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FranchiseSystemzentrale Ausgabe 1 _II-2006_ - Franchise-net

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Herausgeber: Dr. Patrick Giesler (V.i.S.d.P.) Reinhard Wingral Stephan Aschenbrenner Redaktion: Dr. Volker Güntzel<br />

Verlag: Unternehmerverlag Im Wingert 13 53424 Remagen www.unternehmerverlag.de © Unternehmerverlag<br />

in Zusammenarbeit mit der <strong>Franchise</strong>PORTAL GmbH<br />

Die Themen<br />

Professionelles Systemmanagement<br />

- Anforderungen und Lösungen Seite 1<br />

Wettbewerb der <strong>Franchise</strong>-Systeme<br />

am Markt der „schlüsselfertigen“<br />

Existenzen Seite 3<br />

Vertragsmanagement – kostenloser<br />

Schlüssel zum Erfolg Seite 5<br />

Marken machen Märkte Seite 8<br />

Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

dies ist eine Publikation, die ausschließlich<br />

für <strong>Franchise</strong>-Geber und <strong>Franchise</strong>-Manager<br />

geschrieben wird. Die Idee hatte ich bereits<br />

vor zehn Jahren. Nun ist sie Wirklichkeit geworden.<br />

Das ist Verleger Martin Schäfer und<br />

meinen Mitherausgebern zu verdanken. Wir<br />

werden Sie ab sofort regelmäßig mit Fachinformationen<br />

versorgen. Unternehmer, Manager,<br />

Berater und Rechtsanwälte werden<br />

Ihnen kostenlos ihr Wissen zur Verfügung<br />

stellen. Wir hoffen, dass Ihnen das Ergebnis<br />

gefällt und freuen uns auf Ihr Feedback.<br />

Dr. Patrick Giesler<br />

<strong>Ausgabe</strong> 1 <strong>II</strong>. Quartal <strong>2006</strong><br />

In Kooperation mit<br />

Professionelles Systemmanagement<br />

– Anforderungen und Lösungen<br />

von Reinhard Wingral<br />

Zu den elementaren Pflichten des <strong>Franchise</strong>-<br />

Gebers gehört es, eine Systemzentrale aufzubauen<br />

und professionell die im <strong>Franchise</strong>-<br />

Vertrag übernommenen Verpflichtungen gegenüber<br />

den <strong>Franchise</strong>-Nehmern zu erfüllen.<br />

Obwohl sich die über 900 in Deutschland<br />

tätigen <strong>Franchise</strong>-Systeme durch ihre Typologien,<br />

die Branchenzugehörigkeit und ihre<br />

Entwicklungsphasen unterscheiden, haben<br />

sie eines gemeinsam: Das Systemmanagement<br />

muss diese Aufgaben planen, organisieren,<br />

überwachen und entsprechend der<br />

Strategie des Systems gezielt optimieren.<br />

Einerseits müssen die Interessen des <strong>Franchise</strong>-Gebers<br />

berücksichtigt werden – andererseits<br />

muss die Motivation jedes einzelnen<br />

<strong>Franchise</strong>-Nehmers gepflegt und gefördert<br />

werden.<br />

Franchising ist die konsequenteste Form der<br />

Kooperation und bedeutet die permanente<br />

Koordination einzelner Individuen mit dem<br />

Ziel des größtmöglichen Erfolges. Der <strong>Franchise</strong>-Geber<br />

verspricht dem <strong>Franchise</strong>-Nehmer<br />

eine erfolgreiche Existenz mit soliden<br />

Erträgen und mehr Sicherheit gegen unternehmerische<br />

Fehlentscheidungen. Der Fran-<br />

MEYER-KÖRING v.DANWITZ PRIVAT<br />

Rechtsanwälte Steuerberater


chise-Nehmer vertraut auf diese Zusagen<br />

und die dargestellten Chancen und investiert<br />

erheblich – eigenes und fremdes Geld.<br />

Erfolg und Misserfolg beeinflussen das Image<br />

eines Systems. Positive Entwicklung: Erhöhung<br />

des immateriellen Geschäftswertes.<br />

Negative Entwicklung: Gefährdung der Expansion<br />

des Systems oder sogar der wirtschaftlichen<br />

Zukunft insgesamt. Ein juristisch<br />

hochwertiger <strong>Franchise</strong>-Vertrag allein ist kein<br />

Erfolgsgarant. Die Mitverantwortung des<br />

<strong>Franchise</strong>-Gebers resultiert aus seinem eigenen<br />

unternehmenspolitischem Ziel: einem<br />

leistungsfähigen Absatzweg, der dauerhaft zu<br />

mehr Marktanteil und höherer Wertschöpfung<br />

führt. Der Begriff „Systemmanagement“ löst<br />

allerdings beim <strong>Franchise</strong>-Geber oft die Assoziationen<br />

„lästig, teuer, mühsam“ aus, während<br />

der <strong>Franchise</strong>-Nehmer damit die Vorstellung<br />

von „Überwachung, Bevormundung,<br />

Misstrauen“ verbindet.<br />

Soweit die bestehenden Erkenntnisse – um<br />

diesen Anforderungen gerecht zu werden,<br />

müssen wir uns darüber klar sein, in welcher<br />

Betreuungsphase sich der jeweilige <strong>Franchise</strong>-Nehmer<br />

befindet.<br />

Vorvertragsphase<br />

Aus der Sicht des <strong>Franchise</strong>-Gebers steht in<br />

der Vorvertragsphase die Entscheidungsfindung<br />

im Vordergrund, ob mit dem <strong>Franchise</strong>-<br />

Nehmer-Interessenten ein Vertrag abgeschlossen<br />

werden soll oder nicht. Die finanzielle<br />

Situation des Interessenten, der berufliche<br />

Hintergrund, die persönlichen Motive und<br />

das familiäre Umfeld spielen eine große Rolle.<br />

Manche Interessenten neigen dazu, nur<br />

zögerlich Informationen über ihre Verhältnisse<br />

offen zu legen. Hier ist Hartnäckigkeit gefragt,<br />

denn auch der <strong>Franchise</strong>-Geber muss<br />

seinen vorvertraglichen Aufklärungspflichten<br />

mit äußerster Sorgfalt nachkommen.<br />

Aufbauphase<br />

Das Projektmanagement am Standort und<br />

der Transfer des Know-How auf den <strong>Franchise</strong>-Nehmer<br />

sind typische Aufgaben in dieser<br />

Phase. Da erfahrungsgemäß die Beschaffung<br />

einer Finanzierung unter Einbindung öffentli-<br />

<strong>II</strong>/<strong>2006</strong> <strong>Franchise</strong>-Systemzentrale | 2<br />

cher Förderung für den <strong>Franchise</strong>-Nehmer<br />

ein Thema darstellt, sollten hierzu standardisierte<br />

Hilfen in Form einer Muster-Vorhabensbeschreibung<br />

angeboten werden.<br />

Systemintegration<br />

Die Eröffnung des Geschäftsbetriebes ist die<br />

Nagelprobe für die Systemintegration. Hier<br />

kann der <strong>Franchise</strong>-Geber durch professionelle<br />

Vorbereitung und Hilfestellung zur Geschäftseröffnung<br />

seine Leistungsfähigkeit<br />

beweisen. Das dabei aufgebaute Vertrauen<br />

und die situationsgerechte Unterstützung vor<br />

Ort in den ersten Wochen bestätigen den<br />

<strong>Franchise</strong>-Nehmer in seiner Entscheidung<br />

und verstärken die emotionale Bindung zur<br />

Systemzentrale dauerhaft.<br />

Laufende Betreuung<br />

Grundsätzliche Aufgabe des Systemmanagements<br />

ist in dieser Phase die Beobachtung<br />

der wirtschaftlichen Entwicklung des <strong>Franchise</strong>-Nehmers.<br />

Das Systemcontrolling dient der<br />

Zukunftssicherung des einzelnen <strong>Franchise</strong>-<br />

Nehmers und sollte auch so vermittelt werden.<br />

Letztlich gehört alles zur laufenden<br />

Betreuung, was erforderlich ist, einen funktionierenden<br />

Betrieb des <strong>Franchise</strong>-Nehmers zu<br />

ermöglichen.<br />

Ein in der Verantwortung stehender <strong>Franchise</strong>manager<br />

muss in der Lage sein, alle Entwicklungsphasen<br />

des <strong>Franchise</strong>-Nehmer-Be-


triebes durch praxisnahe und individuelle<br />

Hilfestellungen zu begleiten, da sonst der<br />

<strong>Franchise</strong>-Nehmer die Vorteile der Systemzugehörigkeit<br />

nicht mehr wahrnimmt, und die<br />

Motivation beschädigt wird. Das <strong>Franchise</strong>-<br />

Management arbeitet dabei einerseits funktional<br />

mit harten Fakten wie Umsatz, Deckungsbeiträgen,<br />

Kostenstrukturen, Produktivität<br />

und andererseits mit weichen Fakten wie<br />

Imagepflege und Motivation zur unternehmerischen<br />

Perspektive. In Einklang gebracht<br />

werden müssen dabei zwei Zeitebenen: Die<br />

strategischen Ziele im mittelfristigen Bereich<br />

(mögliche künftige Marktchancen und Risiken)<br />

und die operativen Ziele im kurzfristigen<br />

Bereich (Monatsbudgets, Rentabilität, Liquiditätssicherung).<br />

Die Leistungsfähigkeit eines <strong>Franchise</strong>-Systems<br />

wird immer stärker an der beweisbaren<br />

Qualität der Systemzentrale gemessen werden.<br />

Gründungswillige sind mit bunten Präsentationen<br />

und Begriffen wie „Partnerschaft“<br />

und „Synergien“ immer weniger zu locken.<br />

Bestehende Unternehmen, die sich einem<br />

<strong>Franchise</strong>-System anschließen, haben auch<br />

heute noch in der Mehrheit eine kritische Distanz<br />

zum Franchising - sind andererseits aber<br />

auch durch rechenbare Vorteile zu überzeugen.<br />

Aber ein Gedanken sollte uns immer präsent<br />

sein, ob wir als Leistungsträger in der Systemzentrale<br />

oder als Berater tätig sind: Menschen<br />

vertrauen uns einen wichtigen Teil<br />

ihrer persönlichen Lebensperspektive an, und<br />

diese moralische Verantwortung sollte in unserer<br />

Arbeit erkennbar sein – unabhängig<br />

von der jeweiligen Chance, rechtlich schadlos<br />

aus einer möglicherweise verunglückten<br />

<strong>Franchise</strong>beziehung zu entkommen.<br />

Reinhard Wingral ist geschäftsführender<br />

Gesellschafter der Unternehmensberatung<br />

Wingral & Partner. Er ist auf die Beratung von<br />

<strong>Franchise</strong>-Unternehmen spezialisiert. Herr<br />

Wingral ist außerdem Finanzvorstand der<br />

MacDent AG, einem Unternehmen, das ein<br />

Zahnarzt-<strong>Franchise</strong>-System leitet.<br />

Kontakt: info@wingral.de<br />

www.wingral.de<br />

<strong>II</strong>/<strong>2006</strong> <strong>Franchise</strong>-Systemzentrale | 3<br />

Wettbewerb der <strong>Franchise</strong>-Systeme<br />

am Markt der „schlüsselfertigen“<br />

Existenzen<br />

von Dipl.-Ökonom Uwe Riediger<br />

1. <strong>Franchise</strong>-Systeme agieren auf zwei<br />

Märkten<br />

Der Erfolg am Markt der Endkunden ist<br />

grundsätzliche Voraussetzung für jedes erfolgreiche<br />

Unternehmen, damit natürlich auch<br />

für <strong>Franchise</strong>-Systeme. Die meisten <strong>Franchise</strong>-Geber<br />

haben vor Aufbau ihres Systems<br />

bereits ein erfolgreiches Unternehmen betrieben,<br />

das den <strong>Franchise</strong>-Betrieben sehr ähnlich<br />

ist oder ihnen entspricht.<br />

Aber welche Erfahrungen und welches Knowhow<br />

besitzen <strong>Franchise</strong>-Geber, um ihr <strong>Franchise</strong>-System<br />

erfolgreich „zu verkaufen“?<br />

Hervorragende Kenntnisse, die den potenziellen<br />

Partnern wirtschaftlichen Erfolg ermöglichen,<br />

bedeuten nicht zwangsläufig,<br />

dass der <strong>Franchise</strong>-Geber sein System auch<br />

erfolgreich vermarkten kann.<br />

2. Was bieten <strong>Franchise</strong>-Systeme ihren<br />

potenziellen <strong>Franchise</strong>-Partnern?<br />

Alle <strong>Franchise</strong>-Geber versprechen ihren potenziellen<br />

Partnern eine „schlüsselfertige“ und<br />

wirtschaftlich sichere Vollexistenz oder ein<br />

wirtschaftlich erfolgreiches zweites Standbein,<br />

d.h. Zukunftssicherheit für Existenzgründer<br />

und bestehende Unternehmen. Bei<br />

einer sicheren Vollexistenz erwarten potenzielle<br />

Partner, dass es sich um ein erprobtes<br />

und erfolgreiches Geschäftskonzept handelt.<br />

Diese Eigenschaft wird Interessenten von<br />

nahezu allen <strong>Franchise</strong>-Gebern versprochen.<br />

Auch im Detail unterscheiden sich hier die<br />

einzelnen <strong>Franchise</strong>-Systeme nicht wesentlich,<br />

d.h. bei den meisten <strong>Franchise</strong>-<br />

Systemen steht auf der Liste der Systemleistungen<br />

ein erfolgreiches und erprobtes Marketingkonzept,<br />

umfangreiche Schulungen,<br />

Hilfe beim Betriebsaufbau, umfangreiches<br />

Know-how für den laufenden Betrieb und<br />

laufende Unterstützung. Hinzu kommen häufig<br />

Einkaufsvorteile.


3. Wie und warum entscheidet sich ein<br />

Interessent für ein <strong>Franchise</strong>-System?<br />

Der Interessent wird sich im ersten Schritt<br />

aus den verschiedenen Datenbänken und<br />

Katalogen die Systeme heraussuchen, deren<br />

Geschäftsidee ihm grundsätzlich zusagt. Wie<br />

im vorigen Abschnitt erläutert, sind die Systemleistungen<br />

oft ähnlich formuliert. Da der<br />

Interessent häufig weder über Erfahrungen in<br />

der Branche der einzelnen <strong>Franchise</strong>-Geber<br />

noch allgemein im Bereich des Franchising<br />

verfügt, ist es für ihn sehr schwierig, aus dieser<br />

Vorauswahl die Systeme heraus zu filtern,<br />

bei denen er detaillierte Informationen<br />

anfordern und ein erstes Gespräch führen<br />

möchte. Er wird entweder „aus dem Bauch“<br />

heraus entscheiden oder sich an Fakten<br />

orientieren, die er leicht vergleichen kann.<br />

Dies gilt insbesondere für die Gebührengestaltung.<br />

Für nahezu jedes <strong>Franchise</strong>-System ist es<br />

wichtig, dass es nach diesen zwei Selektionen<br />

noch „im Rennen ist“, denn erst dann<br />

besteht die Chance, dem Interessenten ausführlich<br />

das Geschäftskonzept, die Systemvorteile,<br />

die Gebühren und Gegenleistungen<br />

usw. zu erläutern. Das Problem, genügend<br />

qualifizierte und motivierte Partner zu finden,<br />

hat sicherlich die Mehrzahl der in Deutschland<br />

angebotenen <strong>Franchise</strong>-Systeme.<br />

4. Wie kann ein <strong>Franchise</strong>-System seine<br />

Chancen am Markt der „schlüsselfertigen“<br />

Existenzen verbessern?<br />

Die gesamte Außendarstellung des <strong>Franchise</strong>-Systems,<br />

die wesentlichen Eckdaten, der<br />

Rekrutierungsprozess und die Rekrutierungsunterlagen<br />

müssen unter dem Aspekt der<br />

Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit am<br />

Markt der „schlüsselfertigen“ Existenzen einer<br />

Prüfung unterzogen werden. Hierzu gehören<br />

insbesondere:<br />

Bietet das Geschäftskonzept genügend<br />

Wettbewerbsvorteile für einen mittel- und<br />

langfristigen Erfolg der <strong>Franchise</strong>-Nehmer?<br />

Es muss also die wirtschaftliche Attraktivität<br />

für potenzielle <strong>Franchise</strong>-Nehmer überprüft<br />

werden. Diese Prüfung muss auch unter<br />

<strong>II</strong>/<strong>2006</strong> <strong>Franchise</strong>-Systemzentrale | 4<br />

dem Aspekt einer möglichen Einzelgründung<br />

mit einem ähnlichen oder nahezu gleichen<br />

Konzept erfolgen.<br />

Eine Überprüfung der gesamten Außendarstellung<br />

des Systems, insbesondere der<br />

Homepage: Wie wirkt die Homepage auf Interessenten,<br />

und wie viele Informationen<br />

bietet diese den Interessenten über das<br />

<strong>Franchise</strong>-System?<br />

Eine Analyse der in der Branche konkurrierenden<br />

<strong>Franchise</strong>-Systeme (sofern vorhanden),<br />

wozu unbedingt auch ein Vergleich<br />

von Gebühren und Gegenleistungen gehört.<br />

Eine Analyse und ein Vergleich mit <strong>Franchise</strong>-Systemen<br />

aus einer anderen Branche,<br />

die potenziell für einen eigenen Interessenten<br />

in Frage kommen könnte, ist ebenfalls<br />

oft hilfreich.<br />

Außerdem muss geprüft werden, ob die<br />

wesentlichen Punkte, die für die Geschäftsidee<br />

und das <strong>Franchise</strong>-System sprechen,<br />

auf der Homepage und/oder den Informationsschriften<br />

so dargestellt sind, dass diese<br />

auch für einen Laien verständlich und überzeugend<br />

sind. Wird man insgesamt dem Informationsbedarf<br />

der Interessenten – auch<br />

unter Beachtung der vorvertraglichen Aufklärungspflichten<br />

– gerecht?<br />

Wie viele Interessenten habe ich mit den<br />

bisherigen Rekrutierungsmaßnahmen erreicht,<br />

und wie hoch war die Abschlussquote?<br />

Passte die Qualifikation der Interessenten<br />

bisher zu den Anforderungen des Systems?<br />

Ist mir bekannt, warum sich Interessenten<br />

gegen mein <strong>Franchise</strong>-System entschieden<br />

haben? Welches waren die wichtigsten Ablehnungsgründe?<br />

Nach einer ausführlichen Analyse, bei der die<br />

Einschaltung eines externen und damit neutralen<br />

Experten hilfreich sein kann, sind häufig<br />

Veränderungen und Verbesserungen in<br />

verschiedenen Bereichen notwendig. Homepage<br />

und Informationsschriften müssen eventuell<br />

überarbeitet, Wirtschaftlichkeitsprogno-


sen aktualisiert, die Konditionen für die <strong>Franchise</strong>-Nehmer<br />

geändert und auch neue Wege<br />

der <strong>Franchise</strong>-Nehmer-Rekrutierung – z.B.<br />

eine aktive regionale Suche – beschritten<br />

werden.<br />

5. Fazit<br />

Nur ein erprobtes, erfolgreiches <strong>Franchise</strong>konzept,<br />

dessen Wettbewerbsvorteile langfristig<br />

gesichert werden, das am Markt der<br />

„schlüsselfertigen“ Existenzen wettbewerbsfähig<br />

ist und bei dem eine systematische,<br />

strukturierte Partner-Rekrutierung erfolgt,<br />

wird sich am Markt durchsetzen und langfristig<br />

behaupten.<br />

Uwe Riediger ist selbstständiger Partner der<br />

Franchising Consultants Group. Nach langjähriger<br />

Tätigkeit als Filialleiter „Firmengeschäft“<br />

einer deutschen Großbank berät er<br />

seit vielen Jahren <strong>Franchise</strong>-Geber bei dem<br />

Aufbau und der Optimierung ihrer Systeme.<br />

Kontakt: riediger-oberhausen@t-online.de<br />

www.franchising-consultants.de<br />

Vertragsmanagement – kostenloser<br />

Schlüssel zum Erfolg<br />

von Dr. Patrick Giesler<br />

Hinter dem Ausdruck „Vertragsmanagement“<br />

verbirgt sich die Methode, wie man mit den<br />

vielen Komplikationen umgehen sollte, die im<br />

Zusammenhang mit <strong>Franchise</strong>-Verträgen in<br />

der Praxis auftreten. Jeder <strong>Franchise</strong>-Geber<br />

kennt die Probleme, die auftreten, wenn Interessenten<br />

Sonderwünsche äußern.<br />

Vertragsmanagement hat nichts mit Jura zu<br />

tun. Man muss nicht Anwalt sein, um sich mit<br />

Vertragsmanagement zu befassen. Im Gegenteil:<br />

Die meisten Anwälte haben davon<br />

überhaupt keine Ahnung.<br />

Die gute Nachricht: Vertragsmanagement ist<br />

leicht zu erlernen. Die noch bessere Nach-<br />

<strong>II</strong>/<strong>2006</strong> <strong>Franchise</strong>-Systemzentrale | 5<br />

richt: Vertragsmanagement ist vollkommen<br />

kostenlos. Wenn man ein paar Grundsätze<br />

beherrscht, erleichtert es die tägliche Arbeit<br />

um ein Vielfaches.<br />

Erstes Prinzip: Individuelle Änderungen<br />

am <strong>Franchise</strong>-Vertrag gibt es nicht.<br />

Um es vorweg zu nehmen: Es ist verständlich,<br />

wenn Existenzgründer nach der Lektüre<br />

des Muster-<strong>Franchise</strong>-Vertrages viele Fragen<br />

und manche Änderungswünsche vorbringen.<br />

<strong>Franchise</strong>-Verträge sind für die meisten Menschen<br />

keine alltägliche Erscheinung. Und die<br />

hohe wirtschaftliche Bedeutung (allein wenn<br />

man die Investitionsverpflichtung des <strong>Franchise</strong>-Nehmers<br />

betrachtet) rechtfertigt auch,<br />

dass jeder Interessent einen Berater oder<br />

Rechtsanwalt dazu befragt.<br />

Wenn ein <strong>Franchise</strong>-Geber in der Entwicklung<br />

seines Systems so weit fortgeschritten<br />

ist, dass er Änderungswünschen prinzipiell<br />

nie mehr nachgibt, kommt es auf die nachstehenden<br />

Ausführungen natürlich nicht an.<br />

Das ist allerdings in der Praxis selten realistisch,<br />

und selbst größere Systeme lassen<br />

geringfügigere Änderungen zu; jedenfalls<br />

wenn es auf Seiten des Interessenten sachliche<br />

und verständliche Gründe dafür gibt.<br />

Trotz allem Verständnis für Änderungs- und<br />

Sonderwünsche: Manchmal nervt es. Mit dem<br />

richtigen Vertragsmanagement können die<br />

Nerven allerdings geschont werden.<br />

Das Problem der Änderungs- und Sonderwünsche<br />

tritt eigentlich in doppelter Gestalt<br />

auf:<br />

Der erste Typus ist der notorische Querulant,<br />

der bereits aus eigenem Antrieb nicht einsieht,<br />

dass er die Waren bei der Systemzentrale<br />

kaufen muss oder parallel kein Wettbewerbsunternehmen<br />

errichten darf. Seine<br />

Sonderwünsche erschüttern manchmal die<br />

Grundfesten des <strong>Franchise</strong>-Vertrages. Wenn<br />

man seinen Anliegen vollständig nachgeben<br />

würde, wäre die Zusammenarbeit mit ihm<br />

nach Vertragsabschluss kaum noch als<br />

„Franchising“ zu bezeichnen. Dagegen hilft<br />

auch kein Vertragsmanagement. Wenn ein


Interessent aus eigenem Antrieb derart<br />

schwerwiegende Änderungswünsche hat, hilft<br />

nur noch eines: „Nein“ zu sagen. „Nein“ zur<br />

<strong>Franchise</strong>-Partnerschaft. Mit einem Partner,<br />

der sich schon vor Vertragsunterzeichnung<br />

als Nervensäge entpuppt, kann man sowieso<br />

nicht vernünftig zusammen arbeiten.<br />

Der zweite Typus ist der „Anwaltshörige“. Er<br />

äußert seine Änderungswünsche nicht aus<br />

eigenem Antrieb, sondern hat seinen Hausanwalt<br />

befragt. Der Anwalt hat dabei zum<br />

ersten Mal in seinem Leben einen <strong>Franchise</strong>-<br />

Vertrag zu Gesicht bekommen (Franchising<br />

kommt in der Ausbildung von Juristen nicht<br />

vor). Der Hausanwalt präsentiert daraufhin<br />

eine lange Liste mit Änderungsempfehlungen<br />

und Warnhinweisen. Eigentlich rät er damit<br />

dem Interessenten fast davon ab, den Vertrag<br />

zu unterzeichnen.<br />

Hier muss man unterscheiden: Wenn die<br />

Warnhinweise zu deutlich und die Liste der<br />

Änderungsempfehlungen zu lang ist, kann<br />

der Interessent „verdorben“ sein – er kommt<br />

möglicherweise nicht mehr als neuer Partner<br />

in Betracht. Seine Verunsicherung sitzt zu<br />

tief. Wenn die Liste der Änderungsempfehlungen<br />

noch passabel ist, lohnt es sich oft zu<br />

verhandeln. Im Zuge dieser Verhandlungen<br />

kommt jeder Systemzentrale ein professionelles<br />

Vertragsmanagement zugute. Vertragsmanagement<br />

schafft Übersicht und bewirkt<br />

schnelle Verhandlungsergebnisse.<br />

Zweites Prinzip: Individuelle Zugeständnisse,<br />

Modifikationen und Kompromisse<br />

werden immer in einer Zusatzvereinbarung<br />

geregelt.<br />

In allen Fällen gilt: Individuelle Änderungen<br />

am Text des <strong>Franchise</strong>-Vertrages gibt es<br />

nicht. Wenn die Systemzentrale individuelle<br />

Zugeständnisse machen will oder einen<br />

Kompromiss regeln möchte, wird dies in einer<br />

Zusatzvereinbarung formuliert. Der Vorteil<br />

liegt klar auf der Hand: Sobald es in dem<br />

System erst einmal mehr als 50 <strong>Franchise</strong>-<br />

Nehmer gibt, wird es unübersichtlich, falls<br />

jeder <strong>Franchise</strong>-Vertrag andere individuelle<br />

Inhalte hat. Wenn hingegen alle Besonderheiten<br />

auf einem gesonderten Blatt, das dem<br />

<strong>II</strong>/<strong>2006</strong> <strong>Franchise</strong>-Systemzentrale | 6<br />

Vertrag beigefügt wird, geregelt sind, genügt<br />

ein Blick, um die Sonderregelungen zu finden.<br />

Außerdem ist diese Methode deutlich preiswerter:<br />

Eingriffe in den eigentlichen <strong>Franchise</strong>-Vertrag<br />

wird eine Systemzentrale sehr viel<br />

eher ausführlich mit einem Rechtsanwalt abstimmen<br />

müssen. Eine Zusatzvereinbarung<br />

lässt sich aufgrund ihrer Übersichtlichkeit<br />

schnell gestalten. Ein <strong>Franchise</strong>-Rechtsanwalt<br />

wird dafür kaum mehr als 15 oder 30<br />

Minuten benötigen und dementsprechend<br />

entstehen für den <strong>Franchise</strong>-Geber kaum<br />

Kosten.<br />

Beispiel<br />

Zusatzvereinbarung zum<br />

XYZ <strong>Franchise</strong>-Vertrag<br />

zwischen A-GmbH („<strong>Franchise</strong>-Geber“)<br />

und Herrn B. („<strong>Franchise</strong>-Nehmer“)<br />

Abweichend von den Bestimmungen des anliegenden <strong>Franchise</strong>-Vertrages<br />

wird noch Folgendes vereinbart:<br />

1. Ergänzend zu § 6 des <strong>Franchise</strong>-Vertrages ist vorgesehen,<br />

dass der <strong>Franchise</strong>-Nehmer einen zusätzlichen Trainingstag<br />

erhält.<br />

2. Abweichend von § 11 des <strong>Franchise</strong>-Vertrags beträgt der<br />

Prozentsatz der <strong>Franchise</strong>gebühr im ersten Vertragsjahr nur<br />

6%.<br />

3. Entgegen § 14 des <strong>Franchise</strong>-Vertrages unterliegt der <strong>Franchise</strong>-Nehmer<br />

keinem nachvertraglichen Wettbewerbsverbot.<br />

(Ort, Datum, Unterschriften)<br />

Wichtig ist dabei, dass die Zusatzvereinbarung<br />

deutlich als Bestandteil des <strong>Franchise</strong>-<br />

Vertrages erkennbar ist. Obwohl mittlerweile<br />

nicht mehr unbedingt rechtlich notwendig, ist<br />

es weiterhin ratsam, die Zusatzvereinbarung<br />

fest mit dem <strong>Franchise</strong>-Vertrag zu verbinden.<br />

Dann kann es keine Probleme geben.<br />

Drittes Prinzip: Richtiges Anlagen- und<br />

Lückenmanagement<br />

Ein <strong>Franchise</strong>-Vertrag, in dem auf eine Anlage<br />

verwiesen wird, die nicht existiert, kann<br />

unwirksam sein. Das ist ein nennenswertes<br />

Risiko. Solche Fälle kommen selbst in sehr<br />

professionell organisierten Systemzentralen<br />

immer wieder vor.


Die erste Gegenstrategie ist, die Anlagen<br />

nicht in separaten Dateien zu speichern, sondern<br />

unmittelbar als ein Bestandteil des<br />

<strong>Franchise</strong>-Vertrages anzulegen. Das hilft<br />

allerdings nur bei Anlagen, die nicht individuell<br />

erstellt werden müssen (beispielsweise<br />

kann eine Gebietskarte natürlich nicht standardmäßig<br />

vorgesehen werden).<br />

Die zweite Gegenstrategie ist die Schaffung<br />

einer Checkliste, die den Standardablauf für<br />

den Vertragsabschluss abbildet. Bevor der<br />

<strong>Franchise</strong>-Vertrag unterzeich<strong>net</strong> und abgeheftet<br />

wird, kontrollieren die Mitarbeiter der<br />

Systemzentrale nach fest definierten Abläufen<br />

die Vollständigkeit. Das hat auch den<br />

Vorteil, dass diese Tätigkeit delegiert werden<br />

kann.<br />

Das Problem tritt nicht nur im Zusammenhang<br />

mit Anlagen auf. Auch das Offenlassen<br />

von „Lücken“ (z.B. Lücke zur Eintragung des<br />

Eröffnungsdatums) kann in Extremfällen zur<br />

Unwirksamkeit des gesamten Vertrages führen.<br />

Also muss ebenso sorgfältig kontrolliert<br />

werden, ob sämtliche Lücken ausgefüllt sind.<br />

Auch diese Kontrolle ist deshalb Bestandteil<br />

der Checkliste.<br />

Viertes Prinzip: Ein <strong>Franchise</strong>-Nehmer –<br />

ein Ordner<br />

Das „papierlose Büro“ ist eine Illusion für Systemzentralen.<br />

Die Vertragsunterlagen müssen<br />

im Original (mit Originalunterschriften)<br />

verwahrt werden. Das gilt vor allem für die<br />

Widerrufsbelehrung, wenn der <strong>Franchise</strong>-<br />

Vertrag eine solche Anlage erfordert und vorsieht.<br />

Für jeden <strong>Franchise</strong>-Nehmer wird ein eigener<br />

Ordner angelegt. Dieser Ordner enthält u.a.<br />

folgende Dokumente:<br />

Kopie der vorvertraglichen Informationsunterlagen,<br />

so wie sie dem <strong>Franchise</strong>-Nehmer<br />

ausgehändigt worden sind.<br />

Quittung des <strong>Franchise</strong>-Nehmers, dass er<br />

die vorvertraglichen Informationsunterlagen<br />

ausgehändigt erhalten hat. Es ist klar, dass<br />

<strong>II</strong>/<strong>2006</strong> <strong>Franchise</strong>-Systemzentrale | 7<br />

dies ein Dokument ist, das besonders sorgfältig<br />

aufbewahrt werden muss.<br />

<strong>Franchise</strong>-Vertrag mit normalen Anlagen.<br />

Widerrufsbelehrung.<br />

Quittung über Widerrufsbelehrung.<br />

Zusatzvereinbarung (wenn vorhanden)<br />

Sämtliche Korrespondenz mit dem <strong>Franchise</strong>-Nehmer,<br />

die auf den <strong>Franchise</strong>-Vertrag<br />

bezogen ist (z.B. Abmahnungen, Kündigungen,<br />

Vertragsänderungen).<br />

„Ordnung ist das halbe Leben“ hieß es früher.<br />

Dieser Grundsatz ist beim Umgang mit Verträgen<br />

zweifellos richtig.<br />

Fünftes Prinzip: Fortschreiben sämtlicher<br />

Vertragsmuster<br />

Im Laufe der Jahre unterliegen die Vertragsmuster<br />

(Geheimhaltungsvereinbarung, Reservierungsvereinbarung,<br />

<strong>Franchise</strong>-Vertrag,<br />

Gebietsentwicklungsvertrag etc.) regulären<br />

Änderungen. Diese Änderungen ergeben<br />

sich aus einer notwendigen Weiterentwicklung<br />

der Muster, also nicht aus individuellen<br />

Wünschen von Vertragspartnern. Es ist ratsam,<br />

die Muster kontinuierlich zu nummerieren.<br />

Man kann das entweder mit dem Zusatz<br />

eines Datums („Stand tt.mm.jj“) tun oder dafür<br />

Ziffern („01... 02... 03...“) verwenden. Im<br />

Laufe der Lebenszeit eines Systems sind<br />

verschiedene Mustergenerationen zugleich<br />

im Einsatz. Ältere <strong>Franchise</strong>-Nehmer haben<br />

noch frühere Versionen des <strong>Franchise</strong>-<br />

Vertrages. Mit einem Blick auf die Nummerierung<br />

hat man sofort Klarheit, um welche Mustergeneration<br />

es sich handelt und welche<br />

Besonderheiten zu beachten sind.<br />

Dr. Patrick Giesler ist einer der bekanntesten<br />

<strong>Franchise</strong>-Anwälte. Seine Kanzlei berät<br />

ausschließlich die Seite der <strong>Franchise</strong>-Geber<br />

und verfügt über ein Anwaltsteam für Franchising.<br />

Herr Dr. Giesler hat mehrere Bücher<br />

über <strong>Franchise</strong>recht geschrieben.<br />

www.mkvdp.de


Marken machen Märkte<br />

von Knut S. Pauli<br />

Der Erfolg eines <strong>Franchise</strong>-Systems, gemessen<br />

an der rapiden Zunahme der <strong>Franchise</strong>-<br />

Partner und der Öffnung einer Marktnische zu<br />

einem etablierten Markt, basiert auf der Originalität<br />

der Geschäftsidee und der geschützten<br />

Betriebsgeheimnisse, die in einem professionellen<br />

Schulungs- und Qualifizierungsprozess<br />

den meist branchenfremden Partnern<br />

vermittelt werden. Die Akzeptanz einer<br />

neuen <strong>Franchise</strong>-Marke muss sich jedoch in<br />

der Meisterung einer doppelten Herausforderung<br />

beweisen: Es gilt, ein Profil im wachsenden<br />

<strong>Franchise</strong>-Markt der rund 1.000<br />

<strong>Franchise</strong>-Systeme zu gewinnen, wie im<br />

Kunden-Markt als Alternative zu konkurrierenden<br />

Angeboten. Um beide Ziele gleichgewichtig<br />

anzugehen, müssen <strong>Franchise</strong>-Geber<br />

den Markenaufbau und die damit verbundene<br />

Imagearbeit sorgfältig planen und langfristig<br />

anlegen. Denn der Transmissionsriemen zwischen<br />

Geschäftsidee und Markterfolg dreht<br />

sich anfangs langsam, sein Tempo wird jedoch<br />

wesentlich beeinflusst durch die Investition<br />

in die Markenkommunikation. Hierbei<br />

spielen Werbung und PR-Arbeit eine wesentliche<br />

Rolle. Denn Werbung schafft Markenpräsenz.<br />

Mit einem definierten Werbebudget<br />

können Anzeigen gestaltet und Texte innerhalb<br />

der werberechtlichen Möglichkeiten provokant<br />

formuliert werden, um ein Ziel zu erreichen,<br />

den geneigten Leser zur Reaktion<br />

aufzufordern, sei es ein potenzieller <strong>Franchise</strong>-Nehmer<br />

oder ein potentieller Kunde.<br />

Allerdings ist Werbung teuer und ihre Glaubwürdigkeit<br />

sinkt tendenziell. Daher gewinnt<br />

die PR-Arbeit (Öffentlichkeitsarbeit) einen<br />

immer höheren Stellenwert insbesondere in<br />

der <strong>Franchise</strong>-Wirtschaft. Denn jeder <strong>Franchise</strong>-Geber<br />

hat zwei wertvolle Güter anzubieten:<br />

Gut 1: die sichere und erfolgreiche<br />

Existenzgründung und Gut 2: ein nutzbringendes<br />

Produkt bzw. eine Dienstleistung. Um<br />

Kunden und Partner gleichermaßen gewinnbringend<br />

zu überzeugen, genügen werbliche<br />

Anstrengungen nicht aus. Zur Markenpräsenz<br />

muss der Markeninhalt kommuniziert werden.<br />

Dies ist mit werblichen Mitteln allein nicht<br />

möglich, sondern vor allem durch die Instru-<br />

<strong>II</strong>/<strong>2006</strong> <strong>Franchise</strong>-Systemzentrale | 8<br />

mente der PR insbesondere der Pressearbeit.<br />

Redaktionelle Beiträge in Wirtschaftsmagazinen,<br />

Tageszeitungen und in TV-<br />

Formaten haben eine ungleich höhere<br />

Glaubwürdigkeit, als die gedruckte Werbebotschaft.<br />

Werbung wie PR ergänzen sich<br />

daher idealtypisch beim Markenaufbau.<br />

Zum Start einer <strong>Franchise</strong>-Idee ist die damit<br />

verbundene und über einen Corporate Design-Prozess<br />

kreierte Marke einem Rohdiamanten<br />

gleich, der geschliffen werden muss.<br />

Den Schliff erzeugt zum einen Werbung, zum<br />

anderen aber PR. Top-Marken der <strong>Franchise</strong>-<br />

Branche wie OBI, Schülerhilfe oder Portas<br />

haben in mehr als 30 Jahren Markenaufbau<br />

diesen Prozess systematisch gesteuert und<br />

gehören zu den etablierten Marken weit über<br />

den <strong>Franchise</strong>-Markt hinaus.<br />

Zum Beispiel Portas: Die Renovierungs-<br />

Spezialisten aus Ditzingen bei Frankfurt gehören<br />

zur Königsklasse der deutschen Marken.<br />

In dem renommierten Nachschlagewerk<br />

„Deutsche Standards: Marken des Jahrhunderts“,<br />

wird Portas in einer Reihe mit Persil<br />

oder Porsche dokumentiert. Immerhin steckt<br />

hinter dem Unternehmen eine Markenbekanntheit<br />

von über 80 Prozent. Junge <strong>Franchise</strong>-Marken<br />

wie Paketeria, Lienhop oder<br />

Sysbo stecken mittendrin in dem Prozess des<br />

Markenaufbaues.<br />

Ein wesentlicher Baustein ist hier zunächst<br />

der aus der Firmenphilosophie und den damit<br />

verbundenen Leitbildern abgeleitete Visualisierungsprozess,<br />

der idealtypisch in ein Corporate<br />

Design-Manual mündet. Hierin wird<br />

festgeschrieben, wie die Kommunikation mit<br />

der Marke richtigerweise eingesetzt wird. Der<br />

einheitliche Auftritt, die gleichgerichtete Markenpräsentation<br />

und Anzeigen bis zur Beschriftung<br />

von Firmenautos werden damit<br />

sichergestellt. Die gleiche Sorgfalt sollte jedoch<br />

auch bei der Kommunikation der Markeninhalte<br />

walten. Nur wenn klar kommuniziert<br />

wird, für was ein Unternehmen steht,<br />

was seine Leistungsparameter sind, was sein<br />

Nutzen gegenüber Wettbewerbsangeboten<br />

ist, gelingt es, die Austauschbarkeit von Marken<br />

zu vermeiden. Aus dem Rohdiamant wird<br />

so ein Solitär – also eine Marke mit hohem<br />

Bekanntheitsgrad und klarem Profil.


Als Differenzierungsmerkmal zum Wettbewerb<br />

steuert die Marke Kaufentscheidungen<br />

und beeinflusst so Erfolg oder Misserfolg eines<br />

<strong>Franchise</strong>-Systems. Die Verknüpfung<br />

des werblich geschaffenen Markenerscheinungsbildes<br />

und des durch PR-Arbeit vermittelten<br />

Markeninhaltes ist die Herausforderung<br />

im Marketing. Vor allem mit dem Instrument<br />

der Pressearbeit werden die komplexen Leistungsparameter<br />

des jeweiligen Produktes<br />

oder Services offenbart und der Nutzen für<br />

die Anwender herausgestellt und erläutert.<br />

Daher liegt in der Pressearbeit der Schlüssel<br />

zum Markenerfolg. Denn wer die Journalisten<br />

anhand belegbarer Fakten und Hintergrundinformationen<br />

von seinem Produktnutzen<br />

überzeugen kann, erreicht deren Leser: seine<br />

Kunden. Journalisten sind vor allem ihren<br />

Lesern verpflichtet und filtern daher Fakten<br />

gründlich, denn letztlich stellen sie sich mit<br />

ihren Bewertungen in den Artikeln der öffentlichen<br />

Meinungskritik. Umgekehrt schafft eine<br />

nur werblich gestützte Markenbekanntheit<br />

letztlich kein Vertrauen. Dies gelingt erst<br />

durch die noch so kritische Berichterstattung.<br />

Eine gute Presse fördert das positive Image<br />

und erhöht gleichfalls wie die Werbung den<br />

Bekanntheitsgrad.<br />

Diesen Doppelnutzen gibt es übrigens zu<br />

einem sehr attraktiven Preis-Leistungsverhältnis.<br />

Schon bei einem mittleren Werbeetat<br />

genügen etwa 10 bis 15 Prozent der Werbeausgaben<br />

als Einsatz für eine erfolgreiche<br />

PR- und Pressearbeit. Denn letztlich ist es<br />

sie, die hilft, die Werbeinvestitionen zu verzinsen.<br />

Wer diesen Zusammenhang sieht<br />

und in seine unternehmerische Praxis überträgt,<br />

wird rasch feststellen, wie er mit dem<br />

PR-Hebel eine Marke schafft, die tatsächlich<br />

Märkte öff<strong>net</strong>.<br />

Knut S. Pauli ist geschäftsführender Gesellschafter<br />

der ADVISA Wirtschaftskommunikation<br />

GmbH in Monheim am Rhein und Autor<br />

des Fachbuches „Leitfaden für die Pressearbeit“,<br />

Beck-Verlag, 3. Auflage, München. Er<br />

ist seit vielen Jahren für die <strong>Franchise</strong>-<br />

Wirtschaft tätig.<br />

www.advisa-gruppe.de<br />

Impressum<br />

<strong>II</strong>/<strong>2006</strong> <strong>Franchise</strong>-Systemzentrale | 9<br />

Verlag: UNTERNEHMERVERLAG Martin Schäfer,<br />

Im Wingert 13, 53424 Remagen<br />

Telefon: 02228/912912-0, Telefax: 02228/912912-10,<br />

www.unternehmerverlag.de, info@unternehmerverlag.<br />

Herausgeber: Dr. Patrick Giesler, Reinhard Wingral,<br />

Stephan Aschenbrenner.<br />

Redaktion: Dr. Volker Güntzel, Oxfordstraße 21, 53111<br />

Bonn, Telefon: 0228/72736-0, Telefax: 0228/72636-77,<br />

guentzel@mkvdp.de.<br />

Verteilung, Abbestellung: Diese Publikation wird von<br />

der <strong>Franchise</strong>PORTAL GmbH, Heidestraße 30a, 53797<br />

Lohmar per E-Mail kostenlos an alle <strong>Franchise</strong>-Geber<br />

verteilt, die bei www.franchiseportal.de registriert sind.<br />

Die E-Mail sieht bei jeder Versendung eine Möglichkeit<br />

zur Abbestellung vor. Daneben kann die Abbestellung<br />

auch auf anderem Wege bei der <strong>Franchise</strong>PORTAL<br />

GmbH erfolgen, z.B. an contact@franchiseportal.de.<br />

Erscheinungsweise: dreimonatlich.<br />

Nachdruck: Alle in dieser Publikation veröffentlichten<br />

Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Kein Teil<br />

dieser Publikation darf außerhalb der engen Grenzen<br />

des Urheberrechtsgesetzes ohne schriftliche Genehmigung<br />

des Verlages reproduziert werden.<br />

Fremdbeiträge geben nicht unbedingt die Meinung des<br />

Verlages, der Herausgeber und der Redaktion wieder.<br />

Manuskripte: Verlag, Herausgeber und Redaktion<br />

haften nicht für Manuskripte, die unverlangt eingereicht<br />

werden. Sie können nur zurückgegeben werden, wenn<br />

Rückporto beigefügt ist. Die Annahme zur Veröffentlichung<br />

muss schriftlich erfolgen. Mit der Annahme zur<br />

Veröffentlichung überträgt der Autor dem Verlag das<br />

ausschließliche Verlagsrecht für die Zeit bis zum Ablauf<br />

des Urheberrechts.

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