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Einleitung Grundlagen Technologische Aspekte des Kriechens ...

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<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Praktikum <strong>Grundlagen</strong> der Werkstoffwissenschaft<br />

Teil 7: Kriechen


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Bedeutung <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong><br />

- Dauerhafter Einsatz von Hochtemperaturwerkstoffen bei hohen homologen<br />

Temperaturen T /Tm<br />

- Beständigkeit der mechanischen Eigenschaften<br />

- Anwendbarkeit und Lebensdauerabschätzung von HT-Werkstoffen beim Einsatz<br />

in:<br />

+ Energietechnik (Reaktorbau, Heiz-, Beleuchtungstechnik)<br />

+ Antriebstechnik (Flugturbinen, Motoren)<br />

+ Chemische Industrie<br />

+ Hüttenwesen (Anlagen zur Rohstoffgewinnung)<br />

• Kombination thermischer und mechanischer (sowie korrosiver) Belastung<br />

→ Nachstellung im Kriechversuch


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Bedeutung <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong><br />

- Dauerhafter Einsatz von Hochtemperaturwerkstoffen bei hohen homologen<br />

Temperaturen T /Tm<br />

- Beständigkeit der mechanischen Eigenschaften<br />

- Anwendbarkeit und Lebensdauerabschätzung von HT-Werkstoffen beim Einsatz<br />

in:<br />

+ Energietechnik (Reaktorbau, Heiz-, Beleuchtungstechnik)<br />

+ Antriebstechnik (Flugturbinen, Motoren)<br />

+ Chemische Industrie<br />

+ Hüttenwesen (Anlagen zur Rohstoffgewinnung)<br />

• Kombination thermischer und mechanischer (sowie korrosiver) Belastung<br />

→ Nachstellung im Kriechversuch


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Begriffsdefinitionen<br />

• Kriechen: plastische Deformation eines Werkstoffes in Abhängigkeit von der Zeit<br />

bei konstanter Temperatur<br />

• Kriechkurve: graphische Darstellung <strong>des</strong> Kriechdehnung/Kriechrate in<br />

Abhängigkeit von der Zeit<br />

• Zeitstandversuch: Ermittelung <strong>des</strong> zeitabhängigen Festigkeitsverhaltens bei<br />

konstanter Kraft und Temperatur<br />

• Zeitstandschaubild: wird aus Kriechkurven für verschiedene Spannungen<br />

abgeleitet (lg σ − lg t)<br />

• Zeitstandfestigkeit: Rm,T ,t ist die Nennspannung, die bei einer Temperatur T<br />

nach einer Zeit t zum Bruch führt<br />

• Zeitdehngrenze: RA,T ,t ist die auf den ursprünglichen Querschnitt der Probe<br />

bezogene Nennspannung, die bei T und t zu einer bleibenden Dehnung A führt


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Kriechstadien<br />

• ε0: zeitunabhängige Anfangsdehnung<br />

(elastischer und plastischer Anteil)<br />

• Bereich I: Übergangs-, primäres Kriechen<br />

→ starke Abnahme der Dehngeschwindigkeit<br />

aufgrund Versetzungsmultiplikation und<br />

-umordnung<br />

(z.B. Subkornbildung durch Erholung,<br />

Polygonisation)<br />

• Bereich II: stationäres/sekundäres Kriechen<br />

→ Bereich konstanter/minimaler<br />

Dehngeschwindigkeit mit einem dynamischen<br />

Gleichgewicht aus Ver- und Entfestigung<br />

(Versetzungsmultiplikation und -annihilation<br />

bzw. Überwinden von Hindernissen durch<br />

erhöhte Temperaturen<br />

• Bereich III: tertiäres Kriechen<br />

→ Zunahme der Dehnrate durch innere<br />

Schädigung (Verringerung <strong>des</strong> tragenden<br />

Querschnitts durch Porenbildung) bis zum<br />

Kriechbruch


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Bereich I<br />

• Versetzungsdichteanstieg (Verfestigung) verursacht Abnahme der<br />

Kriechgeschwindigkeit<br />

• Zunahme der Versetzungsdichte limitiert durch Erholungsvorgänge bei erhöhten<br />

Temperaturen (Klettern, Annihilieren, Hindernisüberwindung, etc.)<br />

Abb.: anfangs regellose<br />

Verteilung der<br />

Versetzungen<br />

Abb.: beginnenden<br />

Subkornbildung im<br />

Bereich I<br />

Abb.: fortgeschrittene<br />

Subkornbildung gegen<br />

Ende Bereich I<br />

Abb.: abgeschlossene<br />

Subkornbildung im<br />

Bereich II


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Bereich II<br />

• Gleichgewicht zwischen Versetzungsmultiplikation und Reduzierung der<br />

Versetzungsdichte<br />

• bei mikrostrukturellen Veränderungen <strong>des</strong> Gefüges zeigt Kriechkurve eine<br />

Minimum in Bereich II<br />

• Kriechrate ist eine exponentielle Funktion der Temperatur T und hängt über ein<br />

Potenzgesetz von der äußeren Spannung σ ab<br />

˙εII = A · σ n <br />

· exp − Q<br />

<br />

RT<br />

A . . . Konstante<br />

n . . . Kriechexponent<br />

Q . . . Aktivierungsenergie


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Kriechmechanismen<br />

In Abhängigkeit von der homologen Temperatur (T /Tm) und der anliegenden<br />

Spannung σ laufen beim Kriechen verschiedene mikroskopische Prozesse ab<br />

• Versetzungskriechen<br />

• Diffusionskriechen (Leerstellenbewegung allein führt zur Verformung)<br />

+ Coble-Kriechen<br />

+ Nabarro-Herring-Kriechen<br />

+ Sonderfall: Harper-Dorn-Kriechen<br />

• Korngrenzengleiten


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Versetzungskriechen<br />

• bei hohen T kann eine Versetzung ein Hindernis durch Klettern<br />

(Anlagern/Aussenden von Leerstellen) umgehen (Wechsel der Gleitebene)<br />

• Aussenden/Anlagern von Leerstellen bestimmt Kriechrate<br />

• Leerstellenstromdichte j (Austausch von Leerstellen zwischen Versetzungen) ist<br />

für die Verformung geschwindigkeitsbestimmend<br />

• bei geringen T : Versetzungskerndiffusion<br />

bei hohen T : Volumendiffusion<br />

• hohe Spannungen begünstigen die<br />

Versetzungskerndiffusion (ρd ↑)<br />

• es gilt: ˙ε ∼ jρd (ρd ∼ σ2 ):<br />

˙εII = A<br />

kT · σn <br />

· D0 exp − QB<br />

<br />

+ QW<br />

kT<br />

<br />

DV • gilt nur für Bereich II<br />

power-law-breakdown: Versagen <strong>des</strong> Norton-<strong>Kriechens</strong> (→ ˙ε ∼ exp[σ]) bei ˙ε, σ ↑


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Diffusionskriechen: Coble-Kriechen<br />

• Korngrenzen sind Senken und Quellen von Leerstellen<br />

• Leerstellen an Korngrenzen die in Richtung der Korngrenzennormalen unter<br />

Zugspannung stehen diffundieren zu Korngrenzen bei denen Normal zu den<br />

Korngrenzen Druckspannungen herrschen<br />

• ˙ε ist proportional zur Leerstellenstromdichte j<br />

• Leerstellen diffundieren entlang der<br />

Korngrenzen (niedrige T , geringe Q):<br />

˙ε = AC ·<br />

σ · Ω<br />

kT<br />

· δ · DKG<br />

d 3<br />

• vor allem bei kleinen Korngrößen wichtig


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Diffusionskriechen: Nabarro-Herring-Kriechen<br />

• Korngrenzen sind Senken und Quellen von Leerstellen<br />

• Leerstellen an Korngrenzen die in Richtung der Korngrenzennormalen unter<br />

Zugspannung stehen diffundieren zu Korngrenzen bei denen Normal zu den<br />

Korngrenzen Druckspannungen herrschen<br />

• ˙ε ist proportional zur Leerstellenstromdichte j<br />

• Leerstellen diffundieren durch das<br />

Kornvolumen (hohe T , große Q):<br />

˙ε = ANH ·<br />

σ · Ω<br />

kT<br />

· DV<br />

d 2<br />

• kleine Körner begünstigen den<br />

Kriechvorgang: ˙ε ∼ 1/d 2


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Diffusionskriechen: Sonderfall: Harper-Dorn-Kriechen<br />

• tritt bei sehr großen Körnern auf<br />

• bei geringen Spannungen nahe am Schmelzpunkt<br />

• n = 1, aber Kriechraten deutlich über dem Nabarro-Herring-Modell<br />

• Verschwinden der Abhängigkeit der Kriechrate von der Korngröße<br />

→ Mechanismus noch nicht vollständig geklärt


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

+ Metalle:<br />

Korngrenzengleiten<br />

• geringer Beitrag zur Verformung<br />

• hauptsächlich als Akkommodationsprozeß (Kompatibilität der Körner)<br />

• kann zu Schädigung (Aufreissen der Korngrenzen) führen<br />

• Resistenz gegen Abgleiten vorteilhaft, da Verformung und Materialschädigung reduziert<br />

+ Keramiken:<br />

• Korngrenzengleiten begrenzt die<br />

Temperaturfestigkeit<br />

• amorphe Glasphase an Korngrenzem mit<br />

geringem Erweichungspunkt bewirkt, daß<br />

Körner leicht aneinander abgleiten<br />

können (ohne Notwendigkeit der<br />

Versetzungsbewegung)


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Verformungsmechanismus-Diagramme (Ashby-maps)<br />

+ T ↓, σ ↓: rein elastische Verformung<br />

+ T →, σ ↓: Diffusionskriechen (n ↓ bei σ ↓)<br />

• Darstellung der Kriechverformungsmechanismen<br />

in<br />

Abhängigkeit von der<br />

Temperatur und der<br />

Spannung<br />

• Diagramme sind abhängig<br />

von Werkstoff und Gefüge<br />

• Einflüsse von Korngröße<br />

(Kriechen setzt später ein)<br />

und Dehnrate (begünstigt<br />

Versetzungskriechen)<br />

+ QKG < QV → Coble-Kriechen bei geringeren T als Nabarro-Herring-Kriechen<br />

+ T ↓, σ →: Zunahme <strong>des</strong> Versetzungskriechens (n ↑)<br />

+ QVL < QV → Diffusion entlang Versetzungsline bei geringeren T dominant<br />

+ nVL > nV , beide Felder nicht durch senkrechte Linie getrennt<br />

+ σ ↑: plastische Verformung (theoretische Festigkeit bei σ ≈ G/10)


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Bereich III<br />

• ˙ε steigt nach Minimum in Bereich II wieder an<br />

• Bildung von Poren und Mikrorissen<br />

Kriechschädigungen<br />

1) Keimbildung von<br />

Schädigungen<br />

2) einzelne Mikroporen<br />

(Cavities)<br />

3) Mikroporenketten<br />

(Nachweisgrenze)<br />

4) Mikrorisse<br />

• Bruch durch Makrorisse<br />

• Schädigungen verringern tragenden Probenquerschnitt, Kerben führen zu<br />

Spannungsüberhöhungen<br />

• endet mit Kriechbruch!<br />

• Material versagt zumeist an den Korngrenzen (interkristalliner Bruch)


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Runde Poren<br />

• Werkstück ändert Länge in Richtung<br />

der anliegenden Spannung und dabei<br />

Material aus Bereichen der Pore in<br />

Nachbarbereiche verlagert<br />

• Poren treten nach langen Standzeiten<br />

auf, da hier und bei hohen<br />

Temperaturen die Wahrscheinlichkeit<br />

für die Überwindung der<br />

Keimbildungsbarriere hoch genug ist<br />

Kriechporen<br />

Keilporen<br />

• durch Spannungsüberhöhungen<br />

reißen Korngrenzen bei<br />

überschreiten der Spaltfestigkeit an<br />

Tripelpunkten auf


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Kriechschädigung<br />

Abb.: Porenketten entlang der Korngrenzen nach Kriechbelastung<br />

der Nickelbasis - Superlegierung Nimonic 91, (R. Bürgel,<br />

Hochtemperatur - Werkstofftechnik)<br />

Abb.: Korngrenzenkeilrisse im<br />

austenitischen Stahl Alloy 802, (R.<br />

Bürgel)


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Erhöhung der Kriechbeständigkeit I<br />

• hohe Aktivierungsenergien für Bildung und Diffusion von Leerstellen<br />

• sind gekoppelt an Bindungskräfte im Werkstoff (vgl. Schmelztemperatur Tm)<br />

• dichtest gepackte Kristallordnungen<br />

• grobes Korn verlangsamt Verformung durch lange Diffusionswege<br />

• gestreckte Körner bzw. einkristalline Materialien besonders geeignet<br />

• temperaturbeständige Mechanismen der Behinderung der Versetzungsbewegung<br />

- Mischkristallhärtung<br />

- Ausscheidungshärtung


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Mischkristallhärtung<br />

Erhöhung der Kriechbeständigkeit II<br />

• gut geeignet wenn Fremdatome hohe Aktivierungsenergie für Diffusion haben<br />

• starke Bindung mit Wirtsgitter<br />

Ausscheidungshärtung<br />

• gut geeignet wenn Teilchen fein verteilt und stabil sind (meist kohärent und<br />

metastabil)<br />

• bei inkohärenten Teilchen sind Grenzflächenenergien hoch (beschleunigtes<br />

Wachstum, Verlust der Festigkeit)


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

• hohe Kriechbeständigkeit in<br />

dispersionsgehärteten Materialien<br />

Exkurs: Interfacial Pinning<br />

• Spannungsexponenten mit n = 20 . . . 200<br />

(Kriechrate sinkt stark mit fallender<br />

Spannung)<br />

• verursacht durch Wechselwirkung von<br />

Versetzungen mit Dispersoiden:<br />

- kleine Teilchen können leicht durch Klettern<br />

überwunden werden<br />

- Linienenergie der Versetzung an der<br />

Grenzfläche <strong>des</strong> Dispersoids verringert<br />

→ Anziehung zwischen Teilchen und Versetzung<br />

- zum Ablösen ist hohe Energie nötig (äußere<br />

Spannung + thermische Aktivierung)<br />

• Mechanismus ist in hohem Maße von der<br />

Spannung abhängig


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Einsatzbereiche von Hochtemperaturwerkstoffen


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Stähle für Hochtemperaturanwendungen<br />

• kfz-Gitter (austenitisch), da Diffusionsgeschwindigkeit hier ca. 150x geringer als<br />

im krz-Gitter (Ferrit)<br />

• teilchengehärtet durch Carbide (Fe3C, Cr23C6, VCx )<br />

• mischkristallverfestigt durch gelöstes Mo und Cr<br />

• Korngrenzen mit Partikeln belegt (Verringerung Korngrenzengleiten)<br />

Abb.: G-X40CrSi29: Cr-Carbide auf den Korngrenzen,<br />

(R. Bürgel, Hochtemperatur - Werkstofftechnik)<br />

Abb.: Subkorngrenzen im austenitischen Stahl 800H<br />

nach Kriechbeanspruchung im Bereich II (R. Bürgel)


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Nickel-Basis-Superlegierungen<br />

• Auftreten einer kohärenten Gleichgewichtsphase zur Ausscheidungsbildung: γ ′<br />

(Ni3Al) → Einsatz bis 0, 75 · Tm<br />

• Al - Atome (teilweise ersetzt durch Ti, Ta) auf Würfelecken <strong>des</strong> kfz - ähnlichen<br />

Gitters, Ni auf Flächenmitten<br />

• Verringerung <strong>des</strong> Gittermisfits von Al und Ni (ca. 1%) auf 0.1 . . . 0.2% durch<br />

Legieren verkleinert die Grenzflächenenergie, verlangsamt die Vergröberung<br />

• Ausscheidungsanteil bis zu 70%<br />

• Versetzungen in Ni-Matrix werden zu langen Schlingen ausgezogen, die sich durch<br />

enge Kanäle zwischen Würfel hindurchzwängen<br />

• Belastungen: mehrere 100 MPa bei ca. 1000 ◦ und mehrere 1000 Stunden<br />

Abb.: Ausgangsgefüge: würfelige γ ′ -Ausscheidungen in<br />

Ni-Matrix (R. Bürgel)<br />

Abb.: Gefüge nach Kriechbeanspruchung: Floßstruktur<br />

(R. Bürgel)


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Literaturhinweise<br />

+ R. Bürgel: Handbuch Hochtemperaturwerkstofftechnik, Friedr. Vieweg & Sohn<br />

Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden, 2001, 2. Auflage, ISBN -<br />

3-528-13107-7<br />

+ W. Blum: High-Temperature Deformation and Creep of Crystalline Solids, in R.W.<br />

Cahn, P. Haasen, E.J. Kramer (Eds.): Materials Science and Technology Vol. 6/7<br />

Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim 2005, ISBN 978-3-527-31395-8<br />

+ M. Kassner, M.T. Perez-Prado: Fundamentals of Creep in Metals and Alloys,<br />

Elsevier Ltd. Oxford 2004, 1. Edition, ISBN 0-08043637-4


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Aktivierungsenergie von γ − Fe<br />

geg.: ϑ1 = 865 ◦ C<br />

T1 = 1138 K<br />

˙ε1 = 3, 4 · 10 −2 min −1 = 5, 67 · 10 −4 s −1<br />

ϑ2 = 922 ◦ C<br />

T2 = 1195 K<br />

˙ε2 = 1, 58 · 10 −1 min −1 = 2, 63 · 10 −3 s −1<br />

R = 8, 314472 J · (mol · K) −1<br />

ges.: Qγ−Fe + Mechanismus


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Aktivierungsenergie von γ − Fe<br />

geg.: ϑ1 = 865 ◦ C<br />

T1 = 1138 K<br />

˙ε1 = 3, 4 · 10 −2 min −1 = 5, 67 · 10 −4 s −1<br />

ϑ2 = 922 ◦ C<br />

T2 = 1195 K<br />

˙ε2 = 1, 58 · 10 −1 min −1 = 2, 63 · 10 −3 s −1<br />

R = 8, 314472 J · (mol · K) −1<br />

ges.: Qγ−Fe + Mechanismus<br />

für den Bereich <strong>des</strong> stationären <strong>Kriechens</strong> gilt:<br />

Q = R · T1 · T2<br />

· [ln ˙ε2 − ln ˙ε1]<br />

T2 − T1


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Aktivierungsenergie von γ − Fe<br />

geg.: ϑ1 = 865 ◦ C<br />

T1 = 1138 K<br />

˙ε1 = 3, 4 · 10 −2 min −1 = 5, 67 · 10 −4 s −1<br />

ϑ2 = 922 ◦ C<br />

T2 = 1195 K<br />

˙ε2 = 1, 58 · 10 −1 min −1 = 2, 63 · 10 −3 s −1<br />

R = 8, 314472 J · (mol · K) −1<br />

ges.: Qγ−Fe + Mechanismus<br />

für den Bereich <strong>des</strong> stationären <strong>Kriechens</strong> gilt:<br />

Q = R · T1 · T2<br />

· [ln ˙ε2 − ln ˙ε1]<br />

T2 − T1<br />

Qγ−Fe = 304, 37 kJ · mol −1<br />

Selbstdiffusion in γ-Fe entspricht der Aktivierungsenergie für das Kriechen


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

Kriechkurve von AlMg2,5Mn (FNE)


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

a) AlMg2,5Mn kaltverformt<br />

ϑ a = 150 ◦ C<br />

T a = 423 K<br />

ε a<br />

1 = 0, 05% = 5 · 10−4<br />

t a<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε a<br />

2 = 0, 18% = 1, 8 · 10−3<br />

t a<br />

2 = 448 h = 1612800 s<br />

Aktivierungsenergie <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong>: AlMg2,5Mn<br />

b) AlMg2,5Mn kaltverformt<br />

ϑ b = 200 ◦ C<br />

T b = 473 K<br />

ε b<br />

1 = 0, 65% = 6, 5 · 10−3<br />

t b<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε b<br />

2 = 3, 0% = 3 · 10−2<br />

t b<br />

2 = 120 h = 432000 s<br />

c) AlMg2,5Mn weichgeglüht<br />

ϑ c = 150 ◦ C<br />

T c = 423 K<br />

ε c<br />

1 = 0, 04% = 4 · 10−4<br />

t c<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε c<br />

2 = 0, 22% = 2, 2 · 10−3<br />

t c<br />

2 = 368 h = 1324800 s


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

a) AlMg2,5Mn kaltverformt<br />

ϑ a = 150 ◦ C<br />

T a = 423 K<br />

ε a<br />

1 = 0, 05% = 5 · 10−4<br />

t a<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε a<br />

2 = 0, 18% = 1, 8 · 10−3<br />

t a<br />

2 = 448 h = 1612800 s<br />

Aktivierungsenergie <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong>: AlMg2,5Mn<br />

Lsg.:<br />

1) Ermittlung der Kriechgeschwindigkeiten<br />

˙ε = dε ∆ε<br />

≈<br />

dt ∆t<br />

b) AlMg2,5Mn kaltverformt<br />

ϑ b = 200 ◦ C<br />

T b = 473 K<br />

ε b<br />

1 = 0, 65% = 6, 5 · 10−3<br />

t b<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε b<br />

2 = 3, 0% = 3 · 10−2<br />

t b<br />

2 = 120 h = 432000 s<br />

c) AlMg2,5Mn weichgeglüht<br />

ϑ c = 150 ◦ C<br />

T c = 423 K<br />

ε c<br />

1 = 0, 04% = 4 · 10−4<br />

t c<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε c<br />

2 = 0, 22% = 2, 2 · 10−3<br />

t c<br />

2 = 368 h = 1324800 s<br />

˙ε a = 8, 3591 · 10 −8 % · s −1<br />

˙ε b = 6, 27671 · 10 −6 % · s −1<br />

˙ε c = 1, 42045 · 10 −7 % · s −1


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

a) AlMg2,5Mn kaltverformt<br />

ϑ a = 150 ◦ C<br />

T a = 423 K<br />

ε a<br />

1 = 0, 05% = 5 · 10−4<br />

t a<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε a<br />

2 = 0, 18% = 1, 8 · 10−3<br />

t a<br />

2 = 448 h = 1612800 s<br />

Aktivierungsenergie <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong>: AlMg2,5Mn<br />

Lsg.:<br />

1) Ermittlung der Kriechgeschwindigkeiten<br />

˙ε = dε ∆ε<br />

≈<br />

dt ∆t<br />

b) AlMg2,5Mn kaltverformt<br />

ϑ b = 200 ◦ C<br />

T b = 473 K<br />

ε b<br />

1 = 0, 65% = 6, 5 · 10−3<br />

t b<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε b<br />

2 = 3, 0% = 3 · 10−2<br />

t b<br />

2 = 120 h = 432000 s<br />

2) Berechnung der Aktivierungsenergie für das Kriechen<br />

Q = R · T a · T b<br />

T b <br />

· ln ˙ε<br />

− T a b − ln ˙ε a<br />

c) AlMg2,5Mn weichgeglüht<br />

ϑ c = 150 ◦ C<br />

T c = 423 K<br />

ε c<br />

1 = 0, 04% = 4 · 10−4<br />

t c<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε c<br />

2 = 0, 22% = 2, 2 · 10−3<br />

t c<br />

2 = 368 h = 1324800 s<br />

˙ε a = 8, 3591 · 10 −8 % · s −1<br />

˙ε b = 6, 27671 · 10 −6 % · s −1<br />

˙ε c = 1, 42045 · 10 −7 % · s −1


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

a) AlMg2,5Mn kaltverformt<br />

ϑ a = 150 ◦ C<br />

T a = 423 K<br />

ε a<br />

1 = 0, 05% = 5 · 10−4<br />

t a<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε a<br />

2 = 0, 18% = 1, 8 · 10−3<br />

t a<br />

2 = 448 h = 1612800 s<br />

Aktivierungsenergie <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong>: AlMg2,5Mn<br />

Lsg.:<br />

1) Ermittlung der Kriechgeschwindigkeiten<br />

˙ε = dε ∆ε<br />

≈<br />

dt ∆t<br />

b) AlMg2,5Mn kaltverformt<br />

ϑ b = 200 ◦ C<br />

T b = 473 K<br />

ε b<br />

1 = 0, 65% = 6, 5 · 10−3<br />

t b<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε b<br />

2 = 3, 0% = 3 · 10−2<br />

t b<br />

2 = 120 h = 432000 s<br />

2) Berechnung der Aktivierungsenergie für das Kriechen<br />

Q = R · T a · T b<br />

T b <br />

· ln ˙ε<br />

− T a b − ln ˙ε a<br />

c) AlMg2,5Mn weichgeglüht<br />

ϑ c = 150 ◦ C<br />

T c = 423 K<br />

ε c<br />

1 = 0, 04% = 4 · 10−4<br />

t c<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε c<br />

2 = 0, 22% = 2, 2 · 10−3<br />

t c<br />

2 = 368 h = 1324800 s<br />

˙ε a = 8, 3591 · 10 −8 % · s −1<br />

˙ε b = 6, 27671 · 10 −6 % · s −1<br />

˙ε c = 1, 42045 · 10 −7 % · s −1<br />

Qa,b = 143, 69 kJ · mol −1


<strong>Einleitung</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Technologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong> Berechnungen<br />

a) AlMg2,5Mn kaltverformt<br />

ϑ a = 150 ◦ C<br />

T a = 423 K<br />

ε a<br />

1 = 0, 05% = 5 · 10−4<br />

t a<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε a<br />

2 = 0, 18% = 1, 8 · 10−3<br />

t a<br />

2 = 448 h = 1612800 s<br />

Aktivierungsenergie <strong>des</strong> <strong>Kriechens</strong>: AlMg2,5Mn<br />

Lsg.:<br />

1) Ermittlung der Kriechgeschwindigkeiten<br />

˙ε = dε ∆ε<br />

≈<br />

dt ∆t<br />

b) AlMg2,5Mn kaltverformt<br />

ϑ b = 200 ◦ C<br />

T b = 473 K<br />

ε b<br />

1 = 0, 65% = 6, 5 · 10−3<br />

t b<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε b<br />

2 = 3, 0% = 3 · 10−2<br />

t b<br />

2 = 120 h = 432000 s<br />

2) Berechnung der Aktivierungsenergie für das Kriechen<br />

Q = R · T a · T b<br />

T b <br />

· ln ˙ε<br />

− T a b − ln ˙ε a<br />

→ bekannte Werte sind:<br />

c) AlMg2,5Mn weichgeglüht<br />

ϑ c = 150 ◦ C<br />

T c = 423 K<br />

ε c<br />

1 = 0, 04% = 4 · 10−4<br />

t c<br />

1 = 16 h = 57600 s<br />

ε c<br />

2 = 0, 22% = 2, 2 · 10−3<br />

t c<br />

2 = 368 h = 1324800 s<br />

˙ε a = 8, 3591 · 10 −8 % · s −1<br />

˙ε b = 6, 27671 · 10 −6 % · s −1<br />

˙ε c = 1, 42045 · 10 −7 % · s −1<br />

Qa,b = 143, 69 kJ · mol −1<br />

Korngrenzendiffusion: Q = 84 kJ · mol −1<br />

(Coble-Kriechen)<br />

Versetzungsklettern: Q = 82 kJ · mol −1<br />

(Versetzungskriechen)<br />

Volumendiffusion: Q = 140 kJ · mol −1 (Nabarro-Herring-Kriechen)

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