„Was nehmen wir mit - Frauenhauskoordinierung
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Gewalt gegen Männer thematisieren: wessen Aufgabe ist das?<br />
Ist es ein Versäumnis der Frauenbewegung, dass Gewalt gegen Männer immer noch kein<br />
Thema ist? Hat die Frauenbewegung das Thema verharmlost?<br />
Der Frauenbewegung kann das nicht vorgeworfen werden, sie war und ist eine Bewegung<br />
für die Rechte von Frauen. Allerdings ist diese Thematik eine Aufgabe der Sozialen Arbeit!<br />
Vor allem, wenn <strong>wir</strong> Soziale Arbeit im Sinne von Silvia Staub-Bernasconi als eine<br />
Menschenrechtsprofession verstehen, dann müssen <strong>wir</strong> anerkennen, dass jegliche illegale<br />
Gewaltanwendung zu verurteilen ist und die Betroffenen ein Recht auf Unterstützung<br />
haben. Die Arbeit in Frauenhäusern und Beratungsstellen ist ein Teil der Sozialen Arbeit, es<br />
wäre schön, wenn sie sich den Menschenrechten verpflichtet sieht.<br />
Gewalt durch Frauen ist ganz klar Thema und Aufgabe der<br />
Frauenunterstützungseinrichtungen. Hierbei kann es sich um unterschiedliche Gewalt<br />
handeln, um noch einmal bei Ute Rösemanns Vortrag anzuknüpfen. Und es ist angebracht,<br />
unsere Haltung gegenüber der Gewalt von Frauen gut zu durchdenken. Sehen <strong>wir</strong> Gewalt<br />
als Befreiungsstrategie aus der Gewalt? Sollen Frauenhäuser und Beratungsstellen Frauen<br />
auffordern, Gewalt gegen ihre Partner anzuwenden? Es macht einen Unterschied, ob eine<br />
von Gewalt betroffene Frau sich in einer akuten Situation entscheidet, sich körperlich zur<br />
Wehr zu setzen, oder ob Schutz- und Beratungseinrichtungen dieses Verhalten als Strategie<br />
propagieren. Es kann für die betroffenen Frauen sehr riskant sein, wenn der gewalttätige<br />
Partner sich davon nicht beeindrucken lässt.<br />
Geht es um andere Gewalt, die Frauen ausüben – z.B. gegen Kinder, gegen andere Frauen –<br />
dann muss ihnen ebenso wie Männern die Inverantwortungnahme für ihr Gewalthandeln<br />
abverlangt werden.<br />
Konflikte im Frauenhaus müssen ohne Gewaltanwendung ausgetragen werden. Gewalt<br />
gegen Kinder ist nicht zu akzeptieren, auch wenn die Belastungen bei häuslicher Gewalt<br />
und in Situationen der Flucht die Nerven blank liegen lassen. Gewaltfreie<br />
Konfliktlösungsstrategien zu erlernen ist auch für Frauen eine richtig gute Sache. Die Frage<br />
ist, ob die Krisensituation im Frauenhaus der geeignete Zeitpunkt dafür ist. Aber die<br />
Anbindung an Elternprogramme nach dem Frauenhausaufenthalt zur Verbesserung<br />
mütterlichen Verhaltens sollte ein Ziel sein.<br />
(Gewalt)Begriffe differenzieren und präzisieren<br />
Ute Rösemann hat dieses Thema in ihrem Vortrag bearbeitet. Seit geraumer Zeit liegen<br />
Forschungsergebnisse vor, die auf die Unterschiedlichkeit von Gewaltverhältnissen und die<br />
Unterschiede in der Bedeutung der Gewalt für Betroffene und Gewalthandelnde hinweisen.<br />
Es gilt, diese Ergebnisse für die Praxis nutzbar zu machen. Vor allem geht es darum, den<br />
Vereinfachungen der politischen Diskussion praktikable Differenzierungen<br />
entgegenzuhalten – was oft an ein Kunststück grenzt – und Differenzierungen in<br />
Konzeptionen umzusetzen: Unterschiedliche Gewaltverhältnisse haben einen<br />
unterschiedlichen Unterstützungsbedarf zur Folge.<br />
Einige Beispiele wurden im Verlauf der Tagung angerissen:<br />
• Gewalt im Geschlechterverhältnis umfasst mehr als Gewalt gegen Frauen. Das<br />
Geschlechterverhältnis umfasst mehrere Männlichkeiten und mehrere<br />
Weiblichkeiten. Z.B. ist die Gewalt dominanter Männlichkeit gegen abgewertete<br />
und als unterlegen definierte Männlichkeit ebenfalls als eine Gewalt im<br />
Geschlechterverhältnis anzusehen.<br />
• Barrierefrei bedeutet mehr als rollstuhlgerecht. Gehbehinderungen sind nicht die<br />
einzigen Behinderungen, über die <strong>wir</strong> uns Gedanken machen müssen. Eine blinde<br />
Frau oder eine Frau <strong>mit</strong> Lernschwierigkeiten brauchen andere Hilfs<strong>mit</strong>tel, um sich<br />
z.B. in einem Frauenhaus zurecht zu finden oder um von Informationen über<br />
Schutz- und Unterstützungsangebote erreicht zu werden.<br />
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