Vollversion (8.07 MB) - Forschungsjournal Soziale Bewegungen
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<strong>Forschungsjournal</strong> NSB<br />
UI<br />
häufiger negativ.<br />
Verengt man den Blickwinkel auf<br />
die zentrale Gewaltfrage, so zeigen<br />
sich weitere interessante Charakteristika<br />
der Zeitungsberichterstattung:<br />
Wurde Gewalt in der FR und<br />
der SZ kaum thematisiert (durchschnittlich<br />
in einer von 40 bis 45<br />
wertenden Aussagen), so zeigten<br />
die FAZ (eine von 28 wertenden<br />
Aussagen) und vor allem die<br />
WELT (eine von 16 wertenden<br />
Aussagen) weit mehr Interesse an<br />
diesem Thema. Dabei unterschieden<br />
sich die Zeitungen weniger<br />
durch ihre Berichterstattung über<br />
faktisches Geschehen — etwa<br />
Handgreiflichkeiten oder Sachbeschädigungen<br />
— als vielmehr durch<br />
die Erwartungen zukünftiger Gewalthandlungen<br />
im Vorfeld von<br />
Protestaktionen. Während Spekulationen<br />
über Gewalttaten bei geplanten<br />
Demonstrationen in der<br />
FR und der SZ praktisch kein Thema<br />
waren, spielten die konservativen<br />
Blätter—und hier wiedervor allem<br />
die WELT - die Zukunftserwartungen<br />
hoch. Dies geschah in<br />
einer Weise, welche geeignet war,<br />
die Veranstaltungen vorab in Mißkredit<br />
zu bringen: sieben von elf<br />
Aussagen in der FAZ und 14von 16<br />
Aussagen in der WELT waren Befürchtungen<br />
oder Prognosen, es<br />
werde zu Gewalthandlungen<br />
durch Anhänger der Friedensbewegung<br />
kommen.<br />
III. Die Berichterstattung in<br />
den Abendnachrichten<br />
In den Hörfunk-Abendnachrichten<br />
behandelten insgesamt 81 Beiträge<br />
mit einer Sendedauer von<br />
knapp einer Stunde die Friedensbewegung.<br />
Relativ umfangreich<br />
berichteten der BR, der HR und der<br />
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NDR/WDR. Dagegen war in den<br />
Abendnachrichten von SFB und<br />
SR nur wenig über den Anti-Nachrüstungs-Protest<br />
zu hören.<br />
In ihrer durchschnittlichen Gesamttendenz<br />
berichteten die<br />
Abendnachrichten deutlich positiver<br />
über den Protest als die Zeitungen:<br />
Hielten sich dort Pro- und<br />
Contra-Informationen die Waage<br />
(s.o.), so legitimierten in den Nachrichtensendungen<br />
im Mittel drei<br />
von fünf Aussagen die Friedensbewegung.<br />
Am massivsten wurden<br />
die Stationierungsgegner im SWF,<br />
in RB, im NDR/WDR und im SR<br />
unterstützt. Demgegenüber berichtete<br />
der SFB außerordentlich<br />
kritisch.<br />
Die redaktionellen Linien der genannten<br />
Sender lagen weit außerhalb<br />
des Zeitungsspektrums und<br />
können somit als sehr einseitig bezeichnet<br />
werden. Gemessen an der<br />
Mitte des publizistischen Zeitungsspektrums<br />
wies allein der<br />
DLF eine (fast) ausgewogene Berichterstattung<br />
auf.<br />
Die Rechtmäßigkeit und Rechtskonformität<br />
des Protests waren allein<br />
in den Abendnachrichten des<br />
BR ein bedeutsames Thema: zehn<br />
von 17 Aussagen'setzten die Friedensbewegung<br />
ins Unrecht. Damit<br />
behandelte der BR diesen Aspekt<br />
ähnlich negativ wie die SZ. Für die<br />
übrigen Sender entfällt eine detaillierte<br />
Betrachtung wegen der<br />
schmalen Datenbasen. Allerdings<br />
läßt sich insgesamt ablesen, daß die<br />
Rechtsthematik in den Abendnachrichten<br />
weniger ungünstig für<br />
die Friedensbewegung behandelt<br />
wurde als in jeder Zeitung: Im<br />
Durchschnitt sprachen ihr 45 % der<br />
Aussagen positive Eigenschaften<br />
zu, 55% der Informationen ließen<br />
sie in ungünstigem Licht erscheinen.<br />
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123<br />
IV. Die Berichterstattung in<br />
den politischen<br />
Magazinen<br />
In den politischen Magazinen wurden<br />
insgesamt 147 Beiträge mit einer<br />
Sendedauervon Übervier Stunden<br />
ermittelt. Umfangreich berichteten<br />
der NDR/WDR, der SWF,<br />
der SFB und insbesondere RB. Relativ<br />
wenig beachtet wurde der Protest<br />
im HR-Magazin; annähernd<br />
totgeschwiegen wurde er im Magazin<br />
des SR, d.h. des Senders, der<br />
sich auch in seinen Abendnachrichten<br />
eine auffallend knappe Berichterstattung<br />
leistete.<br />
Auch in den politischen Magazinen<br />
berichtete der Hörfunk im Mittel<br />
positiver über den Anti-Nachrüstungs-Protest<br />
als jede Tageszeitung,<br />
doch nicht ganz so günstig<br />
wie in den Abendnachrichten: 56%<br />
der wertenden Aussagen legitimierten<br />
die Opposition zurNATO.<br />
Es zeigte sich, daß die einzelnen<br />
Sender relativ homogene Tendenzen<br />
aufwiesen — damit berichteten<br />
die Magazine weit konsonanter als<br />
die Abendnachrichten. Bemer-'<br />
kenswert ist, daß vier Sender—HR,<br />
SR, BR und DLF - eine Berichterstattung<br />
leisteten, die dem Zeitungsdurchschnitt<br />
und damit dem<br />
Ausgewogenheitskriterium entsprach.<br />
Alle anderen Sender zeigten deutliche<br />
Überhänge an Pro-Aussagen,<br />
die die Linien der Magazine zum<br />
Teil in die Nähe der FR und der SZ<br />
rücken (SFB und SWF) und zum<br />
anderen Teil jenseits des progressiven/linken<br />
Rands des Zeitungsspektrums<br />
liegen (NDR/WDR, RB<br />
und SDR).<br />
Die Rechtmäßigkeit/Rechtskonformität<br />
des Protests wurde im Mittel<br />
der Magazine mit der gleichen