Mit Selbsterkenntnis zum Anlageerfolg DIE REALITÄT GIBT EUCH RECHT <strong>Behavioral</strong> <strong>Finance</strong> Mit Selbsterkenntnis zum Anlageerfolg 18.03.2001 · Die zuletzt verlustreichen Börsenmonate taten den Depots weh. Damit das nicht noch einmal passiert, sollte jeder Anleger das eigene Seelenleben kennen. Von Jürgen Büttner (Quelle: http://www.faz.net/aktuell/finanzen/behavioral-finance-mit-selbsterkenntnis-zum-anlageerfolg-112140.html (Stand: 05.12.2011)) Die Euphorie war grenzenlos. Es sah fast danach aus, als ob die Kurse nur noch eine Richtung kennen würden. Und zwar die schnurstracks nach oben. Jedenfalls explodierte der Nemax 50- Index zwischen Anfang Oktober 1999 und Mitte März 2000 um 189 Prozent. Viele Einzelwerte verzeichneten sogar noch viel stärkere Kurssteigerungen. Wer rechtzeitig eingestiegen war, fühlte sich wie im Schlaraffenland. Es ging so weit, dass Aktien, die nicht innerhalb eines Monats eine Kursverdoppelung versprachen, links liegen gelassen wurden. Die Euphorie erstreckte sich bis in den letzten Winkel der Republik. Auf dem Weg zur Arbeit, an den Stammtischen und nach dem Sport diktierte die Börse die Diskussionsthemen der Deutschen. Selbst unbedarfte Zeitgenossen, die bislang nicht einmal wussten, wie man das Wort Aktie buchstabiert, wollten plötzlich mitreden. Und natürlich mitmischen. Am besten gleich in den größten Zockerwerten, die es auf dem Markt gab. Mit Langweilern wie Allianz und Bayer gaben sich die Neulinge nicht ab. Statt dessen wurden ausländische Exoten wie Hikari Tsushin oder Pacific Century Cyberworks gekauft. Hauptsache es waren Aktien, die sich im Kurs bereits vervielfacht hatten. Denn, so lautete offenbar die einfache Rechnung, was schon so hoch gestiegen ist, wird auch noch höher steigen. Von Euphorie zum blanken Entsetzen Weit gefehlt. Als auch die letzte Oma aus Echterspfahl mit im Boot saß, war es vorbei mit der Sorglosigkeit und die Märkte kippten. Zunächst nur unmerklich, aber dafür später immer schneller. Das Ende vom Lied ist allen Beteiligten schmerzlich bekannt: Bis Anfang März diesen Jahres hat der Nemax 50-Index über 80 Prozent an Wert verloren. Einige der hochgejubelten Spekulationspapiere gibt es inzwischen sogar schon nicht mehr. Sie verschluckten sich an ihrem Drang nach Größe und gingen Pleite. Kommt nun die Depotaufstellung von der Bank ins Haus geflattert, kann von Euphorie keine Spur mehr sein. Nun sind wieder Bier und Puletten statt Kavier und Schampus in den deutschen Wohnzimmern angesagt. Geblieben ist allerdings, dass man sich weiterhin über Aktien unterhält. Allerdings nicht mehr so demonstrativ laut wie früher, sondern eher hinter vorgehaltener Hand. Und die Fragen lauten jetzt nicht mehr, wann bin ich endlich Millionär sondern wie lange dauert es noch, bis auch mein letztes Erspartes aufgebraucht ist. Aus Fehlern lernen Wer unter den Aktionären aber wirklich etwas nach dem bösen Erwachen gelernt hat, der stellt andere Fragen. Er beschäftigt sich nicht mit seinen letzten verblieben Groschen sondern damit, wie es überhaupt so weit kommen konnte, dass Millionen von Anlegern irrten. Geht er dabei ernsthaft in sich, wird sein Fazit lauten: Ja, ich habe gesündigt. Ich war zu selbstsicher, habe meine eigenen Fähigkeiten überschätzt und fühlte mich bereits als kleiner Guru. Setzt er die Selbstkasteiung weiter fort, wird er feststellen: Ja, ich habe zu oft und unüberlegt gehandelt, meine Anlagemittel zu wenig gestreut, mich mehr von Gefühlen als vom Verstand leiten lassen und den entscheidenden fundamentalen Kriterien keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt. Als die Party dann vorbei war, wollte ich es nicht glauben und hielt wider besserem Wissen viel zu lange an den ehemaligen Höhenfliegern fest. Denn der Schmerz wäre unermeßlich groß gewesen, wenn ich mir durch den Verkauf der Aktien alle von mir begangenen Fehler hätte eingestehen müssen. Anlegern, die diesen Selbstfindungsprozess durchlaufen, werden früher oder später erkennen, dass es soweit nicht hätte kommen müssen. Denn alles, was sie schmerzlich am eigenen Leib erfahren mussten, steht bereits in den Lehrbüchern der <strong>Behavioral</strong> <strong>Finance</strong>-Theorie geschrieben. Zwar in anderen Worten gefasst, wie etwa den Begriffen kognitive Dissonanz, Anchoring und Short Term Basis, Magical Thinking, Home Bias, Dispositionseffekt oder Compartmentalisation. Doch im Grunde genommen handelt es sich dabei nur um eine wissenschaftliche Verpackung der zuvor geschilderten simplen Überlegungen. Da Selbsterkenntnis aber der beste Weg zur Besserung ist, stellt Ihnen FAZ.NET in einem Dossier die Forschungsrichtung <strong>Behavioral</strong> <strong>Finance</strong> näher vor. 06.12.2011 Gruppe 6 & 7 (B) – <strong>Behavioral</strong> <strong>Finance</strong> 6
Historie & Grundlagen VOM HOMO OECONOMICUS ZUR BEHAVIORAL FINANCE 06.12.2011 Gruppe 6 & 7 (B) – <strong>Behavioral</strong> <strong>Finance</strong> 7