Hinweise zum Praktikum - Institut für Werkstoffwissenschaft
Hinweise zum Praktikum - Institut für Werkstoffwissenschaft
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<strong>Institut</strong> für <strong>Werkstoffwissenschaft</strong> der TU Bergakademie<br />
Freiberg<br />
<strong>Hinweise</strong> <strong>zum</strong> <strong>Praktikum</strong><br />
Grundlagen der <strong>Werkstoffwissenschaft</strong><br />
Gültig für Wintersemester 2007 / 2008<br />
Für die Lehrveranstaltung Grundlagen der <strong>Werkstoffwissenschaft</strong> werden 14 Praktika<br />
angeboten:<br />
1. Binäre Systeme<br />
2. Erstarren metallischer Schmelzen<br />
3. Diffusion I: Temperaturabhängigkeit der Diffusion<br />
4. Diffusion II: Bestimmung des chemischen Diffusionskoeffizienten<br />
5. Deformation von Werkstoffen<br />
6. Erholung und Rekristallisation<br />
7. Kriechen<br />
8. Dilatometrie<br />
9. Umwandlungshärten<br />
10. ZTU – Diagramme<br />
11. Ausscheidungshärten<br />
12. Elektrische Leitfähigkeit von Metallen und Legierungen<br />
13. Metallographie I: Schliffherstellung<br />
14. Metallographie II: Schliffbewertung<br />
Davon müssen 12 Praktika absolviert werden, zu denen jeweils Protokolle anzufertigen sind.<br />
Studiengang WWT: Praktika Nr. 1 – 12<br />
Studiengang ESM und FWK: Praktika 1 – 3; 5 – 11; 13 und 14<br />
Die Dauer der Praktika beträgt jeweils 3 h. Jedes <strong>Praktikum</strong> beginnt mit einer Kurzklausur (5<br />
Fragen, maximal erreichbare Punktzahl 10). Die Fragen beziehen sich dabei auf die<br />
Vorlesung „Grundlagen der <strong>Werkstoffwissenschaft</strong>“ und die in den nachfolgenden <strong>Hinweise</strong>n<br />
zu den einzelnen Praktika angegebene Pflichtliteratur.<br />
Die gesamte im <strong>Praktikum</strong> erreichte Punktzahl muss 60% der Gesamtpunktzahl betragen,<br />
damit die Zulassungsvorrausetzung für die mündliche Prüfung gegeben ist.<br />
Die Testatscheine des <strong>Praktikum</strong>s sind am Ende des Semesters im Sekretariat des<br />
IWW bei Frau Vulpius abzugeben. Ohne Abgabe der Testatscheine und ohne<br />
Erreichen der Mindestpunktzahl (s.o.) erfolgt keine mündliche Prüfung!<br />
Nachfolgend finden sich die Aufgabenstellungen für die jeweiligen Praktika einschließlich<br />
der Angaben der Pflichtliteratur. Beim Studium der Pflichtliteratur ist zu beachten, dass sich<br />
die Ausdeutung spezieller Fachbegriffe nicht selten je nach Autoren unterscheiden kann.<br />
Das Gleiche gilt für die verwendete Symbolik. Folgende Monographien mit<br />
Lehrbuchcharakter sind zu verwenden:<br />
- W. Schatt, H. Worch (Hrsg.): <strong>Werkstoffwissenschaft</strong>; 9. Auflage;<br />
Verlag Wiley – VCH 2003<br />
- H. Schumann, H. Oettel (Hrsg.): Metallographie; 14. Auflage;<br />
Verlag Wiley – VCH 2004<br />
- D. R. Askeland: Materialwissenschaften;<br />
Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg – Berlin – Oxford 1996<br />
- G. Gottstein: Physikalische Grundlagen der Materialkunde;<br />
Springer – Verlag Berlin Heidelberg New York 1998<br />
Gruppeneinteilungen, Zeiten und Räume sind den entsprechenden Aushängen zu<br />
entnehmen.<br />
1
<strong>Praktikum</strong> 1: Binäre Systeme<br />
Aufgabenstellung:<br />
Zustandsdiagramme (-schaubilder) sind die Grundlage für das Verständnis der Legierungsund<br />
der Gefügebildung in mehrkomponentigen Werkstoffen. Unter ihnen spielen die binären<br />
Systeme auch wegen ihrer Einfachheit eine besondere Rolle. Mit dem <strong>Praktikum</strong> sollen die<br />
Begriffe Phasen, Phasengleichgewichte, nonvariante Reaktionen, Mischungslücken etc.<br />
sowie die Handhabung von Zustandsdiagrammen (Solidus-, Liquiduslinien und Solvuslinien,<br />
Konoden, Hebelgesetz und Verbindungsbildungen) gefestigt werden.<br />
Ausgehend von der experimentellen Ermittlung der Abkühlkurven bei der Erstarrung von Bi –<br />
Sn – Legierungen soll das binäre Zustandsdiagramm Bi – Sn aufgestellt und die dabei<br />
mikroskopisch beobachtbaren Gefüge interpretiert werden.<br />
Literatur:<br />
- Schumann/Oettel; Metallographie: S. 349 – 361, 366 – 411<br />
<strong>Praktikum</strong> 2: Erstarren metallischer Schmelzen<br />
Aufgabenstellung:<br />
Im <strong>Praktikum</strong>sversuch sollen grundlegende Kenntnisse zur Erstarrung von metallischen<br />
Schmelzen und zur Gefügebildung in Gusskörpern vermittelt werden. Dazu sind die<br />
Gesetzmäßigkeiten des Erstarrungsvorganges (Keimbildung, stabiles und instabiles bzw.<br />
dendritisches Kristallwachstum, gerichtete Erstarrung) zur Erklärung der auftretenden<br />
Gussgefüge bei einem technisch reinen Metall (Aluminium) und bei einer mehrphasigen<br />
Legierung (Weißmetall) anzuwenden.<br />
Weißmetalle stellen wichtige Werkstoffe für Gleitlager (Notlaufeigenschaften) dar. Im<br />
<strong>Praktikum</strong> wird ein bleifreies Weißmetall mit ca. 80 % Sn, 10 % Cu und 10 % Sb vergossen,<br />
dessen Gefüge nach dem Erstarren aus einer zinnreichen Grundmasse mit eingebetteten<br />
harten Primärkristallen (nadelförmiges Cu 6 Sn 5 und würfelförmiges SbSn) besteht.<br />
Aluminium - und Weißmetall - Schmelzen werden mit unterschiedlichen Gießtemperaturen<br />
jeweils in eine Kokille und in eine Sandform vergossen. Von allen Probenzuständen sind<br />
metallografische Schliffe anzufertigen. Bei Aluminium entsteht ein sehr grobes Gussgefüge,<br />
das nach dem Ätzen mit bloßem Auge betrachtet werden kann (Makroschliff). Bei den<br />
Weißmetallproben ist nach einer Schliffpräparation eine mikroskopische Betrachtung<br />
notwendig. Der Einfluss der Gießtemperatur und der wirksamen Unterkühlung auf die<br />
Ausbildung des Gussgefüges ist zu diskutieren.<br />
Achtung! Es sind geeignetes Schuhwerk (keine Sandalen) und ein<br />
Arbeitsschutzkittel zu tragen!<br />
Literatur:<br />
- Schumann/Oettel; Metallographie: S. 453 – 490<br />
- Askeland; Materialwissenschaften: S. 189 – 206<br />
- Schatt/Worch; <strong>Werkstoffwissenschaft</strong>: 116 - 130<br />
2
<strong>Praktikum</strong> 3: Diffusion I: Temperaturabhängigkeit der Diffusion<br />
Aufgabenstellung:<br />
Ursachen für Diffusionsvorgänge in Festkörpern sind die thermisch aktivierten<br />
Platzwechselvorgänge von Atomen/Ionen. Dabei ändert sich der Diffusionskoeffizient D = D 0<br />
exp (-H D / k T) als Maß für die Diffusionsgeschwindigkeit exponentiell mit der Temperatur.<br />
Will man den Frequenzfaktor D 0 und die Aktivierungsenthalpie H D eines Diffusionsprozesses<br />
ermitteln, muß man Diffusionswege in Abhängigkeit von der Diffusionstemperatur und der –<br />
zeit experimentell ermitteln.<br />
Als Beispiel dafür wird im <strong>Praktikum</strong> die Aufkohlung von Armco-Fe und eines Stahls C10 in<br />
einem Holzkohle - BaCO 3 – Gemisch untersucht. Die Eindringtiefe des interstitiell<br />
diffundierenden Kohlenstoffs wird an Schliffen von Proben untersucht, die zwischen 900 und<br />
1050 0 C mit unterschiedlichen Zeiten aufgekohlt wurden. Zu überprüfen ist das sogenannte<br />
√t – Gesetz, aus dessen Proportionalitätsfaktor die Aktivierungsenthalpie abzuleiten ist.<br />
Literatur:<br />
- Askeland; Materialwissenschaften: S. 99 – 116<br />
- Schatt/Worch; <strong>Werkstoffwissenschaft</strong>: S. 292 – 307<br />
- Schumann/Oettel: S. 362 – 366, 557 - 559<br />
- www.ww.tu-freiberg.de/mk/Dokumente/P-Diffussion/DiffusionI+II.doc<br />
<strong>Praktikum</strong> 4: Diffusion II: Bestimmung des chemischen Diffusionskoeffizienten<br />
Aufgabenstellung:<br />
Im System Ni – Cu (lückenlose Mischkristallreihe) soll der chemische Diffusionskoeffizient<br />
von Nickel für den Bereich mit niedrigem und den Bereich mit hohem Kupferanteil bestimmt<br />
werden. Dazu werden Sandwich-Proben aus Cu + Ni bei verschiedenen Temperaturen<br />
unterschiedlich lang geglüht (Modell der Diffusion in zwei aneinander grenzenden<br />
unendlichen Halbräumen) und mittels der Elektronenstrahlmikrosonde die sich ergebenden<br />
Konzentrations – Weg – Kurven vermessen.<br />
Für die Ermittlung der Diffusionskoeffizienten wird die Methode nach Grube – Hall<br />
angewendet.<br />
Literatur:<br />
- Askeland; Materialwissenschaften: S. 99 – 116<br />
- Gottstein; Physikalische Grundlagen der Materialkunde:<br />
S. 145 – 151, 168 - 172<br />
- Schumann/Oettel; Metallographie: S. 300 - 310<br />
- www.ww.tu-freiberg.de/mk/Dokumente/P-Diffusion/DiffusionI+II.doc<br />
3
<strong>Praktikum</strong> 5: Deformation von Werkstoffen<br />
Aufgabenstellung:<br />
Ziel des <strong>Praktikum</strong>s ist es, das verschiedenartige Deformationsverhalten von Werk-stoffen<br />
bei einachsiger mechanischer Beanspruchung zu demonstrieren und zu verstehen<br />
(elastisches, plastisches, viskoelastisches und viskoplastisches Verhalten). Dazu werden<br />
- Spannungs – Dehnungs – Kurven im Zugversuch an vielkristallinen metallischen<br />
Werkstoffen (unlegierter Stahl, Aluminium) und<br />
- an einem Polymerwerkstoff (Polypropylen) aufgenommen,<br />
- das elastische bzw. viskoelastische Verhalten von Gummi sowie<br />
- das Verhalten von Glas im Biegeversuch untersucht<br />
und die Ergebnisse vergleichend diskutiert. Auf dieser Grundlage wird das typische<br />
Deformationsverhalten von metallischen und nichtmetallischen Werkstoffen chrarakterisiert<br />
Literatur:<br />
• Schatt/Worch; <strong>Werkstoffwissenschaft</strong>: S. 390-403, 411-417, 424-428<br />
• Schumann/Oettel; Metallographie: S. 490-500<br />
• Askeland; Materialwissenschaften: S.126-137, 411-424, 464-473, 483-486<br />
<strong>Praktikum</strong> 6: Erholung und Rekristallisation<br />
Aufgabenstellung:<br />
Eine Verformung metallischer Werkstoffe unterhalb etwa 0,4 T S (T S –Schmelztem-peratur)<br />
führt je nach Art des Werkstoffes zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Verfestigung, die<br />
unter Umständen eine weitere Umformung unmöglich macht. Mit einer Entfestigung ist es<br />
möglich, diese Verfestigung teilweise oder vollständig rückgängig zu machen. Eine<br />
Entfestigung kann sich auf dem Wege einer Verset-zungsumlagerung bzw. –annihilation<br />
(Erholung, Polygonisation ohne Veränderung des Gefüges) oder einer Rekristallisation<br />
(Gefügeneubildung durch Bildung und Wanderung von Großwinkelkorngrenzen) vollziehen.<br />
Wegen der Abhängigkeit der sich nach (primärer) Rekristallisation ergebenden Korngröße<br />
von ε und T läßt sich mit der Rekristallisation durch Wahl eines geeigneten Umformgrades ε<br />
und der Temperatur T der Rekristalliastionsbehandlung eine definierte<br />
Korngrößeneinstellung vornehmen.<br />
Zugverformte Keilzugstäbe (Flachstäbe mit über der Länge veränderlichem Querschnitt, um<br />
an einer Probe unterschiedliche Umformgrade einstellen zu können) aus Aluminium werden<br />
rekristallisierend geglüht und die Abhängigkeit der Korngröße vom vorangegangenen<br />
Umformgrad sowie der kritische Umformgrad bestimmt.<br />
Weiterhin wird das Entfestigungsverhalten von kaltgewalzten Aluminiumproben über die<br />
Bestimmung der Härte in Abhängigkeit von der Anlaßtemperatur verfolgt und die<br />
Rekristallisationstemperatur bzw. das Rekristallisationsintervall ermittelt. Als weitere<br />
Untersuchungsmethode wird die Messung der Koerzitivfeldstärke an verformten und<br />
angelassenen Weicheisenproben angewendet.<br />
Literatur:<br />
- Schumann/Oettel; Metallographie: S. 506 – 518<br />
- Schatt/Worch; <strong>Werkstoffwissenschaft</strong>: S. 314 – 328<br />
- Askeland; Materialwissenschaften: S. 176 – 181<br />
(Achtung: Die hier verwendete Bezeichnung „Entspannung“ ist eine<br />
unzutreffende Übersetzung aus dem Englischen und sollte als „Anlassen“<br />
oder besser als „Entfestigung“ verstanden werden!)<br />
4
<strong>Praktikum</strong> 7: Kriechen<br />
Aufgabenstellung:<br />
Die mechanische Beanspruchung eines metallischen Werkstoffes bei Temperaturen höher<br />
als etwa 0,5 T S (T S - Schmelzpunkt) und Spannungen kleiner als die Fließspannung führt<br />
zwar nicht zu einer merklichen spontanen plastischen Dehnung, jedoch je nach Spannung zu<br />
einer mehr oder weniger ausgeprägten zeitabhängigen plastischen Deformation, was als<br />
Kriechen bezeichnet wird. Die dafür verantwortlichen Mechanismen sind das<br />
Versetzungskriechen, das Coble – Kriechen und das Nabarro – Herring – Kriechen. Der<br />
technisch wichtigste Bereich des Kriechprozesses ist dabei das sogenannte stationäre<br />
Kriechen (Bereich II der Kriechkurve), in dem die Kriechgeschwindigkeit proportional zu σ n<br />
exp(- H K / k T) wird (Nortonsches Kriechgesetz).<br />
Aus Kriechkurven für eine Al – Mg – Sn - Legierung bei verschiedenen Temperaturen ist der<br />
Kriechexponent n und die Aktivierungsenthalpie H D für den Kriechvorgang zu ermitteln.<br />
Weiterhin ist die Härte in Abhängigkeit von der Zeit für die Erzeugung des Härteeindruckes<br />
an einer Zn – Sn – Cd – Legierung für zwei Temperaturen zu bestimmen.<br />
Literatur:<br />
- Schatt/Worch; <strong>Werkstoffwissenschaft</strong>: S. 307 –310, 426 – 428<br />
- Gottstein; Physikalische Grundlagen der Materialkunde<br />
S. 268 – 275<br />
- Askeland; Materialwissenschaften: S. 153 – 156,<br />
<strong>Praktikum</strong> 8: Dilatometrie<br />
Aufgabenstellung:<br />
Im <strong>Praktikum</strong>sversuch sollen grundlegende Kenntnisse zur thermischen Ausdehnung von<br />
metallischen Werkstoffen und <strong>zum</strong> Einfluss von Phasenumwandlungen auf den Verlauf der<br />
Ausdehnungskurve vermittelt werden.<br />
Die bei Variation der Temperatur durch Wärmeausdehnung oder durch Phasen-umwandlung<br />
auftretenden Änderungen des spezifischen Volumens eines Werkstoffes lassen sich mit dem<br />
Dilatometer messen, wobei nicht direkt die Volumenänderung sondern die Längenänderung<br />
rohrförmiger Probekörper erfasst wird. Abweichungen vom monotonen Kurvenverlauf mit<br />
steigender oder fallender Temperatur weisen auf strukturelle Veränderungen im Werkstoff<br />
hin. Es können damit Phasenumwandlungen wie polymorphe Gitterumwandlungen,<br />
Ausscheidungs-prozesse, Martensitbildung u.ä. untersucht und ZTU-Diagramme aufgestellt<br />
werden.<br />
Im <strong>Praktikum</strong> werden Dilatometerkurven von reinem Eisen, einem Kohlenstoffstahl und<br />
einem hochlegierten Stahl aufgenommen. Anschließend werden die Diagramme<br />
ausgewertet, d.h. die Umwandlungspunkte bzw. -intervalle und der thermische<br />
Ausdehnungskoeffizient für die einzelnen Materialien bestimmt. Für die Stähle ist das<br />
Ergebnis mit entsprechenden ZTU-Diagrammen zu vergleichen.<br />
Literatur:<br />
- Schatt/Worch; <strong>Werkstoffwissenschaft</strong>: S. 207, 522-525, 235-238<br />
- Askeland; Materialwissenschaften: 672-676<br />
- Schumann/Oettel; Metallographie: 448-451<br />
5
<strong>Praktikum</strong> 9: Umwandlungshärten<br />
Aufgabenstellung:<br />
Mit Phasenumwandlungen im festen Zustand können die mechanischen Eigenschaften von<br />
Werkstoffen in starkem Maße beeinflusst werden. Der wichtigste Anwendungsfall ist das<br />
sogenannte Härten von un- und niedrig legierten Stählen, wobei der Austenit durch eine<br />
diffusionslose (athermische) Umwandlung in Martensit überführt wird (Abschrecken des<br />
Austenites). Die dabei auftretenden Härteänderungen werden durch den Kohlenstoffgehalt,<br />
den Gehalt an weiteren Legierungselementen und den verbleibenden Restaustenitgehalt<br />
nach dem Härten bestimmt. Eine Anlassbehandlung der gehärteten Stähle unterhalb A c3<br />
macht die umwandlungsbedingten Eigenschaftsänderungen teilweise oder vollständig<br />
rückgängig, kann also <strong>zum</strong> Optimieren der Festigkeit und Zähigkeit der Stähle angewendet<br />
werden.<br />
Im <strong>Praktikum</strong> werden unlegierte Stähle mit verschiedenen Kohlenstoffgehalten gehärtet<br />
(Wasserabschreckung des Austenites) und die erreichten Härten bestimmt. Mit dem<br />
Kohlenstoffgehalt verändern sich M S , M f , die Martensitmorphologie und der<br />
Restaustenitgehalt. Die Proben mit hohem und mit niedrigen C-Gehalt werden nachträglich<br />
tiefgekühlt, um im Falle von Restaustenit dessen Umwandlung herbeizuführen.<br />
Proben des gehärteten Stahls C60 werden im Temperaturbereich zwischen 100 und 700 0 C<br />
angelassen und die Härten in Abhängigkeit von der Anlasstemperatur ermittelt.<br />
Literatur:<br />
- Schumann/Oettel; Metallographie: S. 435 – 440; 594 – 595; 597 – 622;<br />
645 – 662<br />
- Askeland; Materialwissenschaften: S. 301 – 307; 325 – 329<br />
(Hinweis: Die in diesem Lehrbuch verwendete Bezeichnung ZTA-<br />
Diagramme („Zeit – Temperatur – Aufheizdiagramme“) ist eine<br />
Fehlübersetzung, es sind die kontinuierlichen ZTU-Diagramme damit<br />
gemeint!)<br />
<strong>Praktikum</strong> 10: ZTU – Diagramme<br />
Aufgabenstellung:<br />
Mit ZTU - Diagrammen charakterisiert man das Umwandlungsverhalten von Werkstoffen in<br />
Abhängigkeit von der Zeit und der Temperatur (Zeit – Temperatur –<br />
Umwandlungsdiagramme). Weite Verbreitung haben diese Diagramme zur Beschreibung<br />
des Umwandlungsverhaltens von Stählen gefunden, sie bilden die Grundlage für viele<br />
Wärmebehandlungsverfahren (z.B. Perlitbildungen, Härten, Vergüten etc.). Dabei<br />
unterscheidet man isotherme und kontinuierliche ZTU-Diagramme. Die isothermen<br />
Diagramme liefern Informationen zur Gefügebildung, wenn man ausgehend von der<br />
Austenitisierungstemperatur auf eine bestimmte Temperatur abschreckt und bei dieser die<br />
zeitliche Entwicklung des Gefüges verfolgt.<br />
Kontinuierliche ZTU-Diagramme benutzt man dann, wenn die Abkühlung aus dem<br />
Austenitgebiet kontinuierlich erfolgt, wobei das Abkühlregime (Abkühl-geschwindigkeit) durch<br />
das verwendete Kühlmedium bestimmt wird.<br />
Im <strong>Praktikum</strong> werden sowohl isotherme (Bainitstufe) als auch kontinuierliche<br />
Wärmebehandlungen (Abskühlung in Wasser, Öl, Luft und im Ofen) an einem Stahl 50CrV4<br />
durchgeführt und die erzielten Härten ermittelt und die Ergebnisse mit den Aussagen der<br />
ZTU-Diagramme verglichen.<br />
6
Literatur:<br />
- Schumann/Oettel, Metallographie: S. 440 – 448<br />
- Askeland; Materialwissenschaften: S. 291 – 301; 321 - 336<br />
(Hinweis: Die in diesem Lehrbuch verwendete Bezeichnung ZTA-Diagramme<br />
(„Zeit – Temperatur – Aufheizdiagramme“) ist eine Fehlübersetzung, es sind<br />
die kontinuierlichen ZTU-Diagramme damit gemeint!)<br />
<strong>Praktikum</strong> 11: Ausscheidungshärten<br />
Aufgabenstellung:<br />
Ausscheidungen stellen Phasenbildungen im festen Zustand dar, mit denen eine<br />
Übersättigung eines Mischkristalls abgebaut wird. Sind diese Ausscheidungen klein und<br />
haben sie Abstände im Bereich kleiner als wenige 100 nm (feindisperse Ausscheidungen),<br />
können sie die Festigkeit (z.B. R P0.2 , Härte) eines Werkstoffes stark erhöhen<br />
(Ausscheidungshärtung oder Aushärtung). Die Ausscheidungshärtung ist eine der<br />
wirksamsten Möglichkeiten für die Festigkeitssteigerung in technischen metallischen<br />
Legierungen.<br />
Am Beispiel einer Al + 4% Cu – Legierung soll das Aushärtungsverhalten nach einer<br />
Homogenisierung mit Hilfe von Härtemessungen und Messungen der elektrischen<br />
Leitfähigkeit verfolgt werden. Dabei werden die Aushärtungstemperaturen und –zeiten<br />
variiert. Die gewonnenen Ergebnisse sind aus der Sicht der Natur der Ausscheidungen und<br />
des Dispersitätsgrades zu diskutieren.<br />
Literatur:<br />
- Schumann/Oettel; Metallographie: S. 42/43, 425 – 435, 501/502, 858 – 860<br />
- Askeland; Materialwissenschaften: S. 286 – 290<br />
- Gottstein: Physikalische Grundlagen der Materialwissenschaft:<br />
S. 257 - 265<br />
<strong>Praktikum</strong> 12: Elektrische Leitfähigkeit von Metallen und<br />
Legierungen<br />
Aufgabenstellung:<br />
Der elektrische Widerstand metallischer Werkstoffe (Elektronenleiter) setzt sich<br />
entsprechend der Matthiessen – Regel additiv aus einem temperaturabhängigen Anteil<br />
(Phononenstreuung der Ladungsträger) und einem temperaturunabhängigen Anteil<br />
(Streuung an Punktdefekten, Versetzungen, Planardefekten, Korngrenzen,<br />
Mischkristallbildungen etc.) zusammen. Daher eignen sich Messungen des elektri-schen<br />
Widerstandes gut zur Verfolgung metallkundlicher Vorgänge, wobei eine Variation der<br />
Messtemperatur hilfreich ist (Mischkristallbildung, Ausscheidungs-vorgänge, Verformung,<br />
Rekristallisation, Verunreinigungen etc.).<br />
Im <strong>Praktikum</strong> soll der spezifische elektrische Widerstand von Cu und Cu – Ni- Legierungen<br />
verschiedener Gehalte bei unterschiedenen Temperaturen gemessen werden, um daraus<br />
die Konzentrationsabhängigkeit des Temperaturkoeffizienten des elektrischen Widerstandes<br />
und des temperaturunabhängigen Anteils zu bestimmen. Als Messinstrument für den<br />
elektrischen Widerstand wird die Thomson-Brücke eingesetzt.<br />
7
Literatur:<br />
- Gottstein; Physikalische Grundlagen der Materialkunde: S. 420 – 429<br />
- Schatt/Worch; <strong>Werkstoffwissenschaft</strong>: S. 474 – 479<br />
- Askeland; Materialwissenschaften: S. 569 – 580<br />
<strong>Praktikum</strong> 13: Metallographie I: Schliffherstellung<br />
Aufgabenstellung:<br />
Für eine mikroskopische Untersuchung von Werkstoffen ist es notwendig, ebene, ungestörte,<br />
kontrastierte und für den Probenzustand chrarakteristische Flächen, die sogenannten<br />
Schliffe zu präparieren. Diese Präparation beinhaltet meistens die Teilschritte<br />
- Probennnahme<br />
- Einfassen<br />
- Schleifen<br />
- Polieren<br />
- Kontrastieren.<br />
Im <strong>Praktikum</strong> werden Schliffe metallischer Werkstoffe hergestellt und lichtmikroskopisch<br />
untersucht.<br />
Literatur:<br />
- Schumann/Oettel; Metallographie: S. 134 – 136; 144 – 152; 163 – 201;<br />
224 - 244<br />
- www.ww.tu-freiberg.de/mk/Dokumente/P-Leitfaehigkeit/ElektrischeLeitfaehigkeit.doc<br />
<strong>Praktikum</strong> 14: Metallographie II: Schliffbewertung<br />
Aufgabenstellung:<br />
Mikroskopische Schliffbilder müssen oft nicht nur qualitativ, sondern quantitativ<br />
bewertet werden. Das ist Aufgabe der rechnergestützten quantitativen<br />
Gefügeanalyse, die ausgehend von digitalisierten Bildern eine Vielzahl von<br />
Parametern für ein- und mehrphasige Gefüge zu ermitteln gestattet. Im <strong>Praktikum</strong><br />
werden methodische Varianten zur Gewinnung wichtiger Gefügeparameter<br />
demonstriert.<br />
Literatur:<br />
- Schumann/Oettel; Metallographie: S. 250 - 284<br />
8