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Akne: eine epidemische Hauterkrankung durch westliche ...

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Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft – Landesgruppe Niedersachsen<br />

<strong>Akne</strong>:<br />

<strong>eine</strong> <strong>epidemische</strong> <strong>Hauterkrankung</strong><br />

<strong>durch</strong> <strong>westliche</strong> Fehlernährung<br />

Bodo C. Melnik


Pathogenese der <strong>Akne</strong><br />

Hyperproliferation und<br />

Hyperplasie der Talgdrüsen<br />

Follikuläre Hyperproliferation<br />

Komedo<br />

Follikuläre und peri-<br />

follikuläre Entzündung


Lehrbuchdefinition der <strong>Akne</strong><br />

<strong>Akne</strong>: <strong>eine</strong> selbstlimitierte, androgen-induzierte<br />

<strong>Hauterkrankung</strong> der Pubertät<br />

Diese Lehrbuchdefinition der letzten Jahrzehnte ist obsolet!<br />

<strong>Akne</strong>: <strong>eine</strong> sich an der Haut manifestierende sichtbare<br />

systemische mTORC1-induzierte Zivilisationskrankheit


Altersabhängiger Verlauf der IGF-1-Serumspiegel<br />

Juul A et al. (1994)


IGF-1: gonadale, adrenale und kutane Androgensynthese


Hohe Prävalenz und Persistenz der <strong>Akne</strong><br />

• Hohe Prävalenz der <strong>Akne</strong> bei Adoleszenten > 80%<br />

in Ländern <strong>westliche</strong>n Lebens- und Ernährungsstils<br />

James WD (2005)<br />

• <strong>Akne</strong> <strong>eine</strong> persistierende, chronische Hautkrankheit<br />

Thiboutot D, Gollnick H, Bettoli V et al. (2009)<br />

• Zunehmende Persistenz der <strong>Akne</strong> im Erwachsenenalter<br />

USA: Alter 20-29 Jahre: 50.9% Frauen; 42,5% Männer<br />

Collier N et al. (2008)<br />

• K<strong>eine</strong> <strong>Akne</strong> in Kulturen nicht <strong>westliche</strong>n, paläolithischen Lebens-<br />

und Ernährungsstils (Kitava Papua Neuguinea, Paraguay, Eskimos)<br />

Cordain L et al. (2002)


Ernährung: Aggravationsfaktor der <strong>Akne</strong><br />

783 <strong>Akne</strong>patienten, 502 Kontrollen (Korea)<br />

Ernährung<br />

Jung JY et al. (2010)<br />

49,5%<br />

56,3%


<strong>Akne</strong>: <strong>eine</strong> <strong>epidemische</strong> Zivilisationskrankheit<br />

Cordain L et al. Arch Dermatol 2002<br />

Hohe Prävalenz der <strong>Akne</strong><br />

bei „Western diet“<br />

<strong>Akne</strong>-freie Kitava mit<br />

paläolithischer Diät


Kitava Insel-Bewohner mit paläolithischer Diät


Niedrige basale Insulinspiegel bei den Kitava<br />

Lindeberg et al. (1999)


mTORC1: zentraler metabolischer Regulator<br />

integriert drei wesentliche Signale:<br />

•den zellulären Energiestatus (Glukose, ATP)<br />

•Wachstumsfaktoren (Insulin, IGF-1)<br />

•Verfügbarkeit von Aminosäuren (BCAAs)


mTORC1-Überaktivierung <strong>durch</strong> Western Diet<br />

Hoher Fleischkonsum Milch & Milchprodukte<br />

DHT<br />

LAT<br />

Leucin<br />

Leucin<br />

IGF‐1 Insulin Glukose<br />

IGF1R IR GLUT<br />

IRS‐1<br />

PI3K/Akt<br />

TSC1/TSC2<br />

inaktive<br />

Rag GTPasen Rheb<br />

DHT<br />

mTORC1 mTORC1 aktiviert<br />

Translokation<br />

4EBP1‐P<br />

S6K1‐P<br />

Lipin 1‐P<br />

SREBP<br />

Hohe glykämische Last<br />

Glucose<br />

ATP<br />

AMPK<br />

Gesteigerte Proteinsynthese Gesteigerte Lipidsynthese<br />

Zellwachstum und Zellproliferation


mTORC1 stimuliert Protein- u. Lipidsynthese


mTORC1-induzierte Lipogenese<br />

Aktivierte mTORC1 Inaktive TORC1<br />

Lipin 1 ‐P<br />

Lipin 1<br />

mTORC1<br />

SREBP<br />

Zytoplasma<br />

Nucleus<br />

Lipogene<br />

Zielgene<br />

Transkription<br />

mTORC1<br />

Lipin 1<br />

SREBP<br />

Nucleus<br />

Gesteigerte Lipogenese Verminderte Lipogenese


IGF-1 stimuliert die Talgdrüsenlipid-Synthese<br />

Fettproduktion der Talgdrüsen<br />

14C‐acetate‐uptake pmol/mg gland wet weight/h<br />

IGF‐1 (ng/ml)<br />

Downie MMT et al. (2002)<br />

Makrantonaki E et al. (2008)


IGF-1/SREBP-1 induzierte sebozytäre Lipogenese<br />

Smith TM et al. (2008)


Serum-IGF-1 korreliert zur Sebumexkretionsrate<br />

Vora S et al. (2008)


IGF-1 induziert nukleären FoxO-Export und<br />

aktiviert die mTORC1<br />

Akt<br />

mTORC1<br />

GH<br />

GHR<br />

IGF1R<br />

IGF-1<br />

PI3K<br />

PFoxO<br />

P<br />

FoxO


K<strong>eine</strong> <strong>Akne</strong> bei kongenitaler IGF-1-Defizienz<br />

Laron-Zwergwuchs<br />

Ben-Amitai D, Laron Z (2010)<br />

Unbehandelte Zwergwüchsige mit Laron-<br />

Syndrom und IGF-1-Mangel sind<br />

frei von<br />

<strong>Akne</strong>, Diabetes und Krebs !<br />

Guevara-Aguirre J et al. (2011)<br />

mTORC1<br />

Akt<br />

GH<br />

IGF-1<br />

PI3K<br />

GHR*<br />

IGF1R<br />

FoxO


Systematische Meta-Analyse<br />

von Ernährungsstudien bei <strong>Akne</strong><br />

Spencer EH et al. (2009)


Hyperinsulinotrope Nahrungsmittel<br />

• Hyperglykämische Kohlenhydrate<br />

Hoher glykämischer Index, hohe glykämische Last<br />

• Milch und insulinotrope Milchprodukte<br />

Hoher insulinämischer Index<br />

• Kombinationen beider Komponenten<br />

Hoher glykämischer Index, hohe glykämische Last<br />

und hoher insulinämischer Index


Paläolithische Ernährung versus Western diet<br />

Science 326, Dezember 2009<br />

Evolution of Diseases of Modern Environments<br />

Charité University Medicine Berlin, Humbold University,


Insulinotrope Nahrungsmittel > 50% der<br />

Energieträger <strong>westliche</strong>r Nahrung


Wichigste Induktoren gesteigerter<br />

Insulinsekretion <strong>durch</strong> <strong>westliche</strong> Ernährung<br />

• Hyperglykämische Kohlenhydrate<br />

• Milch und insulinotrope Milchprodukte<br />

• Kombinationen beider Komponenten


Zucker und hyperglykämische Kohlenhydrate


Einfluss der Kohlenhydrate auf die <strong>Akne</strong><br />

randomisierte, kontrollierte Studie<br />

• Eine Ernährung mit reduzierter glykämischer Last führte<br />

im Vergleich zu „gewöhnlicher“ <strong>westliche</strong>r Ernährung mit<br />

hoher glykämischer Last zu <strong>eine</strong>r klinisch signifikanten<br />

Besserung der <strong>Akne</strong> (Entzündung, Läsionen)<br />

• Reduktion von Sebum, DHEAS und freiem Androgenindex<br />

• Anstieg von IGFBP-3 und Abfall der Bioverfügbarkeit von<br />

freiem IGF-1<br />

Smith RN et al. (2007 und 2008)


Verminderung der <strong>Akne</strong> <strong>durch</strong> Reduktion<br />

hyperglykämischer Kohlenhydrate<br />

Smith RN et al. 2007<br />

Beginn nach 12 Wochen


Höhere IGF-1- und DHEAS-Serumspiegel bei<br />

Patienten mit Nahrungs-aggravierter <strong>Akne</strong><br />

Durch Nahrung<br />

aggravierte <strong>Akne</strong><br />

Jung JY et al. (2010)<br />

Nicht <strong>durch</strong> Nahrung<br />

aggravierte <strong>Akne</strong>


Rückbildung der <strong>Akne</strong> <strong>durch</strong> Verringerung der<br />

glykämischen Last<br />

SREBP<br />

Nicht entzündliche Läsionen Entzündliche Läsionen<br />

vor Diät während Diät<br />

Kwon HH et al. (2012)


Verstärkte Insulinausschüttung bei<br />

hyperglykämischen Kohlenhydraten


Wichigste Induktoren gesteigerter<br />

Insulinsekretion <strong>durch</strong> <strong>westliche</strong> Ernährung<br />

• Hyperglykämische Kohlenhydrate<br />

• Milch und insulinotrope Milchprodukte<br />

• Kombinationen beider Komponenten


Nurse Health Study (II) der USA<br />

retrospektive Kohortenstudie (n = 47 355)


Growing Up Today-Studie der USA<br />

prospektive Kohortenstudien<br />

• bei 4273 Jungen<br />

und<br />

• 6094 Mädchen im Alter von 9-15 Jahren<br />

Signifikante Korrelation<br />

zwischen<br />

täglichem Milchkonsum (insbes. fettarmer Milch)<br />

und<br />

Prävalenz der <strong>Akne</strong><br />

Adebamowo CA et al. (2006, 2008)


Milchkonsum erhöht die GH-Spiegel<br />

Rich-Edwards JW et al. (2007)


Milchkonsum erhöht die IGF-1-Serumspiegel<br />

Rich-Edwards JW et al. (2007)


Postprandiale Hyperinsulinämie nach 1 L Milch<br />

(1 L Frischmilch 1,5% Fett)<br />

mU/L


Milch: ein mTORC1-aktivierendes Signalsystem<br />

der Säugetierevolution<br />

IGF-1<br />

Insulin<br />

Leber<br />

Melnik BC (2010 und 2011)<br />

Leu<br />

mTORC1


Glykämischer versus insulinämischer Index<br />

Milchprodukt Glykämischer<br />

Index<br />

Insulinämischer<br />

Index<br />

*Östman EM et al. (2001) **Hoyt G et al. (2005) ***Holt et al. (1997)<br />

Faktor<br />

Milch* 30 + 4 90 + 8 3<br />

Fermentierte Milch-<br />

produkte* wie Joghurt<br />

Filmjölk<br />

Ropy milk<br />

15 + 3<br />

15 + 3<br />

Vollmilch ** 42 + 5<br />

98 + 11<br />

97 + 13<br />

6.5<br />

6.5<br />

148 + 14 3.5<br />

Magermilch** 37 + 9 140 + 13 3.8<br />

Käse*** 45<br />

Rindfleisch** 51


Abusus von Molkeprotein-Konzentraten<br />

IGF-1<br />

DHEAS<br />

80 g Molkeprotein<br />

= 12 L Milch


Exzessiver Leucin-Konsum <strong>durch</strong> Western Diet


Ungebremster Käsekonsum in Deutschland


Androgene stimulieren die zelluläre Leucin-Aufnahme


Wichigste Induktoren gesteigerter<br />

Insulinsekretion <strong>durch</strong> <strong>westliche</strong> Ernährung<br />

• Hyperglykämische Kohlenhydrate<br />

• Milch und insulinotrope Milchprodukte<br />

• Kombinationen beider Komponenten


Molkeprotein + Kohlenhydrate mit hohem G.I.<br />

potenzieren den insulinämischen Effekt<br />

Molkeprotein<br />

+hyperglykämische<br />

Kohlenhydrate !<br />

Die Aufnahme von 200 ml Milch zu <strong>eine</strong>r Mahlzeit mit niedrigem G.I. erhöht die<br />

Insulinantwort um 300% vergleichbar mit <strong>eine</strong>m Nahrungsmittel mit hohem G.I.<br />

wie Weißbrot.<br />

Liljeberg EH et al. (2001)


Kakao-Zusatz zu Milch steigert den<br />

insulinämischen Index.<br />

Molkeprotein<br />

+ Kakao<br />

+ Zucker !<br />

Brand-Miller J et al. (2003)


Was unterscheidet paläolithische, neolithische<br />

und <strong>westliche</strong> Diät?<br />

• Paläolithische Diät: die ursprüngliche Jäger-Sammler-Diät<br />

des Menschen 2.5 Mio Jahre bis 10 000 v. Chr.<br />

• Entwicklung der Landwirtschaft in der Jungsteinzeit<br />

(neolithische Diät); Domestizierung des Rindes und damit<br />

Kuhmilchgewinnung seit ca. 8000 v. Chr.<br />

Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst, Wurzeln, Knollen, Nüsse<br />

Ausschluss: Getreide, Leguminosen, Milch und -produkte,<br />

Salz, raffinierte Zucker und Getreide sowie prozessierte Öle.<br />

Um die Hälfte weniger insulinotrop als „Western Diet“


Insulinantwort nach i.v.-Glukose-Gabe bei<br />

Schw<strong>eine</strong>n nach 15 Monaten paläolithischer Diät<br />

Jönsson T et al. (2006)


Reduktion basaler Insulinspiegel <strong>durch</strong><br />

paläolithische Diät<br />

Jönsson T et al. (2009)


Metabolische Effekte der paläolithischen Diät<br />

auf die Insulin-Regulation<br />

Frassetto LA et al. (2009)


Praxis-Flyer zur paläolithischen <strong>Akne</strong>diät<br />

Melnik B (2010) Hautarzt


Diätetische und pharmakologische mTORC1-Hemmung<br />

Weniger Fleisch Weniger Milchprot<strong>eine</strong><br />

DHT<br />

Metformin<br />

inaktive<br />

mTORC1<br />

LAT<br />

Leucin<br />

Leucin<br />

Rag GTPasen<br />

Translokation<br />

IGF‐1 Insulin Glukose<br />

IGF1R IR GLUT<br />

IRS‐1<br />

PI3K/Akt<br />

DHT<br />

TSC1/TSC2<br />

Rheb<br />

mTORC1<br />

Lipin 1<br />

4EBP1 S6K1 SREBP<br />

Weniger Zucker & KH<br />

Glucose<br />

ATP<br />

AMPK<br />

Metformin<br />

Resveratrol EGCG<br />

Isotretinoin<br />

all‐trans‐Retinsäure<br />

FoxOs<br />

Sestrin3<br />

Verminderte Proteinsynthese Verminderte Lipidsynthese<br />

Geringeres Zellwachstum und Proliferation<br />

JNK<br />

MST1<br />

BPO


<strong>Akne</strong>: das metabolische Syndrom der Haut<br />

Hohes<br />

Geburtsgewicht<br />

Fetale<br />

Makrosomie<br />

Frühe<br />

Pubertät<br />

Gesteigertes<br />

Längenwachstum<br />

Früh<br />

auftretende<br />

und<br />

persistierende<br />

<strong>Akne</strong><br />

Früh<br />

einsetzende<br />

Adipositas<br />

bei Kindern u.<br />

Erwachsenen<br />

Früh<br />

auftretender<br />

Typ 2-<br />

Diabetes<br />

Frühes<br />

Auftreten<br />

von<br />

Demenz<br />

Persistierend gesteigerte mTORC1-Signaltransduktion<br />

„Western Diet“: Hyperglykämische Kohlenhydrate<br />

Insulinotrope Milch und Milchprodukte<br />

Hyperkalorische Ernährung<br />

„Western Lifestyle“: Bewegungsmangel und Insulinresistenz<br />

Hohe<br />

Prävalenz<br />

von Krebs


Fazit für die Praxis<br />

• Die Ernährung spielt <strong>eine</strong> wichtige Rolle in der Pathogenese der <strong>Akne</strong>.<br />

<strong>Akne</strong> ist das metabolische Syndrom der Haut.<br />

• Persistierende <strong>Akne</strong> demaskiert Zustände erhöhter mTORC1-Aktivierung<br />

mit gesteigertem Risiko zur Entwicklung assoziierter Zivilisations-<br />

krankheiten wie Adipositas, Diabetes und Krebs.<br />

• Insulinotrope Nahrungsmittel wie Milch und hyperglykämische Kohlen-<br />

hydrate sowie übermäßiger Eiweiß-/Leucin-Konsum induzieren den<br />

mTORC1-Signalweg und damit <strong>Akne</strong>.<br />

• Der hohe insulinämische Index der Milch ist Ausdruck ihrer physio-<br />

logischen mTORC1-Aktivierung als Impulsgeber neonatalen Wachstums.<br />

• Paläolithische Diät und pharmakologische Hemmung des mTORC1-<br />

Signalwegs wirken synergistisch in der Behandlung der <strong>Akne</strong>

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