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Herbersteins nicht eingestanden Abhängigkeit von Johann Fabri ...

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nem "Memoriale" des bekannten Dietrichs <strong>von</strong> Schönberg aus dem Jahre<br />

1518. 0 Vlasij Ignat'ev wird darin "Domino Blasio interpreti" adressiert und achtungsvoll<br />

um Vermittlung bei dem derzeit allmächtigen Jurij Trachaniotes,<br />

dem bei Herberstein mehrfach genannten Georgius Parvus Trachaniotes, gebeten.<br />

0 Schönberg weilte zu dem Zeitpunkt anscheinend in Moskau 0 und bemühte<br />

sich um ein Zimmer Zobel. Der Bruder des Absenders, Nikolaus <strong>von</strong><br />

Schönberg, tritt übrigens in <strong>Herbersteins</strong> Bericht als durchaus negativ gezeichnete<br />

Person auf 0 .<br />

Ein weiterer gemeinsamer Bekannter <strong>Fabri</strong>s und <strong>Herbersteins</strong> war der<br />

russische Gesandte, dem der bürgerliche Intellektuelle mit erfürchtigem Interesse<br />

nahte. Doch Herberstein hat <strong>von</strong> Fürst Ivan Ivanovič Zasekin-Jaroslavskij<br />

0 <strong>nicht</strong>s Gutes zu berichten. Es ist jedoch zu vermuten, daß Herberstein die<br />

Wegebeschreibung nach Sibirien durch den Fürsten Semen F. Kurbskij ohne<br />

die Vermittlung seines Reisegefährten, eines Neffen desselben, <strong>nicht</strong> erlangt<br />

hätte. Wir dürfen wohl auch voraussetzen,<br />

daß Herberstein manche Einzelheit aus dem Milieu des Moskauer Hofes,<br />

etwa über die verstorbene Großfürstin Zoe-Sophia Palaeologina oder ihren<br />

Sohn Vasilij III., <strong>von</strong> dem Fürsten aus dem Geschlecht derer <strong>von</strong> Jaroslavl' als<br />

Anekdote am wärmenden Feuer der Reisebiwaks erfahren hat. Später bei seinem<br />

Aufenthalt zu Moskau ist Herberstein, dem moskovitischen Brauch nach,<br />

anscheinend effektiv zerniert worden:"Sy stellten mir leuth in das Haus, die<br />

man alls Edl hellt, das sy mich und das Haus verwardten und verwachten,<br />

und Recht zu sagen, zuuverhüten, damit niembt zw mir oder <strong>von</strong> mir, on Ir<br />

vorwissen, gienng" 0 . Er merkt auch böse an, daß seine Bekannten <strong>nicht</strong> einmal<br />

den Kopf zu ihm wandten, so als kennten sie ihn am Hofe <strong>nicht</strong> mehr.<br />

Auf der Hinreise, das kann man also voraussetzen, hat Herberstein sowohl<br />

<strong>Fabri</strong>s Niederschrift gelesen und die darin aufgeworfenen Fragen vornotiert,<br />

als auch die Gelegenheit ergriffen, russische Gewährsmänner weiter<br />

auszufragen. Leider läßt sich <strong>nicht</strong>s <strong>von</strong> dem extrapolieren, was Herberstein<br />

in den gut zwanzig Jahren bis zur Drucklegung der Commentarii hinzugelesen<br />

und hinzugelernt hat, etwa auf seinen Reisen an den polnischen Hof. Das<br />

macht die folgenden Überlegungen jedoch <strong>nicht</strong> überflüssig.<br />

***<br />

Herberstein hat in seinem Vorwort die Autoren genannt, die vor ihm über<br />

Rußland geschrieben hatten,"ex antiquioribus Nicolaus Cusanus, nostra aetate<br />

Paulus Iovius, ... Ioannes <strong>Fabri</strong> et Anthonius Bied cum tabulas tum commentarios<br />

reliquerint ..."(2 f.). Dabei übergeht er unter den älteren den bei <strong>Fabri</strong><br />

genannten Raphael Maffei Volaterranus (+ 1521) 0 , wohl deswegen, weil er<br />

dessen kurze Bemerkungen über Rußland für unwichtig hielt. Den Humanisten<br />

Paulus Jovius (+ 1552), der in Rom den russischen Dolmetscher Dmitrij<br />

Gerasimov befragt und daraus sein Werk "De legationis Moscoviticarum liber"<br />

(Venedig 1525) 0 gestaltet hatte, lobt Herberstein aus Gründen persönlicher<br />

Bekanntschaft und Neigung, nennt das Werk "eleganter sane et magna cum<br />

fide" geschrieben und den Informanten überaus zuverlässig. Jenen <strong>Johann</strong><br />

<strong>Fabri</strong>, dem er vieles verdankt, würdigt er keines lobenden Wortes, man hat<br />

sogar den Eindruck, als wolle Herberstein durch das Lob an Paolo Giovio<br />

(Darstellungsweise, Zuverlässigkeit) jene Dinge nennen, die er bei <strong>Fabri</strong> als<br />

Mangel ansah. Daß Herberstein die distanziert beschreibende Art des italienischen<br />

Humanisten höher schätzen mußte als die subjektive, <strong>von</strong> ständigen<br />

Seitenhieben auf das umstürzlerische deutsche Volk verunklärte Schreibwei­

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