W er rett et die Volksschule? W er will schon ... - Freie LehrerInnen
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2/2013<br />
schulnot zen<br />
Positionen zu Schule, Bildung und Gesellschaft<br />
SLV: Kehl<strong>er</strong>straße 22a, 6900 Bregenz; Druck<strong>er</strong>ei Wenin, Dornbirn; V<strong>er</strong>lagspostamt Feldkirch, P.b.b. GZ 02Z033923 M<br />
i<br />
W<strong>er</strong> <strong>r<strong>et</strong>t</strong><strong>et</strong> <strong>die</strong> <strong>Volksschule</strong>?<br />
W<strong>er</strong> <strong>will</strong> <strong>schon</strong> DirektorIn w<strong>er</strong>den?<br />
D<strong>er</strong> Rektor d<strong>er</strong> PH Vorarlb<strong>er</strong>g im Int<strong>er</strong>view<br />
Dienstrecht: Ende d<strong>er</strong> Zweiklassengesellschaft
Liebe Les<strong>er</strong>innen,<br />
liebe Les<strong>er</strong>,<br />
am Beginn wie imm<strong>er</strong> eine Üb<strong>er</strong>sicht üb<strong>er</strong> <strong>die</strong> Themen<br />
<strong>die</strong>s<strong>er</strong> Ausgabe:<br />
Soll ich mich als DirektorIn bew<strong>er</strong>ben?<br />
Dass <strong>die</strong> Nachfrage nach Leit<strong>er</strong>Innenstellen bei weitem<br />
nicht befriedigend ausfällt, zeigen <strong>die</strong> Bew<strong>er</strong>bungen<br />
auf <strong>die</strong> <strong>die</strong>sjährigen Ausschreibungen: An 5 Schulen<br />
zeigte niemand Int<strong>er</strong>esse. Die möglichen Gründe<br />
dafür benennt Walt<strong>er</strong> King, <strong>er</strong> gewährt „Einblicke in<br />
das abgründige H<strong>er</strong>z eines Lehr<strong>er</strong>s“: launig, total subjektiv<br />
und total ehrlich.<br />
<strong>Volksschule</strong> – R<strong>et</strong>tung in Sicht?<br />
Üb<strong>er</strong> 2.500 Lehr<strong>er</strong>Innen unt<strong>er</strong>stützten das Anliegen<br />
d<strong>er</strong> Initiative „VS in den Fokus rücken“, das mediale<br />
Echo war äuß<strong>er</strong>st <strong>er</strong>freulich. Auch <strong>die</strong> Politik kommt<br />
an den Anliegen d<strong>er</strong> VS-Lehr<strong>er</strong>Innen nicht mehr vorbei.<br />
G<strong>er</strong>hard Unt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong> b<strong>er</strong>icht<strong>et</strong> in seinem Beitrag<br />
von d<strong>er</strong> Üb<strong>er</strong>gabe d<strong>er</strong> Unt<strong>er</strong>schriftenlisten an Landesrätin<br />
B<strong>er</strong>nad<strong>et</strong>te Mennel. B<strong>er</strong>nd Dragosits war Gast im<br />
Unt<strong>er</strong>ausschuss des Nationalrates in Wien.<br />
Dienstrecht – Nichts Neues aus dem Osten?<br />
Seit üb<strong>er</strong> einem Jahr ziehen sich <strong>die</strong> V<strong>er</strong>handlungen<br />
üb<strong>er</strong> ein sogenanntes Dienstrecht NEU. Wenige D<strong>et</strong>ails<br />
drangen nach außen, und wenn, war das Kopfschütteln<br />
unt<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen groß. Thomas Bulant,<br />
Mitglied des V<strong>er</strong>handlungsteams, ford<strong>er</strong>t ein „Ende<br />
d<strong>er</strong> Zweiklassengesellschaft unt<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen“ und<br />
präsenti<strong>er</strong>t <strong>die</strong> Vorstellungen d<strong>er</strong> Fraktion Sozialistisch<strong>er</strong><br />
Gew<strong>er</strong>kschaft<strong>er</strong>.<br />
Int<strong>er</strong>views<br />
Die Vorschläge für <strong>die</strong> neue PädagogInnenbildung<br />
liegen auf dem Tisch. Grund genug für G<strong>er</strong>hard Unt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong>,<br />
den Leit<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Pädagogischen Hochschule<br />
Vorarlb<strong>er</strong>g, Dr. Ivo Brunn<strong>er</strong>, mit zahlreichen Fragen zu<br />
konfronti<strong>er</strong>en.<br />
Die „Schulnotizen“ lassen auch in <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Ausgabe wied<strong>er</strong><br />
eine ehemalige Leit<strong>er</strong>in zu Wort kommen. Armin<br />
Roßbach<strong>er</strong> führte mit d<strong>er</strong> mittl<strong>er</strong>weile pensioni<strong>er</strong>ten<br />
Direktorin d<strong>er</strong> VS Dornbirn-Haselstauden, Barbara<br />
Platzgumm<strong>er</strong>, ein Gespräch.<br />
Die Schulnotizen sind …<br />
Ja, wie sind sie eigentlich, <strong>die</strong> „Schulnotizen“? Wir<br />
sind natürlich int<strong>er</strong>essi<strong>er</strong>t an positiven Rückmeldungen,<br />
nehmen Kritik sehr <strong>er</strong>nst und freuen uns auf<br />
möglichst viele Reaktionen – ein Dank im Voraus an<br />
alle, <strong>die</strong> uns <strong>et</strong>was sagen/schreiben wollen.<br />
Die Redaktion<br />
3 Garys Nadelstiche<br />
4 Int<strong>er</strong>view mit Barbara Platzgumm<strong>er</strong><br />
6 R<strong>et</strong>t<strong>et</strong> <strong>die</strong> <strong>Volksschule</strong>!<br />
7 Spezialdebatte <strong>Volksschule</strong><br />
8 SQA - SchulQualitätAllgemeinbildung<br />
10 (Nicht nur) Erfreuliches<br />
11 Alt<strong>er</strong>steilzeit<br />
12 Int<strong>er</strong>view mit Ivo Brunn<strong>er</strong><br />
14 Glosse von Walt<strong>er</strong> King<br />
16 Sie fragen - wir antworten<br />
17 Thomas Bulant: Neues Dienstrecht<br />
18 Gastkommentar:<br />
LAbg. Gabi Sprickl<strong>er</strong>-Falschlung<strong>er</strong><br />
19 SLV-Linien<br />
Impressum<br />
Me<strong>die</strong>ninhab<strong>er</strong>, H<strong>er</strong>ausgeb<strong>er</strong> und<br />
V<strong>er</strong>leg<strong>er</strong>:<br />
Sozialistisch<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>v<strong>er</strong>ein Vorarlb<strong>er</strong>g,<br />
Vorsitzend<strong>er</strong>: Willi Schneid<strong>er</strong>,<br />
Kehl<strong>er</strong>straße 22a, 6900 Bregenz<br />
V<strong>er</strong>antwortliche Redakteure:<br />
Armin Roßbach<strong>er</strong>, G<strong>er</strong>hard Unt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong><br />
Mitarbeit<strong>er</strong> <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Ausgabe:<br />
Thomas Bulant, B<strong>er</strong>nd Dragosits, Walt<strong>er</strong> King,<br />
Willi Schneid<strong>er</strong>, Gabi Sprickl<strong>er</strong>-Falschlung<strong>er</strong>,<br />
Martin Türtsch<strong>er</strong>,<br />
Layout: Franz Bickel<br />
Druck und H<strong>er</strong>stellung:<br />
Druck<strong>er</strong>ei Wenin, Dornbirn<br />
Die Schulnotizen sind ein Diskussionsorgan.<br />
Namentlich gekennzeichn<strong>et</strong>e Beiträge müssen<br />
nicht vollinhaltlich d<strong>er</strong> Blattlinie bzw. d<strong>er</strong><br />
Meinung d<strong>er</strong> <strong>Freie</strong>n Lehr<strong>er</strong>Innen entsprechen.<br />
E-Mail: schulnotizen@hotmail.com<br />
Homepage: www.freielehr<strong>er</strong>.at<br />
Facebook: <strong>Freie</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen<br />
Inhalt<br />
2 schulnotizen 2/2013
Glosse<br />
Garys Nadelstiche<br />
G<strong>er</strong>hard Unt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong> (unt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong>.g<strong>er</strong>hard@aon.at)<br />
schulnotizen 2/2013<br />
F<strong>er</strong>ienzeiten<br />
Kürzlich titelte <strong>die</strong> Krone Online, dass Lehr<strong>er</strong>Innen<br />
zwischen Februar und Juni 26 F<strong>er</strong>ientage hätten. Da<br />
scheinen wied<strong>er</strong> einmal ganz besond<strong>er</strong>e Vifzacks am<br />
Redigi<strong>er</strong>en gewesen zu sein. Ein Blick auf den Kalend<strong>er</strong><br />
und ein wenig einfachste Mathematik zeigen, dass<br />
hi<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Redakteur Birnen und Äpfel zusammengezählt<br />
hat, um damit <strong>die</strong> Lehrp<strong>er</strong>sonen wied<strong>er</strong> einmal<br />
als Faulenz<strong>er</strong> diffami<strong>er</strong>en zu können.<br />
Wie kommt man üb<strong>er</strong>haupt auf solche Zahlen? Ganz<br />
einfach: Da w<strong>er</strong>den plötzlich auch Samstage und Sonntage<br />
zu den F<strong>er</strong>ientagen gezählt. Ohne <strong>die</strong>se Tage – da<br />
arbeiten ja auch „normale“ Arbeitnehm<strong>er</strong>Innen nicht<br />
- haben Lehr<strong>er</strong>Innen in Vorarlb<strong>er</strong>g zwischen Februar<br />
und Juni exakt 14 Tage zusätzlich unt<strong>er</strong>richtsfrei.<br />
Ab<strong>er</strong> auch d<strong>er</strong> öst<strong>er</strong>-<br />
„Ein halbes Jahr nicht<br />
arbeiten.“<br />
reichische Bildungspapst<br />
Andreas Salch<strong>er</strong><br />
meinte im F<strong>er</strong>nsehen,<br />
dass <strong>die</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen<br />
ein halbes Jahr lang<br />
nicht unt<strong>er</strong>richten würden. Zwischen den Zeilen <strong>will</strong><br />
<strong>er</strong> damit kundtun, dass <strong>die</strong> Lehrp<strong>er</strong>sonen ein halbes<br />
Jahr Urlaub hätten. Auch hi<strong>er</strong> sind wied<strong>er</strong> Samstage<br />
und Sonntage sowie ges<strong>et</strong>zliche Fei<strong>er</strong>tage miteing<strong>er</strong>echn<strong>et</strong>.<br />
Das ist typisch Lehr<strong>er</strong>-Bashing.<br />
Mit d<strong>er</strong> Pumpgun im Klassenzimm<strong>er</strong><br />
J<strong>et</strong>zt kehrt endlich Sich<strong>er</strong>heit in Am<strong>er</strong>ikas Schulen<br />
ein, denn imm<strong>er</strong> mehr Staaten <strong>er</strong>lauben den Lehr<strong>er</strong>Innen,<br />
Waffen im Unt<strong>er</strong>richt zu tragen. Damit soll<br />
<strong>die</strong> Sich<strong>er</strong>heit für Schül<strong>er</strong>Innen und Lehrp<strong>er</strong>sonen<br />
<strong>er</strong>höht w<strong>er</strong>den. Laut Waffenlobby hätte manch tödlich<br />
v<strong>er</strong>laufend<strong>er</strong> Amoklauf an den Schulen v<strong>er</strong>hind<strong>er</strong>t<br />
w<strong>er</strong>den können, wenn Lehr<strong>er</strong>Innen den Revolv<strong>er</strong>gürtel<br />
umgeschnallt gehabt hätten. Sich<strong>er</strong>heit geht halt<br />
g<strong>er</strong>hardunt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong>.blogspot.com<br />
in Am<strong>er</strong>ika üb<strong>er</strong> alles. Und so ganz nebenbei hat d<strong>er</strong><br />
zeitgemäße am<strong>er</strong>ikanische Pädagoge mit d<strong>er</strong> Schusswaffe<br />
im Anschlag nun auch noch <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
seine Argumente gegenüb<strong>er</strong> den Schützlingen bess<strong>er</strong><br />
h<strong>er</strong>auszuarbeiten.<br />
Zweiklassengesellschaft<br />
Bei d<strong>er</strong> PädagogInnenbildung NEU wird es in Zukunft<br />
nur noch eine Art von Sekundarlehr<strong>er</strong>In geben, <strong>die</strong><br />
dann sowohl an d<strong>er</strong> NMS, AHS-Unt<strong>er</strong>stufe od<strong>er</strong> Ob<strong>er</strong>stufe<br />
unt<strong>er</strong>richten kann. Endlich bestehen damit keine<br />
Unt<strong>er</strong>schiede mehr in d<strong>er</strong> Ausbildung d<strong>er</strong> Lehrp<strong>er</strong>sonen<br />
für <strong>die</strong> Sekundarstufe. Ein <strong>er</strong>st<strong>er</strong> Schritt weg von<br />
d<strong>er</strong> Zweiklassengesellschaft in uns<strong>er</strong>em Schulsystem.<br />
Doch es regt sich b<strong>er</strong>eits Wid<strong>er</strong>stand: Diese neue<br />
Ausbildung d<strong>er</strong> PädagogInnen scheint besond<strong>er</strong>s<br />
den AHS-Lehr<strong>er</strong>gew<strong>er</strong>kschaft<strong>er</strong>n sau<strong>er</strong> aufzustoßen.<br />
In ihr<strong>er</strong> Begutachtung ford<strong>er</strong>n sie nämlich, dass weit<strong>er</strong>hin<br />
<strong>die</strong> v<strong>er</strong>schiedenen Lehrämt<strong>er</strong> beibehalten<br />
w<strong>er</strong>den und damit <strong>die</strong> Unt<strong>er</strong>schiede zwischen NMSund<br />
AHS-Lehr<strong>er</strong>Innen bestehen bleiben sollen. Fest<br />
steht: Mittelschullehr<strong>er</strong>Innen unt<strong>er</strong>richten Kind<strong>er</strong><br />
d<strong>er</strong>selben Alt<strong>er</strong>sstufe nach dem gleichen Lehrplan<br />
wie AHS-Lehr<strong>er</strong>Innen, ab<strong>er</strong> nur Lehrp<strong>er</strong>sonen in d<strong>er</strong><br />
NMS müssen sich mit KEL, EDL und offenem Unt<strong>er</strong>richt<br />
auseinand<strong>er</strong>s<strong>et</strong>zen und bekommen zudem, trotz<br />
höh<strong>er</strong><strong>er</strong> Unt<strong>er</strong>richtsv<strong>er</strong>pflichtung, wenig<strong>er</strong> bezahlt.<br />
Volks- und Sond<strong>er</strong>schullehr<strong>er</strong>Innen <strong>er</strong>halten, obwohl<br />
sie <strong>die</strong> höchste Unt<strong>er</strong>richtsv<strong>er</strong>pflichtung haben, das<br />
g<strong>er</strong>ingste Gehalt. Damit muss endlich Schluss sein!<br />
Meine Ford<strong>er</strong>ung als Lehr<strong>er</strong>gew<strong>er</strong>kschaft<strong>er</strong> ist klar:<br />
Alle PädagogInnen müssen in Zukunft sowohl in d<strong>er</strong><br />
Ausbildung als auch im Dienst- und Besoldungsrecht<br />
gleichgestellt w<strong>er</strong>den.<br />
3
Int<strong>er</strong>view<br />
Int<strong>er</strong>view mit Barbara Platzgumm<strong>er</strong><br />
Barbara Platzgumm<strong>er</strong> war 12 Jahre lang Leit<strong>er</strong>in an d<strong>er</strong> VS Dornbirn-Haselstauden.<br />
Anlässlich ihr<strong>er</strong> Pensioni<strong>er</strong>ung führte Armin Roßbach<strong>er</strong> mit ihr folgendes Int<strong>er</strong>view.<br />
schulnotizen: Welche Bilanz ziehst du nach 12 Jahren<br />
Leit<strong>er</strong>Innentätigkeit?<br />
Platzgumm<strong>er</strong>: Im Großen und Ganzen kann ich sagen:<br />
Ich habe es g<strong>er</strong>n g<strong>et</strong>an, es hat mich nie g<strong>er</strong>eut. Ab<strong>er</strong> ich<br />
habe als Lehr<strong>er</strong>in das Ausmaß d<strong>er</strong> Arbeit unt<strong>er</strong>schätzt.<br />
Ich habe nicht bedacht, an wie vielen Baustellen man<br />
als Leit<strong>er</strong>in tätig ist. Die administrative Arbeit ist imm<strong>er</strong><br />
mehr geworden. Man muss mittl<strong>er</strong>weile alles dokumenti<strong>er</strong>en,<br />
alles evalui<strong>er</strong>en, zurückschicken. Auch<br />
<strong>die</strong> vielen kleinen Tätigkeiten habe ich nicht bedacht.<br />
Mitten im ärgsten Trubel steht ein Kindesvat<strong>er</strong> da und<br />
braucht eine Bestätigung fürs Finanzamt, Lehr- und<br />
L<strong>er</strong>nmittel bestellen, Falsches zurückschicken, eine<br />
Mutt<strong>er</strong> ruft an, ich muss ihr<strong>er</strong> Tocht<strong>er</strong> ganz dringend<br />
<strong>et</strong>was ausrichten <strong>et</strong>c. <strong>et</strong>c. Du bist das Mädchen für alles.<br />
Am Morgen schreibe ich öft<strong>er</strong> eine Liste d<strong>er</strong> vielen<br />
Dinge, <strong>die</strong> ich <strong>er</strong>ledigen sollte – am Nachmittag gegen<br />
15 Uhr komme ich dann dazu, nachzuschauen, was ich<br />
eigentlich tun wollte.<br />
schulnotizen: Was bedeut<strong>et</strong> Baustelle?<br />
Platzgumm<strong>er</strong>: Ja – weil sich auch <strong>die</strong> Kind<strong>er</strong> v<strong>er</strong>änd<strong>er</strong>t<br />
haben. Lehr<strong>er</strong>Innen brauchen ebenfalls oft Hilfe,<br />
sei es, dass wir Gespräche führen od<strong>er</strong> <strong>die</strong> B<strong>er</strong>atungslehr<strong>er</strong>in<br />
einschalten. Vor einigen Jahren mussten wir<br />
Förd<strong>er</strong>konzepte <strong>er</strong>stellen, das hat einiges gebracht, da<br />
gibt es viele Möglichkeiten. Da ist das Land großzügig,<br />
auch was das Genehmigen von Projekten b<strong>et</strong>rifft.<br />
Wir hatten an uns<strong>er</strong><strong>er</strong> Schule jedes Jahr ein gemeinsames<br />
Thema. Ziel war, dass nicht jede Lehr<strong>er</strong>in Einzelkämpf<strong>er</strong>in<br />
in ihrem Kabäuschen ist, sond<strong>er</strong>n dass wir<br />
einand<strong>er</strong> helfen, Teamteaching ausprobi<strong>er</strong>en <strong>et</strong>c.<br />
schulnotizen: Wie hast du Führen/Leiten ein<strong>er</strong> Schule<br />
aufgefasst? Wie defini<strong>er</strong>st du deinen Führungsstil?<br />
Platzgumm<strong>er</strong>: Ich wollte <strong>die</strong> Dinge initii<strong>er</strong>en und geschehen<br />
lassen. Es war mir imm<strong>er</strong> ein Anliegen, so viel<br />
wie möglich zu <strong>er</strong>möglichen. Das bedeut<strong>et</strong> auch Motivation<br />
für <strong>die</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen, anstatt am Anfang meine<br />
Bedenken vorzubringen. Oft war ich eine Art Lokomitive,<br />
mit d<strong>er</strong> Zeit ist vieles von allein geschehen. Ich habe<br />
auch gel<strong>er</strong>nt, mehr und mehr zu delegi<strong>er</strong>en.<br />
Platzgumm<strong>er</strong>: Die Stadt Dornbirn möchte <strong>die</strong> Schule<br />
renovi<strong>er</strong>en, ich sollte üb<strong>er</strong>all dabei sein, das bedeut<strong>et</strong>e<br />
viele Sitzungen. Lehr- und L<strong>er</strong>nmittel bestellen, Abrechnungen<br />
für Lehr<strong>er</strong>Innen machen, Suppli<strong>er</strong>pläne<br />
schreiben, viele Telefongespräche führen, am Morgen<br />
20 Mails beantworten <strong>et</strong>c. Dann kommen <strong>die</strong> pädagogischen<br />
Sachen, <strong>die</strong> machte ich am liebsten: Unt<strong>er</strong>richtsbesuche,<br />
Mitarbeit<strong>er</strong>gespräche führen, Anliegen<br />
von Lehr<strong>er</strong>Innen, wenn z. B. ein Problem mit einem<br />
Schül<strong>er</strong> auftaucht. Dafür habe ich mir imm<strong>er</strong> viel Zeit<br />
genommen.<br />
Schül<strong>er</strong>b<strong>et</strong>reuung war und ist mir wichtig: Wir sind<br />
eine Schule, in d<strong>er</strong> Schül<strong>er</strong>Innen ab dem nächsten Jahr<br />
bis 17 Uhr b<strong>et</strong>reut w<strong>er</strong>den. Das gehört zum Angebot<br />
d<strong>er</strong> Schule, für mich bedeut<strong>et</strong>e das eine Menge an<br />
Mehrarbeit.<br />
Wie gesagt, viele Baustellen, dennoch habe ich es g<strong>er</strong>n<br />
gemacht, obwohl ich nie mit d<strong>er</strong> Arbeit f<strong>er</strong>tig geworden<br />
bin. Am Ende des Tages habe ich den Eröffnungsb<strong>er</strong>icht<br />
noch nicht gemacht, <strong>die</strong>se Abrechnung ist unvollständig.<br />
Eine administrative Hilfe wäre unbedingt<br />
notwendig – und sei es nur für einen Tag in d<strong>er</strong> Woche.<br />
schulnotizen: Haben sich für dich <strong>die</strong> Rahmenbedingungen<br />
im Laufe d<strong>er</strong> Jahre v<strong>er</strong>schlecht<strong>er</strong>t?<br />
4 schulnotizen 2/2013
Int<strong>er</strong>view<br />
schulnotizen: Was ist, wenn es nicht so läuft, wenn<br />
Lehr<strong>er</strong>Innen and<strong>er</strong>e Vorstellungen haben? Wie hast<br />
du dann reagi<strong>er</strong>t?<br />
Platzgumm<strong>er</strong>: Natürlich auch mit Frust. Dann bin ich<br />
einige Schritte zurück und habe üb<strong>er</strong>legt – war ich vielleicht<br />
zu schnell? Ich habe auch gel<strong>er</strong>nt, mich an einige<br />
Engagi<strong>er</strong>te zu wenden, <strong>die</strong> haben dann and<strong>er</strong>e mitg<strong>er</strong>issen,<br />
viel eh<strong>er</strong> als wenn ich gesagt hätte, du musst<br />
j<strong>et</strong>zt das und das tun.<br />
Bei Einführung von Neu<strong>er</strong>ungen habe ich manchmal<br />
Wid<strong>er</strong>stand bem<strong>er</strong>kt und habe dann den KollegInnen<br />
gesagt: Wir probi<strong>er</strong>en das mal eine gewisse Zeit, z. B.<br />
bis Schulschluss. Wenn es nicht funktioni<strong>er</strong>t, lassen wir<br />
es wied<strong>er</strong>. Sehr <strong>er</strong>freulich: Wir haben nie zurück müssen.<br />
Bei manchen Dingen hätte ich g<strong>er</strong>n mehr <strong>er</strong>reicht, ab<strong>er</strong><br />
ich habe auch gel<strong>er</strong>nt, <strong>die</strong> Geschwindigkeit zu drosseln.<br />
Als Leit<strong>er</strong>in musst du auch ein gewisses Fing<strong>er</strong>spitzengefühl<br />
entwickeln. Lieb<strong>er</strong> bin ich <strong>et</strong>was zurückgekrebst, als<br />
unbedingt meinen Willen durchzus<strong>et</strong>zen. Was ich damit<br />
<strong>er</strong>reicht habe, da bin ich üb<strong>er</strong>zeugt, ist ein gutes Klima an<br />
d<strong>er</strong> Schule. Darauf habe ich imm<strong>er</strong> geacht<strong>et</strong>, das sogenannte<br />
Binden und Lösen bei Konflikten ist wichtig.<br />
Ich spürte, <strong>die</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen mögen sich unt<strong>er</strong>einand<strong>er</strong><br />
und sie mögen auch mich.<br />
schulnotizen: Das Dienstrecht sieht auch <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
d<strong>er</strong> Weisung vor. Hast du davon Gebrauch gemacht?<br />
Platzgumm<strong>er</strong>: Das habe ich eigentlich nie gemacht. In<br />
zwei Fällen war ich so sau<strong>er</strong>, dass ich mit den b<strong>et</strong>reffenden<br />
Lehr<strong>er</strong>Innen imm<strong>er</strong> wied<strong>er</strong> Gespräche geführt<br />
habe. Beide haben sich dann v<strong>er</strong>s<strong>et</strong>zen lassen.<br />
schulnotizen: Stichwort P<strong>er</strong>sonalentwicklung. Hast du<br />
eingegriffen, wenn du gem<strong>er</strong>kt hast, dass Lehr<strong>er</strong>Innen<br />
Schwi<strong>er</strong>igkeiten in ihrem B<strong>er</strong>uf hatten?<br />
Platzgumm<strong>er</strong>: Wenn Elt<strong>er</strong>nbeschw<strong>er</strong>den kamen, reagi<strong>er</strong>te<br />
ich sofort. Ich s<strong>et</strong>zte mich mit den B<strong>et</strong>roffenen<br />
an einen Tisch und dann red<strong>et</strong>en wir. Ab<strong>er</strong> wenn<br />
ich nur das Gefühl hatte, da läuft es nicht so optimal,<br />
dann führte ich vielleicht ein Mitarbeit<strong>er</strong>gespräch.<br />
Wir sehen uns als soziale Schule, dazu gehört ein sorgsam<strong>er</strong><br />
Umgang miteinand<strong>er</strong>, dass Kind<strong>er</strong> nicht beschämt<br />
w<strong>er</strong>den, auch wenn sie uns manchmal auf <strong>die</strong><br />
N<strong>er</strong>ven gehen.<br />
schulnotizen: Haben <strong>die</strong> Belastungen für Lehr<strong>er</strong>Innen<br />
zugenommen?<br />
Platzgumm<strong>er</strong>: Ja, und das war auch d<strong>er</strong> Grund, dass<br />
ich ab und zu zurückgekrebst bin. Wir haben an uns<strong>er</strong><strong>er</strong><br />
Schule bis zur 3. Klasse <strong>die</strong> alt<strong>er</strong>native Beurteilung,<br />
und da sind <strong>die</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen enorm geford<strong>er</strong>t mit Portfoliogesprächen<br />
<strong>et</strong>c. Kind<strong>er</strong> sind gen<strong>er</strong>ell nicht schwi<strong>er</strong>ig<strong>er</strong><br />
geworden, ab<strong>er</strong> <strong>die</strong> Unt<strong>er</strong>schiede haben stark<br />
zugenommen. Noch mehr Individualisi<strong>er</strong>ung wäre<br />
wichtig, ab<strong>er</strong> wie <strong>will</strong>st du das mit 22, 23 Erstklässl<strong>er</strong>n<br />
schaffen, von denen manche <strong>schon</strong> lesen und schreiben,<br />
manche ab<strong>er</strong> nicht mal den Stift halten können?<br />
Ich finde, dass Lehr<strong>er</strong>Innen ziemlich geford<strong>er</strong>t sind.<br />
schulnotizen: Welche Pläne hast du für <strong>die</strong> Zukunft?<br />
Platzgumm<strong>er</strong>: Ganz sich<strong>er</strong> nicht wied<strong>er</strong> an <strong>die</strong> Schule<br />
zurück! Obwohl: Ganz ausschließen kann ich nicht,<br />
dass ich vielleicht als Leseoma tätig w<strong>er</strong>de, ab<strong>er</strong> ich<br />
möchte nichts tun, was mir große V<strong>er</strong>pflichtungen einbringt.<br />
Ich w<strong>er</strong>de <strong>die</strong>ses Jahr noch zweimal Oma, dann<br />
habe ich vi<strong>er</strong> Enkel – darauf freue ich mich!<br />
schulnotizen: H<strong>er</strong>zlichen Dank für das Gespräch!<br />
www.freielehr<strong>er</strong>.at<br />
DIE Homepage für Vorarlb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen<br />
schulnotizen 2/2013<br />
5
<strong>Volksschule</strong><br />
„R<strong>et</strong>t<strong>et</strong> <strong>die</strong> <strong>Volksschule</strong>!“<br />
Mehr als 2500 Pflichtschullehr<strong>er</strong>Innen<br />
haben unt<strong>er</strong>schrieben.<br />
G<strong>er</strong>hard Unt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong> (unt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong>.g<strong>er</strong>hard@aon.at)<br />
Besond<strong>er</strong>s <strong>er</strong>freulich ist, dass üb<strong>er</strong> 1500 Volksschullehr<strong>er</strong>Innen<br />
das Ford<strong>er</strong>ungspak<strong>et</strong> unt<strong>er</strong>stützt haben,<br />
das sind 86 Prozent. Spitzenreit<strong>er</strong> ist dabei d<strong>er</strong><br />
Bezirk Dornbirn, wo gar 90 Prozent unt<strong>er</strong>schrieben<br />
haben. Damit haben <strong>die</strong> VS-Lehr<strong>er</strong>Innen gezeigt, dass<br />
sie mit d<strong>er</strong> j<strong>et</strong>zigen Situation völlig unzufrieden sind.<br />
Die <strong>Volksschule</strong> ist de facto eine Gesamtschule, all<strong>er</strong>dings<br />
ohne <strong>die</strong> dafür notwendigen Ressourcen.<br />
Die Lehr<strong>er</strong>v<strong>er</strong>tr<strong>et</strong><strong>er</strong> haben klar gemacht, dass <strong>die</strong><br />
VS-Lehr<strong>er</strong>Innen nicht nur schöne Worte hören,<br />
sond<strong>er</strong>n auch Taten sehen wollen. Um schnelle V<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>ungen<br />
machen zu können, bedarf es Lösungen, <strong>die</strong><br />
zwischenzeitlich vom Land finanzi<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den müssen.<br />
In einem Telefongespräch haben sowohl Paul Kimb<strong>er</strong>g<strong>er</strong><br />
(Chef d<strong>er</strong> öst<strong>er</strong>reichischen Pflichtschullehr<strong>er</strong>gew<strong>er</strong>kschaft)<br />
als auch sein Stellv<strong>er</strong>tr<strong>et</strong><strong>er</strong> Dr. Thomas<br />
Bulant ihre Unt<strong>er</strong>stützung zugesagt. Auch Finanzminist<strong>er</strong>in<br />
Maria Fekt<strong>er</strong> und Unt<strong>er</strong>richtsminist<strong>er</strong>in Claudia<br />
Schmied haben in einem Brief geantwort<strong>et</strong>. (Beide<br />
Briefe können auf meinem Blog nachgelesen w<strong>er</strong>den:<br />
http://g<strong>er</strong>hardunt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong>.blogspot.co.at<br />
Aussichten<br />
Bei d<strong>er</strong> Üb<strong>er</strong>gabe d<strong>er</strong> Unt<strong>er</strong>schriftenlisten an Schullandesrätin<br />
B<strong>er</strong>nad<strong>et</strong>te Mennel zeigte sie zwar V<strong>er</strong>ständnis<br />
für <strong>die</strong> Anliegen d<strong>er</strong> <strong>Volksschule</strong>, wies ab<strong>er</strong><br />
gleichzeitig darauf hin, dass das Land den Bund nicht<br />
aus sein<strong>er</strong> V<strong>er</strong>antwortung entlassen dürfe.<br />
Klar ist, dass wir nun einen langen Atem haben müssen,<br />
<strong>die</strong> Ford<strong>er</strong>ungen w<strong>er</strong>den nicht von heute auf<br />
morgen 1:1 umges<strong>et</strong>zt w<strong>er</strong>den. Dass das Land Vorarlb<strong>er</strong>g<br />
nicht alle Ford<strong>er</strong>ungen v<strong>er</strong>wirklichen kann, war<br />
auch von Anfang an klar. Deshalb sind wir froh, dass<br />
sich nun im übrigen Öst<strong>er</strong>reich d<strong>er</strong> Wid<strong>er</strong>stand regt.<br />
So soll es demnächst eine bundesweite Unt<strong>er</strong>schriftenaktion<br />
geben. Die <strong>Volksschule</strong> wird uns also noch<br />
lange Zeit beschäftigen. Sollte es in Vorarlb<strong>er</strong>g all<strong>er</strong>dings<br />
zu kein<strong>er</strong> Einigung kommen, w<strong>er</strong>den wir auch<br />
weit<strong>er</strong>e Schritte üb<strong>er</strong>legen müssen.<br />
Ich möchte mich bei allen Lehr<strong>er</strong>Innen für ihre Unt<strong>er</strong>schriften<br />
bedanken. Ein Dankeschön ebenfalls den<br />
Mitglied<strong>er</strong>n des P<strong>er</strong>sonenkomitees, <strong>die</strong> durch ihren<br />
telefonischen Einsatz <strong>die</strong>se große Unt<strong>er</strong>schriftenzahl<br />
<strong>er</strong>st möglich gemacht haben.<br />
Infos im Int<strong>er</strong>n<strong>et</strong><br />
• D<strong>et</strong>ailli<strong>er</strong>te Infos üb<strong>er</strong> <strong>die</strong> Unt<strong>er</strong>schriftenaktion,<br />
Ergebnisse und Me<strong>die</strong>nb<strong>er</strong>ichte<br />
und <strong>die</strong> zwei Briefe von Fekt<strong>er</strong> und<br />
Schmied gibt es auf<br />
http://g<strong>er</strong>hardunt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong>.blogspot.co.at<br />
• Das Protokoll zur Spezialdebatte <strong>Volksschule</strong><br />
im Unt<strong>er</strong>ausschuss des Unt<strong>er</strong>richtsausschusses<br />
kann auf folgend<strong>er</strong><br />
Homepage als PDF-Datei h<strong>er</strong>unt<strong>er</strong>geladen<br />
w<strong>er</strong>den: www.freielehr<strong>er</strong>.at<br />
6 schulnotizen 2/2013
<strong>Volksschule</strong><br />
Spezialdebatte <strong>Volksschule</strong><br />
P<strong>er</strong>sönliche Impressionen<br />
B<strong>er</strong>nd Dragosits (direktion@vswob.snv.at)<br />
Direktor d<strong>er</strong> Volkschule Wolfurt-Bütze<br />
Nationalrat Harald Wals<strong>er</strong> (Die Grünen) lud mich als Exp<strong>er</strong>ten in den parlamentarischen<br />
Ausschuss ein. Er hat uns<strong>er</strong>e Aktion „R<strong>et</strong>t<strong>et</strong> <strong>die</strong> <strong>Volksschule</strong>n – VS in den Fokus“ mit großem<br />
Int<strong>er</strong>esse v<strong>er</strong>folgt und wollte <strong>die</strong>se <strong>er</strong>folgreiche Vorarlb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> Initiative bundesweit bekannt<br />
machen. Sein<strong>er</strong> Initiative und seinem Antrag haben wir es zu v<strong>er</strong>danken, dass sich <strong>die</strong>s<strong>er</strong><br />
Unt<strong>er</strong>ausschuss ausschließlich mit uns<strong>er</strong>en Anliegen beschäftigt.<br />
Kollegin Christa Rauch-Lissy (VS Gisingen-Ob<strong>er</strong>au)<br />
wurde von NR Elmar May<strong>er</strong> (SPÖ) als Exp<strong>er</strong>tin<br />
eingeladen, sodass 2 Vorarlb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> V<strong>er</strong>tr<strong>et</strong><strong>er</strong>Innen<br />
zu <strong>die</strong>sem wichtigen Thema geladen waren.<br />
Minist<strong>er</strong>in Schmied ließ es sich in Anb<strong>et</strong>racht d<strong>er</strong><br />
Dringlichkeit des Themas nicht nehmen, an d<strong>er</strong> Sitzung<br />
teilzunehmen. In ihrem Eingangsstatement<br />
v<strong>er</strong>lieh sie d<strong>er</strong> Wichtigkeit des Themas Ausdruck.<br />
Die Diskussion v<strong>er</strong>lief konstruktiv und sehr gut. Es<br />
war spürbar, dass <strong>die</strong> Anliegen d<strong>er</strong> <strong>Volksschule</strong> gesehen<br />
und <strong>er</strong>nst genommen w<strong>er</strong>den.<br />
<strong>Volksschule</strong>n – VS in den Fokus“ auf und haben <strong>die</strong><br />
Absicht, Elt<strong>er</strong>nunt<strong>er</strong>schriften zu sammeln.<br />
Dies soll unt<strong>er</strong> and<strong>er</strong>em in Form von Standaktionen<br />
in allen Gemeinden des Landes stattfinden.<br />
W<strong>er</strong> hätte vor 4 Monaten gedacht, dass uns<strong>er</strong>e Aktion<br />
so viel in Bewegung s<strong>et</strong>zt? Ich freue mich sehr darüb<strong>er</strong><br />
und w<strong>er</strong>de mich g<strong>er</strong>ne zusammen mit G<strong>er</strong>hard<br />
Unt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong> weit<strong>er</strong> für uns<strong>er</strong>e Anliegen eins<strong>et</strong>zen!<br />
Wie geht es weit<strong>er</strong>?<br />
1. Arbeitsgruppe „Stärkung d<strong>er</strong> <strong>Volksschule</strong>“ (vom<br />
Land einb<strong>er</strong>ufen)<br />
Nun geht es darum, den Schwung d<strong>er</strong> l<strong>et</strong>zten<br />
Monate mitzunehmen und spürbare Ergebnisse<br />
einzuford<strong>er</strong>n. Auf Landesebene sind G<strong>er</strong>da Morre,<br />
Christoph Jagg, G<strong>er</strong>hard Unt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong> und ich in ein<strong>er</strong><br />
Arbeitsgruppe gemeinsam mit LSI Karin Engstl<strong>er</strong>,<br />
LSI Günth<strong>er</strong> Gorbach, dem Leit<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Schulabteilung<br />
Dr. Meusburg<strong>er</strong> und seinem Mitarbeit<strong>er</strong><br />
Johannes Flatz dabei, zusätzliche Stundenkontingente<br />
(b<strong>er</strong>eits für das kommende Schuljahr!)<br />
auszuarbeiten. Das Arbeitsklima ist sehr gut und<br />
konstruktiv – d<strong>er</strong> Wille zur V<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong><br />
Situation (für Kind<strong>er</strong> und Lehrp<strong>er</strong>sonen) ist bei<br />
allen Akteuren spürbar.<br />
2. Elt<strong>er</strong>n miteinbeziehen (Landeselt<strong>er</strong>nv<strong>er</strong>band/<br />
Landesfamilienv<strong>er</strong>band)<br />
Auf d<strong>er</strong> Elt<strong>er</strong>nebene fand am 22.5.13 eine Pressekonf<strong>er</strong>enz<br />
statt. D<strong>er</strong> Landeselt<strong>er</strong>nv<strong>er</strong>band und d<strong>er</strong><br />
Landesfamilienv<strong>er</strong>band riefen gemeinsam mit mir<br />
zur Unt<strong>er</strong>stützung des Projektes „R<strong>et</strong>t<strong>et</strong> <strong>die</strong><br />
schulnotizen 2/2013<br />
7
Schulentwicklung<br />
SQA - Teil 2<br />
Entwicklungen sind gestaltbar<br />
Martin Türtsch<strong>er</strong>, B<strong>er</strong>atungslehr<strong>er</strong> (martin.tu<strong>er</strong>tsch<strong>er</strong>@lscar1.snv.at)<br />
„Wenn Du ein Schiff bauen <strong>will</strong>st, dann trommle nicht Menschen zusammen, um Bäume zu<br />
fällen und Aufgaben zu v<strong>er</strong>teilen, sond<strong>er</strong>n lehre sie <strong>die</strong> Sehnsucht nach dem endlosen, weiten<br />
Me<strong>er</strong>.“ (Antoine de Saint-Exupéry)<br />
Wenn von Schulentwicklung <strong>die</strong> Rede ist, hängt uns<strong>er</strong><br />
Denken (und wohl auch uns<strong>er</strong> Tun) allzu oft bei B<strong>r<strong>et</strong>t</strong><strong>er</strong>n<br />
und Nägeln fest, doch es bleibt eine „Sehnsucht“.<br />
Wonach eigentlich? Um im Bild zu bleiben: SQA <strong>will</strong> Nägel<br />
mit Köpfen machen. Es ist ein Ablauf, ein Fahrplan.<br />
Doch welche tragenden Gedanken stehen eigentlich<br />
hint<strong>er</strong> jed<strong>er</strong> Schulentwicklung ?<br />
Im Folgenden w<strong>er</strong>de ich v<strong>er</strong>suchen, Schulentwicklung<br />
als Teil eines größ<strong>er</strong>en Ganzen in den Blick zu nehmen:<br />
als einen Beitrag zur<br />
Schule hat Einfluss auf<br />
<strong>die</strong> Lebensqualität und<br />
<strong>die</strong> Lebenszufriedenheit<br />
d<strong>er</strong> Menschen.<br />
Lebensqualität in Dorf<br />
und Region. Denn <strong>die</strong><br />
Schule hat Einfluss auf<br />
<strong>die</strong> Lebensqualität und<br />
<strong>die</strong> Lebenszufriedenheit<br />
d<strong>er</strong> Menschen.<br />
Beginnen wir mit ein<strong>er</strong> Beobachtung<br />
Durchaus v<strong>er</strong>gleichbare Schulen v<strong>er</strong>zeichnen mitunt<strong>er</strong><br />
völlig unt<strong>er</strong>schiedliche Entwicklungen: Wir Lehrp<strong>er</strong>sonen<br />
horchen auf, wenn wir das Wort Finnland hören.<br />
Es ist zu einem Reizwort geworden, weil Finnland oft<br />
wie ein Vorwurf klingt (und weil es genug Leute gibt,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong>ses Wort auch so meinen). Finnland soll also jenes<br />
Land sein, wo <strong>die</strong> Schulen bess<strong>er</strong> sind als bei uns?<br />
Wenn PISA es sagt, dann muss es wohl stimmen.<br />
Ich denke nicht daran, das finnische Bildungssystem<br />
zur Nachahmung zu empfehlen. Ich schlage vor, dass<br />
wir uns zunächst drei Beispiele aus ganz and<strong>er</strong>en B<strong>er</strong>eichen<br />
ansehen:<br />
Beispiel 1<br />
In Griechenland (nächstes Reizwort) gibt es doppelt so<br />
viele Ärzte pro Kopf d<strong>er</strong> Bevölk<strong>er</strong>ung wie in Dänemark.<br />
Trotzdem sind <strong>die</strong> Dänen mit ihrem Gesundheitssystem<br />
zufrieden<strong>er</strong>, sie leben läng<strong>er</strong> und sind dabei auch noch<br />
gesünd<strong>er</strong>. Wie ist das möglich?<br />
Beispiel 2<br />
In Dänemark w<strong>er</strong>den 36 Prozent all<strong>er</strong> täglichen Fahrten<br />
mit dem Fahrrad zurückgelegt.<br />
Im Rheintal sind es dagegen nur 20 Prozent, obwohl es<br />
dort genauso flach ist wie in Dänemark. Warum ist das so?<br />
Beispiel 3<br />
Wenn wir mit dem Zug durchs Land fahren und aus<br />
dem Fenst<strong>er</strong> schauen, bem<strong>er</strong>ken wir sehr bald, dass wir<br />
uns hi<strong>er</strong> in Vorarlb<strong>er</strong>g und nicht in einem and<strong>er</strong>en Bundesland<br />
befinden, ganz ohne geografische Kenntnisse:<br />
prägnante, funktionelle Holzbauten und qualitätvolle<br />
Architektur in ein<strong>er</strong> einzigartigen Dichte. Architektur,<br />
d<strong>er</strong>en Ruf ein Weltruf geworden ist. Wie war so eine<br />
Entwicklung möglich? Was war entscheidend?<br />
Hohes handw<strong>er</strong>kliches Können, gepaart mit gut<strong>er</strong> Ausbildung,<br />
Weltoffenheit, Innovationsb<strong>er</strong>eitschaft, Zusammenhalt<br />
und eine gemeinsame Identität als Handw<strong>er</strong>k<strong>er</strong>,<br />
Architekten und Raumplan<strong>er</strong>. Auf d<strong>er</strong> and<strong>er</strong>en<br />
Seite ein gestiegenes ökologisches Bewusstsein d<strong>er</strong><br />
Konsumenten, Traditionsbewusstsein und ökonomische<br />
Üb<strong>er</strong>legungen.<br />
Was hat das mit Schule zu tun? Handw<strong>er</strong>kliches Können?<br />
Gute Ausbildung? Weltoffenheit? Lust am Neuen?<br />
Zusammenhalt? Identität? Ökologisches Bewusstsein?<br />
Ökonomie?<br />
Traditionsbewusstsein? Gesundheitsbewusstsein? Mobilität?<br />
Jede <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Qualitäten hat mit Schule zu tun, damit,<br />
was wir mit den Kind<strong>er</strong>n gemacht und was <strong>die</strong>se sich zu<br />
eigen gemacht haben. Schule arbeit<strong>et</strong> an Qualitäten!<br />
So wie jedes Unt<strong>er</strong>nehmen <strong>die</strong> Qualität sein<strong>er</strong> Produkte<br />
ständig v<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>n muss, sind auch öffentliche<br />
Einrichtungen geford<strong>er</strong>t, ihre Systeme und Leistungen<br />
anzupassen: sowohl an <strong>die</strong> Bedürfnisse d<strong>er</strong> Abnehm<strong>er</strong><br />
als auch an <strong>die</strong> Möglichkeiten d<strong>er</strong> Beschäftigten.<br />
Auf <strong>die</strong> Schule umgelegt heißt das in Kurzform: Eine in-<br />
8 schulnotizen 2/2013
Schulentwicklung<br />
telligente Ausgestaltung d<strong>er</strong> Schule ist gegeben, wenn<br />
<strong>die</strong> Bevölk<strong>er</strong>ung mit d<strong>er</strong>en Leistungen zufrieden ist und<br />
wenn <strong>die</strong> Schule <strong>die</strong>se Dienstleistung mit den ihr eigenen<br />
Menschen und Mitteln auf Dau<strong>er</strong> <strong>er</strong>bringen kann.<br />
Top-Schulen sind p<strong>er</strong>sönlich, sozial und regional entscheidende<br />
Lebensräume. Sie sind Brennpunkte beim<br />
Erkennen und Entwickeln von „Humankapital“ od<strong>er</strong><br />
bess<strong>er</strong>: von menschlichem Potential, im Ermöglichen<br />
von Lebensqualität und Lebenszufriedenheit.<br />
Schule als eine Schlüsseleinrichtung, <strong>die</strong> zur Schaffung<br />
von Lebensqualität beiträgt. Was für ein Bild zur Orienti<strong>er</strong>ung!<br />
„Sie sind Lehr<strong>er</strong>/in?“ „Wenn Sie so wollen,<br />
ja: Ich helfe den Kind<strong>er</strong>n dabei, dass sie bei uns und im<br />
Dorf und sonstwo ein gutes Leben führen können.“<br />
Erfolgreiche Regionen w<strong>er</strong>den daran gemessen, welche<br />
Lebensqualität den Menschen dort <strong>er</strong>möglicht wird.<br />
Lebensqualität, das ist mat<strong>er</strong>iell<strong>er</strong> und sozial<strong>er</strong> Wohlstand.<br />
Womit sich d<strong>er</strong> Kreis zu mein<strong>er</strong> Eingangsthese<br />
schließt: Die Schule hat Einfluss auf <strong>die</strong> Lebensqualität<br />
und <strong>die</strong> Lebenszufriedenheit d<strong>er</strong> Menschen.<br />
Gibt es Rezepte, einen Lebensraum attraktiv zu <strong>er</strong>halten?<br />
Es gibt jedenfalls Erfolgsfaktoren: gemeinnützige<br />
Wohnungen, familienfreundliche Einrichtungen, h<strong>er</strong>vorragende<br />
Bildungseinrichtungen, innovative B<strong>er</strong>iebe,<br />
eine exzellente B<strong>er</strong>ufsausbildung, gute V<strong>er</strong><strong>die</strong>nstmöglichkeiten,<br />
höchste handw<strong>er</strong>kliche Qualität, bürg<strong>er</strong>gesellschaftliches<br />
Engagement in V<strong>er</strong>einen, Initiativen<br />
und Nachbarschaften (Land: 34% aktiv, Stadt: 14 %),<br />
partizipative Modelle von Demokratie, eine Kultur d<strong>er</strong><br />
B<strong>et</strong>eiligung und Einmischung, des Engagements und<br />
d<strong>er</strong> Solidarität.<br />
Die Wirkung von Schule ist imm<strong>er</strong> sozialraumorienti<strong>er</strong>t,<br />
gemeinwesenorienti<strong>er</strong>t, das bedeut<strong>et</strong>, dass <strong>die</strong> Kraft,<br />
<strong>die</strong> Auswirkungen, <strong>die</strong> Ergebnisse, <strong>die</strong> von ihr ausgehen,<br />
imm<strong>er</strong> auch einen positiven Nutzen für alle im<br />
Dorf lebenden Menschen haben.<br />
Schulen sind selbst<br />
Motoren d<strong>er</strong><br />
gesellschaftlichen<br />
Entwicklung.<br />
schulnotizen 2/2013<br />
Schulen sind selbst<br />
Motoren d<strong>er</strong> gesellschaftlichen<br />
Entwicklung,<br />
nicht nur umgekehrt:<br />
Sie v<strong>er</strong>körp<strong>er</strong>n<br />
und entfalten Lebensqualität.<br />
Umgekehrt<br />
sagt auch <strong>die</strong> Gesellschaft<br />
den Schulen, wohin sie sich entwickeln sollen,<br />
um <strong>die</strong> Entwicklung d<strong>er</strong> Gesellschaft steu<strong>er</strong>n zu können.<br />
Doch Vorsicht: Wenn Schulen kein eigenes Konzept<br />
von Qualität entwickelt haben, so treiben sie dahin<br />
wie ein Boot auf dem weiten Ozean. Denken wir nur an<br />
<strong>die</strong> zahlreichen V<strong>er</strong>suche, Schule als Problemlös<strong>er</strong> für<br />
alles und jedes zu instrumentalisi<strong>er</strong>en!<br />
Dieses Konzept von Schulentwicklung s<strong>et</strong>zt an bei d<strong>er</strong><br />
V<strong>er</strong>antwortung und den Möglichkeiten d<strong>er</strong> Schule in<br />
ihrem regionalen sozialen Kontext. Schulautonomie<br />
(<strong>schon</strong> wied<strong>er</strong> so ein Reizwort) heißt nicht, dass Schulen<br />
jed<strong>er</strong> Mode nachlaufen sollen, um eine Änd<strong>er</strong>ung<br />
nach d<strong>er</strong> and<strong>er</strong>en einzuführen. Schulautonomie gibt<br />
jed<strong>er</strong> Schule <strong>die</strong> Möglichkeit und <strong>die</strong> V<strong>er</strong>antwortung<br />
für einen eigenen Weg, jenen Menschen zu <strong>die</strong>nen und<br />
g<strong>er</strong>echt zu w<strong>er</strong>den, <strong>die</strong> sie besuchen und <strong>die</strong> mit <strong>die</strong>s<strong>er</strong><br />
Ausstattung in ihrem Umfeld bestehen wollen. Schule<br />
als ein Ort, d<strong>er</strong> Bezug nimmt auf den Lebenskontext<br />
d<strong>er</strong> Schül<strong>er</strong>/innen, ein Ort d<strong>er</strong> Zugehörigkeit, an dem<br />
Potentiale <strong>er</strong>kannt, an<strong>er</strong>kannt und geformt, gebild<strong>et</strong><br />
w<strong>er</strong>den.<br />
D<strong>er</strong> Schule kommt hi<strong>er</strong> eine Schlüsselrolle zu. Neben<br />
d<strong>er</strong> Familie und dem Kind<strong>er</strong>garten ist sie d<strong>er</strong> entscheidende<br />
Ort für <strong>die</strong> Entfaltung jen<strong>er</strong> Potentiale, <strong>die</strong> uns<strong>er</strong>e<br />
Lebensqualität bestimmen w<strong>er</strong>den. W<strong>er</strong> <strong>die</strong>se Potentiale<br />
sieht und pflegt, d<strong>er</strong> punkt<strong>et</strong>.<br />
Und was ist mit den Lehrp<strong>er</strong>sonen? Wird ihnen damit<br />
nicht eine üb<strong>er</strong>große V<strong>er</strong>antwortung aufgebürd<strong>et</strong>? Mag<br />
sein. Lehr<strong>er</strong>/in zu sein ist nun einmal eine wichtige und<br />
anspruchsvolle Aufgabe. W<strong>er</strong> <strong>die</strong>sen B<strong>er</strong>uf gewählt hat,<br />
hat auch dazu ja gesagt. Dieses p<strong>er</strong>sönliche Ja ist eine<br />
Vorauss<strong>et</strong>zung für <strong>die</strong> p<strong>er</strong>sönliche Zufriedenheit am Arbeitsplatz.<br />
Dazu kommen Rahmenbedingungen: Bezahlung,<br />
Kollegium, Schulleitung, Gebäude. Und es gehören<br />
inn<strong>er</strong>e Qualitäten dazu: D<strong>er</strong> Umgang miteinand<strong>er</strong>, das<br />
gemeinsame Tun, <strong>die</strong> gegenseitige Unt<strong>er</strong>stützung. Ein<br />
Teil d<strong>er</strong> Arbeitsplatzqualität find<strong>et</strong> ihren Ausdruck auch<br />
darin, dass wir mitentscheiden und mitgestalten können<br />
- und genau das bi<strong>et</strong><strong>et</strong> SQA den Schulen an.<br />
SQA ist ein Instrument zur zielg<strong>er</strong>icht<strong>et</strong>en V<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>ung<br />
d<strong>er</strong> Schulqualität. Wenn wir SQA primär als eine<br />
neue V<strong>er</strong>pflichtung und somit als Belastung für Schulen<br />
v<strong>er</strong>stehen und dann abscannen, wie <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Kelch möglichst<br />
schnell und mühelos an uns vorüb<strong>er</strong>gehen könnte,<br />
so wird zwei<strong>er</strong>lei geschehen: Es wir mühsam und<br />
d<strong>er</strong> Kelch wird trotzdem nicht an uns vorüb<strong>er</strong>gehen.<br />
Mein Vorschlag: B<strong>et</strong>rachten wir Schulentwicklung als<br />
Chance für uns selbst und nehmen wir <strong>die</strong> Initiatoren<br />
von SQA beim Wort: Es geht um wohlbegründ<strong>et</strong>e Ziele,<br />
um einen konkr<strong>et</strong>en Plan üb<strong>er</strong> 3 Jahre, um Informationen<br />
an <strong>die</strong> Außenwelt und um eine offene Diskussion<br />
d<strong>er</strong> Ergebnisse. Qualität, <strong>die</strong> sich an d<strong>er</strong> V<strong>er</strong>bindlichkeit<br />
eigen<strong>er</strong> Ziele misst.<br />
9
(Nicht nur) Erfreuliches<br />
Stillstand od<strong>er</strong> gar V<strong>er</strong>schlecht<strong>er</strong>ung<br />
Armin Roßbach<strong>er</strong> (armin.rossbach<strong>er</strong>@gmx.at)<br />
V<strong>er</strong>schlecht<strong>er</strong>ung bei d<strong>er</strong> Korridorpension, d<strong>er</strong><br />
Dau<strong>er</strong>brenn<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>Innenmangel, Stillstand<br />
bei den V<strong>er</strong>handlungen bezüglich <strong>Volksschule</strong> und<br />
Leit<strong>er</strong>Innen – viel Erfreuliches habe ich d<strong>er</strong>zeit<br />
nicht zu b<strong>er</strong>ichten.<br />
Lehr<strong>er</strong>Innenmangel<br />
wird sich v<strong>er</strong>schärfen<br />
Seit <strong>die</strong> Eckpunkte d<strong>er</strong> PädagogInnenbildung NEU<br />
bekannt sind, dämm<strong>er</strong>t den V<strong>er</strong>antwortlichen auch,<br />
was das bedeut<strong>et</strong>: Durch <strong>die</strong> V<strong>er</strong>läng<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> Ausbildung<br />
sind 1 – 2 Jahre praktisch keine Eintritte in<br />
den Schul<strong>die</strong>nst zu <strong>er</strong>warten! Nicht auszudenken,<br />
was <strong>die</strong>ses Horrorszenario für <strong>die</strong> Vorarlb<strong>er</strong>g<strong>er</strong><br />
Schullandschaft bedeut<strong>et</strong>.<br />
Und wie reagi<strong>er</strong>t d<strong>er</strong> Dienstgeb<strong>er</strong>?<br />
Erraten – <strong>er</strong> gibt den Druck an <strong>die</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen weit<strong>er</strong>!<br />
Als <strong>er</strong>ste Maßnahme wurde angedacht, dass<br />
<strong>die</strong> Jahrgänge 1956 und jüng<strong>er</strong> das Sabbatical vor<br />
Pensionsantritt nicht mehr in Anspruch nehmen<br />
können.<br />
Keine Frage, es wird schwi<strong>er</strong>ig w<strong>er</strong>den, <strong>die</strong>se H<strong>er</strong>ausford<strong>er</strong>ung<br />
irgendwie zu meist<strong>er</strong>n. Dass sich <strong>die</strong><br />
Beamten d<strong>er</strong> Schulabteilung was üb<strong>er</strong>legen müssen,<br />
stellt auch niemand in Abrede. Ab<strong>er</strong> müssen<br />
deswegen <strong>schon</strong> wied<strong>er</strong> <strong>die</strong> ohnehin bis zum Äuß<strong>er</strong>sten<br />
geford<strong>er</strong>ten KollegInnen <strong>die</strong> ganze Last alleine<br />
tragen? Warum ist es z. B. nicht möglich, dass<br />
sich <strong>die</strong> zuständige Landesrätin nach Kärnten und in<br />
<strong>die</strong> Stei<strong>er</strong>mark aufmacht, um höchstp<strong>er</strong>sönlich Int<strong>er</strong>essentInnen<br />
für den Vorarlb<strong>er</strong>g<strong>er</strong> Schul<strong>die</strong>nst zu<br />
gewinnen? Das würde dem Anliegen ein völlig and<strong>er</strong>es<br />
Gewicht geben und auch <strong>die</strong> Botschaft wäre<br />
klar: Die Politik <strong>er</strong>klärt <strong>die</strong>ses Problem zur Chefsache<br />
und handelt.<br />
Imm<strong>er</strong> wied<strong>er</strong> trifft es <strong>die</strong> Frauen<br />
Die V<strong>er</strong>schärfung d<strong>er</strong> Vorauss<strong>et</strong>zungen für <strong>die</strong> Korridorpension<br />
(mindestens 40 anrechenbare Jahre)<br />
wirkt sich vor allem für pragmatisi<strong>er</strong>te Lehr<strong>er</strong>innen<br />
gravi<strong>er</strong>end aus.<br />
Was für <strong>die</strong> meisten Männ<strong>er</strong> kein allzu großes Problem<br />
darstellt, da sie fast durchwegs üb<strong>er</strong> eine<br />
durchgehende B<strong>er</strong>ufskarri<strong>er</strong>e v<strong>er</strong>fügen, ist für viele<br />
Lehr<strong>er</strong>innen nicht möglich. Nahmen doch viele von<br />
ihnen mehr als <strong>die</strong> ges<strong>et</strong>zlich vorgesehenen Kind<strong>er</strong><strong>er</strong>ziehungszeiten<br />
in Anspruch und blieben zu Hause.<br />
Das geschah all<strong>er</strong>dings nicht imm<strong>er</strong> frei<strong>will</strong>ig<br />
– <strong>die</strong> Möglichkeiten d<strong>er</strong> Kleinkindb<strong>et</strong>reuung waren<br />
bis vor wenigen Jahren praktisch nicht vorhanden.<br />
W<strong>er</strong> da nicht das Glück hatte, von ein<strong>er</strong> Mutt<strong>er</strong>,<br />
Schwieg<strong>er</strong>mutt<strong>er</strong> bzw. Oma unt<strong>er</strong>stützt zu w<strong>er</strong>den,<br />
dem blieb gar nichts and<strong>er</strong>es übrig, als dem imm<strong>er</strong><br />
wied<strong>er</strong> gepredigten Ideal d<strong>er</strong> kons<strong>er</strong>vativen Familie<br />
(Vat<strong>er</strong> arbeit<strong>et</strong>, Mutt<strong>er</strong> kümm<strong>er</strong>t sich um <strong>die</strong><br />
Kleinen) zu entsprechen – nicht selten auch ohne<br />
Partn<strong>er</strong>.<br />
Die Standesv<strong>er</strong>tr<strong>et</strong>ung ist geford<strong>er</strong>t: Eine Nachbess<strong>er</strong>ung<br />
des § 13c LDG mit dem Ziel ein<strong>er</strong> umfassend<strong>er</strong>en<br />
Anrechnung von Kind<strong>er</strong><strong>er</strong>ziehungszeiten<br />
muss <strong>er</strong>möglicht w<strong>er</strong>den.<br />
Die Zeit läuft – für od<strong>er</strong><br />
gegen uns Lehr<strong>er</strong>Innen?<br />
Ca. 2.500 Lehr<strong>er</strong>Innen unt<strong>er</strong>stützten <strong>die</strong> Initiative<br />
„<strong>Volksschule</strong> in den Fokus“, großes Me<strong>die</strong>necho begleit<strong>et</strong>e<br />
<strong>die</strong>se üb<strong>er</strong>parteiliche Basisaktion, sogar ein<br />
Unt<strong>er</strong>ausschuss des Nationalrates nahm sich des<br />
Themas an. Beinahe zeitgleich meld<strong>et</strong>en sich <strong>die</strong><br />
Leit<strong>er</strong>Innen zu Wort. Mehr als <strong>die</strong> Hälfte von ihnen<br />
zeigten sich am 12. März <strong>die</strong>sen Jahres solidarisch<br />
mit den Ford<strong>er</strong>ungen d<strong>er</strong> „Leit<strong>er</strong>Inneninitiative“.<br />
Für beide Bewegungen wurden Arbeitsgruppen gegründ<strong>et</strong>.<br />
Es schaute so aus, als würden sich <strong>die</strong> Dinge<br />
positiv entwickeln. Doch seit einig<strong>er</strong> Zeit scheint<br />
<strong>et</strong>was Sand im G<strong>et</strong>riebe zu sein, Arbeitsgruppentreffen<br />
wurden abgesagt, neue T<strong>er</strong>mine gibt es (zumindest<br />
vorläufig) keine.<br />
Als P<strong>er</strong>sonalv<strong>er</strong>tr<strong>et</strong><strong>er</strong> mache ich mir so meine Gedanken:<br />
Wird <strong>die</strong> Zeit benötigt, um sorgfältig gute<br />
Ergebnisse vorzub<strong>er</strong>eiten? Dann besteht kein Anlass<br />
zur Sorge, im Gegenteil, es heißt ja nicht umsonst:<br />
Gut Ding braucht Weile! Od<strong>er</strong> braucht es <strong>die</strong><br />
Zeit, um üb<strong>er</strong> <strong>die</strong> Zeit zu kommen? In <strong>die</strong>sem Fall<br />
müssten wir uns all<strong>er</strong>dings Gedanken machen, was<br />
das für uns Lehr<strong>er</strong>Innen bedeut<strong>et</strong>.<br />
Es wäre gut, wenn sich <strong>die</strong> Politik bei beiden Initiativen<br />
nicht allzu lange Zeit lassen würde.<br />
10 schulnotizen 2/2013
Info für den Schulalltag<br />
w w w . f r e i e l e h r e r . a t<br />
Pragmatisi<strong>er</strong>te Lehrp<strong>er</strong>sonen<br />
„ALTERSTEILZEIT“<br />
FREIWILLIGE HÖHERVERSICHERUNG<br />
GehaltsG § 116/d (3)<br />
mit v<strong>er</strong>mind<strong>er</strong>t<strong>er</strong> Lehrv<strong>er</strong>pflichtung können frei<strong>will</strong>ig ihren vollen<br />
Pensionsbeitrag entrichten. Dadurch w<strong>er</strong>den negative Auswirkungen<br />
auf <strong>die</strong> Pension v<strong>er</strong>mieden: Diese Zeiten zählen in pensionsrechtlich<strong>er</strong><br />
Hinsicht wie Zeiten d<strong>er</strong> Vollbeschäftigung.<br />
Ein bestimmtes Mindestalt<strong>er</strong> ist nicht <strong>er</strong>ford<strong>er</strong>lich. Bei d<strong>er</strong><br />
Bemessung des Pensionsbeitrages wird d<strong>er</strong> volle Monatsbezug<br />
(<strong>die</strong> volle Sond<strong>er</strong>zahlung) zugrunde gelegt.<br />
Die Maßnahme muss von d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>in/dem Lehr<strong>er</strong> beantragt<br />
w<strong>er</strong>den (formloses Schreiben genügt) und wird jeweils für ein<br />
ganzes Schuljahr wirksam.<br />
Besond<strong>er</strong>s int<strong>er</strong>essant kann <strong>die</strong>s für KollegInnen sein, <strong>die</strong> vor<br />
ihrem geplanten Pensionsantritt ein Sabbatical in Anspruch<br />
nehmen möchten.<br />
D<strong>et</strong>ailli<strong>er</strong>te Informationen (Ausmaß d<strong>er</strong> zu leistenden Beiträge<br />
bzw. Auswirkungen auf <strong>die</strong> Pensionshöhe) geben <strong>die</strong> Mitarbeit<strong>er</strong><br />
d<strong>er</strong> Schulabteilung.<br />
Die frei<strong>will</strong>ige Höh<strong>er</strong>v<strong>er</strong>sich<strong>er</strong>ung (sog. „Alt<strong>er</strong>steilzeit“) ist für V<strong>er</strong>tragslehr<strong>er</strong>Innen<br />
und Lehr<strong>er</strong>Innen, <strong>die</strong> nach dem 31.12.2004 in das öffentlichrechtliche<br />
Dienstv<strong>er</strong>hältnis aufgenommen wurden und für Schulleit<strong>er</strong>Innen<br />
(Ausnahme: Sabbatical) nicht möglich.<br />
Für weit<strong>er</strong>e Informationen:<br />
Armin Roßbach<strong>er</strong>: 0664 62 55 819 / armin.rossbach<strong>er</strong>@vorarlb<strong>er</strong>g.at<br />
G<strong>er</strong>hard Unt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong>: 0664 73 71 97 92 / unt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong>.g<strong>er</strong>hard@aon.at<br />
schulnotizen 2/2013<br />
11
Int<strong>er</strong>view<br />
Int<strong>er</strong>view mit Rektor Ivo Brunn<strong>er</strong><br />
G<strong>er</strong>hard Unt<strong>er</strong>kofl<strong>er</strong> und Armin Roßbach<strong>er</strong> führten das Gespräch mit<br />
Mag. Dr. Ivo Brunn<strong>er</strong>, dem Rektor d<strong>er</strong> Pädagogischen Hochschule Vorarlb<strong>er</strong>g.<br />
schulnotizen: Beginnen wir mit dem momentan aktuellen<br />
Thema, nämlich d<strong>er</strong> PädagogInnenbildung NEU. Sind Sie<br />
zufrieden mit d<strong>er</strong> Vorlage d<strong>er</strong> Regi<strong>er</strong>ung?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Meine Zufriedenheit bezieht sich auf <strong>die</strong> in den<br />
Ges<strong>et</strong>zesentwürfen geglückten Reformansätze, <strong>die</strong> u.a.<br />
<strong>die</strong> Gleichw<strong>er</strong>tigkeit d<strong>er</strong> Ausbildung all<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen<br />
garanti<strong>er</strong>en, <strong>die</strong> pädagogischen B<strong>er</strong>ufe als eigenständige<br />
Profession darstellen, das 4-Säulenmodell (Fachwissenschaft,<br />
Fachdidaktik, Pädagogik, Schulpraxis) um <strong>die</strong><br />
<strong>er</strong>möglichte V<strong>er</strong>bindung von lebenslangem L<strong>er</strong>nen durch<br />
Fort- und Weit<strong>er</strong>bildung <strong>er</strong>weit<strong>er</strong>n, <strong>die</strong> Durchlässigkeit für<br />
alle PädagogInnen in qualifizi<strong>er</strong>te Weit<strong>er</strong>bildungen bis<br />
zum PhD <strong>er</strong>möglichen und eine Qualitätsv<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong><br />
Ausbildung d<strong>er</strong> Grundschul- und Sekundarstufenlehr<strong>er</strong>Innen<br />
zur Folge haben.<br />
schulnotizen: Wie weit ist <strong>die</strong> Zusammenarbeit PH Vorarlb<strong>er</strong>g<br />
und Uni Innsbruck b<strong>er</strong>eits ge<strong>die</strong>hen?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Die Pädagogische Hochschule Vorarlb<strong>er</strong>g kann<br />
auf eine seit ihr<strong>er</strong> Gründung bestehende Zusammenarbeit<br />
mit d<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sität Innsbruck v<strong>er</strong>weisen. Sowohl in p<strong>er</strong>sonell<strong>er</strong><br />
Hinsicht als auch im curricularen und forschenden<br />
B<strong>er</strong>eich gibt es ein enges Zusammenwirken. Professoren<br />
d<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sität Innsbruck sind Mitglied<strong>er</strong> in uns<strong>er</strong>en Gremien<br />
(Hochschulrat, Forschungsbeirat <strong>et</strong>c.), <strong>die</strong> Mitglied<strong>er</strong><br />
d<strong>er</strong> Rektorats d<strong>er</strong> PH Vorarlb<strong>er</strong>g sind in d<strong>er</strong> B<strong>er</strong>ufungskommission<br />
d<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sität Innsbruck. Die Einrichtung<br />
ein<strong>er</strong> Brückenprofessur im B<strong>er</strong>eich d<strong>er</strong> Elementar- und<br />
Frühpädagogik, gemeinsame Hochschullehrgänge sowie<br />
<strong>die</strong> Gründung des Bildungsv<strong>er</strong>bundes WEST sind weit<strong>er</strong>e<br />
Beispiele eng<strong>er</strong> Koop<strong>er</strong>ation mit d<strong>er</strong> Uni Innsbruck.<br />
schulnotizen: Kann <strong>die</strong> PH Vorarlb<strong>er</strong>g sowohl <strong>die</strong> Ausbildung<br />
d<strong>er</strong> Primar- als auch d<strong>er</strong> Sekundarlehr<strong>er</strong>Innen üb<strong>er</strong>nehmen?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Ja, wobei das Curriculum für <strong>die</strong> Ausbildung d<strong>er</strong><br />
Sekundarlehr<strong>er</strong>Innen in Zusammenarbeit mit d<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sität<br />
<strong>er</strong>stellt w<strong>er</strong>den wird.<br />
schulnotizen: Konkr<strong>et</strong>es Beispiel: Ein Student lässt sich<br />
an d<strong>er</strong> PH Vorarlb<strong>er</strong>g zum Sekundarlehr<strong>er</strong> für Geschichte<br />
ausbilden (Bachelor und Mast<strong>er</strong>). An welchen Schulen<br />
darf <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Student dann unt<strong>er</strong>richten.<br />
Brunn<strong>er</strong>: Ausgebild<strong>et</strong>e Sekundarlehr<strong>er</strong> w<strong>er</strong>den <strong>die</strong> Schül<strong>er</strong>Innen<br />
in d<strong>er</strong> gesamten Sekundarstufe unt<strong>er</strong>richten können.<br />
PädagogInnenbildung NEU bezieht sich primär auf<br />
Alt<strong>er</strong>sstufen und nicht auf Schularten.<br />
schulnotizen: Das heißt, es gibt keinen Unt<strong>er</strong>schied, ob<br />
sich jemand an d<strong>er</strong> Uni Innsbruck od<strong>er</strong> an d<strong>er</strong> PH Vorarlb<strong>er</strong>g<br />
zum Sekundarlehr<strong>er</strong> ausbilden lässt?<br />
Brunn<strong>er</strong>: So wie <strong>die</strong> Gespräche im Bildungsv<strong>er</strong>bund WEST<br />
mit d<strong>er</strong> Univ<strong>er</strong>sität Innsbruck begonnen haben, w<strong>er</strong>den<br />
wir ein gemeinsames Curriculum <strong>er</strong>stellen. An welch<strong>er</strong> Institution<br />
dann bestimmte Stu<strong>die</strong>nteile angeboten w<strong>er</strong>den,<br />
wird in den weit<strong>er</strong>en V<strong>er</strong>handlungen zu bestimmen sein<br />
– das richt<strong>et</strong> sich nach den besond<strong>er</strong>en Komp<strong>et</strong>enzen und<br />
geeign<strong>et</strong>en infrastrukturellen Vorauss<strong>et</strong>zungen, <strong>die</strong> beide<br />
Institutionen bi<strong>et</strong>en können.<br />
schulnotizen: Große Kritik an d<strong>er</strong> PädagogInnenbildung<br />
NEU gibt es besond<strong>er</strong>s deshalb, weil <strong>die</strong> ElementarpädagogInnen<br />
weit<strong>er</strong>hin keinen Mast<strong>er</strong> machen müssen. Wie<br />
sehen Sie das?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Die neuen Möglichkeiten d<strong>er</strong> Schw<strong>er</strong>punkts<strong>et</strong>zung<br />
im B<strong>er</strong>eich d<strong>er</strong> Früh- und Elementarpädagogik sind<br />
aus Sicht d<strong>er</strong> PH Vorarlb<strong>er</strong>g zu begrüßen. Die T<strong>er</strong>tiärisi<strong>er</strong>ung<br />
d<strong>er</strong> gesamten Kind<strong>er</strong>gartenausbildung hat noch keinen<br />
politischen Konsens gefunden.<br />
schulnotizen: Ab H<strong>er</strong>bst wird an d<strong>er</strong> PH Vorarlb<strong>er</strong>g wied<strong>er</strong><br />
<strong>die</strong> Ausbildung zum Sond<strong>er</strong>pädagogen angeboten. Wie<br />
schaut <strong>die</strong> Ausbildung zum Sond<strong>er</strong>pädagogen in d<strong>er</strong> PädagogInnenbildung<br />
NEU aus?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Es ist uns<strong>er</strong>e Aufgabe, im momentanen Bildungssystem<br />
noch <strong>die</strong> Ausbildung zum/r Sond<strong>er</strong>pädagogen/in<br />
anzubi<strong>et</strong>en. Die key p<strong>er</strong>sons d<strong>er</strong> Sond<strong>er</strong>pädagogik in Öst<strong>er</strong>reich<br />
haben sich nun ab<strong>er</strong> für eine inklusionsorienti<strong>er</strong>te<br />
PädagogInnenbildung ausgesprochen. Dieses mehr in <strong>die</strong><br />
Fläche gehende Angebot für Primar- und Sekundarlehr<strong>er</strong>Innen<br />
<strong>er</strong>öffn<strong>et</strong> <strong>die</strong> Chance ein<strong>er</strong> inklusionsorienti<strong>er</strong>ten<br />
PädagogInnenbildung im Sinne d<strong>er</strong> „UN Convention on<br />
the Rights of P<strong>er</strong>sons with Disabilities“, Art. 24. Auch <strong>die</strong><br />
Aufnahme von Studi<strong>er</strong>enden wird sich nach dem inklusionsorienti<strong>er</strong>ten<br />
Ansatz richten.<br />
schulnotizen: D<strong>er</strong> j<strong>et</strong>zigen Ausbildung wird imm<strong>er</strong> wied<strong>er</strong><br />
vorgeworfen zu wenig für <strong>die</strong> Praxis vorzub<strong>er</strong>eiten!<br />
Brunn<strong>er</strong>: Ganz klare Antwort: Wir müssen noch <strong>et</strong>was<br />
können, <strong>et</strong>was wissen. Fachwissenschaftliche Aspekte<br />
müssen geschärft w<strong>er</strong>den. Die Ausrichtung auf <strong>die</strong> Pädagogik<br />
alleine ist zu wenig.<br />
schulnotizen: Imm<strong>er</strong> wied<strong>er</strong> hören wir <strong>die</strong> Meinung, <strong>die</strong><br />
Situation an d<strong>er</strong> PH sei ähnlich wie an d<strong>er</strong> PÄDAK vor 20<br />
12 schulnotizen 2/2013
Int<strong>er</strong>view<br />
Jahren. Es kommt Kritik an d<strong>er</strong> Fachdidaktik, auch Kritik an<br />
mangelnd<strong>er</strong> Vorb<strong>er</strong>eitung für <strong>die</strong> B<strong>er</strong>ufsanford<strong>er</strong>ungen?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Nun, ich höre g<strong>er</strong>ne Kritik. Man muss sie ab<strong>er</strong><br />
quantifizi<strong>er</strong>en. Tritt sie v<strong>er</strong>einzelt auf, so relativi<strong>er</strong>t sie sich<br />
von selbst. Sollte <strong>die</strong>se Kritik flächendeckend auftr<strong>et</strong>en<br />
(was ich nicht höre), müsste ich meinen Job schmeißen.<br />
Zum Thema Fachdidaktik: Tatsächlich ist sie bis heute ein<br />
Dilemma d<strong>er</strong> öst<strong>er</strong>r. Lehr<strong>er</strong>Innenbildung. Es fehlen Didaktiklehrstühle.<br />
Die Didaktik ist ganz sich<strong>er</strong> ein scharfes<br />
Thema in d<strong>er</strong> qualitativen Weit<strong>er</strong>entwicklung. Ich höre<br />
auch and<strong>er</strong>e Kritik, z. B. dass <strong>die</strong> PÄDAK vor 20 Jahren in<br />
keinst<strong>er</strong> Weise mehr zu v<strong>er</strong>gleichen ist mit d<strong>er</strong> heutigen<br />
PH. Gleichzeitig weiß ich auch von Aussagen, wie „Ich<br />
kenne einen Professor, d<strong>er</strong> <strong>die</strong> gleichen Folien wie vor 12<br />
Jahren v<strong>er</strong>wend<strong>et</strong>“. Wir sind ab<strong>er</strong> bestrebt, <strong>die</strong>s zu v<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>n,<br />
dazu gibt es ja auch <strong>die</strong> Evaluation.<br />
schulnotizen: Die Lehr<strong>er</strong>Innen fühlen sich nicht ausreichend<br />
ausgebild<strong>et</strong> für b<strong>er</strong>ufliche H<strong>er</strong>ausford<strong>er</strong>ungen, wie<br />
den Unt<strong>er</strong>richt in h<strong>et</strong><strong>er</strong>ogenen Klassen, Teamteaching, Diff<strong>er</strong>enzi<strong>er</strong>ung,<br />
Unt<strong>er</strong>richt von Kind<strong>er</strong>n mit migrantischem<br />
Hint<strong>er</strong>grund. Sind <strong>die</strong> AbsolventInnen d<strong>er</strong> PH Vorarlb<strong>er</strong>g<br />
wirklich vorb<strong>er</strong>eit<strong>et</strong> auf das, was sie in d<strong>er</strong> Praxis <strong>er</strong>wart<strong>et</strong>?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Das wird sich in d<strong>er</strong> neuen Lehr<strong>er</strong>ausbildung<br />
änd<strong>er</strong>n. Klar ist: Die Zeit von drei Jahren Ausbildung ist zu<br />
kurz. Es wurde <strong>et</strong>was abgefangen durch WALK, ab<strong>er</strong> wir<br />
brauchen eine läng<strong>er</strong>e Ausbildungszeit. Ich muss all<strong>er</strong>dings<br />
auch sagen, dass <strong>die</strong> Junglehr<strong>er</strong>Innen nicht alles am Anfang<br />
<strong>schon</strong> können müssen. Das ist ja in and<strong>er</strong>en B<strong>er</strong>ufen ähnlich.<br />
Wir können nicht Weltmeist<strong>er</strong> an <strong>die</strong> Schulen schicken, deshalb<br />
ist auch das B<strong>er</strong>ufskontinuum besond<strong>er</strong>s wichtig.<br />
schulnotizen: W<strong>er</strong>den an d<strong>er</strong> Praxisschule auch neue M<strong>et</strong>hoden,<br />
wie Teamteaching, offen<strong>er</strong> Unt<strong>er</strong>richt angewend<strong>et</strong>?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Teamteaching und auch Integration find<strong>et</strong> sich<br />
in d<strong>er</strong> Praxisschule sehr wohl, all<strong>er</strong>dings nicht imm<strong>er</strong> in d<strong>er</strong><br />
absolut wünschensw<strong>er</strong>ten Ausprägung. Ich bin üb<strong>er</strong>zeugt,<br />
dass zu <strong>et</strong>wa 80 % <strong>die</strong>se Phänomene sichtbar sind.<br />
schulnotizen: Groß diskuti<strong>er</strong>t wird momentan <strong>die</strong> Ganztagesschule.<br />
Die Praxisschule d<strong>er</strong> PH-Linz ist eine Ganztagesschule.<br />
Könnte hi<strong>er</strong> <strong>die</strong> Praxisschule PH Vorarlb<strong>er</strong>g nicht<br />
auch mit gutem Beispiel vorangehen?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Wir haben <strong>die</strong>sbezüglich zuv<strong>er</strong>lässige Umfragen<br />
gemacht – zurzeit scheint ein flächendeckendes Angebot<br />
von den Elt<strong>er</strong>n nicht gewünscht zu sein.<br />
schulnotizen: Im Umgang mit StundentInnen fehle es an<br />
d<strong>er</strong> PH oft an W<strong>er</strong>tschätzung. Ist <strong>die</strong>se Kritik b<strong>er</strong>echtigt?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Wir sind froh üb<strong>er</strong> Rückmeldungen, reagi<strong>er</strong>en sehr<br />
wohl auf Kritik und sind laufend bemüht, uns zu v<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>n.<br />
schulnotizen: Im Stu<strong>die</strong>njahr 2012/23 hat es zum <strong>er</strong>sten<br />
schulnotizen 2/2013<br />
Mal eine b<strong>er</strong>ufsbegleitende Ausbildung gegeben. Wie<br />
sind <strong>die</strong> Rückmeldungen d<strong>er</strong> StudentInnen?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Das Int<strong>er</strong>esse war sehr groß, so konnten wir eine<br />
Ausbildungsgruppe zum VS- und zum HS-Lehramt anbi<strong>et</strong>en.<br />
Die Studenten zeigen sich fast üb<strong>er</strong>motivi<strong>er</strong>t, was zum Unt<strong>er</strong>richten<br />
sehr angenehm ist. All<strong>er</strong>dings sind <strong>die</strong> Anford<strong>er</strong>ungen<br />
sehr groß, imm<strong>er</strong>hin üben <strong>die</strong> StudentInnen noch<br />
ihren B<strong>er</strong>uf aus. In d<strong>er</strong> Schweiz ist bei <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Form d<strong>er</strong> Ausbildung<br />
vorgeschrieben, dass <strong>die</strong> B<strong>er</strong>ufstätigkeit auf 50 %<br />
reduzi<strong>er</strong>t wird. Bezüglich Stu<strong>die</strong>norganisation war <strong>die</strong>se<br />
b<strong>er</strong>ufsbegleitende Ausbildung eine beachtliche H<strong>er</strong>ausford<strong>er</strong>ung<br />
für <strong>die</strong> PH.<br />
schulnotizen: Wie ist ihre Haltung zur Gemeinsamen Schule?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Seit 32 Jahren v<strong>er</strong>folge ich <strong>die</strong> Auseinand<strong>er</strong>s<strong>et</strong>zungen<br />
zu <strong>die</strong>sem Thema. Die Ideologie hat meinen Blick<br />
auf <strong>die</strong> pädagogische Wahrnehmung nicht v<strong>er</strong>stellt. Es ist<br />
für mich manchmal eine zu große Schwarz-Weiß-Mal<strong>er</strong>ei<br />
– du bist in d<strong>er</strong> Hälfte od<strong>er</strong> in d<strong>er</strong> and<strong>er</strong>en. Ich möchte meine<br />
Meinung diff<strong>er</strong>enzi<strong>er</strong>en.<br />
Die Selektion mit 9 ½ Jahren ist für mich viel zu früh – weil<br />
es auch für zu viele Schül<strong>er</strong>Innen zu früh ist. Die eh<strong>er</strong> mittelmäßigen<br />
PISA-Ergebnisse sind auch darum so, weil wir<br />
so früh aufteilen und damit vielen Schül<strong>er</strong>Innen nicht g<strong>er</strong>echt<br />
w<strong>er</strong>den.<br />
Auch für <strong>die</strong> <strong>Volksschule</strong> ist das j<strong>et</strong>zige System sehr belastend:<br />
Druck auf <strong>die</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen vor allem in den 4. Klassen.<br />
Da muss es in Zukunft ein System geben, das <strong>die</strong>sen<br />
Druck abfängt.<br />
schulnotizen: Das heißt, Gymnasium Unt<strong>er</strong>stufe abschaffen?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Ich <strong>will</strong> nicht in <strong>die</strong> Situation kommen zu sagen<br />
Gymnasium weg od<strong>er</strong> nicht weg, mir ist völlig gleich, ob<br />
<strong>die</strong> Schule von 10 bis 14 so od<strong>er</strong> so heißt. Das ist für mich<br />
nicht <strong>die</strong> Frage. Ich möchte, dass neben d<strong>er</strong> Beseitigung<br />
d<strong>er</strong> <strong>er</strong>wähnten Ung<strong>er</strong>echtigkeiten <strong>die</strong> Chance auf eine allgemeinbildende<br />
Schule mit 10 Jahren noch da ist.<br />
schulnotizen: Wie bew<strong>er</strong>ten Sie <strong>die</strong> Arbeit von Frau BM<br />
Dr. Claudia Schmied in Bezug auf <strong>die</strong> PHs?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Die Minist<strong>er</strong>in hat bish<strong>er</strong> jede Rektorenkonf<strong>er</strong>enz<br />
besucht, was von ein<strong>er</strong> großen W<strong>er</strong>tschätzung uns gegenüb<strong>er</strong><br />
spricht. Sie unt<strong>er</strong>stützt uns in sachlich<strong>er</strong>, fachlich<strong>er</strong><br />
und politisch<strong>er</strong> Hinsicht – natürlich auch, weil sie dann<br />
Dienstgeb<strong>er</strong> d<strong>er</strong> AbsolventInnen ist.<br />
schulnotizen: Eine Frage in eigen<strong>er</strong> Sache. Besteht in Zukunft<br />
<strong>die</strong> Möglichkeit, dass sich P<strong>er</strong>sonalv<strong>er</strong>tr<strong>et</strong>ung und<br />
Gew<strong>er</strong>kschaft einmal bei den StudentInnen präsenti<strong>er</strong>en<br />
können, vor allem bei den zukünftigen AbsolventInnen?<br />
Brunn<strong>er</strong>: Kein Problem, das haben wir ja früh<strong>er</strong> auch gemacht.<br />
schulnotizen: Vielen Dank für das Gespräch.<br />
13
Glosse<br />
Soll ich mich als Direktor bew<strong>er</strong>ben?<br />
Einblicke in das abgründige H<strong>er</strong>z eines Lehr<strong>er</strong>s:<br />
launig, total subjektiv und total ehrlich.<br />
Walt<strong>er</strong> King (kingwalt<strong>er</strong>@aon.at)<br />
Das ganze v<strong>er</strong>läng<strong>er</strong>te Wochenende geht mir <strong>die</strong> Frage<br />
nicht aus dem Kopf, ob ich mich nicht doch noch<br />
durchringen sollte – am l<strong>et</strong>zten Tag d<strong>er</strong> Bew<strong>er</strong>bungsfrist<br />
für Leit<strong>er</strong>stellen – rasch eine Bew<strong>er</strong>bung abzuschicken.<br />
Ich war mir in <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Frage eigentlich imm<strong>er</strong> sehr sich<strong>er</strong><br />
gewesen: Jedes Mal, wenn ich üb<strong>er</strong> <strong>die</strong>se Möglichkeit<br />
nachdachte, wurde mir bald klar, wie v<strong>er</strong>rückt es aus<br />
mein<strong>er</strong> Sicht wäre, so einen Job zu üb<strong>er</strong>nehmen. Ab<strong>er</strong><br />
am Freitagnachmittag hatte mich ein ehemalig<strong>er</strong> Kollege<br />
und Direktor angesprochen, ob ich nicht Int<strong>er</strong>esse hätte<br />
mich um seine Nachfolge zu bew<strong>er</strong>ben. Ich hatte ganz<br />
leg<strong>er</strong> abgelehnt und <strong>er</strong>wähnt, dass ich gehört hätte, es<br />
gebe ja gleich mehr<strong>er</strong>e Int<strong>er</strong>essentInnen aus seinem<br />
eigenen Kollegium; folglich wären meine Chancen als<br />
spätb<strong>er</strong>ufen<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong> und Qu<strong>er</strong>einsteig<strong>er</strong> sowieso gleich<br />
null. Ab<strong>er</strong> <strong>er</strong> meinte, dem sei nicht so; alle int<strong>er</strong>essi<strong>er</strong>ten<br />
KollegIinnen hätten aus unt<strong>er</strong>schiedlichen Gründen<br />
wied<strong>er</strong> Abstand von ein<strong>er</strong> Bew<strong>er</strong>bung um <strong>die</strong> Leit<strong>er</strong>stelle<br />
genommen. Wir trennten uns dann. Zurück blieb ich mit<br />
<strong>die</strong>s<strong>er</strong> bohrenden Frage: Sollte ich vielleicht doch ...?<br />
Manches sprach dafür: Die rasante Entmündigung von<br />
uns Pädagogen sowohl in pädagogisch<strong>er</strong> wie auch in<br />
m<strong>et</strong>hodisch<strong>er</strong> Hinsicht geht mir zunehmend mehr auf<br />
den Keks. Ich wollte gestalten, nicht nur v<strong>er</strong>walten,<br />
was and<strong>er</strong>e da oben sich ausdenken. Die Ideen, <strong>die</strong><br />
da teilweise auf uns „von oben“ nied<strong>er</strong>prasseln, stammen<br />
offenkundig von Menschen, <strong>die</strong> von d<strong>er</strong> sozialen<br />
Realität viel<strong>er</strong> Schül<strong>er</strong> keine Ahnung haben. V<strong>er</strong>mutlich<br />
Schreibtischtät<strong>er</strong>. Ja, Schreibtischtät<strong>er</strong>, das würde<br />
auch <strong>er</strong>klären, warum <strong>die</strong> Bürokratie imm<strong>er</strong> neue<br />
Wellen von Schreibarbeit in <strong>die</strong> Schulen spült.<br />
Mit Papi<strong>er</strong> und Regeln <strong>er</strong>stickt<br />
Und wenn du wie ich ein Klassenvorstand bist, dann<br />
fragst du dich vielleicht auch längst, wie ich eigentlich<br />
noch zum Pinkeln kommen soll, wenn alle 5-Minutenpausen<br />
mit Gesprächen, Telefonaten, Renn<strong>er</strong>eien und<br />
Aufsichtspflicht zugedröhnt sind. Da kommen dann<br />
findige Bürokraten auf <strong>die</strong> Idee, d<strong>er</strong> Elt<strong>er</strong>nsprechtag<br />
sei out, KEL-Gespräche wären d<strong>er</strong> neue Hit. Die sind<br />
noch gar nicht eingeführt, steht <strong>schon</strong> <strong>die</strong> neue Abkürzung<br />
wie ein Kom<strong>et</strong> am Schulhimmel: SQA, EDL, …<br />
Haben uns<strong>er</strong>e Bildungspolitik<strong>er</strong> wirklich noch nichts<br />
von John Hattie gelesen? V<strong>er</strong>mutlich nicht. Jedenfalls<br />
spulen <strong>die</strong> ihr Bürokratenprogramm<br />
munt<strong>er</strong><br />
weit<strong>er</strong> h<strong>er</strong>unt<strong>er</strong>. W<strong>er</strong><br />
sagt den Leuten da<br />
oben endlich einmal<br />
„Noch nichts von John<br />
Hattie gehört?“<br />
unüb<strong>er</strong>hörbar, dass das alles Entscheidende motivi<strong>er</strong>te<br />
Lehr<strong>er</strong>Innen-P<strong>er</strong>sönlichkeiten sind. Und <strong>die</strong> demotivi<strong>er</strong>t<br />
man nur, wenn man alles mit Papi<strong>er</strong> und Regeln<br />
<strong>er</strong>stickt .<br />
Na ja, mich motivi<strong>er</strong>en Gestaltungsfreiräume jedenfalls<br />
weit mehr als <strong>die</strong>se Art von Bildungs-Planwirtschaft<br />
mit Totalreguli<strong>er</strong>ung und Hyp<strong>er</strong>dokumentation.<br />
Also doch lieb<strong>er</strong> Direktor w<strong>er</strong>den und Gestalt<strong>er</strong> sein?<br />
Direktor = Hamburg<strong>er</strong><br />
Oh nein! Lass <strong>die</strong> Fing<strong>er</strong> davon, als Direktor bist du<br />
wie ein Hamburg<strong>er</strong> mitten im Brötchen! Druck von<br />
oben, Druck von unten. Und <strong>die</strong> Lehrp<strong>er</strong>sonen haben<br />
dich zum Fressen g<strong>er</strong>n! Da landest du doch <strong>er</strong>st<br />
recht in einem Me<strong>er</strong> von Dokumenten, Konzepten<br />
und Vorschriften! Jed<strong>er</strong> Tischl<strong>er</strong> mit 10 Arbeit<strong>er</strong>Innen<br />
hat eine Sekr<strong>et</strong>ärin. Eine Direktorin/ein Direktor<br />
mit 30 Lehr<strong>er</strong>Innen hat das nicht. Bei uns ist es bess<strong>er</strong>,<br />
ein Akademik<strong>er</strong> v<strong>er</strong>teilt <strong>die</strong> Post im Haus, als eine<br />
arbeitslose Sekr<strong>et</strong>ärin bekommt wenigstens einen<br />
Teilzeitjob. Nein, Öst<strong>er</strong>reich hat ja imm<strong>er</strong> noch zu viel<br />
Geld und kann sich <strong>die</strong>se Geldv<strong>er</strong>schwendung lock<strong>er</strong><br />
leisten, od<strong>er</strong>? Und wenn doch nicht? V<strong>er</strong>dammt noch<br />
mal, warum bewegt sich da oben nichts?<br />
Also: Ich kann nicht Direktor w<strong>er</strong>den. Ich würde rasch<br />
mit allen möglichen Beamten und politischen B<strong>et</strong>onköpfen<br />
lauthals zum Streiten kommen, weil mir Schulen<br />
und Kind<strong>er</strong> halt doch imm<strong>er</strong> noch wichtig sind.<br />
Und <strong>die</strong> ob<strong>er</strong> mir würden wahrscheinlich resigni<strong>er</strong>end<br />
antworten: „Mach a Fuscht, wenn koa Fingr heascht!“<br />
14 schulnotizen 2/2013
Glosse<br />
schulnotizen 2/2013<br />
D<strong>er</strong> arme K<strong>er</strong>l<br />
Und auß<strong>er</strong>dem: Ich war eine Zeit lang Heimleit<strong>er</strong> für<br />
geistig behind<strong>er</strong>te Menschen mit 10 Angestellten. Da<br />
hatte ich doch viel mehr zu sagen und zu entscheiden als<br />
jed<strong>er</strong> Direktor! Wenn ich als Lehr<strong>er</strong> stinkfaul, ab<strong>er</strong> sehr<br />
schlau bin, kann d<strong>er</strong> Direktor mir doch gar nichts tun!<br />
Das ist doch ein arm<strong>er</strong> K<strong>er</strong>l! Von üb<strong>er</strong>all prasseln Erwartungen<br />
auf ihn ein, ab<strong>er</strong> <strong>die</strong> Komp<strong>et</strong>enzen, <strong>die</strong> sind im<br />
V<strong>er</strong>gleich dazu g<strong>er</strong>adezu läch<strong>er</strong>lich! Und <strong>die</strong> paar hund<strong>er</strong>t<br />
Euro mehr (und damit <strong>die</strong> ganze V<strong>er</strong>antwortung!),<br />
<strong>die</strong> v<strong>er</strong><strong>die</strong>ne ich mir lieb<strong>er</strong> mit ein paar Üb<strong>er</strong>stunden. Da<br />
kann ich nämlich am Freitag nach Hause gehen und mir<br />
den Rest üb<strong>er</strong> den Buckel runt<strong>er</strong>rutschen lassen.<br />
„Die-da-weit<strong>er</strong>-oben“ sind <strong>schon</strong> lustig. Die laden dem<br />
Direktor und mir als Klassenvorstand imm<strong>er</strong> neue Arbeiten<br />
auf und <strong>die</strong> Frage, wann und wie wir das noch bewältigen<br />
sollen, lassen sie uns selb<strong>er</strong> beantworten. Ab<strong>er</strong> für<br />
<strong>die</strong> Antwort haben wir keine Zeit. Wir müssen j<strong>et</strong>zt auch<br />
noch Üb<strong>er</strong>stunden leisten, weil es da ja – lang ist´s h<strong>er</strong><br />
– einmal eine Politik<strong>er</strong>in gab, <strong>die</strong> – bislang imm<strong>er</strong> noch<br />
ungestraft – int<strong>er</strong>essi<strong>er</strong>ten StudentInnen vom Lehr<strong>er</strong>b<strong>er</strong>uf<br />
abg<strong>er</strong>aten hat. Dabei hätte sie nur einmal in <strong>die</strong> P<strong>er</strong>sonalstatistik<br />
schauen müssen, um zu wissen, wann wie<br />
viele Lehr<strong>er</strong> in Pension gehen w<strong>er</strong>den!<br />
Bildungs-Planwirtschaft<br />
Und als ich <strong>er</strong>st vor 10 Jahren <strong>die</strong> PH in Feldkirch abschloss,<br />
da hat mir doch so ein Würdenträg<strong>er</strong> d<strong>er</strong> Vorarlb<strong>er</strong>g<strong>er</strong><br />
Bildungspolitik <strong>er</strong>nsthaft ins Gesicht gesagt, wir<br />
AbsolventInnen könnten froh sein, dass wir g<strong>er</strong>ade noch<br />
einen Job bekommen, weil nach uns da würden <strong>die</strong> Wartelisten<br />
imm<strong>er</strong> läng<strong>er</strong> w<strong>er</strong>den! Und <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Schwachmatik<strong>er</strong><br />
sitzt imm<strong>er</strong> noch auf seinem Posten – ungestraft!<br />
Ausbaden muss nicht <strong>er</strong> es, sond<strong>er</strong>n wir Lehr<strong>er</strong>Innen<br />
und Leit<strong>er</strong>Innen. Wie lange darf man denn in Öst<strong>er</strong>reich<br />
noch solchen Schwachsinn wid<strong>er</strong> bess<strong>er</strong>es Wissen v<strong>er</strong>zapfen<br />
und auf seinem gutbezahlten Posten bleiben? Na<br />
ja, was soll´s! Das änd<strong>er</strong>t j<strong>et</strong>zt auch nichts mehr. Machen<br />
wir halt <strong>die</strong> Üb<strong>er</strong>stunden und nehmen das Geld.<br />
Mir kommt <strong>die</strong>se Bildungs-Planwirtschaft irgendwie sehr<br />
bekannt vor. Ich habe ein halbes Jahr lang in Rumänien<br />
gearbeit<strong>et</strong> – gleich nach d<strong>er</strong> Ceauscescu-Zeit. Und da<br />
l<strong>er</strong>nte ich sie kennen, <strong>die</strong> Planwirtschaft nach Moskau<strong>er</strong><br />
Art! Die Beamten haben vorgeschrieben, wie viel <strong>die</strong><br />
Kolchose im Jahr zu <strong>er</strong>wirtschaften hat, und d<strong>er</strong> Leit<strong>er</strong><br />
d<strong>er</strong> Kolchose musste dann schauen, wie <strong>er</strong> mit seinen<br />
frustri<strong>er</strong>ten Arbeit<strong>er</strong>n und v<strong>er</strong>rost<strong>et</strong>en Maschinen das<br />
Soll <strong>er</strong>füllen konnte. Da <strong>er</strong> als <strong>er</strong>fahren<strong>er</strong> Direktor natürlich<br />
<strong>schon</strong> im Vorhinein wusste, dass das schlichtweg<br />
unmöglich war, musste <strong>er</strong> l<strong>er</strong>nen, in <strong>die</strong>sem System irgendwie<br />
zu üb<strong>er</strong>leben. Übrigens: Die BeamtInnen legten<br />
den Aussaatt<strong>er</strong>min für <strong>die</strong> Kolchosen im Bezirksparteisekr<strong>et</strong>ariat<br />
fest, ohne auf das W<strong>et</strong>t<strong>er</strong> zu schauen! Plan ist<br />
Plan! D<strong>er</strong> Bürokrat kann auf <strong>die</strong> Rückmeldung des Praktik<strong>er</strong>s<br />
gut v<strong>er</strong>zichten. Genauso ist auch <strong>die</strong> Schule planbar.<br />
Ob das mit <strong>die</strong>sen Schül<strong>er</strong>n, mit <strong>die</strong>sen Lehr<strong>er</strong>n und mit<br />
<strong>die</strong>sen Komp<strong>et</strong>enzen für einen Direktor alles machbar<br />
ist, das kümm<strong>er</strong>t den Bürokraten wenig. Bei Problemen<br />
v<strong>er</strong>weist <strong>er</strong> achselzuckend auf <strong>die</strong> Politik<strong>er</strong>.<br />
Stichwort Üb<strong>er</strong>leben: Willst du das sich<strong>er</strong>e Burnout?<br />
Dann w<strong>er</strong>de Direktor! Ein Grund mehr für mich <strong>die</strong> Fing<strong>er</strong><br />
vom Bew<strong>er</strong>bungsz<strong>et</strong>tel<br />
zu lassen. Das ist<br />
ein heiß<strong>er</strong> Stuhl, auf den<br />
man sich da s<strong>et</strong>zt! Und –<br />
nur mich selbst gefragt<br />
– was bewegt jemanden<br />
„Willst du das sich<strong>er</strong>e<br />
Burnout, dann w<strong>er</strong>de<br />
Direktor!“<br />
eigentlich, es unt<strong>er</strong> <strong>die</strong>sen Umständen doch zu v<strong>er</strong>suchen?<br />
Das Geld kann´s nicht sein.<br />
Ich frage mich, was „Die-da-weit<strong>er</strong>-oben“ eigentlich j<strong>et</strong>zt<br />
tun, wenn es wenig<strong>er</strong> Bew<strong>er</strong>b<strong>er</strong> als offene Leit<strong>er</strong>stellen<br />
gibt? Von außen b<strong>et</strong>racht<strong>et</strong> ist nicht viel zu sehen od<strong>er</strong><br />
zu hören. Da muss d<strong>er</strong> <strong>die</strong>nstälteste Kollege den Laden<br />
schmeißen und dort wird eine ehrgeizige junge Kollegin<br />
dazu üb<strong>er</strong>red<strong>et</strong>. Ab<strong>er</strong> das alles schaut mehr nach „Weit<strong>er</strong>wurschteln“<br />
aus, als nach einem neuen Lösungsansatz.<br />
Könnte es sein, das „Die-da-weit<strong>er</strong>-oben“ auch<br />
nur noch V<strong>er</strong>walt<strong>er</strong> anstatt Gestalt<strong>er</strong> sind, weil sich d<strong>er</strong><br />
Bildungskarren im Komp<strong>et</strong>enzdschungel von Bund, Land<br />
und Gemeinden od<strong>er</strong> im Kleinkrieg zwischen Gew<strong>er</strong>kschaften<br />
und Dienstgeb<strong>er</strong> festgefahren hat?<br />
D<strong>er</strong> Gestaltungsspielraum eines Direktors ist wohl – eine<br />
rein p<strong>er</strong>sönliche V<strong>er</strong>mutung eines Un<strong>er</strong>fahrenen – v<strong>er</strong>dammt<br />
klein. Natürlich hat <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Job auch seine schönen<br />
Seiten, ab<strong>er</strong> <strong>die</strong> habe ich als Lehr<strong>er</strong> auch. Fazit: Ich<br />
bleibe was ich – trotz allem – g<strong>er</strong>ne bin: Lehr<strong>er</strong>.<br />
15
Zeitkonto – V<strong>er</strong>brauch …<br />
?<br />
Rechtslage<br />
Sie fragen, wir antworten<br />
Ich habe im Laufe d<strong>er</strong> l<strong>et</strong>zten 4 Jahre meine MDL auf dem Zeitkonto angespart<br />
und komme mit Ende <strong>die</strong>ses Schuljahres auf ca. 650 Stunden. Ich möchte <strong>die</strong>se im<br />
nächsten Schuljahr konsumi<strong>er</strong>en und dann in Pension gehen – kann ich eine Reduzi<strong>er</strong>ung<br />
d<strong>er</strong> Lehrv<strong>er</strong>pflichtung auf 80 % beantragen?<br />
Ja, <strong>die</strong>se Möglichkeit besteht. Im LDG § 45 (1) heißt es dazu:<br />
§<br />
Die Jahresnorm bzw. Lehrpflicht<strong>er</strong>mäßigung des Landeslehr<strong>er</strong>s kann auf<br />
seinen Antrag bis auf <strong>die</strong> Hälfte des für eine Vollbeschäftigung vorgeschriebenen<br />
Ausmaßes h<strong>er</strong>abges<strong>et</strong>zt w<strong>er</strong>den, wenn d<strong>er</strong> V<strong>er</strong>wendung im v<strong>er</strong>langten Ausmaß<br />
keine wichtigen <strong>die</strong>nstlichen Int<strong>er</strong>essen entgegenstehen.<br />
Schwimmunt<strong>er</strong>richt - Aufsichtspflicht<br />
?<br />
§<br />
Eine Kollegin von mir hat behaupt<strong>et</strong>, dass ich als Sportlehr<strong>er</strong>in während des<br />
Schwimmunt<strong>er</strong>richtes mich ständig auß<strong>er</strong>halb des Wass<strong>er</strong>s aufhalten muss. Ich<br />
halte das für wenig praktikabel und möchte wissen, ob sie richtig liegt.<br />
Nein. Es gibt keine ges<strong>et</strong>zliche Bestimmung, dass Lehr<strong>er</strong>Innen während des<br />
Schwimmunt<strong>er</strong>richtes sich an ein<strong>er</strong> bestimmten Stelle auß<strong>er</strong>halb od<strong>er</strong> inn<strong>er</strong>halb<br />
des Wass<strong>er</strong>s aufhalten müssen. Auf alle Fälle muss <strong>die</strong> Aufsichtspflicht<br />
gewährleist<strong>et</strong> sein.<br />
Reduzi<strong>er</strong>ung Lehrv<strong>er</strong>pflichtung aus gesundheitlichen Gründen<br />
?<br />
§<br />
Ich bin pragmatisi<strong>er</strong>t<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong> und habe seit läng<strong>er</strong>em mit gesundheitlichen<br />
Beeinträchtigungen zu kämpfen. J<strong>et</strong>zt hat meine Direktorin gemeint, dass ich um<br />
eine Reduzi<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> Lehrv<strong>er</strong>pflichtung aus gesundheitlichen Gründen ansuchen<br />
kann. Habe ich <strong>die</strong>se Möglichkeit üb<strong>er</strong>haupt?<br />
Ja, für pragmatisi<strong>er</strong>te KollegInnen gibt es <strong>die</strong>se Möglichkeit (siehe LDG § 44), für<br />
V<strong>er</strong>tragslehr<strong>er</strong>Innen leid<strong>er</strong> nicht.<br />
Die Vorgangsweise ist üblich<strong>er</strong>weise folgende: Die Lehrp<strong>er</strong>son stellt einen<br />
Antrag auf Reduzi<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> Lehrv<strong>er</strong>plichtung aus gesundheitlichen Gründen.<br />
D<strong>er</strong> Arbeitgeb<strong>er</strong> sorgt für einen amtsärztlichen T<strong>er</strong>min. D<strong>er</strong> Amtsarzt bzw. <strong>die</strong><br />
Amtsärztin kann eine Reduzi<strong>er</strong>ung auf 50 % d<strong>er</strong> Lehrv<strong>er</strong>pflichtung bei 75 %<br />
Gehalt vorschlagen, insgesamt für maximal 2 Jahre. Vorauss<strong>et</strong>zung ist, dass<br />
durch <strong>die</strong>se Maßnahme <strong>die</strong> Chance auf Gesundung besteht.<br />
Während ein<strong>er</strong> solchen Reduzi<strong>er</strong>ung dürfen keine MDL geleist<strong>et</strong> w<strong>er</strong>den.<br />
16 schulnotizen 2/2013
Dienstrecht<br />
Zweiklassengesellschaft unt<strong>er</strong><br />
Lehr<strong>er</strong>Innen beenden!<br />
Die Vorschläge d<strong>er</strong> FSG liegen auf dem Tisch<br />
MMag. Dr. Thomas Bulant,<br />
FSG-Bundesvorsitzend<strong>er</strong> und Vors.-Stv. in d<strong>er</strong> Pflichtschullehr<strong>er</strong>Innengew<strong>er</strong>kschaft<br />
„Die Einigung auf neue Lehr<strong>er</strong>gehält<strong>er</strong> droht endgültig zu scheit<strong>er</strong>n.“ Diese Schlagzeile ein<strong>er</strong> Tageszeitung<br />
vom 1. Mai scheint zwei Monate vor Schulschluss Wirklichkeit zu w<strong>er</strong>den. Auch wenn<br />
nun seit mehr als 365 Tagen jed<strong>er</strong> Beistrich des Regi<strong>er</strong>ungsentwurfes zu einem neuen Dienstrecht<br />
bearbeit<strong>et</strong> worden ist, kann von <strong>er</strong>gebnisorienti<strong>er</strong>ten V<strong>er</strong>handlungen nicht gesprochen<br />
w<strong>er</strong>den. Alle B<strong>et</strong>eiligten schauen paralysi<strong>er</strong>t wie das Kaninchen vor d<strong>er</strong> Kobra auf <strong>die</strong> vorgeschlagene<br />
Lehrv<strong>er</strong>pflichtung von 24 Stunden. D<strong>er</strong> Regi<strong>er</strong>ung ist es nicht gelungen, den Vorwurf,<br />
mit <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Lehrv<strong>er</strong>pflichtung einsparen zu wollen, zu entkräften. Und <strong>die</strong> Gew<strong>er</strong>kschaft hat es<br />
nicht geschafft, gemeinschaftlich d<strong>er</strong> Regi<strong>er</strong>ung Gegenentwürfe zu präsenti<strong>er</strong>en.<br />
Da <strong>die</strong> FSG <strong>die</strong> Gew<strong>er</strong>kschaft als eine offensive Organisation<br />
v<strong>er</strong>steht, hat sie drei Lösungsszenarien<br />
für <strong>die</strong> stockenden Gespräche eingebracht:<br />
1) Unt<strong>er</strong> <strong>die</strong> Lehrv<strong>er</strong>pflichtung von 24 Stunden wird<br />
nicht nur <strong>die</strong> Unt<strong>er</strong>richtsleistung, sond<strong>er</strong>n auch<br />
<strong>die</strong> Beziehungsarbeit in Form ein<strong>er</strong> Tutoring-<br />
Stunde subsummi<strong>er</strong>t.<br />
2) Junglehr<strong>er</strong>Innen haben in den <strong>er</strong>sten fünf Jahren<br />
eine g<strong>er</strong>ing<strong>er</strong>e Lehrv<strong>er</strong>pflichtung, damit sie den<br />
Einstieg in ihren v<strong>er</strong>antwortungsvollen B<strong>er</strong>uf<br />
bewältigen und gleichzeitig ihre Mast<strong>er</strong>stu<strong>die</strong>n<br />
abschließen können. Eine Reduktion d<strong>er</strong> Unt<strong>er</strong>richtsv<strong>er</strong>pflichtung<br />
für alle Lehr<strong>er</strong>Innen ab dem<br />
50. Lebensjahr wäre eine wichtige Maßnahme,<br />
wie <strong>die</strong> steigende Anzahl von reduzi<strong>er</strong>ten Lehrv<strong>er</strong>pflichtungen<br />
belegt.<br />
3) Die Schulsozialarbeit und <strong>die</strong> Administration<br />
durch Lehr<strong>er</strong>Innen w<strong>er</strong>den solange in <strong>die</strong> Lehrv<strong>er</strong>pflichtung<br />
eing<strong>er</strong>echn<strong>et</strong>, bis Bund und Länd<strong>er</strong><br />
ihren Schulen das notwendige Supportp<strong>er</strong>sonal<br />
zur V<strong>er</strong>fügung stellen.<br />
Üb<strong>er</strong> ein Jahr bin ich nun Teil von V<strong>er</strong>handlungen, d<strong>er</strong>en<br />
Chancen auf einen Abschluss in <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Legislaturp<strong>er</strong>iode<br />
imm<strong>er</strong> g<strong>er</strong>ing<strong>er</strong> w<strong>er</strong>den. Natürlich kann eine<br />
Gew<strong>er</strong>kschaft ein<strong>er</strong> Arbeitszeit<strong>er</strong>höhung mit entsprechend<strong>er</strong><br />
Entlohnung nicht zustimmen. Natürlich<br />
müsste von Seiten d<strong>er</strong> Regi<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong> Bildung und dem<br />
Schulwesen höh<strong>er</strong><strong>er</strong> Stellenw<strong>er</strong>t eing<strong>er</strong>äumt w<strong>er</strong>den.<br />
Natürlich wäre ein klar defini<strong>er</strong>tes Aufgabenportfolio<br />
zukünftig<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen d<strong>er</strong> Ausgangpunkt, um <strong>die</strong><br />
Arbeitszeit von Lehr<strong>er</strong>Innen bew<strong>er</strong>ten zu können.<br />
Und trotzdem bin ich d<strong>er</strong> Meinung, es hätte durch <strong>er</strong>gebnisorienti<strong>er</strong>te<br />
V<strong>er</strong>handlungen zum <strong>er</strong>sten Mal seit<br />
schulnotizen 2/2013<br />
Jahrzehnten <strong>die</strong> Chance bestanden, <strong>die</strong> Zweiklassengesellschaft<br />
im Lehr<strong>er</strong>b<strong>er</strong>eich aufgrund v<strong>er</strong>schieden<strong>er</strong><br />
Dienstrechte zu beseitigen. Die Lehr<strong>er</strong>ausbildung Neu<br />
hat <strong>die</strong>sbezüglich Ansätze. Es muss dah<strong>er</strong> in Zukunft<br />
ein adapti<strong>er</strong>tes Dienstrecht geben. Dabei bedarf es<br />
d<strong>er</strong> Solidarität gegenüb<strong>er</strong> den Pflichtschullehr<strong>er</strong>Innen.<br />
Die Fortschreibung d<strong>er</strong> alten Standesdünkel ist<br />
abzulehnen!<br />
Was haben wir zu <strong>er</strong>warten, wenn <strong>die</strong> V<strong>er</strong>handlungen<br />
bis zum Ende <strong>die</strong>s<strong>er</strong> Legislaturp<strong>er</strong>iode<br />
nicht abgeschlossen w<strong>er</strong>den? Ein Dienstrecht ohne<br />
Zustimmung d<strong>er</strong> Gew<strong>er</strong>kschaft? Die schwarz-blaue<br />
Pensions-un-reform vor 10 Jahren haben wir noch<br />
in schlecht<strong>er</strong> Erinn<strong>er</strong>ung. Ein Dienstrecht mit V<strong>er</strong>schlecht<strong>er</strong>ungen<br />
für alle d<strong>er</strong>zeit im System Befindlichen?<br />
Od<strong>er</strong> eine Forts<strong>et</strong>zung d<strong>er</strong> Ung<strong>er</strong>echtigkeiten?<br />
Od<strong>er</strong> ...?<br />
Anfangs Mai, als ich <strong>die</strong>se Zeilen schrieb, war klar, dass<br />
es ohne Kompromiss keine Gewinn<strong>er</strong> geben wird. Nur<br />
zwei V<strong>er</strong>li<strong>er</strong><strong>er</strong> waren <strong>schon</strong> gewiss: Junglehr<strong>er</strong>Innen,<br />
<strong>die</strong> weit<strong>er</strong>hin g<strong>er</strong>inge Anfangsgehält<strong>er</strong> haben w<strong>er</strong>den,<br />
und Pflichtschullehr<strong>er</strong>Innen, <strong>die</strong> ihr<strong>er</strong> hohen sozialen<br />
V<strong>er</strong>antwortung mit d<strong>er</strong> höchsten Lehrv<strong>er</strong>pflichtung<br />
bei g<strong>er</strong>ingstem Gehalt auch in Zukunft g<strong>er</strong>echt w<strong>er</strong>den<br />
müssen. Das bestehende Dienstrecht ist nicht<br />
zufrieden stellend und unfair, denn <strong>die</strong> wichtigsten<br />
Pädagogen in d<strong>er</strong> Bildungskarri<strong>er</strong>e eines Kindes w<strong>er</strong>den<br />
am meisten belast<strong>et</strong> und am g<strong>er</strong>ingsten besold<strong>et</strong>.<br />
Warum sollen wir ein Dienstrecht v<strong>er</strong>teidigen, das uns<br />
grundsätzlich schlecht<strong>er</strong> stellt und seit seinem Entstehen<br />
imm<strong>er</strong> wied<strong>er</strong> durch Einbußen abgew<strong>er</strong>t<strong>et</strong> worden<br />
ist? Es sind <strong>er</strong>gebnisorienti<strong>er</strong>te V<strong>er</strong>handlungen zu<br />
führen, bis das Parlament seine Pforten schließt!<br />
17
Gastkommentar<br />
<strong>Volksschule</strong>n am Limit<br />
Gabi Sprickl<strong>er</strong>-Falschlung<strong>er</strong> (gabriele.sprickl<strong>er</strong>-falschlung<strong>er</strong>@landtag.cnv.at)<br />
Keine Frage: Die Anford<strong>er</strong>ungen an <strong>die</strong> <strong>Volksschule</strong>n sind in den l<strong>et</strong>zten Jahren enorm gestiegen.<br />
Zudem hat sich eine spürbare Frustration üb<strong>er</strong> <strong>die</strong> PISA-Ergebnisse breitgemacht. Vor allem <strong>die</strong><br />
fehlende Lesekomp<strong>et</strong>enz ist auch ein still<strong>er</strong> Vorwurf an <strong>die</strong> Lehr<strong>er</strong> und Lehr<strong>er</strong>innen d<strong>er</strong> <strong>Volksschule</strong>n.<br />
Zu Unrecht wie ich meine. Öst<strong>er</strong>reichs Lehr<strong>er</strong>schaft ist nicht wenig<strong>er</strong> engagi<strong>er</strong>t als ihre<br />
Kollegenschaft in den Länd<strong>er</strong>n d<strong>er</strong> PISA-Sieg<strong>er</strong>. Tatsache ist ab<strong>er</strong>, dass in uns<strong>er</strong>en <strong>Volksschule</strong>n<br />
<strong>die</strong> Kind<strong>er</strong> wenig<strong>er</strong> Zeit in d<strong>er</strong> Schule v<strong>er</strong>bringen als <strong>et</strong>wa in skandinavischen Länd<strong>er</strong>n. Die Nachmittagsb<strong>et</strong>reuung<br />
muss eine Üb<strong>er</strong>gangslösung sein, <strong>die</strong> in Ganztagsschulen mit v<strong>er</strong>schränktem<br />
Unt<strong>er</strong>richt münd<strong>et</strong>.<br />
Dafür müssen ab<strong>er</strong> <strong>die</strong> Rahmenbedingungen passen.<br />
Viele, auch vor nicht allzu lang<strong>er</strong> Zeit renovi<strong>er</strong>te<br />
Schulgebäude, wurden nicht an <strong>die</strong> Bedürfnisse<br />
ein<strong>er</strong> ganztägigen Schule angepasst. Ausreichend<br />
Lehr<strong>er</strong>arbeitsplätze, ein Muss für eine Lehr<strong>er</strong>schaft,<br />
<strong>die</strong> den ganzen Tag an d<strong>er</strong> Schule v<strong>er</strong>bringt, sind in<br />
vielen Schulen nicht vorhanden. Bibliotheken und<br />
and<strong>er</strong>e Aufenthaltsräume sind schlecht eing<strong>er</strong>icht<strong>et</strong><br />
od<strong>er</strong> fehlen üb<strong>er</strong>haupt. Das Mittagessen für Kind<strong>er</strong><br />
find<strong>et</strong> an manchen Schulen noch in den Kell<strong>er</strong>räumen<br />
statt, ein Umstand, d<strong>er</strong> kein<strong>er</strong> and<strong>er</strong>en Bevölk<strong>er</strong>ungsgruppe<br />
zugemut<strong>et</strong> würde.<br />
Grund für <strong>die</strong>sen infrastrukturellen Reformstau waren<br />
in vielen Gemeinden <strong>die</strong> kons<strong>er</strong>vativen Bürg<strong>er</strong>meist<strong>er</strong>,<br />
von denen <strong>die</strong> Mehrzahl nicht v<strong>er</strong>standen<br />
hat, dass ihr Bild von Familie sich üb<strong>er</strong>holt hat.<br />
Nachmittagsunt<strong>er</strong>richt ist frei<strong>will</strong>ig und wird vor allem<br />
von Kind<strong>er</strong>n besucht, <strong>die</strong> Unt<strong>er</strong>stützung brauchen.<br />
Das ist ein legitim<strong>er</strong> Zugang, wenn man Kind<strong>er</strong> unt<strong>er</strong>stützen<br />
<strong>will</strong>. Das<br />
„Ganztägige Schule<br />
muss Normalität<br />
w<strong>er</strong>den“<br />
Ziel muss ab<strong>er</strong> eine<br />
Ganztagsschule sein,<br />
<strong>die</strong> von allen besucht<br />
wird. Von leistungsstarken<br />
und leistungsschwachen<br />
Kind<strong>er</strong>n,<br />
Kind<strong>er</strong>n aus allen Schichten d<strong>er</strong> Gesellschaft. Ganztägige<br />
Schule muss Normalität w<strong>er</strong>den, so wie sie es in<br />
fast allen europäischen Länd<strong>er</strong>n <strong>schon</strong> ist. Nur dann<br />
können auch <strong>die</strong> Leistungen d<strong>er</strong> Kind<strong>er</strong> nachhaltig<br />
v<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>t w<strong>er</strong>den. Und das muss in den <strong>Volksschule</strong>n<br />
beginnen.<br />
forci<strong>er</strong>en. Das gelingt nur schlecht. Nach Aussagen<br />
d<strong>er</strong> ÖVP besteht eine äuß<strong>er</strong>st g<strong>er</strong>inge Nachfrage.<br />
Darüb<strong>er</strong> ist <strong>die</strong> ÖVP v<strong>er</strong>wund<strong>er</strong>t. Ich nicht. ÖVP und<br />
FPÖ haben jahrzehntelang das eigene Heim mit ein<strong>er</strong><br />
ständig anwesenden Mutt<strong>er</strong> nicht nur als „Simply the<br />
best“ propagi<strong>er</strong>t, sond<strong>er</strong>n Ganztagsschulen lange als<br />
„Zwangstagsschulen“ v<strong>er</strong>unglimpft. Dabei wurden alle<br />
gesellschaftlichen Entwicklungen v<strong>er</strong>schlafen. Nämlich,<br />
dass imm<strong>er</strong> mehr Frauen arbeiten (w<strong>er</strong>den) und<br />
imm<strong>er</strong> mehr Kind<strong>er</strong> Einzelkind<strong>er</strong> sind, <strong>die</strong> ihre freien<br />
Nachmittage vor dem Comput<strong>er</strong> od<strong>er</strong> dem F<strong>er</strong>nseh<strong>er</strong><br />
v<strong>er</strong>bringen.<br />
In dem Richtungsstreit um <strong>die</strong> „Gemeinsame Schule“<br />
ist <strong>die</strong> <strong>Volksschule</strong> zu kurz gekommen. Dort sollen<br />
Leit<strong>er</strong> und Leit<strong>er</strong>innen Schulentwicklung machen<br />
und ihren Lehrkörp<strong>er</strong> unt<strong>er</strong>stützen. In d<strong>er</strong> traurigen<br />
Wirklichkeit müssen sie sich vorwiegend mit Arbeiten<br />
h<strong>er</strong>umschlagen, <strong>die</strong> eine Bürokraft gut <strong>er</strong>ledigen<br />
könnte. In d<strong>er</strong> Privatwirtschaft wäre es völlig undenkbar,<br />
fachliche Ressourcen d<strong>er</strong>art zu v<strong>er</strong>schwenden.<br />
Und so sinkt <strong>die</strong> Lust deutlich, Direktor od<strong>er</strong><br />
Direktorin an ein<strong>er</strong> <strong>Volksschule</strong> (od<strong>er</strong> Mittelschule)<br />
zu w<strong>er</strong>den.<br />
D<strong>er</strong> Protest d<strong>er</strong> <strong>Volksschule</strong>n ist nicht nur g<strong>er</strong>echtf<strong>er</strong>tigt,<br />
<strong>er</strong> kommt auch zur rechten Zeit. Die anstehenden<br />
Wahlen, <strong>die</strong> Nationalratswahlen im H<strong>er</strong>bst,<br />
<strong>die</strong> Landtagswahlen 2014 und <strong>die</strong> Gemeindev<strong>er</strong>tr<strong>et</strong>ungswahlen<br />
2015, bringen allen regi<strong>er</strong>enden Parteien<br />
unt<strong>er</strong> Druck. Aus strategischen Gründen und im<br />
Sinne d<strong>er</strong> Kind<strong>er</strong> rate ich den Druck kontinui<strong>er</strong>lich zu<br />
<strong>er</strong>höhen, natürlich auch in Richtung mein<strong>er</strong> eigenen<br />
Partei in Wien.<br />
J<strong>et</strong>zt v<strong>er</strong>sucht <strong>die</strong> Landes-ÖVP - auch unt<strong>er</strong> Druck d<strong>er</strong><br />
Wirtschaft - <strong>die</strong> Einrichtung von Ganztagsschulen zu<br />
18 schulnotizen 2/2013
SLV<br />
Eine Lehr<strong>er</strong>Inneninitiative!<br />
Willi Schneid<strong>er</strong> (wilhelm.schneid<strong>er</strong>@schule.at)<br />
Sowohl <strong>die</strong> Initiative „R<strong>et</strong>t<strong>et</strong> <strong>die</strong> <strong>Volksschule</strong>“ als<br />
auch <strong>die</strong> „Leit<strong>er</strong>Inneninitiative“ v<strong>er</strong><strong>die</strong>nen und<br />
haben uns<strong>er</strong>e volle Unt<strong>er</strong>stützung. Die Erhöhung d<strong>er</strong><br />
Ressourcen für <strong>die</strong> <strong>Volksschule</strong>n, <strong>die</strong> schulautonome<br />
V<strong>er</strong>waltung d<strong>er</strong>selben durch Schaffung von Kontingenten,<br />
<strong>die</strong> Gleichbehandlung d<strong>er</strong> VS- und VMS-Leit<strong>er</strong>Innen<br />
in Hinblick auf Lehr- und Suppli<strong>er</strong>v<strong>er</strong>pflichtung,<br />
sind auch Ford<strong>er</strong>ungen des SLV. Die administrative<br />
Entlastung d<strong>er</strong> Leit<strong>er</strong>Innen und <strong>die</strong> Neuregelung d<strong>er</strong><br />
Lehr- und Suppli<strong>er</strong>v<strong>er</strong>pflichtung sind ein b<strong>er</strong>echtigtes<br />
Anliegen. Bei d<strong>er</strong> Ums<strong>et</strong>zung ist ab<strong>er</strong> strikt darauf zu<br />
achten, dass nicht <strong>die</strong> Lehr<strong>er</strong>Innen <strong>die</strong> Leidtragenden<br />
sind. Es darf nicht sein, dass <strong>die</strong> V<strong>er</strong>mind<strong>er</strong>ung d<strong>er</strong><br />
Suppli<strong>er</strong>v<strong>er</strong>pflichtung des VS-Leit<strong>er</strong>s dazu führt, dass<br />
<strong>die</strong> Volksschullehr<strong>er</strong>in mehr unbezahlte Suppli<strong>er</strong>stunden<br />
halten muss. Die ges<strong>et</strong>zlichen Bestimmungen<br />
müssen garanti<strong>er</strong>en, dass <strong>die</strong>se Konsequenz auch in<br />
d<strong>er</strong> Praxis nicht eintritt.<br />
Die von d<strong>er</strong> Bundesregi<strong>er</strong>ung vorgeschlagene neue<br />
Lehr<strong>er</strong>ausbildung sieht eine einheitliche Ausbildung<br />
für alle Lehr<strong>er</strong>Innen d<strong>er</strong> Sekundarstufe also für<br />
<strong>die</strong> AHS-Unt<strong>er</strong>stufen und Mittelschulen vor. Wir begrüßen<br />
das. Ginge es all<strong>er</strong>dings nach den Vorstellungen<br />
d<strong>er</strong> AHS-Lehr<strong>er</strong>gew<strong>er</strong>kschaft in d<strong>er</strong> GÖD, dann<br />
müsste es weit<strong>er</strong>hin eine g<strong>et</strong>rennte Ausbildung geben.<br />
Die Begutachtung d<strong>er</strong> Ges<strong>et</strong>zesvorlage durch<br />
<strong>die</strong> AHS-Gew<strong>er</strong>kschaft ist <strong>die</strong>sbezüglich eindeutig.<br />
Die g<strong>et</strong>rennte Ausbildung soll bleiben, damit auch<br />
<strong>die</strong> Trennung von Mittelschulen und AHS-Unt<strong>er</strong>stufen.<br />
Die d<strong>er</strong>zeitige Situation soll sich nicht änd<strong>er</strong>n.<br />
Die Mittelschullehr<strong>er</strong>Innen sollen also weit<strong>er</strong>hin <strong>die</strong><br />
gesamte Last gesellschaftlich<strong>er</strong> Ungleichgewichte zu<br />
tragen haben, <strong>die</strong> Mittelschulen sollen bezüglich d<strong>er</strong><br />
sich wellenartig entwickelnden Schül<strong>er</strong>population<br />
auch in Zukunft quantitativ und qualitativ eine Puff<strong>er</strong>-<br />
Funktion ausüben, während <strong>die</strong> AHS-Unt<strong>er</strong>stufe sich<br />
<strong>die</strong> Schül<strong>er</strong> aussucht und bei Fehlentwicklungen <strong>die</strong>se<br />
an <strong>die</strong> Mittelschulen v<strong>er</strong>weist. Integration von Kind<strong>er</strong>n<br />
mit migrantischem Hint<strong>er</strong>grund, von Kind<strong>er</strong>n mit<br />
sond<strong>er</strong>pädagogischem od<strong>er</strong> <strong>er</strong>höhtem sond<strong>er</strong>pädagogischem<br />
Förd<strong>er</strong>bedarf soll weit<strong>er</strong>hin eine Aufgabe d<strong>er</strong><br />
Mittelschulen bleiben. Den Mittelschulen im Umfeld<br />
von Gymnasien sollen wie bish<strong>er</strong> <strong>die</strong> leistungsstarken<br />
und sozialkomp<strong>et</strong>enten Schül<strong>er</strong>Innen fehlen. Die AHS<br />
Lehr<strong>er</strong>gew<strong>er</strong>kschaft s<strong>et</strong>zt mit ihr<strong>er</strong> Stellungnahme zum<br />
Regi<strong>er</strong>ungsentwurf einen höchst unsolidarischen Akt.<br />
Das in Diskussion befindliche neue Dienstrecht<br />
sieht neben durchaus positiven Aspekten (z. B. Bezahlung<br />
nach d<strong>er</strong> Tätigkeit, V<strong>er</strong>einheitlichung, and<strong>er</strong>e<br />
Einkommenskurve, ...) auch einige negativ zu bew<strong>er</strong>tende<br />
Punkte vor. Beispiele sind:<br />
- Finanzielle Benachteiligung d<strong>er</strong> Volksschullehr<strong>er</strong>-<br />
Innen durch Zulagenunwesen.<br />
- Unt<strong>er</strong>stützungsp<strong>er</strong>sonal wird nicht ausreichend<br />
garanti<strong>er</strong>t.<br />
- Finanzielle Schlecht<strong>er</strong>stellung von AHS-Unt<strong>er</strong>stufenlehr<strong>er</strong>Innen<br />
(im V<strong>er</strong>gleich zum bish<strong>er</strong>igen<br />
Einkommen)<br />
Die üb<strong>er</strong>fallsartige – rein parteitaktischen Üb<strong>er</strong>legungen<br />
gehorchende – Üb<strong>er</strong>führung des Schulv<strong>er</strong>suchs<br />
„Neue Mittelschule“ ins Regelschulwesen hatte<br />
zur Folge, dass alle Ebenen des Schulwesens völlig<br />
unnötig in Zugzwang g<strong>er</strong>aten sind. Inn<strong>er</strong>halb kürzest<strong>er</strong><br />
Zeit sollte <strong>die</strong> Unt<strong>er</strong>richtsorganisation, <strong>die</strong> Rückmeldekultur,<br />
<strong>die</strong> Schw<strong>er</strong>punkts<strong>et</strong>zung <strong>et</strong>c. geänd<strong>er</strong>t<br />
w<strong>er</strong>den. Den Mittelschulen wurden Neu<strong>er</strong>ungen vorgeschrieben,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> pädagogische Praxis v<strong>er</strong>bess<strong>er</strong>n<br />
sollten. Da sich gleichzeitig d<strong>er</strong> Lehr<strong>er</strong>mangel bem<strong>er</strong>kbar<br />
machte, führte das zu ein<strong>er</strong> <strong>er</strong>heblichen Belastung<br />
d<strong>er</strong> KollegInnen, insbesond<strong>er</strong>e dann, wenn <strong>die</strong> Situation<br />
durch Krankenstände noch v<strong>er</strong>schärft wurde.<br />
All das und vieles mehr zeigt, dass Lehr<strong>er</strong>Innen v<strong>er</strong>mehrt<br />
initiativ w<strong>er</strong>den müssen in Lehr<strong>er</strong>v<strong>er</strong>einen, in<br />
den V<strong>er</strong>tr<strong>et</strong>ungen, in den Gew<strong>er</strong>kschaften.<br />
Uns<strong>er</strong>e P<strong>er</strong>sonalv<strong>er</strong>tr<strong>et</strong><strong>er</strong>Innen helfen Ihnen g<strong>er</strong>ne<br />
in allen <strong>die</strong>nstlichen Angelegenheiten weit<strong>er</strong>.<br />
Die Namen finden Sie im aktuellen SLV-Kalend<strong>er</strong>.<br />
schulnotizen 2/2013<br />
19
FSG<br />
GÖD