Wiener Festwochen - Österreich Journal
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Fotos: Archiv Rudolf Ulrich<br />
ÖSTERREICH JOURNAL NR. 107 / 03. 05. 2012<br />
Von Hollywood nach ihren beiden ersten<br />
Filmen trotz beachtlicher Gagen desillusioniert,<br />
widmete sich Tilly Losch wieder vermehrt<br />
der Bühnenarbeit. Sie brillierte 1938<br />
als Soloartistin am San Francisco Opera<br />
House, mit dem American Ballet in Städten<br />
an der Ostküste und Ende 1947 bei ihrer<br />
letzten Performance als Suzanne Courtoise<br />
in Marcel Pagnols „Topaze“ im Morosco<br />
Theatre in New York. 1950 choreografierte<br />
sie in Salzburg Raimunds „Der Verschwender“,<br />
inszeniert von Ernst Lothar.<br />
Nach einer Zeit der Depression und einem<br />
längeren Sanatoriums-Aufenthalt in der<br />
Schweiz wandte sich Tilly Losch mit der<br />
Malerei einer neuen künstlerischen Betätigung<br />
zu. Ihre von Kritikern wohlwollend aufgenommenen<br />
Ölbilder, beginnend mit einer<br />
Serie Selbstportraits, dazu Tanzthemen, wurden<br />
erstmals 1944 in New York gezeigt, danach<br />
in den Vereinigten Staaten und in Europa<br />
ausgestellt, ihr Werk ist im Barnes Museum<br />
in Philadelphia, anderen Museen und<br />
in privaten Kollektionen präsent. Tilly Losch,<br />
1939-47 in zweiter Ehe mit Henry Herbert,<br />
Earl of Canarvon verheiratet, damit „Countess“,<br />
verbrachte den größten Teil ihres<br />
Lebens in England und den USA, die letzten<br />
Jahre abwechselnd in London und New<br />
York, wo sie am 24. Dezember 1975 einem<br />
Krebsleiden erlag. Ein großer Teil ihrer persönlichen<br />
Effekten, Dokumente, Fotos und<br />
Bilder, wird als Vermächtnis im Max Reinhardt<br />
Archive der State University of New<br />
York in Binghamton verwahrt. <br />
Filmplakat zu »The Good Earth« (1937)<br />
Serie »<strong>Österreich</strong>er in Hollywood«<br />
Tilly Losch als verführerische Tea-Room-Tänzerin Lotus im eindrucksvoll von<br />
Irving G. Thalberg für MGM realisierten Familiendrama »The Good Earth«.<br />
Für die Kameraführung erhielt der <strong>Österreich</strong>er Karl Freund einen Oscar.<br />
1) Tilly Loschs Geburtsjahr wird in biografischen<br />
Darstellungen variabel, weitgehend aber mit<br />
1907 angegeben. Frühe Zeitungsausschnitte weisen<br />
darauf hin, wie auch im Nachruf des<br />
Branchenblattes Variety erwähnt, daß sich die<br />
Künstlerin selbst verjüngte. Die Stadt Wien, Magistrat<br />
8, bestätigte mit Brief vom 29. Oktober<br />
1992 (M-2811-29/92) das in dieser Arbeit und in<br />
inzwischen berichtigten Quellen wie Internet<br />
Movie Database (IMDb) genannte Geburtsjahr.<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
118<br />
Mit dem Buch „<strong>Österreich</strong>er in Hollywood“<br />
legte der Zeithistoriker Rudolf<br />
Ulrich die lang erwartete Neufassung seines<br />
1993 erstmals veröffentlichten Standardwerkes<br />
vor. Nach über zwölfjährigen Recherchen<br />
konnten 2004 die Ergebnisse in Form einer<br />
revidierten, wesentlich erweiterten Buchausgabe<br />
vorgelegt werden. „Diese Hommage ist<br />
nicht nur ein Tribut an die Stars, sondern<br />
auch an die in der Heimat vielfach Unbekannten<br />
oder Vergessenen und den darüberhinaus<br />
immensen Kulturleistungen österreichischer<br />
Filmkünstler im Zentrum der Weltkinematographie<br />
gewidmet: „Alles, was an<br />
etwas erinnert, ist Denkmal“, schließt der<br />
Autor.<br />
Rudolf Ulrich und der Verlag Filmarchiv<br />
Austria bieten Ihnen, sehr geehrte Leserinnen<br />
und Leser, die Möglichkeit,<br />
in den kommenden<br />
Monaten im<br />
„<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>“<br />
einige Persönlichkeiten<br />
aus dem Buch<br />
„<strong>Österreich</strong>er in Hollywood“kennenzulernen.<br />
Rudolf Ulrich<br />
„<strong>Österreich</strong>er in Hollywood“; 622 Seiten,<br />
zahlreiche Abb., 2. überarbeitete und erweiterte<br />
Auflage, 2004; ISBN 3-901932-29-1;<br />
http://www.filmarchiv.at