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Vorwort - Lehrstuhl für Metallurgie

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BHM, 154. Jg. (2009), Heft 1<br />

<strong>Vorwort</strong>e<br />

Univ.-Prof. i.R. Dr.mont. Wilfried Krieger<br />

in Würdigung seiner Verdienste <strong>für</strong> die <strong>Metallurgie</strong> an der Montanuniversität Leoben<br />

Die vorliegende Ausgabe der Berg- und Hüttenmännischen<br />

Monatshefte ist Univ.-Prof. i.R. Dr. mont. Wilfried<br />

Krieger in Würdigung seiner Verdienste um die <strong>Metallurgie</strong><br />

an der Montanuniversität Leoben gewidmet.<br />

Professor Krieger gehörte dem damaligen Institut<br />

<strong>für</strong> Eisenhüttenkunde bereits von 1968 bis 1971 als<br />

Universitätsassistent an und wirkte 1978/79, in der Zeit<br />

nach der Emeritierung seines Lehrers Professor Herbert<br />

Trenkler und vor der Berufung von Professor Herbert<br />

Hiebler, als Lehrbeauftragter <strong>für</strong> Eisenhüttenwesen.<br />

Auch neben seinem Aufstieg zum Konzernforschungsleiter<br />

der Voestalpine blieb er der Montanuniversität<br />

Leoben verbunden: Er habilitierte 1987 und wirkte<br />

fortan als Lehrbeauftragter <strong>für</strong> Eisen- und Stahlmetallurgie.<br />

1998 wurde ihm der Titel Universitätsprofessor<br />

verliehen.<br />

In den folgenden Jahren entstand unter dem Eindruck<br />

sinkender Studentenzahlen in Kooperation zwischen der<br />

österreichischen metallurgischen Industrie und der Montanuniversität<br />

Leoben ein <strong>Metallurgie</strong>konzept, das eine<br />

inhaltliche und strukturelle Neuausrichtung der <strong>Metallurgie</strong><br />

und die Gründung eines Departments <strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong><br />

vorsah. Dieses Konzept wurde maßgeblich von Wilfried<br />

Krieger gestaltet.<br />

Im Jahr 2001 wurde Wilfried Krieger zum Professor<br />

<strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong> berufen und begann unmittelbar mit der<br />

Umsetzung des <strong>Metallurgie</strong>konzepts. In diese Zeit fallen<br />

die Einrichtung des <strong>Lehrstuhl</strong>s <strong>für</strong> Simulation und<br />

Modellierung, die Gründung von drei Christian-Doppler-<br />

Labors und die Nachbesetzung aller Kernprofessuren<br />

der <strong>Metallurgie</strong>. Mit der Gründung des Departments<br />

<strong>Metallurgie</strong> übernahm er auch dessen Leitung.<br />

In seine Zeit als Studiengangsbeauftragter und Vorsitzender<br />

der Curriculumskommission <strong>Metallurgie</strong> fällt<br />

die Umwandlung des Diplomstudiums <strong>Metallurgie</strong> in ein<br />

Bachelor- und Magisterstudium, wobei der international<br />

seit über 100 Jahren hoch anerkannte Titel „Diplomingenieur“<br />

(Dipl.-Ing.) erhalten blieb.<br />

Auch am <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong> wurden Lehrveranstaltungen<br />

inhaltlich neu orientiert und neue Lehrveranstaltungen<br />

begründet. Wilfried Krieger wirkte auch<br />

unermüdlich als Ansprechpartner und Förderer <strong>für</strong> alle<br />

Studierenden und die Studentensektion der ASMET<br />

im Speziellen. Seine Verdienste im Detail aufzuzählen<br />

würde den Rahmen dieses <strong>Vorwort</strong>s sprengen.<br />

Sein Wirken am <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong> ist unter<br />

anderem geprägt von der Einrichtung eines industriellen<br />

Beirats, eines im Jahr 2003 im universitären Bereich<br />

noch eher unüblichen und modernen Instruments. Er<br />

baute bewährte Forschungsschwerpunkte aus und nahm<br />

neue Forschungsthemen in Angriff. Die vorliegende Ausgabe<br />

versucht, ausgewählte Höhepunkte der Forschung<br />

am <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong> aufzuzeigen.<br />

Leider wurde das unermüdliche Wirken von Wilfried<br />

Krieger <strong>für</strong> die <strong>Metallurgie</strong> und die Montanuniversität<br />

durch seine schwere Erkrankung früher als geplant eingeschränkt.<br />

Mit Ende des Jahres 2007 wechselte er in<br />

den Ruhestand, unterstützt jedoch nach wie vor tatkräftig<br />

die Aktivitäten am <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong>.<br />

Im Namen der Mitarbeiter und der Leitung des<br />

<strong>Lehrstuhl</strong>s <strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong> sowie der zahlreichen Diplomanden<br />

und Dissertanten und nicht zuletzt seiner<br />

Studierenden sei ihm <strong>für</strong> seine wertvolle Arbeit gedankt.<br />

Seine Verdienste um die Zusammenarbeit zwischen<br />

metallurgischer Industrie und Universitäten, die Christian-Doppler-Forschungsgesellschaft<br />

und die Austrian<br />

Society for Metallurgy and Materials soll im Folgenden<br />

noch gewürdigt werden.<br />

J. Schenk, C. Bernhard<br />

C. Bernhard, J. Schenk<br />

BHM<br />

SpringerWienNewYork<br />

BHM, 154. Jg. (2009), Heft 1 Bernhard, Schenk 1


2 Kögerle<br />

Univ.-Prof. i.R. Dr.mont. Wilfried Krieger<br />

in Würdigung seiner Verdienste als Vizepräsident der CDG<br />

Mit Wilfried Krieger, dem dieses Heft der BHM gewidmet<br />

ist, wird eine Persönlichkeit geehrt, die – jedenfalls in<br />

forschungs- und industriepolitischer Hinsicht – mehr zur<br />

Modernisierung Österreichs beigetragen hat als viele<br />

andere, die stärker im Rampenlicht der Öffentlichkeit<br />

stehen. Mich verbinden mit ihm viele Jahre der gemeinsamen<br />

konzeptiven Arbeit am Auf- und Weiterbau des<br />

österreichischen Innovationssystems, vor allem aber an<br />

der Neugestaltung des Christian-Doppler-Labors.<br />

Es war 1994 als wir erstmals zusammentrafen.<br />

Wilfried Krieger war damals Leiter des Bereichs Forschung<br />

und Entwicklung der VOEST Alpine-Stahl und<br />

hatte auch schon einige forschungspolitische Funktionen<br />

übernommen. Dazu zählte neben der Mitgliedschaft<br />

im Präsidium des FFF auch jene im Direktorium<br />

der damaligen Christian-Doppler-Gesellschaft, die 1988<br />

als strategisches Instrument des ÖIAG-Konzerns von<br />

Arnold Schmidt und Hugo Sekyra eingerichtet worden<br />

war. Trotz unbestreitbarer Erfolge (es existierten damals<br />

schon an die 15 CD-Labors) bedeutete die Anfang der<br />

Neunzigerjahre einsetzende Krise und darauf folgende<br />

Zerschlagung des Konzerns das drohende Aus, weil<br />

die finanzielle Basis weggefallen war und die meisten<br />

Forschungsleiter der nun selbständig gewordenen<br />

Tochterunternehmen nicht einspringen wollten. Es war<br />

Wilfried Krieger, der (unterstützt von Bruno Hribernik,<br />

Böhler-Uddeholm) und Alexander Patuzzi (VA Industrieanlagenbau)<br />

einerseits die visionäre Kraft und die<br />

Einsicht besaß, auf eine Weiterführung der Labors zu<br />

dringen, andererseits aber auch die kritisch-analytische<br />

Fähigkeit, um zu erkennen, was sich dabei ändern<br />

müsste. Denn während die operative Struktur in Form<br />

der CD-Labors sich außerordentlich gut bewährt hatte,<br />

musste die industrie- und forschungspolitische Position<br />

der CDG doch gänzlich neu definiert werden, um das<br />

Modell auf die ganze österreichische Wirtschaft hin zu<br />

öffnen und attraktiv zu machen. Die ursprüngliche Konstruktion<br />

wies eine deutliche Schlagseite in Richtung<br />

auf wissenschaftliche Forschung auf: Die Aufgabe der<br />

damaligen CD-Labors hatte sich darauf beschränkt,<br />

Themen zu „beforschen“, von denen man nur hoffen<br />

konnte, dass sie irgendwann einmal konkreten Nutzen<br />

in einem der Konzernbereiche zeitigen würden; die<br />

Forschungsleiter der einzelnen Konzernunternehmen<br />

hatten nur koordinierende Funktion, sie mussten aber<br />

auch keine Beiträge zu den Labor-Budgets leisten. In<br />

der neuen Situation erwies es sich als unabdingbar, eine<br />

bessere Balance zu finden und eine enge Kooperation<br />

der Labors und der jeweiligen Partnerunternehmen so<br />

zu etablieren, dass <strong>für</strong> die Unternehmensseite genug<br />

Anreiz gegeben war, Teile ihres Forschungsbudgets in<br />

diese grundlagennahe Forschung – und zwar längerfristig<br />

– zu investieren, ohne dabei das wissenschaftliche<br />

Niveau der Forschung in den Labors zu gefährden.<br />

Dies konnte nur gelingen durch den schrittweisen Aufbau<br />

eines großen, wechselseitigen Verständnisses <strong>für</strong><br />

die Kultur, die Möglichkeiten und Grenzen der jeweils<br />

anderen Seite und die Schaffung von entsprechenden<br />

Entscheidungsstrukturen, in denen den Industrievertretern<br />

ein besonderes Mitspracherecht in Strukturfragen<br />

zukommen musste.<br />

Zum Gelingen dieses schwierigen Prozesses hat<br />

Wilfried Krieger, der seit der Neugründung der CDG<br />

im März 1995 bis März 2002 erster Vizepräsident der<br />

Gesellschaft war, ganz wesentlich beigetragen – mit<br />

Beharrlichkeit und Lernbereitschaft, mit heißem Herzen<br />

und kühler Pragmatik; immer die Möglichkeiten und<br />

Bedürfnisse der Unternehmen einfordernd (legendär<br />

sind seine Wortgefechte mit dem langjährigen Senatsvorsitzenden<br />

Helmut Heinrich), aber nie die Bedeutung<br />

und die Qualität der Forschung in Frage stellend.<br />

So konnte es geschehen, dass im Laufe der Diskussionen<br />

das Einverständnis über das gemeinsame Ziel<br />

immer stärker wurde und die konfligierenden Interessen<br />

immer mehr in den Hintergrund traten. Und so konnte<br />

letztlich mit dieser neuen CDG ein Instrument der<br />

Kooperation Wirtschaft/Wissenschaft aufgebaut werden,<br />

welches nach Ansicht vieler Betroffener und sachkundiger<br />

Beobachter – auch im internationalen Vergleich<br />

– als besonders tauglich und fruchtbar gilt. Die dabei<br />

gemachten Erfahrungen und das Wissen von den Chancen<br />

der Kooperation Wissenschaft/Wirtschaft konnten<br />

dann auch einfließen in die Entwicklung der industriellen<br />

Kompetenzzentren bzw. Kompetenznetzwerke (Kind<br />

und Knet), zu der Wilfried Krieger ebenfalls wesentliche<br />

konzeptive Beiträge geleistet hat. In Anbetracht seiner<br />

so vielfältigen Bemühungen um den Abbau der Barriere<br />

zwischen industrieller und akademischer Forschung<br />

erscheint sein Wechsel auf die „andere“ Seite, die er<br />

2001 in Form der Übernahme der Professur <strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong><br />

an der Montanuniversität Leoben vornahm, durchaus<br />

logisch.<br />

Die Pensionierung von Wilfried Krieger ist ein guter<br />

Zeitpunkt, ihm zu danken <strong>für</strong> die vielen Beiträge zum Aufbau<br />

eines modernen Innovationssystems in Österreich.<br />

Ich persönlich danke dem Weggefährten und Freund<br />

nicht nur <strong>für</strong> seine Leistungen im Dienst der Christian-<br />

Doppler-Forschungsgesellschaft, sondern auch <strong>für</strong> viele<br />

fruchtbare und schöne Gespräche.<br />

R. Kögerler<br />

R. Kögerler<br />

BHM, 154. Jg. (2009), Heft 1


Univ.-Prof. i.R. Dr. mont. Wilfried Krieger – Würdigung seiner Aktivitäten bei der Kooperation<br />

zwischen Universität und Wirtschaft/Industrie<br />

Das Ansinnen, die Verdienste von Prof. Krieger in<br />

der Kooperation zwischen Universität und Wirtschaft/<br />

Industrie zu würdigen, schien beim ersten Anschein<br />

kein schwieriges Unterfangen zu sein; setzt man sich<br />

allerdings mit der Aufgabenstellung näher auseinander<br />

und soll etwas zu Papier bringen, dann stimmt der erste<br />

Anschein nicht mehr – und zwar nicht deshalb, weil<br />

einem zu wenig Essentielles und Konkretes einfiele,<br />

sondern genau das Gegenteil ist der Fall: Im Rahmen<br />

des zur Verfügung stehenden Platzes ist es äußerst<br />

schwierig, den umfangreichen und zahllosen Aktivitäten<br />

und Verdiensten auf dem Kooperationsgebiet nur einigermaßen<br />

gerecht zu werden.<br />

Zuallererst muss betont werden, dass das Fundament<br />

<strong>für</strong> die Aktivitäten von Prof. Krieger auf dem<br />

Gebiet der F&E-Kooperationen zwischen Universitäten<br />

und Wirtschaft in seiner erfolgreichen Karriere in der<br />

<strong>Metallurgie</strong>forschung der seinerzeitigen VOEST-ALPINE<br />

AG in Linz begründet ist. Schon in relativ jungen Jahren<br />

wurde er mit der Leitung der gesamten Forschung <strong>für</strong><br />

die damalige Division „Flachprodukte“ und gleichzeitig<br />

mit der Koordination der gesamten Konzernforschung<br />

betraut. In dieser Funktion hatte ich – als F&E-Koordinator<br />

und -Leiter der Division „Langprodukte“ in Leoben/<br />

Donawitz – die Ehre, mit Prof. Krieger in engen beruflichen<br />

Kontakt zu kommen.<br />

Trotz – oder gerade wegen – seiner beruflichen<br />

Position als Leiter eines großen F&E-Bereiches in<br />

einem Industriebetrieb hatte er schon damals – als<br />

einer von wenigen – die herausragende Bedeutung<br />

einer exzellenten F&E-Kooperation zwischen Wirtschaft<br />

und Wissenschaft <strong>für</strong> die nachhaltige Absicherung des<br />

<strong>Metallurgie</strong>-Industriestandortes Österreich erkannt.<br />

Und entsprechend dieser Erkenntnis handelte er auch,<br />

obwohl er sich der sehr unterschiedlichen Anforderungsprofile<br />

an eine gute F&E in der Wissenschaft und in der<br />

Wirtschaft sehr bewusst war. Er war nämlich immer<br />

überzeugt davon, dass F&E-Kooperationen zwischen<br />

den genannten Bereichen zwar schwierig, aber letztendlich<br />

<strong>für</strong> beide Seiten sehr nutzbringend und wertvoll sind.<br />

Und wenn man sich heute vergegenwärtigt, welch – vor<br />

allem <strong>für</strong> den wissenschaftlichen Nachwuchs – großartige<br />

Zusammenarbeitsmöglichkeiten seit diesen 15 bis<br />

20 Jahren geschaffen wurden, an denen Prof. Krieger<br />

federführend beteiligt war, so bestätigten sich seine<br />

Ansichten im Nachhinein sehr eindrucksvoll.<br />

Aus dieser tiefen Überzeugung heraus engagierte<br />

sich Prof. Krieger sehr stark in der F&E-Politik mit<br />

Schwerpunkt <strong>Metallurgie</strong> und Werkstoffe, <strong>für</strong> die in<br />

hohem Ausmaß die Montanuniversität Leoben stand und<br />

weiterhin steht.<br />

Alle seine auf diesem Gebiet erworbenen Verdienste<br />

aufzuzählen würde „Eulen nach Athen tragen“ bedeuten,<br />

aber die wichtigsten sollten erwähnt werden.<br />

– Prof. Krieger war gemeinsam mit Prof. Kögerler, dem<br />

Präsidenten der Christian-Doppler-Forschungsgesellschaft/CDG,<br />

der wichtigste Akteur bei der Rettung der<br />

CDG nach dem Untergang der Austrian Industries<br />

Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts<br />

und bei der Installierung der so genannten CDG-neu<br />

in der heutigen Form. Man kann also gut begründet<br />

festhalten, dass es die seit damals anhaltende<br />

Erfolgsgeschichte der CDG mit inzwischen mehr als<br />

50 Christian-Doppler-Laboratorien ohne die Initiativen<br />

von Prof. Krieger in dieser Form nicht gäbe.<br />

– Vor der Installierung des ersten Kompetenzzentrum-<br />

Programms der österreichischen Bundesregierung<br />

waren es wiederum Prof. Krieger und Prof. Kögerler<br />

(in seiner damaligen Funktion als Leiter der Technologie-<br />

und Innovationsabteilung im zuständigen<br />

Ministerium), die die Richtlinien <strong>für</strong> den wirtschaftsgetriebenen<br />

Teil des Programms (später als Kind und<br />

Knet bekannt, im Gegensatz zum wissenschaftlichen<br />

Teil Kplus) ausarbeiteten.<br />

– Nach der Installierung des Kompetenzzentrum-Programms<br />

war Prof. Krieger einer der entscheidenden<br />

Treiber <strong>für</strong> die Errichtung des Kompetenznetzwerkes<br />

<strong>Metallurgie</strong> „Knet-MET“, in dessen Rahmen es gelungen<br />

ist, die F&E-Kooperationen zwischen der Universität<br />

(mit Schwerpunkt Montanuniversität) und der<br />

Wirtschaft praktisch zu institutionalisieren. Auch die<br />

Errichtung des „ Industriellen Kompetenzzentrums <strong>für</strong><br />

Mechatronik und Automation-IKMA“ mit Schwerpunkt<br />

Linz (JKU, Voestalpine, VAI) erfolgte unter seiner<br />

Federführung. Er war bis zu seiner Berufung nach<br />

Leoben Vorsitzender des IKMA, wobei vor kurzem<br />

in Nachfolge des IKMA das K2-Mechatronikzentrum<br />

ACCM im Rahmen des neuen Kompetenzzentrum-<br />

Programms COMET in Linz gegründet wurde.<br />

– Die Zusammenarbeit der österreichischen metallurgischen<br />

Industrie, institutionalisiert Ende der 90er Jahre<br />

im so genannten „<strong>Metallurgie</strong>forum Österreich“, war<br />

Prof. Krieger immer eine Herzensangelegenheit. Man<br />

kann mit Fug und Recht behaupten, dass durch das<br />

<strong>Metallurgie</strong>forum auf Initiative von Prof. Krieger die<br />

Nachbesetzung eines schon lange vakanten <strong>Lehrstuhl</strong>s<br />

(Prof. Raupenstrauch) sowie die Einrichtung<br />

von zwei neuen Lehrstühlen, zunächst als Stiftungsprofessuren<br />

(Prof. O’Leary, Prof. Ludwig), an der<br />

Montanuniversität sowohl sachlich als auch finanziell<br />

sehr unterstützt wurden.<br />

In dieser <strong>für</strong> die österreichische Forschungslandschaft<br />

wichtigen Phase erreichte Prof. Krieger der<br />

Ruf der Montanuniversität Leoben als Professor <strong>für</strong><br />

<strong>Metallurgie</strong>, sodass er sozusagen die Seiten wechselte<br />

und nunmehr als Wissenschaftler etliche von ihm noch<br />

als Industrieforscher geplante Projekte zusammen mit<br />

seinen Mitarbeitern am Eisenhütteninstitut erfolgreich<br />

umsetzte.<br />

Tief überzeugt vom Nutzen einer engen Forschungskooperation<br />

zwischen Universität/Wissenschaft und Wirtschaft,<br />

war eine der ersten Aktivitäten als frischgebackener<br />

Professor die Einrichtung eines „Industrie-Beirates“,<br />

zusammengesetzt hauptsächlich aus den F&E-Leitern<br />

der <strong>Metallurgie</strong>firmen, an seinem Institut. Dadurch erfolgte<br />

eine weitere Belebung des Informationsaustausches,<br />

eine Verstärkung der industriemotivierten Diplom- und<br />

Doktorarbeiten und – vor allem – auch eine verstärkte<br />

Berücksichtigung der Interessen der Wirtschaft in Lehre,<br />

Laborausstattung und Forschungsthemen. Nicht nur<br />

hatte die Wirtschaft kompetentere Ansprechpartner <strong>für</strong><br />

ihre Anliegen und Bedürfnisse, es zeigte sich Prof. Krieger<br />

auch immer bereit, zwischendurch einmal schnell als<br />

„ Krisen-Feuerwehr“ zu agieren oder der Industrie durch<br />

zeitkritische, rasche Untersuchungen oder kompetente<br />

Beratung beizustehen.<br />

BHM, 154. Jg. (2009), Heft 1 Schifferl 3


Diese positive Einstellung zur metallurgischen Industrie<br />

wurde und wird gelebt in vielen Projekten im Rahmen<br />

des Knet-MET, nicht zuletzt aber auch in der Bereitschaft<br />

zur Errichtung von drei Christian-Doppler-Laboratorien<br />

im Department <strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong> und in den verstärkten<br />

Projekt-Beteiligungen im Rahmen der Neuauflage des<br />

Kompetenzzentrum-Programms COMET beim Materialkompetenzzentrum<br />

MPPE und beim <strong>Metallurgie</strong>kompetenzzentrum<br />

K1-MET.<br />

Ein besonders wichtiges Anliegen von Prof. Krieger<br />

war immer die Generierung von ausreichendem und<br />

hochqualifiziertem Nachwuchs <strong>für</strong> die metallurgischen<br />

Betriebe Österreichs und <strong>für</strong> die Wissenschaft an den<br />

Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

in der Erkenntnis, dass dies eine der wirklichen<br />

Stützen zur Standortsicherung der metallurgischen<br />

Industrie in Österreich ist. Blickt man zurück, so haben<br />

sich seine Bemühungen um den akademischen Nachwuchs<br />

gelohnt, was sich vor allem in den steigenden<br />

Zahlen der Studienanfänger (davon sehr viele Frauen)<br />

<strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong> und geringeren Abbruchraten durch<br />

bessere Begleitung und Unterstützungsmaßnahmen<br />

dokumentiert; auch hat sich die Qualität der Abgänger<br />

verbessert, was letztlich wiederum der Industrie zugutekommt.<br />

Trotz des großen Bedauerns über den Abschluss seiner<br />

aktiven Berufslaufbahn am <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong><br />

hat die metallurgische Industrie Österreichs allen Grund,<br />

Herrn Prof. Krieger anlässlich seiner Versetzung in den<br />

Ruhestand <strong>für</strong> seine großen Leistungen und Erfolge auf<br />

Für die ASMET, vormals Eisenhütte Österreich, wurde<br />

2001 vom damaligen Vorstand unter der Leitung von Dr.<br />

Knut Consemüller ein Restrukturierungskonzept erarbeitet.<br />

Dieses Konzept hatte zum Ziel, die ASMET auf<br />

eine breitere Basis mit einem ambitionierten Aktionsprogramm<br />

zu stellen.<br />

4 Jäger<br />

Univ.-Prof. i.R. Dr.mont. Wilfried Krieger<br />

in Würdigung seiner Verdienste <strong>für</strong> die ASMET<br />

Zulieferer<br />

(VAI, RHI, Tyrolit, Vesuvius, OMV,<br />

Linde,….)<br />

Stahlhersteller<br />

( Voestalpine,<br />

BUAG, Marienhütte,<br />

Breitenfeld,..)<br />

Weiterverarbeiter<br />

Endverbraucher<br />

(Magna, SBOT,<br />

Wuppermann, MCE,<br />

AVI…)<br />

Konzept ASMET<br />

dem Gebiet der F&E-Kooperation zwischen Montanuniversität<br />

und Wirtschaft Dank auszusprechen, sich mit<br />

Glückwünschen zum würdigen Abschluss seiner großartigen<br />

Laufbahn einzustellen und Herrn Prof. Krieger das<br />

Beste <strong>für</strong> seinen neuen Lebensabschnitt zu wünschen.<br />

Gleichzeitig darf die Hoffnung ausgesprochen werden,<br />

dass die engen und vielfältigen Kontakte zu seinen<br />

Partnern in der Industrie aufrecht bleiben, wovon wir<br />

durchaus überzeugt sind.<br />

In diesem Sinne alles Gute <strong>für</strong> die Zukunft und ein<br />

herzliches Glück auf!<br />

H. Schifferl<br />

H. Schifferl<br />

Diese Erweiterung bezog sich in erster Linie auf<br />

die – neben Stahl – Einbeziehung aller in Österreich<br />

erzeugten und verarbeiteten Metalle (Al, Cu, Ni, W, V,<br />

Mo, Nb …) und die Technologiekette der Verarbeitungsindustrie<br />

bis hin zur Teile- und Komponentenfertigung.<br />

Nichteisenmetalle<br />

(Al, Cu, Ni, W, V, Mo, Nb….)<br />

(AMAG, Plansee, TIAG, Neuman,<br />

Niobium, Gebauer & Griller…)<br />

bisher<br />

neu<br />

BHM, 154. Jg. (2009), Heft 1


In dieser Umbruchphase begannen 2001 Wilfried<br />

Krieger und ich unsere Funktionen auszuüben, er an der<br />

Montanuniversität als Leiter des Departments <strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong><br />

und ich als Geschäftsführer der ASMET. Professor<br />

Krieger wurde nach seiner Bestellung unmittelbar in den<br />

ASMET-Vorstand aufgenommen.<br />

Er half tatkräftig bei der Umsetzung des 10-Punkte-<br />

Programms der ASMET, das an dieser Stelle bereits eingehend<br />

beschrieben wurde. Einige dieser Punkt möchte<br />

ich jedoch besonders herausgreifen:<br />

Übernahme der Herausgeberschaft unserer technisch-wissenschaftlichen<br />

Zeitschrift „BHM“, die heuer<br />

153 Jahre alt wird, wobei er sich sowohl bei der Evaluierung<br />

der eingereichten Beiträge als auch bei der<br />

Besetzung der wichtigsten Positionen im technischwissenschaftlichen<br />

Beirat tatkräftig einsetzte.<br />

Gestaltung und Durchführung von zahlreichen Seminaren<br />

im Rahmen unserer Initiative „lebenslanges Lernen“<br />

zusammen mit seinen Mitarbeitern am <strong>Lehrstuhl</strong>.<br />

Die metallurgischen Seminare bilden einen tragenden<br />

Teil des engagierten Seminarprogramms, das auch<br />

2009 im siebenten Jahr seines Bestehens erfolgreich<br />

fortgeführt wird.<br />

Sehr ideenreich erwies sich Wilfried Krieger bei der<br />

Ausrichtung der ASMET-Jahrestagung, des „Forums<br />

<strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong> und Werkstofftechnik“, das alljährlich mit<br />

jeweils neuen Leitthemen viele unserer über 1200 Mitglieder<br />

zu einem Besuch in Leoben anregt.<br />

Das Wohl unserer Studentensektion, die mittlerweile<br />

über 180 Studierende aller Semesterstufen umfasst, war<br />

ihm naturgemäß ein großes Anliegen. Er nahm, soweit<br />

es seine Möglichkeiten erlaubten, an den zahlreichen<br />

Veranstaltungen teil, um auch neben den Vorlesungen<br />

intensive Kontakte mit seinen Studenten zu pflegen.<br />

Die Wissenschaftshilfe der ASMET, die vorwiegend<br />

Dissertationen unterstützt, deren Ergebnisse vor allem<br />

ASMET-Mitgliedsfirmen zugutekommen, schüttet bis zu<br />

50.000 Euro jährlich aus. Die Erträge da<strong>für</strong> stammen<br />

in erster Linie aus Einnahmen aus dem Seminarprogramm<br />

und aus Überschüssen von ASMET-Konferenzen,<br />

sodass sich hier der Kreislauf unserer Aktivitäten<br />

nutzbringend <strong>für</strong> alle Beteiligten wieder schließt.<br />

Gerade in jüngster Zeit wurden durch die Wissenschaftshilfe<br />

Projekte mit hoher Aktualität, wie zum<br />

Beispiel Reinheitsgradfragen bei höchstbeanspruchten<br />

Stählen, die am <strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Metallurgie</strong> abgearbeitet<br />

werden, auf Initiative von Prof. Krieger unterstützt.<br />

Auf seine Verdienste im Bereich „Vernetzung von<br />

Wissenschaft und Wirtschaft“ sowie auf alle Aktivitäten<br />

zur Nachwuchswerbung <strong>für</strong> die MU braucht hier nicht<br />

gesondert eingegangen zu werden, da an anderer Stelle<br />

ausführlich darüber berichtet wird.<br />

All diese Maßnahmen und Bemühungen haben dazu<br />

geführt, dass die ASMET heute vollständig im Schnittpunkt<br />

zwischen Industrie/Wirtschaft, Wissenschaft und<br />

Forschung in der österreichischen <strong>Metallurgie</strong>landschaft<br />

integriert ist und damit einen unverzichtbaren Bestandteil<br />

bildet.<br />

Was uns dabei besonders freut, ist, dass dieses<br />

umfassende Netzwerk heute wirklich ohne große Reibungsverluste<br />

funktioniert, vorwiegend auf der Basis<br />

zahlloser persönlicher Kontakte, im Bewusstsein, dass<br />

wir nur miteinander stark sind und etwas gemeinsam<br />

bewegen können.<br />

Sei es in der Fokussierung von F&E-Projekten auf<br />

bestimmte aktuelle Ziele, die Vertretung unserer Interessen<br />

in industriepolitischen Bereichen wie Klimafragen<br />

(CO 2 , Feinstaub, REACH…) oder in Imagefragen,<br />

wie Beseitigung der Technikangst in der Bevölkerung<br />

beziehungsweise die Motivierung <strong>für</strong> die Jugend, eine<br />

Technik ausbildung zu beginnen.<br />

Ein deutlicher Ausdruck dieser Solidarisierung zeigt<br />

sich in der überaus regen Teilnahme von über 150<br />

Experten aus unseren Mitgliedsfirmen an der „Roadmap<br />

über Hochleistungsmetalle“, die derzeit im Auftrag des<br />

BMVIT von der ASMET erstellt wird.<br />

Wie schon berichtet, sollen Maßnahmen erarbeitet<br />

werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen<br />

Werkstoffindustrie im Jahr 2020 zumindest auf<br />

dem gleichen Niveau wie heute zu erhalten.<br />

Aufgrund der geschilderten Begebenheiten hat der<br />

ASMET-Vorstand auf Vorschlag des Vorsitzenden, Vorstandsdirektor<br />

Mülner, bei der letzten Vorstandssitzung<br />

Prof. Krieger gebeten, trotz seiner Pensionierung weiter<br />

im Leitergremium zu verbleiben und gemäß seinen Möglichkeiten<br />

aufgrund der gesundheitlichen Einschränkung<br />

tätig zu bleiben.<br />

Lieber Wilfried, wir freuen uns auf eine weitere gute<br />

und erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />

H. Jäger<br />

H. Jäger<br />

BHM, 154. Jg. (2009), Heft 1 Jäger 5

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