23.10.2013 Aufrufe

ALuTEcH „SenneS DH“ - Freeride

ALuTEcH „SenneS DH“ - Freeride

ALuTEcH „SenneS DH“ - Freeride

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

NeuheiteN-test<br />

Wir waren mal wieder auf Raubzug bei der<br />

Eurobike in Friedrichshafen. Alle, die bei drei<br />

nicht schnell genug auf den Bäumen waren,<br />

mussten ihre Bikes und Parts für den Neuheitentest<br />

2013 rausrücken. Und wir haben fette<br />

Beute gemacht. Fotos: Lars Scharl<br />

Alutech<br />

Das nagelneue „Sennes“ haben wir Alutechchef Jürgen Schlender buchstäblich unterm Hintern<br />

weggerissen. „Noch nie durfte jemand einen Prototypen fahren, bevor ich ihn gefahren bin!“,<br />

hat er uns noch nachgerufen, aber da waren wir schon auf und davon. Das „Sennes“, das<br />

uns er überlassen musste, hat noch nicht die später serienmäßige Carbonsitzstrebe. Um<br />

das auszugleichen, wurde das Bike mit Carbonkurbel und -felgen gepimpt. Ansonsten ist die<br />

Ausstattung normal, nicht aber das Gewicht: 15,8 Kilo! Inklusive DH-Reifen und Teleskopstütze.<br />

Moment, eine Teleskopstütze am Downhiller? Jürgen ist ein Bikekonstrukteur, dem die Ideen<br />

für neue Räder auf dem Sattel und nicht im Sessel kommen. Ein DH-Bike, mit dem man in<br />

großen Bikeparkrevieren auch mal den ein oder anderen Ziehweg hochtreten kann und das bei<br />

einem Mégavalanche-Rennen viel Sicherheit gibt UND schnell ist – das sollte es sein! Ein „Fanes<br />

XXL“ sozusagen. Und so sieht das „Sennes“ dann auch aus. Die Rohrformen und der Hinterbau<br />

sind dem Erfolgsenduro sehr ähnlich, aber dahinter steckt eine komplette Neukonstruktion.<br />

Die Geo überraschte uns mit einem extrem steilen 76er-Sitzwinkel. In Kombination mit dem<br />

flachen 62-Grad-Lenkwinkel ergibt das ein kurzes Oberrohrmaß. Reach und Stack sind aber<br />

normal. Die Züge kann man optional komplett im Rahmen verlegen – elegant. Viel ist also<br />

anders als beim „Fanes“. Doch ist es Alutech gelungen, die sehr gute Hinterbauperformance<br />

ihres Enduros auf Downhill-Maße hochzupimpen? Das wusste bis dato nicht mal Jürgen selbst.<br />

Unsere Teststrecke bietet die Option, nach einer Gondelfahrt nochmal 150 Höhenmeter zum<br />

oberen Traileinsteig zu treten. Auf dem „Sennes“ in M sitzt man wegen des kurzen Oberrohres<br />

schon bei einer Körpergröße von 1,72 Metern sehr aufrecht. Ab 1,80 dürfte es zu eng werden.<br />

Beim ersten Aufsitzen dachten wir spontan: „Oha, zu weich abgestimmt.“ Doch die 300er-Feder<br />

lieferte exakt 35 Prozent SAG (67 Kilo Fahrergewicht). Der Hinterbau wippte beim Treten erst<br />

leicht – mit zugedrehter Lowspeed-Druckstufe dann gar nicht mehr. Beim 220 Millmeter Hub<br />

am Heck ist das beeindruckend. Mit 36er-Blatt vorne und 11-36er-Kassette konnten wir den<br />

Leicht-Downhiller so gut nach oben treten. Dreimal sogar. Und bergab? Der Testtrail ist extrem<br />

erodiert und übersät mit hochstehenden Wurzeln. Anspruchsvolles Gelände also. Das Fahrwerk<br />

des „Sennes“ ist hier enorm schluckfreudig. Das Heck arbeitet richtig satt, das Hinterrad klebt<br />

genauso am Boden wie bei dem von uns im Vergleich gefahrenen Specialized „Demo I“. Die<br />

Hinterbaukennlinie arbeitet über einen großen Bereich linear, besitzt aber eine spürbare Endprogression,<br />

die Durchschläge effektiv ausschließt. Die sehr sensible Manitou „Dorado“ passt<br />

gut zum Heck. Das geringe Gesamtgewicht spürt man – das „Sennes“ wirkt agil und verspielt.<br />

FREERIDE 4/12<br />

44<br />

Sennes DH<br />

Trotz des flachen Lenkwinkels<br />

fährt es sich nicht wie<br />

ein sturer Downhillbomber,<br />

sondern liegt in Sachen<br />

Handling eher auf dem<br />

Niveau des Trek „Session“.<br />

Der Hinterbau ist jetzt<br />

spürbar steifer als bei den<br />

ersten „Fanes“-Modellen.<br />

Etwas weicher als bei einem<br />

„Demo“ fühlt es sich im Lenkkopfbereich<br />

an. Ob das an der<br />

erfahrungsgemäß weicheren<br />

Upsidedown-Gabel, oder am<br />

Rahmen liegt, ist schwer zu<br />

sagen. Etwas ungewohnt:<br />

Wegen des steilen Sitzwinkels<br />

spürt man den Sattel<br />

weiter vorne zwischen den<br />

Beinen. Den Dämpfer kann man<br />

in einer zweiten Position einhängen. Das reduziert den Federweg auf 200 Millimeter und verändert<br />

den Charakter des Fahrwerks deutlich. Das Heck strafft sich (bei gleicher Federhärte),<br />

hat aber auch mehr Popp und passt so sehr gut für Bikeparkeinsätze mit flowigeren Strecken,<br />

oder – mit Singlecrowngabel aufgebaut – als tourentauglicher <strong>Freeride</strong>r. Bleibt die Frage, ob<br />

das geringe Gewicht des Leichtdownhillers mittelfristig Probleme bereitet. Jürgen Schlender<br />

ist durch die Erfahrungen bei der Carbonsitzstrebenentwicklung mittlerweile vorsichtig. Der<br />

Rahmen muss noch einige harte Test durchlaufen.<br />

Fazit: Alutech ruht sich nicht auf den „Fanes“-Lorbeeren aus, sondern bringt mit dem<br />

„Sennes <strong>DH“</strong> ein spannenden Downhiller auf den Markt. Er überzeugt mit sehr guter<br />

Hinterbaufunktion, einem ausgewogenen Handling und geringem Gewicht. Der Einsatzbereich<br />

ist breit: Selbst im getesteten Setup sind leichte Bergtouren drin.


<strong>ALuTEcH</strong> <strong>„SenneS</strong> <strong>DH“</strong> Größen: S, M (getestet), L, Preis: ca. 5 500 € (Rahmenpreis ohne Dämpfer: ca. 2 000 €,<br />

Gewicht: 15,8 kg (ohne Pedale), Gabel: Manitou „Dorado Pro“ (200 mm), Dämpfer: Fox „DHX Rc 4“ (200-220 mm), Lenkwinkel:<br />

62°, Sitzwinkel: 76°, Oberrohr: 535 mm, Kettenstrebenlänge: 431-443 mm, Reach: 402 mm, Stack: 595 mm, Tretlagerhöhe: 350 mm,<br />

Schaltung: Sram „XO“, Kurbel: THM „clavicula FR“, Bremsen: Avid „XO Trail“, Vorbau: Manitou, Sattelstütze: RockShox „Reverb“,<br />

Sattel: Twin Works, Sun Ringlé „carbon SRD“- Systemlaufradsatz, Reifen: Schwalbe „Muddy Mary <strong>DH“</strong> 2.35, www.alutech-bikes.com<br />

Fotos: Wolfgang Watzke<br />

Fanes on Steroids: Das „Sennes“ bringt die sehr<br />

gute Federungsfunktion des Enduros auf DH-<br />

Niveau. Der flache Lenkwinkel liefert in Kombination<br />

mit dem geringen Gewicht und dem tiefen<br />

Schwerpunkt ein tolles Handling. Die Teleskopstütze<br />

macht Sinn. Der Rahmen bietet die Option<br />

auf komplett innenverlegte Züge.<br />

FREERIDE 4/12<br />

45


NeuheiteN-test<br />

new SchOOL gegen OLDSchOOL<br />

Fazit: Robusterer Downhill-Handschuhe mit Knöchelschutz<br />

und gutem Tragekomfort.<br />

Schutz, Verarbeitung<br />

höherer Preis<br />

IXS „Dagger“<br />

O’neaL „aMX“ gegen rOeckL „MezzanO“<br />

Wer hat damit eigentlich angefangen? Ob im Worldcup oder bei den FMB-Wettkämpfen,<br />

überall sieht man nur noch superdünne „Chirurgen-Handschuhe“ – oder gar keine<br />

Gloves mehr. Vielen Profis scheint die Schutzwirkung egal, ihnen geht’s um das direkte<br />

Gefühl zwischen Hand und Lenker. Der „AMX“ von O’Neal ist so ein hauchdünnes Teil:<br />

günstig, leicht, luftig, direkt und nur mit ein paar weichen Leder-Pads verstärkt. Alles<br />

wunderbar, bis man beim Sturz mal entschlossen die Handflächen als Landekufen in die<br />

Erde stemmt. Dann tut’s weh, blutet und der Handschuh ist hin. Das muss man wissen!<br />

Anders beim Roeckl. Das Modell „Mezzano“ setzt auf Schutzwirkung. Elastische Kunststoffplatten<br />

panzern die Fingerknöchel, abriebzähes Gewebe die Handflächen, der<br />

gesamte Glove wirkt robust und umschließt die Hand angenehm straff mit einem<br />

gutem Klettverschluss am Handgelenk. Dennoch überzeugte uns der Tragekomfort<br />

des Roeckl. Fashion-Victims mögen ihn „oldschool“ nennen, wir finden ihn vernünftig,<br />

wenn die Gangart rauer wird auf Downhill- und Bikepark-Missionen.<br />

Kurzum: Uns gefielen beide Handschuhe. Schutzwirkung (Roeckl) auf der einen, Belüftung<br />

und direkteste Verbindung auf der anderen Seite (O’Neal). Was nun richtig ist, ist<br />

eher eine Grundsatzfrage, die ihr euch am besten selbst beantwortet.<br />

O’neaL „aMX“, 29,90 eurO rOeckL „MezzanO“, 59,90 eurO<br />

Fazit: Gut verarbeiteter, dünner All-Mountain-<br />

Handschuh. Er gibt Halt und trägt sich sehr<br />

angenehm.<br />

Belüftung, Tragekomfort, geringes Gewicht<br />

Schutz<br />

FREERIDE 4/12<br />

46<br />

Noch vor ein paar Jahren waren alle Protektoren für Biker mit Plastik zugepflastert. Handschuhe,<br />

Körperpanzer, Kneepads – überall wurden kleine Hartschalen aufgenäht – man fühlte sich sicher. Dann<br />

kamen die Softcore-Dinger mit automatisch verhärtendem Weltraumwundermaterial in Mode und der<br />

Plastikritter-Look war flugs Geschichte. Da ist der „Dagger“ schon wieder ein Hingucker. Trendig kurz<br />

zwar, aber mit dicker Hartschale über der Patellasehne. Drunter sitzt natürlich noch ein Pad aus dem<br />

Weltraumzeugs, aber für die spitzen Steine am Wegesrand ist jetzt wieder ein Ritterrüstungs deckelchen<br />

dran. Gut so. Der Sitz ist – ganz rüstungsuntypisch – sehr angenehm. Die zwei breiten Klettbänder<br />

halten den Schützer fix in Position. Trotzdem kann man noch gut pedalieren, ohne dass sie in die Kniekehlen<br />

einschneiden. Nach unten sind die Pads mit niedlichen Alibidreieckchen verlängert. Sieht nach<br />

Schutz aus, hört aber just da auf, wo die Bärentatzengefahrenzone beginnt. Sinnlos also. Für moderne<br />

Enduroisten, die mit Klickpedalen durch gezeitete Etappen hetzten, ist das okay, wettkampfabstinente<br />

Plattformtreter müssen aber um ihre Schienbeingesundheit bangen. Schade.<br />

Größen: S, M, L, XL. Preis: 75,95 €, www.hostettler.de<br />

Fazit: Gut gedacht, zu kurz gemacht. Der IXS-Schützer bietet sehr gute Passform und soliden Schutz<br />

an der Kniescheibe. Der Unterschenkel bleibt aber nackig. Ein paar Zentimeter mehr hätten hier<br />

einen großen Unterschied gemacht. So nur was für total Schmerzbefreite oder Klickpedalnutzer.<br />

66SIck „eSpacIO LIbre“<br />

Fazit: Schicker Plateau-Sattel in bewährter Ergonomie, bei der<br />

das Gewicht günstig auf den Sitzhöckern lastet und die Genitalien<br />

geschont werden. Anfangs gewöhnungsbedürftig, doch langfristig<br />

sehr angenehm – gerade auf langen Enduro- und <strong>Freeride</strong>-Touren<br />

oder mit Gepäck.<br />

Tragekomfort, stabil<br />

zu kurz<br />

Ist Ex-Worldcupper und Enfant terrible Sascha Meyenborg jetzt unter die Sattelbauer<br />

gegangen? Tatsächlich. Der Bike-Profi entwickelte gemeinsam mit Sattelspezialist<br />

Tobi Hild (SQlab) den <strong>Freeride</strong>-Sitz „Espacio Libre“. Er soll coolen Look<br />

mit gesunder Ergonomie verbinden. Die Idee: Das Gewicht lastet auf den Sitzknochen,<br />

Penis, Hoden und Damm werden geschont. Schonen ist immer gut, ob man<br />

nun um die Potenz bangt oder nicht. Für die spezielle Sattelform wurde SQlab<br />

übrigens schon mehrfach ausgezeichnet. Die ersten Kilometer sind ungewohnt,<br />

doch dann wird’s angenehm. Gerade auf langen <strong>Freeride</strong>-Touren bewährt sich<br />

die Ergonomie. Zu schrill? Den „Espacio Libre“ gibt’s auch in dezentere Designs.<br />

Größe: je nach Beckenbreite. Gewicht: 270 Gramm, Preis: 99 €, www.66sick.de<br />

Ergonomie, Komfort, Optik<br />

nix


gObanDIt „LIve“<br />

Eine Kamera am Helm ist mittlerweile schon ein Modestatement, er zeigt dass man<br />

seinen Sport mit viel Ambition verfolgt. Entsprechend viele neue Kameras kommen<br />

auf den Markt. Bei dieser hier lässt sich der Bildausschnitt mit einer kostenloser<br />

App über das iPhone ausrichten (Android-App soll kommen). Das ist pfiffig, doch<br />

viel wichtiger ist, was man später auf dem Bildschirm zu sehen kriegt. Auch da<br />

waren wir positiv überrascht. Die Aufnahmen zeigen knackige, scharfe Bilder. Damit<br />

macht die „Live“ den großen Platzhirschen „GoPro“ und „Contour“ Konkurrenz. Die<br />

Kamera misst sogar Höhenmeter, Geschwindigkeit und g-Kräfte! Wir testen weiter<br />

und prüfen das Teil auf Herz und Nieren – dazu bald mehr!<br />

Preis 399 €. www.gobandit.com<br />

Fazit: Die GoBandit glänzt mit raffinierten Funktionen. So können<br />

Aufnahmen sofort per iPhone online gestellt werden. Sie hat das<br />

Potenzial mit den Großen (Contour, GoPro) mitzumischen.<br />

aIrOh „FIghter-ShOt gOLD“<br />

Funktion, Bildqualität, GPS<br />

bisher noch nichts<br />

Der Airoh kommt aus Italien. Trikolore im Lack, Raffinesse im Design. Die Italiener<br />

haben’s raus. Bisher produzierte Airoh Motorrad- und Motocross-Helme. Jetzt<br />

wollen sie auch die Downhill- und <strong>Freeride</strong>-Welt erobern – mit dem „Fighter“ an<br />

der Sturmspitze. Der Helm wiegt unter einem Kilo, besitzt große Öffnungen an der<br />

Helmoberseite und Luftschlitze im spitzen Kinnbügel. Das saugt genug Luft in die<br />

im Schaum eingearbeiteten Kanäle und ventiliert sie am Kopf vorbei. Der Kinnbügel<br />

könnte für bessere Atemfreiheit etwas weiter vorgezogen sein. Angenehm: Die<br />

straffen Polster lassen den Helm satt und mit viel Tragekomfort am Kopf sitzen. Das<br />

sogenannte Sicherheitssystem „MIPS“ mit herausnehmbaren Wangenpolstern soll<br />

im Notfall das Abnehmen des Helms erleichtern. Klingt und wirkt alles sehr vielversprechend.<br />

Schade, dass wir das Teil nicht früher in die Hände kriegten: zu gerne<br />

hätten wir den „Fighter“ beim TÜV-Test (siehe Seite68) mit Schlägen malträtiert.<br />

Preis: ca. 250 €, www.airoh.com<br />

Fazit: Schicker Helm mit aggressiver Motocross-Optik. Einen deutschen<br />

Vertriebspartner wollen die Italiener bald bekannt geben.<br />

Gewicht, Ausstattung, Optik<br />

nix<br />

www.bike-magazin.de<br />

MIT 16 SEITEN EXTRA<br />

„HERBST-TOUREN“<br />

MIT ROADBOOKS ZUM NACHFAHREN!<br />

BIKE – Europas größtes Mountainbike-Magazin zeigt 12 x im Jahr,<br />

worauf die Bike-Szene abfährt: Tests & Technik, Touren und Routen,<br />

Fitness & Fahrtechnik, Rennen und Events – dazu spannende<br />

Reportagen und spektakuläre Fotos.<br />

BIKE 11/12 jetzt neu am Kiosk oder gleich im Abo (+ Geschenk!)<br />

unter Tel.: 0521 - 55 99 22 oder http://abo.bike-magazin.de<br />

*Finden Sie Ihren nächsten Händler unter www.presse-kaufen.de!<br />

Foto: © Whit Richardson<br />

Auch als App fürs iPad<br />

im iTunes Store und im Abo<br />

abo.bike-magazin.de/app


NeuheiteN-test<br />

Cannondale<br />

Eigentlich waren das „Jekyll“ ja als All Mountain Trailbike entwickelt worden. Für grobe Einsätze lieferte Cannondale letzte<br />

Saison das „Claymore“ nach. Doch für 2013 bohren die Amis ihr All Mountain für den angesagten Enduro-Renntrend mit 160er-<br />

Gabel und robuster Ausstattung auf. Hinten bleibt es bei 150 Millimetern Maximalhub. Herzstück des abgestützten Eingelenkers<br />

ist immer noch der Zweikammer-Dämpfer Fox „Dyad“, den man über einen Hebel im Hub reduzieren und gleichzeitig in der<br />

Härte deutlich straffen kann. Aggressiv schwarz-gelb lackiert sieht das „Jekyll MX“ potent und massig aus. Die Lenkzentrale<br />

mit Schalt-, Brems-, Sattelstützen- und Dämpferhebel plus Kabelei wirkt etwas überladen. Gemessen am Hub ist es mit seinen<br />

14,15 Kilo nicht wirklich leicht. Beim Probesitzen fühlt sich die Front mit dem recht langen Steuerrohr, dem kegelförmigen<br />

Riesenspacer und dem dicken Vorbau hoch an. Bergauf wünscht man sich spontan eine Gabelabsenkung. Aber nur, bis man<br />

den Dämpferhebel betätigt. Dann wird der Dämpfer so hart, dass das Heck kaum noch einsinkt und damit die Sitzposition<br />

wieder ins richtige Verhältnis zur Lenkzentrale rückt. Eine Art Heckanhebung also. So geht das Cannondale sehr gut bergauf.<br />

Der harte Climb-Modus macht aber nur auf Teer und Schotter Sinn. Auf losem und wurzeligem Untergrund verliert man<br />

damit an Bodenhaftung. Geht es bergab, passt die Geometrie des „Jekyll“ sehr gut. Die Front ist zwar etwas höher als bei<br />

vielen Konkurrenten, aber nicht so hoch, dass man in Kurven den Druck aufs Vorderrad verlöre. Gleichzeitig verhindert die<br />

aufrechtere Sitzposition Überschlaggefühle in steilem Terrain. Das ist auch gut so, denn das Fahrwerk ist nicht gerade das, was<br />

man „satt“ nennt. Speziell der Hinterbau hat uns enttäuscht. Zwar steht er sehr stabil im Hub und liefert beim Abdrücken zu<br />

Sprüngen und beim Herausbeschleunigen aus Anliegern eine gute Plattform, aber bei Wurzelteppichen und anderen schnellen<br />

Schlägen reicht er Vibrationen ziemlich ungefiltert an den Fahrer durch. Je schneller es wird, desto schlechter kommt der<br />

Dämpfer klar. Dass sich 150 Millimeter Hub eigentlich auch potent und komfortabel anfühlen können, hat ja beispielsweise<br />

Trek mit dem „Remedy“ gezeigt. Das gleiche Phänomen hatten wir bereits beim theoretisch freeridelastigeren großen Bruder<br />

„Claymore“ gespürt. Offenbar kostet die aufwändige Zweikammerdrucktechnik des Dämpfers schlicht Bergabperformance.<br />

Auch die einfache Fox „Float“ ohne FIT-Kartusche ist keine Offenbarung. Ein paar PSI zu wenig oder zu viel und sie verliert<br />

an Leistung, taucht weg, oder arbeitet unsensibel. Schade, das „Jekyll“ kann bestimmt mehr, denn die Geometrie ist wirklich<br />

super. Richtig gut gefallen haben uns die „XT“-Schaltung und die Bremse mit ausgezeichneter Hebelergonomie, knackigem<br />

Druckpunkt und guter Verzögerungsleistung.<br />

Fazit: Das Cannondale „Jekyll MX“ passt mit seiner soliden Ausstattung, den standfesten Bremsen und der guten<br />

Bergauffahrleistung eigentlich genau ins Enduro-Race-Segment. Aber speziell der Hinterbau ist mit dieser Dämpferabstimmung<br />

in unseren Augen nicht das Gelbe vom Ei. Das Heck wirkt bei hohem Tempo unsensibel und der<br />

„Dyad“-Dämpfer kommt mit schnellen Schlägen nicht wirklich gut zurecht. Die gute Geometrie und das spielerische<br />

Handling des Rahmens hätte einen potenteren Dämpfer verdient. So ist es nur auf flowigen Strecken mit eher glattem<br />

Untergrund wirklich gut und sicher unterwegs.<br />

CAnnonDAlE „Jekyll MX“ Größen: S, M (getestet), l, Preis: 3 999 €, Gewicht: 14,15 kg (ohne Pedale),<br />

Gabel: Fox „36 Float“ (160 mm), Dämpfer: Fox „Dyad RT2“(100-150 mm), lenkwinkel: 66,3°, Sitzwinkel 72°, oberrohr:<br />

592 mm, Kettenstrebenlänge: 426 mm, Tretlagerhöhe: 360 mm, Reach: 400 mm, Stack: 593mm, Schaltung: Shimano „XT“,<br />

Kurbel: SRAM „X9“, Bremsen: Shimano „XT“, Vorbau: Cannondale, Sattelstütze: RockShox „Reverb“, Sattel: WTB „Volt“,<br />

WTB „Stryker“- Systemlaufsatz, Reifen: Schwalbe „Hans Dampf“ 2.35, www.cannondale.com<br />

FREERIDE 4/12<br />

48<br />

Jekyll MX


Hoppelhase: Das „Jekyll MX“<br />

springt gut. Der Hinterbau<br />

arbeitet straff und liefert guten<br />

Popp beim Abdrücken. Aber<br />

wo licht ist, ist auch Schatten.<br />

Die guten Flugeigenschaften<br />

erkauft man sich mit einem<br />

unkomfortablen Heck. Schnelle<br />

Schläge überfordern den<br />

Spezial dämpfer von Fox.<br />

FREERIDE4/12<br />

49


NeuheiteN-test<br />

Sichere Sache: Die „Forward Geometry“ bringt maximale Entspannung<br />

an der Dropkante. Leider ist die Kennlinie des Hinterbaus<br />

sehr linear und hat wenig Endprogression. Harte Landungen<br />

quittiert der Hinterbau mit heftigen Durchschlägen.<br />

FREERIDE 4/12<br />

50


MonDRaKER „DUnE XR“<br />

Größen: M (getestet), L, XL Preis: 5 379 €, Gewicht:<br />

13,85 kg (ohne Pedale), Gabel: Fox „36 Talas 180 FIT<br />

RC2“ (180 mm), Dämpfer: Fox „Float CTD BV“ (160<br />

mm), Lenkwinkel: 65.5°, Sitzwinkel: 74°, oberrohr:<br />

633 mm, Kettenstrebenlänge: 435 mm, Tretlagerhöhe:<br />

350 mm, Reach: 459 mm, Stack: 589 mm, Schaltung:<br />

SRaM „X9/X0“, Kurbel: E13 „TRS“, Bremsen: Formula<br />

„T1S“, Vorbau: „onoff“, Sattelstütze: CrankBrothers,<br />

Sattel: Fizik „Gobi XM“, Easton „Haven“-Systemlaufräder,<br />

Reifen: Schwalbe „Hans Dampf“ 2,35<br />

www.shock-therapy.com<br />

Mondraker Dune XR<br />

Eine der Innovationen für 2013 ist die „Forward<br />

Geometry“ von Mondraker. Optisch gewöhnungsbedürftig,<br />

aber mit maximalem Aha-Effekt auf<br />

dem Trail. Das „Dune XR“ ist total anders. Aber<br />

das muss ja nicht unbedingt schlecht sein.<br />

Okay, als wir vor ein paar Wochen einen Prototypen von Mondraker<br />

zu Gesicht bekamen, haben wir uns erstmal erschreckt.<br />

Schön sind die Rahmen mit „Forward Geometry“ auf den<br />

ersten Blick nicht. Obwohl so was ja immer Geschmackssache<br />

ist. Die Optik mal außen vor, waren wir vom sicheren<br />

Fahrverhalten des Trailbikes „Foxy XR“ mit gerade mal<br />

140 Millimetern Federweg am Heck beeindruckt. Für den<br />

Neuheitentest konnten wir dem Hersteller das „Dune XR“ mit<br />

180 Millimetern Hub vorne und 160 hinten aus der Achsel<br />

leiern. Das Bike ersetzt den <strong>Freeride</strong>r „Durham“. Die Idee<br />

hinter dem Konzept: Das Oberrohr wird um knapp sechs Zentimeter<br />

gestreckt, der Vorbau schrumpft auf Minimaß. Der<br />

Fahrer behält die Position zum Lenker im Vergleich zu einem<br />

normal langen Rahmen mit 60-Millimeter-Vorbau zwar bei,<br />

steht dabei aber viel weiter hinter dem Vorderrad. Das soll<br />

hohe Laufruhe und ein sicheres Gefühl an Steilstufen bringen,<br />

ohne dass sich die Bergaufeigenschaften verschlechtern. Gary<br />

Fisher hatte die Idee schon vor einem Jahrzehnt mit der<br />

„Genesis-Geometrie“. Damals war er seiner Zeit aber mal<br />

wieder voraus. Heute schrumpfen die Vorbauten ja eh immer<br />

mehr, da ist das Konzept von Mondraker nur konsequent. Die<br />

eigentliche Sitzposition auf dem Bike ist tatsächlich völlig<br />

normal. Nur der Blick über den Vorbaustummel aufs weit vor<br />

einem stehende Vorderrad ist ungewohnt.<br />

Bergauf geht das „Dune XR“ auch dank der leichten Laufräder<br />

sehr gut. Mit abgesenkter Gabel und maximaler Druckstufe<br />

im Heck wippt es null. Wiegetritt verträgt sich aber nicht<br />

mit dem VPP-Hinterbau. Dann pumpt das Heck gewaltig und<br />

der Tritt eiert. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die nervöse<br />

Lenkung – ein bisschen fühlt es sich immer so an, als wäre das<br />

Vorderrad kurz davor zu steigen, obwohl es das gar nicht tut.<br />

Bergab mochten wir das Handling des Mondraker auf Anhieb.<br />

Es kombiniert auf einzigartige Weise Laufruhe mit sehr direktem<br />

Lenkverhalten. Weil man so weit hinter dem Vorderrad<br />

sitzt, fühlt man sich auch<br />

bei hohem Tempo enorm<br />

sicher. An Dropkanten geht<br />

es supereinfach aufs Hinterrad<br />

und in der Luft ist es<br />

gut ausbalanciert. Leider<br />

ist die Hinterbaukennlinie<br />

sehr linear ausgefallen.<br />

Den Dämpfer muss man<br />

genau und mit maximal<br />

30 Prozent SAG abstimmen,<br />

sonst schlägt er bei<br />

Landungen hart durch.<br />

Auch die „Talas“-Gabel muss<br />

über den Luftdruck und die Druckstufenversteller sauber abgestimmt<br />

werden, sonst taucht sie im mittleren Hubbereich<br />

zu schnell weg. Um in Kurven genug Druck aufs Vorderrad zu<br />

bringen, muss man den Lenker aktiv belasten. Doch das fällt<br />

leichter als bei einem „normalen“ Bike, weil man auch hierbei<br />

mit dem Körper weit hinter der Nabe bleibt. In Spitzkehren stößt<br />

das Geometriekonzept aber an Grenzen – hier wirkt das „Dune<br />

XR“ in Größe M etwas behäbig und lang.<br />

Fazit: Mit dem „Dune XR“ macht Mondraker einen gewagten<br />

Schritt in die richtige Richtung. optisch schreckt<br />

das Konzept bestimmt den ein oder anderen Kunden ab,<br />

aber die Fahrleistung der „Forward Geometry“ finden<br />

wir überzeugend, denn sie kombiniert hohe Laufruhe<br />

mit agilität und gibt auch novizen viel Sicherheit in anspruchsvollem,<br />

steilem Gelände. Hinterbau und Gabel<br />

muss man penibel abstimmen, damit das Fahrwerk gut<br />

arbeitet. Für alpine Spitzkehrenabenteurer ist die Geometrie<br />

etwas zu unhandlich.<br />

FREERIDE 4/12<br />

51


NeuheiteN-test<br />

Avid „XO TrAil“<br />

Wir sind große Fans der Avid „Code“. Die Bremse hat Wumms, lässt sich gut dosieren<br />

und mit schneller Griffweitenverstellung einfach handhaben. Ideal für alle Einsätze,<br />

Enduro bis Downhill. Die konventionelle „XO“ schneidet im Vergleich zur „Code“<br />

schlechter ab – darüber trösten selbst die Gewichtsersparnis und die schicken Carbon-<br />

Hebelchen nicht hinweg. Die Situation ist also geklärt – alles wunderbar. Von wegen!<br />

Jetzt bringt Avid die „XO Trail“, eine Vierkolben-Bremse (statt bisher zwei) mit mehr<br />

Biss, guter Dosierbarkeit, einfacher Griffweitenverstellung und kaum Mehrgewicht<br />

Bliss „ArG 1.0 ld TOp“<br />

Enduro hier, Enduro da: Enduro ist das Zauberwort dieser Tage und es beflügelt die Hersteller. Sie setzen all ihre<br />

<strong>Freeride</strong>-Produkte auf Enduro-Diät. Auch Protektoren-Jacken. Statt Ritterrüstung gibt es jetzt schicke Jerseys mit<br />

integriertem Zauberschaum. Von Bliss zum Beispiel. Die „ARG 1.0 LD Top“ wirkt ein bisschen, als hätte man die<br />

Antirutsch-Matte aus dem Schwimmbad an Ellenbogen, Schultern und Rücken genäht. Ist aber Hightech-Schaum.<br />

Die oberfränkische Marke ist neu im Bike-Business und sahnte mit dieser Jacke zur Premiere gleich mal einen<br />

Eurobike-Award ab. Das leichte Gewicht (856 Gramm) und das neu verwendete Material „Armourgel“ wird die<br />

Jury überzeugt haben. Ähnlich wie beim Schutzmaterial „D30“ oder „Sas Tec“, soll sich auch dieser Schaum<br />

erst beim Aufprall oder bei Stößen verhärten. Die Schutzwirkung mussten wir bisher nicht testen, doch die<br />

Jacke erfüllt zumindest die wichtige CE-Norm. Sie trägt sich angenehm und lässt genügend Luft an die Haut.<br />

Ein durchgehender Reißverschluss erleichtert das An- und Ausziehen. Manko: das zu kurz geratene Rückenteil.<br />

Die Lenden liegen – zumindest bei uns – total frei. Preis: 179,90 €. Mehr Infos unter: www.blisscamp.com<br />

Fazit: Leichte, luftige Protektoren-Jacke, mit Schaumpolstern, die die Euro-Norm CE erfüllen.<br />

Ideal für Enduro-Fahrer, die auch während längerer Touren auf Schutz nicht verzichten wollen,<br />

und für Bikepark-Piloten, die einen dezenten, kaum sichtbaren Schutz vorziehen.<br />

FREERIDE 4/12<br />

52<br />

FOX „34 FlOAT CTd“<br />

Fazit: Leichter wurden 160 Millimeter bislang noch nie verpackt. Die 34er<br />

hinterlässt einen überzeugenden Eindruck und arbeitet zumindest in der<br />

Float-Version feinfühlig und schluckfreudig. Dabei liegt die tatsächliche<br />

Steifigkeit aufgrund der dünnen Standrohre über der optischen.<br />

(25 Gramm) im Vergleich zur „X0“. Was jetzt? Ausprobieren natürlich. Bisher gefällt<br />

uns die neue Vierkolben-Zange. Wir fuhren sie mit 180er-Scheiben – bei 75 Kilo<br />

Körpergewicht reichten die uns aus. Vor allem die gute Modulation, also dieses Mittelding<br />

aus Bremsen und nicht Bremsen, bemerkten wir an der „Trail“. Für Manuals ist<br />

das recht wichtig. Die Dosierbarkeit vermittelt auch auf dem Trail mehr Kontrolle als<br />

ein digitales On/off. Ob die neue „Trail“ ähnlich viel Bremskraft besitzt wie die „Code“<br />

mit ihren größeren Kolben ist schwer zu erfühlen – zumindest bisher. Dazu müssen<br />

wir die Stopper noch auf den Prüfstand strapsen. Eins<br />

steht fest: Avid hat mit der „Trail“ eine sehr interessante<br />

<strong>Freeride</strong>- und Downhill-Bremse auf den Markt geschoben.<br />

Preis: 260 € pro Bremse mit 200er-Scheibe, Gewicht: 340<br />

Gramm. www.sram.com<br />

unauffällig, Belüftung, Tragekomfort<br />

zu kurzes Rückenteil<br />

Fazit: Sehr sinnig ausgestattete Vierkolben-Bremse mit guter<br />

Dosierbarkeit und Bremskraft, ideal für Enduroisten, <strong>Freeride</strong>r und<br />

Downhiller, die auch das Gewicht im Augen haben. Pfiffig: die schnelle<br />

Griffweitenverstellung ohne Werkzeug.<br />

Bremskraft, Dosierbarkeit<br />

lautes Quietschen bei Nässe<br />

Als Fox die erste 36er-Baureihe auf den Markt brachte, hatte die wuchtige Gabel nur 150 Millimeter Federweg verpackt in einem<br />

braunen Gewand. Doch im Laufe der Zeit purzelten Gewichte, genauso wie Federwege wuchsen. Die 36er-Fox hat mittlerweile bis zu<br />

180 Millimeter intus, ein 160er-Hub ist neuerdings sogar mit dünnen 34er-Standrohren realisierbar. Ein bei den Herstellern willkommener<br />

Trend, wie die diesjährige Eurobike belegt. In der Enduro-Klasse macht sich die neue 34er mit den schlanken Beinen breit und<br />

verdrängt die gute alte 36. Doch was kann die 34 mehr? Die schlankere Bauweise spart zwischen 150 und 200 Gramm. Unsere Testgabel<br />

brachte in der „Float CTD“-Version 1960 Gramm auf die Waage. Mit 15- statt 20-Millimeter Steckachse wirkt die 34er filigraner, als<br />

sie tatsächlich ist. Der Steifigkeitsunterschied beträgt laut hauseigenem Labor nur schlappe 4 Prozent. Dafür baut die Gabel ca. 8–10<br />

Millimeter tiefer, wodurch sich im Vergleich zur 36 der Lenkwinkel um 0,5 Grad erhöht. Auf dem Trail fährt sich die schlanke Fox sehr<br />

solide, spricht gut an und nutzt den vorhandenen Federweg vollständig aus, braucht aber eine gewisse Einfahrzeit. Die „Talas“-Version<br />

arbeitet dagegen deutlich straffer. www.foxracingshox.com<br />

leichteste 160er-Gabel, gute Performance<br />

sorgt im Vergleich zur 36er für einen steileren Lenkwinkel


sChwAlBe „hAns dAmpF<br />

superGrAviTy 2,35“<br />

Der „Hans Dampf“ wurde als Enduro-Reifen konzipiert<br />

– ein Schlappen, der mit seinen quadratischen Stollen<br />

besser zupacken soll als der „Fat Albert“, doch leichter<br />

rollen als die <strong>Freeride</strong>-Pneus „Muddy Marry“ und Co.<br />

Ein Konzept, das aufging. Das Profil gefiel den Worldcup-Downhillern<br />

so gut, dass sie den Reifen sogar im<br />

Rennen einsetzten – allerdings mit dem Wunsch nach<br />

mehr Pannenschutz. Der „Hans Dampf Supergravity“<br />

war geboren, ausgestattet mit einer Downhill-Kar kasse,<br />

doch besserem Rollverhalten als die richtig fetten<br />

Schlappen. Wir zogen den „Supergravity“ auf, als es zum<br />

Gardasee ging, wir den Mezzocorona unter die Stollen<br />

nahmen und in richtig fiesem Geläuf unterwegs waren,<br />

allerdings noch hochtreten wollten. Das funktionierte<br />

mit der Hardcore-Variante des „Hans Dampf“ bestens.<br />

Die Stollen verzahnen sich gut mit dem Boden, liefern<br />

aber auch auf Fels guten Grip. 977 Gramm bringt er<br />

auf die Waage. Die Laborwerte kennen wir noch nicht,<br />

doch bisher können wir nur Gutes berichten. Mal sehen,<br />

wie lange er hält und wie schnell er sich runterrubbelt.<br />

Fazit: Der „Hans Dampf Supergravity“ soll so leicht rollen wie ein<br />

Enduro-Reifen, doch mit seiner zäheren Karkasse so viel Pannenschutz<br />

bieten wie ein Downhill-Schlappen. Das Rezept scheint aufzugehen. Wir<br />

waren mit dem Reifen zufrieden. Bisher kein Platten, doch schon viele<br />

lange, anspruchsvolle Touren – ohne Shuttle-Bus.<br />

Grip, Pannenschutz<br />

nicht leicht, hochpreisig<br />

pOC „vpd spine pACk 16“<br />

„Wir wollen das Leben so sicher wie möglich machen“,<br />

lautet das Motto der schwedischen Firma Poc. Ein<br />

edles Ziel! Doch auch Design haben sich die Schweden<br />

auf die Fahne geschrieben. Mit ihren Helmen in poppigen<br />

Uni-Farben lösten sie einen ganzen Trend aus.<br />

Keine Skilift-Schlange, in der es nicht schlumpfblau,<br />

orange- und rosa-farbenen leuchtet. Jetzt also auch<br />

Rucksäcke. Wir checkten den ungewohnt dezenten „VPD<br />

Spine Pack 16“, der treffender „VPD Spine Pack 12“<br />

hätte heißen müssen, denn beim Volumen haben die<br />

„Poc“aner etwas geschummelt. Der Rucksack ist gut<br />

verarbeitet und sinnvoll ausgestattet, doch sicher keine<br />

Revolution: Einfaches Rückenteil, robustes Nylon-Tuch,<br />

straffe Schultergurte, ein großes Hauptfach mit innen<br />

aufgesetzten Netztaschen und einer guten Halterung<br />

für jegliche Art von Helm. Als Protektor ist eine zertifizierte<br />

Schaumplatte ins Rückenfach gesteckt. Den<br />

Schaum kann man auch rausnehmen oder in einen<br />

anderen Rucksack stecken. Preis: 179,95 Euro, Gewicht:<br />

1120 Gramm inklusive Protektor. www.pocsports.com<br />

Fazit: Durchdachter, robuster Daypack mit zertifizierter Schaumplatte<br />

im Rückenfach. Der Schaum hebt vermutlich den Preis des ansonsten<br />

konventionell gemachten Rucksacks.<br />

Tragekomfort, Rückenschutz<br />

keine Außentaschen, teuer<br />

e.ThirTeen „Trs+ lAuFrAdsATz“<br />

Ha, was für ein rattenscharfer Sound! Die Hinterradnabe surrt wie eine wild gewordene Hummel mit Schalltrichter<br />

am Po. Schnarrend und laut. Den Aggro-Sound muss man mögen. Aber auch im Stand haben die Systemlaufräder<br />

von E13 einiges zu bieten: coladosendicke Naben mit extrahoher Flansch und Carbonkörper zum Beispiel. Und sehr<br />

leichte Scandium-Felgen. 400 Gramm pro Stück – das ist rekordverdächtig. Entsprechend rasant lässt sich der<br />

1650 Gramm leichte Satz beschleunigen. Positiv ist uns die Steifigkeit aufgefallen. Die kurzen Speichen mit hoher<br />

Spannung sorgen dafür. Die Naben lassen sich über unterschiedliche Endhülsen an diverse Achsbreiten und -durchmesser<br />

anpassen. Ein paar Bergtouren und ein übles Schlammdauerregenwochenende in Les Gets haben sie schon<br />

klaglos weggesteckt. Noch laufen die Lager seidenweich und die Felgen stehen perfekt rund da. Mal sehen, wie die<br />

edel verarbeiteten Teile durch den Winter kommen. Preis: 1 079 €, Gewicht: 1 650 Gramm, www.cosmicsports.de<br />

Fazit: Sehr leichter und sehr edler Systemlaufradsatz. Hochwertiger Materialmix, steif und gleichmäßig<br />

eingespeicht. Der aggressive Sperrklinkensound ist nicht jedermanns Sache. Wenn er die nächsten<br />

Monate weiter so gut alles mitmacht, ist es ein Top-Tuningpart für All-Mountain bis <strong>Freeride</strong>.<br />

leicht, steif, Sound, Gewicht<br />

Sound, Preis<br />

FREERIDE 4/12<br />

53


NeuheiteN-test<br />

FREERIDE 4/12<br />

54<br />

Mörderbiene im Anflug! Das Norco „Killer B“<br />

ist laufruhig und schnell. Aber auch etwas<br />

träge und unhandlich. Die Nachteile von 650B<br />

haben wir im Gelände deutlich gespürt, die<br />

Vorteile nur bedingt. Wir würden das Teil<br />

gerne mal mit 26er-Rädern ausprobieren...


NoRco „RANGe KilleR B“<br />

Größen: XS, S, M (getestet), l, Xl, Preis: noch k.A.,<br />

Gewicht: 14,3 kg (ohne Pedale), Gabel: Fox „34 Talas 160<br />

FiT cTD“ (160 mm), Dämpfer: Fox „DHX Air BVR“ (160<br />

mm), lenkwinkel: 66,8°, Sitzwinkel: 73°, oberrohr: 599<br />

mm, Kettenstrebenlänge: 429 mm, Tretlagerhöhe: 335<br />

mm, Reach: 409 mm, Stack: 609 mm, Schaltung: SRAM<br />

„X9“, Kurbel: Race Face „Turbine“, Bremsen: Avid „Xo<br />

Trail“, Sattelstütze: RockShox „Reverb“, Sattel: WTB,<br />

Aclass „VeD Six“-Systemlaufräder, Reifen: Schwalbe<br />

„Hans Dampf“ 27,5 X 2,35, www.norco-bikes.de<br />

Norco<br />

Mit dem „Range Killer B“ setzt Norco im Endurosegment<br />

voll auf die aktuell gehypte 650B-Laufradgröße. Ein paar<br />

Zentimeter mehr Durchmesser sollen dem modernen Mountainbike<br />

zu größerer Laufruhe und mehr Traktion verhelfen.<br />

Die Geometrie des „Killer B“ weicht kaum von der eines klassischen<br />

26-Zoll-Enduros ab. Der Lenkwinkel ist vielleicht ein<br />

halbes Grad steiler als in dieser Klasse typisch, der Hinterbau<br />

kaum länger. Auffällig: das sehr tiefe Tretlager (335 Millimeter)<br />

des Viergelenkers verspricht ein gutes Handling. Die Fox<br />

„34 Talas“ mit der dreifach verstellbaren Druckstufe und der<br />

altbekannte Fox „DHX Air“ bilden das Fahrwerk. Die Ausstattung<br />

ist hochwertig, aber auf der soliden Seite. Resultat: 14,3<br />

Kilo. Das Norco ist unser erstes 650B-Bike. Wir haben mal kurz<br />

auf 29-Zöllern gesessen. Unsere Meinung: Die Riesenreifen<br />

machen für XC-Flitzer vielleicht Sinn, für Freunde handlicher<br />

Spaßbikes ist das aber nix. Und viel Federweg geht damit<br />

auch nicht. Mit 27,5 Zoll aber schon und die mittelgroßen<br />

Räder sollen ja gefühlt dichter dran sein am Normalmaß<br />

und dennoch ähnliche physikalische Vorteile bieten wie die<br />

Riesenreifen. Wir waren gespannt.<br />

Beim ersten Aufsitzen wirkt das Bike nicht zu groß. Man sitzt<br />

schön entspannt und gut ausbalanciert. Unsere Testrunde<br />

beginnt mit einem 300-Höhenmeter-Schotteranstieg. Hier<br />

wirkt das Norco etwas schwerfällig. Zum Vergleich fuhren<br />

wir abwechselnd kurze Passagen mit einem 26-Zöller-Enduro<br />

mit identischer Bereifung und ähnlichem Gewicht. Der Unterschied<br />

war deutlich spürbar. Die großen Reifen rauben<br />

Range Killer B<br />

Jetzt ist es passiert – die großen Räder entern<br />

den Bikepark! Norco findet, 27,5 Zoll soll auch<br />

bei potenten 160-Millimeter-Enduros die Zukunft<br />

sein. Wir sind da nicht ganz so überzeugt.<br />

Energie, weil sie mit größerem Kraftaufwand beschleunigt<br />

werden müssen. Immerhin ist das Fahrwerk mit zugeklickten<br />

Druckstufen ruhig. Wiegetritt quittiert der Hinterbau aber<br />

mit starken Pumpbewegungen. Dank der guten Sitzposition<br />

kommt man aber dennoch entspannt zum Traileinstieg.<br />

Dann gehts bergab. Auch hier sind die Effekte der großen<br />

Räder spürbar. Das Bike läuft sehr ruhig über Wurzelteppiche.<br />

Dabei wirkt es aber auch groß und nicht besonders handlich.<br />

Die Schwungmasse der Laufräder hilft, wenn es schnell<br />

gerade aus geht, aber bei Lastwechseln und Sprüngen gefiel<br />

uns das Vergleichsenduro mit den kleineren Reifen immer<br />

etwas besser. Auch die „34 Talas“ war nicht der Überflieger.<br />

Im mittleren Federwegsbereich gibt sie zu schnell zu viel Hub<br />

frei. Der Hinterbau arbeitet aber, wie von Norco gewohnt,<br />

schön satt.<br />

Fazit: Vermutlich werden uns die Dehn-Mess-Streifenlactat-labortests<br />

der BiKe-Kollegen bald schon lügen<br />

strafen, aber wir können dem Mittelmaß 650B nicht so<br />

richtig viel abgewinnen. Das Norco fährt sich subjektiv<br />

träger und unhandlicher als ein 26-Zöller. Ja, es rollt<br />

etwas geschmeidiger über Wurzelteppiche, aber das<br />

alleine wiegt die Handlingnachteile in unseren Augen<br />

nicht auf. Wir sind sicher: Mit kleineren laufrädern wäre<br />

das „Killer B“ ein (besseres) Spaßenduro.<br />

FREERIDE 4/12<br />

55


NeuheiteN-test<br />

FREERIDE 4/12<br />

56<br />

Droppomat oder Rennsemmel –<br />

das neue „Gambler 10“ besitzt<br />

ein variables Fahrwerk und<br />

liefert je nach Set-up sehr unterschiedliche<br />

Fahreigenschaften.


Das neue „Gambler 10“ ist als klassischer Eingelenker konstruiert.<br />

Die einteilige Schwinge mit hohem Drehpunkt aktiviert<br />

beim Einfedern über eine auffällige Doppelwippenkonstruktion<br />

den 267 Millimeter langen Fox „DHX RC4“-Dämpfer.<br />

210 Millimeter Federweg stehen am Heck zur Verfügung. Der<br />

Hauptrahmen erinnert entfernt ans „Voltage“ und soll dank<br />

des sparsameren Materialeinsatzes deutlich leichter sein als<br />

das aufwändige Hydroformteil des Vorgängers. Mit hochwertigen<br />

Fox-Federelementen und einem Mix aus Shimano „Zee“-<br />

und „Saint“-Komponenten ist das „Gambler“ hochwertig und<br />

gleichzeitig robust aufgebaut. Die moderne Geometrie des<br />

Alurahmens ist vielfältig einstellbar. Wird ein kleiner Chip<br />

an der unteren Dämpferaufnahme in der „High“-Position<br />

fixiert, wächst die Tretlagerhöhe um einen Zentimeter (dann<br />

355 Millimeter) und der Lenkwinkel wird ein Grad steiler<br />

(dann 63 Grad). Auch die Hinterbaulänge kann in einer langen<br />

und einer kurzen Position gefahren werden. Je nach Dämpferposition<br />

sind 421 bis 440 Millimeter möglich. Zusätzlich<br />

ist ein Steuersatz mit Lenkwinkelverstellung eingebaut, der<br />

in Kombination mit dem Tretlagerchip Lenkwinkel mit superflachen<br />

60,5 und moderaten 65 Grad möglich macht. So soll<br />

der Rahmen für Downhill-Strecken aller Art, aber auch für<br />

Bikeparkeinsätze taugen. Die ersten Abfahrten absolvierten<br />

wir in der Low-Position mit 62er-Lenkwinkel und kurzer Kettenstrebe.<br />

Das Scott ist mit fast 18 Kilo ohne Pedale wieder<br />

Scott Gambler 10<br />

Das alte „Gambler“ machte uns im letzten Big-<br />

Bike-Vergleichstest wenig Freude. Der froschgrüne<br />

Nachfolger hat mit seinem Vorgänger zum<br />

Glück nur noch den Namen gemein.<br />

kein Leichtgewicht. Aber bereits nach wenigen Metern<br />

ist klar, dass die Hinterbaufunktion im Vergleich zum<br />

Vorgänger deutlich verbessert wurde. Das „Gambler“<br />

liegt satt und liefert sehr viel Komfort, ohne dabei in Anliegern<br />

zu tief in den Federweg zu sinken. Im Antritt bleibt<br />

der Hinterbau ruhig – dem hohen Schwingendrehpunkt<br />

sei Dank. Im Gegenzug reagiert das Heck sensibel und<br />

schluckfreudig auf große Hindernisse, wenn man nur in<br />

den Pedalen steht und nicht tritt. Die Position des Fahrers<br />

ist gut ausbalanciert und mittig im Bike. Auf schnellen<br />

Geradeauspassagen stimmt die Gewichtsverteilung,<br />

beim schnellen Lastwechseln spürt man aber, dass sich<br />

ein großer Teil der Dämpfer-Wippeneinheit recht hoch<br />

im Rahmen befindet. Im Vergleich zum Klassenprimus<br />

Specialized „Demo“ ist es bei Richtungswechseln träger<br />

und wirkt auch deutlich schwerer. Die tiefe Tretlagerposition<br />

und der sehr flache Lenkwinkel waren uns auf<br />

den Strecken in Leogang und am Samerberg zu extrem.<br />

Mit 63er-Lenkwinkel und 355 Millimeter hohem Tretlager<br />

macht das Bike mehr Spaß, ist agiler und immer noch<br />

sehr laufruhig. Die extremen Einstellungen sind eher was<br />

für supersteile Strecken wie Champéry. Alles in allem ist<br />

das neue „Gambler“ aber ein sehr gutes Downhill-Bike<br />

geworden. Die zahlreichen Einstellmöglichkeiten lassen<br />

extrem viel Raum für Set-up-Spielereien.<br />

Fazit: Es war die richtige Entscheidung, den Rahmen des<br />

„Gambler“ von Grund auf neu zu konstruieren. Jetzt hat<br />

Scott ein modernes Downhill-Bike mit sehr satter Hinterbaufunktion<br />

und moderner Geo am Start. Die Winkel des<br />

Rahmens lassen sich sehr vielfältig und in einem extrem<br />

breiten Bereich einstellen, wobei wir bezweifeln, dass ein<br />

60er-Lenkwinkel wirklich Sinn macht. Die aufwändige<br />

Dämpfer-Wippen-Einheit sitzt recht hoch im Rahmen und<br />

macht mit ihrer Masse das Handling etwas träge.<br />

Scott „Gambler 10“<br />

Größen: S, M (getestet), L Preis: 5 599 €, Gewicht: 17,9 kg<br />

(ohne Pedale), Gabel: Fox „40 Van FIt Rc2“ (200 mm),<br />

Dämpfer: Fox „DHX Rc4 BV“ (210 mm), Lenkwinkel:<br />

60-65°, Reach: 400 mm, Stack: 584 mm, Kettenstrebenlänge:<br />

421-440 mm, tretlagerhöhe: 345-355 mm, Schaltung:<br />

Shimano „Zee“, Kurbel: Shimano „Saint“, Bremsen:<br />

Shimano „Zee“, Vorbau: FUNN, Sattelstütze: Syncros<br />

„FL15“, Sattel: Scott, Dt Swiss „FR 600“-Systemlaufradsatz,<br />

Reifen: Schwalbe „Muddy Mary“ 2,35 DH<br />

www.scott-sports.com<br />

FREERIDE 4/12<br />

57

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!