Holz kunstvoll in Form bringen - Bayern

56 Wald BLW 21 | 27. 5. 2011
Zogen eine positive Jahresbilanz: (v. l.) BBV-Waldpräsident
Bernhard Weiler, Alfons Leitenbacher, Sepp Spann,
Johann Koch, Florian Hader, Manfred Schwarzfischer.
Mehr Ausbildung – weniger Gesetze
Bayerische Walbauernschule zieht erneut sehr positive Jahresbilanz
Lebenslanges Lernen ist heute für alle Waldbesitzer ein Muss. Das betonte Sepp
Spann, Vorsitzender des Vereins Bayerische Waldbauernschule e. V., bei der
Mitgliederversammlung. Auch um die Selbstbestimmung wahren zu können,
müssen sie sich stets neueste Erkenntnisse aneignen – am besten am Goldberg.
Die Waldbauernschule in Kelheim-Goldberg
unterstützt
die Waldbesitzer durch ein
vielfältiges Fortbildungsprogramm.
Mit neuesten Erkenntnissen und
persönlichen Erfahrungen gerüstet,
können sie ihren Wald eigenverantwortlich,
kompetent und nachhaltig
bewirtschaften. Spann forderte
die politisch Verantwortlichen auf,
mehr auf Ausbildung zu setzen und
nicht auf mehr Vorschriften.
Die Waldbauernschule und ihr
Trägerverein haben erneut ein erfolgreiches
Jahr mit zahlreichen
Lehrgangsteilnehmern, attraktiven
Kursen und vielfältigen Veranstaltungen
abgeschlossen. Die bundesweit
einmalige, gemeinsame
Hans-Jürgen Narjes verstorben
Hans-Jürgen Narjes, Gründer
und seitheriger Vorsitzender
der Arbeitsgemeinschaft ForstwirtschaftlicherLohnunternehmer
Niedersachsen e. V. (AfL Niedersachsen
e. V.), ist kürzlich im 76.
Lebensjahr verstorben. Narjes war
Niedersachse in des Wortes bester
Bedeutung, erdverwachsen, zuverlässig,
immer fair, weitsichtig
und zugleich mit unerschöpflicher
Energie und einem beispielhaften
Maß an Verantwortungsbewusstsein
und Durchsetzungsvermögen
begabt. 1979 – lange bevor auch in
anderen Bundesländern ähnliche
Aktivitäten erfolgten – gründete
er die AfL Niedersachsen e. V. Sie
sollte im Lauf der folgenden Jahre
zu seinem Lebensinhalt werden.
Schnell gewann der Verband unter
seiner umsichtigen Führung bei
Forstunternehmern und Waldbesitzern
an Ansehen und Gewicht.
Es gelang ihm, eine zeitgemäß ausgerüstete
Forstunternehmerschaft
Trägerschaft von Freistaat, Waldbesitzerverband
und Bauernverband
ist ein stabiles Fundament für
den Erfolg der Schule.
Die Forstzusammenschlüsse und
privaten Waldbesitzer, die Mitglied
im Schulverein sind, der Verein für
forstliche Standortserkundung, der
Landkreis Kelheim, die Stadt Kelheim,
die Gemeinde Scheyern, die
landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften
sowie von der Unverzichtbarkeit
professioneller Bildungsarbeit
überzeugte Sponsoren,
wie die BayWa AG, die Versicherungskammer
Bayern oder der
dlv, Deutscher Landwirtschaftsverlag,
bilden ergänzend dazu ein
Netzwerk, das beste Vorausset-
mit modernstem Maschinenpark
zu formen und gemeinsam mit der
Forstverwaltung und den Waldbesitzern
Grundsätze eines sachgerechten
und waldpfleglichen Forstmaschineneinsatzes
zu erarbeiten.
Am 1. Juni hätte Narjes im Rahmen
der Ligna in Hannover das Bundesverdienstkreuz
erhalten sollen.
Hans-Jürgen-Narjes
Foto: AfL Niedersachsen
zungen für die Aus- und Fortbildung
schafft.
Dem engagierten Team um
Schulleiter Manfred Schwarzfischer
gelang es erneut, dieses positive
Umfeld in ein attraktives Kursprogramm
umzusetzen. 2080 Kursteilnehmer
mit 7796 Lehrgangstagen
an der Schule und 2391 Teilnehmer
an den Veranstaltungen seien erneut
ein Spitzenergebnis, berichtete
Schwarzfischer.
Unter den forsttechnischen Lehrgängen
waren die Kurse für Motorsäge
und Seilwinde am gefragtesten,
bei den forstfachlichen Kursen die
Grundlehrgänge. Neu ist ein Lehrgang
Waldpädagogik für Waldbesitzer,
der unter anderem Anbieter
von Urlaub auf dem Bauernhof
anspricht.
Als einen wichtigen Grund für
die Attraktivität der Schule nannte
Schwarzfischer das ständige Arbeiten
an der Qualität. Dazu zählt etwa
die Neugestaltung der Lehrgangsunterlagen
oder die Investitionen
in die Lehrsäle, einen Spannungssimulator
oder ein neu entwickeltes
Seilwindenprüfgerät. Die Ausbildung
an den Maschinen kann jetzt
bei schlechtem Wetter zumindest
teilweise in die neue Maschinenhalle
aus Holz verlegt werden.
Der Erfolg bei den Lehrgängen
spiegelt sich auch im wirtschaftlichen
Ergebnis des Vereins wider,
ergänzte Johann Koch, Geschäftsführer
des Trägervereins. Koch
schloss sich dem Dank Spanns
an die Mitarbeiter, Förderer und
Freunde der Schule an. Sie sollten
aber unvermindert für den Besuch
der Lehrgänge an der Schule werben.
Gemeinsam mit der Beratung
und den Forstzusammenschlüssen
schafft die Schule die Voraussetzungen
für eine flächendeckend
nachhaltige Forstwirtschaft. Die finanziellen
und personellen Investi-
Foto: Koch
tionen des Freistaates zahlen sich
laut Koch bestens aus.
Natürlich wirken auch die aktuellen
forstpolitischen Diskussionen
auf die Bildungseinrichtung.
„Die Wälder, die unsere Familien
über Generationen aufgebaut haben
und die heute als besonders
wertvoll gelten, sollen künftig
vor den Waldbesitzern geschützt
werden. Das ist fachlich überhaupt
nicht nachvollziehbar und
käme einem Akt der Enteignung
gleich“, kritisierte Spann. Alle amtlichen
Inventuren bescheinigen den
Waldbesitzern ein ausgeprägtes
Verantwortungsbewusstsein.
Spann dankte Ministerialrat Alfons
Leitenbacher vom Bayerischen
Forstministerium, dass das Ministerium
gemeinsam mit den Eigentümerverbänden
für die nachhaltige
Forstwirtschaft einsteht und Stilllegungen
als ökonomischen und ökologischen
Irrweg ablehnt.
„Wir wollen eine aktive, nachhaltige
Forstwirtschaft auf ganzer
Fläche und nicht auf der einen Seite
mehr Schutzgebiete, dafür woanders
intensiver wirtschaften. Um
die Waldbesitzer bestmöglich zu erreichen,
setzt das Ministerium auf
zentrale Fortbildung an der Waldbauernschule
in Kombination mit
dezentralen Initiativen, wie das Bildungsprogramm
Wald, durch die
Ämter für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten vor Ort“, erklärte
Leitenbacher.
Blick zum Nachbarn
Ideen für die Weiterentwicklung
der Schule erhoffte sich der Schulverein
von Florian Hader, stellvertretender
Leiter der Forstlichen
Ausbildungsstätte Ort-Gmunden,
Oberösterreich. Zentrale Zielgruppe
der Ausbildungsstätte Ort sind
Kleinwaldbesitzer und bäuerliche
Waldbesitzer, daneben aber auch
Forstbetriebe, die Österreichischen
Bundesforsten, Forstunternehmer
und Infrastrukturunternehmen
(Wasserwirtschaft, Feuerwehr etc.).
Bei der Ausbildung zum Forstfacharbeiter
und Forstwirtschaftsmeister
sei die Zusammenarbeit mit den
landwirtschaftlichen Fachschulen
von zentraler Bedeutung.
Aber auch mit der Landwirtschaftskammer
und dem Waldbesitzerverband
bestehen enge Kontakte.
Innovative Kursangebote
sind „Forst und Kultur“, die Waldpädagogik,
die Grundausbildung
zum Harvesterfahrer sowie spezielle
Kurse für neue Waldbesitzer.
Diese, meist Käufer von Waldflächen,
müssen in Österreich laut Gesetz
beim Grunderwerb ein Mindestmaß
an forstwirtschaftlichen
Fortbildungen nachweisen.
Zukunftsweisend ist bei der aktuellen
Energiediskussion laut Hader
sicher die in Ort angebotene
Ausbildung zum Facharbeiter für
Biomasse.
Johann Koch
BBV, München

BLW 21 | 27. 5. 2011 Wald 57
Holz kunstvoll in Form bringen
Die Motorsäge als Künstlerwerkzeug sicher einsetzen
Das Schnitzen mit der Motorsäge
verbindet die „alte“
Kunst des Schnitzens mit
der modernen Technik. Dabei unterscheidet
man die „real chainsaw
art“, bei der ausschließlich die
Motorsäge benutzt wird, und das
„chainsaw carving“ (wörtlich übersetzt
Schnitzen mit der Kettensäge),
bei welchem auch Schnitzwerkzeuge
und Schleifpapier zum
Einsatz kommen.
Die Herstellung von Kunstobjekten
mit Hilfe der Motorsäge begann
in den 1950er-Jahren in Amerika.
Das älteste nachgewiesene
Werk stammt aus dem Jahr 1952
und ist der Namenszug des Waldarbeiters
Ray Murphy, den er mit
seiner Säge in ein Stück Brennholz
schnitzte. Ein Jahr später begann
er dreidimensionale Objekte
herzustellen. Innerhalb kurzer
Zeit gab es viele Nachahmer, alles
Waldarbeiter.
Seinen Aufschwung nahm das
Schnitzen mit der Motorsäge in den
1980er-Jahren, als es im Rahmen
derHolzfäller-Weltmeisterschaften
vorgestellt wurde. Schon 1987 fanden
die ersten Weltmeisterschaften
in den USA statt, und von da
an verbreitete sich das Phänomen
über den gesamten Globus.
Sicherheit steht
an erster Stelle
Das Schnitzen mit der Motorsäge
beinhaltet den Umgang mit einem
Werkzeug, das ein hohes Verlet-
Waldpädagogik
A m 25. und 26. Juli 2011 findet
im Bildungszentrum Kardinal-Döpfner-Haus,
Freising,
eine internationale Waldpädagogik-Tagung
statt. Die Tagung
richtet sich an Multiplikatoren
in der Waldpädagogik bzw. der
Bildung für Nachhaltige Entwicklung
aus ganz Europa, insbesondere
Leiter und Mitarbeiter
von Bildungseinrichtungen
und -netzwerken, Forstleute sowie
andere interessierte Fachleute.
Näheres und Online-Anmeldung
bis 1. Juni auf www.
forestpedagogics.eu.
zungsrisiko birgt. Deshalb benötigt
man zum Schnitzen neben fundiertenKenntnissenimUmgangmit
der Motorsäge auch eine Grundausstattung,
die in weiten Teilen
der persönlichen Schutzausrüstung
(PSA) der Waldarbeiter entspricht.
Dazu gehören zwingend:
1. Sicherheitsschuhe mit Schnittschutzeinlage
2. Schnittschutzhose oder Schnittschutzbeinlinge
3. Gehörschutz
4. Augenschutz
5. Handschuhe
6. Erste-Hilfe-Paket
Eine Säge allein
ist zu wenig
Günstig ist die Verwendung mehrerer
Motorsägen: Eine stärkere
für die groben Vorarbeiten und
eine leichte und superleichte (maximal
2,6 kW) für das „Halbgrobe“.
Auf der leichten Motorsäge empfiehlt
sich eine Halbmeißelkette mit
3/25“-Teilung, um ein sauberes und
genaues Ergebnis zu erreichen.
Für die Feinheiten und Konturen
eignet sich nur eine superleichte
Motorsäge, da beim Schnitzen viel
freihändig gearbeitet werden muss
und sich das Gewicht schnell bemerkbar
macht.
An dieser sollte ein Carving-
Schwert montiert sein. Hierbei
handelt es sich um eine spezielle
Schiene für die Motorsäge. Diese
hat als Besonderheit eine kleine
Spitze und ist aus einem Stück gefertigt.
Die schmale Spitze ermöglicht
feinere Details zu sägen und
vermindert die Rückschlaggefahr
fast vollständig. Die Umrüstung
der Säge auf eine Carving-Schiene
beinhaltet auch einen Wechsel des
Ritzels und der Kette. Für optimale
Ergebnisse benutzt man eine Kette
mit 1/4“-Teilung.
Damit beim Schnitzen nicht
so viel Kraft aufgewendet werden
muss, modifizieren erfahrene
Vielschnitzer zusätzlich die
Hobelzahnlänge.
Den Arbeitsplatz
herrichten
Bevor man zu schnitzen anfängt,
sind noch einige Dinge zu beachten.
Zum einen muss das Objekt sicher
und fest stehen. Dazu belässt
Fotos: WBS
man es entweder am Stock oder fixiert
es so am Boden, dass es auf
keinen Fall umkippen kann. Als
Nächstes muss man sich den Arbeitsbereich
so herrichten, dass
man immer und von allen Seiten
einen sicheren Stand hat. Bei Arbeiten
in der Gruppe müssen mindestens
drei Meter Sicherheitsabstand
untereinander eingehalten
werden. Wichtig sind auch regelmäßige
Pausen zur Erholung.
Als Holzart eignet sich für Einsteiger
am ehesten frisches Fichtenholz,
denn dieses lässt sich sehr
leicht bearbeiten.
Das Schnitzen kann
beginnen
Es empfiehlt sich, mit einfachen
Formen anzufangen, um die erforderlichen
Schnitttechniken zu üben
und zu verfeinern. Gut eignet sich
hier ein Pilz. An diesem lassen
sich bei geringem Schwierigkeitsgrad
sehr gut Stechschnitt, Zuein-
Eine spezielle Carving-Schiene ermöglicht das
Herausarbeiten feiner Konturen.
In fünf Schritten zum ersten
Kunstwerk! Zum Einüben der
einzelnen Schnitttechniken eignet
sich ein Pilz recht gut. Auf feine
Konturen kommt es noch nicht an.
anderschnitte und das Fräsen üben.
Auf feine Konturen kommt es noch
nicht an.
Steigern kann man den Schwierigkeitsgrad
mit einem Baum. Hierfür
benötigt man exakte Stechschnitte
und Kerben.
Um Feinheiten und eine ruhige
Hand zu trainieren, wäre die nächste
Stufe dann beispielsweise ein
Eichhörnchen, bei dem man Ohren,
Schwanz und Beine modellieren
muss.
Hat man diese Grundschnitte in
seinem Repertoire, sind der Phantasie
nur mehr die Grenzen der
Holzgröße gesetzt.
Da mit der Motorsäge geschnitzte
Objekte eine Werbung für den
Rohstoff Holz oder gar eine Zuerwerbsmöglichkeit
für Waldbesitzer
darstellen, bietet die Bayerische
Waldbauernschule jährlich
zwei Anfängerkurse zum Thema
Schnitzen mit der Motorsäge an.
Bayerische Waldbauernschule
Kelheim-Goldberg
Kurse an der Waldbauernschule
Verkehrssicherung in der Praxis 6. – 7. 6. 11
Problemfällungslehrgang 6. – 10. 6. 11
Modul 2: Rhetorik und Präsentation 20. – 21. 6. 11
Motorsägenlehrgang: Modul 3 nach GUV-I-8624 20. – 21 6. 11
Durchforstungslehrgang Nadelholz 20.– 22. 6. 11
Sommerlehrgang Waldwirtschaft 1. – 12. 8. 11
Modul 3: Besprechungsmanagement 8. – 9. 8. 11
Wiederkehrende Forstkranprüfung 24. 8. 11
Arbeiten mit dem Rückekran 25. 8. 11
Pflegelehrgang 29. – 30. 8. 11
Pflege und Durchforstung (Grundmodul) 1. – 3. 9. 11
Mechanisierte Holzernte – Chancen und Risiken 5. – 6. 9. 11
Pflege und Durchforstung (Aufbaumodul) 8. – 9. 9. 11
Waldbau mal anders! 16. – 18. 9. 11
Telefonische Anmeldung unter: 09441-6833-0