald unter<br />

zehn Hektar. Datenbasis sind insbesondere die vom MLR zur Verfügung gestellten Auswertungen<br />

und die schriftlichen Befragungen bei den Landkreisen.<br />

Anschließend werden – unter Einbeziehung von Forschungskenntnissen – die Ergebnisse zur Frage<br />

nach den Nutzungshemmnissen im Kleinprivatwald vorgestellt und diskutiert.<br />

Aus zwei unterschiedlichen Perspektiven wird der Kleinprivatwald anschließend betrachtet und<br />

die Analyseergebnisse vorgestellt: Zum einen werden die Forstbehörden und die Interessenvertretungen<br />

der Waldbesitzer als Schlüsselakteure betrachtet (Aufbaustruktur). Zum anderen erfolgt<br />

eine Darstellung und Bewertung von Prozessen und Instrumenten im Umfeld des Kleinprivatwaldes<br />

(Ablaufstruktur).<br />

4.1 Struktur- und Naturaldaten des Kleinprivatwaldes<br />

Die im Rahmen des Projektes durchgeführten Analysen basieren auf den erhobenen Struktur- und<br />

Naturaldaten des Privatwaldes in 35 Landkreisen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s sowie auf den schriftlichen<br />

Befragungen bei den unteren Forstbehörden und den Forstbetriebsgemeinschaften 1 . Die<br />

zugrunde liegenden Daten des MLR stammen aus Abfragen über die Module ‚Holzverkauf‘ und<br />

‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware FOKUS 2000.<br />

1 Projektphase 1 „Erhebung der Strukturdaten“; schriftliche Befragung der unteren Forstbehörden und ergänzende<br />

Daten des MLR; teilweise spiegeln die Ergebnisse Einschätzungen nur einzelner Personen wider.<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 17


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Regierungsbezirke<br />

Karlsruhe<br />

Freiburg<br />

Tübingen<br />

Stuttgart<br />

Lörrach<br />

Freiburg<br />

Ortenaukreis<br />

Emmendingen<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong><br />

Karlsruhe<br />

Rastatt<br />

Breisgau-Hochschwarzwald<br />

Mannheim<br />

Heidelberg<br />

Rhein-Neckar-Kreis<br />

Lk.Karlsruhe<br />

Pforzheim<br />

Calw<br />

Freudenstadt<br />

Rottweil<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis<br />

Waldshut<br />

Enzkreis<br />

Tuttlingen<br />

18 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

Böblingen<br />

Konstanz<br />

Tübingen<br />

Zollernalbkreis<br />

Abbildung 2: Die Landkreise <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s<br />

Neckar-Odenwald-Kr.<br />

Lk.Heilbronn<br />

Heilbronn<br />

Ludwigsburg<br />

Stuttgart<br />

Rems-Murr-Kreis<br />

Esslingen<br />

Reutlingen<br />

Sigmaringen<br />

Bodenseekreis<br />

Hohenlohekreis<br />

Main-Tauber-Kreis<br />

Göppingen<br />

Schwäbisch Hall<br />

Biberach<br />

Ravensburg<br />

50 km<br />

Ulm<br />

Ostalbkreis<br />

Heidenheim<br />

Alb-Donau-Kreis<br />

AA Ostalbkreis HDH Landkreis Heidenheim RV Landkreis Ravensburg<br />

BB Landkreis Böblingen HN Landkreis Heilbronn RW Landkreis Rottweil<br />

BC Landkreis Biberach KA Landkreis Karlsruhe SHA Landkreis Schwäbisch Hall<br />

BL Zollernalbkreis KN Bodenseekreis SIG Landkreis Sigmaringen<br />

CW Landkreis Calw KÜN Hohenlohekreis TBB Main-Tauber-Kreis<br />

EM Landkreis Emmendingen LÖ Lörrach TW Landkreis Tübingen<br />

ES Landkreis Esslingen LB Landkreis Ludwigsburg TUT Landkreis Tuttlingen<br />

FDS Landkreis Freudenstadt MOS Neckar-Odenwald-Kreis UL Alb-Donau-Kreis<br />

FN Bodenseekreis OG Ortenaukreis VS Schwarzwald-Baar-Kreis<br />

FR Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald PF Enzkreis WN Rems-Murr-Kreis<br />

GP Landkreis Göppingen RA Landkreis Rastatt WT Landkreis Waldshut<br />

HD Rhein-Neckar-Kreis RT Landkreis Reutlingen


4.1.1 Waldflächen und Eigentumsarten<br />

4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Gesamtwaldfläche<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> besitzt eine Waldfläche von 1,4 Mio. Hektar.<br />

Der Vergleich der Gesamtwaldflächen der einzelnen Landkreise zeigt eine erhebliche Variation<br />

in der Größe der absoluten Waldflächen. Einige Landkreise im Schwarzwald besitzen mehr als<br />

50.000 Hektar Wald (Landkreise Offenburg, Breisgau-Hochschwarzwald, Waldshut, Freudenstadt);<br />

die Landkreise in der Region Stuttgart weisen dagegen weniger als 20.000 Hektar Wald auf<br />

(Landkreise Esslingen, Ludwigsburg).<br />

Waldfläche im Landkreis<br />

unter 25.000 ha<br />

25.000 bis unter 35.000 ha<br />

35.000 bis unter 45.000 ha<br />

45.000 ha und mehr<br />

EM<br />

30.694 ha<br />

LÖ<br />

42.002 ha<br />

OG<br />

88.943 ha<br />

FR<br />

65.627 ha<br />

WT<br />

55.591 ha<br />

HD<br />

37.534 ha<br />

KA<br />

39.183 ha<br />

RA<br />

CW<br />

36.159 ha<br />

48.342 ha<br />

FDS<br />

55.164 ha<br />

RW<br />

33.297 ha<br />

VS<br />

46.815 ha<br />

PF<br />

22.058 ha<br />

TUT<br />

36.931 ha<br />

BB<br />

21.180 ha<br />

TÜ<br />

30.030 ha<br />

BL<br />

40.017 ha<br />

KN<br />

26.984 ha<br />

LB<br />

12.993 ha<br />

MOS<br />

45.272 ha<br />

HN<br />

29.735 ha<br />

ES<br />

19.525 ha<br />

SIG<br />

47.486 ha<br />

RT<br />

43.303 ha<br />

FN<br />

19.845ha<br />

TBB<br />

41.538 ha<br />

KÜN<br />

23.293 ha<br />

WN<br />

34.533 ha<br />

GP<br />

21.919 ha<br />

RV<br />

49.544 ha<br />

SHA<br />

49.515 ha<br />

50 km<br />

AA<br />

60.108 ha<br />

UL<br />

41.459 ha<br />

BC<br />

42.061 ha<br />

Abbildung 3: Waldflächen in den Landkreisen<br />

(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Software FOKUS 2000<br />

vom Dezember 2010)<br />

HDH<br />

28.404 ha<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 19


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Bewaldungsanteil<br />

Der Bewaldungsanteil in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> liegt bei 38 %. Der Waldanteil ist insbesondere in<br />

den Landkreisen des Nordschwarzwaldes hoch (über 60 % in den Landkreisen Calw und Freudenstadt)<br />

hoch. Einen Waldanteil von unter 20 % weist lediglich der Kreis Ludwigsburg auf (19 %). In<br />

allen übrigen Landkreisen ist mindestens ein Viertel der Kreisfläche mit Wald bedeckt.<br />

Bewaldungsanteil<br />

unter 30%<br />

30% bis unter 40%<br />

40% bis unter 50%<br />

50% und mehr<br />

LÖ<br />

52%<br />

EM<br />

45%<br />

OG<br />

48%<br />

FR<br />

48%<br />

WT<br />

49%<br />

RA<br />

49%<br />

FDS<br />

63%<br />

VS<br />

46%<br />

KA<br />

36%<br />

CW<br />

61%<br />

RW<br />

43%<br />

HD<br />

35%<br />

PF<br />

38%<br />

TUT<br />

50%<br />

BB<br />

34%<br />

20 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

HN<br />

27%<br />

TÜ<br />

39%<br />

BL<br />

44%<br />

KN<br />

33%<br />

Abbildung 4: Bewaldungsanteil in den Landkreisen<br />

(Quellen: Waldflächen aus Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Software FOKUS 2000<br />

vom Dezember 2010., Landkreisflächen aus Abfrage der Struktur- und Regionaldatenbank auf www.<br />

statistik.baden-wuerttemberg.de vom Dezember 2010 und eigene Berechnungen)<br />

LB<br />

19%<br />

MOS<br />

40%<br />

SIG<br />

39%<br />

ES<br />

30%<br />

FN<br />

30%<br />

RT<br />

40%<br />

WN<br />

40%<br />

TBB<br />

32%<br />

KÜN<br />

30%<br />

GP<br />

34%<br />

UL<br />

31%<br />

BC<br />

30%<br />

RV<br />

30%<br />

50 km<br />

SHA<br />

33%<br />

HDH<br />

45%<br />

AA<br />

40%


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Waldbesitzarten<br />

Von den 1,4 Mio. Hektar Wald 2 entfallen 0,48 Mio. Hektar auf den Privatwald (35 %), 0,34 Mio.<br />

Hektar auf den Staatswald (24 %), und 0,53 Mio. Hektar sind Körperschaftswald (38 %). Auf sonstige<br />

Körperschaften entfallen 2 % der Waldfläche und 1 % der Waldfläche kann keiner Waldbesitzart<br />

zugeordnet werden. 3<br />

Der Privatwaldanteil variiert zwischen den Landkreisen erheblich. Die Spanne des Privatwaldanteils<br />

reicht von unter 5 % in den Landkreisen Karlsruhe und dem Enzkreis bis über 50 % im Bodenseekreis<br />

und den Landkreisen Ravensburg und Emmendingen. Ausgesprochene Privatwaldregionen<br />

sind der Schwarzwald sowie der Südosten und Nordosten <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s.<br />

Waldeigentumsarten<br />

Landes- und Bundeswald<br />

Körperschaftswald<br />

Privatwald<br />

Sonstige Körperschaften<br />

Abbildung 5: Waldeigentumsarten in den Landkreisen<br />

(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware vom Dezember 2010)<br />

2 Die Daten des Statistischen Landesamtes weisen demgegenüber für das Jahr 2009 einen Wert von 1.368.202 ha<br />

auf. Insgesamt dürfte die tatsächlich mit Wald bestockte Fläche in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> deutlich höher sein. Untersuchungen<br />

in sechs Beispielkommunen haben für den Südschwarzwald ergeben, dass die mit Gehölz bestockte Fläche<br />

des Offenlandes im Mittel etwa 12 % beträgt (Vögtlin, 2011).<br />

3 Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware vom Dezember 2010.<br />

50 km<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 21


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Nachfolgende Tabelle stellt die Waldflächendaten der Stadt- und Landkreise dar gegliedert nach<br />

Besitzarten. Die Daten beziehen sich auf aktuelle Auswertungen des MLR und weisen gegenüber<br />

der Bundeswaldinventur von 2002 eine leicht gestiegene Waldfläche aus.<br />

Staats-<br />

wald<br />

22 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

Köperschaft Privatwald sonstige<br />

Besitzarten<br />

Gesamt-<br />

waldfläche<br />

Alb-Donau-Kreis 14.073 9.865 17.023 499 41.459<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> 1.057 7.089 158 703 9.007<br />

Biberach 11.892 6.415 22.886 868 42.061<br />

Böblingen 5.280 14.493 1.074 332 21.180<br />

Bodenseekreis 3.965 4.469 10.798 614 19.845<br />

Breisgau-Hochschwarzwald 15.201 23.843 22.933 3.650 65.627<br />

Calw 22.089 18.075 8.113 65 48.342<br />

Emmendingen 5.111 10.099 15.371 113 30.694<br />

Enzkreis 7.221 13.872 960 5 22.058<br />

Esslingen 6.499 10.261 2.608 157 19.525<br />

Freiburg 712 4.877 524 248 6.360<br />

Freudenstadt 23.017 13.548 17.344 1.256 55.164<br />

Göppingen 6.177 6.595 9.012 135 21.919<br />

Heidelberg 949 3.188 118 977 5.231<br />

Heidenheim 13.059 7.148 8.036 162 28.404<br />

Heilbronn Landkreis 5.448 15.902 8.179 206 29.735<br />

Heilbronn Stadtkreis 344 1.124 168 27 1.663<br />

Hohenlohekreis 4.349 5.202 12.059 1.683 23.293<br />

Karlsruhe Landkreis 13.241 22.734 1.219 1.989 39.183<br />

Karlsruhe Stadtkreis 2.379 2.261 97 120 4.857<br />

Konstanz 5.041 10.355 10.926 662 26.984<br />

Lörrach 7.893 20.820 12.256 1.035 42.003<br />

Ludwigsburg 1.380 9.185 2.274 153 12.993<br />

Main-Tauber-Kreis 6.458 15.756 16.673 2.652 41.538<br />

Neckar-Odenwald-Kreis 3.729 23.276 17.574 693 45.272<br />

Ortenaukreis 9.754 31.483 44.009 3.697 88.943<br />

Ostalbkreis 22.222 5.720 28.617 3.549 60.108<br />

Pforzheim 3.173 1.703 176 0 5.052<br />

Rastatt 9.315 21.235 2.035 3.574 36.159<br />

Ravensburg 12.645 3.600 31.887 1.411 49.544<br />

Rems-Murr-Kreis 15.668 6.968 11.587 310 34.533<br />

Reutlingen 13.077 21.711 8.327 188 43.303<br />

Rhein-Neckar-Kreis 11.072 20.364 4.384 1.714 37.534<br />

RottweilW 2.262 14.393 15.693 949 33.297<br />

Schwäbisch-Hall 14.482 4.139 26.795 4.099 49.515<br />

Schwarzwald-Baar-Kreis 5.918 21.262 19.259 377 46.815<br />

Sigmaringen 2.763 17.868 25.014 1.840 47.486<br />

Stuttgart 1.990 2.694 48 112 4.844<br />

Tübingen 6.938 9.818 3.027 248 20.030<br />

Tuttlingen 4.691 20.708 10.814 718 36.931<br />

Ulm Stadtkreis 1.367 1.200 472 252 3.292<br />

Waldshut 14.831 16.490 23.848 422 55.591<br />

Zollernalbkreis 2.721 25.929 10.492 874 40.017<br />

Summe 341.452 527.734 484.868 43.335 1.397.389<br />

Tabelle 2: Waldflächen der einzelnen Waldbesitzarten in den Stadt- und Landkreisen<br />

(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware vom Dezember 2010).<br />

Eine detaillierte Aufschlüsselung des Privatwaldes befindet sich im Anhang.


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Waldbesitzgrößen<br />

Bei der Betrachtung des Kleinprivatwaldes spielt neben der absoluten Größe der Fläche auch<br />

seine Relation zum größeren Privatwaldbesitz eine Rolle. In unten stehender Grafik wurde der Privatwald<br />

in den Größenklassen unter einem Hektar (Kleinstprivatwald), von einem bis zehn Hektar<br />

(Kleinprivatwald) und über zehn Hektar dargestellt.<br />

Aus der Verteilung wird deutlich, dass der Kleinprivatwald unter zehn Hektar in einzelnen Kreisen<br />

weniger als 20 % des Privatwaldes ausmacht (Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen<br />

und Ortenaukreis). Acht Landkreise besitzen über 60 % an Privatwaldflächen unter zehn<br />

Hektar Besitzgröße.<br />

Besitzgrößenklassen<br />

unter 1 ha<br />

1 ha bis unter 10 ha<br />

10 ha und mehr<br />

Abbildung 6: Flächenanteile der Besitzgrößenklassen des Privatwaldes in den Landkreisen<br />

(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Software FOKUS 2000 vom Dezember<br />

2010)<br />

50 km<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 23


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Der Privatwald unter zehn Hektar<br />

Die Gesamtfläche an Kleinprivatwald unter zehn Hektar in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>sist sehr bedeutend.<br />

Insgesamt fallen ca. 195.000 Hektar Privatwald in diese Größenklasse. Dies entspricht 14 %<br />

der Gesamtwaldfläche und 41 % der Privatwaldfläche <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s.<br />

Die Summe der Privatwaldflächen unter zehn Hektar in den einzelnen Landkreisen liegt zwischen<br />

rund 500 Hektar (Landkreise Karlsruhe und Enzkreis) bis über 15.000 Hektar (Landkreise Waldshut<br />

und Schwäbisch-Hall). Im Mittel (Median) besitzen die Kreise 4.784 Hektar Kleinprivatwald unter<br />

zehn Hektar.<br />

Privatwald unter 10 ha<br />

unter 2.000 ha<br />

2.000 ha bis unter 5.000 ha<br />

5.000 ha bis unter 7.000 ha<br />

7.000 ha und mehr<br />

LÖ<br />

8.657 ha<br />

OG<br />

8.242 ha<br />

EM<br />

2.945 ha<br />

FR<br />

4.455 ha<br />

WT<br />

15.991 ha<br />

RA<br />

1.221 ha<br />

FDS<br />

6.762 ha<br />

VS<br />

4.559 ha<br />

KA<br />

482 ha<br />

RW<br />

5.943 ha<br />

CW<br />

5.605 ha<br />

HD<br />

1.809 ha<br />

PF<br />

502 ha<br />

24 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

MOS<br />

3.897 ha<br />

HN<br />

2.172 ha<br />

ES<br />

2.195 ha<br />

TÜ<br />

1.953 ha RT<br />

4.481 ha<br />

BL<br />

7.499 ha<br />

TUT<br />

5.711 ha<br />

BB<br />

864 ha<br />

KN<br />

2.985 ha<br />

LB<br />

615 ha<br />

SIG<br />

6.777 ha<br />

FN<br />

4.784 ha<br />

TBB<br />

11.685 ha<br />

KÜN<br />

5.403 ha<br />

WN<br />

6.836 ha<br />

GP<br />

5.397 ha<br />

UL<br />

7.102 ha<br />

RV<br />

11.396 ha<br />

SHA<br />

15.642 ha<br />

BC<br />

6.826 ha<br />

50 km<br />

AA<br />

12.756 ha<br />

HDH<br />

1.698 ha<br />

Abbildung 7: Privatwaldflächen der Eigentumsgrößenklasse unter 10 ha in den Landkreisen<br />

(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware vom Dezember 2010)


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Anzahl der Waldbesitzer im Privatwald unter zehn Hektar<br />

Der Privatwaldbesitz unter zehn Hektar verteilt sich in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auf ca. 233.000 Eigentümer.<br />

Die Extreme liegen zwischen ca. 1.200 Waldbesitzern (Landkreis Heidenheim) und ca.<br />

20.000 Waldbesitzern (Main-Tauber-Kreis). Regionale Schwerpunkte mit besonders vielen Privatwaldbesitzern<br />

in dieser Größenklasse bilden ausgehend vom Landkreis Esslingen der Nord-Osten<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s, sowie die Kreise der Region Hochrhein-Bodensee und die Kreise der Region<br />

Neckar-Alb.<br />

Im Mittel (Median) gibt es in jedem Landkreis <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s 6.374 Waldbesitzer mit Flächen<br />

der Größenklasse unter zehn Hektar.<br />

Anzahl der Waldbesitzer<br />

im Privatwald < 10 ha<br />

unter 4.000<br />

4.000 bis unter 6.300<br />

6.300 bis unter 8.000<br />

8.000 und mehr<br />

LÖ<br />

11.359 WB<br />

OG<br />

6.684 WB<br />

EM<br />

3.363 WB<br />

FR<br />

5.972 WB<br />

WT<br />

11.245 WB<br />

RA<br />

6.877 WB<br />

KA<br />

2.911 WB<br />

FDS<br />

6.661 WB<br />

VS<br />

3.166 WB<br />

RW<br />

6.374 WB<br />

HD<br />

4.572 WB<br />

PF<br />

1.836 WB<br />

CW<br />

6.659 WB<br />

BB<br />

3.381 WB<br />

BL<br />

16.617 WB<br />

TUT<br />

7.428 WB<br />

LB<br />

3.565 WB<br />

MOS<br />

4.018 WB<br />

HN<br />

4.528 WB<br />

ES<br />

9.049 WB<br />

TÜ<br />

8.493 WB RT<br />

7.772 WB<br />

KN<br />

4.275 WB<br />

SIG<br />

6.125 WB<br />

FN<br />

3.695 WB<br />

TBB<br />

19.886 WB<br />

KÜN<br />

4.851 WB<br />

WN<br />

8.664 WB<br />

GP<br />

6.833 WB<br />

BC<br />

5.831 WB<br />

RV<br />

7.534 WB<br />

50 km<br />

SHA<br />

9.852 WB<br />

UL<br />

5.484 WB<br />

AA<br />

9.092 WB<br />

HDH<br />

1.167 WB<br />

Abbildung 8: Anzahl der Waldbesitzer unter 10 ha in den Landkreisen<br />

(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware vom Dezember 2010)<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 25


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Durchschnittliche Flächengröße<br />

Auch in Bezug auf die durchschnittliche Flächengröße ‚Privatwald unter zehn Hektar‘ existieren<br />

große Unterschiede zwischen den Landkreisen. Die durchschnittliche Privatwaldgröße in dieser<br />

Größenklasse liegt zwischen 0,2 Hektar (Landkreise Esslingen, Karlsruhe, Tübingen, Rastatt und<br />

Enzkreis) und über 1,5 Hektar (Landkreise Ravensburg, Schwäbisch-Hall, Heidenheim).<br />

Im Mittel (Median) ist die Einzelbetriebsfläche in der Größenklasse bis zehn Hektar in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> 0,8 Hektar groß.<br />

durchschnittl. Besitzgröße<br />

im Privatwald < 10 ha<br />

LÖ<br />

0,8 ha<br />

unter 0,4 ha<br />

0,4 ha bis unter 0,8 ha<br />

0,8 ha bis unter 1,2 ha<br />

1,2 ha und mehr<br />

OG<br />

1,2 ha<br />

EM<br />

0,9 ha<br />

FR<br />

0,7 ha<br />

RA<br />

0,2 ha<br />

WT<br />

1,4 ha<br />

FDS<br />

1,0 ha<br />

VS<br />

1,4 ha<br />

RW<br />

0,9 ha<br />

KA<br />

0,2 ha<br />

CW<br />

0,8 ha<br />

HD<br />

0,4 ha<br />

PF<br />

0,3 ha<br />

TUT<br />

0,8 ha<br />

BB<br />

0,3 ha<br />

TÜ<br />

0,2 ha<br />

BL<br />

0,5 ha<br />

KN<br />

0,7 ha<br />

26 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

MOS<br />

1,0 ha<br />

HN<br />

0,5 ha<br />

LB<br />

0,2 ha WN<br />

0,8 ha<br />

SIG<br />

1,1 ha<br />

ES<br />

0,2 ha<br />

FN<br />

1,3 ha<br />

RT<br />

0,6 ha<br />

TBB<br />

0,6 ha<br />

KÜN<br />

1,1 ha<br />

GP<br />

0,8 ha<br />

UL<br />

1,3 ha<br />

BC<br />

1,2 ha<br />

RV<br />

1,5 ha<br />

50 km<br />

SHA<br />

1,6 ha<br />

AA<br />

1,4 ha<br />

HDH<br />

1,5 ha<br />

Abbildung 9: Durchschnittliche Besitzgröße im Kleinprivatwald der Größenklasse unter 10 ha<br />

(Quelle: Datenabfrage aus dem Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Software FOKUS 2000 vom Dezember<br />

2010)


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

4.1.2 Baumarten und Altersklassenverteilung im Privatwald unter 10 Hektar<br />

Baumarten<br />

In der schriftlichen Befragung der unteren Forstbehörden wurde um eine Einschätzung zur Baumartenverteilung<br />

(Laubholz, Nadelholz) im Privatwald bis zehn Hektar gebeten.<br />

Die Spanne beim Nadelholzanteil reicht von extrem niedrigen Werten (5 % Landkreis Ludwigsburg;<br />

25 % im Hohenlohekreis) bis zu extrem hohen Werten (95 % im Landkreis Rottweil). Der<br />

Laubholzanteil ist in den nordöstlichen Landkreisen höher als im Süden <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s. Die<br />

Berechnung des flächengewichteten Mittelwertes aus den Einschätzungen aller Befragten ergibt<br />

einen durchschnittlichen Nadelholzanteil von rund 70 % im Kleinprivatwald unter zehn Hektar.<br />

Die Angaben decken sich mit dem Flächenanteil an Nadelholz des Privatwaldes von 5 bis 200<br />

Hektar, der nach BWI² in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bei ca. 70 % liegt; 4 die Werte für den Privatwald bis<br />

5 Hektar weisen nur ca. 60 % Nadelholz auf. Mit durchschnittlich knapp 50 % Flächenanteil ist die<br />

Fichte nach Einschätzung der unteren Forstbehörden die mit Abstand bedeutendste Baumart im<br />

Kleinprivatwald unter zehn Hektar. Über alle Waldbesitzarten betrachtet hat sie deutlich weniger<br />

Bedeutung, sie macht nur 28 % der Waldfläche des Landes aus. Die Buche hat nach der Befragung<br />

etwa 20 % und die Tanne etwas weniger als 10 % Anteil.<br />

Baumartenverteilung<br />

im Privatwald < 10 ha<br />

Nadelholz<br />

Laubholz<br />

50 km<br />

Abbildung 10: Baumartenverteilung im Privatwald unter 10 ha in den Landkreisen<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)<br />

4 Auswertung der baden-württembergspezifischen Ergebnisse über www.fva-bw.de/forschung/bui/bwi.html.<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 27


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Altersklassen<br />

Auch die Einschätzung der Altersklassenverteilung im Privatwald unter zehn Hektar durch die<br />

Befragten ergibt deutliche Unterschiede zwischen den Landkreisen. Während beispielsweise im-<br />

Landkreis Rastatt 80 % der Bestände jünger als 80 Jahre sind, liegen diese Werte in anderen Landkreisen<br />

wie etwa dem Landkreis Calw, bei nur 40 %.<br />

Im flächengewogenen Durchschnitt über alle Kreise sind schätzungsweise 30 % der Bestände jünger<br />

als 41 Jahre, 40 % zwischen 41 und 80 Jahre, knapp 20 % zwischen 81 und 120 Jahre und etwas mehr als<br />

10 % über 120 Jahre alt. Ein Vergleich mit den Daten aus der Bundeswaldinventur zeigt, dass diese Verteilung<br />

weitgehend deckungsgleich mit den Werten für den Gesamtwald in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist.<br />

Altersklassen<br />

im Privatwald < 10 ha<br />

0 bis 40 Jahre<br />

41 bis 80 Jahre<br />

81 bis 120 Jahre<br />

über 120 Jahre<br />

28 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

50 km<br />

Abbildung 11: Altersklassenverteilung im Privatwald unter 10 ha in den Landkreisen<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)


Anteil deil am an der Gesamten Waldäche<br />

40%<br />

35%<br />

30%<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

28%<br />

28%<br />

33%<br />

37%<br />

26%<br />

23%<br />

13%<br />

13%<br />

0-40 Jahre 41-80 Jahre 81-120 Jahre über 120 Jahre<br />

Altersstufen<br />

Alle Waldbesitzarten in B.-W. (BWI²) Privatwald unter 10 ha (Befragung)<br />

4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Abbildung 12: Alter der Bestände auf der gesamten Waldfläche in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> und im Privatwald<br />

unter 10 ha – Vergleich der Befragungsergebnisse mit den Daten der BWI²<br />

(Quellen: Bundeswaldinventur² und schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden;<br />

Einschätzungen)<br />

4.1.3 Vorräte, Zuwachs und Nutzung im Privatwald unter 10 Hektar<br />

Vorrat<br />

Die Auswertung der schriftlichen Befragung der unteren Forstbehörden und der Forstbetriebsgemeinschaften<br />

zeigt, dass sich die Landkreise hinsichtlich der Vorräte im Kleinprivatwald unter<br />

zehn Hektar erheblich unterscheiden. Von den Befragten der Landkreise Böblingen, Schwäbisch<br />

Hall, des Hohenlohekreises und Enzkreises wurde der Vorrat in den entsprechenden Landkreisen<br />

auf 300 Vorratsfestmeter pro Hektar oder weniger geschätzt. Den Befragungen zufolge ist der<br />

Kleinprivatwald besonders vorratsreich im Bodenseekreis (520 Vfm/ha) und in den Landkreisen<br />

Freudenstadt (480 Vfm/ha) und Ravensburg (470 Vfm/ha). Im Durchschnitt aller Angaben (gewogenes<br />

Mittel) beträgt der Vorrat 390 Vfm pro Hektar. Dies ist weniger als die Bundeswaldinventur<br />

für den gesamten Privatwald des Landes angibt (416 Vfm/ha); im Vergleich zu den Werten für den<br />

Privatwald bis 20 Hektar ist es sogar deutlich weniger (445 Vfm/ha).<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 29


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Die Tendenz abnehmender Vorräte spiegelt auch die Inventurstudie 2008 wider. 5 Während der<br />

Gesamtvorrat in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nur leicht – und gegen den Bundestrend 6 - abgenommen<br />

hat, ist der Vorratsrückgang bei der Baumart Fichte statistisch deutlich zu belegen.<br />

Ein Erklärungsansatz für die gegenüber der BWI² deutlich niedrigeren Vorratswerte sehen die<br />

Befragten in erhöhten, z.T. kalamitätsbedingten Nutzungen (z.B. regionale, starke Borkenkäferschäden)<br />

seit der BWI².<br />

Vorrat pro Hektar<br />

im Privatwald < 10 ha<br />

unter 360 Fm/ha<br />

360 Fm/ha bis unter 400 Fm/ha<br />

400 Fm/ha bis unter 430 Fm/ha<br />

430 Fm/ha und mehr<br />

LÖ<br />

380 Fm/ha<br />

OG<br />

450 Fm/ha<br />

EM<br />

400 Fm/ha<br />

FR<br />

380 Fm/ha<br />

WT<br />

400 Fm/ha<br />

PF<br />

300 Fm/ha<br />

CW<br />

450 Fm/ha<br />

RA<br />

BB<br />

400 Fm/ha<br />

300 Fm/ha<br />

FDS<br />

480 Fm/ha<br />

RW<br />

450 Fm/ha<br />

VS<br />

430 Fm/ha<br />

KA<br />

HD<br />

BL<br />

350 Fm/ha<br />

30 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

MOS<br />

375 Fm/ha<br />

HN<br />

375 Fm/ha<br />

LB<br />

500 Fm/ha<br />

ES<br />

370 Fm/ha<br />

TÜ<br />

310 Fm/ha RT<br />

360 Fm/ha<br />

TUT<br />

400 Fm/ha<br />

KN<br />

SIG<br />

400 Fm/ha<br />

FN<br />

520 Fm/ha<br />

TBB<br />

330 Fm/ha<br />

KÜN<br />

256 Fm/ha<br />

WN<br />

400 Fm/ha<br />

GP<br />

430 Fm/ha<br />

RV<br />

470 Fm/ha<br />

SHA<br />

300 Fm/ha<br />

BC<br />

400 Fm/ha<br />

50 km<br />

AA<br />

370 Fm/ha<br />

HDH<br />

UL<br />

410 Fm/ha<br />

Abbildung 13: Vorräte im Privatwald der Größenklasse unter 10 ha in den Landkreisen<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)<br />

5 Redmann (2010); S. 55f. (Clusterstudie Forst und Holz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>)<br />

6 Polley (2009), S. 1076: „Der Holzvorrat ist in den sieben Jahren zwischen der zweiten BWI und der Inventurstudie<br />

2008 um 8 m³/ha (2 %) gestiegen.“.


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Zuwachs<br />

Der Zuwachs im Privatwald bis zehn Hektar wird von den Befragten in einer Spanne von fünf<br />

(Landkreis Esslingen) bis 20 Vorratsfestmetern pro Hektar und Jahr (Bodenseekreis) eingeschätzt.<br />

Als flächengewichtetes Mittel der befragten Kreise ergibt sich ein Zuwachs von ca. elf Vorratsfestmetern<br />

pro Hektar. Der durchschnittliche jährliche Zuwachs im Staats- und Kommunalwald<br />

lag nach BWI² in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zwischen 1987 und 2002 bei 13 Vorratsfestmetern und im<br />

Privatwald bei 15 Vorratsfestmetern. 7<br />

Zuwachs<br />

im Privatwald < 10 ha<br />

LÖ<br />

12,00<br />

unter 9,00<br />

9,00 bis unter 11,00<br />

11,00 bis unter 13,00<br />

13,00 und mehr<br />

EM<br />

12,00<br />

OG<br />

14,00<br />

FR<br />

13,00<br />

WT<br />

12,00<br />

RA<br />

8,19<br />

VS<br />

9,00<br />

FDS<br />

7,00<br />

RW<br />

13,00<br />

KA<br />

CW<br />

11,00<br />

HD<br />

8,00<br />

PF<br />

10,00<br />

TUT<br />

10,00<br />

KN<br />

BB<br />

10,00<br />

TÜ<br />

10,00<br />

BL<br />

7,00<br />

LB<br />

6,00<br />

MOS<br />

9,00<br />

HN<br />

10,00<br />

ES<br />

5,00<br />

SIG<br />

14,00<br />

FN<br />

20,00<br />

RT<br />

11,00<br />

WN<br />

12,00<br />

KÜN<br />

7,00<br />

GP<br />

9,00<br />

BC<br />

12,00<br />

RV<br />

13,00<br />

50 km<br />

TBB<br />

8,00<br />

SHA<br />

8,00<br />

UL<br />

11,00<br />

AA<br />

11,00<br />

HDH<br />

Abbildung 14: Zuwachs im Privatwald der Größenklasse unter 10 ha in den Landkreisen<br />

(Quelle: Schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)<br />

7 Die Zuwachswerte gelten sowohl für Besitzgrößen bis 5 ha als auch für die Kategorie 5 bis 200 ha.<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 31


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Holznutzung<br />

Fragen zur Holznutzung im Mittel der letzten Jahre im Kleinprivatwald unter zehn Hektar wurden<br />

in den schriftlichen Befragungen und bei den telefonischen Interviews bei den unteren Forstbehörden<br />

gestellt. Zudem stand eine zentrale Auswertung des Jahres 2009 für den Privatwald unter<br />

zehn Hektar aus dem Modul ‚Holzverkauf‘ von ForstBW zur Verfügung.<br />

In Abbildung 15 werden die Einschätzungen der unteren Forstbehörden aus den schriftlichen Befragungen<br />

wiedergegeben. Die Nutzungsmenge setzt sich aus dem Holzverkauf über die unteren<br />

Forstbehörden, den Holzmengen, die über die Waldbesitzer selbst oder Dritte vermarktet wurden<br />

sowie Holzmengen für den Eigenbedarf zusammen. Die Nutzungen wurden in fünf Kategorien<br />

eingeteilt: unter 4 Efm/ha/a, 4-6 Efm/ha/a, 6-8 Efm/ha/a, 8-10 Efm/ha/a und über 10 Efm/ha/a.<br />

Nutzung<br />

im Privatwald < 10 ha<br />

LÖ<br />

6-8 Efm/ha/a<br />

weniger als 4 Efm/ha/a<br />

4-6 Efm/ha/a<br />

6-8 Efm/ha/a<br />

8-10 Efm/ha/a<br />

mehr als10 Efm/ha/a<br />

OG<br />

>10 Efm/ha/a<br />

EM<br />

6-8 Efm/ha/a<br />

RA<br />

10 Efm/ha/a<br />

VS<br />

4-6 Efm/ha/a<br />

HD<br />

6-8 Efm/ha/a<br />

BL<br />

6-8 Efm/ha/a<br />

TUT<br />

4-6 Efm/ha/a<br />

32 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

MOS<br />

6-8 Efm/ha/a<br />

HN<br />

6-8 Efm/ha/a<br />

PF<br />

LB<br />


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Nutzungen über 10 Efm je Hektar und Jahr im Kleinprivatwald bis zehn Hektar gibt es nach Auswertung<br />

der schriftlichen Befragung in den Kreisen des mittleren Schwarzwaldes, im Bodenseekreis<br />

sowie im Kreis Ravensburg. Schwerpunkte mit niedrigen Nutzungen liegen in der Mitte und<br />

im Nordosten <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s.<br />

Im flächengewichteten Mittel aller befragten Kreise ergibt sich eine geschätzte Nutzung von<br />

knapp 7 Efm/ha/a im Kleinprivatwald unter zehn Hektar. Davon werden ca. 4 Efm/ha/a über die<br />

Forstämter vermarktet, ca. 1,5 Efm/ha/a werden über andere Vermarktungswege verkauft und<br />

der Eigenbedarf wird auf knapp 1,5 Efm/ha/a geschätzt.<br />

Eine Auswertung der im Modul ‚Holzverkauf‘ statistisch erfassten Holzmengen für das Jahr 2009<br />

ergab eine Vermarktungsmenge von ca. 2 Efm/ha/a. Das entspricht nur etwa der Hälfte der im<br />

Mittel über die Forstämter vermarkteten Mengen von ca. 4 Efm/ha/a. Die Abweichungen wurden<br />

in den Gesprächen teilweise mit dem erst Ende des Jahres 2009 anziehenden Holzmarkt begründet.<br />

8<br />

Die unteren Forstbehörden wurden auch um eine Einschätzung der nachhaltig nutzbaren Mengen<br />

gebeten. Demzufolge wären im Kleinprivatwald zwischen 8 und 9 Efm/ha/a (flächengewichtetes<br />

Mittel) nachhaltig nutzbar. Das würde bedeuten, dass bereits heute ca. 80 % des nachhaltig<br />

nutzbaren Potenzials auf den Flächen unter zehn Hektar ausgeschöpft werden.<br />

Der geschätzte Zuwachs liegt im flächengewichteten Mittel bei ca. 11 Vorratsfestmetern je Jahr<br />

und Hektar und liegt damit nur leicht über den geschätzten nachhaltig nutzbaren Mengen.<br />

Ein Vergleich mit der Bundeswaldinventur (BWI²) ergibt folgendes Bild: die Bundeswaldinventur<br />

weist für den Privatwald bis 20 Hektar für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine Nutzung von 7,4 Efm/ha/a<br />

aus; der ermittelte Wert in der Untersuchung für den Privatwald bis 10 Hektar liegt bei knapp<br />

7 Efm/ha/a. Damit stimmen die Einschätzungen der unteren Forstbehörden zur Nutzung in den<br />

Landkreisen mit den Daten der Bundeswaldinventur nahezu überein.<br />

Bei den Zuwachsdaten weist die Bundeswaldinventur Werte für den kleineren und mittleren Privatwald<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> aus; der Zuwachswert liegt demnach bei 15 Vfm/ha/a 9 gegenüber<br />

den Einschätzungen der Forstbehörden von ca. 11 Vfm/ha/a. Somit liegen die unteren Forstbehörden<br />

in ihren Einschätzungen für den Privatwald unter 10 Hektar deutlich niedriger als die Zuwachswerte<br />

der Bundeswaldinventur im Zeitraum 1987 bis 2002. Daraus begründet sich z.T. auch<br />

die vorsichtige Einschätzung zu den Nutzungspotenzialen.<br />

8 Der Gesamteinschlag im Privatwald <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s des Jahres 2009 betrug nur 56 % des Einschlags des<br />

Jahres 2006 bzw. 63 % des Einschlags des Jahres 2007 (Redmann, 2010).<br />

9 Die Werte für den Privatwald bis 5 Hektar und von 5 bis 200 Hektar sind nahezu identisch;<br />

vgl. www.fva-bw.de.<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 33


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Vermarktungswege<br />

Die Vermarktungswege des Holzes aus dem Privatwald unter zehn Hektar unterscheiden sich zwischen<br />

den Landkreisen deutlich.<br />

Der größte Teil des anfallenden Holzes wird vermarktet, nämlich ca. 80 % der gesamten Nutzung<br />

(gewichtetes Mittel). Der Eigenbedarf wird auf ca. 20 % geschätzt. Von der vermarkteten Menge<br />

werden ca. 70 % über das Forstamt und ca. 30 % durch den Waldbesitzer selbst oder über andere<br />

Vermarktungswege abgesetzt.<br />

Holzvermarktung und Eigenbedarf<br />

Vermarktung über UFB<br />

Eigenvermarktung und sonst. Vermarktung<br />

Eigenbedarf<br />

34 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

50 km<br />

Abbildung 16: Vermarktete Mengen und selbst genutzte Holzmengen aus dem<br />

Privatwald unter 10 Hektar<br />

(Quelle: Schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Vermarktete Sortimente<br />

Die Auswertung der Angaben zur Holznutzung im Privatwald unter zehn Hektar (Schätzwerte der<br />

Befragten) ergab, dass die anfallenden Holzmengen aus dem Kleinprivatwald zum überwiegenden<br />

Teil (75 %) als Säge- und PZ-Holz vermarktet werden.<br />

Eine insgesamt geringere Bedeutung hat Industrieholz (13 % der anfallenden Holzmenge). Allerdings<br />

sind Industrieholz-Sortimente in einzelnen Landkreisen bedeutungsvoll, etwa im Zollernalbkreis<br />

(35 %) sowie im Rhein-Neckar-Kreis und im Landkreis Rottweil (je 30 %).<br />

Energieholz (als vermarktetes Sortiment; nicht als Eigenbedarf) macht insgesamt 10 % der vermarkteten<br />

Sortimente aus. In einzelnen Landkreisen mit insgesamt geringen vermarkteten Mengen<br />

besitzt das Energieholz stärkere Relevanz (Landkreis Heilbronn 40 %, Enzkreis 80 %).<br />

Vermarktete Sortimente<br />

aus dem Privatwald < 10 ha<br />

Sägeholz und PZ<br />

Industrieholz<br />

Energie- Brennholz<br />

50 km<br />

Abbildung 17: Vermarktete Sortimente aus dem Privatwald unter 10 ha in den Landkreisen<br />

(nur Landkreise mit einer jährlichen Vermarktungsmenge von über 2.000 Fm)<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden, Einschätzungen)<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 35


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

4.1.4 Durchführung des Holzeinschlags im Privatwald unter 10 Hektar<br />

Die Befragten der unteren Forstbehörden wurden um eine Einschätzung gebeten, wer im Kleinprivatwald<br />

unter zehn Hektar den Einschlag durchführt. Auch hinsichtlich dieses Aspektes gibt es<br />

deutliche Unterschiede zwischen den Landkreisen. In einigen Landkreisen führen Holzerntemaßnahnen<br />

vorwiegend die Waldbesitzer selbst durch (Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Heilbronn,<br />

Offenburg und Hohenlohekreis). In einer Reihe von Landkreisen (z.B. Landkreise Rastatt,<br />

Freudenstadt) spielt die Holzernte durch den Waldbesitzer hingegen eine untergeordnete Rolle;<br />

hier dominiert die Holzernte durch Unternehmer. In einigen wenigen Landkreisen spielt die Holzernte<br />

durch Waldarbeiter des Staates oder der Kommunen eine nennenswerte Rolle.<br />

Trotz regionaler Unterschiede erscheint der Holzeinschlag durch die Waldbesitzer selbst ein in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

(noch) übliches Vorgehen zu sein. Im gewichteten Mittel wird die Holzernte im Privatwald<br />

unter zehn Hektar in über 50 % der Fälle durch die Waldbesitzer selbst durchgeführt; es folgt<br />

an zweiter Stelle der Holzeinschlag durch Unternehmer oder durch Maschinenringe (ca. ein Drittel).<br />

Einschlag führt durch<br />

im Privatwald < 10 ha<br />

Waldbesitzer selbst<br />

kommunale/staatliche Waldarbeiter<br />

Unternehmen/Maschinenring<br />

Sonstige<br />

Abbildung 18; Durchführung des Holzeinschlags im Privatwald unter 10 ha in den Landkreisen<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)<br />

36 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

50 km


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

4.1.5 Klassifizierung der Landkreise nach Natural- und Strukturdaten<br />

Um die Wertschöpfungspotenziale des Kleinprivatwaldes in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> aus der spezifischen<br />

Sicht der Kreise herauszuarbeiten, wurden die drei zentralen Strukturdaten „durchschnittliche<br />

Waldbesitzgröße“, „Nadelholzanteil“ und „absolute Kleinprivatwaldfläche“ eines Landkreises<br />

herausgegriffen.<br />

Die Analyse geht davon aus, dass das Nadelholz eine höhere Relevanz für die Wertschöpfung<br />

besitzt. 10 Insbesondere die Zuwächse im Nadelholz sind weitaus höher als im Laubholz. 11 Mit steigendem<br />

Nadelholzanteil im Kleinprivatwald – so wird unterstellt – steigen die ergebnisbeeinflussenden<br />

naturalen Potenziale an (Darstellung in der Vertikalen).<br />

Die durchschnittliche Größe des Kleinprivatwaldes spielt für die Wirtschaftlichkeit der Bereitstellung<br />

und den aus einer Nutzung erzielbaren Einkommenseffekt beim Waldbesitzer eine wesentliche<br />

Rolle. Eine höhere durchschnittliche Waldbesitzgröße des Kleinprivatwaldes ist verbunden<br />

mit einer wirtschaftlicheren Bereitstellung des Holzes (Darstellung in der Horizontalen).<br />

Die Landkreise lassen sich grob in folgende Gruppen einteilen einteilen:<br />

Nadelholzanteil<br />

nimmt zu<br />

durchschnittliche Waldbesitzgröße<br />

nimmt zu<br />

BEREICH IV<br />

Höhere naturale Potenziale<br />

Schwierigere Mobilisierbarkeit<br />

Niedrigere Potenziale<br />

Schwierigere Mobilisierbarkeit<br />

BEREICH III<br />

BEREICH I<br />

Höhere naturale Potenziale<br />

Leichtere Mobilisierbarkeit<br />

Niedrigere Potenziale<br />

Leichtere Mobilisierbarkeit<br />

BEREICH II<br />

Abbildung 19: Darstellung der Bereiche der Kreisklassifizierung<br />

Zusätzlich wurde in der Darstellung die Einschätzung der unteren Forstbehörden aus den telefonischen<br />

Interviews zur derzeitigen Nutzung der Potenziale im Kleinprivatwald einbezogen. Die Ziffer<br />

oberhalb des Landkreiskürzels gibt ein Nutzungsspektrum von niedrig bis hoch in fünf Stufen<br />

wieder. Damit soll eine Einschätzung über den Mobilisierungsgrad zusätzlich zu der Information<br />

über die naturalen Potenziale, die wirtschaftlichen Möglichkeiten zu deren Nutzung sowie zu der<br />

absoluten Fläche des Kleinprivatwaldes unter zehn Hektar ermöglicht werden. 12<br />

10 so weisen z.B. Fichtenbetriebe im Betriebsvergleich 2005-2009 einen Betriebsergebnis von 208 €/ha gegenüber<br />

109 €/ha der Laubholzbetriebe auf. (Trotha, 2010).<br />

11 Polley, 2009: S. 1076 ff.<br />

12 Die Interviewpartner der unteren Forstbehörden waren in den Interviews nach ihrer Einschätzung zum Mobilisierungsgrad<br />

im Kleinprivatwald befragt worden. Bei der Diskussion um eine Beurteilung innerhalb der Antwortkategorien<br />

„gering“, „mittel“ und „hoch“ entwickelten sich teilweise intensive Schilderungen, die eine Differenzierung<br />

erlauben, teilweise aber auch auf eine gutachterliche Einschätzung des Interviewers beruhen. Die Einstufungen<br />

wurden mit den geschätzten Nutzungsmengen und den geschätzten Potenzialen im Kleinprivatwald aus der schriftlichen<br />

Befragung abgeglichen.<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 37


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Ergebnis der Kreisklassifizierung<br />

Im Bereich I sind diejenigen Kreise abgebildet, die über höhere Nadelholzanteile (über 60 %) und<br />

größere durchschnittliche Waldbesitzgrößen (über 1 ha) verfügen. Mit 45 % der Kleinprivatwaldfläche<br />

unter zehn Hektar liegt ein hoher Anteil des in die Untersuchung einbezogenen Kleinprivatwaldes<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in dem Bereich.<br />

Der Kleinprivatwald dieser Kreise lässt sich als wirtschaftlich interessant (Nadelholz) und tendenziell<br />

leichter zu mobilisieren (Waldbesitzgröße) einstufen. Kommt zusätzlich eine sehr hohe absolute<br />

Waldfläche hinzu (über 10.000 ha besitzen die Landkreise Waldshut, Ravensburg und der<br />

Ostalbkreis) so sind insbesondere in diesen Kreisen die Voraussetzungen für eine Bereitstellung<br />

des Holzes als positiv zu beurteilen. Daneben liegen auch eine Reihe ‚mittelgroßer‘ ‚Kleinprivatwald-Landkreise‘<br />

in dieser Kategorie (mit über 3.000 ha sind dies die Landkreise Freudenstadt,<br />

Sigmaringen, Biberach, der Bodenseekreis, der Ortenaukreis, der Schwarzwald-Baar-Kreis).<br />

Alle unteren Forstbehörden dieser Kreise stufen in den telefonischen Interviews den Mobilisierungsgrad<br />

im Kleinprivatwald bis 10 Hektar als mittel bis gut ein.<br />

Im Bereich II befinden sich diejenigen Landkreise mit einer höheren durchschnittlichen Besitzgröße,<br />

jedoch geringeren Nadelholzanteilen der Betriebe. Die durchschnittliche Größe des Kleinprivatwaldes<br />

lässt hier eine Bereitstellung für den Markt als attraktiv erscheinen, jedoch sinken<br />

die naturalen Potenziale mit abnehmendem Nadelholzanteil. Relativierend muss allerdings angefügt<br />

werden, dass beispielsweise der Landkreis Schwäbisch-Hall immer noch über einen Nadelholzanteil<br />

von 50 % verfügt und innerhalb der Landkreise lokale Rahmenbedingungen bestehen<br />

können, die dem ersten Bereich entsprechen.<br />

Von der absoluten Größe der Kreise ragt hier der Landkreis Schwäbisch-Hall heraus. Daneben befindet<br />

sich noch der Hohenlohelreis in diesem Bereich; der Alb-Donau-Kreis liegt im Grenzbereich<br />

zwischen Bereich I und Bereich II.<br />

Die Beurteilungen des Mobilisierungsgrades für den Kleinprivatwald liegen zwischen gering bis<br />

mittel.<br />

Im Bereich III befinden sich die Landkreise, die mit einem eher niedrig ausgestatteten Nadelholzanteil<br />

(unter 60 %) und einer geringeren durchschnittlichen Waldbesitzgröße (unter 1 ha) ausgestattet<br />

sind. Eine Bereitstellung für die Weiterverarbeitung sieht sich hier einer extrem kleinteiligen<br />

Waldbesitzstruktur und relativ hohen Laubholzanteilen gegenüber.<br />

Von der Größe der gesamten Kleinprivatwaldfläche der Größenklasse unter zehn Hektar ragt hier<br />

der Kreis Lörrach heraus (Nadelholzanteil 55 %). Weiterhin befinden sich die Landkreise Göppingen,<br />

Heilbronn, Esslingen und Ludwigsburg in dieser Gruppe; der Main-Tauber-Kreis liegt an der<br />

Schwelle zu Bereich IV.<br />

Die Befragten der unteren Forstbehörden stufen die Nutzung im Kleinprivatwald übereinstimmend<br />

in die Kategorien ‚gering‘ bzw. ‚gering bis mittel‘ ein.<br />

Im Bereich IV sind die Landkreise abgebildet, die über einen höheren Nadelholzanteil im Kleinprivatwald<br />

unter zehn Hektar verfügen und in denen die durchschnittlichen Waldbesitzgrößen sehr<br />

klein sind. Es liegt eine große Anzahl von Kreisen in diesem vierten Bereich.<br />

Mit größeren absoluten Privatwaldwaldflächen bis zehn Hektar sind dies der Rems-Murr-Kreis,<br />

der Zollernalbkreis, die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Reutlingen, Emmendingen und<br />

Calw. Daneben gehören zu dieser Gruppe Landkreise mit eher geringen bis sehr geringen absoluten<br />

Flächen im Privatwald unter zehn Hektar (Landkreise Tübingen, Böblingen, Rastatt und<br />

Pforzheim).<br />

Die Nutzungspotenziale sind in der Beurteilung der Befragten hier deutlich weniger ausgeschöpft<br />

als in den Landkreisen mit größeren Besitzstrukturen (Bereich I).<br />

38 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD


Nadelholzanteil<br />

nimmt zu<br />


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

4.1.6 Zwischenresümee aus der Betrachtung der Strukturdaten des<br />

Kleinprivatwaldes<br />

Welche grundsätzlichen Aussagen lassen sich aus der Betrachtung der dargestellten Strukturdaten<br />

für die Verbesserung der Wertschöpfung im Kleinprivatwald ableiten?<br />

In Kreisen mit guten naturalen Potenzialen, die tendenziell wirtschaftlicher gewonnen werden<br />

können (Bereich I) und in denen zudem eine hohe absolute Fläche an Kleinprivatwald vorherrscht<br />

(großer Punkt), scheint die Holzbereitstellung bereits heute zu gelingen. Die Einschätzungen der<br />

unteren Forstbehörden zur Ausschöpfung der naturalen Potenziale legen dies nahe. Hier scheinen<br />

die bestehenden Anreize, Strukturen und Instrumente zu einem, aus der Perspektive der Bereitstellung,<br />

zufriedenstellenden Ergebnis zu führen.<br />

Unberücksichtigt bleibt jedoch die Frage der Effizienz der Strukturen und Instrumente, die diese<br />

Bereitstellung ermöglichen. Dieser Frage soll in den folgenden Abschnitten nachgegangen werden.<br />

In Regionen, in denen die strukturellen oder naturalen Faktoren restriktiver wirken, zeigen sich<br />

in der Einschätzung tendenziell Bereitstellungsdefizite. Diese werden sich – aus dem Blickwinkel<br />

einer wirtschaftlichen Bereitstellung – nie vollständig beheben lassen.<br />

Die auf naturalen und strukturellen Daten beruhende Einschätzung wird im Folgenden erweitert<br />

um den Aspekt der Hemmnisse, die insbesondere Kleinprivatwaldbesitzer von einer Bewirtschaftung<br />

ihrer Waldflächen zurückhalten. Ausgehend von der Frage, worin die Hinderungsgründe einer<br />

Waldbewirtschaftung der Kleinprivatwaldbesitzer liegen, sollen dann in den folgenden Kapiteln<br />

die bestehenden Strukturen und Instrumente auf deren Wirksamkeit untersucht werden.<br />

4.2 Hemmnisse der Holzbereitstellung aus dem Kleinprivatwald<br />

Im Folgenden werden die von den befragten Akteuren in den schriftlichen und telefonischen Interviews<br />

genannten Haupthemmnisse für die Wertschöpfung im Kleinprivatwald bis zehn Hektar<br />

dargestellt.<br />

Hemmnisse aus der Sicht der unteren Forstbehörden und der forstlichen Zusammenschlüsse<br />

In der schriftlichen Befragung der unteren Forstbehörden sowie der Forstbetriebsgemeinschaften<br />

wurden die Hemmnisse der zusätzlichen Holzbereitstellung abgefragt. Auf einer vierstufigen<br />

Skala mit den Beurteilungen ‚unwichtig‘ bis ‚wichtig‘ wurde eine Auswahl von Faktoren zur Bewertung<br />

gestellt.<br />

Sowohl von den Forstbetriebsgemeinschaften als auch von den unteren Forstbehörden wird ein<br />

niedriges Holzpreisniveau als der mit Abstand am stärksten hemmende Faktor angegeben.<br />

Deutlicher als die Vertreter der unteren Forstbehörden führten die Vertreter der Forstbetriebsgemeinschaften<br />

das Fehlen von Informationen als Hemmnis für die Holzbereitstellung ins Feld.<br />

Insbesondere das fehlende Wissen der Waldbesitzer über die wirtschaftlichen Potenziale einer<br />

Nutzung wird als Hemmnis eingestuft.<br />

Das Reservedenken der Waldbesitzer, also die Nutzungszurückhaltung der Eigentümer aus Gründen<br />

eines späteren (Eigen-)Bedarfs, ist nach Einschätzung der unteren Forstbehörden wie auch<br />

der Forstbetriebsgemeinschaften ein eher bedeutendes Hemmnis der Holzbereitstellung.<br />

Die Urbanität, also die Waldferne der Waldbesitzer, wird von beiden interviewten Gruppen tendenziell<br />

als eher wichtig im Spektrum der hemmenden Faktoren beurteilt.<br />

Das Fehlen von oder der Mangel an Technik und Infrastruktur werden neutral eingestuft; dies<br />

lässt demnach nicht den Schluss zu, dass ein unzureichendes Forstwegenetz die Bereitstellung<br />

von Holz aus dem Kleinprivatwald merklich behindert.<br />

Als unbedeutend im Hinblick auf eine Nutzung werden Motive der Waldbesitzer beurteilt, die<br />

nicht auf die Nutzung bezogen sind. Explizit wurde in der Frage auf Naturschutzziele hingewiesen.<br />

Einschränkungen in der Bewirtschaftung durch Naturschutzauflagen werden von den Forst-<br />

40 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

betriebsgemeinschaften nicht und von den unteren Forstbehörden nur in geringem Umfang als<br />

Nutzungshemmnis eingestuft.<br />

Die Befragung der Forstbetriebsgemeinschaften ergab im Vergleich zur Befragung der unteren<br />

Forstbehörden insgesamt ein nahezu identisches Bild der Einschätzungen. Nur in einzelnen Fragestellungen<br />

weichen die Ergebnisse der beiden Gruppen z.T. graduell voneinander ab.<br />

Unattraktives Holzpreisniveau<br />

Fehlendes Wissen zu Einkommenspotenzialen<br />

Reservedenken<br />

Fehlendes Wissen zur Waldbewirtschaftung<br />

Höhe des Einkommenseffekts<br />

Urbanität<br />

Infrastruktur<br />

Technik-Zugang und -Verfügbarkeit<br />

Steuerliche Aspekte<br />

Fehlen von Rücklagen zur Finanzierung<br />

von Vorleistungen<br />

Bewirtschaftungseinschränkungen<br />

durch Naturschutz (FFH, NSG etc.)<br />

Nicht-wirtschaftliche Motive<br />

(Naturschutz, Jagd etc.)<br />

FBG<br />

UFB<br />

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3<br />

Abbildung 21: Hemmende Faktoren der Holzbereitstellung aus dem Kleinprivatwald<br />

Bewertung: 0 = unwichtig, 1 = eher unwichtig, 2 = eher wichtig, 3 = wichtig<br />

(Quelle: schriftliche Befragung der unteren Forstbehörden und der Forstbetriebsgemeinschaften)<br />

Hemmnisse aus der Sicht der Abnehmer<br />

Von den Abnehmern wird einheitlich ein Bild knapper werdender Ressourcen und schwieriger<br />

werdender Beschaffungsmärkte gezeichnet. Die Betriebe befürchten konkrete Versorgungsengpässe<br />

und sehen es als notwendig an, verstärkt Holz aus dem Kleinprivatwald für den Markt<br />

verfügbar zu machen. Einheitlich sehen die Abnehmer die positive Korrelation zwischen hohen<br />

Holzpreisen und steigenden Bereitstellungsmengen bzw. umgekehrt den raschen Rückzug des<br />

Angebots aus dem privaten Waldbesitz bei niedrigen Holzpreisen.<br />

Zwischenresümee aus der Betrachtung der Nutzungshemmnisse<br />

Zusammenfassend lässt die Betrachtung der Hemmnisse der Holzbereitstellung im Kleinprivatwald<br />

den Schluss zu, dass dem Holzpreis ein hoher Stellenwert zukommt. Der Holzpreis wirkt motivierend<br />

auf die Waldbesitzer, die auch bei geringen Effekten für das Gesamteinkommen ihr Holz<br />

‚gut verkaufen‘ wollen. Gleichzeitig hat der Holzpreis aber auch eine stark motivierende Wirkung<br />

auf die beratenden und betreuenden Revierleiter. Es fällt dem Privatwaldrevierleiter i.d.R. leichter,<br />

eine Erntemaßnahme bei einer guten Holzpreissituation zu bewerben. Nutzungsmaßnahmen<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 41


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

finden zudem nicht unabhängig von Nutzungen der anderen Waldbesitzarten statt; Erntemaßnahmen<br />

im Kommunalwald und größeren Privatwald haben auch eine Sogwirkung auf die Nutzungsbereitschaft<br />

der Kleinprivatwaldbesitzer. Kurz: gute Holzpreise motivieren alle Beteiligten in der<br />

Bereitstellungskette. Kaum Hindernisse für eine Bereitstellung von Holz aus dem Kleinprivatwald<br />

werden in unzureichender Infrastruktur, dem Fehlen forstlicher Technik und in Bewirtschaftungsauflagen<br />

des Naturschutzes gesehen.<br />

Die hemmenden Faktoren können nach der Möglichkeit ihrer Beeinflussbarkeit eingestuft werden.<br />

Sie unterscheiden sich einmal in Hemmnisse, die ihre Ursache in einer eher unbewussten,<br />

passiven Haltung der Waldbesitzer haben (z.B. fehlende Kenntnisse, Waldferne der Eigentümer).<br />

Diese Haltungen können durch bestimmte, mehr oder weniger aufwändige Maßnahmen beeinflusst<br />

werden. Zum anderen gibt es die Nutzung hemmende Faktoren, die in bewussten, aktiven<br />

Entscheidungen des Eigentümers liegen, wie z.B. bei der Nutzungszurückhaltung wegen eines vermuteten<br />

späteren Eigenbedarfs. Diese Faktoren liegen in den Motiven der Waldbesitzer und sind<br />

weit weniger beeinflussbar, und scheinen aus dem Blickwinkel der Befragung eine insgesamt eher<br />

geringe Rolle zu spielen.<br />

4.3 Die Forstbehörden in der Schlüsselrolle von Beratung und Betreuung<br />

Die beratenden und betreuenden Forstbehörden nehmen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine Schlüsselstellung<br />

in Bezug auf die Bewirtschaftung des Kleinprivatwaldes ein. Im Folgenden werden daher<br />

die Aktivitäten der Forstbehörden und insbesondere der unteren Forstbehörden eingehender<br />

betrachtet.<br />

4.3.1 Überblick<br />

Die Rolle des Staates in der Kleinprivatwaldberatung und -betreuung hat sich in Deutschland in<br />

den letzten Jahren sehr unterschiedlich entwickelt. Länder wie Hessen nehmen den Kleinprivatwald<br />

als eine durch ihre Forstorganisation intensiv zu stützende Gruppe wahr. Die Betreuung<br />

erfolgt bis fünf Hektar für den Waldbesitzer kostenfrei, danach steigen die Entgelte mit der Fläche<br />

progressiv an. 13 Das Land Rheinland-Pfalz hat die Kleinprivatwaldberatung und -betreuung durch<br />

die Gemeinschaftsforstämter in den letzten Jahren personell deutlich verstärkt. Gleichzeitig wird<br />

versucht, die Aufgabe der Holzvermarktung sukzessive an Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse<br />

zu übergeben. 14 In Bayern haben die Forstbetriebsgemeinschaften eine starke Stellung bei der<br />

Bewirtschaftung und der Holzvermarktung übernommen. Den dortigen Forstbetriebsgemeinschaften<br />

stehen beratende Förster der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten kostenfrei<br />

zur Seite. 15<br />

Auch in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist das Land Anbieter von Beratungs- und Betreuungsleistungen. Für<br />

eine Mehrheit der Kommunen übernehmen die unteren Forstbehörden die forsttechnische Betriebsleitung<br />

und stellen die Revierleiter vor Ort. Für den Privatwald werden die unteren Forstbehörden<br />

ständig oder fallweise tätig. Insbesondere im Kleinprivatwald ist der örtliche Revierleiter<br />

der unteren Forstbehörde der Hauptansprechpartner. Die Revierleiter informieren unentgeltlich<br />

(Beratung) in Fragen der biologischen Produktion, über die Möglichkeiten zur Holznutzung oder<br />

über Entwicklungen am Holzmarkt. Die Forstverwaltung bietet aber auch Betreuung bei Nutzungsmaßnahmen<br />

an und führt den Holzverkauf für Waldbesitzer gegen Entgelt auf Basis der<br />

Gebührenverzeichnisse durch (Betreuung). 16 Eine ebenfalls wichtige Rolle spielen die Forstbehörden<br />

bei den forstlichen Fördermaßnahmen. Neben grundsätzlicher Information unterstützen die<br />

Mitarbeiter der unteren Forstbehörden die Waldbesitzer bei der Förderantragstellung.<br />

Das Land selbst ist in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> der größte Einzelwaldbesitzer. Die Landeswaldflächen<br />

werden mit öffentlichen Bediensteten (der Landkreise und des Landes) bewirtschaftet und das<br />

Holz wird über eine eigene Verkaufsorganisation vermarktet. Neben der Betreuung und Wirt-<br />

13 Siehe Privatwald-VO Hessen.<br />

14 Jacob, 2011; Mauerhof, 2007.<br />

15 Leitenbacher, Perfler, 2009.<br />

16 Vgl. Privatwaldverordnung (PWaldVO) und Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Ernährung<br />

und Ländlichen Raum zur Durchführung der Privatwaldverordnung (VwV-PWaldVO).<br />

42 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD


Forstliche<br />

Versuchs- und<br />

Forschungsanstalt<br />

BW<br />

Forstliche<br />

Bildungseinrichtungen<br />

4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

schaft sverwaltung anderer Waldbesitzarten vermarktet das Land über den Landesbetrieb Forst<br />

<strong>Baden</strong>-Württ emberg (ForstBW) auch das Holz der betreuten Waldbesitzer. Über die zentrale Vermarktungsstelle,<br />

den Fachbereich Holzvermarktung im Regierungspräsidium Tübingen, kommt<br />

dem Land damit bei der Preisbildung eine Schlüsselrolle zu. Auch bei der Holzmengenverteilung,<br />

insbesondere auf die großen Abnehmer, spielt ForstBW eine entscheidende Rolle. Somit kommt<br />

der Forstverwaltung gegenüber anderen Flächenverwaltungen, wie der Landwirtschaft oder dem<br />

Naturschutz, eine völlig andere Rolle zu: sie tritt als stärkste Marktkraft auf Anbieterseite auf.<br />

Das Land <strong>Baden</strong>-Württ emberg hat mit der Forstreform eine Vielzahl seiner ehemaligen Kompetenzen<br />

an die Kreise übertragen. Der obersten und den höheren Behörden kommen in der tatsächlichen<br />

prakti schen Ausführung nur noch übergeordnete Aufgaben zu. Die Ausführung liegt<br />

vielmehr bei den Kreisen. Mit der Gründung des Landesbetriebes ForstBW wurden die Aufgabenzuschnitt<br />

e zwischen den Organisati onseinheiten neu strukturiert (siehe Abbildung unten).<br />

Zusammenfassend fi rmiert die Gesamtheit der Forstverwaltung <strong>Baden</strong>-Württ embergs, bestehend<br />

aus der obersten, den höheren und den unteren Forstbehörden, unter dem Dachbegriff<br />

‚ForstBW‘.<br />

ForstBW BetrieBsleitung<br />

Geschäftsführung und Fachbereiche am Ministerium für Ländlichen Raum, ernährung und Verbraucherschutz<br />

Stuttgart (MLR S) sowie an den Regierungspräsidien Tübingen und Freiburg (RP Tü, RP FR)<br />

BeTRIeB<br />

Bewirtschaftung Staatswald<br />

(329.000 ha)<br />

ORGanISaTIOn DeR FORSTVeRWaLTunG<br />

Holzvermarktung (Tü)<br />

Waldbau, Klimawandel,<br />

Forsteinrichtung, FGeO (FR)<br />

Waldarbeit (Tü)<br />

Cluster Forst und Holz, Forschung, luK (S)<br />

Liegenschaften (FR)<br />

nebennutzungen (Tü)<br />

Finanzen und Controlling Staatswald (S)<br />

Controlling Dienstleistungen<br />

Körperschafts- und Privatwald (FR)<br />

Personal, Organisation, Bildung (S)<br />

Servicestellen<br />

z.B. Maschinenbetriebe, Zentrale Sachbearbeitung,<br />

Staatsklenge, Haus des Waldes<br />

HOHeIT<br />

RP Tü<br />

Forstpolitik<br />

Forstrecht<br />

Jagd<br />

MLR<br />

Forstpolitik<br />

Forstrecht<br />

Jagd<br />

46 untere ForstBehörden<br />

RP FR<br />

Forstpolitik<br />

Forstrecht<br />

Jagd<br />

Dienstleistungen für Körperschafts- und Privatwald<br />

(536.000 bzw. 513.000 ha)<br />

Landesamt für<br />

Geoinformation und<br />

Landentwicklung<br />

Ref. 36 IuK Waldwirtschaft,Landesbetrieb<br />

ForstBW<br />

Körperschaftsforstdirektionen<br />

TüBInGen und<br />

FReIBuRG<br />

bei den Landratsämtern und Stadtkreisen sowie den Städten Villingen-Schwenningen und Biberach<br />

Abbildung 22: Organigramm der Forstverwaltung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

(Quelle: ForstBW)<br />

LeGenDe<br />

Dienst- und Fachaufsicht<br />

Fachaufsicht<br />

Landesbetrieb Forst<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Hoheit<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 43


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

4.3.2 Organisationsstrukturen für den Kleinprivatwald<br />

Gesamtorganisation<br />

In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sind die Zuständigkeiten der Privatwaldberatung und -betreuung auf die<br />

Kreisverwaltungen verlagert worden. 17 Diesen obliegt die Aufgabe der Beratung und Betreuung<br />

des Kleinprivatwaldes. Ebenso liegt die Gestaltung der Aufbauorganisation der unteren Forstbehörden<br />

bei den Landkreisen selbst. Die Kreisorganisationen haben sich nach der Forstreform<br />

im Jahr 2005 unterschiedlich ausgebildet. Aus jeweils etwa drei bis fünf ehemaligen staatlichen<br />

Forstämtern sind die neuen Kreisforstbehörden gebildet worden. Da die ehemaligen Forstamtsgrenzen<br />

nicht mit den politischen Grenzen der Kreise übereinstimmten, wurden die Waldflächen<br />

und Reviere mancher Forstämter auf zwei oder mehr Landkreise verteilt.<br />

Die im Rahmen der Untersuchung vorgefundenen Aufbauorganisationen in den unteren Forstbehörden<br />

ähneln zum Teil den ehemaligen Forstamtsstrukturen: mehrere Forstbezirke stehen in<br />

diesen Fällen auf Kreisebene gleichberechtigt nebeneinander; wenn auch in Einzelaufgaben, wie<br />

z.B. der Förderung oder der Forsthoheit, Funktionalisierungen bestehen, so ist doch die ehemalige<br />

Forstamtsstruktur erkennbar. Daneben haben sich Strukturen gebildet, die ausschließlich aus<br />

einem zentralen Kreisforstamt ohne Außenstellen bestehen. Zwischen diesen Extremen dezentraler<br />

und zentraler Strukturen liegen organisatorische Zwischenlösungen in Form von Außenstellen.<br />

Teilweise haben diese Außenstellen regionale Zuständigkeiten (beispielsweise Forstbezirk<br />

Ost, West etc.), teilweise funktionale Zuständigkeiten (z.B. als technischer Stützpunkt).<br />

Typ Beschreibung Beispiele<br />

Zentral Eine Zentrale als Kreisforstamt Schwäbisch-Hall<br />

Mischform Eine Zentrale mit Außenstellen Waldshut, Ravensburg<br />

Dezentral Gleichberechtigte Forstbetriebe/-bezirke Neckar-Odenwald-Kreis<br />

Tabelle 3: Klassifizierung der Forstamtsstrukturen<br />

Die Aufgabe des für den Privatwald Zuständigen<br />

Die Aufgaben der Privatwaldberatung und -betreuung werden in den Revieren umgesetzt. Die<br />

Steuerung der operativen Tätigkeiten im Kleinprivatwald können dabei von ganz unterschiedlichen<br />

Stellen übernommen werden. Sowohl bei den telefonischen Befragungen wie bei den Vor-<br />

Ort-Besuchen wurde deutlich, dass die fachliche Zuständigkeit für den Kleinprivatwald bei den<br />

Aufgabenbereichen Körperschaftswaldbetreuung, Holzverkauf oder der Fördermittelbearbeitung<br />

liegen kann. In der Hierarchie der unteren Forstbehörden kann die Aufgabe ‚Privatwaldberatung<br />

und -betreuung‘ an die Revierleitung delegiert sein, sie kann von der Amtsleitung oder stellvertretenden<br />

Amtsleitern ausgeübt werden oder bei Sachgebietsleitungen angesiedelt sein.<br />

Der von Joos geforderte Privatwaldsachbearbeiter als ‚Manager für alle Privatwaldangelegenheiten‘<br />

18 hat sich zwar bislang in den unteren Forstbehörden nicht etabliert; allerdings war in einzelnen<br />

Kreisen eine deutliche Trennung in Staatswaldbewirtschaftung (‚Betrieb‘) und Beratung und<br />

Betreuung des Kommunal- und Privatwaldes (‚Dienstleistung‘) erkennbar.<br />

Revierstrukturen<br />

Den Revierleitungen kommt nach übereinstimmender Ansicht der Akteure eine zentrale Rolle bei<br />

der Wertschöpfung im Kleinprivatwald zu. Großen Einfluss auf die Arbeit des Revierleiters hat die<br />

Struktur der Reviere.<br />

In den meisten unteren Forstbehörden sind die Beratung und die Betreuung des Privatwaldes<br />

in eigentumsgemischten Revieren organisiert. Von den 31 telefonisch Befragten in den unteren<br />

Forstbehörden gaben 25 an, die Reviere eigentumsgemischt organisiert zu haben; in zwei Fällen<br />

bestehen teilfunktionalisierte Reviere, und in vier Fällen sind die Reviere funktionalisiert. Dabei<br />

wird unter Funktionalisierung die Trennung in reine Staatswaldreviere einerseits und Dienstleis-<br />

17 Eine Berücksichtigung der Stadtkreise findet wegen des eher geringen Anteils am Kleinprivatwald in Relation zur<br />

gesamten Kleinprivatwaldfläche nicht statt.<br />

18 Joos, 2009.<br />

44 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

tungsreviere andererseits verstanden. In den Dienstleistungsrevieren werden die kommunalen<br />

und privaten Waldbesitzer betreut. In den Gebieten, in denen es die Struktur der Besitzartenverteilung<br />

vorgibt, können reine Privatwaldreviere quasi ‚zufällig‘ vorkommen. Insgesamt lässt sich<br />

aus den Gesprächen ableiten, dass der Revierstrukturierung eine hohe Dynamik innewohnt.<br />

In der Diskussion mit den Gesprächspartnern der sechs Beispielskreise und auch in den telefonischen<br />

Interviews mit allen Landkreisen war eine hohe Sensibilität bei der Frage der Revierorganisation<br />

erkennbar. Dieser Aspekt der Revierorganisation – also insbesondere die Frage nach<br />

funktionaler vs. eigentumsgemischter Organisation – wird intensiv diskutiert und die Argumente<br />

für oder gegen die eine oder andere Form tauchten bei den Erhebungen jeweils wiederholt auf.<br />

Von den sechs besuchten unteren Forstbehörden weisen nur zwei den eigentumsreinen Revieren<br />

einen positiven Effekt in Bezug auf die Holzbereitstellung aus dem Kleinprivatwald zu; die übrigen<br />

vier stufen eigentumsreine Reviere ohne Effekte auf die Holzbereitstellung oder schätzen deren<br />

Wirkungen sogar negativ ein. Diese Bewertung steht Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz gegenüber,<br />

die mit der Bildung von reinen Privatwaldrevieren – bei räumlich konzentriert vorkommendem<br />

Privatwald – positive Erfahrungen gemacht haben. 19<br />

Argumente, die von den Interviewten für eigentumsgemischte Reviere angeführt werden, sind<br />

insbesondere die Vorteile der örtlichen Zuständigkeit eines Mitarbeiters. Dadurch ließen sich<br />

Fahrtzeiten begrenzen und die Arbeitszufriedenheit würde durch ein umfassenderes Aufgabenspektrum<br />

gegenüber funktionalisierten Revieren erhöht. Argumente, die für funktionalisierte Reviere<br />

sprechen, sind die waldbesitzartspezifischen Kenntnisse der Revierleiter, wie z.B. bei der<br />

Förderung. Auch würden bei einer Funktionalisierung die persönlichen Fähigkeiten und Neigungen<br />

der Mitarbeiter besser berücksichtigt werden. In funktionalisierten Revieren wird die Gefahr,<br />

dass der Kleinprivatwald aus dem Fokus der Revierleitung fällt, deutlich geringer eingestuft als in<br />

Mischrevieren.<br />

Neben der Frage der Funktionalisierung und Regionalisierung spielt der Aspekt der Revierzuschnitte<br />

und insbesondere der Vergrößerung von Revieren eine wichtige Rolle. Zumeist wurde<br />

von den Befragten der unteren Forstbehörden auf eine Reduzierung des Personals auf der Fläche<br />

in den letzten Jahren verwiesen. Der Flächenzuwachs ist zumeist direkt mit einem Zuwachs an<br />

Nutzung und der Zuständigkeit für eine (im Privatwald) wesentlich höhere Anzahl an Waldbesitzern<br />

verbunden.<br />

Der Kleinprivatwald gerät nach Ansicht der Befragten der unteren Forstbehörden dort, wo er flächenmäßig<br />

eher gering ist, gegenüber dem Staats- und Kommunalwald tendenziell aus dem Blick<br />

der Revierleitungen.<br />

Anzahl der Nennungen<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

4<br />

funktionalisiert teilfunktionalisiert Mischreviere<br />

Abbildung 23: Revierstrukturen in den Landkreisen<br />

(Quelle: telefonische Befragungen bei den unteren Forstbehörden)<br />

19 Mündliche Mitteilung vom Juni 2011: Gespräch mit Hubertus Mauerhof, MUFV Rheinland-Pfalz.<br />

2<br />

25<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 45


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

4.3.3 Die Rolle des Kleinprivatwaldes in der Beratung und Betreuung<br />

In den Telefoninterviews wurde deutlich, dass das Augenmerk der unteren Forstbehörden in Bezug<br />

auf die Eigentumsarten und Besitzgrößen häufig zunächst beim Staatswald, dann beim Kommunalwald,<br />

schließlich beim mittelgroßen (betreuten) Privatwald und zuletzt beim Kleinprivatwald<br />

liegt. Insbesondere der kleinparzellierte Privatwald in Realteilungsgebieten wird von der<br />

Mehrheit der Befragten als schwer und mit nur geringen Erfolgsaussichten zu bewirtschaften<br />

eingestuft.<br />

Anzahl der Nennungen<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

46 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

8<br />

12<br />

gering mittel hoch<br />

Abbildung 24: Bedeutung des Kleinprivatwaldes im Tagesgeschäft<br />

(Quelle: telefonische Befragungen bei den unteren Forstbehörden, Einschätzungen)<br />

Auf die Frage nach dem grundsätzlichen Stellenwert des Kleinprivatwaldes bis zehn Hektar Größe<br />

gaben acht von 31 der telefonisch Befragten bei den Kreisforstämtern an, dass der Stellenwert<br />

der Beratung und Betreuung des Kleinprivatwaldes bei den unteren Forstbehörden eher gering<br />

ist. Zwölf Befragte stufen den Stellenwert mit ‚mittel‘ ein und elf nennen einen hohen Stellenwert.<br />

Die von den Befragten dem Kleinprivatwald zugeschriebene Bedeutung korreliert mit dem Anteil<br />

der Kleinprivatwaldfläche an der Gesamtwaldfläche des jeweiligen Kreises: Kreise mit großem Flächenanteil<br />

an Kleinprivatwald stufen die Bedeutung von Beratung und Betreuung des Kleinprivatwaldes<br />

tendenziell höher, Kreise mit geringerer Kleinprivatwaldfläche tendenziell niedriger ein.<br />

Im Gegensatz zu den Aussagen aus den Telefoninterviews betonen die Gesprächspartner aller<br />

sechs besuchten unteren Forstbehörden die hohe Bedeutung des Themas Kleinprivatwald – unabhängig<br />

von dessen Größe – für ihren Arbeitsalltag.<br />

Aus den Interviews lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Bedeutung des Privatwaldes und<br />

den damit verbundenen Aufgaben bei der Holzernte und der Förderung ableiten. Höhere Nutzungsmengen,<br />

das Überschreiten von Bagatellgrenzen (z.B. Mindestauszahlungsbeträge bei forstlichen<br />

Fördermaßnahmen) und stärker ökonomisch orientierte Privatwaldbesitzer eines Revieres<br />

haben zur Folge, dass die Waldbesitzer intensiver Beratungs- und Betreuungsleistungen nachfragen.<br />

Außer Kraft gesetzt wird der Größenaspekt im Kalamitätsfall: die Betreuungsintensität nach<br />

Kalamitäten steigt auch im Privatwald mit nur geringen Besitzgrößen an.<br />

4.3.4 Zusammenfassende Beurteilung<br />

In der überwiegenden Zahl der unteren Forstbehörden scheint es eine Entwicklung in Richtung<br />

einer zentralen Organisation mit den Revieren als dezentrale Einheiten zu geben. Kreise mit Außenstellen<br />

oder Forstbezirken bilden die früheren Forstamtsstrukturen ab. Demgegenüber haben<br />

11


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

auch große Kreise mit hohen Waldanteilen das System des zentralen Kreisforstamtes mit den<br />

dezentralen Revieren umgesetzt.<br />

Eine die unteren Forstbehörden übergreifende, klare organisatorische Verankerung der Aufgabe<br />

der Privatwaldzuständigkeit ist in der Aufbauorganisation nicht zu erkennen. Die Kleinprivatwaldkompetenz<br />

wird von unterschiedlichen Organisationseinheiten und -hierarchien wahrgenommen.<br />

Das geforderte ‚come-back des Privatwaldsachbearbeiters‘ 20 spiegelt sich hier bisher nicht wider.<br />

Die Mehrheit der Revierleiter in den unteren Forstbehörden in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist in eigentumsgemischten<br />

Revieren tätig und favorisiert diese Struktur. In wenigen Fällen existieren Funktionalisierungen<br />

im Sinne von Dienstleistungsrevieren für die Beratung und Betreuung kommunaler<br />

und privater Waldbesitzer. Reine Privatwaldreviere, wie sie etwa in Sachsen oder Rheinland-Pfalz<br />

zu finden sind, existieren allenfalls dann, wenn sich dies durch die Gemengelage der Eigentumsstrukturen<br />

ergibt.<br />

Die generelle Bedeutung des Kleinprivatwaldes wird von den unteren Forstbehörden als hoch bis<br />

sehr hoch eingestuft. Dem stehen die Aussagen der gleichen Behörde gegenüber, dass bei einer<br />

Priorisierung der Aufgaben nach Eigentumsart und Besitzgröße der Kleinprivatwald stets nach<br />

dem Staats-, Kommunal- und größerem Privatwald eingeordnet wird.<br />

4.4 Der Kleinprivatwald und seine Organisationen<br />

Der kleinere Waldbesitz und dessen Beitrag zur Wertschöpfung stellen den Kern der Untersuchung<br />

dar; dazu fanden Datenerhebungen bei den unteren Forstbehörden und den forstwirtschaftlichen<br />

Zusammenschlüssen sowie bei einzelnen Experten statt. Bei den Waldbesitzern<br />

selbst fanden keine sozialempirischen Erhebungen statt. Aussagen zu deren Handlungsmotiven,<br />

der Bedeutung des Waldes etc. werden im Folgenden aber anhand von relevanten Forschungsergebnissen<br />

dargestellt.<br />

4.4.1 Waldbesitzer und ihre Motive<br />

Die strukturellen Merkmale des Waldbesitzes sowie die Handlungsmuster und Wertvorstellungen<br />

der Waldbesitzer und insbesondere der Kleinprivatwaldbesitzer haben sich in den letzten Jahren<br />

in starkem Maße gewandelt. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> war und ist vom Agrarstrukturwandel betroffen.<br />

Allein in den dreißig Jahren zwischen 1971 und 2001 hat die Anzahl der landwirtschaftlichen<br />

Betriebe mit Forstwirtschaft im Südschwarzwald um ein Drittel abgenommen. Dieser Rückgang<br />

der Betriebe hat sich jedoch sehr unterschiedlich in den einzelnen Besitzgrößenklassen vollzogen.<br />

So ist die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe mit Waldbesitz unter fünf Hektar im genannten<br />

Zeitraum auf die Hälfte geschrumpft, wohingegen die Anzahl der Betriebe mit Waldflächen über<br />

fünf Hektar nur um zehn Prozent zurückgegangen ist. 21 Der Agrarstrukturwandel hat somit besonders<br />

auf die Betriebe mit kleinsten Waldflächen, die im Fokus dieser Studie stehen, Auswirkungen<br />

gehabt.<br />

Der Anteil der Landwirte unter den Kleinprivatwaldbesitzern hat in den letzten Jahrzehnten stark<br />

abgenommen und ist heute relativ gering. So waren etwa bei einer Befragung von Waldbesitzern<br />

im Landkreis Tuttlingen unter 375 Waldbesitzern nur 12 Vollerwerbslandwirte. Allerdings führten<br />

61 Waldbesitzer eine Nebenerwerbslandwirtschaft. 22 Da Nicht-Landwirte in aller Regel einen anderen<br />

Bezug zum Waldbesitz haben als Landwirte und der Wald für diese Besitzergruppe nur zu<br />

einem geringeren Umfang zum Einkommen beiträgt, 23 hat die Bedeutung des Waldbesitzes, zumindest<br />

in finanzieller Hinsicht, für einen großen Teil der Waldbesitzer dieser Besitzgrößenklasse<br />

abgenommen. So haben etwa Becker und Borchers im Rahmen einer Untersuchung der Motive<br />

20 Joos, 2009, S. 61.<br />

21 Selter, 2001.<br />

22 Ebertsch, 2010.<br />

23 Siehe hierzu etwa: Becker, Borchers, 2000.<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 47


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

der Kleinprivatwaldbesitzer in Nordrhein-Westfalen ermittelt, dass nur ca. ein Drittel der befragten<br />

Waldbesitzer primär wirtschaftliche Ziele mit ihrem Wald verfolgt.<br />

Allerdings haben verschiedene Untersuchungen auch gezeigt, dass bereits für Betriebe mit mehr<br />

als fünf Hektar Wald das Einkommen aus der Holznutzung für das Gesamteinkommen der Betriebe<br />

relevant ist. Der Waldbesitz ab dieser Größe hat für viele Waldbesitzer also eine wirtschaftliche<br />

Bedeutung und kann zu einer Abschwächung des Strukturwandels beitragen. 24 Schraml kommt<br />

in einer Untersuchung der Motive von Kleinprivatwaldbesitzern in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit Besitzgrößen<br />

bis 200 ha zu dem Ergebnis, dass knapp die Hälfte der Waldbesitzer wirtschaftliche<br />

Interessen an ihrem Waldbesitz hat. 25<br />

Der Waldbesitz nimmt beim Agrarstrukturwandel eine gewisse Sonderrolle ein. Im Gegensatz<br />

zu den landwirtschaftlichen Flächen der ausscheidenden Betriebe, die in aller Regel an größere<br />

Betriebe verkauft oder verpachtet werden, werden die Waldflächen in der Regel nicht abgegeben<br />

und bleiben in Familienbesitz. 26 Die durchschnittliche Waldbesitzgröße im Kleinprivatwald hat<br />

sich durch den Strukturwandel daher nur kaum geändert.<br />

Mit den dargestellten Strukturänderungen geht auch eine Änderung der Lebensstile der Waldbesitzer<br />

einher. In der Privatwaldforschung spricht man von einer „Urbanisierung“ der Privatwaldbesitzer.<br />

27 Die nichtbäuerlichen Waldbesitzer leben zwar häufig noch im ländlichen Raum oder sogar<br />

in der Nähe ihres Waldbesitzes, 28 verfügen jedoch über ein hohes Maß an Mobilität und orientieren<br />

sich beruflich und auch in ihrer Freizeit in Richtung größerer Ballungszentren. Bei einem großen<br />

Teil dieser Waldbesitzer überwiegen ideelle Aspekte des Waldbesitzes über die monetären<br />

Interessen. Becker und Borchers unterscheiden im Rahmen der Studie zu den Motiven der Waldbesitzer<br />

in NRW zwischen dem „eher wirtschaftlich eingestellten Typ“ mit starken ökonomischen<br />

Interessen und dem „eher ökologischen Typ“ bei dem ideelle Interessen im Vordergrund stehen.<br />

Für ihn hat der Waldbesitz eine starke Erholungs-, Freizeit- und Naturschutzfunktion. Zwischen<br />

diesen zwei Ausprägungen ist der „eher universal interessierte Waldbesitzer“ angesiedelt. Für<br />

letzteren sind die materiellen Besitzmotive gleichbedeutend mit den ideellen. Die drei Waldbesitzertypen<br />

kamen etwa gleich häufig vor. 29 Auch von Suda wird auf die zunehmende Bedeutung<br />

ideeller Motive des Waldbesitzes hingewiesen. Sahen früher die Waldbesitzer ihren Wald primär<br />

als „Wirtschaftsraum“, so stellt der Wald für eine größer werdende Zahl von Waldbesitzern einen<br />

„Naturraum“, „Lebensraum“ oder „Ausgleichsraum“ dar. 30 Für immer mehr Waldbesitzer steht<br />

also der Freizeit- und Erholungswert ihres Waldbesitzes im Vordergrund, die Waldbewirtschaftung<br />

stellt keinen oder nur einen marginalen Beitrag für den Lebensunterhalt dar. 31<br />

Für den Osten Deutschlands kommt Schurr dagegen zu dem Schluss, dass sich die Waldbesitzer<br />

„…nicht die Luxusalternative des Freizeitwaldes leisten können und wollen,…“. Der Autor<br />

weist dem Typus des Brennholzselbstversorgers eine gewisse Rolle zu, der im eigenen Wald aktiv<br />

wird und zwar “…wiederum nicht als Freizeitbetätigung, sondern schlichtweg um Kosten für<br />

die Deckung des häuslichen Energiebedarfs durch Einsatz der billigen eigenen Arbeitskraft zu<br />

vermeiden.“ 32<br />

Aber auch Waldbesitzer, die vor allem ideelle Motive mit ihrem Wald verfolgen, haben Bedarf<br />

an einer intentionsfreien Beratung, die unabhängig von den Motiven und Beratungsinhalten in<br />

die Nutzung des Waldes münden kann. Den staatlichen Revierleitern kommt hier eine zentrale<br />

Rolle zu. So hat etwa Ebertsch im Rahmen einer Waldbesitzerbefragung im Landkreis Tuttlingen<br />

festgestellt, dass für den größten Teil der Waldbesitzer der Revierleiter die wichtigste Informationsquelle<br />

zu Fragen zu forstfachlichen Themen ist. Als zweithäufigste Informationsquelle wurde<br />

24 Brandl, 2001.<br />

25 Schraml, 2003.<br />

26 Brandl, 2001.<br />

27 Schraml, 2003.<br />

28 siehe u.a. Viergutz, 2010; HAF, 2008.<br />

29 Becker, Borchers, 2000.<br />

30 Suda et. al., 2007.<br />

31 Becker, Borchers, 2000.<br />

32 Schurr, (2006), S. 252.<br />

48 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

das Gemeindeblatt und am dritthäufigsten die lokale FBG genannt. 33 Der Anteil der Waldbesitzer,<br />

die an einer Beratung nicht interessiert sind, ist zwar größer geworden und nimmt weiterhin zu. 34<br />

In einer Untersuchung zur Privatwaldberatung in Bayern wurde der größte Teil der Waldbesitzer<br />

als „an einer Beratung nicht interessiert“ (43 %) oder „an einer Beratung mäßig interessiert“<br />

(36 %) von befragten Revierleitern eingeschätzt. Nur 21 % der Waldbesitzer wurden als „an einer<br />

Beratung interessiert“ eingeschätzt. Allerdings schienen viele der vorgeblich nicht an Beratung<br />

Interessierten, die kostenlosen Beratungsangebote nicht zu kennen. 35<br />

Gerade bei den als ‚neuartig‘ bezeichneten Waldbesitzern spielen auch andere Kanäle der forstfachlichen<br />

Informationsbeschaffung als die klassische forstliche Beratung eine wichtige Rolle. In<br />

einer Untersuchung zum Informationsverhalten von Waldbesitzern hat Viergutz etwa herausgefunden,<br />

dass sich viele Waldbesitzer primär über das Internet informieren und sich mit anderen<br />

Waldbesitzern austauschen. Aber auch hier kann die Ursache, warum bei diesen Waldbesitzern<br />

die klassische Beratung über das Gespräch mit dem Revierleiter nur eine geringe Rolle spielt, darin<br />

liegen, dass viele den zuständigen Revierleiter nicht kennen bzw. die Beratungsangebote nicht<br />

bekannt sind. 36<br />

Die im Kleinprivatwald tätigen Akteure stehen vor der Herausforderung, sich auf diese größer<br />

werdende Gruppe der „neuen“ Waldbesitzer einzustellen, um zielgruppenorientierte Beratung<br />

anbieten zu können. Auch den Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen kann durch die strukturellen<br />

Veränderungen eine weiter zunehmende Bedeutung als identifikationsstiftende, die Waldbesitzer<br />

informierende und bündelnde Organisationen zukommen.<br />

4.4.2 Eine Bestandsaufnahme der forstlichen Zusammenschlüsse<br />

Forstliche Zusammenschlüsse sind nach dem Bundeswaldgesetz Forstbetriebsgemeinschaften,<br />

Forstwirtschaftliche Vereinigungen und Forstbetriebsverbände. Während letztere kaum eine Rolle<br />

spielen, sind die Waldbesitzer in einigen Regionen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s in hohem Umfang<br />

in anerkannten Forstbetriebsgemeinschaften organisiert. Auch die Forstwirtschaftlichen Vereinigungen<br />

haben eine Stärkung in den letzten Jahren erfahren. Daneben bestehen nicht anerkannte<br />

forstliche Zusammenschlüsse, Waldbauvereine und Gemeinschaftswälder in Form ideeller Genossenschaften.<br />

Abbildung 25: Sitz der Forstbetriebsgemeinschaften<br />

In der Karte sind nur die anerkannten<br />

Forstbetriebsgemeinschaften berücksichtig,<br />

ideelle Genossenschaften etc.<br />

sind nicht abgebildet.<br />

33 Ebertsch, 2010.<br />

34 Siehe hierzu etwa: Krafft, 2003.<br />

35 Krafft, 2004.<br />

36 Viergutz, 2010.<br />

LÖ<br />

EM<br />

OG<br />

FR<br />

Titisee<br />

Schluchsee<br />

WT<br />

RA<br />

FDS<br />

VS<br />

Nagoldtalsperre<br />

RW<br />

HD<br />

KA<br />

CW<br />

PF<br />

TUT<br />

BB<br />

KN<br />

SIG<br />

MOS<br />

HN<br />

ES<br />

FN<br />

RT<br />

WN<br />

TBB<br />

KÜN<br />

SHA<br />

HDH<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 49<br />

RV<br />

GP<br />

BC<br />

AA<br />

TÜ UL<br />

BL<br />

LB


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Forstbetriebsgemeinschaften in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> existieren ca. 180 nach §18 Bundeswaldgesetz anerkannte Forstbetriebsgemeinschaften.<br />

37 In diesen Forstbetriebsgemeinschaften sind kommunale wie auch private<br />

Waldbesitzer aller Größen organisiert.<br />

Die anerkannten Forstbetriebsgemeinschaften zeigen eine räumliche Konzentration im gesamten<br />

Schwarzwald, im Neckar-Odenwald-Kreis sowie dem Landkreis Schwäbisch-Hall. Es gibt keine<br />

komplette Flächenabdeckung in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit anerkannten Forstbetriebsgemeinschaften.<br />

Die Mitgliederzahl der anerkannten Forstbetriebsgemeinschaften in den einzelnen Landkreisen<br />

schwankt erheblich. Landkreise mit absolut hohen Mitgliederzahlen sind der Ortenaukreis sowie<br />

die Landkreise Schwäbisch-Hall, Lörrach und Waldshut.<br />

FBG-Mitgliedsfläche<br />

und Mitglieder<br />

Keine FBG<br />

keine Angabe<br />

20 ha - 3.500 ha<br />

3.500 ha - 10.000 ha<br />

10.000 ha - 45.000 ha<br />

= 200<br />

3.630<br />

7.000 7.000<br />

1.500<br />

3.500<br />

1.100<br />

1.500<br />

1 30<br />

1.400<br />

1.227<br />

177<br />

1.600<br />

200<br />

50 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

1<br />

555<br />

1<br />

15<br />

10<br />

1.474<br />

1.150<br />

1.680<br />

1.000<br />

1<br />

900<br />

50 km<br />

Abbildung 26: Forstbetriebsgemeinschaften - Flächen und Mitglieder des in Forstbetriebsgemeinschaften<br />

organisierten Kommunal- und Privatwaldes<br />

(Quelle schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen)<br />

37 Eine Auflistung befindet sich unter: www.cluster-forstholz-bw.de/kooperationen/Forstbetriebsgemeinschaften.<br />

html; Quelle MLR.<br />

4.450<br />

32<br />

2.760<br />

1


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Forstliche Zusammenschlüsse in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

In der schriftlichen Befragung der unteren Forstbehörden wurden Daten bezüglich der Forstwirtschaftlichen<br />

Zusammenschlüsse, deren Anzahl und Organisationsgrad erhoben. Demnach<br />

bestehen in der durch die Befragung abgedeckten Region insgesamt 250 forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse,<br />

die sich aus 154 anerkannten Forstbetriebsgemeinschaften, 3 Forstwirtschaftlichen<br />

Vereinigungen, 17 Waldbauvereinen und 76 ideellen Genossenschaften zusammensetzen.<br />

Die Erhebung deckt sich nur teilweise mit der im Ministerium geführten Liste der anerkannten<br />

Forstbetriebsgemeinschaften; letztere weist auf eine deutlich höhere Zahl anerkannter Forstbetriebsgemeinschaften<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hin. Diese Differenz lässt sich aus der Nichtberücksichtigung<br />

der Stadtkreise und der Landkreise, die sich nicht an der Befragung beteiligt hatten,<br />

erklären sowie an möglicherweise den Befragten nicht bekannten oder zwischenzeitlich aufgelösten<br />

Zusammenschlüssen.<br />

Anerkannte<br />

FBG'n<br />

Forstwirtschaftl.<br />

Vereinigungen<br />

Waldbau-<br />

vereine<br />

Ideelle Genossenschaften<br />

Anzahl 154 3 17 76<br />

Mitglieder 36.875 3.484 115 3.874<br />

Fläche 226.645 175.275 700 25.424<br />

Tabelle 4: Anzahl der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden; Einschätzungen;<br />

ohne Stadtkreise; vier Landkreise ohne Daten; Hinweis: Doppelnennungen bei kreisübergreifenden<br />

Zusammenschlüssen möglich; Forstwirtschaftliche Vereinigung wurde dem Kreis zugeordnet, in dem<br />

der Firmensitz ist)<br />

Die räumliche Verteilung der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse ist sehr heterogen. So gibt<br />

es im Neckar-Odenwald-Kreis, im Ortenaukreis und im Landkreis Schwäbisch-Hall über 20 Zusammenschlüsse.<br />

In anderen Landkreisen gibt es nach Angabe der unteren Forstbehörden keine<br />

Zusammenschlüsse. Die Daten lassen keinen Schluss auf den Organisationsgrad der Waldbesitzer<br />

bis zehn Hektar zu.<br />

4.4.3 Versuch einer Typisierung der Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse<br />

Aus der Unterschiedlichkeit von Strukturen und Anzahl der forstlichen Zusammenschlüsse stellt<br />

sich die Frage nach einer Charakterisierung und Einordnung. Der Grad der Selbständigkeit der<br />

Forstbetriebsgemeinschaften, die Größen und Mitgliederzahlen, die Aktivitätsspektren sind sehr<br />

heterogen. Aus diesem Grund sind auch die Ziele und Aufgaben der Forstbetriebsgemeinschaften<br />

unterschiedlich. Sie reichen von der Weitergabe von Informationen an die Waldbesitzer, dem<br />

gemeinsamen Pflanzenkauf, der Beratung in Fördermittelfragen bis hin zu unternehmerischen<br />

Tätigkeiten der Holzvermarktung. Die in Tabelle 5 dargestellte Kategorisierung nach dem Grad der<br />

Selbständigkeit soll helfen, die Ergebnisse und Analysen vor dem Hintergrund dieser Ziel- und Aufgabenheterogenität<br />

der Forstbetriebsgemeinschaften zu bewerten. Die Einteilung ist dabei sehr<br />

grob und basiert auf den Gesprächen mit den Forstbetriebsgemeinschaften, den Einschätzungen<br />

der unteren Forstbehörden und eigenen Erfahrungen. Die Waldbauvereine und Waldgenossenschaften<br />

wurden nicht in die Untersuchung einbezogen; zu diesen können keine fundierteren Aussagen<br />

gemacht werden.<br />

In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> existieren nur wenige Forstbetriebsgemeinschaften mit einer eigenen Geschäftsführung<br />

und eigenständigen Holzvermarktung. Diese stehen unter dem wirtschaftlichen<br />

Druck, permanent Holz vermarkten zu müssen, um ihre Fixkosten, insbesondere die Personalkosten,<br />

zu decken. Unterstützt werden diese Forstbetriebsgemeinschaften über verschiedene<br />

Förderinstrumente (Förderung von Erstinvestitionen, Förderung von Geschäftsführungskosten,<br />

Holzmobilisierungsprämie). Die Förderung der Geschäftsführungskosten stellt ein Modell dar, das<br />

unabhängig von der verkauften Holzmenge die schwierige erste Phase überbrücken hilft. Dieses<br />

Modell besitzt allerdings nur schwachen Anreizcharakter; die Förderung wird unabhängig von<br />

den vermarkteten Holzmengen gewährt. Die Mobilisierungsprämie, deren Höhe von der Menge<br />

des vermarkteten Mitgliederholzes abhängt, bietet eine gute Grundlage für Forstbetriebsgemein-<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 51


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

schaften, die von Beginn an auf sichere Vermarktungsmengen zurückgreifen können, nach der<br />

10-jährigen Förderperiode auf wirtschaftlich eigenen Füßen zu stehen. Dieses Modell besitzt aber<br />

Schwächen in der Gründungsphase, da von Beginn an Holz vermarktet werden muss. 38 Die Gewährung<br />

der Mobilisierungsprämie ist an die Beschäftigung eines hauptamtlichen Geschäftsführers<br />

gekoppelt; insgesamt haben nur drei Forstbetriebsgemeinschaften in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Fördermittel über die Mobilisierungsprämie beantragt.<br />

Ortenaukreis<br />

Breisgau‐Hochschwarzwald<br />

Sigmaringen<br />

Neckar‐Odenwald‐Kreis<br />

Schwarzwald‐Baar‐Kreis<br />

Waldshut<br />

Ostalbkreis<br />

Zollernalbkreis<br />

Ravensburg<br />

Schwäbisch‐Hall<br />

Lörrach<br />

Main‐Tauber‐Kreis<br />

Tuttlingen<br />

Freudenstadt<br />

Rottweil<br />

Reutlingen<br />

Biberach<br />

Alb‐Donau‐Kreis<br />

Calw<br />

Rhein‐Neckar‐Kreis<br />

Emmendingen<br />

Heilbronn Landkreis<br />

Rastatt<br />

Rems‐Murr‐Kreis<br />

Hohenlohekreis<br />

Bodenseekreis<br />

Böblingen<br />

Tübingen<br />

Esslingen<br />

Ludwigsburg<br />

52 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

Waldfläche Körperschafts‐ und Privatwald<br />

in FBG' n organisierter Wald<br />

0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000<br />

Abbildung 27: Vergleich der Waldfläche (Kommunal- und Privatwald) mit der Fläche des in Forstbetriebsgemeinschaften<br />

organisierten Waldbesitzes (ohne Holzhof)<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden)<br />

Daneben existieren Forstbetriebsgemeinschaften, die die Holzgeldabwicklung mit eigenem Personal<br />

durchführen, wobei das Holz über die unteren Forstbehörden vermarktet wird. Diese Forstbetriebsgemeinschaften<br />

nutzen oftmals die Infrastruktur der unteren Forstbehörden und stehen<br />

in engem organisatorischem und räumlichem Verbund mit diesen. Neben der finanziellen Abwicklung<br />

des Holzverkaufs üben diese Forstbetriebsgemeinschaften zumeist weitere Aktivitäten,<br />

wie z.B. die Information der Mitglieder, die Organisation von Lehrfahrten oder den gemeinsamen<br />

38 In Rheinland-Pfalz haben die Forstbetriebsgemeinschaften die Möglichkeit, ein sog. ‚Kombi-Modell‘ zu wählen.<br />

Dabei wird die Mobilisierungsprämie in eine abschmelzende Geschäftsführungskostenförderung und eine zunehmende<br />

vermarktungsmengenabhängige Förderkomponente unterteilt. Zwei Forstbetriebsgemeinschaften haben<br />

sich mittlerweile für dieses Modell entschieden; eine dritte FBG befindet sich in der Gründungsphase und wird nach<br />

bisheriger Kenntnis ebenfalls dieses Modell wählen.


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Pflanzenkauf aus. Diese FBG‘n unterstützen in hohem Maß die Mobilisierungsaktivitäten, da auch<br />

sie mit Fixkosten belastet sind, die sie über die Holzvermarktung decken müssen.<br />

Eine vermutlich hohe Zahl der Forstbetriebsgemeinschaften arbeitet ohne eigenes Personal, kann<br />

jedoch ein breites Aktivitätsspektrum entwickelt haben. Hier finden sich FBG’n, die Investitionsförderprogramme<br />

genutzt und gemeinsame Beschaffungen getätigt haben (z.B. Spalter) und nun<br />

diese Geräte vergleichbar den Maschinenringen ausleihen und bei den Mitgliedern zum Einsatz<br />

bringen. Andere Schwerpunktsetzungen sind der Bereich der Förderung. In einigen Fällen bilden<br />

ehrenamtliche, auch branchenfremde, jedoch in professionellen Strukturen denkende Vorstände<br />

und Geschäftsführer die Führungsspitze. Sie arbeiten zumeist eng mit den Revierleitern zusammen<br />

und unterstützen diese bspw. bei der Bündelung von Holz.<br />

In vielen Forstbetriebsgemeinschaften dürften die klassischen Vereinsaufgaben wie z.B. die Organisation<br />

von Lehrfahrten und das Abhalten von Mitgliederversammlungen vermutlich den<br />

Schwerpunkt der Aktivitäten darstellen. Wichtig sind diese Forstbetriebsgemeinschaften für die<br />

Revierleitungen, da sie die gemeinschaftliche Ansprache, das Weiterleiten von Informationen zur<br />

Waldbewirtschaftung in effizienter Form erlauben.<br />

Typisierung Beschreibung<br />

Selbständige Holzvermarktungs-<br />

FBG<br />

Teilselbständige<br />

Holzmobilisierungs-FBG<br />

Beschaffungs-, Bewirtschaftungs-<br />

und/oder Beratungs-FBG<br />

Übernimmt Holzvermarktung selbst; besitzt eigenes Personal; ist<br />

bei der Ansprache von Nichtmitgliedern und der Beratung auf die<br />

unteren Forstbehörden angewiesen; Finanzierung aus Entgelten<br />

und Förderung<br />

FBG mit eigenem Personal, das die Holzgeldabrechnung übernimmt;<br />

FBG finanziert sich über Entgelte aus der Holzgeldabrechnung.<br />

Die unteren Forstbehörden übernehmen weitgehend die<br />

Steuerung des Holzverkaufs. Oftmals enge räumliche Kooperation<br />

FBG-untere Forstbehörde.<br />

Verein ohne eigenes Personal, ohne (hohe) Fixkosten; führen gemeinsame<br />

Beschaffungen durch (z.B. Spalter) und setzen diese bei<br />

den Mitgliedern ein; entwickeln Maschinenring-Charakter<br />

Können selbst Aufgaben der Fördermittelberatung übernehmen<br />

und sind wichtige Einheiten in der Vorbündelung bei der Holzvermarktung.<br />

Aufgaben werden durch aktive Vereinsvorsitzende oder Geschäftsführer<br />

übernommen. Zuarbeit für die Revierleitungen in der Frage<br />

der Mobilisierung.<br />

„Vereins“-FBG Organisation von Lehrfahrten; Information in Mitgliederversammlungen<br />

zumeist durch den Revierleiter; gemeinsame Pflanzenbeschaffung.<br />

Eine zentrale Rolle spielt der Revierleiter. Oftmals<br />

kleinste, auf Gemarkungen bezogene FBG’n. Die Typisierung ist<br />

unabhängig von der Rechtsform.<br />

Forstwirtschaftliche<br />

Vereinigung<br />

Professionalisierter Zusammenschluss mit eigenständiger Geschäftsführung;<br />

umfasst z.T. eine Vielzahl von einzelnen FBG‘n,<br />

aber auch einzelnen Waldbesitzern. Dachorganisation zur Bündelung<br />

und Vermarktung von Holz.<br />

Tabelle 5: Typisierung der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse<br />

Mit der Änderung des Bundeswaldgesetzes im Jahr 2010 haben die Forstwirtschaftlichen Vereinigungen<br />

eine wesentliche Stärkung erfahren. Durch die Einbeziehung des Holzverkaufs in ihre<br />

Geschäftsprozesse besteht für sie die Möglichkeit, als Dachorganisation von Forstbetriebsgemeinschaften,<br />

ggfs. unter Einbeziehung von Kommunen und dem größeren privaten Waldbesitz,<br />

unternehmerische und mit Risiken behaftete Aufgaben (Holzan- und -verkauf) zu übernehmen,<br />

ohne die gewachsenen Strukturen in den Forstbetriebsgemeinschaften zu verändern. In <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> haben sich mittlerweile neben der etablierten Forstwirtschaftlichen Vereinigung<br />

Schwarzwald (FVS e.G.), mit der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Odenwald-Bauland e.G. und<br />

der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwäbischer Limes w.V. (FSL) weitere Forstwirtschaftliche<br />

Vereinigungen gebildet. Die Rechtsform dieser Vereinigungen ist die eingetragene Genossen-<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 53


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

schaft, bei der das ‚demokratische Prinzip‘, das jedem Mitglied ein Stimmrecht einräumt, betont<br />

. Auch in anderen Bundesländern sind Forstwirtschaftliche Vereinigungen entstanden oder im<br />

Aufbau begriffen (z.B. Rheinland-Pfalz). In Bayern sind sie seit Jahren fester Bestandteil privater<br />

Holzvermarktungsorganisationen, räumlich an die sieben Regierungsbezirke geknüpft und von<br />

beratendem Personal des Landes unterstützt.<br />

4.4.4 Die Bedeutung der forstlichen Zusammenschlüsse<br />

Generelle Einschätzung zur Bedeutung und Entwicklung forstlicher Zusammenschlüsse<br />

Die Befragten der unteren Forstbehörden und der Forstbetriebsgemeinschaften wurden um ihre<br />

Einschätzungen zur Entwicklung der Bedeutung der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse in<br />

den letzten 10 Jahren gebeten. 57 % der Befragten der Forstbetriebsgemeinschaften sahen eine<br />

Bedeutungszunahme, während 41 % aus dieser Gruppe der Ansicht waren, dass die Bedeutung<br />

konstant geblieben sei. Skeptischer waren die Vertreter der befragten unteren Forstbehörden,<br />

von denen nur 33 % eine Zunahme der Bedeutung beobachten und 59 % die Bedeutung als konstant<br />

einschätzen.<br />

Anteil der Nennungen<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

7%<br />

2%<br />

59%<br />

54 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

41%<br />

33%<br />

57%<br />

hat abgenommen ist konstant geblieben hat zugenommen<br />

UFB FBG<br />

Abbildung 28: Entwicklung der Anzahl der FBG‘n in den Landkreisen<br />

Einschätzung der unteren Forstbehörden und Forstbetriebsgemeinschaften<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />

Einschätzungen)<br />

Bei der Beurteilung der Mitgliedszahlen decken sich die Einschätzungen der unteren Forstbehörden<br />

mit denen der Forstbetriebsgemeinschaften. Etwas über die Hälfte (56 % bei den FBG‘n, 52 %<br />

bei den unteren Forstbehörden) geben an, dass die Mitgliederzahlen zugenommen haben; 40 %<br />

bzw. 41 % sehen eine Konstanz der Mitgliederzahlen und 5 % bzw. 7 % beurteilen die Mitgliederzahlen<br />

als abnehmend. Ganz ähnlich sieht die Einschätzung zur Entwicklung der Mitgliederzahlen.


Anteil der Nennungen<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

7%<br />

5%<br />

41%<br />

40%<br />

52%<br />

56%<br />

hat abgenommen ist konstant geblieben hat zugenommen<br />

UFB FBG<br />

4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Abbildung 29: Entwicklung der Anzahl der organisierten Waldbesitzer in den Landkreisen<br />

Einschätzung der unteren Forstbehörden und Forstbetriebsgemeinschaften<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />

Einschätzungen)<br />

Die Rolle der Forstbetriebsgemeinschaften bei der Holzbereitstellung<br />

Die Rolle der Forstbetriebsgemeinschaften bei der Holzbereitstellung ist extrem heterogen.<br />

Dies wurde bei den Vor-Ort-Interviews mit den Forstbetriebsgemeinschaften und den unteren<br />

Forstbehörden in den Beispielskreisen deutlich. Es bestehen zum Teil sehr enge Verbindungen<br />

zwischen Forstbetriebsgemeinschaft und unterer Forstbehörde, bei denen die Holzgeldabwicklung<br />

über Beschäftigte der Forstbetriebsgemeinschaft laufen, wobei die Steuerung der Holzvermarktung<br />

von den unteren Forstbehörden durchgeführt wird. Dieser Typus ist stark im südlichen<br />

Schwarzwald vertreten.<br />

Im weiter östlich gelegenen Kreis Ravensburg besteht eine hohe Vermarktungsaktivität im Kleinprivatwald<br />

ohne Forstbetriebsgemeinschaft. Hier funktioniert wegen der höheren durchschnittlichen<br />

Waldbesitzgrößen, des landwirtschaftlich geprägten Umfelds und guter naturaler Voraussetzungen<br />

die Holzbereitstellung auch ohne das ‚Scharnier‘ Forstbetriebsgemeinschaft gut.<br />

Daneben existieren aber auch Forstbetriebsgemeinschaften, die eine starke Unterstützung durch<br />

die unteren Forstbehörden erfahren müssen und die im Rahmen der Holzbereitstellung wenig bis<br />

keine Aktivitäten entwickeln. Mehrfach wurde diese Form aus den Kreisen des nördlichen <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> (Neckar-Odenwald-Kreis, Main-Tauber-Kreis) berichtet. Von den Forstbetriebsgemeinschaften<br />

selbst wurden ‚keine Expansionsgedanken in Sachen Holz‘ formuliert und auf die<br />

‚Unsicherheit der Holzbereitstellung‘ durch die Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft selbst<br />

hingewiesen.<br />

Aus der Sicht der Vertreter der fünf befragten Forstbetriebsgemeinschaften stellen ihre eigenen<br />

Organisationen fast ausnahmslos ein Dach des privaten und kommunalen Waldbesitzes dar. Die<br />

Aufgaben in Zusammenhang mit dem Holzeinschlag (Holz anweisen, Holzliste erstellen, Beratung<br />

zum Einschlag) werden den Revierleitungen zugeordnet. Die Entwicklung der Aufbauorganisation<br />

hin zu eigenständigen Strukturen mit hauptamtlichem Personal, eigener Holzvermarktung und<br />

dem Tragen des unternehmerischen Risikos wird zumeist als nicht notwendig und auch nicht sinnvoll<br />

erachtet. Heute bestehende, vermarktende Einheiten sind aus dem Engagement Einzelner<br />

und/oder aus Unzufriedenheit mit der bestehenden Situation entstanden. Der Ansatz, dass das<br />

Holz aus dem Privatwald von privaten Organisationen selbst vermarktet werden könnte, spielt<br />

im Denken der Forstbetriebsgemeinschaften eine untergeordnete Rolle. ForstBW wird über die<br />

Mengenführerschaft auch eine Preisbildungshoheit eingeräumt und das Koppeln der Mengen aus<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 55


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

dem Privatwald mit den Verträgen des staatlichen Anbieters wird als deutlicher Wettbewerbsvorteil<br />

betrachtet.<br />

Der Förderung von Forstbetriebsgemeinschaften sprechen nur zwei der interviewten Gruppen<br />

bei den unteren Forstbehörden (Vor-Ort-Interviews) einen starken Nutzen zu; drei verbinden die<br />

Förderung von Forstbetriebsgemeinschaften nur mit einem geringen Nutzen für die Holzbereitstellung.<br />

In den schriftlichen Befragungen wurde konkret nach der Mobilisierungsprämie als Instrument<br />

zu einer vermehrten Holzbereitstellung gefragt. Über zwei Drittel der befragten Forstbetriebsgemeinschaften<br />

schätzt dieses Instrument als eher unbedeutend oder unbedeutend ein. Noch<br />

deutlicher ist diese Einschätzung bei den unteren Forstbehörden vorzufinden: 90 % halten das<br />

Instrument für eher unbedeutend oder unbedeutend (vgl. Abbildung 30).<br />

Anteil der Nennungen<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

72%<br />

35% 33%<br />

17%<br />

56 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

25%<br />

7% 3%<br />

unbedeutend eher unbedeutend eher bedeutend bedeutend<br />

UFB FBG<br />

Abbildung 30: Entwicklung der Bedeutung der Holzmobilisierungsprämie auf die<br />

Holzbereitstellung<br />

Einschätzung der unteren Forstbehörden und Forstbetriebsgemeinschaften<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />

Einschätzungen)<br />

Die Befragungen bei den Abnehmern in den Beispielkreisen haben gezeigt, dass die Forstbetriebsgemeinschaften<br />

und deren Aufbauorganisation insbesondere über die Schnittstelle der unteren<br />

Forstbehörde wahrgenommen werden. Der Holzeinkauf orientiert sich an den zentralen Verträgen<br />

des Landes. Teilweise haben die befragten Abnehmer formuliert, kein Holz von einzelnen Privatwaldbesitzern<br />

zu kaufen, sondern lediglich über Forstbetriebsgemeinschaften in gebündelter<br />

Form Holz zu beziehen. Damit sollen die mit den Forstbetriebsgemeinschaften vereinbarten Mengen<br />

nicht durch die Abnahme direkt beim Waldbesitzer umgangen werden. Allerdings werden mit<br />

den Forstbetriebsgemeinschaften Liefermengen selten vertraglich festgehalten. Zum Teil gaben<br />

die Abnehmer an, Absprachen mit den unteren Forstbehörden hätten eine größere Zuverlässigkeit<br />

als Absprachen mit Forstbetriebsgemeinschaften. Letztere würden sehr preissensibel reagieren<br />

und im Falle von Preissenkungen Mengen auch entgegen vorangegangener Absprache nicht<br />

zur Verfügung stellen.<br />

Der Aspekt der hohen Preiselastizität des Angebotes der Kleinprivatwaldbesitzer tritt auch bei der<br />

Vermarktung über die unteren Forstbehörden auf. Dort ist aber die Chance des Abpufferns durch<br />

Mengen aus dem Staats- oder Kommunalwald weitaus höher. Zu vermuten ist allerdings, dass die<br />

Bereitschaft des Staatswaldes in diesen Fällen „einzuspringen“, nachlassen wird.<br />

6%


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

4.4.5 Der Waldbesitzerverband<br />

Die <strong>Forstkammer</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> 39 vertritt als Waldbesitzerverband die Interessen des privaten<br />

und kommunalen Waldbesitzes. <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> zeichnet sich durch einen im Bundesvergleich<br />

hohen Organisationsgrad dieser beiden Waldbesitzarten aus. 40 Dabei kommt der <strong>Forstkammer</strong><br />

die Aufgabe zu, die meist nicht homogenen Ziele der unterschiedlichen Eigentumsarten<br />

und Waldbesitzgrößen forstpolitisch zu vertreten.<br />

Mit der Stärkung des Kleinprivatwaldes bis zehn Hektar, der eine Fläche von 41 % des Privatwaldes<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ausmacht, ist auch eine langfristige und permanente Ausdehnung des<br />

Holzangebots aus dem Kleinprivatwald zu erwarten. Dies könnte – insbesondere in Zeiten eines<br />

Angebotsüberhangs – von den größeren privaten und kommunalen Waldbesitzern als unnötig<br />

geschaffene Konkurrenz empfunden werden. Da diese Waldbesitzer zudem oftmals mit eigener<br />

Verwaltung ausgestattet und daher mit Fixkosten belastetet sind, besteht hier ein wirtschaftlich<br />

starkes Interesse an der Absatzgestaltung. Der Eintritt des neuen Akteurs Kleinprivatwald in dieses<br />

Verbandsumfeld kann daher einerseits zu Konflikten führen. 41 Andererseits kann eine zunehmend<br />

bereitgestellte Holzmenge auch den Druck und die Erwartung an höhere Einschläge aus<br />

anderen Waldbesitzarten abmildern; die prognostizierte Holzmarktlage deutet mittelfristig eher<br />

auf ein Rundholzdefizit hin. Die Chancen eines verstärkten Angebotes an Waldholz werden daher<br />

aktuell stärker betont als die möglichen Risiken.<br />

Die <strong>Forstkammer</strong> hat sich in den letzten Jahren in mehreren Aktivitäten des Themas Kleinprivatwald<br />

angenommen. Dazu zählen u.a. eine im Jahr 2009 mit dem Holzabsatzfonds organisierte<br />

Holzmobilisierungsveranstaltung, 42 die Einrichtung eines Arbeitskreises Kleinprivatwald im Jahr<br />

2010, der Positionierung bei Förderfragen für den Kleinprivatwald und ebenso die Initiative zur<br />

vorliegenden Studie.<br />

4.4.6 Beurteilung der Selbstorganisation des Kleinprivatwaldes<br />

Das Bild der Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist sehr heterogen.<br />

Es reicht von professionellen Unternehmen der Holzvermarktung bis zu klassischen Zusammenschlüssen<br />

zwar ohne erwerbswirtschaftliche Orientierung, jedoch mit der Aufgabe des Austauschs<br />

von Waldbesitzern untereinander.<br />

Eine Dynamik hat in den letzten Jahren insbesondere bei den Forstwirtschaftlichen Vereinigungen<br />

in Richtung einer Professionalisierung bei der Aufgabe der Holzvermarktung eingesetzt. Bei den<br />

Forstbetriebsgemeinschaften ist die Tendenz, Vermarktungsaufgaben in eigener Verantwortung<br />

zu übernehmen, im Gegensatz zum Nachbarbundesland Bayern, schwach ausgeprägt. Nur wenige<br />

Forstbetriebsgemeinschaften geben sich professionelle Strukturen, obwohl die staatliche Förderung<br />

die Hürden für eine Eigenständigkeit reduziert.<br />

Dabei scheint sich der Blick einiger Akteure auf die Stärkung der forstlichen Zusammenschlüsse<br />

hin zu schlagkräftigen Organisationen zu richten. Dies mündet u.a. in Forderungen nach Fusionen<br />

und größeren Zusammenschlüssen. 43 Diese Forderungen finden zum Teil ihre Umsetzung in der<br />

Professionalisierung der forstlichen Zusammenschlüsse, und hier insbesondere bei den Forstwirtschaftlichen<br />

Vereinigungen. Der Aufbau dieser Vereinigungen ist getragen von einer intensiven<br />

organisatorischen und finanziellen Unterstützung durch das Land. Triebfeder ist nicht zuletzt das<br />

Kartellverfahren des Bundes und das in dessen Folge durch das Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> un-<br />

39 www.forstkammer-bw.de.<br />

40 Borgstädt, 2004.<br />

41 Eine kritische Stellungnahme des Holzmarktausschusses des Deutschen Forstwirtschaftsrats von 2008: „Grundsätzlich<br />

unterstützt der HMA jedoch die Aktivitäten zur Holzmobilisierung […] Nur kommt es durch die Gewährung<br />

von Fördermitteln über die Holzmobilisierung auch bei geringer Rohholznachfrage (stagnierender und rezessiver<br />

Holzmarkt ) zum Holzeinschlag, um durch die Mobilisierungsprämie die benötigte Finanzierung der FWZ sicher zu<br />

stellen. Durch ein künstlich gefördertes zusätzliches Holzangebot kann sich dies auf die Holzpreisentwicklung negativ<br />

auswirken. Die von den FWZ benötigten Finanzmittel sollten in konjunkturell ungünstigen Zeiten ausschließlich als<br />

Förderung der Geschäftsführung gewährt werden. Gefordert wird letztlich im Umgang mit dieser Frage eine stärkere<br />

Flexibilisierung.“.<br />

42 Anmerkung: auf diese Veranstaltung ging insbesondere die Initiative zu der vorliegenden Studie zurück.<br />

43 Joos, 2009; Reger, 2009.<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 57


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

terzeichnete Konkretisierungspapier, das die Durchführung von mindestens fünf Pilotprojekten<br />

vorsieht. 44<br />

Der im Rahmen der Untersuchung erfolgte und durch die geringe Anzahl der besuchten Forstbetriebsgemeinschaften<br />

notwendigerweise selektive Blick, legt jedoch den Schluss nahe, dass<br />

die kleinen und als wenig professionell eingestuften Forstbetriebsgemeinschaften, oftmals unbeeinflusst<br />

von den landesweiten Entwicklungen und lediglich in enger Abstimmung mit den Revierförstern,<br />

eine beachtliche eigene Identität entwickelt haben. Deren Potenziale bzw. deren<br />

Nutzen gerät in der allgemeinen Holzmobilisierungsdebatte häufig im Vergleich zu den großen<br />

Leuchtturm-Organisationen in den Hintergrund. Mehrfach sprachen sich gerade die interviewten<br />

kleinen Forstbetriebsgemeinschaften gegen Fusionen aus, zeigten aber für bestimmte Aufgabenfelder<br />

ein hohes Aktivitätsniveau.<br />

Im Hinblick auf Aktivitäten der kleinen forstlichen Zusammenschlüsse, z.B. bei der Weitergabe<br />

von Informationen zu waldbaulichen Aspekten oder zur Förderung, erwächst ein für die Stärkung<br />

der Waldgesinnung auf lokaler Ebene hoher ideeller Nutzen.<br />

4.5 Prozesse und Instrumente der Beratung und Betreuung<br />

Im Folgenden werden organisationsübergreifende, für die Beratung und Betreuung im Kleinprivatwald<br />

typische Prozesse und Instrumente untersucht und diskutiert.<br />

Wesentliche Prozesse bei der Beratung und Betreuung des Kleinprivatwaldes sind:<br />

die Ansprache von Besitzern kleinerer Waldflächen.<br />

die Bündelung kleinerer Waldbesitzflächen zu Nutzungsblöcken.<br />

der Holzverkaufs für den Kleinprivatwald.<br />

Informationsweitergabe, Beratung und Abwicklung der Fördermaßnahmen für den Kleinprivatwald.<br />

Des Weiteren werden die folgenden Instrumente, die bei der Beratung und Betreuung des Kleinprivatwaldes<br />

zum Einsatz kommen, begutachtet:<br />

Spezifische technische Ausstattung der Reviere mit EDV,<br />

Instrumente der Kommunikation und Information,<br />

Strukturbildung wie die Waldflurbereinigung und der Waldverkauf.<br />

In die Auswertung einbezogen werden Aussagen zur Ausstattung und zum Zustand des Forstwegenetzes.<br />

4.5.1 Ansprache der Waldbesitzer und Mobilisierungsprozess<br />

Nachfolgend werden die Ansprache und der Holzmobilisierungsprozess als wesentliche Prozesse<br />

bei der Beratung und Betreuung der privaten Waldbesitzer näher untersucht. Dabei wird immer<br />

wieder auf den Prozess der ‚Holzmobilisierung‘ Bezug genommen. Zur besseren Veranschaulichung<br />

soll dazu vorab der idealtypische Holzmobilisierungsprozess von Holz aus dem Kleinprivatwald<br />

knapp dargestellt werden. 45 Der Prozess startet mit der Auswahl von für eine gebündelte<br />

Nutzung geeigneten Waldflächen, sieht die Identifikation der Eigentümer dieser Waldflächen und<br />

die anschließende Ansprache der Waldbesitzer vor. Die Umsetzung einer Nutzungsmaßnahme beginnt<br />

mit der Vorbereitung der Flächen, es folgt die eigentliche Holzernte und die anschließende<br />

finanzielle Abwicklung. Es schließen sich evtl. Folgemaßnahmen wie die Instandsetzung der Wege<br />

und die Dokumentation der Maßnahme an.<br />

44 Beschluss vom 6. Nov. 2008.<br />

45 Siehe hierzu etwa: Informationsdienst Holzmobilisierung.<br />

58 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD


Abbildung 31: Idealtypische Mobilisierungskette ‚Kleinprivatwald‘<br />

(Quelle: Informationsdienst Holzmobilisierung)<br />

4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Die Ansprache der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer<br />

Die Erhebungen haben gezeigt, dass ein strukturiertes und akti ves Ansprechen von Kleinprivatwaldbesitzern<br />

von Seiten der unteren Forstbehörden bzw. der Revierleiter im Zuge von Mobilisierungsmaßnahmen<br />

eher selten ist. Es gibt in vielen Fällen aber eine akti ve Ansprache, insbesondere<br />

wenn sich ein räumlicher Zusammenhang mit konkreten Nutzungen im Kommunal- und<br />

Staatswald (Kristallisati onskernkonzept) ergibt. Diese Nutzungen umfassen aber nur geringe Flächen<br />

und Mengen aus dem Kleinprivatwald. Das Reagieren auf ein ‚Angesprochen-Werden‘ durch<br />

den Waldbesitzer stellt die Regelsituati on in der Kleinprivatwaldberatung dar.<br />

Dabei sind die Kenntnisse in Bezug auf die Waldbesitzer unterschiedlich ausgeprägt. Es gibt sowohl<br />

den Fall, dass 80 % aller Waldbesitzer dem Revierleiter bekannt sind, als auch umgekehrt,<br />

dass 80 % der Waldbesitzer dem Revierleiter unbekannt sind. Dabei liegen die Adressen der Waldbesitzer<br />

über die Synchronisierung des Moduls ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoft ware mit dem<br />

ALB den Revierleitungen für eine entsprechende Verwendung vor.<br />

Eine akti ve individuelle Ansprache des Privatwaldes unter 10 Hektar erfolgt jedoch in der Regel<br />

nicht. Als Ursachen können sowohl fehlende Zeit, wie auch eine nicht explizit für die untere Forstbehörde<br />

und die Revierleiter formulierte Zielstellung für die individuelle Ansprache ausgemacht<br />

werden.<br />

Möglichkeiten zur Ansprache der Waldbesitzer bestehen in den zumeist im Herbst von den Forstbetriebsgemeinschaft<br />

en abgehaltenen Waldbesitzerversammlungen. Dort haben die Mitglieder<br />

von Forstbetriebsgemeinschaft en die Möglichkeit, sich über Preise und Einschlagsvorhaben zu<br />

informieren. Auch in Regionen, in denen keine Forstbetriebsgemeinschaft en bestehen, werden<br />

Waldbesitzerversammlungen oft unter Einbeziehung der Kommunalverwaltungen abgehalten.<br />

Bei den Waldbesitzerversammlungen kommt den Revierleitungen nach Aussage der unteren<br />

Forstbehörden wie auch der Forstbetriebsgemeinschaft en eine bedeutende Rolle zu.<br />

Bei den Forstbetriebsgemeinschaft en wird die fehlende Ansprache des Kleinstprivatwaldes kaum<br />

als Defi zit betrachtet. Das Wachstum der Mitgliederzahlen, die Durchführung gebündelter Einschlagsmaßnahmen<br />

und die Bereitstellung großer Holzmengen stellen bei den meisten Forstbetriebsgemeinschaft<br />

en keine Ziele bzw. Arbeitsfelder dar. Dies ist bei den Forstbetriebsgemeinschaft<br />

en, die eigenes Personal angestellt haben anders. Hier tauchen Fragen der Personal- und<br />

Sachaufwände auf, die nur über das Entgelt vermarkteter Holzmengen zu decken sind. Aber auch<br />

Letztere sind bei der Ansprache von Nichtmitgliedern auf die Unterstützung der Revierleiter ange-<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 59


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

wiesen, da nur diese den Adresszugang über die ForstBW-Forstsoft ware bzw. das Liegenschaft sbuch<br />

haben.<br />

Die Holzabnehmer haben unterschiedliche Vorgehensweisen in der Ansprache der Waldbesitzer.<br />

Während Teile der Abnehmerschaft grundsätzlich nur bei den unteren Forstbehörden und<br />

Forstbetriebsgemeinschaft en Holz kaufen, also die Kleinprivatwaldbesitzer selbst gar nicht ansprechen,<br />

beziehen andere Abnehmer durchaus auch Kleinstmengen von privaten Waldbesitzern.<br />

Nicht unüblich ist die Möglichkeit der direkten ‚Samstag-Anlieferung‘ von Kleinmengen durch die<br />

Waldbesitzer auch bei industriellen Holzverarbeitern. Tendenziell versorgen sich die größeren<br />

Holzabnehmer nur über die Landesverträge, die Konti ngente der Kreise oder der Forstlichen Zusammenschlüsse.<br />

Allerdings gibt es auch Kleinstabnehmer, die grundsätzlich nicht bei Privaten<br />

oder Forstbetriebsgemeinschaft en kaufen, sondern nur Holzlisten der Revierleiter akzepti eren.<br />

Einige Abnehmer versuchen auch direkt Holz beim Privatwald und auch den kleineren Privatwald<br />

über eigene Selbstwerberorganisati onen zu akquirieren. Hier erfolgt dann die Ansprache über ein<br />

mehr oder weniger mühsames ‚von-Haus-zu-Haus-Gehen‘.<br />

Gesonderte Ansprache von Waldbesitzerinnen?<br />

Eine Fragestellung im Rahmen des Projektes war es, abzuschätzen, ob durch eine gezielte Ansprache<br />

von Waldbesitzerinnen zusätzliche Holzpotenziale mobilisiert werden können. Hierfür<br />

wurden die Befragten um eine Einschätzung der Situati on gebeten.<br />

Die Auswertung ergab, dass Waldbesitzerinnen aktuell nicht spezifi sch angesprochen werden<br />

bzw. keine entsprechenden Angebote seitens der unteren Forstbehörden und Forstbetriebsgemeinschaft<br />

en gemacht werden. Nur ein Befragter einer FBG gab an, dass spezifi sche Angebote<br />

bestünden. Genauere Angaben hierzu wurden jedoch nicht gemacht. Von einem Befragten wurde<br />

angegeben, dass eine spezifi sche Beratung durchaus möglich sei. Auf einem Fragebogen wurde<br />

vermerkt, dass es sogar Vorteile habe, vermehrt Frauen anzusprechen, diese seien „eher zugänglich“<br />

und haben „weniger Selbermach-Mentalität“.<br />

Die Potenziale von spezifi schen Angeboten für Waldbesitzerinnen werden von einigen Befragten<br />

gesehen. Neun von 31 Antworten äußerten sich entsprechend. Nach Aussage eines Befragten<br />

müsste die klassische Rollenverteilung „Die Frau geht zum Elternabend, der Mann zur Waldveranstaltung“<br />

durchbrochen werden.<br />

60 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD


100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

3%<br />

31%<br />

97%<br />

66%<br />

0%<br />

weiß nicht nein ja<br />

UFB FBG<br />

3%<br />

4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Abbildung 32: Findet eine spezifische Beratung und Betreuung der Waldbesitzerinnen im<br />

Landkreis statt?<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />

Einschätzungen)<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

3%<br />

25%<br />

86%<br />

58%<br />

10%<br />

weiß nicht nein ja<br />

UFB FBG<br />

Abbildung 33: „Sehen Sie in speziellen Beratungs- und Betreuungsangeboten für Waldbesitzerinnen<br />

Potenziale für zusätzliche Holznutzungen?“<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />

Einschätzungen)<br />

17%<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 61


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Bewertung der Ansprache<br />

Ein stringenter Handlungsauftrag für die Revierleiter in Bezug zum kleineren Kleinprivatwald fehlt<br />

oder existiert nur in geringem Umfang. Die Befragungen und Analysen zeigen, dass die Privatwaldberatung<br />

und -betreuung in hohem Maße vom Engagement des jeweiligen Revierleiters abhängen.<br />

Aus den Gesprächen mit den unteren Forstbehörden entsteht der Eindruck, dass dieses<br />

Aufgabenfeld trotz der Einsparungen an Personal an Aktualität gewinnt. Konsequent eingesetzte<br />

Instrumente zur systematischen Ansprache nicht aktiver Waldbesitzer sind bei den Befragungen<br />

oder den Vor-Ort-Besuchen nicht festgestellt werden. In der Beurteilung der unteren Forstbehörden<br />

stellen die Erhaltung des Revierleitersystems sowie gezielte Informationen insbesondere bei<br />

den Waldbesitzerversammlungen die wertvollsten Instrumente zur Ansprache der Waldbesitzer<br />

dar.<br />

Bei dem Versuch, Waldbesitzer zu kontaktieren und zu einer Nutzung zu motivieren, werden dem<br />

lokal verantwortlichen Revierleiter die Hauptkompetenzen zugeschrieben. Holzmobilisierung im<br />

Sinne von (Erst-) Ansprache und Motivation kann - so die von nahezu allen interviewten Akteuren<br />

geteilte Meinung - in effizienter Form insbesondere über die Reviere der unteren Forstbehörden<br />

geleistet werden.<br />

In den Experteninterviews kristallisierten sich zwei Elemente als wesentlich für eine verbesserte<br />

Holzbereitstellung aus dem Kleinprivatwald heraus: das sind die ‚intensionsfreie Beratung‘ und<br />

der regionale Bezug. Beide Aspekte finden sich in hohem Maß in dem Revierleiter/Privatwaldbetreuer-Konzept<br />

wieder. Der Beratende hat keinen eigenen Nutzen aus dem Holzeinschlag und er<br />

ist vor Ort permanent tätig.<br />

Die Beobachtungen legen den Schluss nahe, dass diese Aufgabe dem Revierleiter zwar originär<br />

zukommt, aber nur in Ausnahmefällen in strukturierter Form (blockweise Ansprache) oder in<br />

Kampagnen (vgl. Beispiele aus Thüringen) durchgeführt wird. Zudem fehlen Dokumentations- und<br />

Kontrollsysteme (z.B. Anzahl der Kontakte; Anzahl bekannter Waldbesitzer, Mitgliedschaften) der<br />

Ansprache der Kleinprivatwaldbesitzer.<br />

Holzmobilisierung und Nutzung in Mobilisierungsblöcken<br />

Von Interesse war die Frage, von wem die Initiativen zur Holzmobilisierung im Kleinprivatwald ausgehen.<br />

Dabei sehen sowohl die unteren Forstbehörden als auch die Forstbetriebsgemeinschaften<br />

jeweils die Waldbesitzer selbst oder die Revierleiter als die Hauptmotoren der Holzmobilisierung.<br />

Dass dabei der jeweils eigenen Organisation ein größeres Gewicht eingeräumt wird, mag aus der<br />

Sicht der Befragten erklärbar sein. Deutlich wird aus der Befragung der beiden Gruppen, dass<br />

von den Forstbetriebsgemeinschaften bei der Holzmobilisierung nur eine geringe Initiativwirkung<br />

ausgeht. Sowohl für die Forstbetriebsgemeinschaften als auch die unteren Forstbehörden spielen<br />

Dienstleister oder die Holzabnehmer nur eine geringe Rolle bei der Holzmobilisierung.<br />

In Versuchen konnte herausgearbeitet werden, dass der idealtypische Mobilisierungsprozess im<br />

Kleinprivatwald am besten in Mobilisierungsblöcken zu organisieren ist, mit einer gebündelten<br />

Ansprache und Motivation der Waldeigentümer sowie einer zentral organisierten Nutzung und<br />

Abrechnung. Konzeptionelle Überlegungen und flächige Umsetzungen begleitet von organisatorischen<br />

Anpassungen und der Einbeziehung von Abnehmern finden in anderen Bundesländern<br />

statt, etwa in Thüringen und Rheinland-Pfalz. Auch in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gab es in den Anfängen<br />

der Holzmobilisierungsdebatte wissenschaftliche Untersuchungen. 46<br />

Das Ergebnis der Befragungen zeigt, dass zwar vereinzelte Ansätze dazu auch in verschiedenen<br />

Landkreisen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> vorhanden sind. Ähnlich wie bei der Ansprache der Waldbesitzer<br />

ist ein systematisches Vorgehen jedoch nicht erkennbar. Zumeist stellt ein Nutzungsvorhaben<br />

im Kommunal- oder Staatswald den Kristallisationskern dar, um den herum dann einzelne<br />

Waldflächen bzw. Waldbesitzer mit einbezogen werden. Als Argument, warum diese Form der<br />

systematischen Erschließung von brachliegenden Nutzungsreserven im kleinen und kleinsten Privatwald<br />

keine Anwendung findet, wird von den Befragten der unteren Forstbehörden insbesondere<br />

eine unbefriedigende Aufwand-Nutzen-Relation angeführt. Der große Einsatz an Arbeitszeit<br />

46 Schultz et. al., 2002.<br />

62 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

für oft nur magere Holznutzungen lohne sich nicht. Zudem haben die neuen, größeren Revierzuschnitte<br />

dazu geführt, sich eher mit den nutzungsbereiten Waldbesitzern zu beschäftigen. Mehrfach<br />

wurde von Erfahrungen berichtet, bei denen zum wiederholten Mal ein Bestand probeausgezeichnet<br />

wurde und dann trotz allem keine Nutzung erfolgte, oder dass die Kleinstparzellierung<br />

mit schmalen Streifen die Anlage von notwendigen Rückegassen nicht erlaubt. Ein weiterer Aspekt<br />

kommt hinzu: Waldbesitzer kümmern sich wegen steigender Brennholznachfrage verstärkt<br />

um die Versorgung mit Energieholz aus dem eigenen Wald, sie betonen die Reservehaltung im<br />

Wald und stehen einem Verkauf ihres Holzes eher skeptisch gegenüber.<br />

Anteil der Nennungen<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

39%<br />

49%<br />

44%<br />

31%<br />

8%<br />

11%<br />

Waldbesitzer Revierleiter FBG Dienstleister,<br />

Händler,<br />

Selbstwerber<br />

UFB FBG<br />

4%<br />

5%<br />

3%<br />

4%<br />

Holzverbraucher<br />

Abbildung 34: „Von wem geht die Initiative zur Holzmobilisierung aus?“<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebs-gemeinschaften;<br />

Einschätzungen)<br />

Aus einer Forstbetriebsgemeinschaft wird berichtet, dass eine intensivere Ansprache systematisch<br />

erstmalig umgesetzt werden soll. Forstbetriebsgemeinschaft und untere Forstbehörde wollen<br />

gemeinsam vorgehen, wobei die Forstbetriebsgemeinschaft das Erstanschreiben übernimmt<br />

und dem Revierleiter das erste Beratungsgespräch zugedacht ist.<br />

Allerdings stellt auch das gebündelte Vorgehen nicht für alle Fälle im Kleinprivatwald ein erfolgversprechendes<br />

Vorgehen dar. In Regionen mit schwacher naturaler Ausstattung, extremer Parzellierung<br />

und/oder mit hohem Eigenbedarf hat dieses Vorgehen deutlich Grenzen. 47<br />

Bewertung der Mobilisierungsblöcke<br />

Die Holzmobilisierung mithilfe einer gezielten Bildung von Nutzungsblöcken im Kleinprivatwald<br />

wird von den Revierleitern in hohem Maße als schwierig, wenig erfolgversprechend und teilweise<br />

auch frustrierend empfunden. In Konsequenz wird dieses Vorgehen daher kaum angewandt; der<br />

Fokus der Tätigkeit liegt auf dem Kommunal- und Staatswald. Eigentumsgemischte Reviere mit<br />

größeren Anteilen von Kommunal- und Staatswald bieten den Revierleitern die Möglichkeit, den<br />

Aufgabenschwerpunkt auf diese Waldbesitzarten zu legen.<br />

In der Tat liegt die Vorbereitung der Nutzungsmaßnahmen (Adressen suchen, Ansprache/Anschreiben,<br />

Vor-Ort-Beratung, Flächensuche, Betreuungsarbeiten) ausschließlich bei den Revierleitern.<br />

Eine mögliche Unterstützung in den unteren Forstbehörden findet nicht statt. Gleichwohl<br />

47 Wippel, Suchomel, 2008.<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 63


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

zeigten sich Revierleiter aufgeschlossen, wenn Arbeiten zentral von einem ‚Privatwald-Experten‘<br />

in der Kreisverwaltung übernommen würde.<br />

4.5.2 Der Prozess des Holzverkaufs<br />

Der Verkauf des geernteten Holzes aus dem Kleinprivatwald der Größenklasse bis zehn Hektar<br />

wird in den allermeisten Fällen über die Vermarktungsstelle der unteren Forstbehörden organisiert.<br />

Nur wenige Kreisforstämter geben an, dass ein bedeutender Teil der Mengen nicht über die<br />

unteren Forstbehörden abgewickelt wird. In solchen Fällen gibt es forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse<br />

oder leistungsfähige Selbstwerber. Von den Befragten der Landkreise wird zudem<br />

geschätzt, dass ein erheblicher Teil des Holzpotenzials von den Waldbesitzern für den Eigenbedarf<br />

als Brennholz geerntet wird. Dies trifft insbesondere auf den laubholzdominierten Wald zu.<br />

Der insgesamt hohe Anteil der Vermarktungsleistung über die unteren Forstbehörden im Bereich<br />

des kleinen und kleinsten Privatwaldes kommt dabei auch dadurch zustande, dass viele Forstbetriebsgemeinschaften<br />

und sonstige Zusammenschlüsse des Privatwaldes keine eigene Holzvermarktung<br />

etabliert haben und diese auch nicht anstreben. Häufig haben die Zusammenschlüsse<br />

die Geschäftsführung an die untere Forstbehörde übertragen; teilweise sind auch (ehemalige)<br />

Forstbedienstete in der Vereinsführung engagiert – eine Situation, die für die Mitglieder die Vorteile<br />

eines geringen betrieblichen Risikos und eines hohen fachlichen Betreuungsniveaus mit außerordentlich<br />

geringer Gebührenforderung für in Anspruch genommene Dienstleistungen verbinden.<br />

Nach Aussage der unteren Forstbehörden kommt das Holz für den Verkauf aus unterschiedlichen<br />

Quellen. Der mengenmäßig bedeutendste Teil wird über die Beratungs- und Betreuungsleistung<br />

direkt beim Kleinprivatwaldbesitz akquiriert. Hier erfolgen nach der waldbaulichen Vorarbeit der<br />

Einschlag und schließlich die Aufnahme und der Verkauf des Holzes durch den Mitarbeiter der<br />

unteren Forstbehörde. Ebenfalls große Bedeutung hat die Andienung von Holz zum Verkauf durch<br />

den Waldbesitzer direkt an die untere Forstbehörde, die auf eigene Initiative und zumeist auch in<br />

Eigenregie durch den Waldbesitzer geerntet wurde. Je nach Situation im Kreisgebiet, ist in einigen<br />

Fällen die Geschäftsführung einer Forstbetriebsgemeinschaft mit in den Prozess integriert. Dabei<br />

obliegt der Forstbetriebsgemeinschaft das Bündeln von Kleinmengen und die Verteilung der Holzgelder<br />

auf die einzelnen Mitglieder.<br />

Selbstvermarktende Strukturen des Privatwaldes kommen dagegen bisher kaum vor. Einige wenige<br />

große Zusammenschlüsse haben hierfür eigenes Know-How aufgebaut und auch die Ausstattung<br />

für die technische und buchhalterische Abwicklung angeschafft oder sie bekommen die<br />

notwendigen Ressourcen von den unteren Forstbehörden gestellt (beispielsweise die ForstBW-<br />

Forstsoftwarelösung, Büroleistungen usw.). Die Besonderheit dieser Konzepte liegt hierbei in der<br />

neu entstehenden Schnittstelle zwischen waldbaulicher Vorbereitung, etwa dem Auszeichnen<br />

durch den Revierleiter sowie Holzeinschlag und Holzverkauf durch die Privatwaldorganisation.<br />

Selbstwerbung und der Direktverkauf durch die Waldbesitzer können nach den Einschätzungen<br />

der Befragten der unteren Forstbehörden und Forstbetriebsgemeinschaften im Kleinprivatwald<br />

vernachlässigt werden. Allerdings bestehen hierbei regionale Unterschiede. So ist etwa in Regionen<br />

mit hoher Verarbeitungskapazität der Direktverkauf durch den Waldbesitzer an Holzverarbeiter<br />

durchaus ein wichtiger Verkaufsweg. Ein Teil der unteren Forstbehörden im Zusammenhang<br />

mit einer angestrebten Reduktion des Personals auf der Fläche im Kleinprivatwald verstärkt auf<br />

die Selbstwerbung setzen. Als Vorteil werden die verringerte Betreuungsintensität und die direkte<br />

Auszahlung des Holzgeldes sowie die Vermeidung von finanziellen Vorleistungen durch den<br />

Waldbesitzer gesehen.<br />

Holzverkauf aus der Sicht der Abnehmer<br />

Der Holzverkauf soll in knapper Form aus dem Blickwinkel der Abnehmer beschrieben werden.<br />

Aus der Sicht der interviewten holzverarbeitenden Betriebe stellen die unteren Forstbehörden<br />

mit großem Abstand die wichtigste Versorgungsquelle für ihren Rundholzeinkauf dar. Weitere<br />

Zukäufe erfolgen über den Handel und über Unternehmen, die in Selbstwerbung Holz einschlagen,<br />

anbieten und oftmals ‚frei-Werk’ liefern. Direktangebote der Waldbesitzer kommen vor und<br />

64 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

werden in den meisten Fällen auch abgewickelt. Problematisch sind hierbei aber die Einhaltung<br />

der Qualitätsstandards und der hohe Aufwand für die Abwicklung.<br />

Aufgrund der über die unteren Forstbehörden gebündelten und dadurch großen Holzmengen, die<br />

kontinuierlich zu den regionalen und meist mittelständischen Sägewerken fließen, stellt die Person<br />

des Holzverkäufers der unteren Forstbehörde die zentrale Schnittstelle zwischen dem Waldbesitz<br />

und der Holzindustrie dar. Die interviewten Abnehmerbetriebe stufen die Situation, dass in<br />

Zeiten schwieriger Holzversorgung ggfs. aus dem Privatwald ausbleibende Vertragsmengen über<br />

den mitbetreuten Kommunalwald und Staatswald abgepuffert werden, positiv ein. Weiter wurde<br />

positiv erwähnt, dass die unteren Forstbehörden neben der Bündelungsfunktion auch eine Qualitätssicherung<br />

z.B. bei der Sortierung bieten.<br />

Mit Blick auf die zentralen Verträge des Landes besitzen die dort ausgehandelten Holzpreise eine<br />

Signalwirkung, durch die der Markt sich für Verkäufer und Käufer berechenbarer und damit weniger<br />

aufwändig in den Preisverhandlungen gestaltet. Allerdings seien Qualitäts- und Serviceunterschiede<br />

schwieriger im Preis abzubilden. Während die größeren Säger tendenziell zufriedener mit<br />

der zentralen Vermarktung sind, äußerte die Gruppe der kleineren und mittleren Abnehmer die<br />

Sorge, bei verstärkt zentral gelenkten Absatzströmen in Versorgungsschwierigkeiten zu geraten.<br />

Die Analyse von Holzaufkommen und -verbleib kommt in diesem Zusammenhang zu dem Ergebnis,<br />

dass etwa 78 % des über ForstBW verbuchten Holzes innerhalb <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s verbleiben.<br />

Auch für die Ebene der zwölf Regionen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s kommt die Studie zu dem<br />

Schluss, dass „hohe Anteile des Waldholzes auf der ersten Absatzstufe meist dort verarbeitet<br />

werden, wo sie eingeschlagen werden“. 48<br />

Der Bezug von Holzmengen direkt über selbstvermarktende Forstbetriebsgemeinschaften, z.B.<br />

aus dem angrenzenden Bundesland Bayern, wurde ebenfalls mit den Abnehmern diskutiert. Die<br />

Erfahrungen der befragten Unternehmen gehen dabei in die Richtung, dass es den bestehenden<br />

Privatwaldstrukturen noch immer an Professionalität fehle und die Liefertreue und -qualität zu<br />

wünschen übrig lasse. Trotzdem besteht der Wunsch von Seiten der Abnehmer, neben den bestehenden<br />

Hauptanbietern, von weiteren Lieferanten nennenswerte Einkaufsmengen beziehen<br />

zu können.<br />

Bewertung des Holzverkaufsprozesses<br />

Die Befragungen und Interviews haben ergeben, dass ca. 70 % der Holzmasse, die bisher aus dem<br />

Kleinprivatwald mobilisiert wird und für die weitere Holzbe- und -verarbeitung vorgesehen ist,<br />

über die unteren Forstbehörden vermarktet wird. Dieser, auf die indirekte Subvention über geringe<br />

Gebührensätze zurückzuführende Umstand, erschwert derzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

die Bildung eigenständiger Strukturen auch in den Regionen, in denen bezüglich der Besitzgröße<br />

und Baumartenausstattung eine Etablierung möglich erscheint. Andererseits erlaubt diese Tatsache<br />

in vielen Fällen überhaupt erst den Marktzutritt des kleineren Waldbesitzes. Diese Ambivalenz<br />

der Situation erschwert einfache Strategien.<br />

Eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hat in der Praxis auch das Ziel der Gebühreneinnahmen<br />

für die Landkreisverwaltung. Während die reinen Beratungsleistungsleistungen der unteren<br />

Forstbehörden kostenlos für den Waldbesitzer sind, fallen bei der Betreuung Gebühren an. Diese<br />

verbleiben dem Landkreis als Einnahmen. Das Interesse der Landkreisverwaltung an hohen Gebühreneinnahmen<br />

kann zu Konflikten beim Aufbau und der Weiterentwicklung waldbesitzereigener<br />

Vermarktungsorganisationen führen.<br />

Sofern schon heute selbstvermarktende Strukturen im Entstehen bzw. etabliert sind, ist die Ursache<br />

hierfür weniger ein aktives Handeln im Sinn der ‚Hilfe zur Selbsthilfe’ von Seiten der unteren<br />

Forstbehörden als vielmehr hohes Engagement und/oder Unzufriedenheit der Waldbesitzer<br />

mit den Beratungs- und Betreuungsleistungen, etwa durch einen drohenden Rückgang des Beratungsangebotes<br />

durch eine Vergrößerung der Reviere oder neue Revier- und Zuständigkeitszuschnitte.<br />

Des Weiteren sind eigenständige Strukturen dort entstanden, wo auf der Grundlage<br />

des Kartellverfahrens Forstbetriebsgemeinschaften und/oder Kommunen nicht weiter von den<br />

48 Redmann, 2010, S. 62.<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 65


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

unteren Forstbehörden in direkter Betreuung gehalten werden konnten. Auffällig in diesem Zusammenhang<br />

erscheinen auch die bestehenden engen Verbindungen von unterer Forstbehörde<br />

und Forstbetriebsgemeinschaft, die in Form von ‚Bürogemeinschaften‘ es den Forstbetriebsgemeinschaften<br />

ermöglichen, Infrastruktur mit zu nutzen. So entsteht der Eindruck, dass eine echte<br />

Unabhängigkeit bei den Zusammenschlüssen von den unteren Forstbehörden mit einer hohen<br />

Skepsis verbunden ist.<br />

4.5.3 Förderung<br />

Die Rolle des Kleinprivatwaldes bei der Förderung<br />

Die Bedeutung der Förderung des kleinen und kleinsten Privatwaldes wird von den Vertretern<br />

der unteren Forstbehörden in den Telefoninterviews mehrheitlich als wichtig eingestuft. 80 %<br />

der Befragten gaben an, dass Förderung eine hohe, zumindest aber eine gewisse Bedeutung hat.<br />

Diese generelle Aussage war in der schriftlichen Befragung spezifiziert worden. Bezogen auf die<br />

einzelnen Förderschwerpunkte waren für die unteren Forstbehörden insbesondere Maßnahmen<br />

zur naturnahen Waldwirtschaft am Positivsten eingestuft worden. Für die forstlichen Zusammenschlüsse<br />

waren demgegenüber die Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur eher bedeutend.<br />

Insgesamt erstaunt es, dass keiner der Förderbereiche eine deutliche sehr positive Einschätzung<br />

erhält.<br />

Umweltzulage Wald / Ökologische Maßnahmen<br />

Forstliche Infrastruktur<br />

Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse<br />

Naturnahe Waldwirtschaft<br />

66 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD<br />

FBG<br />

UFB<br />

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3<br />

Abbildung 35: Bedeutung der Förderbereiche für den Kleinprivatwald<br />

Bewertung: 0 = unwichtig, 1 = eher unwichtig, 2 = eher wichtig, 3 = wichtig<br />

(Quelle: telefonische Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />

Einschätzungen)<br />

Organisatorisch wird die forstliche Förderung in allen unteren Forstbehörden nahezu gleich<br />

umgesetzt. Ein Förderspezialist ist für die Sachbearbeitung der Förderanträge zuständig. Nur<br />

in wenigen Ämtern wurde die Aufgabe bei den noch bestehenden Außenstellen belassen. Das<br />

Aufgabengebiet des zentral agierenden Sachbearbeiters umfasst die Annahme und Prüfung von<br />

Förderanträgen. Ferner obliegt dem Spezialisten in der unteren Forstbehörde die Weitergabe geänderter<br />

und neuer Kriterien der Förderprogramme an die Revierleiter oder auch direkt an die<br />

Waldbesitzer. Diese zentrale Stelle führt auch die Kontrolle der Förderantrage durch und nimmt<br />

die Maßnahme ab (‚Inaugenscheinnahme‘). Die Revierleiter hingegen sind in allen unteren Forstbehörden<br />

die ersten Ansprechpartner für die Waldbesitzer zu Fördermaßnahmen. Sie beraten die<br />

Waldbesitzer in ihren Anliegen und betreuen die Planung und Umsetzung.<br />

Die Rolle von Forstbetriebsgemeinschaften wird von Seiten der unteren Forstbehörden besonders<br />

im kleinparzellierten Privatwald in der Bündelung der Waldbesitzer und der Informationsweitergabe<br />

gesehen. Generell als vorteilhaft würde im Rahmen einer gemeinsamen Fördermittelantragstellung<br />

die Verteilung der ausgeschütteten Fördersummen über die Institution Forstbetriebsge-


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

meinschaft beurteilt.Die Bewertung der Umsetzung der EU-kofinanzierten Fördermaßnahmen in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ergab, dass die befragten Privatwaldbesitzer mehrheitlich mit den Abläufen,<br />

mit dem eigenen Aufwand und der Dauer des Antragverfahrens zufrieden sind. 49<br />

Das Bekanntmachen der Fördertatbestände erfolgt mehrheitlich durch das Herausgeben von Artikeln<br />

in lokalen Amts- und Presseblättern. Zudem informiert die untere Forstbehörde die Waldbesitzer<br />

im Rahmen von Jahresversammlungen der Waldbesitzervereinigungen. Während bei den<br />

Kommunen die Antragstellung zu 90 % von den Revierleitern ausgeht, sehen etwa die Hälfte der<br />

befragten Privatwaldbesitzer die Initiative von den Revierleitern ausgehend. 50<br />

Fördertatbestände und ihre Bedeutung<br />

Die Spanne der forstlichen Fördertatbestände in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist breit. Im Rahmen der<br />

schriftlichen Befragungen und vertiefend bei den Telefoninterviews wurden die einzelnen Aspekte<br />

bezüglich ihrer Bedeutung für den Kleinprivatwald bis zehn Hektar näher beleuchtet.<br />

Bei den beiden Befragungen wurde nach der Bedeutung der bestehenden Förderprogramme gefragt.<br />

Auch hier finden sich zum Teil die im ersten Abschnitt angedeuteten Unterschiede in der<br />

Einschätzung.<br />

Wiederaufforstung<br />

Wegeinstandsetzung<br />

Wegeneubau<br />

Erstinvestitionen<br />

Erstaufforstung<br />

Geschäftsführung<br />

Bodenschutzwald<br />

Jungbestandspflege<br />

Bodenschutzkalkung<br />

Wasserschutzwald<br />

Erholungswald<br />

Holzmobprämie<br />

Natura 2000<br />

ökologische Maßnahmen<br />

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3<br />

Abbildung 36: Bedeutung der Fördermaßnahmen für den Kleinprivatwald<br />

Bewertung: 0 = unwichtig, 1 = eher unwichtig, 2 = eher wichtig, 3 = wichtig<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />

Einschätzungen)<br />

49 MLR, 2010: S. 288.<br />

50 MLR, 2010.<br />

FBG<br />

UFB<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 67


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Übereinstimmend geht aus beiden Befragungen hervor, dass die Wiederaufforstung ein bedeutender<br />

Fördertatbestand ist, der sehr häufig in Anspruch genommen wird. Die lenkende Wirkung<br />

in Bezug auf den Waldbau wird von den Interviewpartnern dabei mehrfach als wichtig und notwendig<br />

beurteilt.<br />

Im Gegensatz zu den Befragten der unteren Forstbehörden beurteilen die Befragten der Forstbetriebsgemeinschaften<br />

die Förderung der Wegeinstandsetzung und des Wegeneubaus als eher<br />

bedeutend. Die Wegeinstandsetzung ist momentan nur nach Kalamitäten förderfähig, was evtl.<br />

zu der deutlich geringeren Bedeutung in der Wahrnehmung der unteren Forstbehörden führt.<br />

Weiter führt dieser Umstand nach Einschätzung der unteren Forstbehörden dazu, dass die insgesamt<br />

gute bis befriedigende Infrastruktur leide, da auch nach erfolgten Holzerntemaßnahmen<br />

z.B. ein Abschottern, Grädern und Walzen der Wege geboten sein kann, was aber auf Grund der<br />

anfallenden Kosten und deren bei gemeinschaftlichen Wegen im Kleinprivatwald schwierigeren<br />

Zurechnung auf die Verursacher meist unterbleibe.<br />

Eine konträre Haltung nehmen die schriftlich Befragten im Hinblick auf die Förderung von Erstinvestitionen<br />

für Forstbetriebsgemeinschaften ein. Während die FBG-Vertreter diese Anschaffungen<br />

als eher bedeutsam einstufen, sehen die unteren Forstbehörden dies als eher unbedeutend<br />

an.<br />

Die Jungbestandspflege erhält bei der Beurteilung in der schriftlichen Befragung insbesondere<br />

von den Forstbetriebsgemeinschaften tendenziell eine positive Einschätzung. Auch die telefonisch<br />

befragten Fachleute der unteren Forstbehörden sehen in der Jungbestandspflege ein wichtiges<br />

Instrument zur waldbaulichen Steuerung. Es wird auf die Wirkung hingewiesen, die diese<br />

Programme für die Baumartenausstattung und Stabilität der Bestände entfalten.<br />

Die Auswertung der schriftlichen Befragung ergab weiter, dass die Förderungen zur Unterstützung<br />

des Aufbaus eigenständiger Forstbetriebsgemeinschaften (Mobilisierungsprämie und Förderung<br />

der Geschäftsführung) insbesondere von den unteren Forstbehörden als unbedeutend angesehen<br />

werden. Diese Einschätzung wird in den Telefoninterviews meist bestätigt. Während der<br />

Befragung wurde deutlich, dass bei den unteren Forstbehörden diese Förderung überwiegend für<br />

nicht sinnvoll gehalten wird und daher kaum aktiv beworben wird. Häufiger wurde angemerkt,<br />

dass es unverständlich sei, dass ein Zusammenschluss und damit indirekt der Privatwaldbesitzer<br />

Geld für eine Aktivität bekomme, die als solche schon gewinnbringend sei (Holzverkauf). Zudem<br />

würde die Arbeit ja überwiegend vom Forstpersonal der Kreisbehörde geleistet, so dass hier eine<br />

doppelte Begünstigung vorläge. Diese Argumentation wurde ähnlich auch für die Förderung der<br />

Geschäftsleitung von Forstbetriebsgemeinschaften vorgebracht. Lediglich in einer unteren Forstbehörde<br />

sprach man sich für die Geschäftsführungsförderung aus und befand eine Aufstockung<br />

bzw. eine Verlängerung der Förderdauer als wünschenswert.<br />

Die Förderprogramme im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes werden sowohl von den Befragten<br />

der Forstbetriebsgemeinschaften als auch von den Befragten der unteren Forstbehörden<br />

kritisch beurteilt. Dies geht einher mit einer geringen Ausschöpfungsquote dieser EU-kofinanzierten<br />

Fördermaßnahmen. 51 Ursachen liegen zum einen in den Bagatellgrenzen. So gilt für die<br />

Umweltzulage Wald eine Auszahlungssumme von 150 Euro je Förderantrag, was im Bereich der<br />

Natura 2000-Förderung eine Lebensraumtypfläche von mindestens drei Hektar voraussetzt. 52<br />

Insbesondere bei den Fördertatbeständen der Umweltzulage Wald (Erholungs-, Wasserschutz-,<br />

Bodenschutzwald, Natura 2000) wurde in den mündlichen Interviews immer wieder von den<br />

Gesprächspartnern bei den unteren Forstbehörden kritisiert, dass hier ‚Geld mit der Gießkanne<br />

ohne konkrete Gegenleistung‘ verteilt würde.<br />

Die Bodenschutzkalkung hat nach den Ergebnissen der schriftlichen Befragung eine geringe<br />

Bedeutung. Bei den telefonischen Interviews wurde die Kalkung für den Kleinprivatwald zwar<br />

als wünschenswert und sinnvoll eingestuft, aber wegen des hohen Eigenanteils und wegen der<br />

51 Siehe hierzu: IFLS, 2010.,<br />

52 Bei dieser Darstellung wird unterstellt, dass der antragstellende Betrieb keine Förderung von Bodenschutz-, Erholungs-<br />

und Wasserschutzwald erhält.<br />

68 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

schwierigen technischen Umsetzung im kleinparzellierten Wald als kaum umsetzbar beurteilt. Daher<br />

sei eine 100 %-Förderung dringend geboten.<br />

In den Telefoninterviews wurde gefragt, wie die forstliche Förderung für den Kleinprivatwald allgemein<br />

verbessert werden könne. Bei der Auswertung lassen sich zwei gegensätzliche Positionen<br />

ausmachen. Zwar halten alle Befragten die forstliche Förderung für sinnvoll, aber während eine<br />

Gruppe die Heraufsetzung von Bagatellgrenzen und sogar Bearbeitungsgebühren vorschlägt, um<br />

die Kosten-Nutzen-Relation zu verbessern, rät die andere Gruppe zur Abschaffung von Bagatellgrenzen.<br />

Bewertung der Förderung<br />

Angesichts der vielfältigen Anforderungen, die die Förderprogramme an die Waldbesitzer und die<br />

unteren Forstbehörden stellen, scheint die organisatorische Umsetzung mit einem zentralen Fördersachbearbeiter<br />

und den Revierleitern gut geeignet die Beratung auch beim kleinen Waldbesitz<br />

zu gewährleisten.<br />

Während die Fördermaßnahmen im Rahmen der Wiederaufforstung oder der Jungbestandspflege<br />

positiv beurteilt werden, sehen die unteren Forstbehörden die Fördermaßnahmen der Umweltzulage<br />

Wald oftmals kritisch. Förderung ohne waldbauliche Aktivitäten werden als Zahlungen<br />

an die Waldbesitzer gesehen, die sich ausschließlich aus dem Eigentum an Wald begründen. Nicht<br />

oder nur unzureichend berücksichtigt wird dabei allerdings die beabsichtigte ‚Entschädigungs-<br />

oder Kompensationswirkung‘ einer Fördermaßnahme wie z.B. der Umweltzulage Wald, die mit<br />

Bewirtschaftungseinschränkungen begründet wird.<br />

Ein wesentlicher Aspekt wurde öfter von den Zusammenschlüssen hervorgehoben: die Förderung<br />

sei ein wesentlicher Anlass zum Erstkontakt mit den Waldbesitzern auch kleiner Flächen und<br />

Grundlage für nachfolgende Beratungs- und Betreuungsaktivitäten, also Bewirtschaftungsmaßnahmen<br />

im Kleinprivatwald.<br />

4.5.4 Spezifische technische Ausstattung der Reviere für den Kleinprivatwald<br />

In den telefonisch geführten Interviews wurden die Teilnehmer nach der technischen Ausstattung<br />

der Reviere und unteren Forstbehörden gefragt, speziell unter dem Blickwinkel der Beratung<br />

und Betreuung des Privatwaldes kleiner 10 Hektar.<br />

Der größte Teil der unteren Forstbehörden hat in etwa die gleiche Ausstattung sowohl in den<br />

Revieren, wie auch in den Zentralstellen. Die Hardwareausstattung wurde übernommen, die Software<br />

wird von ForstBW gestellt.<br />

Die ForstBW-Forstsoftware mit jährlicher Synchronisierung mit dem automatisierten Liegenschaftsbuch<br />

stellt für den Beratungs- und Betreuungsauftrag das wichtigste Instrument dar. Betont<br />

wird, dass auch die Reviere auf die aktuellen Daten des Systems zugreifen können, inklusive<br />

der GIS Komponente ‚InFoGIS‘.<br />

Die ForstBW-Forstsoftware unterstützt allerdings keine Funktion im Sinne einer Kontaktverwaltung<br />

(Customer Relationship Management - CRM). Somit ist es nicht möglich, die geführten Kontakte<br />

und Aktivitäten zu verbinden und als terminierte Aufgaben (z.B. nächste Kontaktaufnahme)<br />

abzulegen. Stattdessen führen die Revierleiter zumeist eigene und individuelle Listen, über die sie<br />

die Verwaltung der Privatwaldbesitzerbetreuung organisieren. In wenigen Fällen wurde berichtet,<br />

dass über die reine Adressverwaltung hinaus auch die Aktivitäten (Besuchsdokumentation)<br />

je kontaktiertem Waldbesitzer aufgezeichnet werden. Erfahrungen zeigen, dass die Revierleiter<br />

das systematische Dokumentieren von Kundengesprächen als extrem belastend empfinden und<br />

tatsächlich nur dann freiwillig durchführen, wenn sie über eine hohe Eigenmotivation verfügen. 53<br />

Der Zugang über das Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftwarelösung zu den Daten des automatisierten<br />

Liegenschaftsbuchs (ALB) wird von den meisten Befragten als positiv beurteilt. Kritisiert<br />

wird aber, dass die Eigentümerdaten nicht aktuell seien.<br />

Für die Flächenverwaltung wird das Modul ‚Inventur‘ der ForstBW-Forstsoftware verwendet.<br />

Über die GIS-Komponente ‚InFoGIS‘ können Luftbilder, Topographische Karten, Themenkarten<br />

53 Holzabsatzfonds, 2008.<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 69


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

dargestellt werden. Für das Auffinden von Grenzen in der Fläche sind in den unteren Forstbehörden<br />

häufig leistungsfähige GPS-Geräte vorhanden.<br />

Die Erstellung der Holzlisten im Holzschlag vor Ort erfolgt über mobile Datenerfassungsgeräte.<br />

Die Daten können über eine Schnittstelle in das Modul ‚Holzeinschlag‘ der ForstBW-Forstsoftware<br />

eingelesen werden. Von hier aus kann die Weiterverarbeitung erfolgen. Zum Teil sind die Reviere<br />

mit einer Digitalkamera ausgestattet, um die Dokumentation des Holzes bzw. der Holzpolter aus<br />

dem Privatwald zu verbessern.<br />

Bewertung der technischen Austattung<br />

Bisher ist es den Revierleitern überlassen, ob und in welcher Form sie die Kontakt- und Kundendokumentation<br />

vornehmen. Für die Anfertigung von Verkaufs- und Abfuhrlisten aus den Holzaufnahmedaten<br />

für den Verkauf von Rohholz aus dem betreuten Kleinprivatwald ist es wichtig,<br />

eine sinnvolle Bündelung der Mengen zu erreichen. Hierbei bietet nach Angaben der Befragten<br />

der unteren Forstbehörden die vorhandene Software beispielsweise zur Polterverwaltung, der<br />

Speicherung von GPS-Koordinaten und Waldbesitzerdaten noch keine befriedigende Lösung.<br />

Der Prozess von der Holzaufnahme bis zur Abrechnung erscheint unter dem Gesichtspunkt der<br />

Bündelung des Holzes nicht durchgängig optimal abgebildet.<br />

Im Allgemeinen kann neben den oben genannten Kritikpunkten aber festgestellt werden, dass<br />

nahezu alle unteren Forstbehörden zufrieden mit der derzeitigen technischen Ausstattung sind<br />

und aktuell keinen Ergänzungsbedarf sehen. In einem Fall wurde beklagt, dass es noch immer<br />

keinen Reviercomputer gäbe und die Mitarbeiter im Außendienst ihre Privatrechner verwenden<br />

müssten. In einigen Fällen wurden alle Außenstellen und Reviere mit Notebooks ausgestattet.<br />

4.5.5 Instrumente der Kommunikation und Information<br />

Die Aussagen zum Themenkomplex ‚Information und Erreichen der Kleinprivatwaldbesitzer‘ fallen<br />

insgesamt heterogen aus. Während einige untere Forstbehörden bereits begonnen haben,<br />

eigene Materialien zu erstellen, greifen ebenso viele auf das bereits vor der Verwaltungsreform<br />

bestehende, Material und Vorgehensweisen zurück.<br />

Üblicherweise werden die für den Kleinprivatwald relevanten Informationen über die lokalen<br />

Amts- und Presseblätter verbreitet. In unterschiedlichen Abständen werden Meldungen zu Holzpreisen,<br />

Kalamitätswarnungen, Förderprogrammen etc. herausgegeben.<br />

Für Waldeigentümer, die sich weitergehend informieren möchten, liegen in den unteren Forstbehörden<br />

Materialien aus. Hier haben einzelne Ämter bereits eigene Flyer und Merkblätter entwickelt,<br />

die auf die Situation im Kreis besser zugeschnitten sind und teilweise sogar über einen<br />

E-Mail-Sammelverteiler versandt und auf der Homepage zum Download angeboten werden. Der<br />

überwiegende Teil der unteren Forstbehörden gibt aber an, noch mit den allgemeinen Informationsschriften<br />

von ForstBW zu arbeiten.<br />

Zur besseren Kommunikation wurde erreicht, dass sowohl die Zentralen als auch nahezu alle<br />

Reviere landesweit per E-Mail erreichbar sind. Ferner haben alle Landkreise auf ihrer Internetpräsentation<br />

eine Forstseite integriert. Das Auffinden dieser Seite gestaltet sich jedoch fallweise<br />

schwierig und die angebotenen Inhalte sind oftmals wenig informativ.<br />

In Landkreisen, in denen Forstbetriebsgemeinschaften etabliert sind, erhalten die Teilnehmer der<br />

jährlichen Versammlungen in aller Regel umfängliche und detaillierte mündliche Informationen<br />

von den Vertretern der unteren Forstbehörden. Häufig wurde angegeben, dass dies hohe Priorität<br />

habe und dementsprechend die Amtsleiter oder weitere Mitarbeiter oftmals an den Terminen<br />

teilnehmen.<br />

In zwei der interviewten Kreisverwaltungen wurde die Entwicklung eines Leitbildes für den Privatwald<br />

hervorgehoben, in denen auch die Beratung und Betreuung des kleinen und kleinsten<br />

Privatwaldes thematisiert wird. Bei den meisten unteren Forstbehörden fehlt eine vergleichbare<br />

Strategieentwicklung oder sie war nicht erkennbar.<br />

70 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Bewertung der Instrumente der Kommunikation<br />

In der Heterogenität der Informationsmaterialien und auch der Art und Weise, wie die Informationen<br />

die Zielgruppe ‚kleiner und kleinster Privatwald‘ erreicht und mit welchem Nachdruck und<br />

welcher Innovation die verschiedenen unteren Forstbehörden an dieses Thema herangehen,<br />

wird deutlich, dass hier eine übergeordnete Strategie fehlt. Je nach Landkreis erhält das Thema<br />

Beratung und Betreuung eine unterschiedliche Priorität. Dabei lassen die Aussagen der Interviewpartner<br />

erkennen, dass personenbedingte Faktoren ebenso eine Rolle spielen wie z.B. die<br />

Wettbewerbssituation zu eigenständigen Privatwaldorganisationen oder leistungsfähigen Selbstwerbern.<br />

Die Verbreitung aktueller Themen über die lokalen Gemeindeblätter und die lokalen Printmedien<br />

erreicht in aller Regel den interessierten Kreis der Zielgruppe. Eine noch bessere Durchdringung<br />

erzielt das zusätzliche Versenden von Informationen über einen E-Mail-Verteiler.<br />

Die Teilnahme von Revier- und Leitungspersonal an den Herbstversammlungen der Forstbetriebsgemeinschaften<br />

und sonstigen Privatwaldvereinigungen stellt eine zielführende Möglichkeit dar<br />

dar, sowohl die allgemeinen Rahmenbedingungen aber auch die Leistungen der unteren Forstbehörden<br />

im Zusammenhang mit der Waldbewirtschaftung aufzuzeigen.<br />

4.5.6 Waldflurbereinigung, Waldver- und -ankauf, Genossenschaftsmodelle<br />

Die Flächengröße des Privatwaldbesitzes in Verbindung mit der aufstockenden Hauptbaumart<br />

ist ein guter Indikator für die Beurteilung der Mobilisierbarkeit. Die kleinsten Flächen sind in den<br />

Bereichen der Realteilung zu finden. Hier handelt es sich oft um sehr kleine Grundstücke von 0,2<br />

bis 1,0 Hektar, zudem häufig ohne Anschluss an ein Wegenetz. Nicht selten sind mehrere solcher<br />

kleiner Waldgrundstücke im Eigentum einer Person oder einer Erbengemeinschaft, allerdings jeweils<br />

getrennt voneinander liegend, also nicht arrondiert. In diesen Wäldern, die in der Summe<br />

viele Tausend Hektar betragen, liegen nach Angaben der Interviewpartner heute die größten Nutzungsreserven<br />

brach.<br />

Die 1 ha bis 10 ha großen Betriebe erreichen über alle Kreise gerechnet eine etwas größere Fläche<br />

als die zuvor genannte Gruppe. Die Problematik der Erschließung ist in dieser Kategorie nicht<br />

mehr so stark ausgeprägt, wobei die Topographie und die führende Hauptbaumart hier Hinweise<br />

auf die Erreichbarkeit geben. Exponierte Lagen (Steilheit) und Laubholz weisen meist eine eher<br />

schlechtere Erschließung auf.<br />

Zur Verbesserung der Waldbesitzstruktur wurden in vielen Kreisen in der Vergangenheit und werden<br />

auch jetzt noch Flurbereinigungsverfahren vorangetrieben, wenn auch in deutlich geringerem<br />

Umfang als dies in der Landwirtschaft der Fall war und ist.<br />

Die Ergebnisse dieser Verfahren werden ambivalent beurteilt. In manchen Regionen konnte so<br />

eine merkliche Verbesserung der Struktur (bessere Erschließung, größere Flurstücke) erreicht<br />

werden. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch die Erfahrung von langwierigen Verhandlungsrunden<br />

und daraus resultierenden Kompromissen, die nur zu geringfügigen Strukturverbesserungen<br />

führen.<br />

Der Grundstücksmarkt für Waldflächen ist seit je her schwach ausgeprägt. Bei den Interviews<br />

wurde jedoch mehrfach auf Einzelkäufer hingewiesen, die im Kreisgebiet aktiv seien, und bereits<br />

50 oder mehr Hektar Wald angekauft hätten. Dies sind in der Regel Privatleute, die den Wald aus<br />

Liebhabermotiven kaufen.<br />

Waldgenossenschaften spielen in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nicht die gleiche Rolle wie in Rheinland-<br />

Pfalz oder Nordrhein-Westfalen. Allerdings hat die Erhebung ergeben, dass es 76 Waldgenossenschaften<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gibt. In einigen Regionen <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s gibt es Initiativen,<br />

den gemeinschaftlichen Besitz oder die gemeinsame Bewirtschaftung in diesen Formen zu<br />

intensivieren. 54,55<br />

54 Schraml, et al, 2008.<br />

55 Mündliche Mitteilung: Kreisforstamt Neckar-Odenwald-Kreis.<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 71


4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

4.5.7 Wegenetz und Wegezustand<br />

Zwei Drittel der Befragten der unteren Forstbehörden bezeichnen die Erschließung des kleinen<br />

und kleinsten Privatwaldes als gut bis ausreichend. Im Nachgang der schriftlichen Befragung ergänzten<br />

einige Experten die Angaben insofern, dass die Erschließung bezüglich der Struktur (Größe,<br />

Baumart, Lage) und daraus resultierend der Nutzungsaktivität der Waldbesitzer z.T. deutlich<br />

differiere.<br />

Die Erreichbarkeit vieler Kleinstflächen ist nach wie vor sehr schwierig, da häufig nur über benachbarte<br />

Grundstücke Zugang besteht. Der gemeinschaftliche Wegebau hat trotz der bestehenden<br />

Fördermöglichkeiten häufig eine nur geringe Bedeutung. Wörtlich wird zitiert, „dass jeder<br />

gern einen Weg zu seinem Grundstück habe, aber niemand die Fläche für den Wegebau opfern<br />

möchte“. Erschließungen gelingen daher oft nur dann, wenn die Route über kommunale- oder<br />

staatliche Flächen geführt werden kann.<br />

Im Gegensatz zur Erschließungssituation selbst beantworten nur ein Drittel der teilnehmenden<br />

unteren Forstbehörden die Frage zum Zustand der vorhandenen Wege als gut bis ausreichend.<br />

Zwei Drittel beurteilen den Zustand als eher schlecht.<br />

Der Wegezustand wird von den befragten Forstbetriebsgemeinschaften tendenziell etwas besser<br />

eingeschätzt als von den unteren Forstbehörden. Vermutlich ist dies auf die unterschiedlichen<br />

Wegeansprüche zurückzuführen – in den unteren Forstbehörden spielt die Berücksichtigung der<br />

Erholungsnutzung und der damit einhergehenden Pflege der Infrastruktur stets auch eine wichtige<br />

Rolle.<br />

72 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD


Anteil der Nennungen<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

36%<br />

32%<br />

48%<br />

55%<br />

19%<br />

schlecht eher schlecht eher gut gut<br />

UFB FBG<br />

9%<br />

4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

Abbildung 37: Erschließungsgrad im Kleinprivatwald unter zehn Hektar<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebs-gemeinschaften;<br />

Einschätzungen)<br />

Anteil der Nennungen<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

0%<br />

0%<br />

65%<br />

52%<br />

29%<br />

43%<br />

6%<br />

schlecht eher schlecht eher gut gut<br />

UFB FBG<br />

Abbildung 38: Wegezustand im Kleinprivatwald unter zehn Hektar<br />

(Quelle: schriftliche Erhebungen bei den unteren Forstbehörden und bei den Forstbetriebsgemeinschaften;<br />

Einschätzungen)<br />

4%<br />

WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD 73

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