Rudls Rubrik - Freie LehrerInnen
Rudls Rubrik - Freie LehrerInnen
Rudls Rubrik - Freie LehrerInnen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1/2009<br />
:schulnotizen<br />
SLV, Sandgasse 44a, 6850 Dornbirn; e-mail: schulnotizen@gmx..net; abc-druck ; Verlagspostamt Dornbirn, P.b.b. GZ 02Z033923 M<br />
Vertrauenskrise<br />
Die Lehrer und ihre tiefe Enttäuschung<br />
Neue Mittelschule<br />
Hoffnung auf einen Weg zur gemeinsamen Schule<br />
Narrenschiff auf hoher See<br />
Grantige Bemerkungen zur aktuellen Schulsituation<br />
Online - Offline<br />
Anmerkungen zum neuen Anmeldesystem der PH
2 schulnotizen<br />
Zwei Stehsätze der letzten Jahre:<br />
„Das österreichische Schulsystem ist<br />
zu teuer und ineffizient.“ „Das österreichische<br />
Bildungssystem muss reformiert<br />
werden.”<br />
Dies hat sich mittlerweile in ganz<br />
Österreich durchgesprochen. In<br />
ganz Österreich? Nein, ein kleiner<br />
stockkonservativer Zirkel um Neugebauer,<br />
Scholik (AHS), Amon und<br />
Riegler hält an alten, längst überkommenen<br />
Strukturen fest und erklärt<br />
allen, die auch nur in Ansätzen<br />
etwas erneuern wollen, den Krieg.<br />
(O-Ton Neugebauer an BM Schmied:<br />
„Das ist eine Kriegserklärung!“)<br />
Damit kein Missverständnis aufkommt:<br />
Was Frau BM Schmied zur<br />
Rettung der Reformen fordert, ist<br />
nicht nur katastrophal vorbereitet<br />
und kommuniziert, es ist auch bildungspolitisch<br />
völlig daneben. Die<br />
Forderung, dass die Lehrer die Verbesserungen<br />
ihrer Arbeitsbedingungen<br />
(kleinere Klassen, …) selbst finanzieren<br />
sollen, ist absurd. Das hat<br />
mit Solidarität in schwierigen Zeiten<br />
nicht das Geringste zu tun. Das gibt<br />
es auch in der sogenannten Privatwirtschaft<br />
nicht.<br />
Zehn Prozent mehr Unterrichtsarbeit<br />
bei gleichbleibender Arbeitszeit<br />
fördert die Qualität der Schulen<br />
in keiner Weise. Bedeutet dies doch<br />
zwangsläufig weniger aufzuwendende<br />
Zeit für Vor- und Nachbereitung,<br />
Korrekturen, Elternkontakte,<br />
für alles, was <strong>LehrerInnen</strong> neben ihrer<br />
Unterrichtstätigkeit für die Kinder<br />
und die Gesellschaft erbringen.<br />
Und das ist viel!<br />
Unerlässlich ist, dass die Lehrer-<br />
Innen, wenn sie zwei Stunden mehr<br />
unterrichten müssen, die sogenannten<br />
Nebentätigkeiten wirklich messen<br />
und alles über eine 40-Stunden-<br />
Woche Hinausgehende einfach ablehnen.<br />
Ich frage mich nur, wie dann<br />
eine moderne Schule funktionieren<br />
soll.<br />
Zurück zum zweiten Absatz: Österreich<br />
ist grundsätzlich strukturkonservativ<br />
und reformunwillig, vor<br />
allem im Bildungsbereich.<br />
Seit Bruno Kreisky und Fred Sinowatz<br />
hat sich in den Schulen und<br />
im gesamten Bildungsbereich nichts<br />
Ernstzunehmendes getan. Strukturen<br />
wurden marginal angepasst,<br />
von mutiger Bildungspolitik keine<br />
Spur.<br />
Die Rückschrittspoitik der Frau<br />
Gehrer sei hier nur am Rande erwähnt.<br />
Die großen und wirklichen Reformen<br />
sind seit Jahren mehr als<br />
notwendig (siehe PISA und Finnland!):<br />
Gemeinsame Schule der 6-<br />
bis 15-Jährigen, Ganztagesschulen,<br />
vorschulische Bildung, Individualisierung<br />
des Unterrichts und vieles<br />
mehr.<br />
Dazu kommt als Voraussetzung<br />
die gemeinsame Ausbildung aller<br />
Pädagogen vom Kindertgarten bis<br />
zu Oberstufe.<br />
<strong>Rudls</strong> <strong>Rubrik</strong><br />
Schulreform auf Österreichisch<br />
Rudl Amann<br />
Aussagen und Artikel von kompetenter<br />
Seite gibt es dazu genug.<br />
Die radikale Umstellung des Bildungssystems<br />
würde das System<br />
auch finanzierbar machen (Experten<br />
sprechen von einer Kostenreduktion<br />
um die 20%). Sinnlose Doppel-<br />
und Dreifachstrukturen gehören<br />
abgeschafft. Wir haben derzeit drei<br />
verschiedene Dienstgeber. Damit<br />
verbunden sind teure Verwaltungseinrichtungen<br />
auf Bundes-, Landes-,<br />
Bezirks- und Gemeindeebene. Wir<br />
haben die Kompetenzprobleme zwischen<br />
unterschiedlichen Dienstgebern<br />
und Schulerhaltern usw.<br />
Nur, diese Baustellen aufzuräumen<br />
ist mit der ÖVP und deren Gewerkschaften<br />
in Österreich nicht<br />
machbar.<br />
Deshalb versucht es Frau<br />
Schmied mit einer verfehlten<br />
Fleckerlteppichpolitik.<br />
Dabei kann und muss im Zuge<br />
einer umfassenden Bildungsreform<br />
natürlich über ein neues,<br />
einheitliches Dienst- und Besoldungsrecht<br />
und auch über eine<br />
andere Verteilung der Lehrerarbeitszeit<br />
geredet und verhandelt<br />
werden.<br />
Dann kann es auch zur Zustimmung<br />
der FSG- und SLÖ- <strong>LehrerInnen</strong><br />
kommen.
schulnotizen 3<br />
Vertrauenskrise<br />
Die Lehrer und ihre tiefe Enttäuschung<br />
Werner Nesensohn<br />
B M Schmie d hat mit ihre r Forderung nach zwei zusä tz lichen Unterricht ss<br />
t u n d e n die Lehre r I n n e n ins M a rk g e t roffen. D a s hat m e h re re G ründe.<br />
Niemand hat mit diesem Vorstoß<br />
gerechnet. Immerhin hatte ihre<br />
Amtsperiode so schön begonnen.<br />
Schmied startete ihre Amtszeit mit<br />
der Senkung der Schülerzahlen auf<br />
25 Kinder pro Klasse und erfüllte<br />
damit eine langjährige Lehrerforde-<br />
rung. Dann legte sie vollen Elan in<br />
die Umsetzung der Neuen Mittel-<br />
schule, stattete diese so großzügig<br />
mit Ressourcen aus, dass sich sogar<br />
frühere Gegner dieser Schulform in<br />
begeisterte Anhänger verwandel-<br />
ten.<br />
Endlich haben wir eine Ministe-<br />
rin, die mit sich reden lässt, sagten<br />
die Lehrer und sie hofften auf mehr<br />
Schulpsychologen und Sozialarbei-<br />
ter, auf eine bessere Ausstattung<br />
der Konferenzzimmer, auf mehr Be-<br />
fugnisse im Kampf mit wiederholt<br />
störenden Schülern. Da spielen sich<br />
besonders in Hauptschulen tatsäch-<br />
lich echte Kämpfe ab. Vor allem<br />
hofften die Lehrer, dass ihre<br />
schwierige Arbeit in der öffentli-<br />
chen Meinung wieder mehr Wert-<br />
schätzung erfährt.<br />
Stattdessen kam der 25. Februar<br />
2009 und mit ihm eine Ankündi-<br />
gung der Ministerin, die sich wie<br />
eine öffentliche Schelte anhörte.<br />
Schmied ließ ihren Lehrern ausrich-<br />
ten, dass sie zwei Stunden mehr un-<br />
terrichten sollten. Sie verwies dabei<br />
auf Einsparungsnotwendigkeiten.<br />
Diese überraschende Ankündigung<br />
zerstörte das bis dahin gute Ver-<br />
hältnis der Ministerin zu den<br />
<strong>LehrerInnen</strong>.<br />
BM Claudia Schmied war es bis<br />
zum 25. Februar mit ihrem enga-<br />
gierten, überzeugenden Auftreten<br />
gelungen, die Lehrer zu motivieren.<br />
Nach zehn Jahren Gehrer-Stillstand<br />
hatte sich in den Konferenzzimmern<br />
eine schlechte Stimmung breitge-<br />
macht, die Schmied langsam, aber<br />
stetig abbaute.<br />
Jetzt hat sich die Stimmungslage<br />
wieder erheblich verschlechtert.<br />
Dabei ist vielen Lehrern klar, dass<br />
Änderungen unvermeidlich sind.<br />
Die veränderten Gesellschaftsstruk-<br />
turen verlangen eine verstärkte Be-<br />
treuung der Kinder außer Haus, das<br />
wird auch vor den Schulen nicht<br />
Halt machen.<br />
Viele Lehrer wissen das und sind<br />
auch bereit, sich diesen Herausfor-<br />
derungen zu stellen. Es fehlt jedoch<br />
ein überzeugendes Konzept, das die<br />
schwieriger gewordene Unter-<br />
richtsarbeit berücksichtigt. Schwie-<br />
rige, problembeladene Schüler<br />
brauchen mehr Zuwendung. Das<br />
kostet Nerven und vor allem viel<br />
Geld.<br />
Eine zeitgemäße Schule braucht<br />
angemessen entlohnte <strong>LehrerInnen</strong>.<br />
Hätte Schmied die in vielen Berei-<br />
chen angespannte Situation der<br />
<strong>LehrerInnen</strong> berücksichtigt und of-<br />
fen angesprochen, wäre ein fruch-<br />
tbarer Dialog möglich gewesen. Das<br />
öffentliche Drüberfahren hat das<br />
Gegenteil bewirkt.<br />
Gut für das Budget,<br />
schlecht für die Schule<br />
Wenn die Ministerin durch zwei<br />
zusätzliche Unterrichtsstunden<br />
zehntausend Lehrer einspart, dann
4 schulnotizen<br />
bedeutet dies eine Entlastung des<br />
Budgets im Ausmaß von ca. 500<br />
Millionen Euro jährlich. Darum geht<br />
es, und um nichts anderes. Bei ih-<br />
rem vorschnellem Vorpreschen<br />
war die Ministerin schlecht beraten.<br />
Wenn die Lehrer zwei Stunden<br />
mehr in der Klasse stehen, ist das<br />
noch kein Gewinn für die Schüler.<br />
Der Fehler war, anstatt qualitati-<br />
ver Verbesserungen in einem Ge-<br />
samtpaket anzukündigen, von den<br />
Lehrern zwei Unterrichtsstunden<br />
mehr zu verlangen. Damit sorgte sie<br />
für nachhaltige Verunsicherung und<br />
gefährdet für mehrere Jahre die<br />
Anstellung von JunglehrerInnen. In<br />
wirtschaftlich schwierigen Zeiten<br />
wäre es die Aufgabe der Ministerin,<br />
die Lehrer zu motivieren, das Image<br />
des Berufsstandes zu stärken und<br />
nicht zu beschädigen.<br />
D i e m angel nde E ffi zi enz<br />
i n der S chul verw al tung<br />
<br />
Die viel kritisierte Schulbürokratie<br />
bietet reichliche Einsparungsmöglichkeiten.<br />
Österreich gibt erheblich mehr<br />
Geld für Bildung aus als der Schnitt<br />
der OECD-Länder (10.000 Dollar pro<br />
Schüler und Jahr; OECD-Schnitt: 7600<br />
Dollar). Große Summen erreichen die<br />
Schüler nicht, sondern bleiben der<br />
veralteten und ineffizienten Schulverwaltung<br />
hängen. Laut OECD liegt<br />
Österreich gemeinsam mit der Türkei<br />
an der letzten Stelle, was die Effizienz<br />
seiner Schulverwaltung betrifft. Österreich<br />
leistet sich vier Verwaltungsebenen,<br />
fünf verschiedene Schulerhalter<br />
(Bund, Länder, Gemeinden,<br />
Gemeindeverbände, Private), nicht<br />
weniger als 108 in der Verfassung<br />
verankerte Proporzkollegien der Landes-<br />
und Bezirksschulräte und viele<br />
kostenintensive Doppelgleisigkeiten.<br />
Jenseits von Kriegsgerede<br />
und Krisengespenst<br />
Wilhelm Schneider, Obmann des SLV<br />
D e r Vors t oß v on BM S c h m ie d , die Unterrichtszeit für alle Lehre rg ruppen<br />
– b e i g le ich ble ibender G e s a mt a rbeits ze it - u m 2 Stunden zu v e rlä n ge rn,<br />
w a r s a c h lich unkorr e k t , polit is c h unklug und hat v ie l v on dem Vert ra ue<br />
n , welches die Lehre rI n n e n auf G rund ihre r bis h e rig e n Arbeit u n d<br />
Aus sa ge n hatte n , zunichte g em a c h t.<br />
Ein schwerer Fehler und ein bö-<br />
ses Foul – keine Frage. Eine entspre-<br />
chende Reaktion aller Fraktionen<br />
und aller Sektionen – das war nicht<br />
immer so – der GÖD ist erfolgt.<br />
Dennoch kann und sollte er An-<br />
lass sein, über unser Dienst- und Be-<br />
soldungsrecht einmal ohne die Rhe-<br />
torik der vergangenen Tage und oh-<br />
ne die Krisenkeule zu schwingen,<br />
nachzudenken.<br />
Denn es ist nach wie vor unge-<br />
recht, was die Höhe und die Vertei-<br />
lung der Lebensverdienstsumme be-<br />
trifft. Auch die Unter-schiede bei der<br />
Unterrichtsverpflichtung der einzel-<br />
nen Lehrergruppen sind nicht wirk-<br />
lich zu rechtfertigen.<br />
Die besoldungsrechtliche Gleich-<br />
stellung von KollegInnen, die über-<br />
durchschnittlich viel leisten mit je-<br />
nen, die wenig leisten, ruft bei vielen<br />
ein Gefühl der Ungerechtigkeit her-<br />
vor.<br />
Zu den Fak ten<br />
im Einzelnen<br />
1. In der Aussendung des Bundesmi-<br />
nisteriums wird mit Zahlen argu-
mentiert, die falsch sind: Angeblich<br />
unterrichten Sekundarstufenlehrer-<br />
Innen (AHS+APS) in Österreich der-<br />
zeit 607 Unterrichtsstunden.<br />
Wahr ist, dass PflichtschullehrerIn-<br />
nen im laufenden Schuljahr an<br />
Hauptschulen (lt. LDG) 756 Unter-<br />
richtsstunden halten, im Volksschul-<br />
bereich sind es (lt. LDG) 792 Unter-<br />
richtseinheiten. Beide Werte liegen<br />
also weit über dem OECD–Schnitt<br />
von 717 Stunden. Bei einer Erhöhung<br />
der Lehrverpflichtung um zwei<br />
Stunden würde die Unterrichtszeit<br />
für PflichtschullehrerInnen zwischen<br />
828 und 864 Stunden betragen.<br />
2. Die Umsetzung der politischen Ab-<br />
sicht ist im Bereich der Grundschule<br />
(Volksschule) kaum möglich: Lehrer-<br />
Innen an diesen Schulen sind „klas-<br />
senführend“.<br />
Die wöchentliche Stundenzahl des<br />
Pflichtunterrichts für die Kinder liegt<br />
aber deutlich unter der neuen Lehr-<br />
verpflichtung der <strong>LehrerInnen</strong>.<br />
Teamteaching zur Erfüllung der<br />
Lehrverpflichtung ist an den Stand-<br />
orten aufgrund der Klassenführung<br />
nicht möglich.<br />
schulnotizen 5<br />
Die Folgen wären daher<br />
entweder:<br />
Einsatz von GrundschullehrerInnen<br />
an mehreren Standorten (Wie geht<br />
das in Kleinschulen bzw. in ländli-<br />
chen Regionen?) oder „Kurzarbeit“<br />
für VolksschullehrerInnen (eine an<br />
die Möglichkeiten des Standortes an-<br />
gepasste Arbeitszeit) mit allen Aus-<br />
wirkungen auf ihre spätere Pension<br />
oder in letzter Konsequenz, ein Ver-<br />
zicht auf die Beschäftigung als<br />
LehrerIn, was einen Verzicht auf<br />
qualifizierte MitarbeiterInnen in den<br />
Pflichtschulen bedeuten würde.<br />
3. Die Maßnahmen verschärfen die<br />
Ungleichheiten (Dienst- und Besol-<br />
dungsrecht) zwischen Pflichtschul-<br />
lehrerInnen und <strong>LehrerInnen</strong> an hö-<br />
heren Schulen<br />
4. Durch die Umschichtungen inner-<br />
halb der 40-Stunden-Woche zu<br />
Gunsten von mehr Unterrichtsein-<br />
heiten werden die „Topf C“–Stunden<br />
(um 132 Std./Lehrer mit voller<br />
Lehrverpflichtung) vermindert. Die<br />
Tätigkeiten müssen in der Regel<br />
aber verrichtet werden, z. B. die für<br />
den Schulerhalter (Kustodiate,…).<br />
Auf die Schulerhalter (Bund, Länder<br />
und Gemeinden) kommen zusätzli-<br />
che Kosten zu – es sei denn, die<br />
SchulleiterInnen übernehmen auch<br />
diese Arbeit. Aber dazu haben wir ja<br />
gerade eine Arbeitsgruppe eingerich-<br />
tet.<br />
5. Zum Solidarbeitrag – auch VK Pröll<br />
und BK Faymann wollen einen sol-<br />
chen - noch eine Anmerkung: die Re-<br />
gierung konnte sich nicht dazu<br />
durchringen, den Bankmanagern ei-<br />
nen Beitrag zur Krise in Form einer<br />
Einkommensobergrenze abzuver-<br />
langen. Diese Deckelung der Gehälter<br />
auf einem weit höheren als dem Ni-<br />
veau von Lehrergehältern sei leis-<br />
tungsfeindlich, hieß es aus der ÖVP.<br />
6. Das Ausspielen Lehrerstunden ge-<br />
gen Schülerstunden – und damit<br />
Schüler und Eltern gegen LehrerIn-<br />
nen – ist ein grobes Foul, mehr ist<br />
dazu nicht zu sagen.<br />
Über ein neues Dienst– und Besol-<br />
dungsrecht ist zu diskutieren. Aber<br />
die Erhöhung der Lehrverpflichtung<br />
nach dem Gießkannenprinzip kann<br />
eine Reform nicht ersetzen.<br />
Vielmehr muss die Lehrverpflichtung<br />
aller <strong>LehrerInnen</strong> (VS, HS, AHS, …)<br />
vereinheitlicht werden. Parallel dazu<br />
soll ein einheitliches, auch hinsicht-<br />
lich der Verteilung der Lebensver-<br />
dienstsumme gerechteres, mit Leis-<br />
tungsanreizen versehenes Besol-<br />
dungsschema geschaffen werden.<br />
Grundlage dafür wird eine gemein-<br />
same universitäre Ausbildung aller<br />
<strong>LehrerInnen</strong> sein müssen. Dafür<br />
wird es Übergangsrichtlinien geben<br />
müssen, wie sie etwa das Clustermo-<br />
dell der APS/FSG vorsieht.
6 schulnotizen<br />
Neue Mittelschule<br />
Hoffnung auf einen Weg zur gemeinsamen Schule<br />
Sylvia Unterkofler<br />
A ls v orle t zt es Jahr die Entscheidung an uns e re r Schule a n s t a n d , ob man<br />
s ich dem Schulv e rs u c h Neue M it te ls c h ule ans c h lie ßen s oll oder nicht,<br />
g a b es einig e krit is c he Stim me n in der Lehre rs c h a f t. Es wa r uns natü rlich<br />
kla r, dass die s e s M odell v om Land e ig e n t lich dafür g es c h a f f e n wu rd<br />
e , um jenen Kindern, die in den G y m n a s ie n aufg rund v on Pla tz m a ng e l<br />
n icht aufg e n ommen we rden können, eine Alt e rnative anzubie te n . Au fg<br />
rund der polit is c h e n Lands c h a f t in Vorarlberg war auch kla r, dass eine<br />
g e m e ins a m e Sc h u le v on heute auf morg e n n icht zu machen ist .<br />
Was schließlich doch den Aus-<br />
schlag gegeben hat, am Schulversuch<br />
teilzunehmen, war die Möglichkeit,<br />
die pädagogische Praxis zu verän-<br />
dern und Stunden für Schulentwick-<br />
lung und für die Arbeit in den Klas-<br />
sen zu bekommen, die schlussendlich<br />
allen unseren Schülern von Nutzen<br />
sein werden.<br />
Seit einigen Jahren bemerken wir,<br />
dass immer mehr lernschwache und<br />
verhaltensauffällige Schüler zu uns<br />
kommen. Im Leistungsgruppensys-<br />
tem treffen noch dazu regelmäßig<br />
genau diese Schüler einer Schulstufe<br />
in der 3. Leistungsgruppe zusammen,<br />
was über die Jahre sowohl bei den<br />
Kindern als auch bei den unterrich-<br />
tenden Lehrern trotz aller ehrlichen<br />
Bemühungen immer wieder zu frust-<br />
rierenden Situationen führt.<br />
Was hat sich ve rändert?<br />
Mit dem Schulversuch sehen wir<br />
nun die Chance, an unserer Schule<br />
wirklich etwas zum Besseren für un-<br />
sere Kinder zu verändern. Mit großer<br />
Mehrheit stimmten die Kollegen zu.<br />
Im Herbst letzten Jahres stürzten<br />
sich die Klassenvorstände der 1.<br />
Klassen, zu denen auch ich zähle,<br />
nach halbjähriger Vorbereitungszeit<br />
in das neue Projekt Mittelschule. Da<br />
eine geänderte pädagogische Praxis<br />
mit der Beibehaltung des herkömm-<br />
lichen Leistungsgruppenmodells<br />
nach unserem Verständnis nicht vor-<br />
stellbar ist, sind unsere Leistungs-<br />
gruppen räumlich nicht mehr ge-<br />
trennt.<br />
Von Anfang an wurden die 1.<br />
Klassen durch innere Differenzie-<br />
rung in ihrer Stammklasse unterrich-<br />
tet. In den Hauptfächern sind wir<br />
zwei Stunden pro Woche doppelt be-<br />
setzt. Diese Stunden verwenden wir<br />
auf verschiedene Weise, z. B. um im<br />
Team zu unterrichten und uns inten-<br />
siv um die Schüler zu kümmern.<br />
Zwei Stunden in der Woche wird mit<br />
Planarbeit gearbeitet, dies ermög-<br />
licht uns, allen Schülern je nach Leis-<br />
tungsvermögen Lernunterlagen zum<br />
jeweiligen Stoff zur Verfügung zu<br />
stellen.<br />
Wenn nötig und sinnvoll, trennen<br />
wir die Schüler auch bunt gemischt<br />
durch alle Leistungsgruppen, um mit<br />
ihnen in der kleinen Gruppe neuen<br />
Stoff intensiv zu üben. Fallweise nut-<br />
zen wir die Doppelbesetzung aber<br />
auch, um mit sehr schwachen Schü-<br />
lern in der kleinen Gruppe Defizite<br />
aufzuholen und leistungsstarke<br />
Schüler mit anspruchsvolleren Auf-<br />
gaben zu fördern.<br />
Die sechs zusätzlichen Stunden,<br />
die wir dafür brauchen, setzen sich<br />
in diesem Schuljahr so zusammen:<br />
Zwei Stunden gibt es vom Land, die<br />
anderen vier Stunden ersparen wir<br />
uns durch den Wegfall einer Lern-<br />
gruppe und kommen aus dem schul-<br />
eigenen Kontingent. Dieses Kontin-
gent wäre aber eigentlich für andere<br />
Projekte vorgesehen und kann sich<br />
von Jahr zu Jahr, je nach Schülerzahl,<br />
ändern.<br />
Soziales Lernen<br />
Ganz wichtig scheint es uns Klas-<br />
senvorständen der ersten Klassen<br />
auch, dass durch solche bunt ge-<br />
mischten Gruppen das soziale Ler-<br />
nen einen großen Stellenwert be-<br />
kommt. Es sind kleine Dinge, die sich<br />
nach und nach ändern.<br />
So bemerken zum Beispiel die<br />
schwachen Schüler in der Planar-<br />
beitsphase, dass es durchaus von<br />
Vorteil ist, wenn ein guter Schüler,<br />
der mit seinen Aufgaben schnell fer-<br />
tig ist, ihnen bei der Lösung von Auf-<br />
gaben behilflich ist. Die vormaligen<br />
„Streber“ bekommen dadurch ein<br />
ganz anderes Ansehen in der Klasse.<br />
Außerdem sollen wir unsere Schüler<br />
auf das Leben vorbereiten. Auch dort<br />
werden sie mit ganz verschiedenen<br />
Menschen mit unterschiedlichen Be-<br />
gabungen und sozialen Hintergrün-<br />
den zu tun haben.<br />
Nach einem halben Jahr Praxis<br />
mit unserem Modell, stellten wir fest,<br />
dass die zwei Stunden vom Land hin-<br />
ten und vorne nicht reichen, zumal<br />
der Bund ja sechs Stunden für jede<br />
Klasse vorsieht.<br />
Um uns Klarheit darüber zu ver-<br />
schaffen, ob im kommenden Schul-<br />
jahr bzw. während des ganzen<br />
Schulversuchs entsprechende Stun-<br />
denressourcen zu Verfügung stehen<br />
werden, richteten wir Anfang Jänner<br />
einen Brief an die Bundesministerin<br />
Claudia Schmied, den Landesschulrat<br />
Siegi Stemer, LSI Fritz Mattweber,<br />
die Bezirksschulinspektoren und PV<br />
schulnotizen 7<br />
Armin Roßbacher. Dies hat offensich-<br />
tlich im Ländle einiges ins Rollen ge-<br />
bracht. Inzwischen gibt es die Zusa-<br />
ge, dass Mittelschulen, die heteroge-<br />
ne Gruppen führen, im kommenden<br />
Schuljahr mehr Stunden bekommen<br />
werden.<br />
Nicht verhehlen möchte ich, dass<br />
die ganze Umstellung auf eine neue<br />
Form des Unterrichts mit sehr viel<br />
Arbeit und Besprechungen verbun-<br />
den war und ist.<br />
Teilweise geht der Einsatz dafür<br />
besonders in der ersten Phase der<br />
Umstellung wirklich an die persönli-<br />
chen Belastungsgrenzen. Jahrelang<br />
ausgetretene Pfade des Unterrich-<br />
tens müssen verlassen werden. Ein-<br />
gefahrene Denkweisen werden hin-<br />
terfragt. Es gibt immer wieder Situa-<br />
tionen, die verunsichern, weil wir<br />
noch zu wenig Erfahrung haben. Man<br />
muss sich fortlaufend zusammenrau-<br />
fen und die Geduld haben, Dinge aus-<br />
zuprobieren und auch den Schülern<br />
Zeit zu lassen.<br />
Kritische Kollegen müssen über-<br />
zeugt werden. Was uns durchhalten<br />
lässt, ist die Aussicht auf eine positi-<br />
ve Veränderung für unsere Schule.<br />
Keine Berührungsängste<br />
mit AHS- Kollegen<br />
Für das kommende Schuljahr hat<br />
der Landesschulinspektor angekün-<br />
digt, dass die Zusammenarbeit AHS-<br />
/VMS-Lehrer im Regelunterricht, al-<br />
so nicht nur im Fremdsprachenun-<br />
terricht ab der 7. Schulstufe, ver-<br />
stärkt verwirklicht werden soll. Ich<br />
persönlich und auch andere Kollegen<br />
in unserer Schule haben dabei keine<br />
Berührungsängste. Wenn die Kolle-<br />
gen gemeinsam mit uns im Teamtea-<br />
ching und offenen Lernformen unse-<br />
re gemischten Schülergruppen un-<br />
terrichten, haben wir absolut nichts<br />
dagegen. Wehren würden wir uns<br />
gegen den Einsatz der AHS-Kollegen<br />
allerdings dann, wenn sie, wie vor<br />
einigen Jahren noch im Gespräch,<br />
ausschließlich die 1. Leistungsgrup-<br />
pen unterrichten wollten.<br />
Projekte mit Gymnasie n<br />
Im Mittelschulmodell ist auch die<br />
Zusammenarbeit mit einer AHS ge-<br />
fordert. Für unsere Schule ist das<br />
BORG Götzis der Partner. Grundsätz-
8 schulnotizen<br />
lich halte ich das für eine gute Idee.<br />
Vor kurzem waren wir dort mit un-<br />
seren ersten Klassen zu Gast. Das<br />
erste Problem war schon der Alters-<br />
unterschied der Schüler. Die Kolle-<br />
gen am BORG Götzis haben das toll<br />
gelöst, indem sie ihre Schüler als<br />
„Lehrer“ für unsere Erstklässler ein-<br />
gesetzt haben. Naturwissenschaftli-<br />
che Stationen mit interessanten Ex-<br />
perimenten wurden aufgebaut und<br />
unseren Erstklässlern nahe gebracht.<br />
Daneben hatten sie auch Gelegenheit,<br />
an einem kleinen Musikworkshop<br />
teilzunehmen. Unsere Schüler waren<br />
sehr beeindruckt und hatten viel<br />
Spaß. Hut ab vor diesem Einsatz der<br />
KollegInnen im BORG Götzis!<br />
Ganz durchdacht ist die Zusam-<br />
menarbeit mit dem BORG Götzis sei-<br />
tens der Behörde trotzdem noch<br />
nicht. Dazu muss man wissen, dass<br />
diese Schule auch noch die Mittel-<br />
schule in Altach betreut. Außerdem<br />
arbeitet das BORG schon seit vielen<br />
Jahren mit der Musikhauptschule<br />
Götzis zusammen. Wenn man be-<br />
denkt, dass mehrere Projekthalbtage<br />
pro Partnerschule vorgesehen sind,<br />
ist das für das BORG Götzis beim bes-<br />
ten Willen auf die Dauer nicht zu<br />
schaffen. Mir würde eine Zusam-<br />
menarbeit mit der AHS in Form von<br />
gemeinsamem Unterricht der Lehrer<br />
sinnvoller erscheinen. Projekte zwi-<br />
schen den Schulen würden dann,<br />
wenn man einander besser kennt, si-<br />
cher „automatisch“ entstehen.<br />
Zukunftsaussichten<br />
Das Modell Neue Mittelschule<br />
wird von mir persönlich und auch<br />
von vielen Kollegen nur als ein erster<br />
kleiner Schritt in Richtung gemein-<br />
same Schule gesehen. Nur dieses Ziel<br />
kann das große Engagement der Kol-<br />
legen dafür rechtfertigen. In allen<br />
Aussendungen und Prospekten, die<br />
Also gut!<br />
Ich bekäme gerne die<br />
schulnotizen<br />
an folgende Adresse geschickt:<br />
vom Bundesministerium für Unter-<br />
richt kommen, wird jedenfalls be-<br />
tont, dass das Ziel dieses Modellver-<br />
suchs die gemeinsame Schule der 10-<br />
bis 14-Jährigen ist. Eigentlich kann<br />
ich nicht einsehen, warum das in<br />
Vorarlberg anders sein sollte.<br />
Ein Gutes hat die Neue Mittel-<br />
schule schon gebracht: Allerorten ist<br />
Aufbruchstimmung zu spüren und<br />
das Thema Schule wird öffentlich so<br />
intensiv wie schon lange nicht mehr<br />
diskutiert.<br />
Zu hoffen bleibt, dass die jüngste<br />
Aktion der Bundesministerin<br />
Schmied (zwei Stunden zusätzlich<br />
kostenlos), die so gar nicht in mein<br />
bisheriges Bild dieser engagierten<br />
Frau passt, das große Engagement<br />
der <strong>LehrerInnen</strong> in den Mittelschu-<br />
len nicht allzu sehr dämpft.<br />
Lesen<br />
Senden Sie diesen Coupon bitte<br />
NAME: Rudolf Amann<br />
ANSCHRIFT: Sandgasse 44a<br />
Oder einfach unter schulnotizen@gmx.net anfordern<br />
Achtung, meine Adresse ändert sich!<br />
Ich bekäme aber gerne die<br />
schulnotizen<br />
an:<br />
6850 Dornbirn<br />
Weiterlesen<br />
Senden Sie diesen Coupon bitte<br />
an:<br />
weiterhin zugeschickt:<br />
Adresse bisher: Rudolf Amann<br />
ANSCHRIFT NEU: Sandgasse 44a<br />
6850 Dornbirn
schulnotizen 9<br />
Mittelschule überall<br />
Doch wo bleiben die schulpolitischen Visionen für die Volksschulen?<br />
Bernd Dragpsits<br />
Über die Diskussionen zur Neuen Mittelschule hat man scheinbar vollko mmen<br />
vergessen, dass auch die Volksschulen berec htigte Anliegen haben und<br />
mit immer größer werdenden Anforderungen zurechtkommen müssen.<br />
GrundschullehrerInnen unterrich-<br />
ten in „Gesamtschulen“. Sie haben in ih-<br />
ren Klassen neben den so genannten<br />
„normalen“ Schülern auch Hochbegab-<br />
te, Verhaltensauffällige, außerordentli-<br />
che Schüler, integrierte Vorschüler,<br />
Kinder mit sonderpädagogischem För-<br />
derbedarf.<br />
Die Anforderungen an die Lehrper-<br />
sonen seitens der Gesellschaft und der<br />
Politik werden Jahr für Jahr höher – die<br />
Ressourcen bleiben gleich oder werden<br />
gar gekürzt! Wo, wenn nicht dort,<br />
braucht es Entlastung und Unterstüt-<br />
zung? Wer in den wichtigsten Entwick-<br />
lungsjahren ( Kindergarten und<br />
Volksschule ) spart, muss später um<br />
teures Geld „reparieren“.<br />
Die dringendsten Problemfelder<br />
(Ohne Anspruch auf Vollständigkeit)<br />
sind:<br />
Sprachprobleme bei Migranten-<br />
kindern<br />
Generelle verzögerte Sprachent-<br />
wicklung<br />
Mehr Verhaltensauffälligkeiten<br />
Zunahme von Teilleistungsschwä-<br />
chen wie Legasthenie, Dyskalkulie,<br />
Wahrnehmungsstörungen, …<br />
Was würden die<br />
Volksschulen bra uchen?<br />
Massiver Ausbau der Ressourcen –<br />
mit freier Verfügbarkeit (Stunden-<br />
pool statt Sonderzählungen)<br />
Damit könnten je nach Bedarf und<br />
Notwendigkeit des jeweiligen Schul-<br />
standortes in der Grundstufe I in den<br />
Hauptfächern grundsätzlich zwei<br />
Lehrpersonen in einer Klasse arbei-<br />
ten oder diverse andere Varianten –<br />
je nach dem aktuellen örtlichen Be-<br />
darf - angeboten werden.<br />
Dort, wo es Bedarf gibt, erfolgt der<br />
Einsatz unabhängig davon, ob ein<br />
Problem zu Schulbeginn oder wäh-<br />
rend des Jahres auftritt. Weg mit der<br />
Angst, Stichtage für die Zuteilung von<br />
Ressourcen zu versäumen!<br />
Man könnte zusätzliches Fachperso-<br />
nal (SonderschullehrerInnen / Kri-<br />
senbegleitlehrerInnen / Beratungs-<br />
lehrerInnen / SozialpädagogenInnen<br />
/ SpielpädagogenInnen /…) einset-<br />
zen.<br />
Ausbau des „Springer-Pools“, d.s.<br />
Lehrpersonen, die nicht klassenfüh-<br />
rend sind und bei Bedarf für kranke<br />
KollegInnen einspringen können oder<br />
im Teamteaching mitarbeiten.<br />
Momentan muss landesweit immer<br />
wieder mühsamst „geflickt“ werden.<br />
DirektorInnen müssen dauersupplie-<br />
ren. Damit bleibt deren andere Arbeit<br />
liegen, sind Telefone unbesetzt, müs-<br />
sen Elterngespräche abgesagt bzw.<br />
verschoben werden u.a.m!<br />
Ausbau der vorhandenen Ressourcen<br />
zur Analyse und Betreuung (Schul-<br />
psychologie/Carina/AKS/IFS)<br />
Vermehrte Anstellung von Psycholo-<br />
genInnen<br />
Anstellung von SozialarbeiterInnen/<br />
SozialpädagogenInnen in Brenn-<br />
punktschulen ( für mehrere Schulen<br />
gemeinsam )<br />
Mehr KrisenbegleitlehrerInnen und<br />
BeratungslehrerInnen<br />
Migrationsarbeit konkretisieren /<br />
verbessern<br />
Bessere Schulung von angehenden<br />
Lehrpersonen auf der PH<br />
Verbesserung und Ausbau der Zu-<br />
sammenarbeit mit den Kindergärten<br />
bzw. Aufweichung der Schnittstellen<br />
Ausbau von „Okay Zusammenleben“<br />
All dies würde dazu beitragen, dass<br />
Probleme an der Wurzel bekämpft<br />
werden könnten. Dauerüberlastungen<br />
ließen sich vermeiden und wir Lehr-<br />
personen könnten einen Unterricht<br />
bieten, der den tatsächlichen Anforde-<br />
rungen gerecht wird. Es ist auf Dauer<br />
unbefriedigend, wenn man tagtäglich<br />
sieht, was man tun sollte, es auf Grund<br />
mangelnder Ressourcen aber beim bes-<br />
ten Willen nicht tun kann! Daher mein<br />
Appell an die Schulpolitik: Vergesst die<br />
Volksschulen nicht!
10 schulnotizen<br />
Die Ärzte (und ihre Standesvertre-<br />
tungen) haben sich seit Jahren, konk-<br />
ret: seit den „Gesunden Geschäften“<br />
(1981) und den „Bitteren Pillen“<br />
(1983) von Langbein/Martin/Weiss,<br />
mit Händen und Füßen dagegen ge-<br />
wehrt, ihre Leistungen, wie die anderer<br />
Dienstleister auch, in einem öffentli-<br />
chen Diskurs auf den Prüfstand stellen<br />
und deren Qualität messen zu lassen,<br />
sodass Folgendes offenkundig würde:<br />
dass es gute und schlechte Ärzte gibt,<br />
fleißige und faule, weiterbildungswilli-<br />
ge und solche von vorgestern – und<br />
dass der/die eine oder andere lieber<br />
sofort die Spritze oder den Bohrer aus<br />
der Hand legen und sich einen anderen<br />
bürgerlichen Beruf suchen sollte. Statt-<br />
dessen haben sie versucht, ihren Nim-<br />
bus als selbstlose Heilsbringer der<br />
Menschheit zu wahren – und sind da-<br />
mit völlig gescheitert. Der rapide wach-<br />
sende Markt der „Alternativmedizin“<br />
beweist es.<br />
Die Bauern sind keine Ärzte, aber<br />
ähnlich beschränkt: Die große Zahl der<br />
Klein- und Alpbauern hat sich über die<br />
Jahrzehnte erfolgreich einreden lassen,<br />
sie würden nur überleben, wenn es<br />
auch den Großen gut gehe und von de-<br />
ren mit EU-Subventionen reich gedeck-<br />
tem Tisch einige Brosamen für sie ab-<br />
fielen. Auf diese Weise sind die, die am<br />
wenigsten davon haben, zur stärksten<br />
Stütze der völlig verrückten Förder-<br />
und Subventionspraxis der Landwirt-<br />
Narrenschiff auf hoher See<br />
Grantige Bemerkungen zur aktuellen Schulsituation<br />
Kurt Greussing<br />
Was haben Ärzte und Bauern gemeinsam? Sie sind wie die Le hrer.<br />
schaftspolitik (der österreichischen<br />
und jener der EU) geworden.<br />
Die Lehrerschaft – das beweist die<br />
gegenwärtige weitgehend hirnfreie<br />
Schuldebatte – hat aus solchen Erfah-<br />
rungen nichts gelernt: Mit Händen und<br />
Füßen verteidigt sie sich dagegen, mit<br />
denselben Kriterien wie andere Dienst-<br />
leister auch gemessen zu werden, so-<br />
dass Folgendes offenkundig würde:<br />
dass es gute und schlechte Lehrerinnen<br />
und Lehrer gibt, fleißige und faule, wei-<br />
terbildungswillige und solche von vor-<br />
gestern – und dass der/die eine oder<br />
andere lieber sofort die Kreide aus der<br />
Hand legen und sich einen anderen<br />
bürgerlichen Beruf suchen sollte.<br />
Und mit den Bauern haben die Leh-<br />
rer eines gemeinsam: dass sich die<br />
Kleinen – nämlich die HS- und VS-<br />
Lehrer/innen – vor den Karren der<br />
Großen – nämlich der AHS-<br />
Lehrer/innen – spannen lassen, um<br />
diesen aus vermeintlicher Interessen-<br />
gleichheit aus dem Dreck zu ziehen.<br />
Und im Dreck steckt der Karren: näm-<br />
lich durch die beharrliche Weigerung<br />
jener unchristlichen christlichen Ge-<br />
werkschafter und Schulideologen, end-<br />
lich anzuerkennen, dass die abendlän-<br />
dische Komplettfamilie mit der Mami<br />
zu Hause nicht mehr ganz den gesell-<br />
schaftlichen Realitäten von heute ent-<br />
spricht und es deshalb die Ganztags-<br />
schule braucht.<br />
Worum geht’s also – abseits des<br />
langweiligen partei- und gewerk-<br />
schaftspolitischen Routine-Lärmens à<br />
la Neugebauer und Scholik (beide FCG),<br />
das mir als (gerne!) Freischaffendem<br />
schon zu den Ohren hinaussteht? Es<br />
geht nicht um zwei Unterrichts- und<br />
möglicherweise vier Arbeitsstunden<br />
mehr – schon gar nicht bei jenen AHS-<br />
Kräften, die sich mit regelmäßigen<br />
Mehrdienstleistungen sowieso schon<br />
ein knackiges Zubrot verdienen und<br />
denen nun ein paar Überstundenzu-<br />
schläge abhanden kämen. Klar: Es geht<br />
der Frau Bundesministerin natürlich<br />
auch darum, möglichst billig zu niedri-<br />
geren Klassenschülerhöchstzahlen und<br />
Fremdsprachen-Kleingruppen zu<br />
kommen. So what?<br />
In Wirklichkeit geht es um den Ar-<br />
beitsplatz Schule. Darum, ob Lehrerin-<br />
nen und Lehrer ihre Arbeitszeit, wie<br />
andere Dienstleister auch, dort ver-<br />
bringen, wo die Kunden sind – also in<br />
der Schule, wenn es denn endlich eine<br />
Gesamt- und Ganztagsschule gäbe. Und<br />
dazu bräuchten Lehrerinnen und Leh-<br />
rer bestens ausgestattete, räumlich
ausreichende Schularbeitsplätze –<br />
nicht 60 cm Platz an Konferenztischen<br />
in Lehrerzimmern mit dem Charme ei-<br />
ner überreich gefüllten Sardinenbüch-<br />
se.<br />
Solche Schularbeitsplätze kosten<br />
Geld – einen Haufen Geld. Sie sind die<br />
unverzichtbare Voraussetzung für eine<br />
neue, andere Schule, die ganztägig für<br />
die Schülerinnen und Schüler da ist.<br />
Für diese Voraussetzung streikt natür-<br />
lich niemand. Weil dann das Lehrerpri-<br />
vileg verloren ginge, einen Teil der Ar-<br />
beit zu Hause verrichten zu dürfen –<br />
oder auch nicht.<br />
Das ist doch der Kern der Sache.<br />
Und dann würden wohl auch die drei<br />
Monate Urlaub zur Sprache kommen:<br />
sechs bis acht Wochen – ja, die braucht<br />
man in diesem Job zur Erholung (wenn<br />
Für Kurt Greussing ist die ge-<br />
genwärtige Schuldebatte „weitge-<br />
hend hirnfrei“. Und warum? Die<br />
Lehrerschaft ist schuld! Sie vertei-<br />
digt sich „mit Händen und Füßen“,<br />
weigert sich angeblich zu akzeptie-<br />
ren, „dass es gute und schlechte<br />
Lehrerinnen und Lehrer gibt, flei-<br />
ßige und faule, weiterbildungswil-<br />
lige und solche von vorgestern“.<br />
Doch in dieser Finsternis gibt es ein<br />
einsames Licht: Siegi Stemer. Er<br />
habe „alles zu diesen Fragen Not-<br />
wendige Anfang März in einem<br />
ORF-Interview gesagt“, möchte ein<br />
„neues Dienstrecht, (eine) neu zu<br />
verteilende Lebensverdienstssum-<br />
me, mehr Zeit in der Schule“. Na,<br />
schulnotizen 11<br />
man nicht gerade, wie kürzlich eine<br />
AHS-Geographie- und Turnlehrerin im<br />
Fernsehinterview, an berufsbedingtem<br />
Burnout leidet). Aber über einen Monat<br />
wird man halt reden müssen: verpflich-<br />
tende Fortbildung, Förderunterricht für<br />
zurückbleibende Schüler/innen – da<br />
gäbe es schon einiges zu tun …<br />
Doch die Lehrer haben Glück: Das<br />
BZÖ will einen Teil des Urlaubs für<br />
Schul-Arbeit gewidmet wissen, die FPÖ<br />
möchte die Lehrer länger in der Schule<br />
sehen. Hurra! Jetzt muss über diese<br />
Fragen nicht mehr nachgedacht und<br />
schon gar nicht öffentlich geredet wer-<br />
den.<br />
Siegi Stemer, mit dem ich (politisch)<br />
weder verwandt noch verschwägert<br />
bin, hat alles zu diesen Fragen Notwen-<br />
dige Anfang März in einem ORF-Inter-<br />
view gesagt (http://vorarlberg.orf.at-<br />
dann kann ja nichts mehr schiefge-<br />
hen.<br />
Nur sagen das seit Jahren fast al-<br />
le. Bescheidener Tipp: die grüne<br />
Homepage (www.gruene.at/ bil-<br />
dung_jugend/). Da wäre auch zu le-<br />
sen gewesen: „Schulen müssen mit<br />
Küchen und Aufenthaltsbereichen<br />
für SchülerInnen ebenso ausgestat-<br />
tet werden wie mit Arbeitsplätzen<br />
für <strong>LehrerInnen</strong>. Mit der Ganztags-<br />
schule und der damit verbundenen<br />
längeren Anwesenheit der Lehrer-<br />
Innen an den Schulen hört auch das<br />
kleinliche Aufrechnen von Tätigkei-<br />
ten und die Abwertung der Tätig-<br />
keit von <strong>LehrerInnen</strong> auf, weil Leh-<br />
/stories/346978/): neues Dienstrecht,<br />
neu zu verteilende Lebensverdienst-<br />
summe, mehr Zeit in der Schule – näm-<br />
lich für die Arbeit mit den Kindern, für<br />
Förderunterricht, Elterngespräche und<br />
Teamarbeit. Und deshalb auch: neue<br />
Schularbeitsplätze für Lehrerinnen und<br />
Lehrer. „Ein halber Quadratmeter im<br />
Konferenzzimmer und ein kleines Fach<br />
seien zu wenig, sagte Stemer“ – laut<br />
ORF.<br />
Das alles sagen, lauthals, nicht die<br />
„Linken“, nicht die „Grünen“, nicht die<br />
„Unabhängigen“. Die betonieren fleißig<br />
mit – VS/HS-Lehrer/innen in blinder<br />
Allianz mit den AHS-Kräften. Nein, Siegi<br />
Stemer sagt es. Mir bricht das Herz.<br />
Doch was hilft’s …<br />
Ach Kurt!<br />
Bemerkungen zu grantige Bemerkungen<br />
Entgegnung von Harald Walser<br />
rerInnen länger an den Schulen<br />
bleiben können.“<br />
Wenn es endlich eine Einigung<br />
über ein modernes Schulsystem<br />
gäbe und dann vielleicht auch noch<br />
ein Konzept dazu, dann, ja dann<br />
kann man über alles reden. Nur bit-<br />
te nicht jetzt schon wieder einen<br />
einseitigen Eingriff in das Lehrer-<br />
dienstrecht und das unterschwelli-<br />
ge Bedienen der lehrerfeindlichen<br />
Volksseele! Und eine Frage drängt<br />
sich schon noch auf: Sagt Stemer<br />
wirklich „alles zu diesen Fragen<br />
Notwendige“, wie Greussing<br />
schreibt? Zur Ganztagsschule? Zur<br />
Gesamtschule? Ach Kurt!
12 schulnotizen<br />
Online - Offline<br />
Anmerkungen zum neuen Anmeldesystem der Pädagogischen Hochschule<br />
Bernd Dragpsits<br />
D ie Einführung des neuen Anmeldesys te m s für die Aus - u n d Fort b ildun g<br />
a n der PH Feldkirch könnte jederze it als Vorla g e für einen Schildbürg e rs<br />
t re ich herhalt e n . Was s ich in den le t zte n Monaten s o abg es p ie lt hat,<br />
w a r alle rding s für Lehre rI n n e n und Dire k t orI n n e n nur begre nz t lust ig.<br />
Nun ist schon klar, dass die Neu-<br />
einführung eines derart komplexen<br />
und österreichweit anzuwendenden<br />
Systems kein einfaches Vorhaben<br />
darstellt. Aber gerade darum wäre<br />
es notwendig gewesen, dies mit Fin-<br />
gerspitzengefühl und hoher Profes-<br />
sionalität durchzuführen! Zwei<br />
Vorwürfe muss sich die PH gefallen<br />
lassen:<br />
Mangelnde Vorin for -<br />
mation bzw. Einschulung<br />
Warum hat es keine Einschulung<br />
für die verantwortlichen Administ-<br />
ratoren/Direktoren an den Schulen<br />
gegeben? Das wiederholte Zusenden<br />
diverser PDF kann dafür kein Ersatz<br />
sein. Bei einer Schulung hätte man<br />
auf allfällige Hürden und Stolper-<br />
steine im System hinweisen und<br />
exemplarisch einige Szenarien<br />
durchspielen können - das wäre pro-<br />
fessionell gewesen!<br />
Massive programmtechn ische<br />
Probleme<br />
Das System verweigerte immer<br />
wieder völlig unmotiviert und nicht<br />
nachvollziehbar den Zugang. Man<br />
erhielt dann trotz Eingabe der kor-<br />
rekten Daten die Aussage: „Benut-<br />
zername oder Kennwort ungültig“.<br />
Dabei hatte man sich gerade vor 2<br />
Stunden mit denselben Daten erfolg-<br />
reich eingeloggt!<br />
Viele DirektorInnen sahen sich<br />
daher immer wieder mit KollegIn-<br />
nen konfrontiert, welche trotz kor-<br />
rekter Vorgehensweise keinen Zu-<br />
gang ins System bekamen.<br />
Was war die Folge? Wiederholte<br />
Zusendung von Pincodes - wieder-<br />
holte Einstiegversuche - wiederholte<br />
Frustrationserlebnisse!<br />
„Krisenbegleitung“<br />
Die Ratschläge, die dann von den<br />
PH-Mitarbeitern erteilt wurden,<br />
waren weder zielführend noch adä-<br />
quat sondern schlicht eine Zumu-<br />
tung!<br />
Probieren Sie es doch einfach in<br />
einiger Zeit noch einmal!<br />
Fahren Sie den Computer herun-<br />
ter und probieren sie es dann<br />
noch einmal! (Das wurde mir bei<br />
Softwareproblemen vor 15 Jah-<br />
ren das letzte Mal empfohlen!)<br />
Das kann ich mir nicht erklären!<br />
Ich schicke Ihnen einen neuen<br />
Pincode zu, dann melden Sie sich<br />
bitte neu an!<br />
Mir ist schon bewusst, dass die<br />
Mitarbeiter am Telefon die letzten in<br />
der Reihe sind und nichts für man-<br />
gelnde Vorbereitung, schlechte<br />
Programmierung und massive User-<br />
feindlichkeit können. Daher geht<br />
meine Kritik auch an die Adresse der<br />
Hauptverantwortlichen in der PH.<br />
Ihnen haben wir dies Chaos zu ver-<br />
danken!<br />
Ob die Probleme mit den gleich-<br />
zeitigen Anmeldeversuchen (Der<br />
Anmeldezeitpunkt ist ja nun ein Kri-<br />
terium für die Aufnahme!) tausen-<br />
der Lehrpersonen zu tun hatten, ist<br />
eine Frage, die die Organisatoren im<br />
Vorfeld hätten klären müssen.<br />
Damit versuchten etliche Lehr-<br />
personen immer wieder erfolglos ih-<br />
re Kurse anzumelden und fielen da-<br />
mit auf den Wartelisten natürlich an<br />
die hinteren Stellen. DirektorInnen<br />
durften die Puffer für all den berech-<br />
tigten Ärger und Unmut spielen.<br />
Man hat ja sonst nichts zu tun!<br />
Zusammenfassend kann man<br />
wohl mit Recht behaupten: Ungenü-<br />
gende Vorbereitung – mangelhafte<br />
Durchführung!
schulnotizen 13<br />
Nützliche Informationen<br />
aus PV und Gewerkschaft<br />
FSG-Info<br />
Möglichkeiten eines vorzeit igen Pensionsantritts<br />
Pensionierung wegen Dienstunfähigkeit<br />
(§ 12 LDG)<br />
- Abschlag von 3,36 % pro Jahr (= 0,28% pro Monat)<br />
vom Regelpensionsalter, maximal<br />
jedoch 18%.<br />
- <strong>LehrerInnen</strong> verringern erst fünfeinhalb Jahre vor<br />
ihrem Regelpensionsalter den Abschlag von 18%.<br />
- Hinzurechnung von maximal zehn Jahren zur ruhegenussfähigen<br />
Gesamtdienstzeit.<br />
Pensionierung wegen langer Dienstzeit<br />
= „Hacklerregelung“ (§ 115 d LDG)<br />
- Voraussetzung 1:<br />
Abhängigkeit vom Geburtsdatum<br />
bis 31.12.1953<br />
60 J<br />
- Voraussetzung 2:<br />
1.1. bis<br />
31.12.1954<br />
64 J<br />
40 Jahre beitragsgedeckte Gesamtdienstzeit,<br />
Rechtsanspruch auf bescheidmäßige Bekannt-<br />
gabe der beitragsgedeckten Gesamtdienstzeit,<br />
Nachdienen bzw. Nachkauf von Schulzeiten<br />
möglich (2008: € 271,96 - / Monat – steuerlich<br />
voll absetzbar).<br />
- Abschlagsfreiheit für alle <strong>LehrerInnen</strong>, die die<br />
Voraussetzungen bis 31.12.2013 erfüllen (auch<br />
wenn Ruhestand nach 1.1.2014)<br />
Impressum<br />
- Ab 1.1.2014: Abschlag von 3,36 % pro Jahr (=<br />
0,28% pro Monat) vom Regelpensionsalter.<br />
- Keine Bindung an 1. August und 1. März.<br />
Vorruhestand (§ 13a LDG)<br />
- Das Vorruhestandsmodell hat Gültigkeit bis Ende<br />
2013 und gilt ausschließlich für <strong>LehrerInnen</strong>, die<br />
vor dem 1.1.1954 geboren sind.<br />
- Für jeden Monat, der zwischen dem tatsächlichen<br />
Antritt des Vorruhestandes und dem Pensionsantrittsalter<br />
liegt, wird ein Abschlag von<br />
0,3333% pro Monat (= 4% pro Jahr) berechnet.<br />
- Für vor dem 2.10.1952 Geborene verringert sich<br />
das Regelpensionsalter um einen Monat pro<br />
Quartal.<br />
- Pensionsantritt nur mit 1. August und 1. März<br />
möglich.<br />
Korridorregelung (§ 13c LDG)<br />
- Voraussetzung 1:<br />
Mindestens 37 Jahre 6 Monate ruhegenussfähige<br />
Gesamtdienstzeit<br />
- Voraussetzung 2:<br />
62. Geburtstag<br />
- Abschlag von 1,68 % pro Jahr (= 0,14% pro Monat)<br />
vom Regelpensionsalter. Abschlag nicht gedeckelt!!!<br />
- Keine Bindung an 1. August und 1. März.<br />
schulnotizen Nr 1-2009 Herausgeber u. Verleger: SLV, Sandgasse 44a, 6850 Dornbirn; ABC-Druck-Rankweil, P.b.b.<br />
Schriftleitung Werner Nesensohn, Gestaltung Dieter Reichl
14 schulnotizen<br />
Im Einvernehmen mit der Personalvertretung wur-<br />
de die Ressourcenplanung für das kommende<br />
Schuljahr fixiert.<br />
Alle Ressourcen, die vom Bund für die Mittelschule<br />
bereitgestellt werden, stehen entsprechend den<br />
Richtlinien der Entwicklungsarbeit direkt für Maß-<br />
nahmen der Individualisierung des Unterrichts, des<br />
Sprachenangebotes, des naturwissenschaftlichen<br />
Angebotes und für gemeinsame Projekte zur Ver-<br />
fügung.<br />
Alle Stunden, die das BMUKK laut genehmigten<br />
Modellplan je Klasse bereitstellt, sind für die Um-<br />
wandlung von den klassischen Leistungsgruppen in<br />
Dass Unterrichtsministerin<br />
Claudia Schmied ihr Vorhaben, die<br />
Arbeitszeit der Lehrer ohne finan-<br />
zielle Abgeltung zu verlängern,<br />
denkbar ungeschickt angepackt hat<br />
– das ist die eine Seite.<br />
Dass die ÖVP alles dazu beiträgt,<br />
Schmied scheitern zu lassen – das<br />
ist die andere Seite. Zuletzt stichel-<br />
ten die Schwarzen gegen die rote<br />
Ministerin, als hätten sie das Wort<br />
„Kuschelkoalition“ noch nie gehört.<br />
Klubchef Karlheinz Kopf warf<br />
Schmied „diktatorische Vorgangs-<br />
weise“ vor. Generalsekretär Fritz<br />
Kaltenegger gab ihr den originellen<br />
Rat, sie möge in Verhandlungen mit<br />
der Lehrergewerkschaft eintreten.<br />
Die ÖVP lässt die Ministerin genüss-<br />
Ressourcen Vorarlberger Mittelschule<br />
heterogene Lern- und Fördergruppen, für gemeinsame<br />
Projekte mit den Kooperationsschulen, den Einsatz von<br />
AHS Lehrerinnen und Lehrern in der Vorarlberger Mittel-<br />
schule und für die zusätzlichen Angebote im sprachlichen<br />
und naturwissenschaftlichen Bereich vorgesehen.<br />
Bei den Leiterbesprechungen werden die genauen Rah-<br />
menbedingungen für den Ressourceneinsatz besprochen.<br />
Schullandesrat Siegi Stemer hat bereits zugesagt, dass die<br />
notwendigen Ressourcen für die landesweite Entwicklung<br />
und Begleitung (Regionalbetreuerinnen und Regionalbe-<br />
treuer, Orientierungsarbeiten, etc.) vom Land Vorarlberg<br />
übernommen werden.<br />
Claudia S. und die ÖVP<br />
lich stolpern und alteriert sich hin-<br />
terher darüber, dass sie auf dem<br />
Boden liegt. Daher sei in aller Kürze<br />
an die Verantwortung der ÖVP für<br />
das Desaster erinnert, das Schmied<br />
in ihrem Ressort vorgefunden hat:<br />
Es ist die ÖVP, die seit Jahr-<br />
zehnten jegliche Reform in der<br />
Bildungspolitik blockiert. Es ist<br />
die ÖVP, die ein System zemen-<br />
tiert, in dem der soziale Status<br />
der Eltern maßgebend ist für den<br />
Bildungsabschluss der Kinder. Es<br />
ist die ÖVP, die darauf beharrt,<br />
dass zehnjährige Kinder auf-<br />
grund nichtssagender Volks-<br />
schulzeugnisse in unterschiedli-<br />
che Bildungswelten selektiert<br />
werden. Es ist die ÖVP, die ver-<br />
Salzburger Nachrichten, 20.3. 2009<br />
hindert, dass Grundschul- und<br />
AHS-Lehrer eine gleichwertige<br />
Ausbildung bekommen. Es ist die<br />
ÖVP, die sich benimmt, als wäre<br />
sie der politische Arm der Leh-<br />
rergewerkschaft. Man würde der<br />
ÖVP all das leichter nachsehen,<br />
würde sie sich nicht so provokant<br />
am Elend der Bildungsministerin<br />
weiden.<br />
Die Koalition hat dank ihres<br />
neuen konstruktiven Stils in einigen<br />
Politikfeldern gute Fortschritte er-<br />
zielt. Dass ausgerechnet in der so<br />
wichtigen Bildungspolitik ein Rück-<br />
fall in den alten, destruktiven Stil er-<br />
folgt, ist eine Katastrophe.
.<br />
schulnotizen 15<br />
Stärke und Schwäche<br />
der Gewerkschaft.<br />
Werner Nesensohn<br />
„ D ie Rechnung ohne die Lehre rge w e rkschaft g em a c h t zu habe n , wird s ich<br />
f ü r die Minis t e rin a ls Fehle r erw e is e n. Der hohe Org a n is at ions g rad der<br />
L e h re r hat s c h on v ie le Ma ßnahmen ve r h indert - s innv olle re als den<br />
Zus a t zs t u n d e n - Vorst oß. “ (Salzburger Nachrichten, 26.2.09)<br />
Die Lehrergewerkschaft hat ihre<br />
Organisationsstärke der Regierung<br />
und der Öffentlichkeit wieder einmal<br />
deutlich vor Augen geführt, indem<br />
sie Dienststellenversammlungen or-<br />
ganisierte, die flächendeckend in<br />
ganz Österreich am selben Tag abge-<br />
halten wurden.<br />
Die Stärke einer Gewerkschaft<br />
beruht auf einem hohen Organisati-<br />
onsgrad. Die Lehrergewerkschaft hat<br />
politisches Gewicht, weil rund 70<br />
Prozent der 120.000 <strong>LehrerInnen</strong><br />
Mitglieder der Lehrergewerkschaft<br />
sind, die wiederum eine Teilorgani-<br />
sation der Gewerkschaft Öffentlicher<br />
Dienst (GÖD) ist. Nur so ist es ver-<br />
ständlich, dass sich der Zwei-<br />
Stunden-Vorstoß der Unterrichtsmi-<br />
nisterin zur ersten echten Belas-<br />
tungsprobe in der Regierungskoaliti-<br />
on auswuchs.<br />
In Vorarlberg ist die Solidarität<br />
schwach ausgeprägt. Hier sind nur<br />
ca. 15 Prozent der <strong>LehrerInnen</strong> Mit-<br />
glieder der GÖD, aus Gründen, die<br />
hier nicht diskutiert werden können.<br />
Von der Stärke der Gewerkschaft in<br />
den anderen Bundesländern und ih-<br />
ren Erfolgen profitieren auch die<br />
<strong>LehrerInnen</strong> in Vorarlberg. Es wäre<br />
fair, nicht nur an den Erfolgen teilzu-<br />
haben sondern auch mit einem Bei-<br />
tritt die Gewerkschaft zu stärken.<br />
Nur ein hoher Organisationsgrad<br />
Stufe eins der gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen, Dienststellenversamm-<br />
lungen, ist absolviert. (Foto: APA/Schlager)<br />
und die Solidarität der Mitglieder<br />
verspricht Erfolg. Wären die Lehrer<br />
überall so schwach wie in Vorarlberg<br />
organisiert, wäre erfolgreicher Wi-<br />
derstand schwer möglich. Auch<br />
wenn manche gewerkschaftliche<br />
Spitzenfunktionäre mit ihren öffent-<br />
lichen Auftritten immer wieder An-<br />
lass für berechtigte Kritik liefern, es<br />
wäre ein großer Fehler, deswegen<br />
die Gewerkschaftsidee in Frage zu<br />
stellen. Zur Kenntnis nehmen muss<br />
man auch, dass die zentrale Aufgabe<br />
der Gewerkschaft nicht die Schulre-<br />
form ist, sondern vor allem die Ver-<br />
tretung der <strong>LehrerInnen</strong> in dienst-<br />
rechtlichen Angelegenheiten.<br />
In den letzten Tagen ist eine er-<br />
freuliche Anzahl von KollegInnen in<br />
der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst<br />
(GÖD) beigetreten ist. Sie stärken<br />
damit die Solidargemeinschaft und<br />
unterstützen die Durchsetzung unse-<br />
rer Berufsinteressen. In der GÖD<br />
sind neben den <strong>LehrerInnen</strong> auch die<br />
anderen Berufsgruppen des öffentli-<br />
chen Dienstleistungsbereichs organi-<br />
siert: Richter, Justizwachebeamte,<br />
Polizisten, Krankenpflegeberufe, Fi-<br />
nanzbeamte, …<br />
Wir bitten alle KollegInnen, auch<br />
angesichts des aktuellen Konflikts,<br />
mit einem Beitritt unsere Verhand-<br />
lungsposition zu stärken.
16 schulnotizen<br />
In der dritten Phase des Projekts<br />
mut! – Mädchen und Technik strebt<br />
das Mädchenzentrum Amazone im<br />
Auftrag des Vorarlberger Frauenrefe-<br />
rats die strukturelle Verankerung ge-<br />
schlechtssensibler Berufsorientierung<br />
in Aus- und Weiterbildungsinstitutio-<br />
nen an.<br />
Daher werden in einer 2-jährigen<br />
Zusammenarbeit mit der Modellschu-<br />
le HS Alberschwende Angebote für al-<br />
le AkteurInnen (Mädchen, Lehrper-<br />
sonen, Eltern) im schulischen Berufs-<br />
orientierungsprozess geschaffen. Die<br />
Workshopangebote sind so konzi-<br />
piert, dass sie von anderen Schulen<br />
übernommen werden können. Me-<br />
thodikmaterial sowie genauere In-<br />
formationen stehen in der Download-<br />
Zone auf der Amazone-Homepage<br />
gratis zum Herunterladen zur Ver-<br />
fügung. Gerne bieten wir Coaching-<br />
Mehr „mutige“ Angebote<br />
gespräche an, um Ihnen bei der<br />
Durchführung der Workshop behilf-<br />
lich zu sein und unterstützen Sie beim<br />
Planen von geschlechtssensiblen BO-<br />
Projekten.<br />
Um für alle Interessierten Erfah-<br />
rungen und Tipps zur geschlechtssen-<br />
siblen Berufsorientierung nutzbar zu<br />
machen, wurden ein virtueller und<br />
ein reeller Kommunikationsraum<br />
speziell für Mädchen gestaltet. Im<br />
reellen Kommunikationsraum befin-<br />
den sich eine Bibliothek mit ausge-<br />
wählter Fachliteratur, drei<br />
stationen mit Internetanschluss und<br />
Drucker, ein großer Bildschirm zur<br />
Übertragung von Informationen bei<br />
Veranstaltungen und Workshops,<br />
ne Pinnwand mit einer Vorarlberg<br />
Landkarte auf der die aktuellen<br />
mine aller mut!-<br />
PartnerInnen verortet<br />
sind.<br />
Außerdem wurde<br />
auf der Website des<br />
Mädchenzentrums<br />
Amazone ein vir-<br />
lerKommuni- kationsraumeinge- richtet. Auch online<br />
wird die Verortung<br />
ler mut!-Beteiligten<br />
und Terminen sichtbar.<br />
Mädchen mit technisch-handwerk-<br />
lichem Interesse finden Tipps & Tools<br />
für ihre Berufswahl und Angebote zur<br />
Berufsorientierung. MultiplikatorIn-<br />
nen, Schulen und Betriebe erfahren<br />
mehr über das Projekt mut! – Mäd-<br />
im Mädchenzentrum Amazone<br />
Mag.a (FH) Olivia Mair<br />
chen und Technik, können Metho-<br />
dikmaterial zur geschlechtssensiblen<br />
Berufsorientierung downloaden und<br />
in der Bibliothek stöbern.<br />
Ab sofort kann der mut!ige Kom-<br />
munikationsraum von allen mut!-<br />
PartnerInnen genützt werden. Wir<br />
freuen uns auf weitere Anfragen!<br />
Außerdem suchen wir neue<br />
mut!ige Angebote (Tag der Offenen<br />
Tür, Aufnahmetests, Infos über Ihre<br />
Institution, etc.) aller mut!-<br />
PartnerInnen (Schulen, Betriebe, In-<br />
stitutionen) für die Verortung im vir-<br />
tuellen und reeller Kommunikations-<br />
raum. Wenn auch Sie bzw. Ihre Insti-<br />
tution dabei sein möchten, dann mai-<br />
len Sie bitte Ihre Termine und Infos<br />
samt Logo an mut@amazone.or.at<br />
oder füllen gleich unser Online-<br />
Formular aus unter:<br />
www.amazone.or.at<br />
Das Projekt mut! wird gefördert<br />
aus Mitteln des Bundesministeriums<br />
für Unterricht, Kunst und Kultur so-<br />
wie aus Mitteln der Bundesländer.<br />
mut! ist Teil von fFORTE, einer ge-<br />
meinsamen Initiative des Rats für<br />
Forschung und Technologieentwick-<br />
lung und des BMWF, BMVIT und<br />
BMWA.<br />
Mehr mut!ige Infos:<br />
Projekt mut! – Mädchen und Technik<br />
Mädchenzentrum Amazone, Kirchstraße<br />
39, 6900 Bregenz, T. 05574/45801<br />
mut@amazone.or.at, www.amazone.or.at
Der Lehrer einer ersten Volks-<br />
schulklasse fragte Schüler nach der<br />
Farbe ihrer Unterwäsche. Er hatte im<br />
Turnunterricht bemerkt, dass die<br />
Schüler im Gegensatz zu früheren Zei-<br />
ten häufig farbige Unterwäsche tru-<br />
gen. Er wollte darauf hinweisen, dass<br />
man früher fast ausschließlich weiße<br />
Unterwäsche trug. An sich ein wenig<br />
verfängliches Thema. Einer Schüler-<br />
mutter gefiel das jedoch überhaupt<br />
nicht. Gegen Ende der Unterrichts-<br />
stunde spielte der Lehrer gelegentlich<br />
mit den Schülern das bekannte Spiel<br />
„Schinkenklopfen“. Nach dem Turn-<br />
unterricht soll der Lehrer zweimal<br />
die Tür zum Umkleideraum der Mäd-<br />
chen geöffnet haben, um nachzuse-<br />
hen, ob alle schon fertig sind. An die-<br />
sen „Verfehlungen“ nahm eine Schü-<br />
lermutter Anstoß. Sie hatte sich auch<br />
schon früher darüber beklagt, dass<br />
der Lehrer den Vornamen ihrer Toch-<br />
ter nicht richtig ausgesprochen hatte.<br />
Sie sprach zwar mit einigen anderen<br />
Eltern über den Lehrer, aber entgegen<br />
den Vereinbarungen, das „Problem“<br />
mit einem Gespräch zu klären, wand-<br />
te sie sich direkt an den Landesschul-<br />
rat. Da stand dann bald der Vorwurf<br />
der Pädophilie im Raum und sogar<br />
von „sexueller Belästigung“ war die<br />
Rede.<br />
Der Lehrer wurde darauf wegen<br />
des „Verdachts von Dienstpflichtver-<br />
letzungen“ in die Schulabteilung der<br />
Landesregierung vorgeladen und dort<br />
von Dr. Andreas Meusburger und Dr.<br />
Rainer Forster mit den Vorwürfen der<br />
Schülermutter konfrontiert. Er er-<br />
schulnotizen 17<br />
Großer Flurschaden<br />
schien dort ohne Unterstützung durch<br />
einen Personalvertreter und nahm zu<br />
den Vorwürfen Stellung. Er hatte spä-<br />
ter zwar personalvertreterischen Rat<br />
gesucht, aber zu seiner Enttäuschung<br />
keine überzeugende Hilfestellung be-<br />
kommen.<br />
Am folgenden Tag gab die Schü-<br />
lermutter ihre sehr subjektive Sicht<br />
der „Vorfälle“ bei der Schulabteilung<br />
in Bregenz zu Protokoll. Die Schulab-<br />
teilung verständigte dann vorschrifts-<br />
gemäß den Zentralausschuss der Per-<br />
sonalvertretung, dass der Lehrer sei-<br />
ne Dienstpflichten verletzt habe und<br />
dass beabsichtigt sei, gegen ihn Dis-<br />
ziplinaranzeige zu erstatten. Die<br />
Schulbehörde hatte in den „Vorfällen“,<br />
die dem Lehrer zur Last gelegt wur-<br />
den, zwar keine „sexuelle Belästi-<br />
gung“ gesehen, sie aber als „Dienst-<br />
vergehen“ klassifiziert. Wenige Tage<br />
später, am 15. 12. 2008, wurde der<br />
Lehrer aus der Klasse abgezogen und<br />
in die Lehrerreserve versetzt. Damit<br />
hatte das Elternpaar, das von allem<br />
Anfang an einen anderen Lehrer für<br />
ihre Tochter wollte, ihr Ziel erreicht,<br />
ohne bei den damit befassten Instan-<br />
zen auf nennenswerten Widerstand<br />
zu stoßen. Die Gerüchteküche im Ort<br />
brodelte. Die Mitschüler waren völlig<br />
verunsichert und litten unter dem<br />
plötzlichen Verlust des beliebten<br />
Klassenlehrers, dessen Ruf zerstört<br />
und dessen berufliche Existenz be-<br />
droht war.<br />
Aber dieser „Sieg“ wurde sehr<br />
schnell zum überraschenden Wende-<br />
punkt. Die anderen Schülereltern und<br />
durch die Eskalation eines kleinen Konflikts<br />
Werner Nesensohn<br />
auch das Lehrerkollegium waren von<br />
den Aktivitäten der Schülermutter<br />
hinter ihrem Rücken völlig überrascht<br />
und sie waren nicht bereit, die demü-<br />
tigende und nach ihrer Meinung auch<br />
völlig ungerechtfertigte Versetzung<br />
ihres beliebten Kollegen kampflos<br />
hinzunehmen. Zum großen Glück des<br />
bedrängten Lehrers befand sich unter<br />
den Ehepartnern des Lehrerkolle-<br />
giums ein bekannter und angesehe-<br />
ner Richter, der die Leitung eines El-<br />
ternabends, den die Schulverwaltung<br />
nicht wollte, übernahm und ein pro-<br />
fessionelles Protokoll anfertigte. Die<br />
Eltern distanzierten sich entschieden<br />
von dem Elternpaar, das den Klassen-<br />
lehrer beschuldigt und ohne Wissen<br />
der anderen seine Versetzung betrie-<br />
ben hatte. Sie klassifizierten deren<br />
Verhalten als Mobbing und forderten<br />
die Rückkehr des bei den Schülern be-<br />
liebten Lehrers in die Klasse. An die-<br />
sem Abend gingen die Emotionen<br />
hoch und es wurden von den Eltern<br />
heftige Vorwürfe an das Elternpaar<br />
gerichtet, das die ganze Affäre ausge-<br />
löst hatte. Die Eltern warfen allen be-<br />
teiligten Instanzen vom Bezirksschul-<br />
inspektor bis zur Schulabteilung mit<br />
harten Worten völliges Versagen vor.<br />
Auch die Personalvertretung wurde<br />
mit wenig schmeichelhaften Worten<br />
bedacht. Die dem Lehrer zur Last ge-<br />
legten Verhaltensweisen wurden als<br />
„Lappalien“ oder vielleicht auch als<br />
„etwas ungeschickt“ klassifiziert. Die<br />
ganze „Angelegenheit“ hätte sich bei<br />
gutem Willen in einem Gespräch zwi-<br />
schen den Betroffenen an der Schule
18 schulnotizen<br />
problemlos regeln lassen. Der schon<br />
genannte, in Sexualstraftaten erfah-<br />
rene Richter, stellte fest, dass der<br />
Lehrer kein Vergehen, ja keine Hand-<br />
lung begangen habe, die auch nur in<br />
die Nähe von Sexualdelikten gerückt<br />
werden könnte. Der Lehrer habe viel-<br />
leicht etwas ungeschickt agiert.<br />
Wenige Tage später, am 20. 12.<br />
2008 richteten die Schülereltern, aus-<br />
genommen das Ehepaar, das einen<br />
anderen Lehrer für ihre Tochter ge-<br />
wollt hatte, ein Schreiben an die<br />
Schulabteilung des Landes, in dem sie<br />
ihre Erschütterung über den Umgang<br />
der Behörde mit dem Klassenlehrer<br />
und seine Versetzung zum Ausdruck<br />
brachten. Der mit der Versetzung an-<br />
gerichtete Schaden für die Schüler,<br />
den Lehrer und die gesamte Schule<br />
war groß. Sie bedauerten, dass die<br />
Schulabteilung den Verleumdungen<br />
der Schülermutter aufgesessen war.<br />
Ihre Kinder vermissten den ausge-<br />
zeichneten Lehrer und sie forderten,<br />
auch um die Ehre des Lehrers wieder<br />
herzustellen, eine schnelle Rückkehr<br />
des Lehrers in die Klasse.<br />
Auch das Kollegium der betroffe-<br />
nen Volksschule protestierte am 29.<br />
Jänner 2009 mit einem eindrucksvol-<br />
len Schreiben an das Amt der Vorarl-<br />
berger Landesregierung gegen die un-<br />
faire und unangemessene Behandlung<br />
des Kollegen. Sie äußerten ihr Unver-<br />
ständnis darüber, dass die Behörde<br />
den Betroffenen vorverurteilte und<br />
ihm keine Unterstützung oder Hilfe<br />
zukommen ließ, obwohl in einem<br />
Rechtsstaat vorerst die Unschulds-<br />
vermutung zu gelten hat. Da sich die<br />
Vorwürfe als völlig haltlos erwiesen<br />
hatten, forderte das Kollegium die<br />
vollständige Rehabilitierung des Kol-<br />
legen und auch eine Zurechtweisung<br />
des Elternpaares, das die Versetzung<br />
betrieben hatte. Um die Eskalation<br />
von kleinen Konflikten zu großen<br />
schon im Ansatz zu verhindern und<br />
auch um die Beschädigung der damit<br />
befassten Instanzen vom Bezirks-<br />
schulinspektor bis zum Landesschul-<br />
rat fortan zu vermeiden, forderte das<br />
Kollegium die Ausarbeitung eines<br />
professionellen Krisenplans. Anläss-<br />
lich einer Besprechung der Personal-<br />
vertretung mit LR Siegi Stemer am<br />
Aschermittwoch sagte dieser zu, die<br />
Entwicklung eines Leitfadens für das<br />
Handling solcher Vorfälle in die Wege<br />
zu leiten.<br />
Der Lehrer wurde mit Beginn des<br />
zweiten Semesters wieder in seine al-<br />
te Klasse rückversetzt. Was wäre<br />
wohl geschehen, wenn nicht ein pro-<br />
minenter Richter zur Verfügung ge-<br />
wesen wäre und wenn es dem betrei-<br />
benden Ehepaar gelungen wäre, eini-<br />
ge andere Eltern auf seine Seite zu<br />
ziehen? Der Dienstgeber muss hier<br />
nachdrücklich an seine Fürsorge-<br />
pflicht erinnert werden. Es gibt einige<br />
Fälle in der jüngeren Vergangenheit,<br />
die ähnlich begonnen haben und bei<br />
denen zusätzlich noch auf der politi-<br />
schen Schiene interveniert wurde und<br />
die nicht zu einem happy end führten.<br />
Lehrer leben mitunter recht gefähr-<br />
lich.<br />
www.freielehrer.at<br />
Unsere Personalvertreter helfen Ihnen gerne in allen<br />
dienstlichen Angelegenheiten weiter.<br />
Die Namen finden Sie im aktuellen SLV-Kalender..
schulnotizen 19<br />
Die ultimative Postkarte ist aus gegebenem Anlass wieder erhältlich und kann<br />
beim Autor Amann Reinold (amann.reinold@aon.at) bestellt werden. Er freut<br />
sich auch, wenn Sie ihn auf seiner homepage www.aphoto.at<br />
besuchen.
20 schulnotizen<br />
S t r a ß b u r g<br />
E u r o p a s t a d t S t r a ß b u r g<br />
BB i l dd uu nn gg ss rr ee i ss ee // LL ee ss ee rr rr ee i ss ee<br />
vv oo m 22 11 .<br />
bb i ss 22 33 . 55 . 22 00 00 99<br />
( CC hh rr i ss tt i<br />
HH i m m ee l f aa hh rr tt )<br />
Strassburg kann den deutschen Einfluss nicht abstreiten:<br />
die Elsässer Mundart, die rheinische Architektur<br />
des mächtigen Münsters oder die hochgiebeligen<br />
Fachwerkhäuser. Ein vielfältiges Kulturleben wird das<br />
ganze Jahr geboten. Die hervorragenden Weißweine<br />
aus der Umgebung bereichern den Aufenthalt.<br />
Preis pro Person im Doppelzimmer: € 230,-<br />
Einzelzimmerzuschlag: € 57,-/Nacht<br />
Leistungen:<br />
Bahnfahrt 2. Klasse Feldkirch – Straßburg retour<br />
Hinfahrt: Feldkirch Do 21.5.05,06:46 Uhr, Ankunft Straßburg: 11:34 Uhr<br />
Rückfahrt: Straßburg, Sa 23.5.05, 18:23 Uhr, Ankunft Feldkirch: 23:14 Uhr<br />
2 x Nächtigung/Frühstücksbuffet im Hotel Mercure Quartier St. Jean***<br />
Lage: Zirka 100 m vom Bahnhof entfernt, Zimmer mit Bad/WC, Föhn,<br />
Sat-TV, Radio, Telefon und Klimaanlage<br />
Optional:<br />
Stadtrundgang halbtags mit Guide für EUR 6,-/Person<br />
Ausflug in die elsässische Weinstraße (Route des Vins d`Alsace)<br />
Infos und Buchungen bei:<br />
Werner Nesensohn<br />
Tel. (05574)511-650012<br />
Fax: (05574)965095<br />
Mobil: (0664)57 27 349<br />
E-Mail: wernon@aon.at<br />
Begrenzte Teilnehmerzahl! Buchungen bis spätestens 15. April 2009<br />
:schulnotizen