ALuTEcH „SenneS DH“ - Freeride
ALuTEcH „SenneS DH“ - Freeride
ALuTEcH „SenneS DH“ - Freeride
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NeuheiteN-test<br />
Wir waren mal wieder auf Raubzug bei der<br />
Eurobike in Friedrichshafen. Alle, die bei drei<br />
nicht schnell genug auf den Bäumen waren,<br />
mussten ihre Bikes und Parts für den Neuheitentest<br />
2013 rausrücken. Und wir haben fette<br />
Beute gemacht. Fotos: Lars Scharl<br />
Alutech<br />
Das nagelneue „Sennes“ haben wir Alutechchef Jürgen Schlender buchstäblich unterm Hintern<br />
weggerissen. „Noch nie durfte jemand einen Prototypen fahren, bevor ich ihn gefahren bin!“,<br />
hat er uns noch nachgerufen, aber da waren wir schon auf und davon. Das „Sennes“, das<br />
uns er überlassen musste, hat noch nicht die später serienmäßige Carbonsitzstrebe. Um<br />
das auszugleichen, wurde das Bike mit Carbonkurbel und -felgen gepimpt. Ansonsten ist die<br />
Ausstattung normal, nicht aber das Gewicht: 15,8 Kilo! Inklusive DH-Reifen und Teleskopstütze.<br />
Moment, eine Teleskopstütze am Downhiller? Jürgen ist ein Bikekonstrukteur, dem die Ideen<br />
für neue Räder auf dem Sattel und nicht im Sessel kommen. Ein DH-Bike, mit dem man in<br />
großen Bikeparkrevieren auch mal den ein oder anderen Ziehweg hochtreten kann und das bei<br />
einem Mégavalanche-Rennen viel Sicherheit gibt UND schnell ist – das sollte es sein! Ein „Fanes<br />
XXL“ sozusagen. Und so sieht das „Sennes“ dann auch aus. Die Rohrformen und der Hinterbau<br />
sind dem Erfolgsenduro sehr ähnlich, aber dahinter steckt eine komplette Neukonstruktion.<br />
Die Geo überraschte uns mit einem extrem steilen 76er-Sitzwinkel. In Kombination mit dem<br />
flachen 62-Grad-Lenkwinkel ergibt das ein kurzes Oberrohrmaß. Reach und Stack sind aber<br />
normal. Die Züge kann man optional komplett im Rahmen verlegen – elegant. Viel ist also<br />
anders als beim „Fanes“. Doch ist es Alutech gelungen, die sehr gute Hinterbauperformance<br />
ihres Enduros auf Downhill-Maße hochzupimpen? Das wusste bis dato nicht mal Jürgen selbst.<br />
Unsere Teststrecke bietet die Option, nach einer Gondelfahrt nochmal 150 Höhenmeter zum<br />
oberen Traileinsteig zu treten. Auf dem „Sennes“ in M sitzt man wegen des kurzen Oberrohres<br />
schon bei einer Körpergröße von 1,72 Metern sehr aufrecht. Ab 1,80 dürfte es zu eng werden.<br />
Beim ersten Aufsitzen dachten wir spontan: „Oha, zu weich abgestimmt.“ Doch die 300er-Feder<br />
lieferte exakt 35 Prozent SAG (67 Kilo Fahrergewicht). Der Hinterbau wippte beim Treten erst<br />
leicht – mit zugedrehter Lowspeed-Druckstufe dann gar nicht mehr. Beim 220 Millmeter Hub<br />
am Heck ist das beeindruckend. Mit 36er-Blatt vorne und 11-36er-Kassette konnten wir den<br />
Leicht-Downhiller so gut nach oben treten. Dreimal sogar. Und bergab? Der Testtrail ist extrem<br />
erodiert und übersät mit hochstehenden Wurzeln. Anspruchsvolles Gelände also. Das Fahrwerk<br />
des „Sennes“ ist hier enorm schluckfreudig. Das Heck arbeitet richtig satt, das Hinterrad klebt<br />
genauso am Boden wie bei dem von uns im Vergleich gefahrenen Specialized „Demo I“. Die<br />
Hinterbaukennlinie arbeitet über einen großen Bereich linear, besitzt aber eine spürbare Endprogression,<br />
die Durchschläge effektiv ausschließt. Die sehr sensible Manitou „Dorado“ passt<br />
gut zum Heck. Das geringe Gesamtgewicht spürt man – das „Sennes“ wirkt agil und verspielt.<br />
FREERIDE 4/12<br />
44<br />
Sennes DH<br />
Trotz des flachen Lenkwinkels<br />
fährt es sich nicht wie<br />
ein sturer Downhillbomber,<br />
sondern liegt in Sachen<br />
Handling eher auf dem<br />
Niveau des Trek „Session“.<br />
Der Hinterbau ist jetzt<br />
spürbar steifer als bei den<br />
ersten „Fanes“-Modellen.<br />
Etwas weicher als bei einem<br />
„Demo“ fühlt es sich im Lenkkopfbereich<br />
an. Ob das an der<br />
erfahrungsgemäß weicheren<br />
Upsidedown-Gabel, oder am<br />
Rahmen liegt, ist schwer zu<br />
sagen. Etwas ungewohnt:<br />
Wegen des steilen Sitzwinkels<br />
spürt man den Sattel<br />
weiter vorne zwischen den<br />
Beinen. Den Dämpfer kann man<br />
in einer zweiten Position einhängen. Das reduziert den Federweg auf 200 Millimeter und verändert<br />
den Charakter des Fahrwerks deutlich. Das Heck strafft sich (bei gleicher Federhärte),<br />
hat aber auch mehr Popp und passt so sehr gut für Bikeparkeinsätze mit flowigeren Strecken,<br />
oder – mit Singlecrowngabel aufgebaut – als tourentauglicher <strong>Freeride</strong>r. Bleibt die Frage, ob<br />
das geringe Gewicht des Leichtdownhillers mittelfristig Probleme bereitet. Jürgen Schlender<br />
ist durch die Erfahrungen bei der Carbonsitzstrebenentwicklung mittlerweile vorsichtig. Der<br />
Rahmen muss noch einige harte Test durchlaufen.<br />
Fazit: Alutech ruht sich nicht auf den „Fanes“-Lorbeeren aus, sondern bringt mit dem<br />
„Sennes <strong>DH“</strong> ein spannenden Downhiller auf den Markt. Er überzeugt mit sehr guter<br />
Hinterbaufunktion, einem ausgewogenen Handling und geringem Gewicht. Der Einsatzbereich<br />
ist breit: Selbst im getesteten Setup sind leichte Bergtouren drin.
<strong>ALuTEcH</strong> <strong>„SenneS</strong> <strong>DH“</strong> Größen: S, M (getestet), L, Preis: ca. 5 500 € (Rahmenpreis ohne Dämpfer: ca. 2 000 €,<br />
Gewicht: 15,8 kg (ohne Pedale), Gabel: Manitou „Dorado Pro“ (200 mm), Dämpfer: Fox „DHX Rc 4“ (200-220 mm), Lenkwinkel:<br />
62°, Sitzwinkel: 76°, Oberrohr: 535 mm, Kettenstrebenlänge: 431-443 mm, Reach: 402 mm, Stack: 595 mm, Tretlagerhöhe: 350 mm,<br />
Schaltung: Sram „XO“, Kurbel: THM „clavicula FR“, Bremsen: Avid „XO Trail“, Vorbau: Manitou, Sattelstütze: RockShox „Reverb“,<br />
Sattel: Twin Works, Sun Ringlé „carbon SRD“- Systemlaufradsatz, Reifen: Schwalbe „Muddy Mary <strong>DH“</strong> 2.35, www.alutech-bikes.com<br />
Fotos: Wolfgang Watzke<br />
Fanes on Steroids: Das „Sennes“ bringt die sehr<br />
gute Federungsfunktion des Enduros auf DH-<br />
Niveau. Der flache Lenkwinkel liefert in Kombination<br />
mit dem geringen Gewicht und dem tiefen<br />
Schwerpunkt ein tolles Handling. Die Teleskopstütze<br />
macht Sinn. Der Rahmen bietet die Option<br />
auf komplett innenverlegte Züge.<br />
FREERIDE 4/12<br />
45
NeuheiteN-test<br />
new SchOOL gegen OLDSchOOL<br />
Fazit: Robusterer Downhill-Handschuhe mit Knöchelschutz<br />
und gutem Tragekomfort.<br />
Schutz, Verarbeitung<br />
höherer Preis<br />
IXS „Dagger“<br />
O’neaL „aMX“ gegen rOeckL „MezzanO“<br />
Wer hat damit eigentlich angefangen? Ob im Worldcup oder bei den FMB-Wettkämpfen,<br />
überall sieht man nur noch superdünne „Chirurgen-Handschuhe“ – oder gar keine<br />
Gloves mehr. Vielen Profis scheint die Schutzwirkung egal, ihnen geht’s um das direkte<br />
Gefühl zwischen Hand und Lenker. Der „AMX“ von O’Neal ist so ein hauchdünnes Teil:<br />
günstig, leicht, luftig, direkt und nur mit ein paar weichen Leder-Pads verstärkt. Alles<br />
wunderbar, bis man beim Sturz mal entschlossen die Handflächen als Landekufen in die<br />
Erde stemmt. Dann tut’s weh, blutet und der Handschuh ist hin. Das muss man wissen!<br />
Anders beim Roeckl. Das Modell „Mezzano“ setzt auf Schutzwirkung. Elastische Kunststoffplatten<br />
panzern die Fingerknöchel, abriebzähes Gewebe die Handflächen, der<br />
gesamte Glove wirkt robust und umschließt die Hand angenehm straff mit einem<br />
gutem Klettverschluss am Handgelenk. Dennoch überzeugte uns der Tragekomfort<br />
des Roeckl. Fashion-Victims mögen ihn „oldschool“ nennen, wir finden ihn vernünftig,<br />
wenn die Gangart rauer wird auf Downhill- und Bikepark-Missionen.<br />
Kurzum: Uns gefielen beide Handschuhe. Schutzwirkung (Roeckl) auf der einen, Belüftung<br />
und direkteste Verbindung auf der anderen Seite (O’Neal). Was nun richtig ist, ist<br />
eher eine Grundsatzfrage, die ihr euch am besten selbst beantwortet.<br />
O’neaL „aMX“, 29,90 eurO rOeckL „MezzanO“, 59,90 eurO<br />
Fazit: Gut verarbeiteter, dünner All-Mountain-<br />
Handschuh. Er gibt Halt und trägt sich sehr<br />
angenehm.<br />
Belüftung, Tragekomfort, geringes Gewicht<br />
Schutz<br />
FREERIDE 4/12<br />
46<br />
Noch vor ein paar Jahren waren alle Protektoren für Biker mit Plastik zugepflastert. Handschuhe,<br />
Körperpanzer, Kneepads – überall wurden kleine Hartschalen aufgenäht – man fühlte sich sicher. Dann<br />
kamen die Softcore-Dinger mit automatisch verhärtendem Weltraumwundermaterial in Mode und der<br />
Plastikritter-Look war flugs Geschichte. Da ist der „Dagger“ schon wieder ein Hingucker. Trendig kurz<br />
zwar, aber mit dicker Hartschale über der Patellasehne. Drunter sitzt natürlich noch ein Pad aus dem<br />
Weltraumzeugs, aber für die spitzen Steine am Wegesrand ist jetzt wieder ein Ritterrüstungs deckelchen<br />
dran. Gut so. Der Sitz ist – ganz rüstungsuntypisch – sehr angenehm. Die zwei breiten Klettbänder<br />
halten den Schützer fix in Position. Trotzdem kann man noch gut pedalieren, ohne dass sie in die Kniekehlen<br />
einschneiden. Nach unten sind die Pads mit niedlichen Alibidreieckchen verlängert. Sieht nach<br />
Schutz aus, hört aber just da auf, wo die Bärentatzengefahrenzone beginnt. Sinnlos also. Für moderne<br />
Enduroisten, die mit Klickpedalen durch gezeitete Etappen hetzten, ist das okay, wettkampfabstinente<br />
Plattformtreter müssen aber um ihre Schienbeingesundheit bangen. Schade.<br />
Größen: S, M, L, XL. Preis: 75,95 €, www.hostettler.de<br />
Fazit: Gut gedacht, zu kurz gemacht. Der IXS-Schützer bietet sehr gute Passform und soliden Schutz<br />
an der Kniescheibe. Der Unterschenkel bleibt aber nackig. Ein paar Zentimeter mehr hätten hier<br />
einen großen Unterschied gemacht. So nur was für total Schmerzbefreite oder Klickpedalnutzer.<br />
66SIck „eSpacIO LIbre“<br />
Fazit: Schicker Plateau-Sattel in bewährter Ergonomie, bei der<br />
das Gewicht günstig auf den Sitzhöckern lastet und die Genitalien<br />
geschont werden. Anfangs gewöhnungsbedürftig, doch langfristig<br />
sehr angenehm – gerade auf langen Enduro- und <strong>Freeride</strong>-Touren<br />
oder mit Gepäck.<br />
Tragekomfort, stabil<br />
zu kurz<br />
Ist Ex-Worldcupper und Enfant terrible Sascha Meyenborg jetzt unter die Sattelbauer<br />
gegangen? Tatsächlich. Der Bike-Profi entwickelte gemeinsam mit Sattelspezialist<br />
Tobi Hild (SQlab) den <strong>Freeride</strong>-Sitz „Espacio Libre“. Er soll coolen Look<br />
mit gesunder Ergonomie verbinden. Die Idee: Das Gewicht lastet auf den Sitzknochen,<br />
Penis, Hoden und Damm werden geschont. Schonen ist immer gut, ob man<br />
nun um die Potenz bangt oder nicht. Für die spezielle Sattelform wurde SQlab<br />
übrigens schon mehrfach ausgezeichnet. Die ersten Kilometer sind ungewohnt,<br />
doch dann wird’s angenehm. Gerade auf langen <strong>Freeride</strong>-Touren bewährt sich<br />
die Ergonomie. Zu schrill? Den „Espacio Libre“ gibt’s auch in dezentere Designs.<br />
Größe: je nach Beckenbreite. Gewicht: 270 Gramm, Preis: 99 €, www.66sick.de<br />
Ergonomie, Komfort, Optik<br />
nix
gObanDIt „LIve“<br />
Eine Kamera am Helm ist mittlerweile schon ein Modestatement, er zeigt dass man<br />
seinen Sport mit viel Ambition verfolgt. Entsprechend viele neue Kameras kommen<br />
auf den Markt. Bei dieser hier lässt sich der Bildausschnitt mit einer kostenloser<br />
App über das iPhone ausrichten (Android-App soll kommen). Das ist pfiffig, doch<br />
viel wichtiger ist, was man später auf dem Bildschirm zu sehen kriegt. Auch da<br />
waren wir positiv überrascht. Die Aufnahmen zeigen knackige, scharfe Bilder. Damit<br />
macht die „Live“ den großen Platzhirschen „GoPro“ und „Contour“ Konkurrenz. Die<br />
Kamera misst sogar Höhenmeter, Geschwindigkeit und g-Kräfte! Wir testen weiter<br />
und prüfen das Teil auf Herz und Nieren – dazu bald mehr!<br />
Preis 399 €. www.gobandit.com<br />
Fazit: Die GoBandit glänzt mit raffinierten Funktionen. So können<br />
Aufnahmen sofort per iPhone online gestellt werden. Sie hat das<br />
Potenzial mit den Großen (Contour, GoPro) mitzumischen.<br />
aIrOh „FIghter-ShOt gOLD“<br />
Funktion, Bildqualität, GPS<br />
bisher noch nichts<br />
Der Airoh kommt aus Italien. Trikolore im Lack, Raffinesse im Design. Die Italiener<br />
haben’s raus. Bisher produzierte Airoh Motorrad- und Motocross-Helme. Jetzt<br />
wollen sie auch die Downhill- und <strong>Freeride</strong>-Welt erobern – mit dem „Fighter“ an<br />
der Sturmspitze. Der Helm wiegt unter einem Kilo, besitzt große Öffnungen an der<br />
Helmoberseite und Luftschlitze im spitzen Kinnbügel. Das saugt genug Luft in die<br />
im Schaum eingearbeiteten Kanäle und ventiliert sie am Kopf vorbei. Der Kinnbügel<br />
könnte für bessere Atemfreiheit etwas weiter vorgezogen sein. Angenehm: Die<br />
straffen Polster lassen den Helm satt und mit viel Tragekomfort am Kopf sitzen. Das<br />
sogenannte Sicherheitssystem „MIPS“ mit herausnehmbaren Wangenpolstern soll<br />
im Notfall das Abnehmen des Helms erleichtern. Klingt und wirkt alles sehr vielversprechend.<br />
Schade, dass wir das Teil nicht früher in die Hände kriegten: zu gerne<br />
hätten wir den „Fighter“ beim TÜV-Test (siehe Seite68) mit Schlägen malträtiert.<br />
Preis: ca. 250 €, www.airoh.com<br />
Fazit: Schicker Helm mit aggressiver Motocross-Optik. Einen deutschen<br />
Vertriebspartner wollen die Italiener bald bekannt geben.<br />
Gewicht, Ausstattung, Optik<br />
nix<br />
www.bike-magazin.de<br />
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NeuheiteN-test<br />
Cannondale<br />
Eigentlich waren das „Jekyll“ ja als All Mountain Trailbike entwickelt worden. Für grobe Einsätze lieferte Cannondale letzte<br />
Saison das „Claymore“ nach. Doch für 2013 bohren die Amis ihr All Mountain für den angesagten Enduro-Renntrend mit 160er-<br />
Gabel und robuster Ausstattung auf. Hinten bleibt es bei 150 Millimetern Maximalhub. Herzstück des abgestützten Eingelenkers<br />
ist immer noch der Zweikammer-Dämpfer Fox „Dyad“, den man über einen Hebel im Hub reduzieren und gleichzeitig in der<br />
Härte deutlich straffen kann. Aggressiv schwarz-gelb lackiert sieht das „Jekyll MX“ potent und massig aus. Die Lenkzentrale<br />
mit Schalt-, Brems-, Sattelstützen- und Dämpferhebel plus Kabelei wirkt etwas überladen. Gemessen am Hub ist es mit seinen<br />
14,15 Kilo nicht wirklich leicht. Beim Probesitzen fühlt sich die Front mit dem recht langen Steuerrohr, dem kegelförmigen<br />
Riesenspacer und dem dicken Vorbau hoch an. Bergauf wünscht man sich spontan eine Gabelabsenkung. Aber nur, bis man<br />
den Dämpferhebel betätigt. Dann wird der Dämpfer so hart, dass das Heck kaum noch einsinkt und damit die Sitzposition<br />
wieder ins richtige Verhältnis zur Lenkzentrale rückt. Eine Art Heckanhebung also. So geht das Cannondale sehr gut bergauf.<br />
Der harte Climb-Modus macht aber nur auf Teer und Schotter Sinn. Auf losem und wurzeligem Untergrund verliert man<br />
damit an Bodenhaftung. Geht es bergab, passt die Geometrie des „Jekyll“ sehr gut. Die Front ist zwar etwas höher als bei<br />
vielen Konkurrenten, aber nicht so hoch, dass man in Kurven den Druck aufs Vorderrad verlöre. Gleichzeitig verhindert die<br />
aufrechtere Sitzposition Überschlaggefühle in steilem Terrain. Das ist auch gut so, denn das Fahrwerk ist nicht gerade das, was<br />
man „satt“ nennt. Speziell der Hinterbau hat uns enttäuscht. Zwar steht er sehr stabil im Hub und liefert beim Abdrücken zu<br />
Sprüngen und beim Herausbeschleunigen aus Anliegern eine gute Plattform, aber bei Wurzelteppichen und anderen schnellen<br />
Schlägen reicht er Vibrationen ziemlich ungefiltert an den Fahrer durch. Je schneller es wird, desto schlechter kommt der<br />
Dämpfer klar. Dass sich 150 Millimeter Hub eigentlich auch potent und komfortabel anfühlen können, hat ja beispielsweise<br />
Trek mit dem „Remedy“ gezeigt. Das gleiche Phänomen hatten wir bereits beim theoretisch freeridelastigeren großen Bruder<br />
„Claymore“ gespürt. Offenbar kostet die aufwändige Zweikammerdrucktechnik des Dämpfers schlicht Bergabperformance.<br />
Auch die einfache Fox „Float“ ohne FIT-Kartusche ist keine Offenbarung. Ein paar PSI zu wenig oder zu viel und sie verliert<br />
an Leistung, taucht weg, oder arbeitet unsensibel. Schade, das „Jekyll“ kann bestimmt mehr, denn die Geometrie ist wirklich<br />
super. Richtig gut gefallen haben uns die „XT“-Schaltung und die Bremse mit ausgezeichneter Hebelergonomie, knackigem<br />
Druckpunkt und guter Verzögerungsleistung.<br />
Fazit: Das Cannondale „Jekyll MX“ passt mit seiner soliden Ausstattung, den standfesten Bremsen und der guten<br />
Bergauffahrleistung eigentlich genau ins Enduro-Race-Segment. Aber speziell der Hinterbau ist mit dieser Dämpferabstimmung<br />
in unseren Augen nicht das Gelbe vom Ei. Das Heck wirkt bei hohem Tempo unsensibel und der<br />
„Dyad“-Dämpfer kommt mit schnellen Schlägen nicht wirklich gut zurecht. Die gute Geometrie und das spielerische<br />
Handling des Rahmens hätte einen potenteren Dämpfer verdient. So ist es nur auf flowigen Strecken mit eher glattem<br />
Untergrund wirklich gut und sicher unterwegs.<br />
CAnnonDAlE „Jekyll MX“ Größen: S, M (getestet), l, Preis: 3 999 €, Gewicht: 14,15 kg (ohne Pedale),<br />
Gabel: Fox „36 Float“ (160 mm), Dämpfer: Fox „Dyad RT2“(100-150 mm), lenkwinkel: 66,3°, Sitzwinkel 72°, oberrohr:<br />
592 mm, Kettenstrebenlänge: 426 mm, Tretlagerhöhe: 360 mm, Reach: 400 mm, Stack: 593mm, Schaltung: Shimano „XT“,<br />
Kurbel: SRAM „X9“, Bremsen: Shimano „XT“, Vorbau: Cannondale, Sattelstütze: RockShox „Reverb“, Sattel: WTB „Volt“,<br />
WTB „Stryker“- Systemlaufsatz, Reifen: Schwalbe „Hans Dampf“ 2.35, www.cannondale.com<br />
FREERIDE 4/12<br />
48<br />
Jekyll MX
Hoppelhase: Das „Jekyll MX“<br />
springt gut. Der Hinterbau<br />
arbeitet straff und liefert guten<br />
Popp beim Abdrücken. Aber<br />
wo licht ist, ist auch Schatten.<br />
Die guten Flugeigenschaften<br />
erkauft man sich mit einem<br />
unkomfortablen Heck. Schnelle<br />
Schläge überfordern den<br />
Spezial dämpfer von Fox.<br />
FREERIDE4/12<br />
49
NeuheiteN-test<br />
Sichere Sache: Die „Forward Geometry“ bringt maximale Entspannung<br />
an der Dropkante. Leider ist die Kennlinie des Hinterbaus<br />
sehr linear und hat wenig Endprogression. Harte Landungen<br />
quittiert der Hinterbau mit heftigen Durchschlägen.<br />
FREERIDE 4/12<br />
50
MonDRaKER „DUnE XR“<br />
Größen: M (getestet), L, XL Preis: 5 379 €, Gewicht:<br />
13,85 kg (ohne Pedale), Gabel: Fox „36 Talas 180 FIT<br />
RC2“ (180 mm), Dämpfer: Fox „Float CTD BV“ (160<br />
mm), Lenkwinkel: 65.5°, Sitzwinkel: 74°, oberrohr:<br />
633 mm, Kettenstrebenlänge: 435 mm, Tretlagerhöhe:<br />
350 mm, Reach: 459 mm, Stack: 589 mm, Schaltung:<br />
SRaM „X9/X0“, Kurbel: E13 „TRS“, Bremsen: Formula<br />
„T1S“, Vorbau: „onoff“, Sattelstütze: CrankBrothers,<br />
Sattel: Fizik „Gobi XM“, Easton „Haven“-Systemlaufräder,<br />
Reifen: Schwalbe „Hans Dampf“ 2,35<br />
www.shock-therapy.com<br />
Mondraker Dune XR<br />
Eine der Innovationen für 2013 ist die „Forward<br />
Geometry“ von Mondraker. Optisch gewöhnungsbedürftig,<br />
aber mit maximalem Aha-Effekt auf<br />
dem Trail. Das „Dune XR“ ist total anders. Aber<br />
das muss ja nicht unbedingt schlecht sein.<br />
Okay, als wir vor ein paar Wochen einen Prototypen von Mondraker<br />
zu Gesicht bekamen, haben wir uns erstmal erschreckt.<br />
Schön sind die Rahmen mit „Forward Geometry“ auf den<br />
ersten Blick nicht. Obwohl so was ja immer Geschmackssache<br />
ist. Die Optik mal außen vor, waren wir vom sicheren<br />
Fahrverhalten des Trailbikes „Foxy XR“ mit gerade mal<br />
140 Millimetern Federweg am Heck beeindruckt. Für den<br />
Neuheitentest konnten wir dem Hersteller das „Dune XR“ mit<br />
180 Millimetern Hub vorne und 160 hinten aus der Achsel<br />
leiern. Das Bike ersetzt den <strong>Freeride</strong>r „Durham“. Die Idee<br />
hinter dem Konzept: Das Oberrohr wird um knapp sechs Zentimeter<br />
gestreckt, der Vorbau schrumpft auf Minimaß. Der<br />
Fahrer behält die Position zum Lenker im Vergleich zu einem<br />
normal langen Rahmen mit 60-Millimeter-Vorbau zwar bei,<br />
steht dabei aber viel weiter hinter dem Vorderrad. Das soll<br />
hohe Laufruhe und ein sicheres Gefühl an Steilstufen bringen,<br />
ohne dass sich die Bergaufeigenschaften verschlechtern. Gary<br />
Fisher hatte die Idee schon vor einem Jahrzehnt mit der<br />
„Genesis-Geometrie“. Damals war er seiner Zeit aber mal<br />
wieder voraus. Heute schrumpfen die Vorbauten ja eh immer<br />
mehr, da ist das Konzept von Mondraker nur konsequent. Die<br />
eigentliche Sitzposition auf dem Bike ist tatsächlich völlig<br />
normal. Nur der Blick über den Vorbaustummel aufs weit vor<br />
einem stehende Vorderrad ist ungewohnt.<br />
Bergauf geht das „Dune XR“ auch dank der leichten Laufräder<br />
sehr gut. Mit abgesenkter Gabel und maximaler Druckstufe<br />
im Heck wippt es null. Wiegetritt verträgt sich aber nicht<br />
mit dem VPP-Hinterbau. Dann pumpt das Heck gewaltig und<br />
der Tritt eiert. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die nervöse<br />
Lenkung – ein bisschen fühlt es sich immer so an, als wäre das<br />
Vorderrad kurz davor zu steigen, obwohl es das gar nicht tut.<br />
Bergab mochten wir das Handling des Mondraker auf Anhieb.<br />
Es kombiniert auf einzigartige Weise Laufruhe mit sehr direktem<br />
Lenkverhalten. Weil man so weit hinter dem Vorderrad<br />
sitzt, fühlt man sich auch<br />
bei hohem Tempo enorm<br />
sicher. An Dropkanten geht<br />
es supereinfach aufs Hinterrad<br />
und in der Luft ist es<br />
gut ausbalanciert. Leider<br />
ist die Hinterbaukennlinie<br />
sehr linear ausgefallen.<br />
Den Dämpfer muss man<br />
genau und mit maximal<br />
30 Prozent SAG abstimmen,<br />
sonst schlägt er bei<br />
Landungen hart durch.<br />
Auch die „Talas“-Gabel muss<br />
über den Luftdruck und die Druckstufenversteller sauber abgestimmt<br />
werden, sonst taucht sie im mittleren Hubbereich<br />
zu schnell weg. Um in Kurven genug Druck aufs Vorderrad zu<br />
bringen, muss man den Lenker aktiv belasten. Doch das fällt<br />
leichter als bei einem „normalen“ Bike, weil man auch hierbei<br />
mit dem Körper weit hinter der Nabe bleibt. In Spitzkehren stößt<br />
das Geometriekonzept aber an Grenzen – hier wirkt das „Dune<br />
XR“ in Größe M etwas behäbig und lang.<br />
Fazit: Mit dem „Dune XR“ macht Mondraker einen gewagten<br />
Schritt in die richtige Richtung. optisch schreckt<br />
das Konzept bestimmt den ein oder anderen Kunden ab,<br />
aber die Fahrleistung der „Forward Geometry“ finden<br />
wir überzeugend, denn sie kombiniert hohe Laufruhe<br />
mit agilität und gibt auch novizen viel Sicherheit in anspruchsvollem,<br />
steilem Gelände. Hinterbau und Gabel<br />
muss man penibel abstimmen, damit das Fahrwerk gut<br />
arbeitet. Für alpine Spitzkehrenabenteurer ist die Geometrie<br />
etwas zu unhandlich.<br />
FREERIDE 4/12<br />
51
NeuheiteN-test<br />
Avid „XO TrAil“<br />
Wir sind große Fans der Avid „Code“. Die Bremse hat Wumms, lässt sich gut dosieren<br />
und mit schneller Griffweitenverstellung einfach handhaben. Ideal für alle Einsätze,<br />
Enduro bis Downhill. Die konventionelle „XO“ schneidet im Vergleich zur „Code“<br />
schlechter ab – darüber trösten selbst die Gewichtsersparnis und die schicken Carbon-<br />
Hebelchen nicht hinweg. Die Situation ist also geklärt – alles wunderbar. Von wegen!<br />
Jetzt bringt Avid die „XO Trail“, eine Vierkolben-Bremse (statt bisher zwei) mit mehr<br />
Biss, guter Dosierbarkeit, einfacher Griffweitenverstellung und kaum Mehrgewicht<br />
Bliss „ArG 1.0 ld TOp“<br />
Enduro hier, Enduro da: Enduro ist das Zauberwort dieser Tage und es beflügelt die Hersteller. Sie setzen all ihre<br />
<strong>Freeride</strong>-Produkte auf Enduro-Diät. Auch Protektoren-Jacken. Statt Ritterrüstung gibt es jetzt schicke Jerseys mit<br />
integriertem Zauberschaum. Von Bliss zum Beispiel. Die „ARG 1.0 LD Top“ wirkt ein bisschen, als hätte man die<br />
Antirutsch-Matte aus dem Schwimmbad an Ellenbogen, Schultern und Rücken genäht. Ist aber Hightech-Schaum.<br />
Die oberfränkische Marke ist neu im Bike-Business und sahnte mit dieser Jacke zur Premiere gleich mal einen<br />
Eurobike-Award ab. Das leichte Gewicht (856 Gramm) und das neu verwendete Material „Armourgel“ wird die<br />
Jury überzeugt haben. Ähnlich wie beim Schutzmaterial „D30“ oder „Sas Tec“, soll sich auch dieser Schaum<br />
erst beim Aufprall oder bei Stößen verhärten. Die Schutzwirkung mussten wir bisher nicht testen, doch die<br />
Jacke erfüllt zumindest die wichtige CE-Norm. Sie trägt sich angenehm und lässt genügend Luft an die Haut.<br />
Ein durchgehender Reißverschluss erleichtert das An- und Ausziehen. Manko: das zu kurz geratene Rückenteil.<br />
Die Lenden liegen – zumindest bei uns – total frei. Preis: 179,90 €. Mehr Infos unter: www.blisscamp.com<br />
Fazit: Leichte, luftige Protektoren-Jacke, mit Schaumpolstern, die die Euro-Norm CE erfüllen.<br />
Ideal für Enduro-Fahrer, die auch während längerer Touren auf Schutz nicht verzichten wollen,<br />
und für Bikepark-Piloten, die einen dezenten, kaum sichtbaren Schutz vorziehen.<br />
FREERIDE 4/12<br />
52<br />
FOX „34 FlOAT CTd“<br />
Fazit: Leichter wurden 160 Millimeter bislang noch nie verpackt. Die 34er<br />
hinterlässt einen überzeugenden Eindruck und arbeitet zumindest in der<br />
Float-Version feinfühlig und schluckfreudig. Dabei liegt die tatsächliche<br />
Steifigkeit aufgrund der dünnen Standrohre über der optischen.<br />
(25 Gramm) im Vergleich zur „X0“. Was jetzt? Ausprobieren natürlich. Bisher gefällt<br />
uns die neue Vierkolben-Zange. Wir fuhren sie mit 180er-Scheiben – bei 75 Kilo<br />
Körpergewicht reichten die uns aus. Vor allem die gute Modulation, also dieses Mittelding<br />
aus Bremsen und nicht Bremsen, bemerkten wir an der „Trail“. Für Manuals ist<br />
das recht wichtig. Die Dosierbarkeit vermittelt auch auf dem Trail mehr Kontrolle als<br />
ein digitales On/off. Ob die neue „Trail“ ähnlich viel Bremskraft besitzt wie die „Code“<br />
mit ihren größeren Kolben ist schwer zu erfühlen – zumindest bisher. Dazu müssen<br />
wir die Stopper noch auf den Prüfstand strapsen. Eins<br />
steht fest: Avid hat mit der „Trail“ eine sehr interessante<br />
<strong>Freeride</strong>- und Downhill-Bremse auf den Markt geschoben.<br />
Preis: 260 € pro Bremse mit 200er-Scheibe, Gewicht: 340<br />
Gramm. www.sram.com<br />
unauffällig, Belüftung, Tragekomfort<br />
zu kurzes Rückenteil<br />
Fazit: Sehr sinnig ausgestattete Vierkolben-Bremse mit guter<br />
Dosierbarkeit und Bremskraft, ideal für Enduroisten, <strong>Freeride</strong>r und<br />
Downhiller, die auch das Gewicht im Augen haben. Pfiffig: die schnelle<br />
Griffweitenverstellung ohne Werkzeug.<br />
Bremskraft, Dosierbarkeit<br />
lautes Quietschen bei Nässe<br />
Als Fox die erste 36er-Baureihe auf den Markt brachte, hatte die wuchtige Gabel nur 150 Millimeter Federweg verpackt in einem<br />
braunen Gewand. Doch im Laufe der Zeit purzelten Gewichte, genauso wie Federwege wuchsen. Die 36er-Fox hat mittlerweile bis zu<br />
180 Millimeter intus, ein 160er-Hub ist neuerdings sogar mit dünnen 34er-Standrohren realisierbar. Ein bei den Herstellern willkommener<br />
Trend, wie die diesjährige Eurobike belegt. In der Enduro-Klasse macht sich die neue 34er mit den schlanken Beinen breit und<br />
verdrängt die gute alte 36. Doch was kann die 34 mehr? Die schlankere Bauweise spart zwischen 150 und 200 Gramm. Unsere Testgabel<br />
brachte in der „Float CTD“-Version 1960 Gramm auf die Waage. Mit 15- statt 20-Millimeter Steckachse wirkt die 34er filigraner, als<br />
sie tatsächlich ist. Der Steifigkeitsunterschied beträgt laut hauseigenem Labor nur schlappe 4 Prozent. Dafür baut die Gabel ca. 8–10<br />
Millimeter tiefer, wodurch sich im Vergleich zur 36 der Lenkwinkel um 0,5 Grad erhöht. Auf dem Trail fährt sich die schlanke Fox sehr<br />
solide, spricht gut an und nutzt den vorhandenen Federweg vollständig aus, braucht aber eine gewisse Einfahrzeit. Die „Talas“-Version<br />
arbeitet dagegen deutlich straffer. www.foxracingshox.com<br />
leichteste 160er-Gabel, gute Performance<br />
sorgt im Vergleich zur 36er für einen steileren Lenkwinkel
sChwAlBe „hAns dAmpF<br />
superGrAviTy 2,35“<br />
Der „Hans Dampf“ wurde als Enduro-Reifen konzipiert<br />
– ein Schlappen, der mit seinen quadratischen Stollen<br />
besser zupacken soll als der „Fat Albert“, doch leichter<br />
rollen als die <strong>Freeride</strong>-Pneus „Muddy Marry“ und Co.<br />
Ein Konzept, das aufging. Das Profil gefiel den Worldcup-Downhillern<br />
so gut, dass sie den Reifen sogar im<br />
Rennen einsetzten – allerdings mit dem Wunsch nach<br />
mehr Pannenschutz. Der „Hans Dampf Supergravity“<br />
war geboren, ausgestattet mit einer Downhill-Kar kasse,<br />
doch besserem Rollverhalten als die richtig fetten<br />
Schlappen. Wir zogen den „Supergravity“ auf, als es zum<br />
Gardasee ging, wir den Mezzocorona unter die Stollen<br />
nahmen und in richtig fiesem Geläuf unterwegs waren,<br />
allerdings noch hochtreten wollten. Das funktionierte<br />
mit der Hardcore-Variante des „Hans Dampf“ bestens.<br />
Die Stollen verzahnen sich gut mit dem Boden, liefern<br />
aber auch auf Fels guten Grip. 977 Gramm bringt er<br />
auf die Waage. Die Laborwerte kennen wir noch nicht,<br />
doch bisher können wir nur Gutes berichten. Mal sehen,<br />
wie lange er hält und wie schnell er sich runterrubbelt.<br />
Fazit: Der „Hans Dampf Supergravity“ soll so leicht rollen wie ein<br />
Enduro-Reifen, doch mit seiner zäheren Karkasse so viel Pannenschutz<br />
bieten wie ein Downhill-Schlappen. Das Rezept scheint aufzugehen. Wir<br />
waren mit dem Reifen zufrieden. Bisher kein Platten, doch schon viele<br />
lange, anspruchsvolle Touren – ohne Shuttle-Bus.<br />
Grip, Pannenschutz<br />
nicht leicht, hochpreisig<br />
pOC „vpd spine pACk 16“<br />
„Wir wollen das Leben so sicher wie möglich machen“,<br />
lautet das Motto der schwedischen Firma Poc. Ein<br />
edles Ziel! Doch auch Design haben sich die Schweden<br />
auf die Fahne geschrieben. Mit ihren Helmen in poppigen<br />
Uni-Farben lösten sie einen ganzen Trend aus.<br />
Keine Skilift-Schlange, in der es nicht schlumpfblau,<br />
orange- und rosa-farbenen leuchtet. Jetzt also auch<br />
Rucksäcke. Wir checkten den ungewohnt dezenten „VPD<br />
Spine Pack 16“, der treffender „VPD Spine Pack 12“<br />
hätte heißen müssen, denn beim Volumen haben die<br />
„Poc“aner etwas geschummelt. Der Rucksack ist gut<br />
verarbeitet und sinnvoll ausgestattet, doch sicher keine<br />
Revolution: Einfaches Rückenteil, robustes Nylon-Tuch,<br />
straffe Schultergurte, ein großes Hauptfach mit innen<br />
aufgesetzten Netztaschen und einer guten Halterung<br />
für jegliche Art von Helm. Als Protektor ist eine zertifizierte<br />
Schaumplatte ins Rückenfach gesteckt. Den<br />
Schaum kann man auch rausnehmen oder in einen<br />
anderen Rucksack stecken. Preis: 179,95 Euro, Gewicht:<br />
1120 Gramm inklusive Protektor. www.pocsports.com<br />
Fazit: Durchdachter, robuster Daypack mit zertifizierter Schaumplatte<br />
im Rückenfach. Der Schaum hebt vermutlich den Preis des ansonsten<br />
konventionell gemachten Rucksacks.<br />
Tragekomfort, Rückenschutz<br />
keine Außentaschen, teuer<br />
e.ThirTeen „Trs+ lAuFrAdsATz“<br />
Ha, was für ein rattenscharfer Sound! Die Hinterradnabe surrt wie eine wild gewordene Hummel mit Schalltrichter<br />
am Po. Schnarrend und laut. Den Aggro-Sound muss man mögen. Aber auch im Stand haben die Systemlaufräder<br />
von E13 einiges zu bieten: coladosendicke Naben mit extrahoher Flansch und Carbonkörper zum Beispiel. Und sehr<br />
leichte Scandium-Felgen. 400 Gramm pro Stück – das ist rekordverdächtig. Entsprechend rasant lässt sich der<br />
1650 Gramm leichte Satz beschleunigen. Positiv ist uns die Steifigkeit aufgefallen. Die kurzen Speichen mit hoher<br />
Spannung sorgen dafür. Die Naben lassen sich über unterschiedliche Endhülsen an diverse Achsbreiten und -durchmesser<br />
anpassen. Ein paar Bergtouren und ein übles Schlammdauerregenwochenende in Les Gets haben sie schon<br />
klaglos weggesteckt. Noch laufen die Lager seidenweich und die Felgen stehen perfekt rund da. Mal sehen, wie die<br />
edel verarbeiteten Teile durch den Winter kommen. Preis: 1 079 €, Gewicht: 1 650 Gramm, www.cosmicsports.de<br />
Fazit: Sehr leichter und sehr edler Systemlaufradsatz. Hochwertiger Materialmix, steif und gleichmäßig<br />
eingespeicht. Der aggressive Sperrklinkensound ist nicht jedermanns Sache. Wenn er die nächsten<br />
Monate weiter so gut alles mitmacht, ist es ein Top-Tuningpart für All-Mountain bis <strong>Freeride</strong>.<br />
leicht, steif, Sound, Gewicht<br />
Sound, Preis<br />
FREERIDE 4/12<br />
53
NeuheiteN-test<br />
FREERIDE 4/12<br />
54<br />
Mörderbiene im Anflug! Das Norco „Killer B“<br />
ist laufruhig und schnell. Aber auch etwas<br />
träge und unhandlich. Die Nachteile von 650B<br />
haben wir im Gelände deutlich gespürt, die<br />
Vorteile nur bedingt. Wir würden das Teil<br />
gerne mal mit 26er-Rädern ausprobieren...
NoRco „RANGe KilleR B“<br />
Größen: XS, S, M (getestet), l, Xl, Preis: noch k.A.,<br />
Gewicht: 14,3 kg (ohne Pedale), Gabel: Fox „34 Talas 160<br />
FiT cTD“ (160 mm), Dämpfer: Fox „DHX Air BVR“ (160<br />
mm), lenkwinkel: 66,8°, Sitzwinkel: 73°, oberrohr: 599<br />
mm, Kettenstrebenlänge: 429 mm, Tretlagerhöhe: 335<br />
mm, Reach: 409 mm, Stack: 609 mm, Schaltung: SRAM<br />
„X9“, Kurbel: Race Face „Turbine“, Bremsen: Avid „Xo<br />
Trail“, Sattelstütze: RockShox „Reverb“, Sattel: WTB,<br />
Aclass „VeD Six“-Systemlaufräder, Reifen: Schwalbe<br />
„Hans Dampf“ 27,5 X 2,35, www.norco-bikes.de<br />
Norco<br />
Mit dem „Range Killer B“ setzt Norco im Endurosegment<br />
voll auf die aktuell gehypte 650B-Laufradgröße. Ein paar<br />
Zentimeter mehr Durchmesser sollen dem modernen Mountainbike<br />
zu größerer Laufruhe und mehr Traktion verhelfen.<br />
Die Geometrie des „Killer B“ weicht kaum von der eines klassischen<br />
26-Zoll-Enduros ab. Der Lenkwinkel ist vielleicht ein<br />
halbes Grad steiler als in dieser Klasse typisch, der Hinterbau<br />
kaum länger. Auffällig: das sehr tiefe Tretlager (335 Millimeter)<br />
des Viergelenkers verspricht ein gutes Handling. Die Fox<br />
„34 Talas“ mit der dreifach verstellbaren Druckstufe und der<br />
altbekannte Fox „DHX Air“ bilden das Fahrwerk. Die Ausstattung<br />
ist hochwertig, aber auf der soliden Seite. Resultat: 14,3<br />
Kilo. Das Norco ist unser erstes 650B-Bike. Wir haben mal kurz<br />
auf 29-Zöllern gesessen. Unsere Meinung: Die Riesenreifen<br />
machen für XC-Flitzer vielleicht Sinn, für Freunde handlicher<br />
Spaßbikes ist das aber nix. Und viel Federweg geht damit<br />
auch nicht. Mit 27,5 Zoll aber schon und die mittelgroßen<br />
Räder sollen ja gefühlt dichter dran sein am Normalmaß<br />
und dennoch ähnliche physikalische Vorteile bieten wie die<br />
Riesenreifen. Wir waren gespannt.<br />
Beim ersten Aufsitzen wirkt das Bike nicht zu groß. Man sitzt<br />
schön entspannt und gut ausbalanciert. Unsere Testrunde<br />
beginnt mit einem 300-Höhenmeter-Schotteranstieg. Hier<br />
wirkt das Norco etwas schwerfällig. Zum Vergleich fuhren<br />
wir abwechselnd kurze Passagen mit einem 26-Zöller-Enduro<br />
mit identischer Bereifung und ähnlichem Gewicht. Der Unterschied<br />
war deutlich spürbar. Die großen Reifen rauben<br />
Range Killer B<br />
Jetzt ist es passiert – die großen Räder entern<br />
den Bikepark! Norco findet, 27,5 Zoll soll auch<br />
bei potenten 160-Millimeter-Enduros die Zukunft<br />
sein. Wir sind da nicht ganz so überzeugt.<br />
Energie, weil sie mit größerem Kraftaufwand beschleunigt<br />
werden müssen. Immerhin ist das Fahrwerk mit zugeklickten<br />
Druckstufen ruhig. Wiegetritt quittiert der Hinterbau aber<br />
mit starken Pumpbewegungen. Dank der guten Sitzposition<br />
kommt man aber dennoch entspannt zum Traileinstieg.<br />
Dann gehts bergab. Auch hier sind die Effekte der großen<br />
Räder spürbar. Das Bike läuft sehr ruhig über Wurzelteppiche.<br />
Dabei wirkt es aber auch groß und nicht besonders handlich.<br />
Die Schwungmasse der Laufräder hilft, wenn es schnell<br />
gerade aus geht, aber bei Lastwechseln und Sprüngen gefiel<br />
uns das Vergleichsenduro mit den kleineren Reifen immer<br />
etwas besser. Auch die „34 Talas“ war nicht der Überflieger.<br />
Im mittleren Federwegsbereich gibt sie zu schnell zu viel Hub<br />
frei. Der Hinterbau arbeitet aber, wie von Norco gewohnt,<br />
schön satt.<br />
Fazit: Vermutlich werden uns die Dehn-Mess-Streifenlactat-labortests<br />
der BiKe-Kollegen bald schon lügen<br />
strafen, aber wir können dem Mittelmaß 650B nicht so<br />
richtig viel abgewinnen. Das Norco fährt sich subjektiv<br />
träger und unhandlicher als ein 26-Zöller. Ja, es rollt<br />
etwas geschmeidiger über Wurzelteppiche, aber das<br />
alleine wiegt die Handlingnachteile in unseren Augen<br />
nicht auf. Wir sind sicher: Mit kleineren laufrädern wäre<br />
das „Killer B“ ein (besseres) Spaßenduro.<br />
FREERIDE 4/12<br />
55
NeuheiteN-test<br />
FREERIDE 4/12<br />
56<br />
Droppomat oder Rennsemmel –<br />
das neue „Gambler 10“ besitzt<br />
ein variables Fahrwerk und<br />
liefert je nach Set-up sehr unterschiedliche<br />
Fahreigenschaften.
Das neue „Gambler 10“ ist als klassischer Eingelenker konstruiert.<br />
Die einteilige Schwinge mit hohem Drehpunkt aktiviert<br />
beim Einfedern über eine auffällige Doppelwippenkonstruktion<br />
den 267 Millimeter langen Fox „DHX RC4“-Dämpfer.<br />
210 Millimeter Federweg stehen am Heck zur Verfügung. Der<br />
Hauptrahmen erinnert entfernt ans „Voltage“ und soll dank<br />
des sparsameren Materialeinsatzes deutlich leichter sein als<br />
das aufwändige Hydroformteil des Vorgängers. Mit hochwertigen<br />
Fox-Federelementen und einem Mix aus Shimano „Zee“-<br />
und „Saint“-Komponenten ist das „Gambler“ hochwertig und<br />
gleichzeitig robust aufgebaut. Die moderne Geometrie des<br />
Alurahmens ist vielfältig einstellbar. Wird ein kleiner Chip<br />
an der unteren Dämpferaufnahme in der „High“-Position<br />
fixiert, wächst die Tretlagerhöhe um einen Zentimeter (dann<br />
355 Millimeter) und der Lenkwinkel wird ein Grad steiler<br />
(dann 63 Grad). Auch die Hinterbaulänge kann in einer langen<br />
und einer kurzen Position gefahren werden. Je nach Dämpferposition<br />
sind 421 bis 440 Millimeter möglich. Zusätzlich<br />
ist ein Steuersatz mit Lenkwinkelverstellung eingebaut, der<br />
in Kombination mit dem Tretlagerchip Lenkwinkel mit superflachen<br />
60,5 und moderaten 65 Grad möglich macht. So soll<br />
der Rahmen für Downhill-Strecken aller Art, aber auch für<br />
Bikeparkeinsätze taugen. Die ersten Abfahrten absolvierten<br />
wir in der Low-Position mit 62er-Lenkwinkel und kurzer Kettenstrebe.<br />
Das Scott ist mit fast 18 Kilo ohne Pedale wieder<br />
Scott Gambler 10<br />
Das alte „Gambler“ machte uns im letzten Big-<br />
Bike-Vergleichstest wenig Freude. Der froschgrüne<br />
Nachfolger hat mit seinem Vorgänger zum<br />
Glück nur noch den Namen gemein.<br />
kein Leichtgewicht. Aber bereits nach wenigen Metern<br />
ist klar, dass die Hinterbaufunktion im Vergleich zum<br />
Vorgänger deutlich verbessert wurde. Das „Gambler“<br />
liegt satt und liefert sehr viel Komfort, ohne dabei in Anliegern<br />
zu tief in den Federweg zu sinken. Im Antritt bleibt<br />
der Hinterbau ruhig – dem hohen Schwingendrehpunkt<br />
sei Dank. Im Gegenzug reagiert das Heck sensibel und<br />
schluckfreudig auf große Hindernisse, wenn man nur in<br />
den Pedalen steht und nicht tritt. Die Position des Fahrers<br />
ist gut ausbalanciert und mittig im Bike. Auf schnellen<br />
Geradeauspassagen stimmt die Gewichtsverteilung,<br />
beim schnellen Lastwechseln spürt man aber, dass sich<br />
ein großer Teil der Dämpfer-Wippeneinheit recht hoch<br />
im Rahmen befindet. Im Vergleich zum Klassenprimus<br />
Specialized „Demo“ ist es bei Richtungswechseln träger<br />
und wirkt auch deutlich schwerer. Die tiefe Tretlagerposition<br />
und der sehr flache Lenkwinkel waren uns auf<br />
den Strecken in Leogang und am Samerberg zu extrem.<br />
Mit 63er-Lenkwinkel und 355 Millimeter hohem Tretlager<br />
macht das Bike mehr Spaß, ist agiler und immer noch<br />
sehr laufruhig. Die extremen Einstellungen sind eher was<br />
für supersteile Strecken wie Champéry. Alles in allem ist<br />
das neue „Gambler“ aber ein sehr gutes Downhill-Bike<br />
geworden. Die zahlreichen Einstellmöglichkeiten lassen<br />
extrem viel Raum für Set-up-Spielereien.<br />
Fazit: Es war die richtige Entscheidung, den Rahmen des<br />
„Gambler“ von Grund auf neu zu konstruieren. Jetzt hat<br />
Scott ein modernes Downhill-Bike mit sehr satter Hinterbaufunktion<br />
und moderner Geo am Start. Die Winkel des<br />
Rahmens lassen sich sehr vielfältig und in einem extrem<br />
breiten Bereich einstellen, wobei wir bezweifeln, dass ein<br />
60er-Lenkwinkel wirklich Sinn macht. Die aufwändige<br />
Dämpfer-Wippen-Einheit sitzt recht hoch im Rahmen und<br />
macht mit ihrer Masse das Handling etwas träge.<br />
Scott „Gambler 10“<br />
Größen: S, M (getestet), L Preis: 5 599 €, Gewicht: 17,9 kg<br />
(ohne Pedale), Gabel: Fox „40 Van FIt Rc2“ (200 mm),<br />
Dämpfer: Fox „DHX Rc4 BV“ (210 mm), Lenkwinkel:<br />
60-65°, Reach: 400 mm, Stack: 584 mm, Kettenstrebenlänge:<br />
421-440 mm, tretlagerhöhe: 345-355 mm, Schaltung:<br />
Shimano „Zee“, Kurbel: Shimano „Saint“, Bremsen:<br />
Shimano „Zee“, Vorbau: FUNN, Sattelstütze: Syncros<br />
„FL15“, Sattel: Scott, Dt Swiss „FR 600“-Systemlaufradsatz,<br />
Reifen: Schwalbe „Muddy Mary“ 2,35 DH<br />
www.scott-sports.com<br />
FREERIDE 4/12<br />
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