Die Feuerwehren in Unter- und Obermünstertal - Muenstertal ...
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Konrad Ruh: Das Münstertal <strong>in</strong> den 1950er-Jahren (27)<br />
<strong>Die</strong> <strong>Feuerwehren</strong> <strong>in</strong> <strong>Unter</strong>- <strong>und</strong> <strong>Obermünstertal</strong><br />
<strong>Die</strong> Freiwillige Feuerwehr <strong>Unter</strong>münstertal<br />
Nach der Auflösung durch die Siegermächte (1945) war es <strong>in</strong> <strong>Unter</strong>münstertal bereits im<br />
Jahre 1947 zu e<strong>in</strong>er Wiedergründung der „Freiwilligen Feuerwehr“ gekommen. Erster<br />
Nachkriegskommandant wurde Küfermeister Trudpert Schelb (Fischmatte). Er versah dieses<br />
Amt mit großem Engagement über 15 Jahre bis zum Jahre 1962.<br />
<strong>Die</strong> <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de stationierten französischen Truppen hatten bereits bei ihrem E<strong>in</strong>marsch<br />
die vorhandene Tragkraftspritze (TS 8) der Feuerwehr beschlagnahmt.<br />
E<strong>in</strong>e Übergangslösung bildete e<strong>in</strong> von der Geme<strong>in</strong>de angeschafftes, ehemaliges<br />
amerikanisches Panzerfahrzeug. <strong>Die</strong> Wehrmänner bauten es zu e<strong>in</strong>em Löschfahrzeug um <strong>und</strong><br />
es tat -von kle<strong>in</strong>eren Aussetzern abgesehen- se<strong>in</strong>en <strong>Die</strong>nst bis 1956. Neben dem Fahrer<br />
fanden acht Wehrmänner auf diesem komb<strong>in</strong>ierten Lösch- <strong>und</strong> Transportfahrzeug Platz. Se<strong>in</strong>e<br />
Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit betrug 60 km/h. Außerdem erhielt die Wehr e<strong>in</strong>e neue<br />
Tragkraftspritze (TS 8). <strong>Die</strong>se Spritze mit eigenem Motor konnte von vier Wehrmännern<br />
getragen werden <strong>und</strong> ermöglichte die Wasserentnahme aus Bächen –auch unabhängig von<br />
e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>satzfahrzeug.<br />
Vier Brande<strong>in</strong>sätze im Jahre 1950<br />
Im Jahre 1950 wurde die Feuerwehr <strong>Unter</strong>münstertal zu vier Brande<strong>in</strong>sätzen gerufen. Im<br />
März brach <strong>in</strong> der Bürstenholzfabrik des He<strong>in</strong>rich Gutmann <strong>in</strong> der Rotte Münster e<strong>in</strong> Feuer<br />
aus. <strong>Die</strong> mit Motor- <strong>und</strong> Fahrrädern herbeigeeilten Feuerwehrmänner konnten durch ihren<br />
schnellen E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong> Abbrennen der Werkstätte <strong>und</strong> des Wohnhauses verh<strong>in</strong>dern. Innerhalb<br />
e<strong>in</strong>er Woche gaben sowohl die „Hofsäge“ des He<strong>in</strong>rich Schelb als auch das Sägewerk des<br />
Karl Gutmann im Rotenbuck Feueralarm. In beiden Fällen konnte das Feuer noch im<br />
Anfangsstadium gelöscht werden.<br />
Schließlich brannte es im Oktober im Lagerschuppen des Köhlers Pius Riesterer <strong>in</strong> der Rotte<br />
Ziegelplatz. Auf dem Weg vom Spritzenhaus (beim „Alten Rathaus“) zur Brandstelle versagte<br />
das Raupenfahrzeug se<strong>in</strong>en <strong>Die</strong>nst. Ohne die Motorspritze des Fahrzeuges -nur mit der<br />
Tragkraftspritze ausgerüstet- konnten die Feuerwehrmänner das Feuer unter Kontrolle<br />
br<strong>in</strong>gen.<br />
In regelmäßigen Abständen wurden Feuerwehrübungen durchgeführt. Dabei wurde nicht nur<br />
die Funktionalität der beiden Pumpen überprüft, sondern auch das Zusammenwirken der<br />
beiden Löschzüge.<br />
<strong>Die</strong> Brandbekämpfung wird effektiver<br />
Im weitläufigen Münstertal war e<strong>in</strong>e sichere Brandbekämpfung schon immer sehr schwierig.<br />
In der Geme<strong>in</strong>de gab es ke<strong>in</strong>e Brandweiher. Das Löschwasser konnte nur aus den Bächen des<br />
Tales entnommen werden. Führten sie <strong>in</strong> trockenen Sommermonaten wenig Wasser, war e<strong>in</strong>e<br />
effektive Brandbekämpfung aussichtslos.<br />
E<strong>in</strong>e starke Verbesserung trat Mitte der 1950er-Jahre e<strong>in</strong>. <strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>de <strong>Unter</strong>münstertal<br />
hatte die Tr<strong>in</strong>kwasserversorgung im gesamten Geme<strong>in</strong>degebiet (außer Münsterhalden)<br />
ausgebaut. In regelmäßigen Abständen wurden „Überflur-Hydranten“ an die Wasserleitung<br />
angeschlossen. <strong>Die</strong>ses Netz von Hydranten -über das ganze untere Tal verteilt- ermöglichte<br />
nun e<strong>in</strong>e wirksame Bekämpfung von Bränden –unabhängig vom Wasserstand der öffentlichen<br />
Gewässer.<br />
<strong>Die</strong> Feuerwehr war auch <strong>in</strong> den 1950er-Jahren oft „Mädchen für alles“. Neben dem E<strong>in</strong>satz an<br />
brennenden Gebäuden wurde sie zu Waldbränden gerufen, sie pumpte Keller aus oder spülte<br />
verstopfte Abläufe durch.
Zwei weitere Großfeuer<br />
Zwei Großfeuer gab es <strong>in</strong> den Jahren 1951 <strong>und</strong> 1956. Im Jahre 1951 brach im Ökonomieteil<br />
des Hofes von Bäckermeister Adolf Gutmann im Kaltwasser e<strong>in</strong> Feuer aus <strong>und</strong> griff sofort auf<br />
das Wohnhaus über. Beide Gebäudeteile brannten völlig nieder. Nur das Vieh konnte gerettet<br />
werden. Obwohl die Feuerwehr rasch zur Stelle war, konnte sie die Katastrophe nicht<br />
verh<strong>in</strong>dern. Das Kaltwasserbächle<strong>in</strong> führte zu diesem Zeitpunkt nur wenig Wasser.<br />
E<strong>in</strong> zweites Großfeuer brach im April 1956 im Textilgeschäft des Ludwig Wiesler <strong>in</strong> der<br />
Fischmatte aus. Durch schnelles <strong>und</strong> mutiges E<strong>in</strong>greifen der Wehr konnte das Übergreifen des<br />
Feuers vom Ladenlokal zum Wohnungsteil verh<strong>in</strong>dert werden. Doch brannte das Ladenlokal<br />
vollständig aus. Der Sachschaden war beträchtlich, weil die gesamte Ware entweder<br />
verbrannt, versengt oder durch Wasserschaden zerstört war. Der E<strong>in</strong>satz war für die<br />
Feuerwehrleute besonders gefährlich, weil durch das Verbrennen der Bettfedern <strong>und</strong> der<br />
synthetischen Stoffe e<strong>in</strong>e gefährliche Gasentwicklung entstanden war. Atemschutzgeräte<br />
gehörten noch nicht zur Gr<strong>und</strong>ausstattung der Feuerwehr.<br />
E<strong>in</strong> neues Löschfahrzeug für die <strong>Unter</strong>täler Feuerwehr<br />
Das im Jahre 1948 von der Geme<strong>in</strong>de <strong>Unter</strong>münstertal erworbene Raupenfahrzeug wurde im<br />
Laufe der Jahre zu e<strong>in</strong>em „Sorgenk<strong>in</strong>d“ für die Feuerwehrleute. <strong>Die</strong> Reparaturen häuften sich.<br />
Ersatzteile waren für dieses Fahrzeug amerikanischer Bauart nur schwierig zu beschaffen.<br />
So rang sich der Geme<strong>in</strong>derat im Jahre 1956 zur Anschaffung e<strong>in</strong>es neuen, modernen<br />
Löschfahrzeuges durch. <strong>Die</strong> Feuerwehr erhielt e<strong>in</strong> LF 8 mit Opel-Blitz-Fahrgestell <strong>und</strong><br />
Saugpumpe.<br />
Kreisbrandmeister Holl bestätigte der Geme<strong>in</strong>de <strong>Unter</strong>münstertal: E<strong>in</strong> über die gesamte<br />
Geme<strong>in</strong>de sich erstreckendes Netz von an die Wasserleitung angeschlossenen Hydranten, e<strong>in</strong>e<br />
ausreichend dimensionierte Brandreserve <strong>in</strong> den bestehenden Hochbehältern Kaltwasser <strong>und</strong><br />
Prestenberg <strong>und</strong> nun das neue Löschfahrzeug. <strong>Die</strong> Sicherheit der Bevölkerung ist jederzeit<br />
gewährleistet, so der Kreisbrandmeister.<br />
Auch Kommandant Trudpert Schelb zeigte sich zufrieden, zumal nach 1956 junge<br />
Wehrmänner sich der „Freiwilligen Feuerwehr“ anschlossen. Nach deren Ausbildung wurden<br />
sie <strong>in</strong> die „aktive“ Wehr übernommen. Nun konnten drei Löschzüge mit jeweils zehn Mann<br />
gebildet werden.<br />
Das „Spritzenhaus“ der Feuerwehr stand neben dem „Alten Rathaus“ <strong>in</strong> der Fischmatte. Es<br />
war e<strong>in</strong>e größere Garage, die gerade e<strong>in</strong> Fahrzeug aufnehmen konnte. Schläuche mussten am<br />
Bach oder an Hydranten gere<strong>in</strong>igt werden. <strong>Die</strong> Trocknung erfolgte an e<strong>in</strong>em Mast neben dem<br />
„Spritzenhaus“. Auch e<strong>in</strong> Werkraum stand den Wehrmännern nicht zur Verfügung.<br />
Deshalb hatte die Feuerwehr zum Ende der 1950er-Jahre noch e<strong>in</strong>en großen Wunsch: E<strong>in</strong><br />
neues Feuerwehr-Gerätehaus. <strong>Die</strong>ser Wunsch erfüllte sich schließlich mit dem Bau des<br />
heutigen Feuerwehrhauses am Gufenbachweg, allerd<strong>in</strong>gs erst im Jahre 1975.<br />
<strong>Die</strong> Freiwillige Feuerwehr <strong>Obermünstertal</strong><br />
Auch <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de <strong>Obermünstertal</strong> kam es im Jahre 1947 zur Wiedergründung e<strong>in</strong>er<br />
„Freiwilligen Feuerwehr“. 18 junge Männer meldeten sich für diesen freiwilligen <strong>Die</strong>nst.<br />
Erster Kommandant wurde Hermann Gutmann. Se<strong>in</strong> Nachfolger wurde im Jahre 1953 Otto<br />
Gastiger. Auch <strong>in</strong> <strong>Obermünstertal</strong> hatten die französischen Soldaten Teile des Geräte-<br />
Inventars mitgenommen. So übernahm die neue Wehr die noch von ihrer Vorgänger<strong>in</strong> übrig<br />
gebliebenen E<strong>in</strong>richtungen. Als Gr<strong>und</strong>ausrüstung diente zunächst e<strong>in</strong>e Handdruckpumpe, die<br />
im Jahre 1950 durch e<strong>in</strong>e neue, motorbetriebene Tragkraftspritze (TS 4) ersetzt wurde. E<strong>in</strong><br />
Feuerwehrfahrzeug stand den Obertäler Wehrmännern noch nicht zur Verfügung.
E<strong>in</strong>e erhebliche Verbesserung der Schlagkraft wurde im Jahre 1956 durch die Anschaffung<br />
e<strong>in</strong>es neuen, modernen Löschfahrzeuges erreicht. Es war das LF 8 mit e<strong>in</strong>er Vorbaupumpe<br />
(TS 8).<br />
Noch im gleichen Jahr begann die Geme<strong>in</strong>de <strong>Obermünstertal</strong> mit dem Bau e<strong>in</strong>es<br />
Feuerwehrhauses. Es war e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus Vierfamilien-Wohnhaus mit vier Garagen im<br />
Erdgeschoss. <strong>Die</strong> Feuerwehr erhielt e<strong>in</strong>e Garage für die <strong>Unter</strong>stellung des Fahrzeuges <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>e zur Nutzung als Werkraum. <strong>Die</strong> weiteren Garagen dienten der <strong>Unter</strong>stellung der<br />
geme<strong>in</strong>deeigenen Güllenpumpe <strong>und</strong> des Leichenwagens. Mit dieser Ausrüstung war man auf<br />
der „Höhe der Zeit“ -wohl wissend, dass bei den vielen entlegenen Höfen <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />
im Brandfall e<strong>in</strong>e wirksame Hilfe nur schwer möglich war.<br />
„Obertäler Feuerwehrmänner als Alp<strong>in</strong>isten“<br />
Im Juli 1951 hatten die Obertäler Feuerwehrleute e<strong>in</strong>e besonders heikle <strong>und</strong> gefährliche<br />
Mission zu erfüllen. Revierförster Josef Kottal hatte auf dem Scharfenste<strong>in</strong> lodernde Flammen<br />
entdeckt. <strong>Die</strong> schnell alarmierte Feuerwehr unter Kommandant Hermann Gutmann stellte den<br />
Hauptbrandherd auf dem Grat des zur Straße h<strong>in</strong> nahezu senkrecht abfallenden Felsens fest.<br />
<strong>Die</strong> Brandbekämpfung war deshalb besonders schwierig, weil nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Motorspritze<br />
(Förderhöhe: 60 Meter) zur Verfügung stand. So wurden die ersten Angriffe auf die<br />
Brandherde an der Felsenspitze mit Handfeuerlöschern vorgetragen. Tatsächlich schien nach<br />
r<strong>und</strong> vier St<strong>und</strong>en das Feuer e<strong>in</strong>gedämmt. Mit Hilfe der Motorspritze wurde das unmittelbar<br />
gefährdete Waldgebiet isoliert <strong>und</strong> für die Nacht e<strong>in</strong>e Brandwache aufgestellt. Doch fand die<br />
Glut auf den bemoosten, trockenen Felsen weiterh<strong>in</strong> reiche Nahrung. Durch herabfallende,<br />
brennende Moosbüschel entstanden an der Felswand viele kle<strong>in</strong>ere, unzugängliche<br />
Brandnester. Man versuchte die Bekämpfung nochmals von oben. <strong>Die</strong> zwei Wehrmänner<br />
Josef Kottal <strong>und</strong> Wilhelm Reisdorf wurden von der Felsspitze 45 Meter h<strong>in</strong>unter abgeseilt.<br />
Aus Sicherheitsgründen wurde diese Aktion abgebrochen. <strong>Die</strong> weitere Bekämpfung des<br />
Brandes erfolgte dann von der Straße aus. Auch hier kletterten die beiden Wehrmänner 35<br />
Meter nach oben <strong>und</strong> versuchten die Brandherde zu löschen. Zum Glück zog am Nachmittag<br />
e<strong>in</strong> Gewitter über das Tal. <strong>Die</strong> letzten glimmenden Moosflächen waren erlöscht.<br />
Großfeuer auf der „Helmiseck“<br />
E<strong>in</strong> weiteres Großfeuer beschäftigte die Obertäler Wehr im Jahre 1956. Im Hof des Johannes<br />
Gutmann auf der Helmiseck war nachts gegen 2.00 Uhr e<strong>in</strong> Feuer ausgebrochen. Der gesamte<br />
Hof mit Wohnung, Stallung <strong>und</strong> Scheune brannte völlig aus. <strong>Die</strong> Familie verlor ihr gesamtes<br />
Mobiliar <strong>und</strong> alle landwirtschaftlichen Geräte. Auch zwei R<strong>in</strong>der <strong>und</strong> zwei Schwe<strong>in</strong>e fielen<br />
dem Brand zum Opfer. Obwohl die Feuerwehr zügig alarmiert werden konnte, war ke<strong>in</strong>e<br />
Hilfe möglich. Noch ohne Löschfahrzeug musste die Motorspritze erst mühsam auf dem<br />
schwierigen Weg über die Hörhalde zum Helmiseck (850 m) gezogen werden. Auch stand<br />
kaum Löschwasser zur Verfügung.<br />
Nächste Folge: <strong>Die</strong> Wasserversorgung <strong>in</strong> beiden Geme<strong>in</strong>den