27.10.2013 Aufrufe

rpk54.2_bkm_lafarge_eoet_130625 - Baden-Württemberg

rpk54.2_bkm_lafarge_eoet_130625 - Baden-Württemberg

rpk54.2_bkm_lafarge_eoet_130625 - Baden-Württemberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ABTEILUNG 5 – UMWELT<br />

Erörterungstermin<br />

zum Antrag der Firma<br />

Lafarge Zement Wössingen GmbH<br />

für die Erhöhung der Sekundärbrennstoffrate<br />

am Drehrohrofen des Zementwerks<br />

von derzeit genehmigten 60 % auf zukünftig 100 %<br />

23. April 2013<br />

in der Sport- und Mehrzweckhalle Walzbachtal-Wössingen<br />

Stenografisches Wortprotokoll


II<br />

Ort der Erörterung: Sport- und Mehrzweckhalle Walzbachtal-Wössingen<br />

Datum: 23. April 2013<br />

Seilerweg 5, 75045 Walzbachtal<br />

Erörterung von: 09:00 bis 18:36 Uhr<br />

Genehmigungsbehörde: Regierungspräsidium Karlsruhe,<br />

Referat 54.2, Markgrafenstr. 46,<br />

76133 Karlsruhe<br />

Verhandlungsleiter: Baudirektor Bernd Haller<br />

Vorhabensträger: Lafarge Zement Wössingen GmbH<br />

Wössinger Straße 2, 75045 Walzbachtal<br />

Protokollführung, Stenografen: Norbert Remke, Königswinter<br />

Ursula Dütsch, Saerbeck<br />

Die in blauer Schriftfarbe hervorgehobenen Textstellen weisen auf Verlinkungen zwischen Tages-<br />

ordnung, Redebeiträgen und Anlagen hin. Mit „STRG + Klicken“ können Sie den Links folgen.<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


III<br />

Tagesordnung<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Seite<br />

I. Begrüßung und Einführung / Organisatorisches 7<br />

II. Darstellung des Verfahrensablaufs<br />

mit Umweltverträglichkeitsuntersuchung 8<br />

III. Vorstellung des Projektes durch die Antragstellerin 9<br />

IV. Erörterung der Einwendungen nach folgenden Themen: 13<br />

1. Klimaschutz / Energiekonzept 13<br />

Einsatz von Gas zur Erreichung der Luftreinhalte- und Klimaschutzziele<br />

der EU 13<br />

2. Sekundärbrennstoffe 21<br />

Anforderungen aus dem Kreislaufwirtschaftsgesetz 21<br />

Einfluss der Sekundärbrennstoffe auf den Klinkerbrennprozess,<br />

die Produkteigenschaften des Zements sowie auf Altbeton 21<br />

Radioaktivität 31<br />

Qualitätssicherung/Fluff 33<br />

Tiermehl 27<br />

Andere Abfälle als beantragt 37<br />

3. Emission / Immission Luft 49<br />

Emissionen(-grenzwerte) an Staub, Feinstaub, Stickoxide (NOx), Schwefeldioxid<br />

(SO2), Kohlenmonoxid (CO), Schwermetalle, Dioxine und Furane 50<br />

Rauchgasreinigung (SNCR, Nasswäscher, Versuch zur Minimierung von<br />

Quecksilber 67<br />

Filtertechnik/Betriebsstörungen 81<br />

Vorbelastung, auch andere Industriebetriebe 49<br />

Überschreitung von Irrelevanzwerten 51<br />

Quecksilber im Schwebstaub 59<br />

Immissionsstundenwert von SO2 83<br />

Kaminhöhe 84<br />

Bodenwerte im Umkreis (Critical Loads) 85<br />

4. Emission / Immission Lärm 86<br />

Lärmbelastung in Walzbachtal/Bretten 86<br />

5. Sonstiges 89<br />

UVU / Ausgleichsmaßnahmen 89<br />

EU-Anforderungen 90<br />

V. Schlusswort 90


IV<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Seite<br />

Rednerliste 91<br />

Abkürzungen 91<br />

Protokollverantwortliche 91<br />

Anlagen 93<br />

Anlage 1: Vorstellung des Projektes, Lutz Weber<br />

Anlage 1-1: Erhöhung der Ersatzbrennstoffrate auf 100 %“ 94<br />

Anlage 1-2: Inhalt 94<br />

Anlage 1-3: Lafarge Zement Wössingen 95<br />

Anlage 1-4: Die Rahmenbedingungen 95<br />

Anlage 1-5: Warum Sekundärbrennstoffe 96<br />

Anlage 1-6: Antragsumfang 96<br />

Anlage 1-7: Emissionsbericht 2012 97<br />

Anlage 1-8: Warum Dachpappe? 97<br />

Anlage 1-9: Warum HOK-Anlage? 98<br />

Anlage 1-10: Warum Neubewertung Lärm? 98<br />

Anlage 1-11: Die Umweltverträglichkeitsuntersuchung 99<br />

Anlage 1-12: Umweltverträglichkeitsuntersuchung 99<br />

Anlage 1-13: Emissionsprognose 100<br />

Anlage 1-14: Immissionsvorbelastung 100<br />

Anlage 1-15: Immissionsprognose 101<br />

Anlage 1-16: Lärmgutachten 101<br />

Anlage 1-17: Betrachtung: diffuse Staubemissionen 102<br />

Anlage 1-18: Umweltverträglichkeitsuntersuchung 102<br />

Anlage 1-19: Information im Verfahren 103<br />

Anlage 1-20: Zusammenfassung 103<br />

Anlage 2: Einwendungen vom BUND, Harry Block<br />

Anlage 2-1: Antrag der Firma Lafarge Zement Wössingen GmbH 104<br />

Anlage 2.2: Beschluss der EU-Kommission 104<br />

Anlage 2-3: Vorbelastungen im Raum KA 105<br />

Anlage 2-4: Luftbild Karlsruhe - Walzbachtal 105<br />

Anlage 2-5: Quelle Bundesumweltamt: Anstieg der CO2-Emissionen 106<br />

Anlage 2-6: Kohlendioxidvergleich Gaskraftwerk/Kohlekraftwerk 106<br />

Anlage 2-7: CO2-Emissionen verschiedener Brennstoffe 107<br />

Anlage 2-8: Emission Gaskraftwerk/Kohlekraftwerk 107<br />

Anlage 2-9: Was ist im Müll enthalten? 108<br />

Anlage 2-10: Vorbelastung heute/neu 108<br />

Anlage 2-11: Emissionen beta- und gammastrahlender Aerosole 109


V<br />

(Fortsetzung Anlagen) Seite<br />

Anlage 2-12: Emissionsfrachten 109<br />

Anlage 2-13: Immissionszusatzbelastung 110<br />

Anlage 2-14: Foto Zementwerk 110<br />

Anlage 2-15: Foto Gasleitung 111<br />

Anlage 2-16: Problem bei Gas und Müll – Stickstoffdioxid (NOX) 111<br />

Anlage 2-17 a: Immissionsjahreszusatzbelastung 112<br />

Anlage 2-17 b: Immissionsjahreszusatzbelastung – u. a. Cadmium, Quecksilber 112<br />

Anlage 2-17 c: Immissionsjahreszusatzbelastung – u. a. Antimon, Arsen 113<br />

Anlage 2-17 d: Immissionsjahreszusatzbelastung – u. a. Dioxine, Furane 113<br />

Anlage 2-18: Feinstaub – Feinststaub 114<br />

Anlage 2-19: Vergleich: Feinststäube KA 114<br />

Anlage 2-20: Staubdeposition in mg/(m² x d) 115<br />

Anlage 2-21: PM10-Zusatzbelastung in der bodennahen Schicht 115<br />

Anlage 2-22 a: Emissionswerte Gesamtkohlenstoff, Chlorwasserstoff, Stickoxide 116<br />

Anlage 2-22:b: Emissionswerte Schwefeldioxid, Staub, Kohlenmonoxid 116<br />

Anlage 2-22 c:: Emissionswerte Quecksilber und seine Verbindungen, Ammoniak,<br />

anorganische gasförmige Fluorverbindungen 117<br />

Anlage 2-22 d: Emissionswerte Cadmium, Thallium, Antimon etc., Dioxine und<br />

Furane 117<br />

Anlage 3: CO2-Minderung durch den Einsatz alternativer Einsatzstoffe,<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter 118<br />

Anlage 4: Spurenelementgehalte in deutschen Normzementen,<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter 120<br />

Anlage 5: Untersuchung des Einflusses der Mitverbrennung von Abfällen in<br />

Zementwerken auf die Schwermetallbelastung des Produkts im<br />

Hinblick auf die Zulässigkeit der Abfallverwertung, Dr.-Ing. Martin<br />

Oerter 121<br />

Anlage 6: Qualitätssicherungskonzept für Ersatzbrennstoffe, Tino Villano 126<br />

Anlage 7: Emissionsmessbericht für das Jahr 2011, Tino Villano 136<br />

Anlage 8: Tagesmittelwertverteilung: Hg-Emissionen Ofen, Tino Villano 137<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


VI<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


I. Begrüßung und Einführung/<br />

Organisatorisches<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Es ist 9:00 Uhr. Ich darf Sie hier heute, am 23.04.2013,<br />

zum Erörterungstermin begrüßen.<br />

Das Thema der heutigen Erörterung ist der Antrag der<br />

Firma Lafarge Zement Wössingen GmbH, und der Antragsgegenstand<br />

ist, wie Sie wissen, die Erhöhung der<br />

Sekundärbrennstoffrate von bisher 60 % auf zukünftig<br />

100 % bei der Herstellung von Zementklinker hier im Werk<br />

Wössingen.<br />

Eine ganz kurze Vorstellung meiner Person: Mein Name<br />

ist Bernd Haller. Ich bin Referatsleiter des Referats<br />

54.2 im Regierungspräsidium Karlsruhe.<br />

Rechts von mir sitzt Herr Schilling, unser Jurist, der<br />

das Verfahren von der rechtlichen Seite und den verwaltungsrechtlichen<br />

Abläufen her betreut.<br />

Links von mir sitzt Herr Essig, der die Firma Lafarge<br />

und das Verfahren fachlich und technisch begleitet.<br />

Dann haben wir hier von Seiten des Regierungspräsidiums<br />

noch den Herrn Lang, der die organisatorischen<br />

und verwaltungsmäßigen Dinge betreut.<br />

Hier vorne sitzen noch die Protokollanten, Frau Dütsch<br />

und Herr Remke, wobei ich hiermit gleich mitteile, dass für<br />

die ganze Veranstaltung ein Wortprotokoll geführt wird.<br />

Mein Dank gilt natürlich Ihnen, den Einwendern und<br />

den interessierten Bürgern, dass Sie so zahlreich heute<br />

Morgen erschienen sind, aber insbesondere der Gemeinde<br />

Walzbachtal. Ich darf noch kurz den Dank an Bürgermeister<br />

Burgey und Herrn Dehm weitergeben, die uns bei<br />

der Organisation und insbesondere beim unproblematischen<br />

Wechsel des Veranstaltungsortes von der alten<br />

Scheune hierher unterstützt haben. Wir haben uns dafür<br />

entschieden, weil die Resonanz so groß war, dass die<br />

Räumlichkeiten hier einfach besser passen.<br />

In dem Zusammenhang noch etwas zur Organisation:<br />

Die Gemeinde, Herr Dehm, hat das Mittagessen vororganisiert.<br />

Hier in der Halle besteht die Möglichkeit, das<br />

Mittagessen einzunehmen. Einige von Ihnen haben sich<br />

schon in der Liste eingetragen. Diejenigen, die es noch<br />

nicht getan haben, wenden sich bitte an Herrn Dehm.<br />

Jetzt kommen wir zum Tagesablauf. Wir wissen nicht,<br />

wie lange wir brauchen, aber wir nehmen uns alle Zeit, die<br />

wir benötigen. Organisatorisch nur so viel: Wir würden<br />

nach zwei Stunden eine kurze Pause von zehn Minuten<br />

vorsehen und dann eine Stunde Mittagspause. Die hängt<br />

aber davon ab, wie wir im Ablauf vorankommen.<br />

Getränke und Brezeln finden Sie hier vorne rechts; da<br />

kann sich jeder bedienen. Die Getränke hat Lafarge zur<br />

Verfügung gestellt. – Das als reine Information.<br />

Seite 7<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Zum Termin noch ein paar Worte von meiner Seite: Es<br />

handelt sich um einen öffentlichen Termin. Das heißt,<br />

jeder Interessierte ist willkommen. Rederecht haben nur<br />

die Einwender – sie haben sich hier vorne schon eingefunden<br />

– zu den von Ihnen fristgerecht vorgebrachten<br />

Einwendungen.<br />

Wir haben insgesamt 51 Einwendungen, und wir haben<br />

für das Abarbeiten dieser Einwendungen einen<br />

Fahrplan zusammengestellt. Sie sehen ihn an der Wand<br />

hinter mir. Er liegt aber auch bei Ihnen aus.<br />

Eine Bitte an die Einwender: Es gibt Anwesenheitslisten,<br />

in die Sie sich bitte eintragen möchten, soweit noch<br />

nicht geschehen.<br />

Wir wollen uns an diesem Fahrplan orientieren. Bitte<br />

melden Sie sich mit Ihren Punkten zu den einzelnen<br />

Themen! Benutzen Sie dann die Mikros vor Ihnen oder<br />

ggf. auch die Standmikros! Stellen Sie sich zu Beginn kurz<br />

vor mit Ihrem Namen und ggf. der Organisation, für die Sie<br />

sprechen! Dann bringen Sie bitte noch einmal kurz und<br />

ggf. erläuternd Ihre Einwendung vor! Das ist für uns ein<br />

großer Vorteil, weil wir damit die Zuordnung zu den<br />

schriftlich vorgetragenen Einwendungen herstellen können,<br />

aber auch prüfen können, welche Einwendungen<br />

abgearbeitet sind und welche nicht.<br />

Zum Schluss zur Erläuterung noch zwei, drei Punkte,<br />

worum es uns heute geht: Es gibt bei diesem Termin für<br />

Sie, für alle Anwesenden, insbesondere natürlich die<br />

Einwenderinnen und Einwender, noch einmal die Möglichkeit,<br />

sich umfassend über das Vorhaben zu informieren.<br />

Natürlich haben Sie auch die Gelegenheit, Ihre Einwendungen<br />

noch einmal vorzubringen und zu erläutern.<br />

Wir streben heute auch an – soweit dies im Rahmen<br />

der rechtlichen Möglichkeiten überhaupt machbar ist –,<br />

einen gewissen Ausgleich der unterschiedlichen Interessen<br />

herbeizuführen. Aber dieser Termin dient insbesondere<br />

dazu, dass wir uns mit den relevanten Aspekten noch<br />

einmal umfassend beschäftigen können, um damit die<br />

Grundlage für unsere Entscheidung, die anstehen wird, zu<br />

verbessern.<br />

Jetzt noch eine Bitte am Schluss der Einführung an<br />

alle, um unnötige Störungen zu vermeiden – man erlebt<br />

das immer wieder –: Bitte schalten Sie Ihre Handys<br />

zumindest auf lautlos! Danke dafür.<br />

Gibt es noch Ergänzungen von unserer Seite? – Dann<br />

wären wir schon mit der Begrüßung und der Einführung<br />

am Ende.<br />

Ich möchte nun unseren Juristen Herrn Schilling bitten,<br />

zum Tagesordnungpunkt II kurz eine rechtliche Einstufung<br />

des Antrags und Erläuterungen zum Verfahrensablauf zu<br />

geben.


II. Darstellung des Verfahrensablaufs mit<br />

Umweltverträglichkeitsuntersuchung<br />

Wolfgang Schilling (RP Karlsruhe):<br />

Auch von meiner Seite guten Morgen, meine Damen und<br />

Herren.<br />

Zum Verfahren kurz einführend einiges zur Erläuterung:<br />

Es handelt sich bei der Anlage, um die es heute<br />

geht, um ein Zementwerk mit einer Produktionskapazität<br />

von 2300 t am Tag. Das heißt, es ist eine Anlage nach Nr.<br />

2.3 Spalte 1 der Vierten Verordnung zum Bundes-<br />

Immissionsschutzgesetz.<br />

Den Gegenstand, der heute verhandelt wird, hat Herr<br />

Haller bereits kurz erklärt. Es geht um die Erhöhung des<br />

Anteils an Ersatzbrennstoffen von 60 % auf bis zu 100 %.<br />

Das stellt eine wesentliche Änderung dieser immissionsschutzrechtlichen<br />

Anlage dar, die nach § 16 Bundes-<br />

Immissionsschutzgesetz genehmigungsbedürftig ist.<br />

Nach Nr. 2.2.1 der Anlage 1 im Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz<br />

bedarf eine solche Anlage auch einer<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung. Dies bedeutet, dass die<br />

Änderung der Anlage in unserem Falle konkret der Vorprüfung<br />

eines Einzelfalles nach § 3 e Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz<br />

bedurfte.<br />

Diese Vorprüfung brachte das Ergebnis, dass eine<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich ist. Daraufhin<br />

hat die Firma Lafarge am 17.10.2011 beim Regierungspräsidium<br />

Karlsruhe einen Antrag auf Durchführung eines<br />

Scopingtermins, also eines Termins, in dem der Untersuchungsrahmen<br />

für die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

festgelegt wird, gestellt. Zugleich wurden die erforderlichen<br />

Unterlagen eingereicht. Wir nennen das kurz und<br />

bündig „Scopingpapier“.<br />

Auf diesen Antrag hin wurden am 20.10.2011 die Unterlagen<br />

an die Träger öffentlicher Belange versandt, an<br />

BUND, Landesnaturschutzverband und NABU, einschließlich<br />

der Einladung zum Termin am 30. November 2011.<br />

Im Anschluss an diesen Termin wurde am 7. Dezember<br />

2011 die Sitzungsniederschrift übersandt.<br />

Aufgrund des dort besprochenen Untersuchungsrahmens<br />

wurden die Antragsunterlagen erstellt, und der<br />

Antrag wurde dann am 6. Dezember 2012 seitens des<br />

Vorhabenträgers gestellt.<br />

Am 10.12.2012 ging der Antrag beim Regierungspräsidium<br />

Karlsruhe ein und wurde noch am gleichen Tage<br />

an die Träger öffentlicher Belange zur Stellungnahme<br />

gesandt. Die Frist für die Vollständigkeitsprüfung war<br />

Anfang Januar 2013, die Rückäußerung in der Sache war<br />

bis Mitte Januar 2013 erbeten.<br />

Nachdem sämtliche Stellungnahmen vorlagen, wurde<br />

der Antrag am 25. Januar 2013 im amtlichen Bekanntmachungsorgan<br />

des Regierungspräsidiums Karlsruhe, dem<br />

Staatsanzeiger <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sowie in den Badi-<br />

Seite 8<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

schen Neuesten Nachrichten und im Internet des Regierungspräsidiums<br />

bekannt gemacht.<br />

Die Antragsunterlagen lagen dann gut eine Woche<br />

später, wie es das Gesetz vorsieht, ab dem 4. Februar<br />

2013 bis zum 4. März 2013 bei der Gemeinde Walzbachtal,<br />

bei der Stadt Bretten und im Regierungspräsidium<br />

Karlsruhe zur Einsichtnahme durch jedermann aus.<br />

Die Einwendungsfrist endete zwei Wochen nach Ende<br />

der Offenlagefrist, also am 18. März 2013. Bis zu diesem<br />

Zeitpunkt gingen 51 Einwendungen beim Regierungspräsidium<br />

unmittelbar oder eben über die Stellen, bei denen<br />

der Antrag offenlag, ein.<br />

Der Gemeinderat der Gemeinde Walzbachtal befasste<br />

sich am 11. März 2013 mit diesem Antrag und gab eine<br />

Stellungnahme hierzu ab.<br />

Aufgrund der Vielzahl der Einwendungen sahen wir es<br />

als erforderlich an, den Veranstaltungsort der heutigen<br />

Erörterungsverhandlung zu verlegen. Diese Verlegung<br />

wurde am 3. April 2013 den Einwendern jeweils mittels<br />

Schreiben bekannt gegeben. Darüber hinaus wurde die<br />

Öffentlichkeit sowohl auf der Homepage des Regierungspräsidiums<br />

Karlsruhe als auch über die sonst üblichen<br />

Organe informiert.<br />

Es wurde bei dieser Gelegenheit auch darauf hingewiesen,<br />

dass die Einwendungen heute zusammengefasst<br />

erörtert werden, d. h. nicht Einwendung für Einwendung,<br />

sondern nach Themenblöcken, wie es § 18 Abs. 2 der<br />

Neunten Verordnung zum Bundes-Immissionsschutzgesetz<br />

vorsieht. Darauf wurde in der Bekanntgabe hingewiesen.<br />

Die Tagesordnung wurde ebenfalls auf der<br />

Homepage des Regierungspräsidiums bekannt gegeben<br />

und liegt heute hier im Sitzungssaal aus.<br />

Noch kurz ergänzend zum Erörterungstermin – Herr<br />

Haller hat es vorhin bereits erwähnt –: Sinn und Zweck<br />

des heutigen Termins ist es, Ihre Einwendungen zu<br />

erörtern, zu besprechen und die Genehmigungsbehörde,<br />

sprich: uns, das Regierungspräsidium Karlsruhe, in die<br />

Situation zu versetzen, Ihre Einwendungen sachgerecht<br />

im Genehmigungsverfahren zu behandeln. Heute ist es<br />

nicht Gegenstand, über Ihre Einwendungen zu entscheiden.<br />

Das erfolgt in der endgültigen Entscheidung über den<br />

gestellten Antrag. – Vielen Dank.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, ist noch etwas übriggeblieben?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Wir hätten eine Bitte. Wir hatten in Walzbachtal ein Treffen<br />

mit Bürgerinnen und Bürgern. Da kam der gleiche<br />

Wunsch, den wir an anderen Erörterungsterminen auch<br />

schon hatten, im Hinblick auf die Bürger, die jetzt nicht<br />

hier sein können, weil sie berufstätig sind. Wir mussten<br />

heute alle freinehmen. Wir sind hier eigentlich privat, wenn<br />

Sie so wollen.


Können wir um 17 Uhr ein Break machen – egal wo<br />

wir sind -, damit die Bürgerinnen und Bürgern, die das<br />

wollen, etwas sagen können? Das wird nicht erörtert,<br />

darüber wird nicht gesprochen, darauf braucht niemand zu<br />

antworten, und sie können sagen, was sie wollen. Vielleicht<br />

haben sie auch Einwendungen gemacht; das weiß<br />

ich nicht. Aber sie sind im Augenblick nicht da. Wir könnten<br />

um 17 Uhr ein Break machen und es um 17:30 Uhr<br />

beenden – oder früher. Wenn niemand etwas sagen will,<br />

dann machen wir es halt nicht. Aber wir würden uns<br />

wünschen, dass das so passiert.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, wir haben Ihren Wunsch gelesen. Ich hatte es<br />

vorhin deshalb nicht angesprochen, weil ich einfach<br />

abwarten wollte, wie der Tag verläuft. Aber wir haben das<br />

auf der Agenda. Wir warten jetzt einfach einmal ab, wo wir<br />

um 17 Uhr stehen, und dann stelle ich es noch einmal in<br />

den Raum.<br />

Aber eins ist klar: Das ist einfach nur die Möglichkeit,<br />

außerhalb jeder formalen verfahrenstechnischen Vorgabe<br />

solchen Dingen einen Raum zu geben: Wir machen es<br />

letztendlich auch davon abhängig, wie der Wunsch dann<br />

rückgekoppelt wird. Einverstanden? – Gut.<br />

Dann kommen wir zum Tagesordnungspunkt III. Da ist<br />

vorgesehen, dass Lafarge das Vorhaben kurz vorstellt.<br />

Deswegen gebe ich Herrn Weber oder Herrn Villano das<br />

Wort. – Herr Weber.<br />

III. Vorstellung des Projektes durch<br />

die Antragstellerin<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Danke schön, Herr Haller. – Wir haben eine kleine Präsentation<br />

mit einer Zusammenfassung zu diesen Antragsunterlagen<br />

geplant. Ich sehe hier ein großes Interesse<br />

daran. Herzlich willkommen an alle Besucher und alle<br />

Interessenten zu diesem Thema!<br />

(Schaubild: Erhöhung der Ersatzbrennstoffrate<br />

auf 100 % - Anlage 1-1, S. 94)<br />

Die Erhöhung der Ersatzbrennstoffrate auf 100 % ist<br />

ein wichtiges Thema für uns am Standort Wössingen, um<br />

nachhaltig und zukunftsorientiert zu agieren.<br />

(Schaubild: Inhalt – Anlage 1-2, S. 94)<br />

Die Präsentation ist so aufgebaut, dass ich zunächst<br />

auf das Werk und die Rahmenbedingung eingehe, also:<br />

Wo stehen wir bisher aktuell? Was ist das Werk selbst?<br />

Wir sind ein Zementhersteller – das ist wohl bekannt –,<br />

das ist auch unser Kerngeschäft. Anschließend spreche<br />

ich zum Antragsumfang. Es gibt vier Unterpunkte, auf die<br />

ich eingehen werde.<br />

Wesentlich sind die Genehmigungsvorbereitungen.<br />

Die UVP wurde schon angesprochen. Es sind unterschiedliche<br />

Gutachten eingegangen, und ein Unterpunkt<br />

Seite 9<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

ist die Information über den Verlauf des Verfahrens. Dann<br />

gibt es noch eine Zusammenfassung.<br />

(Schaubild: Lafarge Zement Wössingen –<br />

Anlage 1-3, S. 95)<br />

Lafarge Zement Wössingen kann bereits auf eine jahrzehntelange<br />

Historie zurückschauen. Der eine oder<br />

andere mag sich noch erinnern: Vor drei Jahren haben wir<br />

die 60-Jahr-Feier gehabt. Dort gab es den illuminierten<br />

Turm, eine wirkliche Sehenswürdigkeit damals.<br />

Wir haben aktuell eine Produktionskapazität von bis zu<br />

800.000 t Zement pro Jahr. Wir haben Produkte von bis zu<br />

zehn unterschiedlichen Produktsorten und können da auf<br />

eine sehr hohe Qualität zurückschauen.<br />

Diese hohe Qualität und unsere sehr starke Wettbewerbsfähigkeit<br />

aufgrund unserer Topqualitäten ist insbesondere<br />

dadurch erreicht worden, dass wir eine umfassende<br />

Modernisierung in 2008/2009 durchgeführt hatten.<br />

Das war jahrelang ein wesentliches Highlight.<br />

Lafarge hat immer darauf geachtet, sich anlagentechnisch<br />

zu verbessern, zu optimieren. Es ging in den 50er-<br />

Jahren los, als die ersten Schachtöfen gebaut wurden.<br />

Dann ging es in den 60er-Jahren weiter mit einem Lepolverfahren<br />

– das ist ein Halbtrockenverfahren –, über<br />

Umbau der Anlagen mit Nachrüstung von umwelttechnologischen<br />

Maßnahmen wie Elektrofilter, die damals Stand<br />

der Technik waren, bis hin zur Erweiterung der SNCR-<br />

Technologie 1995; das ist eine Technologie zur Reduktion<br />

von Stickstoffemissionen. Das war der Höhepunkt in den<br />

letzten Jahren mit einer erheblichen Investition von über<br />

60 Mio. € hier am Standort. Somit war das auch eine<br />

nachhaltige zukunftsorientierte Investition für den Standort<br />

Wössingen.<br />

Mit dieser Umstellung vom Halbtrockenverfahren auf<br />

das Trockenverfahren konnten wir nicht nur erhebliche<br />

Verbesserungen im Qualitätsbereich erreichen, nicht nur<br />

unsere Wettbewerbsfähigkeit signifikant steigern, sondern<br />

auch emissionsseitig wesentliche Fortschritte erzielen.<br />

Mit dem Umbau konnte eine CO2-Reduktion von ca.<br />

25 % erreicht werden. Auch die Emissionen, z. B. Staub<br />

am Filter, sind signifikant heruntergegangen Für Staub<br />

gibt es einen Grenzwert bei 60 % von 20 mg. Wir halten<br />

aktuell 1 bis 2 mg Staubemissionen ein.<br />

Zertifizierung ist immer ein wichtiges Thema für uns.<br />

Zertifizierung bedeutet auch, dass man systematisch<br />

arbeitet, dass man kontinuierlich arbeitet und kontinuierlich<br />

Verbesserungen erreicht. Sie sehen auf dieser Folie<br />

eine Auflistung unserer Zertifizierungen. Eingehen möchte<br />

ich nur auf "Sicher mit System", ein Siegel von der Berufsgenossenschaft,<br />

worauf wir sehr stolz sind, weil es ein<br />

Zeichen für eine sehr sichere und systematische Arbeit ist.<br />

(Schaubild: Die Rahmenbedingungen –<br />

Anlage 1-4 – S. 95)<br />

Diese Investition in Lafarge Zement Wössingen bedeutet<br />

natürlich auch eine Sicherung von Arbeitsplätzen. Wir


haben 135 permanente Arbeitsplätze einschließlich<br />

Fremdfirmen, zudem auch diskontinuierliche Arbeitsplätze.<br />

Damit wir zukunftsorientiert handeln, nachhaltig handeln<br />

und uns wettbewerbsfähig aufstellen können, haben wir<br />

den Antrag auf die Einsatzmöglichkeit von 100 % Sekundärbrennstoffen<br />

gestellt.<br />

Es ist bereits über zwei Jahre her, dass wir die ersten<br />

Diskussionen darüber mit dem Regierungspräsidium<br />

gestartet haben. Wir hatten uns damals von vornherein<br />

entschlossen: Wir möchten das mit Öffentlichkeitsbeteiligung<br />

machen. Wie man an dem Termin heute sieht, ist<br />

das auch gut so gewesen. Das Interesse ist da, und somit<br />

ist das auch der richtige Schritt gewesen.<br />

Die Umweltverträglichkeitsprüfung – Herr Schilling hat<br />

es bereits erwähnt – ist genauso wie die Immissionsvorbelastungsmessung<br />

eine Besonderheit für uns in diesem<br />

Verfahren. Denn dies wurde zum ersten Mal an dem<br />

Standort Wössingen durchgeführt.<br />

Das Zementwerk kann bei dem Einsatz von Sekundärbrennstoffen<br />

auf eine Historie zurückschauen. Die<br />

ersten Erfahrungen liegen seit 1995 mit dem Einsatz von<br />

Altreifen vor. Dann gab es eine Erweiterung mit Tiermehl<br />

und technischen Gummiresten im Jahr 2001. Und vor über<br />

sieben Jahren ist der Einsatz von Fluff als aufbereitete<br />

Reststoffe aus industriellen Produktionen und aufbereitetem<br />

geschreddertem Sperrmüll genehmigt worden.<br />

Dies sind Brennstoffe, die sich auf dem Markt etabliert<br />

haben. Fluff – das steht für „flugfähige Feinfraktionen“ – ist<br />

ein Material, das nicht nur von der Zementindustrie eingesetzt<br />

wird, sondern sich auch in vielen anderen Industriezweigen<br />

inzwischen als Brennstoff bewährt hat.<br />

Mit diesem Antrag haben wir auch erklärt, dass wir<br />

NOX weiter staubreduzieren wollen. Man muss sehen: Bei<br />

60 % gab es einen NOX-Grenzwert von 500 mg. Mit<br />

diesem Antrag gehen wir auf 320 mg oder bei Staub von<br />

20 auf 10 mg.<br />

(Schaubild: Warum Sekundärbrennstoffe? –<br />

Anlage 1-5, S. 96 )<br />

Warum Sekundärbrennstoffe? Sekundärbrennstoff ist<br />

ein Brennstoff, der sich bewährt hat. Wie erwähnt, können<br />

wir da bereits auf eine gute Historie zurückschauen. Er<br />

gewährleistet eine Schonung fossiler Brennstoffe. Sein<br />

Einsatz bedeutet auch eine weitere Reduktion von CO2-<br />

Emissionen. Wie ich gerade erwähnt habe, konnten wir<br />

mit dem Umbau bereits eine CO2-Reduktion von 25 %<br />

erreichen. Mit diesem Projekt erwarten wir eine weitere<br />

Reduktion von CO2 um ca. 10 %.<br />

Entsprechend dem Kreislaufwirtschaftsgesetz ist nach<br />

der Vermeidung, der Vorbereitung oder dem Recycling als<br />

vierte Stufe auch die thermische Nutzung von Abfällen<br />

vorgesehen.<br />

Diese gerade genannten Ziele, die CO2-Reduktion und<br />

die Schonung fossiler Brennstoffe, sind ein wichtiges<br />

Thema für die Lafarge-Umweltpolitik. Es sind Umweltziele<br />

definiert, die besagen, dass Lafarge weltweit eine Reduk-<br />

Seite 10<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

tion der CO2-Emissionen von 1990 bis zum Jahr 2020 um<br />

33 % erreichen möchte, dabei aber auch die Schonung<br />

natürlicher Ressourcen bewirken möchte.<br />

Für Lafarge ist Umweltpolitik generell ein sehr wichtiges<br />

Thema. Er ist z. B. der einzige Baustoffhersteller, der<br />

in der Liste der 100 nachhaltigsten Unternehmen auf der<br />

Welt aufgeführt ist – er liegt sogar auf Rang 51 – oder<br />

Kooperationsvereinbarungen z. B. mit dem WWF hat.<br />

Neben unserem Tagesgeschäft ist hier auch noch zu<br />

erwähnen: Es gibt in der Umweltpolitik von Lafarge hohe<br />

Anforderungen, die immer wieder abgeprüft werden. Es<br />

sind 48 einzelne Standards einzuhalten. Das orientiert<br />

sich zunächst einmal an der ISO 14001, einem Umweltmanagementsystem.<br />

Aber weit darüber hinaus geht es<br />

auch um Dokumentation, Aktionspläneverfolgung etc.,<br />

weiterhin um Trainingsverantwortlichkeiten und insbesondere<br />

wiederkehrende Audits. Diese Audits werden durch<br />

externe Fachinstitute mit Begleitung interner Experten von<br />

Lafarge-Seite durchgeführt.<br />

(Schaubild: Antragsumfang – Anlage 1-6,<br />

S. 96)<br />

Beim Antragsumfang haben wir die Steigerung auf<br />

100 % erwähnt. Aber es gibt noch drei weitere Punkte.<br />

Das ist zum einen der Einsatz von Dachpappe als Sekundärbrennstoff,<br />

zum anderen der Betrieb einer HOK-Anlage<br />

– HOK steht für „Herdofenkoks“ - und eine Neubewertung<br />

von Lärm. Auf diese vier Punkte gehe ich jetzt im Einzelnen<br />

ein.<br />

(Schaubild: Emissionsbericht 2012 –<br />

Anlage 1-7, S. 97)<br />

Wir werden, wie erwähnt, mit der Steigerung der Ersatzbrennstoffrate<br />

auch strengere Vorgaben bekommen<br />

zu NOX-Emissionen, zu SO2, aber auch zu Staub. Der<br />

Staubgrenzwert wird von bei 60 % aktuell 20 mg auf<br />

10 mg reduziert werden.<br />

Bei NOX haben wir einen Grenzwert bei 60 % von<br />

500 mg und werden da einen Grenzwert von 320 mg mit<br />

einem Zielwert von 200 mg NOX eintragen. Auch bei<br />

Schwefeldioxidemissionen gibt es eine Reduktion von 295<br />

auf 150 mg.<br />

Um dies alles zu zeigen, haben wir einen Test beantragt<br />

mit einem Betrieb von bis zu 80 % Sekundärbrennstoffrate.<br />

Aktuell ist der neueste Emissionsbericht von<br />

2012 fertiggestellt worden. Er ist noch nicht veröffentlicht<br />

worden, er wurde gerade dem Regierungspräsidium zur<br />

Prüfung vorgelegt.<br />

Hier ist erfreulicherweise die deutliche Einhaltung der<br />

Grenzwerte zu sehen. Zum Beispiel haben wir aktuell<br />

einen NOX-Grenzwert von 350 mg, und erreicht haben wir<br />

in 2012 einen Jahresmittelwert von 325 mg. Auch die<br />

Einzelmessungen zeigen eine deutliche Unterschreitung<br />

der Grenzwerte. Bei Quecksilber kam es zu keiner einzigen<br />

Überschreitung der Tagesmittelwerte.


(Schaubild: Warum Dachpappe? – Anlage 1-8,<br />

S. 97)<br />

Zur Dachpappe. Es ist eine Ergänzung des Produktbrennstoffportfolios<br />

um Dachpappe geplant. Bei Dachpappe<br />

denkt man normalerweise – so geht es zumindest mir –<br />

in erster Linie an die Gartenhäuser, die mit Dachpappe<br />

geschützt sind. Aber Dachpappe gibt es auch bei Industriebauten,<br />

es gibt sie als Schutz unterhalb von Dächern,<br />

als zusätzliches Isoliermaterial. Das wird als sortenreiner<br />

Abfall aufgenommen und entsprechend aufbereitet.<br />

Es ist geplant, einen nicht gefährlichen Abfall zu verwenden.<br />

In erster Linie geht es darum, auf die Schwankungen<br />

im Brennstoffmarkt entsprechend zu reagieren. Dachpappe<br />

wird kein Hauptbrennstoff sein, sondern wir reden hier<br />

von ca. 5 bis 10 %, die wir ggf. einsetzen. Das entspricht<br />

in etwa dem Markt der geschredderten Altreifen, die mehr<br />

und mehr vom Markt verschwinden.<br />

(Schaubild: Warum HOK-Anlage? – Anlage 1-9,<br />

S. 98)<br />

HOK – Herdofenkoksanlage. Quecksilbereinträge gibt<br />

es über Brennstoffe, Quecksilbereinträge gibt es aber<br />

auch über Rohstoffe. Es kann durch diese beiden Einträge<br />

zu Spitzen kommen. Um diese Spitzen abzufangen und zu<br />

vermeiden, ist es unser Ziel, eine permanente Installation<br />

einer Herdofenkoksanlage zu haben. Diese soll, wie es im<br />

Fachjargon heißt, als "Polizeimaßnahme" eingesetzt<br />

werden, sprich: nur in Betrieb gehen, wenn es zu diesen<br />

Spitzen kommt.<br />

Diese Anlage haben wir getestet. Sie ist im Testbetrieb<br />

auf automatischen Betrieb eingestellt. Das heißt, schon<br />

bei einem Wert von 25 µg/Nm³, also unterhalb des aktuell<br />

gültigen Grenzwertes von 28 µg/Nm³, fangen wir bereits<br />

an einzudüsen. Dieser Wert ist niedriger als das, was die<br />

17. BImSchV vorschreibt.<br />

Diese Technik ist vielfach im Einsatz und hat sich bereits<br />

sehr bewährt. Der Staub wird über Ofenfilter abgeschieden<br />

und zu 100 % der Zementmahlung zugeführt.<br />

(Schaubild: Warum Neubewertung Lärm? –<br />

Anlage 1-10, S. 98)<br />

Warum eine Neubewertung Lärm? Ein sehr wichtiges<br />

Thema für uns ist auch das Beschwerdemanagement. Wir<br />

haben ein sehr intensives Beschwerdemanagement, wo<br />

wir nicht nur auf schriftliche Beschwerden eingehen,<br />

sondern auch jegliche mündliche Beschwerde aufnehmen.<br />

Vor vier Jahren haben wir beobachtet, dass vermehrte<br />

Beschwerden kamen. Wir haben Maßnahmen getroffen<br />

und z. B. eine Lärmkamera eingesetzt. Eine Lärmkamera<br />

macht Bilder, und diese Bilder heben farblich hervor, wo<br />

Lärmemissionen sind. Dunkelrot bedeutet, es ist dort<br />

lärmemittent. Die Stellen sind natürlich teilweise bekannt.<br />

Eine Maschine macht Lärm, ein Motor macht Lärm. Aber<br />

es ist interessant zu sehen, dass auch Kleinigkeiten<br />

auffallen wie ein Schlitz in einem Tor, das nicht ganz<br />

Seite 11<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

geschlossen ist, oder eine Türzarge, die nicht komplett<br />

verschlossen ist. Das sind Kleinigkeiten, bei denen man<br />

viel erreichen kann. Gerade diese Lärmquellen haben wir<br />

mit der Lärmkamera sichtbar machen können.<br />

Wir haben weiterhin Messungen durch die DEKRA<br />

durchführen lassen. An drei Messstellen wurde gemessen.<br />

Dabei wurde ermittelt, dass es an einer Stelle zu einer<br />

Überschreitung kam. Wir haben mit dem Regierungspräsidium<br />

einen öffentlich-rechtlichen Vertrag abgeschlossen,<br />

in dem wir uns verpflichtet haben, drei Maßnahmenpakete<br />

I bis III abzuarbeiten. Das bedingt eine Investition von<br />

über 300.000 €. Wir haben damit eine erhebliche Reduzierung<br />

der Lärmemissionen von über 3 dB(A) schaffen<br />

können.<br />

Wir befinden uns aber aufgrund dessen, dass in diesem<br />

Bereich direkt ein Wohngebiet ansiedelt ist und es<br />

somit kein Mischgebiet zwischen Werk und diesem<br />

Wohngebiet gibt, in einer Situation, dass wir zwar die<br />

Mischwerte für Dorfgebiete und Mischgebiete einhalten,<br />

aber noch nicht die eines Wohngebietes.<br />

Daher haben wir beantragt, dass wir einen Richtwert<br />

für Dorfgebiete bekommen. Das bedeutet für uns aber<br />

nicht, dass wir da aufhören wollen. Die ersten Maßnahmen,<br />

die Spitzen herauszuholen, sind einfach leichter. Je<br />

mehr man daran gearbeitet, umso kleiner werden die<br />

Spitzen. Das ist ein langwieriger Prozess, aber wir wollen<br />

daran Stück für Stück arbeiten.<br />

Wir haben auch viele andere Maßnahmen ergriffen.<br />

Zum Beispiel kaufen wir bei der Neuinstallation von<br />

Anlagen oder beim Umbau von Motoren anders ein, legen<br />

großen Wert auf das Thema Lärm und berücksichtigen<br />

das dementsprechend. – Dies zur Situation.<br />

(Schaubild: Die Umweltverträglichkeitsuntersuchung<br />

– Anlage 1-11, S. 99)<br />

Jetzt kommt noch ein Ausblick zu den gesamten Gutachten<br />

und zur Umweltverträglichkeitsprüfung, die stattgefunden<br />

hat. Am 30.11.2011 fand der Scopingtermin zu der<br />

Umweltverträglichkeitsuntersuchung statt. Dies ist eine<br />

systematische Bewertung und Untersuchung nach klaren<br />

Vorgaben zur Umweltverträglichkeit des Verfahrens.<br />

Beteiligt waren daran die unterschiedlichsten Interessenverbände.<br />

Das geht vom Regierungspräsidium, die<br />

Gemeinden und Städte über den Landesnaturschutzverband,<br />

BUND, NABU bis hin zu den Fachgutachtern, die in<br />

diesem Scopingtermin die Aufgabe hatten, festzustellen,<br />

welche Untersuchungen in welchem Umfang stattfinden<br />

müssen.<br />

(Schaubild: Umweltverträglichkeitsuntersuchung<br />

– Anlage 1-12, S. 99 )<br />

Auf dieser Folie sehen Sie die gesamte Umweltverträglichkeitsuntersuchung,<br />

den gesamten vereinbarten<br />

Umfang. Das geht von der Einbeziehung von Immissionen<br />

über die Betrachtung von Lärm und Schadstoffdepositionen<br />

bis hin zur Erfassung – das ist hier eine Besonderheit<br />

– der Hirschkäfer in unserer Region.


Im Rahmen der Umweltverträglichkeitsuntersuchung<br />

haben wir uns nach Rücksprache des Weiteren freiwillig<br />

dazu entschlossen, eine Immissionsvorbelastungsmessung<br />

zu machen. Eine Immissionsvorbelastungsmessung<br />

ist eine Messung der Immissionen, die in diesem Fall an<br />

den zwei Standorten Dürrenbüchig und Wössingen<br />

stattfindet und somit Fakten schafft.<br />

(Schaubild: Emissionsprognose – Anlage 1-13,<br />

S. 100)<br />

Die Emissionsprognose, d. h. das, was am Kamin als<br />

Emission gemessen wird, ist durch die TÜV-Gutachten der<br />

Organisation TÜV Süd durchgeführt worden. Es wurden<br />

hier die unterschiedlichen Brennstoffszenarien angesetzt<br />

und durchgerechnet. Das sind Maximalszenarien. Generell<br />

werden die ganzen Szenarien unter dem Gesichtspunkt<br />

„maximal“ durchgerechnet; auch die Emissionsprognose<br />

wurde so bearbeitet.<br />

Es geht darum, nicht die reellen Emissionen als Basis<br />

zu nehmen, wie ich gerade erwähnt habe. Wir haben z. B.<br />

bei 60 % Ersatzbrennstoff eine Genehmigung von Staubemissionen<br />

in Höhe von 20 mg/Nm³. Wir fahren hingegen<br />

die Anlage mit einem Wert unter 1 bis 2 mg/Nm³.<br />

Nicht diese 1 bis 2 mg/Nm³ werden angesetzt, sondern die<br />

Maximalwerte. Bei 100 % wären das 10 mg Staubemissionen.<br />

Mit diesen maximalen Werten werden diese Gutachten<br />

erstellt.<br />

Ergebnis dieser Gutachten war, dass alle Emissionswerte<br />

sicher und größtenteils auch deutlich unter den<br />

Grenzwerten eingehalten werden.<br />

(Schaubild: Immissionsvorbelastung – Anlage<br />

1-14, S. 100)<br />

Die Messungen der Immissionsvorbelastung haben,<br />

wie erwähnt, an zwei Standorten stattgefunden, einmal in<br />

Wössingen in der Bruchsaler Straße und zum Zweiten in<br />

Dürrenbüchig an der Dürrenbüchiger Straße. Es ist über<br />

eine Periode von neun Monaten gemessen worden – neun<br />

Monate deswegen, um die wärmeren, aber auch die<br />

kälteren Monate und somit beide klimatischen Bedingungen<br />

zu erfassen. Die Messpunkte wurden in einer gemeinsamen<br />

Begehung mit dem Regierungspräsidium,<br />

LUBW und den Gutachtern festgelegt und entsprechend<br />

durchgeführt.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere Quecksilber,<br />

Dioxine und Furane deutlich unter den Grenz- und<br />

Zielwerten liegen. Auch das ist also ein sehr positives<br />

Ergebnis.<br />

(Schaubild: Immissionsprognose – Anlage<br />

1-15, S. 101)<br />

Zur Immissionsprognose. Die Immissionsvorbelastungsmessung<br />

zeigt die Ist-Situation; das wird real gemessen.<br />

Die Immissionsprognose, sprich: wie die Situation<br />

bei steigendem Brennstoffbedarf aussieht, wird rechnerisch<br />

ermittelt. Es sind sehr komplizierte Programme, die<br />

dort arbeiten, und sehr intensive Rechnungen, die dort<br />

durchgeführt werden müssen. Daher ist eine Erstellungs-<br />

Seite 12<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

dauer von bis zu sieben Monaten erforderlich, einfach weil<br />

der Aufwand sehr umfangreich ist. Hierin werden sowohl<br />

die Prognosewerte als auch die Vorbelastungswerte von<br />

der Immissionsvorbelastungsmessung berücksichtigt.<br />

Das Ergebnis auch dieser Immissionsprognose ist,<br />

dass die Gesamtbelastung für alle Parameter deutlich<br />

eingehalten wird.<br />

(Schaubild: Lärmgutachten – Anlage 1-16,<br />

S. 101)<br />

Das Lärmgutachten wurde durch den DEKRA-<br />

Umweltservice durchgeführt. Hier wurden wiederum die<br />

unterschiedlichen Szenarien durchgegangen. Man kam zu<br />

einer Erhöhung der Lkw-Anzahl um maximal vier Lkw pro<br />

Tag. Da andererseits unser Primärbrennstoff dann z. B.<br />

die Fluffmaterialien sein werden, wird unsere Anlage zum<br />

Mahlen des Petrolkoks weniger in Betrieb sein bzw.<br />

nahezu gar nicht. Bei der An- und Abfahrprozedur werden<br />

wir auf die fossilen Brennstoffe zurückgreifen.<br />

Insgesamt bedeutet das, dass die Mahlanlage weniger<br />

in Betrieb ist und damit eine weitere Reduktion der<br />

Lärmemissionen um ca. 0,3 dB(A) zu erwarten ist. Des<br />

Weiteren wird auch der innerbetriebliche Verkehr abnehmen,<br />

sodass keine Verschlechterung zu erwarteten ist.<br />

(Schaubild: Betrachtung: diffuse Staubemissionen<br />

- Anlage 1-17, S. 102)<br />

Diffuse Staubemissionen. Wir haben hier keine baulichen<br />

Maßnahmen, keine baulichen Änderungen der<br />

Anlage beantragt, sondern es werden lediglich die Brennstoffmengen<br />

geändert. Es werden die vorhandenen<br />

Anlagen genutzt, die gekapselt sind. Beim Tiermehl ist das<br />

komplett geschlossen: geschlossene Anlieferung, geschlossener<br />

Transport, geschlossene Lagerung.<br />

Wir werden durch die Reduzierung des Einsatzes von<br />

Petrolkoks eine Reduzierung des innerbetrieblichen<br />

Verkehrs und des Handlings mit diesem Material bekommen,<br />

sodass somit eine Verringerung diffuser Staubquellen<br />

zu erwarten ist.<br />

(Schaubild: Umweltverträglichkeitsuntersuchung<br />

– Anlage 1-18, S. 102)<br />

Die Umweltverträglichkeitsuntersuchung ist durch das<br />

Gutachterbüro AG.L.N in Blaubeuren durchgeführt worden<br />

und hat über einen Zeitraum von zwölf Monaten vom<br />

Scopingtermin bis zum Abschluss im November letzten<br />

Jahres gedauert. Es ist eine umfassende Bestandsaufnahme<br />

und Wirkungsanalyse durchgeführt worden. Das<br />

Ergebnis dieser Umweltverträglichkeitsanalyse, die, wie<br />

erwähnt, erstmalig hier am Standort Wössingen stattfand,<br />

ist, dass das Verfahren zusammenfassend als umweltverträglich<br />

einzustufen ist. – So weit zu den Gutachtern.<br />

(Schaubild: Information im Verfahren –<br />

Anlage 1-19, S. 103)<br />

Ich habe schon erwähnt: Wir haben uns für ein öffentliches<br />

Verfahren entschlossen, also dafür, dieses Verfahren<br />

mit Öffentlichkeitsbeteiligung zu machen. Während


des Verfahrens haben wir hierauf sehr viel Wert gelegt.<br />

Wir haben immer den Dialog gesucht. Wir hatten Gespräche<br />

sowohl mit Politikern als auch mit persönlichen<br />

Interessenverbänden gesucht und geführt. Wir haben<br />

regelmäßig über unseren "Dialog" – das ist eine Zeitung,<br />

die vierteljährlich erscheint – über den Verlauf des Verfahrens<br />

und über die Situation der einzelnen Maßnahmen<br />

berichtet. Wir hatten ein Bürgertelefon eingerichtet.<br />

Außerdem haben wir – was ebenfalls sehr wichtig ist –<br />

regelmäßige Besichtigungen und regelmäßig Besucher im<br />

Werk. Im letzten Jahr waren es an die 700 Besucher, im<br />

Jahr davor sogar 1000 Besucher. Das ist für uns sehr<br />

hilfreich, damit wir verstehen: Was sind die Fragen, was<br />

sind die Themen? Auch für die Besucher ist es sehr<br />

hilfreich zu sehen: Wie funktioniert das? Was ist dort vor<br />

Ort? Wie stellt sich die Anlage dar?<br />

Ich möchte hier gerne noch einmal sagen: Kommen<br />

Sie vorbei, und nutzen Sie die Gelegenheit! Wir haben in<br />

unserer Zeitung "Dialog" hinten eine Karte aufgeklebt, wo<br />

man nur ein Kreuz machen muss bei "Interesse an einem<br />

Besuch". Sie werden dann von uns angesprochen, dass<br />

Sie bei der nächsten Möglichkeit unser Werk besichtigen<br />

können.<br />

(Schaubild: Zusammenfassung – Anlage 1-20,<br />

S. 103)<br />

Zusammenfassend möchte ich noch einmal erwähnen:<br />

Das Verfahren ist wichtig für die nachhaltige und zukunftsorientierte<br />

Entwicklung und für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

des Standorts Wössingen. Es ist ein besonderes<br />

Verfahren für uns, da erstmalig eine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

und eine Emissionsvorbelastungsmessung<br />

durchgeführt wurden.<br />

Wir werden mit diesem Verfahren sowohl eine weitere<br />

Reduktion der CO2-Emissionen und eine Schonung<br />

natürlicher Ressourcen schaffen als auch strengere<br />

Grenzwerte im Bereich NOX, SO2 wie auch Staub bekommen.<br />

Die UVP hat ergeben, dass es als ein als umweltverträglich<br />

einzustufendes Verfahren zu sehen ist. – Danke<br />

schön von meiner Seite.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke schön, Herr Weber. – Bitte, wir sind ja zum Erörtern<br />

hier.<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

Ich habe eine Verständnisfrage zur Folie 13.<br />

(Schaubild: Emissionsprognose – Anlage 1-13,<br />

S. 100)<br />

Da steht: „Bei allen Szenarien liegen die Emissionswerte<br />

sicher und größtenteils deutlich unter den Grenzwerten.“<br />

Bezieht sich das "größtenteils" auf das "deutlich" oder<br />

"unter den Grenzwerten"? Heißt es „größtenteils unter den<br />

Grenzwerten“ – dann wären sie nämlich ab und zu über<br />

den Grenzwerten –, oder bezieht es sich auf „deutlich“?<br />

Seite 13<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Es bezieht sich auf „deutlich“.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Gut. Vielen Dank noch einmal.<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Dann wären wir an dem Punkt, wo wir in die Erörterung<br />

der Einwendungen einsteigen können.<br />

IV. Erörterung der Einwendungen<br />

IV. 1. Klimaschutz/Energiekonzept<br />

Die Tagesordnung sieht vor, dass wir nach einem<br />

Fahrplan vorgehen. An erster Stelle steht das Thema<br />

Klimaschutz und Energiekonzept. Dazu gehört auch der<br />

Einsatz von Gas zur Erreichung der Luftreinhalte-<br />

und Klimaschutzziele der EU.<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Würden Sie bitte einmal meine Folien aufwerfen?<br />

(Schaubild: Antrag der Firma Lafarge Zement<br />

Wössingen GmbH – Anlage 2-1, S. 104)<br />

Wir haben ein Problem vorweg: Wir sind in einem Verfahren<br />

nach § 16 BImSchG. Dies als Erweiterung des Einsatzes<br />

von Sekundärbrennstoffen zu bezeichnen ist eine<br />

Verharmlosung, ist ein Euphemismus.<br />

Wir sprechen hier heute über eine Müllverbrennungsanlage.<br />

Zu 100 % wird Müll eingesetzt. Da ergibt sich für<br />

uns die Frage: Sehen Sie diese Anlage als Anlage zur<br />

Verwertung oder zur Entsorgung? Diese Frage wollen wir<br />

vorweg geklärt haben, bevor wir weiter einsteigen. Was für<br />

eine Anlage ist das hier?<br />

Die zweite Frage: Wo finde ich dies im Abfallgesetz<br />

des Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> oder im Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />

wieder? Die Anlage muss ja irgendwo<br />

angegeben sein. Wo finde ich das?<br />

Also erste Frage: Ist das eine Anlage zur Entsorgung<br />

oder zur Verwertung? Was ist das für eine Anlage?<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Zunächst zu Punkt 1: Wir sind ein Zementhersteller. „Zu<br />

100 % Mülleingang“ ist nicht richtig. 90 % unserer Materialien,<br />

die eingehen, sind Rohstoffe. Das sind Materialien<br />

zur Herstellung eines Zementes. Wir haben ein Verfahren,<br />

das für die Herstellung thermisch-energetische Brennstoffe<br />

braucht. Das ist keine Müllverbrennungsanlage.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Wir betrachten dies als Müllverbrennungsanlage. Das ist<br />

eine Entsorgung von Müll. Deswegen betrachten wir alle<br />

Werte, die hier erörtert werden, unter diesem Gesichtspunkt.<br />

– Erster Punkt.


Zweiter Punkt. Sowohl der Verwaltungsgerichtshof<br />

Mannheim als auch der EuGH haben diesem Punkt der<br />

Verwertung oder der Entsorgung erhebliche Bedeutung<br />

beigemessen.<br />

Für die Entsorgung z. B. von Altreifen gibt es spezifische<br />

Anlagen, die darauf ausgerichtet sind, z. B. Ludwigshafen.<br />

Wir sind der Ansicht, da gehört es auch hin. Denn<br />

die haben ganz andere Verbrennungsmethoden. Das<br />

haben Sie nicht erwähnt, aber es ist vielleicht ganz amüsant:<br />

Müllverbrennungsanlagen sind normalerweise<br />

Wirbelschichtöfen. Das sind völlig andere Konzeptionen,<br />

weil sie ganz andere Aufgaben haben als hier.<br />

Beim Fluff – das ist der größte Bluff dabei – wissen Sie<br />

gar nicht, was das ist. Im Prinzip ist es Hausmüll. Die<br />

Frage ist: Ist er als solcher noch erkenntlich? – In dem<br />

Fluff nicht mehr, aber vorher sicher. Die Maßgabe, die das<br />

RP prüfen muss, ist doch: Haben wir es hier eigentlich mit<br />

dem Abfallwirtschaftsgesetz zu tun? Wird hier Abfall – ich<br />

sage es rechtlich sicherlich falsch – sozusagen "illegal"<br />

auf einem falschen Weg entsorgt?<br />

Ich weise einmal auf das Bundesverwaltungsgerichtsurteil<br />

vom 26.04.2007 hin, Aktenzeichen 7 C 7.06. Das ist<br />

wichtig bei dieser Anlage und ist zu beachten. Deswegen<br />

dieses Vorwort. –<br />

(Verhandlungsleiter Bernd Haller und Wolfgang<br />

Schilling [RP Karlsruhe] besprechen<br />

sich leise.)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Machen Sie ruhig weiter.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Schilling, wenn Sie es beantworten können, wäre mir<br />

das recht. Das wäre natürlich toll, wenn Sie mir sofort<br />

sagen: Das ist diese oder jene Anlage. Das wäre schon<br />

toll.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vorher hat sich aber Lafarge zu Wort gemeldet.<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Ich würde gerne zu Ihren Ausführungen ganz kurz meinen<br />

Standpunkt herüberbringen. Sie haben die Frage gestellt:<br />

Verwertung oder Beseitigung?<br />

Es ist völlig klar, dass das Zementwerk grundsätzlich<br />

eine Verwertung darstellt. Wenn Sie einen Blick in das<br />

Kreislaufwirtschaftsgesetz werfen und die einzelnen<br />

Stufen anschauen, erkennen Sie, dass das dort sehr<br />

schön beschrieben ist. Als Grundgedanke steckt dahinter,<br />

die anfallenden Abfälle in Deutschland nach der entsprechenden<br />

Hierarchie so weit wie möglich zu verwerten und<br />

erst ganz am Schluss – das kennen Sie –, in der fünften<br />

Stufe, wenn es nicht mehr anders geht, sie zu beseitigen.<br />

Wenn Sie sagen, da wird im Zementwerk einfach Müll<br />

verbrannt – „Hausmüll“ haben Sie gesagt –, dann muss<br />

ich ganz klar erwidern: So ist das nicht richtig.<br />

Seite 14<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Schauen Sie sich einmal die Prozesse an, die der<br />

Brennstoff durchläuft, bevor er im Zementwerk ankommt!<br />

Da gibt es einen wesentlichen Unterschied zu dem, was<br />

Sie mit Beseitigung, mit Müllverbrennung meinen. Da sind<br />

ganz andere Qualitätsstandards gesetzt. Es gibt auch nur<br />

sehr wenige, die hier in Deutschland diese Qualitätsstandards<br />

einhalten können und mit denen wir zusammenarbeiten.<br />

Ein großer Eigenanteil der von uns eingesetzten<br />

Brennstoffe entsteht z. B. aus Materialien, die aus dem<br />

DSD-System herauskommen. Sie kennen das DSD. Wir<br />

alle sind stolz darauf, wie gut wir in Deutschland unseren<br />

Müll trennen und weiterverarbeiten. Dort wird dafür gesorgt,<br />

dass die Rohstoffe zu einem sehr hohen Anteil dem<br />

Recycling zugeführt werden. Nur der letzte Rest, der in<br />

keiner Weise mehr recycelbar ist, steht dann gemäß dem<br />

Kreislaufwirtschaftsgesetz der thermischen Verwertung<br />

zur Verfügung.<br />

Das ist einer der wesentlichen Träger unseres hochwertigen<br />

Brennstoffs. Wir reden nicht davon, dass wir<br />

irgendwelchen Müll mit einem Heizwert zwischen 5 und 8<br />

Megajoule, wie es üblicherweise in den Müllverbrennungsanlagen<br />

gewünscht wird, annehmen und einfach<br />

verbrennen. – Das von meiner Seite. Danke.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke.<br />

Wolfgang Schilling (RP Karlsruhe):<br />

Ganz generell, Herr Block: Beantworten kann ich Ihnen<br />

Ihre Frage jetzt nicht, und zwar aus einem ganz einfachen<br />

Grund: Wenn Sie mir heute ein Datum und das Aktenzeichen<br />

eines Urteils nennen, kann ich mir das nicht durchlesen.<br />

Sie müssen mir schon gestatten, dass ich das tue.<br />

Wir werden uns damit selbstverständlich auseinandersetzen.<br />

Dafür haben wir heute die Erörterungsverhandlung,<br />

damit wir das dann mitnehmen.<br />

Nur eines ganz generell: Ob Sie das jetzt als Beseitigungs-<br />

oder Verwertungsanlage ansehen, ist nicht das<br />

Maßgebliche. Maßgeblich ist, ob die Anforderungen, die<br />

im Kreislaufwirtschaftsgesetz aufgeführt sind, insbesondere<br />

nach R 1 der Anlage 2 zu dem Gesetz, erfüllt sind.<br />

Genau das werden wir zu bewerten haben.<br />

Einem darf ich beipflichten, was hier eben gesagt wurde:<br />

Von Hausmüll als Einsatzstoff reden wir bei dieser<br />

Anlage nicht. Das geht aus den Antragsunterlagen hervor,<br />

die Ihnen sicher vorlagen. Eine Hausmüllverbrennungsanlage<br />

ist etwas anderes. Ich nehme an, dass Sie so eine<br />

schon einmal besichtigt haben, vielleicht in Mannheim<br />

oder sonst wo.<br />

Dann haben Sie uns vorhin gefragt, ob die Anlage im<br />

Landesabfallgesetz für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erwähnt ist.<br />

Sagen Sie mir bitte, wo dort im Landesabfallgesetz Abfallanlagen<br />

aufgezählt sind! Ich finde da keine einzige. Da<br />

sind die gesetzlichen Grundlagen, aber da ist kein Verzeichnis<br />

der zugelassenen Anlagen. Sind wir uns darin<br />

einig?


(Harry Block [BUND]: Ja, ja, schwerer Mangel!)<br />

Sie sagten vorhin, ich solle Ihnen sagen, wo das im<br />

Gesetz steht. Da steht keine einzige Anlage. Das kann<br />

auch nicht Gegenstand eines Gesetzes sein. Ein Gesetz<br />

enthält abstrakt generelle Regelungen, nach denen zu<br />

beurteilen ist, ob eine Anlage zugelassen werden kann<br />

oder nicht, und ähnliche Vorschriften. In Gesetzen finden<br />

Sie keine Auflistung von genehmigten Anlagen – in<br />

keinem Gesetz. Das ist nicht die Aufgabe eines Gesetzes.<br />

Es schafft die Grundlage für die Beurteilung der Zulassung.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Es geht ja um die Ausführung dieses Gesetzes, und das<br />

ist der Abfallwirtschaftsplan des Landes <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>. Dort müsste es irgendwo aufgeführt sein,<br />

wenn es eine Anlage zur Entsorgung wäre. Er sagt ja, das<br />

sei sie nicht.<br />

Ich sage Ihnen einmal etwas zum Fluff; wir haben bei<br />

Fluff einmal nachgelesen. Sie haben gesagt, das sei<br />

industrieller Müll. Wir kommen nachher noch in einem<br />

eigenständigen Punkt dazu. Da war auch Sperrmüll<br />

aufgeführt. Was ist Sperrmüll anderes als Hausmüll? Das<br />

ist eine Hausmüllsammlung.<br />

Gucken Sie sich an, was in der Industrie an Industriemüll<br />

anfällt. Was ist Industrie? Ist das auch Gewerbe und<br />

Handel? Gucken Sie bei Karstadt in Karlsruhe herein: Das<br />

ist Hausmüll.<br />

Wir kennen Sortieranlagen. In Karlsruhe am Rheinhafen<br />

ist die größte hier in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Wir wissen,<br />

was die Reste sind. Der Rest ist Müll, nichts anderes als<br />

Müll. Natürlich wäre er mit geeigneten Maßnahmen noch<br />

weiter recycelbar. Das ist eine Frage des Geldes: Wie viel<br />

stecke ich in eine solche Anlage hinein?<br />

Ein anderes Thema ist die Zertifizierung. Sie haben<br />

hier in den Unterlagen einen Hamburger Betrieb angeführt.<br />

Den haben auch wir uns angeguckt. Sie wissen alle,<br />

was zertifiziertes Fleisch ist. Sie haben es ja jetzt in Ihrer<br />

Lasagne gehabt. Alles zertifiziert! – Also, wir glauben hier<br />

kein Wort, wenn wir es nicht sehen.<br />

Nur eines ist sicher: Dem Fluff sehen Sie nicht mehr<br />

an, was für ein Müll es ist. Das ist zugegebenermaßen der<br />

Trick bei der Geschichte.<br />

Für uns ist dies – das sage ich Ihnen klar – eine Anlage<br />

zur Verwertung und gehört nach dem Gesetz eigentlich<br />

in den Abfallwirtschaftsplan des Landes <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>. Da ist es nicht drin. Wir haben hier eine<br />

neue Müllverbrennungsanlage vor Ort. So sehen wir das.<br />

(Beifall bei den Einwenderinnen und<br />

Einwendern)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, danke für Ihren Standpunkt. – Der Punkt 1<br />

unserer Tagesordnung sieht das Thema Gaseinsatz vor.<br />

Seite 15<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Mir wäre es sehr recht, wenn wir uns an diese Tagesordnung<br />

halten würden. Wir kommen nachher noch einmal zu<br />

dem Thema der Ersatzbrennstoffe und speziell zum<br />

Thema Fluff.<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Wiedenmann ist mein Name, ich bin Mitglied der Bürgerinitiative<br />

Müll und Umwelt Karlsruhe.<br />

Angesprochen wurde von Ihnen das Thema Energiekonzept<br />

und Klimaschutz. Herr Weber ist so stolz auf<br />

seine CO2-Bilanz. Ich habe in den Unterlagen eigentlich<br />

nichts über die CO2-Emissionen des Zementwerks finden<br />

können. Ich habe mich dann eigenständig kundig gemacht<br />

und habe einmal die CO2-Emissionen, die ein Zementwerk<br />

emittiert, mit den CO2-Emissionen des neuen Kohlekraftwerks<br />

in Karlsruhe verglichen. Pro Megawatt Feuerungswärmeleistung<br />

emittieren Sie etwa 11 % mehr CO2 als<br />

dieses moderne Kohlekraftwerk. Das heißt, Ihre Bilanz ist<br />

jetzt, wenn man das klimatechnisch sieht, wesentlich<br />

schlechter als ein Kraftwerk, das reine Kohle verbrennt.<br />

Sie würden also von der Klimatechnik her der Umwelt<br />

Besseres antun, wenn Sie Kohle verbrennen würden.<br />

Bei Ihnen kommt zusätzlich hinzu, dass schon bei der<br />

Herstellung der Stoffe, die Sie verbrennen, sowohl bei<br />

Dachpappe als auch Reifen als auch Fluff, CO2-<br />

Emissionen angefallen sind. Das heißt, es ist wesentlich<br />

mehr.<br />

Sie könnten doch jetzt Gas einsetzen. Wir wissen aus<br />

den Bilanzen von Karlsruhe, dass ein modernes Gaskraftwerk,<br />

verglichen mit einem Kohlekraftwerk, etwa die<br />

Hälfte CO2 emittiert.<br />

Das, was Sie mit Ihrem Verbrennungskonzept als<br />

Nachhaltigkeit für Ihren Standort Wössingen bezeichnet<br />

haben, ist nichts anderes als eine wirtschaftliche Nachhaltigkeit<br />

für Ihre Firma. Aber für die Umweltbilanz und für die<br />

Bevölkerung ist das kontraproduktiv. Sie machen genau<br />

das Gegenteil.<br />

(Beifall bei den Einwenderinnen und<br />

Einwendern)<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Mein Name ist Martin Oerter, ich komme vom Forschungsinstitut<br />

der Zementindustrie aus Düsseldorf.<br />

Gestatten Sie mir eine Korrektur vorweg: In der Form,<br />

wie Sie die CO2-Emissionen des Zementwerkes mit denen<br />

des Kohlekraftwerkes vergleichen, haben Sie möglicherweise<br />

übersehen, dass zwei Drittel des CO2 tatsächlich<br />

aus der Entsäuerung des Rohmaterials stammt. Sprich:<br />

Die Zementindustrie ist ein wesentlicher Emittent von<br />

CO2-Emissionen; das ist bekannt. Aber ca. zwei Drittel der<br />

CO2-Emissionen kommen aus dem natürlichen Kalkstein.<br />

Die sind also überhaupt nicht zu vermeiden, egal mit<br />

welcher Energie Sie den Ofen betreiben.<br />

Es ist tatsächlich so, dass Sie die brennstoffbedingten<br />

fossilen CO2-Emissionen durch den Einsatz der Sekundärbrennstoffe<br />

nachhaltig mindern. Das hängt damit


zusammen, dass da eine gewisser Anteil an biogenen<br />

Kohlenstoffverbindungen enthalten ist. Deswegen führt<br />

das letztlich zu einer Reduktion der fossilen CO2-<br />

Emissionen.<br />

Ein zweiter Punkt. Sie haben angesprochen, dass<br />

auch die eingesetzten Sekundärbrennstoffe aufgrund des<br />

Herstellungsprozesses einen gewissen CO2-Rucksack<br />

tragen. Auch die Kohle, selbst das Gas muss gefördert<br />

werden und hat eine gewisse Vorkettenbelastung.<br />

Letztlich reden wir hier über die Verwertung der Sekundärbrennstoffe,<br />

Herr Block. Das ist mir ganz wichtig.<br />

Es ist ein Verwertungsprozess, der hier stattfindet, und<br />

das ist eine unmittelbare Substitution der primären Ressourcen,<br />

die eben nicht aus der Erde hervorgeholt werden<br />

müssen, die nicht transportiert werden müssen, die nicht<br />

aufbereitet werden müssen.<br />

Letztlich führt dieser Einsatz der Sekundärbrennstoffe<br />

dazu – das ist im Übrigen ein Konzept der gesamten<br />

deutschen und der europäischen Zementindustrie –, dass<br />

wir einen Industrieprozess aufrechterhalten können und<br />

gleichzeitig, wenn ich die Gesamtbetrachtung anstelle,<br />

Emissionen mindern.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Dr. Wiedenmann sprach das Energiekonzept an, ich<br />

fange noch ein Stück weiter vorne an.<br />

Wir betrachten bei Erörterungsterminen grundsätzlich<br />

nie nur die einzelne Anlage. Das ist für Sie bedauerlich,<br />

aber für uns ist es eine Notwendigkeit. Wir sind hier in<br />

einem Raum –später reden wir ja über die Immissionen –,<br />

und Sie sind sicherlich nicht für die Gesamtimmissionen<br />

dieses Raums zuständig. Das ist klar.<br />

(Schaubild: Beschluss der EU-Kommission<br />

– Anlage 2-2, S. 104)<br />

Jetzt gab es im Februar eine EU-Entscheidung, die für<br />

die Region Karlsruhe extrem wichtig ist. Die EU hat<br />

angeordnet, dass in 51 Regionen der Bundesrepublik<br />

Deutschland die dort geltenden Ausnahmeregelungen<br />

gestrichen werden, und zwar deswegen – jetzt kommt ein<br />

Vorwurf an die Landesregierung oder sogar an die RPs –,<br />

weil zu wenig gemacht wird, um die Luftqualitätsrahmen<br />

der EU einzuhalten.<br />

Darum hat der Kommissar, der dafür zuständig ist, angeordnet,<br />

dass der Grenzwert für Stickstoffdioxid – um<br />

den geht es beispielsweise – nicht beibehalten wird, weil<br />

die Bundesrepublik Deutschland das gesteckte Ziel am<br />

1. Januar 2015 nicht erreichen wird. Explizit erwähnt ist<br />

die Region Karlsruhe.<br />

Daran sind nicht Sie schuld, sondern schuld daran<br />

sind natürlich andere, nämlich die:<br />

(Schaubild: Vorbelastungen im Raum KA –<br />

Anlage 2-3, S. 105)<br />

Seite 16<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Wir haben zwei Kohlekraftwerke mit 1500 MW, ein Gaskraftwerk,<br />

wir haben die Papierfabrik Stora Enso – die hat<br />

Kohle und Müll, im Augenblick noch 60 %, demnächst<br />

wahrscheinlich auch 100 % –, wir haben MiRO mit einer<br />

Heizleistung von 1700 MW. Wir waren letzte Woche bei<br />

der MiRO. Das ist so groß wie die zwei Kohlekraftwerke<br />

hier zusammen. Wir haben 200.000 t Klärschlammverbrennung<br />

in Karlsruhe, wir haben zwei Heizkraftwerke in<br />

der Stadt Karlsruhe und noch einen ganzen Haufen mehr.<br />

All das diffundiert in unseren Raum.<br />

(Schaubild: Luftbild Karlsruhe - Walzbachtal<br />

– Anlage 2-4, S. 105)<br />

Sie sehen hier rechts Walzbachtal, und Sie sehen die<br />

Emittenten. Die Entfernung dazwischen ist etwa 15 km.<br />

Die Hauptwindrichtung geht im Bild von vorne links nach<br />

rechts, also Südwest. Das ist die Hauptwindrichtung. Dank<br />

der Hochschornsteinpolitik, die halt gemacht wurde –<br />

230 m sind die Kamine der Anlagen der Energie <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> und zwischen 110 und 180 m die von der<br />

MiRO –, diffundieren diese Emittenten genau in unseren<br />

Raum. Deswegen haben wir eine hohe Immissionsvorbelastung.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, ein Bitte: Wir haben eine Tagesordnung, einen<br />

Fahrplan gemacht.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Die Tagesordnung ist bei Kohlendioxid.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Halt! Ich wollte Sie nur darauf hinweisen: Nachher kommt<br />

der große Punkt Emission/Immission. Mir wäre es ganz<br />

wichtig, dass wir das konkrete Thema des Brennstoffs<br />

Gas im Zusammenhang mit CO2 unter diesem Tagesordnungspunkt<br />

abhandeln. Das hat im Ansatz auch schon<br />

stattgefunden. Das, was Sie jetzt ansprechen, kommt<br />

entsprechend unserer Tagesordnung, die Sie vielleicht<br />

noch nicht ganz angeschaut haben, an einer anderen<br />

Stelle.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Haller, wenn man in ein Thema einsteigt und etwas<br />

punktuell betrachtet, wird es falsch. Ich will der Firma<br />

Lafarge nichts unterstellen. Deswegen habe ich absichtlich<br />

das Vorspiel gemacht, um zu sagen: Ihr seid nicht<br />

schuld dran, was da alles passieren kann und passieren<br />

wird. Nachher kommen dann die Argumente.<br />

Ich gehe jetzt gerne auf Sie ein und bleibe bei CO2.<br />

(Schaubild: Quelle Bundesumweltamt: Anstieg<br />

der CO2-Emissionen – Anlage 2-5, S.<br />

106)<br />

Hier sehen Sie die Anstiege der CO2–Emissionen. In der<br />

Bundesrepublik Deutschland bekommen wir jetzt zwei<br />

Kohlekraftwerke hinzu, eins in Karlsruhe, das noch nicht<br />

emittiert, also noch kein CO2 ausstößt. Ich brauche Ihnen


nicht zu zeigen, wie das global aussieht; wir brauchen<br />

darüber nicht zu diskutieren. Es geht um CO2.<br />

(Schaubild: Kohlendioxidvergleich Gaskraftwerk/<br />

Kohlekraftwerk – Anlage 2-6, S. 106)<br />

Hier habe ich die Zahlen von Karlsruhe: Das Gasturbinenkraftwerk<br />

hat 450 MW mit 1,5 Millionen Tonnen CO2<br />

pro Jahr, das neue Kohlekraftwerk hat 940 MW und<br />

6 Millionen Tonnen pro Jahr. Hier sehen Sie den Kohlendioxidvergleich:<br />

Ein Gaskraftwerk emittiert die Hälfte<br />

Kohledioxid im Vergleich zum Kohlekraftwerk.<br />

(Schaubild: CO2-Emissionen verschiedener<br />

Brennstoffe – Anlage 2-7, S. 107)<br />

Dann gab es die Frage der Ersatzbrennstoffe. Da sehen<br />

Sie die Tabelle der verschiedenen CO2-Ausstöße, die<br />

es gibt. Die Steinkohle ist in der Tat schlechter – oder<br />

besser, je nachdem, wie man das sieht. Unten haben Sie<br />

den Sekundärbrennstoff, den Sie benutzen. Sie sehen,<br />

dass die CO2-Bilanz bei Sekundärbrennstoffen eindeutig<br />

schlechter ist als bei Steinkohle.<br />

Sie sehen hier auch das Erdgas. Wenn Sie Erdgas<br />

benutzen, ist das CO2-Problem wirklich reduziert. Das<br />

betrifft jetzt nur das CO2; wir kommen nachher noch zu<br />

den anderen Stoffen. Das CO2 würde so massiv reduziert,<br />

würden Sie Gas benutzen.<br />

Ich sage Ihnen noch etwas: Für Sie ist dieser Sekundärbrennstoff<br />

natürlich kostengünstig zu bekommen. Es<br />

wird immer gesagt, Gas sei so teuer. Wir waren letzte<br />

Woche bei den Raffinerien. Gas ist zurzeit billiger als<br />

Kohle und Erdöl und wird es bleiben. Das hat mit Fracking<br />

zu tun in den Vereinigten Staaten, international und<br />

überhaupt. Aber Gas ist im Augenblick kostengünstiger als<br />

alle anderen fossilen Energieträger.<br />

Gas hat eben diesen geringeren Ausstoß von CO2.<br />

Gehen wir einfach von der Hälfte eines Kraftwerks aus –<br />

wir haben es jetzt nicht heruntergerechnet –: Es ist ein<br />

Viertel von Ihrem Ersatzbrennstoff – ein Viertel! – bei den<br />

Mengen, die Sie abgeben.<br />

Deswegen haben wir gesagt: Wir wollen Gas, und<br />

zwar nur aus einem Grund: CO2. Ich zeige es Ihnen<br />

nachher bei Stickoxiden, ich zeige es Ihnen bei Feinstäuben,<br />

ich zeige es Ihnen bei jedem anderen Punkt ganz<br />

genauso. Gegen diese Tabelle können Sie nicht an.<br />

(Schaubild: Emission Gaskraftwerk/ Kohlekraftwerk<br />

– Anlage 2-8, S. 107)<br />

Hier sehen Sie: Kohle und Müll emittieren pro Kilowattstunde<br />

750 g CO2, Gas nur 365 g CO2.<br />

Das heißt, Ihr Energiekonzept ist aus der Sicht des<br />

Kohlendioxids, des weltweiten Klimaschutzes und der<br />

Verantwortung, die wir erstens gegenüber der Europäischen<br />

Union und zweitens gegenüber der Welt haben,<br />

nicht verantwortbar. Deswegen sind wir für Gas.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Block.<br />

Seite 17<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Wenn Sie gestatten, zunächst eine persönliche Bemerkung:<br />

Ich finde es bemerkenswert, dass Sie ausgerechnet<br />

das Fracking zitieren, um letztlich den Brennstoff Gas als<br />

besonders günstig darzustellen. Abgesehen davon ist das<br />

eine Technologie, die sich bei uns derzeit noch in einer<br />

gewissen Diskussion befindet.<br />

Herr Block, Sie sagten, gegen die Tabelle kommt man<br />

nicht an. Dazu muss ich Ihnen ganz offen sagen: Ich kann<br />

diese Werte so nicht nachvollziehen. Insbesondere beim<br />

Ersatzbrennstoff sind die biogenen Anteile offensichtlich<br />

nicht berücksichtigt worden. Wir können uns gerne nachher<br />

in der Pause die Werte aus den offiziellen DEHSt-<br />

Dokumenten anschauen.<br />

Noch etwas zum Thema CO2, ohne den aktuellen Betrieb<br />

der Anlage in Wössingen irgendwie in Frage zu<br />

stellen: Insbesondere der Regelbrennstoff Petrolkoks<br />

zeichnet sich durch einen hohen CO2-Emissionsfaktor<br />

aus. Das heißt, Sie haben durch die Substitution des<br />

Petrolkoks durch die entsprechend geeigneten Ersatzbrennstoffe<br />

eine besonders hohe Minderung der spezifischen<br />

CO2-Emissionen, die durch die Brennstoffe hervorgerufen<br />

werden.<br />

(Anlage 3: CO2-Minderung durch den Einsatz<br />

alternativer Einsatzstoffe, S. 118)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Sie können nicht Krebs mit Cholera vergleichen. Ich<br />

vergleiche das mit etwas Gesünderem: mit Gas, nicht mit<br />

Petrolkoks. Für uns ist das eine wesentliche Änderung<br />

dieser Anlage. Sie gehen auf 100 % zu. Dann wäre es<br />

interessant zu wissen: Was nehmen Sie für die 100 %?<br />

Wir sagen Ihnen: Bei CO2 ist das so. Diesen Wert hier,<br />

die Tabelle, habe ich von der LUBW. Woher die sie<br />

haben, weiß ich nicht. Aber die haben das ja nicht zum<br />

Spaß da hineingeschrieben.<br />

Das Bundesumweltministerium und das Landesumweltministerium<br />

weisen darauf hin, dass, wenn Ersatzbrennstoffe<br />

eingesetzt werden, keine wesentliche Minimierung<br />

eintritt. Und sie sagen, bei CO2 und bei Stickoxiden<br />

kann das garantiert nicht eintreten. Das sagen beide<br />

unabhängig voneinander.<br />

Die Tabelle habe ich nicht erfunden, ich habe sie nicht<br />

gemacht, sondern ich habe sie nur übernommen. Und die<br />

stimmt. Das ist ein zertifizierter Ersatzbrennstoff. Das ist<br />

jetzt aus NRW gewesen. Aber in Nordrhein-Westfalen sind<br />

die Zertifizierung des Fluffs und der zertifizierte Brennstoff<br />

genauso wie in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, denke ich.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Eine kurze Nachfrage von meiner Seite, Herr Block, damit<br />

es klar wird: Vorhin hieß es, die Tabelle wäre von der<br />

LUBW, jetzt war sie aus NRW.


(Harry Block [BUND]: Nein, der Ersatzbrennstoff!)<br />

- Der ist aus NRW. Aber diese Tabelle war von der<br />

LUBW?<br />

(Harry Block [BUND]: Aber diese Zertifizierung<br />

war in NRW!)<br />

Aber die LUBW kann zu der Tabelle nichts sagen? – Gut.<br />

Wäre jetzt schön gewesen.<br />

(Harry Block [BUND]: Sie haben sie ja!)<br />

Danke für die Erläuterung. – Herr Oerter.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Ich will jetzt diese Diskussion nicht fortführen, Herr Block,<br />

weil ich nicht glaube, dass sie zielführend ist. Aber es ist<br />

eindeutig belegbar, dass der Einsatz von sekundären<br />

Brennstoffen, so wie er hier beantragt ist, zu einer Minderung<br />

der brennstoffspezifischen CO2-Emissionen führt.<br />

Das gilt auch für den Standort Wössingen. Das ist so, und<br />

das kann ich Ihnen vorrechnen. Vielleicht können wir uns<br />

nachher in der Kaffeepause auch Zahlen von der DEHSt<br />

anschauen, der Deutschen Emissionshandelsstelle, die<br />

zumindest für die Braunkohle etwas andere Emissionsfaktoren<br />

angibt als die, die dort in der Tabelle sind.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, von unserer Seite noch eine Bitte: Die Tabelle<br />

kennen wir; die haben Sie im Rahmen Ihrer Einwendung<br />

auch schriftlich eingereicht. Hilfreich wäre jetzt nach der<br />

letzten Diskussion, wenn Sie uns die Quelle noch nachliefern,<br />

um die Tabelle als solche nachzuvollziehen, um<br />

nachzuvollziehen: Wo kommt sie her? Welche Stoffe sind<br />

berücksichtigt? Das ist, denke ich, für Sie kein großer<br />

Aufwand und für uns durchaus hilfreich. – Herr Weber<br />

noch einmal kurz.<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Die Wirtschaftlichkeit von Gas wurde noch angesprochen.<br />

Ich würde gerne wissen, welche Kohle billiger ist als Gas.<br />

Das kann ich wirklich nicht nachvollziehen. Wenn ich die<br />

Preise in Euro pro Gigajoule betrachte, wundert es mich,<br />

dass Sie Zahlen haben, dass Kohle günstiger sei als Gas.<br />

Das kann ich nicht so sehen.<br />

Die Wirtschaftlichkeit ist ein wichtiges Thema, ohne<br />

Frage. Ein Einsatz von Gas würde eine signifikante<br />

Erhöhung der Kosten zur Folge haben. Die Preise, die wir<br />

für Gas zu entrichten haben, würden uns vollständig<br />

unwirtschaftlich machen, weil dann die Produktionskosten<br />

enorm ansteigen würden.<br />

Außerdem ist Kohle ist ein fossiler Brennstoff – das ist<br />

ebenfalls ein wichtiges Thema für uns –, den wir schonen<br />

wollen. Das ist eines unserer Ziele, die wir erreichen<br />

wollen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block<br />

Seite 18<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Oerter, ich hab nicht für das Fracking geredet, um<br />

Gottes willen! Die Gaspreise sind natürlich international.<br />

Ich war letzte Woche mit noch zwei anderen bei der<br />

MiRO. Dr. Löhr, der Chef der Raffinerie, redet nicht von 3<br />

m³ Gas, sondern der hat 1700 MW. Der verbrennt kein Öl,<br />

weil das zu teuer ist, sondern der nimmt Gas.<br />

Die Papierfabrik Palm oder das Heizkraftwerk von<br />

Daimler-Benz – vor 14 Tagen in Rheinland-Pfalz eröffnet;<br />

einmal 20 km, einmal nur 100 m über den Rhein – nehmen<br />

beide Gas, während man in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> bei<br />

Stora Enso Müll nimmt. Wir haben die gefragt, warum sie<br />

Gas nehmen, wenn Gas so teuer ist. – Das ist immer das<br />

Argument.<br />

Dann ist die Frage, von wem man das Gas bezieht.<br />

Bezieht man es von der Energie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> oder<br />

von Gazprom? Auch bei Ihnen stellt sich die Frage: Von<br />

wem beziehen Sie das? Beim Gas kann man wechseln.<br />

Wir haben ja gesehen: 200 m weiter in Dürrenbüchig liegt<br />

eine Gasleitung.<br />

Wir haben uns erkundigt. Dr. Löhr hat das gesagt; Sie<br />

können nachfragen. Das ist so bei dem Gaspreis, der im<br />

Augenblick da ist.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Block. – Ich hätte in diesem Zusammenhang<br />

eine Frage an Herrn Dr. Oerter. Sie haben ja Kenntnis<br />

über Zementwerke bundesweit und, wenn auch nicht<br />

weltweit, doch wohl europaweit. Wie häufig ist aus Ihrer<br />

Sicht Gas bei Zementwerken im Einsatz?<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Vorneweg: Im Schnitt gut 60 % der Brennstoffenergie in<br />

deutschen Zementwerken werden schon jetzt durch diese<br />

aufbereiteten Ersatzbrennstoffe generiert.<br />

Wir reden über knapp 40 % Regelbrennstoffeinsatz,<br />

und das ist im Wesentlichen eine Mischung aus Steinkohle,<br />

Braunkohle und Petrolkoks. Die Anteile verschieben<br />

sich je nach Verfügbarkeit der Materialien. Das ist letztlich<br />

im gesamten europäischen Raum so, wobei dort die<br />

Substitutionsrate noch ein bisschen niedriger ist.<br />

Ungefähr 20 % der Brennstoffenergie werden in Europa<br />

durch Abfälle – es sind rechtlich gesehen Abfälle,<br />

selbst wenn sie hochwertig aufbereitet werden – generiert.<br />

Ansonsten ist der Petrolkokseinsatz in Europa noch etwas<br />

höher als in der Bundesrepublik. Aber die Regelbrennstoffe<br />

bestehen im Wesentlichen aus Steinkohle, Braunkohle<br />

und Petrolkoks.<br />

Gas wird überwiegend eingesetzt, um die Öfen anzufahren,<br />

um die Öfen zu zünden. Mir ist kein einziger Fall<br />

innerhalb Europas bekannt, wo ein Zementdrehofen mit<br />

Gas als Brennstoff betrieben wird. Das ist im Übrigen in<br />

dem aktuellen BVT-Papier entsprechend dargelegt. Das<br />

ist erst im Mai 2010 revidiert worden. Ich denke, das<br />

kennen Sie; das ist ja im Internet verfügbar. Auch dort


kann man den europäischen Brennstoffmix sehr schön<br />

und sehr klar nachverfolgen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Letzte Woche stand in den BNN, dass Ihr Mitbewerber<br />

HeidelbergCement auf Gas umsteigt.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Erst einmal möchte ich Herrn Dr. Oerter noch für die<br />

Information danken. – Herr Block, deswegen habe ich<br />

gefragt. Wir sind für die Zementwerke im Regierungspräsidium<br />

zuständig. Dazu zählt auch HeidelbergCement mit<br />

dem Werk in Leimen. Da sollten wir wissen, welche<br />

Brennstoffe sie einsetzen. Die setzen derzeit an dem<br />

Standort Leimen kein Gas ein. Welches Werk von HeidelbergCement<br />

meinten Sie? Können Sie das konkretisieren?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ich habe es in den BNN gelesen. Wenn Lafarge das<br />

Ökomäntelchen, das Greenwashing benutzt, macht es<br />

HeidelbergCement natürlich auch. Es geht ja auch um<br />

Produktinhalte; dazu kommen wir nachher noch. Das<br />

Produkt wird durch das, was wir hier einsetzen, wesentlich<br />

verändert. Die machen das ja nicht zum Spaß, denke ich.<br />

Ich habe in dem Artikel gelesen – Sie haben es sicherlich<br />

auch gelesen –, dass die das vorhaben bzw. dass ihre<br />

neuen Werke so sein werden.<br />

Ich sehe natürlich – und das müssten auch die Genehmigungsbehörden<br />

wissen –, dass bei den 40 genehmigten,<br />

glaube ich, und 30 zur Genehmigung anstehenden<br />

Anlagen mit Ersatzbrennstoffen in der Bundesrepublik<br />

die Zementwerke ganz oben stehen. Es sind energieintensive<br />

Betriebe, und die müssen natürlich sehen, dass<br />

sie ihre Energie irgendwo kostengünstig bekommen.<br />

Aber das ist nicht unser Interesse. Unser Interesse ist<br />

vorwiegend, die Emissionen und die Immissionen zu<br />

reduzieren, sowohl global als auch regional. Deswegen<br />

haben wir Ihnen Gas vorgeschlagen.<br />

Wenn HeidelbergCement dies tut, dann tut sie das sicherlich<br />

aus wirtschaftlichen Gründen. Ich habe Ihnen<br />

gesagt, die zwei neuen Anlagen drüben in Rheinland-Pfalz<br />

werden mit Gas betrieben. Das ist schon erstaunlich. Auch<br />

für mich ist ganz erstaunlich gewesen, dass sich ein<br />

Heizkraftwerk und eine Papierfabrik auf Gas beziehen.<br />

Mit Blick auf die Nachhaltigkeit steht auch das Produkt<br />

Gas hoffentlich nur für eine Zwischentechnologie. Aber<br />

Gas ist der Brennstoff, der sich in allen Bilanzen – wir<br />

kommen nachher bei den Immissionen zu den ganz<br />

spezifischen Substanzen – nicht als negativ erweist.<br />

Deswegen ist er für uns die Alternative.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Noch einmal an Lafarge.<br />

Seite 19<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Stefan Hüsemann (Antragstellerin):<br />

Mein Name ist Hüsemann. Ich bin von der BfU in Kassel.<br />

Ich bin Sachverständiger für Genehmigungsverfahren und<br />

für Treibhausgase, bin jetzt allerdings nicht in der Funktion<br />

des Sachverständigen für Treibhausgase hier.<br />

Ich denke, wir besprechen hier ein Dilemma, das auf<br />

einer ganz anderen Ebene stattfindet, nicht in Wössingen.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass die Firma Lafarge aufgrund<br />

entsprechender wirtschaftlicher Abwägungen sehr genau<br />

weiß, welche Brennstoffe einsetzbar sind.<br />

Um dieses Thema CO2 noch einmal zu betrachten:<br />

Das CO2 wird ja eingepreist in alle wirtschaftlichen Berechnungen.<br />

Dafür haben wir in Europa einen Treibhausgas-Emissionshandel,<br />

und diesem Treibhausgas-<br />

Emissionshandel unterliegen auch alle Zementwerke.<br />

Das Dilemma an diesem Treibhausgas-Emissionshandel<br />

ist, dass die Tonne CO2 derzeit bei 3 bis 4 Euro<br />

liegt. Wäre die Tonne bei 20 oder 30 Euro, würde sich das<br />

sicherlich auf den Brennstoffmix auswirken können.<br />

Möglicherweise würde das Erdgas dann interessanter<br />

werden.<br />

Jetzt ist aber gerade in der letzten Woche auf EU-<br />

Ebene das Thema Backloading, ich sage einmal: vor die<br />

Wand geklatscht. Das heißt, man hat die Zertifikate nicht<br />

weiter verknappt, und der Preis ist der Gleiche geblieben.<br />

Wir müssen ein bisschen aufpassen, dass wir jetzt<br />

nicht politische Themen vermischen mit der Anlagengenehmigung,<br />

die heute zur Diskussion steht. – Das wollte<br />

ich dazu noch sagen. Danke.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Das ist kein<br />

politisches Thema!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Wir wollen jetzt auch keine politische Debatte. Wir denken<br />

tatsächlich global, anders als die Politiker, die dort falsch<br />

entschieden haben. Es war die CDU/FDP-Koalition aus<br />

Deutschland, die dafür gesorgt hat, dass diese falsche<br />

Richtung beibehalten wird. Man hätte es Ihnen und der<br />

Industrie einiges leichter gemacht, wenn es wirklich<br />

nachhaltig um die Standorte in Deutschland gegangen<br />

wäre. Wir haben hier halt Standorte, die sich durch hohe<br />

Emissionen auszeichnen. Wir leben leider in diesen<br />

Räumen mit hohen Emissionen. Das ist schade. Wir<br />

brauchen das nicht zu vertiefen.<br />

Sicherlich war auch für Lafarge das Geschäft mit CO2<br />

ein gutes – war! Ich weiß nicht, ob es noch ein gutes ist.<br />

Denn Sie bekommen natürlich Zuteilungen für CO2-Werte.<br />

Ich weiß nicht, wie viel Sie bekommen. Ich weiß nicht, ob<br />

die Zahl geheim ist. Sie können sie ja einmal nennen. Wie<br />

viel bekommen Sie dafür umsonst? Wie viel können Sie<br />

vielleicht sogar verkaufen, weil Sie sie gar nicht brauchen?


Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, ich möchte die Diskussion ungern abbrechen,<br />

aber wir haben, glaube ich, das Thema Gas jetzt wirklich<br />

ausführlich erörtert. – Herr Wiedenmann, noch dazu?<br />

Sonst würde ich nämlich den Vorschlag machen, wieder<br />

zur Tagesordnung zurückzufinden.<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Es gibt offensichtlich Firmen – aus der Debatte konnte das<br />

jeder entnehmen –, die unabhängig von den rein wirtschaftlichen<br />

Erwägungen eine gewisse Vorbildfunktion<br />

einnehmen. Diese argumentieren anders als mit rein<br />

ökonomischer Nachhaltigkeit. Sie denken nicht nur an den<br />

Geldbeutel der eigenen Firma.<br />

Lafarge wird es nicht so schlecht gehen, dass sie alles<br />

einsetzen müssen, um die Kosten zu drücken. Sie sollten<br />

in der Nachhaltigkeitsdebatte auch die Bevölkerung im<br />

Fokus haben und sagen: Leute, wir haben noch andere<br />

Aufgaben, als möglichst günstig zu produzieren; wir leben<br />

hier in einer Region, die ökologisch noch einigermaßen<br />

intakt ist; wir sollten der Bevölkerung etwas Gutes tun und<br />

in einer Vorbildfunktion versuchen, die Emissionen und<br />

Immissionen weitgehend zu minimieren.<br />

Jetzt unabhängig von der Brennstoffdebatte: Am<br />

27. März war ein Artikel in der Zeitung zu lesen mit der<br />

Überschrift "HeidelbergCement untersucht neue Betonbindemittel",<br />

und zwar genau mit der Zielsetzung, CO2-<br />

Emissionen zu minimieren. Hier steht: Durch eine neue<br />

Technologie, die entweder schon entwickelt ist oder<br />

zurzeit entwickelt wird, können sie bei gleicher Produktionskapazität<br />

die CO2-Emissionen um 30 % reduzieren.<br />

Wie das Verfahren aussieht, ist hier kurz angedeutet. Aber<br />

da würden Sie sich besser auskennen als wir.<br />

Jetzt die Frage: Ist das im Fokus Ihrer Planungen für<br />

die Zukunft, zu sagen, wenn dieses Verfahren zugänglich<br />

ist und sich bewährt hat: „Leute, wir machen das!“?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Wiedenmann. – Kann oder will Lafarge direkt<br />

antworten? – Herr Dr. Oerter.<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Herr Dr. Oerter kann anschließend global darauf eingehen.<br />

– Für Lafarge kann ich Ihnen sagen, dass es auch für<br />

uns ein Thema ist, dass wir uns dort entwickeln.<br />

Lafarge hat ein Forschungszentrum in Lyon, wo auch<br />

Zemente für die Zukunft untersucht werden. Es wird dort<br />

versucht, den Prozess der Zementherstellung so zu<br />

optimieren, dass weniger Wärmebedarf erforderlich ist und<br />

somit weniger CO2-Emissionen entstehen. Es gibt ein<br />

großes Projekt von Lafarge in einer Anlage in Frankreich,<br />

wo bereits Tests im industriellen Maßstab gelaufen sind.<br />

Dazu gab es auch Veröffentlichungen von unserer Seite.<br />

„Aether“ nennt sich dieses Produkt; das ist der Fachbegriff<br />

bei uns.<br />

Das Projekt befindet sich aber noch in der Entwicklungsphase.<br />

Ich bin nicht der Experte, der sagen könnte,<br />

Seite 20<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

wie lange diese Studie noch dauert. Sehr erfreulich ist<br />

aber, dass es ein europäisches Projekt ist, das von<br />

unterschiedlichen Ländern betreut und begleitet wird. Es<br />

entwickelt sich. Zur Zeitschiene kann ich nichts sagen.<br />

Aber ich glaube, es werden noch einige Jahre ins Land<br />

gehen.<br />

Das ist ein wichtiges Thema auch für Lafarge. Es wird<br />

sehr intensiv daran geforscht, um da für die Zukunft gut<br />

aufgestellt zu sein.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke. – Wollte Herr Dr. Oerter noch etwas sagen?<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Das ist ein ganz wichtiger Punkt, und das geht ein bisschen<br />

in die Richtung, was Sie eingangs im Zusammenhang<br />

mit der CO2-Bilanz fragten.<br />

Da geht es jetzt nicht um den Klinkerherstellungsprozess,<br />

sondern es geht um die Substitution des Klinkers<br />

durch andere, überwiegend sogar alternative Sekundärrohstoffe,<br />

also Stoffe, die schon aus industriellen Prozessen<br />

kommen, um letztlich den CO2-Rucksack des Zementes,<br />

der ja nur zu Teilen aus Klinker besteht, zu mindern.<br />

Ich habe dazu eine Folie, die, glaube die, ganz hilfreich<br />

ist.<br />

(Schaubild: CO2-Minderung durch den Einsatz<br />

alternativer Einsatzstoffe – Anlage 3,<br />

S. 118)<br />

Dieses Bild zeigt eine Abschätzung, eine Darstellung<br />

der CO2-Minderung durch den Einsatz alternativer Einsatzstoffe.<br />

Wir reden jetzt über die Zementherstellung,<br />

insbesondere über den Klinker. Das ist das energieintensive<br />

Zwischenprodukt, das aus den Drehrohröfen kommt.<br />

Das ist letztlich auch Gegenstand des Verfahrens. Der<br />

Ersatzbrennstoffeinsatz bzw. Alternativbrennstoffeinsatz<br />

bezieht sich ausschließlich auf die Klinkerproduktion.<br />

Aber Zement besteht aus Klinker plus anderen Zumahlstoffen.<br />

In der Tat – Herr Wiedenmann, deswegen<br />

war Ihre Frage durchaus berechtigt – kommen zwei Drittel<br />

der CO2-Emissionen des Klinkerherstellungsprozesses<br />

aus den Rohstoffen: aus dem natürlichen Kalkstein, aus<br />

dem Ton, aus dem Mergel.<br />

Deswegen ist es natürlich ein großes Ziel – ich beziehe<br />

mich jetzt wieder auf den Zement –, durch Klinkersubstitution<br />

den Klinkeranteil in dem Zement zu reduzieren.<br />

Darauf beziehen sich derzeit die großen Forschungsaktivitäten.<br />

In diese Richtung geht auch der Artikel von den<br />

Kollegen von HeidelbergCement.<br />

Sie sehen hier diesen ersten blauen Balken: CO2-<br />

Einsparung durch Klinkersubstitution. So hat man auf der<br />

Basis 2010 abgeschätzt, wie man die spezifischen CO2-<br />

Emissionen letztlich durch Substitution von Klinker –<br />

beispielsweise durch Hüttensand, also granulierte Hochofenschlacke<br />

– entsprechend mindern kann.


Dann sehen Sie den mittleren roten Balken: Kohle statt<br />

ABS. Ich betreibe meinen Klinkerbrennprozess – ich bin<br />

nun nicht mehr beim Zement, sondern beim Klinker –<br />

ausschließlich mit Kohle statt mir Alternativbrennstoffen.<br />

Wenn ich Alternativbrennstoffe einsetze, macht das eine<br />

weitere Einsparung von ca. gut 2 Millionen t CO2 pro Jahr<br />

aus, bezogen auf den Brennstoffmix, der sich aus Kohle<br />

zusammensetzt.<br />

In der Summe sehen Sie da die spezifischen Einsparungen.<br />

Sowohl für das Haus Heidelberg, für das ich nicht<br />

sprechen kann, als auch für das Haus Lafarge und für die<br />

gesamte deutsche Zementindustrie gilt, dass derzeit ein<br />

Großteil der Forschungsaktivitäten letztlich auf diesen<br />

linken blauen Balken gelegt wird, nämlich auf die Frage:<br />

Welche anderen Klinkerersatzstoffe kann ich zur Herstellung<br />

von Zement verwenden bei einer gleichzeitigen<br />

Beibehaltung der Produktqualität?<br />

Wir reden hier, Herr Block – die Diskussion haben wir<br />

häufiger geführt –, nicht über einen neuen Handy-Chip.<br />

Wenn der heute entwickelt wird, ist er morgen in aller<br />

Leute Handys. Wir reden hier über einen Baustoff, der<br />

Nachhaltigkeitskriterien erfüllen muss, der bauphysikalische<br />

Eigenschaften erfüllen muss, der Sicherheitskriterien<br />

erfüllen muss. Die Substitution des Klinkers durch andere<br />

Stoffe erfordert einen immensen Aufwand: Das ist natürlich<br />

eine Hauptaufgabe nicht nur der deutschen, sondern<br />

auch der europäischen und letztlich der globalen Zementindustrie.<br />

Aber der Beitrag von HeidelbergCement bezieht sich<br />

eben nicht auf den Klinkerbrennprozess, sondern das ist<br />

diese Geschichte: Wir suchen nach geeigneten Klinkerersatzmaterialien<br />

für die Zementherstellung.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Wiedenmann.<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Wenn Sie jetzt noch einen Balken hinzugefügt hätten:<br />

"CO2-Emissionen bei Einsatz von Gas als Brennstoff",<br />

dann wäre das vielleicht für alle eine sehr erleuchtende<br />

Darstellung gewesen.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Noch einmal: Die brennstoffbedingten CO2-Emissionen<br />

sind ungefähr ein Drittel des gesamten Klinkerherstellungsprozesses,<br />

und Erdgas ist derzeit keine Option für<br />

die Zementindustrie, nicht in Europa und nicht weltweit.<br />

(Dr. Rolf Wiedenmann [EW]: Das wissen wir<br />

ja!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Wiedenmann, ich fand die Darstellung sehr interessant.<br />

Ich hätte gerne, weil es eine Folie vom VDZ war, die<br />

Quelle dazu. Das ist ja eine Studie, die läuft oder ausgewertet<br />

ist. Können Sie uns die zukommen lassen?<br />

(Dr.-Ing. Martin Oerter [AS]: Die bekommen<br />

Sie gerne!)<br />

Seite 21<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

So wie beim Herrn Block auch. – Herr Block, noch konkret<br />

dazu?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Der erste Besuch des Ministerpräsidenten Kretschmann in<br />

Karlsruhe galt der Zementproduktion. Er ging ins KIT Nord<br />

und hat sich dort das Celitement-Projekt angeschaut. Da<br />

geht es genau um diesen Punkt, dass man andere Zemente<br />

hat.<br />

Ich wollte Sie nur darauf hinweisen, dass geforscht<br />

wird. Ich würde es gut finden, man würde das Ganze, was<br />

da geforscht wird, einmal zusammenfassen, damit es<br />

wirklich vorwärtsgeht.<br />

Als ich diese Tabellen sah, habe ich mich gefragt: Warum<br />

forschen die an zehn verschiedenen Stellen? Jede<br />

Firma macht ihr eigenes Ding. Das verstehe ich auch: Es<br />

gibt ja Konkurrenz – wie bei den Chips: Der eine entwickelt<br />

dies und der andere das. Aber man könnte doch die<br />

allgemeine Forschung in Deutschland – nicht die, die von<br />

Ihnen finanziert wird, sondern diejenige, die an Universitäten<br />

stattfindet – einmal zusammenfassen.<br />

Das Celitement-Projekt scheint mir schon erfolgreich<br />

zu sein, gerade was das hier anbelangt. Es geht nicht nur<br />

um CO2, sondern um viel mehr.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Das Stichwort "grüner Zement" – in Anführungsstrichen<br />

bitte –taucht in diesem Kontext immer wieder auf; das<br />

haben auch wir im Blick.<br />

Ich meine, dieser Appell eben war eine richtige Botschaft<br />

am Ende dieser Diskussion zum Einsatz von<br />

Erdgas.<br />

Ich möchte jetzt wieder zur Tagesordnung überleiten,<br />

und zwar zum TOP 2, Sekundärbrennstoffe, wenn Sie<br />

damit einverstanden sind.<br />

IV. 2. Sekundärbrennstoffe<br />

Da steht als erster Unterpunkt:<br />

Anforderungen aus dem Kreislaufwirtschaftsgesetz<br />

Herr Block, wir hatten genau diesen Punkt vorhin bei<br />

Ihrer Einwendung zum Einstieg in das Thema Verwertung/Entsorgungsanlage<br />

behandelt. Wenn Sie da jetzt<br />

keine Ergänzung hätten – oder einer der anderen Einwender<br />

–, würden wir den als erörtert betrachten und den<br />

nächsten Punkt nehmen, der auf der Tagesordnung steht:<br />

Einfluss der Sekundärbrennstoffe auf<br />

den Klinkerbrennprozess, die Produkteigenschaften<br />

des Zements sowie auf Altbeton<br />

Herr Block.


Harry Block (BUND):<br />

Herr Haller, ich weiß nicht, warum Sie so in Hektik machen.<br />

Das ist doch gar nicht notwendig.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Das ist dann falsch verstanden worden.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Es ist schon wichtig, dass man sich über die Brennstoffe<br />

unterhält, die hier eingesetzt werden. Das spielt nachher<br />

auch eine große Rolle bei der Frage: Wie kommt es zu<br />

den Immissionen? Da muss man schon wissen, was drin<br />

ist.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Jetzt haben Sie mich, glaube ich, missverstanden. Wir<br />

wollen nicht nicht über die Brennstoffe reden, die eingesetzt<br />

werden.<br />

(Harry Block [BUND]: Doch?)<br />

- Genau darüber wollen wir reden. Sie haben gesagt: Wir<br />

wollen nicht darüber reden. Aber wir wollen genau das<br />

tun. Aber über die Einordnung, ob es jetzt Verwertung<br />

oder Entsorgung ist – das ist der erste Tiret, der erste<br />

Unterpunkt von diesem Tagesordnungspunkt –,<br />

(Harry Block [BUND]: Ach so!)<br />

hatten wir vorhin schon gesprochen. Bitte, das war überhaupt<br />

keine Hektik. Aber darüber hatten wir vorher schon<br />

einmal gesprochen. Das war Ihr Einstieg in die Veranstaltung.<br />

Da wollte ich nur sagen: Das thematisieren wir jetzt<br />

nicht noch einmal, sondern wir betrachten diesen Punkt<br />

quasi als erledigt, wenn Sie damit einverstanden sind.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ja, natürlich. Aber wenn wir über diese Sekundärbrennstoffe<br />

reden, geht es für mich darum, dass das eine<br />

Beseitigungsanlage ist. Das ist eine Müllverbrennungsanlage.<br />

Deswegen ist die Frage des Brennstoffs, der da<br />

eingesetzt wird, hochinteressant.<br />

Der Fluff wird nach diesen Unterlagen mit bis zu 85 %<br />

hier eingesetzt. Das heißt, er ist ein wesentlicher Teil bei<br />

der ganzen Geschichte.<br />

Ich sage Ihnen noch einmal zur Zertifizierung: Die Zertifizierer<br />

garantieren Ihnen nur zwei Sachen: Erstens<br />

prüfen Sie, ob die radioaktiven Stoffe raus sind; das<br />

müssen sie prüfen. Als Zweites prüfen sie, dass das PCB<br />

so weit wie möglich herausgenommen worden ist. Aber<br />

alles andere bleibt drin. Das ist das Einzige, was garantiert<br />

kontrolliert wird.<br />

Das bedeutet für uns nichts anderes als Hausmüll. Der<br />

Fluff ist Hausmüll. Er ist damit von der Definition her, was<br />

drin ist, nicht fassbar. Da können Hunderttausende von<br />

Stoffen drin sein. Das zeigt sich dann eindeutig am Emissionsspektrum.<br />

Wenn wir uns nämlich angucken - -<br />

Seite 22<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Halt! Ganz kurz: Der Fluff ist nicht von der Tagesordnung<br />

verschwunden, sondern steht unter IV. 2. Unterpunkt 4.<br />

Wir haben die Tagesordnung bewusst so gewählt, dass<br />

wir das Stück für Stück abarbeiten. Da steht z. B. auch<br />

das Thema Tiermehl drauf; wir haben dazu einen Kollegen<br />

von den Veterinären hier.<br />

Ich würde Sie bitten: Lassen Sie uns das anhand der<br />

Tagesordnung abarbeiten! Wenn das für Sie ein Problem<br />

ist, müssen wir uns verständigen; dann finden wir sicher<br />

eine Lösung. Aber die Einwendungen, die hier aufgelistet<br />

wurden, kamen ja. Eine davon war der Einfluss der<br />

Sekundärbrennstoffe auf den Klinkerbrennprozess. Den<br />

hätten wir jetzt gerne als Nächstes abgehandelt.<br />

(Harry Block [BUND]: „Qualitätssicherung/Fluff“<br />

steht hier!)<br />

- Aber doch nicht als nächster Punkt.<br />

(Roland Lang [RP Karlsruhe]: Da sind wir<br />

noch nicht!)<br />

Entschuldigung, wir sind noch zwei obendrüber. „Fluff“<br />

steht an Stelle vier. Wir sind jetzt eigentlich, nachdem wir<br />

uns verständigt haben, dass die Stelle eins abgearbeitet<br />

ist, an Stelle zwei. Meine Bitte wäre, diese Reihenfolge<br />

einzuhalten.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Schwierig!<br />

Diese Tagesordnung haben wir nicht!)<br />

Es ist zwar wegen der Sonne etwas schwierig zu lesen –<br />

das sehe ich ein –, aber ich bitte, immer wieder den Blick<br />

nach vorne zu werfen: Da steht es noch einmal. Außerdem<br />

versuche auch ich es Ihnen nahezubringen. – Frau<br />

Vangermain.<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

Es ist ein bisschen schwierig, wenn Sie von der „Tagesordnung<br />

Punkt 4“ sprechen -<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller: Nein, Unterpunkt 4.<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

- und die Tagesordnung, die Sie uns hier ausgelegt haben<br />

und die auch im Internet stand, eine andere ist, als Sie da<br />

oben an der Wand zeigen. Eine solch detaillierte haben<br />

wir nicht vorliegen. Deswegen ist ein Hinweis von Ihnen<br />

auf „4“ für uns immer etwas vage.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Jetzt, denke ich, ist das geklärt ist. Gemeint sind jetzt die<br />

Unterpunkte.<br />

(Harry Block [BUND]: Okay, ich habe es<br />

verstanden, Herr Haller! Es ist geklärt! Wir<br />

brauchen jetzt nicht in die Details zu gehen!)<br />

– Ich wollte Sie nicht abblocken. Denn das ist ja das<br />

zentrale Thema bei uns.


(Harry Block [BUND]: Das schaffen Sie<br />

auch nicht! – Heiterkeit)<br />

– Das wollen wir auch nicht. – Das zentrale Thema,<br />

warum wir heute hier zusammensitzen, sind die Sekundärbrennstoffe.<br />

Mir geht einfach um Folgendes: Der Fluff<br />

ist zentral; da gebe ich Ihnen völlig recht: Aber im Moment<br />

möchten wir gerne versuchen, die Struktur anhand dieser<br />

Punkte aufrechtzuerhalten. Dann wär das nächste Thema,<br />

das ansteht, der Einfluss der Brennstoffe auf den Klinker.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Okay, einverstanden. Ich habe es verstanden.<br />

Zum Einfluss der Sekundärbrennstoffe auf das Produkt<br />

–ich mache es jetzt ein bisschen drastisch –: Sie haben<br />

drei Möglichkeiten, Ihre Schadstoffe abzulagern. Die erste<br />

ist ein Filter; das wär die beste Methode. – Oder sie gar<br />

nicht entstehen zu lassen wäre die allerbeste Methode. Es<br />

gibt also vier Methoden.<br />

Die erste Methode, dass sie gar nicht entstehen, wäre<br />

der Einsatz von Gas. Die zweite wäre, dass Sie hervorragende<br />

Filter haben; dann geht das in die Filter. Die dritte<br />

Methode ist leider die übliche: Die Schadstoffe gehen in<br />

die Luft, damit gehen sie in unsere Lungen, in den Boden<br />

und bei Ihnen auch in das Produkt.<br />

(Schaubild: Was ist im Müll enthalten? –<br />

Anlage 2-9, S. 108)<br />

Hier sehen Sie die Schadstoffe, die in dem Produkt<br />

enthalten sind.<br />

Verwunderlich finde ich die Werte für die Altreifen. Ich<br />

war beim Erörterungstermin von Michelin. Alle Reifen von<br />

Michelin werden in Karlsruhe gemacht. Weil ich bei dem<br />

Erörterungstermin war, habe ich mich natürlich mit Reifen<br />

beschäftigen müssen und habe dabei festgestellt, dass<br />

immer, wenn das Thema kam, was denn in dem Reifen<br />

drin ist, uns gesagt wurde: Betriebsgeheimnis. Sie wissen<br />

es wahrscheinlich auch nicht. Derjenige, der diese Tabelle<br />

gemacht hat – ich reiche es Ihnen nach, woraus ich sie<br />

entnommen habe –, wusste anscheinend, was in den<br />

Altreifen drin ist.<br />

Alles das, was da drin ist – Cadmium, Quecksilber,<br />

Blei, Zink –, befindet sich auch in dem Produkt. Unsere<br />

Behauptung ist deshalb: Ein Teil der Senke von Schadstoffen<br />

befindet sich auch in Ihrem Produkt. Oder anders<br />

gesagt: Das, was nicht in die Luft geht, was nicht im Filter<br />

drin ist, was nicht im Boden abgelagert wird, habe ich<br />

dann in meinem Haus.<br />

Wir haben in den Unterlagen nichts darüber gefunden,<br />

welchen prozentualen Anteil die Schadstoffe in Ihrem<br />

Produkt ausmachen, wenn Sie z. B. Altreifen benutzen<br />

oder die Kunststoffabfälle – das dürfte wohl hauptsächlich<br />

der Fluff sein, den Sie einsetzen. Wie viel ist wovon im<br />

Klinker?<br />

Seite 23<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Wer kann, wer will von Lafarge etwas dazu sagen? – Herr<br />

Dr. Oerter.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Ich bin gerne bereit zu antworten. Ich habe dazu eine<br />

andere interessante Folie. – Herr Block, ich muss ganz<br />

ehrlich sagen: Auch hier würde mich die Quelle dieser<br />

Angaben interessieren.<br />

In der Tat handelt es sich bei der Klinkerherstellung –<br />

wir reden über das Klinkerbrennen – im Wesentlichen um<br />

einen rückstandsfreien Prozess. Darauf ist die Zementindustrie<br />

auch zu Recht stolz. Im Gegensatz zu allen anderen<br />

Verbrennungsprozessen entstehen in der Tat überwiegend<br />

keine zusätzlichen Abfälle. Die eingesetzten<br />

Stoffe werden tatsächlich zu mehr als 99 % genutzt.<br />

Das bedingt natürlich – insofern bitte ich Herrn Haller<br />

um Nachsicht, dass ich noch einmal auf die Fluff-Qualität<br />

zu sprechen kommen muss –, dass im Vorfeld die eingesetzten<br />

Stoffe überprüft werden müssen. Die müssen<br />

aufgrund von Umweltaspekten überprüft werden. Aber es<br />

muss natürlich auch geschaut werden, inwiefern das<br />

letztlich mit der Produktqualität in Einklang zu bringen ist.<br />

Die Spurenelemente, die Sie ansprechen, heißen eben<br />

„Spurenelemente“, weil sie ubiquitär vorhanden sind. Auch<br />

im Kalkstein, auch im Ton, auch im Mergel, auch in einer<br />

natürlichen Kohle sind Spurenelemente enthalten.<br />

Wenn wir über Sekundärbrennstoffeinsatz reden, dürfen<br />

Sie nicht vergessen, dass wir insgesamt über 10 %<br />

Substitution des Mengeninputs reden. 90 % des Eintrages<br />

in einen Klinkerofen sind Kalkstein, Ton, Mergel, also die<br />

natürlichen Rohstoffe, die natürlich einen gewissen Anteil<br />

dieser Spurenelemente mit sich bringen.<br />

Genau das Gleiche ist für die Brennstoffe der Fall. Das<br />

gilt für die primären Brennstoffe genauso wie für die<br />

sekundären oder alternativen Brennstoffe. Ganz wichtig<br />

ist, dass gewisse Schwellenwerte nicht überschritten<br />

werden; da ist sich die deutsche Zementindustrie einig.<br />

Jetzt kann ich wieder nicht allein für Lafarge sprechen,<br />

sondern ich möchte Ihnen einmal zeigen, wie sich das für<br />

die in ganz Deutschland hergestellten Zemente darstellt.<br />

Die werden regelmäßig untersucht.<br />

(Schaubild: Spurenelementgehalte in deutschen<br />

Normzementen – Anlage 4, S. 120)<br />

Sie sehen hier die verschiedenen Spurenelementgehalte<br />

z. B. von Arsen, Cadmium, Kobalt, Chrom und<br />

Quecksilber – das sinkt sogar –, und Sie sehen die verschiedenen<br />

Jahreszahlen.<br />

1994 hatten wir, glaube ich, eine Substitutionsrate, bezogen<br />

auf den Ersatzbrennstoffeinsatz, von im Schnitt weit<br />

unter 10 %. Im Jahre 2011 lag die Substitutionsrate bei<br />

über 60 %. Sie können sehen, speziell beim Quecksilber<br />

ist der Gehalt sogar gesunken. Es ist natürlich ein bisschen<br />

ein atmendes System. Aber ganz entscheidend ist,<br />

dass sich die Spurenelementgehalte in den deutschen


Zementen innerhalb eines Korridors bewegen, der sich<br />

völlig durch die geogene Hintergrundbelastung abbilden<br />

und beschreiben lässt.<br />

Es gibt darüber hinaus ein Merkblatt über Anforderungen<br />

an zementgebundene Baustoffe im Trinkwasserbau.<br />

Da sind für verschiedene Spurenelemente, beispielweise<br />

für Arsen, entsprechenden Grenzwerte oder Richtwerte<br />

vorgegeben, bis zu denen der Zement bedenkenlos als<br />

Bindemittel im Trinkwasserbau benutzt werden kann. All<br />

diese Werte werden bei Weitem unterschritten.<br />

Sie sehen anhand dieser Darstellung: Das wird durch<br />

unser akkreditiertes Prüflabor fortgeschrieben. In regelmäßigen<br />

Abständen werden alle in Deutschland hergestellten<br />

Zemente untersucht, um zu gewährleisten, dass<br />

auch durch diesen steigenden Sekundärbrennstoffeinsatz<br />

die Produktqualität, insbesondere was die Spurenelementgehalte<br />

angeht, nicht in irgendeiner Form nachhaltig<br />

verändert wird.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Oerter. – Herr Bauer.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Bauer ist mein Name, auch von der BI Müll und Umwelt.<br />

Dahin gehend habe ich eine Frage. Das Forschungszentrum<br />

Karlsruhe kam 2001/2002 zu etwas anderen Einschätzungen.<br />

Die Beimischung von Sekundärbrennstoffen<br />

lag da bei etwa 35 %.<br />

Dort wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die<br />

Verwertung von Zementstaub als Kalkersatz in Forst- und<br />

Landwirtschaft aufgrund des nicht geklärten langfristigen<br />

Verhaltens zu vermeiden ist und dass im Idealfall kein<br />

gebrochener Altbeton im Straßenbau eingesetzt werden<br />

soll.<br />

Jetzt haben wir eine Verdreifachung vom Sekundärbrennstoff<br />

und dadurch natürlich auch eine entsprechende<br />

Erhöhung der Schadstoffe. Wo sind die entsprechenden<br />

wissenschaftlichen Nachweise, dass das, was<br />

2001 vom Forschungszentrum bemängelt wurde, nicht<br />

richtig ist?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Sie meinen mit Sicherheit die Studie vom ITAS aus dem<br />

Jahr 2003, dem Institut für Technikfolgenabschätzung am<br />

Forschungszentrum Karlsruhe. Von Herrn Dr. Achternbosch<br />

und Herrn Bräutigam ist die Studie seinerzeit<br />

erstellt worden. Daran hatten wir im Übrigen damals<br />

mitgearbeitet; deswegen sind mir die Namen noch so<br />

geläufig.<br />

Herr Bauer, wir sollten uns das in der Tat noch einmal<br />

genauer anschauen. Ich habe die wesentlichen Ergebnisse<br />

der Studie etwas anders in Erinnerung. Insbesondere<br />

steht in der Zusammenfassung drin, dass das grundsätzlich<br />

umweltverträglich und schadlos erfolgt.<br />

Seite 24<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Ich stimme Ihnen zu, dass der Hinweis gegeben ist,<br />

dass dann, wenn Altbeton gebrochen wird, zumindest auf<br />

die Lagerbedingungen etwas zu achten ist. Allerdings<br />

habe ich jetzt nicht in Erinnerung, dass es bei der Verwendung<br />

von Betonbruch im Wege- und Straßenbau eine<br />

Einschränkung gab. In den Wege- und Straßenbau gehen<br />

auch aufgrund der Versiegelung ganz andere Dinge hinein<br />

als Betonbruch. Ich stimme Ihnen zu, dass darauf hingewiesen<br />

wird, dass darauf zu achten ist.<br />

Bei der seinerzeitigen Studie ging es im Übrigen im<br />

Fokus nicht um den sekundären Brennstoffeinsatz, sondern<br />

um den viel höheren Einsatz von sekundären Rohstoffen,<br />

von Schlacken, von Flugaschen und von anderen<br />

mineralischen Reststoffen.<br />

Die wesentliche Aussage der Studie war allerdings,<br />

dass das umweltverträglich und schadlos ist. So wurde es<br />

seinerzeit geschrieben, und das ist auch der Stand heute.<br />

– Wir können uns das gerne anschauen. Ich habe es jetzt<br />

nicht mehr präsent, aber auf dem Rechner.<br />

(Anlage 5: Untersuchung des Einflusses der<br />

Mitverbrennung von Abfällen in Zementwerken<br />

auf die Schwermetallbelastung des<br />

Produkts im Hinblick auf die Zulässigkeit der<br />

Abfallverwertung – S. 121)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Bauer.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Das ist nicht ganz richtig. In der Zusammenfassung heißt<br />

es ganz eindeutig, es ginge hier um die „Untersuchung<br />

des Einflusses der Mitverbrennung von Abfällen in den<br />

Zementwerken“. Das ist die Überschrift. Ob es da um<br />

etwas anderes ging als um Sekundärbrennstoffe, weiß ich<br />

nicht. Ich kann nur das nachlesen, was hier steht.<br />

Alles, was ich gesagt hatte, sind Zitate aus der Zusammenfassung<br />

der Studie. Da stehen die einzelnen<br />

Punkte nicht so definitiv drin. Da steht aber definitiv drin:<br />

Im Idealfall sollte gebrochener Altbeton nicht im Straßenbau<br />

zum Einsatz kommen – und das bei 35 % Sekundärbrennstoffen!<br />

Ich habe das hier schwarz auf weiß<br />

vorliegen. Es ist in meinen Augen anders, als Sie es<br />

darstellen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich hätte noch eine kurze Frage. Herr Dr. Oerter hat die<br />

Studie ITAS 2003 erwähnt. Ist das die gleiche, oder ist das<br />

jetzt eine andere?<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Ich habe hier das Jahrbuch vom Institut, und da steht<br />

2001/2002. Von 2003 steht da jetzt nichts drin.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Das ist aber auch vom Institut für Technikfolgenabschätzung?


Andreas Bauer (Einwender):<br />

Genau, ITAS.<br />

(Dr.-Ing. Martin Oerter [AS]: Es gibt einen<br />

Abschlussbericht aus dem Jahre 2003!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Das war meine Vermutung. Die Studie ist 2001/2002<br />

erstellt worden, und 2003 wurde sie dann mit Anschlussbericht<br />

veröffentlicht. So etwas ist üblich. Ich gehe aber<br />

davon aus, dass die Grundlage gleich ist. – Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Bei unseren Folien zur Einwendung steht unten angegeben,<br />

woher sie kommen. Die Folie, die ich eben aufgelegt<br />

habe, stammt von Beckmann und Scholz: „Energetische<br />

Bewertung der Substitution von Brennstoffen durch<br />

Ersatzbrennstoffe bei Hochtemperaturprozessen“. Das<br />

sind alles wissenschaftliche Arbeiten, die nicht von der<br />

Industrie gefördert wurden, das waren alles Doktorarbeiten<br />

– vielleicht abgeschrieben; das weiß ich nicht; aber es<br />

sind Doktorarbeiten. Die, die wir zitiert haben, ist in der<br />

Unterlage drin.<br />

Jetzt, Herr Oerter, zu einem ganz wichtigen Problem:<br />

Ich bin von Haus aus Mathematiker. Mittelwerte sind für<br />

mich das Oberallerletzte. Sie und ich wissen, dass 0 Grad<br />

und 100 Grad gemischt 50 Grad gibt. Und 50 Grad ist<br />

immer gut. Damit kann ich sogar noch in die Badewanne<br />

gehen. Aber Sie alle wissen, bei 99 Grad wird es für das<br />

Wasser schon echt problematisch.<br />

Je nachdem, welches Produkt Sie gerade bei der Verbrennung<br />

einsetzen, wird das unterschiedliche Auswirkungen<br />

haben. Die Mittelwerte bei Zink werden extrem<br />

hoch, wenn Sie Altreifen drin haben. Gucken Sie sich<br />

doch einmal an, was im Altreifen drin ist! Das Produkt wird<br />

darum garantiert nicht die natürlichen Werte an Zink<br />

enthalten.<br />

Oder gucken Sie sich doch einmal Blei in der Umwelt<br />

an! Sie bekommen doch im Kalk nicht diese Bleiwerte!<br />

Erzählen Sie doch nicht so etwas! Als Mittelwert ist das<br />

alles wunderbar.<br />

Ihre Tabelle ist wirklich übel, weil Sie mit Mittelwerten<br />

arbeitet. Wenn Sie noch einen Zentralwert angegeben<br />

hätten, wenn Sie das Quartil angegeben hätten, wenn ich<br />

gewusst hätte, wie ich das einschätzen kann, dann hätte<br />

ich als Mathematiker gesagt: Das ist brauchbar. Aber das<br />

hier ist wirklich die Leute „vera…“. Das können Sie so<br />

nicht bringen.<br />

Sie haben z. B. Zink in Ihrer Tabelle aufgeführt gehabt,<br />

und die Werte stiegen. Das war 2011. Das heißt, je mehr<br />

Ersatzbrennstoffe Sie nutzen, desto mehr wird Ihr Produkt<br />

das beinhalten. Der Mittelwert wird dadurch unter Umständen<br />

minimal höher. Aber der minimal höhere Mittelwert<br />

kann in Ihrem Produkt sehr wohl zu Einschränkungen<br />

führen.<br />

Ich saß idiotischerweise auch 20 Jahre im Bauausschuss,<br />

und genau das haben wir immer besprochen.<br />

Seite 25<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Immer dann, wenn Beton für unsere Wasserbereiche<br />

genutzt wurde, mussten Gutachten vorgelegt werden. Das<br />

wurde auch individuell getestet. Denn man hat gesagt: In<br />

Gebieten, wo unsere Wasserversorgung betroffen ist, oder<br />

bei unseren Brunnen ist eine spezielle Art von Beton<br />

gefordert, gerade wegen der Inhaltsstoffe.<br />

Jetzt, wenn viele Zementwerke auf 100 % Ersatzbrennstoffe<br />

übergehen, wird sich das Produkt dramatisch<br />

verschlechtern, und zwar individuell, nicht global gesehen.<br />

Wenn Sie 40 Zementwerke nehmen, wird ein Mittelwert<br />

das austarieren. Aber je nachdem, was Sie annehmen, je<br />

nachdem, was in dem Fluff drin ist, werden die Inhalte in<br />

Ihrem Zement nicht durch einen Mittelwert deutlich,<br />

sondern da müssen Sie Quartile angeben. Dann könnte<br />

man nachweisen, ob das stimmt, was Sie sagen. Ich sage:<br />

Es stimmt nicht. Ihr Produkt wird schlechter durch den<br />

Einsatz von Ersatzbrennstoffen.<br />

(Beifall bei den Einwenderinnen und<br />

Einwendern)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Dr. Oerter.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Herr Block, vielleicht dazu: Es ist natürlich wesentlich<br />

leichter, Behauptungen aufzustellen, als sie dann tatsächlich<br />

zu belegen.<br />

Auf der Hand liegt das, wenn ich mir die Altreifen anschaue.<br />

Es werden in den deutschen Zementwerken jedes<br />

Jahr ungefähr 250.000 t an Altreifen eingesetzt. Natürlich<br />

hat der Altreifen einen höheren Zinkeintrag als beispielsweise<br />

eine durchschnittliche Kohle. Aber wichtig ist doch<br />

in der Tat, welche Auswirkungen das auf das Produkt hat.<br />

Schauen Sie sich auf der anderen Seite den Quecksilbergehalt<br />

des Altreifens an: Der ist im Vergleich auch zu<br />

primären Brennstoffen deutlich niedriger. Deswegen<br />

würde kein Mensch auf die Idee kommen zu sagen: Jetzt<br />

dürfen nur noch Altreifen eingesetzt werden – unabhängig<br />

davon, dass das von der Technik her nicht ginge.<br />

Ich möchte damit sagen: Wir betrachten mittlerweile<br />

mehr oder weniger das halbe Periodensystem. Ich sagte<br />

eingangs bereits: Das ist ein dynamisches System. Es gibt<br />

durchaus Schwankungen, die sich auch in geogenen<br />

Hintergrundbelastungen niederschlagen können.<br />

Das Entscheidende ist, dass die Produktzusammensetzung<br />

als solche sich nicht so verändert, dass in irgendeiner<br />

Form schädliche Auswirkungen für die Nutzer zu<br />

befürchten sind. Das ist sichergestellt; das wird durch<br />

Untersuchungen sichergestellt. Sowohl national als auch<br />

europäisch gibt es ellenlange Forschungsberichte, die<br />

auch zur Verfügung stehen, die genau dieser Frage<br />

nachgehen.<br />

Tatsache ist aber, dass Zement und zementgebundene<br />

Baustoffe nach wie vor im Wesentlichen auch in<br />

hygienisch sensiblen Bereichen, z. B. im Trinkwasserbe-


eich, zum Einsatz kommen. Deren Ungefährlichkeit ist<br />

sichergestellt und gewährleistet.<br />

Stefan Hüsemann (Antragstellerin):<br />

Noch ein kleiner Hinweis, Herr Block: Es kann doch sein,<br />

dass Sie – und vielleicht auch ich – lieber Holzhäuser<br />

bauen und dass der Herr Oerter das Produkt Zement<br />

favorisiert oder nach vorne bringen will. Aber die Behörde<br />

hat hier über eine Anlagengenehmigung zu entscheiden,<br />

und das ist, denke ich, eine äußerste schwere und anspruchsvolle<br />

Aufgabe.<br />

Was die Behörde heute bzw. im laufenden Genehmigungsverfahren<br />

nicht entscheiden kann ist, die Frage nach<br />

der Ökobilanz des Produktes Zement oder einer Produktgenehmigung<br />

oder die Frage, wo der Zement einzusetzen<br />

ist: im Wasserbau oder im Straßenbau oder bei Ihnen zu<br />

Hause.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Da gebe ich Ihnen recht. Aber wir haben in unserer<br />

Einwendung gesagt: In Ihrem Verfahrensprozess könnte<br />

es – ich bin da lediglich Laie – zu einer übermäßigen<br />

Erwärmung des Abgases kommen. Dann könnten eine<br />

Krustenbildung in Ihrem Materialfluss und dadurch eine<br />

Anreicherung von diesen Schadstoffen in Ihrem Produkt<br />

stattfinden. Das sagen diese Wissenschaftlicher. Ich sage<br />

das nicht. Wenn Sie sagen, das sei nicht so, ist das Ihre<br />

Sache. Die sagen aber: Es ist so.<br />

Die sagen weiterhin: Das Entscheidende ist, wie viel<br />

Sie davon einsetzen, wie effektiv Sie das einsetzen. Wenn<br />

Sie auf 100 % Fluff gehen - ich gehe einmal davon aus,<br />

dass es Tage gibt, an denen Sie nur Fluff einsetzen -,<br />

dann werden Sie unter Umständen ein Problem bekommen,<br />

und damit bekommen Sie einen höheren Eintrag von<br />

Schadstoffen.<br />

Gucken Sie sich an, was in den Kunststoffabfällen drin<br />

ist: Chlor. Fragen Sie sich doch einmal, woher das Dioxin<br />

kommt! Wo ist die De-novo-Synthese? Die ist im Abgas;<br />

die kommt daher. Das ist doch in der Immission dann<br />

spürbar und damit auch im Produkt vorhanden. Sie<br />

können mir nicht erklären, dass dem nicht so sei.<br />

Die Wissenschaftler sagen das. Lesen Sie es nach! Es<br />

sind Doktorarbeiten, und es sind wissenschaftliche Abhandlungen,<br />

die hoffentlich nicht von der Industrie gesponsert<br />

sind, sondern die auf guten wissenschaftlichen<br />

Grundlagen beruhen.<br />

Das haben wir in der Einwendung angeführt, Herr Haller,<br />

und deswegen tragen wir es auch vor. Wir haben<br />

gefragt: Wie wird diese Verkrustung in der Anlage in<br />

Wössingen sicher verhindert, wenn Sie 100 % Fluff<br />

einsetzen? Haben die das ausprobiert? Was passiert da in<br />

dem Produkt? Das wollten wir heute auch erörtert wissen.<br />

Deswegen haben wir es eingewendet. Darum gibt es ja<br />

diesen Tagesordnungspunkt.<br />

Seite 26<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich habe das genauso verstanden, Herr Block. Vielleicht<br />

hat jetzt auch Ihre letzte Ausführung noch einmal dafür<br />

gesorgt, dass es Lafarge richtig verstanden hat.<br />

Will noch jemand von Lafarge etwas zu den konkreten<br />

Hinweisen und Fragen sagen? Zum Teil waren das zu den<br />

betriebsinternen Problemen ja Hinweise an Lafarge –<br />

wenn ich das richtig verstanden habe.<br />

(Harry Block [BUND]: Bei Gas hätten Sie es<br />

nicht!)<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Die Anlage ist, wie ich schon erwähnt habe, in den Jahren<br />

2008/2009 modernisiert worden. Bei dem Anlagenkonzept<br />

wurde berücksichtigt, dass die Anlage langfristig mit<br />

Ersatzbrennstoffen, mit unterschiedlichen Brennstoffen zu<br />

fahren ist und dass Emissionen langfristig weiter reduziert<br />

werden können.<br />

Zunächst einmal zum Betrieb einer Anlage: Eine Anlage<br />

wird kontinuierlich überwacht. Wir haben eine 7-Tage-<br />

Produktion und eine 24-Stunden-Überwachung. Wir haben<br />

Leitstandfahrer, die permanent vor Ort sind, die alle<br />

Produktionsparameter – Temperaturen, Emissionsmessungen<br />

– wie auch Qualitätsparameter permanent überwachen.<br />

Kontinuierlich überwacht wird auch über automatische<br />

Probennehmer, wo Materialien gezogen werden.<br />

Außerdem gibt es Anforderungen an die Gleichmäßigkeit<br />

der Eingangsmaterialien. Dies gewährleistet, dass wir<br />

einen kontinuierlichen Permanentbetrieb und einen<br />

gleichmäßigen Austritt haben.<br />

Es gibt – was Sie ansprechen – Anbackungen, sogar<br />

eine gezielte Anbackung im Ofenbereich. Das heißt, damit<br />

der Drehofen autogen geschützt wird, gibt es eine Anbackung.<br />

Dieser Ansatz gewährleistet, dass bei diesen<br />

hohen Temperaturen die Ausmauersteine geschützt<br />

werden. Ansonsten ist ein permanenter Betrieb auch<br />

wichtig, um die Qualität der Materialien herzustellen. Das<br />

ist einfach gegeben.<br />

Ansätze sind durch die Auslegung der Anlage bereits<br />

minimal. Wir haben einen sehr homogenen Ansatz. Wir<br />

haben eine große Ausbrandstrecke in dem Vorwärmerturm,<br />

in dem Calcinator, und wir haben ausreichend<br />

dimensionierte Zyklonstufen, die einen homogenen<br />

gleichmäßigen Betrieb gewährleisten.<br />

Sollte es zu einem Problem mit den Temperaturen<br />

kommen, wird die Anlage automatisch sofort gestoppt. Es<br />

wird dann auch die Brennstoffzufuhr gestoppt.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielen Dank, Herr Weber. – Wir haben jetzt zwei Stunden<br />

erörtert. Herr Block, haben Sie zu dem konkreten Thema<br />

noch eine Ergänzungsfrage?<br />

Dann, würde ich vorschlagen, machen wir zehn Minuten<br />

Pause, sorgen für ein bisschen frische Luft und setzen<br />

anschließend mit dem nächsten Ersatzbrennstoff fort. Wir<br />

werden nach der Pause direkt das Tiermehl erörtern, weil


der Kollege von Veterinärseite noch einen anderen Termin<br />

hat. Vielen Dank.<br />

(Unterbrechung von 10:57 Uhr bis 11:13 Uhr)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich bitte Sie alle, wieder Platz zu nehmen.<br />

Wie vor der Pause schon angekündigt, würden wie bei<br />

den Sekundärbrennstoffen weitermachen und als speziellen<br />

Sekundärbrennstoff aufrufen:<br />

Tiermehl<br />

Gibt es von den Einwendern etwas zum Thema Tiermehl<br />

zu sagen?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ich gebe nur zum Besten, was mir gerade ein Herr aus<br />

dem Ort sagte, der sich hier sehr gut auskennt: Müllverbrennungsanlage?<br />

– Nein, das sei jetzt auch ein Krematorium.<br />

Da er hat nicht unrecht.<br />

Bei Tiermehl liegt der Verdacht nahe, dass es sich hier<br />

um eine Entsorgung handelt, die man früher Krematorien,<br />

in dem Fall Tierkörperbeseitigungsanstalten zugeführt hat.<br />

Jetzt hat man ein Zementwerk als Krematorium.<br />

Ich habe zum Tiermehl die Frage: Wie hoch ist der Anteil<br />

an Fetten in diesem Tiermehl?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Fischer von Lafarge.<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Der Anteil von Fetten im Tiermehl bewegt sich üblicherweise<br />

zwischen 16 und 18 %.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Zweite Frage: Aus welchen Tierkörperbeseitigungsanlagen<br />

stammt dieses Tiermehl? Tiermehle können Sie seit<br />

2003, glaube ich, oder 2005 nicht mehr in Nahrungsmitteln<br />

versteckt werden. In der Lasagne ist es also nicht mehr.<br />

Jetzt ist es im Zementwerk. Die Frage ist wieder: Verwerten<br />

wir oder beseitigen wir? Umgehen wir das Abfallwirtschaftsgesetz<br />

insoweit, dass wir hier Mülltourismus<br />

machen? Deswegen unsere Frage: Woher stammt das<br />

Tiermehl?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Fischer.<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Das Tiermehl, das wir in der Vergangenheit eingesetzt<br />

haben, stammte aus zertifizierten TBAs hier aus der<br />

Region bzw. auch weiter weg, z. B. aus Orsingen, aus<br />

Plattlingen, aus Warthausen oder auch aus der Europäischen<br />

Gemeinschaft,<br />

(Harry Block [BUND]: Ja!)<br />

Seite 27<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

aus dem Hause SARIA beispielsweise. Das sind alles<br />

Tiermehle, die den Nachweis über die entsprechende<br />

Herstellung haben und die, wie gesagt, bei uns eingesetzt<br />

wurden. – Ich betone den Bezug auf die Vergangenheit.<br />

Ich denke, der Kollege wird selber noch etwas dazu<br />

sagen.<br />

Ein kurzer Hinweis noch: Wirklich spruchreif wurde die<br />

thermische Verwertung von Tiermehl im Zusammenhang<br />

mit BSE. Sie wissen sicherlich, dass bis dahin Tiermehl zu<br />

100 % verfüttert wurde.<br />

Heute sind diese Tiermehle in drei Kategorien eingeteilt.<br />

Hier bei der thermischen Verwertung reden wir nur<br />

über die Kategorie 1, die von der Einstufung her als<br />

biologisch gefährlich betrachtet wird, weil es irgendwelche<br />

Tiere waren, die vielleicht krank oder was auch immer<br />

waren.<br />

Dann durchläuft dieses Tier einen ganz speziellen definierten<br />

Prozess. – Das möchte ich jetzt aber nicht vorwegnehmen.<br />

Ich hatte es so verstanden, dass Vertreter<br />

vom Land noch etwas dazu sagen wollen, wie das grundsätzlich<br />

funktioniert.<br />

Das bedeutet aber auch – dies als letzte Bemerkung<br />

meinerseits –, dass die Menge von Tiermehl, die in die<br />

thermische Verwertung geht, in der gesamten Entwicklung<br />

jetzt wieder sehr stark zurückgeht. Wir in Wössingen<br />

setzen seit einiger Zeit überhaupt kein Tiermehl mehr ein.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Uns interessiert schon: Wie viel Tiermehl ist beabsichtigt<br />

einzusetzen? Sie sagen ja richtig: Es handelt sich um<br />

Tiere, die problematisch sein können, und eine "Vorbehandlung",<br />

eine Trocknung unter Umständen, gibt es da<br />

nicht. So einen Transport durch meinen Ort, den halte ich<br />

jetzt nicht – –<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Entschuldigung, ich hatte klar gesagt: Wir setzen keine<br />

Tiere ein.<br />

(Harry Block [BUND]: Nein, nein; das ist<br />

schon klar!)<br />

Wir setzen bzw. setzten Tiermehl ein, das in einem ganz<br />

bestimmten Prozess nach deutschen Gesetzen produziert<br />

wurde.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ja, da gibt es die verschiedenen Gefährdungsklassen des<br />

Tiermehls. Die Frage ist noch einmal unter dem Gesichtspunkt<br />

verwerten oder beseitigen: Welche spezifische Art<br />

des Tiermehls nehmen Sie? Wie hoch ist die Tonnage?<br />

Woher kommt es? Sie hatten angedeutet, es kommt auch<br />

aus dem Ausland. Ich weiß nicht, ob das noch unter das<br />

Abfallwirtschaftsgesetz fällt oder wie Sie das dann hier<br />

irgendwie hineinbringen wollen.<br />

In Deutschland haben wir 750.000 t laut Statistik. Bei<br />

den 40 Zementwerken, wo das sicherlich mit drin ist,<br />

kommen ja Summen zusammen. Deswegen wäre die Zahl


für uns schon wichtig. Wie viel Tonnen wollen Sie einsetzen?<br />

Deswegen war auch die Frage nach den Fetten<br />

gestellt worden. Der Fettgehalt entscheidet doch ganz<br />

stark darüber, was das für Tiermehl ist.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, die Frage zu den Fetten ist beantwortet. Wenn<br />

ich Herrn Fischer richtig verstanden habe – jetzt nur noch<br />

einmal für mich zum Verständnis –, war die Aussage, dass<br />

der Einsatz von Tiermehl stark rückläufig ist und aktuell<br />

keines eingesetzt wird. Habe ich das richtig verstanden?<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Absolut richtig verstanden.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Wenn Sie damit einverstanden sind, Herr Block, würde ich<br />

den Vorschlag machen, weil dieses Einbringen von<br />

Tiermehl in solche Anlagen ganz generell europäisch und<br />

auch national geregelt ist, dass Herr Dr. Zapf vom Regierungspräsidium<br />

Karlsruhe, Referat 35, ein paar Worte zur<br />

allgemeinen Situation sagt. Das wäre für das Verständnis<br />

der Zusammenhänge sicherlich sehr gut.<br />

(Harry Block [BUND]: Das fände ich gut,<br />

denn die wollen das ja genehmigt haben!)<br />

Dr. Frank Zapf (RP Karlsruhe):<br />

Auch ich begrüße Sie hier ganz herzlich. Ich freue mich,<br />

dass ich ein bisschen zur Aufklärung beitragen kann, was<br />

ja im Interesse dieser Veranstaltung liegt.<br />

Ich möchte erst einmal sagen, dass das, was Sie jetzt<br />

gerade angeführt haben, Herr Block, in der Realität so<br />

nicht stattfindet. Ich sage einmal, was in der Realität<br />

stattfindet.<br />

Richtig ist: Wir haben drei Kategorien. Seit 2001, seit<br />

dieser BSE-Krise, hat die EU das so geregelt. Gott sei<br />

Dank gibt es diese Krise nicht mehr; sie ist durch diese<br />

Maßnahmen bewältigt worden. Das muss man hier einmal<br />

ganz deutlich sagen.<br />

Zur Kategorie 1: Das sind tote Heimtiere, die zu Tiermehl<br />

und Tierfett verarbeitet werden, das sind alle Rinder,<br />

weil diese damals die krankmachenden Prionen entwickelt<br />

haben, und das sind aus der Schlachtung entnommene<br />

zentrale Nervensystemanteile, die eben für diese Prionen<br />

das entsprechende Organ waren.<br />

Die EU hat dann beschlossen: Diese Kategorie 1 muss<br />

zu einem Tiermehl verarbeitet werden, das sicher ist. Man<br />

hat dazu gesagt: Auf 133 °C über 20 Minuten und 3 bar<br />

muss dieses Tiermaterial nach seiner Zerkleinerung erhitzt<br />

werden, damit es keine zumindest theoretische Gefahr<br />

mehr für Mensch und Tier sein kann.<br />

Die BSE-Krise hat die EU dazu gebracht zu sagen: Wir<br />

wollen einen Schritt weiter gehen; wir wollen dieses<br />

Tiermehl, auch wenn eigentlich keine Gefahr mehr besteht,<br />

nicht weiter in der Fütterungskette haben, wo es<br />

vorher drin war, wir wollen es nicht weiter in der Düngemit-<br />

Seite 28<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

telkette haben, sondern wir wollen es nur noch der Verbrennung<br />

oder Mitverbrennung zuführen.<br />

Tiermehl ist ein biologischer Eiweißstoff, der einen<br />

sehr guten Brennwert hat. Er ist, glaube ich, um ungefähr<br />

ein Drittel geringer als bei Braunkohle. Von der Seite kam<br />

das überhaupt auf, dass die Industrie für dieses Tiermehl<br />

Kategorie 1 Interesse gezeigt hat. Ich denke, so ist es<br />

letztendlich auch in der Zementindustrie gewesen.<br />

Wir sprechen hier von einem ungefährlichen Stoff, weil<br />

jegliche mikrobiologischen Gefahren durch diesen Tiermehlverarbeitungsprozess<br />

bereits ausgeschlossen sind.<br />

Es geht jetzt eigentlich nur noch um die weitere Verwendbarkeit:<br />

Die einzige Verwendbarkeit, die möglich ist, ist die<br />

Verbrennung oder Mitverbrennung. Deswegen wird es<br />

auch von der Zementindustrie mitverwendet. Biologische<br />

Gefahren bestehen also keine mehr, weder beim Transport<br />

noch in dem eigentlichen Betrieb, wenn das Tiermehl<br />

ordnungsgemäß gelagert und verbrannt wird. – So weit<br />

zum Herstellungsprozess.<br />

Wir haben kein Krematorium. Ein Krematorium ist etwas<br />

ganz anderes. In einem Krematorium werden tote<br />

Tiere direkt verbrannt. Das ist hier absolut nicht der Fall.<br />

Das Tierfett, das in der Tierkörperbeseitigungsanstalt<br />

zusätzlich abgepresst wird, geht in die Biodieselherstellung.<br />

Das ist also auch ein Brennstoff. Insofern haben wir<br />

zwei Brennstoffe in der Kategorie 1: einmal Tiermehl und<br />

einmal Fett als Biodiesel. Beides hat kein besonderes<br />

Risiko mehr.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielen Dank, Dr. Zapf. Ich glaube, dass das den Sachverhalt<br />

weiter geklärt hat. Aber konkret eine Nachfrage dazu.<br />

Monika Siech (Einwenderin):<br />

Dr. Zapf sagte gerade, dass Gefahren nicht bestehen,<br />

wenn ordnungsgemäß gelagert und verbrannt wird. Ich<br />

hätte gerne gewusst: Wenn nicht ordnungsgemäß gelagert<br />

und verbrannt wird, was ist dann?<br />

Dr. Frank Zapf (RP Karlsruhe):<br />

Dann kann es nicht in diesen Betrieb hineinkommen. Das<br />

ist ein zulassungs- oder registrierungspflichtiges Verfahren.<br />

Jeder Betrieb, der Tiermehle bekommt, muss gewisse<br />

Anforderungen, die die EU für diese Mitverbrennung<br />

festgelegt hat, erfüllen. Das wird hier vom Veterinäramt in<br />

Karlsruhe, Landratsamt Karlsruhe, überwacht, und so ist<br />

es hier auch erfolgt. Wir haben hier ein ganz normales<br />

Registrierungsverfahren für die Mitverbrennung von<br />

Tiermehl gehabt, um die Voraussetzungen zu prüfen, dass<br />

diese Anforderungen eingehalten werden.<br />

Aus diesem Grund geht es nicht, was Sie sagen, dass<br />

jemand sich irgendwie Tiermehl liefern lässt und das<br />

mitverbrennt, sondern da ist ein überwachtes Zulassungs-<br />

oder Registrierungsverfahren für die Annahme von Tiermehl<br />

erforderlich.


Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Dr. Zapf, wir wissen ja aus den Skandalen der letzten<br />

paar Wochen, was alles zertifiziert ist und was alles<br />

passieren kann. Müll hat ja immer ein Geschmäckle; wir<br />

kennen das seit Langem. In diesem Fall ist es "Müll", der<br />

auch noch Geld bringt.<br />

Wie oft haben Sie hier in Wössingen die Tiermehle<br />

kontrolliert? Wie oft wird das passieren? Können Sie sich<br />

vorstellen, dass die von jeder Anlieferung eine kleine<br />

Probe nehmen, sodass man das nachkontrollieren kann,<br />

wenn jemand irgendwann einmal die Behauptung aufstellt:<br />

„Da war ja etwas anderes drin als das, was die behauptet<br />

haben.“? Wenn das erst verbrannt ist, gibt es überhaupt<br />

nichts mehr nachzukontrollieren. Gibt es so eine Kontrolle?<br />

Gibt es eine Kontrolle bei Ihnen im Werk, ob das wirklich<br />

stimmt, was da behauptet wird, was auf dem Lieferschein<br />

steht? Papier ist geduldig; da steht alles drauf. Die<br />

Frage meiner Vorrednerin war mehr als berechtigt: Was<br />

passiert, wenn das nicht ordnungsgemäß abläuft? Besteht<br />

dann tatsächlich eine Gefahr? Und wie oft kontrollieren<br />

Sie?<br />

Dr. Frank Zapf (RP Karlsruhe):<br />

Ich habe gesagt, dass das Tiermehl als solches und auch<br />

das Tierfett einen gewissen Erhitzungsprozess hinter sich<br />

haben, nach dem keine mikrobiologischen Gefahren mehr<br />

bestehen.<br />

Dass die Anforderungen an die Lagerung und Weiterverwendbarkeit<br />

in einem Betrieb erfüllt sein müssen,<br />

davon hat sich das Veterinäramt Karlsruhe überzeugt, und<br />

es überzeugt sich in unregelmäßigen Abständen immer<br />

wieder davon. – Ich bin nicht Überwachungsbehörde. Ich<br />

bin hier lediglich der Informant für dieses Verfahren hier.<br />

Dass da kein reines Tiermehl angeliefert wird, kann<br />

man ganz einfach dadurch ausschließen, dass man bei<br />

der Anlieferung dabei ist und sich das anguckt. Tiermehl<br />

hat ein ganz spezielles Aussehen und einen eigenen<br />

Geruch. Da kann nichts anderes drin sein, weil es nämlich<br />

nur von einer zugelassenen Anlage kommt. Dort wird es<br />

hergestellt, dann wird es im Silo-Transportfahrzeug<br />

abtransportiert und hier angeliefert. Dieses Fahrzeug ist<br />

verplombt. Das heißt, es geht vom Herstellungsbetrieb<br />

direkt verplombt zu diesem Zementwerk. Ich weiß nicht,<br />

wie dann da noch etwas anderes hineinkommen soll.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Bitte.<br />

Gisela Kassner (Einwenderin):<br />

Ich bin Bewohnerin aus Wössingen, und ich habe ebenfalls<br />

eine Frage zu dem Tiermehl. Uns allen ist bekannt,<br />

dass Tiere übermäßig mit Antibiotika und anderem gefüttert<br />

werden. Was passiert mit den Medikamentenrück-<br />

Seite 29<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

ständen in dem Tiermehl? Ich glaube nicht, dass die sich<br />

einfach in Luft auflösen.<br />

Dr. Frank Zapf (RP Karlsruhe):<br />

Die Medikamentenrückstände in diesen Tiermaterialien<br />

gehen bei dem Verarbeitungsprozess – 130 °C, 3 bar,<br />

20 Minuten – selbstverständlich verloren. Das heißt, die<br />

werden zersetzt. Anschließend werden sie im Zementwerk<br />

vollständig verbrannt. Bei diesen Eiweißstoffen sind kaum<br />

Aschereste übrig; die sind praktisch zu 100 % verbrennbar.<br />

Am Schluss bleiben einige wenige Spurenelemente<br />

übrig. Soweit ich weiß, spielt Phosphor da eine Rolle. Aber<br />

alles andere verbrennt vollständig während dieses Verbrennungsprozesses.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Dr. Zapf, für mich wäre es schon wichtig zu wissen –<br />

auch an Lafarge gerichtet –: Gibt es von Ihrer Seite eine<br />

Überwachung, wenn Tiermehl eingesetzt wird? Gibt es<br />

diese Sichtkontrolle? Haben Sie ausgebildete Mitarbeiter,<br />

die das kontrollieren? Und wie oft wird das untersucht?<br />

Das ist schon interessant, wie oft so etwas kontrolliert<br />

wird. Es gilt ja immer: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist<br />

besser!". Man kann sich schon fragen, warum solche<br />

Transporte verplombt sind. Was kann ich nicht alles im<br />

Müll verstecken! Wir wissen das.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Villano.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Bei der Anlieferung gibt es ganz klare Prozeduren: Es ist<br />

ein Mitarbeiter bei der Anlieferung vor Ort. Es gibt eine<br />

Gefährdungsbeurteilung, eine Anweisung letztendlich, wie<br />

die Annahme zu erfolgen hat. Es wird dann, wie gesagt,<br />

optisch kontrolliert. Die Anlieferung erfolgt verplombt. Die<br />

Plombe wird entsprechend gelöst. Sie wird auch aufgehoben<br />

mit den Papieren und allen Begleitscheinen, die für<br />

die Anlieferung von Tiermehl notwendig sind. Das wird<br />

dokumentiert und der Behörde auf Verlangen bei den<br />

Überprüfungen vorgezeigt. Wir können also eine Gefährdung<br />

hundertprozentig ausschließen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Villano. - Stellen Sie sich bitte kurz vor!<br />

Anette Sorg (Einwenderin):<br />

Anette Sorg, Walzbachtal. Eine Frage, Herr Dr. Zapf:<br />

Handelt es sich bei dem Transport um einen Gefahrguttransport?<br />

Dr. Frank Zapf (RP Karlsruhe):<br />

Das ist kein Gefahrguttransport. Es ist biologisches<br />

Material, das keinerlei Gefährdungsklasse zu erfüllen hat.<br />

Es ist ein ganz normaler Transport von Tiermehl. Deswegen<br />

sage ich ja: Es ist kein Gefahrengut, womit man hier<br />

zu tun hat.


Wir haben hier auch keinen Abfall, sondern das ist tierisches<br />

Nebenprodukt, und das Tierische-Nebenprodukte-<br />

Recht, das die Verwendungs- und Bearbeitungsanforderungen<br />

in der EU beschreibt, macht Unterschiede zum<br />

Abfall.<br />

Abfall ist etwas ganz anderes. Das sind alles Stoffe,<br />

die praktisch im Referat von Herrn Haller bearbeitet<br />

werden. Die Veterinäre kümmern sich um die toten Tiermaterialien,<br />

die an Schlachthöfen anfallen und die dann in<br />

diesen spezialisierten Betrieben zu Tiermehl und Tierfett<br />

weiterverarbeitet werden.<br />

Wir haben da keine besonderen Gefahren. Deswegen<br />

ist es auch kein Gefahrengut.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Dr. Zapf. – Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Der Herr Haller hat so gut wie keinen Abfall mehr. Es gibt<br />

nur noch Wertstoffe. In dem Augenblick, wo Sie was auch<br />

immer in die Mülltonne tun, ist es für irgendjemanden ein<br />

Wertstoff. Auch dieses Tiermehl ist natürlich ein Wertstoff.<br />

Abfall gibt es also gar nicht mehr. „Müllverbrennungsanlage“<br />

ist eigentlich ein Euphemismus, weil es den Müll ja<br />

nicht mehr gibt. Es ist ein Wertstoff, der darin verbrannt<br />

wird. Es ist alles immer nur Wertstoff.<br />

Eins verstehe ich nicht: Worin besteht diese Sicherheit<br />

mit dieser Verplombung? Das ist interessant, das wusste<br />

ich nicht. Aber wenn ich etwas verplombe, habe ich doch<br />

ein höheres Sicherheitsinteresse; sonst würde ich das<br />

doch nicht machen. Oder?<br />

Dr. Frank Zapf (RP Karlsruhe):<br />

Das ist einfach eine Anforderung. Wenn Tiermehl aus<br />

anderen Mitgliedstaaten verbracht wird, will man verhindern,<br />

dass diese Transporte, die von dem Ursprungsbetrieb<br />

bis zum Empfängerbetrieb möglicherweise eine<br />

längere Zeit brauchen, von den Transporteuren manipuliert<br />

werden können.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Haller, jetzt muss ich eine Forderung stellen. Da wir<br />

es nicht eingewendet haben, ist sie nicht beklagbar. Aber<br />

ich stelle sie trotzdem.<br />

Es darf kein Tiermehl aus außereuropäischen Ländern<br />

kommen. Das Tiermehl muss eindeutig aus einer deutschen<br />

Beseitigungsanlage stammen. Sonst wären, wenn<br />

der Weg beispielsweise über Rumänien ginge und dort<br />

irgendwo das Ganze in einen Lkw umgepackt würde,<br />

Haus und Hof geöffnet.<br />

Wir fordern also, dass nur regionale Beseitigungsbetriebe<br />

dieses Tiermehl hier zur Entsorgung anliefern<br />

dürfen und dass kein anderes, schon gar nicht ausländisches<br />

Tiermehl hier angebracht wird – egal, was die jetzt<br />

machen, und egal, was Sie jetzt entscheiden. Wir fordern<br />

es jetzt einfach einmal.<br />

Seite 30<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Wie gesagt, ich kann das nicht gerichtlich angehen,<br />

weil wir das nicht eingewendet haben. Aber die Diskussion<br />

beweist doch, dass es auch aus dem Ausland kommen<br />

kann. Bei Lafarge, einer französischen Firma, könnte ich<br />

mir vorstellen, dass es da Beziehungen woandershin gibt.<br />

Dieter Essig (RP Karlsruhe):<br />

Herr Block, ich habe eine Nachfrage. Habe ich Sie richtig<br />

verstanden? Haben Sie „außereuropäisch“ gesagt oder<br />

„ausländisch“ generell?<br />

(Harry Block [BUND]: Ausländisch!)<br />

Generell ausländisch. Ich dachte, ich hätte „außereuropäisch“<br />

verstanden.<br />

(Harry Block [BUND]: Nein, nein!)<br />

Also ausländisch, okay.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Von meiner Seite noch, weil Herr Dr. Zapf jetzt da ist und<br />

es uns zur Information dient: Diese ganzen Tierische-<br />

Nebenprodukte-Regelungen sind meines Wissens nach<br />

europaweit geltende Regelungen. Das heißt, dieses<br />

Prozedere, das Herr Dr. Zapf dargestellt hat, ist entsprechend<br />

europaweit geregelt und gleich geregelt. Das nur<br />

als Hinweis dazu.<br />

Wir haben Ihren nachträglichen Antrag zur Kenntnis<br />

genommen – das steht ja auch im Protokoll –, aber nur als<br />

Info. – Frau Vangermain.<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

Ich bin mir nicht ganz sicher: Habe ich es richtig verstanden,<br />

dass Sie eigentlich kein Tiermehl einsetzen wollen?<br />

Zu Beginn wurde das gesagt. Dann habe ich nämlich eine<br />

Frage dazu.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Aktuell setzen wir kein Tiermehl ein – aktuell!<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

Das heißt, Sie beabsichtigen aber wieder, welches einzusetzen.<br />

Sonst würde ja ein Genehmigungsantrag über<br />

diesen Punkt hinfällig sein. Sonst hätte das doch keinen<br />

Zweck. Dann sprächen wir hier über weiß der Himmel<br />

was.<br />

(Harry Block [BUND]: Ungelegte Eier!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Fischer.<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Ich hatte richtig gesagt, dass wir aktuell keins einsetzen.<br />

Ihre Frage zielt darauf ab: Wie planen wir in Zukunft? Die<br />

Frage ist ja: Warum setzen wir im Moment keins ein? Das<br />

hängt einfach mit den marktüblichen Bedingungen zusammen,<br />

nicht mehr und nicht weniger.<br />

Um Ihre Frage ganz klar zu beantworten: Wir haben<br />

hier nicht beantragt, mehr Tiermehl einzusetzen als heute;


das ist auch nicht unsere Absicht. Es kann aber durchaus<br />

sein, das wir es irgendwann wieder als sinnvoll erachten,<br />

im Gesamtprozess diesen Brennstoff mit einzusetzen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielleicht noch einmal zur Erläuterung: Der Antrag ist so<br />

gestellt, dass in den Szenarien, die betrachtet wurden –<br />

heute Morgen zu Beginn der Veranstaltung hatte Herr<br />

Weber diese kurz vorgestellt –, 10 % Tiermehl in der<br />

Zusammensetzung der Sekundärbrennstoffe beantragt<br />

sind – korrigieren Sie mich ggf. bitte –, und von diesen<br />

10 % müssen wir als Genehmigungsbehörde ausgehen.<br />

Darauf sind auch die Emissionen und Immissionen zurückzuführen.<br />

Das wird heute im Fortgang der Veranstaltung<br />

noch ein Thema sein. Das ist auch Grundlage für den<br />

heutigen Termin.<br />

Herr Block, Sie haben keine Anmerkungen mehr? –<br />

Dann geht mein Dank an Herrn Dr. Zapf für die Information.<br />

Wir fahren dann in der Tagesordnung fort und kommen<br />

zum Thema<br />

Radioaktivität.<br />

Auch das war ein zentraler Punkt der Einwendungen.<br />

Wir kommen bei der gesamten Diskussion immer wieder<br />

auf das Thema Qualitätssicherung zu sprechen. Das<br />

hat sich eben schon beim Tiermehl gezeigt. Ich denke,<br />

das wird auch eines der großen Themen bei der Radioaktivität<br />

sein.<br />

Wer möchte zu diesem Thema etwas sagen? – Herr<br />

Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Das ist mit Sicherheit kein Hauptthema. – Es geht hier um<br />

Müll, der aus Industrieanlagen kommt. Zu den Industrieanlagen<br />

zählen z. B. Universitäten, Forschungsinstitute oder<br />

Arztpraxen. Dort wird mit Radioaktivität umgegangen. Wir<br />

reden jetzt nicht von Atomkraftwerken, sondern wir reden<br />

von Tracern in der Medizin und in Wissenschaftsbereichen.<br />

Tracer werden z. B. bei Daimler zur Materialprüfung<br />

eingesetzt. Das sind radioaktive Stoffe. Diese radioaktiven<br />

Stoffe befinden sich im Müll. Die schmeißen die einfach<br />

weg. Natürlich gibt es Vorschriften, wie man damit umzugehen<br />

hat, aber die werden aus Kostengründen in vielen<br />

Bereichen einfach ignoriert.<br />

Deswegen unsere Frage: Die Radioaktivität wird sich<br />

hauptsächlich im Fluff befinden. Was können die Firmen,<br />

die diesen Fluff untersuchen, messen?<br />

Wir haben hier in Karlsruhe ein Institut für Transurane,<br />

und die haben große Probleme z. B. mit plutoniumhaltigem<br />

Müll. Sie werden fragen: Wie kommt Plutonium in<br />

Müll hinein? Es könnte aus einem Versuchsreaktor einer<br />

Universität stammen. Das könnte theoretisch sein. Bei-<br />

Seite 31<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

spielsweise könnte ein Handschuh von da weggeschmissen<br />

worden sein.<br />

Können die auf Alpha-Strahler prüfen? Gamma ja,<br />

aber Alpha? Können Sie das nachweisen? Ich sage Ihnen:<br />

Nein. Das einzige Institut, das das kann, ist das Forschungszentrum<br />

draußen in Karlsruhe. Sie können es<br />

letztendlich nicht nachprüfen. Damit wird es sich – davon<br />

gehen wir aus – auch in diesem Müll befinden.<br />

Aber sprechen wir einmal nicht von Alpha, sondern<br />

von Beta oder Gamma. Die Firma sagt Ihnen: Wir haben<br />

das untersucht. Nun habe ich in Karlsruhe, wo auch<br />

zertifizierter Müll für z. B. Stora Enso angeliefert wird,<br />

noch nie einen Geigerzähler gesehen. Wie kontrollieren<br />

die den Fluff auf Radioaktivität? Das würde mich interessieren.<br />

Und wie – wieder: "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist<br />

besser" – kontrollieren Sie selber es, ob da Radioaktivität<br />

drin ist?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ganz kurz: Wir reden hier nicht über den Müll bei Stora<br />

Enso. – Wir geben die Frage konkret an Lafarge weiter.<br />

Herr Fischer kann dazu etwas sagen.<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Vielleicht kann ich an der Stelle kurz einmal beschreiben,<br />

wie im Prinzip die Abläufe sind, bis der Fluff bei uns im<br />

Werk angekommen ist und zur thermischen Verwertung<br />

zur Verfügung steht.<br />

Grundsätzlich arbeiten wir immer mit entsprechend<br />

zertifizierten Unternehmen zusammen, die die Aufgabe<br />

haben, den Fluff, den Brennstoff so zu produzieren, dass<br />

er unseren Anforderungen entspricht. Da geht es um zwei<br />

Dinge: zum einen um die umweltrelevanten Anforderungen<br />

und zum anderen um die qualitativen Anforderungen<br />

durch den Produktionsprozess, den wir haben.<br />

Uns interessiert im Moment Punkt eins. Das bedeutet,<br />

solche Anlagen haben von der zuständigen Genehmigungsbehörde<br />

die Auflage bekommen, nur bestimmte<br />

Stoffströme in ihrem Input anzunehmen. Diese Stoffströme<br />

werden nach deutschem Abfallrecht hinsichtlich der<br />

Abfallschlüsselnummern kategorisiert, und die wiederum<br />

beschreiben die Herkunft.<br />

Das heißt, es wird bei der Genehmigung des Produzenten<br />

von Brennstoff schon vorgeschrieben: Diese fünf<br />

oder sieben verschiedenen Abfallschlüsselnummern darfst<br />

du für die Produktion des Brennstoffs nehmen. Das sind<br />

Abfallschlüsselnummern, die ausschließen, dass Radioaktivität<br />

überhaupt ein Thema wird. Es sind keinerlei Abfallschlüsselnummern<br />

dabei, die z. B. aus dem Bereich der<br />

Medizin kommen. Ich kenne keinen Aufbereiter, der<br />

irgendwelche medizinischen Abfälle annehmen darf. Es<br />

wird mit dieser Art der Kategorisierung also ausgeschlossen,<br />

dass die Radioaktivität überhaupt ein Thema wird.<br />

Dann erfolgt die Produktion. Während der Produktion<br />

werden Qualitätsparameter überprüft. Dazu gehört nicht<br />

Radioaktivität – das ist richtig –, und zwar genau aus dem


Grund, den ich gerade genannt habe. Dazu gehören<br />

vielmehr die üblichen Umweltparameter, wie Schwermetalle,<br />

und die üblichen Prozessparameter, also Heizwerte,<br />

Feuchte, Chlor usw. Das sind alles Parameter, die in<br />

diesem Prozess geprüft werden. – Aber ich denke, das<br />

Werk selber wird noch auf die Qualitätskontrollen zu<br />

sprechen kommen. Das ist ja jetzt ein anderes Thema.<br />

Ich will damit ausdrücken: Diese Gesamtabläufe, die<br />

hinter der Produktion von Fluff bis zur Annahme im Zementwerk<br />

stehen, sind eigentlich die Basis dafür, um von<br />

vornherein sagen können: Radioaktivität ist für uns einfach<br />

kein Thema.<br />

(Harry Block [BUND]: Was nicht sein kann<br />

und nicht sein darf! Das ist aber ein Thema!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, Sie wollten noch einmal vertiefen.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Fischer, das ist alles richtig. Wir sind aber wegen der<br />

Probleme hier, die wir alle kennen. Sie haben doch die<br />

Skandale der letzten Wochen gesehen. Es werden doch<br />

immer nur ein paar öffentlich. Beim Müll wird getrickst<br />

ohne Ende. Hier sitzt die BI Müll; die beschäftigt sich seit<br />

30 Jahren mit nichts anderem als Müll. Die kennt jede<br />

Müllverbrennungsanlage. Die hat Thermoselect verhindert,<br />

die hat sich über Müll genau informiert.<br />

Wir haben uns den Müll angesehen. Wir sind in den<br />

Müllsortieranlagen herumgekrochen, haben den Mist<br />

eingeatmet und haben den Leuten zugesehen, was da<br />

passiert. Wir haben die Zertifizierung gesehen. Wir haben<br />

gesehen, was die anliefern. Das ist ein Katastrophe, was<br />

da stattfindet.<br />

Sie sagen: Von Arztpraxen nehmen die nichts. Arztpraxen<br />

lassen sich z. B. von einer Entsorgungsfirma in<br />

Karlsruhe entsorgen. Die Entsorgungsfirma sagt: Das ist<br />

Industriemüll. Der Industriemüll geht irgendwohin. Die<br />

Arztpraxis hat gerade einen Tracer benutzt, eine Jod-<br />

Untersuchung gemacht, und der benutzte Handschuh ist<br />

nun radioaktiv. Der Arzt sagt: Das ist nichts. Der wirft das<br />

weg.<br />

Sie sagen klar, es darf nicht drin sind. Aber das Problem<br />

ist: Es ist drin. Die Frage ist: Wie schließt man das<br />

aus? Ich würde den Leuten nicht einmal kriminelle Energie<br />

unterstellen. – Aber seit Hoeneß glaube ich gar nichts<br />

mehr. – So etwas ist halt möglich.<br />

Deswegen möchte ich, dass Sie es selber überprüfen<br />

– Sie selbst! Glauben Sie nicht das, was Ihnen Ihr Zertifizierer<br />

erzählt! Darum möchte ich wissen, was in Ihre<br />

Anlage hineingeht, und möchte wissen, ob Sie eine<br />

Möglichkeit haben, das zu prüfen. Ich will das jetzt nicht<br />

für einen Stoff, der nur eine ganz geringe Strahlungsintensität<br />

hat. Aber bei z. B. gamma-indiziertem Material<br />

müssen Sie sagen können: Freund, das kann ja nicht sein,<br />

was du mir hier gibst! Deswegen soll eine Untersuchung<br />

stattfinden.<br />

Seite 32<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Block. – Wollten Sie seitens Lafarge noch<br />

etwas dazu sagen? Das Thema Qualitätssicherung ist aus<br />

meiner Sicht ein ganz zentrales bei diesem ganzen<br />

Prozess. Aber wenn Lafarge nichts mehr zu sagen hat, ist<br />

das für mich erledigt.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Haller, ich habe es angedeutet: Die Radioaktivität ist<br />

in dem Fall sicherlich von untergeordneter Bedeutung.<br />

Das sehen auch wir so. Aber sie muss kontrolliert werden.<br />

Sie können sich nicht auf den Abfallschlüssel berufen und<br />

sagen: Das kann darin nicht vorkommen. Das kann nicht<br />

sein. Das geht nicht.<br />

Ihr Zement wird ebenfalls kontrolliert. Sie können nicht<br />

einfach bei der Stadt Karlsruhe behaupten: Das ist der<br />

und der Zement. Die kontrollieren das nach. Die geben<br />

einem Institut den Auftrag und fragen: Stimmt das, was die<br />

da sagen? Die glauben Ihnen das nicht. Dabei sind Sie ein<br />

zertifizierter Betrieb. Sie sind hier sogar heimisch und man<br />

kennt Sie. Auch wenn jemand sagt: „Ich vertraue dem<br />

Herrn Villano aufs Wort“, müssen sie es trotzdem kontrollieren,<br />

und sie kontrollieren es zu Recht.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich denke, das Thema ist angekommen; es wird auch<br />

mitgenommen. Ob Lösungen für solche Themen immer<br />

direkt parat sind, ist hier fraglich. Denn die Ideen, um z. B.<br />

Radioaktivität an so einer Anlage zu kontrollieren, sind<br />

zumindest nicht standardmäßig verbreitet. Ich kenne<br />

keinen Abfallverwerter, der dies standardmäßig prüft. Das<br />

hatten Sie, glaube ich, eingangs auch so ausgeführt. Wir<br />

sind an einem Punkt, wo man im Bereich der Entwicklung<br />

ist und worüber man nachdenken muss. Aber ich glaube,<br />

diese Botschaft ist klar angekommen.<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

Ich habe eine Nachfrage zum Verständnis an Sie, Herr<br />

Haller. Sie haben zu Herrn Block gesagt: Wir reden hier<br />

nicht über die Müllverbrennung in der Papierfabrik Stora<br />

Enso. Wie kommen Sie jetzt darauf?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Er hat gesagt, dass er weiß, dass bei Stora Enso keine<br />

Radioaktivität untersucht wird. Jetzt will er wissen, wie das<br />

bei Lafarge stattfindet.<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

Aber wir gehen doch davon aus, dass hier genauso wie<br />

bei Stora Enso Müll verbrannt wird.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Wir gehen davon aus, dass wir heute den Antrag von<br />

Lafarge Zement erörtern.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Haller, ich versuche immer Beispiele aus dem wirklichen<br />

Leben zu bringen.


Verhandlungsleiter Haller:<br />

Ja, ist in Ordnung.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Es nützt nichts, wenn ich Ihnen irgendetwas erzähle vom<br />

Otto. Der Witz ist, dass wir die Erfahrung gemacht haben<br />

– ich bin bei vielen Erörterungsterminen dabei –, dass in<br />

diesem und in jenem Betrieb nicht kontrolliert wird.<br />

Deswegen auch die Frage an Herrn Dr. Zapf: Wie oft<br />

kontrollieren Sie das? Wir stellen halt immer wieder fest:<br />

Es findet keine Kontrolle statt. Das ist unser Problem.<br />

Unser Problem ist, dass vonseiten der Aufsichtsbehörden<br />

keine Kontrollen stattfinden. Die sind überfordert. Ich<br />

mache Ihnen da um Gottes Willen keinen Vorwurf, aber es<br />

ist so.<br />

Dann wird den Bürgerinnen und Bürgern und uns suggeriert,<br />

es würde kontrolliert werden. Das ist zum Teil<br />

sicher richtig, aber zum Teil stimmt es nicht. Deswegen<br />

fordern wir ein, dass das kontrolliert wird. Wirklich wichtig<br />

ist das am Tor vorne am Zementwerk. Da ist es wirklich<br />

wichtig, dass dort eine Kontrolle stattfindet.<br />

Wir kennen Beispiele von anderen, wo es auch nicht<br />

passiert. Das finden wir nicht gut. Bei Stora Enso war es<br />

nicht in der Genehmigung drin. Das ist erst anderthalb<br />

Jahre her oder so. Da war es nicht in der Genehmigung.<br />

Wir versuchen in jedem Erörterungstermin, irgendetwas<br />

durchzusetzen, was Stand der Technik ist, was problemlos<br />

geht, damit es einmal gemacht wird.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Das ist gutes Stichwort: Stand der Technik. Stand der<br />

Technik sieht auch Qualitätssicherung und entsprechende<br />

Kontrollen vor. Herr Dr. Zapf, der inzwischen nicht mehr<br />

da ist, hat ausgeführt, wie die Kontrollen im Bereich des<br />

Tiermehls stattfinden. Genauso hat Lafarge inzwischen<br />

einiges gesagt, wie man dort generell mit dem Thema<br />

Qualitätssicherung umgeht. Aber dazu kommen wir noch.<br />

Ich möchte weiterführen zu dem Thema:<br />

Qualitätssicherung/Fluff<br />

Die Qualitätssicherung gilt allerdings nicht nur beim Fluff,<br />

sondern aus unserer Sicht ganz allgemein. – Wollen Sie<br />

direkt vortragen, Herr Block?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Uns geht es beim Fluff darum, ob hier nicht das Abfallgesetz<br />

und das Kreislaufwirtschaftsgesetz konterkariert<br />

werden.<br />

Irgendjemand von der anderen Seite hat gesagt – ich<br />

weiß nicht, wer es war –: Es sind wirklich nur die letzten<br />

Reste von Abfallsortieranlagen. Es gibt Abfallsortieranlagen,<br />

z. B. die in Karlsruhe, die Müll sortenrein trennen<br />

kann bis zur Briefmarkengröße – Briefmarkengröße! Es<br />

gibt Anlagen, die können das nicht einmal bis zur Größe<br />

DIN A4. Es gibt Anlagen, die können ein Kilo Müll nicht<br />

herausnehmen, und es gibt Anlagen, die können das.<br />

Seite 33<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Deswegen wär es hochinteressant zu erfahren: Woher<br />

kommt der Fluff? Das ist die erste Frage.<br />

Die zweite Frage ist: Wie wird gewährleistet, dass keinerlei<br />

PCB-haltigen Stoffe – darauf muss man bestehen:<br />

keine! – in diesem Fluff drin sind?<br />

Das Dritte betrifft die ortsnahe Verwertung. Wir haben<br />

mitbekommen, dass Ihr Werk in Köln nicht mehr existiert<br />

und deswegen vielleicht dort noch ein paar Abnehmer<br />

sind.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Existieren tut<br />

es noch!)<br />

– Aber nur noch das Mahlwerk. – Wir hätten gerne gewusst:<br />

Woher stammt dieser Müll? Wir wollen keinen<br />

Mülltourismus. – Wenn Sie so etwas wollen, aber nicht<br />

das, was wir wollen, sage ich immer wieder: Gas, Gas,<br />

Gas! – Woher kommt dieser Müll?<br />

Wir wollen nur ortsnahen Müll, d. h. aus dem Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Wir haben die Entsorgungspflicht bzw.<br />

die Verwertungspflicht für den Müll hier. Wir wollen keinen<br />

– ich sage es noch einmal – europäischen Müll; den<br />

wollen wir nicht. Man könnte jetzt zwar sagen, das ist eine<br />

sehr deutschtümelnde oder baden-württembergische<br />

Blödheit, aber wir wollen keinen Mülltourismus. Das sind<br />

Transporte, die in Ihrer CO2-Bilanz nicht auftauchen, die<br />

bei den Stickoxiden nicht auftauchen, die in keiner Schadstoffbilanz<br />

auftauchen. Sie sind aber vorhanden. Deswegen<br />

wollen wir so etwas nicht.<br />

Noch einmal die drei Fragen: Erstens. Welche Anlagen<br />

sind es, die das machen? Zweitens. Aus welchen Anlagen<br />

stammt der Fluff? Drittens. Gibt es auch europäischen<br />

Müll, der da hineinkommt?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, ich möchte Sie ungern korrigieren, aber das<br />

war jetzt zweimal die gleiche Frage. Wenn ich es richtig<br />

mitbekommen habe, war die erste Frage, woher es<br />

stammt,<br />

(Harry Block [BUND]: Woher? Deutschlandweit?)<br />

und die zweite Frage betraf Ihr Problem mit dem PCB.<br />

Oder ist das kein Problem mehr?<br />

(Harry Block [BUND]: Doch! Sie passen<br />

besser auf als ich, danke!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Das ist gut. Ich darf das Wort an Herrn Fischer geben.<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Grundsätzlich kommen etwa 80 % der Inputströme, die<br />

zur Produktion von dem Ersatzbrennstoff hier in Wössingen<br />

verwendet werden, aus der direkten Region. Damit<br />

meine ich <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Die anderen etwa 20 %<br />

sind Materialien, die aus Sortieranlagen hauptsächlich aus<br />

dem ostdeutschen Raum akquiriert sind.


Die Materialien, die wir – damit meine ich auch unser<br />

zweites Zementwerk – in Deutschland benötigen, werden<br />

in einer Aufbereitungsanlage produziert, an der Lafarge<br />

eine entsprechende Mehrheit hat, und zwar unter den<br />

Aspekten, die wir heute schon ausgiebig diskutiert haben.<br />

Von dort aus wird es dann als Brennstoff hierhin nach<br />

Wössingen geliefert. Es wird kein Material aus dem<br />

Ausland – egal, ob EU oder nicht – dazugenommen. Das<br />

macht kaufmännisch auch keinen wirklichen Sinn.<br />

Ich will direkt eine Frage beantworten, die Sie vielleicht<br />

gleich stellen wollen: Warum haben wir eine Produktionsstätte<br />

geschaffen, die diesen Fluff für unsere Zementwerke<br />

direkt selber produziert? Der einzige Grund dafür ist,<br />

dass wir die Qualitätskontrolle nicht unbedingt Dritten<br />

überlassen wollen. Vielmehr wollen wir die Mitverantwortung<br />

tragen und sagen: Wir wollen an dieser Stelle dafür<br />

sorgen, dass unsere umweltrelevanten und prozessrelevanten<br />

Vorgaben, die wir zu diesem Material haben, so<br />

weit und so gut wie möglich umgesetzt werden.<br />

Es gibt noch eine zweite Anlage in dieser Region in<br />

der Nähe von Stuttgart. Die bereitet uns zusätzlich bestimmte<br />

Materialien auf, die wir mengenmäßig nicht<br />

herstellen können. Sie unterliegt genau den gleichen<br />

prozess- und umweltrelevanten qualitativen Vorgaben und<br />

beliefert uns logischerweise ebenfalls mit Materialien, die<br />

hier aus der Region stammen. Damit meine ich <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>.<br />

Dann hatten Sie noch die Frage zum PCB. PCB gehört<br />

zu den Untersuchungen, die im Rahmen der vorgegebenen<br />

Qualitätsanalytik durchgeführt werden. Es gibt<br />

Grenzwerte dafür, die einzuhalten sind; darüber gibt es<br />

keine Diskussion. Das wird kontrolliert.<br />

Ich möchte dem Herrn Villano noch die Möglichkeit<br />

geben, das Gesamtkonzept der Qualitätsüberwachung im<br />

Werk – mein Part ist mehr bis zum Werk – einmal kurz<br />

darzustellen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Villano, jetzt oder gleich? – Dann bitte erst Frau Sorg<br />

und Herr Bauer.<br />

Anette Sorg (Einwenderin):<br />

Mich würde nur interessieren, ob es sich bei dem, was Sie<br />

eben erzählt haben, nämlich woher das Material kommt,<br />

um eine Zusatzinformation handelt, die wir hier heute<br />

bekommen, oder ob das Bestandteil des Antrages ist.<br />

Steht in dem Antrag schon drin, woher Sie Ihren Müll oder<br />

Ihre Ersatzbrennstoffe beziehen?<br />

Es gibt ja eine riesengroße Überkapazität bei Müllverbrennungsanlagen.<br />

Wir haben seit 2005 nicht mehr die<br />

Möglichkeit zu deponieren, und seitdem schießen diese<br />

Müllverbrennungsanlagen aus dem Boden. Sie sind im<br />

Prinzip Konkurrenz von Müllverbrennungsanlagen. Wir<br />

haben in Deutschland einen Importüberschuss von vielen<br />

Millionen Tonnen Müll, der bei uns verbrannt wird. Ich<br />

sehe einfach die Gefahr, dass diese Stoffe irgendwann<br />

auch im Zementwerk Wössingen landen.<br />

Seite 34<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Vielleicht einen Satz vorweg: Sie sagen, wir sind Konkurrenz<br />

der Müllverbrennungsanlagen. Das stimmt so nicht.<br />

Denn die Intentionen sind gänzlich andere. Die Müllverbrennungsanlage<br />

hat das Ziel, möglichst viel zu verbrennen.<br />

– Jetzt sehe ich es einmal nur von dem kaufmännischen<br />

Aspekt her.<br />

Das Material, das dort verbrannt wird, ist für uns nicht<br />

einsetzbar; das funktioniert nicht. Vielmehr haben wir hier<br />

Teile der entsprechenden Abfallströme zu einem Brennstoff<br />

aufzubereiten. Ich muss das immer wieder betonen.<br />

Das geht beim Heizwert los. Es bringt uns überhaupt<br />

nichts, irgendwelche Megajoule in den Drehrohrofen zu<br />

werfen. Das geht einfach nicht. Das heißt, es gibt im<br />

Grunde genommen keinen wirklichen Wettbewerb, wenn<br />

es um das Material geht.<br />

Zum besseren Verständnis muss ich natürlich dazusagen:<br />

Es gibt immer einen Wettbewerb, wenn es um<br />

"Markt" geht. Sie haben mit Ihrer Frage schon gezeigt,<br />

dass Sie sehr tief im Metier drinstecken. Sie wissen, dass<br />

Müllverbrennungsanlagen natürlich auch kaufmännisch zu<br />

sehen sind. Es kommt im Umkehrschluss natürlich vor,<br />

dass Müllverbrennungsanlagen auf einmal aus rein<br />

kaufmännischen Interessen den Blick auch auf hochwertige<br />

Materialien richten, um dann ihre Kapazitäten auszunutzen.<br />

So herum geht es, andersherum geht es nicht. –<br />

Wie war noch der erste Teil Ihrer Frage?<br />

(Anette Sorg [EW’in]: Ob das Teil Ihres Antrags<br />

ist, wo drinsteht, woher Sie Ihren Müll<br />

beziehen!)<br />

– Das ist es natürlich nicht. Hier geht es um ein Material,<br />

das am Werkstor auf das Gelände kommt, und wir reden<br />

davon: Was muss dieses Material, dieser Brennstoff für<br />

Eigenschaften aufweisen, welche Grenzwerte muss es<br />

umweltrelevant einhalten usw.?<br />

Natürlich wird im Antrag beschrieben, wie das Material<br />

aussieht. Herr Villano wird gleich noch erläutern, wie dann<br />

dieser Anspruch im Grunde genommen durch ein Qualitätsmanagement<br />

im Werk erfüllt wird.<br />

Wir können natürlich schlecht in dem Antrag jetzt<br />

schon irgendeinen Lieferanten benennen. Was machen<br />

wir, wenn der morgen pleite ist?<br />

(Anette Sorg [EW’in]: Wenn Sie selber Betreiber<br />

der Anlage sind, wäre das sinnvoll!)<br />

– Aber auch das kann sich morgen wieder ändern. Wir<br />

könnten durchaus sagen, dass wir vielleicht eine noch<br />

bessere Lösung finden. Dem wollen wir uns jetzt gar nicht<br />

verschließen. Aber noch einmal: Es ist nicht Bestandteil<br />

des Antrags, wer konkret produziert und liefert.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Bauer.


Andreas Bauer (Einwender):<br />

Ich wollte noch einmal kurz nachfragen. Habe ich das<br />

richtig verstanden: 80 % des Ausgangsmaterials vom Fluff<br />

kommen aus <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>? Sie haben nicht<br />

gesagt, wohin das gefahren wird, also wo Ihre Herstellungsanlage<br />

ist. Bezieht sich das nur auf diese Anlage,<br />

oder wird die Gesamtanlage, die dort diesen Fluff herstellt,<br />

zu 80 % aus baden-württembergischem Ausgangsmaterial<br />

beliefert? Verursacht das nicht relativ große Fahrtwege?<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Das ist so gemeint, wie gesagt: Etwa 70 bis 80 % der<br />

Ausgangsmaterialien – das schwankt etwas, je nachdem,<br />

wie viel da gerade anliegt – für die Herstellung des gesamten<br />

Brennstoffs kommen von hier.<br />

Das hat auch den Grund, dass es hier in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> im Gegensatz zu z. B. den ostdeutschen<br />

Ländern hochwertige Vorbehandlungsanlagen gibt, die in<br />

der Lage sind, die Materialien entsprechend vorzubereiten,<br />

sodass die Produktion selber dann einfacher, günstiger<br />

usw. ist.<br />

Sie haben recht: Das ist natürlich auch mit Transportwegen<br />

verbunden. Das Thema ist für uns noch lange nicht<br />

abgeschlossen. Wir optimieren gerade umweltrelevant, wo<br />

wir können. Deswegen will ich das jetzt auch nicht in Stein<br />

gemeißelt sehen.<br />

Ich habe versucht, die Ist-Situation hinsichtlich Ihrer<br />

Frage, Herr Block, zu beantworten. Daher nenne ich auch<br />

diese Größen. Es war ja von Interesse: Ist das Ausgangsmaterial<br />

wirklich in dem Brennstoff wiederzufinden,<br />

der hier verbrannt wird. Das war ja der Inhalt der Frage.<br />

(Andreas Bauer [EW]: Wo ist die Anlage?)<br />

– Der Brennstoff wird im Moment in Sachsen-Anhalt<br />

hergestellt.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ich schließe an das an, was gerade meine Vorrednerin<br />

gesagt hat. Wir haben in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Müllverbrennungskapazitäten<br />

geschaffen. Die haben wir mit Sinn<br />

geschaffen. Eine BI sitzt da, die dafür gesorgt hat, dass<br />

die Grenzwerte dieser Müllverbrennungsanlagen auf dem<br />

modernsten Stand sind.<br />

Die haben versucht, wirklich zu minimieren. Die haben<br />

3 bis 5 Megajoule; das habe ich gerade nachgegoogelt.<br />

Eine normale Hausmüllverbrennungsanlage nimmt unter<br />

15 Megajoule nichts mehr an. Das liegt einfach daran,<br />

dass Bioabfälle heute herausgenommen werden; es gibt<br />

ein Bioabfallgesetz. Demnächst kommt sogar noch das<br />

Papier heraus; die Papiertonne wird Pflicht. Das heißt, das<br />

wird nicht als Brennstoff eingesetzt. – Ich habe das eben<br />

bei der Stadt Karlsruhe nachgegoogelt; das stimmt. Das<br />

steht in den Genehmigungsbescheiden für die Müllerverbrennungsanlage<br />

Mannheim und für alle anderen auch.<br />

Seite 35<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Im Osten haben wir das Problem, dass die keine Müllverbrennungskapazitäten<br />

haben. Die haben ihre Altanlagen<br />

gehabt von "Vaters Ehemaligem Betrieb", VEB, die<br />

nichts getaugt haben. Dann haben sie die Mülldeponien<br />

gehabt. Die hatten Deponieplatz ohne Ende. Die hatten<br />

Braunkohlebergwerke ohne Ende. Also hatten sie Mülldeponien<br />

und haben nicht für Müllverbrennung gesorgt. Die<br />

haben ein echtes Problem. Die haben zwar riesengroße<br />

Kläranlagen gebaut, aber die Müllverbrennung haben sie<br />

vergessen. Wir allerdings haben diese Anlagen. – So viel<br />

dazu.<br />

Wenn ich Sie jetzt richtig verstanden habe, kommt der<br />

Müll von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> nach Sachsen-Anhalt, wird<br />

dort zu Fluff verarbeitet, und diese Firma liefert es dann<br />

hierher.<br />

Sie haben vorhin gesagt: vier Transporte zusätzlich bei<br />

100 %. Wie viele sind es nur für den Fluff? Das ist ja<br />

volumenmäßig eine Riesenfraktion, aber gewichtsmäßig<br />

ganz wenig.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich denke, die Frage ging konkret an Lafarge.<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Wir können es ganz simpel hochrechnen, was wir an<br />

Einsatzmengen beantragt haben. Wenn ich von den<br />

aktuellen Ist-Werten ausgehe, reden wir von ungefähr 15<br />

Lkw pro Tag, die sich insgesamt in das Zementwerk<br />

bewegen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich habe Sie jetzt rein akustisch nicht verstanden. Könnten<br />

Sie es bitte wiederholen?<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Um eine Vorstellung zu haben: Wir brauchen ungefähr 15<br />

Lkw pro Tag an Brennstoff. Das heißt aber nicht – ich<br />

hatte es vorhin schon erläutert –, dass das ausschließlich<br />

von dieser einen Produktionsstätte kommt. Das ist völlig<br />

unterschiedlich.<br />

Um eine Vorstellung zu vermitteln: Im Durchschnitt<br />

kommt in etwa die Hälfte – zwischen einem Drittel und der<br />

Hälfte – von dieser Produktionsstätte, von der wir gerade<br />

reden. Der Rest kommt von der Produktionsstätte hier im<br />

Umkreis.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Es gibt dann zusätzlich diese vier Lkw? Sie haben ja<br />

gesagt: Durch die Erhöhung auf 100 % sind es zusätzlich<br />

vier Lkw. Sind von den 15 jetzt vier neu, oder kommen zu<br />

den 15 noch einmal vier dazu?


Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Nein, nein. In etwa vier; das müssen wir noch einmal<br />

durchrechnen, mit Heizwerten und Abhängigkeiten usw.,<br />

aber ungefähr, ja.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Auch zu unserem Verständnis: Wir haben jetzt eine<br />

Situation, die braucht x Lkw, um diesen Ersatzbrennstoff<br />

anzuliefern, und durch die Erhöhung kommen vier pro Tag<br />

dazu; so ist es auch formuliert. Wie viele davon auf den<br />

Fluff entfallen, ist eine andere Sache. Aber vier wären auf<br />

die Gesamtzahl hinzuzuaddieren. Jetzt meine Frage:<br />

Haben Sie die 15 jetzt nur auf den Fluff oder auf den<br />

gesamten Ersatzbrennstoff bezogen?<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

In etwa müsste es auf den Fluff bezogen sein. Ich habe<br />

jetzt die Zahlen nicht genau im Kopf, die schwanken ja<br />

auch täglich. Aber in der Größenordnung, ja.<br />

(Harry Block [BUND]: Mathematik und Größenordnungen!<br />

Das könnten Potenzen<br />

sein!)<br />

– Sie werden nicht erwarten, dass ich jetzt genau sagen<br />

kann: Das sind exakt 14 oder 15.<br />

(Harry Block [BUND]: Doch!)<br />

Ich sage, um 14, 15 bewegt es sich. Aber das ist an einem<br />

Tag ein bisschen mehr und am anderen Tag ein bisschen<br />

weniger.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Kommen die<br />

dazu, oder sind die in den 15 drin? Und ist<br />

das Fluff, oder ist das anderes?)<br />

– Nein. Das ist die Summe.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Um die geht es. Herr Haller, da geht es auch um Lärmbelästigung.<br />

Wir werden nachher eine Forderung beim Lärm<br />

stellen. Wird die Grenze überschritten, kann man unter<br />

Umständen bei vier Lkw die Zeit beschränken, z. B.<br />

Anlieferung bis 17 Uhr oder so etwas. Das sind ganz klare<br />

Forderungen, die daraus resultieren, dass ich weiß, wie<br />

viel das ist. Die Zahlen sind deshalb schon interessant.<br />

Sie haben jetzt bereits 80 % Fluff. Die CO2-Bilanz wird<br />

dadurch insgesamt auch nicht besser.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Die zentrale Frage aus unserer Sicht ist: Wie viele Lkw<br />

sind es derzeit konkret? Für mich hat sich eingeprägt: Es<br />

sind zukünftig vier mehr. Ich denke, die Frage ist zu<br />

beantworten: Wie viele Lkw kommen heute im Schnitt an,<br />

und wie viele würden es zukünftig sein? Ich denke, das ist<br />

eine konkrete Frage, die durch Lafarge relativ schnell zu<br />

beantworten sein sollte.<br />

Dieter Essig (RP Karlsruhe):<br />

Noch als Ergänzung zu Herrn Haller: Mich interessiert vor<br />

allen Dingen: Was fällt denn tatsächlich weg? Sie benöti-<br />

Seite 36<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

gen dann weniger Steinkohle bzw. Petrolkoks. Wie geht<br />

das in die Rechnung ein?<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Um die konkrete Frage jetzt ganz konkret zu beantworten:<br />

Wie schon richtig gesagt, haben wir in etwa 15 Anlieferungen<br />

pro Tag, und vier kommen dazu.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Für alles.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Also nicht nur<br />

für Fluff, sondern für alles!)<br />

- Ja, für alles.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Die Frage, wie wir diese vier ermittelt haben, ist vielleicht<br />

noch interessant. Sie haben eingangs in der Präsentation<br />

die vier verschiedenen Szenarien für die Emissionsprognose<br />

gesehen. Wir haben anhand der prozentualen<br />

Verteilung der Sekundärbrennstoffe, die eingesetzt werden,<br />

entsprechend ausgerechnet, wie viele Lkw-<br />

Bewegungen dann hinzukommen: Bei diesen vier Szenarien<br />

kommen bei den unterschiedlichen Sekundärbrennstoffzusammensetzungen,<br />

die wir dann im Brennstoffmix<br />

haben, maximal vier dazu. Das heißt, bei einem dieser<br />

Szenarien sind wir bei vier Lkw, bei allen anderen dreien<br />

sind wir darunter.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke für die Erläuterungen. – Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Wäre es brutal kompliziert, wenn Sie Straßenbahnlinien<br />

missbrauchen würden? Die AVG hat eine Diesellok, und<br />

die könnten z. B. einen Teil des Mülls per Bahn anliefern.<br />

Die Haltestelle ist da vorne.<br />

(Zuruf eines Einwenders: Der Anschluss<br />

war mal da!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Villano.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Wir hatten in der Tat in der Vergangenheit einen Bahnanschluss<br />

im Werk. Das ist die gleiche Linie, die auch von<br />

der S 4 benutzt wird.<br />

Eine Anlieferung per Bahn ist grundsätzlich immer eine<br />

Frage, die man am Ende auch unternehmerisch beantworten<br />

muss. Auf der einen Seite muss der Lieferant einen<br />

Bahnanschluss haben, und bei uns muss dieser Bahnanschluss<br />

ertüchtigt werden.<br />

Auch in anderen Zusammenhängen haben wir bereits<br />

über die Frequenzen diskutiert: Die Möglichkeit, Anlieferungen<br />

an dieser Linie abzuwickeln, besteht in einem ganz<br />

kleinen Zeitfenster in der Nacht. Dann wären wir wieder<br />

beim Thema Lärm. Somit ist für uns zum jetzigen Zeitpunkt<br />

die Bahnanlieferung kein Diskussionsthema.


Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Einspruch, Euer Ehren! Ich war auch einmal Aufsichtsrat<br />

der VBK. Ich war bei dem Bau der Bahnlinie dabei. Ich<br />

kenne die Frequenzen hier, und ich weiß, dass es z. B. in<br />

Karlsruhe Atomtransporte über eine ähnliche Straßenbahn<br />

nach Leopoldshafen gibt, die die gleiche Frequenz hat wie<br />

die hier. Die fahren am Tag; die fahren nicht nachts. Die<br />

fahren während des normalen Betriebs. Und Sie haben<br />

jetzt keine gefährlichen Stoffe, die hier zu transportieren<br />

wären. Das ginge also.<br />

Die erste Frage wäre: Ist das überhaupt möglich? Und<br />

die zweite Frage, die uns jetzt aber weniger interessiert:<br />

Rechnet es sich? Da wollten wir eigentlich eine Bilanz<br />

haben: Was wäre besser? Sie brauchen einen Anlieferer<br />

mit Bahnanschluss. Es gibt aber einige Anlagen, die auch<br />

einen Bahnanschluss haben. Die Frage kann man ja<br />

einmal stellen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Aber es kann sie im Moment niemand beantworten. Man<br />

kann heute allerdings etwas mitnehmen; und das war eine<br />

solche Frage, die mitgenommen wird.<br />

Damit wären wir bei dem nächsten Punkt:<br />

Andere Abfälle als beantragt<br />

Dazu ist eine zentrale Einwendung gewesen, welche<br />

Abfälle neben den dargestellten in die Anlage kommen. Es<br />

gab die Einwendung vom BUND, dass eine entsprechende<br />

Tabelle zu verlangen ist, die schon sehr weitgehend<br />

vorbereitet war. - Herr Block, Sie ergänzen bzw. konkretisieren<br />

Ihre Forderung bitte noch einmal!<br />

Harry Block (BUND):<br />

Wir hatten vorhin z. B. das Thema Dachpappe. Unser<br />

Problem ist weniger die Dachpappe, sondern das, was an<br />

der Dachpappe dran ist. Die Stoffe, die sie beispielsweise<br />

zum Kleben brauchen, also die Verunreinigungen, die<br />

machen Probleme. Die Dachpappe selber macht sicherlich<br />

ebenfalls welche, aber das eigentliche Problem ist der<br />

Verschmutzungsgrad.<br />

Uns würde interessieren, was diese Dachpappe darunter<br />

hat. Das ist das Entscheidende. Die Dachpappe wird<br />

auf dem Dach festgemacht. Da gibt es verschiedene<br />

Methoden. Man kann das mit Feuer machen; das ist<br />

allerdings bei manchen Gebäuden verboten. In Karlsruhe<br />

ist das Theater abgebrannt. Deswegen nimmt man auch<br />

Klebstoffe, und diese Kleber sind an der Dachpappe dran.<br />

Wir hätten gerne gewusst, wie hoch dessen Anteil z. B.<br />

bei der Dachpappe ist.<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Wir unterscheiden grundsätzlich zwei wesentliche Träger<br />

bei Dachpappen: Das eine sind bituminöse, das andere<br />

teerhaltige Dachpappen.<br />

Seite 37<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Wir wissen, dass die teerhaltigen Dachpappen in erster<br />

Linie als gefährliche Abfälle eingestuft sind. Deswegen<br />

sind diese bei uns nicht vorgesehen. Vielmehr haben wir<br />

eine Abfallschlüsselnummer beantragt, die ganz klar<br />

besagt: Das sind bituminöse Dachpappen, die als nicht<br />

gefährlich eingestuft sind.<br />

Dann werden Sie sofort die Frage stellen: Macht ihr<br />

das selber, sortiert ihr das aus? – Ich sehe Ihnen die<br />

Frage schon an. – Nein, wir werden auch da in Zukunft mit<br />

einem Aufbereiter zusammenarbeiten, der exakt für diese<br />

Tätigkeiten, nämlich das Einsammeln und das Sortieren<br />

von Dachpappen, genehmigt ist. Den gibt es schon; der<br />

produziert diese Materialien schon seit einigen Jahren.<br />

Dieser wird uns die nach den entsprechenden Vorgaben<br />

aus der Genehmigung produzierten Materialien aufbereiten<br />

und zur Verfügung stellen.<br />

Die Bindung wird üblicherweise über Teer bzw. Bitumen<br />

realisiert; das ist kein Kleber im wahrsten Sinne des<br />

Wortes.<br />

(Harry Block [BUND]: Die kleben auch!)<br />

– Klebeeffekt, okay. – Das ist also von vornherein geteilt<br />

und auf nicht gefährlichen Abfall beschränkt.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Mich würde noch interessieren, wie man die Qualität<br />

sicherstellen will. Wir kennen die Lebensmittelskandale,<br />

obwohl es natürlich auch da klare Vorgaben gab. Dem<br />

Hackfleisch sieht man erst einmal nichts an; es ist halt<br />

vermischt.<br />

Auch wenn Sie darauf vertrauen, dass man nur die etwas<br />

weniger schädliche Dachpappe liefert, könnten<br />

womöglich 10 % Beimischung darunter sein, weil sich das<br />

über Sie erheblich günstiger entsorgen lässt.<br />

Ich denke, etwas mehr Kontrolle ist wichtig, anstatt nur<br />

darauf zu vertrauen, dass die sich an die Vorgaben halten<br />

werden. Hier geht es um richtig viel Geld. Sie machen die<br />

Müllentsorgung sehr günstig. Das ist dann eine Win-win-<br />

Situation. Ich denke, im Sinne der Bevölkerung sollte man<br />

auch eine eigene Kontrolle mit ins Auge fassen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, gleich die Ergänzung dazu?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Diese Stoffe sind ja kaum noch erkennbar. Welche Fraktionsgröße,<br />

welche Korngröße hat diese Dachpappe? Wie<br />

muss ich mir das vorstellen?<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

50 mm.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Das heißt, ich kann den Stoff überhaupt nicht erkennen.<br />

An einer ganzen Dachpappe würde ich sofort erkennen,<br />

ob dort Verunreinigungen dran sind, an diesen kleinen<br />

Teilen aber nicht. Das ist das Gleiche wie beim Fluff.


Der Trick besteht darin, dass man darin eine ganze<br />

Menge verstecken kann. – Bitte missverstehen Sie das<br />

nicht! Ich würde Ihnen das nie unterstellen; das ist klar. –<br />

Wenn eine Firma das schon kleingehackt anliefert, sehen<br />

Sie dem Produkt nicht mehr an, was dahintersteckt. Das<br />

merken Sie erst, wenn Sie es chemisch auseinandernehmen,<br />

was sehr kompliziert ist.<br />

Einer normalen Dachpappe sehen Sie sofort an, ob sie<br />

geklebt ist. Aber das sehen Sie dem kleinen Schnipsel<br />

nicht mehr an. Das sehen Sie dem Fluff nicht mehr an.<br />

Das ist unser Problem auch mit den Altreifenschnipseln:<br />

Je kleiner das bei Ihnen angeliefert wird – was für Sie<br />

natürlich gut ist –, desto schwerer wird für Sie die Kontrolle.<br />

Deswegen ist die Kontrolle dann woanders.<br />

Je komplizierter der Kreislauf dieses Verschiebens des<br />

Mülls ist, desto mehr Möglichkeiten der Manipulation gibt<br />

es. Deswegen müssen wir Ihnen vor Ort die Kontrolle<br />

aufdrücken, und wir fragen: Wie weist ihr nach, dass das,<br />

was dieser Zertifizierer Ihnen gesagt hat, wirklich stimmt?<br />

Der Dachpappe sehen Sie nicht mehr an, was dranklebt.<br />

Das wird sich unter Umständen in den Emissionen<br />

und schließlich bei den Immissionen wiederfinden. Das ist<br />

unser Problem. Denn wir wollen sie minimieren – außer<br />

bei Gas natürlich; ich sage es noch einmal.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Bauer hatte ein ganz konkretes Anliegen, und Sie<br />

haben noch einmal draufgesattelt. – Herr Villano von<br />

Lafarge würde gerne etwas dazu sagen.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Ganz nach dem Motto "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist<br />

besser": Auch uns ist natürlich bewusst, dass wir auf der<br />

einen Seite ein gewisses Vertrauensverhältnis in unsere<br />

Lieferanten haben müssen. Es gibt gewisse Kriterien, die<br />

einzuhalten sind.<br />

Wie eben schon erwähnt, ist es für uns wichtig, dass<br />

es eine zertifizierte Aufbereitungsanlage ist. Das erzeugt<br />

erst einmal ein gewisses Grundvertrauen. Daneben sind<br />

durch die Vorlage von Genehmigungen usw. auch die<br />

Input-Ströme erfasst, sodass wir zumindest auf formeller<br />

Basis sagen können, was da hineingeht. Das ist erst<br />

einmal die Vertrauensbasis.<br />

Wir kontrollieren aber auch: Von Lafarge-Seite als<br />

Endverbraucher dieser Brennstoffe besuchen wir regelmäßig<br />

die Aufbereitungsanlage, um uns selber vor Ort ein<br />

Bild machen zu können, um genau diese Punkte, die Sie,<br />

Herr Block, angesprochen haben, zu hinterfragen. Wir<br />

schauen uns selber den Stoffstrom an: Wie kommt der<br />

Stoff hinein, wie wird er aufbereitet? Da gibt es auch von<br />

unserer Seite eine wiederholte Kontrolle.<br />

Außerdem sitzen wir mit den Lieferanten regelmäßig<br />

zusammen und diskutieren verschiedene Punkte, auch<br />

was die Qualitätssicherung angeht.<br />

Seite 38<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ich würde der Behörde den Vorschlag machen, dass Sie<br />

unangekündigt Proben ziehen und untersuchen lassen, ob<br />

das, was der Zertifizierer bzw. was Wössingen behauptet,<br />

wirklich stimmt. Das kann man irgendwann einmal im Jahr<br />

nachkontrollieren. Da muss irgendwo drinstehen, dass sie<br />

damit rechnen müssen, dass einer kommt und wirklich<br />

nachprüft, ob das das auch stimmt. Gerade bei diesen<br />

Stoffströmen, wo Vertrauen nötig ist, sollte die Behörde<br />

das kontrollieren – wenn es geht, mit einem unabhängigen<br />

Gutachter.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Die Behörde hat noch einen ganz anderen Ansatz, den ich<br />

Ihnen in dieser Runde einmal sage: Das Thema Qualitätssicherung<br />

basiert nicht auf Untersuchungen an einer<br />

Stelle, sondern da spielen mehrere Dinge zusammen. Das<br />

fängt beim Erzeuger an und geht beim Anwender weiter.<br />

Deswegen ist eine zentrale Forderung von uns die eines<br />

Qualitätssicherungskonzepts. – Ich denke, dies ist<br />

auch eine Forderung des BUND; darüber haben wir eben<br />

nicht mehr im Detail gesprochen. – Ein Qualitätssicherungskonzept<br />

ist im Antrag noch zu ergänzen und entsprechend<br />

nachzuliefern. Ich denke, da muss Lafarge<br />

noch etwas liefern. – Herr Essig.<br />

Dieter Essig (RP Karlsruhe):<br />

In Ergänzung dazu: Wir haben schon die Möglichkeit, uns<br />

selbst zu informieren. Es ist für uns in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

natürlich viel einfacher, auf solche Erzeuger zuzugreifen,<br />

als über unsere Kollegen außerhalb <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s.<br />

Wenn wir wissen, wo die Anlagen sind, werden wir auch<br />

über diese Schiene versuchen, Informationen darüber zu<br />

bekommen, was das für ein Entsorger ist, ob der ordentlich<br />

arbeitet usw. Das können wir Ihnen schon zusichern,<br />

Herr Block; das machen wir auf jeden Fall.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Villano.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Nicht dass wir uns da missverstehen: Auch wir machen<br />

regelmäßige wiederkehrende Analysen, Herr Block. Wir<br />

haben natürlich ein gewisses Eigeninteresse zu wissen,<br />

was in die Anlage hineinkommt.<br />

Ich habe eine Präsentation dazu. Ich möchte Ihnen<br />

kurz ein Qualitätssicherungskonzept zeigen, wie wir im<br />

Werk die Analysen durchführen und letztendlich durchführen<br />

werden.<br />

(Schaubild: Qualitätssicherungskonzept für<br />

Ersatzbrennstoffe – Anlage 6, S. 126)<br />

Wir haben für uns im Werk ein Qualitätssicherungskonzept.<br />

Es wird als „beste verfügbare Technik“ letztendlich<br />

auch gefordert, ein Qualitätssicherungskonzept zu


erarbeiten. Das soll gewährleisten, dass man konzeptionell<br />

und praktisch vorgeht, um die Qualität sicherzustellen.<br />

Ich möchte jetzt nicht dieses Pamphlet im Einzelnen<br />

durchgehen. Wir haben uns auch an vorhergehenden<br />

Referenzdokumenten orientiert. Wir haben als Unternehmen<br />

Lafarge-Umweltstandards, die weltweit gültig sind.<br />

Hier gibt es gewisse Anforderungen innerhalb der Lafarge-<br />

Gruppe an den Einsatz von Sekundärstoffen.<br />

Natürlich ist uns auch die Genehmigungssituation<br />

ganz wichtig, was an Nebenbestimmungen gefordert wird.<br />

Das wird dann im Prozess selber umgesetzt.<br />

Wir haben hier eine Input- und eine Output-<br />

Betrachtung. Die Input-Betrachtung umfasst u. a. die<br />

Lieferantenkontrolle. Das besagt, dass wir wiederkehrende<br />

Audits bei den Lieferanten machen, also wiederkehrend<br />

vorbeikommen und sie besuchen, um die Aufbereitung<br />

selber zu erfahren und zu hinterfragen.<br />

Es sollen zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe sein,<br />

die uns beliefern. Dazu gehört auch die Vorlage der<br />

entsprechenden gültigen Genehmigung der Aufbereitungsanlage,<br />

sodass wir wissen, welche Eingangsstoffe<br />

bei denen zugelassen sind. Dadurch können wir von<br />

vornherein bestimmte risikobehaftete Materialien anhand<br />

der AVV-Nummer ausschließen.<br />

Wir haben hier die Probenahme geregelt, wir haben<br />

die entsprechende Probevorbereitung geregelt, und wir<br />

haben auch die entsprechenden Analysen, die durchzuführen<br />

sind, geregelt. Das betrifft die Eigenanalyse und die<br />

Fremdanalyse.<br />

Bei der Eigenanalyse haben wir ein zertifiziertes Qualitätsmanagementkonzept<br />

nach ISO 9001. Im Übrigen<br />

orientieren sich die Umweltstandards der Lafarge-Gruppe<br />

an DIN ISO 14001. Wir führen wiederkehrende Fremdanalysen<br />

durch, und wir haben auch Eigenanalysen, um<br />

bestimmte Prozessparameter wiederkehrend zu kontrollieren.<br />

Auch der Lieferant führt entsprechende Analysen<br />

durch, die dann bei dem eben angesprochenen Meeting<br />

diskutiert werden. Daran können wir dann ersehen, ob es<br />

da Entwicklungen nach oben oder nach unten gibt bzw. ob<br />

die Qualität gleich bleibt.<br />

Wir haben genehmigte Input-Werte insbesondere auch<br />

für Fluff – das orientiert sich an dem nordrheinwestfälischen<br />

Leitfaden –, und diese werden wiederkehrend<br />

analysiert und kontrolliert.<br />

Wir haben bestimmte Maßnahmen aufgeschrieben,<br />

wie wir bei einer Input-Erhöhung bzw. hier im speziellen<br />

Fall bei einer Quecksilbererhöhung vorgehen.<br />

Wir haben die Qualitätskontrolle, und es gibt ein klares<br />

Managementsystem, was die Kontrolle, Steuerung,<br />

Dokumentation und Kommunikation der jeweiligen Punkte<br />

angeht.<br />

Dann gibt es die Output-Betrachtung als Rückkopplung.<br />

Wenn ich etwas in den Ofen hineinbringe, kommt es<br />

Seite 39<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

natürlich im Produkt bzw. in der Emission wieder zum<br />

Vorschein. Die entsprechenden Veränderungen kann man<br />

durch die Emissionsmessungen erkennen, und zwar<br />

sowohl kontinuierliche Messungen als auch wiederkehrende<br />

Messungen, die wir hier durchführen.<br />

Ich möchte hier auch darauf hinweisen, dass wir teilweise<br />

schärfere Grenzwerte haben, als die 17. BImSchV<br />

sie vorschreibt. Zum Beispiel liegen beim Quecksilber, bei<br />

Dioxinen und Furanen die Grenzwerte unterhalb dessen,<br />

was die 17. BImSchV vorschreibt.<br />

Dann ist hier auch die entsprechende Qualitätssicherung<br />

nach DIN EN 14181 erwähnt. Das heißt, die Qualitätssicherung<br />

der Emissionsmessgeräte wird bei uns<br />

gewährleistet, sodass auch eine hohe Verfügbarkeit der<br />

Messgeräte vorliegt.<br />

Bei der Emissionssteuerung gibt es Betriebsanweisungen,<br />

sogenannte SOPs, im Englischen „Standard<br />

Operational Procedure“. Das heißt, der Leitstandfahrer<br />

bekommt eine klare Anweisung, wie er sich zu verhalten<br />

hat, wenn sich bestimmte Dinge im Prozess verändern,<br />

auch für die Parameter der Emissionsbetrachtung.<br />

Dann haben wir entsprechende Zertifizierungen, wie<br />

die ISO 9001, die DIN EN ISO 50001, und wir haben die<br />

Lafarge-Standards. Diese Standards sind verbindlich. Das<br />

heißt, es kommen externe Auditoren ins Werk und prüfen<br />

uns auf diese Standards. Dann haben wir noch den<br />

Arbeits- und Gesundheitsschutz insbesondere mit Blick<br />

auf die Sekundärstoffe.<br />

Außerdem haben wir noch die entsprechenden wiederkehrenden<br />

Audits durch externe Gutachterorganisationen<br />

aufgeführt.<br />

Das ist ein Qualitätssicherungskonzept, das wir hier für<br />

die Sekundärstoffe, für die Ersatzbrennstoffe, verwenden.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass wir da in einer guten Position<br />

sind, insbesondere wenn wir die tatsächlichen Input-<br />

Ströme betrachten, gerade beim Quecksilber.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Villano, Sie sehen mich überrascht. Ich kenne das<br />

nicht. Ich habe das nie gesehen. Sie können natürlich<br />

nachliefern – das ist in Erörterungsterminen immer erlaubt<br />

–, aber das ist ein Missbrauch von uns. Ich fühle<br />

mich hier missbraucht.<br />

(Tino Villano [AS]: Warum?)<br />

Sie stellen hier ein Konzept vor, auch mit Zahlen, die<br />

zum Teil sehr detailliert sind, die ich in den Unterlagen<br />

nicht gefunden habe und die ich auch angemahnt habe.<br />

Jetzt warten Sie plötzlich mit Zertifizierungen auf, die ich<br />

alle nicht kenne. Ich kenne Ihre Zahlen nicht. Sie haben<br />

sogar Emissionsprognosen daraus abgeleitet, die anscheinend<br />

neu sind. Ich frage mich, auf welchen Grundlagen<br />

wir jetzt diskutieren, insbesondere wenn wir gleich


über die Emissionen sprechen. Sie könnten dann theoretisch<br />

sagen: Das stimmt alles gar nicht, was Sie sagen.<br />

Ich kenne das nicht. Das war nicht bei den Unterlagen,<br />

und man hat es uns auch nicht zugeschickt. Ich fühle mich<br />

jetzt ein bisschen komisch.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Als Ergänzung von unserer Seite: Das Thema Qualitätssicherung<br />

war nicht Teil des Antrags. Ich habe vorhin<br />

bereits gesagt: Das ist eine Sache, die noch nachzubessern<br />

ist.<br />

Herr Villano hat jetzt – so verstehe ich das bisher – die<br />

interne Vorgehensweise von Lafarge – –<br />

(Harry Block [BUND]: Aber die müssen wir<br />

doch erörtern!<br />

– Wir müssen im Moment erörtern, dass das fehlt und<br />

dass da dringend nachzubessern ist. Was Herr Villano<br />

jetzt dargestellt hat, können wir nicht erörtern; auch wir<br />

kennen es nicht.<br />

(Harry Block [BUND]: Aha, gut!)<br />

Dieter Essig (RP Karlsruhe):<br />

Ich habe gesehen, wesentliche Teile, die da drinstehen,<br />

kommen aus Genehmigungen vom RP. Da steht klipp und<br />

klar drin: Nebenbestimmung soundso, dies und jenes.<br />

Genau das hat er jetzt umgesetzt, wie ich gesehen habe.<br />

Das sind auch die Grundlagen für z. B. die Emissions- und<br />

die Immissionsprognose. Das muss jetzt natürlich noch<br />

nachgeliefert werden. Aber noch einmal, wie gesagt: Was<br />

ich gesehen habe, kam mir sehr bekannt vor.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Wir können<br />

es halt nicht erkennen! Es ist nicht lesbar!)<br />

Harry Block (BUND):<br />

Aber, Herr Haller, Sie verstehen schon, dass wir ein<br />

bisschen überrascht sind. Ich hätte schon gerne nachgeguckt,<br />

was er da jetzt macht.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Wir gehen davon aus, dass die Folien zum Protokoll<br />

dazukommen. Aber das hat nichts damit zu tun, dass der<br />

Antrag diese Dinge nicht enthalten hat. Das ist eine<br />

Sache, die auch von unserer Seite als Forderung im<br />

Raum steht und die nachzubessern ist. – Jetzt Frau Sorg.<br />

Anette Sorg (Einwenderin):<br />

Herr Haller, Sie fordern völlig zu Recht die Nachlieferung<br />

dieses Qualitätssicherungskonzepts. Das sehe ich genauso.<br />

Was mir persönlich noch fehlt, ist ein Brandschutzkonzept.<br />

Wir hatten ja schon einmal einen Brand im Zementwerk<br />

mit Reifenschnipseln – oder was auch immer das<br />

war. Sind denn für bestimmte Vorfälle irgendwelche<br />

Szenarien mit der örtlichen Feuerwehr durchgespielt?<br />

Was passiert, wenn das Löschwasser ins Grundwasser<br />

gelangt? Das sind alles Themen, die für uns ebenfalls<br />

Seite 40<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

relevant sind. Ich fände ein Brandschutzkonzept zusätzlich<br />

zum Qualitätssicherungskonzept sehr hilfreich.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke. – Herr Villano direkt dazu.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Dazu kann ich etwas sagen: Die Lagerstätten für die<br />

Ersatzbrennstoffe sind natürlich schon im Vorfeld mit<br />

einem Brandschutzkonzept versehen worden. Ein Brandschutzkonzept<br />

ist überhaupt ein Bestandteil der Genehmigung<br />

für die Lagerung. Das heißt, das ist im Vorfeld alles<br />

schon geklärt. Wir haben hier keine Erhöhung der Lagerkapazität<br />

und somit auch keine Veränderung bezüglich<br />

des Brandschutzkonzepts.<br />

Wir haben natürlich einen Feuerwehreinsatzplan. Wir<br />

sind immer im engen Kontakt mit der Freiwilligen Feuerwehr<br />

Walzbachtal, zumal auch Mitarbeiter von uns Mitglieder<br />

der Feuerwehr sind. Wir haben regelmäßige<br />

Übungen, wir besprechen uns, wir haben Werksführungen<br />

mit den Feuerwehrmitgliedern. Das heißt, wir sind, was<br />

das Thema Brandschutz angeht, schon gut aufgestellt.<br />

Dass es vereinzelt zu Glimmbränden kommen kann,<br />

weil irgendwo ein Motor heiß gelaufen ist, lässt sich nicht<br />

hundertprozentig vermeiden. Aber das Risiko lässt sich<br />

durch die konzeptionelle Vorgehensweise minimieren.<br />

Zu dem Thema Löschwasserrückhaltung: Wir haben<br />

ein Kanalnetzsystem. Dort ist schon seit langer Zeit ein<br />

Schieber installiert. Wenn es zu einem Anfall von Löschwasser<br />

kommt, was in die Kanalisation fließt, wird der<br />

Kanal abgeschiebert und das Wasser ordnungsgemäß<br />

entsorgt.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke. – Herr Wiedenmann.<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Ich habe eine Nachfrage: Habe ich das vorhin richtig<br />

verstanden, dass dem TÜV Süd, der die Emissionsprognose<br />

gemacht hat, diese Unterlagen, die Sie als Qualitätssicherungskonzept<br />

vorgestellt haben, zur Verfügung<br />

standen?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Villano.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Ich wüsste jetzt nicht, wieso für die Prognose dieses<br />

Konzept relevant sein soll. Das müssen Sie mir bitte<br />

erläutern.<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Wofür soll es denn sonst relevant sein?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Es gibt genehmigte Input-Werte. Die liegen denen natürlich<br />

vor. Das ist die Grundlage einer Emissionsprognose.


Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Wofür ist dann dieses Konzept, wenn Sie alle Daten<br />

haben, die Sie für diese Emissionsprognose brauchen?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Nach unserem Verständnis ging es bei der Diskussion in<br />

der letzten halben Stunde oder Stunde darum, dass es<br />

sowohl beim Erzeuger dieser Brennstoffe als auch beim<br />

Anwender, also beim Verwender Lafarge, Mechanismen<br />

geben muss, um sicherzustellen, dass die vereinbarten<br />

und festgelegten Anforderungswerte an den Brennstoff<br />

schadstoffmäßig eingehalten werden. Darauf zielt das<br />

Qualitätssicherungskonzept ab.<br />

Die Emmissionsprognose setzt auf anderen Werten<br />

auf, unabhängig davon, wie es der Qualitätssicherung<br />

gelingt, diese Werte dann auch einzuhalten.<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Die Prognosen werden doch aufgrund von Zahlen gemacht.<br />

Soweit ich überhaupt etwas erkennen konnte,<br />

kamen bei diesem Qualitätssicherungskonzept Zahlen für<br />

bestimmte Stoffe vor. Diese Zahlen müssen ja irgendjemandem<br />

vorgelegen haben, der die Prognose macht.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Diese Zahlen – ich habe es auf die Schnelle genauso<br />

wenig lesen können wie Sie – sind die gleichen Zahlen,<br />

die jetzt auch der TÜV verwendet hat. Die stehen in<br />

diesem Qualitätssicherungskonzept quasi informativ drin;<br />

so habe ich es jetzt verstanden. Das sind Werte, die mit<br />

der Qualitätssicherung eigentlich nichts zu tun haben.<br />

(Dr. Rolf Wiedenmann [EW]: Trotzdem hat<br />

offensichtlich der TÜV – –)<br />

– Natürlich, wenn die Qualitätssicherung nicht funktioniert,<br />

werden die Werte nicht eingehalten. Aber der TÜV hat bei<br />

seiner Emissionsprognose Zahlen verwendet, die Herr<br />

Villano jetzt wohl in dieses Papier hineingeschrieben hat.<br />

– Aber sagen Sie es am besten selber, Herr Villano, es ist<br />

ja Ihr Papier.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Herr Wiedenmann, in dem Konzept steht drin, was wir<br />

maximal dürfen und wie wir konzeptionell vorgehen, um<br />

das, was wir dürfen, auch wirklich einhalten zu können.<br />

Die Zahlen, die Sie für den Fluff gesehen haben, die<br />

Maximalwerte, die Praxiswerte, die liegen dem TÜV<br />

natürlich vor. Das ist letztendlich das, was an maximalem<br />

Input erlaubt ist.<br />

Wir gehen mit diesem Konzept letztendlich so vor: Wie<br />

stellen wir sicher, dass das, was erlaubt ist, auch wirklich<br />

eingehalten werden kann? Mehr ist es nicht.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Dazu noch als Ergänzung: Ich bin eigentlich eingeladen<br />

worden, um mich mehr auf technische Dinge zu fokussieren.<br />

Herr Block, Sie machen das durchaus nicht ungeschickt.<br />

Deswegen gestatten Sie noch eine Bemerkung.<br />

Seite 41<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Die Zahlen sind mir sehr wohl bekannt. Die sind aus<br />

einem Leitfaden übernommen worden, der im Jahr 2005,<br />

ursprünglich von Bärbel Höhn initiiert, mit dem Ziel erarbeitet<br />

worden ist, entsprechende Input-Werte für solche<br />

Ersatzbrennstoffe auszuarbeiten, die – wenn sie diese<br />

Kriterien einhalten – umweltverträglich und schadlos<br />

eingesetzt werden können.<br />

Das war ein sehr großes Projekt unter Beteiligung<br />

auch des Landesumweltamtes Nordrhein-Westfalen. Frau<br />

Höhn, wie gesagt, war seinerzeit Umweltministerin. Man<br />

hat sich bei der Festlegung dieser Inputwerte nicht an den<br />

Möglichkeiten des Prozesses orientiert, sondern tatsächlich<br />

auch an Vergleichsanalysen, die aus dem Bereich der<br />

Abfallaufbereitung zur Verfügung gestellt worden sind. So<br />

sind diese Werte abgeleitet worden, und die waren letztlich<br />

– so habe ich es verstanden –auch Bestandteil der<br />

Emissionsprognose.<br />

Das, was Herr Villano vorgestellt hat – ich denke, es<br />

dürfte kein Problem sein, das auch zur Verfügung zu<br />

stellen –, betrifft sozusagen die internen Abläufe, wie sie<br />

in der Qualitätssicherung von Lafarge organisiert werden.<br />

Das ändert aber nichts an den Werten.<br />

Die Werte sind, wie gesagt, anerkannter Stand, auf<br />

deren Grundlage auch in vielen anderen Bundesländern<br />

solche Ersatzbrennstoffe beschrieben werden.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Futterer.<br />

Michael Futterer (Einwender):<br />

Ich habe eine Frage zur Qualitätssicherung, wie die<br />

insgesamt erfolgt. Wie kann ich mir das vorstellen? Da<br />

kommt ein Transporter an, da ist eine Tonne Fluff drin,<br />

und Sie machen jetzt die Eingangskontrolle: Nehmen Sie<br />

dann ein bisschen heraus und kontrollieren das dann<br />

entsprechend?<br />

Wie wir schon festgestellt haben, ist doch der gesamte<br />

Müll eine sehr heterogene Masse. Wie wird sichergestellt,<br />

dass da ein Durchschnitt gebildet wird und nicht quasi die<br />

Minimalwerte geprüft werden, wobei die Maximalwerte, die<br />

in dem Qualitätssicherungskonzept sehr unterschiedlich<br />

waren, dann einfach außen vor bleiben?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Villano.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Man kann sich das so vorstellen: Der Erzeuger macht für<br />

sich wiederkehrende Analysen, die auch uns zur Verfügung<br />

gestellt werden. Dann kommt der Lkw zu uns ins<br />

Werk. Von Lafarge-Seite ist jemand dabei, der kontrolliert,<br />

dass ordnungsgemäß abgeladen wird, und er macht<br />

schon einmal eine optische Beurteilung. Dann werden von<br />

jedem Lkw zwei Rückstellproben gezogen, um entsprechende<br />

Analysen durchzuführen.<br />

(Harry Block [BUND]: Davon habe ich doch<br />

vorhin geschwätzt!)


Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Halt, Herr Block! Frau Waibel hatte sich dazu gemeldet.<br />

Bettina Waibel (Einwenderin):<br />

Es ergänzt sich. In der Folie war kurz der Satz zu sehen:<br />

Wenn Ausreißer festgestellt werden, wird das dem Hersteller<br />

kommuniziert. Bezog sich das auf die Stichprobenprüfung<br />

bei der Anlieferung, oder bezog sich das auf die<br />

Messungen, was nachher aus dem Schornstein herauskommt?<br />

Was passiert, wenn z. B. bei der Anlieferung die Werte<br />

überschritten werden? Wird das dann zurückgeschickt?<br />

Oder was passiert dann? Wird das trotzdem verbrannt?<br />

Vermischt man es und nimmt den Mittelwert? Wie ist das<br />

zu verstehen?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielleicht Herr Block ergänzend dazu? – Nicht, okay.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Das, was ich Ihnen gezeigt habe, ist schon Bestandteil der<br />

bestehenden Genehmigung. Das ist nichts Neues, und<br />

teilweise steht es auch in dem Antrag drin, Herr Block.<br />

Wie wird vorgegangen: Je Lkw werden zwei Rückstellproben<br />

gezogen. Es werden für Prozesse Eigenanalysen<br />

durchgeführt, und es werden Fremdanalysen durchgeführt.<br />

Alle 1500 t werden Mischproben auf die komplette<br />

Palette der Schwermetalle hin analysiert.<br />

Bei den Ausreißern, die dann entstehen, muss man<br />

natürlich gucken: Habe ich jetzt aufgrund der Heterogenität<br />

einen Ausreißer drin, den ich bewerten muss, oder<br />

habe ich einen systematischen Fehler drin?<br />

Da sind wir im engen Austausch mit den Aufbereitungsanlagen,<br />

die sowohl jeden Ausreißer informativ<br />

mitkriegen als auch die Rückverfolgung bei strukturellen<br />

Fehlern vornehmen, wobei das bis zum Ausschluss einer<br />

Erzeugerquelle führen kann.<br />

Wichtig ist die Output-Betrachtung. Wir haben in solchen<br />

Fällen auch entsprechende Emissionskontrollen und<br />

entsprechende Maßnahmen. Wenn es wirklich zu einer<br />

tendenziellen Erhöhung der Emissionen kommt, leiten wir<br />

entsprechende Maßnahmen ein, die sicherstellen, dass<br />

die Emissionswerte eingehalten werden.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Das Wort „Ausreißer“ stört mich. Wir wollen keine Ausreißer.<br />

(Tino Villano [AS]: Wir auch nicht!)<br />

– Ja gut. Das müssen wir verhindern. Es kann nicht sein,<br />

dass das erst nachträglich auffällt, wenn es verbrannt ist.<br />

Manchmal ist das ganz gut, wenn man z. B. durch Kameraüberwachung<br />

hinterher den Täter findet. Aber es ist<br />

blöd, wenn das vorher durch den Kamin gegangen ist.<br />

Seite 42<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Wenn dann zu viel Quecksilber drin war, war das<br />

schlecht. Dann kann man hinterher sagen: „Du böser<br />

Bube du!“, und dann bekommt er vielleicht eine Geldstrafe<br />

von 10.000 € oder so. Das ist ja lächerlich. Wir wollen,<br />

dass das nicht passiert. – Erster Punkt.<br />

Zweiter Punkt. Hat man die Qualitätssicherung für das<br />

Produkt auf die vom TÜV benutzten Zahlen erst hingedreht,<br />

oder war das vorher schon festgelegt – also dass<br />

das nachher hinten in der Spalte Emission stimmt? Hat<br />

man das vorher schon gewusst oder erst, nachdem das<br />

berechnet wurde? Was war zuerst: das Ei oder das Huhn?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Villano, was war zuerst?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Die Zahlenwerte Input sind letztendlich eine Vorgabe im<br />

Leitfaden aus Nordrhein-Westfalen. Das sind Erfahrungswerte<br />

im Input. Die sind festgelegt worden. Da ist nicht<br />

zurückgerechnet worden, was wir haben dürfen, sondern<br />

die Werte sind festgesetzt worden. Unter den Voraussetzungen<br />

ist die Emissionsprognose gerechnet worden, um<br />

zu gucken, ob ich die Emissionswerte einhalte.<br />

Das ist der maximale Input – so, wie das der NRW-<br />

Leitfaden vorgibt unter der Voraussetzung, dass keine<br />

Emissionsüberschreitungen stattfinden. Das sollte auch<br />

mit diesen Grenzwerten nicht der Fall sein. Die Zahlen<br />

sind nicht zurückgerechnet worden. Das ist kein Ergebnis<br />

eines Gutachters oder eines anderen, sondern das kommt<br />

letztendlich aus dem Leitfaden vom Umweltministerium.<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

Ich verstehe das wirklich nicht. Wir haben vorhin über<br />

Kontrollen gesprochen. Sie zeigen uns jetzt etwas, was<br />

wir nicht kennen, was wir auch nicht lesen können, weil<br />

das bei dem Licht, bei der Textmasse und bei den Zahlen<br />

unmöglich ist. Vorher war das Konzept offensichtlich nicht<br />

vorhanden. Sie, Lafarge, hatten in Sötenich eine langwierige<br />

Erörterung. Sie müssen doch wissen, dass man so<br />

etwas vorher herausgibt. Ich verstehe Sie nicht.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, ergänzend.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Wir erfinden das Rad wirklich nicht neu. Wir haben natürlich<br />

bei unseren Leuten nachgefragt, und selbstverständlich<br />

haben die uns gesagt, was gefordert ist. Deswegen<br />

haben wir überhaupt nicht verstanden, dass das nicht<br />

dabei war.<br />

Meine Frage ist daher schon sehr ernst gemeint: Hat<br />

man da rückwärts gerechnet, sodass dann nachher die<br />

Produkte zu den Emissionen passen? – Gut, ich nehme<br />

zur Kenntnis: Es war nicht so.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Wir gehen davon aus, dass das nicht zurückgerechnet<br />

wurde. Es ist so, dass Anforderungen zur Qualitätssiche-


ung – Herr Essig hat es vorhin ausgeführt – in anderen<br />

Entscheidungen schon aufgenommen waren. Aber das<br />

Konzept, diese gesamtheitliche Betrachtung, hat in dem<br />

Antrag gefehlt, insbesondere bezogen auf den neuen<br />

Ersatzbrennstoff Dachpappe. Da gilt es einfach nachzulegen.<br />

Das kennen auch wir noch nicht.<br />

Noch etwas zu dem, was Sie vorhin gesagt haben: Die<br />

Qualitätssicherung ist genau der richtige Weg, um diese<br />

Ausreißer, die Sie – wie eben angesprochen – nicht haben<br />

wollen und die, denke ich, niemand haben will, zu minimieren<br />

bzw. auszuschließen. Das ist Ziel und Zweck einer<br />

Qualitätssicherung.<br />

Da hatte Lafarge jetzt Dinge dokumentiert, die aber<br />

weder Sie noch wir in den Antragsunterlagen finden. Gut –<br />

oder nicht gut!<br />

Herr Villano, zum Schluss zur Qualitätssicherung noch<br />

ein Wort.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Herr Block, das, was jetzt als Konzept vorgestellt wurde,<br />

steht größtenteils auch in dem Antrag drin. Die Zahlen, die<br />

dort als Maximalwerte drin sind, finden sich auch in der<br />

Emissionsprognose wieder. Die Zahlen sind vorhanden,<br />

auch im Antrag.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Die konnten<br />

wir ja nicht nachprüfen!)<br />

Dann noch ergänzend bezüglich der Ausreißer: Bitte<br />

vergessen Sie nicht, dass wir auch über das Rohmehl<br />

einen Eintrag haben. Auch hierüber haben wir eine entsprechende<br />

Zufuhr. Die Grenzwertentwicklung ist also<br />

nicht ausschließlich auf die Brennstoffe zurückzuführen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Bei uns bin nicht ich der Rechner, sondern<br />

Dr. Wiedenmann. Wir rechnen die Werte immer ganz<br />

genau nach. Wenn jetzt einem Produkt soundso viel<br />

Cadmium oder soundso viel Zink zugewiesen wird, rechnen<br />

wir das mal 80.000 t – oder mal irgendetwas – mal<br />

Normkubikmeter mal Betriebsstunden, und dann bekommen<br />

wir heraus, ob das stimmt, was der TÜV rechnet.<br />

Der TÜV rechnet ja auch, und die rechnen manchmal<br />

ganz komisches Zeug. Kennen Sie die Formeln? Haben<br />

Sie die einmal gesehen? Da fallen Ihnen die Ohren ab.<br />

Solche Integrale haben Sie im Abitur nicht gehabt, die die<br />

da ausrechnen, um dann nachher irgendeinen Grenzwert<br />

herauszukriegen, den keine Sau hier in diesem Raum<br />

versteht – außer jemand, der Analysis III besucht hat. Nur<br />

der versteht, wie so etwas zustande kommt.<br />

Das Ganze rechnet Dr. Wiedenmann deshalb nach.<br />

Da wir aber die Grundlagen nicht hatten, sind wir davon<br />

ausgegangen, dass diese Prognose vom TÜV ist. Das war<br />

für uns sozusagen sakrosankt.<br />

Seite 43<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Wenn Sie nachher bei den Irrelevanzkriterien sagen:<br />

„Wenn wir beim Stoff XY diesen oder jenen Wert einsetzen,<br />

kommt das oder das heraus“, dann gehen wir einfach<br />

nach Hause. Wenn durch Ihre Neuauflage jetzt ein anderer<br />

Wert herauskommt – Sie sagen ja, Sie hätten den Wert<br />

verändert –, dann gehen wir nach Hause. Das sage ich<br />

Ihnen jetzt schon.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Werte wurden keine verändert.<br />

Dieter Essig (RP Karlsruhe):<br />

Herr Block, eine kurze Antwort darauf: Die Grundlagendaten<br />

kennen Sie alle. Die stehen in der Emissionsprognose<br />

des TÜV. Er prüft anhand dieser maximal möglichen<br />

Input-Werte in den einzelnen Stoffströmen über Transferfaktoren,<br />

ob die Emissionsgrenzwerte, die zum Teil durch<br />

uns und durch die 17. BImSchV vorgegeben sind, überhaupt<br />

einhaltbar sind.<br />

Dann macht er seine Immissionsprognose mit den gesetzlichen<br />

oder den in unseren Genehmigungen vorhandenen<br />

Emissionen. Verstehen Sie?<br />

Die Werte hatten Sie alle; da steht nichts Neues drin –<br />

soweit ich jetzt erkannt habe, was er hier präsentiert hat.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Das wissen<br />

wir ja nicht! Wir haben es ja nicht gesehen!)<br />

Die Grundlagen hatten Sie in der Emissionsprognose.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Die Qualitätssicherung – um das deutlich zu machen –<br />

dient ganz zentral dazu, sicherzustellen, dass diese<br />

Abfälle, die eingesetzt werden, diese Qualität einhalten.<br />

Das Konzept, das uns allen so nicht vorliegt, ändert an<br />

den Werten nichts.<br />

[Anm. des RP: Das Konzept wurde von Herrn<br />

Villano im Erörterungstermin vorgestellt.)<br />

Harry Block (BUND):<br />

Das Problem für uns ist jetzt, Forderungen bezüglich der<br />

Qualitätssicherung zu stellen. Ich habe zwar gesehen,<br />

dass eine der Forderungen erfüllt ist, dass Ihnen nämlich<br />

die Betriebe nachgemeldet werden müssen, wenn sie sich<br />

verändern. Das hätten wir natürlich gefordert, aber das<br />

brauchen wir jetzt nicht mehr.<br />

Ich weiß jetzt aber nicht, was ich nicht fordern soll.<br />

Denn ich weiß nicht, was da schon erfüllt ist. Ich habe im<br />

Überblick gesehen, dass ein paar Forderungen von uns<br />

jetzt erfüllt sind. Sie bekommen die Betriebe mitgeteilt,<br />

wenn sich da etwas ändert, die Lager hat er erwähnt,<br />

Brandschutz ist auch – –<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Wir wissen<br />

es ja nicht!)<br />

Wir wissen es nicht ganz genau, ob das so ist.<br />

Wir nehmen jetzt einfach zur Kenntnis, dass Sie das<br />

prüfen und dass Sie unsere Forderungen in die Qualitäts-


sicherung hineinbasteln, sodass die dann zu 100 % erfüllt<br />

werden.<br />

Etwas nachzureichen ist ja gut, aber nicht dann, wenn<br />

es um Einwendungen geht. Die Einwendung können Sie<br />

mir dann zurückweisen, wenn Sie mir das zeigen. Ansonsten<br />

gehen wir zum Anwalt und lassen es uns so geben.<br />

Dieter Essig (RP Karlsruhe):<br />

Herr Block, Sie bekommen mit dem Protokoll, das hier<br />

erstellt wird, auch dieses Qualitätssicherungskonzept; das<br />

hängt bei. Wir wären natürlich dankbar, wenn Sie dann<br />

das eine oder andere dazu noch sagen würden. Dazu sind<br />

Sie gerne eingeladen.<br />

(Harry Block [BUND]: Wann?)<br />

– Sie bekommen dieses Qualitätssicherungskonzept mit<br />

dem Protokoll.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ich hätte aber gerne, dass auch die Menschen hier in<br />

Walzbachtal das mitbekommen. Wir machen vieles oft<br />

bilateral; das wissen die dahinten nicht so genau. Der LNV<br />

als Träger öffentlicher Belange macht das mit Ihnen, weil<br />

das tatsächlich eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist.<br />

Aber ich will schon, dass die Menschen wissen, was<br />

da passiert, und dass sie informiert werden. Aber das<br />

werden sie jetzt nicht. Der Erörterungstermin ist eigentlich<br />

dafür da, dass alle hier auf dem gleichen Stand sind wie<br />

Sie, und das ist dann nicht gegeben. Deswegen finde ich<br />

das jetzt nicht gut.<br />

Dieter Essig (RP Karlsruhe):<br />

Herr Block, alle Einwender bekommen dieses Protokoll<br />

und damit das Qualitätssicherungskonzept.<br />

(Harry Block [BUND]: Gut, okay!)<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

Ich verstehe es trotzdem immer noch nicht. Wir haben<br />

vorhin über Kontrollen gesprochen. Da kam nichts. Wir<br />

haben gefragt, wie das funktioniert. Es kam nichts.<br />

Auf einmal taucht ein Papier auf, wo die Antworten,<br />

wie es scheint, gegeben werden. – Ich konnte es nicht<br />

lesen. Sie sehen selber, wenn Sie da oben hingucken,<br />

dass fast nichts lesbar ist.<br />

Ich verstehe Sie nicht. Bitte – das wollte ich Ihnen vorhin<br />

schon sagen – gehen Sie etwas näher ans Mikrofon.<br />

Sie sind sehr schwer zu verstehen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Villano, wollen Sie dazu kurz noch etwas sagen?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Nur noch einen Satz bezüglich der Zahlen von NRW: Herr<br />

Block, im Antrag auf Seite 32 finden Sie die Zahlen.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Welche Seite<br />

32?)<br />

Seite 44<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Harry Block (BUND):<br />

Nur als Mahnung an die Behörde: Ich finde hier in meinen<br />

Unterlagen mindestens zehnmal die Seite 32. Er sagt jetzt<br />

„Antrag“. – Von Ihnen?<br />

(Tino Villano [AS] nickt.)<br />

Das ist immer ein Problem: Auf welche Seite welchen<br />

Gutachters bezieht man sich? Vielleicht kann man sich<br />

einmal darauf einigen, dass man alles durchnummeriert<br />

und die Namen dazuschreibt, dass man weiß, worüber<br />

man redet. Also Seite 32.<br />

(Tino Villano [AS]: Tabelle 3.1.2 im Ordner 1<br />

des Antrages!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Also, man findet es.<br />

Reinhold Adis (Einwender):<br />

Guten Tag, mein Name ist Reinhold Adis. Ich bin ebenfalls<br />

Einwender. Ich habe nicht so großes technisches Verständnis,<br />

glaube aber verstanden zu haben, dass produktionstechnisch<br />

Emissionen auch aus dem Werkstoff<br />

kommen und dass man durch die Verwendung von Fluff<br />

eine zusätzliche produktionstechnische Erhöhung der<br />

Emissionen aus dem Werkstoff bekommt.<br />

Meine Frage: Ist eine Verwendung von Fluff dann<br />

überhaupt sinnvoll, wenn man durch die Erhöhung der<br />

Emissionen möglicherweise über die Grenzwerte kommt?<br />

– Danke.<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Prinzipiell: Die Grenzwerte gelten als Grenzwerte. Es<br />

werden Grenzwerte nicht überschritten.<br />

(Reinhold Adis [EW]: Und die Ausreißer?)<br />

– Nein, auch nicht durch Ausreißer. Das managen wir.<br />

Deswegen wird eine Qualitätssicherungskontrolle gemacht.<br />

Das Eingangsmaterial wird kontrolliert, wird gemanagt,<br />

und die Grenzwerte sind einzuhalten.<br />

Ich hatte anfangs erläutert: Mit dem Antrag werden die<br />

Grenzwerte im Bereich NOx, SO2 wie auch Staub sogar<br />

geringer werden als die aktuell gültigen. Und die sind<br />

einzuhalten.<br />

Reinhold Adis (Einwender):<br />

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es bei so einer<br />

Müllmenge, bei so einem Gebilde an Sekundärbrennstoffen,<br />

die aus verschiedenen Stoffen zusammengesetzt<br />

sind, schwierig ist, Ausreißer zu analysieren. Da alles zu<br />

finden, scheint mir sehr schwierig zu sein.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielen Dank. – Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ich hätte gerne sichergestellt – ich weiß nicht, ob das im<br />

Qualitätsmanagement drin ist –, dass beim Fluff keine<br />

Vermischung stattfindet, dass gewisse Fraktionen im


Bunker – ich weiß nicht, wie Sie es dort lagern – nicht<br />

einfach vermischt werden. Es könnte sich ein Ausreißer in<br />

B befinden, und in A ist gar nichts. Wie wird sichergestellt,<br />

dass solche Fraktionen sozusagen sortenrein erkennbar<br />

sind, wenn das z. B. von verschiedenen Betrieben<br />

kommt?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Eine Nachfrage: Bezieht sich die Frage nur auf den Fluff?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Fluff, Autoreifen und Dachpappe sind als Schnipsel<br />

verschieden. Man kann Emissionen auch durch Vermischung<br />

minimieren. Aber Vermischung ist verboten.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Fischer.<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Für die von Ihnen genannten Stoffe wie Dachpappe, Fluff<br />

usw. gibt es natürlich getrennte Vorratslager. Die Dachpappe<br />

wird nicht mit dem Fluff zusammengemischt.<br />

Auch zwei verschiedene Qualitäten von Fluff werden<br />

getrennt voneinander gelagert. Das heißt, für diese beiden<br />

Qualitäten gibt es dementsprechend getrennte Bunker, die<br />

dafür errichtet worden sind.<br />

In jeweils einen Bunker kommt im Grunde genommen<br />

nur gleiches Material. Zum Beispiel kommt das Material<br />

von dem einen Produzenten in das Bunkersystem 1, das<br />

von einem anderen kommt in das Bunkersystem 2, und<br />

die Dachpappe kommt in das Bunkersystem 3. So ist das<br />

geplant, und so findet es eigentlich auch heute schon<br />

statt. Das meiste, was wir hier diskutieren, ist praktisch<br />

nicht neu.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Fischer. – Da war noch eine Wortmeldung.<br />

Bitte.<br />

Dr. Burkhard Wehrmeyer (Einwender):<br />

Wehrmeyer ist mein Name. Auch ich bin hier aus Walzbachtal<br />

und bin einer der Einwender.<br />

Ich habe noch eine kurze Verständnisfrage zu diesem<br />

Qualitätsmanagement bzw. zu dem Aspekt dieser Proben.<br />

Herr Villano, Sie haben vorhin ausgeführt, der Stoff wird<br />

angeliefert, und Sie nehmen „Rückstellproben“. Sie haben<br />

dieses Wort verwendet.<br />

Ich habe ein Verständnisproblem mit diesem Wort.<br />

„Rückstellprobe“ – ich formuliere es etwas provokativ –<br />

kann heißen: Ich bringe sie in einen Raum und gucke<br />

irgendwann einmal nach, aber mittlerweile ist der Stoff<br />

schon verbrannt worden. – Vergessen Sie es! Schlucken<br />

Sie es herunter!<br />

Ich frage einmal anders: Nehmen Sie die Probe, gucken<br />

Sie sie sich an, und wenn die in Ordnung war, wird<br />

dann der Stoff verbrannt?<br />

Seite 45<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Villano direkt.<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Die Rückstellproben werden so genommen, wie es jetzt<br />

der Genehmigung entspricht: Eine Rückstellprobe wird ein<br />

halbes Jahr vorgehalten, um Nachkontrollen möglich zu<br />

machen. Es wird aus diesen Rückstellproben nach 1500 t<br />

eine Mischprobe zusammengeführt, und diese Mischprobe<br />

wird entsprechend analysiert.<br />

Harry Block (BUND):<br />

„Mischprobe“ heißt zum Beispiel: Wir nehmen Urin von<br />

uns allen und stellen dann fest: Einer von uns hat Diabetes.<br />

Das kann nicht sein, wenn das so wäre. Wie muss ich<br />

mir das vorstellen? Was ist eine Mischprobe?<br />

Dr. Burkhard Wehrmeyer (Einwender):<br />

Entschuldigung, ich habe es immer noch nicht wirklich<br />

verstanden. Wird die Probe vor dem Verbrennungsprozess<br />

analysiert, oder machen Sie das parallel zum Ablauf?<br />

Dann kann das schon verbrannt sein. Wenn Sie bei den<br />

Messungen im Abgas eine Erhöhung festgestellt haben,<br />

schauen Sie sich dann gezielt die Proben an? Oder sind<br />

das nur Stichproben? Vielleicht stellen Sie den Ablauf<br />

noch etwas klarer dar. Ich habe es noch nicht wirklich<br />

verstanden.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Wie gesagt, es werden von jedem Lkw zwei Rückstellproben<br />

genommen, und alle Rückstellproben von 1500 t, die<br />

angeliefert wurden, werden dann zu einer Mischprobe<br />

vereint, aufbereitet und analysiert. Sollten da entsprechende<br />

Ausreißer vorliegen, hat man die Möglichkeit,<br />

zurückzuverfolgen, woran es lag. Das läuft parallel.<br />

Dr. Burkhard Wehrmeyer (Einwender):<br />

Das läuft parallel. Das heißt, es kann sein, dass das<br />

Ganze verbrannt worden ist. Sie haben also keine Möglichkeit,<br />

in den Prozess so einzugreifen, dass Sie sagen:<br />

Wir stellen fest, der Zulieferer hat Mist gebaut, das verbrennen<br />

wir erst gar nicht. Das ist dann schon draußen.<br />

Habe ich das richtig verstanden? – Das ist für mich ein<br />

Qualitätsmanagement, das ich nicht verstehe.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Es wird auch durch die kontinuierliche Messung überwacht.<br />

Wenn wir sehen, dass das trendmäßig nach oben<br />

geht, können wir darauf mit verschiedenen Möglichkeiten<br />

reagieren: Das kann dazu führen, dass man Ausschleusungen<br />

macht, dass man die Ersatzbrennstoffrate reduziert<br />

oder dass man als wirklich letzte Konsequenz eine<br />

Herdofenkokseindüsung macht, also Aktivkohleeindüsung.<br />

Dr. Burkhard Wehrmeyer (Einwender):<br />

Ist es technisch nicht machbar, oder könnte vonseiten der<br />

Genehmigungsbehörde nicht einmal darüber nachgedacht<br />

werden, dass das Qualitätsmanagement dahin gehend<br />

verändert wird, dass bereits beim Eingang die Stoffe


kontrolliert werden und dass sie, wenn die Kontrollen in<br />

Ordnung waren, freigegeben und erst dann verbrannt<br />

werden?<br />

(Beifall bei den Einwenderinnen und<br />

Einwendern)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich denke, es ist schon hilfreich für das Verständnis,<br />

klarzumachen, wie derzeit die Analytik stattfindet und wie<br />

diese Untersuchungen durchgeführt werden.<br />

Die Grundlage ist eine Entscheidung aus dem Jahre<br />

2006 für ein mit Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführtes<br />

Genehmigungsverfahren. Da hat man genau dieses<br />

Thema schon einmal diskutiert, und man kam dann zu<br />

einer entsprechenden Regelung, sodass das, was Lafarge<br />

derzeit durchführt, genehmigungskonform ist. – So weit<br />

ein Statement von unserer Seite dazu. Aber wir sehen es<br />

durchaus so, dass da von Lafarge noch entsprechende<br />

Unterlagen beigebracht werden müssen. – Jetzt bitte Frau<br />

Waibel.<br />

Bettina Waibel (Einwenderin):<br />

Ich hätte noch eine Frage an Herrn Villano. Sie sagten<br />

eben, dass von jedem Lkw, wenn ich das richtig verstanden<br />

habe, zwei Proben genommen werden. Wie ist es<br />

denn mit der Homogenität der Ladung von so einem Lkw<br />

insgesamt? Kann man wirklich davon ausgehen, dass<br />

alles Relevante erfasst ist, oder kann es auch sein, dass<br />

die Homogenität eher nicht gegeben ist und dann an<br />

gewissen Stellen Sachen sind, die man nicht haben<br />

möchte?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Kann Lafarge etwas dazu sagen?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Zur Homogenität: Bei der Probenahme werden beim<br />

Abladen an verschiedenen Stellen entsprechende Proben<br />

gezogen und gesammelt. Das sind in der Regel 10-Liter-<br />

Säcke, in denen das Material dann als eine Rückstellprobe<br />

gesammelt wird. Von jedem Lkw werden also an<br />

mehreren Stellen Proben zu einer Rückstellprobe gezogen.<br />

Ich möchte noch bezüglich der Überwachung eins<br />

noch ergänzen: Es werden auch Ausgangsanalysen von<br />

den Lieferanten gemacht. Wir haben nicht nur unsere<br />

Analyse, sondern auch die Analyse von den Lieferanten.<br />

Wenn die Lieferantenanalyse schon hohe Werte ergibt,<br />

wird das gar nicht erst geliefert.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Villano, ich glaube, die Frage ist etwas anders<br />

gestellt gewesen, als sie jetzt beantwortet wurde. Oder<br />

ging die Antwort in die richtige Richtung, Frau Waibel?<br />

Bettina Waibel (Einwenderin):<br />

Ich finde es ist noch nicht umfassend beantwortet. Ein Lkw<br />

transportiert ein relativ großes Volumen. Sie sprachen<br />

Seite 46<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

gerade von Säcken. Nehmen Sie dann z. B. zwei Säcke<br />

heraus, oder wie muss man sich das vorstellen? Werden<br />

mehrere Säcke geöffnet, und Sie entnehmen dann das<br />

Volumen von soundso viel Säcken? Es könnten ja in<br />

einem oder zwei Säcken von der ganzen Lkw-Ladung<br />

z. B. hochgiftige Bestandteile drin sein. Wie kann ich die<br />

erwischen, wenn ich praktisch nur zwei Proben nehme?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich weiß nicht, wer von den beiden Herren antwortet: Herr<br />

Dr. Oerter oder Herr Fischer?<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Die Homogenität, die Sie ansprechen, ist seit Beginn des<br />

Einsatzes von Ersatzbrennstoffen eine echte Herausforderung.<br />

Es ist so, dass es niemals so homogen sein kann<br />

wie beispielsweise Braunkohlepulver oder ähnliches<br />

Material. Dieser Herausforderung stellt sich die Industrie –<br />

wir sind ja nicht die Einzigen, die Ersatzbrennstoffe<br />

einsetzen – seit vielen, vielen Jahren stellt. Die verschiedensten<br />

Verbände beschäftigen sich mittlerweile<br />

ausschließlich mit dem Thema: Wie kann ich eine repräsentative<br />

Analyse machen aus einem Material, was eben<br />

nicht zu 100 % homogen ist? Das ist eine echte Herausforderung.<br />

Es gibt die verschiedensten Verfahren, und es gibt<br />

verschiedenste Ergebnisse bei diesen Untersuchungen,<br />

bei diesen Forschungen. Lafarge beispielsweise ist<br />

Mitglied im BGS. BGS ist der wohl anerkannteste Verband,<br />

der sich ausschließlich mit dem Thema der Qualitätssicherung,<br />

Qualitätsuntersuchung usw. von Ersatzbrennstoffen<br />

beschäftigt.<br />

Jetzt zurück zu Ihrer Frage: Wie kann ich gute Analysen<br />

erstellen, obwohl ich weiß, dass bei dieser Gesamtmenge<br />

doch eine gewisse Inhomogenität da ist? Die<br />

Erkenntnisse sind: Das geht im Grunde genommen nur<br />

über zwei Wege: zum einen über die Menge – es darf<br />

nicht nur eine kleine Handvoll sein; das kann nie repräsentativ<br />

werden – und zum anderen über die Verfahrensweisen,<br />

die in den Laboren stattfinden.<br />

Ich brauche eine entsprechend große Menge, die definiert<br />

ist, und diese Menge muss zerkleinert sein. Alle, die<br />

sich mit Analytik beschäftigen, wissen: Ich ermittele<br />

irgendeinen Wert nicht von 10 kg, sondern ich messe im<br />

Labor nur eine ganz kleine Menge.<br />

Das bedeutet: Um aus diesem inhomogenen Material,<br />

das ich da in einem 10-Liter-Eimer habe, etwas Homogenes<br />

zu machen und etwas Repräsentatives wenigstens<br />

aus dieser Probe herauszuziehen, wird diese Probe ganz<br />

fein gemahlen. Feines Material kann ich homogenisieren.<br />

Dann wird dieses Material – so ist die Praxis – auf die<br />

entsprechenden Dinge hin untersucht, um die es geht.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Frau Schmid-Adelmann hatte sich zu Wort gemeldet, dann<br />

Herr Wiedenmann und Herr Block noch einmal. Frau<br />

Schmid-Adelmann.


Friederike Schmid-Adelmann (LRA Karlsruhe):<br />

Eine Rückfrage an Herrn Villano zu der Angabe, dass<br />

nach 1500 t die Analyse untersucht wird: Welchen Zeitrahmen<br />

muss man sich da vorstellen? Wie viele Lkw-<br />

Ladungen sind da insgesamt angeliefert worden sind? Wie<br />

häufig erfolgt die Analyse dann überhaupt?<br />

Ingo Leth (Antragstellerin):<br />

Ingo Leth, Produktionsleitung. – Das dauert ungefähr eine<br />

Woche.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Wiedenmann.<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Ich habe eine Nachfrage an Herrn Villano. Sind bei diesen<br />

Nachkontrollen der Mischproben schon auffällige Ergebnisse<br />

vorgekommen, die Sie zum Eingreifen bewegt<br />

haben? Muss so etwas dokumentiert werden, und haben<br />

Sie so etwas bereits dokumentiert?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Wir hatten schon den Fall, dass wir einen Lieferanten<br />

ausgeschlossen haben, weil er unzuverlässige Qualität<br />

geliefert hat. Das hat dazu geführt, dass wir den Lieferanten<br />

wechseln mussten.<br />

(Harry Block [BUND]: Der war aber zertifiziert?<br />

– Heiterkeit bei den Einwenderinnen<br />

und Einwendern)<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Die ganze Prozedur dauerte dann aber sicherlich mehrere<br />

Wochen. Das heißt, Sie haben während der Zeit Stoffe<br />

verbrannt, von denen Sie hinterher festgestellt haben,<br />

dass sie eigentlich nicht hätten verbrannt werden dürfen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Dr. Oerter.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Ich hatte eben schon gesagt, ich spreche hier nicht oder<br />

nicht nur für die Firma Lafarge. Aber wenn Sie gestatten,<br />

mache ich ein paar Bemerkungen dazu, wie so etwas<br />

generell geregelt wird. Ich habe den Eindruck, dass der<br />

Ansatz, den Herr Villano in dem Qualitätssicherungskonzept<br />

präsentiert hat, damit auch völlig in Linie ist.<br />

Es ist völlig d'accord: Das ist eine echte Herausforderung.<br />

Wir reden bei diesem Fluff über ein heterogenes<br />

Material. Davon sind annähernd 2 Millionen t im vergangenen<br />

Jahr in den deutschen Zementwerken eingesetzt<br />

worden.<br />

Wir substituieren damit natürlich Regelbrennstoffe. Die<br />

Spurenelementgehalte – das ist das, was Sie umtreibt,<br />

Herr Block – sind im Klinkerbrennprozess völlig irrelevant.<br />

Alles, was an Organik hineinkommt, wird tatsächlich<br />

vollständig verbrannt.<br />

Seite 47<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

(Harry Block [BUND]: Meinen Sie das Tiermehl?)<br />

– Zum Beispiel. – Sie greifen sich immer sehr geschickt –<br />

ich habe das eben schon festgestellt – einzelne Punkte<br />

heraus. Beim Thema CO2 hatten Sie das Gas angesprochen.<br />

Wenn Sie Tiermehl einsetzen, wird es noch viel<br />

besser. – Aber lassen Sie mich auf die Qualitätssicherung<br />

zurückkommen.<br />

(Harry Block [BUND]: Ich habe vorhin gesagt:<br />

Gas! Nehmen Sie Gas! Dann haben<br />

Sie das Problem nicht! Ich sage immer:<br />

Gas! Dann brauchen Sie das alles nicht zu<br />

diskutieren!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Meine Herren, lassen Sie uns bei den Fragen bleiben und<br />

diese beantworten. – Herr Dr. Oerter.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Zurück zur Qualitätssicherung: Das ist in der Tat nicht<br />

einfach, aber es wird gemacht, und es wird kontrolliert.<br />

Das ist ein mehrstufiger Prozess. Dieser fängt damit an –<br />

das ist auch hier mit Sicherheit der Fall –, dass nur bestimmte<br />

Abfallschlüssel zum Einsatz zugelassen sind.<br />

Jetzt können Sie mir natürlich sagen, Herr Block: Das<br />

reicht nicht aus. Klar reicht das nicht aus. Aber ich habe<br />

zumindest schon bestimmte Einschränkungen, bezogen<br />

auf die Herkunft und bezogen auf die Zusammensetzung<br />

des Materials. Dafür sind die Genehmigungsbescheide<br />

auch da.<br />

Der nächste Punkt ist, dass schon während des Aufbereitungsprozesses<br />

entsprechende Analysen durchgeführt<br />

werden. Ich denke, das wird Herr Fischer bestätigen. Es<br />

würde mich wundern, wenn es in seiner Aufbereitungsanlage<br />

anders wäre. Das geht gar nicht anders. Das hat<br />

zunächst nichts mit dem Prozess zu tun – das hatten wir<br />

eben gesagt –, sondern das hängt mit den Umweltanforderungen<br />

zusammen.<br />

Dann ist quasi die letzte Überprüfung in dieser Stufe –<br />

Sie hatten es selber gesagt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist<br />

besser – in der Tat die zusätzliche Probenahme an den<br />

Standorten, die durch regelmäßige Analysen untermauert<br />

wird, um letztlich auf diese Art und Weise die Einsetzbarkeit<br />

des Material sicherzustellen.<br />

Der Fluff – das möchte ich noch einmal betonen – ist<br />

das mit Abstand am besten überwachte Eingangsmaterial<br />

im ganzen Klinkerherstellungsprozess, obwohl das vielleicht<br />

nur 5 oder 6 % des Mengeninputs sind.<br />

Ich hatte es eingangs gesagt: Der komplette Spurenelementeintrag<br />

– er bestimmt letztlich sowohl die Produktzusammensetzung<br />

als auch die Emissionssituation – wird<br />

maßgeblich durch die natürlich Rohmaterialien bestimmt.<br />

Außerdem substituieren wir mit dem Fluff eine Kohle.<br />

Auch darin sind Spurenelemente enthalten. Das habe ich<br />

eingangs versucht, deutlich zu machen. Es ist ja nicht so,


dass wir von Null auf ein Level X kommen. Vielmehr<br />

bewegen wir uns insgesamt innerhalb eines Korridors, der<br />

gewährleisten muss, dass ich mich mit Blick sowohl auf<br />

die Emissionsseite als auch auf die Produktqualität innerhalb<br />

des zulässigen Bereiches bewege.<br />

Wie gesagt, im Zusammenhang mit dem Fluff geht das<br />

tatsächlich nur über diesen mehrstufigen Prozess: Limitierung<br />

der Einsatzmaterialien über die Herkunft, über den<br />

Abfallschlüssel, dann Untersuchung der „Produkte“ – es<br />

sind stellenweise wirklich qualitativ hochwertig aufbereiteten<br />

Materialien – während dieses Aufbereitungsprozesses<br />

und abschließend noch einmal eine Kontrolle an dem<br />

Verwertungsstandort. Ich denke, das ist im Wesentlichen<br />

auch in Ihrem Qualitätssicherungskonzept, Herr Villano,<br />

so beschrieben.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Frau Sorg noch einmal.<br />

Anette Sorg (Einwenderin):<br />

Die Nachfrage von Frau Schmid-Adelmann vom Landratsamt<br />

hat bei mir ein bisschen die Alarmglocken schrillen<br />

lassen. Das heißt, es gibt keine Auflagen, wie das überprüft<br />

wird. Es ist eine freiwillige Leistung des Zementwerks,<br />

wann, wie oft, in welcher Dimension, in welchem<br />

Zyklus, in welchem Rhythmus diese Untersuchung stattfindet.<br />

Das heißt für mich: Es gibt behördlicherseits<br />

diesbezüglich keinerlei Auflagen. Das ist für mich erschreckend,<br />

sorry.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Jetzt müssen wir kurz etwas sagen: In der Genehmigung<br />

aus dem Jahre 2006, die ich vorhin angesprochen habe,<br />

sind Auflagen zur Untersuchung festgelegt. Der Eindruck,<br />

der sich bei Ihnen eingeschlichen hat, dass keine entsprechenden<br />

Auflagen vorhanden sind, stimmt so nicht.<br />

Es gibt Auflagen, und im Rahmen der Qualitätssicherung,<br />

die auch noch andere produktbezogene Zielrichtungen<br />

hat, kann natürlich ein Betreiber intern über solche<br />

Auflagen hinausgehen.<br />

Aber in diesem Antrag fehlt, weil ein neuer Ersatzbrennstoff<br />

dazukam, das Konzept; das liegt nicht vor. Das<br />

wird noch zu erarbeiten sein. – Vielleicht dies zur Klärung,<br />

Frau Sorg. – Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ich habe noch ein Problem. Sie haben angedeutet, dass<br />

Sie, wenn dies oder das passiert, den Brennstoff durch<br />

einen anderen "ersetzen" können, um Grenzwerte einzuhalten.<br />

Wie oft passiert es, dass Sie das merken? Wie oft<br />

merken Sie bei z. B. Altreifen, dass da irgendetwas nicht<br />

in Ordnung ist?<br />

Ich möchte ausschließen, dass durch Produkttricksereien<br />

eine Verdünnung oder eine Minimierung passiert.<br />

Sie haben gesagt, das geht nicht im Bunker. Wir nehmen<br />

einmal an, das ist richtig. Aber ich möchte nicht, dass das<br />

Produkt sozusagen ausgetauscht wird, sondern ich<br />

Seite 48<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

möchte, dass, egal welches Produkt Sie zu 100 % einsetzen,<br />

die Grenzwerte oder die Zielwerte immer eingehalten<br />

werden.<br />

Noch eins, Herr Oerter: Wir haben nur einen Trick, und<br />

der ist Gas. Wir reden hier über eine Müllverbrennung.<br />

Das heißt, wir reden über Müll und über die Grenzwerte<br />

modernster Müllverbrennungsanlagen und nicht über Ihre<br />

Grenzwerte, die Sie da angeben. Die sind so ausgestattet,<br />

dass solche problematischen Stoffe, wie sie im Fluff drin<br />

sind – in anderen Produkten natürlich auch, aber hier im<br />

Fluff existenziell –, nicht vorkommen.<br />

Sie sind hier ein Zementwerk. Deswegen sind Ihre<br />

Grenzwerte weit weg von denen der Müllverbrennung.<br />

Selbst wenn Sie noch so viel machen, bleiben Sie weit,<br />

weit weg von dem, was heute jede moderne Müllverbrennungsanlage<br />

leistet.<br />

Deswegen unser Trick: Gas. Wenn Sie das nähmen,<br />

können wir das alles hier vergessen. Wenn Ihr Produkt<br />

wirklich nachhaltig an diesem Standort weiterhin erzeugt<br />

werden soll, ist das die einzige Alternative. Das, was Sie<br />

hier andeuten, ist ein Herumdoktern an den Symptomen.<br />

Noch eins zu der Mischprobe: Ich verstehe die Mischprobe<br />

nicht. Wie wollen Sie denn mit einem wirklich<br />

massiven Ausreißer umgehen? Eine Woche, 1500 t,<br />

haben Sie gesagt, also umgerechnet etwa 150 Fahrzeuge:<br />

Wenn jetzt drei Fahrzeuge Ausreißer haben, kriegen Sie<br />

die doch gar nicht heraus.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, das war jetzt, glaube ich, zu schnell gerechnet.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Wie können Sie die zuordnen? Wie können Sie sagen,<br />

wenn Sie eine Mischprobe gemacht haben, wer das war?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Die konkrete Frage an Lafarge lässt sich aus meiner Sicht<br />

so auf den Punkt bringen – ich hoffe, dass Sie das sagen<br />

wollten –: Wie aussagekräftig ist diese Mischprobe?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Wenn wir feststellen, dass es einen Ausreißer gibt, haben<br />

wir, wie gesagt, noch die zweite Rückstellprobe. Wir<br />

gehen dann systematisch vor und vereinen kleinere<br />

Mengen zu Mischproben. Dann sehen wir, in welche<br />

Richtung der Ausreißer geht, sodass wir hinterher wirklich<br />

sagen können: Genau der Lkw hatte uns den Ausreißer<br />

hineingebracht.<br />

(Zuruf einer Einwenderin: Und dann ist es<br />

schon verbrannt! – Bettina Waibel [EW’in]:<br />

Ist es dann verbrannt? Definitiv: ja oder<br />

nein?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Ja. Aber das heißt nicht, dass ein Grenzwert überschritten<br />

ist.


Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich denke, das war noch ein wichtiger Aspekt: dass die<br />

Qualitätssicherung und das Überschreiten eines Grenzwertes<br />

nicht zwingend zusammenhängen. Aber das eine<br />

bedingt durchaus das andere: Man betreibt Qualitätssicherung,<br />

ohne die Emissionen zu vernachlässigen, die man<br />

misst.<br />

Gibt es vonseiten der Einwender noch eine Frage? –<br />

Herr Bauer.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Keine Frage, sondern nur noch eine Anmerkung: Ich<br />

glaube, Herr Weber hat es gesagt, dass man eigentlich<br />

dankbar für den Antrag sein sollte, weil doch die Grenzwerte<br />

zumindest in zwei, drei Punkten reduziert würden.<br />

Das liegt ja nicht daran, dass Sie einen neuen Antrag<br />

stellen, sondern dass Sie bisher 60 % Sekundärbrennstoffe<br />

hatten und erheblich schlechtere Grenzwerte hatten.<br />

Jetzt kommen Sie aufgrund des Neuantrags in eine<br />

andere Kategorisierung. Das sagt vom Grenzwert her erst<br />

einmal nichts aus.<br />

Uns geht es wirklich darum, dass nicht ein tatsächlicher<br />

Mehr-Output kommt. Sprich: Wenn der Grenzwert<br />

vorher bei einer Skala von eins bis zehn bei zehn war und<br />

Sie tatsächlich drei in Anspruch genommen haben, wenn<br />

aber die neuen Grenzwerte künftig bei sieben sind und Sie<br />

statt drei fünf machen, dann haben wir hier eine Verschlechterung<br />

der Situation. Die wollen wir auf jeden Fall<br />

unterbinden. – Das nur als Anmerkung, weil Sie sagten,<br />

Sie hätten bessere Grenzwerte. Ein Grenzwert allein sagt<br />

nichts über die tatsächliche Situation aus.<br />

(Beifall bei den Einwenderinnen und<br />

Einwendern)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Bauer. Aus meiner Sicht müssen wir das an<br />

dieser Stelle nicht weiter diskutieren; denn wir kommen<br />

nach der Mittagspause genau zu dem Thema der Emissionen.<br />

Dieses Thema möchte ich quasi als Eingangsthema<br />

für die Zeit nach der Mittagspause nehmen.<br />

Wir haben heute Morgen für die Mittagspause eine<br />

Dauer von einer Stunde verabredet; daran würden wir uns<br />

auch orientieren. Wir machen also um 14:20 Uhr weiter.<br />

Danke und guten Appetit.<br />

(Mittagspause von 13:18 bis 14:20 Uhr)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Frisch gestärkt machen wir weiter. Herr Lang geht noch<br />

einmal mit den Anwesenheitslisten herum, falls sich<br />

jemand von den Einwendern noch nicht eingetragen hat.<br />

Bitte nutzen Sie die Gunst der Stunde, und holen Sie es<br />

nach!<br />

Wir kommen in der Tagesordnung jetzt zum Punkt<br />

Seite 49<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

IV. 3. Emission / Immission Luft<br />

Dort haben wir vor der Pause aufgehört. – Ist das lesbar?<br />

(Monika Siech [EW’in]: Schlecht! Können<br />

Sie es kurz vorlesen?)<br />

– Ich kann es gerne vorlesen, kein Problem: Der erste<br />

Punkt unter diesem TOP 3, Emission/Immission Luft, heißt<br />

„Emissions(-grenzwerte) an Staub, Feinstaub, Stickoxide<br />

(NOx), Schwefeldioxid (SO2), Kohlenmonoxid (CO),<br />

Schwermetalle, Dioxine und Furane. – Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Haller, ich hätte eine Bitte: Können wir nicht die<br />

„Vorbelastung“ nach vorne ziehen, weil das sonst nicht<br />

logisch ist. Man muss zuerst wissen, was vorneweg ist,<br />

wenn dann nachher etwas dazukommt. Denn sonst ergibt<br />

das keine Logik. Dann muss man das Pferd von hinten<br />

aufzäumen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen. Wir können mit<br />

der Vorbelastung anfangen.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Das wäre mir persönlich recht – wenn es Ihnen da drüben<br />

auch recht ist. Aber das betrifft Sie ja eigentlich weniger.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Dann fangen wir mit vierten Punkt an:<br />

Vorbelastung, auch andere Industriebetriebe<br />

Herr Block, würden Sie noch einmal die Einwendung<br />

konkretisieren und erläutern?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Wir haben heute Morgen schon darüber gesprochen, dass<br />

wir in einer belasteten Region leben. – Jetzt funktioniert<br />

die Technik nicht mehr. Ich wollte Ihnen eine Tabelle über<br />

die Vorbelastung hier in dieser Region auflegen, die sich<br />

in der Einwendung befindet. Sie finden diese Tabelle auf<br />

Seite 6.<br />

Sie werden feststellen, dass in Karlsruhe mit Blick auf<br />

Stickoxide, Staub und insbesondere Feinstaub der Verkehr<br />

selbstverständlich eine Rolle spielt. Aber die Werte<br />

liegen immer in etwa bei der Hälfte von dem, was die<br />

Industrie verursacht.<br />

Herr Oerter, Kleinfeuerungsanlagen, z. B. Kamine etc.,<br />

können Sie den Hasen geben. In Karlsruhe kommen von<br />

den rund 7000 t NOx 2300 t vom Verkehr und 4200 t aus<br />

der Industrie. Da ist noch nicht das neue Kohlekraftwerk<br />

dabei, welches erst nächstes Jahr in Betrieb gehen wird.<br />

Die Hauptanteile des Staubs liefert die Industrie. Das<br />

ist ganz klar. Beim Feinstaub – jetzt reden wir von PM10 –<br />

ist es sowohl die Industrie als auch – – Jetzt können Sie<br />

es da sehen.


(Schaubild: Vorbelastung heute/neu – Anlage<br />

2-10, S. 108)<br />

Die Werte sind von der Stadt Karlsruhe. Die Vorlagen<br />

waren alle im Genehmigungsbescheid von RDK 8 zu<br />

finden.<br />

Der Feinstaub wird sich nächstes Jahr um 414 t erhöhen.<br />

Nicht dabei sind die Raffinerien. Die haben<br />

1700 Megawatt und geben auch Feinstäube ab. Feinstäube<br />

heißt: alle Stäube, Frau Schmid-Adelmann, die 2,5 µm<br />

groß sind. Das heißt, sie sind lungengängig. Das liegt<br />

dankenswerterweise an unserer fantastischen Filterleistung<br />

und an der tollen Verbrennung. Alle Stäube – beim<br />

Kohlekraftwerk sind es 95 % - sind heute nicht PM10,<br />

sondern PM2,5.<br />

All das diffundiert in diesen Raum hinein. Der Autoverkehr<br />

trägt immer nur das dazu bei, was, wenn man das mit<br />

Wasser vergleicht, aus 99 Grad die 100 Grad macht. Das<br />

Glas ist voll, und es läuft über.<br />

Bei uns kommen im nächsten Jahr - das sehen Sie<br />

hier bei Block 8 – die 414 t noch hinzu. Es wird nichts<br />

reduziert. RDK 7 wird weiterhin laufen gelassen – das<br />

werden wir am Donnerstag bei der Hauptversammlung der<br />

Energie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> wieder hören –, und es wird<br />

nicht nachgerüstet. Das heißt, wir sind an dem Punkt,<br />

dass wir alles überschreiten.<br />

Wir haben NOx-Probleme – das brauche ich euch nicht<br />

zu erzählen. Pfinztal ist eine Luftreinhaltungszone. Sie<br />

brauchen also eine Plakette. Jetzt wissen Sie, warum. Es<br />

liegt nicht in erster Linie am Autoverkehr. Am Ende ist er<br />

es natürlich. Aber insgesamt liegt es an der Vorbelastung<br />

des Raumes.<br />

(Schaubild: Luftbild Karlsruhe - Walsbachtal<br />

– Anlage 2-4, S. 105)<br />

Am Anfang zeigte ich Ihnen dieses Luftbild: Vom<br />

Rhein über Pfinztal bis Walzbachtal gehen die Emissionen,<br />

die dann bei uns hier als Immissionen zu finden sind.<br />

(Schaubild: Emissonen beta- und gammastrahlender<br />

Aerosole – Anlage 2-11, S. 109)<br />

In Karlsruhe kommt noch etwas Spezifisches, etwas<br />

Außergewöhnliches hinzu. Hier sehen Sie Werte vom<br />

Forschungszentrum Karlsruhe, heute KIT Nord. Gucken<br />

Sie sich die logarithmische Kurve der Emissionen einmal<br />

an! Sie sehen hier die radioaktiven Substanzen, die in<br />

diesen Raum diffundieren. Das sind die Zahlen aus dem<br />

neuen LfU-Bericht 2012. Gucken Sie sich an, was das<br />

Kernkraftwerk emittiert! Das sind nur Beta- und Gammastrahler.<br />

Da fehlt ein wichtiger Strahler: Plutonium, Alphastrahler.<br />

Das gibt nur Karlsruhe ab und nur das Institut für<br />

Transurane. – Ich sage das nur deswegen, damit Sie<br />

wissen, was dieser Raum an Vorbelastung hat.<br />

Vorhin hat jemand beim Essen gesagt: Das Grundgesetz<br />

verpflichtet uns, gleichwertige Bedingungen für alle<br />

Menschen in der Bundesrepublik Deutschland zu schaffen.<br />

Mit dem Zementwerk schaffen wir das auch hier. Das<br />

Seite 50<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

heißt: Wir machen es gleich schlecht. Gleich schlecht<br />

heißt: Es ist etwas da, und dann kommt noch etwas dazu.<br />

Emissionen(-grenzwerte) an Staub, Feinstaub,<br />

Stickoxide (NOX), Schwefeldioxid<br />

(SO2), Kohlenmonoxid (CO), Schwermetalle,<br />

Dioxine und Furane<br />

(Schaubild: Emissionsfrachten – Anlage 2-12,<br />

S. 109)<br />

Hier sehen Sie Ihre Emissionen. – Mit der Einheit Milligramm<br />

pro Kubikmeter kann kein Mensch etwas anfangen.<br />

Kein Mensch kann sich vorstellen, was Mikrogramm<br />

in einem Kubikmeter sind. Sie alle kennen diese berühmten<br />

Nanogramm bei Dioxinen: Ein Nanogramm bezogen<br />

auf den Bodensee entspricht einem Tropfen. Das ist ein<br />

Witz!<br />

Hier sehen Sie einmal Ihre Werte in Tonnen an Gesamtstaub<br />

– dabei wäre die Frage an Sie: Ist das PM10<br />

oder PM2,5? -, Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Quecksilber,<br />

52 kg. Das sind die von Ihnen zur Genehmigung<br />

anstehenden Frachten, die Emissionen. Das würden Sie<br />

bei voller Ausnutzung der Werte, die Sie genehmigt haben<br />

wollen, in diesen Raum abgeben.<br />

(Schaubild: Immissionszusatzbelastung –<br />

Anlage 2-13, S. 110)<br />

Jetzt geht es um die Immission. Was heißt das jetzt für<br />

die Immission? Für die Immission heißt das laut Gesetzgeber,<br />

17. BImSchV: Eine Anlage ist dann genehmigungsfähig,<br />

wenn sie eine Zusatzbelastung von 3 % jährlich<br />

nicht überschreitet. Das ist die Irrelevanzgrenze. Dann<br />

haben wir das bei Ihnen durchgerechnet.<br />

(Schaubild: Foto Zementwerk – Anlage 2-14,<br />

S. 110)<br />

Hier sehen Sie ein Foto von Dürrenbüchig herüber zu<br />

Ihrem Kamin. Das ist in etwa in gleicher Höhe.<br />

(Schaubild: Foto Gasleitung – Anlage 2-15,<br />

S. 111)<br />

Das ist die Gasleitung, die an Ihrem Werk vorbeiführt.<br />

(Schaubild: Problem bei Gas und Müll –<br />

Stickstoffdioxid [NOX] – Anlage 2-16, S.<br />

111)<br />

Ich gehe jetzt nicht darauf ein, was NOX anrichtet. Wir<br />

kommen vielleicht nachher noch einmal darauf zurück.<br />

Aber jeder weiß, was Sommersmog bedeutet und was es<br />

in Karlsruhe, in einer der wärmsten Regionen Deutschlands,<br />

heißt, wenn bei uns der Ozonwert überschritten<br />

wird.<br />

Jetzt komme ich wieder mit meinem Totschlagargument,<br />

Herr Oerter: Bei Gas hätten Sie auch kein NOX.<br />

Denn NOX können Sie bei Gas auf ein Viertel reduzieren<br />

oder sogar, wie wir es jetzt schon wollen, auf Null. Man<br />

kann feuern ohne eine Abgabe von NOX. Wir sagen: In<br />

Karlsruhe ist der Wert – Grenzwert wie Zielwert – über-


schritten. Deswegen dürfen Sie kein zusätzliches Stickstoffdioxid<br />

abgeben. Darum sagen wir: Nehmen Sie Gas!<br />

Überschreitung von Irrelevanzwerten<br />

(Schaubild: Immissionsjahreszusatzbelastung –<br />

Anlage 2-17 a, S. 112)<br />

Jetzt gehen wir einmal Ihre Stoffe durch, Immissionen:<br />

Was ist erfüllt? – Das sind die, die den Irrelevanzwert<br />

erfüllen. In der hinteren Spalte haben wir die Frachten<br />

ausgerechnet, was Sie pro Kubikmeter in die Luft blasen.<br />

Das sind Ihre Werte, das ist vom TÜV. – Meine Frage: Ist<br />

Lafarge Mitglied beim TÜV Südwest? – Bei vielen Stoffen<br />

ist der Irrelevanzwert von 3 % erreicht.<br />

(Schaubild: Immissionsjahreszusatzbelastung,<br />

u. a. Cadmium, Quecksilber – Anlage 2-<br />

17 b, S. 112)<br />

Aber jetzt kommen wir zu anderen Stoffen, z. B. Cadmium:<br />

nicht erfüllt. Quecksilber: nicht erfüllt. Die Irrelevanzwerte<br />

von 3 % sind hier überschritten. – Sie können<br />

uns nachher einmal erzählen, wie Sie es hinkriegen, dass<br />

Sie das erfüllen. –<br />

(Schaubild: Immissionsjahreszusatzbelastung,<br />

u. a. Antimon, Arsen – Anlage 2-17 c, S. 113)<br />

Antimon: nicht erfüllt. Arsen: nicht erfüllt.<br />

(Schaubild: Immissionsjahreszusatz-belastung,<br />

u. a. Dioxine, Furane – Anlage 2-17 d, S. 113)<br />

Jetzt kommt, finde ich, der dickste Hammer. Dioxine<br />

und Furane: nicht erfüllt, und zwar mit 8 %. Wenn Sie also<br />

im Augenblick die Genehmigung bekommen, so wie Sie<br />

sie wünschen, überschreiten Sie die Werte für Dioxine und<br />

Furane um 8 %.<br />

Normalerweise kommt von Ihrer Seite immer der Satz:<br />

Irrelevanz erfüllt. Ich sage Ihnen nun von unserer Seite:<br />

Irrelevanz nicht erfüllt. Für Sie ist es genehmigungsfähig,<br />

aber für uns heißt es: nicht genehmigungsfähig.<br />

Diese Müllverbrennungsanlage hat Werte, die teilweise<br />

um den Faktor 1000 – Faktor 1000! – höher sind als<br />

jede moderne Müllverbrennungsanlage. Ich zeige Ihnen<br />

nachher die Werte, was heute eine Müllverbrennungsanlage<br />

leisten kann, und zwar eine normale und nicht eine<br />

superkandidelte. Sie werden dann sehen, was das verglichen<br />

mit Ihren Werten bedeutet.<br />

Für Ihre Müllverbrennungsanlage heißt das – ich sage<br />

es noch einmal –: Dioxin: überschritten, Arsen: überschritten,<br />

Antimon: überschritten, Quecksilber: überschritten<br />

und Cadmium: überschritten.<br />

Es sind hier ja Ärztinnen und Ärzte anwesend. Frau<br />

Schmid-Adelmann vom Landratsamt sitzt mit drin beim<br />

RDK 8. Hier gibt es einen Arzt, der sich mit Quecksilber<br />

gut auskennt; der wird dazu vielleicht etwas sagen. Zu<br />

Dioxin will ich auch nichts sagen.<br />

Seite 51<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

(Schaubild: Feinstaub, Feinststaub – Anlage<br />

2-18, S. 114)<br />

Aber zu Feinstaub will ich etwas sagen: Denn das<br />

größte Problem ist dieser Feinstaub. Das ist dieser PM10<br />

bzw. PM2,5. Alle diese Stoffe, die ich vorher genannt habe<br />

- Dioxin lasse ich weg –, sind solche Stoffe. Diese Feinstäube<br />

sind alle lungengängig.<br />

Frau Schmid-Adelmann, Sie hatten damals bei RDK<br />

ganz am Schluss den Satz gesagt – und das bestätigt<br />

Ihnen auch jeder Arzt -: Grenzwerte, wie wir sie hier<br />

diskutieren, sind eigentlich hinfällig. Bei den Grenzwerten<br />

geht man von einem 30-jährigen gesunden Mann aus,<br />

aber nicht von einem Kleinkind, einer schwangeren Frau<br />

oder einem alten Menschen, bei dem diese Prozesse<br />

ganz anders reinhauen als für den 30-jährigen gesunden<br />

Mann.<br />

Über Ihre Grenzwerte, die Sie jetzt angebracht haben<br />

- nehmen wir z. B. NOX mit 320 mg –, haben die bei uns in<br />

der Zentrale in Stuttgart gelacht. Die haben gesagt: Das<br />

kann nicht wahr sein! Ein Kohlekraftwerk bekommt höchstens<br />

200 mg genehmigt, eine Müllverbrennungsanlage<br />

100 mg, und Sie wollen 320 mg! Als Zielwert gibt Ihr<br />

eigener Gutachter 200 mg an. – Wann denn: in 1000<br />

Jahren, 10 Jahren, 5 Jahren? Nein!<br />

Da geht es um diese Stoffe. Da diese Stoffe die 3-%-<br />

Werte nicht einhalten, ist diese Anlage unserer Meinung<br />

nach nicht genehmigungsfähig. Das ist der eigentliche<br />

Punkt.<br />

Das mit den 3 % habe ich Ihnen erklärt: Das ist nicht<br />

Ihre Schuld; dafür können Sie nichts. Das ist der Raum, in<br />

dem Sie leben. Wenn Sie nachhaltiger weiterproduzieren<br />

wollen, müssen Sie die Irrelevanzgrenze einhalten. Die<br />

halten Sie aber nicht ein, und damit ist die Anlage, so wie<br />

Sie sie jetzt zu 100 % wollen, nicht genehmigungsfähig.<br />

Damit breche ich ab, möchte aber bitten, dass Sie zu<br />

den genannten Stoffen noch etwas sagen. – Wir können<br />

auch noch alle anderen durchgehen. Denn es dürfte Ihnen<br />

wohl klar sein, dass in einer Region, in der die größte<br />

Raffinerie Deutschlands mit 15 Millionen m 3 Öl, also<br />

15 Milliarden Liter, liegt, eine riesige Menge an Benzol in<br />

der Luft ist. Das brauche ich Ihnen nicht zu erzählen. Alle<br />

diese Sixpacks in der Chemie – ob das ein Benzol oder<br />

ein Dioxin ist – sind hoch karzinogen. Vielleicht sagen<br />

Ihnen die hier anwesenden Ärzte zu diesen Stoffen<br />

einmal, was Antimon, was Arsen, was Dioxine, Vanadium<br />

und Nickel im Körper bewirken.<br />

Dann muss man auch die Frage stellen – deswegen<br />

haben wir sie vorhin auch gestellt, Herr Haller –: Woher<br />

kommt das Zeug? Woher kommen plötzliche die Dioxine<br />

und Furane? Jeder weiß, dass normalerweise bei Ihrem<br />

Verbrennungsprozess bei Temperaturen über 900 °C<br />

Dioxine lückenlos vernichtet werden. Normalerweise sind<br />

sie nicht mehr existent. Sie sind aber da. Warum?<br />

Wir wissen es natürlich, klar: De-Novo-Synthese. Es<br />

liegt an den Stoffen, die im Müll drin sind. Im Müll ist alles


drin, und deswegen bilden sie sich in den Abgasen hinten<br />

am Kamin wieder neu.<br />

Erzählen Sie uns, wie Sie die Irrelevanzgrenze einhalten<br />

wollen! - Erster Punkt. Zweiter Punkt: Was richtet das<br />

im menschlichen Körper an? Ich will niemandem vorschreiben,<br />

an welchem Stoff er mir das erklärt. Aber ich<br />

möchte wissen, was da passiert.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block hat zwei Fragen formuliert. Will Lafarge direkt<br />

antworten? Wer? – Wenn nicht, würde ich etwas dazu<br />

sagen.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Die Irrelevanzwerte. Ich erläutere, wie die Vorgehensweise<br />

bei der Berechnung der Immissionsprognose ist. Die<br />

Wirkung muss ich Ihnen nicht erklären. Ich erkläre Ihnen<br />

jetzt, wie wir auf die Werte gekommen sind.<br />

Letztendlich betrachtet der Gutachter die Emissionsseite<br />

und schaut natürlich auf die Immissionsseite. Jetzt<br />

gibt es für die Emissionsseite Grenzwerte, und es gibt für<br />

die Immissionsseite Grenzwerte und Zielwerte. Es wird<br />

unter einer Worst-Case-Annahme davon ausgegangen,<br />

dass die Grenzwerte emissionsseitig ausgeschöpft werden.<br />

Wie verhält sich das in der Verteilung? Wir haben hier<br />

den Betrachtungsraum absichtlich noch erweitert. Das<br />

heißt, wir sind nicht auf den vorgegebenen Mindestumfang<br />

von der TA Luft eingegangen, sondern darüber hinaus und<br />

haben betrachtet, was immissionsseitig ankommt.<br />

Auch da haben wir letztendlich eine Worst-Case-<br />

Betrachtung gemacht, nämlich die Annahme, dass auch<br />

dort immissionsseitig der Grenzwert ausgeschöpft ist. Wir<br />

haben dann geguckt, was da noch hinzukommt. Das ist<br />

erst einmal die theoretische Grundlage für die Betrachtung<br />

der Immissionsprognose und die Betrachtung der Irrelevanzwerte.<br />

Das, was dann hinzukommt, darf einen bestimmten<br />

prozentualen Anteil – nämlich den der Irrelevanz<br />

– nicht überschreiten. Das ist insofern korrekt.<br />

Jetzt haben wir hier aber zwei Worst-Case-<br />

Betrachtungen: emissionsseitig die Ausschöpfung der<br />

Grenzwerte, und immissionsseitig sind ebenfalls die<br />

Grenzwerte ausgeschöpft.<br />

Dann kommt die Vorbelastung mit ins Spiel. Da stehen<br />

wir deutlich besser da.<br />

(Harry Block [BUND]: Ich weiß nicht, was er<br />

damit meint! – Andreas Bauer [EW]: Überschreiten<br />

Sie nun die Grenzwerte oder<br />

nicht?)<br />

– Nein, wir überschreiten die Grenzwerte nicht.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Bauer, nehmen Sie bitte das Mikro! Das ist ein<br />

Termin, der für alle interessant ist, und auch das, was Sie<br />

Seite 52<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

sagen, ist interessant. Dann sollte es auch jeder wahrnehmen<br />

und mitbekommen.<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Ich möchte ganz kurz darauf antworten. Es gibt hier ein<br />

bisschen Verwirrung, wann der Irrelevanzwert für ein<br />

Verfahren allein wichtig ist und wann die Gesamtbelastung<br />

für ein Verfahren allein wichtig ist.<br />

Mit den Emittenten aus dem Raum Karlsruhe und wegen<br />

der relativ schlechten Durchlüftung im Rheintal ist es<br />

dort für jeden Antragsteller natürlich extrem wichtig, dass<br />

er die Irrelevanzgrenzen nicht überschreitet. Denn die<br />

Gesamtbelastung ist dort schon sehr hoch. Das ist ganz<br />

klar.<br />

Allerdings sind wir hier nicht in Karlsruhe, und auch<br />

diese Anlage steht nicht in Karlsruhe. Deswegen ist vom<br />

TÜV – jetzt muss ich gucken, wer genau das war; ich bin<br />

die Umweltgutachterin, und Herr Sigl ist leider nicht da –<br />

eine Vorbelastungsmessung gemacht worden. Das ist<br />

sehr wichtig. Sie läuft jetzt schon neun Monate und nicht<br />

nur die sechs Monate, die sie bis zur Antragsabgabe<br />

gelaufen ist.<br />

Die Vorbelastungsmessung gibt hier nicht nur die tatsächliche<br />

Vorbelastung vor Ort am Punkt der stärksten<br />

Immissionsbelastung an, sondern gleichzeitig die derzeitige<br />

Belastung bei Normalbetrieb des Werkes. Das Werk ist<br />

bei dieser Vorbelastungsmessung nicht herausgenommen<br />

worden.<br />

Das heißt: Wenn die Firma Lafarge mit ihrem Werk die<br />

Irrelevanzgrenzen zwar überschreitet, die Gesamtbelastung<br />

aber zeigt, dass sie die Grenzwerte – oder Orientierungswerte,<br />

wie immer man sie auch nennt – nicht überschreitet,<br />

ist es durchaus genehmigungsfähig. Es ist nicht<br />

wahr, dass das Überschreiten der Irrelevanz bedeutet,<br />

dass es nicht genehmigungsfähig sei. Das ist eine Verwechslung.<br />

So haben Sie es dargestellt. Das kann so<br />

nicht stehenbleiben.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ganz kurz von unserer Seite: Frau Dr. Hübner hat insoweit<br />

recht, dass das Irrelevanzkriterium nicht unterschritten<br />

werden muss. – Das vielleicht als Erläuterung für die<br />

Zuhörer. – Das ist eine Forderung der TA Luft, die nur<br />

darauf abzielt, dass ich auf Immissionswerte unter anderem<br />

dann verzichten kann, wenn ich die Irrelevanzschwelle<br />

unterschreite. Das hat nichts mit der Genehmigungsfähigkeit<br />

eines Antrags oder einer Anlage grundsätzlich zu<br />

tun, sondern es dient nur der Systematik der Prüfung zur<br />

Festlegung von Immissionswerten. – Herr Bauer, Sie<br />

wollen eine Frage stellen.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Es hat sich dahin gehend schon etwas geklärt. Frau<br />

Dr. Hübner hat ja gesagt, dass die Irrelevanzwerte überschritten<br />

werden. Herr Villano hat gesagt, dass sie nicht<br />

überschritten werden.<br />

(Tino Villano [AS]: Nein, die Grenzwerte!)


– Ich habe doch gefragt, ob die Irrelevanzwerte überschritten<br />

werden. Dann hatten Sie gesagt – –<br />

(Tino Villano [AS]: Dann habe ich Sie nicht<br />

richtig verstanden! Die Grenzwerte werden<br />

nicht überschritten!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Dann stellen wir das noch einmal klar: Die Irrelevanzschwellen<br />

– diese 3 % - werden bei einzelnen Stoffen<br />

überschritten, aber das ist nicht das Kriterium, dass die<br />

Anlage bzw. der Antrag deshalb nicht genehmigungsfähig<br />

ist. Denn die Prüfung der Irrelevanzwerte ist nur ein<br />

Prüfschritt im Rahmen der Abprüfung von Punkten mit<br />

Blick auf die Festlegung von Immissionswerten. Ist das<br />

überall so angekommen? – Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Haller, ich sagte: Aus unserer Sicht ist die Anlage<br />

nicht genehmigungsfähig. Würden Sie die Anlage in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Baden</strong> bauen, wäre sie bei Überschreitung von<br />

3 % dort nicht genehmigungsfähig. Sie ist allerdings in<br />

diesem hochbelasteten Raum genehmigungsfähig. Das ist<br />

mein Vorwurf.<br />

Wir haben hier bereits Immissionen, und diese Immissionen<br />

werden um 3 % überschritten. Sie überschreiten<br />

hier den Critical Load. Auch darüber habe ich bis jetzt<br />

nirgendwo etwas gelesen. Da heißt es – AG.L.N, Ulrich<br />

Tränkle, Seite 150 -: Das Zementwerk hat keine Neubelastung,<br />

obwohl bei bestehender Überschreitung der<br />

Critical Loads in Dürrenbüchig und – – Wie heißt der<br />

andere Ort?<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Lesen Sie kurz weiter! Das geht noch weiter. Wir haben<br />

verschiedene Vorgaben.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Das ist mir völlig wurscht. Mir ist nur eins klar: Die Critical<br />

Loads nehmen wir als Ökos ganz ernst. – Wir kommen<br />

nachher auch noch auf ein paar Tierchen zu sprechen. –<br />

Die nehmen wir sehr ernst, wenn sie überschritten sind<br />

und noch einmal 3 % Immissionen hinzukommen. Ich<br />

habe die Kilos genannt. Sie wissen auch, wo sie heruntergehen:<br />

Sie gehen in Dürrenbüchig bei 108 m – oder wie<br />

hoch der Kamin ist – herunter. Der Boden ist hier schon<br />

versifft. Das heißt, Sie müssen nachkalken oder sonst<br />

etwas machen. Warum gibt es denn diese Critical Loads?<br />

– Es gibt nun einmal diese Werte.<br />

Herr Haller, das Totschlagargument der anderen Seite<br />

war immer umgekehrt: Wir halten das Irrelvanzkriterium<br />

ein, die Anlage ist genehmigungsfähig. So war immer das<br />

Totschlagargument gegen uns. – Herr Essig, bei jedem<br />

Verfahren, wo auch Sie dabei waren, war das ein Totschlagargument<br />

– nicht von Ihnen natürlich, Entschuldigung,<br />

aber immer von der anderen Seite: Das Irrelevanzkriterium<br />

ist eingehalten, und damit ist die Anlage okay.<br />

Jetzt mache ich es einmal genau umgekehrt und sage: Sie<br />

Seite 53<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

halten es nicht ein, und das ist jetzt mein Totschlagargument.<br />

Sagen Sie mir, Frau Schmid-Adelmann, wie Sie diese<br />

8 % bei Dioxin für völlig ungefährlich erklären! Das kann<br />

meiner Meinung nach eine Ärztin nicht. Denn das ist ein<br />

sehr gefährlicher Stoff, der da abgegeben wird.<br />

Ich sage es noch einmal: Wir haben Ihnen die Verfahrensalternative<br />

von Anfang an gesagt: Die ist Gas. Da<br />

geben Sie keinen dieser Stoffe ab – nicht einen! Sie<br />

könnten Ihren Betrieb – Zementherstellung – vor Ort<br />

problemlos weiterführen. Wir würden dann kein Wort<br />

sagen und auch über Lärm nur noch ganz ruhig sprechen.<br />

Aber das hier lassen wir nicht zu.<br />

Ich sage nicht, dass das gesetzlich nicht richtig ist.<br />

Aber wollen wir doch einmal sehen, was die Medizin zu<br />

den Werten sagt, ob die 3 % so irrelevant sind, dass man<br />

sagen kann: Darüber sehen wir einfach hinweg.<br />

Von Seiten der Gesundheit würde ich gerne noch ein<br />

Wort z. B. zu den Feinstäuben hören, damit man nicht<br />

glaubt, dass das kein Problem sei. Zu den Critical Loads<br />

können Sie ebenfalls gerne noch etwas sagen.<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Dazu würde ich gerne später etwas sagen, wenn es in der<br />

Tagesordnung dran ist.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Wir hatten auf Ihren Wunsch hin mit der Vorbelastung<br />

begonnen. Von daher sollten wir das auch abarbeiten.<br />

Wir haben die Sache mit der Irrelevanz klargestellt. –<br />

Frau Schmid-Adelmann, ich frage Sie jetzt direkt, ob Sie<br />

zu diesen gesundheitlichen Dingen noch etwas sagen<br />

möchten?<br />

(Harry Block [BUND]: Über die Vorbelastung<br />

brauchen wir uns mit Ihnen nicht zu unterhalten!)<br />

– Auf Ihren Wunsch haben wir das Thema vorgezogen.<br />

Wenn das Thema Irrelevanz damit für Sie erledigt ist, ist<br />

es das für uns auch.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Nein, die Irrelevanz ist nicht erledigt. Aber die Vorbelastung<br />

ist erledigt.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Wir sind noch bei den Emissionen und Immissionen. Jetzt<br />

war noch die konkrete Frage an Frau Schmid-Adelmann<br />

zu der gesundheitlichen Wirkung.<br />

(Harry Block [BUND]: Feinststäube!)<br />

Sind Sie so gut?<br />

Friederike Schmid-Adelmann (LRA Karlsruhe):<br />

Herr Block bzw. die Einwender haben mich schon mehrfach<br />

zitiert, was die Feinstäube angeht. Die Wissenschaft<br />

sagt: Es gibt keine unbedenklichen Konzentrationen bei


Feinstäuben. Das ist ein Argument, das gerne bei entsprechenden<br />

Veranstaltungen verwendet wird. Aber es ist<br />

Fakt: Auch bei sehr niedrigen Konzentrationen an PM2,5-<br />

und PM10-Partikeln ist eine Wirksamkeit bei großen<br />

Populationen nachgewiesen.<br />

Die Wirksamkeit geht in Richtung Atemwegserkrankungen<br />

und kardiovaskuläre Erkrankungen. Man geht<br />

auch davon aus, dass es einen linearen Zusammenhang<br />

zwischen der Konzentration an Feinstäuben und der<br />

Häufigkeit an diesen genannten Erkrankungen gibt.<br />

Wie sich das jetzt im Verfahren letztendlich auswirkt,<br />

kann Ihnen niemand mit konkreten Zahlen benennen. Der<br />

Zusatzbeitrag, zu dem wir jetzt wahrscheinlich bald<br />

kommen werden, ist absolut gesehen sehr klein, so dass<br />

wir das in Zahlen auch nicht ausdrücken können.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielen Dank, Frau Schmid-Adelmann. – Was mich interessieren<br />

würde: Wir haben eben über die Immissionssituation<br />

des Raumes Karlsruhe gesprochen. Wir haben<br />

auch über die Vorbelastung hier im Raum Walzbachtal-<br />

Wössingen gesprochen. Hat man in diesem Zusammenhang<br />

– auch vielleicht von Ihrer Seite – einmal die Luftverfrachtungen<br />

von A nach B – ich denke an Ihr Schaubild<br />

von vorhin -, sich überlegt oder von Gutachtern untersuchen<br />

lassen? Die Immissionen müssen ja auf einen<br />

bestimmten Raum wirken. – Ist meine Frage so weit klar?<br />

Die ging durchaus auch an Herrn Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Wenn Sie mich fragen: Ich kenne die Hauptwindrichtung,<br />

und Sie kennen sie auch. Sie ist Ihnen in so vielen Terminen<br />

bekanntgemacht worden. Die Hauptwindrichtung ist<br />

Südwest. Das heißt, die Kamine diffundieren in diesen<br />

Raum hinein.<br />

Sie können zweimal fragen, warum Pfinztal eine Luftreinhaltezone<br />

ist. Dann frage ich zweimal, ob Sie alle von<br />

den umgekehrten Winden im Kraichgau wissen: Winde<br />

nachts nach Karlsruhe hinein und tagsüber heraus.<br />

Wir kennen diese ökologische Situation ganz gut und<br />

wissen ganz genau die Niederschlagspunkte. Vom RDK 8<br />

bei 230 m Höhe liegen sie etwa in der Entfernung zwischen<br />

10 km und 25 km. Der Hauptniederschlagspunkt<br />

liegt im Bereich Bretten. Es ist die Gerechtigkeit im Sinne<br />

gleicher Lebensumstände für alle Deutschen, dass Sie es<br />

hier in Wössingen ebenfalls abkriegen. Dazu kann wahrscheinlich<br />

auch der Gutachter kaum etwas sagen.<br />

Das heißt: Die Immissionen hier sind zum Teil natürlich<br />

fremdgemacht. Das ist ganz klar. Deswegen überschreiten<br />

sie auch die 3 %. Was Sie „ein bisschen“ nennen,<br />

ist ein bisschen viel. Das sind Tonnen, die da an<br />

Feinstäuben herausgeblasen werden. Das sind nicht ein<br />

paar Gramm. Weil das schon so viel ist, ist auch dieses<br />

bisschen einfach zu viel.<br />

Seite 54<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Das ist schon eine ganz ernste Frage, die ich gerne<br />

beantwortet hätte. Frau Dr. Hübner hat sich gemeldet,<br />

aber auch Herr Essig hat noch einen Punkt.<br />

Dieter Essig (RP Karlsruhe):<br />

Herr Block, ich bin jetzt über Ihre Aussage etwas verwundert.<br />

Denn wir wissen aus den Genehmigungsverfahren<br />

- nicht nur Steinkohleblock 8, sondern auch Grosskraftwerk<br />

Mannheim -, dass wir im Rheintal eine talseits<br />

gerichtete Strömung haben. Da geht keine Strömung<br />

hierher nach Wössingen bzw. Walzbachtal. Das geht<br />

straight an den Hügeln entlang: Vogesen, Pfälzer Wald<br />

und Kraichgau. Das ist die gerichtete Strömung. Das<br />

kennen wir doch aus vielen Immissionsprognosen, mit<br />

denen wir schon gemeinsam zu tun hatten, Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Essig, es ist richtig – Gott sei Dank –, dass wir hier<br />

nicht alles abkriegen. Denn dann könnten Sie hier gar<br />

nicht mehr leben. Das wissen Sie so gut wie ich. Dass der<br />

Dreck von Mannheim, Ludwigshafen und Karlsruhe<br />

regelmäßig am Rhein entlang hin und her diffundiert, ist<br />

sicher richtig.<br />

Ich bin in der glücklichen Situation, in Karlsruhe so zu<br />

wohnen, dass ich morgens jeden Tag auf diese Kamine<br />

gucken kann. Ich sehe die Wolkenbewegungen. Diese<br />

Wolkenbewegungen sind leider manchmal auch hierhin<br />

gerichtet. Das kommt dann hier an. Das hängt davon ab,<br />

wie die Wolkenverhältnisse sind. Die sind bei uns verschieden.<br />

Es entscheidet also nicht nur die Windrichtung,<br />

sondern auch die Wolkenrichtung, wo die Kamine hineindiffundieren.<br />

Das hängt auch davon ab, ob es kalt ist oder<br />

warm. Kalte Luft transportiert relativ schlecht und warme<br />

relativ gut.<br />

Das Problem ist: Sie bekommen in diesen Raum einiges<br />

hinein. Wäre es anders, ginge also alles in Richtung<br />

Südwest, könnten Sie hier und könnten wir in Karlsruhe<br />

bei den vorhandenen Emissionen nicht mehr leben. Das<br />

ist ganz klar. Wir haben permanent diese Rheinverquerung,<br />

diese Verwirbelungen am Rhein entlang, sodass wir<br />

all die Schadstoffe mehr oder weniger zwischen Mannheim<br />

und Karlsruhe austauschen. Es gibt es ein paar<br />

Bereiche, wo das wirklich schrecklich ist; das ist wahr.<br />

Aber trotzdem: Der Kraichgauwind geht sowohl in die<br />

eine Richtung als auch in die andere Richtung, und zwar<br />

genau über Pfinztal, Wössingen und Bretten herüber.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Frau Dr. Hübner.<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Ich wollte noch einmal kurz auf die Irrelevanz und auf die<br />

Vorbelastungsmessungen zurückkommen. Wir reden hier<br />

von Vorbelastungen, und Sie beziehen sich immer auf<br />

Karlsruhe und diesen Raum mit RDK, Stora Enso, MiRO<br />

und alle Ihre Verfahren, die Sie sehr gut kennen.


Aber wichtig sind vor allen Dingen die Tabellen 6.1<br />

und 6.2 vom Immissionsgutachten, in denen die maximale<br />

Immissionsgesamtbelastung für Dürrenbüchig an dem<br />

Hauptaufpunkt der Immissionen des Werkes gemessen<br />

worden sind. Dem ist dann der Immissionsjahreswert oder<br />

der Beurteilungsmaßstab – je nachdem, worum es sich<br />

handelt – gegenübergestellt worden. Wichtig ist, dass die<br />

Werte der maximalen Immissionsgesamtbelastung den<br />

Immissionsjahreswert nicht überschreiten. Das ist das,<br />

was man beurteilen muss.<br />

Darauf wollte ich hinweisen, dass Sie einmal dort hineinschauen;<br />

auch Sie haben ja die Unterlagen. Ich finde<br />

nämlich, dass wir jetzt zu viel auf Karlsruhe zu sprechen<br />

kommen. Denn die Immissionen, die in Walzbachtal oder<br />

Dürrenbüchig – was natürlich zu Bretten gehört - herunterkommen,<br />

sind gemessen und nicht irgendwie abgeschätzt<br />

worden. Von diesen Werten aus muss man das<br />

Ganze beurteilen.<br />

Wir beurteilen als Fachleute nicht einfach aus dem<br />

hohlen Bauch heraus, sondern wir haben unsere Vorgaben.<br />

Auch der Immissionsgutachter, der dieses Gutachten<br />

gemacht hat, der heute leider wegen Krankheit nicht da<br />

sein kann, hat seine genauen Vorgaben. – Darauf wollte<br />

ich noch einmal zurückkommen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, wollten Sie direkt dazu noch etwas sagen?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Sie wissen im Augenblick nicht konkret, wie sich diese<br />

zusätzliche Belastung hier auswirkt. Sowohl emissionsmäßig<br />

weiß man es nicht genau, weil wir nicht wissen,<br />

was im Müll drin ist, als auch immissionsmäßig. Es ist also<br />

alles berechnet. Das ist nach den Grundlagen der<br />

17. BImSchV berechnet worden, deren Werte in diesem<br />

Fall für uns viel zu hoch sind, weil es Anlagen gibt, die sie<br />

nicht nur problemlos, sondern um ein Vielfaches unterschreiten.<br />

Hier geht es um sehr hohe Werte. Das heißt, die Werte,<br />

die Sie wollen, sind so hoch, dass wir auf diesem<br />

Irrelevanzkriterium herumhacken. Wir werden darauf<br />

herumhacken, weil Sie – wenn Sie wollten – entweder<br />

Gas oder bessere Filter nehmen könnten. Wir kommen ja<br />

nachher auch noch auf die Filteranlagen zu sprechen.<br />

Wenn Sie andere Filter nehmen, können Sie dieses<br />

Irrelevanzkriterium einhalten.<br />

Ich bin dankbar, dass Frau Schmid-Adelmann da ist.<br />

Das Medizinische dazu kann man nachlesen; das steht<br />

überall drin. Es gibt für diese Stoffe eigentlich keinen<br />

Grenzwert. Eigentlich machen wir hier etwas, mit dem wir<br />

unsere Kinder bewusst vergiften. Ich bringe sie damit nicht<br />

um, aber ich vergifte sie. Denn es gibt für diese Stoffe<br />

keine Grenzwerte.<br />

Ich hatte vorhin die Frage gestellt: Wie hoch ist bei<br />

dieser Anlage der Anteil der Feinstäube PM2,5 in Prozent?<br />

Auch das ist eine interessante Frage. Über PM10 sagten<br />

Seite 55<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Sie etwas aus; aber das ist eigentlich wurscht. Denn PM2,5<br />

ist bei diesen Stoffen wesentlich gefährlicher.<br />

Der Rückgriff auf Karlsruhe zeigt nur, dass wir in einer<br />

Welt leben. Da kommt jetzt etwas hinzu, und das wollen<br />

wir nicht. Vielmehr muss diese Anlage nachweisen – jetzt<br />

zitiere ich das Bundesumweltamt -, dass sie minimiert,<br />

und nicht, dass sie einen Grenzwert einhält.<br />

Ich sage es noch einmal: Sie betreiben nach meiner<br />

Ansicht eine Müllverbrennungsanlage. Sie sagen: Nein,<br />

wir machen eine Verwertung. Aber das ist eine andere<br />

Seite. Für mich sind Sie eine Müllverbrennungsanlage.<br />

Dann müssen Sie nachweisen, dass Sie massiv weniger<br />

abgeben. Dann könnten Sie das von mir aus – das heißt,<br />

vonseiten der Behörde aus – machen.<br />

Die Irrelevanzgrenzen sind natürlich berechnet. Aber<br />

sie sind nun einmal gesetzgeberisch so festgelegt. Ich<br />

denke, sie sind zu hoch festgelegt. Die 17. BImSchV hat<br />

zu hohe Werte festgelegt und die neue 39. BImSchV<br />

bedeutet noch einmal eine Vermiesung. Das ist für uns<br />

nicht das Kriterium. Für uns ist das Kriterium: Die Werte<br />

sind für diesen Raum bei diesen Stoffen nicht irrelevant.<br />

Deswegen ist unsere Forderung an Sie: Nehmen Sie Gas!<br />

Zur Minimierung bei den Stickoxiden stellt sich nachher<br />

bei der Filtertechnik die Frage: Ist da das Optimum<br />

erreicht? Ist der Filter, den Sie bei den Feinstäuben<br />

einsetzen, das Optimum der Technik? Ist es wirklich das,<br />

was heute an Filtertechnik möglich ist? Können Sie, wenn<br />

Sie einen Filter der modernsten Bauart nehmen – ein<br />

Beispiel ist die Müllverbrennung Hagen, ich zeige Ihnen<br />

nachher die Werte –, die Werte mit einer anderen Filtertechnologie<br />

einhalten? Das wären die Fragen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Jetzt bringen wir in der Tagesordnung in der Tat einige<br />

Dinge durcheinander. Wir sollten jetzt wieder zu dem<br />

zurückkommen, wo wir eigentlich stehen. Das, was Sie<br />

fordern, ist die eine Sache, die im Raum steht. Aber wir<br />

müssen gucken: Können wir konkrete Dinge klären,<br />

erläutern oder erörtern? Aus meiner Sicht war von Ihnen<br />

bei dem letzten Block dazu nichts gekommen.<br />

(Harry Block [BUND]: PM2,5 – wie viel?)<br />

– Genau. Dann bringen wir die Frage noch einmal auf den<br />

Punkt. Kann jemand von Lafarge dazu eine Aussage<br />

machen: Wie hoch ist der Anteil an PM2,5? – Herr<br />

Dr. Oerter.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Zwei Sachen: Ich bin natürlich nicht sprechfähig, was die<br />

Gewebefilter von Lafarge angeht, aber hier ist ein Gewebefilter<br />

installiert. Das ist absolut der neueste Stand der<br />

Technik für die Zementindustrie.<br />

Herr Block, Sie haben es angesprochen: Dadurch,<br />

dass die Abscheidegrade bei den modernen Filteranlagen<br />

extrem hoch sind, ist das, was noch durchkommt, natürlich<br />

überwiegend die Feinstaubfraktion. Dazu nur ein Daumenwert:<br />

Es sind ungefähr 60 bis 70 % PM2,5 und größer


90 % PM10. Das ist letztlich dem hohen Abscheidegrad<br />

geschuldet. Bei einem modernen Gewebefilter ist das so.<br />

Man reduziert die Staubfracht auf unter 10 mg/m 3 . Das,<br />

was noch durchkommt, ist in der Tat der Feinstaub.<br />

Wenn Sie gestatten, Herr Haller, noch eine kurze Bemerkung:<br />

Ich habe die Immissionsprognose nicht gemacht,<br />

möchte aber sagen, weil Sie, Herr Block, auf die<br />

Zusatzbelastung so deutlich hingewiesen haben: Ich hatte<br />

mich gestern kurz mit Herrn Sigl vom TÜV austauschen<br />

können. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, hat er in<br />

der Tat das Werk virtuell als neue Anlage auf die Vorbelastung,<br />

in der das Werk messtechnisch allerdings schon<br />

berücksichtigt war, noch einmal draufgerechnet. Ich<br />

glaube, das wird auch in dem Gutachten deutlich. Das<br />

heißt, das ist eine Worst-Worst-Case-Betrachtung. – Das<br />

nur zum Thema der Zusatzbelastung. Das Zementwerk ist<br />

also im Grunde genommen bei den Vorbelastungsmessungen<br />

– das wird Herr Bachmann mit Sicherheit noch<br />

vorstellen – schon mitberücksichtigt.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

(Schaubild: Vergleich: Feinststäube KA –<br />

Anlage 2-19, S. 114)<br />

Das sind die Feinststäube in Karlsruhe – aktuell, LfU. Das<br />

sind alles berechnete Werte: 170 t Verkehr, 206 t Industrie.<br />

Durch RDK 8 kommen in diesem Raum 400 t hinzu,<br />

und von Ihnen kommen 60 t hinzu. Die 400 t kann er gar<br />

nicht berechnen; sie kommen aber. – Es ist absolut<br />

Vorschrift, dass er das so rechnet. Das geht gar nicht<br />

anders, er muss es so rechnen. Er darf das gar nicht<br />

anders. Es wäre ja getrickst, wenn er es so macht. Also<br />

hat er es richtig gemacht.<br />

Die 400 t kann er also nicht berechnen, weil das Kohlekraftwerk<br />

noch gar nicht da ist. Das wird aber kommen,<br />

vermutlich im Juli nächsten Jahres. Dann wird dieser<br />

Raum durch das Kohlekraftwerk noch mehr vorbelastet<br />

sein. Von Mannheim kommt genau das Gleiche wieder in<br />

der Querverbindung in diesen Raum hinein. Das ist leider<br />

die Situation in einem Land, wo wir halt wirtschaften; das<br />

ist klar. Deswegen müssen wir gucken, dass wir jeden<br />

Wert verringern.<br />

(Schaubild: Staubdeposition in mg/[m².d] –<br />

Anlage 2-20, S. 115)<br />

Hier habe ich Ihnen einmal die Spannweite der Jahresmittelwerte<br />

der Staubniederschläge hingeschrieben.<br />

Die rote Linie zeigt Karlsruhe. Alle sinken, nur einer steigt:<br />

Karlsruhe. Das ist der neueste Bericht, Stand: 2012. Der<br />

neueste Bericht zeigt: Der Wert geht nach oben, und er<br />

wird noch höher gehen.<br />

Dann frage ich das RP: Wie wollen Sie sowohl den regionalen<br />

Behörden oder Parlamenten als auch dem<br />

Europäischen Parlament klarmachen, dass jetzt wieder<br />

Seite 56<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

eine Anlage genehmigt wird, deren Irrelevanzwerte<br />

überschritten sind?<br />

Der Europäische Gerichtshof kennt Irrelevanz und<br />

Grenzwerte nicht. Er kennt nur Gefährdungen. So ist der<br />

EuGH. Man glaubt das nicht, aber auch das ist Europa.<br />

Gucken Sie sich das hier an: Das können wir nicht zulassen.<br />

Der Wert für Feinstaub steigt nur in Karlsruhe. Bei<br />

allen anderen sinkt er. Das müssen Sie sich einfach<br />

klarmachen. Sie können sagen: Das ist irrelevant. Wir<br />

sagen aber: Nein, das ist nicht irrelevant. Sie müssen<br />

minimieren.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielen Dank für die Folie, auch wenn ich sie nicht ganz so<br />

verstehe, wie Sie uns das gerade dargestellt haben. Denn<br />

zumindest in 2012 steigen die Werte in mehreren Regionen,<br />

z. B. auch im Schwarzwald und in Oberschwaben.<br />

Aber ich sage einfach, wie ich das sehe.<br />

(Harry Block [BUND]: Karlsruhe hat die<br />

Spitze!)<br />

– Das wollte ich damit jetzt nicht in Zweifel ziehen. Einfach<br />

zur Versachlichung: Da gehen noch ein paar mehr Werte<br />

nach oben. Aber Karlsruhe ist da sicherlich mit oben. Das<br />

wollte ich auch nicht in Frage stellen.<br />

Mir scheint noch die Frage von vorhin zur Windrichtung<br />

und zur Luftströmung, wozu auch Herr Essig eine<br />

etwas andere Auffassung vertreten hat, in dieser Diskussion<br />

relevant und interessant zu sein. Kann die LUBW<br />

etwas zur Windrichtung sagen, um das zu versachlichen?<br />

Christiane Lutz-Holzhauer (LUBW):<br />

Es ist auf jeden Fall richtig, dass Sie im Rheingraben<br />

durch die Kanalisierung von den Vogesen und dem<br />

Schwarzwald diese südwest-nordost-gerichtete Strömung<br />

haben.<br />

(Schaubild: PM10-Zusatzbelastung in der bodennahen<br />

Schicht – Anlage 2-21, S. 115)<br />

– Genau, das zeigen Sie sehr schön. – In diesem Raum<br />

ist es jetzt ein bisschen anders. In Wössingen tritt eine<br />

etwas andere Windrichtung auf. Da hat man etwas mehr<br />

die überregionale Ostwest-Ausrichtung und nicht so stark<br />

die Südwest-Nordost-Winde.<br />

Aber es wird durch die Abluftfahne vom RDK auf jeden<br />

Fall eine Beeinflussung dieses Raumes stattfinden; das ist<br />

keine Frage. Die Hauptmaxima werden woanders sein,<br />

aber es gibt natürlich in gewissen Anteilen hier eine<br />

Beeinflussung. Das kann man nicht ganz abstreiten. Ob<br />

die jetzt von der Immissionsseite messtechnisch erfassbar<br />

ist, muss man einfach dahingestellt sein lassen. Ich<br />

meine, dafür gibt es Rechnungen. Das betrifft ja die<br />

Zukunft.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielen Dank, Frau Lutz-Holzhauer. – Nur zur Klarstellung:<br />

Der Raum Walzbachtal wird von den Emissionen in


Karlsruhe beeinflusst. Das war jetzt im Kern Ihre Aussage.<br />

Man kann nicht quantifizieren, wie viel.<br />

Christiane Lutz-Holzhauer (LUBW):<br />

Nein. Auch in den Ursachenanalysen und in den Luftreinhalteplänen<br />

gibt es einen großräumigen Hintergrund, der<br />

natürlich von allen Quellen bedient wird. Dazu zählt<br />

natürlich auch der Großraum Karlsruhe.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ja, natürlich. Mir war es nur wichtig, hier noch einmal<br />

klarzustellen, was die sachliche Grundlage und der Kern<br />

Ihrer Aussage war. Sprich: Karlsruhe emittiert ins Walzbachtal.<br />

Harry Block (BUND):<br />

(Schaubild: PM10-Zusatzbelastung in der<br />

bodennahen Schicht – Anlage 2-21, S. 115)<br />

Das Irrelevanzkriterium für RDK beträgt hier 3 %. Sie<br />

sehen hier: 400 t Stäube reißen in Karlsruhe nicht das 3-<br />

%-Kriterium – 400 t Feinstäube! Und in Wöschbach reißen<br />

20 t die 3-%-Hürde. Da sehen Sie einmal die unterschiedliche<br />

Vorbelastung. Sie reißen bei fünf Stoffen aus diesem<br />

Katalog PM10, PM2,5 die Irrelevanzgrenze.<br />

Die haben damit bewiesen, dass sie genehmigungsfähig<br />

sind. Ich sage Ihnen: Sie sind es nicht, weil eine<br />

Behörde in diesem Bereich keine Zulassung geben darf,<br />

dass durch irgendeine Maßnahme die Immissionen vor<br />

Ort zunehmen. Ob das jetzt 3,5 % oder 7 % sind, ist völlig<br />

egal. Da darf es keine Zunahme geben. Das ist unsere<br />

Forderung, die wir mit diesem Punkt verbunden haben.<br />

Und sonst gar nichts. Hier sehen Sie es noch einmal:<br />

400 t reißen das 3-%-Kriterium nicht, und dort reißen es<br />

20 t, so viele sind es da.<br />

Dieter Essig (RP Karlsruhe):<br />

Herr Block, nur eine kurze Anmerkung dazu: In Karlsruhe<br />

haben sehr wohl Schwermetalle die Irrelevanz gerissen.<br />

Deswegen hat die LUBW in unserem Auftrag dort Vorbelastungsmessungen<br />

gemacht. Hier ist das genauso.<br />

Das heißt, wenn ich irgendwo eine Irrelevanzgrenze<br />

reiße, muss ich, um eine Genehmigung zu bekommen,<br />

eine Vorbelastungsmessung machen. Das ist hier erfolgt.<br />

Das ist der Unterschied.<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Noch einmal ganz direkt dazu: Natürlich kann man in einer<br />

Diskussion nicht alles vorlesen, was man in Hunderten<br />

von Seiten geschrieben hat. Aber es kam so an, als würde<br />

die Irrelevanz für PM10 nicht erfüllt sein. Die ist aber erfüllt.<br />

Und genauso gilt das für PM2,5.<br />

Das betrifft ganz alleine Arsen, Nickel, Vanadium, Dioxine<br />

und Furane. Das betrifft aber nicht den Schwebstoff<br />

als solchen, nicht PM10 als solches und auch nicht PM2,5.<br />

Das ist ganz wichtig. Das ist ähnlich offensichtlich, wie es<br />

beim RDK war. – Ich sage das nur, damit Sie noch einmal<br />

darüber nachdenken.<br />

Seite 57<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Harry Block (BUND):<br />

Entschuldigung, wo befindet sich denn das Vanadium? –<br />

In flüssiger Form oder was? Das ist ein Staub! Es sind<br />

- ich kenne jetzt die Staubverordnung nicht; Sie sind die<br />

Fachfrau; Sie werden das wissen – 810 Stoffe, die in<br />

Deutschland als Staub bezeichnet werden. Darunter sind<br />

alle diese Stoffe. Das ist ein Euphemismus. Dahinter<br />

verbergen sich Cadmium usw. Das sind da alles Stäube.<br />

Was soll das denn sonst sein? Das ist natürlich Staub.<br />

Oder schütten Sie das mit der Schaufel heraus, wie<br />

Kupfer oder so? – Ich weiß es nicht. Es kann ja sein, dass<br />

Sie eine neue Methode gefunden haben.<br />

Ich verstehe nicht, wie Sie da argumentieren. Es ist<br />

Staub, und es sind die 3 %. Es tut mir leid, es ist so. –<br />

Oder irre ich mich jetzt so arg, Rolf?<br />

Gut. Danke.<br />

(Dr. Rolf Wiedenmann [EW]: Nein, nein!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ihre Auffassung, Herr Block, ist, glaube ich, angekommen.<br />

– Herr Dr. Wiedenmann, hatten Sie noch eine Frage, weil<br />

Sie sich kurz zu Wort gemeldet hatten?<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Ich will jetzt einfach weg von diesem Irrelevanzwert, weil<br />

das meiner Ansicht nach eine Fehldebatte ist. Wir wissen<br />

seit Jahrzehnten, dass dieser Irrelevanzwert niemals<br />

medizinisch oder gesundheitlich begründet war, sondern<br />

immer nur damit, was man der Technik und der Industrie<br />

zumuten kann, damit sie überhaupt noch ihre Anlagen<br />

betreiben kann. Insofern ist es einfach falsch, sich darauf<br />

so festzunageln und zu sagen: Darunter ist es okay, und<br />

darüber ist es nicht okay.<br />

Ich möchte auf die Region und auf Ihre Frage, Herr<br />

Haller, noch einmal zurückkommen. Sie haben vorhin die<br />

Ausbreitung hier im Bereich Wössingen, Walzbachtal bis<br />

nach Bretten betrachten wollen. Da muss man nur diese<br />

Gutachten sehr sorgfältig lesen. Da sind wunderschöne<br />

Bilder drin, wo der Gutachter die Immissionen – egal für<br />

welchen Schadstoff – farblich gekennzeichnet hat. Wir<br />

haben hier eine ganze Latte von Schadstoffen. Egal,<br />

welcher Schadstoff es ist, ob vom Grenzwert her irrelevant<br />

oder nicht irrelevant: Das Zentrum der Immissionen ist<br />

mitten in Dürrenbüchig; das gilt für alle diese Stoffe.<br />

Ich würde gerne die Leute von der Firma fragen: Wer<br />

von Ihnen wohnt in Dürrenbüchig? Wahrscheinlich wären<br />

Sie alle längst weggezogen, wenn Sie da einmal gewohnt<br />

hätten, weil Sie vielleicht wissen, was Ihre Firma anrichtet.<br />

Wenn ich jetzt hier in Dürrenbüchig wohnte, würde ich<br />

schleunigst versuchen, mein Haus zu verkaufen - wenn es<br />

überhaupt noch verkäuflich ist –, und da wegziehen. Da<br />

kann man doch nicht guten Gewissens wohnen! Da kann<br />

man doch keine Kinder großziehen! Es ist wirklich egal,<br />

welchen Wert Sie nehmen: Im Zentrum von diesem<br />

kleinen Ort kommt das alles herunter. Wollen Sie das der<br />

Region zumuten, in der Sie Ihre Firma betreiben?


Sie können natürlich mit Recht fragen: Was sollen wir<br />

denn machen? Sollen wir den Schornstein noch höher<br />

machen, oder sollen wir die Firma um 3 km nach Norden<br />

versetzen? Dann geht es an Bretten vorbei und an Dürrenbüchig<br />

vorbei.<br />

Sie haben vom Land, vom Bund und von Europa den<br />

Auftrag, die Immissionen zu vermindern. Und was machen<br />

Sie? – Sie packen durch Ihren Antrag zusätzlich etwas<br />

drauf.<br />

Deswegen die Frage: Was haben Sie denn überhaupt<br />

für eine Möglichkeit, diesem Ansinnen der Regierungen,<br />

nämlich eine Immissionsminderung oder Emissionsminderung<br />

zu erreichen, gerecht zu werden? – Es geht nur,<br />

indem Sie den Brennstoff ändern. Sie müssen weg von<br />

Ihren Müllverbrennungsanlagen, Sie müssen etwas<br />

anderes machen. Sonst ist meiner Ansicht nach diese<br />

Firma einfach nicht verträglich für die Region.<br />

(Beifall bei den Einwenderinnen und<br />

Einwendern)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Lafarge will wohl nichts zu diesem Punkt sagen. Ihre<br />

Botschaft ist sicherlich angekommen.<br />

Wir sind gehalten – das wissen Sie auch -, den Antrag<br />

aufgrund der Gesetzeslage in Deutschland mit den entsprechenden<br />

Regelungen und Grenzwerten, die wir in der<br />

17. BImSchV und der TA Luft haben, zu entscheiden. Wir<br />

werden das mitnehmen und auch diese Forderung von<br />

Ihnen im Rahmen der Prüfung einbeziehen.<br />

Jetzt gibt es zwei weitere Wortmeldungen. Ladies first,<br />

Herr Block. – Frau Siech.<br />

Monika Siech (Einwenderin):<br />

Ich möchte dazu noch etwas wissen. Einhaltung der<br />

Grenzwerte bedeutet doch, dass innerhalb der Grenzwerte<br />

die Giftstoffe in den Boden gehen. Ist das so weit<br />

richtig?<br />

(Zuruf eines Einwenders: Ja!)<br />

– Okay. Ich stelle mir jetzt als Nichtfachmann vor: Dieses<br />

Jahr kommt Quecksilber herunter. Quecksilber hat keine<br />

Halbwertszeit, das bleibt innerhalb des Grenzwertes im<br />

Boden. Nächstes Jahr kommt wieder Quecksilber dazu.<br />

Das reichert sich doch an. Haben wir nicht irgendwann<br />

einmal Sondermüll in unseren Böden? Das ist meine<br />

Frage.<br />

(Paolo Caciolli-Kassner [EW]: Wie lange<br />

wollen Sie noch produzieren: 20, 30, 40<br />

Jahre?)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Entschuldigung, würden Sie sich einfach kurz mit Namen<br />

vorstellen?<br />

(Monika Siech [EW’in]: Ich hätte gerne meine<br />

Frage beantwortet!)<br />

Seite 58<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

– Das hätte ja eine Ergänzung dazu sein können. – Will<br />

jemand vom Bodenschutz etwas zu dem Thema Immissionswert<br />

und Emissionswert sagen? – Frau Dr. Hübner?<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Die Immissionsprognose bewertet auch die Auswirkungen<br />

auf die Bodenbeschaffenheit. Das müsste Ihnen eigentlich<br />

wieder Herr Sigl erklären. Er hat prognostiziert, wie viel<br />

sich von Arsen, Cadmium, Chrom, Kupfer, Quecksilber,<br />

Nickel, Blei, Thallium, Zink und Benzo(a)pyren innerhalb<br />

von 100 Jahren im Boden anreichern würde.<br />

Dann gibt es sogenannte Orientierungswerte aus der<br />

Bundes-Bodenschutzverordnung und hilfsweise auch aus<br />

der UVP-Verwaltungsvorschrift. Er hat diese maximalen<br />

prognostizierten Bodenzusatzbelastungen diesen Orientierungswerten<br />

gegenübergestellt und den Anteil in Prozent<br />

ausgerechnet, den das Werk in 100 Jahren daran hätte.<br />

Er kommt im Ergebnis immer auf Werte unter jeweils 1 %.<br />

Das liegt an den Orientierungswerten der UVPVwV.<br />

Dann gibt es noch zusätzliche zulässige jährliche<br />

Frachten in Gramm pro Hektar und Jahr aus der Bundes-<br />

Bodenschutzverordnung. Auch diese hat er berechnet und<br />

den Anteil an diesen zulässigen Frachten ermittelt. Diese<br />

Werte liegen bei maximal 12 bis 13 % vom zulässigen<br />

Wert. Das heißt, es wird etwa ein Zehntel bis ein Sechstel<br />

vom zulässigen Wert erreicht.<br />

Dann hat er noch die Vorbelastungsmessung genommen,<br />

woraus sich ergibt, wie viele Emittenten da sind.<br />

Das ist letztendlich eine Antwort auf Ihre Frage, was<br />

tatsächlich gemacht worden ist. Die Kumulation, die<br />

Anreicherung, ist also berechnet worden.<br />

Jürgen Herr (RP Karlsruhe):<br />

Ich möchte dazu kurz etwas ergänzen: Die Schadstoffverfrachtung<br />

auf die Böden aus BImSch-Anlagen ist im<br />

Bundes-Immissionsschutzgesetz geregelt und im Fachlichen<br />

dann in der TA Luft verfeinert – da sind einige<br />

Schwermetalle genannt – und darüber hinaus auch in der<br />

UVPVwV.<br />

Jetzt habe ich noch in Erinnerung, dass bei der Diskussion<br />

über RDK Block 8 vor sechs Jahren Sie, Herr<br />

Block, oder Kollegen damals etwas erbost waren über die<br />

ständige Argumentation mit der Irrelevanzklausel. Deswegen<br />

habe ich hier beim Skopingtermin angeregt, dass man<br />

noch einmal nachschaut, was vergleichbar die einschlägige<br />

Vorschrift im Bodenrecht regelt.<br />

Da gibt es die Bundes-Bodenschutzverordnung und<br />

dazu eine Anlage, in der geregelt ist, wie hoch die zulässigen<br />

maximalen Frachten sein dürfen. Hier ist jetzt nachgewiesen<br />

worden, dass wir deutlich unter dem Maximalwert<br />

liegen. Bei Zink sind es 0,06 %, am höchsten ist es<br />

allerdings bei Quecksilber mit 13 %.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Hller:<br />

Danke, Herr Herr. – Jetzt kommt Herr Futterer.


Quecksilber im Schwebstaub<br />

Michael Futterer (Einwender):<br />

Das Quecksilber geht ja nicht alleine auf den Boden,<br />

sondern wir befinden uns hier in einem Raum, wo Landwirtschaft<br />

betrieben wird. Da frage ich mich natürlich: Wie<br />

wahrscheinlich es ist, dass das Quecksilber am Schluss<br />

auch in den Äpfeln steckt, die ich hier kaufe und zu mir<br />

nehme?<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Da haben Sie völlig recht. Aus diesem Grund sind diese<br />

jährlichen Frachten und diese Orientierungswerte von der<br />

UVPVwV überhaupt festgelegt worden. Es geht nicht<br />

darum, den Boden reinzuhalten. Ich meine, die Blut-und-<br />

Boden-Mentalität haben wir schon lange nicht mehr.<br />

Tatsächlich betrachtet werden müssen die Wirkpfade,<br />

die dahinterstecken. Die sind da subsummiert; die sind<br />

dort enthalten. Sonst wären diese Werte nicht so, wie sie<br />

sind. Denn Sie müssen sehen: Es kommt etwas nicht nur<br />

aus irgendeinem Schornstein, aus irgendeinem Auspuff<br />

oder irgendeinem Holzofen, sondern natürlich auch aus<br />

der Landwirtschaft da hinein. Die Frachten durch die<br />

Dünger zum Beispiel sind dort nicht unerheblich.<br />

Man muss im Blick haben, dass solche Stoffe in der<br />

Nahrungskette wie auch in der Mehrfachnahrungskette<br />

- also nicht nur, wenn es um Getreide und Brot geht,<br />

sondern auch um Viehfutter für das Tier, das entweder<br />

gemolken oder gegessen wird – enthalten sind. Auch das<br />

muss betrachtet werden. Sonst macht das Ganze keinen<br />

Sinn.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Die Frage ist damit beantwortet. Oder gibt es noch eine<br />

kurze Nachfrage? – Sie können nachfragen; dazu sind wir<br />

hier.<br />

Michael Futterer (Einwender):<br />

Nur noch eine Nachfrage dazu: Sie sagen, das sei enthalten.<br />

Wenn aber die Werte jetzt durch diese zusätzliche<br />

Befeuerung insgesamt steigen – wie ich höre –, haben wir<br />

da natürlich ein Problem. Denn jetzt kommt zusätzlich zu<br />

den ganzen Schadstoffen, die schon im Boden drin sind,<br />

noch etwas dazu.<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Ich weiß nicht, inwieweit Sie sich noch an die Emissionsprognose<br />

erinnern können. Da gibt es die beiden Tabellen<br />

5.7 und 5.8.<br />

Ich nehme jetzt einmal das Beispiel Quecksilber, das<br />

ja den höchsten prozentualen Anteil hat. Das hat Herr<br />

Herr auch schon gesagt. Da ist die zusätzliche jährliche<br />

Fracht mit 1,5 g pro Hektar und Jahr festgelegt, um auch<br />

die Wirkpfade mit hineinzunehmen. Die zusätzliche<br />

jährliche Fracht vom Werk liegt etwa bei 0,19 g pro Hektar<br />

und Jahr. Das sind knapp 13 %. Also knapp 13 % beträgt<br />

Seite 59<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

der Anteil des Werkes an dieser maximalen zusätzlichen<br />

Fracht. Das ist berechnet, und das ist der stärkste Wert.<br />

Es wird also nichts überschritten, und es wird auch<br />

nichts deutlich angehäuft. Damit hat man vom Fachlichen<br />

her und von der Genehmigungsseite her, wo man das<br />

Ganze bewerten muss, diese Möglichkeiten.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Noch eine Nachfrage?<br />

Michael Futterer (Einwender):<br />

Für mich stellt sich nicht die Frage, ob das genehmigungsfähig<br />

ist, sondern was das mit meiner Gesundheit macht.<br />

Vielleicht könnte man dazu vom Landratsamt noch eine<br />

Information bekommen. 0,19 g/ha hört sich erst einmal<br />

nicht nach viel an, aber insgesamt sind das natürlich<br />

Kilogramm, was da herausgeht und dann entsprechend<br />

über das Land verteilt wird.<br />

Wenn ich nur ein bisschen davon esse, ist es nicht<br />

schlimm. Aber für mich stellt sich schon die Frage, wann<br />

die Gesundheitsgefährdung anfängt. Die kann vielleicht<br />

schon bei 0,01 g/ha anfangen. Ich bin da kein Fachmann.<br />

Deshalb frage ich einmal nach.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Frau Schmid-Adelmann.<br />

Friederike Schmid-Adelmann (LRA Karlsruhe):<br />

Ich habe mir die Konzentration angeschaut, die in der Luft<br />

zu erwarten ist. Was die Niederschläge auf Obst oder den<br />

Äckern angeht, muss ich zugeben: Da habe ich mich nicht<br />

kundig gemacht, weil ich davon ausging, dass das eine<br />

Sache des Bodenschutzes ist.<br />

Die Vormessung in Dürrenbüchig im Hinblick auf das,<br />

was letztendlich eingeatmet werden kann, weil es noch in<br />

der Luft vorhanden ist, ergab eine Konzentration von<br />

5,5 ng/m³ Luft. Nach entsprechender Genehmigung würde<br />

dieser Beitrag um maximal 0,14 ng/m³ höher werden.<br />

Wenn man das Ganze abschätzt – das habe ich gemacht<br />

– mit Blick auf die Werte der Weltgesundheitsorganisation,<br />

kommt man mit der Umrechnung auf Atemvolumen<br />

pro Tag zu einem ganz geringen Anteil der erlaubten<br />

Konzentration, die man durch die Luft oder durch andere<br />

Expositionspfade aufnehmen darf.<br />

Hier kommt man auf insgesamt nur 0,2 % dessen, was<br />

der Mensch regelmäßig das ganze Leben über aufnehmen<br />

könnte. Es ist also ein sehr kleiner Anteil bezogen auf<br />

das, was letztendlich in der Luft ankommt. Der Mensch<br />

könnte mehr Quecksilber – in Anführungszeichen –<br />

aushalten, ohne dass er krank würde.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielen Dank, Frau Schmid-Adelmann. Sie haben noch<br />

eine Wortmeldung, Frau Kassner?


Gisela Kassner (Einwenderin):<br />

Ich möchte gerne weg von den Prozentzahlen der jährlichen<br />

Fracht. Ich möchte stattdessen Zahlen haben,<br />

welche Emissionen von welchem Material in Kilogramm<br />

jährlich aus diesem Schornstein kommen, also absolute<br />

Zahlen, nicht verteilt auf soundso viel Terrain in Prozent.<br />

Wie viele Kilogramm kommen da wirklich heraus?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke. Konkretisieren Sie es bitte noch: pro Tag oder pro<br />

Jahr? Wie wollen Sie es haben?<br />

(Gisela Kassner [EW’in]: Pro Jahr!)<br />

Die Zahlen sind doch vorhanden.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Ich spreche jetzt hier noch einmal über ein Gutachten, das<br />

ich selber nicht geschrieben habe. Aber die Zahlen – Herr<br />

Block, teilweise haben Sie das auch mit Maximalzahlen<br />

ausgerechnet – lassen sich relativ schnell aus der Emissionsprognose,<br />

die der TÜV gerechnet hat, ermitteln. Der<br />

hat mit den maximalen Inputwerten der Materialien auch<br />

eine Prognose für die Emissionen vorgenommen. Daraus<br />

lassen sich die Zahlen relativ schnell ausrechnen. Das ist<br />

nicht das Problem. Ich glaube, die Zahlen stehen so nicht<br />

drin; sie sind angegeben in Gramm pro Stunde. Es ist<br />

dann ein schlichter Dreisatz in Abhängigkeit von der<br />

Betriebszeit bzw. den Betriebsstunden, daraus eine<br />

maximale Mengenemission zu ermitteln.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Man könnte die Zahlen, die Herr Block schon ausgerechnet<br />

hat, übernehmen, oder man könnte sie einfach einmal<br />

überprüfen. Die Zahlen als solche stehen im Zusammenhang<br />

mit der Emission in den Gutachten. Jetzt ist die<br />

Frage, ob und wie schnell man das umrechnen könnte.<br />

Wenn das nicht so einfach geht, würde ich zur Orientierung<br />

die Zahlen, die wahrscheinlich Herr Dr. Wiedenmann<br />

ausgerechnet hat, nehmen. Denn wir haben im Moment<br />

keinen Zweifel, dass man das richtig gerechnet hat.<br />

(Schaubild: Emissionsfrachten – Anlage 2-12,<br />

S. 109 – Harry Block [BUND]: Das ist die<br />

Fracht!)<br />

Dann wären das die orientierenden Zahlen, Frau Kassner.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Ich habe nur eine Bitte: Wir haben nicht nachvollzogen, ob<br />

das richtig berechnet ist. Der Fairness halber muss man<br />

natürlich sagen, das ist mit 8760 Jahresstunden gerechnet<br />

worden , also 365 Tage im Jahr, 24 Stunden pro Tag. Das<br />

stellt natürlich eine absolute Maximalabschätzung dar.<br />

Das Werk wird nicht 365 Tage im Jahr über 24 Stunden<br />

betrieben.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Noch einmal: Es ging um konkrete Zahlen, damit sich Frau<br />

Kassner besser vorstellen kann, was passiert. Dann wäre<br />

das zumindest eine Größenordnung unter kontinuierlichen<br />

Seite 60<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Betriebsbedingungen. Man muss hinzufügen: Das Werk<br />

steht ab und zu still, sodass das wirklich eine Volllastbetrachtung<br />

ist. – Ist die Frage damit beantwortet, Frau<br />

Kassner?<br />

(Gisela Kassner [EW’in]: Ja!)<br />

Danke. – Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Haller, die Frage, die sie gestellt hat, ist genau die<br />

entscheidende. Warum geht man immer mit Milligramm,<br />

mit Mikrogramm oder mit Nanogramm an die ganze<br />

Geschichte heran? – Weil das so klein ist. Aber diese<br />

52 kg Quecksilber kommen.<br />

Sie haben das Thema Boden als Punkt 8 oder so ähnlich<br />

vorgesehen.<br />

(Zuruf eines Einwenders: Ganz hinten!)<br />

- Ja, ganz hinten. Aber wir sind jetzt ja schon beim Boden;<br />

deshalb mache ich beim Boden weiter.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Eigentlich sind wir nicht beim Boden. Wir waren bei den<br />

Emissionen.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Aber es wurde jetzt die ganze Zeit über den Boden geredet,<br />

wie viel Quecksilber im Boden ist.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Wir haben unter anderem die Frage behandelt, wie viel<br />

Fracht aus der Anlage kommt. Das war die konkrete<br />

Frage, und die wurde anhand Ihrer Werte als Orientierung<br />

konkret beantwortet. Vorher waren wir bei der menschlichen<br />

Gesundheit. Bevor wir zum Thema Boden kommen,<br />

würde ich fragen, ob wir denn mit dem Punkt Emissionen<br />

schon am Ende sind.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Zu den Emissionen will ich Ihnen noch etwas sagen.<br />

(Schaubild: Emissionsfrachten – Anlage 2-12,<br />

S. 109)<br />

Hier sehen Sie in der zweiten Spalte die Werte, die Sie<br />

beantragt haben. Jetzt zeige ich Ihnen einmal, was man<br />

erreichen könnte, wenn man wollte.<br />

(Schaubild: Emissionswerte Gesamtkohlenstoff,<br />

Chlorwasserstoff, Stickoxide – Anlage 2-22 a,<br />

S. 116)<br />

Sie sehen links den vorgegebenen Grenzwert. Bei<br />

Stickoxid beispielsweise ist der Grenzwert 200 mg/Nm³,<br />

und Sie wollen 320 mg/Nm³. Das ist Ihr Zielwert. Meine<br />

Frage: Wann wollen Sie das Ziel erreichen?<br />

Links ist das, was Sie wollen. Rechts sehen Sie den<br />

Durchschnittswert einer normalen Müllverbrennungsanlage.<br />

Das sind die Werte der Müllverbrennungsanlage<br />

Hagen - Hausmüllverbrennung und Industriemüllverbren-


nung - aus dem Jahre 2010. Sie sehen, das ist beim<br />

Gesamtkohlenstoff ein Viertel, bei Chlorwasserstoff ein<br />

Fünftel, bei Stickoxiden weniger als die Hälfte,<br />

(Schaubild: Emissionswerte Schwefeldioxid,<br />

Staub, Kohlenmonoxid – Anlage 2-22 b, S. 116)<br />

beim Schwefel ein Viertel. Beim Staub – gucken Sie es<br />

sich einmal an! – wollen Sie 10 mg/Nm³ als Zielwert<br />

erreichen, Sie haben jetzt 20 mg/Nm³, und machbar sind<br />

0,24 mg/Nm³.<br />

(Schaubild: Emissionswerte Quecksilber und<br />

seine Verbindungen, Ammoniak, anorganische<br />

gasförmige Fluorverbindungen – Anlage<br />

2-22 c, S. 117)<br />

Gucken Sie sich einmal an, wie viele Nullen beim Quecksilber<br />

hinter dem Komma möglich sind! Das ist im Hausmüll.<br />

Da sehen Sie einmal, was in Ihrem Fluff drin ist, was<br />

in Ihren Autoreifen drin ist. Bei Ammoniak – gucken Sie es<br />

sich an! - und anorganischen Fluorverbindungen sind<br />

weniger als ein Fünftel machbar.<br />

Alle diese Werte können Sie problemlos erreichen.<br />

Das sind Durchschnittswerte. Da sind Störfälle mit drin. Da<br />

gibt es garantiert fünf, sechs ziemlich hohe Überschreitungen.<br />

Das ist ein nachgewiesener Durchschnittswert.<br />

Die haben kontinuierliche Messungen in Hagen. Jeder<br />

Wert, außer Dioxin, wird kontinuierlich gemessen.<br />

(Schaubild: Emissionswerte Cadmium,<br />

Thallium, Antimon etc., Dioxine und Furane<br />

– Anlage 2-22 d, S. 117)<br />

Gucken Sie sich Cadmium und die anderen an: Die<br />

Grenzwerte sind immer um den Faktor 10 bis Faktor 100<br />

unterschritten. Dioxine: 0,0003 ng/Nm³! Wir reden hier von<br />

Nanogramm, von winzigen Mengen.<br />

Das geht, und das wären unsere Forderungen, wenn<br />

Sie eine Müllverbrennungsanlage hätten. Sie wollen ein<br />

Zementwerk betreiben. Deswegen sagen wir Ihnen: Dann<br />

betreiben Sie es mit diesen Werten. Dann brauchen Sie<br />

die Filteranlagen, die das erreichen, und dann brauchen<br />

Sie die Verbrennungstechnik, die dies erreicht.<br />

Die Eingangsstoffe sind gleich. Da tut sich hier beim<br />

Autoreifen nicht viel gegenüber einer Hausmüllverbrennung.<br />

Die Werte sind sicherlich etwas höher, aber mehr<br />

tut sich nicht.<br />

Wenn Sie das erreichen wollen und sogar noch Besseres,<br />

dann nehmen Sie Gas! Dann erreichen Sie die Werte,<br />

die wir von Ihnen haben wollen. Als Bürger würde ich<br />

sagen: Das geht, das ist technisch möglich. Es erfordert<br />

natürlich Geld, wenn sie das machen. Aber Sie verlangen<br />

ja auch Geld für Ihr Produkt.<br />

Ich sage Ihnen noch eins: Ihr Produkt wird ja ein Teil<br />

der Senke sein. Sie haben eine Filtertechnik, wo die Filter<br />

abgeklopft werden und das Ganze in den Verbrennungsprozess<br />

zurückgeführt wird.<br />

Seite 61<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Wenn Sie diese Emissionwerte nicht einhalten, würde<br />

ich sagen: Ihr Produkt ist schlechter, weil Sie diese Stoffe<br />

auch in Ihrem Produkt haben. Dann können Sie sich auf<br />

einen Shitstorm auf Ihrer Homepage einstellen, wenn Sie<br />

da von Nachhaltigkeit oder was weiß ich reden. Das ist<br />

nicht nachhaltig.<br />

Nachhaltig wäre, Sie würden Gas nehmen, oder Sie<br />

würden diese erreichten Werte einhalten. Auch dann<br />

könnten wir darüber reden. Aber davon sind Sie Millionen<br />

Lichtjahre entfernt.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, ich nehme das jetzt einfach als Ihre Auffassung<br />

- vielleicht noch ergänzt durch Herrn<br />

Dr. Wiedenmann. Aber wir haben dort hinten schon seit<br />

Längerem eine Wortmeldung. Bitte gehen Sie ans Mikrofon,<br />

und stellen Sie sich kurz vor!<br />

Hans-Jürgen Klawe (Einwender):<br />

Ich bin ein bisschen später gekommen. Hans-Jürgen<br />

Klawe ist mein Name. Auch ich bin Einwender; meinen<br />

Namen werden Sie auf der Liste finden.<br />

Wir haben jetzt gehört – eine ganz wichtige Frage und<br />

eine ganz wichtige Antwort -, was an Quecksilber im Falle<br />

einer Genehmigung dieser 100 % Ersatzbrennstoffverwendung<br />

ausgestoßen wird. Wir haben jetzt von Herrn<br />

Block auch gehört, was technisch an Emissionsbegrenzung<br />

möglich ist. Aber ganz wichtig für mich – darauf zielt<br />

auch meine Einwendung ab – ist der Vergleich vorher/nachher.<br />

Wir haben jetzt gehört: 52,1 kg Quecksilber<br />

werden dann pro Jahr ausgestoßen werden. Was wird<br />

denn im heutigen Zustand ausgestoßen? Wie viel mehr<br />

wird es denn zukünftig?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Klawe. – Da gebe ich an Lafarge weiter.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Eine kurze Erläuterung dazu: Die 52 kg Quecksilber, die<br />

Sie jetzt hier in der Präsentation gezeigt haben, sind wie<br />

folgt berechnet: Sie haben eine maximale Ausnutzung der<br />

Anlage: 365 Tage im Jahr, 100 % Sekundärbrennstoffrate<br />

jeden Tag und maximale Ausschöpfung der Produktionskapazität.<br />

Außerdem wird der Grenzwert mit 28 µg/m³<br />

ausgeschöpft. Und der Grenzwert, den wir haben, ist auch<br />

noch schärfer als die Anforderungen der 17. BImSchV.<br />

Jetzt sagen Sie mir bitte einmal ein Werk, das so fährt!<br />

Realistisch sind wir deshalb deutlich unter dem, was Sie<br />

ausgerechnet haben.<br />

(Andreas Bauer [EW]: Und die Antwort?)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich denke auch, die Frage war relativ eindeutig und klar.<br />

Kann man dazu etwas sagen, Herr Dr. Oerter?<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Das ist natürlich wie immer ein bisschen in die Zukunft<br />

gerichtet. In der Tat ist das, was ausgerechnet worden ist


- die 52 kg -, der Grenzwert multipliziert mit dem Abgasvolumenstrom<br />

für das ganze Jahr als Betriebszeit.<br />

Schauen Sie sich den Jahresemissionswert an: Der<br />

lag letztes Jahr, glaube ich, im Jahresdurchschnitt bei<br />

0,02 mg/Nm³.<br />

(Hans-Jürgen Klawe [EW]: Das kommt heute<br />

heraus, ja!)<br />

Die Emissionsprognose des TÜV liegt in der gleichen<br />

Größenordnung. Gehen Sie also davon aus, dass sich<br />

keine Veränderung durch die Substitution von Petrolkoks<br />

durch den Fluff ergeben wird!<br />

Hans-Jürgen Klawe (Einwender):<br />

Sie haben doch mehr Quecksilber im Brennstoff drin. Da<br />

werden Sie mir doch nicht erzählen können, wenn Sie<br />

keine oder nur sporadisch Filtermaßnahmen ergreifen,<br />

dass weniger oben herausgeht. Quecksilber geht bei den<br />

Temperaturen, die im Drehrohrofen herrschen, zu 100 %<br />

oben heraus.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Zunächst einmal ist das richtig. Es ist dann zu 100 % in<br />

der Gasphase. Es hängt auch davon ab, in welcher<br />

Bindungsform das Quecksilber vorliegt, ob wir über<br />

elementares oder oxidisches Quecksilber sprechen.<br />

In der Tat ist die wesentliche Staubminderungsmaßnahme<br />

eine regelmäßige Staubausschleusung aus dem<br />

Prozess. Und in der Tat hat man aufgrund des ambitionierten<br />

Grenzwertes – man ist ja unterhalb des Emissionsgrenzwertes<br />

der 17. BImSchV – die Herdofenkokseindüsung<br />

sozusagen als Sicherungsmaßnahme noch<br />

zusätzlich vorgesehen – auch das habe ich gelernt –, die<br />

allerdings nicht kontinuierlich betrieben wird.<br />

Eine Bemerkung noch: Es ist wirklich eine Besonderheit<br />

der Zementwerke gegenüber vielen MVAs, dass<br />

Quecksilber kontinuierlich gemessen wird. Sie können das<br />

Werk natürlich an den Emissionen, die in der Vergangenheit<br />

kontinuierlich gemessen wurden, sehr wohl selber<br />

bewerten. Diese Zahlen werden auch in Zukunft weiter<br />

veröffentlicht werden.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vorhin war dort hinten eine Wortmeldung. Hat sich die<br />

erledigt?<br />

(Zuruf einer Einwenderin: Ich wollte vorhin<br />

etwas zur Gesundheit sagen, aber jetzt<br />

nicht!)<br />

Danke. – Jetzt Frau Sorg, dann Herr Block.<br />

Anette Sorg (Einwenderin):<br />

Dieselbe Frage wurde in der Gemeinderatssitzung schon<br />

einmal gestellt: Wer oder was hindert Sie daran, kontinuierlich<br />

Aktivkohle einzudüsen, um diesen Quecksilberausstoß<br />

zu minimieren?<br />

Seite 62<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Ich hatte eben schon kurz das Qualitätssicherungskonzept<br />

erläutert. Letztendlich sind wir bestrebt, Quecksilber erst<br />

gar nicht in den Prozess hineinzubringen. Dafür gibt es<br />

Inputgrenzwerte, und dafür machen wir auch unsere<br />

Langzeitanalysen, wo wir Trends beobachten. Wir liegen<br />

da deutlich unter den genehmigten Inputgrenzwerten. Das<br />

heißt, wir haben prozesstechnische Aktivitäten. Weil wir<br />

kontinuierliche Quecksilbermessungen machen, können<br />

wir rechtzeitig im Prozess gegensteuern.<br />

Die Herdofenkokseindüsung, die Eindüsung von Aktivkohle,<br />

ist als „Polizeimaßnahme“ zu verstehen, falls es<br />

kurzzeitig zu einer Spitze kommt. Diese sollte dann<br />

abgefangen werden. Das heißt, das Bestreben von der<br />

Prozessseite her, von den Inputmaterialen her ist schon<br />

selber ein relativ niedriger Emissionswert von Quecksilber.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Genau.<br />

(Harry Block [BUND]: Aber Herr Villano,<br />

jetzt gerade - -)<br />

- Entschuldigung! Gedulden Sie sich bitte noch einen<br />

Moment, Herr Block! Sie kommen gleich auch noch dran.<br />

Gerhard Rother (Einwender):<br />

Mein Name ist Gerhard Rother, ich bin ebenfalls Einwender.<br />

Ich bin zwar Laie, aber mir ist jetzt vom ganzen Prozedere<br />

her, was sehr interessant ist, aufgefallen, dass hier<br />

von unserer Seite genaue Zahlen genannt werden - man<br />

kann das da oben an der Wand sehen –, aber von Ihrer<br />

Seite jetzt keine Zahlen genannt werden, sondern eigentlich<br />

alles sehr blumig umschrieben wird. Auch von den<br />

Fachleuten wird nie klar gesagt, was Tatsache ist. Es wird<br />

immer auf irgendetwas hingewiesen, was eventuell sein<br />

könnte, aber nichts Genaues weiß man nicht. Das ist mein<br />

Eindruck.<br />

(Beifall bei den Einwenderinnen und<br />

Einwendern)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Frau Dr. Hübner.<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Ich wollte nur ganz kurz sagen: Auf diese Gesamtwerte,<br />

die jetzt erfragt worden sind, geht man deshalb nicht ein,<br />

weil der Gesamtwert immer sehr plastisch ist. Man rechnet<br />

z. B. im Landverbrauch gerne mit Fußballfeldern – oder<br />

was auch immer. Das ist sehr plastisch, und darunter kann<br />

sich jeder etwas vorstellen.<br />

Aber die Beurteilungswerte aus den Bundes-Bodenschutzverordnungen<br />

für die Wirkpfade, aus den medizinischen<br />

Verordnungen, die LAI-Orientierungswerte und<br />

andere sind nun einmal entweder Konzentrationen oder<br />

Wertedepositionen, weil mit Hilfe dieser Werte auch<br />

tatsächlich Wirkungen festgestellt worden sind.


Es kommt natürlich für Sie darauf an, dass Sie sich<br />

vorstellen können, wie viel da herauskommt. Aber um<br />

Wirkungen in der Umgebung oder beim Menschen oder<br />

z. B. bei Ratten feststellen zu können, brauche ich Konzentrationen.<br />

Deswegen hat man diese kleinen Werte. Das hatten<br />

Sie ein bisschen kritisiert, Herr Block. Das ist auch richtig,<br />

unter Femtogramm und Nanogramm kann man sich<br />

schwer etwas vorstellen. Das ist ganz klar. Das ist so klein<br />

und wirkt aus Ihrer Sicht vielleicht verharmlosend. Aber<br />

diese Konzentrationen sind wichtig für die Beurteilung von<br />

Beeinträchtigungen, der gesundheitliche Beeinträchtigung,<br />

der Beeinträchtigung von Pflanzen usw.<br />

Deswegen sind diese Gesamtkilogramm nicht dargestellt.<br />

Denn es gibt für ein Gesamtkilogramm einfach<br />

keinen Beurteilungswert. Das ist kein böser Wille.<br />

Insofern sind alle Daten, die Sie gerade angefragt hatten,<br />

letztendlich vorhanden. Aber man muss sie für Sie<br />

umrechnen, damit Sie sich etwas darunter vorstellen<br />

können. So ist das nicht anschaulich; da haben Sie völlig<br />

recht. Aber der Beurteilungswert ist nicht 50 kg, sondern<br />

das ist das, was draußen in der Umgebung passieren<br />

könnte, was Sie aufnehmen, was im Boden deponiert wird<br />

usw.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Jetzt ganz kurz eine Nachfrage dazu?<br />

Gerhard Rother (Einwender):<br />

Ja. – Bei diesem Antrag geht es doch darum, dass von 60<br />

auf 100 % gegangen wird. Das, was ich Ihren Äußerungen<br />

entnehme, bedeutet im Prinzip so gut wie keine Mehrbelastung.<br />

Es tut mir leid, aber das können wir als normale<br />

Bürger Ihnen einfach nicht abnehmen. Das kommt einfach<br />

nicht rüber.<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Das kommt wahrscheinlich daher, dass Sie glauben, dass<br />

die gesamten Schadstoffe aus den Feuerungen, also aus<br />

den Brennstoffen kommen. Aber wir haben z. B. Gestein,<br />

das in einem gewissen Maße Arsen und auch andere<br />

Spurenstoffe enthält. Deshalb müssen wir beim Zementwerk<br />

ein bisschen anders denken als bei einer Müllverbrennung.<br />

(Gerhard Rother [EW]: Das ist für uns egal!<br />

Die Schadstoffe sind da!)<br />

– Aber Sie ändern sich nicht so stark, wenn man von 60<br />

auf 100 % geht.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Halt, Herr Bauer! Die Reihenfolge war, glaube ich: Block,<br />

Bauer, Klawe. Dann noch einmal Ihre Wortmeldungen.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Frau Dr. Hübner, Sie haben klar gesagt – das ist schon<br />

richtig -: Der Mensch muss sich darunter etwas vorstellen<br />

können. Wenn eine Klärschlammverbrennungsanlage in<br />

Seite 63<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Karlsruhe mit 200.000 t 6 kg Quecksilber abgibt, dann<br />

sagen die Leute dort vor Ort, wo die Anlage steht: Das ist<br />

wahnsinnig viel. Jeder weiß: Bei 1 g Quecksilber hier drin<br />

müssen Sie die Berufsfeuerwehr holen, weil Sie hier ein<br />

Problem haben. Es wurde ja schon angedeutet: Bei<br />

Temperaturen von 30, 35 °C ist das Quecksilber direkt<br />

flüchtig. Das heißt, wir müssten diesen Raum räumen.<br />

Ich bin auch einmal Physiklehrer gewesen, und ich<br />

weiß, was früher passierte, wenn eines der alten Quecksilberthermometer<br />

heruntergefallen ist: Da ist die Berufsfeuerwehr<br />

gekommen, und der Raum war gesperrt. Das<br />

kann manch einer noch nachempfinden. Deshalb hat man<br />

die Quecksilberthermometer verboten.<br />

Quecksilber ist ein Stoff, von dem jeder eine Vorstellung<br />

hat. Wenn eine Anlage – wir wollen jetzt nicht über<br />

ein Gramm oder ein Kilogramm streiten – zusätzlich 3 %<br />

mehr Immissionen verursacht, dann kann sich jeder<br />

vorstellen: Das ist mehr als das Gramm, wofür früher mein<br />

Klassenzimmer geräumt wurde. Diese 3 % sind mehr -<br />

hundertprozentig.<br />

Jetzt ist die Frage: Wo kommt das an? Frau<br />

Dr. Hübner, Sie und ich wissen ja, wie so etwas gerechnet<br />

wird; Sie haben es oft gemacht und ich auch. Sie wissen<br />

genau, dass es Hotspots gibt. Da, wo eine Wolke oder wo<br />

der Wind irgendetwas hintreibt, kann das viel sein, es<br />

kann aber auch ganz wenig sein, und zwar auf mehreren<br />

Ebenen. Das ist beim Boden so, und das ist in der Luft so.<br />

Man weiß das von der Radioaktivität, weil die direkt<br />

messbar ist.<br />

Wir machen daraus einen Grenzwert. Den kann man<br />

verharmlosen oder - wie wir es jetzt machen – drastisch<br />

zeigen. Das Problem ist: Der Schadstoff ist da. Aber ich<br />

sage Ihnen: Er muss nicht da sein.<br />

Da ich atme, gebe ich Kohlendioxid ab. Ich kann den<br />

Prozess unterbrechen, aber dann verrecke ich. Das will<br />

ich nicht, also atme ich. Ich weiß, ich schädige die Umwelt,<br />

kann es allerdings nicht verhindern.<br />

Ein Zementwerk kann es aber verhindern. Es braucht<br />

kein Nanogramm mehr abzugeben, es braucht kein<br />

Milligramm mehr abzugeben, es kann umstellen und dann<br />

nachhaltig sein.<br />

Die Frage war doch: Wie lange sollen die Böden noch<br />

versifft werden, 30 Jahre, 40 Jahre? Sie haben jetzt 60<br />

oder 70 Jahre – ich weiß es nicht - an diesem Standort<br />

hinter sich. Wollen Sie noch 40 Jahre weitermachen – was<br />

ich Ihnen wünsche, auch für die Arbeitsplätze? - Dann<br />

nehmen Sie Gas, und die Sache ist erledigt.<br />

Dann braucht sich Herr Essig keine Gedanken zu machen,<br />

wie er das mit der 17. BImSchV in Einklang bekommt.<br />

Wir brauchen uns keine Gedanken zu machen, ob<br />

wir einen Anwalt beauftragen. Dann reden wir über alle<br />

anderen Sachen – Lärm usw. – völlig neutral und harmlos;<br />

daraus würden wir nichts machen. Dann wäre die Sache<br />

erledigt.


So aber muss ich wie er sagen: Es kommt etwas hinzu,<br />

und das will ich nicht. Ich wollte als Anwohner dort<br />

nicht wohnen. Ich hätte ein schlechtes Gefühl, meine<br />

gelben Rüben da aus dem Boden herauszuholen. – Wir<br />

kommen nachher noch zu den Critical Loads.<br />

Ich weiß nicht, wie die Einbaufähigkeiten sind. Ich<br />

weiß wohl, wie sich das Plutonium im Spargel verhält. Das<br />

habe ich gesehen. Ich war erschrocken, dass Schwermetalle<br />

in eine Frucht hineinkommen können. Da habe ich<br />

mich gefragt: Wie macht die Frucht das? Sie schafft es!<br />

Das ist genau unser Problem, vor dem wir hier stehen.<br />

Zugegebenermaßen nehmen wir hier schon einen<br />

Hammer. Ich habe Ihnen eben auf den Folien die Hämmer<br />

gezeigt. Das gebe ich zu. Die Werte werden Sie nie<br />

erreichen können; das ist auch mir klar. Denn da ist Ihr<br />

Prozess durch das Produkt Zement schon außen vor.<br />

Auch mit Gas wird es nicht anders sein; denn die Stoffe<br />

sind da drin. Da haben Sie schon recht. Aber Sie könnten<br />

es vermindern. Und darauf hinzuwirken ist unsere Aufgabe<br />

hier.<br />

Ich sage noch einmal: Wir wollen für NOx den Grenzwert<br />

von Gas: 50 mg/Nm³.<br />

Es gibt auch mit Blick auf die Tiere Empfehlungen. Da<br />

steht: Minderung des NOx-Wertes, Minderung des SO2-<br />

Wertes und Minimierung des Feinstaubs. Das steht bei<br />

allen Tierarten drin. Ich bin auch Vertreter des NABU, und<br />

uns sind die Tiere wichtig. Sie gefährden hier den Hirschkäfer<br />

und nicht nur den Menschen, sondern die gesamte<br />

Umgebung.<br />

Ich kann Ihnen nachher auch die anderen Arten von<br />

der Roten Liste vorlesen, damit Sie sehen, wie voll dieser<br />

Raum an Tieren ist, die alle auf der Roten Liste stehen.<br />

Die sind uns genauso wichtig wie der Mensch und genauso<br />

wichtig wie die Natur.<br />

All das können Sie vermeiden – das sage ich jetzt zum<br />

dritten Mal -, indem Sie einen anderen Ersatzbrennstoff<br />

nehmen, nämlich Gas.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich denke, die Botschaft haben wir gehört.<br />

(Harry Block [BUND]: Dann hören Sie es<br />

auch zum fünften Mal!)<br />

- Ja, gerne. Der Hirschkäfer kommt, denke ich, bei dem<br />

Thema UVU – oder, Frau Dr. Hübner?<br />

(Dr. Friederike Hübner [AS]: Artenschutz!)<br />

- Beim Artenschutz. Der kommt auf jeden Fall unter<br />

TOP 5.<br />

Ich würde an der Stelle direkt weitermachen mit Herrn<br />

Bauer und dann mit Herrn Klawe.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Ich wollte noch einmal nachfragen, ob ich Frau Dr. Hübner<br />

richtig verstanden habe. Sie geben also zu, dass es durch<br />

die Erhöhung auf 100 % mehr Schadstoffe gibt. Habe ich<br />

Seite 64<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

das richtig verstanden, dass Sie sagten, es ist nicht enorm<br />

viel, aber es ist mehr?<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Nein, es tut mir leid. Als ich den Satz gesagt habe, habe<br />

ich gedacht: Der kommt jetzt wie ein Bumerang zurück.<br />

Das ist so klassisch, wenn man so etwas sagt.<br />

Was wir an Werten haben, finden Sie in der Immissionsprognose.<br />

Da ist die Vorbelastung drin, da ist die<br />

Jahreszusatzbelastung drin. In der gemessenen Vorbelastung<br />

ist der Normalbetrieb des Zementwerkes bereits drin.<br />

Dann wird aus Vorsorgegründen die gesamte berechnete<br />

Immissionsjahreszusatzbelastung für den Worst Case<br />

noch einmal draufgesattelt.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Es gibt also keine Zunahme an Emissionen, egal von<br />

welchem Stoff, wenn Sie auf 100 % gehen?<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Die vorherige Berechnung zu beurteilen ist nicht mein Part<br />

gewesen. Das ist etwas aus der Immissionsprognose und<br />

für den Immissionsgutachter.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Sie stehen hier doch als Firma Lafarge und sagen: Es gibt<br />

keine Zunahme. Sie können doch hier als Bürger jetzt<br />

nicht sagen, Sie wüssten nicht, wie es vorher war!<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Entschuldigung, ich bin nicht Firma Lafarge.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Aber irgendjemand muss doch sagen können, ob es mehr<br />

wird oder nicht. Bei keinem Schadstoff wird es mehr – das<br />

ist das, was ich tendenziell heraushöre. Stehen Sie dazu?<br />

Oder gibt es Schadstoffe, deren Anteil durch die Umstellung<br />

zunimmt, ja oder nein? - Das wäre das Erste. Ich<br />

habe noch zwei kleine Punkte danach.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Jetzt machen wir das erst zu Ende. – Herr Hüsemann.<br />

Stefan Hüsemann (Antragstellerin):<br />

Danke schön. – Ich wollte hier noch ein paar Anmerkungen<br />

loslassen, weil ich feststelle, dass man sich als<br />

Gutachter hier zumindest missverstanden fühlen muss.<br />

Zum Thema Zusatzbelastung, was Frau Dr. Hübner<br />

angesprochen hat: Sie müssen sich einmal klarmachen,<br />

was unter „Zusatzbelastung“ zu verstehen ist. Die Zusatzbelastung<br />

nach der TA Luft ist die Belastung durch den<br />

Betrieb Lafarge und nicht durch die Erhöhung von 60 %<br />

auf 80, 90 oder 100 % Recyclingstoffe. Das ist quasi der<br />

simulierte Fall, als würden Sie das gesamte Werk auf eine<br />

grüne Wiese stellen. Dann hätten Sie eine tatsächliche<br />

Zusatzbelastung von regelmäßig unter 3 % - also irrelevant<br />

– und nur zu kleinen Teilen über 3 %.


Die Firma Lafarge beantragt die Erhöhung der Sekundärbrennstoffrate<br />

von 60 auf 100 %. Damit einher geht<br />

zwangsweise eine Reduzierung von Emissionsgrenzwerten,<br />

weil sie den Anhang der 17. BImSchV dann nicht<br />

mehr nutzen kann. Das heißt, die Firma Lafarge erhöht<br />

weder die Kapazitäten der Anlage noch irgendwelche<br />

Grenzwerte. Insofern kommt für den Immissionsgutachter<br />

am Ende auch keine Erhöhung von Schadstoffen heraus.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Da muss ich jetzt noch einmal nachfragen. Ich stelle eine<br />

ganz einfache Frage, und Sie antworten hier fünf Minuten.<br />

Ich muss gestehen, dass ich als Laie davon nicht viel<br />

verstehe. Ich frage doch ganz konkret: Kommt aus dem<br />

Schornstein mehr Schadstoff heraus, wenn ich auf 100 %<br />

erhöhe? Kann man das nicht mit Ja oder Nein beantworten?<br />

Stefan Hüsemann (Antragstellerin):<br />

Herr Bauer, der Immissionsgutachter muss mit den<br />

Grenzwerten rechnen, weil er die Situation berücksichtigen<br />

muss, dass die Firma Lafarge ihre Grenzwerte voll<br />

ausschöpft. Für diese volle Ausschöpfung der Grenzwerte<br />

muss beurteilt werden, ob die Immissionswerte eingehalten<br />

werden.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Ja oder nein?<br />

Bitte!)<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Ich beantworte das jetzt für mich. Es ist ganz klar: Es<br />

kommen mehr Schadstoffe heraus. Sonst würden Sie sich<br />

da nicht so im Kreis drehen.<br />

Gehen wir weiter: Es gab diesen Probebetrieb, wenn<br />

ich das richtig verstanden habe. Sie geben an, dass Sie<br />

eine kontinuierliche Quecksilbermessung durchführen.<br />

Wäre es möglich, die Zahlen vom letzten Jahr zu betrachten,<br />

wie die sich verändert haben, ob sich eine Veränderung<br />

der tatsächlichen Werte ergeben hat? Dann können<br />

wir vielleicht selbst entscheiden, wie wir das einschätzen.<br />

Liegen die Zahlen vor? Wenn sie nicht vorliegen, würde<br />

ich die Genehmigungsbehörde bitten, sie weiterzugeben.<br />

Sie werden die Zahlen doch wahrscheinlich haben. Gab<br />

es in diesem halben Jahr eine Steigerung an Quecksilberausstoß<br />

- und wenn es nur 1 g war -, ja oder nein?<br />

Dann hätte ich noch eine Frage zu der ursprünglichen<br />

Präsentation. Da wurde auf der Seite 7 angegeben, dass<br />

es seit 2001 nur einmal eine Überschreitung des Quecksilbertagesmittelwertes<br />

gab. Da muss ich mich schon<br />

wundern. Wir sind jetzt in 2013; 2011 ist nicht so weit weg.<br />

Wie war es denn in den letzten zehn Jahren? Wie häufig<br />

gab es da Quecksilbergrenzwertüberschreitungen? - Das<br />

als zweiter Punkt.<br />

Wie gesagt, zum einen: Liegen die Werte vor? Kann<br />

man sehen, wie die sich verändert haben, was die kontinuierliche<br />

Messung des Quecksilbers angeht? Und zum<br />

anderen: Wie schaut es mit den Überschreitungen in den<br />

letzten zehn Jahren aus?<br />

Seite 65<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Villano, sagen Sie etwas dazu? – Gut.<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Die Quecksilberemission für das Jahr 2011 lag bei<br />

0,021 mg/Nm³. Das ist auch in der Gemeinderatssitzung<br />

so präsentiert worden. Das hat sich im Vergleich zu 2012<br />

nicht geändert. Wir haben von 2011 bis heute für Quecksilber<br />

eine einzige Tagesmittelwertüberschreitung.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Und die zehn Jahre zuvor? Können wir die Daten sehen?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Von den letzten zehn Jahren habe ich nichts hier.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Können wir die konkreten Zahlen sehen, wie sie sich in<br />

diesem letzten Jahr entwickelt haben?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Im letzten Jahr?<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Ja, Sie hatten doch jetzt einen Probebetrieb. Da haben<br />

Sie eine kontinuierliche Messung durchgeführt. Diese<br />

Zahlen würde ich gerne im Vergleich zu dem halben Jahr<br />

zuvor sehen, wo Sie noch mit 60 % gefeuert haben.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Den Vergleich kann ich Ihnen jetzt hier nicht zeigen.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Das ist ganz schlecht, weil es hier genau darum geht. Das<br />

ist doch das Thema dieser Sitzung - zumindest für mich.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Bauer, das sind ja kontinuierliche Messungen. Wenn<br />

der Herr Villano die Daten dabei hat, ist es sicherlich<br />

möglich, das zu beantworten. Aber es war nicht explizit<br />

Thema: Legen Sie für die letzten zehn Jahre Emissionsmessdaten<br />

auf den Tisch! Das war hier kein zentrales<br />

Thema und steht in den Antragsunterlagen auch nicht<br />

drin.<br />

Diese Frage müssen wir weitergeben. Ist sie jetzt und<br />

hier zu beantworten? Haben Sie die Daten dabei?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Nein, ich kann die Daten jetzt nicht so aufbereiten, dass<br />

ich sie als kontinuierliche Messungen im Vergleich zeigen<br />

kann. Ich kann Ihnen allerdings den Emissionsbericht von<br />

2011 zeigen und sagen, wie es 2012 war.<br />

(Schaubild: Emissionsmessbericht für das<br />

Jahr 2011 – Anlage 7, S. 136)<br />

Wie gesagt, wir haben hier insgesamt sieben Tagesmittelwertüberschreitungen:<br />

sechsmal NOx, einmal<br />

Quecksilber. Beide waren technisch bedingt bzw. im<br />

Anfahrprozess. Es gab entsprechende Halbstundenwert-


überschreitungen. Das hat sich in 2012 insofern gebessert,<br />

als wir da deutlich weniger Überschreitungen haben.<br />

(Hans-Jürgen Klawe [EW]: Das eine ist Tagesmittelwert<br />

und das andere Jahresmittelwert?)<br />

- Halbstundenmittelwerte.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Klawe, nehmen Sie das Mikrofon, dann hören alle,<br />

was Sie sagen!<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Sie sehen hier die tatsächlichen Emissionssituationen für<br />

das Jahr 2011. Wir haben hier den Grenzwert für SO2 und<br />

den tatsächlichen Jahresdurchschnittswert mit 12,1<br />

mg/m³, die Jahresmittelwerte für NOx, Ammoniak, Staub<br />

und Quecksilber, die Tagesmittelwerte und Halbstundenmittelwerte.<br />

Sie sehen auch, dass wir da deutlich unter<br />

den Grenzwerten liegen.<br />

Sie sehen bei den wiederkehrenden diskontinuierlichen<br />

Messungen durch einen externen Gutachter die<br />

entsprechenden Parameter für HCl, HF, Cadmium, Thallium,<br />

die Summe der Schwermetalle, Dioxine und Furane.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Bauer.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Es wird jetzt einmal konkret. – Aber ich verstehe es<br />

einfach nicht. Sie messen Quecksilber kontinuierlich. Das<br />

wird wahrscheinlich den Grund haben, weil es ein bedenklicher<br />

Stoff in Ihrem Produktionsprozess ist. Sie beantragen<br />

eine Umstellung von 60 auf 100 %, was die Emission<br />

von Quecksilber maßgeblich beeinflusst. Können Sie hier<br />

nicht sagen, wie sich die Emission in diesem halben Jahr<br />

Probezeit im Verhältnis zu dem halben Jahr zuvor verändert<br />

hat?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Herr Bauer, wir haben keine Überschreitungen gehabt.<br />

(Andreas Bauer [EW]: Darum geht es nicht!)<br />

Wir messen eine Konzentration, und die hat sich nicht<br />

verändert.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Die Emissionsabgabe hat sich im letzten Jahr nicht<br />

verändert?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Wir können in der nächsten Pause noch einmal darüber<br />

reden. Ich suche es heraus; das dauert allerdings ein paar<br />

Minuten.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Es hat also keine Steigerung gegeben?<br />

Seite 66<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Nein.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Über den Emissionsweg ist alles gleich geblieben?<br />

(Tino Villano [AS] nickt.)<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Dieses Kopfnicken von Herrn Villano war wohl ein Ja.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Ja.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Und das können wir sehen?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Das kann ich Ihnen zeigen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Jetzt Herr Klawe.<br />

Hans-Jürgen Klawe (Einwender):<br />

Meine Frage von eben hat sich ein bisschen relativiert. Sie<br />

haben vorhin auf die Frage von der Frau Kassner hin<br />

diese drei Werte gezeigt: 0,028 mg/m³ Quecksilber prognostiziert,<br />

143 g pro Tag und 52,1 kg pro Jahr. Sie haben<br />

auf meine Frage dann geantwortet: Der bisherige Ausstoß<br />

lag bei 0,20 mg/m³. – Habe ich eben etwas anderes<br />

gesagt? Dann Entschuldigung!<br />

Wenn ich die 0,02 mg/m³ zugrunde lege – jetzt habe<br />

ich mal den Taschenrechner bemüht, ich hätte es auch im<br />

Kopf machen können, aber dazu war ich zu faul –, das<br />

jetzt Prognostizierte dagegenstelle und die 0,02 mg/m³ auf<br />

100 % setze, dann habe ich hinterher 140 %. Das ist also<br />

eine Steigerung um 40 %.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielleicht geht es noch ein paar mehr Leuten so wie mir:<br />

Ich habe jetzt nicht verstanden, was Sie gerade mit Ihrem<br />

Taschenrechner ausgerechnet haben.<br />

Hans-Jürgen Klawe (Einwender):<br />

Einmal wird zum heutigen Zeitpunkt bei 60 % Ersatzbrennstoff<br />

eine Quecksilberemission von 0,02 mg/m³<br />

angesetzt. Für die Zukunft wird eine Quecksilberkonzentration<br />

von 0,028 mg/m³ prognostiziert. Das ist eine Steigerung<br />

um 40 %.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Jetzt wird es, denke ich, klarer. Können Sie etwas dazu<br />

sagen, Herr Dr. Oerter?<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Noch einmal: Die 0,028 sind der vorgesehene Emissionsgrenzwert,<br />

der unterhalb des Grenzwertes aus der<br />

17. BImSchV liegt. Diese 52 kg – ich komme auf ein<br />

bisschen weniger, aber das ist auch völlig wurscht -, diese


Jahresfracht ist tatsächlich mit dem Emissionsgrenzwert<br />

bestimmt worden.<br />

Die tatsächliche Emission, die sich als Jahresmittelwert<br />

aus den kontinuierlichen Quecksilbermessungen<br />

ergeben hat, entspricht eben nicht dem Grenzwert – was<br />

auch gut so ist -, sondern liegt darunter. 0,02 mg/m³ war<br />

die tatsächlich gemessene Jahresemission im Jahr 2011.<br />

Wenn ich Herrn Villano richtig verstanden habe, war das<br />

auch für das gesamte Jahr 2012 der Fall. – Herr Bauer,<br />

Herr Villano hat es mir zugesagt: Er zeigt Ihnen gleich<br />

noch den entsprechenden Messwert.<br />

Diese Maximalfracht ist nicht mit der gemessenen Jahresemission,<br />

sondern mit dem Emissionsgrenzwert, der<br />

einzuhalten ist, mit dem Tagesmittelwert von 0,028 mg/m³,<br />

abgeschätzt worden. Die 0,02 mg/m³ sind der tatsächlich<br />

gemessene Jahresemissionswert für das Quecksilber.<br />

Das heißt, ich liege um 8 µg/m³ unterhalb des Grenzwertes,<br />

was üblicherweise auch der Fall ist.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich denke, jetzt ist es klarer geworden, wie die Betrachtung<br />

zustande kam. Es gibt einfach einen Unterschied<br />

zwischen dem realen Wert und dem Emissionsgrenzwert.<br />

Da gab es unterschiedliche Rechengänge.<br />

Eine weitere Einwenderin hatte sich vorhin zu Wort<br />

gemeldet.<br />

Jutta Aberle (Einwenderin):<br />

Solche Werte, von denen wir sprechen, sind doch immer<br />

auf einen erwachsenen Menschen bezogen, der vielleicht<br />

1,80 m groß ist und 70 kg wiegt. Meine Frage wäre: Wie<br />

wirkt sich das auf Kinder aus? Wenn ich meinen Kindern<br />

z. B. Hustensaft gebe, muss ich immer ganz genau darauf<br />

achten, wie alt die sind und wie schwer die sind, weil die<br />

einfach nicht so viel vertragen. Wenn ich jetzt von den<br />

Werten zum Quecksilber höre, stelle ich mir die Frage:<br />

Wie viel verträgt so ein kleines Kind?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke für die Frage. – Frau Schmid-Adelmann, könnten<br />

Sie etwas dazu sagen? Ich denke, es ist mehr eine<br />

informative Frage.<br />

Friederike Schmid-Adelmann (LRA Karlsruhe):<br />

Bei der Berechnung, die ich vorhin dargestellt habe, war<br />

der Wert auf einen erwachsenen Menschen bezogen. Es<br />

ist Tatsache, dass der Erwachsene um die 20 m³ Luft pro<br />

Tag einatmet. Für das Kind ist der Wert natürlich durch die<br />

niedrigere Aufnahme von Luft in der Lunge entsprechend<br />

niedriger. Verhältnismäßig geringer ist auch die Menge an<br />

Quecksilber, die das Kind aufnehmen kann. Insofern gilt<br />

dieser unbedenkliche PTWI-Wert, auf den ich mich bezogen<br />

habe, für Erwachsene und für Kinder gleich.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielen Dank. – Jetzt Herr Block.<br />

Seite 67<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Rauchgasreinigung (SNCR, Nasswäscher,<br />

Versuch zur Minimierung von<br />

Quecksilber)<br />

Harry Block (BUND):<br />

Quecksilber: Sie hatten die Werte für 2011 aufgelegt, und<br />

der Durchschnittswert war 0,021; den habe ich mir gemerkt.<br />

Damit haben Sie den von Ihnen beantragten Wert<br />

als Schnitt gerissen. Das war seine Frage. Seine Frage<br />

war, wie der Wert 2012 ist. Da haben Sie ja schon HOK<br />

eingesetzt. Das heißt, die Frage wäre: Wenn HOK, also<br />

Aktivkohle, nicht eingesetzt worden wäre, wie wäre dann<br />

der Wert gewesen? Anders gefragt: Warum nehmen Sie<br />

nicht immer HOK? Bei Quecksilber, bei so einem Stoff<br />

muss man doch um jeden Preis minimieren. Frage:<br />

Warum nehmen Sie nicht immer Aktivkohle? Dann liegen<br />

Sie mit dem Wert immer darunter.<br />

Sie haben in 2011, wenn ich es richtig gelesen habe,<br />

den Wert, den Sie jetzt beantragen, im Schnitt nie erreicht<br />

- nie! Sie haben einen Schnitt von 0,021.<br />

(Kopfschütteln aufseiten der Antragstellerin)<br />

– Doch, der war zwischen 0,021 und 0,028. Zahlen kann<br />

ich mir gut merken. Der Witz ist: 2011 haben Sie es nicht<br />

erreicht, und für 2012 werden Sie es uns nachher zeigen.<br />

Ich sage der Genehmigungsbehörde: Das kann man<br />

immer erreichen. Wir betrachten das jetzt unter dem<br />

Gesichtspunkt, was wir erreichen könnten, wenn immer<br />

Aktivkohle eingesetzt würde – immer! Oder geht das<br />

technisch nicht? Oder ist der Preis entscheidend?<br />

Dann kommt als nächste Frage – wir sprechen nachher<br />

noch über die Filter -: Schaffen wir das bei den anderen<br />

Sachen auch?<br />

Ich habe Ihnen vorhin gesagt, eine Müllverbrennungsanlage<br />

bzw. die Stadt Karlsruhe hat bei der Klärschlammverbrennung<br />

0,00068 mg/Nm³ Quecksilber im Schnitt. Das<br />

liegt um zwei Potenzen unter den 0,02, die Sie im Augenblick<br />

noch nicht erreicht haben. Sie haben noch nicht<br />

bewiesen – weil 2012 fehlt -, dass Sie die 0,02 überhaupt<br />

schaffen.<br />

Wissen Sie es als Behörde, dass das so ist? Wir können<br />

die Walzbachtaler ja nicht als Versuchskaninchen<br />

missbrauchen. Das heißt, Sie müssten die Werte kontinuierlich<br />

bekommen. Sie können doch nicht eine Genehmigung<br />

erteilen, wenn Sie nicht genau wissen, was die da<br />

treiben, oder?<br />

Das ist keine Genehmigung; das ist ja genehmigungsfrei.<br />

Und genehmigungsfrei heißt, dass Sie hoffentlich<br />

jeden Wert dokumentiert haben. Das hoffe ich doch im<br />

Interesse der Menschen da hinten.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Die Werte haben Sie vorhin gehört. Zu Ihrer Anmerkung<br />

am Schluss gleich die Antwort: Die Werte werden uns<br />

monatlich in Berichten übermittelt. Wir haben aus diesen<br />

Berichten keine Auffälligkeiten erkennen können oder


dass eine Erhöhung gegenüber der vorigen Emissionssituation<br />

aufgetreten ist. Wir haben jetzt die Werte ebenfalls<br />

nicht dabei.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Haller, haben Sie diesen Versuch beobachtet?<br />

Haben die dort wirklich die Brennstoffe eingesetzt, die jetzt<br />

gewünscht sind? Ist das so gewesen? Waren Sie da vor<br />

Ort? Haben Sie das jeden Tag nachkontrolliert? Wie oft<br />

wurde Aktivkohle eingesetzt? War das die ganze Zeit, war<br />

das an einem Tag? Das müssen wir doch jetzt wissen. Es<br />

wäre schön, wenn wir das einmal sehen könnten.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vorhin hat Lafarge diese Frage meines Erachtens schon<br />

beantwortet. Aber Lafarge kann es gerne noch einmal tun.<br />

Sie haben vorhin die Frage gestellt, warum diese Aktivkohlezudosierung<br />

oder diese Herdofenkokszudosierung<br />

nicht kontinuierlich stattgefunden hat. – Wer will von<br />

Lafarge dazu etwas sagen: Herr Villano, Herr Dr. Oerter?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Noch einmal zum allgemeinen Verständnis: Der Tagesmittelwert,<br />

der Grenzwert, beträgt 0,028 mg/m³. Der Jahresmittelwert,<br />

also der tatsächliche Emissionswert, liegt bei<br />

0,021 mg/m³, also darunter. Das haben wir durchgehend<br />

gemessen; wir messen kontinuierlich.<br />

Dass wir keine Herdofenaktivkohle kontinuierlich eindüsen,<br />

liegt daran, dass wir versuchen, von vornherein<br />

den Input zu kontrollieren und zu minimieren. Das heißt,<br />

wir wollen nicht, dass so viel Quecksilber ins System<br />

hineinkommt; wir müssen das auch irgendwie handeln.<br />

Es gibt letztendlich technische Maßnahmen, die auch<br />

Stand der Technik sind: Ausschleusung usw., Reduzierung<br />

der Sekundärbrennstoffrate bei langanhaltendem<br />

Trend nach oben und die Eindüsung als wirklich allerletzte<br />

Maßnahme, um Spitzen, ich sage einmal: abzuschießen.<br />

Sie haben gesehen – ich habe es Ihnen gezeigt -,<br />

dass es eine einzige Tagesmittelwertüberschreitung seit<br />

2011 gegeben hat. Ansonsten fahren wir den Ofen sehr<br />

stabil mit der Sekundärbrennstoffrate und stabil unter dem<br />

Grenzwert.<br />

(Harry Block [BUND] meldet sich zu Wort.)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, lassen Sie noch die Frau Sorg und den Herrn<br />

Futterer zu Wort kommen. Wenn es eine konkrete Nachfrage<br />

ist, gern. Aber vielleicht drückt bei den anderen<br />

beiden das gleiche Problem.<br />

Anette Sorg (Einwenderin):<br />

Herr Villano, auch wenn Sie es noch hundertmal wiederholen:<br />

Das befriedigt mich überhaupt nicht, wenn Sie<br />

sagen, Sie möchten von vornherein lieber vermeiden. Wir<br />

alle möchten hier Müll vermeiden und können es nicht zu<br />

100 %.<br />

Seite 68<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Herr Dr. Oerter, Sie haben gesagt: Quecksilber geht<br />

zu 100 % gasförmig heraus.<br />

(Widerspruch von Dr.-Ing. Martin Oerter<br />

[AS])<br />

– Nein, stimmt nicht? Egal. - Auf jeden Fall geht es in die<br />

Luft. Es gibt eine Steigerung bei den Mengen. Warum<br />

nehmen Sie nicht kontinuierlich Aktivkohle? Sie könnten<br />

die Menge des ausgestoßenen Quecksilbers reduzieren,<br />

wenn Sie wollten. Sie wollen aber nicht. Ist das eine<br />

finanzielle Frage? Kann man sich das nicht leisten? Ist Ihr<br />

Werk von der Anlage her nicht darauf vorbereitet? Kann<br />

man das nicht kontinuierlich machen? Ich verstehe es<br />

nicht. Sie könnten Schadstoffe minimieren und tun es<br />

nicht, sondern sagen, Sie möchten irgendwelche Spitzen<br />

verhindern.<br />

Zweite Frage. Am 3. Juli 2009 – das Datum dürfte<br />

Ihnen ein Begriff sein – gab es einen Störfall. Gibt es<br />

Daten, wie hoch der Tagesmittelwert des Quecksilbers an<br />

diesem Tag war, wie viel da in die Luft ging? Das würde<br />

mich interessieren.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ganz kurz von meiner Seite: Der Begriff „Störfall“ ist etwas<br />

irreführend. Wir haben Gott sei Dank keine „Störfälle“ bei<br />

solchen Anlagen. Es geht um „Betriebsstörungen“, die<br />

dann eben zu erhöhten Werten führen können oder<br />

gegebenenfalls zu ungeplanten Folgen.<br />

(Zurufe von Anette Sorg [EW’in] und Harry<br />

Block [BUND])<br />

– Ich bin da immer ein bisschen skeptisch. Sie werden<br />

richtige Störfälle kennen. Wir sind wirklich froh, wenn wir<br />

keine haben.<br />

Dazu direkt eine Frage? - Gehen Sie bitte ans Mikrofon!<br />

Roland Lang (RP Karlsruhe):<br />

Das ist aber keine Einwenderin. - Sind Sie Einwenderin?<br />

(Zuhörerin: Das sage ich, wenn ich fertig<br />

bin!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Nein, nein! Halt!<br />

(Zuhörerin: Was bedeutet es, wenn Reinigungstrupps<br />

durch den Ort fahren und Zettel<br />

in den Briefkästen landen? Sind das keine<br />

Störfälle?)<br />

– Ich erkläre es Ihnen nachher.<br />

(Harry Block [BUND]: Ich übernehme die<br />

Fragen! – Weitere Zurufe von den Einwenderinnen<br />

und Einwendern)<br />

Wir waren eigentlich bei der Frage von Frau Sorg.


Harry Block (BUND):<br />

Wenn eine Firma etwas in die Briefkästen von Wössingen<br />

hineinwirft, wo draufsteht, dass sich irgendetwas in dem<br />

Betrieb ereignet hat, bezeichnen Sie das dann nicht als<br />

Störfall?<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Reinigungstrupps!)<br />

– Und wenn Reinigungstrupps durch die Straßen fahren,<br />

ist das dann ein ganz normaler Vorgang, eine Betriebsstörung<br />

– so, als ob bei mir das Blinklicht nicht geht?<br />

Wolfgang Schilling (RP Karlsruhe):<br />

Herr Block, das ist kein normaler Vorgang, das ist eine<br />

Betriebsstörung. Aber „Störfall“ ist gesetzlich belegt. Heute<br />

geht einiges ein bisschen durcheinander, wenn ich an<br />

„Irrelevanz“ und die Folgerungen denke. Das geht ein<br />

bisschen quer durch die TA Luft. Juristisch werden wir es<br />

dann in der Entscheidung entsprechend darstellen.<br />

Aber eines muss klar sein: Einen Störfall gibt es im<br />

Störfallbetrieb. Das ist ein Betrieb, der unter die Störfallverordnung<br />

fällt. Das ist dann wirklich eine ernsthafte<br />

Geschichte. Da geht es dann nicht um Staub oder Ähnliches,<br />

da geht es um ganz andere Stoffe.<br />

Der Begriff ist belegt, und wir werden die Begriffe – ob<br />

es Ihnen gefällt oder nicht – so verwenden, wie sie im<br />

Gesetz stehen. Ich will nicht herunterspielen, dass da eine<br />

Störung stattgefunden hat. Aber den Begriff „Störfall“<br />

werden wir in dem Zusammenhang nicht verwenden.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Es geht wirklich nicht darum, dass man das nicht ernst<br />

nähme. Aber es gibt schlicht und einfach Begriffe, die<br />

gesetzt und belegt sind. Wir sind froh, dass wir bei Lafarge<br />

allein von den Begrifflichkeiten her keine „Störfälle“ haben<br />

können. Das sind Kleinigkeiten, aber man muss auch<br />

solche formalen Dinge angesprochen haben. - Jetzt zu der<br />

Frage von Frau Sorg.<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Ich kann Ihnen jetzt keinen Messwert oder Quecksilberwert<br />

angeben. Aber ich will das noch einmal erläutern:<br />

Das, was dort am Klinkerkühler ausgetreten ist, war<br />

Staub. Die Entstaubung ist ein System, wo Frischluft<br />

eingedüst wird. Das heißt, das war reine Frischluft über<br />

diesem Kamin - mit staubbelastetem Rohmaterial, ja. Aber<br />

da sind keine Gase aus dem Ofen oder keine im Verbrennungsprozess<br />

entstandenen Gase mit abgeschieden<br />

worden, sondern das war Frischluft.<br />

Den Tageswert von Quecksilber an diesem Tag kann<br />

auch ich Ihnen jetzt nicht sagen; den müsste ich heraussuchen.<br />

Aber die Anlage wurde unvermittelt gestoppt,<br />

sodass der gesamte Produktionsprozess gestoppt war.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Futterer.<br />

Seite 69<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Michael Futterer (Einwender):<br />

Noch einmal, um Frau Sorg zu unterstützen. – Ich weiß<br />

auch nicht, ob wir in der Tagesordnung noch zu den<br />

Filteranlagen kommen oder ob das jetzt schon mit dabei<br />

ist.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Im Moment sind wir noch bei der Emissionssituation,<br />

wobei ich hoffe, dass wir die bald verlassen können.<br />

Michael Futterer (Einwender):<br />

Okay. Die Filteranlagen sind schon ein zentraler Punkt,<br />

worüber wir hier gerne noch diskutieren und unsere<br />

Bedenken vortragen würden. Dann stelle ich es zurück,<br />

bis wir dahinkommen.<br />

(Anette Sorg [EW’in]: Meine Frage ist nicht<br />

beantwortet!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Da hat die Frau Sorg recht. – Herr Villano, haben Sie sie<br />

verstanden? - Es hilft manchmal nachzuhaken, wenn man<br />

eine Frage nicht verstanden hat. Dann wird es vielleicht<br />

einfacher mit dem Antworten.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Dann wiederholen Sie das bitte noch einmal. Ich denke,<br />

es ging darum, was an dem Tag aus dem Kamin herauskam.<br />

(Anette Sorg [EW’in]: Nein, warum Sie nicht<br />

kontinuierlich Aktivkohle nehmen, um die<br />

Schadstoffe, um Quecksilber zu reduzieren!)<br />

Da kam jetzt die andere Frage dazwischen. – Frau Sorg,<br />

ich kann mich da nur wiederholen. Wir versuchen letztendlich,<br />

das Quecksilber im System zu reduzieren. Es gibt<br />

verschiedene Maßnahmen, um Quecksilberemissionen zu<br />

reduzieren, sprich: Temperatursenkung, um die Kondensation<br />

zu erhöhen, Ausschleusung, Senkung der Sekundärbrennstoffrate.<br />

Wenn das nicht ausreicht, werden die<br />

Spitzen abgefangen. Das heißt, das ist die allerletzte<br />

Maßnahme. Das ist letztendlich Stand der Technik.<br />

Andere Maßnahmen sind hier in der Zementindustrie nicht<br />

eingesetzt.<br />

(Bettina Waibel [EW’in]: Sie weichen aus!)<br />

Anette Sorg (Einwenderin):<br />

Ich habe vorhin, glaube ich, vernommen, dass zwei Drittel<br />

des Quecksilberausstoßes im Rohmaterial drinstecken. An<br />

diesem Quecksilberwert aus dem Rohmaterial können Sie<br />

im Vorfeld nichts ändern. Der Rest kommt aus den Sekundärbrennstoffen.<br />

Da können Sie etwas ändern, je<br />

nachdem, woher Sie das beziehen oder wie genau Sie<br />

das kontrollieren. Aber warum können Sie diese zwei<br />

Drittel im Rohprodukt nicht mit Ihrer Aktivkohle behandeln?


Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Dr. Oerter.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Ich glaube, jetzt geht es ein bisschen durcheinander, Frau<br />

Sorg. Das mit den zwei Dritteln habe ich heute früh<br />

möglicherweise nicht präzise genug ausgedrückt. Das<br />

bezog sich auf die CO2-Emissionen. Zwei Drittel des CO2<br />

kommen aus dem Prozess, ungefähr ein Drittel kommt<br />

aus der fossilen Verbrennung. Das kann reduziert werden,<br />

wenn ich entsprechende Alternativbrennstoffe einsetze.<br />

Gleichwohl ist es so – das ist allerdings von Anlage zu<br />

Anlage unterschiedlich; da müsste man eine sehr aufwendige<br />

Quecksilberbilanz machen, wenn Sie die genaue<br />

Zahl hören wollen -, dass allein durch den unterschiedlichen<br />

Massenhebel – das sind sozusagen zehn Teile<br />

Rohmaterial auf einen Teil Kohle – ein ungleich höherer<br />

Massenstrom des Rohmaterials in das System eingeht,<br />

als es der Brennstoff tut. Deswegen ist die Spurenelement-eintragssituation<br />

im Wesentlichen durch die Rohmaterialien<br />

bestimmt.<br />

Natürlich muss ich gerade bei den Brennstoffen auch<br />

auf die Komponente Quecksilber schauen, wie Herr<br />

Villano das gesagt hat. Wir reden hier - um das klar zu<br />

sagen - letztlich über den Stand der Technik. Die Grenzwerte,<br />

wie sie im Immissionsschutzrecht festgelegt sind<br />

- wobei hier schon ein dynamisierter Grenzwert genommen<br />

worden ist -, tragen letztlich dafür Sorge, dass der<br />

Betrieb der Anlage umweltverträglich und schadlos erfolgt.<br />

Es gibt einen Stand der Technik, wie er auch im BVT-<br />

Papier festgeschrieben ist. Das sind genau die Maßnahmen,<br />

die Herr Villano dargelegt hat, und die entsprechen<br />

derzeit dem aktuellen State-of-the-Art.<br />

Wir hatten heute früh schon angesprochen, dass bei<br />

der Komponente Quecksilber aufgrund ihrer Emissionsrelevanz<br />

sehr wohl eine sorgfältige Inputüberwachung<br />

erforderlich ist, um hohe Belastungen zu vermeiden. Das<br />

ist genau die Technik bzw. das Verfahren, das Lafarge<br />

anwendet. Der Emissionsgrenzwert, der von der Genehmigungsbehörde<br />

vorgeschlagen worden ist, enthält schon<br />

eine gewisse Dynamisierung. Man geht nämlich von den<br />

0,03 herunter auf 0,028 mg/Nm³. Das ist derzeit das, was<br />

das Werk leisten muss. Und das wird unter Anwendung<br />

des Standes der Technik getan.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Bauer und dann Herr Klawe.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Ich habe noch eine Rückfrage an Herrn Villano. Habe ich<br />

es jetzt richtig verstanden, dass Sie die Quecksilbergeschichte<br />

also doch über den Brennstoff beeinflussen? Sie<br />

hatten doch gesagt, dass Sie irgendwie durch Beeinflussung<br />

der Brennstoffe versuchen, die Quecksilberanteile im<br />

Zaum zu halten.<br />

Seite 70<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Es hat niemand bestritten, dass Quecksilber auch über<br />

den Brennstoff mit hineinkommt. Das heißt, wir haben hier<br />

eine Möglichkeit der Einflussnahme auf die Quecksilberemissionen.<br />

Wenn wir also solche Trends feststellen, kann<br />

man entsprechend gegensteuern. Dazu gibt es Betriebsanweisungen,<br />

wie zu verfahren ist. Das ist eine Maßnahme,<br />

die dann geschaltet wird, wenn andere technische<br />

Maßnahmen nicht greifen. Die allerletzte Maßnahme ist<br />

eben die Eindüsung von Aktivkohle.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Dann hätte ich noch eine konkrete Rückfrage. Sie sagen,<br />

Sie können den Quecksilberausstoß beeinflussen. Aber es<br />

spielt dann letzten Endes doch wieder keine Rolle, ob Sie<br />

von 60 auf 100 % Sekundärbrennstoffe gehen. Es muss<br />

doch irgendwo in den Stoffen, die Sie verbrennen, das<br />

Quecksilber enthalten sein. Dementsprechend muss der<br />

Anteil auch unterschiedlich sein; denn sonst könnten Sie<br />

ihn nicht beeinflussen, je nachdem, was Sie verbrennen.<br />

Darum würde mich interessieren, welche Quecksilberinhalte<br />

die einzelnen Brennstoffe haben. Ich mag nicht<br />

so ganz glauben, dass gerade auch in dem Fluff so wenig<br />

drin sein soll, dass Sie bei Erhöhung der Sekundärbrennstoffrate<br />

den Grenzwert trotzdem noch halten.<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Vielleicht kann ich das gerade beantworten. Es sind<br />

mehrere Prozesse, die da ablaufen, wie ich es heute früh<br />

schon einmal gesagt hatte: Bei der Produktion des Brennstoffes<br />

zeigen sich viele Herausforderungen. Zum Beispiel<br />

ist beim Thema Quecksilber herauszufinden, wo eigentlich<br />

das Quecksilber im Stoff ist und wie ich es minimieren<br />

kann.<br />

Die Untersuchungen, die wir und auch andere Verbände<br />

gemacht haben, haben zu verschiedenen Ergebnissen<br />

geführt. Eine Erfahrung ist, dass in den Feinanteilen,<br />

die sich in diesem Ersatzbrennstoff befinden, der<br />

größere Teil an Quecksilbergehalten zu finden ist. Daraus<br />

ergibt sich ganz logisch die Maßnahme, den Grad der<br />

Feinanteile durch die Produktion des Brennstoffs so weit<br />

wie möglich zu reduzieren. Genau das ist eine der Zielstellungen,<br />

die wir als Lafarge unseren Produzenten mitgeben,<br />

indem wir sagen: Das sind gemeinsame Erkenntnisse;<br />

wir wollen, dass das so läuft. Und so funktioniert das<br />

im Prinzip auch.<br />

Sie haben richtig erkannt: In dem Moment, wo ich die<br />

Menge erhöhe, aber auf einem bestimmten Level bleiben<br />

will, ist sofort die Herausforderung da, die entsprechenden<br />

Einträge noch weiter zu minimieren, als es bisher erfolgt<br />

ist.<br />

Ich sage es einmal aus der Erfahrung heraus: Wir reden<br />

hier von zeitlich abgestimmten Prozessen. Wenn ich<br />

mir vor Augen führe, wie vor 15 Jahren mit Ersatzbrennstoffen<br />

umgegangen wurde, muss ich ganz klar sagen: Da<br />

sind wir heute Kilometer weiter.


Herr Block, Sie haben vorhin erwähnt, dass Sie sich<br />

schon viele von diesen Aufbereitungsanlagen angesehen<br />

haben. Ich denke, Sie können das bestätigen, wenn ich<br />

sage: Da gibt es eine riesige Entwicklung. So wird es auch<br />

in der Zukunft sein. Dass wir da noch lange nicht am Ende<br />

sind, darüber müssen wir nicht diskutieren; das ist völlig<br />

klar.<br />

(Harry Block [BUND]: Deswegen sitzen wir<br />

hier!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Konkret dazu?<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

Ja. – Herr Fischer, geht es ein bisschen konkreter?<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Was meinen Sie jetzt?<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

Könnten Sie das vielleicht an einem bildhaften Beispiel<br />

klarmachen? Es ist für mich vollkommen abstrakt, was Sie<br />

gesagt haben.<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Ich meine z. B. die gesamten technischen Entwicklungen,<br />

die in diesem Bereich hinter uns liegen. Wir reden hier die<br />

ganze Zeit über Quecksilber. Das ist ein Thema. Ein ganz<br />

entscheidendes anderes Thema war all die Jahre Chlor.<br />

Schauen wir uns doch einmal an, was für Methodiken und<br />

Technologien in der Aufbereitung von Ersatzbrennstoffen<br />

eingesetzt werden. Ich meine beispielsweise Technologien,<br />

um diesen Chloranteil während des Produktionsprozesses<br />

herauszunehmen. Das sind Beispiele, die mir<br />

vorschweben, wenn ich von technischer Entwicklung rede.<br />

Dann kommt noch die Herausforderung hinzu - die ist<br />

jetzt aber nicht für uns so relevant, sondern viel relevanter<br />

für den Produzenten, also unseren Partner in dem Fall -,<br />

wie die Inputströme sortiert werden. Da ist aber nicht das<br />

Zementwerk aktiv, sondern der Hersteller. Aber natürlich<br />

kommen die Vorgaben vom Zementwerk.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Bauer hat noch eine Nachfrage. Herr Klawe, etwas<br />

Geduld noch!<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Noch eine Verständnisfrage: Haben also diese 40 %<br />

Brennstoff, die Sie jetzt durch weiteren Sekundärbrennstoff<br />

ersetzen, vom Grundsatz her den gleichen Quecksilbergehalt<br />

wie Fluff beispielsweise? Wenn Sie sagen, dass<br />

Sie keine Änderung in der Gesamtbilanz haben, muss Ihr<br />

bisheriger Brennstoff genauso viel Quecksilber enthalten<br />

wie der neue - es sei denn, Sie würden jetzt diese Sekundärbrennstoffe<br />

unter völlig neuen Vorgaben herstellen<br />

lassen.<br />

Seite 71<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Diese völlig neuen Vorgaben bei der Entwicklung hatten<br />

wir im Prinzip schon in der gesamten Vergangenheit. Ich<br />

muss es noch einmal deutlich sagen: Auch wir entwickeln<br />

uns auf diesem Gebiet, und zwar nicht nur als Zementwerk,<br />

sondern auch in der Partnerschaft mit den entsprechenden<br />

Lieferanten.<br />

Natürlich kommen die Vorgaben in erster Linie aus der<br />

Genehmigungssituation. Solche Vorgaben, die daraus<br />

resultieren, werden auch weitergegeben. Heute früh ist<br />

schon erwähnt worden, dass wir als Werk auch zu den<br />

Lieferanten gehen, uns deren Technologie anschauen und<br />

uns vor Ort überzeugen: Können die das überhaupt? Sind<br />

die überhaupt geeignet – und zwar völlig unabhängig von<br />

Zertifizierungen -, uns den Stoff entsprechend den Vorgaben<br />

zu liefern?<br />

Ich wiederhole mich gerne: Wir haben da seit 2004,<br />

wenn ich mich recht entsinne, eine tolle Entwicklung hinter<br />

uns. Aber wir werden da nie an ein Ende kommen; das<br />

wiederhole ich ebenfalls gerne. Wir haben da gemeinsame<br />

Interessen – auch wenn das nirgendwo richtig deutlich<br />

wird –, auch auf diesem Gebiet weiter voranzukommen.<br />

Das können Sie mir gerne glauben.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND] meldet sich zu<br />

Wort.)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Wenn es direkt dazu ist. Ansonsten ist eigentlich der Herr<br />

Klawe dran.<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

Was hat sich denn bei Ihren Lieferanten während dieser<br />

Versuchszeit geändert? Wenn Sie sagen, es hat sich<br />

nichts bei dem geändert, was oben herauskommt, muss<br />

sich doch bei den Lieferanten etwas geändert haben.<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Vielleicht habe ich es immer noch nicht klar und deutlich<br />

gemacht. Wir haben ein Lieferanten-Verwerter-Verhältnis.<br />

Als das begann – das war 2004 oder 2006, irgendwann in<br />

diesem Zeitraum -, wurden durch den Verwerter, also<br />

durch das Zementwerk, klare Vorgaben gemacht, wie wir<br />

uns das vorstellen. Von da an wurde im Prinzip täglich<br />

daran gearbeitet, die Bedingungen zu verbessern. – Jetzt<br />

rede ich nicht nur von Quecksilber, sondern von allen<br />

wichtigen Parametern. Wichtige Parameter sind im Grunde<br />

genommen sowohl Genehmigungsparameter als auch<br />

Prozessparameter.<br />

Mit verbesserten Bedingungen meine ich z. B. die<br />

Konstanz. Wir haben heute früh auch von Homogenisierung<br />

gesprochen: Wie homogen ist das, wie verlässlich<br />

sind die Werte? Und so weiter. Das ist dieser Prozess,<br />

von dem ich rede. – Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was Sie<br />

dazu jetzt noch hören wollen.<br />

(Harry Block [BUND]: Ich werde sauer!)


Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Der Herr Klawe wartet schon die ganze Zeit.<br />

Hans-Jürgen Klawe (Einwender):<br />

Ich möchte auf die vorletzte Antwort von Herrn Villano<br />

zurückkommen. Sie haben da einen sehr interessanten<br />

Begriff verwendet, der auch sehr wichtig ist. Das war der<br />

„Stand der Technik“.<br />

Ich vergegenwärtige mir jetzt einmal Ihre Emissionswerte,<br />

die Sie beantragen, und stelle sie denen gegenüber,<br />

die Herr Block gezeigt hat, was in einer Müllverbrennungsanlage<br />

erreichbar ist.<br />

Sie werden demnächst eine Müllverbrennungsanlage<br />

mit 100 % Ersatzbrennstoff betreiben, die nach der<br />

17. Bundesimmissionsschutzverordnung, also nach der<br />

Verordnung für Müllverbrennungsanlagen, genehmigt<br />

wird. Es ist folglich eine Müllverbrennungsanlage.<br />

Stand der Technik, denke ich, ist das, was erreichbar<br />

ist, was der Herr Block gezeigt hat. Davon sind Sie im<br />

Moment noch ein erhebliches Stück entfernt. Wenn Sie<br />

sagen, Ihre Anlage wird nach dem Stand der Technik<br />

betrieben, dann doch bitte mit den Emissionswerten, die<br />

Herr Block eben gezeigt hat!<br />

(Beifall bei den Einwenderinnen und<br />

Einwendern)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Dr. Oerter.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Nur dazu: Es ist jetzt ein bisschen unglücklich, hier jede<br />

einzelne Zahl zu vergleichen. Bei der Vielzahl an Spurenelementen,<br />

auch bei den Dioxinen und Furanen gibt es,<br />

glaube ich, wenig bis keine Unterschiede zum Durchschnitt<br />

der Müllverbrennungsanlagen. Ich kann jetzt nicht<br />

für die Anlage in Hagen sprechen. Aber ansonsten ist das<br />

in der Tat völlig korrekt.<br />

Im Übrigen waren und sind die Vorgaben der<br />

17. BImSchV auch schon für eine 60-%-Substitutionsrate<br />

einschlägig. In 14 Tagen wird die revidierte Fassung<br />

veröffentlicht werden, die zu einer weiteren Angleichung<br />

auch der Emissionsgrenzwerte führen wird.<br />

Tatsache ist aber auch, dass wir teilweise über verschiedene<br />

Prozesse reden. Rechtlich gesehen werden<br />

sicherlich Abfälle in einem Produktionsprozess eingesetzt.<br />

Aber wir reden beim Klinkerbrennen nach wie vor über<br />

den Stoffumwandlungsprozess. Bei Schwermetallen und<br />

Dioxinen haben wir die gleichen Emissionsgrenzwerte.<br />

Beim NOx beispielsweise ist sehr wohl der Stand der<br />

Abgasreinigungstechnik zu berücksichtigen; das brauche<br />

ich Ihnen nicht zu erklären. Für eine Müllverbrennungsanlage<br />

liegt das Ausgangslevel bei, ich glaube, 500 mg/m³<br />

und bei einem Zementwerk ohne sekundäre Minderungsmaßnahmen<br />

bei über 1000 mg/m³.<br />

Wir reden letztlich über ein Produkt – ich glaube, das<br />

ist deutlich geworden -, das produziert werden muss. Es<br />

Seite 72<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

stellt sich jetzt nur die Frage, ob es nicht tatsächlich<br />

sinnvoll ist, diesen Produktionsprozess durch entsprechend<br />

aufbereitete und geeignete Ersatzbrennstoffe zu<br />

betreiben.<br />

Es ist für mich trotz der 100 % Ersatzbrennstoffe keine<br />

Abfallverbrennungsanlage. Den Hirnschmalz, Herr Block<br />

- wenn ich das so sagen darf -, muss ich zu Teilen vorher<br />

hineinstecken, um die Einsatzstoffe aufzubereiten, um die<br />

Abfälle zu analysieren – rechtlich sind es immer noch<br />

Abfälle - und um letztlich zu ermöglichen, den Produktionsprozess<br />

zu betreiben.<br />

Es ist jetzt nicht zielführend, die Emissionswerte einer<br />

Müllverbrennungsanlage mit den Emissionsgrenzwerten<br />

für ein Zementwerk zu vergleichen. In den letzten Jahren<br />

sind hier erhebliche Investitionen getätigt worden. Schauen<br />

Sie sich die tatsächlichen Staubemissionen an - Herr<br />

Villano hat mir gerade den Jahresmittelwert gezeigt -: Das<br />

sind unter 2 mg/m³. Das ist sensationell gut für ein Zementwerk.<br />

Natürlich, Herr Block, ist das dann überwiegend Feinstaub;<br />

das liegt in der Natur der Sache. Je besser die<br />

Abscheidetechnik ist, umso höher ist der Feinstaubanteil.<br />

Es wird niemand auf die Idee kommen, wieder 100 mg/m³<br />

zuzulassen, um den Feinstaubanteil abzusenken.<br />

Genau die gleiche Schwierigkeit - Herr Bauer, wenn<br />

ich darauf zurückkommen darf – haben wir im Moment mit<br />

der Beschreibung der Ersatzbrennstoffe. Herr Villano hat<br />

mir zugesagt, Ihnen die Werte noch zu zeigen. Die Prognose<br />

ist mit den Werten errechnet worden - wir hatten das<br />

heute früh diskutiert -, wie sie aus dem Leitfaden NRW<br />

kommen. Noch einmal - ich berufe mich jetzt schon<br />

mehrfach auf Bärbel Höhn -: Das sind Mittel- und Maximalwerte,<br />

die für Stoffe festgelegt worden sind, wo es<br />

hieß: Wenn diese Werte eingehalten werden, kann dieser<br />

Stoff unweltverträglich und schadlos im Zementherstellungsprozess<br />

eingesetzt werden.<br />

Die tatsächlichen Quecksilbergehalte in diesen Stoffen<br />

liegen deutlich darunter. Das hat mir Herr Villano gezeigt,<br />

und das kann ich Ihnen auch gerne anhand von anderen<br />

Messungen zeigen. Es liegt in der Natur der Sache, dass<br />

ich solche Grenzwerte letztlich niemals ausnutzen kann.<br />

Wir reden beim Betrieb eines Zementwerks auch nicht<br />

über den Betrieb einer Spielzeugeisenbahn. Ich kann nicht<br />

sagen: Super, da fahre ich auf 0,7 % an den Grenzwert<br />

heran. Ich brauche immer die Luft zum Atmen. Das gilt für<br />

die Inputparameter genauso wie für die Emissionsgrenzwerte.<br />

Die tatsächlichen Emissionen – das ist bei dem, was<br />

Herr Villano gesagt hat, letztlich deutlich geworden –<br />

liegen naturgemäß unter den Grenzwerten. Damit ist ein<br />

umweltverträglicher und schadloser Betrieb der Anlage<br />

gewährleistet.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Klawe, eine kurze Nachfrage.


Hans-Jürgen Klawe (Einwender):<br />

Sie reden von Grenzwerten, vorhin wurde vom Stand der<br />

Technik geredet. Der Stand der Technik ist ein anderer.<br />

Es ist möglich, das herauszufiltern. Ich gebe Ihnen recht:<br />

Beim NOx ist das bei 1400 °C im Drehrohrofen naturgemäß<br />

schwierig, aber bei Quecksilber und anderen<br />

Schwermetallen geht es. Genau das ist es, was wir hier zu<br />

bedenken geben, anregen und im Prinzip fordern.<br />

(Vereinzelt Beifall bei den Einwenderinnen<br />

und Einwendern)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, Sie haben noch etwas. Und dann Herr Wiedenmann.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Schilling, ich kann gut verstehen, dass die Begrifflichkeiten<br />

hier für einen Juristen fürchterlich sind. Aber ein<br />

„Störfall“ ist für einen normalen Menschen, wenn etwas<br />

nicht geht.<br />

Ich sage Ihnen einmal etwas zu diesen Überschreitungen<br />

an einem Tag. Stellen Sie sich vor, ich habe Betriebsstörungen<br />

an meinem Auto. Meine Bremse ist kaputt, und<br />

ich überfahre ein Kind. Das ist dann eine Betriebsstörung<br />

meines Autos, und ich habe ein Kind verletzt oder es im<br />

schlimmsten Fall getötet.<br />

Eine der Bürgerinnen dieser Ortschaft hat es sehr<br />

deutlich gesagt: Was ist mit ihrem kleinen Kind? Was ist,<br />

wenn das Kind an dem Tag, wo diese Grenzüberschreitung<br />

passiert, irgendwo spielt und das Quecksilber abbekommt?<br />

Es wird geschädigt. Dann gilt das hier als irgendein<br />

kleiner Störfall. Es ist halt eine Überschreitung an<br />

einem Tag festgestellt worden. Da sehen Sie einmal, was<br />

juristische Begriffe so an sich haben.<br />

Der Störfall von 2009 bestand aus 50 kg Kalk. Da wird<br />

dann von Gutachtern gesagt: Mein lieber Gott, wir kalken<br />

doch den Wald ohne Ende. Ob in dem Kalkstein vielleicht<br />

noch anderes Zeug drin war – das hätte ich gerne gewusst.<br />

Was ist denn da noch drin in dem Kalk? Ist das der<br />

gleiche Kalk, den wir zur Kalkung benutzen?<br />

Jetzt kommen wir zu den Ursachen: Warum kalken wir<br />

unsere Wälder? Weil wir NOx haben von solchen Anlagen,<br />

die – das hat er gesagt – 320 mg/Nm³ ausstoßen. Ich<br />

sage: 100 mg/Nm³ ginge mit Gas. Da brauchen wir keine<br />

320 mg/Nm³. Wir können das also reduzieren und brauchen<br />

dann die Wälder nicht zu kalken.<br />

Ich weiß, was in diesem Kalk drin ist. Wir haben untersuchen<br />

lassen, was die in unsere Wälder schmeißen. Das<br />

ist das Zigfache von dem, was bei diesem Störfall bei<br />

Ihnen oben herausgekommen ist. Aber bei Ihnen war mit<br />

Sicherheit auch spezifisches Zeug drin. Da war nicht nur<br />

Kalk drin; da gehe ich jede Wette ein. - Erster Punkt.<br />

Zweiter Punkt, Quecksilber. Wenn es möglich ist, eine<br />

Abscheidung durch eine HOK-Maßnahme vorzunehmen,<br />

die relativ einfach zu sein scheint, und Sie durch die<br />

Mitverbrennung von Aktivkohle eine Art Verdünnung<br />

Seite 73<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

haben - oder was weiß ich -, dann verstehe ich nicht,<br />

warum Sie nicht sagen: Das machen wir immer. Fertig!<br />

Die Sache ist erledigt.<br />

Dann zu den 0,02. Sie wollen 0,028; das ist beantragt.<br />

Ich sage Ihnen: Das darf eine Behörde nicht genehmigen.<br />

Sie können nicht diese 3 % Irrelevanz vernachlässigen.<br />

- Wir kommen nachher zu den Critical Loads. - Sie können<br />

nicht 13 % zusätzlich an Quecksilber in den Boden einbringen;<br />

das geht nicht. Das geht genauso wenig wie bei<br />

Arsen.<br />

Ich hätte eigentlich von Frau Schmid-Adelmann erwartet,<br />

dass sie sagt, was das Vanadium macht. Was ist denn<br />

das? Was macht Arsen? Arsen kennt jeder: Das ist ein<br />

Mordgift. Da ist klar, was das macht. Die toxischen Wirkungen<br />

von Arsengehalten sind bei uns ein Grundproblem,<br />

weil wir Arsen im Boden haben; das ist dort natürlich<br />

vorhanden. Das ist auch im Grundwasser vorhanden.<br />

Wenn aber 10 % dazukommen, ist das für uns letztlich<br />

nicht akzeptabel.<br />

Vanadium und Cadmium sind Stoffe, bei denen Anosmie<br />

als Langzeitwirkung möglich ist. Und wir reden hier<br />

von Langzeitwirkungen. Die Leute wohnen nicht nur zwei<br />

Tage hier wie wir jetzt, die morgen wieder weg sind. Die<br />

Leute wohnen hier immer, und die essen das immer,<br />

jeden Tag.<br />

Wenn dann 10 %, die ich nicht brauche, zusätzlich in<br />

diesen Raum hineinkommen, dann - sage ich - müssen<br />

Sie alles tun. Ich bleibe jetzt beim Beispiel Quecksilber,<br />

weil es da am einfachsten zu sein scheint. Nehmen Sie<br />

immer HOK, und Sie können 0,02 oder was auch immer<br />

erreichen!<br />

Deshalb wollen wir die Werte von 2012 nicht nur in der<br />

Pause genannt haben, sondern wir wollen sehen, was Sie<br />

mit diesem HOK erreichen, was da geht. Können Sie 0,02<br />

problemlos erreichen? Dann machen Sie es immer! Das<br />

ist eine Minimalforderung, die Sie erfüllen können.<br />

Vanadium ist ein Nervengift. Das ist ein schweres Gift,<br />

das Leberschäden ohne Ende verursacht. Nehmen Sie<br />

einmal Zinnober. Da ist Quecksilber drin; das weiß allerdings<br />

keiner. Wenn Sie so einen Stein sehen, denken Sie:<br />

ganz harmlos. Das ist hochtoxisch! Wenn Sie so etwas<br />

kaufen, kriegen Sie 30 Schilder mit: Um Gottes Willen!<br />

Legen Sie es nirgendwo hin, wo die Sonne draufscheint,<br />

weil das gefährlich sein kann! Bei Vanadium ist es genau<br />

dasselbe. Das ist eines der giftigsten Paralysegase, die es<br />

überhaupt gibt.<br />

Das überschreiten Sie irrelevant – zugegeben: irrelevant.<br />

Aber das sind 3 % zusätzlich. Da müssen Sie alles<br />

tun, was er gesagt hat. Da müssten Sie einfach sagen:<br />

Okay, mit HOK geht es, wir machen das. Man vereinbart<br />

dann den Entsorgungsweg. Wenigstens beim Quecksilber<br />

sollten wir, wenn wir hier herausgehen, das Gefühl haben:<br />

Der Stoff ist minimiert.<br />

Zu einer Frage, die nicht beantwortet ist: Auch ich<br />

glaube, dass Sie da oben am Kamin mehr abgeben. Das


kann doch nicht anders sein. Sie müssen mehr abgeben;<br />

das ist doch ganz klar. Es kann gar nicht sein, dass sich<br />

bei 40 % Zunahme – egal, was in Petrolkoks drin ist –<br />

nichts ändert. Ich habe Ihnen eben die Zahlen zum<br />

Quecksilber bei Kohle aufgelegt. Sie haben vorhin gesehen,<br />

dass im Petrolkoks nicht so viel drin ist wie in diesem<br />

Müll. Im Müll ist mehr drin.<br />

Ich möchte noch etwas zur MVA sagen, zur Müllverbrennungsanlage,<br />

weil geäußert wurde, wir reden hier von<br />

verschiedenen Sachen. Herr Schilling, für einen Laien wie<br />

uns ist es extrem schwierig, zwischen TA Luft,<br />

17. BImSchV, 39. und 16. BImSchV immer hin und her zu<br />

lavieren. Ich habe sie hier ausgedruckt. Hier sehen Sie die<br />

Verordnungen, über die wir reden. Lesen Sie die einmal!<br />

Da steht alles drin, was beachtet werden muss usw. Wie<br />

soll ein Laie da durchblicken?<br />

Hier geht es - da hat er vollkommen recht - um eine<br />

Anlage nach der 17. BImSchV, um eine Müllverbrennungsanlage.<br />

Sonst wären Sie nicht bei der 17. BImSchV,<br />

sondern bei der TA Luft. Deswegen verlangen wir – ich<br />

sage es noch einmal - die Werte wie für Hagen. Es muss<br />

nicht auf die Nachkommastelle genauso sein. Ich will<br />

nicht, dass Sie 0,000 machen. Aber machen Sie es um<br />

eine Potenz darunter! Dann sind wir schon zufrieden.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Zufriedener!)<br />

- Zufriedener; sagen wir es so. - Wenn Sie das aber nicht<br />

anstreben, wenn Sie uns erklären, Sie halten bei Quecksilber<br />

ja schon 0,02 ein, werden die Leute hier und auch<br />

wir Ihnen das immer vorhalten. Wir kennen auch die<br />

Klagewege. Und wenn wir wegen einer Lappalie klagen!<br />

Mit Lappalien gehen wir gegen den Unsinn vor, wenn Sie<br />

von Ihrer Seite sagen: Das mit dem Quecksilber ist so<br />

okay.<br />

Sie müssen das jetzt um Gottes Willen nicht beantworten.<br />

Da brauchen Sie die Betriebsleitung, die irgendwo in<br />

Paris sitzt und die Ihnen wahrscheinlich viel erzählen wird.<br />

Aber sagen Sie denen: Hier gibt es vor Ort Widerstand,<br />

wir wollen hier das HOK einfahren, das kostet soundso<br />

viel, und wir prüfen bei unseren Vorlieferanten - wie es<br />

Herr Fischer angesprochen hat -, dass die Quecksilberwerte<br />

im Vorprodukt niedrig sind.<br />

Allerdings fangen wir, Herr Fischer, immer ganz woanders<br />

an: Wir fangen beim Produkt an, nicht bei der Verwertung<br />

des Produktes. Schon das Produkt darf kein<br />

Quecksilber mehr enthalten. Wir versuchen, die Produktkette<br />

so zu verändern, dass das eben nicht mehr drin ist.<br />

Das ist das Ziel von Umweltschutzverbänden. Nicht die<br />

Nachsorge, sondern die Vorsorge ist das eigentlich<br />

Wesentliche – das Wort zum Sonntag.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Was war mit<br />

der Eisenbahn?)<br />

- Das mit der Eisenbahn habe auch ich nicht verstanden.<br />

Ich bin Eisenbahnspieler. Aber Ihre Anmerkung zur<br />

Spielzeugeisenbahn haben wir nicht verstanden.<br />

Seite 74<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Aber wir haben Sie verstanden, und Herr Schilling wird<br />

jetzt etwas dazu sagen.<br />

Wolfgang Schilling (RP Karlsruhe):<br />

Nicht ganz habe ich den Herrn Block verstanden. Was ein<br />

Kind zu überfahren mit der Anlage zu tun hat, verstehe ich<br />

nicht.<br />

(Harry Block [BUND]: Es ging um Störfall,<br />

Betriebsstörung!)<br />

Das war ein bisschen daneben, Herr Block, ganz einfach.<br />

Eines noch, weil Sie sagten: „Wir als Laien“. Ich habe<br />

Sie so eingeschätzt, da Sie bei solchen Veranstaltungen<br />

öfter auftreten, dass Sie nicht ganz Laie sind.<br />

Dazu möchte ich deutlich sagen, dass ich da differenziere.<br />

Wenn hier heute jemand aus Walzbachtal zum<br />

ersten Mal von einer solchen Sache betroffen ist und<br />

etwas falsch einschätzt, dann ist das okay. Wenn jemand<br />

wie Sie – Ihre wievielte Erörterungsverhandlung ist es,<br />

wenn es um Verbrennung geht? – heute noch Dinge<br />

durcheinander-schmeißt, verstehe ich das nicht ganz. Das<br />

muss ich offen sagen.<br />

Ich habe vorhin darauf hingewiesen, dass wir die Gesetze<br />

– das ist unsere Pflicht – und die Definitionen im<br />

Gesetz so anwenden werden, wie es dort drinsteht. Heute<br />

Morgen haben Sie ein Urteil zu einer Sondermüllverbrennungsanlage<br />

zitiert. Davon sehe ich hier beispielsweise<br />

auch nichts. Wir sollten schon hart an der Sache bleiben.<br />

(Harry Block [BUND]: Autoreifen?)<br />

Dann kommen die Argumente auch besser an, Herr Block.<br />

Mehr möchte ich dazu jetzt nicht sagen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Damit wären wir bei Herrn Wiedenmann, der noch eine<br />

konkrete Frage hat.<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Ich muss jetzt noch einmal auf das Thema Quecksilber<br />

zurückkommen. Die Anwohner hier hatten vorhin Herrn<br />

Villano gefragt, was er denn macht, wenn er feststellt,<br />

dass sie Überschreitungen beim Quecksilber haben. Der<br />

Herr Villano hat geantwortet: Wir variieren unseren Brennstoff.<br />

Das war die Antwort.<br />

Er hat dann aber sofort an seinen Kollegen, den Herrn<br />

Fischer, das Wort weitergegeben. Anschließend hat der<br />

Herr Oerter ausschweifend eine reine Verschleierungstaktik<br />

betrieben, indem er beschwichtigen wollte mit der<br />

Aussage: Wir wollen ja alle besser werden, und in den<br />

nächsten Jahren und Jahrzehnten wird das alles noch<br />

besser, und irgendwann ist das vielleicht kein Problem<br />

mehr.<br />

Aber die Leute wollen wissen, was passiert, wenn Sie<br />

eine Überschreitung haben. Wenn der Herr Villano sagt,<br />

wir machen das mit variablem Brennstoff, kann das schon<br />

deswegen nicht gehen, weil er bei 100 % Fluff nur noch


einen Brennstoff hat. Da kann er nichts variieren. Die<br />

einzige Chance ist, dass dann Aktivkohle verwendet wird.<br />

Er hat sich aber geweigert, auf das Thema richtig einzugehen,<br />

vor allem auf die Personen hier, die gefragt haben:<br />

Warum machen Sie das denn nicht immer? Ist es Ihnen zu<br />

teuer? Oder ist es prozesstechnisch zu aufwendig? Oder<br />

ist die Entsorgung des Quecksilbers in der Aktivkohle<br />

nachher zu problematisch? Diese Antworten sind Sie den<br />

Anwohnern hier schuldig geblieben. Ich denke aber, dass<br />

sie das wissen wollen.<br />

Dann will ich noch etwas zu Frau Dr. Hübner sagen,<br />

die vorhin erklärt hat, die Zahlen sagten eigentlich überhaupt<br />

nichts aus, wenn man von irgendwelchen Frachten<br />

redet.<br />

(Widerspruch von Dr. Friederike Hübner<br />

[AS])<br />

– Das haben Sie gesagt. Sie haben nur noch mit Grenzwerten<br />

und prozentualen Anteilen argumentiert. Die<br />

Zahlen selbst würden nichts aussagen.<br />

Ich habe jetzt als Nachtrag einmal die Jahresfrachten<br />

von vier Stoffen schnell ausgerechnet, die jemand wissen<br />

wollte. Daran wird man sehr gut erkennen, dass man sich<br />

sehr wohl eine Vorstellung von der Bedeutung machen<br />

kann. Ich habe es einmal für die Summe der Schwermetalle<br />

ausgerechnet. Darin ist das, was Herr Block angesprochen<br />

hat, Vanadium usw. Es ist fast eine Tonne im<br />

Jahr. Das sind insgesamt 930 kg an Schwermetallen.<br />

Bei Cadmium und Thallium sind es 56 kg im Jahr. Vom<br />

Fluorwasserstoff – jetzt kommen wir zu den gasförmigen<br />

Stoffen - haben Sie ungefähr 2 t im Jahr, und vom Chlorwasserstoff<br />

– also Salzsäuregas bzw. Gas, das mit<br />

Wasser Salzsäure bildet – sind es 18,6 t im Jahr. Darunter<br />

kann sich jeder etwas vorstellen, vor allen Dingen von der<br />

einen Tonne Schwermetalle, die aus dem Schornstein<br />

herauskommt.<br />

Wenn man dann weiß – das hatten wir vorhin ja beschrieben<br />

–, dass durch den hauptsächlich aus Westsüdwest<br />

wehenden Wind der Hauptanteil von diesen Stoffen<br />

Richtung Dürrenbüchig getrieben wird, kann man sehr<br />

wohl eine Vision haben, was mit dieser einen Tonne<br />

Schwermetalle passiert, die da verteilt wird.<br />

(Beifall bei den Einwenderinnen und<br />

Einwendern)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich sehe jetzt ein kleines Problem darin, dass zumindest<br />

ich den Herrn Villano anders verstanden habe – vielleicht<br />

müssen wir das im Protokoll nachgucken –, als Sie es<br />

dargestellt haben, was seine Äußerung zum Reagieren<br />

auf die Quecksilberüberschreitung mit dem Brennstoff<br />

angeht. Ich glaube, das war ein kleines Missverständnis.<br />

Das sollten wir noch einmal klarstellen und vielleicht auch<br />

noch etwas zum Thema Herdofenkoks sagen.<br />

Ich tue mich jetzt schwer damit, die Zahl von einer<br />

Tonne, die Sie ausgerechnet und in den Raum gestellt<br />

Seite 75<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

haben, anhand der Werte, die vorhin Herr Block aufgelegt<br />

hatte, nachzuvollziehen. Da waren Zahlen im Nullkommabereich<br />

an Gramm pro Jahr dabei. Von diesem Bereich<br />

wieder auf eine Tonne zu kommen, macht es nicht einfacher.<br />

(Harry Block [BUND]: Immissionen! Nicht<br />

verwechseln!)<br />

Das ist ein sehr gutes Beispiel. Denn das Thema Immission<br />

und Emission geht schon die ganze Zeit durcheinander.<br />

Da müssen wir einfach noch einmal nachgucken,<br />

woher die Zahl kommt und was sie wert ist. Das wollte ich<br />

nur zur Klärung sagen.<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Das kann ich schnell aufklären. Das sind die Angaben aus<br />

den Unterlagen. In den Unterlagen ist für die Summe der<br />

Schwermetalle 0,5 mg/m³ Rauchgas oder Abgas angegeben.<br />

Dann kennen wir die Zahlen des Rauchgases oder<br />

des Abgases pro Stunde. Wir kennen die Zahl der Stunden<br />

pro Tag, und wir kennen die Zahl der Tage im Jahr.<br />

Herr Oerter hat mich am Anfang einmal kritisiert und<br />

gesagt, wir hätten mit 365 Tagen und 24 Stunden gerechnet.<br />

Genau das steht in Ihren Antragsunterlagen drin, dass<br />

nämlich die Anlage 365 Tage im Jahr und 24 Stunden pro<br />

Tag betrieben wird. Dann kann man nicht anders, als von<br />

diesen Zahlen auszugehen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

In Ordnung. So ist das also gerechnet: 0,5 mg/m³ mal 365<br />

Tage mal 24 Stunden. Mir ging es einfach um die Grundlage<br />

der Daten.<br />

Herr Villano, sagen Sie noch etwas zu den anderen<br />

zwei Punkten, damit das klar wird? – Wenn es nicht klar<br />

wird, bitte gleich nachfragen! Denn ich glaube, das ist im<br />

Moment das größte Problem.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Dazu sage ich noch etwas. Die Frage war ja: Was tun wir,<br />

um eine drohende Grenzwertüberschreitung zu verhindern?<br />

(Dr. Rolf Wiedenmann [EW]: Nein, eine vorhandene!)<br />

Wir sehen im Vorfeld durch die kontinuierliche Emissionsmessung,<br />

wohin es geht. Das heißt, wir sehen Trends.<br />

Wenn wir feststellen, dass der Trend nach oben geht,<br />

müssen wir reagieren, um eine Grenzwertüberschreitung<br />

zu vermeiden. Ich habe Ihnen die entsprechenden Maßnahmen<br />

genannt. In den BVT-Merkblättern wird vorgegeben,<br />

was man machen kann, was die Anlage technisch<br />

hergibt. Eine Konsequenz ist die Reduzierung – nicht die<br />

Variation – einer Ersatzbrennstoffrate.<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Wenn Sie den Brennstoff reduzieren, reduzieren Sie die<br />

Rauchgasmenge, und dadurch ändert sich dann nicht Ihre<br />

prozentuale Schadstoffverteilung. Die Jahresfracht würde


sich ändern. Wenn Sie die Anlage ein halbes Jahr stillstehen<br />

lassen, haben Sie natürlich die halbe Jahresfracht.<br />

Aber wenn Sie die voll mit Ihren 91 Megawatt – oder so –<br />

betreiben und die Brennstoffeinsatzmenge reduzieren,<br />

dann geht es mit der Leistung herunter, dann gehen Sie<br />

mit den Rauchgasmengen herunter. Aber dadurch verändert<br />

sich dann nicht der Schadstoffanteil pro Kubikmeter.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Die Ersatzbrennstoffrate kann reduziert werden, und die<br />

Primärbrennstoffrate würde dann ansteigen. Das heißt,<br />

insgesamt bleiben wir trotzdem bei der Feuerungswärmeleistung.<br />

Dr. Rolf Wiedenmann (Einwender):<br />

Aber Sie haben doch 100 % Ersatzbrennstoff schon<br />

eingesetzt. Wenn Sie reduzieren, müssen Sie herunterfahren.<br />

Oder wollen Sie dann plötzlich Gas nehmen? Haben<br />

Sie das in Reserve, dass Sie sagen, jetzt mache ich einen<br />

Gasbrenner an?<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Ja, wir haben natürlich mehrere Brennstoffe. Wir haben<br />

- wie gerade gesagt wurde – Bunker mit Altreifen usw. Die<br />

Gesamtfeuerungswärmeleistung muss gleichbleiben. Wie<br />

Sie in dem Gutachten sehen, geben wir Bereiche an, bei<br />

Dachpappe z. B. 0 bis 10 %. Das sind Parameter, mit<br />

denen man arbeiten kann.<br />

Generell noch ein wichtiger Punkt zur MVA-Anlage,<br />

wozu Sie, Herr Block, Zahlen und Grenzwerte genannt<br />

haben: Diese Zahlen, die Sie zeigten – z. B. die 52 kg<br />

Quecksilber -, sind Maximalwerte unter theoretischen<br />

Bedingungen, die wir nicht erreichen, wie gerade auch von<br />

Herrn Dr. Oerter erwähnt.<br />

Auch beim Staub werden wir mit 10 mg/Nm³ einen<br />

neuen Grenzwert bekommen. Das heißt aber nicht, dass<br />

unser jetziger reeler Wert, der unter 2 mg/Nm³ liegt, nach<br />

oben geht, sondern der wird unten bleiben. Somit geht die<br />

Immissionsprognose von einer Theorie aus, und es<br />

werden die maximalen Werte angesetzt.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Bei meinen Folien war links immer der Grenzwert der<br />

TA Luft - da steht auch der Wert, den Sie mit NOx nicht<br />

einhalten können -, und rechts war deren Mittelwert. So<br />

weit dazu.<br />

Herr Schilling, ich habe Ihnen das Urteil genannt, weil<br />

sich der VGH Mannheim auf das Urteil zu dieser Sondermüllverbrennungsanlage<br />

bezogen hat. Ich bin kein Jurist,<br />

aber auch wir haben einen Rechtsanwalt, und der hat mir<br />

das geschrieben. Der hat gesagt: Beziehe dich darauf,<br />

weil sich unserer Verwaltungsgerichtshof Mannheim auf<br />

dieses höchstrichterliche Gutachten einer Sondermüllverbrennungsanlage<br />

bezogen hat, als er festgestellt hat, dass<br />

bei einer Müllverbrennungsanlage bzw. bei einem Sekun-<br />

Seite 76<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

därbrennstoffeinsatz entscheidend gefragt werden muss:<br />

Ist Verwertung oder Entsorgung der Hauptzweck dieser<br />

Anlage? Um das ging es am Anfang.<br />

Wir müssen für das Protokoll klarstellen, Herr Schilling:<br />

In einer Müllverbrennungsanlage darf man niemals Autoreifen<br />

anliefern - niemals! Das ist Sondermüll, und der<br />

Sondermüll in Karlsruhe ging nach Marokko. Seit es dort<br />

einige politische Unruhen gibt, geht der gesamte Käsekram<br />

nicht mehr nach Marokko, sondern er muss woanders<br />

entsorgt werden. Jetzt kommt man auf die fantastische<br />

Idee, ihn kleinzuschnitzeln und zu den Zementwerken<br />

zu bringen. Sie können das woanders nicht anliefern.<br />

Bringen Sie einmal Dachpappe in eine Müllverbrennungsanlage!<br />

Die freuen sich! Das ist bei denen zwar drin,<br />

aber wenn einer mit einer großen Charge käme, müsste er<br />

das sonderanmelden.<br />

Bei uns wüsste ich von keiner Müllverbrennungsanlage,<br />

die von der Energie <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> oder einer<br />

Kommune betrieben wird, dass dort Autoreifen angenommen<br />

werden. Deswegen ist die Entsorgung von Autoreifen<br />

hochproblematisch gewesen. Wie gesagt, der Entsorgungsweg<br />

war Marokko, zugegebenermaßen auch für<br />

Kraftwerke dort. – Das nur zur Klarstellung.<br />

Wolfgang Schilling (RP Karlsruhe):<br />

Herr Block, ganz kurz - ich möchte es nicht vertiefen -:<br />

Autoreifen gehen nicht in eine Müllverbrennungsanlage<br />

wegen der Abfallhierarchie im § 6 Kreislaufwirtschaftsgesetz.<br />

Die müssen vorrangig verwertet werden und dürfen<br />

nur, wenn sie nicht verwertet werden können, in die<br />

Abfallbeseitung.<br />

(Harry Block [BUND]: Aber nicht in die Müllverbrennung!)<br />

Aber ich möchte das nicht vertiefen. Wir werden es<br />

genauso auswerten wie all das, was hier heute vorgebracht<br />

wurde.<br />

Es ging in der Tat um die Einschätzung: Ist es Verwertung<br />

oder Beseitigung eines Abfalls, wenn ich den in die<br />

Sondermüllverbrennungsanlage zu einem bestimmten<br />

Zweck einbringe? Auch das werden wir uns ganz genau<br />

anschauen, keine Sorge.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Da möchte ich auch auf das Protokoll verweisen. Wir<br />

sollten das Thema, das wir heute Morgen eigentlich<br />

erledigt hatten, nun erledigt lassen. Wir fangen jetzt nicht<br />

mehr die Diskussion um die Verwertung neu an.<br />

(Harry Block [BUND]: Aber eine Klarstellung<br />

müssen Sie schon erlauben!)<br />

– Dann sind wir jetzt aber mit der Klarstellung von beiden<br />

Seiten am Ende.<br />

Ich würde das Thema nun gerne zu Ende bringen. Es<br />

ist aber immer noch die Frage offen - so leid es mir tut;<br />

das wäre aus meiner Sicht aber wirklich dann das Ende -,


warum der HOK nicht ständig zudosiert werden soll. Das<br />

ist die entscheidende Frage der letzten Dreiviertelstunde.<br />

Ich muss jetzt einmal hartnäckig bleiben und sagen<br />

- Entschuldigung -: Die Antwort sollte nun von Lafarge<br />

gegeben werden. Noch einmal: Wir brauchen heute keine<br />

Entscheidung, aber es ist die Zeit für Antworten. - Möchte<br />

Lafarge darauf antworten?<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Noch einmal: Unser Ziel ist, Grenzwerte einzuhalten.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Entschuldigung, Herr Weber, lassen Sie mich die Frage<br />

noch einmal formulieren: Wollen Sie zukünftig kontinuierlich<br />

HOK zudosieren? Jetzt reicht mir für das Protokoll ein<br />

Wort.<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Nein.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke.<br />

(Harry Block [BUND]: Das Warum wäre<br />

auch interessant!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Noch einen Satz dazu, Herr Weber? – Einen Satz, sodass<br />

es jeder versteht!<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Ziel ist es, gesetzlich vorgegebene Grenzwerte einzuhalten.<br />

(Harry Block [BUND]: Bei Einbruch der<br />

Dunkelheit ist mit Nacht zu rechnen!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Noch einmal: Die Diskussion zu den Grenzwerten ist jetzt<br />

wirklich zu Ende geführt. Wollen Sie noch etwas ergänzen,<br />

Herr Weber? – Okay.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Ist das wirtschaftlich<br />

oder technisch zu begründen?)<br />

– Vielleicht müssen wir es dahin gehend noch einmal<br />

anschauen. – Aber der Herr Bauer meldet sich schon die<br />

ganze Zeit sehr hartnäckig. Dann soll er auch das Wort<br />

bekommen.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Ich möchte nur kurz an Ihre Homepageauftritte erinnern.<br />

Da steht doch so schön: Sie wollen die Umwelt so wenig<br />

wie möglich belasten. Ich meine, wenn Sie jetzt diese<br />

Filterung im Dauereinsatz hätten, gäbe es doch definitiv<br />

weniger Emissionen. Sie vermitteln also nach außen das<br />

Bild: Ja, wir machen hier auf Umwelt, aber nicht mehr, als<br />

die Grenzwerte erfordern. Das ist das Problem.<br />

Wir wollen nicht, dass die Grenzwerte nur eingehalten<br />

werden, sondern wir wollen so wenig, wie technisch<br />

Seite 77<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

möglich ist, ohne dass es einem das Genick bricht. Wenn<br />

Sie jetzt sagen, es bricht Ihnen das Genick, weil das weiß<br />

Gott wie teuer ist, dann wäre das zumindest eine Aussage,<br />

und man wüsste, woran man ist. Aber so weiß man<br />

nicht, ob Ihnen nicht vielleicht die Gewinnmaximierung das<br />

Wichtigste ist.<br />

Dann heißt es dort weiter zum gesellschaftlichen Engagement,<br />

die ökologischen Belange der Region würden<br />

Sie berücksichtigen. Wir haben hier eine hochgradig<br />

belastete Region. Wie gehen Sie darauf ein?<br />

Dann sprechen Sie weiterhin von der Verringerung der<br />

Emissionen. Sie tun doch nicht das Mögliche, um die<br />

Emissionen zu verringern! Sie zeigen nur schöne Baggerseen<br />

auf.<br />

Sie haben heute Morgen auch erwähnt, dass Sie mit<br />

dem WWF zusammenarbeiten. Ich meine, dass ist ein<br />

Greenwashing-Naturschutzverband, der genügend Probleme<br />

hat, weil er nur Umweltsponsoring macht. Sprich:<br />

Eine Firma, die ökologisch nicht ganz so toll dasteht, zahlt<br />

ein bisschen, und dann darf sie da den Panda abbilden.<br />

Insgesamt treten Sie hier also sehr stark auf und erklären,<br />

Sie würden alles machen. Aber das, was Sie könnten,<br />

tun Sie nicht wirklich.<br />

(Beifall bei den Einwenderinnen und<br />

Einwendern)<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Auch dazu noch einmal: Die 17. Bundes-Immissionsschutzverordnung<br />

nennt da einen Grenzwert von<br />

30 µg/Nm³. Wir haben bereits einen Grenzwert, der mit<br />

28 µg/Nm³ darunterliegt. Wir fahren, wie gerade erwähnt,<br />

die Anlage mit Aktivkohleeindüsung automatisiert bei<br />

einem Wert von 25 µg/Nm³. Das heißt, es gibt einen<br />

zusätzlichen Puffer darunter, sodass wir den Grenzwert<br />

auch einhalten.<br />

Wie bereits von Herrn Villano erwähnt, setzen wir auch<br />

viele andere Maßnahmen ein, sodass wir unseren Jahresmittelwert<br />

sogar weit darunter einhalten.<br />

Eine Aktivkohleeindüsung permanent zu fahren bedeutet<br />

auch, permanent Stäube, die dort durch das Material<br />

anfallen, auszuschleusen. Das Ganze müsste auch<br />

anlagentechnisch dann komplett neu überprüft werden.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Frau Kassner.<br />

Gisela Kassner (Einwenderin):<br />

Es gab eine Gemeinderatssitzung, in der das Thema<br />

ebenfalls schon erörtert wurde. Da wurden die Vertreter<br />

von Lafarge auch nach der Eindüsung von Aktivkohle<br />

gefragt, warum sie die nicht kontinuierlich verwenden<br />

wollen. Ich möchte die Herren nur an die Antwort erinnern<br />

- ich weiß nicht, ob es Herr Weber oder Herr Villano war -:<br />

Dann hätten wir das Problem mit den Filtern.


Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Daran kann ich mich jetzt nicht so entsinnen, auch nicht<br />

vom Wording her.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Weber, das ist für uns relativ schwierig zuzuordnen.<br />

Ich gucke jetzt auf die Tagesordnung und meine, wir<br />

haben schon sehr lange über Emissionen diskutiert. Aus<br />

meiner Sicht sind noch folgende Punkte offen: die Filtertechnik,<br />

der Immissionsstundenwert für SO2, die Kaminhöhe<br />

und die Bodenwerte bzw. Critical Loads.<br />

Wenn die Einwender das jetzt ebenso sehen, würde<br />

ich vorschlagen, zehn Minuten Pause zu machen, uns<br />

dann diesen vier Punkten zu dem Thema Emission/Immission<br />

Luft in frischer Stärke neu zuzuwenden und<br />

die anderen als diskutiert zu betrachten. Einverstanden?<br />

- Ich nehme das jetzt einmal als Ja. Zehn Minuten Pause!<br />

(Unterbrechung von 17:08 bis 17:20 Uhr)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Meine Damen und Herren, ich bitte, wieder Platz zu<br />

nehmen. Wir fahren in den Verhandlungen fort.<br />

Ich greife jetzt den Vorschlag und die Bitte von Herrn<br />

Block auf, dass die anwesenden Bürger – nicht die Einwender<br />

– die Gelegenheit bekommen, die eine oder<br />

andere Frage zu stellen, wenn sie möchten. Das ist nur<br />

ein Service von uns. Die Beiträge müssen nicht zwingend<br />

im Detail von uns erörtert werden. Aber wir würden sie –<br />

das ist auch mit Lafarge so kommuniziert – hier in den<br />

Raum stellen, und Lafarge würde das durchaus dann als<br />

Botschaft mitnehmen.<br />

Deswegen gucke ich jetzt einmal in die hinteren Reihen<br />

zu den Bürgerinnen und Bürgern hier aus Wössingen,<br />

Walzbachtal oder auch aus Dürrenbüchig. Gibt es irgendwelche<br />

Fragen und Anregungen? – Gerne.<br />

Karin Herlan:<br />

Mein Name ist Karin Herlan, ich komme aus Wössingen,<br />

bin gebürtige Wössingerin und mit diesem Zementwerk<br />

aufgewachsen.<br />

Ich war vorhin erschrocken, als Sie, Frau Schmid-<br />

Adelmann, auf die Frage von Frau Aberle geantwortet<br />

haben, dass Quecksilber in der Form, wie es jetzt vorkommt,<br />

für Kinder nicht beängstigend wäre und für Erwachsene<br />

auch nicht.<br />

Quecksilber baut sich im Körper ja nicht ab. Wir leben<br />

hier in Wössingen jahrelang, möchten hier vielleicht auch<br />

sterben. Was sind das denn für Zukunftsaussichten, wenn<br />

Sie so eine Aussage machen?<br />

Ich möchte einfach wissen, ob es Langzeitstudien gibt,<br />

wie die Auswirkungen von Quecksilber im Körper sind, wo<br />

es ja nicht abgebaut wird. Ich denke, die ganze Fragerei<br />

und die ganze Diskutiererei heute sind umsonst. Denn<br />

dann wird ganz klar, dass Lafarge etwas unternehmen<br />

muss und diese Aktivkohlefilter einbauen muss.<br />

Seite 78<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Noch ein Zweites: Sie wollen jetzt Dachpappe als Zusatzstoff<br />

nehmen. Dazu möchte ich nur wissen: Wird das<br />

ebenso wie Fluff in einem Ihrer Werke aufbereitet, oder<br />

bekommen Sie das von außen?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielen Dank. – Ich habe es vorhin schon gesagt, wir<br />

können nicht alles im Detail beantworten. Aber ich möchte<br />

Lafarge fragen, ob Sie als Service eine kurze Antwort<br />

darauf geben wollen. Das Gleiche würde ich in Richtung<br />

Landratsamt fragen. Das muss nicht beantwortet werden.<br />

Aber wenn das möglich ist, wäre es nett.<br />

Friederike Schmid-Adelmann (LRA Karlsruhe):<br />

Es gibt sehr viele Untersuchungen zum Quecksilber. Die<br />

Datenlage zum Quecksilber ist ausgezeichnet, und man<br />

weiß auch, innerhalb welcher Zeit Quecksilberbelastungen<br />

im Körper wieder ausgeschieden werden, sowohl über<br />

Stuhlgang als auch über Urin.<br />

Es stimmt nicht, dass sich Quecksilber im Körper anreichert<br />

und den Körper nicht wieder verlässt. Das gilt<br />

sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.<br />

Der Punkt, den die Wissenschaftler im Zusammenhang<br />

mit Quecksilber als besonders relevant erkannt<br />

haben, ist weniger die Aufnahme durch die Inhalation als<br />

vielmehr die Aufnahme mit der Nahrung. Darüber muss<br />

man sich heutzutage wirklich Gedanken machen, insbesondere<br />

was den Fischverzehr angeht. Es gibt entsprechende<br />

Studien, dass man über Seefisch verhältnismäßig<br />

viel Quecksilber aufnehmen kann, das dann allerdings<br />

wieder ausgeschieden wird.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielen Dank. – Herr Villano? Herr Weber?<br />

Enrico Fischer (Antragstellerin):<br />

Zum zweiten Teil der Frage werde ich ganz kurz antworten.<br />

Die Frage war, woher die Dachpappe in Zukunft<br />

kommt. Aktuell ist geplant, dieses aufbereitete Material<br />

von einem Aufbereiter in der Nähe von Stuttgart entgegenzunehmen.<br />

Ich hatte es heute früh, glaube ich, schon<br />

einmal erwähnt. – Reicht das?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielen Dank. – Gibt es weitere Fragen und Anregungen?<br />

- Bitte.<br />

Sandra Doll:<br />

Ich bin Sandra Doll und wohne ebenfalls in Walzbachtal-<br />

Wössingen.<br />

Es geht hier wirklich nur um Geld – nicht um den Menschen<br />

und nicht um die Gesundheit. Sonst müssten wir<br />

hier gar nicht stehen. Mensch und Gesundheit sind für<br />

mich das Allerwichtigste. Wenn das für alle so wäre,<br />

müssten wir hier nicht über Altreifen, über Tiermehl, über<br />

Dachpappe oder über Ausreißer sprechen. Wir müssten<br />

auch nicht entscheiden, ob wir entsorgende Verwertung<br />

oder verwertende Entsorgung betreiben. Das ist der


Hauptpunkt, wie ich finde: Menschen sind am Allerwichtigsten.<br />

Was würde passieren, wenn Sie diese Aktivkohlefilter<br />

die ganze Zeit benutzen würden? Wären dann diese Filter<br />

Sondermüll? Müssten Sie die entsorgen? Wäre das sehr<br />

teuer?<br />

Sie sollten noch einmal darüber nachdenken, ob Ihnen<br />

nicht der Schutz der Gesundheit der Menschen ein bisschen<br />

mehr Geldausgabe wert wäre.<br />

(Beifall bei den Einwenderinnen und<br />

Einwendern)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Vielen Dank, Frau Doll. Ich gehe jetzt davon aus, dass<br />

Lafarge dazu nichts weiter sagt, sondern Ihre Anmerkungen<br />

mitnimmt und überdenkt. Gibt es sonstige Fragen<br />

oder Anregungen? – Wenn nicht, würden wir in der<br />

Erörterung fortverfahren.<br />

Zur Erinnerung: Wir hatten vor der Pause festgestellt,<br />

das noch vier Themen offen sind – ich hoffe, dass da noch<br />

Konsens besteht –: Filtertechnik, Immissionsstundenwert<br />

von SO2, Kaminhöhe und Bodenwerte im Umkreis/Critical<br />

Loads.<br />

(Andreas Bauer [EW] meldet sich zu Wort.)<br />

– Herr Bauer, habe ich etwas vergessen?<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Jein – oder ja. Ich durfte jetzt in der Pause die Tagesmessungen<br />

kurz anschauen. Leider lagen sie aber für 2011<br />

nicht vor.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Also von Quecksilber – um das zu konkretisieren.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Ja, Quecksilbermessungen, genau. – Ich weiß jetzt nicht,<br />

warum man sie nicht zeigen konnte oder durfte.<br />

Ich verstehe das alles nicht so ganz. Herr Villano hat<br />

mir erklärt, dass die ganze Zeit sowieso nur mit 80 %<br />

gefahren wird. Sprich: Wie sich das bei 100 % auswirkt,<br />

muss die Zukunft erst zeigen bzw. das ist entsprechend<br />

berechnet worden.<br />

Aber eindeutig zu sehen ist natürlich, dass die Quecksilberdosis<br />

erheblich schwankt. In meinen Augen pendelte<br />

sie sich nach dem Wiederanfahren 2012 eher weiter oben<br />

ein als möglicherweise im Jahr davor. Es wurde gesagt,<br />

dass das immer so sei, wenn die Anlage heruntergefahren<br />

wird. Aber einen Beleg für 2011 gab es eben nicht. Ich<br />

denke, es wäre interessant gewesen, die Folie allen zu<br />

zeigen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich kann Ihnen hier zusichern, dass wir uns die Daten<br />

noch einmal angucken. Warum sie heute nicht da waren,<br />

können wir nicht sagen.<br />

Seite 79<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

(Andreas Bauer [EW]: Sie sind ja da!)<br />

– Genau, sie sind da.<br />

(Andreas Bauer [EW]: Sie sind auf dem<br />

Rechner! Ich habe sie gesehen! – Gudrun<br />

Vangermain [BUND]: Sie wurden uns für<br />

nach dem Kaffee versprochen! Ich würde<br />

sie gerne sehen!)<br />

– Herr Villano hat gesagt: Er prüft, was in der Pause<br />

möglich ist. Ich habe das so verstanden, dass die Daten<br />

da sind, aber nicht darstellbar sind. 2012 ist da, 2011 ist<br />

nicht da, heißt es.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Aber vorhin<br />

stand doch „2011“ darauf! – Tino Villano<br />

[AS]: Das war der Emissionsbericht!)<br />

– Nein. Das vorhin war ein Emissionsmessbericht. Das ist<br />

quasi eine Jahresauswertung; da gibt es einen Jahresmittelwert.<br />

Das, was wir eigentlich wollten, sind die kontinuierlichen<br />

Messdaten, die Sie dann quasi in Form einer<br />

Ganglinie gesehen hätten.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Die hat er mir ja gezeigt. Ich weiß nicht, warum er die jetzt<br />

nicht an die Wand werfen kann. Er hat sie ja auf dem<br />

Rechner.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ja, wenn das hilfreich ist. Das geht doch – oder, Herr<br />

Villano?<br />

(Tino Villano [AS]: Es war die Anforderung<br />

2011/2012; wir haben nur 2012!)<br />

– Wenn nur 2012 da ist, kann man doch die Gelegenheit<br />

nutzen, 2012 an die Wand zu werfen, denke ich. Dann<br />

wird zumindest deutlich, dass die Daten vorhanden sind.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

(Schaubild: Tagesmittelwertverteilung: Hg-<br />

Emissionen Ofen – Anlage 8, S. 137)<br />

Sie sehen hier die Quecksilberemissionen aus dem<br />

Jahr 2012. Sie sehen auch die Stellen, wo der Messwert<br />

auf der x-Achse auf Null heruntergeht. Das sind die<br />

Zeiträume, in denen der Ofen zu Revisionszwecken,<br />

aufgrund eines ungeplanten Ofenstillstands oder zu<br />

Reparaturzwecken mindestens einen ganzen Tag lang<br />

stand.<br />

Sie sehen hier auch: Vor dem großen Winterstillstand<br />

im Februar ist der Wert der Quecksilberemission etwas<br />

niedriger als danach. Das ist dadurch bedingt, dass wir vor<br />

der Großrevision naturgemäß immer wieder Anlagenausfälle<br />

haben, was dazu führt, dass wir den Ofenbetrieb<br />

stundenweise für Reparaturarbeiten stoppen müssen.<br />

Dann haben wir natürlich eine geringere Tagesemission,<br />

weil der Ofen nicht den ganzen Tag über betrieben wurde.<br />

Nach dem Ofenstillstand wird entsprechend wieder<br />

angefahren. Sie sehen auch, dass wir ab Juni 2012 einen


Zielwert von 25 µg/Nm³ stabil einhalten und oftmals auch<br />

unterschreiten. Das ist diese Zielvorgabe bezüglich der<br />

HOK-Eindüsung. Das heißt, wir haben da einen entsprechenden<br />

Abstand zum Grenzwert.<br />

Der Grenzwert ist hier als rote Linie dargestellt. Die<br />

rote Linie sind die 28 µg/Nm³ oder 0,028 mg/Nm³. Der<br />

Grenzwert nach der 17. BImSchV sind die 0,03 mg/Nm³.<br />

Das heißt, wir haben hier einen niedrigeren Grenzwert als<br />

die 17. BImSchV. Aufgrund von Dynamisierungen, auch<br />

weil wir in der Vergangenheit keine Vorbelastungsmessungen<br />

gemacht haben, ist dieser Wert aus der Historie<br />

entstanden. Durch die Qualitätssicherungsmaßnahmen,<br />

die wir hier anwenden, halten wir den Grenzwert entsprechend<br />

sicher ein.<br />

– Nein.<br />

(Harry Block [BUND]: Und das sind 100 %?)<br />

(Harry Block [BUND]: Das sind 80 %?)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, es gibt wohl einen Antrag auf 100 %, aber es<br />

gibt noch keinen Betrieb mit 100 %.<br />

(Gudrun Vangermain [BUND]: Bei wie viel<br />

Prozent ist das?)<br />

Harry Block (BUND):<br />

Bekommen Sie in Deutschland irgendetwas genehmigt,<br />

wenn Sie nicht nachweisen können, dass die Anlage das,<br />

was Sie behaupten, auch kann? Derjenige, der etwas<br />

beantragt, muss doch zeigen können, dass das geht. Der<br />

muss doch zeigen können, dass das irgendwo möglich ist.<br />

Sie können doch nicht eine Genehmigung geben und<br />

einfach sagen: Mit 80 % habt ihr es probiert; da hat es<br />

geklappt.<br />

Ich denke, dass das HOK dabei war. Das sind ja Tagesmittelwerte;<br />

das ist schon ein Durchschnittswert. Das<br />

heißt, da werden auch ein paar Ereignisse dabei sein, die<br />

näher an 0,03 oder an 0,028 mg/Nm³ sind. Das sind<br />

Mittelwerte, das besagt wieder nichts.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Das sind Tagesmittelwerte.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ja gut, das ist schon ziemlich gerundet. Frage: Bei 100 %<br />

wären Sie da schon nah dran, oder? – Ich sage jetzt der<br />

Behörde: Da ist man ziemlich nah dran.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Noch einmal: Ich habe Ihnen nur sagen wollen, dass der<br />

Antrag auf 100 % lautet und dass diese realen Daten aus<br />

dem Jahr 2012 nicht auf der Grundlage von 100 % Ersatzbrennstoff<br />

sein können. Denn das ist noch nicht<br />

genehmigt. Sonst würden wir heute hier nicht sitzen.<br />

(Harry Block [BUND]: 80 % sind auch nicht<br />

genehmigt!)<br />

Seite 80<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Der Nachweis, dass dieser Versuch mit den 100 % funktioniert,<br />

ist im Rahmen des Antrags nach Aussage und<br />

Meinung von Lafarge geführt. Deswegen sitzen wir heute<br />

hier, um die Aspekte, die möglicherweise noch fehlen, zu<br />

beleuchten.<br />

Gibt es noch Fragen zu dieser Tagesmittelwertverteilung?<br />

– Ja, gerne.<br />

Gudrun Vangermain (BUND):<br />

Wir bekommen jetzt diese 60 % nicht zu sehen, weil Sie<br />

sie nicht dabei haben, sagen Sie. Dieses Bild zeigt die<br />

80 %, richtig?<br />

(Tino Villano [AS] nickt.)<br />

Zum Quecksilber habe ich noch eine Frage an Frau<br />

Schmid-Adelmann. Sie sagten eben, dass sich Quecksilber<br />

im Körper nicht anreichert. Problematisch sei nicht der<br />

Luftweg, sondern die Nahrungskette – siehe Fisch. Fisch<br />

ist doch auch ein Körper, oder?<br />

(Harry Block [BUND]: Sie beziehen sich<br />

doch auf Japan, auf diese Beriberi-<br />

Krankheit von den Japanern, oder?)<br />

Friederike Schmid-Adelmann (LRA Karlsruhe):<br />

Ich beziehe mich auf Untersuchungen, die auch die<br />

deutschen Verhältnisse wiedergeben. Wenn viel Fisch<br />

gegessen wird, kann man den PTWI-Wert durchaus auch<br />

in Deutschland überschreiten.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Bauer noch einmal zum Thema Quecksilber.<br />

Andreas Bauer (Einwender):<br />

Ich bin jetzt kein Fachmann, aber ich sehe dort, dass die<br />

Werte im Mai für ein, zwei Wochen ziemlich nah am<br />

Grenzwert lagen, und das sind Mittelwerte. Wie oft sind<br />

Sie dann tatsächlich darüber? Mittelwert kann ja heißen,<br />

dass Sie vielleicht fünf Stunden deutlich darüber sind,<br />

zehn Stunden halt darunter. Dann sind Sie im Mittel knapp<br />

unter dem Grenzwert. Wie lange sind Sie denn darüber?<br />

Sagen wir es einmal so herum.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Villano.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Ich hatte eben den Emissionsbericht 2011 gezeigt und<br />

darauf hingewiesen, dass wir insgesamt 17 Halbstundenwertüberschreitungen<br />

für Quecksilber im Jahr 2011<br />

hatten. Das heißt, wir haben hier entsprechende Überschreitungen<br />

des Halbstundenwertes gehabt.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Nur ganz kurz noch einmal als Information: Der Grenzwert<br />

für das Tagesmittel sind die 28 µg/Nm³, also die 0,028<br />

mg/Nm³. Der Wert wurde mit einer Ausnahme nicht<br />

überschritten. Man muss immer sehen, von welchem<br />

Grenzwert man spricht. Also, die 0,028 passen zu den


Tagesmittelwerten. Die 0,028 stehen als Tagesmittelwert<br />

so in unserer Genehmigung.<br />

Deswegen ist die Fragestellung, wie viele Stunden<br />

dieser Tagesmittelwert überschritten war, eine falsche.<br />

Der Halbstundenmittelwert ist eine andere Größe und hat<br />

einen anderen Anforderungswert.<br />

Mir geht es jetzt nur um die Information. Es ist immer<br />

genau zu beachten, von welchem Grenzwert, von welcher<br />

Einheit, von welcher Größe man spricht. Das nur als<br />

Information von unserer Seite. – Okay, Herr Bauer? – Gut.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Zusatzfrage: Wie lange wurde HOK zugegeben? An wie<br />

vielen Tagen, Stunden – was weiß ich?<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Die Eindüsung erfolgt automatisch; wir haben hier einen<br />

Automatismus hinterlegt. Das heißt, es dreht niemand<br />

einen Hahn auf, wenn er meint, das tun zu müssen,<br />

sondern das Ganze ist auf die Zielgröße 25 µg/Nm³<br />

automatisiert. Wenn diese 25 µg/Nm³ erreicht werden,<br />

wird für wenige Minuten, maximal ein, zwei Stunden<br />

Herdofenkoks entsprechend eingedüst, um den Grenzwert<br />

wieder zu erreichen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Villano. – Herr Klawe.<br />

Hans-Jürgen Klawe (Einwender):<br />

Ich glaube, das ist jetzt nicht das Thema, das uns toll<br />

interessieren muss. Ich denke, diese Kurve zeigt doch,<br />

dass man sich sehr nah an den Grenzwert heranbewegt.<br />

Das bedeutet – ich spekuliere einmal -, dass man, wenn<br />

100 % Ersatzbrennstoff eingesetzt wird, im gleichen<br />

Bereich bleibt, weil dann bei einer höheren Emission<br />

etwas mehr Aktivkohle eingedüst wird. Da wird einfach der<br />

Aktivkohleverbrauch steigen. Aber das ist jetzt nicht das<br />

Thema, das wir hier im Fokus haben.<br />

Wir haben gesagt, dass uns dieses Fahren dicht am<br />

Grenzwert eigentlich zu wenig ist. Ich möchte, dass das<br />

Quecksilber kontinuierlich herausgefiltert wird und dass<br />

wir einen sehr viel niedrigeren Emissionswert haben.<br />

(Vereinzelt Beifall bei den Einwenderinnen<br />

und Einwendern)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Klawe, dass Sie das noch einmal verdeutlicht<br />

haben.<br />

Ich möchte jetzt meinen Versuch von vorhin wiederholen<br />

und sagen: Wir haben vier Punkte aus dem Block<br />

Emission/Immission Luft übrig: Filtertechnik, Immissionsstundenwert<br />

von SO2, Kaminhöhe und die Bodenwerte,<br />

Critical Loads. Ich würde gerne versuchen, wenn Sie<br />

damit einverstanden sind, das in dieser Reihenfolge mit<br />

Ihnen zusammen abzuarbeiten.<br />

Ich will anfangen mit dem Thema<br />

Seite 81<br />

Filtertechnik/Betriebsstörungen,<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

das vorhin schon einmal angesprochen worden war.<br />

Damit meine ich jetzt nicht noch einmal die Diskussion<br />

über HOK, sondern die Diskussion über die anderen<br />

vorhandenen Filter, die eingesetzt werden. Gibt es da<br />

noch Fragen oder Themen, die zu erörtern sind?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Stickoxide. Bei Stickoxiden wollen Sie einen Grenzwert<br />

von 320 mg. Für ein Zementwerk ist das verständlich,<br />

aber für eine Müllverbrennungsanlage ist das unverständlich,<br />

und im Hinblick auf meine Forderung von Gas ist das<br />

total unverständlich.<br />

Ich möchte gerne wissen: Wann erreichen Sie den<br />

Zielwert von 200 mg, der von Ihren eigenen Gutachtern<br />

gefordert wird? Nehmen wir einmal an, Sie genehmigen<br />

320 mg – was ich nicht hoffe, Herr Haller – und schreiben<br />

den Zielwert mit hinein: Wann erreichen Sie diesen<br />

Zielwert? Was machen Sie dann? Sie brauchen dann eine<br />

neue SNCR-Anlage oder etwas anderes.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Weber.<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Die 320 mg NOx als Grenzwert und 200 mg als Zielwert<br />

sind damit zu begründen, dass die Anlage konzeptionell<br />

dafür vorgesehen ist, 200 mg bei 100 % Sekundärbrennstoffraten<br />

zu fahren.<br />

Wie wir das erreichen, wissen wir aber noch nicht. Wir<br />

haben noch keine Erfahrungen damit, da wir nur eine<br />

Testgenehmigung von bis zu 80 % Sekundärbrennstoffe<br />

haben. Da wir allerdings zeigen konnten, dass wir mit<br />

dieser höheren Sekundärbrennstoffrate einen niedrigeren<br />

Grenzwert als 350 mg erreichen können, haben wir einen<br />

Grenzwert von 320 mg beantragt mit dem Ziel, möglichst<br />

schnell zu erfahren und zu lernen, auch die 200 mg zu<br />

erreichen.<br />

Es wird, ich glaube, zum 1. Januar 2019 die novellierte<br />

17. Bundesimmissionsschutzverordnung greifen. Spätestens<br />

bis dahin muss der 200-mg-Grenzwert eingehalten<br />

werden. Unser Ziel ist es, möglichst schnell zu lernen, mit<br />

der SNCR-Anlage die 200 mg zu fahren. Diese muss<br />

dafür nicht neu gebaut werden, wie Sie sagen, aber sie<br />

muss optimiert werden. Wenn es wirklich erforderlich ist,<br />

müssen wir gegebenenfalls auf eine Technologie umrüsten,<br />

die 200 mg permanent gewährleistet, damit die<br />

novellierte 17. Bundesimmissionsschutzverordnung eingehalten<br />

werden kann.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Weber. – Herr Block, eine Nachfrage?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ich würde es als nachhaltig bezeichnen, wenn Sie das bei<br />

dieser Umstellung sofort tun. Entweder kann die SNCR-<br />

Anlage das – der Hersteller muss Ihnen ja nachweisen,


dass die Anlage das kann für das, was Sie hier verbrennen<br />

–, oder Sie probieren noch fünf Jahre herum, bis der<br />

Grenzwert kommt. Ich denke: Entweder kann sie es, oder<br />

sie kann es nicht. Kann die Anlage es nicht, dann bauen<br />

Sie eine neue! Denn 320 mg, das ist ein Unding!<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Dr. Oerter.<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Herr Block, in der Tat ist das derzeit eine Herausforderung<br />

für die gesamte deutsche Zementindustrie. Ab dem<br />

1. Januar 2019 soll ein Emissionsgrenzwert flür NOx von<br />

200 mg/m 3 tatsächlich verbindlich gelten, und zwar gleichzeitig<br />

mit einer Vorgabe – das ist wirklich ein Novum, das<br />

es bisher auch im europäischen Umweltrecht nicht gibt –<br />

für eine Limitierung der Ammoniakemissionen.<br />

Das ist in der Tat im Moment eine Frage des Standes<br />

der Technik, mit der die gesamte deutsche Zementindustrie<br />

beschäftigt ist. Deswegen gibt es auch in Absprache<br />

mit den Umweltbehörden diese verlängerte Übergangsfrist<br />

für die 17. BImSchV. Da muss die ganze Industrie ihre<br />

Hausaufgaben machen. Das betrifft auch den Standort<br />

Wössingen.<br />

Es geht nicht darum, ob die SNCR-Anlage 200 mg/m³<br />

packt - um das einmal sehr linear zu sagen -, sondern es<br />

geht darum, das Ganze gleichzeitig mit einer Minimierung<br />

des Ammoniakschlupfes betreiben zu können. Das ist der<br />

Hintergrund.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Störfall, Herr Schilling! Beim SNCR geht es um Ammoniak.<br />

Wie viel Ammoniak lagern Sie? Wie lagern Sie es bei<br />

dem SNCR-Filter? Wahrscheinlich nehmen Sie nicht<br />

reines Ammoniak, sondern Sie nehmen eine Verdünnung.<br />

Aber Sie haben gerade in den Vereinigen Staaten gesehen,<br />

was mit Ammoniak passieren kann: Da sprengt es<br />

einen ganz Ort weg. Wie viel haben Sie für diese SNCR-<br />

Anlage? Wie hoch ist die Ammoniakkonzentration in der<br />

SNCR-Anlage? Wir haben letzte Woche zufällig eine<br />

Anlage besichtigt. Wir kennen die Daten und wissen, was<br />

ab einer gewissen Größenordnung passiert.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Noch einmal zur Konkretisierung: Geht es Ihnen um eine<br />

mögliche Ammoniaklagerung?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Beides: Einerseits geht es mir darum, wie viel Sie einsetzen,<br />

um die SNCR-Anlage für 200 mg zu optimieren.<br />

Denn dann brauchen Sie mehr. Da frage ich nach der<br />

Lagerung. Vorhin wurde das schon mit Blick auf die<br />

Feuerwehr gefragt.<br />

Seite 82<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Andereseits frage ich im Hinblick auf einen Störfall,<br />

Herr Schilling. Wenn Ammoniak explodiert, ist das ein<br />

Störfall. Das ist dann keine Betriebsstörung.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Wir bekommen das relativ schnell ausgeräumt, wenn<br />

nämlich Lafarge etwas dazu sagt, was sie wirklich tun.<br />

(Harry Block [BUND]: Wie viel Prozent Ammoniak<br />

sind es?)<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Bei unserer SNCR-Anlage handelt es sich um zwei<br />

Tankanlagen, die jeweils etwa 100 m 3 Fassungsvermögen<br />

für Harnstofflösung haben. Das ist eine 20-prozentige<br />

Harnstofflösung. Dass dabei irgendetwas Explosives<br />

entsteht, schließen wir aus. Es handelt sich hier um eine<br />

VAwS-Anlage, die letztendlich entsprechend konzipiert<br />

wurde.<br />

Die Harnstofflösung wird zur Reduzierung von NOX in<br />

der Anlage in ein bestimmtes Temperaturfenster eingedüst.<br />

Dieses Temperaturfenster bei der Eindüsung gilt es<br />

entsprechend zu optimieren, und zwar so, dass gleichzeitig<br />

der Ammoniakschlupf optimiert wird, der entsteht, wenn<br />

ich zu viel Harnstofflösung eindüse. Das ist die Herausforderung.<br />

Einfach nur einzudüsen, um auf 200 mg zu<br />

kommen, ist das eine. Aber gleichzeitig muss man den<br />

Ammoniakschlupf optimieren, dass dieser Grenzwert nicht<br />

überschritten wird.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Villano. – Herr Block, wäre damit für Sie das<br />

Thema SNCR, NOX- und Ammoniakemissionen erledigt?<br />

Für uns ist das ein ganz relevantes Thema.<br />

Ich muss dem Herrn Dr. Oerter leider noch sagen<br />

- Lafarge weiß es schon -: Wir sind hier nicht nur in<br />

Deutschland, sondern wir sind auch in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>, und hier im Land gibt es ambitionierte Ziele,<br />

was die NOX-Emissionen angeht. Das Jahr 2019 ist da<br />

sehr weit weg.<br />

(Harry Block [BUND]: Sagte der Herr Minister!)<br />

- Sehen Sie, wie gut wir das machen! – Ich denke, wir<br />

haben das Thema NOX damit ebenfalls erledigt.<br />

Vorhin kam das Thema mit den Wäschen und der Filtertechnik.<br />

Da wollte ich noch einmal speziell nachfragen:<br />

Herr Futterer, ist das erledigt? – Nein? Dann kommen wir<br />

jetzt noch einmal zu diesem Thema.<br />

Michael Futterer (Einwender):<br />

Das betrifft eigentlich das Gleiche, was Herr Klawe vorher<br />

schon gesagt hat. Wir haben uns innerhalb des grünen<br />

Ortsverbandes über dieses Thema unterhalten. Deswegen<br />

kamen dazu einige Einwendungen, die in ähnliche Richtungen<br />

gegangen sind.<br />

Es wurde gefordert, dass man hier einen Permanentfilter<br />

einbaut. Es wurde in der Gemeinderatssitzung auch


gesagt – das hat die Kollegin vorhin schon angesprochen<br />

-: Wenn man Permanentfilter einbaut, wird das<br />

Quecksilber dort entsprechend gebunden. Das Quecksilber<br />

müsste dann mit dem Filter irgendwie entsorgt werden.<br />

Wir hatten im Nachgang besprochen: Das hilft uns<br />

nicht weiter. Das wäre genauso, als ob man bei der<br />

Atomendlagerung sagen würde: Wir verteilen alles über<br />

das ganze Land, dann haben wir kein Problem mehr,<br />

anstatt es irgendwo endzulagern. – Ist das verständlich?<br />

Wir möchten damit sagen: Wir wollen im Prinzip nicht,<br />

dass dieses Quecksilber aus diesem Zementwerk herausgeht,<br />

sondern wirklich in einem Filter gebunden wird und<br />

dann irgendwo hingeht. Das ist nach meinem Wissensstand<br />

technisch auch möglich. Deshalb ist das eine<br />

zentrale Forderung von uns.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Futterer. Wir haben das vorhin schon mehrfach<br />

diskutiert, und ich würde es einfach dabei bewenden<br />

lassen wollen. Denn andere Punkte sind noch offen, die<br />

wir noch gar nicht angesprochen haben, also Immissionsstundenwert<br />

von SO2, Kaminhöhe und Bodenwerte.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Noch zur Filtertechnik: Auch die Feinstaubabscheidung<br />

scheint mir noch nicht ganz optimal zu sein. Ich denke, Sie<br />

haben einen Gewebefilter. Es ist sicherlich ein Gewebefilter<br />

mit dieser Ausschlagtechnik, dass Sie das abschütteln<br />

und ihn mehrfach wiederverwenden können. Wie oft<br />

machen Sie das im Ofen selbst? Hat diese Filterreinigung<br />

Auswirkungen auf das Produkt?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Weber.<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Der Schlauchfilter wird über Differenzdruck betrieben.<br />

Dabei wird der Druck am Eingang und Ausgang des<br />

Filters gemessen. Der Differenzdruck löst automatisch die<br />

Reinigungszyklen aus, sprich: Es ist eine Druckluftauslösung.<br />

Nach Empfehlungen des Herstellers muss sich zunächst<br />

ein Filterkuchen – so nennt sich das – auf diesen<br />

Filtersäcken bilden. Das heißt, ein gewisser Mindestdifferenzdruck<br />

ist zu fahren. Es sollte aber nicht die maximale<br />

Druckdifferenz erreicht werden, um die Langlebigkeit der<br />

Schläuche und die Abscheidewirkung zu gewährleisten.<br />

Ich kenne die genauen Daten nicht auswendig; ich<br />

müsste sie nachschauen. Aber ich glaube, die Anlage wird<br />

mit 6 bis 8 Millibar betrieben. Das wird automatisch<br />

kontrolliert. Das Produkt geht direkt wieder in den Prozess<br />

hinein und wird somit vollständig im Klinkerprodukt, dem<br />

Zement, eingebunden.<br />

Seite 83<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Harry Block (BUND):<br />

Genau das meine ich. Wie viel von den Schadstoffen<br />

befindet sich dann im Klinker? Das war die Frage, die wir<br />

heute Morgen schon einmal gehabt haben. Ich hatte Ihnen<br />

bereits gesagt: Das Produkt wird schlechter. – Wie viel<br />

schlechter, ist egal. Aber das ist auf jeden Fall so.<br />

Auf wie viel Prozent schätzen Sie den Anteil der Stäube,<br />

die nicht über die Filteranlage herauskommen, sondern<br />

durch die Gewebefilter wieder ins Produkt eingebracht<br />

werden? Wie hoch schätzen Sie diesen Anteil im<br />

Vergleich zu der Emission über den Kamin?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Kann Lafarge das abschätzen?<br />

Lutz Weber (Antragstellerin):<br />

Wir reden hier über einen kleinen Teil zwischen 1 und<br />

2 %.<br />

(Harry Block [BUND]: Gut!)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Damit wäre auch das Thema Filtertechnik behandelt. –<br />

Wir kommen dann zu dem Punkt<br />

Immissionsstundenwert von SO2.<br />

Wenn es allerdings keinen Bedarf an einer Erörterung<br />

dieses Punktes gibt, können wir ihn auch ohne Erörterung<br />

so stehen lassen. Die Einwendung kam vom BUND.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Schwefeldioxid ist natürlich ein Problem; das weiß jeder.<br />

Ich weiß allerdings nicht, wie man in diesem speziellen<br />

Fall darangeht; da muss ich eigentlich passen.<br />

Da muss ich hoffen, dass Sie uns erklären, wie die<br />

Problematik von SO2 – Schwefel ist eine Problematik,<br />

allerdings keine Kernproblematik – in dem Zementwerk zu<br />

minimieren ist. Das wird wohl nur über die Eingangsstoffe<br />

gehen. Ich weiß es aber nicht. Ich weiß nicht, wo überall<br />

Schwefel drin ist. Ich kann es Ihnen nicht sagen. Sie<br />

haben vorhin die Tabelle gesehen: Schwefel ist überall<br />

drin, z. B. auch in Altreifen. Aber ich weiß nicht, wie sich<br />

das im Prozess oder in den Produkten auswirkt.<br />

Sie wollen da den Grenzwert von 150 mg, in der<br />

17. BImSchV sind es 50 mg. Ich denke, es ist klar: Sie<br />

dürfen nicht mehr als 50 haben. Ich will jetzt nicht wieder<br />

auf die 13 gehen, die möglich sind, sondern von mir aus<br />

können es 50 sein. Ich weiß, bei SO2 ist das problematisch.<br />

Aber die 50 müssen Sie erreichen. Wie, weiß ich<br />

nicht; das kann ich Ihnen nicht sagen. Die 17. BImSchV<br />

sagt 50. Deswegen sagen auch wir: 50.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, wir erörtern diesen Punkt hier nicht weiter. Wir<br />

werden das mitnehmen und im Rahmen der Abwägung<br />

und Bewertung weiter verfolgen. Ich denke, das reicht an<br />

dieser Stelle.


Wir kommen zum Thema<br />

Kaminhöhe,<br />

wozu Sie und der BUND ebenfalls ausführlich Stellung<br />

genommen haben. Wollen Sie dazu noch etwas sagen?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ich habe die Zahlen jetzt nicht. Wie hoch ist der Kamin?<br />

108 m?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ja, 108 m.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Die TA Luft nennt für Zementwerke einen Grenzwert von,<br />

ich glaube, 950.000 t. Da hatten wir ausgerechnet: Das<br />

entspricht etwa einer Höhe von 96 m. 96 zu 108 m ergibt<br />

einen Unterschied von 12 m. Das heißt, es erfolgt in 12 m<br />

eine Verdünnung der Emission. Wir konnten weder in den<br />

Unterlagen vom TÜV noch in der Bewertung von der<br />

DEKRA irgendetwas dazu finden, dass auf der Grundlage<br />

dieses Wertes gerechnet wird.<br />

Gerechnet werden muss mit der von der TA Luft vorgeschriebene<br />

Kaminhöhe – nicht mit der wirklichen Höhe;<br />

die ist uninteressant. Denn eine Verdünnung durch Luft ist<br />

nicht erlaubt.<br />

Also sagen wir: Sie berechnen die Belastung, die Immission<br />

in Dürrenbüchig etc. auf den Wert 96 m neu. Das<br />

ist der Wert, den die TA Luft vorschreibt. Danach müssen<br />

alle Berechnungen gemacht werden. Die fand ich nicht. –<br />

Die haben Sie jetzt aber dabei, ja?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Ich gebe das Wort an Lafarge. Die Frage ist nur: an wen?<br />

– An Herrn Dr. Oerter?<br />

Dr.-Ing. Martin Oerter (Antragstellerin):<br />

Ich versuche es einmal als derjenige, der am wenigsten<br />

mitgerechnet hat. Ich habe die Anlage nur in Augenschein<br />

genommen.<br />

Punkt 1: Die Regelung, dass ich nicht mit der Ist-Höhe<br />

rechnen darf, sondern gemäß TA Luft nur mit der entsprechenden<br />

Mindesthöhe, kenne ich so nicht – um das ganz<br />

klar zu sagen.<br />

(Harry Block [BUND]: Sie haben unsere<br />

Einwendung gelesen?)<br />

– Ihre Einwendung habe ich gelesen, natürlich.<br />

(Weiterer Zuruf von Harry Block [BUND])<br />

Ich habe eben gesagt – da bitte ich um Nachsicht –:<br />

Sowohl die Ausbreitungsrechnung als auch die entsprechende<br />

Prognose ist von jemand anderem gemacht<br />

worden, der heute aus Krankheitsgründen nicht hier ist. –<br />

Also Punkt 1: Ich selber kenne diese Regelung nicht. Ich<br />

habe Ihre Einwendung sehr wohl gelesen, was aber nicht<br />

heißt, dass ich diese Regelung kenne.<br />

Seite 84<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Punkt 2: Wenn ich das richtig in Erinnerung habe<br />

- korrigieren Sie mich bitte, Herr Weber –, befindet sich<br />

der Kamin innerhalb des Wärmetauschers. Es gibt sehr<br />

wohl die Regelung, dass sich die Kaminhöhe grundsätzlich<br />

oberhalb des Firstes des höchsten Gebäudes befinden<br />

muss. Wenn ich den Kamin kürzer machen würde als<br />

den Wärmetauscherturm, würde ich innerhalb des Gebäudes<br />

emittieren, was möglicherweise zu anderen Schwierigkeiten<br />

führen würde.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Irrelevant, Euer Ehren! Denn es geht nicht darum, was<br />

wirklich ist – wie bei den Werten, die wir die ganze Zeit<br />

besprechen –, sondern darum, was der Gesetzgeber sagt,<br />

Herr Schilling. Das Recht sagt: Sie haben Ihre Immissionswerte<br />

so zu berechnen, als wenn es so wäre. Denn<br />

eine Verdünnung durch Luft ist nicht erlaubt. Deswegen<br />

müssen Sie alle Kaminhöhen auf die Höhe der TA Luft<br />

rechnen. Alle Immissionswerte sind auf der von der TA<br />

Luft vorgeschriebenen Höhe zu berechnen. Ich glaube,<br />

das haben wir schon fünfmal gesagt und beklagt und<br />

jedes Mal Recht gekriegt. Dann kriegen wir auch jetzt<br />

Recht.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Das ist kein neuer Punkt,<br />

(Harry Block [BUND]: Nein, der ist alt!)<br />

aber wir werden ihn kritisch prüfen. Wir sind auch schon<br />

dabei, ihn zu prüfen. Herr Essig wird ein paar Hinweise<br />

von unserer Seite dazu geben. Dann sind wir bei diesem<br />

Punkt, glaube ich, einen Schritt weiter. – Herr Essig.<br />

Dieter Essig (RP Karlsruhe):<br />

Herr Block, ich gebe Ihnen da recht. Wir haben diese<br />

Diskussion schon ein paar Mal im Erörterungstermin<br />

geführt. Sie haben vollkommen recht, was den Neubau<br />

einer Anlage anbelangt, wo noch kein Kamin steht. Genau<br />

das ist der springende Punkt. – Verstehen Sie das nicht<br />

falsch, Herr Block: Wir nehmen Ihre Hinweise tatsächlich<br />

sehr ernst und nehmen sie auch mit.<br />

Nur noch ein kleiner Hinweis von mir: Es gibt – da<br />

muss auch ich einmal ein Gerichtsurteil zitieren – ein Urteil<br />

vom VGH <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> vom 17.05.1997. Das<br />

Aktenzeichen war 10 D 607/96. Da wird dieser Ansatz der<br />

tatsächlichen Schornsteinhöhe vom Gericht völlig übernommen.<br />

Der Hintergrund ist, dass die tatsächlichen Immissionen<br />

ermittelt werden sollen, die nachher wirklich z. B. in<br />

Dürrenbüchig niedergehen - und nicht 500 m vorher auf<br />

dem freien Feld, was natürlich ein völlig falsches Bild<br />

ergeben würde. Wir müssen vielmehr von den tatsächlichen<br />

Immissionen ausgehen. Das ist der springende<br />

Punkt.<br />

Dazu hat der VGH ein Urteil gefällt und gesagt: Falls<br />

ein Kamin vorhanden ist, ist tatsächlich mit der vorhandenen<br />

Höhe zu rechnen. Punkt. – Aber trotzdem nehmen wir<br />

das noch einmal mit.


Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Genau. Danke, Herr Essig. – Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Wir haben es Ihnen gesagt: Unser Anwalt ist da anderer<br />

Ansicht. Wir haben es auch beklagt. Das von Ihnen<br />

genannte Urteil kenne ich nicht, aber ich kenne andere<br />

Urteile. Jedes Mal wurde dann vom Gericht festgestellt,<br />

dass die von uns vertretenen Werte vorliegen müssen.<br />

Die TA Luft ist sicherlich kein Gesetz, aber sie ist eine<br />

rechtliche Anweisung für Sie. Sie haben dafür zu sorgen,<br />

dass uns als Träger öffentlicher Belange diese Werte<br />

vorliegen. Wir müssen beurteilen können: Was wäre<br />

wenn, und was ist? Der Unterschied von 12 m dürfte für<br />

einige Bereiche in Dürrenbüchig erheblich sein.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, ich kann es nur wiederholen: Wir nehmen es<br />

mit. Wir werden auch diesen Punkt prüfen. Sie sehen, wir<br />

sind schon dabei. Wir sind für jedes weitere Zitieren eines<br />

Gerichtsurteils dankbar. Wir kümmern uns auch um<br />

diesen Punkt.<br />

Damit wären wir mit der Kaminhöhe am Ende, zumindest<br />

was die Diskussion angeht.<br />

Wir kommen dann noch einmal zu dem Punkt<br />

Bodenwerte im Umkreis (Critical Loads),<br />

den wir heute schon gestreift haben. Auch da sehe ich<br />

wahrscheinlich den Herrn Block gefordert.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Der Critical Load für NOX – das ist klar – ist in ganz<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in vielen Bereichen überschritten.<br />

Hier, in Dürrenbüchig und in den Wäldern wurde festgestellt:<br />

Der Critical Load an NOX ist erreicht. Ich – rein als<br />

Ökologe – würde deshalb sagen: Nein, eine weitere<br />

Zunahme darf nicht mehr erfolgen – egal, um wie viel; das<br />

ist völlig wurscht. Der Critical Load ist erreicht.<br />

Das ist sicherlich kein Wert, der gesetzlich einklagbar<br />

ist, aber er ist bedenklich für alle Pflanzen, auch für einen<br />

Teil der Tiere. Dieser Critical Load wird sicherlich nur bei<br />

NOX überschritten.<br />

Vorhin hatten wir über zusätzlich 13 % Quecksilber im<br />

Vorjahr gesprochen. Ich weiß, dass unsere Böden hier<br />

relativ viel Nickel und Chrom enthalten. Das heißt, diese<br />

Werte würde ich nicht nehmen. Aber auch andere Stoffe<br />

- Vanadium, Cadmium, Kupfer etc. – werden von dieser<br />

Anlage in den Boden eingebracht.<br />

Dieser Boden wird hauptsächlich landwirtschaftlich<br />

genutzt. Wir haben hier Naherholungs- und Waldbereiche.<br />

Wir denken, dass dies ein weiterer Punkt ist zu sagen: Ihr<br />

hättet die Probleme nicht, wenn ihr Gas nehmen würdet.<br />

So habt ihr das Problem, dass ihr bei NOX diese Werte<br />

überschreitet. Deswegen kann es nicht wahr sein, dass<br />

erst im Jahre 2019 200 mg erreicht werden. Meiner<br />

Seite 85<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Ansicht nach muss dieser 200er-Wert sofort hineingeschrieben<br />

werden mit dem Zielwert 150 mg in 2019. Das<br />

wäre auch für die Böden etwas besser.<br />

Ich will jetzt nicht en detail auf diese Bodenwerte eingehen,<br />

weil die Flächenprüfung beim Boden extrem<br />

schwierig ist. Darin ist alles Mögliche; das sind alles<br />

Momentaufnahmen. Was wirklich in dem Boden ist, wird<br />

letztendlich nicht deutlich. Wir wissen das von Radioaktivität,<br />

wo es insgesamt einfacher festzustellen ist.<br />

Aber Schwermetalle zu finden ist oft wie die Suche<br />

nach der Nadel im Heuhaufen. Schwermetalle, die wie<br />

z. B. Vanadium im Boden nur in geringer Größenordnung<br />

vorkommen – die finden Sie hier mit Sicherheit; das sagt<br />

auch der Gutachter –, haben aber Auswirkungen über die<br />

Nahrungskette. Ich bin kein Biologe, und ich weiß es nicht<br />

genau. Ich weiß, was ein Teil der Früchte, Getreide etc.<br />

aufnehmen kann. Ich weiß, dass manche Pflanzen sehr<br />

empfindlich sind, z. B. Tabak, der hier aber nicht angebaut<br />

wird. Tabak ist die Pflanze, die am meisten Schwermetalle<br />

aufnimmt. Die Raucher sind also doppelt geschädigt. Ich<br />

weiß auch, dass Gemüse sehr stark Schwermetalle<br />

einlagert. Es gibt aber auch Pflanzen, die ganz wenig<br />

einlagern.<br />

Für mich ist im Zusammenhang mit der Bodenbeschaffenheit<br />

Folgendes noch wichtig: Bei Dürrenbüchig, wo<br />

meiner Ansicht nach der Hauptniederschlagspunkt dieses<br />

Kamins ist, ist eine Wasserquelle, ist ein Brunnen. – Das<br />

müssen die Bürger hier besser wissen; wir sind da bloß<br />

vorbeigegangen. – 100 m neben den Gasanschlüssen ist<br />

die Wasserstelle von Dürrenbüchig, wo sie ihr Wasser<br />

herholen. Ich hätte gerne genau gewusst, wie dort die<br />

Werte sind. Denn das ist Trinkwasser ist ein Nahrungsmittel.<br />

Darin möchte ich nichts haben.<br />

Der Boden ist vorbelastet; das habe ich eben gesagt:<br />

Es sind Nickel und Chrom da, aber kein Vanadium und<br />

anderes Zeug. – Soweit ich weiß, gibt es hier keine<br />

Arsenböden. Frau Dr. Hübner, gibt es hier Arsen in den<br />

Böden? Ich weiß es nicht.<br />

Ich wüsste gerne, wie die Werte oben am Trinkwasserreservoir<br />

sind, das genau auf der Höhe des Kamins liegt.<br />

Die Werte hätten wir gerne.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Können Lafarge oder die angesprochene Gutachterin<br />

etwas dazu sagen?<br />

(Harry Block [BUND]: Mich wundert, dass<br />

die Gemeinde da nichts tut!)<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Für welchen Stoff möchten Sie es wissen?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Für die Schwermetalle und NOX, also Stickoxide: Wie<br />

hoch ist der Critical Load da beim Trinkwasser? Das muss<br />

man wissen; denn das Wasser wird ja verkauft. Die Leute<br />

trinken das doch hier.


Jürgen Herr (RP Karlsruhe):<br />

Herr Haller, das Wasser wird nach der Trinkwasserverordnung<br />

von der Gesundheitsverwaltung überwacht. Der<br />

Frage können wir hinterher noch nachgehen.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke für den Hinweis. Das heißt aber schon, dass es<br />

dort eine genutzte Trinkwasserfassung gibt?<br />

Jürgen Herr (RP Karlsruhe):<br />

Da schließt sich ein Wasserschutzgebiet an. Das ist in der<br />

UVU von Frau Dr. Hübner dargestellt worden. Das ist eine<br />

genutzte Trinkwasserfassung, denke ich.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Herr. Der Herr Herr ist vom Regierungspräsidium<br />

und vertritt dort den Bereich Boden, Grundwasserschutz<br />

und Wasserversorgung. Von daher werden wir uns<br />

auf jeden Fall um die Daten noch kümmern.<br />

Habe ich es richtig verstanden, Frau Dr. Hübner: Sie<br />

haben jetzt keine Werte dazu?<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

Dazu, welche Werte im Grundwasser vorliegen? Das weiß<br />

ich nicht.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Nein. Herr Block wollte Bodenwerte in dem Bereich<br />

wissen. Die konkrete Frage war, ob Sie im Rahmen Ihrer<br />

Untersuchungen – –<br />

Dr. Friederike Hübner (Antragstellerin):<br />

– Bodenuntersuchungen auf Schwermetalle gemacht<br />

haben? Nein. Wozu auch?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke. – Wir hätten damit den Punkt Emission/Immission<br />

Luft erledigt und kommen zu einem weiteren großen<br />

Tagesordnungspunkt:<br />

IV. 4. Emission / Immission Lärm<br />

Lärmbelastung in Walzbachtal/Bretten<br />

Da geht es um die Lärmbelastung. Auch die haben wir<br />

heute schon mehrmals im Zusammenhang mit den vier<br />

Lkws gestreift. Aber wir wollten Ihnen die Möglichkeit<br />

geben, hier noch einmal Ihre Einwendungen zu konkretisieren<br />

und nachzuhaken, wenn Bedarf besteht. – Herr<br />

Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Heute Morgen wurde von Werten für „Dorfgebiete“ gesprochen.<br />

Das habe ich noch nie gehört. Ich kenne nur<br />

Mischgebiete, Industriegebiete und Wohngebiete. Da<br />

stand aber etwas von „Dorfgebieten“. Der Grenzwert ist 40<br />

dB(A), der andere ist 45 dB(A). Sie überschreiten den<br />

Seite 86<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Wert für Wohngebiete um 3,5 dB(A). Herr Haller, stimmt<br />

es, dass angrenzend ein Wohngebiet ist?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Der Anforderungswert für 40 dB(A) gilt für ein Wohngebiet.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ist das ein Wohngebiet?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Wo Lafarge drin liegt?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ist das Gebiet ein Wohngebiet?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Das ist nicht eindeutig.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Das ist doch die Frage! Das ist wie vorhin: Bei Einbruch<br />

der Dunkelheit ist mit Nacht zu rechnen. Ich muss doch<br />

wissen, was das für ein Gebiet ist. 10 dB(A) mehr entspricht<br />

einer Verdopplung des Verkehrs. 3,5 bis 4 dB(A)<br />

bedeutete also fast die Hälfte mehr an Verkehr. Das ist<br />

enorm viel; das ist nicht wenig. Das ist eine logarithmische<br />

Kurve. Die Zunahme ist relativ groß.<br />

Wenn das ein Wohngebiet ist, hält diese Anlage die<br />

Werte nicht ein, und dann – jetzt kommen wir wieder zu<br />

meinem Punkt – ist sie nicht genehmigungsfähig. Denn<br />

wenn Sie die Lärmgrenzwerte überschreiten – das hat<br />

jetzt nichts mit der aktuellen Erhöhung auf 100 % zu tun,<br />

sondern kann auch durch eine Vermehrung des Lkw-<br />

Verkehrs entstehen –, dann müssen Sie Maßnahmen<br />

ergreifen, dass die Werte eingehalten werden. Oder Sie<br />

führen Lärmminderungsmaßnahmen durch und bezahlen<br />

entsprechende Fenster bei den Menschen in der Umgebung.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Essig sagt von unserer Seite etwas dazu.<br />

Dieter Essig (RP Karlsruhe):<br />

Es gibt hier im Walzbachtal verschiedene Messpunkte für<br />

Lärmimmissionen. Wir reden jetzt von einem einzigen, bei<br />

dem es ein Problem gibt, aber nicht am Tag, sondern in<br />

der Nacht. Bei allen anderen gibt es überhaupt keine<br />

Probleme.<br />

Das ist ein allgemeines Wohngebiet. Dummerweise<br />

existiert dieses allgemeine Wohngebiet direkt neben<br />

einem Industriegebiet. Das ist eine ganz kritische Sache;<br />

denn Sie wissen, Herr Block: Normalerweise muss es eine<br />

Gebietsabstufung geben. Es hätte hier zumindest ein<br />

Mischgebiet dazwischenliegen müssen.<br />

Diese krasse Gegenüberstellung zwischen Industriegebiet<br />

und allgemeinem Wohngebiet ist natürlich für eine<br />

Firma wie Lafarge mit einer Vielzahl von mechanischen<br />

Anlagen, die Lärm verursachen, eine ganz große Herausforderung.<br />

Da arbeiten wir im Moment sowieso dran.


Also noch einmal: Der Wert zumindest für ein Mischgebiet<br />

wird hier nicht überschritten, sondern er wird in dem<br />

Fall sogar eingehalten.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Essig, es geht jetzt darum, dass es eben keins ist.<br />

Mir hat vorhin jemand erzählt, wie die Leute gelitten<br />

haben, als es die Umgehungsstraße noch nicht gab und<br />

die Filter bei Lafarge noch laut waren. Die Leute waren<br />

schon vor dem Betrieb da. Dieser Mensch, der vorhin mit<br />

mir gesprochen hat, ist älter als dieser Betrieb gewesen.<br />

Er hat es über viele Jahrzehnte erduldet. Die Menschen,<br />

die heute dort leben, brauchen das meiner Ansicht nach<br />

nicht zu erdulden.<br />

Deswegen ist es wichtig, dass wir Lärmüberschreitungen<br />

in der Nacht nicht zulassen oder dass Ausgleichsmaßnahmen<br />

in Form von Fenstern etc. von der Firma<br />

bezahlt werden. Aber es kann nicht sein, dass Bürgerinnen<br />

und Bürger für das Handeln einer Firma Lärm ertragen<br />

müssen. Sie müssen schon genug ertragen, denke<br />

ich, weil auch durch den normalen Lärm am Tag der<br />

Grenzwert ziemlich erreicht ist. Bei den Zementmengen<br />

und den Lkws, die dort vorbeifahren, denke ich, dass die<br />

Menschen schon viel ertragen. Deswegen muss man<br />

dafür sorgen, dass zumindest ihre Nachtruhe gewährleistet<br />

ist. Darum sind solche Minimierungsmaßnahmen nötig.<br />

Egal, wie der Wert getrickst ist – – Einen Teil des<br />

Kalks bekommen Sie doch aus Köln. Ist das richtig, dass<br />

Sie das Material aus Köln bekommen?<br />

(Lutz Weber [AS]: Nein!)<br />

– Nicht? Sie bekommen kein Material aus Köln?<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, noch einmal: Es gibt ein Lärmminderungskonzept<br />

mit vielen Maßnahmen, die identifiziert, entsprechend<br />

gemessen und bewertet worden sind. Dazu sollte meines<br />

Erachtens Lafarge noch etwas sagen. Das wird schon seit<br />

geraumer Zeit auch mit uns fortgeschrieben; Herr Weber<br />

hat es heute Morgen kurz erwähnt. Ich denke, jetzt wäre<br />

der richtige Zeitpunkt, diese Informationen hier mitzuteilen,<br />

Herr Weber, Villano oder ein Gutachter.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Ich suche gerade einmal die Folie von heute Vormittag<br />

heraus, wo wir über das Thema Lärm gesprochen haben.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Die von heute Morgen haben wir gesehen. Ich denke, Sie<br />

haben ein Lärmminderungskonzept erstellt. Vielleicht<br />

können Sie dazu ein bisschen sagen.<br />

(Tino Villano [AS]: Ja, gut!)<br />

Seite 87<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Das Regierungspräsidium weiß solche Dinge, aber die<br />

Einwender und Bürger wissen das nicht. Ich meine, das<br />

wäre jetzt eine hilfreiche Information.<br />

Tino Villano (Antragstellerin):<br />

Wir sind bei Ihnen, dass es eine Herausforderung gibt<br />

aufgrund der geringen Distanz zwischen dem Werk und<br />

dem Wohngebiet. Wir sind auch bei Ihnen, dass es eine<br />

Herausforderung ist, den Immissionsrichtwert von Lärm zu<br />

Nachtzeiten an der Friedenstraße zu reduzieren. Da sind<br />

wir nicht weit auseinander. Die Frage ist nicht ob, sondern<br />

wie wir dahinkommen.<br />

Wir haben diesbezüglich Messungen durchgeführt,<br />

haben das Problem erkannt und entsprechende Maßnahmen<br />

eingeleitet. Eine Maßnahme hat Herr Weber heute<br />

Vormittag schon genannt: Wir haben als Erstmaßnahme<br />

eine sogenannte Hotspot-Analyse durchgeführt, um die<br />

größten Emittenten schnell ausfindig zu machen - auch<br />

Gebäudeschäden, z. B. eine Türzarge mit Riss –, um<br />

dadurch austretenden Lärm schnell zu reduzieren. Wir<br />

haben festgestellt, dass wir mit den Erstmaßnahmen nicht<br />

zu dem gewünschten Ziel gekommen sind.<br />

Die Zweitmaßnahme, die wir durchgeführt haben, war<br />

dann eine Auflistung aller lärmemittierenden Anlagen. Da<br />

kommt bei einem Zementwerk so einiges zusammen. Wir<br />

haben diese entsprechend der Lärmemission priorisiert<br />

und das dann abgearbeitet. Wir haben dafür 300.000 €<br />

investiert und haben – nageln Sie mich bitte nicht auf die<br />

genaue Anzahl fest – um die 24 Einzelmaßnahmen<br />

durchgeführt. Letztendlich haben wir die Spitzen erfasst,<br />

und diese Spitzen konnten wir auch reduzieren.<br />

Aber das reicht anscheinend nicht aus. Wir haben<br />

nach den umgesetzten Maßnahmen wieder eine Messung<br />

durchgeführt und festgestellt, dass wir zwar eine Verbesserung<br />

erreichen konnten, dass wir aber noch nicht da<br />

sind, wo wir hin wollen.<br />

Jetzt haben wir allerdings die Situation, dass wir nicht<br />

mehr exponierte Spitzen haben, die wir angreifen können,<br />

sondern dass wir eine Vielzahl von Lärmquellen haben,<br />

die gleich laut sind. Sie werden mir zustimmen, Herr<br />

Block: Bei einer Vielzahl von Anlagen, die gleich laut sind,<br />

muss man viele Maßnahmen machen, und das bedarf<br />

einer entsprechenden Zeit.<br />

Lafarge hat als Unternehmen in seinen Standards und<br />

in seinem Programm mit drin, dass wir hier weitere Lärmminimierungsmaßnahmen<br />

einleiten. Wir sind jetzt an<br />

einem Punkt, wo wir sagen: Wir halten zwar den Immissionsrichtwert<br />

zu Nachtzeiten für das allgemeine Wohngebiet<br />

– das ist das Viertel – nicht ein, aber wir sind schon so<br />

weit mit dem Lärm heruntergekommen, dass wir den<br />

Immissionsrichtwert für Dorfgebiete und Mischgebiete<br />

einhalten.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block.


Harry Block (BUND):<br />

Das ist dankenswerterweise so. Herr Villano, wenn Sie die<br />

Genehmigung für 100 % haben wollen, müssen Sie an<br />

dem Tag, an dem Sie diese 100 % haben wollen, diese<br />

Werte einhalten. Das heißt, Sie müssen, wenn Sie sie<br />

nicht einhalten, andere Maßnahmen versuchen.<br />

Ich weiß nicht, wie viele Menschen betroffen sind.<br />

Aber man kann in den Wohnungen messen, wer davon<br />

betroffen ist – 10 oder 20 Häuser –, und dann werden dort<br />

z. B. Lärmschutzfenster eingebaut. Sie müssen Maßnahmen<br />

ergreifen. Diese Anlage ist nach TA Lärm so nicht<br />

genehmigungsfähig. Denn Sie überschreiten eindeutig<br />

einen Grenzwert.<br />

Es ist ein Wohngebiet. Jetzt können Sie sich streiten:<br />

Entweder ändert die Gemeinde die Einschätzung in ein<br />

Mischgebiet, dann ist die Sache erledigt – was ich nicht<br />

hoffe –, oder Sie bieten den Bürgern vor Ort etwas an,<br />

z. B. Lärmschutzmaßnahmen in Form eines Walls. Ich<br />

habe es mir angeguckt: Dort ist eigentlich ein natürlicher<br />

Schutz. Vielleicht verstärkt man den. Ich weiß nicht, ob<br />

das etwas hilft. Aber solche Maßnahmen sollten Sie sich<br />

überlegen, bevor Sie eine Genehmigung wollen.<br />

Ich denke, wenn solche Maßnahmen nicht erfolgen, ist<br />

das nicht genehmigungsfähig. Sie können das mit den<br />

Bürgern nicht machen. Der betroffene Bürger wird sonst<br />

klagen; er hat ein Recht dazu. Der Grenzwert darf nicht<br />

überschritten werden. Wenn er überschritten wird, muss<br />

die Quelle beseitigt werden – und das sind Sie! Es wäre<br />

übel für Sie, wenn das Werk stillgelegt würde. Sie können<br />

sicher sein, dass wir den Menschen dabei helfen, wenn<br />

das nicht passiert. Ich bitte Sie: Machen Sie es einfach!<br />

Wie Sie es machen, ist uns wurscht, aber machen Sie es!<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Dann gibt es auch noch die Behörde, die darauf aufpasst.<br />

Herr Schilling ist schon unruhig.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Sie haben es die ganze Zeit in Kauf genommen. Dieser<br />

Wert wird jetzt schon überschritten. Ich wundere mich,<br />

warum die Kommune nicht geklagt hat.<br />

Wolfgang Schilling (RP Karlsruhe):<br />

Ganz einfach, Herr Block, ich sage es Ihnen: weil es in der<br />

TA Lärm z. B. eine Ziffer 6.7 gibt, die folgende Regelung<br />

enthält: Wenn ein Industriegebiet auf ein Wohngebiet trifft,<br />

wird ein Mittelwert gebildet; dann gilt der niedrigere Wert<br />

nicht. Weiterhin schreibt die TA Lärm an anderer Stelle<br />

genau vor, wie bestehende Anlagen zu behandeln sind,<br />

wenn die Überschreitung bis zu 3 dB(A) beträgt etc. All<br />

das wurde berücksichtigt. Einfach so schwarz-weiß zu<br />

malen, wie Sie es gerade tun, geht also nicht. So ist die<br />

Sicht der TA Lärm. Es ist wunderschön, wenn Sie sich das<br />

so ausmalen.<br />

Tatsache ist, dass man aufgrund der untergesetzlichen<br />

Regelung TA Lärm auf vertraglicher Basis mit der Firma<br />

Lafarge zu einem Lärmminderungskonzept gekommen ist,<br />

Seite 88<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

und zwar mit genau dem Ziel, diesen ganz niedrigen<br />

Grenzwert zu erreichen.<br />

Allerdings sind noch einige Vorschriften zu beachten,<br />

die in der TA Lärm stehen. Da steht nicht nur drin:<br />

40 dB(A) in Wohngebieten, sondern da steht noch ein<br />

bisschen mehr drin: z. B. zur Gemengelage oder auch zur<br />

Überschreitung von bis zu 3 dB(A). Auch dazu gibt es eine<br />

besondere Vorschrift in der TA Lärm. Das müssen wir<br />

alles berücksichtigen. – Und den Betrieb schließen: Ich<br />

weiß nicht, ob wir das dann können.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Herr Block, Sie haben aber völlig recht: Die gesetzlichen<br />

Werte müssen eingehalten werden. Lafarge weiß, dass<br />

sie sich darauf einstellen müssen. Deswegen haben sie<br />

einen entsprechenden Antrag gestellt.<br />

(Zuruf von Harry Block [BUND])<br />

– Noch einmal: Lafarge muss die Anforderungen in dem<br />

Moment einhalten, wo sie die Anlage so in Betrieb nehmen,<br />

wie sie sie beantragt haben.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Herr Schilling, die haben die Reduktion um 0,3 dB(A)<br />

natürlich absichtlich gemacht; so blöd sind die nicht. Sie<br />

wussten, dass sie unter die 43,5 dB(A) kommen müssen.<br />

Aber selbst bei der Argumentation mit Mischgebiet und<br />

Wohngebiet sind sie jetzt immer noch um 3,2 dB(A)<br />

darüber. Auch ich habe das Ding gelesen. Wenn ich das<br />

jetzt nicht total missverstehe, wäre diese Anlage ein<br />

Problem, denke ich.<br />

Wolfgang Schilling (RP Karlsruhe):<br />

Es ist schön, wenn Sie es gelesen haben. Dann hätten Sie<br />

es vorhin auch gleich erwähnen können. Dann hätte ich<br />

mir den Einwand sparen können.<br />

Aber eines noch: Warum Mischwert von 45 und 40?<br />

Wir sind hier im Industrie- und Gewerbegebiet bei 70.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Mischgebiet! Es ist kein Industriegebiet.<br />

Wolfgang Schilling (RP Karlsruhe):<br />

Lafarge liegt doch nicht im Mischgebiet! Ein „Mischwert“<br />

ist zu bilden von den Gebietswerten.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Sie betrachten also gleich ein Industriegebiet?<br />

Wolfgang Schilling (RP Karlsruhe):<br />

Wo liegt denn Lafarge? Im Wohngebiet oder im Industriegebiet?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Noch sind sie in einem Wohngebiet.


Wolfgang Schilling (RP Karlsruhe):<br />

Lafarge in einem Wohngebiet? Die Firma liegt in einem<br />

Wohngebiet?<br />

Harry Block (BUND):<br />

Ja, ja.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Das muss man klarstellen: Lafarge liegt nicht in einem<br />

Wohngebiet, sondern in einem ausgewiesenen Sondergebiet.<br />

– Herr Dehm, Sie können es besser sagen.<br />

Klaus Dehm (Gemeinde Walzbachtal):<br />

Das Zementwerk liegt weder in einem Mischgebiet noch in<br />

einem Wohngebiet, sondern hat einen eigenen Bebauungsplan.<br />

Es grenzt allerdings an ein Wohngebiet. Aber<br />

das Areal des Zementwerkes hat einen eigenen Bebauungsplan.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Darauf zielten die Hinweise vom Herrn Schilling ab, die<br />

wirklich informativ für Sie gedacht waren, nämlich dass es<br />

in der TA Lärm, Ziffer 6.7, Regelungen gibt, die in solchen<br />

Fällen, angepasst an die örtliche Situation, eine besondere<br />

Beurteilung dieser Situation bei der Festlegung der<br />

Grenzwerte vorsehen. Genau das haben wir im Rahmen<br />

dieses Verfahrens vorzunehmen.<br />

Noch einmal ganz klar: Es gibt dieses Lärmminderungskonzept.<br />

Das wird nicht in der Schublade verschwinden.<br />

Gleichzeitig werden wir im Rahmen dieses Genehmigungsverfahrens<br />

die Vorgaben der TA Lärm auf die<br />

Anwendung des Sonderfalls Lafarge in Wössingen prüfen.<br />

Im Ergebnis wird auf rechtlicher Grundlage möglicherweise<br />

ein Wert herauskommen, den es dann einzuhalten<br />

gilt - genauso, wie Sie es vorhin gefordert haben.<br />

Wolfgang Schilling (RP Karlsruhe):<br />

Ich möchte noch einen Satz ergänzen: Das Lärmminderungskonzept<br />

arbeitet genau auf diese 40 dB(A) hin. Dazu<br />

ist die Firma auch bereit. Wir müssen nur sehen, was<br />

rechtlich durchsetzbar ist und was die TA Lärm tatsächlich<br />

enthält. Es reicht nicht, dass ich irgendein Bruchstück<br />

herausnehme, sondern ich muss das gesamte Werk<br />

sehen und es dann auch richtig beurteilen. – Und Lafarge<br />

liegt nicht im Wohngebiet.<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Es war wichtig, dass man das an dieser Stelle noch<br />

einmal klarstellt. – Danke, Herr Dehm.<br />

Haben Sie zum Thema Lärm – ich schaue jetzt in die<br />

Runde – noch Fragen, Einwendungen, Wortmeldungen? –<br />

Wenn das nicht der Fall ist, würde ich jetzt Ihr Einverständnis<br />

voraussetzen, dass wir den Punkt 5 noch behandeln.<br />

Seite 89<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

IV. 5. Sonstiges<br />

UVU/Ausgleichsmaßnahmen<br />

Da waren zum Thema Umweltverträglichkeitsuntersuchung<br />

bzw. zu den Ergebnissen dieser Untersuchung vom<br />

BUND Einwendungen vorgetragen worden. Ich würde<br />

deshalb Ihnen, Herr Block, zu diesem Punkt das Wort<br />

geben.<br />

Harry Block (BUND):<br />

Es geht hier vor allen Dingen um den Schutz und den<br />

Gefährdungsstatus von betroffenen Arten. Es geht hier<br />

hauptsächlich um Fledermäuse, von denen sehr viele auf<br />

der roten Liste stehen und die sich hier in unserer Region<br />

befinden. Das ist erstaunlich. Es geht um Vögel<br />

- Feldlerche, Feldsperling usw. –, die alle auf der FFH-<br />

Liste stehen, entweder auf der Vorwarnliste oder sogar<br />

ganz oben.<br />

Das Interessante bei der ganzen Sache des Naturschutzes<br />

ist sicherlich nicht die Gefährdung oder das<br />

Tötungsverbot oder dass die Tiere besonders betroffen<br />

sind. Interessant ist vielmehr, dass aus diesem Formblatt<br />

jedes Mal die gleiche Schlussfolgerung abgeleitet wird.<br />

Sie lautet immer: Es besteht zwar keine direkte Gefahr,<br />

und es werden von dem Gutachter keine direkten Maßnahmen<br />

gefordert, aber er sagt immer: Es müssen Minimierungen<br />

stattfinden. Er nennt immer die drei Stoffe NOX,<br />

SO2 und Staub und sagt jedes Mal: die NOX-Werte senken<br />

und die SO2-Zielwerte anders setzen – wobei ich seine<br />

200 mg/m³ für falsch halte; ich habe es vorhin versucht zu<br />

erklären.<br />

Ich denke, dass dieser Naturraum, den es hier Gott sei<br />

Dank noch gibt, ein schützenswertes Gut darstellt und<br />

deswegen diese Werte schnell erreicht werden müssen.<br />

Wenn Sie uns folgen würden – ich sage es noch einmal –<br />

mit dem Einsatz von Gas, hätten Sie die Probleme nicht,<br />

sondern Sie hätten nachhaltig auch etwas für diese<br />

Tierarten getan.<br />

Mich hat es selber verwundert, wie viele geschützte<br />

Tierarten es gibt – auch sehr viele amphibisch lebende<br />

Tiere. Es ist ganz erstaunlich, wie viel es hier in dieser<br />

Region an Lebendigkeit gibt. Das liegt sicherlich auch an<br />

dem Steinbruch drüben, der einen einmaligen Lebensraum<br />

darstellt. Wir haben auch die Greifvögel gesehen,<br />

die hier geflogen sind. Es ist schon erstaunlich, wie toll es<br />

hier eigentlich ist. Das sollte man auch erhalten, denke<br />

ich.<br />

Den WWF – Herr Bauer hat es schon angedeutet –<br />

würde ich da für Maßnahmen nicht heranziehen. Mit dem<br />

König von Spanien auf Elefantenjagd ist das nicht so gut.<br />

Es ist besser, Sie nehmen die NABU-Leute, die die Vögel<br />

schützen und Führungen für die Bevölkerung durchführen.<br />

Die beste Ausgleichsmaßnahme wäre, Sie erklären<br />

hier und heute: Wir nehmen das Quecksilber heraus; wir


werden versuchen, so weit und so schnell wie möglich den<br />

SNCR-Filter einzusetzen; wir geben uns zwei Jahre. Das<br />

machen Sie dann als Verpflichtung. – Ich mag diese<br />

freiwilligen Selbstverpflichtungen eigentlich nicht.<br />

Wenn das so erklärt wird, werden Sie ja als Ausgleichsmaßnahmen<br />

irgendetwas tun, vielleicht einen<br />

Lafarge-Gedächtnispark oder Ähnliches einrichten. Beim<br />

Fußball sind Sie ja aktiv; das habe ich gesehen. Da<br />

sponsern Sie; das ist gut. Der Rasen ist auch saugrün;<br />

das gefällt mir ebenfalls gut. Das alles ist gut, und das<br />

sollten Sie auch weitermachen und fördern.<br />

Aber das Beste Ausgleichsmaßnahme, die Sie machen<br />

können, ist, dass Sie diese Minimierungen optimal<br />

annehmen, diese so schnell wie möglich durchführen und<br />

über das hinausgehen, was der Gesetzgeber vorgibt.<br />

Es wird geschätzt, dass 8 Millionen t Müll über die<br />

Zementwerke entsorgt werden können. Das ist eine<br />

Menge Holz, die Sie hier an Emissionen in Europa mit<br />

verschulden. Die Zementindustrie ist mit 7 % der höchste<br />

Kohlendioxidproduzent der Welt. 7 % aller Kohlendioxidemissionen<br />

stammen aus Zementwerken.<br />

(Zuruf von Dr. Rolf Wiedenmann [EW])<br />

– Genau, 6 %. Wir haben uns auf den Mittelwert von 6 %<br />

geeinigt, denn es war zwischen 5 % und 7 % angegeben.<br />

Das ist eine Menge Holz, was Sie da auch an Verantwortung<br />

mittragen.<br />

Wenn Sie es dann noch schaffen, dass das Produkt<br />

besser wird - das wollen wir ebenfalls –, ist das für uns als<br />

Ausgleichsmaßnahme mehr wert, als wenn wir von Ihnen<br />

fordern, dass Sie sieben Bäume an der Kreuzung Y und<br />

acht Froschzäune für den BUND bezahlen, damit er die<br />

Lurche schützt. Wenn Sie das machen, ist das natürlich<br />

gut. Und wenn Sie darüber sprechen, ist das ebenfalls gut.<br />

„Tue Gutes und rede darüber“ ist immer gut bei einer<br />

Firma.<br />

Wir werden uns die Genehmigung genau angucken,<br />

auch mit Blick auf <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Wir werden das<br />

auch im politischen Rahmen betrachten. Bitte denken Sie<br />

daran: Es gibt auch Änderungen an der Spitze von Politik.<br />

Ich denke, dass das Problem der Sekundärbrennstoffe im<br />

Augenblick von gewissen Leuten anderes gehandhabt<br />

wird, als es vorher einmal der Fall war. Wir sehen das<br />

sehr kritisch; das haben wir deutlich gemacht. Ich denke,<br />

Sie sollten auch das mitnehmen.<br />

Wir werden diese Genehmigung, die in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> die erste für den Einsatz von 100 % Ersatzbrennstoffen<br />

sein wird, dem Minister vorlegen, und wir<br />

werden mit ihm darüber sprechen; darauf können Sie Gift<br />

nehmen. Wir treffen uns regelmäßig mit ihm – der LNV<br />

alle acht Wochen. Wir werden ihm das vortragen.<br />

Wir werden auch den Herrn Ministerpräsidenten fragen,<br />

ob er die von der EU geforderte Luftreinhaltung in der<br />

Region Karlsruhe ernst nimmt. Das werden wir ihn fragen.<br />

Seite 90<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Die Bürgerinnen und Bürger werden Sie fragen: Was<br />

haben Sie getan, um Quecksilber oder die Besorgnisse<br />

der Bürger hier ernst zu nehmen? Wenn Sie das einigermaßen<br />

über die Bühne kriegen, wäre das gut. – Das war<br />

es.<br />

(Beifall bei den Einwenderinnen und<br />

Einwendern)<br />

Verhandlungsleiter Bernd Haller:<br />

Danke, Herr Block. Ich nehme an, Sie erwarten jetzt keine<br />

Antwort von Lafarge.<br />

(Harry Block [BUND]: Nein, um Gottes willen!)<br />

Der letzte Punkt, der unter „Sonstiges“ steht, ist ein<br />

Hinweis an uns und das Regierungspräsidium.<br />

EU-Anforderungen<br />

Dabei geht es um die neue Richtlinie 2010/75/EU, um die<br />

Richtlinie über Industrieemissionen. Sie haben uns darauf<br />

hingewiesen, dass sie gilt und die bestverfügbaren Techniken<br />

fordert. Wir danken für den Hinweis. Das ist uns<br />

bewusst.<br />

Wir alle wissen, dass zum 26. März die BVT-<br />

Schlussfolgerungen Zement veröffentlicht wurden. Sie<br />

werden jetzt in der 17. BImSchV umgesetzt. Diese bestverfügbaren<br />

Techniken, die in Deutschland „Stand der<br />

Technik“ lauten, werden wir natürlich im Rahmen des<br />

Genehmigungsverfahrens ebenfalls beachten.<br />

Wenn von Ihrer Seite nichts mehr zu dem Thema anzusprechen<br />

wäre, würde ich damit zum Schluss der<br />

Veranstaltung kommen und den Erörterungstermin schließen.<br />

Ich schaue noch einmal in die Runde: Gibt es noch<br />

irgendwelche Wortmeldungen?<br />

V. Schlusswort<br />

Dann bedanke ich mich für Ihr Kommen, für die intensive<br />

Diskussion und den Austausch. Ich danke insbesondere<br />

den Fachbehörden für Ihre Geduld und Ihre Zeit. Das<br />

gilt natürlich auch für Sie als Einwenderinnen und Einwender<br />

und für die Bürger aus Walzbachtal.<br />

Ich denke, wir haben einen Teil der Ziele weitgehend<br />

erreicht, nämlich dass wir die Informationslage für beide<br />

Seiten verbessert haben und dass wir – damit meine ich<br />

uns als Genehmigungsbehörde – eine vertiefte Einsicht in<br />

Ihre Forderungen bekommen haben, die wir dann als<br />

Grundlage für unsere Entscheidung mitnehmen.<br />

Also von unserer Seite: Vielen Dank, einen guten<br />

Nachhauseweg und noch einen schönen Abend!<br />

(Allgemeiner Beifall)<br />

(Ende des Erörterungstermins: 18:36 Uhr)


Aberle, Jutta (EW‘in) 67<br />

Adis, Reinhold (EW) 44<br />

Bauer, Andreas (EW) 24, 25, 35, 37, 49, 52, 64, 65, 66,<br />

70, 71, 77, 79, 80<br />

Block, Harry (BUND) 8, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 21, 22,<br />

23, 25, 26, 27, 29, 30, 31, 32, 33, 35, 36, 37, 38, 39,<br />

40, 42, 43, 44, 45, 48, 49, 53, 54, 55, 56, 57, 60, 63,<br />

67, 68, 69, 73, 76, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89<br />

Dehm, Klaus (Gemeinde Walzbachtal) 89<br />

Doll, Sandra 78<br />

Essig, Dieter (RP Karlsruhe) 30, 36, 38, 40, 43, 44, 54,<br />

57, 84, 86<br />

Fischer, Enrico (AS) 14, 27, 28, 30, 31, 33, 34, 35, 36, 37,<br />

45, 46, 70, 71, 78<br />

Futterer, Michael (EW) 41, 59, 69, 82<br />

Herlan, Karin 78<br />

Herr, Jürgen (RP Karlsruhe) 58, 86<br />

Hübner, Dr. Friederike (AS) 52, 53, 54, 57, 58, 59, 62, 63,<br />

64, 85, 86<br />

Hüsemann, Stefan (AS) 19, 26, 64, 65<br />

Kassner, Gisela (EW‘in) 29, 60, 77<br />

Klawe, Hans-Jürgen (EW) 61, 62, 66, 72, 73, 81<br />

Lang, Roland (RP Karlsruhe) 68<br />

AS Antragstellerin (Lafarge Zement Wössingen<br />

GmbH inkl. Gutachter und Berater)<br />

BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland<br />

EW Einwender<br />

EW’in Einwenderin<br />

Seite 91<br />

Rednerliste<br />

Abkürzungen<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013<br />

Leth, Ingo (AS) 47<br />

Lutz-Holzhauer, Christiane (LUBW) 56, 57<br />

Oerter, Dr.-Ing. Martin (AS) 15, 17, 18, 20, 21, 23, 24, 25,<br />

41, 47, 55, 60, 62, 67, 70, 72, 82, 84<br />

Rother, Gerhard (EW) 62, 63<br />

Schilling, Wolfgang (RP Karlsruhe) 8, 14, 69, 74, 76, 88,<br />

89<br />

Schmid-Adelmann, Friederike (LRA Karlsruhe) 47, 53, 59,<br />

67, 78, 80<br />

Siech, Monika (EW‘in) 28, 58<br />

Sorg, Anette (EW‘in) 29, 34, 40, 48, 62, 68, 69<br />

Vangermain, Gudrun (BUND) 13, 22, 30, 32, 42, 44, 71,<br />

80<br />

Villano, Tino (AS) 29, 30, 36, 38, 40, 41, 42, 43, 44, 45,<br />

46, 47, 48, 52, 61, 62, 65, 66, 68, 69, 70, 75, 76, 79,<br />

80, 81, 82, 87<br />

Waibel, Bettina (EW‘in) 42, 46<br />

Weber, Lutz (AS) 9, 13, 18, 20, 26, 44, 69, 76, 77, 78, 81,<br />

83<br />

Wehrmeyer, Dr. Burkhard (EW) 45<br />

Wiedenmann, Dr. Rolf (EW) 15, 20, 21, 40, 41, 47, 57, 74,<br />

75, 76<br />

Zapf, Dr. Frank (RP Karlsruhe) 28, 29, 30<br />

LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und<br />

Naturschutz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

RP Regierungspräsidium<br />

LRA Landratsamt<br />

Protokollverantwortliche<br />

Verhandlungsleiter: _______________________________<br />

Bernd Haller, Regierungspräsidium Karlsruhe<br />

Protokollführer: ____________________ _________________<br />

Norbert Remke, Königswinter Ursula Dütsch, Saerbeck


Seite 93<br />

Anlagen<br />

zum Antrag der Firma<br />

Lafarge Zement Wössingen GmbH,<br />

für die Erhöhung der Sekundärbrennstoffrate<br />

am Drehrohrofen des Zementwerks<br />

von derzeit genehmigten 60 % auf zukünftig 100 %<br />

23. April 2013<br />

in der Sport- und Mehrzweckhalle Walzbachtal-Wössingen<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 94<br />

Anlage 1: Vorstellung des Projektes Lutz Weber<br />

Anlage 1-1: Erhöhung der Ersatzbrennstoffrate auf 100 % Seite 9<br />

Anlage 1-2: Inhalt Lutz Weber, Seite 9<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 95<br />

Anlage 1-3: Lafarge Zement Wössingen Lutz Weber, Seite 9<br />

Anlage 1-4: Die Rahmenbedingungen Lutz Weber, Seite 9<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 96<br />

Anlage 1-5: Warum Sekundärbrennstoffe? Lutz Weber, Seite 10<br />

Anlage 1-6: Antragsumfang Lutz Weber, Seite 10<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 97<br />

Anlage 1-7: Emissionsbericht 2012 Lutz Weber, Seite 10<br />

Anlage 1-8: Warum Dachpappe? Lutz Weber, Seite 11<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 98<br />

Anlage 1-9: Warum HOK-Anlage? Lutz Weber, Seite 11<br />

Anlage 1-10: Warum Neubewertung Lärm? Lutz Weber, Seite 11<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 99<br />

Anlage 1-11: Die Umweltverträglichkeitsuntersuchung Lutz Weber, Seite 11<br />

Anlage 1-12: Umweltverträglichkeitsuntersuchung Lutz Weber, Seite 11<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 100<br />

Anlage 1-13: Emissionsprognose Lutz Weber, Seite 12 und Seite 13<br />

Anlage 1-14: Immissionsvorbelastung Lutz Weber, Seite 12<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 101<br />

Anlage 1-15: Immissionsprognose Lutz Weber, Seite 12<br />

Anlage 1-16: Lärmgutachten Lutz Weber, Seite 12<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 102<br />

Anlage 1-17: Betrachtung: diffuse Staubemissionen Lutz Weber, Seite 12<br />

Anlage 1-18: Umweltverträglichkeitsuntersuchung Lutz Weber, Seite 12<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 103<br />

Anlage 1-19: Information im Verfahren Lutz Weber, Seite 12<br />

Anlage 1-20: Zusammenfassung Lutz Weber, Seite 13<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 104<br />

Anlage 2: Einwendungen vom BUND Harry Block<br />

Anlage 2-1: Antrag der Firma Lafarge Zement Wössingen Seite 13<br />

Anlage 2-2: Beschluss der EU-Kommission Harry Block, Seite 16<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 105<br />

Anlage 2-3: Vorbelastungen im Raum KA Harry Block, Seite 16<br />

Anlage 2-4: Luftbild Karlsruhe - Walzbachtal Harry Block, Seite 16 und Seite 50<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 106<br />

Anlage 2-5: Quelle Bundesumweltamt Harry Block, Seite 16<br />

Anlage 2-6: Kohlendioxidvergleich Harry Block, Seite 17<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 107<br />

Anlage 2-7: CO2-Emissionen verschiedener Brennstoffe Harry Block, Seite 17<br />

Anlage 2-8: Gaskraftwerk-Emission Harry Block, Seite 17<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 108<br />

Anlage 2-9: Was ist im Müll enthalten? Harry Block, Seite 23<br />

Anlage 2-10: Vorbelastung heute/neu Harry Block, Seite 50<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 109<br />

Anlage 2-11: Emissionen beta- und gammastrahlender Aerosole Harry Block, Seite 50<br />

Anlage 2-12: Emissionsfrachten Harry Block, Seite 50 und Seite 60<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 110<br />

Anlage 2-13: Immissionszusatzbelastung Harry Block, Seite 50<br />

Anlage 2-14: Foto Zementwerk Harry Block, Seite 50<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 111<br />

Anlage 2-15: Foto Gasleitung Harry Block, Seite 50<br />

Anlage 2-16: Problem bei Gas und Müll – Stickstoffdioxid (NOX) Harry Block, Seite 50<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 112<br />

Anlage 2-17 a: Immissionsjahreszusatzbelastung Harry Block, Seite 51<br />

Anlage 2-17 b: Immissionsjahreszusatzbelastung Harry Block, Seite 51<br />

u. a. Cadmium, Quecksilber<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 113<br />

Anlage 2-17 c: Immissionsjahreszusatzbelastung Harry Block, Seite 51<br />

u. a. Antimon, Arsen<br />

Anlage 2-17 d: Immissionsjahreszusatzbelastung Harry Block, Seite 51<br />

u. a. Dioxine, Furane<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 114<br />

Anlage 2-18: Feinstaub - Feinststaub Harry Block, Seite 51<br />

Anlage 2-19: Vergleich: Feinststäube KA Harry Block, Seite 56<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 115<br />

Anlage 2-20: Staubdeposition in mg/(m² x d) Harry Block, Seite 56<br />

Anlage 2-21: PM10-Zusatzbelastung Harry Block, Seite 56 und Seite 57<br />

in der bodennahen Schicht<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 116<br />

Anlage 2-22 a: Emissionswerte 2010 - Gesamtkohlenstoff, Harry Block, Seite 60<br />

Chlorwasserstoff, Stickoxide<br />

Anlage 2-22 b: Emissionswerte 2010 - Schwefeldioxid, Staub, Harry Block, Seite 61<br />

Kohlenmonoxid<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 117<br />

Anlage 2-22 c: Emissionswerte 2010 - Quecksilber etc. Harry Block, Seite 61<br />

Anlage 2-22 d: Emissionswerte 2010 - Cadmium, Thallium, Harry Block, Seite 61<br />

Antimon etc, Dioxine und Furane<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 118<br />

Anlage 3: CO2-Minderung durch den Einsatz Dr.-Ing. Martin Oerter, Seite 17<br />

alternativer Einsatzstoffe<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 119<br />

Zu Anlage 3: CO2-Minderung durch den Einsatz Dr.-Ing. Martin Oerter, Seite 17<br />

alternativer Einsatzstoffe<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 120<br />

Anlage 4: Spurenelementgehalte in deutschen Dr.-Ing. Martin Oerter, Seite 23<br />

Normzementen<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 121<br />

Anlage 5: Untersuchung des Einflusses der Mit- Dr.-Ing. Martin Oerter, Seite 24<br />

verbrennung von Abfällen in Zementwerken<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 122<br />

Zu Anlage 5: Untersuchung des Einflusses der Mit- Dr.-Ing. Martin Oerter, Seite 24<br />

verbrennung von Abfällen in Zementwerken<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 123<br />

Zu Anlage 5: Untersuchung des Einflusses der Mit- Dr.-Ing. Martin Oerter, Seite 24<br />

verbrennung von Abfällen in Zementwerken<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 124<br />

Zu Anlage 5: Untersuchung des Einflusses der Mit- Dr.-Ing. Martin Oerter, Seite 24<br />

verbrennung von Abfällen in Zementwerken<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 125<br />

Zu Anlage 5: Untersuchung des Einflusses der Mit- Dr.-Ing. Martin Oerter, Seite 24<br />

verbrennung von Abfällen in Zementwerken<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 126<br />

Anlage 6: Qualitätssicherungskonzept für Ersatzbrennstoffe Tino Villano, Seite 38<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 127<br />

Zu Anlage 6: Qualitätssicherungskonzept für Ersatzbrennstoffe Tino Villano, Seite 38<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 128<br />

Zu Anlage 6: Qualitätssicherungskonzept für Ersatzbrennstoffe Tino Villano, Seite 38<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 129<br />

Zu Anlage 6: Qualitätssicherungskonzept für Ersatzbrennstoffe Tino Villano, Seite 38<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 130<br />

Zu Anlage 6: Qualitätssicherungskonzept für Ersatzbrennstoffe Tino Villano, Seite 38<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 131<br />

Zu Anlage 6: Qualitätssicherungskonzept für Ersatzbrennstoffe Tino Villano, Seite 38<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 132<br />

Zu Anlage 6: Qualitätssicherungskonzept für Ersatzbrennstoffe Tino Villano, Seite 38<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 133<br />

Zu Anlage 6: Qualitätssicherungskonzept für Ersatzbrennstoffe Tino Villano, Seite 38<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 134<br />

Zu Anlage 6: Qualitätssicherungskonzept für Ersatzbrennstoffe Tino Villano, Seite 38<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 135<br />

Zu Anlage 6: Qualitätssicherungskonzept für Ersatzbrennstoffe Tino Villano, Seite 38<br />

__________________________________________________________________<br />

Erstellt durch Lutz Weber, Tino Villano, Ingo Leth,<br />

Dilek Teoman, Martin Hauswirth,<br />

Gerlinde Hauswirth, Markus Rauser,<br />

Rüdiger Fleck, Enrico Fische<br />

Erstellt am 16.04.2013 Vers. 1<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 136<br />

Anlage 7: Emissionsbericht für das Jahr 2011 Tino Villano, Seite 65<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013


Seite 137<br />

Anlage 8: Tagesmittelwertverteilung: Hg-Emissionen Ofen Tino Villano, Seite 79<br />

Konzentration [mg/Nm³]<br />

0,040<br />

0,035<br />

0,030<br />

0,025<br />

0,020<br />

0,015<br />

0,010<br />

0,005<br />

Tagesmittelwertverteilung: Hg Emissionen Ofen<br />

0,000<br />

01.01. 01.02. 01.03. 01.04. 01.05. 01.06. 01.07. 01.08. 01.09. 01.10. 01.11. 01.12. 01.01.<br />

Erörterungstermin Lafarge Zement Wössingen GmbH, 23.04.2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!