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4 ERGEBNISSE - Forstkammer Baden-Württemberg

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4 <strong>ERGEBNISSE</strong><br />

der Kleinprivatwaldbesitzer in Nordrhein-Westfalen ermittelt, dass nur ca. ein Drittel der befragten<br />

Waldbesitzer primär wirtschaftliche Ziele mit ihrem Wald verfolgt.<br />

Allerdings haben verschiedene Untersuchungen auch gezeigt, dass bereits für Betriebe mit mehr<br />

als fünf Hektar Wald das Einkommen aus der Holznutzung für das Gesamteinkommen der Betriebe<br />

relevant ist. Der Waldbesitz ab dieser Größe hat für viele Waldbesitzer also eine wirtschaftliche<br />

Bedeutung und kann zu einer Abschwächung des Strukturwandels beitragen. 24 Schraml kommt<br />

in einer Untersuchung der Motive von Kleinprivatwaldbesitzern in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit Besitzgrößen<br />

bis 200 ha zu dem Ergebnis, dass knapp die Hälfte der Waldbesitzer wirtschaftliche<br />

Interessen an ihrem Waldbesitz hat. 25<br />

Der Waldbesitz nimmt beim Agrarstrukturwandel eine gewisse Sonderrolle ein. Im Gegensatz<br />

zu den landwirtschaftlichen Flächen der ausscheidenden Betriebe, die in aller Regel an größere<br />

Betriebe verkauft oder verpachtet werden, werden die Waldflächen in der Regel nicht abgegeben<br />

und bleiben in Familienbesitz. 26 Die durchschnittliche Waldbesitzgröße im Kleinprivatwald hat<br />

sich durch den Strukturwandel daher nur kaum geändert.<br />

Mit den dargestellten Strukturänderungen geht auch eine Änderung der Lebensstile der Waldbesitzer<br />

einher. In der Privatwaldforschung spricht man von einer „Urbanisierung“ der Privatwaldbesitzer.<br />

27 Die nichtbäuerlichen Waldbesitzer leben zwar häufig noch im ländlichen Raum oder sogar<br />

in der Nähe ihres Waldbesitzes, 28 verfügen jedoch über ein hohes Maß an Mobilität und orientieren<br />

sich beruflich und auch in ihrer Freizeit in Richtung größerer Ballungszentren. Bei einem großen<br />

Teil dieser Waldbesitzer überwiegen ideelle Aspekte des Waldbesitzes über die monetären<br />

Interessen. Becker und Borchers unterscheiden im Rahmen der Studie zu den Motiven der Waldbesitzer<br />

in NRW zwischen dem „eher wirtschaftlich eingestellten Typ“ mit starken ökonomischen<br />

Interessen und dem „eher ökologischen Typ“ bei dem ideelle Interessen im Vordergrund stehen.<br />

Für ihn hat der Waldbesitz eine starke Erholungs-, Freizeit- und Naturschutzfunktion. Zwischen<br />

diesen zwei Ausprägungen ist der „eher universal interessierte Waldbesitzer“ angesiedelt. Für<br />

letzteren sind die materiellen Besitzmotive gleichbedeutend mit den ideellen. Die drei Waldbesitzertypen<br />

kamen etwa gleich häufig vor. 29 Auch von Suda wird auf die zunehmende Bedeutung<br />

ideeller Motive des Waldbesitzes hingewiesen. Sahen früher die Waldbesitzer ihren Wald primär<br />

als „Wirtschaftsraum“, so stellt der Wald für eine größer werdende Zahl von Waldbesitzern einen<br />

„Naturraum“, „Lebensraum“ oder „Ausgleichsraum“ dar. 30 Für immer mehr Waldbesitzer steht<br />

also der Freizeit- und Erholungswert ihres Waldbesitzes im Vordergrund, die Waldbewirtschaftung<br />

stellt keinen oder nur einen marginalen Beitrag für den Lebensunterhalt dar. 31<br />

Für den Osten Deutschlands kommt Schurr dagegen zu dem Schluss, dass sich die Waldbesitzer<br />

„…nicht die Luxusalternative des Freizeitwaldes leisten können und wollen,…“. Der Autor<br />

weist dem Typus des Brennholzselbstversorgers eine gewisse Rolle zu, der im eigenen Wald aktiv<br />

wird und zwar “…wiederum nicht als Freizeitbetätigung, sondern schlichtweg um Kosten für<br />

die Deckung des häuslichen Energiebedarfs durch Einsatz der billigen eigenen Arbeitskraft zu<br />

vermeiden.“ 32<br />

Aber auch Waldbesitzer, die vor allem ideelle Motive mit ihrem Wald verfolgen, haben Bedarf<br />

an einer intentionsfreien Beratung, die unabhängig von den Motiven und Beratungsinhalten in<br />

die Nutzung des Waldes münden kann. Den staatlichen Revierleitern kommt hier eine zentrale<br />

Rolle zu. So hat etwa Ebertsch im Rahmen einer Waldbesitzerbefragung im Landkreis Tuttlingen<br />

festgestellt, dass für den größten Teil der Waldbesitzer der Revierleiter die wichtigste Informationsquelle<br />

zu Fragen zu forstfachlichen Themen ist. Als zweithäufigste Informationsquelle wurde<br />

24 Brandl, 2001.<br />

25 Schraml, 2003.<br />

26 Brandl, 2001.<br />

27 Schraml, 2003.<br />

28 siehe u.a. Viergutz, 2010; HAF, 2008.<br />

29 Becker, Borchers, 2000.<br />

30 Suda et. al., 2007.<br />

31 Becker, Borchers, 2000.<br />

32 Schurr, (2006), S. 252.<br />

48 WERTSCHÖPFUNG IM KLEINPRIVATWALD

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