Von Klemmschnitten und Wurfbeuteln
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70 Wald BLW 12 | 25. 3. 2011<br />
Vorführung von Trennschnitten am Spannungssimulator. Der Zapfenschnitt<br />
<strong>Von</strong> <strong>Klemmschnitten</strong> <strong>und</strong> <strong>Wurfbeuteln</strong><br />
Ausbilder von Waldarbeitsschulen tauschen ihre Erfahrungen aus<br />
Das Fällen von Hängern <strong>und</strong> das Aufarbeiten von stark gespannten Bäumen<br />
gehören zu den gefährlichsten Tätigkeiten im Wald. Wie geht man diese Aufgaben<br />
an, um die Arbeit unbeschadet zu überstehen?<br />
Die Entwicklung, Erprobung<br />
<strong>und</strong> Schulung von möglichst<br />
sicheren Arbeitstechniken<br />
zählt zu den wichtigen Aufgaben<br />
der forstlichen Bildungsstätten.<br />
Vom 9. bis 11. März trafen sich<br />
daher 20 Ausbilder aus elf Waldarbeitsschulen<br />
aus ganz Deutschland<br />
<strong>und</strong> der Schweiz zu einem<br />
Erfahrungsaustausch an der Bayerischen<br />
Waldbauernschule. Im<br />
Mittelpunkt standen Hilfsmittel,<br />
um Spannungen im Holz zu simulieren,<br />
sowie Schnitt- <strong>und</strong> Fälltechniken<br />
<strong>und</strong> Anhängeverfahren. Der<br />
Erfahrungsaustausch wurde durch<br />
das Kuratorium für Waldarbeit <strong>und</strong><br />
Forsttechnik (KWF) initiiert.<br />
Spannendes am<br />
Spannungssimulator<br />
Jeder, der mit der Motorsäge<br />
schon gearbeitet hat, kennt das<br />
Problem, dass die Säge plötzlich<br />
klemmt <strong>und</strong> manchmal nur schwer<br />
wieder aus der Schnittfuge entfernt<br />
werden kann. Dieses Phänomen<br />
tritt immer dann auf, wenn zu<br />
weit in die Druckseite des Stammes<br />
geschnitten wird. Gefährlich wird<br />
es, wenn bei seitlicher Spannung in<br />
die Zugseite geschnitten wird <strong>und</strong><br />
sich der Motorsägenführer auf dieser<br />
Seite befindet. Durch ausschlagende<br />
Stämme kommt es immer<br />
wieder zu schweren Unfällen.<br />
Die Bayerische Waldbauernschule<br />
besitzt seit einiger Zeit einen neuartigen<br />
Simulator. Mit diesem können<br />
unterschiedliche Spannungen<br />
erzeugt werden. Durch die Konstruktion<br />
ist es möglich, die notwendigen<br />
Schnittführungen ohne Gefährdung<br />
des Anwenders zu üben.<br />
Am Simulator bekommen die<br />
Kursteilnehmer einen Blick für die<br />
Spannungsverhältnisse <strong>und</strong> die Bestimmung<br />
der Zug- <strong>und</strong> Druckseite.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt, dass immer<br />
zuerst in die Druckseite geschnitten<br />
wird <strong>und</strong> dann gefühlvoll in<br />
Kurse an der Waldbauernschule<br />
Pflanzung inkl. Kulturpflege 5. – 7. 4. 11<br />
Pflege <strong>und</strong> Durchforstung (Gr<strong>und</strong>modul) 15. – 7. 4. 11<br />
Motorsägenlehrgang: Modul 1 nach GUV-I-8624 18. 4. 11<br />
Motorsägenlehrgang: Modul 3 nach GUV-I-8624 20. – 21. 4. 11<br />
Freischneiderlehrgang 26. – 29. 4. 11<br />
Begründen <strong>und</strong> Verjüngen von Waldbeständen 5. – 6. 5. 11<br />
Motorsägenlehrgang: AS-Baum II 23. – 27. 5. 11<br />
Abschlusslehrgang Theorie §45/2 23. – 27. 5. 11<br />
Motorsägenlehrgang: Modul 1 nach GUV-I-8624 30. 5. 11<br />
Fortbildung für Meister <strong>und</strong> Forstwirte 30. – 31. 5. 11<br />
Motorsägenlehrgang: Modul 2 nach GUV-I-8624 31. 5. 11<br />
Verkehrssicherung in der Praxis 6. – 7. 6. 11<br />
Problemfällungslehrgang 6. – 10. 6. 11<br />
Durchforstungslehrgang Nadelholz 20. – 22. 6. 11<br />
Abschlusslehrgang Praxis §45/2 27. 6. – 29. 7. 11<br />
Telefonische Anmeldung unter: 09441-6833-0<br />
die Zugseite. Bei seitlichen Spannungen<br />
muss der Motorsägenführer<br />
auf der Druckseite stehen.<br />
Schnitte für Fachleute<br />
Nur für Profis sind der Würzenschnitt,<br />
der Klemmschnitt <strong>und</strong> der<br />
Zapfenschnitt. Die beiden letztgenannten<br />
konnten ebenfalls am Simulator<br />
vorgestellt werden.<br />
Beim Klemmschnitt kann der<br />
Schnitt von der Zugseite, der häufig<br />
zum Aufreißen führt, umgangen<br />
werden. Der Klemmschnitt eignet<br />
sich vor allem bei starkem Wertholz<br />
<strong>und</strong> bei Holzarten, die zum<br />
Aufreißen neigen (Buche, Esche).<br />
Der Zapfenschnitt sorgt im Windwurf<br />
beim Abtrennen von Stämmen<br />
für mehr Sicherheit. Durch die besondere<br />
Schnittführung bleibt ein<br />
Zapfen mit dem umgebenden Holz<br />
verb<strong>und</strong>en. Der Motorsägenführer<br />
verlässt den Gefahrenbereich <strong>und</strong><br />
die eigentliche Trennung übernimmt<br />
dann zum Beispiel die Seilwinde,<br />
indem der Wurzelteller zurückgeklappt<br />
wird.<br />
Ein beeindruckender<br />
Prototyp<br />
Gerade im Windwurf, aber auch<br />
ganz allgemein bei der Holzarbeit<br />
bringt Maschineneinsatz erheblichen<br />
Sicherheitsgewinn. Die<br />
forstlichen Bildungsstätten schulen<br />
auch Feuerwehren <strong>und</strong> Bauhofmitarbeiter.<br />
Es kommt immer<br />
wieder vor, dass Feuerwehrleute<br />
Windwürfe über Straßen beseitigen<br />
<strong>und</strong> sich dabei in Gefahr begeben.<br />
Jede Maschine, die hier eingesetzt<br />
wird, schützt Menschenleben.<br />
Mit großem Interesse verfolgten<br />
die Ausbilder daher die Präsentation<br />
eines neuen Mehrzweckfahr-<br />
Fotos: WBS<br />
zeugs. Besondere Kennzeichen<br />
sind der ferngesteuerte Kran mit<br />
enormer Reichweite (bis zu 25 m)<br />
<strong>und</strong> die Wechselbrücke mit verschiedenen<br />
Anbaugeräten, die in<br />
kürzester Zeit montiert werden<br />
können. Dazu gehören unter anderem<br />
Arbeitskorb, Fassgreifer,<br />
Steinzange <strong>und</strong> Wasserwerfer.<br />
Vorgestellt wurde der Einsatz<br />
der Baumfällzange. Damit kann<br />
auf der Straße liegendes Holz<br />
durchtrennt <strong>und</strong> geräumt werden.<br />
Selbst die Beseitigung von gebrochenen<br />
Gipfeln <strong>und</strong> Totästen aus<br />
der Krone ist gefahrlos möglich.<br />
Der Bediener steht, dank der Fernsteuerung,<br />
nie im direkten Gefahrenbereich.<br />
Viele Feuerwehren <strong>und</strong><br />
Bauhöfe sind mit ähnlichen Trägerfahrzeugen<br />
ausgerüstet. Das vorgestellte<br />
Konzept erweitert das Einsatzspektrum<br />
erheblich <strong>und</strong> macht<br />
viele Tätigkeiten sicherer.<br />
Wie kommt das Seil<br />
in den Baum?<br />
Starke Rückhänger, die entgegen<br />
ihrer Hängerichtung gefällt<br />
werden müssen, sind eine besondere<br />
Herausforderung. Diese Aufgabe<br />
mit Hilfe eines Frontladers<br />
anzugehen ist nur mit völliger Ahnungslosigkeit<br />
zu erklären. Vielen<br />
wird diese Ahnungslosigkeit immer<br />
Darmstädter Verfahren: Einsatz der<br />
Wurfbeutelschleuder.<br />
Darmstädter Verfahren: Nachziehen<br />
des Seils.
BLW 12 | 25. 3. 2011 Wald 71<br />
Räumung von Windwurfholz durch Spezialfahrzeug.<br />
wieder zum Verhängnis. Der Einsatz<br />
von Leitern ist ebenfalls sehr<br />
gefährlich.<br />
Rückhänger werden fachmännisch<br />
nur mit Seilunterstützung gefällt.<br />
Dafür muss das Seil oberhalb<br />
des Schwerpunkts angebracht werden.<br />
Neben dem Besteigen der Bäume<br />
mit Steigeisen (nur nach entsprechender<br />
Fortbildung), haben<br />
sich die Königsbronner Anschlagtechnik<br />
(KAT) <strong>und</strong> das Darmstädter<br />
Verfahren etabliert.<br />
Bei der Königsbronner Anschlagtechnik<br />
wird das Seil mit einer Teleskopstange<br />
auf die Anschlaghöhe<br />
gebracht <strong>und</strong> durch eine Fixierkralle<br />
entgegen der Fällrichtung positioniert.<br />
Das Anschlagseil wird am<br />
Stammfuß ausgelegt <strong>und</strong> mittels<br />
Schäkel zu einer Schlinge verb<strong>und</strong>en.<br />
Der zweite Schäkel stellt die<br />
Verbindung zum Windenseil her.<br />
Mit dem Einziehen des Windenseils<br />
schließt sich die Seilschlinge<br />
in der fixierten Höhe.<br />
Beim Darmstädter Verfahren<br />
wird ein Wurfbeutel mit einer daran<br />
befestigten Schnur durch eine<br />
Wurfbeutelschleuder über einen<br />
geeigneten Ast geschleudert. Mit<br />
der Schnur wird das Seil nach oben<br />
gezogen <strong>und</strong> um den Baum geführt.<br />
Mit diesem Verfahren können Anhängehöhen<br />
von 15 Metern erreicht<br />
werden. Was in der Beschreibung<br />
recht kompliziert klingt, gelang in<br />
der Vorführung verblüffend gut.<br />
Bei beiden Verfahren ist die<br />
Verwendung eines ummantelten<br />
Kunststoffseils vorgesehen. Diese<br />
Seile, die auch bei der Holzrückung<br />
immer mehr Verbreitung finden,<br />
sind wesentlich leichter als herkömmliche<br />
Stahlseile. Allerdings<br />
bringt der Markt immer neue Bezeichnungen<br />
hervor. Hier wurde<br />
von den Fachleuten eine einheitliche<br />
Kennzeichnung gefordert.<br />
Vielfältige Methoden<br />
mit dem gleichen Ziel<br />
Einen großen Raum nahm die<br />
Diskussion über Lehrgangskonzepte<br />
<strong>und</strong> Unterrichtsmaterialien<br />
für die speziellen Probleme ein.<br />
Am Ende konnten alle Beteiligten<br />
mit neuen Erkenntnissen die Waldbauernschule<br />
verlassen.<br />
Einig war man sich vor allem<br />
darin, dass bei der Aus- <strong>und</strong> Fortbildung<br />
klar zwischen dem Normalanwender<br />
<strong>und</strong> dem Profi unterschieden<br />
werden muss. Die<br />
Vielzahl an Schnitttechniken für<br />
besondere Verhältnisse überfordert<br />
den Gelegenheitssäger, da er<br />
nie die Übungsschwelle erreicht.<br />
Die eigenen Grenzen zu erkennen<br />
gehört für jeden Waldbesitzer mit<br />
dazu. Besonders gefährliche Arbeiten<br />
dem Profi oder der Maschine zu<br />
überlassen, zeugt von großer Weisheit.<br />
Bayerische Waldbauernschule<br />
Kelheim-Goldberg<br />
Die Königsbronner Anschlagtechnik: Das Seil wird mit einer<br />
Teleskopstange auf die gewünschte Anschlaghöhe gebracht.<br />
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