Wiener Festwochen - Österreich Journal
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. 107 / 03. 05. 2012<br />
Innenpolitik<br />
Gegen Vertrauensverlust<br />
Am 27. April beschloß die Regierung Offensivmaßnahmen, um durch die<br />
notwendigen Sparmaßnahmen die Konjunktur nicht abzuwürgen. Um wieder<br />
Vertrauen in der Bevölkerung zurückzuerlangen, wurde auch eine Neuregelung<br />
der Parteienfinanzierung, ein Korruptionsstrafrecht, ein Lobbyisten-Gesetz und<br />
Transparenzregeln für Parlamentarier präsentiert.<br />
Die österreichische Öffentlichkeit wird<br />
seit Monaten von den Enthüllungen dominiert,<br />
die der Parlamentarische Untersuchungsausschuß<br />
zutage fördert. Im Jänner<br />
hat d.J. hat er seine Arbeit aufgenommen.<br />
Unter Vorsitz von Gabriela Moser werden<br />
folgende Gegenstände untersucht:<br />
1. Telekom Austria Group<br />
Das System von Millionenzahlungen<br />
ohne nachvollziehbare Gegenleistung, die<br />
Tätigkeit von Lobbyisten, Beratern und<br />
Vermittlern, Zahlungen an PolitikerInnen<br />
und Parteien, Profite parteinaher Personen<br />
und Unternehmen beim Ankauf von ausländischen<br />
Beteiligungen der Telekom, die<br />
Manipulation von Börsenkursen sowie die<br />
direkte Einflußnahme auf die Erarbeitung<br />
von Gesetzen und Verordnungen durch die<br />
Telekom und Zahlungen dafür.<br />
2. BUWOG<br />
Die Vergabevorgänge und verdächtigen<br />
Zahlungsflüsse rund um den Verkauf der Bundeswohnbaugesellschaften,<br />
die Einmietung<br />
von Gerichten im „Justizzentrum Wien-Mitte“<br />
und der Finanzbehörden im Linzer „Terminal<br />
Tower“.<br />
3. Digitaler Behördenfunk<br />
Die Vergabevorgänge und verdächtigen<br />
Zahlungsflüsse rund um die Errichtung des<br />
digitalen Polizeifunksystems „Tetron“.<br />
4. Inserate-Schaltung<br />
Aufklärung über die Schaltung von Inseraten<br />
durch staatsnahe oder Innenministeriums-nahe<br />
Unternehmen oder Organisationen<br />
(z.B. ÖBB oder ASFINAG).<br />
5. Lockerung des Glücksspielmonopols<br />
Der Versuch einer Gesetzesänderung zum<br />
Vorteil von Glücksspielkonzernen unter der<br />
Amtszeit von Karl-Heinz Grasser.<br />
6. Staatsbürgerschaftsverleihungen<br />
Staatsbürgerschaftsverleihungen „im besonderen<br />
Interesse der Republik“ durch die<br />
Bundesregierung ab dem Jahr 2000 und der<br />
Verdacht auf diesbezügliche Zahlungen.<br />
Das ist ein weites Themenfeld, gespickt<br />
mit jeder Menge Enthüllungen und auch<br />
Vermutungen, das hier abgehandelt wird, und<br />
Foto: http://www.bilderbox.biz<br />
»<strong>Österreich</strong> <strong>Journal</strong>« – http://www.oesterreichjournal.at<br />
das sich auch bestens dafür eignet, andere<br />
Parteien für die Politik(er)verdrossenheit im<br />
Lande verantwortlich zu machen. Daß diese<br />
Vorgangsweise zu einem allgemeinen Vertrauensverlust<br />
geführt hat, ist allen klar. Dabei<br />
rücken ernsthafte und zielführende Maßnahmen,<br />
die das notwendig gewordene<br />
„Sparpaket“ mit sich brachte (siehe „<strong>Österreich</strong><br />
<strong>Journal</strong>“, Ausgabe 106 vom 4. April<br />
2012: „Stabilitätspakt beschlossen“). „Beim<br />
kleinen Mann wird gespart, die Großen halten<br />
die Hand auf“, so könnte man die Stimmung<br />
bezeichnen, die der Boulevard tagtäglich<br />
transportiert.<br />
Auch um dem entgegenzuwirken, hat sich<br />
die SPÖ/ÖVP-Koalitionsregierung am 27.<br />
April zu einer Klausur am <strong>Wiener</strong> Kahlenberg<br />
zusammengefunden und gemeinschaftlich<br />
die gefaßten Beschlüsse der Öffentlichkeit<br />
präsentiert.<br />
Faymann: Setzen Offensivmaßnahmen<br />
konsequent um<br />
Das Stabilitätspaket 2012 bis 2016 beinhaltet<br />
Offensivmaßnahmen im Ausmaß von<br />
insgesamt rund vier Milliarden Euro.<br />
„Sparen und Investieren – das eine geht nicht<br />
ohne das andere“, betonte Bundeskanzler<br />
Werner Faymann (SPÖ) bei der Pressekonferenz.<br />
In ganz Europa werde die Notwendigkeit<br />
von Investitionen auch in wirtschaftlich<br />
schwierigen Zeiten zusehends erkannt.<br />
<strong>Österreich</strong> werde darum beneidet, daß es<br />
sich Spielräume für diese Investitionen geschaffen<br />
habe. Mit den Offensivmitteln zeige<br />
die Regierung, daß gehalten werde, was<br />
versprochen worden sei, so Faymann.<br />
„Wir haben in <strong>Österreich</strong> ein hohes Beschäftigungsniveau<br />
zu verteidigen“, unterstrich<br />
der Bundeskanzler. Daher sei es wichtig,<br />
die Wirtschaftskraft aufrecht zu erhalten.<br />
„Wir investieren in Bereiche, die uns <strong>Österreich</strong>erinnen<br />
und <strong>Österreich</strong>ern besonders<br />
wichtig sind“, sagte Faymann. So werden bis<br />
2016 650 Millionen Euro für die Verlängerung<br />
des Pflegefonds zur Verfügung gestellt,<br />
750 Millionen Euro fließen in Arbeitsmarktmaßnahmen<br />
für ältere Arbeitnehmer, 1,6 Mil-<br />
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