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Sr. Lucida (Anna) Niederhafner OSB 8.4.1904 - 22.5.1945 Peramiho

Sr. Lucida (Anna) Niederhafner OSB 8.4.1904 - 22.5.1945 Peramiho

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<strong>Sr</strong>. <strong>Lucida</strong> (<strong>Anna</strong>) <strong>Niederhafner</strong> <strong>OSB</strong><br />

<strong>8.4.1904</strong> - <strong>22.5.1945</strong><br />

<strong>Peramiho</strong><br />

Während der Betrachtung sah man die liebe <strong>Sr</strong>. <strong>Lucida</strong> öfters ihren Blick unverwandt auf ein<br />

Bildchen geheftet, das eine Braut mit brennender Lampe darstellte, dem die Worte unterschrieben<br />

waren:<br />

Mein Bräutigam ist gekommen,<br />

wie einst in schweigender Nacht,<br />

Meine Lampe, die ist entglommen,<br />

meine Leuchte ist entfacht.<br />

Heute, am 22. Mai 1945, als <strong>Sr</strong>. <strong>Lucida</strong> die Augen für diese Welt schloss, erklingt das wie eine<br />

erfüllte Prophezeiung. Im besten Alter von 42 Jahren riss der Tod sie aus der schönsten<br />

Wirksamkeit in <strong>Peramiho</strong> heraus; rasch zwar, aber vollständig bereit zum Hintritt vor den<br />

göttlichen Richter, ihren Bräutigam.<br />

<strong>Anna</strong> <strong>Niederhafner</strong> wurde am <strong>8.4.1904</strong> in Zistersdorf, in der Diözese Wien in Österreich geboren.<br />

Sie war das einzige Kind, aus gutem Hause, ihr Vater war Arzt und wohl nicht ganz einverstanden<br />

mit ihrem Vorhaben, ins Kloster zu gehen, noch dazu in ein Missionskloster nach Deutschland.<br />

Doch ihren Bitten konnte er nicht widerstehen und sagte später scherzend: „<strong>Lucida</strong>, bist halt meine<br />

Trutzida“, wie sie selbst gern erzählte.<br />

Ihre Magistra bezeugt: „Es war ein Vergnügen, sie zu tadeln, so gut nahm sie es auf.“ Als sie in der<br />

Waschküche bunte Taschentücher gewahrte, wollte sie ihre feinen, weissen sofort umtauschen.<br />

Nach der Profess am 12.9.1929 durfte sie in die Heimat nach Wien um das Abitur nachzumachen<br />

und dann auf die Universität zu gehen. Sie wohnte dort bei Schwestern, nicht bei ihren Eltern,<br />

knüpfte aber mit ihrer Mutter den schönen Rosenteppich für das Presbyterium, der an Hochfesten<br />

gebraucht wird, ein ganz kostbares Geschenk von der edlen Dame. Als sie das Abitur hatte, bat sie<br />

die Würdige Mutter Clodesindis, nicht auf die Universität zu müssen, weil sie lieber zu den<br />

Afrikanern in die Buschschule ginge. Dieser Wunsch wurde ihr erfüllt.<br />

Sie empfing das Missionskreuz und steuerte am 10. Oktober 1932 Afrika zu. Im gleichen Monat<br />

kam <strong>Sr</strong>. <strong>Lucida</strong> in <strong>Peramiho</strong> an und arbeitete mit viel Eifer für die Sache Gottes, zunächst 4 Jahre an<br />

der Missions-Regierungsschule an der Ausbildung von Hilfslehrern, wobei sie ihre reichlichen<br />

Kenntnisse verwerten konnte. Sie kannte sich auf allen Gebieten aus. Nebenbei nahm sie sich auch<br />

der schulentlassenen grösseren Mädchen an. Somit begründete sie die Anfänge der jetzigen<br />

Jungfrauenkongregation.<br />

Im Verkehr mit den jungen Mädchen lernte sie schnell die Umgangssprache und gewann dadurch<br />

die Herzen aller. 1936 durfte <strong>Sr</strong>. <strong>Lucida</strong> weiter ins Innere bis an den Nyassasee und begann in der<br />

Lituhi-Mission ihr segensreiches Wirken. Täglich fuhr sie nun per Rad in die Nkaya-Schule um erst<br />

nachmittags wieder heimzukehren. Sie hatte dort mehr als 200 Kinder und alle waren ihre<br />

Lieblinge. Für den Unterricht verfertigte sie unermüdlich Anschauungsmaterial und liess ihrer Kunst<br />

freien Lauf. Sie betreute auch die dortige Missionskirche und auf ihre Bitten wurde das<br />

Allerheiligste dorthin übertragen. Die Schulferien verbrachte sie immer in <strong>Peramiho</strong> und stellte ihre


Erholung ganz in den Dienst der Mission indem sie Bilder malte, die ihr ausserordentlich gut<br />

gelungen sind. Eine Serie Bibelbilder und alle Zeichnungen in illustrierten Lesebüchern sind von<br />

ihrer Hand.<br />

Im Januar 1940 kam sie wieder ganz nach <strong>Peramiho</strong> um der Knabenschule und allen Aussenschulen<br />

vorzustehen. Mit gewohntem Eifer nahm sie ihre neue Arbeit auf und war schnell beliebt bei<br />

Kindern, Eltern und Lehrern, welche sie zum Teil noch von früher kannten. Am meisten fiel ihre<br />

grosse Güte auf, welche sie gerade jenen Kindern zeigte, die gewisser Mängel wegen von anderen<br />

gering geschätzt wurden und die sie wieder aufzurichten bestrebt war. Wieviel <strong>Sr</strong>. <strong>Lucida</strong> da ganz<br />

im Verborgenen getan hat, weiss nur der liebe Gott. Viel Sorgfalt verwandte sie auch auf den<br />

allmonatlichen Lehrer-Unterrichtstag am Herz-Jesu-Freitag. Da blieb keine schwarze Wandtafel<br />

mehr unbeschrieben um den Lehrern bestes Wissen und Vorbereitung mitzugeben.<br />

Als 1943 die neue Knabenschule (<strong>Peramiho</strong> A) gebaut wurde, entfaltete sich ihr Kunst- und<br />

Schönheitssinn zum letzten Mal in ihrem Leben. Zunächst malte sie das Schuloratorium aus.<br />

Ebenso verzierte sie jede Klasse mit passenden Bordüren. Später entwarf sie für das<br />

Schwesternhaus, Kapelle und Refektorium, die gerade frisch getüncht worden waren, schöne<br />

Schablonen. Dadurch lebt sie im Geist der Schwestern noch lange fort, die gerade in den am<br />

meisten benützten Räumen an sie erinnert werden. Mit grossem Kunstsinn stellte sie für die<br />

Pfarrkirche eine grosse Krippe auf und schmückte sie an den Festen. Sie hatte wie zum heiligsten<br />

Altarsakrament so auch zum lieben Jesulein eine besonders grosse Verehrung.<br />

Am 18. Mai musste sie die Infirmerie bezeihen. Sie hatte Malaria und Schwarzwasser. Am Abend<br />

war ihr Zustand bedenklich. Sie empfing die heiligen Sterbesakramente und der Arzt war auch bald<br />

zur Stelle und blieb über Nacht. Leider konnten all seine Anordnungen auch nicht mehr helfen.<br />

Schon am ersten Tage fragte <strong>Sr</strong>. <strong>Lucida</strong>: „Muss ich sterben?“ und fügte gleich hinzu: „Ich bin<br />

tayari.“ (ich bin bereit.) In den letzten Tagen erneuerte sie immer wieder ihre Hingabe so innig;<br />

alles, alles wollte sie dem Heiland geben. Sie war beim Bewusstsein bis kurz vor dem Sterben.<br />

Sterbekreuzchen und Sterbekerze, alles wollte sie allein halten und als der Heiland noch verzögerte<br />

meinte sie, die Schwestern sollten ruhig in die Kapelle gehen zum Beten, „Ich will alleine sterben.“<br />

Nochmals bekam sie am Sterbetag das Viaticum. Zweimal zündete man die Sterbekerze an und<br />

löschte sie wieder aus. Da meinte sie einmal: „Das war wieder bure!“ (Umsonst) Als es wirklich zum<br />

Sterben kam hätten wir sie fast vergessen, bis sie selber zur Krankenschwester sagte: „Jetzt die<br />

Sterbekerze!“ Gegen 10 Uhr vormittags am 22. Mai verschied sie.<br />

Eine gute Sterbestunde ist eine grosse Gnade und diese schenkte ihr der liebe Gott. Im Laufe der<br />

vorausgehenden Tage bekam sie oft den priesterlichen Segen, da sagte sie einmal: „Das spüre ich<br />

immer, wenn Sie mir den priesterlichen Segen geben.“ Die Gebete der Kirche und der Segen von<br />

drei Priestern geleiteten ihre Seele hinüber in die Ewigkeit vor Gottes Richterstuhl. Schön und<br />

trostreich war ihr Sterben. Sie war ähnlich einem Kinde, das jetzt heimgehen darf zum Vater,<br />

seinen Ruf erwartend.<br />

Am Abend um 5 Uhr geleiteten wir die Verstorbene zum stillen Friedhof, wo sie so oft auf dem<br />

Weg zur Schule vorbeigekommen war und es meist so eilig hatte. Möge sie nun ruhen in Gottes<br />

Frieden und von der Ewigkeit aus ihren Kindern nahe sein. Ihre Buben bewahren ihr ein ehrendes,<br />

dankbares Andenken und liessen noch am zweiten Jahrestag hl. Messen für ihre liebe Lehrerin<br />

lesen.


Abt Gallus, der immer sehr besorgt war um die Gesundheit seiner Missionäre, und ganz<br />

besonderen Wert legte auf eine sorgfältige Malariaprophylaxe schreibt in seinen Notizen über sie:<br />

18.5. <strong>Sr</strong>. Luzida habe einen schweren Schwarzwasseranfall. Die Sschwester hatte scheint´s die<br />

letzten Tage Fieber, nahm dann gleich ein tüchtiges Quantum Chinin auf einmal und nun hat sie die<br />

Bescherung. Allmählich sollten die Leute wissen, wie man sich bei Fieber verhalten soll, zumal<br />

wenn man die Prophylaxe vernachlässigt hatte. Die Schwester wird auch gleich mit den<br />

Sterbesakrmenten versehen, denn bei deren schwacher Konstitution und dem arg schweren Anfall<br />

ist Todesgefahr gar nicht ausgeschlossen. Am Abend holt man noch den Doktor von Songea.<br />

20.5. Hl. Pfingstfest. <strong>Sr</strong>. Luzida ist gar nicht gut beisammen. Sie hatte ein ganzes Gramm Chinin<br />

geschluckt. Man kann wohl ein ganzes Gramm am Tag einnehmen, aber in ganz kleinen Dosen,<br />

dann sterben die Bazillen langsam ab. Viel trinken, dann scheiden sie sich mit den zerstörten<br />

Blutkörperchen aus im Urin, daher blutiger Urin, der sich ins Schwarze färbt. Die große Gefahr ist<br />

Urenie und Herzversagen.<br />

22.5. <strong>Sr</strong>. Luzida <strong>Niederhafner</strong> starb heute vormittags und wurde um 5 Uhr feierlich begraben.<br />

Hoffentlich ist dieser Todesfall wieder einmal eine deutliche Warnung für das Missionspersonal bei<br />

Fieber vorsichtig zu sein.<br />

Schon 1924 schrieb er am Mutter Melania, deren Besuch er erwartete: Gesundheitlich ist Ndanda<br />

vielleicht nicht so günstig als Ungoni. Nichtsdestoweniger kamen wir bisher sehr gut durch. Freilich<br />

habe ich die Patres und Brüder auch verpflichtet, Chinin zu nehmen. Vor allem möchte ich den<br />

Ehrw. Schwestern aufs angelegentlichste anraten, schon von Daressalaam an Chinin zu nehmen.<br />

Wir befolgen die Methode jeden 7. Tag ein volles Gramm Chinin, am besten tagsüber in 4<br />

Portionen verteilt. Sie können es in Oblaten nehmen, damit man an dem bitteren Geschmack<br />

vorbeikommt. Mit dieser Methode haben wir hier guten Erfog. Seit 4 Jahren bin ich nun hier in<br />

Ndanda und habe noch nie etwas von einer Krankheit verspürt. Nun mag man sagen, „Der Galli ist<br />

eben ein Unkraut“, das mag sein, aber auch die Neuen kamen gut durch, wenn sich die Leute nur<br />

den Anordnungen fügen.

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