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Foto: M. Engelmann, EVS Digitale Medien GmbH<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die Saison <strong>2013</strong> läuft mit all ihren Herausforderungen auf Hochtouren. Die Frühjahrsfischerei<br />

ist nach langem Winter abgeschlossen und wird von der Sommerfischerei nahtlos<br />

abgelöst. Von den hiesigen Küstenfischern konnte die Heringsquote erfreulicherweise<br />

nahezu abgefischt werden. In den Gewässern des Binnenlandes war die Frühjahrsfischerei<br />

witterungsbedingt nicht ganz so erfolgreich.<br />

Unsere <strong>Fischerei</strong>berater in der <strong>LMS</strong> sind seit 22 Jahren ganzjährig für Sie in allen Bereichen<br />

der <strong>Fischerei</strong> und Angelfischerei tätig. Zur allseitigen Information der Unternehmer nehmen<br />

die Kollegen an überregionalen Weiterbildungsveranstaltungen teil. Dort bringen sie<br />

Erfahrungen aus Mecklenburg-Vorpommern ein und gewährleisten gleichzeitig den Wissenstransfer<br />

aus den anderen Bundesländern nach MV.<br />

Von besonderer Relevanz ist eine enge Kooperation mit der Landesforschungsanstalt für<br />

Landwirtschaft und <strong>Fischerei</strong> MV sowie den Branchenverbänden auf Landesebene. Das<br />

„Funktionieren“ dieser Zusammenarbeit und des konstruktiven Austausches wird u.a. auch<br />

durch die Zeitschrift „<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong>“ dokumentiert. Ich möchte dieses Vorwort als<br />

willkommene Gelegenheit nutzen, allen Beteiligten hierfür zu danken.<br />

Einen besonderen Dank richten wir an dieser Stelle an den langjährigen Direktor des<br />

Institutes für <strong>Fischerei</strong> der LFA MV, Hans-Joachim Jennerich, der Ende des Monats in den wohlverdienten Ruhestand eintritt. Wir danken ihm für<br />

sein Engagement und seine stets konstruktive Arbeitsauffassung zur Weiterentwicklung der <strong>Fischerei</strong> und Aquakultur.<br />

Der Beratungsschwerpunkt unserer <strong>Fischerei</strong>berater verlagert sich von der Beratung der Binnen- und Küstenfischereibetriebe in die Bereiche<br />

Freizeitfischerei und Aquakultur. Mitarbeit an mehreren Forschungsvorhaben zur Aquakultur in Mecklenburg-Vorpommern, Erstellung von<br />

Förderanträgen für Kreislaufanlagen zur Produktion des Afrikanischen Welses und anderer Arten sowie das langjährige Projekt „Bonitierung von<br />

Angelgewässern“ für den Landesanglerverband verdeutlichen das umfassende Arbeitsspektrum.<br />

In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass die <strong>LMS</strong> Agrarberatung seit 2012 die Anerkennung als „qualifizierter Dienst“ hat. Alle<br />

Aquakulturbetriebe werden auf Basis unterschiedlicher Anforderungen in unterschiedlicher Frequenz, aber regelmäßig, durch die Veterinärbehörden<br />

überprüft. Die weiter vorgesehenen Eigenkontrollen werden durch den qualifizierten Dienst, in MV die <strong>LMS</strong>, unterstützt respektive<br />

durchgeführt. Diese Eigenkontrollen werden zukünftig auch unter den Aspekten des Verbraucherschutzes und in zielführender Ergänzung der<br />

oben erwähnten Maßnahmen zunehmende Relevanz haben.<br />

Dem Umwelt- und Naturschutz kommt auch in der <strong>Fischerei</strong> höhere Aufmerksamkeit zu. Die <strong>LMS</strong>-<strong>Fischerei</strong>berater stehen als qualifizierte<br />

Experten speziell für diesen Bereich den Unternehmen zur fachlichen Begleitung für Vorhabensplanungen, für Managementpläne sowie<br />

Gewässer sanierungen ebenso zur Verfügung wie für andere Genehmigungsverfahren. Die Interessen der <strong>Fischerei</strong> müssen dabei sachlich<br />

dargestellt, ausgewogen beurteilt und angemessen berücksichtigt werden.<br />

Für Mecklenburg-Vorpommern wertet die <strong>LMS</strong> im Rahmen des Testbetriebsnetzes die Buchführungsabschlüsse von Küstenfischereiunternehmen in<br />

anonymisierter Form aus und trägt mit diesen Daten zum Bericht des BMELV zur wirtschaftlichen Lage der Kleinen Hochsee- und Küsten fischerei<br />

bei. Die statistische Absicherung und Relevanz der ermittelten Zahlen steigt mit der Zahl der teilnehmenden Betriebe. Daher bitte ich alle Küstenfischer<br />

in deren eigenem Interesse herzlich, diese jährliche Datenerhebung durch ihre Teilnahme zu unterstützen. Je größer der Datenpool ist,<br />

desto fundierter können Entscheidungen zur zukünftigen Entwicklung und Definition von Maßnahmenschwerpunkten gefunden werden. Für eine<br />

Teilnahme entstehen den Betrieben keine Kosten. Wenden Sie sich bitte direkt an die Ihnen bekannten <strong>Fischerei</strong>berater der <strong>LMS</strong>, Herrn Hiller /<br />

Herrn Wichmann oder an die zuständige Mitarbeiterin der <strong>LMS</strong>, Frau Sperner (0381 87 71 33-31).<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, werte Fischer,<br />

abschließend wünsche ich Ihnen und dem traditionsreichen Gewerbe der <strong>Fischerei</strong> insgesamt ein wirtschaftlich erfolgreiches Jahr <strong>2013</strong>.<br />

In diesem Sinne ein zünftiges „Petri Heil“<br />

Berthold Majerus<br />

Geschäftsführer der <strong>LMS</strong> Agrarberatung<br />

Vorwort<br />

1


Aus dem Inhalt<br />

Seite<br />

Aus der Verwaltung<br />

• Auswertung der <strong>Fischerei</strong>aufsicht im Jahr 2012 ................................................................................................................3<br />

• Ausgabe von Angelerlaubnissen und <strong>Fischerei</strong>scheinen – Statistische Zahlen 2012 .....................................................5<br />

• Erschienen sind – aus Amts-, Gesetz- und Verordnungsblättern .......................................................................................5<br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

• Jahresfischereitag und Jahreshauptversammlung des Landesverbandes der Binnenfischer MV e.V. .............................6<br />

Ulrich Paetsch – Präsident des Landesverbandes der Binnenfischer MV e.V.<br />

• Mitgliederversammlung des Landesfischereiverbandes MV e.V. – Schwerin, 20. April <strong>2013</strong> ....................................10<br />

Andreas Schlüter – Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des LFV MV e.V.<br />

• Lebende Fossile in der Oder .............................................................................................................................................17<br />

Andreas Schlüter – Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des LFV MV e.V.<br />

• Aktuelle Informationen zur Hochseefischerei Mecklenburg-Vorpommerns ....................................................................19<br />

Dr. Uwe Richter – Mecklenburger Hochseefischerei GmbH und Claus Ubl – Deutscher <strong>Fischerei</strong>-Verband e.V.<br />

• Die Frühjahrsheringssaison <strong>2013</strong> – wieder ein Saisonverlauf mit Höhen und Tiefen ...................................................23<br />

Dr. Uwe Richter – Euro-Baltic Fischverarbeitungs GmbH und Claus Ubl – Deutscher <strong>Fischerei</strong>-Verband<br />

• Internationale Aal-Konferenz – Hamburg, 25. April <strong>2013</strong> ............................................................................................26<br />

Claus Ubl – Deutscher <strong>Fischerei</strong>-Verband e.V. und Malte Dorow – Landesforschungsanstalt MV, Institut für <strong>Fischerei</strong><br />

Aus der Forschung<br />

• Hans-Joachim Jennerich, Leiter der Instituts für <strong>Fischerei</strong> der Landesforschungsanstalt, geht in den Ruhestand ..........31<br />

• Entwicklung und Wanderverhalten eingeführter Amerikanischer Aale im Warnowsystem ...........................................34<br />

Jens Frankowski 1 , Melanie Reckordt 2 , Claus Ubl 2 & Malte Dorow 2 – 1 Institut für Biowissenschaften, Fachbereich Tierphysiologie, Universität Rostock,<br />

2 Institut für <strong>Fischerei</strong>, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und <strong>Fischerei</strong><br />

• Ungewöhnliche Missbildung bei einem Blankaal ............................................................................................................37<br />

Malte Dorow – Landesforschunganstalt MV, Institut für <strong>Fischerei</strong> und Dr. Sascha Gerst – Landesamt für Landwirtschaft,<br />

Lebensmittelsicherheit und <strong>Fischerei</strong> MV, Abteilung Tierscheuchendiagnostik<br />

• Stand und Entwicklung der Zanderaquakultur in Mecklenburg-Vorpommern ...............................................................39<br />

Gregor Schmidt und Carsten Kühn – Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und <strong>Fischerei</strong> MV, Institut für <strong>Fischerei</strong><br />

• 20 Jahre Meerforellenvermehrung in der Versuchsanlage Born ....................................................................................43<br />

Carsten Kühn – Landesforschungsanstalt MV, Institut für <strong>Fischerei</strong><br />

• Zur Genetik von Edelkrebs, Bachforelle, Quappe und Barbe in Deutschland – eine aktuelle Untersuchung .............44<br />

Thomas Schmidt, Anne Schrimpf, Ralf Schulz – Institut für Umweltwissenschaften, Universität Koblenz-Landau<br />

• Karpfen reich an Omega-3-Fettsäuren – gesund für Herz und Kreislauf .......................................................................46<br />

Dr. Sabine Sampels und Dr. Honza Mraz – FROV, Vodnany<br />

• Die <strong>Fischerei</strong>wirtschaft in der Tschechischen Republik .....................................................................................................48<br />

Tomas Zajic (Übersetzung Dr. Sabine Sampels)<br />

• Warum hat der Hornhecht grüne Knochen? ....................................................................................................................49<br />

Aus der Beratung<br />

• Fortbildungsveranstaltung für Fischhaltung und Fischzucht .............................................................................................50<br />

Petra Bartschat – Task Force Tierseuchenbekämpfung, LVLF Brandenburg, Jörg Hiller und Thorsten Wichmann – <strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH und<br />

Dr. Thomas Meinelt – Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)<br />

• 24. <strong>Fischerei</strong>tagung des Sachverständigenkuratoriums ...................................................................................................56<br />

Jörg Hiller und Thorsten Wichmann – <strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH<br />

Dr. Thomas Meinelt – Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)<br />

• Fortbildungsveranstaltung für <strong>Fischerei</strong> .............................................................................................................................60<br />

Petra Bartschat – Task Force Tierseuchenbekämpfung, LVLF Brandenburg, Jörg Hiller und Thorsten Wichmann – <strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH und<br />

Dr. Thomas Meinelt – Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)<br />

Verschiedenes<br />

Impressum / Ansprechpartner und Anschriften<br />

2<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Auswertung der <strong>Fischerei</strong>aufsicht im Jahr 2012<br />

Feststellung rechtswidriger Handlungen<br />

LALLF – Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und <strong>Fischerei</strong> MV<br />

Im Jahr 2012 wurden im LALLF insgesamt 1 214<br />

rechtswidrige Handlungen gegen fischereirechtliche<br />

Vorschriften u.a. registriert. Die Anzahl zum Vorjahr ist<br />

damit deutlich rückläufig (-27 %).<br />

Die Feststellungen laut Abb. 1 wurden im LALLF<br />

angezeigt durch:<br />

• Mitarbeiter des LALLF 493 Fälle<br />

• Ehrenamtliche <strong>Fischerei</strong>aufseher 421 Fälle<br />

• Wasserschutzpolizei 274 Fälle<br />

• Bundesfischereiaufsicht 5 Fälle<br />

(auf dem Hoheitsgebiet von MV)<br />

• sonstige (Bürger usw.) 21 Fälle<br />

Bei den Anglern war die „Schwarzangelei“ – das<br />

Angeln ohne Erlaubnis – in Verbindung mit der Verletzung<br />

der <strong>Fischerei</strong>scheinpflicht das häufigste Delikt.<br />

Die folgenden Ränge wurden wie im Vorjahr belegt<br />

durch das Angeln in Schonbezirken, das Angeln mit<br />

Anzahl<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

Abb.1: Im LALLF registrierte Feststellungen von rechtswidrigen Handlungen<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Verwaltung<br />

ungültigem <strong>Fischerei</strong>schein, das Schleppangeln in <strong>Fischerei</strong>bezirken,<br />

die Nichtbeachtung der Schonzeiten<br />

und Mindestmaße der Fische sowie die Verwendung<br />

lebender Köderfische.<br />

Im Bereich der Berufsfischerei (Küste) waren die<br />

Feststellungen mit 201 Fällen zum Vorjahr deutlich sinkend.<br />

Ein erheblicher Anteil der Feststellungen war in<br />

der Verletzung des gemeinschaftlichen <strong>Fischerei</strong>rechtes<br />

(Logbuch, Anlandeerklärung, Fangmeldung etc. – 79<br />

Fälle) wie auch in der mangelhaften Kennzeichnung<br />

von Fanggeräten (48 Fälle) zu verzeichnen. Die Anlandung<br />

von Fischen während der Schonzeit wurde in<br />

21 Fällen, die Anlandung von untermaßigen Fischen<br />

in 19 Fällen festgestellt.<br />

Die Feststellungen rechtswidriger Handlungen ergibt<br />

die in Tabelle 1 dargestellte Beteiligung der<br />

ehrenamtlichen <strong>Fischerei</strong>aufsicht.<br />

97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />

Jahr<br />

LALLF WSP eFA sonst.<br />

3


Aus der Verwaltung<br />

Kategorie Beteiligte FA Anzahl der Anzeigen<br />

Mitglieder des LAV<br />

27<br />

407<br />

Beauftragte von <strong>Fischerei</strong>unternehmen<br />

5<br />

6<br />

Naturschutzbehörden<br />

2<br />

5<br />

Mitglieder des DAV und sonstige<br />

3<br />

3<br />

Gesamt<br />

421<br />

Tatbestand 2010 2011 2012<br />

Verletzung der <strong>Fischerei</strong>scheinpflicht 543 546 409<br />

<strong>Fischerei</strong>schein ungültig 85 103 71<br />

Nicht-mit-führen AE (Küstengewässer) 487 467 425<br />

Nicht-mit-führen AE (Binnengewässer) 350 346 187<br />

Mitführen fangbereiter Geräte ohne Dokumente 12 15 5<br />

Verstöße gegen Mindestmaße / Schonzeiten 57 42 38<br />

Nichtbeachtung der Schongebietsregelungen 156 187 135<br />

Verwendung lebender Köderfische 38 20 18<br />

Schleppangeln in Verbotsgebieten 39 62 43<br />

Nichtbeachtung Verankerung in inneren Küstengewässern ­ ­ ­<br />

Verletzung sonstiger Gebote und Verbote 56 27 35<br />

Gesamt 1.823 1.815 1.366<br />

Wie in den Vorjahren ergaben auch im Jahr 2012<br />

die Ermittlungsverfahren in der überwiegenden Anzahl<br />

den Straftatbestand der Fischwilderei (501 Fälle).<br />

Daneben wurde in 5 Fällen wegen des Verdachtes der<br />

Urkundenfälschung (<strong>Fischerei</strong>schein) und in 16 Fällen<br />

wegen des Verdachtes der Tierquälerei ermittelt.<br />

4<br />

13,2 % Hansestadt Rostock<br />

11,3 % sonstige <strong>Fischerei</strong>unternehmen<br />

0,9 % <strong>Fischerei</strong>betrieb Bimes<br />

2,5 % Müritz-Plau GmbH<br />

5,1 % Landesanglerverband<br />

5,4 % Sonstige<br />

Tab. 1:<br />

Feststellung<br />

rechtswidriger<br />

Handlungen durch<br />

<strong>Fischerei</strong>aufseher (FA)<br />

nach Kategorien<br />

Tab. 2:<br />

Art und Anzahl<br />

der ordnungswidrigen<br />

Tatbestände<br />

von Anglern –<br />

Feststellungen<br />

der Jahre 2010-2012<br />

61,6 % Mecklenburg-Vorpommern<br />

Abb. 2:<br />

Anteil der<br />

Fest stellungen<br />

bezogen<br />

auf die<br />

<strong>Fischerei</strong> berechtigten<br />

Die Feststellung ordnungswidriger Handlungen bei<br />

Anglern ergab im Jahr 2012 964 Feststellungen mit<br />

1.366 ordnungswidrigen Tatbeständen (Tab. 2).<br />

Die 1.214 Feststellungen rechtswidriger Handlungen<br />

im Jahr 2012 verteilen sich auf die Gewässer<br />

der <strong>Fischerei</strong>berechtigten wie in Abb. 2 dargestellt.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Ausgabe von Angelerlaubnissen und <strong>Fischerei</strong>scheinen<br />

Statistische Zahlen 2012<br />

Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und <strong>Fischerei</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />

– Abt. <strong>Fischerei</strong> und Fischwirtschaft –<br />

Im Jahr 2012 wurden wie folgt ausgegeben:<br />

1. Angelerlaubnisse für Küstengewässer<br />

• Jahreskarten: 68.298 Stück<br />

• Wochen- /Monatskarten: 26.154 Stück<br />

• Tageskarten: 34.140 Stück<br />

<strong>Fischerei</strong>rechtsinhaber waren hierbei das Land Mecklenburg-Vorpommern,<br />

die Hansestadt Rostock (Unterwarnow<br />

und Breitling), die Stadt Ribnitz-Damgarten<br />

(westlicher Saaler Bodden) und die Stadt Usedom<br />

(Usedomer See).<br />

2. <strong>Fischerei</strong>abgabemarken 103.735 Stück<br />

3. <strong>Fischerei</strong>scheine 4.959 Stück<br />

Es handelt sich hierbei um Neuausstellungen von<br />

<strong>Fischerei</strong>scheinen auf Lebenszeit.<br />

• Durchführungsverordnung (EU) <strong>Nr</strong>. 136/<strong>2013</strong> der Kommission vom 18.<br />

Fe bruar <strong>2013</strong> zum Ausschluss der ICES-Unterdivisionen 27 und 28.2 von<br />

bestimmten <strong>Fischerei</strong>aufwandsbeschränkungen <strong>2013</strong> gemäß der Verordnung<br />

(EG) <strong>Nr</strong>. 1098/2007 des Rates zur Festlegung eines Mehrjahresplans für die<br />

Dorschbestände der Ostsee und für die <strong>Fischerei</strong>en, die diese Bestände befischen<br />

(ABl. L 46 vom 19.02.<strong>2013</strong>)<br />

• Durchführungsverordnung (EU) <strong>Nr</strong>. 232/<strong>2013</strong> der Kommission vom 15.<br />

März <strong>2013</strong> zur Festsetzung der im Fischwirtschaftsjahr <strong>2013</strong> geltenden<br />

EU-Rücknahme- und EU-Verkaufspreise für die <strong>Fischerei</strong>erzeugnisse des<br />

Anhangs I der Verordnung (EG) <strong>Nr</strong>. 104/2000 des Rates<br />

(ABl. L 74 vom 16.03.<strong>2013</strong>)<br />

• Durchführungsverordnung (EU) <strong>Nr</strong>. 233/<strong>2013</strong> der Kommission vom 15. März<br />

<strong>2013</strong> zur Festsetzung der Höhe der Übertragungsbeihilfe und der Pauschalbeihilfe<br />

für bestimmte <strong>Fischerei</strong>erzeugnisse im Fischwirtschaftsjahr <strong>2013</strong><br />

(ABl. L 74 vom 16.03.<strong>2013</strong>)<br />

• Durchführungsverordnung (EU) <strong>Nr</strong>. 234/<strong>2013</strong> der Kommission vom 15.<br />

März <strong>2013</strong> zur Festsetzung der EU-Verkaufspreise für die in Anhang II der<br />

Verordnung (EG) <strong>Nr</strong>. 104/2000 des Rates aufgeführten <strong>Fischerei</strong>erzeugnisse<br />

für das Fischwirtschaftsjahr <strong>2013</strong><br />

(ABl. L 74 vom 16.03.<strong>2013</strong>)<br />

• Durchführungsverordnung (EU) <strong>Nr</strong>. 235/<strong>2013</strong> der Kommission vom 15. März<br />

<strong>2013</strong> zur Festsetzung der Pauschalwerte für die aus dem Handel genommenen<br />

<strong>Fischerei</strong>erzeugnisse, die zur Berechnung des finanziellen Ausgleichs und<br />

des entsprechenden Vorschusses dienen, für das Fischwirtschaftsjahr <strong>2013</strong><br />

(ABl. L 74 vom 16.03.<strong>2013</strong>)<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

4. Touristenfischereischeine<br />

ERSCHIENEN SIND:<br />

Touristen -<br />

fischerei­-­­­­­­scheine<br />

Aus der Verwaltung<br />

VerlängerungsbescheinigungenfürTouristenfischerei­scheine<br />

an Bürger aus<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

3.541 1.675<br />

an Bürger anderer<br />

Bundesländer<br />

15.874 995<br />

an Bürger anderer<br />

Staaten<br />

713 47<br />

gesamt 20.128 2.717<br />

• Durchführungsverordnung (EU) <strong>Nr</strong>. 236/<strong>2013</strong> der Kommission vom 15.<br />

März <strong>2013</strong> zur Festsetzung der Höhe der Beihilfe zur privaten Lagerhaltung<br />

für bestimmte <strong>Fischerei</strong>erzeugnisse im Fischwirtschaftsjahr <strong>2013</strong><br />

(ABl. L 74 vom 16.03.<strong>2013</strong>)<br />

• Durchführungsverordnung (EU) <strong>Nr</strong>. 237/<strong>2013</strong> der Kommission vom 15.<br />

März <strong>2013</strong> zur Festsetzung der Referenzpreise für bestimmte <strong>Fischerei</strong>erzeugnisse<br />

für das Fischwirtschaftsjahr <strong>2013</strong><br />

(ABl. L 74 vom 16.03.<strong>2013</strong>)<br />

• Verordnung (EU) <strong>Nr</strong>. 227/<strong>2013</strong> des Europäischen Parlaments und des Rates<br />

vom 13. März <strong>2013</strong> zur Änderung der Verordnung (EG) <strong>Nr</strong>. 850/98 des<br />

Rates zur Erhaltung der <strong>Fischerei</strong>ressourcen durch technische Maßnahmen<br />

zum Schutz von jungen Meerestieren und der Verordnung (EG) <strong>Nr</strong>. 1434/98<br />

des Rates über die zulässige Anlandung von Hering zu industriellen Zwecken<br />

ohne Bestimmung für den unmittelbaren menschlichen Verzehr<br />

(ABl. L 78 vom 20.03.<strong>2013</strong>)<br />

• Verordnung (EU) <strong>Nr</strong>. 297/<strong>2013</strong> des Rates vom 27. März <strong>2013</strong> zur Änderung<br />

der Verordnungen (EU) <strong>Nr</strong>. 44/2012, (EU) <strong>Nr</strong>. 39/<strong>2013</strong> und (EU) <strong>Nr</strong>.<br />

40/<strong>2013</strong> hinsichtlich bestimmter Fangmöglichkeiten<br />

(ABl. L 90 vom 28.03.<strong>2013</strong>)<br />

--------------------------------<br />

Die Aufstellung ist nur eine Auswahl und kann<br />

keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.<br />

Informationen­ auch­ unter:­ www.regierung-mv.de, www.lallf.de,<br />

www.bmelv.de,­www.ble.de,­www.ec.europa.eu<br />

5


Foto: T. Wichmann<br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Jahresfischereitag und Jahreshauptversammlung<br />

des Landesverbandes der Binnenfischer MV e.V. –<br />

Güstrow, 25. Februar <strong>2013</strong><br />

Bericht des Präsidiums für das Jahr 2012<br />

Ulrich Paetsch – Präsident des Landesverbandes der Binnenfischer MV e.V.<br />

Das vergangene Jahr war für die Mehrzahl unserer<br />

Betriebe relativ erfolgreich. Der Fischfang lag im<br />

Durchschnitt der vergangenen Jahre. Allerdings verändern<br />

sich die Vermarktungsbedingungen. Der Verkauf<br />

von Frischfisch stagniert oder ist in vielen Bereichen<br />

sogar rückläufig. Positive Entwicklungen beim Absatz<br />

sind im touristischen Bereich vorhanden. Der Trend geht<br />

immer stärker zu verarbeiteten Produkten, die dann,<br />

wenn es die Rahmenbedingungen zulassen, bevorzugt<br />

an Touristen verkauft werden. Viele Betriebe veranstalten<br />

Fischerfeste auf ihren Betriebshöfen und beteiligen<br />

sich an Veranstaltungen in ihrer Region. Damit werden<br />

unsere Binnenfischereibetriebe immer stärker in die touristische<br />

Struktur unseres Bundeslandes eingebunden.<br />

6<br />

Ein paar Bemerkungen zur Novellierung des <strong>Fischerei</strong>gesetzes<br />

unseres Bundeslandes. Es ist zu begrüßen,<br />

dass wir zukünftig wohl ein recht unkompliziertes<br />

<strong>Fischerei</strong>gesetz haben werden. In Vielem entspricht der<br />

zur Verabschiedung vorliegende Gesetzentwurf den<br />

Wünschen und Vorstellungen der Fischer.<br />

Leider gibt auch Anlass zur Kritik. Der Pachtzeitraum<br />

für die Pacht des <strong>Fischerei</strong>rechts war bisher mit<br />

„beträgt mindestens zwölf Jahre“ gekennzeichnet. Jetzt<br />

wird nur die Empfehlung mit „sollte mindestens zwölf<br />

Jahre betragen“ gegeben.<br />

Wir sehen in dieser Öffnung der Pachtdauer eine<br />

wesentliche Verschlechterung der wirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen für unsere Betriebe. Sinnvollen<br />

Bewirtschaftungsmaßnahmen, wie Besatz, Schonung<br />

von Laicherbeständen und die Festlegungen von Küchenfenstern<br />

sind unter verkürzten Pachtzeiten kaum<br />

sinnvoll. Aber auch Investitionen in gewässerspezifische<br />

Fanggeräte sind dann mit einem hohen Risiko<br />

verbunden, sollte die Pacht nach einer kurzen Pachtzeit<br />

nicht verlängert werden. Wir halten es für die Sicherung<br />

einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Gewässer<br />

für unabdingbar, eine Mindestpachtdauer von 12<br />

Jahren im Gesetz festzuschreiben. Unsere Altvorderen<br />

haben nicht ohne wichtigen Grund vor Jahrzehnten<br />

eine zwölfjährige Pachtdauer für erforderlich empfunden<br />

und festgelegt.<br />

Welche Probleme durch unüberlegte Gesetzesänderungen<br />

entstehen können zeigt die Änderung, die<br />

sich in der <strong>Fischerei</strong>aufsicht im Zuge des Inkrafttretens<br />

des Gesetzes zur Kreisstruktur und Funktionalreform<br />

ergeben haben. Schon vor zwei Jahren haben wir auf<br />

der Jahrestagung auf die Probleme hingewiesen, die<br />

mit der Übertragung der <strong>Fischerei</strong>aufsicht auf die<br />

Landkreise entstehen, aber leider kein Gehör gefunden.<br />

Heute haben wir es mit unter schiedlichen Sichtweisen<br />

der Kreise zu tun. Während einige Ordnungsämter<br />

in den neuen Kreisen sehr schnell<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


eagiert haben, tun sich andere dagegen schwer die<br />

neue Aufgabe umzusetzen. Probleme werden dabei<br />

vor allem bei der Berufung von ehrenamtlichen <strong>Fischerei</strong>aufsehern<br />

gesehen.<br />

Alle Bemühungen und Vorschläge die wir in Gesprächen<br />

mit Vertretern der Regierungsfraktionen, dem<br />

Landkreistag, dem zuständigen Minister und dem Ministerpräsidenten<br />

geführt haben, um eine Korrektur<br />

zu erreichen, wurden immer mit dem Argument, eine<br />

optimale Lösung (für ein Problem, das es nicht gab)<br />

gefunden zu haben, abgelehnt. Jedem einigermaßen<br />

sachorientiert denkenden Menschen musste jedoch<br />

von vornherein klar gewesen sein, dass eine solche<br />

Variante mit den Kreisen und ohne Mittelzuweisung<br />

nicht funktionieren kann. Der Eindruck für uns ist der,<br />

dass hier von echtem demokratischen Handeln oder<br />

gar Bürokratieabbau keine Rede sein kann.<br />

Leider hat die Landesregierung nicht die Größe<br />

und die Souveränität einen Fehler, wie die Zerschlagung<br />

funktionierender Strukturen in der <strong>Fischerei</strong>aufsicht<br />

des Landes, zu korrigieren.<br />

Im Rahmen des Landesfischereiverbandes hat der<br />

Binnenfischereiverband zusammen mit dem Landesanglerverband<br />

sehr viel Zeit aufwenden müssen, um<br />

in Gesprächen mit den Ordnungsämtern der Kreise<br />

neue Strukturen der ehrenamtlichen <strong>Fischerei</strong>aufsicht<br />

zu schaffen. Wir hoffen, dass wir noch im ersten Quartal<br />

mit allen Landkreisen und den kreisfreien Städten<br />

ins Gespräch kommen. Wie dann das Ganze in der<br />

Praxis funktioniert, besonders bei kreisübergreifenden<br />

Gewässern, bleibt abzuwarten. Wir haben erhebliche<br />

Zweifel.<br />

Auch im Berichtsjahr haben wir das Problem<br />

mit den hohen Kormoranbeständen nicht lösen<br />

können. Auch wenn die Brutpaarzahlen in unserem<br />

Bundesland leicht rückläufig ückläufig sind, kann von einer Ent-<br />

Ent-<br />

spannung der Situation keine Rede sein. Nach wie<br />

vor ist der hohe Druck auf die Fischbestände in Seen<br />

und Teichen ein großes, wirtschaftliches Problem für<br />

unsere Betriebe. In der ersten Jahreshälfte war wie in<br />

den beiden Vorjahren der Kormorandruck in vielen<br />

Bereichen des Landes relativ gering. Ab Mitte Juli stiegen<br />

die Bestände auf vielen Gewässern rasant an und<br />

blieben bis zum Jahresende auf eisfreien Gewässern<br />

(Kummerower See, Müritz) auf relativ hohem Niveau.<br />

In den Teichwirtschaften musste extrem viel Arbeitskraft<br />

aufgewendet werden, um die Fischbestände zu<br />

schützen. Bei den Vögeln handelt es sich sicherlich vor<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

allem um Jungvögel aus dem gesamten Ostseeraum,<br />

die nach der Brutzeit im gesamten europäischen Raum<br />

vagabundieren.<br />

Eine Lösung des Problems zeichnet sich weder in<br />

Mecklenburg-Vorpommern noch in Europa ab.<br />

Es gibt aber auch Positives zu melden. Das Untersuchungsprogramm<br />

zur Erarbeitung von Grundlagen<br />

eines Kormoranmanagements hat einige sehr interessante<br />

Ergebnisse gebracht. So legen ermittelte Daten<br />

zum Nahrungsspektrum des Kormorans im Stettiner<br />

Haff einen deutlichen Einfluss auf die Zanderpopulation<br />

dieses Gewässers nahe. Damit ist endlich ein<br />

Einstieg zum Nachweis zum Einfluss des Kormorans<br />

auf Fischbestände in Seen vorhanden, der bisher von<br />

den Naturschutzverbänden bestritten wurde.<br />

Die im Vorjahr im Rahmen der Erstellung der FFH-<br />

Managementpläne aufgeflammte Diskussion zum<br />

Einsatz von Ottergittern hat sich im Jahre 2012<br />

verstärkt. Für alle bewirtschafteten Gewässer in FFH-<br />

Gebieten ist der Einsatz von Ottergittern ein Thema.<br />

In fast allen Beratungen wird Druck auf die in dem<br />

jeweiligen Gebiet wirtschaftenden Betriebe ausgeübt,<br />

Einschränkungen der <strong>Fischerei</strong> zu akzeptieren.<br />

Die Versprechen der Politiker, mit der Ausweisung von<br />

FFH-Gebieten würden für die Binnenfischereibetriebe<br />

keine Nachteile entstehen, hat sich als Lüge entlarvt.<br />

Zukünftig kann uns aus Niedersachsen ein existenzielles<br />

Problem erwachsen. Dort hat ein Naturschutzverband<br />

gegen das Land eine Klage eingereicht. Das<br />

Land soll künftig Landesgewässer nur mit der Auflage<br />

verpachten, Otterschutzgitter in den Reusen einzusetzen.<br />

Nach Versuchen, die in der Vergangenheit<br />

bei uns durchgeführt wurden, ist mit dem Einsatz von<br />

Gittern in der ersten Kehle der Reuse eine rentable<br />

Reusenfischerei nicht mehr gegeben. Das Gericht hat<br />

zu unserem Entsetzen der Klage stattgegeben. Gegen<br />

das Urteil wurde Revision eingelegt. Dieses Urteil ist<br />

nur mit dem Wort Super-GAU zu umschreiben. Sollte<br />

dieses Urteil Allgemeingültigkeit erlangen, ist es das<br />

AUS für die <strong>Fischerei</strong> in den Binnengewässern in Norddeutschland.<br />

Alles für eine Tierart, die in weiten Teilen<br />

Europas und einer Reihe von Bundesländern weitverbreitet<br />

ist, und sich gegenwärtig ehemalige Lebensräume<br />

zurück erobert.<br />

Eine der wenigen für unsere Betriebe positiven<br />

Ereignisse ist die Weiterführung der Förderung<br />

der Aalbesatzförderung durch das<br />

Land auf der Grundlage von EU-Mitteln.<br />

7


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Hierfür möchten wir uns herzlich bei den dafür<br />

verantwortlichen Personen in der Landesregierung<br />

bedanken.<br />

Der geförderte Aalbesatz trägt wesentlich zur<br />

Stabilisierung der Aalbestände in den Binnengewässern<br />

unseres Bundeslandes bei und ist natürlich für<br />

die Wirtschaftlichkeit der Binnenfischereibetriebe von<br />

großer Bedeutung. Von einigen Betrieben wurden einige<br />

Dinge des Besatzes kritisiert. Wir werden auf<br />

Probleme noch zu sprechen kommen. Wünschenswert<br />

ist im Interesse aller, die Stückzahl deutlich zu erhöhen.<br />

Der Verband und das Institut für <strong>Fischerei</strong> der LFA<br />

haben deshalb in der Ausschreibung für den Besatz<br />

auf Glasaale erweitert. Leider ist dazu kein Angebot<br />

eingegangen. Uns ist klar, dass Glasaalbesatz witterungsbedingt<br />

mit Risiken behaftet ist. Mit wenigen<br />

Ausnahmen verfügen unsere Betriebe nicht über die<br />

Möglichkeit, Glasaale bei längerer Eisbedeckung der<br />

Gewässer zu hältern. Außerdem waren die Preise in<br />

den vergangenen Jahren sehr hoch. Die weitere Entwicklung<br />

muss hier im Blick gehalten werden. Wir werden<br />

auf jeden Fall versuchen höhere Stückzahlen beim<br />

Aaleinkauf zu erzielen.<br />

Zurzeit wird an der Novellierung des Wassergesetzes<br />

MV gearbeitet. Leider ist die <strong>Fischerei</strong> bisher<br />

in diesen Prozess nicht eingebunden worden. Wasser<br />

und Gewässer sind nun mal die Grundlage unserer<br />

Wirtschaft. Wir erwarten von der Landesregierung,<br />

uns an dem Verfahren zu beteiligen.<br />

Leider sind wir beim Versuch einige unserer Proble<br />

me über Gesetzesänderungen zu lösen mit<br />

unseren Anliegen an der Politik gescheitert.<br />

Trotz der Unterstützung von Bundestagsabgeordneten<br />

war das Bundesbauministerium nicht bereit, eine<br />

Erweiterung der Privilegierung für Bauten der <strong>Fischerei</strong><br />

im Außenbereich im Rahmen der Novellierung<br />

des Bundesbaugesetzes zu berücksichtigen. In dem<br />

uns vorliegenden Schreiben vertritt der Staatssekretär<br />

im Bundesministerium Herr Bleser die Ansicht, dass<br />

Verkaufs- und Schlachträume, die im Außenbereich<br />

errichtet werden, eine Umweltbelastung darstellen und<br />

deshalb einer Bebauungsplanung bedürfen.<br />

Wie wir am Rande einer Unterhaltung erfahren<br />

haben, bereitet die Landesregierung die Novellierung<br />

des Landeswassergesetzes vor. Leider wurde<br />

bisher weder der Landesfischereiverband noch einer<br />

seiner Teilverbände in die Beratung einbezogen. Dieses<br />

Gesetz ist aber nicht nur für die Entwicklung der<br />

8<br />

Aquakultur in unserem Bundesland von entscheidender<br />

Bedeutung. Gerade die traditionelle Seenfischerei ist in<br />

ihrer Existenz bedroht, wenn künftig zusätzliche Kosten<br />

für die Nutzung der Gewässer erhoben werden sollten.<br />

Ich denke dabei zum Beispiel an die Gebühren für<br />

die Wasser- und Bodenverbände.<br />

Nach wie vor spielt die Aquakultur für die<br />

meisten Binnenfischereibetriebe nur eine untergeordnete<br />

Rolle. Wie auch in anderen Bundesländern<br />

sind die Rahmenbedingungen für eine breite<br />

Entwicklung nicht gegeben. Lediglich Landwirtschaftsbetriebe<br />

oder andere Betreiber alternativer Energieerzeugung<br />

haben bessere Voraussetzungen für den<br />

Aufbau von Produktionseinrichtungen. Auch wenn<br />

von Seiten der Landesregierung immer wieder auf die<br />

„großen Entwicklungspotenziale“ in diesem Bereich<br />

hingewiesen wird, geht die Entwicklung an den <strong>Fischerei</strong>betrieben<br />

vorbei.<br />

Wo liegen dafür die Ursachen?<br />

Wenn der <strong>Fischerei</strong> mit überhöhten Pachten über<br />

Jahrzehnte Kapital entzogen wird, dann braucht man<br />

nicht zu hoffen, dass diese in Aquakultur investieren<br />

kann. Darüber hinaus ist die von der Landesregierung<br />

bevorzugte Kreislauftechnik immer das teuerste Verfahren,<br />

welches am wenigsten konkurrenzfähig ist. Außerdem<br />

gibt es derzeit nur eine Handvoll Verfahren bzw.<br />

Fischarten, die rentabel produziert werden können.<br />

Dazu zählen bestenfalls Clarias und mitunter Störkaviar,<br />

wenige funktionierende Aalanlagen und sonstige<br />

kleine Projekte, nicht jedoch Forellenartige, Zander,<br />

weitere Barschartige. Ob zukünftige Forschungen die<br />

Rentabilität erhöhen können, ist weiter unklar. Außerdem<br />

sollte man meinen, neben üppigen Fördertöpfen<br />

sind für Aquakultur exzellente Rahmenbedingungen<br />

vorhanden. Da wir aber alle in Deutschland wohnen,<br />

ist jedem klar, dass dies nur eine schöne Illusion sein<br />

kann. Einige wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

sollen hier benannt werden:<br />

• Bauten im Außenbereich und in der Einhundert-<br />

Meter-Uferzone sind ohne B-Plan nicht genehmigungsfähig.<br />

Damit wird sogar eine Anbindung an<br />

bestehende Stallanlagen oder Biogasanlagen maßlos<br />

erschwert.<br />

• Die Entsorgung des Abwassers und Schlammes ist<br />

in der Regel nicht kostengünstig möglich.<br />

• Die Schlammentsorgung ist jedoch derzeit mit Inkrafttreten<br />

der Bioschlammverordnung fast<br />

unmöglich und als Sondermüll zu behandeln.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


• Steigende Energiekosten (Energieumlage – die <strong>Fischerei</strong><br />

verfügt nicht über Biogasanlagen). Für alle<br />

anderen Energieverbraucher sagen sichere Prognosen<br />

voraus, dass noch in diesem Jahrzehnt Kosten<br />

von 30 Cent/kWh erreicht werden.<br />

• Ein zusätzliches Problem ist die Auslagerung der<br />

Förderung in eine externe Stelle (das LFI). Damit ist<br />

weder eine Kostenentlastung für das Land erfolgt,<br />

noch der Fördervorgang entbürokratisiert worden.<br />

Im Gegenteil: Die Absicherungsmentalität des LFI ist<br />

nicht nur 100 % sondern mindestens 1.000 %. Jeder<br />

Antragsteller wie auch die Verantwortlichen für<br />

die <strong>Fischerei</strong>abgabe können ein Lied davon singen.<br />

Der Wust an beizubringenden Unterlagen wird immer<br />

größer, wobei sehr oft völlige Sinnfreiheit für<br />

diese Forderungen besteht. Unsere Forderung: Die<br />

Förderung muss wieder in das Ministerium zurück.<br />

Zusätzlich müssen Betriebe, die mit der Teichwirtschaft<br />

die älteste Form der Aquakultur betreiben, sich gegenüber<br />

der Konkurrenz zu Betrieben aus anderen<br />

Bundesländern durchsetzen. Bundesländer wie Brandenburg,<br />

Sachsen oder Bayern subventionieren ihre<br />

Teichwirtschaften über EU-Programme. Das bedeutet,<br />

dass Betriebe aus diesen Ländern beispielsweise<br />

Karpfen um etwa einen €/kg billiger als wir anbieten<br />

können. Diese Wettbewerbsverzerrung behindert Investitionen<br />

in die Teichwirtschaften. Die Diversifizierung<br />

der Produktion hilft hier nur bedingt, den Druck durch<br />

Dumpingpreise abzufangen. Wir schlagen der Landesregierung<br />

vor, mit uns nach Wegen zu suchen, um<br />

vergleichbare Rahmenbedingungen für unsere Teichwirtschaften<br />

zu schaffen. Der Landesverband der Binnenfischer<br />

hat dazu konkrete Vorschläge, die wir auf<br />

ihre Realisierbarkeit diskutieren sollten.<br />

Im Zusammenhang mit den Entwicklungsmöglichkeiten<br />

in der Aquakultur muss hier noch eine Frage<br />

an die anwesenden Politiker gestellt werden. Zurzeit<br />

wird an der Novellierung des Wassergesetzes<br />

Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet. Leider ist<br />

die <strong>Fischerei</strong> bisher in diesen Prozess nicht eingebunden<br />

worden. Wasser und Gewässer sind nun mal die<br />

Grundlage unserer Wirtschaft. Wir erwarten von der<br />

Landesregierung uns an dem Verfahren zu beteiligen.<br />

Das gilt sowohl für die Verbände als auch für den<br />

regelmäßig tagenden <strong>Fischerei</strong>beirat.<br />

Abschließend möchte ich traditionsgemäß einen<br />

Überblick über die Aktivitäten des Verbandes<br />

im vergangenen Jahr geben. Im Jahre 2012 wurden<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

folgende Veranstaltungen von Verband veranstaltet<br />

oder besucht:<br />

• 3 Präsidiumssitzungen des Landesverbandes der<br />

Binnenfischer<br />

• 3 Präsidiumssitzungen des Landesfischereiverbandes<br />

• 5 Redaktionssitzungen der Zeitschrift „<strong>Fischerei</strong> &<br />

<strong>Fischmarkt</strong>“<br />

• Delegiertenkonferenz des Landesfischereiverbandes<br />

• Teilnahme am Deutschen <strong>Fischerei</strong>tag in Papenburg<br />

• Teilnahme an der Internationalen Grünen Woche<br />

• Teilnahme an den Veranstaltungen der Landesfischereiverbände<br />

Berlin-Brandenburg und Sachsen<br />

• Teilnahme an der Jahrestagung des VdBi<br />

• Teilnahme an den Jahrestagungen der Partnerverbände<br />

• Mitarbeit im obersten Jagdbeirat<br />

• Organisation der Aalbesatzmaßnahmen<br />

• Beratung zur Berufsausbildung in der <strong>Fischerei</strong><br />

• Teilnahme an zwei Kuratoriumssitzungen des<br />

Müritz-Nationalparks<br />

Daneben gab es eine Vielzahl von Gesprächen, Beratungen<br />

und Problemerörterungen mit Verbandsmitgliedern,<br />

Behördenvertretern, Politikern, <strong>Fischerei</strong>wissenschaftlern,<br />

Kollegen aus anderen Bundesländern<br />

und vor allem den Partnern im Landesfischereiverband.<br />

Danksagung<br />

Abschließend möchte ich mich bei den Mitgliedern<br />

des Präsidiums unseres Verbandes für die konstruktive<br />

Mitarbeit bedanken. Mein Dank gilt aber besonders<br />

den Partnerverbänden im Landesfischereiverband<br />

Mecklenburg-Vorpommern, dem Verband der Kutterund<br />

Küstenfischer und dem Landesanglerverband.<br />

Ich möchte auch nicht versäumen, mich bei den<br />

Mitveranstaltern der Jahrestagung der Binnenfischer<br />

Mecklenburg-Vorpommerns, der <strong>LMS</strong> und dem <strong>Fischerei</strong>institut<br />

der Landesforschungsanstalt zu bedanken.<br />

Beide Institutionen sind seit Jahren verlässliche Partner<br />

bei der Vorbereitung und Durchführung dieser Veranstaltung.<br />

Es sind sicher nicht alle Probleme und Sorgen der<br />

<strong>Fischerei</strong> angesprochen worden. Wir hoffen aber,<br />

genügend Stoff für die Grußworte und Diskussionsbeiträge<br />

gegeben zu haben.<br />

9


Fotos: T. Wichmann<br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Mitgliederversammlung des Landesfischereiverbandes<br />

MV e.V. – Schwerin, 20. April <strong>2013</strong><br />

Andreas Schlüter – Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des LFV MV e.V.<br />

Die Mitgliederversammlung des Landesfischereiverbandes<br />

MV e.V. fand am 20. April <strong>2013</strong> im Hotel<br />

& Gasthaus „Zum Reppin“ in Schwerin statt. Hier hatte<br />

bereits die Gründungsveranstaltung des LFV MV e.V.<br />

stattgefunden.<br />

Erfreulich war es festzustellen, dass alle Gäste,<br />

die ihre Teilnahme zugesagt hatten, auch tatsächlich<br />

gekommen waren: Werner Kuhn, Mitglied des Europaparlaments,<br />

Dr. Karl Otto Kreer, Staatssekretär im<br />

LU, Holger Ortel, MdB und Präsident des Deutschen<br />

<strong>Fischerei</strong>verbandes e.V., Mitglieder der Landtags-Fraktionen<br />

der demokratischen Parteien, Vertreter der nachgeordneten<br />

Behörden des Landes wie dem LALLF, der<br />

Landgesellschaft, der Landesforschungsanstalt, und<br />

der <strong>LMS</strong> Agrarberatung.<br />

Ulrich Paetsch und Norbert Kahlfuss (v.l.n.r.)<br />

Nachdem Ulrich Paetsch, Präsident des Landesverbandes<br />

der Binnenfischer MV e.V., als Versammlungsleiter<br />

in gewohnt souveräner Weise die<br />

Gäste und Delegierten begrüßt hatte, legte Norbert<br />

Kahlfuss, Präsident des Landesfischereiverbandes<br />

MV e.V., Rechenschaft über die Höhen und Tiefen<br />

des vergangenen Jahres ab.<br />

10<br />

Er betonte zu Beginn seiner Rede, dass das vergangene<br />

Jahr eher ein schlechteres für die Fischer des<br />

Landes gewesen sei. Fänge und Erträge waren im<br />

Großen und Ganzen unterdurchschnittlich und die zusätzlichen<br />

Auflagen und Restriktionen machten es den<br />

meist kleinen <strong>Fischerei</strong>unternehmen schwer, am Markt<br />

zu bestehen bzw. zu überleben.<br />

Dabei ließ Herr Kahlfuss einige „Breitseiten“ auf<br />

unwahre Behauptungen selbsternannter „Schutzverbände“,<br />

Falschmeldungen in Medien und unerträgliche<br />

Polemik seitens einiger sogenannter Naturschutzverbände<br />

los.<br />

So wird immer wieder gebetsmühlenartig behauptet,<br />

dass die Meere leergefischt seien. Wenn das so<br />

wäre, so der Präsident, dann müssten auf dem Markt<br />

nahezu unbezahlbare Preise für Fische und Fischprodukte<br />

zu zahlen sein. Dem ist aber in der Realität nicht<br />

so. Im Gegenteil, es gibt bei einigen Arten trotz der<br />

angeblichen Knappheit regelrechte „Schleuderpreise“,<br />

da der Markt nicht nur durch Länder wie Deutschland,<br />

Frankreich, Dänemark etc. beliefert wird, sondern insbesondere<br />

durch Norwegen, Island und Russland.<br />

Letztgenannte Länder haben mal so nebenbei ihre<br />

Quoten, z.B. für Kabeljau und Hering, aufgrund aktuell<br />

sehr großer Bestände einfach mal um zig Tausende<br />

Tonnen erhöht und überschwemmen damit dann den<br />

Markt.<br />

Der seit Jahren angekündigte Managementplan,<br />

speziell für den Hering, ist immer noch nicht vorhanden.<br />

So kann man jedoch zu keiner planbaren Bewirtschaftung<br />

kommen.<br />

Anschließend sprach Norbert Kahlfuss über die<br />

Situation der einzelnen Spartenverbände des Landesfischereiverbandes<br />

MV, nämlich Angler, Binnenfischer,<br />

Kutter- und Küstenfischer sowie Hochseefischer.<br />

Er lobte die gute Zusammenarbeit und verwies<br />

auf Erfolge bei der Mitarbeit an der Novellierung des<br />

Landesfischereigesetzes. Dabei gab es Licht (Erhöhung<br />

des Mindestalters für den Erwerb des <strong>Fischerei</strong>scheins<br />

auf 14 Jahre), aber auch Schatten (Mindestpachtdauer<br />

für Gewässer mit Spielräumen für<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Spekulationen, Übertragung der <strong>Fischerei</strong>aufsicht vom<br />

LALLF auf Landkreise und kreisfreie Städte).<br />

Des Weiteren ist die Novellierung der KüFVO in Arbeit<br />

und der LFV MV e.V. hat sich auch dabei intensiv<br />

eingebracht.<br />

Viel Bewegung gab es in der EU-<strong>Fischerei</strong>politik,<br />

so Präsident Kahlfuss. Darin soll die Freizeitfischerei<br />

immer stärker eingebunden werden. Deshalb sei es<br />

dringend nötig, sich auch dabei intensiv zu beteiligen.<br />

Fraglich sei jedoch, ob der Erlass neuer aufwändiger<br />

Verordnungen, die kaum oder schwer in die Tat<br />

umzusetzen sind, letztendlich der Sache dient.<br />

Die Regelung mit Quoten und Aufwand wollte EU-<br />

Kommissarin Damanaki eigentlich abschaffen, tat das<br />

aber nicht. Die Discardproblematik wird momentan<br />

noch einmal genau überprüft.<br />

Zu Fragen des Arten-, Natur- und Umweltschutzes<br />

fand Kahlfuss sehr deutliche Worte gegenüber<br />

offensichtlichen Lügen, Falschdarstellungen, Schauermärchen<br />

und völlig aus der Luft gegriffene unwahre<br />

Behauptungen.<br />

Neben den o.g. Falschmeldungen über leer gefischte<br />

Meere, der Gefahr der Binnenfischerei und<br />

des Angelns für Vogelbestände sowie Schäden durch<br />

Karpfenbesatz in Gewässern, wo überhaupt kein<br />

Karpfenbesatz stattfand, machte Norbert Kahlfuss<br />

seinem Unmut über die geplante Einschränkung der<br />

Stellnetzfischerei in der Hauptfangsaison als Ausgleichsmaßnahme<br />

für die Errichtung des Gas- und<br />

Dampfturbinenkraftwerks in Lubmin in sehr deutlicher<br />

Form Luft.<br />

Letztendlich sei bei all diesen Vorhaben die Verdrängung<br />

der Berufs- und Freizeitfischerei von ihren<br />

angestammten Fanggebieten das Ziel.<br />

Selbst mit ständig wiederholten Lügen würden<br />

derartige Aussagen auch nicht zur Wahrheit, leider<br />

hinterließen sie jedoch bei der entsprechenden Klientel<br />

und bei unkundigen Laien ihre Wirkung.<br />

Weitere Beispiele für eine verfehlte Umweltpolitik<br />

bestimmter Kreise ließen sich im Zusammenhang mit<br />

Fischottern, Seevögeln, Schweinswalen und nicht zuletzt<br />

Kormoranen aufführen.<br />

Manchmal nähmen derartige Forderungen von<br />

selbsternannten Naturschützern schon bizarre Formen<br />

an, nämlich wenn die Hiddenseer Heide aufgrund<br />

„Nullnutzung“ durch den Menschen verkommt oder<br />

wenn als Schutz für Rastvögel an der B 96 auf Rügen<br />

errichtete Bretterzäune wegen der Optik für die<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Urlauber dann auch noch kostspielig mit Sträuchern<br />

bepflanzt werden sollen.<br />

Die Fischer sind schon aus ureigenstem Interesse<br />

nicht gegen den Natur-, Arten- und Umweltschutz. Bei<br />

der Entscheidung über geplante Maßnahmen im Rahmen<br />

von Natura-2000-Gebieten (FFH und SPA) sollten<br />

die verantwortlichen Stellen jedoch mehr Vernunft<br />

walten lassen.<br />

Wurde anfangs immer wieder betont, dass es keine<br />

Verschlechterungen für die Nutzer geben würde,<br />

sind schon jetzt eine Reihe von Nutzungen deutlich<br />

eingeschränkt, mit der Tendenz – über kurz oder lang<br />

– gänzlich verboten zu werden. Das dürfe aber nicht<br />

sein.<br />

In der AWZ wird den Fischern die permanente<br />

Verursachung von Schäden gegenüber den Fischbeständen<br />

aber auch Seevögeln und Schweinswalen<br />

unterstellt. Ein plausibler Schadensnachweis konnte<br />

bisher jedoch nicht erbracht werden. Demgegenüber<br />

ist es seit den neuesten Untersuchungen aber möglich,<br />

z.B. den schädigenden Einfluss hoher Kormoranpopulationen<br />

auf Zanderbestände nachzuweisen. Das<br />

werde dann aber von anderer Seite ignoriert.<br />

Die rasche Erstellung von Managementplänen<br />

erfolge meist ohne die Nutzer. Sie sind dann aber<br />

reichlich mit fischereifreien Zeiten und Zonen gespickt.<br />

Der Ostseehering soll schon seit Jahren mittels<br />

eines Planes gemanagt werden. Dieser ist aber bis<br />

heute nicht erstellt. Nun wird gesagt, dass ein „multi<br />

species“-Plan her müsse, der mehrere Arten im Zusammenhang<br />

betrachtet. Die Frage ist nur, wie lange das<br />

wieder dauert.<br />

Im Zusammenhang mit dem Aal sieht es ebenfalls<br />

trübe aus. Der Managementplan liegt vor, das Damoklesschwert<br />

des totalen Aalfangverbots schwebt dennoch<br />

über den Fischern und Anglern. Für eine Reihe<br />

von Berufsfischern käme ein Verbot dem Ruin gleich.<br />

Dank gilt für Finanzierung von Aalbesatzmaßnahmen<br />

seit mehreren Jahren an die Landesregierung und<br />

die Wissenschaftler, die die Besatzmaßnahmen begleiteten.<br />

Wir hoffen, dass diese Form der Auffüllung der<br />

Bestände die Art retten kann.<br />

Herr Kahlfuss konnte hier nicht einfach enden,<br />

denn ein brennendes Problem seit langer Zeit<br />

sind die Kormorane. Nach einem Rückgang der<br />

Brutpaarzahlen im Jahr 2011 (8.760 BP) sind im vergangenen<br />

Jahr die offiziellen Zahlen wieder<br />

stark angestiegen (11.499 BP).<br />

11


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Daraus sei ersichtlich, dass das Thema nicht vom Tisch<br />

ist und endlich einmal etwas in den bisher unangetastet<br />

gebliebenen Küstenkolonien geschehen muss. Dafür<br />

benötigt der Landesfischereiverband MV e.V. dringend<br />

die Unterstützung durch die Landespolitik.<br />

Die Universität Rostock hat in den letzten Jahren<br />

einige grundlegende Erkenntnisse über die Brutbiologie<br />

und die Ernährung des Kormorans in wissenschaftlichen<br />

Studien gewonnen und feststellen können, dass<br />

eine Wechselbeziehung zwischen Kormoranpopulation<br />

und Zanderbeständen besteht. Diese Korrelation<br />

muss weiter untersucht werden. Dafür werden wiederum<br />

Mittel aus der <strong>Fischerei</strong>abgabe genutzt.<br />

Ganz besonders bedankte sich der Präsident des<br />

Landesfischereiverbandes beim anwesenden Mitglied<br />

des Europäischen Parlaments, Werner Kuhn, für dessen<br />

Einsatz auch für unsere Fischer im <strong>Fischerei</strong>ausschuss<br />

des EU-Parlaments.<br />

Als krasses Beispiel einer verfehlten Philosophie<br />

über den Umgang mit der Natur stellte Kahlfuss die<br />

Veranstaltung der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH<br />

e.V.) zum Thema „Lebendige Ostsee – Perspektiven<br />

einer nachhaltigen Fangpraxis“ in Stralsund dar.<br />

Dort sei von Dr. Nina Wolff, Projektleiterin Meeresnaturschutz<br />

der DUH e.V. u.a. sinngemäß gesagt<br />

worden, dass man sich nicht über die Anzahl der Seevögel<br />

oder andere Zahlen zu streiten brauche, was<br />

zählen würde, sei der Schutzzweck. Dem würde die<br />

bisherige Art der fischereilichen Nutzung jedoch widersprechen.<br />

Nach Meinung des Präsidenten könne man dies<br />

so nicht akzeptieren. Die sehr lange Tradition der <strong>Fischerei</strong><br />

in unserem Land habe keine Fischbestände vernichtet,<br />

keine Seevögel und Seesäugetiere ausgerottet<br />

und auch keine Habitate zerstört.<br />

Diese Aussagen werden auch durch die Landesregierung,<br />

den Landtag und darüber hinaus in Deutschland<br />

sowie der EU unterstützt.<br />

Zum Ende seiner Rede bedankte sich Herr Kahlfuss<br />

bei allen Fischern und den Gästen und rief dazu auf,<br />

gemeinsam für das „Fischland Mecklenburg-Vorpommern“<br />

und eine sichere Zukunft der Fischer wirksam<br />

zu werden.<br />

Staatssekretär Dr. Karl Otto Kreer übermittelte<br />

die Grüße des Landwirtschaftministers und betonte<br />

die enge Rückkopplung mit den Fischern<br />

des Landes.<br />

12<br />

Dr. Karl Otto Kreer<br />

Er äußerte sein eindeutiges Bekenntnis zur <strong>Fischerei</strong><br />

und stellte klar, dass diese einen wichtigen wirt schaftlichen<br />

Faktor, besonders durch die damit verbundenen<br />

Arbeitsplätze darstellt.<br />

Ebenso wäre ein Tourismus in MV ohne <strong>Fischerei</strong>betriebe<br />

überhaupt nicht authentisch, denn diese<br />

stellen ein erhaltenswertes Kulturgut dar.<br />

Das Landesfischereigesetz werde nun im Mai im<br />

Gesetzblatt veröffentlicht und sei dann gültig.<br />

Dr. Kreer deutete an, dass die Kommunalisierung<br />

der ehrenamtlichen <strong>Fischerei</strong>aufsicht wohl nicht mehr<br />

umkehrbar sei. Es würden 45.000 € aus der <strong>Fischerei</strong>abgabe<br />

als Aufwandsentschädigung für die <strong>Fischerei</strong>aufseher<br />

bereitgestellt werden.<br />

Auch die Novellierung der Küstenfischereiverordnung<br />

ist unter Beteiligung der Verbände in Arbeit.<br />

Die Gemeinsame <strong>Fischerei</strong>politik der EU hat einige<br />

harte Fakten im Gepäck, z.B. das völlige Rückwurfverbot,<br />

langfristige Bewirtschaftungspläne, Verschlechterungsverbote<br />

besonders in FFH- und SPA-Gebieten etc.<br />

Kreers Ansicht nach dürfe die Anrechnung des<br />

Beifanges jedoch nicht zur Nichtausschöpfung<br />

der ohnehin schon niedrigen Quoten führen.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Arten mit hoher Überlebenswahrscheinlichkeit müssten<br />

wieder zurückgeworfen werden dürfen.<br />

Er hält es auch für unabdingbar, der ordnungsgemäßen<br />

fischereilichen Nutzung Bestandsschutz zu geben.<br />

Erst wenn Verschlechterungen eintreten sollten,<br />

müsse über eventuell notwendige Maßnahmen geredet<br />

werden.<br />

Im Rahmen des Vorsorgeprinzips müssten praktikable<br />

Lösungen für beide Seiten gefunden werden.<br />

Zum Thema Fischotter und Reusen verwies der<br />

Staatssekretär auf Tests in Niedersachsen, die man<br />

in praxi ausprobieren müsse. Bei den Kormoranen<br />

machte er es an den durch sie verursachten Schäden<br />

fest, ob mehr gegen diese Vögel unternommen werden<br />

könne.<br />

Zur Aquakultur sagte Staatssekretär Dr. Kreer, dass<br />

es ein Unding sei, dass Fischer, die solche Anlagen<br />

errichten möchten, es schwerer mit der Genehmigung<br />

hätten als z.B. Landwirte. Grund sei die Bioabfallverordnung,<br />

die strenge Auflagen beinhalte, die in der<br />

<strong>Fischerei</strong> nicht einzuhalten seien.<br />

Er wolle aber Fischer, die solcherart Anlagen als<br />

weiteres Standbein aufbauen wollen, unterstützen.<br />

Insgesamt sind z.B. für Aquakulturanlagen für<br />

Afri ka nischen Wels und für Zander in Hohen Wangelin<br />

2,4 Mio. € vom Land und von der EU bereitgestellt<br />

worden.<br />

Als letztes Thema führte Dr. Kreer die Forderung<br />

des LFV MV e.V. nach Verwendung von 15 % der<br />

Einnahmen aus der Ostseeangelberechtigung für fischereiliche<br />

Projekte an. Er forderte den Verband auf,<br />

dem LALLF Vorschläge für Projekte zur Finanzierung<br />

aus diesen Mitteln zu unterbreiten.<br />

Werner Kuhn (MdEP) lobte die konstruktive Atmosphäre<br />

und die Orientierung auf die Sachthemen<br />

in dieser komplizierten Situation für die<br />

<strong>Fischerei</strong> in MV.<br />

Er verwies darauf, dass die Eiweißressourcen der<br />

Meere dringend für die Ernährung der rasant wachsenden<br />

Weltbevölkerung gebraucht werden.<br />

Die Quotenregelung im Rahmen der relativen Stabilität<br />

funktioniere, Managementpläne können stabilisierend<br />

wirken, die Verwertung des Beifanges müsse<br />

aber in vernünftige Bahnen gelenkt werden, da das in<br />

den neuesten Regelungen geforderte selektive Fanggerät<br />

kurzfristig nicht zu beschaffen sei. Nicht nachvollziehbar<br />

ist für ihn, dass das MSC-Siegel, welches<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Werner Kuhn<br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

mit den Managementplänen zusammenhängt, von<br />

Greenpeace trotzdem nicht anerkannt wird.<br />

Der maximale Dauerertrag (MSY) wird nach wissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen festgelegt, nicht zuletzt<br />

um Bestände dauerhaft zu stabilisieren.<br />

Kuhn sprach sich deutlich gegen die x-fache Überwachung<br />

auf den Schiffen aus. Bei den teils sehr alten<br />

Booten sollten lieber andere, viel dringendere Reparaturen<br />

durchgeführt werden als in neueste Funk- und<br />

Radartechnik investieren zu müssen.<br />

Die Aalproblematik wird laut seinen Aussagen<br />

trotz Verbots immer noch durch einen Schwarzmarkt<br />

für Glasaalfänge forciert. Es dürfe trotzdem nicht zu<br />

einem generellen Fangverbot für Aal kommen.<br />

Der Referent betonte, dass er als als frisch gebackener<br />

„Freier Elbfischer“ beim Stintfang große Mengen<br />

von Kormoranen gesehen habe. Diese konnten<br />

z.T. wegen ihrer überfüllten Mägen schon gar nicht<br />

mehr auffliegen. In der EU seien bereits 1 Mio. Kormorane<br />

vorhanden.<br />

Die bereits genannte Studie mit den Aussagen darüber,<br />

welch drastische Schädigungen bei einzelnen<br />

Fischarten die Überpopulation von Kormoranen hat,<br />

muss dazu führen, dass restriktive Eingriffe auch<br />

in NSG vorgenommen werden dürfen.<br />

13


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Prof. Dr. Fritz Tack (Die Linke), Agrarausschussvorsitzender<br />

des Landtages, wies auf die gelungene<br />

Rückführung des Mindestalters für die <strong>Fischerei</strong>scheinpflicht<br />

hin und bedauerte das Scheitern der<br />

Wiederauf nahme der <strong>Fischerei</strong>aufsicht in die vorherige<br />

Struktur beim LALLF.<br />

Auch ihm sei bewusst, dass Otterschutzgitter die<br />

Fängigkeit von Reusen einschränken und deshalb<br />

standortspezifische Orte für die Aufstellung von Reusen<br />

gesucht werden müssten.<br />

Prof. Tack hält die kleine handwerkliche <strong>Fischerei</strong><br />

für unverzichtbar für MV. Dazu müssten aber die<br />

Fangquoten und die Erlöse für gefangenen Fisch am<br />

Markt ein Überleben garantieren.<br />

Die Beifangproblematik sei auch aus einem anderen<br />

Blickwinkel nicht gelöst, so Tack. Es gibt seinen<br />

Erkenntnissen nach in Deutschland nur eine einzige<br />

aktive Fischmehlfabrik (in Cuxhaven). Damit stellt sich<br />

bei Wirksamwerden der Discardregelung die Frage,<br />

wo denn sämtliche dann anzulandenden Beifänge<br />

verwertet werden solle.<br />

Referentin Simone Rudloff sprach in Vertretung<br />

von Dr. Ursula Karlowski (MdL, Bündnis 90/Die<br />

Grünen), der Fachpolitischen Sprecherin für Agrar,<br />

Naturschutz und Umwelt, Verbraucher, Ländliche Entwicklung,<br />

Entwicklungspolitik, über die angeblichen<br />

Schäden durch die <strong>Fischerei</strong> an Tierpopulationen.<br />

Sie betonte, dass zahlreiche Fischbestände am Rande<br />

der Ausrottung stünden, es „Nullrunden“ beim Fischfang<br />

geben müsse, damit sich die Bestände wieder<br />

erholen könnten, nur eine „behutsame“ Nutzung der<br />

Ressourcen in Frage käme, „Riesentrawler“ ganze Areale<br />

leerfischen würden und die Auswirkungen der <strong>Fischerei</strong><br />

auf Seevögel, Schweinswale und Kegelrobben<br />

deutlich zu hoch wären. Sie forderte u.a. eine nachhaltige<br />

<strong>Fischerei</strong> sowie die Anpassung der Fangmethoden<br />

zum Schutz der Schweinswalbestände bzw. Seevögel.<br />

Des Weiteren kritisierte Frau Rudloff, dass die<br />

Wertschöpfung bei Fischerzeugnissen nicht in unserem<br />

Bundesland erfolge, sondern „ungebleichter Bio-<br />

Hering“ nur aus Bayern einzuführen sei. Auf Rügen<br />

würden die Urlauber „Alaska-Seelachs aus der Gefriertruhe“<br />

vorgesetzt bekommen und man müsse sich<br />

bei der Vermarktung der heimischen Fische doch vom<br />

„Einheitsbrei“ absetze.<br />

Zuletzt kritisierte sie die Regelung zur <strong>Fischerei</strong>scheinpflicht<br />

ab dem 14. Lebensjahr aus Tierschutz-<br />

14<br />

gründen. Es solle für Kinder nur per Prüfung zum ordentlichen<br />

<strong>Fischerei</strong>schein möglich sein zu angeln.<br />

Herr Paetsch als Versammlungsleiter reagierte sofort<br />

auf die Äußerungen von Simone Rudloff.<br />

Er betonte, dass die <strong>Fischerei</strong>unternehmen sehr<br />

wohl auf regionale Produkte und die Vermarktung vor<br />

Ort großen Wert legen würden. So hat z. B. die <strong>Fischerei</strong><br />

Müritz-Plau GmbH nur regionale Fische in der<br />

Verarbeitung. Sie möge sich doch bitte Informationen<br />

zu den Produkten beschaffen.<br />

Des Weiteren kritisierte er, dass Rudloff viele Äußerungen<br />

vom reinen Hörensagen tätigte, die z.T. vor vielen<br />

Jahren schon falsch waren.<br />

Holger Ortel, MdB und Präsident des Deutschen<br />

<strong>Fischerei</strong>verbandes e.V., ging in seinem Grußwort<br />

darauf ein, dass der Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch in<br />

den letzten Jahren permanent angestiegen ist und bei<br />

durchschnittlich 16 kg liegt.<br />

Es gäbe in Deutschland nur noch 9 hochseefähige<br />

Fangschiffe, da in den vergangenen 20 Jahren<br />

die Deutsche Flotte nach EU-Regelungen „angepasst“,<br />

sprich verkleinert wurde.<br />

Die von deutschen Fischern jährlich gefangenen<br />

300.000 t Fisch würden bei weitem nicht ausreichen,<br />

um den deutschen Bedarf von 1,4 Mio. t/Jahr zu decken,<br />

d.h. es müsse in großem Stil Fisch zugekauft<br />

werden.<br />

Im Weltmaßstab würden jedes Jahr 90 Mio. t<br />

Fisch aus den Meeren geholt, in der Aquakultur produziere<br />

man bereits 80 Mio. t. Außerdem sei abzusehen,<br />

dass der Bedarf pro Kopf und damit die Nachfrage<br />

steigen werden. Umso weniger seien die nicht zu überspringenden<br />

Hürden, z.B. im Baugesetz für Fischer zu<br />

verstehen, die in die Aquakultur als zweites Standbein<br />

einsteigen wollen.<br />

Ortel begrüßte, dass es nun endlich gelungen<br />

sei, DAV und VDSF unter einen Hut zu bringen und<br />

wünschte dem neu entstandenen Deutschen Angelfischerverband<br />

(DAFV) einen guten Start.<br />

Burkhard Lenz von der CDU-Fraktion outete sich<br />

als Kapitän von der Insel Rügen und bestritt vehement<br />

die Äußerung von Frau Rudloff bezüglich des dort in<br />

der Gastronomie vorgesetzten Tiefkühlfischs.<br />

Die Quote beim Hering sei mittlerweile schon fast<br />

abgefischt und die Saison noch sehr lang. Er<br />

könne nicht verstehen, dass die jahrhundertealte<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Dr. Uwe Richter, Holger Ortel, Prof. Dr. Karl-Heinz Brillowski, Dr. Egon Schlieker (v.l.n.r.)<br />

<strong>Fischerei</strong>, die ihren Broterwerb aus dem Fischfang als<br />

Existenzgrundlage ziehe, nun auf einmal ausschließlich<br />

schädlich für die Natur sein solle.<br />

Man müsse den Vorwurf eher umkehren, denn es<br />

seien nachweislich über weite Teile der fischereilich<br />

genutzten Gebiete Natura-2000-Gebiete festgelegt<br />

worden, aus denen die Fischer dann hinaus gedrängt<br />

werden sollen.<br />

Es müsse jedoch einen Kompromiss zwischen Nutzern<br />

und Schützern geben. Dazu wäre der Ostseedialog<br />

in Stralsund eigentlich eine Chance. Dort galt<br />

jedoch nur die Meinung der Veranstalter und auf die<br />

Probleme der <strong>Fischerei</strong> sei überhaupt nicht eingegangen<br />

worden.<br />

Selbst die Ergebnisse aus den Studien zum – übrigens<br />

äußerst seltenen – Vogelbeifang wurden seitens<br />

dieser „Schützerverbände“ nicht anerkannt.<br />

Ähnlich verhält es sich mit den Schweinswalen.<br />

Trotz völliger Unklarheit über deren Anzahl werde ein<br />

Gefahrenszenario auf die <strong>Fischerei</strong> abgewälzt, welches<br />

jeder Grundlage entbehre.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Letztendlich stellt man mir derartigen Thesen das Weiterbestehen<br />

der <strong>Fischerei</strong> in Frage.<br />

Dabei sei gerade die kleine handwerkliche <strong>Fischerei</strong><br />

mit Stellnetzen eine sehr nachhaltige Art des Fischfangs.<br />

Werner Kuhn betonte, dass Fischfallen überhaupt<br />

nicht mit Reusen vergleichbar sind.<br />

Im Rahmen der Diskussion stellte Ulrich Paetsch<br />

nochmals fest, dass mit ottersicheren Reusen deutlich<br />

weniger Fisch zu fangen sei. Bei Untersuchungen<br />

dazu in seinem Unternehmen wurden mit derartigen<br />

Reusen 40-60 % weniger Aale gefangen als mit „normalen“<br />

Reusen. Das sei aber als völlig unrentabel<br />

anzusehen, da die <strong>Fischerei</strong> in sehr großem Maße<br />

auf die Aalvermarktung angewiesen sei, um zu überleben.<br />

Die angedeuteten Alternativen mit Sollbruchstellen<br />

oder Notausstiegen für Fischotter seien allesamt noch<br />

in der Testphase und unausgereift.<br />

Obwohl zwischen 80 und 90% der Otter<br />

durch den Straßenverkehr getötet würden,<br />

15


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

werde die Berufsfischerei als Hauptverantwortliche<br />

für Verluste dieser Tierart angeprangert. Dabei sei in<br />

ganz Mecklenburg-Vorpommern die Otterpopulation<br />

im Wachsen begriffen. Das widerspräche dem o.g.<br />

Vorwurf.<br />

Zum Thema Seevögel wurde aus einer aktuellen<br />

Studie zitiert, worin bei 440 Kutterausfahrten insgesamt<br />

65 Seevögel als Beifang im Netz gelandet sind.<br />

Von den gefangenen Vögeln gehörten 5 Arten zu<br />

vollkommen ungefährdeten Populationen und eine Art<br />

war in geringem Maße gefährdet.<br />

Es sei deshalb höchst unwissenschaftlich bei derartig<br />

niedrigen Beifangzahlen unter Berücksichtigung der<br />

enormen Größe der Vogelpopulationen und der natürlichen<br />

Sterblichkeit von einem großen schädigenden<br />

Einfluss durch die <strong>Fischerei</strong> zu sprechen.<br />

Dr. Egon Schlieker zeigte anhand von Zahlen<br />

auf, wie groß die Menge an gefressenem Fisch durch<br />

die Kormorane im Land tatsächlich ist.<br />

Ausgehend von den aktuell 11.500 Brutpaaren im<br />

Land, den dazu zu zählenden umherstreifenden Kormoranen<br />

(x 3) und unter Berücksichtigung der durchschnittlichen<br />

Fischmenge von 500 g pro Vogel und Tag<br />

komme man allein in Mecklenburg-Vorpommern auf<br />

34,5 t Fisch, die täglich durch diese Vogelart vertilgt<br />

werden. Setzt man dafür ein Durchschnittsgewicht von<br />

100 g an, sind das täglich 345.000 Fische, die dann<br />

auch noch zu 85% (also rund 300.000 Stück) aus<br />

den Bodden und aus den Küstengewässern täglich<br />

entnommen werden.<br />

Hier müsse unbedingt etwas passieren, so Herr<br />

Dr. Schlieker.<br />

Auch der Teichwirt Hermann Stahl sprach von einem<br />

sehr zeitigen Anflug von Kormoranen im Frühjahr<br />

in sein Teichgebiet. Von Entspannung könne keinerlei<br />

Rede sein. Nach seinem Empfinden werden es von<br />

Jahr zu Jahr mehr Kormorane in seiner Teichwirtschaft,<br />

obwohl dort im Jahr regelmäßig zwischen 300 und<br />

350 Vögel abgeschossen würden.<br />

Ulrich Paetsch wies auf die Bedeutung von Teichflächen<br />

für eine ganze Reihe von Arten hin. Wenn<br />

diese Flächen in Menschenhand im Rahmen der Be-<br />

16<br />

wirtschaftung nicht aufwändig gepflegt würden und<br />

langsam verlandeten, würden sie letztendlich unwiederbringlich<br />

als wertvolle Biotope verschwinden.<br />

Zum Schluss meldete sich Herr Peters vom Landkreis<br />

Mecklenburgische Seenplatte zum Thema<br />

<strong>Fischerei</strong> aufsicht zu Wort. Er erklärte, wie wichtig die<br />

<strong>Fischerei</strong>aufsicht besonders für die Fischer sei, hatte<br />

sich aber von Beginn an klarere Regelungen dazu<br />

erwartet.<br />

Es gab sehr viel Verunsicherung bei der Aufgabenübertragung<br />

an die Landkreise und kreisfreien Städte<br />

und einige ehrenamtliche, hochmotivierte <strong>Fischerei</strong>aufseher<br />

waren dadurch sehr verunsichert.<br />

Die Frage war, ob die <strong>Fischerei</strong>aufsicht nun bei<br />

den Landkreisen bleibt oder nicht. Die Regelung der<br />

Organisation der <strong>Fischerei</strong>aufsicht durch das LALLF<br />

war beispielgebend.<br />

Jetzt müsse Ruhe für die eigentliche Aufgabe einkehren<br />

und Zuständigkeiten geklärt, so Peters.<br />

Im Augenblick sei noch keine flächendeckende<br />

<strong>Fischerei</strong>aufsicht gewährleistet. Wenn dies allgemein<br />

bekannt würde, könne er sich vorstellen, dass Schwarzangler<br />

diese Lücken ganz gezielt ausnutzen.<br />

Andererseits plädierte er auch dafür, das Ganze<br />

jetzt nicht nochmalig umzudrehen.<br />

Als Schaltstelle solle der Landkreis Mecklenburgische<br />

Seenplatte fungieren. Dort solle die Auszahlstelle<br />

für die Aufwandsentschädigungen beheimatet<br />

sein.<br />

Norbert Kahlfuss regte in seinem Schlusswort<br />

einen Gedankenaustausch mit der Fraktion Bündnis<br />

90/Die Grünen an. Dazu solle man sich vor dem Kutter-<br />

und Küstenfischerei-Verbandstag an einen Tisch<br />

setzen und seine Standpunkte darlegen.<br />

Die Hochseefischer hatten dazu schon im Dezember<br />

vergangenen Jahres ein Angebot gemacht.<br />

Simone Rudloff erklärte sich bereit, dieses Angebot<br />

an ihre Fraktion weiterzuleiten.<br />

Präsident Kahlfuss verabschiedete danach die<br />

Gäste vom offiziellen Teil und ging im internen Teil<br />

auf die Haushaltssituation des LFV MV e.V. im vergangenen<br />

und im laufenden Geschäftsjahr ein.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Fotos: A. Schlüter<br />

In unserer heimischen Fischfauna fehlt seit zig Jahren<br />

eine ehemals sehr häufig vorkommende Art – der Stör.<br />

Ähnlich wie der Lachs in der Elbe zur Zeit der<br />

Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war auch der<br />

Baltische Stör früher als Massenfisch in der Oder, ihren<br />

Nebenflüssen sowie anderen großen deutschen<br />

Strömen vorhanden.<br />

Nachdem der Mensch in den letzten knapp 100<br />

Jahren durch Wasserverschmutzung, Querverbauung<br />

von Flüssen, Zerstörung von Laichgründen und zu starker<br />

Befischung die Population des Störes ausgelöscht<br />

hat, wird nun seit 1996 durch die Landesforschungsanstalt<br />

(LFA) MV mit Unterstützung z.B. durch die Gesellschaft<br />

zur Rettung des Störs e.V. versucht, einen<br />

eigenen, reproduktionsfähigen Stamm von Baltischen<br />

Stören in der Oder wiederanzusiedeln. Dazu sind seit<br />

2006 mehr als 500 000 Jungstöre in die Oder eingesetzt<br />

worden.<br />

Die im brandenburgischen Nationalpark Unteres<br />

Odertal durch ausgedehnte naturnahe Überschwemmungsflächen<br />

geprägte Oder verfügt noch in Teilbereichen<br />

über geeignete Laichhabitate für die Reproduktion<br />

des Störes. Diese sind fast vollkommen naturnah<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Lebende Fossile in der Oder<br />

Agrarminister beteiligen sich aktiv an Störbesatzmaßnahmen<br />

Andreas Schlüter – Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutz des LFV MV e.V.<br />

belassen und auch in der Nutzung erheblich eingeschränkt<br />

worden. Damit sind gute Voraussetzungen für<br />

das Besatzprogramm gegeben.<br />

In der Außenstelle Born ist seit mehreren Jahren<br />

erfolgreich Nachwuchs Baltischer Störe aufgezogen<br />

worden. Wie Carsten Kühn, Leiter der Versuchsstation<br />

Born des Instituts für <strong>Fischerei</strong> der LFA betonte, sind bisher<br />

etwa 700 Nachwuchslaicher aus den ehemals aus<br />

Kanada eingeführten Elterntieren aufgezogen worden.<br />

Diese sind unter Zuchtbedingungen allerdings wesentlich<br />

schneller geschlechtsreif geworden, als dies in der<br />

Natur geschieht. Laut Informationen der LFA gelang in<br />

Born im Jahre 2010 erstmals außerhalb Nordamerikas<br />

die Reproduktion des Baltischen Störs.<br />

Es dauert normalerweise sehr lange, bis die Weibchen<br />

geschlechtsreif werden. Zuerst einmal werden die<br />

besetzten Tiere die Ostsee aufsuchen, um sich dort<br />

prächtig zu entwickeln. Meistens sind Störe erst nach<br />

15-16 Jahren in der Lage, Nachkommen zu erzeugen.<br />

Um die Reproduktion von Stören in der Oder auf<br />

natürlichem Wege wieder anzukurbeln, sind in den<br />

letzten Jahren mehrfach Besatzmaßnahmen<br />

durchgeführt worden. Dabei sollten die besetz-<br />

Dr. Till Backhaus aus Mecklenburg-Vorpommern und Jörg Vogelsänger aus Brandenburg beim Störbesatz<br />

17


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

ten Fische sehr früh an geeignete Laichhabitate gebunden<br />

werden, die sie dann später zur Fortpflanzung<br />

wieder aufsuchen werden.<br />

Am 8. April <strong>2013</strong> war es dann wieder einmal<br />

soweit. Unter recht starker Beteiligung verschiedener<br />

Medien setzen die beiden Agrarminister, Dr. Till Backhaus<br />

aus Mecklenburg-Vorpommern und Jörg Vogelsänger<br />

aus Brandenburg, bei Hohensaaten Jungstöre<br />

in die Oder ein.<br />

Der Brandenburgische Landwirtschaftsminister bezeichnete<br />

diesen Tag als historisches Datum und ei-<br />

Verhalten und Meldung beim<br />

Fang eines markierten Störes im<br />

Odergebiet, Haff oder Ostsee<br />

In den letzten Jahren sind umfangreiche Anstrengungen<br />

zur Wiederansiedlung des Störes in der Oder<br />

unternommen worden.<br />

Jeder Angler, der zufällig einen Stör mit dieser<br />

gelben Markierung fängt, möchte bitte den Fisch<br />

kurz vermessen, wiegen, die Nummer auf der gelben<br />

Markierung ablesen und den Stör dann wieder<br />

schonend zurücksetzen.<br />

Diese Daten mit Fangtag, -ort, -gerät und Fänger<br />

senden Sie bitte an eine der folgenden Adressen:<br />

• Landesanglerverband MV e.V.<br />

Siedlung 18 a<br />

19065 Görslow<br />

E-Mail: lav-mv@t-online.de<br />

• Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei<br />

Müggelseedamm 310<br />

12587 Berlin<br />

E-Mail: sturgeon@igb-berlin.de<br />

• Landesforschungsanstalt MV<br />

Institut für <strong>Fischerei</strong><br />

Versuchsstation Born<br />

Südstraße 8<br />

18375 Born<br />

• Gesellschaft zur Rettung des Störs e.V.<br />

Fischerweg 408<br />

18069 Rostock<br />

Für die Einsendung erhalten Sie eine kleine<br />

Entschädigung in Höhe von 10,- EUR.<br />

18<br />

nen Akt der Wiedergutmachung an der Natur, da der<br />

Mensch für den Rückgang dieser begehrten Fischart<br />

verantwortlich ist.<br />

Sehr auffallend an allen 200 eingesetzten Tieren<br />

ist der gelbe Plastikstreifen an der Rückenflosse. Diese<br />

Markierung ist mit einer Nummer versehen und erlaubt<br />

es, die Tiere beim Fang in Fischernetzen oder an einer<br />

Angel genau zu identifizieren.<br />

Michael Arndt vom Institut für <strong>Fischerei</strong> der LFA erklärte<br />

die Verfahrensweise beim versehentlichen Fang<br />

dieser wertvollen Satzfische. Wer einen Stör fängt,<br />

sollte der LFA die Größe, das Gewicht, den Fangort<br />

und die auf der Markierung versehene Identifikationsnummer<br />

mitteilen und den Fisch unbedingt wieder zurücksetzen.<br />

Meldungen sind allerdings auch an das<br />

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei<br />

in Berlin sowie die Landesfischerei- bzw. -anglerverbände<br />

Brandenburgs und Mecklenburg-Vorpommerns<br />

möglich.<br />

Nur so lassen sich Erkenntnisse über die zurückgelegten<br />

Wege in den Gewässern, das Wachstum, die<br />

Überlebensrate und letztlich den Erfolg des Wiedereinbürgerungsprogramms<br />

des Störes erhalten.<br />

In den letzten Jahren sind dafür insgesamt 8,2<br />

Mio. € investiert worden.<br />

Von den bisher ausgesetzten 1.500 größeren Exemplaren<br />

sind ungefähr 500 wieder gefangen worden,<br />

unter anderem rund um Bornholm und an der Küste<br />

Schwedens. Dabei zeigte sich auch die große Wachstumspotenz<br />

des Störes. Immerhin war es einigen Exemplaren<br />

gelungen, innerhalb eines Jahres ihr Gewicht zu<br />

verdoppeln. Auch natürliche Feinde sind für den Stör<br />

kaum vorhanden, schon gar nicht, wenn er die Größe<br />

von mehr als einem halben Meter erreicht hat.<br />

Trotzdem bedarf es eines sehr langen Atems, langfristiger<br />

Unterstützung, einer großen Menge Geduld<br />

sowie ausreichend Glück, dass die Aktion von Erfolg<br />

gekrönt ist! Dieser ist erst dann gegeben, wenn die<br />

markierten Störe hierher zurückkehren und aktiv am<br />

Laichgeschäft in der Oder teilnehmen.<br />

Das Störprojekt besitzt zudem noch eine Art<br />

Indikator-Funktion: Gelingt es, den Stör hier wieder<br />

heimisch zu machen, sollte dies für ähnlich reproduzierende<br />

Arten wie Meerforelle, Schnäpel und Lachs<br />

ebenfalls erreichbar sein. Es bestehen gute Chancen<br />

zu ihrer Wiederansiedlung, da die Ansprüche dieser<br />

Arten an den Lebensraum in einigen Bereichen<br />

der Oder gegeben sind.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Fotos: Doggerbank Seefischerei GmbH<br />

Aktuelle Informationen zur Hochseefischerei<br />

Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Dr. Uwe Richter – Mecklenburger Hochseefischerei GmbH<br />

Claus Ubl – Deutscher <strong>Fischerei</strong>-Verband e.V.<br />

Das Jahr 2012 ist Geschichte. Für die Reedereien<br />

der Hochseefischerei Mecklenburg-Vorpommerns<br />

gab es im vergangenen Jahr viel Positives zu berichten,<br />

vor allem was die Entwicklung vieler Fischbestände<br />

und die damit zur Verfügung stehenden Quoten betraf.<br />

Dadurch konnten gute wirtschaftliche Ergebnisse im<br />

Grundfischsektor erzielt werden, wogegen die Ergebnisse<br />

im pelagischen Sektor als durchwachsen beurteilt<br />

werden. Die politische Entwicklung auf dem <strong>Fischerei</strong>sektor<br />

wird von der Hochseefischerei nach wie vor mit<br />

Besorgnis verfolgt.<br />

Im Jahre 2012 fischten vier in MV registrierte<br />

Schiffe in der Fernfischerei. Dies waren ROS 170 „Annie<br />

Hillina“, ROS 171 „Maartje Theadora“; ROS 785<br />

„Helen Mary“ und ROS 786 „Gerda Maria“ (siehe<br />

Tabelle 1). Derzeit sind ca. 220 Seeleute auf diesen<br />

Schiffen beschäftigt. Alle Schiffe verarbeiten und frosten<br />

ihren Fang bereits auf See, und liefern somit auch<br />

aus entfernten Gebieten Fischprodukte von bester „frozen<br />

at sea“ Qualität.<br />

Tab. 1: Hochseefischereiflotte Mecklenburg-Vorpommerns<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Die Fangflotte hat ein Durchschnittsalter von 22 Jahren,<br />

gehört aber damit immer noch zu den moderneren<br />

in Europa. Mit der derzeitigen Schiffskapazität<br />

werden die langfristigen EU-Kapazitätsrichtlinien erfüllt.<br />

Unverständlich und nicht akzeptabel ist deshalb<br />

auch die wiederkehrende öffentliche Kritik von Greenpeace,<br />

verbunden mit Blockade- und Demonstrationsmaßnahmen<br />

bezüglich einer angeblichen Überkapazität<br />

der Flotte im pelagischen Segment. Die Greenpeace-Aktivitäten<br />

eskalierten im März letzten Jahres<br />

auf dem Fangplatz Mauretanien.<br />

Die Nutzung selektiver Fangmethoden im pelagischen<br />

und demersalen Sektor ist für die mecklenburgvorpommersche<br />

Hochseeflotte selbstverständlich. Die<br />

Reedereien beteiligen sich aktiv an der Entwicklung und<br />

Umsetzung von Konzepten für eine nachhaltige <strong>Fischerei</strong>.<br />

Im Jahre 2012 konnte die Kabeljau- und Schellfischfischerei<br />

in der Nordsee und in norwegischen Gewässern<br />

einschließlich Spitzbergen erfolgreich<br />

MSC-zertifiziert werden. Das MSC-Zertifikat für<br />

<strong>Fischerei</strong>kennung Name Rufzeichen KW BRZ IMO-<strong>Nr</strong>. Länge ü.a.<br />

ROS 785* Helen Mary DQLI 5.299 7.278 9126364 116,7<br />

ROS 170* Annie Hillina DEDT 2 2.863 2.417 8028412 86,33<br />

ROS 786* Gerda Maria DFLM 3.000 1.825 8716928 81,32<br />

ROS 171* Martje Theadora DEAN 2 8.640 9.082 9182801 140,8<br />

*) Reederei Oderbank Hochseefischerei GmbH / Reedereisitz 18546 Sassnitz, Im Fährhafen / Heimathafen Rostock<br />

ROS 785 Helen Mary Fischtrawler ROS 170 Annie Hillina<br />

19


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

ROS 786 Gerda Maria ROS 171 beim Dampfen<br />

die Seelachsfischerei in der Nordsee und in norwegischen<br />

Gewässern wurde im Februar 2012 erfolgreich<br />

verteidigt. Auch die Jahresaudits des MSC für die zertifizierte<br />

Heringsfischerei in der Nordsee und in norwegischen<br />

Gewässern waren erfolgreich. Diese <strong>Fischerei</strong>en<br />

gelten für ein weiteres Jahr als MSC-zertifiziert. Der<br />

anhaltende Streit zwischen der EU, Norwegen, den<br />

Färöern und Island zur Aufteilung der Makrelenquoten<br />

sowie zur Erarbeitung eines gemeinsamen, langfristigen<br />

Bewirtschaftungsplanes für diesen Bestand führte auch<br />

für die deutsche Hochseefischerei zu einer Aussetzung<br />

der Zertifizierung der Makrelenfischerei nach dem<br />

MSC-Standard. Derzeit stammen 41% der in europäischen<br />

Gewässern gefangenen pelagischen Arten aus<br />

einer MSC-zertifizierten <strong>Fischerei</strong>. Bei der demersalen<br />

<strong>Fischerei</strong> sind 49% der Fänge MSC-zertifiziert.<br />

Regelmäßig begleiten Wissenschaftler die Fangreisen<br />

der Schiffe, um verschiedenste fischereibiologische<br />

Daten zu erheben. Diese fließen in die jährlichen<br />

ICES-Empfehlungen ein. Eine aktive Mitarbeit bei der<br />

Bekämpfung der illegalen, nicht gemeldeten und unregulierten<br />

<strong>Fischerei</strong> (IUU) ist für die Reedereien selbstverständlich.<br />

Im Deutschen Hochseefischereiverband, dem auch<br />

alle Reedereien aus Mecklenburg-Vorpommern angehören,<br />

fand während des vergangenen Jahres wieder<br />

eine Abstimmung der Einsatz- und Quotennutzungsplä-<br />

20<br />

ne statt, um die Bedingungen für die Schiffe zu optimieren<br />

und die für Deutschland zur Verfügung stehenden<br />

Fangquoten so effektiv wie möglich zu nutzen. Auch<br />

die Quotentausche mit den Fischern der Kutterfischerei<br />

und mit anderen europäischen Mitgliedstaaten trugen<br />

zur Verbesserung der Fangquotensituation und damit<br />

zu einer besseren Quotenausnutzung aller deutschen<br />

<strong>Fischerei</strong>en bei.<br />

Die Fangergebnisse in der <strong>Fischerei</strong> auf Kabeljau<br />

vor Norwegen und in der Barentssee sowie Spitzbergen<br />

waren gut. Die Seelachsfischerei vor der norwegischen<br />

Küste entsprach dagegen nicht den Erwartungen.<br />

In der Nordsee fanden 2012 keine Aktivitäten im<br />

Hinblick auf Weißfisch statt. Die Quoten wurden der<br />

Kutterfischerei im Rahmen von Tauschen zur Verfügung<br />

gestellt. Die <strong>Fischerei</strong> auf Schwarzen Heilbutt übertraf<br />

in ihrer Effizienz das Vorjahresniveau. ROS 786 war<br />

sowohl vor Ost- als auch vor Westgrönland im Einsatz<br />

und nutzte die Fangquoten voll aus.<br />

Die <strong>Fischerei</strong> auf die pelagischen Schwarmfische<br />

Hering, Holzmakrele und Makrele in der Nordsee<br />

und dem Nordatlantik war wie in den Vorjahren gut.<br />

Dies diente dem Ausgleich der insgesamt unbefriedigenden<br />

Quotensituation beim Blauen Wittling. Auch<br />

2012 wurde wieder ein Schwarmfischfänger (ROS<br />

170) über mehrere Monate in der pelagischen<br />

Rotbarschfischerei eingesetzt. Zwei Schwarm-<br />

Tab. 2: Fangerträge der Hochseefischerei Mecklenburg- Vorpommerns für den Zeitraum 2008 bis 2012<br />

Jahr Anzahl Fangfahrzeuge Fang­Grundfisch­[t] Fang­Schwarmfisch­[t] Gesamtfang­[t]<br />

2008 4 3.575 105.591 109.166<br />

2009 5 3.692 76.717 80.409<br />

2010 4 3.435 86.767 90.902<br />

2011 4 3.809 83.383 87.192<br />

2012 4 3.871 74.754 78.625<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Tab. 3: Einsatzpläne <strong>2013</strong> von Schiffen der Hochseefischereiflotte MVs<br />

Schiff Zeitraum geplante­Fangtage Gebiet Fischart<br />

Gerda<br />

Maria<br />

ROS786<br />

Annie<br />

Hillina<br />

ROS170<br />

fischfänger (ROS 171; ROS 785) waren für 3 Monate<br />

in mauretanischen Gewässern im Einsatz. Die <strong>Fischerei</strong><br />

endete dort am 24. April, da die Jahresquote der EU<br />

abgefischt war und die Fahrzeuge kehrten nach Europa<br />

zurück. Aufgrund der angespannten Quotensituation<br />

wurden beide Schwarmfischfänger anschließend<br />

für 40 Tage aufgelegt.<br />

Weitere Aktivitäten in der Fernfischerei fanden aufgrund<br />

fehlender <strong>Fischerei</strong>abkommen (Marokko) und<br />

ungeklärter Bestandsfragen (Südpazifik) nicht statt.<br />

Aus Tabelle 2 sind die Fangergebnisse der letzten 5<br />

Jahre ersichtlich, den charakteristischen Einsatzzyklus<br />

der Fahrzeuge kann man Tabelle 3 entnehmen.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Januar 20 Norwegen; Nordsee; Spitzbergen Seelachs, Kabeljau, Schellfisch<br />

Feb.­März 55 Norwegen; Nordsee; Spitzbergen Seelachs, Kabeljau, Schellfisch<br />

April-Juli 100 Grönland-Ost; NEAFC Heilbutt, Kabeljau; Rotbarsch<br />

Juli­August 45 Grönland-West/Ost; NEAFC Heilbutt, Kabeljau; Rotbarsch<br />

Sept.-Okt. 45 Grönland-West/Ost Heilbutt, Kabeljau; Rotbarsch<br />

Nov.-Dez. 20 Grönland-West/Ost Heilbutt, Kabeljau; Rotbarsch<br />

Januar 23 Nordsee, westbrit. Gewässer Makrele<br />

Februar 20 Nordsee, westbrit. Gewässer Makrele; Holzmakrele<br />

März 22 Nordsee, westbrit. Gewässer Makrele, Holzmakrele, Bl. Wittling<br />

April 22 Nordsee, westbrit. Gewässer Blauer Wittling, Argentinus, Hering<br />

Mai 22 Reykjanesrücken, Grönland Rotbarsch<br />

Juni 15 Reykjanesrücken, Grönland Rotbarsch<br />

Juli 25 Reykjanesrücken, Grönland Rotbarsch<br />

August 25 Norwegen Rotbarsch, Hering<br />

September 22 Norwegen Rotbarsch, Hering<br />

Oktober 25 Nordsee, westbrit. Gewässer Makrele; Holzmakrele<br />

November 22 Nordsee, westbrit. Gewässer Makrele; Holzmakrele<br />

Dezember 25 Nordsee Hering<br />

Pelagische­Fänge­vollständig­zu­Produkten­<br />

für­den­menschlichen­Konsum­verarbeitet<br />

Die Hochseefischerei hat sich im vergangenen Jahr aktiv<br />

an der Diskussion und Meinungsbildung zur Reform<br />

der Gemeinsamen <strong>Fischerei</strong>politik der EU beteiligt, und<br />

nimmt ihre Verantwortung im ökologischen, wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Bereich ernst.<br />

Die Neuausrichtung der EU-Kommission bezüglich<br />

ihrer Standpunkte bei Verhandlungen über Drittlandsabkommen<br />

sowie ihr Agieren bei internationalen<br />

Quotenverhandlungen bereitet der Hochseefischerei<br />

weiterhin Probleme und verschärft zunehmend<br />

die Situation für den pelagischen und auch<br />

ROS 786: Hieven des Steertes an Bord; Schwere See beim Fischfang; Sortieren des Fanges an Bord von ROS 170 (v.l.n.r.)<br />

21


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Heilbuttfang bei Grönland<br />

demersalen Sektor. Dafür sollen nachfolgende Beispiele<br />

stehen:<br />

So wurden bei der Verhandlung des neuen Grönlandprotokolls<br />

die von Grönland gebotenen Fangquoten<br />

für Schwarzen Heilbutt nicht in voller Höhe<br />

angenommen. In den jährlichen Verhandlungen mit<br />

Grönland war dieser Fakt dann nicht mehr reparabel,<br />

trotz eines optimistischen ICES-Advice.<br />

Die ausgehandelten technischen Maßnahmen im<br />

Rahmen des neuen Mauretanienabkommens ermöglichen<br />

es nicht mehr, in dortigen Gewässern wirtschaftlich<br />

rentabel zu agieren. Alle Bemühungen der europäischen,<br />

pelagischen Industrie zur Wiederaufnahme<br />

von Verhandlungen zu den technischen Maßnahmen<br />

scheiterten.<br />

Die von Norwegen diktierten Beifangregelungen<br />

für Schellfisch im Rahmen der Kabeljaufischerei bei<br />

Spitzbergen sind für die EU-Flotte diskriminierend. Die<br />

KOM nimmt dies mehr oder weniger hin.<br />

Zum wiederholten Male war zu verzeichnen, dass<br />

durch die teilweise unprofessionelle Verhandlungsführung<br />

der Kommission mit Norwegen zum Jahresende<br />

kein Abkommen zustande gekommen war. Dadurch<br />

erfolgte eine Blockade der <strong>Fischerei</strong> zum Anfang des<br />

22<br />

Folgejahres. Viele Quoten konnten mit der ersten TAC-<br />

Verordnung nur zu 70 % des Vorjahreswertes ausgereicht<br />

werden, und eine <strong>Fischerei</strong> in norwegischen<br />

Gewässern war unmöglich. Als dann die 100%-ige<br />

Quotenfreigabe endlich erfolgen konnte, waren saisonbedingte<br />

<strong>Fischerei</strong>en (wie beispielsweise Blauer<br />

Wittling) bereits abgeschossen.<br />

Perspektiven­für­die­Zukunft<br />

Trotz aller Schwierigkeiten blicken die Vertreter der<br />

Hochseefischerei Mecklenburg Vorpommerns optimistisch<br />

in die Zukunft. Ein Beispiel dafür: Erstmals seit 18<br />

Jahren ist für 2014 die Indienststellung eines Hochseetrawlerneubaus<br />

(siehe Tab. 4) vorgesehen ist. Damit<br />

wird ein langfristig angelegtes Konzept zum Kapazitätsersatz<br />

eingeläutet. Der Neubau wird ca. 86 m lang sein<br />

und für die pelagische- und Grundschleppnetzfischerei<br />

ausgerüstet. Das Fahrzeug ist für den weltweiten Einsatz<br />

konzipiert und wird vollständig aus Eigenmitteln finanziert.<br />

Daneben werden auch die „Helen Mary“ und die<br />

„Maartje Theadora“ <strong>2013</strong> einer umfangreichen Modernisierung<br />

unterzogen. Dafür werden beide Schiffe<br />

für ca. zwei Monate in die Werft gehen.<br />

Tab. 4: Neubauprojekt Warnemünder Hochseefischerei GmbH<br />

Indienststellung: 2014<br />

Technische­Parameter<br />

Länge ü.a. 86,10 m<br />

Breite 16,00 m<br />

Vermessung 4.270 BRZ<br />

Antriebsleistung 4.000 KW<br />

Gefrierleistung ca. 100 t/24h<br />

Besatzung 34 Personen<br />

Einsatz Pelagische- und Grundschleppnetzfischerei<br />

Ansicht des Neubaues eines Hochseetrawlers<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Die Frühjahrsheringssaison <strong>2013</strong> – wieder ein<br />

Saisonverlauf mit Höhen und Tiefen<br />

Dr. Uwe Richter – Euro-Baltic Fischverarbeitungs GmbH<br />

Claus Ubl – Deutscher <strong>Fischerei</strong>-Verband<br />

Die Vorfreude auf die Frühjahrsheringssaison war<br />

groß, denn bereits die Herbstfischerei der Schleppnetzfänger<br />

auf Hering zum Ende des letzten Jahres<br />

war sehr erfolgreich und in der Regel deutet dies auf<br />

einen erfolgreichen Start in die Frühjahrsheringssaison<br />

hin. Hinzu kam, dass die Heringsquote um 23,4 %<br />

angehoben wurde. Damit standen in Deutschland<br />

14.234 t Heringsquote zur Verfügung. Bereits zum<br />

Jahresende 2012 hatten sich die Küstenfischer und die<br />

Hochseefischerei darauf geeinigt, dass wie in den vergangenen<br />

Jahren im Rahmen eines Tauschgeschäftes<br />

zusätzlich 1.000 t Hering für die Betriebe der Küstenfischerei<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung<br />

(BLE) nahm die Quotenaufteilung unter Berücksichtigung<br />

einer Rückstellung von 363,8 t wie folgt vor:<br />

• nicht organisierte Nebenerwerbsfischer: 58,8 t<br />

• nicht organisierte Haupterwerbsfischer: 286,6 t<br />

• Haupterwerbsfischer: 13.525,1 t<br />

Den in Mecklenburg-Vorpommern registrierten und<br />

organisierten <strong>Fischerei</strong>unternehmen standen hiervon<br />

8.298,5 t zur Abfischung zur Verfügung.<br />

<strong>Fischerei</strong>verlauf<br />

Die Heringsfischerei startete traditionell mit den Anlandungen<br />

der Schleppnetzfänger bereits am 3. Januar<br />

des Jahres. Die Schleppnetzfischerei war über den<br />

gesamten Saisonverlauf sehr gut und konnte die Rekordanlandungen<br />

der letzten Frühjahrsheringssaison<br />

sogar noch überbieten. Erst mit höheren Beifängen an<br />

Sprotte und kleinem Hering wurde die Schleppnetzfischerei<br />

auf Hering Anfang April beendet. Mögliche<br />

Restquoten der Unternehmen sind mit einem guten<br />

wirtschaftlichen Ergebnis auch in den Herbstmonaten<br />

abfischbar.<br />

Die Reusenfischerei, einst das Aushängeschild<br />

der vorpommerschen Heringsfischerei, hat sich auf<br />

ein gesundes Maß reduziert, stellt aber nach wie vor<br />

für Einzelunternehmen eine einträgliche Erwerbsquelle<br />

dar. Im gesamten Saisonverlauf wurden ca. 600 t<br />

Reusenhering vermarktet.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Bereits in den frühen Morgenstunden landen die Schleppnetzfänger<br />

(hier die SAS 110 „Westbank“) ihre Fänge beim<br />

Fischverarbeitungswerk Euro-Baltic Mukran an<br />

Der Stellnetzhering wurde aufgrund seiner Qualität<br />

in den Hauptfangmonaten März bis Mitte April hoch<br />

gehandelt. Dies gipfelte in teilweise unrealistischen<br />

Preisverhandlungen. Die Lieferoptionen teilten sich regional<br />

und nach Preisgebot, wobei jeder Fischer freie<br />

Hand hatte, sich seine Lieferoptionen zu sichern.<br />

„Wind und Wetter“ waren <strong>2013</strong> keine guten<br />

Partner für die Stellnetzfischer. Beginnend im Februar<br />

mit teilweise akzeptablen Fängen brachten Kälte und<br />

Eis die <strong>Fischerei</strong> wieder schnell zum Erliegen. Erst ab<br />

27. März kann von einer durchgängigen Stellnetzfischerei<br />

gesprochen werden. Die Saison der Stellnetzfischer<br />

war kurz und endete bereits in der ersten<br />

Maiwoche. Die Quote konnte jedoch im Wesentlichen<br />

abgefischt werden.<br />

Nach vorläufigen Schätzungen wurde die gesamte<br />

Heringsquote Deutschlands zum Stand 09.05. bereits<br />

zu 97 % ausgefischt. Die Vermarktung erfolgte<br />

wie folgt:<br />

500 t Lieferung nach Polen<br />

9.600 t Lieferung an Euro-Baltic<br />

2.700 t Lieferung nach Dänemark<br />

ca. 1.000 t regionale Vermarktung<br />

23<br />

Fotos: Uwe Richter


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Heringspuken nach der Anlandung durch die Stellnetzfischer<br />

in Freest<br />

Offene­Probleme<br />

In Kreisen der aktiven Fischer in Mecklenburg-Vorpommern<br />

zählt nur die Abnahmesicherheit des Fanges,<br />

unabhängig der Qualität und zeitlicher Begrenzungen<br />

bei Erzielung eines maximalen Ertrages. Als Unternehmer<br />

sicher ein ehrwürdiges Geschäftsgebaren, aber<br />

unter realistischer Marktanalyse heute eine Utopie.<br />

Allen Wirtschaftsbeteiligten sollte dabei klar sein,<br />

dass der Ostseehering aufgrund fehlender MSC-Zertifizierung<br />

national und international am Markt nur noch<br />

als Produkt mit vermindertem Preis gehandelt wird. In<br />

diesem Jahr funktionierte noch die Preisdiskussion bei<br />

Stellnetzhering zwischen Deutschland und Dänemark<br />

zugunsten der Fischer. Aber das ist Geschichte. Künftige<br />

Preise werden sich ausschließlich an der Qualität<br />

orientieren. Qualitätsparameter sind Konsistenz, Fett-<br />

24<br />

gehalt sowie der Anteil und der Reifegrad des Rogens.<br />

Jeglicher Saisonverlauf über Mitte April hinaus führt zu<br />

Anlandungen mit geringerer Qualität und damit kaum<br />

bzw. schlecht vermarktungsfähiger Ware. Notwendige<br />

Fettgehalte von 7-8 % sowie ein akzeptabler Anteil<br />

reifen Rogens können nicht mehr gewährleistet werden.<br />

Somit ist ein Überdenken der traditionellen Gepflogenheiten<br />

in der Heringsfischerei dringend geboten.<br />

Euro-Baltic hat im Laufe der Saison versucht, durch<br />

Preisregulierungen und terminliche Festsetzungen zur<br />

Beendigung des Fischaufkaufes der internationalen<br />

Marktsituation Rechnung zu tragen.<br />

Da gerade in den inneren Küstengewässern auf<br />

Grund des lang anhaltenden Winters erst sehr spät<br />

mit der Stellnetzfischerei auf Hering begonnen werden<br />

konnte, wurde von Seiten der <strong>Fischerei</strong> darum<br />

gebeten, die Heringsannahme nicht wie vorgesehen<br />

schon Ende April einzustellen, sondern den kleinen<br />

Stellnetzfischern die Möglichkeit zu geben, bis Anfang<br />

Mai noch Hering nach Mukran zu liefern. Dieser Bitte<br />

kam Euro-Baltic nach, trotz der daraus resultierenden<br />

Verluste für das Unternehmen.<br />

Für Euro-Baltic ist es aus diesem Grunde nicht nachvollziehbar,<br />

dass von einigen Vertretern der <strong>Fischerei</strong><br />

dann mit falschen Behauptungen an die Presse herangetreten<br />

wird, in denen unter anderem von Niedrigpreisen<br />

die Rede ist. Abb. 1 zeigt die Preisentwicklung bei<br />

Euro-Baltic für die Heringsaufkäufe in den letzten neun<br />

Jahren. Diese Zahlen belegen eine andere Entwicklung<br />

und Euro-Baltic weist die in der Presse erschienenen<br />

Vorwürfe entschieden zurück.<br />

Abb. 1: Preisentwicklung<br />

der Heringsanlandungen<br />

im<br />

Fischwerk Euro-<br />

Baltic Mukran in<br />

den vergangenen<br />

neun Jahren<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Anlandungen in Tonnen<br />

Fettgehalt in Prozent<br />

Der Höhepunkt war die Äußerung des Europaabgeordneten<br />

Werner Kuhn, der im Nordkurier die Förderpolitik<br />

des Landes MV in Zusammenhang mit dem Bau<br />

des Fischwerkes Euro-Baltic Mukran scharf angreift.<br />

Bevor er solche Äußerungen tätigt, sollte Herr Kuhn<br />

besser darüber nachdenken, wie er 9.600 t Hering in<br />

Mecklenburg-Vorpommern mit einem annähernd gleichen<br />

Betriebsergebnis für die Fischer vermarkten will,<br />

wie Euro-Baltic dies seit 10 Jahren praktiziert.<br />

Zur Verdeutlichung der oben beschriebenen<br />

Situation dienen die Abbildungen 1-3 zur Preisentwicklung<br />

in den letzten neun Jahren, den Verlauf der<br />

diesjährigen Stellnetzanlandungen sowie zur Entwicklung<br />

der Fettgehalte während der diesjährigen<br />

Heringssaison.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Abb. 2: Entwicklung der<br />

Stellnetzanlandungen<br />

während der<br />

Frühjahrsheringssaison<br />

<strong>2013</strong> beim Fischverarbeitungswerk<br />

Euro-Baltic Mukran<br />

(Im Januar und<br />

Februar wurden<br />

zudem insgesamt 11<br />

Tonnen Stellnetzhering<br />

angelandet.)<br />

Abb. 3: Entwicklung der<br />

Fettgehalte im<br />

Saisonverlauf,<br />

unterteilt nach<br />

den verschiedenen<br />

Fang methoden<br />

Eine Lösung der beschriebenen Problematik ist nur<br />

durch eine MSC-Zertifizierung des Ostseeherings zu erzielen.<br />

Leider muss man jedoch feststellen, dass der bereits<br />

im Jahre 2007 eingereichte Antrag der Euro-Baltic<br />

GmbH und EO Nordsee nach Ablauf der Karenzfrist<br />

in diesem Jahr zurückgezogen werden muss. Grund<br />

hierfür ist der fehlende bzw. nicht in Kraft gesetzte<br />

Managementplan. Das Versagen der Europapolitik<br />

zeigt hier seine gravierenden wirtschaftlichen Folgen.<br />

Hier sollte man die Frage stellen, was der EU-Vertreter<br />

Mecklenburg-Vorpommerns in Brüssel zur Problemlösung<br />

wirklich unternommen hat. Seine spontanen<br />

Reden auf Verbandsveranstaltungen sind allgemein<br />

bekannt. Allein das Ergebnis und die Umsetzung<br />

seiner Versprechen sind unbefriedigend.<br />

25


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Internationale Aal-Konferenz – Hamburg, 25. April <strong>2013</strong><br />

Claus Ubl – Deutscher <strong>Fischerei</strong>-Verband e.V. und Malte Dorow – Landesforschungsanstalt MV, Institut für <strong>Fischerei</strong><br />

Am 25. April fand in den Räumlichkeiten des Alster<br />

Canoe Clubs in Hamburg die durch den Deutschen<br />

<strong>Fischerei</strong>-Verband organisierte Internationale Aalkonferenz<br />

statt. Anlass für diese Konferenz waren die Pläne<br />

des Europäischen Parlamentes, die Verordnung (EG) <strong>Nr</strong>.<br />

1100/2007 des Rates vom 18. September 2007 mit<br />

Maßnahmen zur Wiederauffüllung des Bestands des<br />

Europäischen Aals nicht nur einer formalen Anpassung<br />

an den Lissabon-Vertrag zu unterziehen, um somit die<br />

Mitsprache des Europäischen Parlamentes zu gewährleisten,<br />

sondern auch weitreichende Änderungen vorzunehmen.<br />

Die geplanten Änderungen sehen beispielsweise<br />

eine erhebliche Einschränkung bzw. ein Verbot der<br />

Befischung der einzelnen Lebensstadien des Aals vor.<br />

Die zuständige Berichterstatterin des Europäischen Parlamentes,<br />

die schwedische Abgeordnete Isabella Lövin<br />

(Fraktion der Grünen/Freie Europäische Allianz), war<br />

ebenso eingeladen wie die beiden deutschen Europa-<br />

Parlamentarier Ulrike Rodust (Fraktion der Progressiven<br />

Allianz der Sozialisten und Demokraten im Europäischen<br />

Parlament) und Werner Kuhn (Fraktion der Europäischen<br />

Volkspartei/Christdemokraten). Alle drei Parlamentarier<br />

sind gleichzeitig Mitglieder des <strong>Fischerei</strong>ausschusses<br />

des Europäischen Parlamentes.<br />

26<br />

Holger Ortel (MdB, Präsident des Deutschen <strong>Fischerei</strong>-Verbandes,<br />

links) und Arne Koops, Leiter der Aal-Versandstelle<br />

(v.l.n.r.), auf dem Weg zum Besatz der Alster. Ein Ereignis,<br />

das von vielen Medienvertretern verfolgt wurde.<br />

Fotos: Albrecht Wegner<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Viel­beachtet­–­Aalbesatz­in­der­Alster<br />

Begleitend zur Konferenz fand ein Aalbesatz in der<br />

Alster statt. Dabei wurden rund 5.000 vorgestreckte<br />

Aale mit einem Durchschnittsgewicht von 10 Gramm<br />

ausgesetzt. Das Besatzmaterial wurde zu 80 Prozent<br />

aus der <strong>Fischerei</strong>abgabe der Stadt Hamburg und zu<br />

20 Prozent von der Aal-Versandstelle des Deutschen<br />

<strong>Fischerei</strong>-Verbandes gesponsert. Die Besatzaktion sowie<br />

die anschließende Aalkonferenz stießen auf reges<br />

mediales Interesse. Allein drei Kamerateams von verschiedenen<br />

Fernsehsendern waren vor Ort, um von<br />

den bestandsfördernden Besatzmaßnahmen in der<br />

Alster zu berichten<br />

Statements aus dem vielseitig zusammengesetzten<br />

Teilnehmerkreis<br />

Insgesamt nahmen rund 40 Personen, die aus der <strong>Fischerei</strong>praxis,<br />

-forschung und -politik stammten, an der<br />

Konferenz teil. Die internationalen Gäste kamen aus<br />

England, Dänemark und Schweden. Die Konferenz<br />

wurde durch den Präsidenten des Deutschen <strong>Fischerei</strong>-<br />

Verbandes, Holger Ortel, eröffnet. Anschließend stellten<br />

jeweils ein Vertreter der Binnenfischerei, der Küstenfischerei<br />

und der Anglerschaft in Kurzreferaten die<br />

möglichen Auswirkungen einer Änderung der Aalverordnung<br />

auf ihren Bereich dar. Anhand von Beispielen<br />

präsentierten die <strong>Fischerei</strong>vertreter gleichzeitig, welche<br />

regionalen Maßnahmen zum Schutz und Erhalt des<br />

Aals durchgeführt werden.<br />

• Binnenfischerei<br />

Roland Menzel, der Vorstandsvorsitzende der <strong>Fischerei</strong>schutzgenossenschaft<br />

„Havel“ Brandenburg e. G.,<br />

sprach als Vertreter der Binnenfischerei. Nach Angaben<br />

von Menzel basieren zwischen 60 und 75 Prozent<br />

der Betriebseinkommen seiner Mitglieder auf dem<br />

Aalfang und dessen Veredelung. Für den Erhalt der<br />

fischereilichen Nutzung stellt Aalbesatz im Bereich des<br />

Landes Brandenburg eine langjährige und bewährte<br />

Praxis dar. Seit dem Jahr 2006 läuft in der Elbe zudem<br />

ein wissenschaftlich begleitetes Projekt zur Laicherbestanderhöhung,<br />

bei dem sich die <strong>Fischerei</strong>genossenschaft<br />

aktiv um eine Erhöhung der Blankaalabwanderung<br />

bemüht. Da die deutschen Managementpläne<br />

erst im Jahre 2010 genehmigt worden sind, ist es laut<br />

Herrn Menzel viel zu früh, Erfolge der eingeleiteten<br />

Maßnahmen jetzt schon nachweisen zu können. Darum<br />

lautete sein Appell an Frau Lövin: „Gebt der Umsetzung<br />

dieser Pläne die notwendige Zeit.“<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

• Anglerschaft<br />

Robert Jankowski, Referent für Natur und Umwelt beim<br />

Angelsport-Verband Hamburg e. V., sprach stellvertretend<br />

für die Anglerschaft. Auch er betonte, dass die<br />

Angler sich intensiv für den Erhalt und den Schutz des<br />

Aals einsetzen. So haben beispielsweise der Angelsport-Verband<br />

Hamburg und der Landessportfischerverband<br />

Schleswig-Holstein gemeinsam in den Jahren<br />

2009 bis 2012 mehr als 2 Millionen Aale in dafür<br />

geeignete Gewässer ausgesetzt. Aus Sicht der Anglerschaft<br />

haben die aktuellen Aalmanagementpläne eine<br />

überzeugende wissenschaftliche Grundlage und sind<br />

das richtige Instrument, um den Aalbestand zu sichern.<br />

Nicht ausreichend berücksichtigt sind jedoch bisher<br />

die Minderung des Einflusses der Wasserkraftnutzung,<br />

Kühlwasserentnahme und die Prädation durch den<br />

Kormoran.<br />

• Küstenfischerei<br />

Für die Küstenfischerei sprach Olaf Jensen, der sowohl<br />

auf der Elbe als auch auf Schlei und Ostsee<br />

seinem Beruf nachgeht. Er wies auf die lange Tradition<br />

des Aalfangs in Norddeutschland hin. Auch für den<br />

Küstenfischer ist der Aal, den er selber räuchert und<br />

direkt vermarktet, der Haupterwerbsfisch. Laut Jensen<br />

droht mit dem Wegfall des Aalfangs vielen <strong>Fischerei</strong>betrieben<br />

an der Küste das Aus. Um die berufliche<br />

Grundlage zu sichern und aktiv die Laicherbiomasse<br />

zu erhöhen, engagiert sich Fischer Jensen für die<br />

Durchführung von Aalbesatzmaßnahmen im Küstenbereich.<br />

Gemeinsam mit fast allen anderen Fischern der<br />

Schlei, den ortsansässigen Gemeinden, Fischräuchereien<br />

sowie anderen Institutionen und Personen hat er<br />

2010 die Aktion „Aal utsetten in de Schlie“ ins Leben<br />

gerufen. Laut Jensen wären solche gemeinschaftliche<br />

Aktivitäten, die den Aalschutz zum Ziel haben, durch<br />

eine Änderung der Aalverordnung gefährdet.<br />

• Wissenschaft<br />

Die wissenschaftliche Bewertung der Aalmanagementpläne<br />

nahm Dr. Uwe Brämick, Direktor des Instituts für<br />

Binnenfischerei Potsdam-Sacrow und Mitglied der ICES<br />

Working Group on Eel, vor. Zunächst stellte er Daten<br />

zum Aalbestand vor und ging auf mögliche Ursachen<br />

für den Aalrückgang ein, die trotz zahlreicher wissenschaftlicher<br />

Untersuchungen bis heute nicht hinreichend<br />

geklärt sind. Anschließend stellte er die im Deutschen<br />

Aalmanagementplan festgelegten Maßnahmen vor<br />

und zeigte anhand von Modellberechnungen,<br />

dass ohne umfangreiche Besatzaktivitäten die<br />

27


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Blankaalabwanderung aus den Binnengewässern<br />

mittelfristig nicht die geforderte Zielgröße erreichen<br />

wird. Grund hierfür ist, dass das derzeit bestehende<br />

Rekrutierungsdefizit im Binnenbereich nur durch Besatzmaßnahmen<br />

ausgeglichen werden kann. Im Ergebnis<br />

der ersten Revision der Aalmanagementpläne im<br />

vergangenen Jahr ist festzustellen, dass die Mehrzahl<br />

der im deutschen Aalmanagementplan vorgesehenen<br />

Maßnahmen vollständig oder in Teilen umgesetzt wurde.<br />

Dass dies bisher noch nicht zu einer Erhöhung der<br />

Blankaalabwanderung geführt hat, liegt laut Brämick<br />

daran, dass die ergriffenen Maßnahmen sich erst mittelfristig<br />

positiv auf die Entwicklung der Blankaalabwanderung<br />

auswirken werden. Dies gilt insbesondere<br />

für die Effekte der Besatzmaßnahmen. Gleichzeitig<br />

stellte Brämick heraus, dass gerade Aalbesatz als<br />

bestandserhaltende Maßnahme in internationalen<br />

Wissenschaftlerkreisen sehr kontrovers diskutiert wird.<br />

• Sustainable Eel Group (SEG)<br />

David Bunt von der Sustainable Eel Group (SEG), präsentierte<br />

zunächst die Arbeit dieser Organisation. Die<br />

SEG ist eine Naturschutz- und Wissenschaftsorganisation,<br />

die sich dem Schutz des Aals verschrieben hat.<br />

Sie hat einen Standard entwickelt, der eine nachhaltige<br />

Bewirtschaftung des Aalbestands gewährleisten<br />

soll. Dazu zählen schonende Fangmethoden bei der<br />

Glasaalfischerei genauso wie Regeln für den Aalbesatz.<br />

Dann ging er auf die diesjährigen Glasaalfänge<br />

an der Atlantikküste ein. Seit drei Jahren werden dort<br />

ansteigende Fangmengen verzeichnet. Die diesjährige<br />

Glasaalsaison sei Bunt zufolge die beste seit 10<br />

bis 15 Jahren. Dies zeige, dass der Aal nicht kurz<br />

vor dem Aussterben ist, wie oft behauptet wird. Die<br />

geschätzte Anzahl ankommender Glasaale hat sich<br />

von der Saison 2008/09 (500 Millionen Glasaale)<br />

bis 2012/13 (3 Milliarden Glasaale) deutlich erhöht.<br />

Dies könnte als Indiz dafür gelten, dass die Aalrekrutierung<br />

durch die Bedingungen im ozeanischen Bereich<br />

reguliert wird und daher möglicherweise klimatische<br />

und nicht anthropogene Ursachen ursächlich für den<br />

Bestandsrückgang sind.<br />

• Mitglieder des Europäischen Parlamentes<br />

Anschließend wurden die eingeladenen Mitglieder<br />

des Europäischen Parlaments um ein Statement gebeten.<br />

Zunächst sprach Isabella Lövin, die die Federführung<br />

beim Vorschlag für die Änderung der Aalverordnung<br />

hatte. Sie wies darauf hin, dass es sich<br />

beim Europäischen Aal um einen einzelnen Bestand<br />

28<br />

handelt und dieser für die gesamte europäische <strong>Fischerei</strong>politik<br />

Symbolkraft besitzt. Sie stellte das generelle<br />

Ziel der Aalverordnung in Frage, denn die 40<br />

Prozent Blankaalabwanderung, verglichen mit dem<br />

vom Menschen unbeeinflussten Zustand, seien kein<br />

vom ICES anerkannter Referenzwert. Des Weiteren<br />

seien Besatzmaßnahmen laut Einschätzung des ICES<br />

keine Option für die Erholung des Aalbestands. Die<br />

europaweite Umsetzung der Aalverordnung hat in den<br />

letzten Jahren laut Lövin zu einem erheblichen Anstieg<br />

in der Glasaalfischerei geführt, um den Bedarf<br />

an Besatzmaterial abzusichern. Darum schlägt sie als<br />

Berichterstatterin nicht nur eine Anpassung an den<br />

Lissabon-Vertrag vor, sondern empfiehlt wesentliche<br />

Änderungen der Aalverordnung, einschließlich einer<br />

Anpassung der fischereilichen Nutzung<br />

Ulrike Rodust sprach sich gegen ein Verbot der<br />

Aalfischerei aus. Sie sagte: „Die Fischer haben in der<br />

Vergangenheit bereits viel hinnehmen müssen. Daher<br />

müssen andere Lösungen zum Schutz der Aalbestände<br />

umgesetzt werden als ein völliger Verzicht auf die<br />

<strong>Fischerei</strong>.“ Aalbesatz ist ihrer Meinung nach das Mittel<br />

der Wahl, „um dem Aal unter die Arme“ zu greifen.<br />

Da die Fischer beim Aalbesatz erhebliche Investitionen<br />

tätigen, brauchen sie für die Zukunft Planungssicherheit.<br />

Sie plädierte dafür, der bestehenden Aalverordnung<br />

eine Chance zu geben. Diese könne immer noch<br />

nach Bedarf modifiziert werden, wenn es dafür gesicherte<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse gibt.<br />

Werner Kuhn sprach sich ebenfalls massiv gegen<br />

die Vorschläge aus, die ein vollständiges Fang- und<br />

Handelsverbot des Europäischen Aals innerhalb des<br />

europäischen Binnenmarktes zur Folge hätten. Bereits<br />

im <strong>Fischerei</strong>ausschuss hatte er betont, dass die Forderungen<br />

nach einem möglichen Verbot der <strong>Fischerei</strong><br />

auf Aal zu weit gehen. Solche Maßnahmen bedrohen<br />

die Existenz der Küsten- und Binnenfischerei in einigen<br />

Teilen Europas. Er sprach sich dafür aus, die Aalverordnung<br />

einer „Lissabonisierung“ zu unterziehen, nicht<br />

aber ihren Inhalt zu verändern.<br />

Diskussion und Zusammenfassung<br />

Es folgte eine angeregte Diskussion über das Für und<br />

Wider von Besatz und zur Notwendigkeit einer Neuausrichtung<br />

der Aalverordnung. Isabella Lövin betonte<br />

dabei, dass sie sich beim Besatz noch Änderungen<br />

vorstellen könnte, allerdings nur, wenn dieser<br />

zu Schutzzwecken ausgebracht wird. Wenn die<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


kommerzielle <strong>Fischerei</strong> ebenfalls von dem Besatz profitiert,<br />

sollte dieser grundlegend abgelehnt werden.<br />

Holger Ortel betonte in seiner Zusammenfassung,<br />

dass es wichtig sei, den begonnenen Dialog zwischen<br />

<strong>Fischerei</strong>, <strong>Fischerei</strong>forschung und Politik weiterzuführen.<br />

Isabella Lövin wünschte er das notwendige Fingerspitzengefühl<br />

bei ihrem Vorschlag, für die Anpassung<br />

der Aalverordnung an den Vertrag von Lissabon. Änderungen<br />

des Inhalts sollten jedoch die Bedürfnisse<br />

des <strong>Fischerei</strong>sektors berücksichtigen und gemeinsam<br />

entwickelt werden.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Der Deutsche <strong>Fischerei</strong>-Verband hofft, dass diese<br />

Konferenz den notwendigen Dialog zwischen<br />

<strong>Fischerei</strong>, <strong>Fischerei</strong>forschung und Politik im Sinne<br />

des Erhalts und Schutzes des Aals nachhaltig<br />

angeregt hat und dieser zukünftig weitergeführt<br />

wird.<br />

Die Redebeiträge zur Internationalen Aalkonferenz<br />

finden Sie auf der Homepage des Deutschen <strong>Fischerei</strong>-<br />

Verbandes www.deutscher-fischerei-verband.de unter<br />

Termine (25.04.<strong>2013</strong>)<br />

Das Vorhaben „Kommunikationskampage zur Nachhaltigkeit und Förderung des Ansehens des<br />

<strong>Fischerei</strong>sektors und seiner Erzeugnisse“ wird unter Beteiligung der Europäischen Union aus<br />

dem Europäischen <strong>Fischerei</strong> Fonds gefördert.<br />

Beste Glasaalsaison seit 15 Jahren –<br />

Hoffnung für den Aalbestand<br />

Große Glasaalvorkommen und Rekordfänge melden<br />

die europäischen Fischer von der Atlantikküste.<br />

Die Fänge sollen die besten der letzten 15 Jahre<br />

sein. Jeweils im Winter erscheinen dort die jungen<br />

Aale (Glasaale) nach ihrer wohl dreijährigen Wanderung<br />

quer durch den Atlantik von den Laichgebieten<br />

in der Karibik.<br />

Gute­Fänge­in­Portugal­und­Spanien<br />

Erste Meldungen im Dezember aus Portugal und Spanien<br />

wiesen bereits auf überdurchschnittliche Zuwanderung<br />

von Jungfischen hin. Die Datenlage bei den<br />

südeuropäischen Fischern war allerdings unsicher, so<br />

dass man diese Berichte noch als „anekdotisch“ einstufen<br />

musste.<br />

Anschließend­Spitzenergebnisse­in­Frankreich<br />

Zum Jahresbeginn folgten sehr große Fänge an den<br />

Flussmündungen der französischen Atlantikküste. Die<br />

französische Glasaalquote von insgesamt 34 Tonnen<br />

war bereits am 8. Januar ausgefischt und die <strong>Fischerei</strong><br />

musste vorzeitig eingestellt werden. Nach heftigen Protesten<br />

wurde die <strong>Fischerei</strong> einige Tage später jedoch<br />

wieder kurzzeitig frei gegeben. Dabei wurden nach<br />

Berichten von Ortsansässigen innerhalb einer Nacht<br />

1,6 Tonnen Glasaale gefangen. Etwa 240 kleine Fahrzeuge<br />

durften 7 Kilogramm pro Fahrzeug fangen. Die<br />

ersten waren damit schon nach 20 Minuten fertig. Solche<br />

guten Ergebnisse haben die französischen Fischer<br />

seit vielen Jahren nicht erlebt.<br />

Zurzeit­gute­Ergebnisse­in­Großbritannien<br />

Die Fangstation am englischen Fluss Severn meldet in<br />

diesen Tagen ebenfalls Spitzenfänge. Bisher wurden<br />

mehr als 4 Tonnen Glasaale gefangen. Die <strong>Fischerei</strong><br />

musste gestoppt werden, weil die Hälteranlagen die<br />

Fische nicht mehr aufnehmen konnten und der Abtransport<br />

in die Besatzgewässer auf dem Kontinent<br />

nicht schnell genug lief. Die Briten rechnen jetzt mit<br />

Gesamtfängen deutlich über 5 Tonnen und verzeichnen<br />

damit eine Steigerung von über 50 % gegenüber<br />

dem Vorjahr. Die gefangenen Glasaale werden in<br />

der Regel lebend zu Besatzzwecken in ganz Europa<br />

verteilt. Ein Teil wird zur Speisefischproduktion in<br />

Aquakulturanlagen verwendet. Trotz Verbot gibt es<br />

vermutlich auch illegale Exporte von Glasaalen nach<br />

Asien in beträchtlicher Größenordnung.<br />

29


Aus dem <strong>Fischerei</strong>verband<br />

Gespanntes­Warten­in­Deutschland<br />

Es gibt zwar keine Glasaalfischerei in Deutschland,<br />

aber einige Stationen, die Daten über die Menge<br />

ankommender Glasaale liefern sollen. In den nächsten<br />

Wochen wird an der Nordseeküste mit den jungen<br />

Aalen in der Elbe gerechnet, die z.B. am Wehr Geesthacht<br />

erfasst werden können. Weitere Messstellen gibt<br />

es an der Ems oder Wilhelmshaven, wo die Angler<br />

des Landesfischereiverbandes Weser-Ems Daten sammeln.<br />

Im Sommer erscheinen die jungen Aale auch an<br />

der deutschen Ostseeküste. Hier gibt es Messstellen<br />

z.B. am Wallensteingraben bei Wismar und an der<br />

Uecker.<br />

Gute Heringsbestände ermöglichten wieder eine<br />

ertragreiche <strong>Fischerei</strong>. Die Frühjahrsheringssaison<br />

ging diese Woche erfolgreich zu Ende. Nach dem langen<br />

Winter zeigten sich die Vertreter der <strong>Fischerei</strong> mit<br />

den erzielten Ergebnissen zufrieden. Die im Vergleich<br />

zum Vorjahr um 23 % erhöhte Quote ist bis auf eine<br />

geringe Restmenge vollständig ausgefischt worden.<br />

Die Heringssaison der Schleppnetzfischer hat in<br />

diesem Jahr früh begonnen und war sehr erfolgreich.<br />

Die Rekordanlandungen des letzten Jahres wurden von<br />

einigen Tuckpartien mit Anlandungen von über 100<br />

Tonnen pro Nacht nochmals übertroffen.<br />

Stellnetz- und Reusenfischerei konnten aufgrund<br />

des langen Eisganges in den inneren Küstengewässern<br />

erst sehr spät in die Frühjahrsheringsfischerei einsteigen.<br />

Da es nicht zu einem sprunghaften Temperaturanstieg<br />

kam, war es dennoch möglich, die vorhandene<br />

Quote fast vollständig auszufischen. Lediglich eine<br />

geringe Menge steht jetzt noch für die Heringsfischerei<br />

im Herbst zur Verfügung.<br />

30<br />

Hintergrund<br />

Die EU hatte nach einem beständigen Rückgang der<br />

Aalvorkommen im Jahre 2007 eine Verordnung zum<br />

Wiederaufbau der Bestände mit Hilfe von Aalmanagementplänen<br />

erlassen. Darin sind Zielwerte für den<br />

Wiederaufbau, Regelungen für Fangbeschränkungen<br />

und die Förderung von Besatzaktivitäten enthalten.<br />

Anglerverbände und Berufsfischer haben in den letzten<br />

Jahren mit viel Geld und ehrenamtlichem Einsatz<br />

den Besatz von Aalen organisiert.<br />

Meldung der Aalversandstelle des Deutschen<br />

<strong>Fischerei</strong>-Verbandes vom 24. April <strong>2013</strong><br />

E-Mail: info@deutscher-fischerei-verband.de<br />

Ostseefischerei beendet erfolgreich die Frühjahrsheringssaison<br />

Reichlich „Ostseesilber“ vorhanden<br />

Die Qualität der angelandeten Heringe war gut bis<br />

sehr gut. Allerdings waren die Fettgehalte der Heringe<br />

insbesondere bei der Stellnetz- und der Reusenfischerei<br />

durch den verspäteten Start nicht so hoch wie gewünscht.<br />

Für eine optimale Veredlung sind Fettgehalte<br />

über 9% notwendig.<br />

Die erzielten Preise lagen zwischen 39 und 52<br />

Cent je Kilogramm und bewegten sich damit im Bereich<br />

des Vorjahresniveaus. Besonders erfreulich verlief<br />

wieder der Absatz in der Region. Auf den überregionalen<br />

Märkten gerieten die Preise durch die Anfuhren<br />

größerer, fetthaltigerer Nordseeheringe etwas unter<br />

Druck. Der Grund hierfür lag zum einen im etwas geringeren<br />

Fettgehalt und zum anderen im insgesamt<br />

gefallenen Preis für Heringsfilets vom Ostseehering.<br />

Meldung des Verbandes der Deutschen Kutter- und<br />

Küstenfischer e.V. / Mitglied im Deutschen <strong>Fischerei</strong>-<br />

Verband vom 10. Mai <strong>2013</strong><br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Forschung<br />

Hans-Joachim Jennerich, Leiter der Instituts für <strong>Fischerei</strong><br />

der Landesforschungsanstalt, geht in den Ruhestand<br />

Sehr geehrter Herr Jennerich, Ende Mai <strong>2013</strong> gehen<br />

Sie in den Ruhestand. Dies möchten wir zum<br />

Anlass nehmen, Ihnen einige Fragen zu Ihren langjährigen<br />

Erfahrungen und Ihrem Engagement für die <strong>Fischerei</strong><br />

und <strong>Fischerei</strong>forschung des Landes Mecklenburg-<br />

Vorpommern sowie zu Ihrer Mitarbeit bei „<strong>Fischerei</strong> &<br />

<strong>Fischmarkt</strong>“ zu stellen. *)<br />

Wie kamen Sie zur <strong>Fischerei</strong>?<br />

Hans-Joachim Jennerich: Die Brüder meiner Mutter waren<br />

Fischer, der <strong>Fischerei</strong>hof war mein Kinderspielplatz,<br />

Angeln war als kleiner Junge meine Lieblingsbeschäftigung<br />

und während der Gymnasialzeit durfte ich im<br />

Rahmen des so genannten Unterrichtstages in der Produktion<br />

in der <strong>Fischerei</strong> arbeiten.<br />

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang verlaufen?<br />

Hans-Joachim Jennerich: Diese Arbeiten während der<br />

Schulzeit wurden als praktische Lehrausbildung gewertet.<br />

Nach dem Abitur besuchte ich dann für die<br />

theoretische Ausbildung die <strong>Fischerei</strong>fachschule<br />

Storkow-Hubertushöhe und beendete die Lehre als<br />

Facharbeiter für Seen- und Flussfischerei. Anschließend<br />

qualifizierte ich mich an der Humboldt-Universität Berlin<br />

zum Diplomfischereiingenieur. Meine ersten praktischen<br />

Berufserfahrungen sammelte ich im Direktorat<br />

für Forschung und Entwicklung des VEB Fischwirtschaft<br />

Rostock-Warnemünde, dem damaligen Leitbetrieb für<br />

die Kleine Hochsee- und Küstenfischerei der DDR.<br />

Nach vierjähriger Tätigkeit in diesem Bereich wurde<br />

ich wissenschaftlicher Mitarbeiter des Institutes für<br />

Hochseefischerei und Fischverarbeitung Rostock-Marienehe.<br />

Die Aufgabengebiete waren zu Beginn die<br />

fischereiliche Bewirtschaftung der inneren und äußeren<br />

Küstengewässer und später die Entwicklung der marinen<br />

Aquakultur in der Ostsee. Bis zur Einstellung der<br />

Arbeiten am 31.12.1991 bekleidete ich an diesem<br />

Institut im Verlauf meiner fünfzehnjährigen Tätigkeit die<br />

Funktionen zunächst als Themen- und später als Abteilungsleiter<br />

sowie als stellvertretender Bereichsdirektor.<br />

Seit wann sind Sie in der bzw. für die <strong>Fischerei</strong>forschung<br />

des Landes MV tätig?<br />

Hans-Joachim Jennerich: Seit dem 1. Januar 1992 bin ich<br />

Mitarbeiter der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft<br />

und <strong>Fischerei</strong> Mecklenburg-Vorpommern und<br />

leite das Institut für <strong>Fischerei</strong> dieser Einrichtung.<br />

31<br />

Fotos: U. Hoffmeister


Aus der Forschung<br />

32<br />

Welche Rolle spielte „die Wende“ für Ihre Arbeit?<br />

Hans-Joachim Jennerich: Das Institut für Hochseefischerei<br />

war seit Juli 1990 eine Einrichtung des Landes<br />

Mecklenburg-Vorpommern. In dieser Eigenschaft<br />

wurde es 1991 durch den Forschungsbeirat der Bundesregierung<br />

mit dem Ergebnis evaluiert, dass zwar<br />

seine Auflösung aber gleichzeitig die Etablierung der<br />

<strong>Fischerei</strong>forschung auf Landes- und Bundesebene in<br />

Mecklenburg-Vorpommern empfohlen wurde. Für ca.<br />

10% der Institutsmitarbeiter eröffnete sich bei den anschließenden<br />

Stellenausschreibungen der neuen Einrichtungen,<br />

Institut für Ostseefischerei auf Bundesebene<br />

und Landesforschungsanstalt, die Chance, weiterhin<br />

in der <strong>Fischerei</strong>forschung tätig sein zu dürfen.<br />

Was waren Ihre wichtigsten Hauptaufgaben? Welche<br />

Forschungsergebnisse würden Sie als besonders wesentlich<br />

ansehen? Gehört der Aquakultur die Zukunft?<br />

Hans-Joachim Jennerich: Ein wesentliches Forschungsergebnis<br />

aus der Vorwendezeit war sicher die technisch/technologische<br />

und produktionsbiologische<br />

Entwicklung der Lachsforellenproduktion in einem<br />

zweijährigen Aufzuchtzyklus vom Ei bis zum durchschnittlich<br />

2,5 kg schweren Speisefisch in Offshore-<br />

Anlagen. Die Sicherung der Rohwarenqualität wie<br />

Masse, Fettgehalt und Fleischfärbung sowie die weitere<br />

Fischverarbeitung vervollständigten den Aufgabenkomplex.<br />

Die Arbeiten wurden mit dem Nationalpreis<br />

für Wissenschaft und Technik honoriert.<br />

Der Landesforschungsanstalt wurde von den<br />

„Gründungsvätern“ als wesentliche Kernaufgabe die<br />

Erarbeitung anwendungsbereiter Ergebnisse für die<br />

Entwicklung der Agrarregion unseres Bundeslandes<br />

mittels praxisorientierter Forschungs- und Entwicklungsarbeiten<br />

aufgetragen. Also musste zunächst ein entsprechender<br />

Forschungsrahmenplan für die <strong>Fischerei</strong>forschung<br />

konzipiert werden.<br />

Die besondere Verantwortung des Landes für die<br />

<strong>Fischerei</strong>forschung ergab sich aus seiner Position als<br />

Inhaber des <strong>Fischerei</strong>rechts an den Küstengewässern<br />

und von mehr als 80 % der Binnengewässerfläche.<br />

Schwerpunktmäßig waren und sind die Fragen zu<br />

beantworten, welche fischereibiologischen, fischwirt-<br />

*) Das Gespräch mit Herrn Jennerich führte die Redakteurin<br />

von <strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong>, Dr. Ulrike Hoffmeister.<br />

schaftlichen und sozioökonomischen Faktoren maßgeblich<br />

zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation<br />

der Unternehmen beitragen und wie die fischereiliche<br />

Ertragsfähigkeit der Gewässer bzw. die zu erzielenden<br />

Fangerträge gesteigert werden können. In diesem<br />

Zusammenhang sind die fischereiliche Bonitierung der<br />

Binnengewässer, die Intensivierung der Heringsfischerei<br />

in den Küstengewässern, die Stabilisierung der<br />

Ostseeschnäpel- und Meerforellenbestände, die Wiedereinbürgerung<br />

des Ostseestöres, die Erarbeitung<br />

und Realisierung von Aalmanagementplänen für die<br />

Flusseinzugsgebiete unseres Landes, die Errichtung<br />

künstlicher Unterwasserhabitate als alternativer Ansatz<br />

zur Stabilisierung und Förderung der Bestände wichtiger<br />

Wirtschaftsfische durch die Schaffung von Weide-,<br />

Aufwuchs- und Ruhezonen in den äußeren Küstengewässern,<br />

die Untersuchungen von Fischproben aus<br />

Binnen- und Küstengewässern auf Schwermetalle und<br />

organische Schadstoffe in Zusammenarbeit mit dem<br />

Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit<br />

und <strong>Fischerei</strong> sowie die Entwicklung eines umfassenden<br />

und sich aus verschiedenen Schritten zusammensetzenden<br />

Erhebungsdesigns zur Erfassung der Bedeutung<br />

der Angelfischerei in unserem Land beispielhaft<br />

als wichtige Forschungsleistungen zu nennen.<br />

Die Tendenz zur Intensivierung der Aquakultur ist<br />

in vielen Ländern offenkundig und auch in unserem<br />

Bundesland ist es das erklärte Ziel der Landesregierung,<br />

das derzeitige Produktionsvolumen der Aquakultur<br />

in den nächsten Jahren deutlich zu erhöhen.<br />

Forschungsseitig begannen wir deshalb ab dem Jahr<br />

2000 mit den Entwicklungsarbeiten für eine ökologisch<br />

verträgliche und wettbewerbsfähige Aquakultur<br />

in unserem Bundesland. In den kommenden Jahren gilt<br />

es, Formen der Aquakultur zu entwickeln, die sowohl<br />

den Forderungen des Umweltschutzes als auch den<br />

Forderungen nach Nahrungsmittelsicherheit und effektiver<br />

Ressourcennutzung gerecht werden und die auch<br />

eine Integration von Aquakultur mit Landwirtschaft ermöglichen.<br />

Die verstärkte Nutzung von Kreislaufanlagen<br />

nimmt hierbei eine Schlüsselstellung ein, wobei vor<br />

allem auch landwirtschaftliche Betriebe ein wichtiges<br />

Potenzial für solch eine Entwicklung darstellen.<br />

Zur Unterstützung von Investitionen haben wir im<br />

Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt<br />

und Verbraucherschutz MV in den letzten Jahren eine<br />

Reihe von Pilotprojekten, die der Weiterentwicklung<br />

der Aquakulturtechnologie dienen, auf<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


den Weg gebracht. Beispiele dafür sind die Entwicklung<br />

von Kaltwasserkreisläufen für die Salmonidenproduktion<br />

(eine Pilotanlage arbeitet bereits in Hohen<br />

Wangelin), die Entwicklung von brackwassergespeisten<br />

Warmwasserkreisläufen in der Versuchsanlage<br />

Born der Landesforschungsanstalt sowie der Aufbau<br />

einer Warmwasserkreislaufanlage für die Zanderproduktion<br />

am Standort Hohen Wangelin. Weitere Pilotprojekte<br />

dienen dem Aufbau einer Ostseeschnäpelund<br />

Edelkrebsaquakultur in unserem Land.<br />

Um das Eigenprofil unseres Bundeslandes zu verbessern,<br />

sind in Verbindung mit der Aquakulturentwicklung<br />

Alleinstellungsmerkmale zu kreieren. Zu diesem<br />

Zweck sind z. B. sowohl vom Schnäpel, als einem<br />

nur für unsere Region typischen Fisch, als auch von<br />

anderen in Mecklenburg-Vorpommern vorkommenden<br />

Fischarten Spezialitäten zu entwickeln und im Rahmen<br />

einer Marketingkampagne national und international<br />

bekannt zu machen.<br />

Seit dem Jahr 2001, dem ersten Jahr des Erscheinens von<br />

„<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in Mecklenburg-Vorpommern“<br />

sind Sie Mitglied im Redaktionskollegium (ab 1997 waren<br />

Sie bereits beim Vorläufer „<strong>Fischerei</strong> in MV“ dabei).<br />

Was gefällt Ihnen an unserer Fachzeitschrift?<br />

Welche Perspektiven sehen Sie?<br />

Was könnten wir in Zukunft besser machen?<br />

Hans-Joachim Jennerich: Dieses Informationsblatt symbolisiert<br />

in anschaulicher Weise die konstruktive Zusammenarbeit<br />

der mit der <strong>Fischerei</strong> beschäftigten Einrichtungen<br />

und Unternehmen in unserem Bundesland. Dementsprechend<br />

vielfältig und interessant ist die inhaltliche<br />

Gestaltung der Zeitschrift mit Informationen aus der<br />

<strong>Fischerei</strong>verwaltung, den -verbänden, der -forschung,<br />

der -beratung und der Praxis. Ein vergleichbares Informationsblatt<br />

findet man in den anderen Bundesländern<br />

nicht. Sein Erscheinen sollte unbedingt fortgeführt werden.<br />

Dabei wäre es wichtig, auch neu hinzukommende<br />

zur Mitarbeit gewillte Interessenten, die einen Bezug<br />

zur Fischwirtschaft aufweisen, einzubeziehen.<br />

Anhand von Rückmeldungen renommierter Wissenschaftler<br />

aus ganz Deutschland und dem deutschsprachigen<br />

Ausland erhalten wir regelmäßig eine außerordentlich<br />

positive Resonanz auf unsere <strong>Fischerei</strong>-Fachzeitschrift<br />

aus Mecklenburg-Vorpommern. <strong>Fischerei</strong> &<br />

<strong>Fischmarkt</strong> als deutschlandweite Fachzeitschrift – das<br />

wäre eine Überlegung wert.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Forschung<br />

Was sind Ihre persönlichen Pläne für den Ruhestand?<br />

Hans-Joachim Jennerich: Es gibt noch viele Orte im Inund<br />

Ausland, denen meine Frau und ich gerne einen<br />

Besuch abstatten würden. Haus und Garten warten<br />

darauf, dass liegengebliebene Arbeiten erledigt und<br />

geplante in Angriff genommen werden. Seen und Wälder<br />

in unserem unmittelbaren Umfeld laden zum Angeln<br />

und zur Pirsch mit dem Fotoapparat ein.<br />

Wie geht es weiter im Institut für <strong>Fischerei</strong> der Landesforschungsanstalt<br />

MV, wenn Sie dort nicht mehr die Geschicke<br />

lenken?<br />

Hans-Joachim Jennerich: Die <strong>Fischerei</strong>forschung im Land<br />

MV soll langfristig fortgeführt werden. Die Position der<br />

Leitung des Instituts für <strong>Fischerei</strong> der Landesforschungsanstalt<br />

wurde im Stellenportal der Landesregierung<br />

extern ausgeschrieben und soll ab dem 1. Juni neu<br />

besetzt werden.<br />

Meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Institut<br />

für <strong>Fischerei</strong> danke ich für die gute Zusammenarbeit<br />

und wünsche ihnen für ihre berufliche Zukunft alles<br />

Gute.<br />

Lieber Herr Jennerich, wir danken Ihnen für dieses Gespräch<br />

und für die engagierte Mitarbeit im Redaktionskollegium<br />

von <strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong>. Für Ihren neuen Lebensabschnitt<br />

wünschen wir Ihnen das Allerbeste, insbesondere<br />

natürlich Gesundheit und Wohlergehen.<br />

33


Aus der Forschung<br />

Entwicklung und Wanderverhalten eingeführter<br />

Amerikanischer Aale im Warnowsystem<br />

Jens Frankowski 1 , Melanie Reckordt 2 , Claus Ubl 2 & Malte Dorow 2 –<br />

1 Institut für Biowissenschaften, Fachbereich Tierphysiologie, Universität Rostock<br />

2 Institut für <strong>Fischerei</strong>, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und <strong>Fischerei</strong><br />

Einleitung<br />

Um das Ausmaß des um die Jahrtausendwende erfolgten<br />

fälschlichen Besatzes mit vorgestreckten Amerikanischen<br />

Aalen im Bereich des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />

beurteilen zu können, wurde ein<br />

umfangreiches genetisches Monitoring des einheimischen<br />

Aalbestands etabliert (Frankowski et al. 2009).<br />

Eine aus wissenschaftlicher Sicht interessante Teilfrage<br />

war dabei, ob Amerikanische Aale in der Lage<br />

sind, trotz der Translokation, die Umwandlung zum<br />

Blankaal zu vollziehen und aktiv die Abwanderung<br />

Richtung Meer zu starten. Ausgehend von anderen<br />

Studien zum Auftreten eingeführter Europäischer und<br />

Amerikanischer Blankaale in natürlichen Gewässern<br />

Asiens (Aoyama et al. 2000, Han et al. 2002) und<br />

aufgrund eigener Befunde (Frankowski et al. 2011)<br />

konnte man annehmen, dass Amerikanische Aale auch<br />

die Binnengewässer des Landes MV als Blankaale<br />

in Richtung Meer verlassen. Der Wissenstand zur<br />

möglichen Laichwanderung fälschlich eingebrachter<br />

Amerikanischer Aale in Europa ist jedoch als gering<br />

einzustufen (vgl. Prigge et al. <strong>2013</strong>). Fehlende Angaben<br />

betreffen dabei den Start der Abwanderung aus<br />

dem Binnenbereich oder die Geschlechterzusammensetzung<br />

abwandernder Blankaale. Auf der Basis des<br />

seit 2006 erfolgten Blankaalmonitorings in der Warnow<br />

(vgl. Dorow & Ubl 2011) sollen nachfolgend die<br />

Individualentwicklung und das Wanderverhalten des<br />

Amerikanischen Aals im Warnowsystem eingehender<br />

betrachtet werden.<br />

Methode<br />

Seit 2006 erfolgte eine molekularbiologische Artbestimmung<br />

bei den Aalen, die im Zuge des Blankaalmonitorings<br />

in der Warnow (Dorow & Ubl 2011,<br />

Reckordt et al. <strong>2013</strong>) im Bereich der Ortschaft Kessin<br />

gefangen wurden. Hierzu wurde von allen gefangenen<br />

Aalen eine Gewebeprobe entnommen, in 90 %<br />

Ethanol fixiert und anschließend durch die Kollegen<br />

34<br />

des Fachbereichs Tierphysiologie der Universität Rostock<br />

unter Anwendung des Protokolls von Frankowski<br />

& Bastrop (2010) bearbeitet. Basierend auf dieser<br />

genetischen Analyse lassen sich die Europäischen<br />

Aale eindeutig von ihren amerikanischen Verwandten<br />

unterscheiden. Die Ergebnisse der genetischen Artuntersuchung<br />

wurden in die Datenbank des Instituts für<br />

<strong>Fischerei</strong> eingepflegt, so dass für jeden im Rahmen<br />

des Blankaalmonitorings gefangenen Aal umfangreiche<br />

Daten vorlagen (z. B. Länge, Gewicht, genetische<br />

Art, Entwicklungsstadium, Geschlecht, Fangzeitpunkt).<br />

Da in den meisten Fällen keine direkte Bestimmung<br />

des Geschlechts erfolgte, wurden das individuelle Geschlecht<br />

und das Entwicklungsstadium nach Durif et<br />

al. (2005) berechnet. Der Fultonsche Konditionsfaktor<br />

(Ricker 1975) wurde mit der Formel K = 100 × Gewicht/Länge<br />

3 berechnet. Auf Grundlage dieser Daten<br />

wurden die Fänge Amerikanischer Aale im Bereich der<br />

Warnow eingehender analysiert.<br />

Ergebnisse<br />

Erstmals wurde im Oktober 2006 ein weiblicher Amerikanischer<br />

Blankaal nachgewiesen. Im Zeitraum von<br />

2006 bis 2012 konnten neben 5287 Europäischen<br />

Aalen insgesamt 41 Amerikanische Aale gefangen<br />

werden, der jährliche Anteil schwankte dabei von<br />

0,4 % (2006) bis maximal 1,3 % (2010, Abb. 1).<br />

Die höchste Anzahl (N = 14) Amerikanischer Aale<br />

wurde im Jahr 2010 gefangen (Abb. 1). Im Jahr 2012<br />

betrug der Anteil Amerikanischer Aale am Gesamtfang<br />

nur noch 0,6 %.<br />

Gemäß dem Blankaalindex nach Durif et al. (2005)<br />

wurden alle 41 Amerikanischen Aale dem Blankaalstadium<br />

zugeordnet. Der Anteil weiblicher Blankaale<br />

betrug 66 %. Rund 34 % aller Amerikanischen Aale<br />

waren männliche Blankaale. Der größte weibliche<br />

Blankaal wog 1123 g (Totallänge TL: 80 cm)<br />

während der kleinste männliche Blankaal nur<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


75g auf die Waage (TL: 35,5 cm) brachte. Das mittlere<br />

Gewicht der Rogner (N = 27) betrug 622 g bei<br />

einer mittleren Länge von 66 cm. Dies entsprach einem<br />

mittleren Korpulenzfaktor von 0,20 (Abb. 2).<br />

Die entsprechenden Parameter für Milchner (N = 14,<br />

TL < 50 cm) waren 121 g und 41 cm. Der K-Faktor<br />

der männlichen Blankaale (K = 0,17) war im Mittel<br />

geringer als der der weiblichen geschlechtsreifen Tiere<br />

(Abb. 2).<br />

Generell wurden über den gesamten Untersuchungszeitraum<br />

hinweg abwandernde weibliche und<br />

männliche Amerikanische Blankaale nachgewiesen.<br />

Ein gehäuftes Auftreten Amerikanischer Aale war<br />

im Frühling und Herbst 2010 sowie von Frühling bis<br />

Herbst 2011 zu beobachten (Abb. 2).<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Forschung<br />

Abb. 1:<br />

Prozentuale Anteile Amerikanischer<br />

und Europäischer<br />

Aale in der Warnow bei<br />

Kessin. Die Gesamtanzahl der<br />

gefangenen und identifizierten<br />

Amerikanischen Aale (N)<br />

ist dem jeweiligen Jahr<br />

zugeordnet. Die Kurven<br />

für den Europäischen Aal<br />

(schwarz) und den Amerikanischen<br />

Aal (rot) sind unterschiedlich<br />

skaliert.<br />

Diskussion und Fazit<br />

Die in dem Blankaalmonitoring integrierte molekulare<br />

Identifizierung der gefangenen Aale führte zu mehreren<br />

wichtigen Erkenntnissen. Der Nachweis des Amerikanischen<br />

Aals im Bereich der Warnow belegt, dass<br />

im Zeitraum von 1998–2002 auch im Warnowsystem<br />

durch falsch deklarierten Besatz diese nicht einheimische<br />

Art eingeführt wurde. Der mittlere Anteil von<br />

0,7 % Amerikanischen Blankaalen am Gesamtfang<br />

deutet darauf hin, dass im Vergleich zu einigen anderen<br />

Binnenbereichen Mecklenburg-Vorpommerns (bis<br />

zu 50 %, Frankowski et al. 2011), im Warnowsystem<br />

nur wenige, eventuell sogar nur ein einzelner See<br />

mit Amerikanischen Aalen besetzt worden sind.<br />

Im Übrigen ist der Fehlbesatz kein Phänomen,<br />

Abb. 2:<br />

Fangzeit und Kondition<br />

weiblicher (N = 27) und<br />

männlicher (N = 14)<br />

Amerikanischer Blankaale<br />

aus der Warnow bei Kessin.<br />

Die Geschlechtsbestimmung<br />

erfolgte anhand morphologischer<br />

Parameter nach<br />

Durif et al. (2005).<br />

35


Aus der Forschung<br />

welches auf die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Brandenburg beschränkt ist, denn z. B. auch<br />

im Einzugsgebiet der Schwentine in Schleswig-Holstein<br />

wurde mittlerweile ein abwandernder Amerikanischer<br />

Aal nachgewiesen (bei nur 16 getesteten Aalen, ca.<br />

6 %; Prigge et al. <strong>2013</strong>).<br />

Die morphologischen Parameter (z. B. Länge und<br />

Gewicht der Blankaale) der Amerikanischen Aale unterschieden<br />

sich kaum von denen der Europäischen<br />

Aale im Warnowsystem (Reckordt et al. <strong>2013</strong>). Hinsichtlich<br />

der Geschlechterzusammensetzung gab es<br />

ebenso keinen nennenswerten Unterschied zu den<br />

heimischen Blankaalen (vgl. Reckordt et al. <strong>2013</strong>).<br />

Trotz des enormen Ausmaßes der Translokation,<br />

von den Küsten Nordamerikas über die Niederlande<br />

(Vorstrecken) nach Mecklenburg-Vorpommern, zeigten<br />

die Amerikanischen Aale ein gutes Wachstum und<br />

eine fortschreitende Reifung von Gelb- zum Blankaal.<br />

Die Metamorphose vom Gelb- zum Blankaal wurde<br />

für fälschlich ausgebrachte Amerikanische Aale<br />

bereits für Gewässer in Taiwan beschrieben (Han<br />

et al. 2002). Auch für den Europäischen Aal wurde<br />

die Umwandlung zum Blankaal in natürlichen<br />

Gewässern in Japan dokumentiert (Aoyama et al.<br />

2000). Einmal in einem Süßgewässer angekommen,<br />

vollziehen scheinbar beide Atlantischen Aalarten<br />

die Individualentwicklung bis hin zum Blankaal und<br />

starten aktiv die Laichwanderung in Richtung Meer,<br />

unabhängig von der geografischen Lage. Ein weiterer<br />

wichtiger Befund dieser Arbeit ist, dass dies für<br />

beide Geschlechter gilt, im Gegensatz zu den o. a.<br />

Arbeiten, wo ausschließlich weibliche Tiere gefangen<br />

wurden. Besetzte Aale beider Arten könnten also<br />

potenziell zum Laichgeschehen beitragen, denn sie<br />

wandern als Blankaale mit guter Kondition ins Meer<br />

ab und nehmen, bezogen auf die Ostsee allerdings<br />

verzögert (Prigge et al. <strong>2013</strong>), Kurs in Richtung Skagerrak/Kattegat.<br />

Dabei bleibt der weitere Weg vom<br />

Ausgang der Ostsee bis zur Sargassosee weiterhin<br />

ein Rätsel. Dies gilt ebenso für die Frage, ob und<br />

wenn ja, in welchem Umfang die aus MV stammen-<br />

36<br />

den Aale am Laichgeschehen teilnehmen. Generell,<br />

also die gesamten Verbreitungsgebiete beider Arten<br />

betreffend, ist bisher nicht bekannt, welche Einzugsgebiete<br />

maßgeblich zur Laicherpopulation beitragen<br />

(vgl. Tsukamoto et al. 1998, Limburg et al. 2003,<br />

Westin 2003).<br />

Bezogen auf den Zeitpunkt der Abwanderung wurden<br />

für beide Aalarten jährlich variierende Phasen mit<br />

vermehrter Abwanderungsaktivität in Kombination mit<br />

einer kontinuierlichen Abwanderung festgestellt (vgl.<br />

Reckordt et al. <strong>2013</strong>). Die Bedeutung dieses Verhaltens<br />

ist ebenfalls unklar. Bisher ging man davon aus,<br />

dass der Zeitpunkt der Abwanderung ins Meer so<br />

getaktet ist, dass die Aale zur Laichzeit von Januar/<br />

Februar bis Juli/August in der Sargassosee eintreffen<br />

(Tesch 1999). In der Ostsee angekommen, verweilten<br />

jedoch markierte Aale mitunter für mehrere Monate,<br />

vermutlich auch um sich an die geänderten physiologischen<br />

Bedingungen im Brackwasser anzupassen,<br />

um dann im Oktober/November vermehrt weiterzuziehen<br />

(Dorow et al. 2012, Prigge et al. <strong>2013</strong>). Die<br />

Entfernung vom Ausgang der Ostsee bis zum Laichgebiet<br />

beträgt ca. 7000 km, so dass die Aale bei einer<br />

Schwimmleistung von 40 km pro Tag etwa 6 Monate<br />

für diese Strecke benötigen und somit zur Laichzeit in<br />

der Sargassosee ankommen würden. Jedoch gibt es<br />

besonders zur Schwimmleistung basierend auf Markierungs-<br />

und Laborversuchen stark variierende Angaben<br />

von < 1 km bis 40 km pro Tag (Van Ginneken & Van<br />

den Thillart 2000, Westerberg et al. 2007, Prigge<br />

et al. <strong>2013</strong>). Von den eingeführten Amerikanischen<br />

Aalen aus der Warnow gibt es dazu keine Erkenntnisse<br />

und somit kann auch ihre erfolgreiche Rückwanderung<br />

bzw. Laichbeteiligung nicht bestätigt aber auch<br />

nicht ausgeschlossen werden.<br />

Das Literaturverzeichnis ist beim Erstautor<br />

erhältlich.<br />

Kontakt:­ Jens Frankowski<br />

E-Mail: jens.frankowski@uni-rostock.de<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Ungewöhnliche Missbildung bei einem Blankaal<br />

Malte Dorow – Landesforschunganstalt MV, Institut für <strong>Fischerei</strong> und<br />

Dr. Sascha Gerst – Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und <strong>Fischerei</strong> MV,<br />

Abteilung Tierscheuchendiagnostik<br />

Wie bei anderen Fischarten kann es auch beim<br />

Aal zu krankhaften Veränderungen verschiedener<br />

Körperorgane kommen (Tesch 1999). Die Ursachen<br />

dieser Missbildungen sind meist vielfältig und können in<br />

der Regel nicht abschließend eingegrenzt werden. Eine<br />

Ausnahme stellt dabei die bekannte Blumenkohlkrankheit<br />

beim Aal dar, die durch eine Virusinfektion hervorgerufen<br />

wird. Ungewöhnlicher beim Aal sind hingegen<br />

krankhafte Wucherungen in der Leibeshöhle. Solch ein<br />

Befund ist Gegenstand des vorliegenden Artikels, der<br />

bei einem Aal, der aus einem Binnengewässer des Landes<br />

MV stammt, aufgenommen wurde.<br />

Im Spätsommer 2012 wurde der Aal mit geöffneter<br />

Leibeshöhle und den Eingeweiden im gefrorenen<br />

Zustand dem Institut für <strong>Fischerei</strong> übergeben. Nach<br />

dem Auftauen wurde der Aal zunächst am Institut für<br />

<strong>Fischerei</strong> untersucht. Bei dem Aal handelte es sich um<br />

einen weiblichen Blankaal mit einer Gesamtlänge von<br />

rund 75 cm. Bereits die Gegenüberstellung der Eingeweide<br />

mit der Wucherung verdeutlichte die enorme<br />

Größe der zystenartigen Missbildung (Abb. 1). Die in<br />

etwa faustgroße Geschwulst (Länge 15 cm/Höhe 8<br />

cm) war im Bereich der Schwimmblase mit den Eingeweiden<br />

des Aals verbunden. Durch die Wucherung war<br />

die Schwimmblase teilweise umschlossen (Abb. 1), so<br />

dass deren Funktionsfähigkeit vermutlich erheblich eingeschränkt<br />

war. Ein deutlicher Befall der Schwimmblase<br />

mit dem Schwimmblasennematoden A. crassus konnte<br />

nicht festgestellt werden. Die freipräparierte Geschwulst<br />

war mit einem epithelartigen Gewebe überzogen. Einzelne<br />

gefäßartige Strukturen waren erkennbar (siehe<br />

Abbildung). Überraschend war zudem, dass die Missbildung<br />

mit einer grünlichen Flüssigkeit gefüllt war, die<br />

erst nach dem Öffnen nach außen trat.<br />

Da durch die Kollegen des Instituts für <strong>Fischerei</strong><br />

keine Eingrenzung des Befundes erfolgen konnte, wurden<br />

sowohl nationale Kollegen verschiedener Einrichtungen<br />

als auch die Mitglieder der Aalarbeitsgruppe<br />

des ICES (ICES WG EEL) per E-Mail mit beigefügtem<br />

Bildmaterial um Rat gefragt. Zahlreiche Kollegen haben<br />

auf diese Anfrage reagiert. Sie stellten fest, solch<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Forschung<br />

eine ungewöhnliche Wucherung erstmalig gesehen<br />

zu haben. Die Hinweise über die Art der Wucherung<br />

und die möglichen Ursachen unterschieden sich. Eine<br />

Vermutung war, dass die Geschwulstbildung durch<br />

schmarotzende Mixo- oder Mikrosporiden ausgelöst<br />

wurde. Häufiger hingegen wurde eine krankhafte Vermehrung<br />

des Bindegewebes (Fibrose) im Bereich der<br />

Schwimmblase als mögliche Ursache der Wucherung<br />

benannt. Basierend auf dem zur Verfügung gestellten<br />

Bildmaterial wurde ebenso eine krankhafte Umbildung<br />

der Schwimmblase, ausgelöst durch eine Bakterieninfektion,<br />

in Betracht gezogen. Es wurde auch berichtet,<br />

dass ähnliche Befunde auf den Befall mit A. crassus<br />

zurückgeführt wurden. Gleichzeitig wurde einschränkend<br />

erwähnt, dass bei diesen Befunden die Wucherungen<br />

wesentlich kleiner als im vorliegenden Fall<br />

waren. Aus den vorliegenden Antworten ging jedoch<br />

auch hervor, dass es für eine weitere Eingrenzung des<br />

Befunds einer histologischen Untersuchung einzelner<br />

Gewebeproben bedarf.<br />

Für die histologische Bewertung der Gewebeproben<br />

konnte das LALLF MV in Rostock gewonnen werden.<br />

Bei allen drei untersuchten Gewebeproben zeigte<br />

sich, dass die Wucherung aus spindelförmigen Zellen<br />

zusammengesetzt war, die teils dichte Zellverbände<br />

ohne gezielte Ausrichtung ausgebildet hatten. Weitergehend<br />

konnten in den Gewebeschnitten wirbelartige<br />

Strukturen bzw. Knoten identifiziert werden, die bereits<br />

stellenweise mit gefäßartigen Strukturen durchzogen<br />

waren. In einem histologischen Schnitt war zudem bereits<br />

ein gewisser Wandaufbau, der die krankhafte<br />

Wucherung gegenüber den benachbarten Organen<br />

abgrenzt, erkennbar. Letztlich deuten alle drei untersuchten<br />

Gewebeproben darauf hin, dass es sich bei<br />

der krankhaften Ausbildung um einen Tumor gehandelt<br />

hat. Als Ursprungsgewebe konnten die Gonaden<br />

ausgeschlossen werden. Gegen die These einer granulomatösen<br />

Entzündung (knötchenartige Zellansammlungen<br />

nach einer Infektion), ausgelöst durch einen<br />

Bakterienbefall, sprach, dass durch die histologische<br />

Untersuchung keine Erregerstrukturen nachweisbar<br />

37


Aus der Forschung<br />

38<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

d)<br />

e)<br />

Vorgefundene Wucherung bei einem weiblichen Blankaal<br />

a) Gesamtansicht des Aals mit freipräparierten Eingeweiden<br />

sowie der Wucherung,<br />

b-d) Einzelsichten der Wucherung, wobei die teilweise<br />

umwachsene Schwimmblase erkennbar ist (b),<br />

e) geöffnete Wucherung, erkennbar ist die Füllung mit<br />

einer grünlichen Flüssigkeit<br />

waren. Aufgrund des seltenen Auftretens solcher Strukturen<br />

und der dadurch bedingten geringen Anzahl der<br />

Vergleichsbefunde ist der Tumorbefund als Verdachtsdiagnose<br />

anzusehen.<br />

Bewertung<br />

Ebenso wie bei anderen Wirbeltieren kann es bei Fischen<br />

zur Ausbildung von Tumoren kommen. Insgesamt<br />

gesehen treten jedoch Geschwulstbildungen<br />

im Vergleich zu anderen Krankheitsbildern relativ<br />

selten auf (Schäperclaus 1990). Die Gründe für die<br />

krankhafte Veränderung von Geweben bei Fischen<br />

können vielfältig sein. Als auslösende Faktoren<br />

gelten kanzerogene Stoffe wie Pestizide, bestimmte<br />

Strahlungstypen, Virosen und Parasitenbefall, Veränderung<br />

des Stoffwechsels oder genetische Dispositionen.<br />

Welcher dieser Faktoren ursächlich für den vorliegenden<br />

Befund war, konnte nicht abschließend geklärt werden.<br />

Jedoch ist zu vermuten, dass die Geschwulst über<br />

einen längeren Zeitraum zu der vorgefundenen Größe<br />

herangewachsen ist und der Aal während dieser Zeit,<br />

die Metamorphose vom Gelbaal zum Blankaal vollzogen<br />

hat. Auch der Ernährungszustand des Tieres<br />

deutete darauf hin, dass der Aal trotz der Wucherung<br />

in der Lage war, ausreichend Nahrung aufzunehmen.<br />

An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Kollegen<br />

bedanken, die zur Aufklärung dieses ungewöhnlichen<br />

Befundes beigetragen haben.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Stand und Entwicklung der Zanderaquakultur<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

Gregor Schmidt und Carsten Kühn<br />

Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und <strong>Fischerei</strong> MV, Institut für <strong>Fischerei</strong><br />

Einleitung<br />

Die deutsche Aquakultur ruht im Wesentlichen auf drei<br />

unterschiedlichen Formen der Fischproduktion: Bei einer<br />

jährlichen Binnenproduktion von etwa 45.000 t<br />

ist die Erzeugung von Forellen (Regenbogen- und<br />

Bachforellen) in Durchlaufanlagen mit 28.000 t das<br />

wirtschaftlich bedeutendste Segment (Brämick, 2012).<br />

Ein weiteres wichtiges Standbein ist die Karpfenteichwirtschaft,<br />

in der jährlich etwa 14.000 t Karpfen und<br />

Nebenfische produziert werden. Die Standorte für die<br />

beiden Produktionsformen sind allerdings auf bereits<br />

bestehende Betriebe beschränkt, bisher ungenutzte<br />

Wasserquellen können in der Regel nicht mehr herangezogen<br />

werden. Daher kann der stetig steigenden<br />

Nachfrage nach hochwertigen Fischprodukten aus<br />

heimischer Erzeugung nur mit einer Steigerung der<br />

Produktionsintensität begegnet werden. Aus diesem<br />

Grund gibt es seit Jahren Bestrebungen, hochpreisige<br />

Arten standortunabhängig in eingehausten Aufzuchtsystemen<br />

zu erzeugen. Diese Anlagen sind mit mechanischen<br />

und biologischen Reinigungsstufen, sowie<br />

einer Sauerstoffanreicherung und Wasserdesinfektion<br />

ausgestattet, die eine Mehrfachnutzung des Produktionswassers<br />

erlauben. In diesen Kreislaufanlagen können<br />

flächenbezogen und saisonunabhängig große<br />

Mengen Fisch aufgezogen werden. In Deutschland<br />

werden so mittlerweile jährlich etwa 2.000 t Aale,<br />

Welse und Störe erzeugt. Weitere Arten, wie Karpfen,<br />

Streifenbarschhybriden, Tilapia, Flussbarsche oder<br />

Erbrütungsmodul mit Gazenetzen, Zandernest, Mastmodul (v.l.n.r.)<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Forschung<br />

Zander, werden in geringen Mengen aufgezogen,<br />

wobei insbesondere die Letztgenannten ein hohes<br />

Potenzial für die intensive Aquakultur in Kreislaufanlagen<br />

eingeräumt wird. Aufgrund seines weißfleischigen,<br />

fettarmen und grätenfreien Filets verfügt der Zander<br />

(Sander lucioperca) über eine hohe Marktakzeptanz,<br />

allerdings kann der Bedarf durch die heimische traditionelle<br />

<strong>Fischerei</strong> und Teichwirtschaft nicht einmal<br />

ansatzweise gedeckt werden. Aus diesem Grund werden<br />

Zanderfilets als Frostware in großem Umfang aus<br />

den osteuropäischen Staaten nach Deutschland eingeführt.<br />

Hierbei handelt es sich nahezu ausschließlich<br />

um Wildfänge, die häufig nicht einem nachvollziehbaren<br />

<strong>Fischerei</strong>management unterliegen und deren<br />

Produktqualität saisonalen Schwankungen unterliegt.<br />

Demzufolge gibt es verstärkt Bestrebungen Zander<br />

in Kreislaufanlagen zu erzeugen. Zusätzlich verstärkt<br />

wird dieses Interesse durch die mögliche Kombination<br />

der Fischproduktion mit einer sinnvollen Nutzung der<br />

Abwärme von Biogasanlagen.<br />

Pilotprojekt<br />

In den letzten Jahren wurden europaweit die Grundlagen<br />

für eine erfolgreiche Zanderproduktion in Kreislaufanlagen<br />

erarbeitet (z.B. Heidrich und Zienert,<br />

2005; Kucharczyk et al., 2009), die jetzt vom Institut<br />

für <strong>Fischerei</strong> der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft<br />

und <strong>Fischerei</strong> MV in einer Pilotanlage einem<br />

industriellen Maßstab angepasst werden. Damit soll<br />

39


Aus der Forschung<br />

Angefütterte Zanderlarven; Speisezander in Rundbecken;<br />

Speisezander (v.o.n.u.)<br />

Interessenten ein praxistaugliches Verfahren zur Speisezanderproduktion<br />

an die Hand gegeben werden.<br />

Das Pilotprojekt zur Entwicklung einer Zanderaquakultur<br />

in Mecklenburg-Vorpommern startete<br />

im Jahr 2009 mit der Projektierung und Entwicklung<br />

einer Kreislaufanlage, die Mitte 2011 auf dem Gelände<br />

eines Agrarunternehmens im Landkreis Mecklenburgische<br />

Seenplatte fertig gestellt wurde. Gefördert<br />

wird das Projekt aus Mitteln des Europäischen <strong>Fischerei</strong>fonds<br />

(EFF) und des Landes Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Die Anlage ist Bestandteil eines nachhaltigen<br />

Produktionskonzepts, in dem das verwendete Wasser<br />

in verschiedenen Produktionsstufen mehrfach genutzt<br />

40<br />

wird. So durchläuft das Brunnenwasser erst eine Teilkreislaufanlage<br />

zur Salmonidenproduktion, bevor es<br />

nach einer Ozon-Desinfektion für die Zanderaufzucht<br />

genutzt wird. Das Ablaufwasser wird letztendlich über<br />

Absetzbecken geleitet und in einer Pflanzenkläranlage<br />

gereinigt, bevor es in extensiv bewirtschaftete Krebsteiche<br />

(Edelkrebs, Astacus astacus) fließt.<br />

In die zweigeteilte Halle zur Zanderaufzucht<br />

sind insgesamt acht separate Kreislaufsysteme integriert,<br />

die insgesamt über ein Wasservolumen von<br />

ca. 350 m 3 verfügen. Davon können etwa 190 m 3<br />

Haltungsvolumen für die Produktion genutzt werden.<br />

Die Kreisläufe wurden den physiologischen Ansprüchen<br />

des Zanders entsprechend ausgestattet und den<br />

Wachstumskriterien vom Ei bis zum Speisefisch einer<br />

Größe von 2 kg angepasst. Hierbei wird auf die Einhaltung<br />

optimaler Haltungsparameter für jede Produktionsphase<br />

durch die autarken Warmwasserkreisläufe<br />

geachtet. Sämtliche Kreislaufsysteme sind mit einer<br />

eigenen mechanischen Wasserreinigung, einer biologischen<br />

Wasseraufbereitung und einer Wasserentkeimung<br />

(UV) ausgestattet. Darüber hinaus verfügen die<br />

Mastmodule über Denitrifikationsreaktoren, durch die<br />

weitere Wassereinsparungen möglich sind. Die Becken<br />

verfügen über ein eigene Fütterungs- und Sauerstoffanreicherungssysteme.<br />

Alle Becken, sowie Pumpen,<br />

Gebläse, UV-Anlagen, pH- und Drucksonden sind an<br />

ein computergestütztes Steuerungs- und Meldesystem<br />

angeschlossen.<br />

Die Versorgung der Anlage mit Zanderbrut erfolgt<br />

derzeit noch durch extern erzeugtes Eimaterial. Erst<br />

2014 stehen drei temperierbare Räume zur Induzierung<br />

der Laichreife zu Verfügung. Den Zandernestern<br />

steht ein Erbrütungskreislauf zu Verfügung, der einen<br />

potenziellen Temperaturbereich von 10 bis 22°C auf-<br />

Einjähriger Speisezander<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Tab. 1: Maximale Besatzdichten während der verschiedenen Aufzuchtstadien<br />

weist. Die geschlüpfte Brut wird in Gazekäfigen aufgefangen<br />

und schonend in den Larvenkreislauf verbracht.<br />

Dort stehen acht Rundsilos für die Anfütterung bereit.<br />

Sämtliche Becken sind mit Futterautomaten für Trockenfutter<br />

und Lebendnahrung ausgestattet. Daneben<br />

verfügen sie über eine Räumertechnik für die Beckenrand<br />

und Bodenreinigung, sowie eine Oberflächenbesprühung<br />

für die Verhinderung eines Ölfilms auf<br />

dem Wasser. Je nach Bedarf können in den Becken<br />

die Strömungen individuell eingestellt werden. Die Anfütterung<br />

der Larven erfolgt über vier Tage mit einer<br />

Lebendnahrung (Artemia salina), danach werden die<br />

Larven über einen Zeitraum von zehn Tagen sukzessiv<br />

auf ein handelsübliches Trockenmischfuttermittel umgestellt.<br />

Ab einem Stückgewicht von 0,1-0,3 g werden<br />

die Zander in zwei Vorstreckmodule überführt mit einem<br />

Produktionsvolumen von insgesamt 12 m 3 , wo sie<br />

bis zu einer Größe von 5 g abwachsen. Nach der Vorstreckphase<br />

erfolgt die Aufzucht in zwei baugleichen<br />

Kreisläufen, die insgesamt ein Produktionsvolumen<br />

von 72 m 3 beinhalten. Dort verbleiben die Zander bis<br />

zu einem durchschnittlichen Gewicht von 200-300 g,<br />

bevor sie letztendlich in zwei Mastmodulen (Produktionsvolumen:<br />

100 m 3 ) bis zu einem Schlachtgewicht<br />

von 1,5–2 kg heranwachsen. Insgesamt beträgt die<br />

Produktionsdauer 22–24 Monate.<br />

Aufzucht­der­Zander<br />

Die Pilotanlage wurde im August 2011 mit Zandersetzlingen<br />

besetzt und im März 2012 wurde erstmalig<br />

Eimaterial erbrütet. Zum Einsatz kommen verschiedene<br />

Stämme, die sich neben der Herkunft vor allem hinsichtlich<br />

ihrer Zuchthistorie unterscheiden. Alle Bestände<br />

werden nach Herkunft getrennt unter den praxisüblichen<br />

Haltungsbedingungen einer Warmwasserkreis-<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Forschung<br />

Stadium Masse (g) Besatzdichte­(kg/m 3 ) Futterverwertung (FQ) Fütterungsintensität­(%/d)<br />

Anfütterung 1­2 0,4 ­ 0,5 ad libitum<br />

Umstellung 2­4 0,5 ­ 0,6 ad libitum<br />

Vorstreckphase bis 1 g 5- 8 0,6 - 0,7 10 ­ 4<br />

Aufzuchtphase I bis 10 g 10­15 0,7 - 0,8 4 ­ 3<br />

Aufzuchtphase II bis 50 g 30 0,8 3 ­ 1,5<br />

Aufzuchtphase III bis 300 g 50-80 0,8 - 0,9 1,5 ­ 1<br />

Mastphase I bis 1000 g 80-110 0,9 ­ 1,1 1 - 0,7<br />

Mastphase II bis 2000 g 60-80 1,1 ­ 2 0,7 - 0,4<br />

laufanlage aufgezogen. Die Aufzucht von Zandern<br />

ist in den ersten Wochen durch einen hohen Anteil an<br />

nicht lebensfähigen Larven und einen stark ausgeprägten<br />

Kannibalismus geprägt. Insbesondere während der<br />

Umstellung auf ein Trockenmischfuttermittel kommt es<br />

zu vermehrten Verlusten. Erst durch eine permanente<br />

und strenge Sortierung der Jungzander können Verluste<br />

verringert werden. So müssen die Zander bis zum<br />

Erreichen eines Gewichtes von 10 g etwa 15 Mal<br />

sortiert werden. Ab dieser Größe kommt es nur noch<br />

vereinzelt zu Verlusten (


Aus der Forschung<br />

Abb. 1: Wachstumsentwicklung von Zandern in der Pilotanlage Hohen Wangelin<br />

Masse (g)<br />

Stückmasse zwischen 300 bis 1000 g ihr Maximum<br />

von 80-110 kg/m 3 erreicht. Werden anschließend<br />

zwei Kilogramm schwere Speisezander erzeugt, sollte<br />

die Besatzdichte in dieser späten Mastphase nicht<br />

80 kg/m 3 überschreiten (Tabelle 1).<br />

Die juvenilen Zander verwerten das angebotene<br />

Trockenmischfuttermittel effektiv und können große Futtermengen<br />

aufnehmen. Dabei muss aber insbesondere<br />

in den ersten Wochen auf eine Verträglichkeit der<br />

Trockenfutter geachtet werden, da es sonst zu hohen<br />

Verlusten kommen kann. Im Laufe der Aufzucht verringert<br />

sich die Futteraufnahme, speziell im zweiten Jahr<br />

fressen die Tiere deutlich weniger und das Größenwachstum<br />

nimmt zugunsten des Gonadenwachstums<br />

ab. Bemerkenswert ist aber dabei, dass die Gonadenbildung<br />

im Warmwasser nur äußerst langsam voranschreitet,<br />

bzw. stagniert.<br />

Ausblick<br />

Das Jahr 2012 war geprägt durch das Testen und<br />

Einfahren der Kreisläufe und die Abstimmung der<br />

technischen Einrichtungen auf die Fischart Zander. Es<br />

42<br />

900<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1 32 60 91 121 152 182 213 244 274 305 335<br />

Alter (d)<br />

wurden die Aufzuchtbedingungen verbessert und das<br />

Fütterungsregime optimiert. Darauf aufbauend wurde<br />

ein Standardverfahren zur Aufzucht unter Praxisbedingungen<br />

entwickelt, das Ende <strong>2013</strong> Interessenten zur<br />

Verfügung gestellt werden kann. Wichtigste zukünftige<br />

Projektschritte sind der Aufbau einer saisonunabhängigen<br />

Laichfischhaltung zur Bruterzeugung und die<br />

Verbesserung des Aufzuchtergebnisses durch die Optimierung<br />

der Haltungsumwelt und die Vermeidung von<br />

Stress. Im technischen Bereich sollen die Emissionen<br />

der Anlage durch die Entwicklung neuer Reinigungsund<br />

Filtereinheiten weiter reduziert werden. Dem<br />

schließen sich Untersuchungen zur Produktqualität und<br />

betriebswirtschaftliche Berechnungen an.<br />

Das Literaturverzeichnis ist bei den Autoren<br />

erhältlich.<br />

Kontakt<br />

Carsten Kühn<br />

E-Mail: c.kuehn@lfa.mvnet.de<br />

Telefon: 038234 297<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Forschung<br />

20 Jahre Meerforellenvermehrung in der Versuchsanlage<br />

Born der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und<br />

<strong>Fischerei</strong><br />

Carsten Kühn – Landesforschungsanstalt MV, Institut für <strong>Fischerei</strong><br />

Ein besonderes Jubiläum feierte dieses Frühjahr die<br />

Versuchsanlage Born des Instituts für <strong>Fischerei</strong> der<br />

Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und <strong>Fischerei</strong><br />

(LFA).<br />

Zum zwanzigsten Mal schlüpften dort Meerforellen<br />

(Salmo trutta trutta). Die gewonnenen Dottersacklarven<br />

waren für Besatzmaßnahmen in ausgewählten<br />

Fließgewässern des Ostseeeinzugsgebietes bestimmt<br />

und sollen für eine weitere positive Bestandsentwicklung<br />

der Meerforellen sorgen. Das Besatzprogramm<br />

wird vom Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit<br />

und <strong>Fischerei</strong> (LALLF) durchgeführt und<br />

durch den Verkauf von Ostseeangelberechtigungen<br />

finanziert. Bei den Laichfischen handelt es sich um<br />

autochtone Laicher aus der Beke und dem Hellbach.<br />

Diese einheimischen Laichfische werden durch den<br />

Verein Fisch und Umwelt e.V. mittels Elektrofischerei<br />

gefangen, nach Born überführt, nach einer Eingewöhnungsphase<br />

dort später abgestriffen und wieder in die<br />

Laichgewässer zurückgesetzt. Die gewonnenen Eier<br />

werden in Born künstlich befruchtet und in Zugergläsern<br />

der Erbrütungsanlage erbrütet. Mit den 400.000<br />

Larven dieses Jahres sind so in den letzten zwei Jahrzehnten<br />

ca. 8.500.000 Brütlinge gewonnen worden.<br />

Ein nicht unerheblicher Beitrag für die <strong>Fischerei</strong> und<br />

den Tourismus im Land der durch die LFA realisiert<br />

wurde.<br />

Seit sechs Jahren beteiligt sich auch der Fischer<br />

Werner Loch an der künstlichen Reproduktion der<br />

Meerforellen.<br />

Die letzten ca. 50.000 Meerforellenbrütlinge diesen<br />

Jahres aus Born wurden am 03. Mai <strong>2013</strong> von<br />

Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr.<br />

Till Backhaus und Vertretern des Landesanglerverbandes,<br />

des Vereins Fisch und Umwelt e.V., des LALLF, der<br />

NAWA GbR sowie des Instituts für <strong>Fischerei</strong> in den<br />

Wallensteingraben bei Wismar gesetzt.<br />

Waren Ende der 1980er nur noch zwei Gewässer<br />

in Mecklenburg-Vorpommern vorhanden, in denen sich<br />

die Meerforellen natürlich reproduzierten, so zeigen<br />

die steigenden Rückkehrerzahlen von Meerforellen in<br />

den besetzten Gewässern und nicht zuletzt die deutlich<br />

gestiegenen Fangzahlen von Anglern und Fischern<br />

den Erfolg der Besatzmaßnahmen.<br />

Mitarbeiter Daniel Lenz beim Auslitern der Larven; schlüpfende Larven im Zugerglas; der Minister beim Umsetzen der Larven (v.l.n.r.)<br />

43


Aus der Forschung<br />

Zur Genetik von Edelkrebs, Bachforelle, Quappe und Barbe<br />

in Deutschland – eine aktuelle Untersuchung<br />

Thomas Schmidt, Anne Schrimpf, Ralf Schulz –<br />

Institut für Umweltwissenschaften, Universität Koblenz-Landau<br />

Die nachhaltige Nutzung der Bestandteile der biologischen<br />

Vielfalt, die genetischen Ressourcen, wurde<br />

1993 in dem auch von Deutschland ratifizierten<br />

Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention<br />

on Biodiversity – CBD) als eindeutiges Ziel formuliert<br />

(SCBD 1992). Hierin kommt das Prinzip „Schutz<br />

durch Nutzung“ zur Geltung. Vor diesem Hintergrund<br />

kann auch das hier beschriebene Forschungsvorhaben<br />

gesehen werden.<br />

In den vorgestellten Untersuchungen soll erstmals<br />

die genetische Variabilität des Edelkrebses (Astacus<br />

astacus), der Bachforelle (Salmo trutta), der<br />

Quappe (Lota lota) und der Barbe (Barbus barbus)<br />

bundesweit einheitlich erfasst und beschrieben werden.<br />

Diese Informationen sollen dabei helfen, ein<br />

praxisnahes Bestandsmanagement dieser Arten unter<br />

Berücksichtigung von fischereiwirtschaftlichen Aspekten<br />

und dem Artenschutz in Deutschland (weiter) zu<br />

entwickeln.<br />

Biologischer­Hintergrund<br />

Die Biologische Vielfalt umfasst die Vielfalt der Ökosysteme,<br />

die Vielfalt zwischen den Arten und innerhalb<br />

der einzelnen Arten (CBD, Artikel 2). Insbesondere die<br />

Vielfalt innerhalb der einzelnen Arten ist jedoch häufig<br />

noch gar nicht bekannt. Diese genetische Diversität<br />

einer Art muss also zunächst erfasst und dokumentiert<br />

werden. Zeigen sich hier auffällige Unterschiede (genetische<br />

Differenzierungen) zwischen bestimmten Populationen,<br />

stellt sich die Frage, wie diese unterschiedlichen<br />

Populationen hinsichtlich Ihrer Schutzwürdigkeit<br />

zu beurteilen sind.<br />

Ein gebräuchliches Konzept in der Naturschutzbiologie<br />

sieht vor, das gesamte evolutionäre Potenzial<br />

einer Art als schutzwürdig anzuerkennen<br />

(Hunter und Gibbs 2007). Das heißt, alle evolutio<br />

när eigenständigen Untereinheiten der Art sind<br />

als solche zu erhalten. In der englischsprachigen<br />

Fachliteratur werden diese Untereinheiten als „Evolutionarily<br />

Significant Units“ (ESUs, Ryder 1986) be-<br />

44<br />

zeichnet. ESUs sind durch (1) eine klare geografische<br />

Trennung der Populationen, (2) genetische Differenzierungen<br />

zwischen den Populationen und (3) lokale<br />

phänotypische Anpassungen der Herkünfte charakterisiert.<br />

Die gemeinsame Betrachtung und angemessene<br />

Berücksichtigung dieser drei Kriterien ermöglichen<br />

es ESUs innerhalb einer Art mit hinreichender Sicherheit<br />

zu identifizieren. ESUs haben sich bewährt, um<br />

Prioritätensetzungen im Artenschutz wissenschaftlich<br />

und sinnvoll zu begründen. Sie sind ebenso geeignet<br />

die besondere Schutzwürdigkeit bestimmter Populationen<br />

darzulegen, wie auch auf möglicherweise<br />

unnötige Maßnahmen hinzuweisen.<br />

Das­aktuelle­Projekt<br />

In einem aktuellen Projekt des Bundesministeriums für<br />

Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

(BMELV) über die Bundesanstalt für Landwirtschaft<br />

und Ernährung (BLE), werden in den Jahren <strong>2013</strong><br />

und 2014 umfangreiche Untersuchungen durchgeführt,<br />

welche die Identifizierung und Bewertung von<br />

geeigneten ESUs des Edelkrebses, der Bachforelle, der<br />

Quappe und der Barbe zum Ziel haben. Die gewonnenen<br />

Erkenntnisse sollen in praxisnahe Maßnahmen<br />

des Bestandsmanagements einfließen. Im Management<br />

können damit sowohl Gesichtspunkte des Artenschutz,<br />

als auch der nachhaltigen <strong>Fischerei</strong>wirtschaft<br />

zur Geltung kommen. Letztlich sollen also wissenschaftliche<br />

Grundlagen zum Erhalt und zur nachhaltigen<br />

Nutzung der genetischen Vielfalt dieser vier Tierarten<br />

in Deutschland geschaffen werden. Erste genetische<br />

Untersuchungen am Edelkrebs haben ergeben, dass<br />

die natürliche genetische Struktur durch anthropogenen<br />

Besatz bereits überprägt ist. Trotzdem konnten Differenzierungen<br />

zwischen den Flusseinzugsgebieten in<br />

Zentral- und Südeuropa festgestellt werden (Schrimpf<br />

et al. 2011).<br />

Dazu werden je Art mindestens 30 Standorte untersucht.<br />

Die Untersuchungsgebiete werden über<br />

die gesamte Bundesrepublik verteilt. Die wesent-<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


lichen Flussgebietseinheiten Deutschlands, verschiedene<br />

Ökoregionen, unterschiedliche Gewässertypen<br />

und Ähnliches mehr werden bei der Datenerhebungen<br />

Beachtung finden. Damit wird sichergestellt, dass<br />

die untersuchten Populationen so ausgewählt werden,<br />

dass die potenziell in Deutschland vorhandenen ESUs<br />

mit höchster Wahrscheinlichkeit bei der Probenahme<br />

erfasst werden.<br />

Aus den einzelnen Populationen werden jeweils<br />

30 bis 50 Tiere untersucht. Es werden einige einfache<br />

morphometrische Daten im Freiland erhoben<br />

und Gewebeproben für genetische Untersuchungen<br />

konserviert. Die morphometrischen Daten ergeben<br />

potenziell Anhaltspunkte für etwaige phänotypische<br />

Differenzierungen. Im Labor kommen zwei unterschiedliche<br />

genetische Methoden zu Anwendung. Zum einen<br />

die Sequenzanalyse mitochondrieller DNA und zum<br />

anderen die Mikrosatellitenanalyse nukleärer DNA.<br />

Die Kombination dieser Methoden ergibt ein zuverlässiges<br />

Gesamtbild der genetischen Konstitution und<br />

Entwicklungsgeschichte der untersuchten Populationen<br />

und eignet sich besonders zur Identifizierung von ESUs<br />

(Moritz 1994).<br />

Darüber hinaus fließen Informationen zur aktuellen<br />

und historischen Bewirtschaftung, d. h. zur fischereilichen<br />

Nutzung und zu Besatz- und Hegemaßnahmen<br />

mit in die Beurteilung der ESUs ein.<br />

Die Daten und Ergebnisse des hier beschriebenen<br />

Forschungsvorhabens werden zu gegebener Zeit in<br />

der Fachdatenbank für Aquatische Genetische Ressourcen<br />

in Deutschland (AGRDEU), die vom Informations-<br />

und Koordinationszentrum für biologische Vielfalt<br />

der BLE betrieben wird, öffentlich einsehbar sein (URL:<br />

http://agrdeu.genres.de/agrdeu/index).<br />

Informationen­gesucht<br />

Für die Untersuchungen ist wesentlich, dass die betrachteten<br />

Populationen so ausgewählt werden, dass<br />

die potenziell im Untersuchungsgebiet vorhandenen<br />

ESUs mit maximaler Wahrscheinlichkeit durch die Probenahme<br />

repräsentiert werden. Um dies zu gewährleisten<br />

sind vor allen Dingen Informationen über Bestände<br />

der vier Arten erforderlich. Nach wie vor sind<br />

leider viele relevante Informationen und Daten nicht<br />

in der einschlägigen Literatur oder in öffentlichen Datenbanken<br />

enthalten. Gerade Daten zur historischen<br />

Bewirtschaftung sind, soweit überhaupt dokumentiert,<br />

häufig nur sehr schwer auffindbar.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Forschung<br />

Wenn Sie denken eine bestimmte, Ihnen bekannte Population,<br />

eine Region oder ein Gewässersystem sollten<br />

in der Untersuchung mit erfasst werden, nehmen Sie<br />

bitte Kontakt mit uns auf!<br />

Auch bei den Befischungen zur Probenahme sind<br />

Kooperationen denkbar. Hier kommen geplante Kartierungsarbeiten,<br />

laufende Monitorings, aber auch Einzelgutachten<br />

und nicht zu letzt die Berufsfischerei in<br />

Betracht. Sollten Sie Kenntnis über potenziell geeignete<br />

Maßnahmen haben oder selbst welche durchführen,<br />

würden wir uns auch hier über eine Kontaktaufnahme<br />

sehr freuen!<br />

Kontakt<br />

Edelkrebs / Bachforelle / Quappe<br />

Dipl.-Geoökol. Thomas Schmidt<br />

Institut für Umweltwissenschaften<br />

Universität Koblenz-Landau<br />

Fortstrasse 7<br />

76829 Landau<br />

Telefon: +49 6341 280 31333<br />

Telefax: +49 6341 280 31326<br />

E-Mail: schmidt-th@uni-landau.de<br />

Barbe<br />

Prof. Dr. Thomas Berendonk & Dr. Thomas Schiller<br />

Institut für Hydrobiologie<br />

TU Dresden<br />

Zellescher Weg 40<br />

01062 Dresden<br />

Telefon: +49 351 463 34956<br />

Telefax: +49 351 463 37108<br />

E-Mail: thomas.berendonk@u-dresden.de<br />

thomas.schiller@tu-dresden.de<br />

Danksagung<br />

Für die Finanzierung dieses Projekts danken wir dem<br />

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und<br />

Verbraucherschutz (BMELV) über die Bundesanstalt<br />

für Landwirtschaft und Ernährung (BLE); Projektkennzeichen<br />

2812BE001 bis -004.<br />

Ferner möchten wir schon jetzt allen Leserinnen<br />

und Lesern danken, die uns mit Informationen unterstützen!<br />

Das Literaturverzeichnis ist beim Erstautor<br />

erhältlich.<br />

45


Karpfen reich an Omega-3-Fettsäuren –<br />

gesund für Herz und Kreislauf<br />

Dr. Sabine Sampels und Dr. Honza Mraz – FROV, Vodnany<br />

Eine Ernährung, reich an mehrfach ungesättigten<br />

Fettsäuren, insbesondere langkettigen Omega-<br />

3-Fettsäuren, hat positive Effekte auf die menschliche<br />

Gesundheit. Die langkettigen n-3-Fettsäuren sind für<br />

die Gesundheit wichtig, da sie zum Beispiel Arteriosklerose<br />

und Autoimmunkrankheiten vorbeugen. Da<br />

in prähistorischer Zeit während der Entwicklung des<br />

Menschen die zu Verfügung stehende Nahrung reich<br />

an Omega-3-Fettsäuren war, ist der menschliche Körper<br />

auf eine viel höhere Einnahme von n-3-Fettsäuren<br />

ausgerichtet als wir heutzutage tatsächlich zu uns nehmen.<br />

Genetisch ist der Mensch nicht darauf ausgerichtet,<br />

diese Fettsäuren selber zu synthetisieren. Durch<br />

den erhöhten Verzehr von Getreideprodukten, bedingt<br />

durch die Einführung des Ackerbaus, ist die Aufnahme<br />

an Omega-6-Fettsäuren und damit das Verhältnis von<br />

Omega-6/Omega-3 erheblich gestiegen. Durch die<br />

modernen Fast- und Convenience-Food-Essgewohnheiten<br />

wird dieser Trend noch verstärkt.<br />

46<br />

Generell sind die gesunden langkettigen Omega-3-Fettsäuren<br />

in Fisch enthalten. Bei der intensiven Karpfenzucht<br />

wird jedoch gewöhnlich mit Getreide zugefüttert,<br />

was auch im Fisch zu einer Verringerung des Anteils an<br />

langkettigen Omega-3-Fettsäuren zugunsten von Omega-6-Fettsäuren<br />

führt. An der Fakultät für Fischzucht<br />

und Gewäserschutz der Universität Budweiss (FROV)<br />

in Zusammenarbeit mit dem Institut für klinische und<br />

experimentelle Medizin (IKEM) in Prag haben Forscher<br />

ein Futter für Karpfen entwickelt, das zu einer höheren<br />

Einlagerung und Produktion der besonders wichtigen<br />

Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure und<br />

Docosahexaensäure (EPA und DHA) führt. Dank<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Fotos: Tomas Zajic


dieser Forschung gibt es nun ein patentiertes Aufzuchtsystem,<br />

das die Produktion Omega-3-Fettsäuren-reicher<br />

Karpfen ermöglicht. Dieser Karpfen wird mit dem Label:<br />

„Zum Schutz Ihres Herzens – erhöhter Gehalt an<br />

Omega-3-Fettsäuren, validiert durch IKEM und FROV“<br />

(siehe Logo auf der Vorderseite) inzwischen auch in<br />

Restaurants angeboten.<br />

Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittel­sicherheit)­<br />

empfiehlt­ eine­ tägliche­ Aufnahme­ von­<br />

250 mg an EPA+DHA und eine Proportion von 1-5 an<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Forschung<br />

Omega 6 zu Omega 3. Eine Portion (200 g) des<br />

„Omega-3-Karpfens“ garantiert eine Menge von 1 g<br />

an gesamten Omega-3-Fettsäuren und davon 300 mg<br />

EPA+DHA bei einer Proportion von Omega-6 zu Omega-3<br />

von 1,75. In Studien des IKEMS wurde nach ge wiesen,<br />

dass sich der Verzehr diese Karpfens auch positiv<br />

auf die Blutwerte von Herzkreislaufpatienten auswirkt.<br />

Das Aufzuchtsystem könnte auch in Deutschland<br />

angewendet werden. Bei Interesse informieren wir<br />

gerne darüber.<br />

Beim Braten von Fisch die gesunde Zusammensetzung<br />

erhalten<br />

Dr. Sabine Sampels – FROV, Vodnany<br />

Fisch ist natürlich reich an langkettigen Omega-3-Fettsäuren,­die­viele­positive­Effekte­auf­die­Gesundheithaben.<br />

Es ist jedoch aus früheren Studien bekannt,<br />

dass neben der Verarbeitung auch die Zubereitung<br />

von Fisch in Privathaushalten einen wesentlichen Einfluss­auf­die­letztliche­Fettzusammensetzung­hat.Karpfen­werden­in­Tschechien­traditionell­häufigmit<br />

oder ohne Panade gebraten. Unser Ziel war es,<br />

die Veränderung in Fettaufnahme, Fettsäurezusammensetzung<br />

und die Oxidationswerte in Omega-3-angereicherten­<br />

Karpfenfilets­ bei­ verschiedenen­ häufigverwendeten<br />

Bratfetten zu untersuchen.<br />

Durch das Braten erhöhte sich, wie erwartet, der<br />

Fettgehalt­in­ den­Fischfilets.­In­den­panierten­ Filetswar<br />

die Fettaufnahme dabei deutlich höher als in den<br />

unpanierten. Diese Erhöhung des Fettgehalts von ungefähr<br />

4-5 % auf ca. 10 % ohne Panade und bis zu 15 %<br />

mit Panade war jedoch unabhängig von der Fettsorte.<br />

Deutlich spiegelte sich jedoch die Fettsäurenzusammensetzung<br />

der verwendeten Fette in den Filets wider.<br />

Sonnenblumenöl führte zu einem deutlichen Anstieg<br />

des Gehaltes an Linolsäure, einer Omega-6-Fettsäure,<br />

und damit zu einer Verschiebung des Verhältnisses von<br />

Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren. Diese Erhöhung<br />

des Gehaltes an Omega-6-Fettsäuren verringert die<br />

positiven­Effekte­der­Omega-3-Fettsäuren­im­Fisch.­Beider<br />

Verwendung von Rapsöl, das im Gegensatz zu<br />

Sonnenblumenöl einen hohen Anteil an Alpha-Linolensäure,<br />

einer Omega-3-Fettsäure hat, blieben dagegen<br />

ähnliche Omega-3-Werte wie im rohen Fisch erhalten.<br />

Die Verwendung von Schmalz und Butter erhöht die<br />

gesättigten Fettsäuren, Stearin- und Ölsäure, im Fall<br />

von Butter auch Palmitinsäure, und hatte wie die Verwendung­von­Rapsöl­keinen­Einfluss­auf­das­Verhältnis­<br />

Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren.<br />

Bei keinem der verwendeten Fett wurde eine erhöhte<br />

Ranzigkeit durch das Braten festgestellt.<br />

Auf Grund der vorliegenden Resultate ist es zu<br />

empfehlen, Fisch generell nicht mit Sonnenblumenöl zu<br />

braten, sondern Rapsöl zu verwenden, um die gesunde,<br />

Omega-3-reiche Fettzusammensetzung zu erhalten.<br />

Kontakt<br />

E-Mail: sampels@frov.jcu.cz<br />

47<br />

Foto: S. Sampels


Aus der Forschung<br />

Die <strong>Fischerei</strong>wirtschaft in der Tschechischen Republik<br />

Tomas Zajic (Übersetzung Dr. Sabine Sampels)<br />

Die <strong>Fischerei</strong>wirtschaft in Tschechien ist geteilt in<br />

Aquakultur und die Verwaltung von <strong>Fischerei</strong>rechten<br />

(Teiche, Flüsse). Den größten Anteil an der<br />

Aquakultur Tschechiens hat die Karpfenteichwirtschaft.<br />

Daneben werden auch verschiedene andere Aufzuchtsysteme,<br />

wie z.B. Durchflusssysteme oder Kreislaufanlagen<br />

verwendet, vorwiegend für Salmoniden, wie<br />

z.B. Regenbogenforelle und Saibling.<br />

Die Verwaltung der Fischgründe beinhaltet die Verwaltung<br />

der Flusseinzugsgebiete und die Erhaltung<br />

der Fischbestände in den Gebieten, wo Angelfischerei<br />

betrieben wird. Es gibt mehr als 2 000 Fanggründe mit<br />

einer Fläche von 42 000 ha. Die Angelvereine haben<br />

mehr als 350 000 registrierte Mitglieder die jährlich<br />

zwischen 4 000 und 4 500 t Fisch herausfischen.<br />

Produktion und Export von Fisch in Tschechien<br />

48<br />

Jahr Produktion * Export­* Export­%<br />

1990 19,3 2,7 14,0<br />

1991 18,7 4,6 24,6<br />

1992 20,8 5,6 26,9<br />

1993 20,1 9,3 46,3<br />

1994 18,7 8,4 44,9<br />

1995 18,6 7,8 41,9<br />

1996 18,2 8,2 45,1<br />

1997 17,6 7,0 39,8<br />

1998 17,2 8,8 51,2<br />

1999 18,8 8,0 42,6<br />

2000 19,5 9,2 47,2<br />

2001 20,1 9,9 49,3<br />

2002 19,2 9,6 50,0<br />

2003 19,7 9,4 47,7<br />

2004 19,4 9,8 50,5<br />

2005 20,5 9,4 45,9<br />

2006 20,4 9,9 48,5<br />

2007 20,4 9,6 47,1<br />

2008 20,4 9,0 44,1<br />

2009 20,1 8,9 44,3<br />

2010 20,4 9,1 44,6<br />

* in tausend Tonnen<br />

Die Teichwirtschaft basiert auf künstlich angelegten<br />

Teichen, die größtenteils in den ländlichen Regionen<br />

liegen. Historisch gesehen war die Hochzeit<br />

der Teichwirtschaft Anfang des 17. Jahrhunderts vor<br />

dem Dreißigjährigen Krieg mit einer Teichfläche von<br />

180 000 ha. Neben der Fischproduktion haben die<br />

Teiche eine wichtige Funktion als Wasserspeicher,<br />

Überflutungsschutz, biologische Wasserreinigungssysteme<br />

und tragen mit ihren Nistplätzen für Wasservögel<br />

zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Zurzeit gibt es mehr<br />

als 24 000 Teiche und Staudämme mit einer Gesamtfläche<br />

von fast 52000 ha. Davon werden 41000 ha<br />

für die <strong>Fischerei</strong> genutzt. Das theoretische Wasservolumen<br />

der Teiche könnte 600 Mio. m 3 betragen,<br />

aber durch die hohe Versandung beträgt das wirkliche<br />

Volumen nur 400 Mio. m 3 , während das Sediment<br />

auf 200 Mio. m 3 geschätzt wird. Die durchschnittliche<br />

Ertragsmenge schwankt zwischen 450-500 kg Fisch<br />

pro ha Teichfläche.<br />

Die Gesamtproduktion an Fisch ist während der<br />

letzten Jahre relativ stabil geblieben (siehe Tabelle).<br />

2010 lag die Gesamtproduktion bei 20420 t, davon<br />

19701 t aus der Karpfen- sowie 719 t aus Forellenteichwirtschaft<br />

und Kreislaufanlagen (hauptsächlich<br />

Regenbogenforelle und Bachsaibling).<br />

Der Export von Fisch ist jedoch in den letzten 20<br />

Jahren deutlich angestiegen. Während 1990 der Exportanteil<br />

noch knapp 14 % der Gesamtproduktion<br />

ausmachte, waren es 2010 bereits etwa 45%. Das<br />

liegt zum Teil an einem größeren Anteil importierter<br />

Fischarten wie unter anderem Pangasius und Atlantischer<br />

Lachs. Der weitaus größte Anstieg des Exports ist<br />

aber auf die Teilung der Tschechoslowakei in Tschechien<br />

und die Slowakei zurückzuführen, weil dadurch der<br />

eigene Markt schrumpfte und die Slowakei gleichzeitig<br />

mit zu den Ländern zählte, in die exportiert wurde.<br />

In der Fischerzeugung hat der Karpfen (Cyprinus<br />

carpio) den größten Marktanteil mit fast 87%, gefolgt<br />

von Herbivoren wie Silberkarpfen (Hypophthalmichthys<br />

molitrix) und Graskarpfen (Ctenopharyngodon idella)<br />

mit 5,2% sowie Regenbogenforelle (Onchorhynchus<br />

mykiss) und Bachsaibling (Savelinus fontinalis) mit<br />

3,6%. Schleie (Tinca tinca) und Raubfische wie Hecht<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


(Esox lucius), Wels (Silurus glanis) und Zander (Sander<br />

lucioperca) haben jeweils einen Marktanteil von 1,1%.<br />

Generell sind der Markt und die Produktion stabil<br />

und die Verarbeitungsindustrie ist auf eine größere<br />

Produktion und verschiedene Fischprodukte vorbereitet.<br />

Alle verarbeitenden Betriebe haben eine EU-Zertifizierung.<br />

Obwohl es auch schädigenden Einflüsse<br />

für die Fischproduktion wie die Verschlammung oder<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Forschung<br />

Versandung von Teichen oder Minderung der Erträge<br />

durch Fischräuber wie z.B. Kormoran, Fischotter und<br />

Fischreiher gibt, kann die Zukunft der Teichwirtschaft<br />

doch optimistisch gesehen werden.<br />

Kontakt<br />

Dr. Sabine Sampels<br />

E-Mail: sampels@frov.jcu.cz<br />

Warum hat der Hornhecht grüne Knochen?<br />

Seit 1934 kursieren unterschiedliche Theorien über<br />

den Stoff, der für die Grünfärbung der Schuppen<br />

und des Skeletts von Hornhechten und Aalmuttern verantwortlich<br />

ist. Im Verdacht standen das Eisenphosphat<br />

Vivianit und das Hämoglobinabbauprodukt Biliverdin.<br />

Für beides gab es jedoch keinen eindeutigen<br />

Nachweis. Hinter das Geheimnis kamen Professor Dr.<br />

Waldemar Ternes, Institut für Lebensmitteltoxikologie<br />

und Chemische Analytik der Stiftung Tierärztliche<br />

Hochschule Hannover, Frank Jüttner und Professorin<br />

Dr. Meike Stiesch von der Medizinischen Hochschule<br />

Hannover. Ihre Ergebnisse haben sie in der wissenschaftlichen<br />

Zeitschrift European Food Research and<br />

Technology veröffentlicht.<br />

Biliverdin, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes,<br />

ist für das grüne Skelett von Hornhechten<br />

und Aalmuttern verantwortlich<br />

Um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, extrahierten<br />

die Forscher das bläulich-grüne Pigment aus<br />

verschiedenen Proben der Fischarten Hornhecht und<br />

Aalmutter und wiesen mittels spektroskopischer Verfahren<br />

Biliverdin nach. Dazu etablierten sie eine neue<br />

Hornhecht, der eine leuchtend grüne Knochenhaut sowie grün gefärbte Schuppen hat (v.l.n.r)<br />

Präparationsmethode. Des Weiteren stellten sie fest,<br />

dass Biliverdin die Neigung hat, sich an Kollagen, ein<br />

Bestandteil des Bindegewebes und somit auch der<br />

Knochen, anzulagern. Es bindet sich vor allem an die<br />

Knochenhaut und die Dornfortsätze der Wirbelsäule,<br />

und verursacht die blaugrüne Farbe. Biliverdin ist die<br />

natürliche Vorstufe des Bilirubins, des gelben Abbauproduktes<br />

des roten Blutfarbstoffes, und besitzt keinerlei<br />

giftige Eigenschaften. Diese beiden Pigmente<br />

werden auch bei blauen Flecken sichtbar, wie wir sie<br />

uns bei alltäglichen Missgeschicken zuziehen.<br />

Hornhechte kommen in der Nord- und Ostsee,<br />

dem Mittelmeer sowie an den Küsten von Frankreich,<br />

Spanien, Portugal und Marokko vor. Der Hornhecht<br />

(Belone belone), der auch Grünknochen genannt<br />

wird, zählt besonders auf der Insel Rügen zu einer<br />

lokalen Spezialität. Die Aalmutter (Zoarces viviparus)<br />

findet sich in der Ostsee und an der nordöstlichen<br />

Atlantikküste.<br />

Meldung der Tierärztlichen Hochschule Hannover<br />

vom 3. April <strong>2013</strong><br />

49<br />

Fotos: M. Leirer


Fortbildungsveranstaltung für Fischhaltung und Fischzucht –<br />

Starnberg, 15. und 16. Januar <strong>2013</strong><br />

Petra Bartschat – Task Force Tierseuchenbekämpfung, LVLF Brandenburg<br />

Jörg Hiller und Thorsten Wichmann – <strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH<br />

Dr. Thomas Meinelt – Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)<br />

Auf der Fortbildungsveranstaltung des Instituts für<br />

<strong>Fischerei</strong> (IfI) der Bayerischen Landesanstalt für<br />

Landwirtschaft begrüßte zunächst der Institutsdirektor,<br />

Dr. Helmut Wedekind, die Gäste. Anschließend sprach<br />

der Landrat des Landkreises Starnberg, Karl Roth sein<br />

Grußwort. Es stellte die große Bedeutung der <strong>Fischerei</strong><br />

im Landkreis heraus.<br />

In seinem Tätigkeitsbericht<br />

stellte Dr. Helmut<br />

Wedekind die For schungsakti<br />

vi tä ten in den Arbeitsbereichen<br />

Karpfen- und<br />

Fo rel len teich wirtschaft<br />

sowie intensive Aquakultur<br />

anhand von drei Beispielen<br />

vor.<br />

• Ein Thema war die Ableitung<br />

des Fettgehaltes von Karpfen aus der Fettauflage<br />

am Rücken. Die Zielsetzung war die Suche eines<br />

einfach zu messenden Parameters, der mit dem<br />

Muskelfettgehalt korreliert ist. Die Untersuchungen<br />

erbrachten einen guten Zusammenhang zwischen<br />

Fettauflage und Muskelfettgehalt.<br />

• Eine weitere Forschungsaktivität beschäftigte sich<br />

50<br />

mit dem Einsatz von Ölpresskuchen für die Herstellung<br />

qualitativ hochwertiger Futtermittel zur nachhaltigen<br />

Aufzucht von Forellen. Ölpressrückstände<br />

fallen in hohen Mengen an. Sie sind zudem sehr<br />

preisgünstig und eine mögliche Alternative zu Fischmehl<br />

und -öl.<br />

• Dritter Themenschwerpunkt waren Untersuchungen<br />

zur Verbesserung des verwertbaren Ausschlachtungsanteils<br />

von Lachsforellen und deren Beeinflussung<br />

durch eine veränderte Photoperiodik. Längere<br />

Tagesperioden vor der Schlachtung resp. Langtagbelichtungen<br />

führen zu einer geringeren Gonadenmasse<br />

und somit zu einem höheren verwertbaren<br />

Fischanteil und zwar zu einer 5% höheren Filetausbeute!<br />

Die vorgestellten Untersuchungen sind gute Beispiele<br />

für die Zusammenarbeit zwischen dem Institut für <strong>Fischerei</strong><br />

und der Praxis.<br />

Im Bereich Fortbildung besuchten 367 Teilnehmer<br />

die vom IfI angebotenen Fachtagungen, 611 Personen<br />

nahmen an Lehrgängen teil und 331 an Fort- und Weiterbildungen.<br />

Staatliche Fischerprüfungen besuchten<br />

9.970 Teilnehmer. Die Abschlussprüfungen zum<br />

Fischwirt bestanden 29 von 33 Teilnehmern, die<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Foto: T. Wichmann


Prüfung zum Fischwirtschaftsmeister 19 von 20. Das IfI<br />

nahm an der Grünen Woche in Berlin, am zentralen<br />

Landwirtschaftsfest und am Bayerischen Genussfestival<br />

in München teil.<br />

Elisabeth Pröll, Bayerisches Staatsministerium<br />

für Ernährung Landwirtschaft und Forsten referierte<br />

zu Qualitätsregelungen der EU. Die Bezeichnungen<br />

„Fränkischer Karpfen“, „Aischgründer Karpfen“<br />

dürfen als „Geschützte geographische Angabe“ verwendet<br />

werden. Das entsprechende EU-Zeichen kann<br />

in Verbindung mit dem zugehörigen Herkunftsgebiet<br />

beantragt werden. Der „Oberpfälzer Karpfen“ ist bereits<br />

geschützt. Das Label schützt die eingetragenen<br />

Produkte mit wertsteigernden Elementen. Nähere Angaben<br />

sind unter www.alp.bayern.de nachzulesen.<br />

Weiterhin sprach Frau Pröll zur Novellierung des<br />

Baugesetzbuches. Hierzu ging sie auf die Einschränkungen<br />

der Privilegierung im Außenbereich bei gewerblicher<br />

Tierhaltung ein. Traditionelle Betriebe der<br />

Karpfen- und Forellenteichwirtschaft gelten weiterhin<br />

als landwirtschaftliche Betriebe und sind von den Einschränkungen<br />

nicht betroffen. Industriemäßige Anlagen,<br />

wie z. B. die Shrimpszucht in Kreislaufanlagen,<br />

gehören nicht zur Landwirtschaft.<br />

Der nächste Punkt ihres Vortrages hatte das neue<br />

Tiergesundheitsgesetz zum Inhalt. Dieses Gesetz löst<br />

das Tierseuchengesetz ab. Die Inhalte sind ähnlich wobei<br />

der Schwerpunkt auf die Vorbeugung und Erhaltung<br />

der Tiergesundheit gelegt wurde. Anzeigepflicht<br />

besteht für den Tierhalter und für den zuständigen<br />

Tiergesundheitsdienst bei Ausbruch und Verdacht des<br />

Ausbruchs einer Tierseuche. Anwendungsbereich ist<br />

auch die Aquakultur.<br />

Abschließend sprach Pröll zur Energiewende/Wasserkraft.<br />

Im Zuge der Energiewende wird in Bayern<br />

eine „Vollzugsbekanntmachung Wasserkraft“ ähnlich<br />

dem Windkrafterlass etabliert. Ziel ist die „ökologische<br />

und umweltverträgliche“ Wasserkraftnutzung. Dieser<br />

Entwurf ist stark einseitig zu Gunsten der Wasserkraft<br />

aufgestellt. Es soll kein Neubau von Querverbauungen<br />

in bisher unverbauten Gewässern erfolgen. Aber, welche<br />

Fließgewässer enthalten keine Querverbauungen!?<br />

Dr. Franz Geldhauser referierte wie in jedem<br />

Jahr zu Themen aus der <strong>Fischerei</strong>verwaltung.<br />

Der EFF (Europäischer <strong>Fischerei</strong>fonds) läuft <strong>2013</strong><br />

aus und wird durch den EMFF (Europäischer Meeresund<br />

<strong>Fischerei</strong>fonds) ersetzt. Interessant ist die Förderung<br />

von Investitionen und Maßnahmen zum Schutz<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Beratung<br />

gegen wild lebende Raubtiere,<br />

zur Entschlammung<br />

und Direktvermarktung, zu<br />

Umweltleistungen und Fischwirtschaftsgebieten,<br />

für Absatz-<br />

und Marktstudien sowie<br />

für die Verarbeitung/<br />

Vermarktung.<br />

Nächster Punkt des<br />

Referenten war die EU-Aalschutzverordnung.<br />

Ein erster Durchführungsbericht wurde<br />

2012 abgegeben und ist auf www.portal-fischerei.<br />

de nachzulesen. Inhalte dieser Verordnung sind die<br />

Dokumentation des Fangaufwandes und die Aalfang-<br />

und -besatzmenge. Die ICES (International Council<br />

for the Exploration of the Sea) hat für <strong>2013</strong> festgelegt,<br />

dass alle menschlich bedingten Mortalitäten des<br />

Aales (Fischen, Wasserkraft, Wasserverschmutzung)<br />

auf null zu fahren sind, bis eine Verbesserung des<br />

Aalbestandes eingetreten ist. In der Aquakulturstatistik<br />

sind, im Gegensatz zu den vorhergehenden Jahren,<br />

Differenzen aufgetreten. Diese sind der verschiedenen<br />

Datenerhebungen geschuldet. Die Ergebnisse<br />

sind unter www.destatis.de einsehbar. Immer beachten:<br />

„Ein amtliches Ergebnis kann nicht in Abrede<br />

gestellt werden!“ Aber amtliche Ergebnisse müssen<br />

nicht immer richtig sein… Das Tierschutzgesetz und<br />

die Tierschutzversuchsverordnung wurde in folgendem<br />

Passus verändert: „Ein Tierversuch KANN Schäden,<br />

Leiden, Schmerzen verursachen!“ Allerdings liegt kein<br />

Tierversuch vor, wenn lediglich eine Identifizierung der<br />

Tiere sichergestellt wird (Markierung). Laut Tierschutzschlachtverordnung<br />

ist prinzipiell ein Sachkundenachweis<br />

für das Schlachten von Wirbeltieren erforderlich.<br />

Dies gilt nicht für Jagd und Angeln. Aufbewahren von<br />

Krebstieren auf Eis nur zur Abgabe an den Endverbraucher<br />

gestattet. Das Töten von Aalen ohne Betäubung<br />

besteht nunmehr ohne Begrenzung der Anzahl.<br />

Das Gesetz enthält auch weitere hoch interessante<br />

Vorschriften, so ist z. B. der Kugelschuss bei Fischen<br />

und Krebstieren nicht nur nicht vonnöten sondern sogar<br />

verboten! Wieder ein drastisches Beispiel für absurde<br />

Bürokratie in Deutschland.<br />

Dr. Ulrike Wastlhuber vom Bayerischen Staatsministerium<br />

für Umwelt und Gesundheit referierte<br />

zum qualifizierten Dienst und zur Eigenkontrolle<br />

der Aquakulturbetriebe. „Qualifizierter<br />

Dienst“ – damit sind Fachtierärzte für Fische,<br />

51


Aus der Beratung<br />

Tierärzte und sonstige von<br />

der zuständigen Behörde<br />

benannte Fachleute (z. B.<br />

<strong>Fischerei</strong>meister, <strong>Fischerei</strong>ing.)<br />

mit zusätzlicher Qualifizierung<br />

gemeint. Der qualifizierte<br />

Dienst darf die Eigenkontrollen<br />

nach § 7 der<br />

Fischseuchenverordnung<br />

durchführen. Betriebliche<br />

Eigenkontrollen erfolgen auf Grund der Risikobewertung<br />

durch den Amtstierarzt ein bis dreimal pro Jahr.<br />

Teilgeschlossene Kaltwasser-Kreislauf anlagen<br />

(TK) – Funktionsweise, Anwendungsbedingungen<br />

und Grenzen waren das Thema von Dr. Frank<br />

Rümmler. Das Prinzip der TK ist seit ca. vierzig Jahren<br />

bekannt. Die gegenwärtigen intensiveren Forschungsaktivitäten<br />

sind den zukünftig geringeren Wassermengen<br />

für die Forellenproduktion geschuldet. TK arbeiten mit<br />

einem Wasserverbrauch von 0,1-0,15 l/s*t*a. Bestandteil<br />

der TK ist eine kontinuierliche Wasserförderung<br />

und Belüftung, oft mittels HP-Förderer bewerkstelligt.<br />

Bei Grundwassereinsatz ist eine wasserchemische und<br />

seuchenbiologische Trennung von der fließenden Welle<br />

möglich. Die umweltneutrale<br />

Produktionssteigerung ist unter<br />

diesen Umständen prinzipiell<br />

möglich. Die Nachteile<br />

der TK sind hohe Energiekosten,<br />

die Notwendigkeit<br />

des O2-Eintrages und der<br />

Wasseraufbereitung und die<br />

Grundwasserentnahmegebühr.<br />

In TK sind zusätzliche<br />

Wasserparameter wie z. B.<br />

NH3, NO2 und Gassättigung zu überwachen. Die TK<br />

sind in Dänemark seit 2004 als Resultat rigoroser Umweltauflagen<br />

sehr umfangreich etabliert worden. TK<br />

sind zumeist parallele Fließkanäle mit Sedimentfalle,<br />

Nitrifikation und Belüftung. Der Energieaufwand der<br />

TK beträgt 0,3 kg/KWh, der Wasserverbrauch 110-<br />

160 m 3 /kWh und ca. 2,1 kg Zuwachs. In TK besteht<br />

die Gefahr der Stickstoffübersättigung. HP-Förderer besitzen<br />

eine begrenzte CO2 -Entgasungskapazität. Die<br />

Biofilter arbeiten im Normalfall sehr zuverlässig und<br />

ohne Überschreitungen bei NH3 und NO2. Bei einem<br />

SBV von 1 mmol bleibt der pH-Wert relativ stabil. Die<br />

beste Nitrifikationsrate in Forellen-TK ist zwischen 9,6<br />

52<br />

und 12,6°C feststellbar. Eine mechanische Reinigung<br />

durch Schlammtrichter in TK ist oft nicht ausreichend.<br />

Unter Umständen ergibt sich die Notwendigkeit, Siebtrommelfilter<br />

einzusetzen. Der Wasserwechsel/d in TK<br />

ist kleiner 1. Es ergibt sich die Möglichkeit der Optimierung<br />

der O2-Versorgung und der N2-Entgasung durch<br />

den Einsatz von schwimmenden Niederdruckbegasern.<br />

Finden diese Einsatz, ist der Austausch der HP-Belüfters<br />

durch Propellerpumpen notwendig. Dann ergeben sich<br />

Kosteneinsparung gegenüber dem HP-Förderereinsatz.<br />

Der Referent präsentierte Ergebnisse einer TK-Anlage in<br />

Wietzendorf. Ergebnisse können auf der Webseite des<br />

IfB herunter geladen werden.<br />

Teichwirtschaft trifft<br />

Kreis lauftechnik, gemein<br />

sam profitieren<br />

oder Wettbewerb um<br />

Fördermittel. Zu diesem<br />

Thema referierte Dr. Gert<br />

Füllner aus Königswartha.<br />

Von der EU wird insbesondere<br />

die Aquakultur (Karpfen<br />

in Warmwasser und<br />

Salmoniden im Kaltwasser) gefördert. Kreislaufanlagen<br />

(teilgeschlossene und geschlossene Kreislaufanlagen),<br />

als technische Aquakulturanlagen bezeichnet,<br />

sind für landwirtschaftliche Betriebe, u. a. als Mittel<br />

zur Beantragung einer EU-Förderung von großem<br />

Interesse. Aquakultur in Sachsen ist traditionell die<br />

Karpfenteichwirtschaft. Diese ist durch Schutzgebietsverordnungen,<br />

Schäden durch geschützte Tiere, KHV,<br />

steigende Kosten und zunehmenden Wassermangel<br />

durch die Veränderung von Teichzuflüssen rückläufig.<br />

Die Wirtschaftlichkeit der Speisekarpfenproduktion hat<br />

sich deshalb verschlechtert. Es ergibt sich deshalb ein<br />

grundlegender Wandel in Unternehmen der Karpfenteichwirtschaft.<br />

Im Gegensatz zur Erzeugung einheimischer<br />

Fischarten sind die Tilapia- und Clariasproduktion<br />

steigend. Ein erneuter Boom der Kreislaufanlagen ist<br />

insbesondere in landwirtschaftlichen Betrieben feststellbar,<br />

welche u. a. die kostenfreie Förderung von Grundwasser<br />

und Subventionen über die Kraft-Wärmekopplung<br />

in Anspruch nehmen wollen. Das EEG macht‘s<br />

möglich. Landwirtschaftliche Betriebe mit Aquakultur<br />

müssen, im Gegensatz zu konventioneller Landwirtschaft,<br />

keine Grund wasser gebühr entrichten. Die<br />

Ökonomie in geschlossenen Kreislauf anlagen ist<br />

oftmals nicht gewährleistet. Clariasanlagen, kom-<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


iniert mit Biogasanlagen können sehr wohl rentabel<br />

produzieren. Diese Anlagen erbringen Impulse für die<br />

Entwicklung der Aquakultur, die traditionelle Karpfenwirtschaft<br />

jedoch nicht. Aber Teichwirtschaft und technische<br />

Aquakultur profitieren voneinander, z.B. über<br />

die Produktion von Satzfischen und Kooperation in der<br />

Vermarktung. Sie ergänzen sich auch in der Gastronomie.<br />

Die Förderung beider Aquakulturen ist deshalb<br />

sinnvoll und notwendig.<br />

Dr. Albert Jagsch erläuterte<br />

die österreichische<br />

Strategie Aquakultur<br />

2020. Der Fischverbrauch<br />

in Österreich steigt, währenddessen<br />

die österreichische<br />

Fischproduktion<br />

stagniert. Es besteht ein<br />

Handelsbilanzdefizit von<br />

290 Mio. € im Bereich<br />

Fisch. Derzeit importiert Österreich 61.000t/a, davon<br />

1.000t Forellen und 300t Karpfen lebend. Ein weiter<br />

steigender Konsum wird erwartet. Verschiedene Maßnahmen<br />

wurden zur Förderung der Aquakultur durch<br />

die österreichischen Behörden initiiert:<br />

1. Leitlinien für Genehmigungsverfahren,<br />

2. Kompetenzzentren für Ausbildung, Beratung<br />

und wissenschaftliche Begleitung,<br />

3. Ausweitung der Produktion und neue Standorte,<br />

4. EMFF als Instrument der Umsetzung der<br />

Strategie Aquakultur 2020.<br />

Entscheidend ist was herauskommt. Fischkot<br />

lernt schwimmen. Unter diesem Thema referierte Dr.<br />

Alexander Brinker zur Erfassung suspendierter Feststoffe<br />

in der Forellenaquakultur, wo die die mechanische<br />

Reinigung mittels Siebtechnik oder Sedimentation<br />

erfolgt. Ziel der Untersuchungen war die Entwicklung<br />

funktioneller Futtermittel zur Sicherstellung einer hohen<br />

Kotstabilität und Partikelgröße. Eine Binderzugabe erhöht<br />

die Kotkonsistenz. Die Partikel werden größer<br />

und halten die Nährstoffe besser zurück. Auch die<br />

Kotdichte ist für die Reinigung des Produktionswassers<br />

von entscheidender Bedeutung. Fischkot ist schwerer<br />

als Wasser. Er verliert an Dichte je länger er im Wasser<br />

verweilt. Zusatzstoffe, wie z. B. Korkpartikel, verringern<br />

die Dichte des Kots, der dann aufschwimmt.<br />

Es wurde nunmehr untersucht, ob Trommelfilter oder<br />

Oberflächenabscheider Kot effektiver aus dem Wasser<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Beratung<br />

entnehmen. Durch den Oberflächenabscheider wurde<br />

44 % entnommen. Trommelfilter haben eine geringere<br />

Effizienz als Oberflächenabscheider. Die Ammoniakkonzentration<br />

ist bei Fütterung mit korkhaltigem Futter<br />

deutlich geringer als bei konven tionellen Futtermitteln,<br />

da die Nitrifikationsfilter weniger belastet sind.<br />

Der Fischzüchter Werner Ruf sprach über Möglichkeiten<br />

der alternativen Energiegewinnung<br />

in Aquakulturbetrieben – ein Bericht aus der<br />

Praxis. Er erläuterte seine Bestrebung, die verbrauchte<br />

und selbst produzierte Energie ins Gleichgewicht zu<br />

bringen. Er installierte z. B. eine Kleinwasserkraftanlage<br />

im Zulauf zu seinen Forellenrinnen. Nach Ruf<br />

entsprechen 100 l/sec bei 1m Gefälle einer Dauerleistung<br />

von 1 kW. Sein Wasserkraftwerk am Anschluss<br />

der Anlage erzeugt bis 37 kW, 20.000 kWh/a<br />

bei 2,4 m Gefälle. Dieser Strom wird mit 9,8 Cent vergütet.<br />

Hinzugekaufter Strom hingegen kostet 21 Cent.<br />

Des Weiteren erfolgte der Bau einer Überdachung der<br />

bestehenden Fließkanäle. Die Überdachungsfläche<br />

wurde zur Installation einer Photovoltaikanlage genutzt.<br />

Je Stunde können dort bis zu 410kW produziert<br />

werden. Dies entspricht einer Jahresproduktion über<br />

400.000 kWh bei einer Vergütung von 25 Cent. Die<br />

Amortisationszeit der Anlage beträgt 15 Jahre. Ein<br />

positiver Nebeneffekt besteht in der Beschattung der<br />

Fließkanäle bei gleichzeitigem Vogelschutz. Die Fische<br />

stehen ruhiger und das Algenwachstum ist reduziert.<br />

Dr. Reinhard Reiter vom IfI stellte die Preisentwicklung<br />

und Wirtschaftlichkeit in der Forellenproduktion<br />

dar. Erhoben wurden die Daten in 34<br />

produzierenden Betrieben in Bayern. 47 Fischarten<br />

bzw. -produkte erbrachten 111 Preise. Die Kernaussage<br />

unzähliger Produkt- und Kostenangaben war, dass<br />

die Erzeugerpreise über einen Zeitraum von 10 Jahren<br />

nur sehr moderat, die Kosten jedoch unverhältnismäßig<br />

stark angestiegen sind. Die Einnahmen decken kaum<br />

noch die Ausgaben. Deckungsbeiträge wurden ermittelt.<br />

Es existiert eine interaktive Online-Anwendung auf<br />

der Homepage des Landesamtes für Landwirtschaft<br />

zur Kalkulation von Deckungsbeiträgen bei der herkömmlichen<br />

Forellenteichwirtschaft.<br />

Dr. Hermann Bayerle widmete sich zu Beginn<br />

des 2. Tages dem aktuellen Stand bei Aus- und<br />

Weiterbildung in der Binnenfischerei. Er verwies<br />

auf die hohe Bereitschaft Bayerischer <strong>Fischerei</strong>betriebe,<br />

Lehrlinge und Meister auszubilden.<br />

53


Aus der Beratung<br />

Bundesweit gibt es mit Starnberg, Königswartha und<br />

Aalbaum drei Ausbildungsstandorte für Binnenfischerei<br />

und Aquakultur. Allerdings existieren unterschiedliche<br />

Rahmenlehrpläne und Stundenaufteilungen (Anmerkung<br />

der Autoren: wieder einmal ein Beispiel für<br />

unsinnige Unterschiede durch die umstrittene Länderhoheit<br />

bei der Bildung). Allen Standorten gemeinsam<br />

ist, dass die Lehrlingszahlen seit einigen Jahren sinken.<br />

Allerdings konnte Dr. Bayerle nicht darüber aufklären,<br />

worin die Ursache für eine solche Entwicklung<br />

liegen. Infrage kämen beispielsweise die sinkenden<br />

Jahrgangsstärken von Schulabgängern, Sättigung<br />

oder Absenkung des Bedarfes an Facharbeitern und<br />

Meistern in der <strong>Fischerei</strong>, sinkende Attraktivität des<br />

Berufsbildes im Vergleich zu lukrativeren Branchen<br />

oder auch zufällige Schwankungen über mehrere Jahre.<br />

Die berufsbildenden Einrichtungen für <strong>Fischerei</strong><br />

in Deutschland werden sich an diese neue Situation<br />

anpassen müssen.<br />

Prof. Carsten Schulz<br />

referierte im Anschluss über<br />

den Einsatz von Bruchkorn<br />

in der Karpfenerzeugung.<br />

Das Thema wurde<br />

zusammen mit Michael<br />

Bothstede bearbeitet, einem<br />

Ökoteichwirt aus Schleswig-Holstein.<br />

Futtermittel<br />

für Bio-Fisch ist sehr teuer,<br />

da im Falle von Getreide auf ökologisch zertifizierte<br />

pflanzliche Rohstoffe zurückgegriffen werden muss.<br />

Daraus entstehen höhere Kosten vor allem in der Karpfenteichwirtschaft.<br />

Bruchkorn ist ein Abfallprodukt der<br />

Getreideherstellung und –lagerung, welches bei mechanischen<br />

Reinigungsarbeiten anfällt. Bis zu 30 %<br />

des Getreideertrages können zu Bruchkorn werden.<br />

Natürlich muss Bruchkorn für Bio-Fisch auch aus zertifizierter<br />

Erzeugung stammen. Es ist 30–50% günstiger<br />

als volles Korn. Infolge von Insektenfraß weist Bruchkorn<br />

einen höheren Proteingehalt auf, da natürlich<br />

auch Insekten und deren Brut mit verfüttert werden. In<br />

zwei Versuchen wurde Bio-Bruchkorn gegen Bio-Getreide<br />

und -Mischfutter für Karpfen getestet. In einem<br />

reinen Laborversuch wurden dazu bei den beiden<br />

Getreidegruppen Chironomiden hinzugegeben, die<br />

die Nährtieraufnahme im Teich simulierten, während<br />

Mischfutter bereits entsprechende Inhaltsstoffe besitzt.<br />

Es konnten keine signifikanten Unterschiede bei den<br />

54<br />

drei Futtermitteln festgestellt werden. Ein weiterer Versuch<br />

wurde in Netzgehegen durchgeführt, die sich<br />

in einem Bio-Teich befanden. Zum Einsatz kamen nur<br />

die beiden Getreidefutter ohne Zumischung. Leider<br />

war die Versuchsanordnung nicht zweckmäßig genug<br />

gewählt, denn durch den mangelnden Bodenkontakt<br />

der Fische im Netzgehege werden die Bedingungen<br />

eines Teiches nur unzureichend abgebildet. Dennoch<br />

zeigten sich auch hier keine Unterschiede zwischen<br />

beiden Getreidevarianten.<br />

Dr. Gabriele Kluxen<br />

von der Regierung Mittelfranken<br />

erläuterte eine<br />

Pilot studie zum Abschuss<br />

von Kormoranen<br />

in Schutzgebieten. Diese<br />

Studie wurde im traditionellen<br />

Karpfengebiet Aischgrund<br />

durchgeführt, wo es<br />

rund 7.000 Einzelteiche mit<br />

einer Durchschnittsgröße von 0,42 ha gibt. Sieben<br />

Teichgruppen sind dort als EU-Vogelschutzgebiete ausgewiesen.<br />

Im Aischgrund ist der Abschuss vom 16.08.<br />

bis 14.03. (max. 31.03.) in geschützten Bereich möglich.<br />

Ausgenommen sind NSG, SPA und befriedete<br />

Bezirke, außerhalb Schutzgebiete bis zum 30.04. Die<br />

Pilotstudie sollte drei Aspekte klären: Auswirkungen<br />

auf die Kormoranbestände, auf die Teichwirtschaft<br />

sowie auf Ziel-Vogelarten. Die Kormoranvergrämung<br />

in den Schutzgebieten wurde zeitlich und hinsichtlich<br />

Intensität genau festgelegt. Viele Teichdämme durften<br />

beispielsweise in der Jagdzeit nicht betreten werden.<br />

Auf die Kormoranpopulation in Bayern hatte die Maßnahme<br />

keinen Einfluss, die Vögel verteilen sich und es<br />

gibt nachfolgend kleinere Kolonien. Für die Teichwirtschaft<br />

ergibt sich durch den Beschuss eine massive<br />

Verbesserung der Situation. Statt Verlusten von über<br />

67 bis über 80% wurden nunmehr wieder „normale“<br />

Werte mit 10 bis 25 % erreicht. Sehr interessant war<br />

die Aussage, dass es keinerlei negative Auswirkungen<br />

auf andere Zielarten der Vogelwelt gibt! Im Gegenteil:<br />

Bei Arten wie dem Purpurreiher wurde eine signifikante<br />

Bestandserhöhung festgestellt. Offenbar leiden auch<br />

einige geschützte Vogelarten auf nicht näher beschriebene<br />

Weise am Komoranaufkommen, nicht jedoch<br />

an Bejagung und <strong>Fischerei</strong>. Eine Weiterführung der<br />

Arbeiten ist geplant.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Das Thema Zanderauf<br />

zucht in Warm wasser<br />

kreis laufanlagen präsentierte<br />

Andreas Hansen<br />

von der Fischaufzucht<br />

Drellborg GmbH & Co. KG<br />

aus Ostenfeld (Schleswig-<br />

Holstein). Basis seiner Unternehmensidee<br />

war ein<br />

ungenutztes Stallgebäude<br />

und die Errichtung der Biogasanlage eines Nachbarn<br />

2008. In der Firma F+M Anlagenbau Soltau fand er<br />

einen Anbieter modularer Kreislaufanlagen. Nach der<br />

Überwindung von Problemen zur Finanzierung durch<br />

eine Bank und zur Umnutzungsgenehmigung insbesondere<br />

durch die Wasserbehörde begann vor 2 Jahren<br />

die Produktion. Die geplante Produktionshöhe liegt bei<br />

25 t in 10 Modulen. 20 t sind jedoch als realistischer<br />

zu erachten. Trockenfutteradaptierte Setzlinge mit 10g<br />

Stückmasse kosten 1,20 €/kg, das Futter 1,50 €/kg.<br />

Der FQ beträgt ca. 1,0 kg/kg. Das Anlagenwasser<br />

wird einmal pro Stunde umgewälzt und zu 5 Volumenprozent<br />

täglich ausgetauscht. Die Wassertemperatur<br />

im System beträgt 21–23°C und wird ausschließlich<br />

über die Raumluft konstant gehalten. Der Stromverbrauch<br />

liegt bei 90.000 KWh/a pro Modul (0,22<br />

€/kWh) und der Wärmeverbrauch bei 5 – 10 kWh/t<br />

Produktion. Die Wärmelieferung wird nicht vergütet.<br />

Als Erzeugergemeinschaft wurde 2010 die NDF<br />

GmbH & Co. KG gegründet. Sie vereint 6 Produzenten<br />

und wickelt Ein- und Verkauf gemeinsam ab. Ziel<br />

sind insgesamt 100 t/a Produktion. Herr Hansen hält<br />

jedoch zukünftig 300-500 t/a für wirtschaftlich erforderlich.<br />

Noch dominiert wegen der aktuell geringen<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Beratung<br />

und unregelmäßig anfallenden Produktionsmenge die<br />

Direktvermarktung. Der Handel vergleicht das Produkt<br />

mit TK-Ware und deren Preis. Bei den Produktionskosten<br />

rechnet Hansen mit ca. 9 € pro kg und kalkuliert<br />

≥10 €/kg erforderlichen Erlös. Auch in seiner Anlage<br />

wurde eine Wachstumsdepression ab 600 – 800 g<br />

Stückmasse registriert. Es werden 15 Monate Aufzuchtzeit<br />

vom trockenfutter-adaptierten Setzling zum<br />

1-kg-Fisch benötigt. Abschließend bemerkte Herr Hansen,<br />

dass die Anlagentechnik noch nicht ausgereift<br />

sei. Er wolle noch die Sortierung, Handling sowie die<br />

Fütterung optimieren und die Wasserumwälzung verdoppeln.<br />

Auslöser von Kiemen<br />

problemen stellt<br />

Thomas Weismann vom<br />

Bundesamt für Wasserwirtschaft,<br />

Institut für Gewässerökologie,<br />

<strong>Fischerei</strong>biologie<br />

und Seenkunde, Mondsee,<br />

Österreich in einer Übersicht<br />

dar. Er stellte den<br />

histologischen Aufbau der<br />

Kiemen vor und erläuterte ihre Funktionen anhand von<br />

Fotos und anschaulicher Zeichnungen. Darauf aufbauend<br />

beschrieb er die Auswirkungen von Entzündungen<br />

auf das Kiemengewebe. Er brachte eine detaillierte<br />

Dokumentation der durch umwelt- und infektionsbedingte<br />

Ursachen klinisch veränderten Kiemen mit Hilfe<br />

makro- und mikroskopisch-fotografischer Darstellung.<br />

Weismann ist neben Hochwartner und Licek Mitautor<br />

des sehr anschaulichen Buches aus dem Leopold Stocker<br />

Verlag: „Das ABC der Fischkrankheiten. Erklären.<br />

Erkennen. Behandeln.“<br />

55


Aus der Beratung<br />

24. <strong>Fischerei</strong>tagung des Sachverständigenkuratoriums –<br />

Fulda, 4./5. März <strong>2013</strong><br />

Jörg Hiller und Thorsten Wichmann – <strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH<br />

Dr. Thomas Meinelt – Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)<br />

Die Begrüßung der Teilnehmer der 24. SVK-Tagung<br />

erfolgte durch Dr. Kurt Seifert.<br />

Anschließend referierte Alexander Blank von<br />

den EnBW Kraftwerke AG Stuttgart zu einem neuartigen<br />

Fischschutzkonzept im Rheinhafendampfkraftwerk<br />

Karlsruhe. Diese Maßnahmen zum<br />

Schutz der Fische sind in ihrer Kombination neuartig.<br />

Das Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 912<br />

MW hat einen Kühlwasserbedarf von 27 m 3 /s. Für<br />

die Schutzmaßnahmen im Kraftwerk wurden folgende<br />

Bestandteile gefordert:<br />

1. eine Sohlschwelle an der Mündung des Entnahmekanals<br />

von 0,8 m Höhe zum Schutz von Barben,<br />

Groppen und Aalen.<br />

2. die Aufweitung des Kühlwasserentnahmekanals zur<br />

Minimierung der Fließgeschwindigkeiten und<br />

3. eine Rhein-nahe elektrische Fischscheuchanlage, die<br />

auch größere Fische grundsätzlich am Einschwimmen<br />

hindert.<br />

Der Fischschutz im Bereich der Kühlwasserreinigung<br />

sollte mit einem Grobrechen (Stabweite 8-10 cm),<br />

einem beweglichen Siebsystem (Maschenweite 10<br />

mm) und einer Siebbandanlage mit Fischbecher,<br />

einem Fischrückführungssystem und einem Monitoringprogramm<br />

realisiert werden. Eine Aufweitung<br />

des Kühlwasserentnahmekanals stellte sich als nicht<br />

machbar heraus, die elektrische Fischscheuchanlage<br />

war aus sicherheitstechnischen Gründen nicht<br />

möglich. Im Zuge der Umsetzung werden folgenden<br />

Anlagen realisiert: rotierende Horizontalrechen mit<br />

zwölf Rechentrommeln. Diese weisen Fische ab und<br />

stellen eine Verhaltensbarriere auch für kleine Fische<br />

dar. Organische Bestandteile einschließlich daran<br />

haftenden Makrozoobenthos verbleiben im Fluss. Sicherheitsbedenken<br />

bestehen nicht mehr und eine Aufweitung<br />

des Entnahmekanals ist ebenfalls nicht mehr<br />

notwendig. Die Kühlwasserreinigung erfolgt mittels<br />

10 mm Siebbandmaschine mit druckfreier Abspülung,<br />

Fischbechern und vorgeschalteter Fischbetäubung,<br />

gefolgt von einer 1 mm Siebbandmaschine mit eben-<br />

56<br />

falls druckfreier Abspülung, Fischbechern, Fischrückführung<br />

im glattwandigen Rohr und berührungsfreien<br />

Abstürzen. Am Ende der Fischrückführung befindet<br />

sich ein Monitoringschacht. Erste Ergebnisse dieses<br />

interessanten „Großversuches“ sind bis Ende 2014<br />

zu erwarten. Es bleibt zu hoffen, dass diese neuartige<br />

Kombination von Fischschutzmaßnahmen von Erfolg<br />

gekrönt ist.<br />

Dr. Damien Sonny, ProFish Belgien und Dr.<br />

Marc Schmidt von der LFV Hydroakustik GmbH<br />

Münster stellten Untersuchungen zu Infraschall-<br />

Fisch-Scheuchanlagen, insbesondere bei kleinen Fischen,<br />

und erste Resultate im Praxistest vor. Der Fischschutz<br />

mittels Ultraschall stellt einen völlig neuen Weg<br />

dar. Infraschall oder auch Infrasound sind geringe<br />

Frequenzen kleiner 20 Hz. Diese Frequenzen werden<br />

durch Fische über die Seitenlinie wahrgenommen.<br />

Eine Infraschallanlage wurde im Einlaufbereich einer<br />

Kühlwasserentnahmestelle in drei Frequenzbereichen<br />

auf ihre Scheuchwirkung untersucht. Zur Beobachtung<br />

und Dokumentation der Scheucheffekte wurde ein DID-<br />

SON-Sonar (Dual Frequency IDentification SONar)<br />

verwendet. Alle drei Infraschallfrequenzen belegten<br />

einen hoch signifikanten Scheucheffekt. Die Art- und<br />

Größenselektivität bedarf jedoch noch weiterer Forschungen.<br />

Im Mittel betrug die Effizienz 72 %. In Kombination<br />

mit einer elektrischen Scheuchanlage wird ein<br />

verbesserter Fischschutz erwartet.<br />

Den Weg zur funktionsfähigen Niedervolt-<br />

Fisch-Scheuchanlage erläuterte Oliver Haupt von<br />

der EnBW Kraftwerke AG Stuttgart. Der Fischschutz<br />

an Wasserentnahmestellen ist mit heutigem Stand der<br />

Technik nur mit hohem technischem Aufwand möglich.<br />

Verhaltensbarrieren sollten möglichst viele Fischarten<br />

und Größenklassen zuverlässig zurückhalten, leiten<br />

und keine negativen Effekte auf die Fische besitzen.<br />

In Freilandversuchen konnten bei Cypriniden, Perciden<br />

und Salmoniden Rückhalteraten von bis zu 73%<br />

erzielt werden. Aale hingegen wiesen sehr<br />

schlechte Rückhalteraten auf. Im KKW Philipps-<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


urg wurden Untersuchungen zum Einsatz verschiedenen<br />

Fischscheuchvarianten in einer Versuchsanlage<br />

getestet. Diese vereinigen variable elektrische Felder<br />

mit Lichtscheuchanlagen (Stroboskope). Die Scheuchund<br />

Leitwirkung der Einrichtung, welche an Aalen,<br />

Lachssmolten und Regenbogenforellen geprüft wurde,<br />

erwies sich als sehr unterschiedlich effektiv. Auch in<br />

diesen Versuchen waren Aale, im Gegensatz zu den<br />

beiden anderen Fischarten, kaum zu bändigen. Als<br />

Fazit aus den Versuchen wollen die Autoren das Funktionsprinzip<br />

grundlegend verändern. Wir sind auf die<br />

Ergebnisse gespannt.<br />

In einem kaum verständlichen Vortrag stellte Herr<br />

Dr. Oliveira die Abschätzung des Migrationsverhaltens<br />

von Silberaalen dar. Sinn und Ergebnis der<br />

Ausführungen blieben unklar.<br />

Dr. Dirk Hübner (Marburg) und Dr. Reinhard<br />

Hassinger (Kassel) stellten die Funktionskontrolle<br />

eines neuartigen Aalabstiegs mit unterschiedlicher<br />

Einstiegsanordnung vor. Die Referenten informierten<br />

sowohl über Laboruntersuchungen als auch<br />

über erste Freilandergebnisse. Obwohl Aale eine<br />

geringe Sehleistung besitzen, verfolgen sie bei ihren<br />

Wanderungen doch Strukturen in den Gewässern. Sie<br />

wandern im Allgemeinen grundnah. Im vorliegenden<br />

Projekt wurden den Aalen Borstenriegel als grundnahe<br />

Strukturen vor den Kraftwerksrechen angeboten, die<br />

diese annahmen. Diese Strukturen laden die Aale zum<br />

Verweilen ein, verringern die grundnahe Strömungsgeschwindigkeit<br />

und vermindern das Risiko der Verletzung<br />

der Tiere am Kraftwerksrechen. Ein ebenerdiges<br />

Sammelrohr mit Einlassöffnungen nimmt die wanderwilligen<br />

Aale auf. Sie werden dann über ein Rohr am<br />

Kraftwerksrechen und der Turbine vorbei sicher in das<br />

Unterwasser geleitet. Die Aale folgen jedoch nicht<br />

dem einströmenden Wasser. Führungsstrukturen sind<br />

für die abwanderungswilligen Aale von weitaus größerer<br />

Bedeutung als die Strömung. Nach Installation von<br />

Führungsrauten und ebenflächigen Leitrampen wurden<br />

die Einstiegslöcher von den Aalen akzeptiert. Bei<br />

dieser Leitvariante betrug der Durchwanderungsgrad<br />

83 %, bei abgewinkelten Rohren konnte der Durchwanderungsgrad<br />

auf 90 % gesteigert werden. Wird<br />

die Stabweite der Kraftwerksrechen auf 12,5 mm reduziert,<br />

wird die Turbinenanlage nicht mehr von den<br />

Aalen passiert und Verluste nahezu vermieden. Sieben<br />

Wasserkraftanlagen wurden mit der Aalwanderhilfe<br />

ausgestattet. Die Untersuchungen dauern noch an.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Beratung<br />

Christian von Landwüst berichtete in seinem Vortrag<br />

über Fischzählung an Fischaufstiegsanlagen<br />

nach dem Stand von Wissenschaft und Technik:<br />

Erfahrungen mit dem VAKI-Counter von Tests mit<br />

Produkten der isländischen Firma VAKI. Der Autor befasst<br />

sich derzeit mit der Durchgängigkeitsprüfung von<br />

Fischaufstiegsanlagen. Für diese oftmals größeren Bauwerke<br />

liegen noch keine Erfahrungen nach Stand der<br />

Technik vor. Bisher wurden vor allem Reusen zur Kontrolle<br />

verwendet. Sowohl der Aufenthalt der Fische in<br />

der Reuse, als auch das nachfolgende Handling beim<br />

Zählen und Wiegen stellen jedoch eine hohe Belastung<br />

für die Fische dar. Insofern gilt es nach Alternativen<br />

zu suchen. Der VAKI-Counter, korrekt „Riverwatch Fish<br />

Counter“, lässt sich flexibel in unterschiedliche Fischaufstiege<br />

einbauen. Er vereint Infra rot scanner und<br />

Videoaufzeichnung. Der Infrarotscanner besteht aus<br />

zwei gegenüber liegenden Platten. Von einer Platte<br />

werden 50 Hz IR-Strahlen ausgesendet und von der<br />

anderen Platte detektiert. Ein PC-Programm setzt die<br />

Signale zu einer Fischsilhouette zusammen und ergänzt<br />

um weitere Daten. Während der IR-Scanner bereits<br />

gute Zählergebnisse erbringt, kann mittels Videotechnik<br />

genauer auf die Fischart geschlossen werden, denn<br />

diese wird unmittelbar vom IR-Scanner ausgelöst. Den<br />

Scanergebnissen wurden Reusenuntersuchungen als<br />

Kontrolle gegenübergestellt. Das System erwies sich als<br />

sehr robust gegen verschiedene Umwelteinflüsse und<br />

wesentlich weniger wartungsaufwändig als Reusen.<br />

Starke Wassertrübung ermöglicht zwar ein Erfassen<br />

per IR, verschlechtert jedoch die optische Artbestimmung.<br />

Des Weiteren können Fische nur ab einer Körperlänge<br />

von 15cm und einer Körperhöhe von 2cm<br />

sicher detektiert werden. Probleme bei der Zählung<br />

bereiten Fischschwärme, insbesondere wenn sie aus<br />

kleineren Exemplaren bestehen. Bei den Tests wurden<br />

meist mehr Fische in den Reusen nachgewiesen. Mit<br />

dem Scanner konnten interessante Verhaltensweisen<br />

beim Fischaufstieg beobachtet werden. Der personelle<br />

Aufwand der optischen Erkennung war erheblich. Letztendlich<br />

erwies sich der VAKI-Scanner für ausgewählte<br />

Aufgabenstellungen, nicht jedoch für generelle Funktionstests<br />

als brauchbar. Mit Hilfe von Nachtsichttechnik<br />

oder Splibeam sollen in den kommenden Jahren die<br />

Nachweismöglichkeiten vor allem des Videosystems<br />

weiter getestet werden.<br />

Gerald Zauner ging bei seinem Thema<br />

Fischökologische Revitalisierungsmaßnah-<br />

57


Aus der Beratung<br />

men an der Donau unter Berücksichtigung des<br />

Neozoenproblems – von der Planung zur Erfolgskontrolle<br />

von einem Vergleich der Fischökologie<br />

an der österreichischen Donau vor einigen Jahrzehnten<br />

und heute aus. Durch verschiedene technische Maßnahmen<br />

des Flussverbaus, erhöhten Schiffsverkehr und<br />

verstärkte, anthropogen bedingte Nutzungen hat sich<br />

der Fischbestand des Flusses drastisch gewandelt.<br />

Viele dieser Veränderungen sind nicht ohne großen<br />

Aufwand zu ändern oder eine Änderung ist derzeit<br />

nicht gewünscht. Als besonders drastisches Problem<br />

stellt sich jedoch das massenhafte Auftreten von Neozoen,<br />

vor allem der Gattung Neogobius, dar. Diese<br />

Neozoen wurden offenbar mit der Schifffahrt eingeschleppt<br />

und vermehrten sich explosionsartig. Konkurrenz-<br />

und Prädationsprobleme für teilweise gefährdete,<br />

heimische Arten sind sehr wahrscheinlich. Im Zuge<br />

der Umsetzung der WRRL wurde die Wachau, ein<br />

Donauteilstück bei Rührsdorf, renaturiert. Diese Strecke<br />

war durch Ufergestaltung in Form von Blockwurf<br />

und Schotter stark degradiert. Mit Hilfe historischer<br />

Karten wurden große Teile des Altlaufes, Inseln und<br />

Nebenarme wieder hergestellt. Dabei wurde das benötigte<br />

Material vor Ort entnommen und dauerhaft so<br />

eingebracht, dass stabile Strukturen entstanden. Allein<br />

800.000 m³ Kiesstrukturen wurden geschüttet. Die<br />

Analyse des Fischbestandes erbrachte, dass autochthone<br />

Arten profitieren und nicht nur rheophile Fische.<br />

Auch oligorheophile, indifferente sowie auch limnophile<br />

Fischarten sind wieder verstärkt in den beruhigten<br />

Nebengewässern anzutreffen, während der Anteil der<br />

Neozoen klar reduziert war. Besonders deutlich war<br />

diese Entwicklung an der Leitfischart Nase festzustellen.<br />

Neozoen dominieren zwar weiterhin und auch<br />

in den neuen Lebensräumen, allerdings nimmt ihre<br />

Abundanz zugunsten anderer Arten merklich ab. Das<br />

Beispiel aus Österreich belegt, wie man durch Strukturgüteverbesserung<br />

erfolgreich Fischartenschutz betreiben<br />

und das Neozoenproblem zumindest verringern<br />

kann. Ein vollständiges Zurückdrängen der Neozoen<br />

ist damit jedoch nicht möglich.<br />

Stephan Hüsgen und Dr. Frank Hartmann<br />

berichteten im Anschluss über Methoden der Abflussermittlung<br />

in Gerinnen und kleinen Gewässern<br />

für den <strong>Fischerei</strong>sachverständigen. Dieser<br />

Grundsatzvortrag beschäftigte sich mit den einzelnen<br />

infrage kommenden Verfahren. Dies sind bei Durchflussermittlung<br />

über die Querschnittsfläche und die mittlere<br />

58<br />

Fließgeschwindigkeit die Messungen mit dem Messflügel,<br />

dem akustischen Verfahren und dem magnetisch<br />

induktiven Verfahren. Bei Durchflussermittlung über<br />

die Querschnittsfläche und mittlere -geschwindigkeit<br />

kommen mobile Ultraschall-Doppler-Geräte und das<br />

Tracerverfahren mit 1- oder 4-Sondenmessung zum<br />

Einsatz. Die einzelnen Verfahren und Geräte wurden<br />

mit ihren Vor- und Nachteilen betrachtet. Messflügel<br />

sind dort einsetzbar, wo gleichmäßige Wasserprofile<br />

und eine gleichmäßige Strömungssituation vorliegen.<br />

Beim akustischen Verfahren wird das Dopplerprinzip<br />

genutzt. Auch hier sind gleichmäßige Wasserprofile<br />

und eine gleichmäßige Strömungssituation Voraussetzung.<br />

Beim magnetisch-induktiven Verfahren wird ein<br />

Ergebnis mit Hilfe von Magnetfeldmessungen erzielt.<br />

Bevorzugt kann diese Technik in stark verkrauteten,<br />

auch stark salzhaltigen bzw. sehr langsam fließenden<br />

Gewässern eingesetzt werden. Mobile Ultraschall-<br />

Doppler-Geräte kommen besonders in größeren Gewässern<br />

zum Einsatz. Beim Tracerverfahren werden<br />

Farbstoffe oder Kochsalz als Tracer genutzt und nach<br />

einer definierten Streckenlänge mit Sondenmessgeräten<br />

erfasst. Im Vergleich weichen die Ergebnisse der<br />

einzelnen Verfahren mitunter deutlich voneinander ab,<br />

da verschiedene Verfahren nach den vorherrschenden<br />

Bedingungen vor Ort oft nur bedingt anwendbar sind.<br />

Die Herausforderung ist, für den jeweiligen Messpunkt<br />

das geeignete Verfahren zu finden. Dafür wurden<br />

Empfehlungen präsentiert, äsentiert,sentiert, unter welchen Bedingun-<br />

gen welches Verfahren mehr oder weniger geeignet<br />

ist. Obgleich häufig praktiziert, reicht es nicht aus,<br />

nur mit dem Messflügel zu arbeiten. Diese sind z. B.<br />

für Fischwanderhilfen oder bei gewissen Turbulenzen<br />

ungeeignet.<br />

Dr. Uwe Brämick, Direktor des Institutes für<br />

Binnenfischerei Potsdam-Sacrow (IfB) referierte zum<br />

Thema Ansatz zur Bewertung und Quantifizierung<br />

von fischereilichen Schäden durch wasserbauliche<br />

Anlagen in Seen. Ausgehend von vielfältigen<br />

Nutzungskonflikten an Gewässern treten bei<br />

baulichen Eingriffen regelmäßig Beeinträchtigungen<br />

sowohl der Fauna und Flora, als auch der fischereilichen<br />

und anglerischen Nutzungsmöglichkeiten auf.<br />

Klassisch für solche Konflikte sind Stege, Steganlagen,<br />

Marinas, aber auch Anlagen zur energetischen<br />

Wassernutzung. Höchstrichterlich und grundsätzlich<br />

wurde ein Anspruch gegen Betreiber bzw. Errichter<br />

solcher Anlagen vom BGH festgestellt.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Die Problematik beinhaltet dennoch einen konkreten<br />

Schadensnachweis und dessen monetäre Bewertung.<br />

Für Schadensverhütung und Entschädigungen sieht das<br />

Brandenburgische <strong>Fischerei</strong>gesetz geeignete Regularien<br />

vor, die z. B. in Mecklenburg-Vorpommern nicht in<br />

ausreichender Weise bestimmt wurden. So ist in Brandenburg<br />

keine Erheblichkeitsschwelle zu überschreiten,<br />

um eine Entschädigung zu erlangen. Da in diesem<br />

Bundesland die Höhe der Entschädigungen im Rahmen<br />

öffentlich-rechtlicher Verfahren im Wesentlichen<br />

durch behördliche Entscheidungen festgelegt werden<br />

soll, bot sich an, hierfür eine Schadensermittlung zu<br />

fixieren. Dr. Brämick stellte diese dar. Ausgegangen<br />

wird davon, dass bei Bauten insbesondere der Litoralbereich<br />

betroffen ist, der wiederum zu 63 bis 94 %<br />

z. B. für den Raubfischertrag des Gesamtgewässers<br />

verantwortlich zeichnet. Insofern wird, auf verschiedenste<br />

Untersuchungen gestützt, angenommen, dass<br />

auch eine einzelne Steganlage, die für sich genommen<br />

kaum nachweisbare Beeinträchtigungen verursachen<br />

würde, in der Kombination mit anderen Eingriffen in<br />

das Seelitoral zu einer Zustandsverschlechterung führt.<br />

Grundsätzlich lassen sich die entstandenen Schäden in<br />

die Kategorien: Entzug der Nutzungsfläche, Einschränkung<br />

der Fangausübung, Einschränkung der Ertragsfähigkeit,<br />

Einschränkung der Angelkartenerträge und<br />

ökologische Schäden eingruppieren. Der Autor schlägt<br />

eine Formellösung vor und erläuterte die einzelnen<br />

Faktoren:<br />

<strong>Fischerei</strong>schaden = beeinträchtigte Fläche x<br />

Nutzungsfaktor x finanzieller Litoralertrag +<br />

beeinträchtigte Fläche x Angelkartenzahl x<br />

Angelkartenpreis.<br />

Gleichzeitig wurde eine Beispielrechnung vorgestellt,<br />

die zu einem Wert von 0,17 € je m² und Jahr<br />

führte. In der anschließenden Diskussion wurde der<br />

grundsätzliche Ansatz als durchaus vielversprechend<br />

gewürdigt. Dennoch wiesen verschiedene Gutachter<br />

auf methodische Schwächen chen hin, die zu nicht nachvoll-<br />

ziehbaren Ergebnissen führen werden. Insbesondere<br />

wurde auf mögliche Doppelentschädigung, sowie auf<br />

formelbedingt überhöhte Ergebnisse hingewiesen. Es<br />

wurde ferner diskutiert, dass möglicherweise doch immer<br />

der Einzelfall betrachtet werden müsse, um ein<br />

korrektes Ergebnis zu erzielen, man also mit einem<br />

Formelwerk scheitern könne. Aus Österreich wurde<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Beratung<br />

dagegen bestätigt, dass mit einem ähnlichen Ansatz<br />

sehr gute Erfahrungen gemacht wurden und seit einigen<br />

Jahren Entschädigungsfragen auf dieser Basis und<br />

nicht mehr gerichtlich geklärt werden müssen.<br />

Der abschließende Vortrag von Klaus Müller-<br />

Pfannenstiel und Dr. Kurt Seifert betrachtete die<br />

Umwelthaftung nach dem Umweltschadensgesetz:<br />

Fachrechtliche Grundlagen und Praxisbeispiele<br />

für Schadensermittlung und Sanierungsplanung<br />

in den Bereichen Naturschutz, Fisch-<br />

und Gewässerökologie. Umweltschäden im Sinne<br />

des Umweltschadensgesetzes sind Schädigungen von<br />

Gewässern, des Bodens und Schädigungen von Arten<br />

und natürlichen Lebensräumen. Der letzte Punkt deutet<br />

schon die große Nähe zu den Anhängen der FFH- und<br />

Vogelschutz-Richtlinie an. Damit wird der Schutz von<br />

Arten und Lebensräumen indirekt auch auf Schäden<br />

außerhalb eigentlicher FFH-Gebiete ausgedehnt. Zentraler<br />

Anknüpfungsbereich für Umwelthaftung ist die<br />

sog. „berufliche Tätigkeit“, eine Tätigkeit im Rahmen<br />

einer wirtschaftlichen Tätig keit, einer Geschäftstätigkeit<br />

oder eines Unternehmens, unabhängig ob sie privat,<br />

öffentlich und mit oder ohne Erwerbscharakter ausgeübt<br />

wird. Es gibt ver schuldens unabhängige Haftung<br />

und Verschuldenshaftung. Voraus setzung ist in jedem<br />

Fall die unmittelbare Verursachung der Handlung, die<br />

die zuständige Behörde nachweisen muss. Für den<br />

Sachverständigen, sofern ein solcher eingeschaltet<br />

wird, ergeben sich folgende Arbeitsschritte: Erfassung<br />

des aktuellen Schadenszustandes, rückblickende Beurteilung<br />

des Ausgangszustandes des betroffenen<br />

Bereiches, Ermittlung der Beeinträchtigungen der<br />

Ausgangssituation durch das Ereignis und Bewertung<br />

der Erheblichkeit der nachteiligen Veränderungen. Es<br />

besteht eine Sanierungspflicht bei Umweltschäden!<br />

Unterschieden werden drei Sanierungsformen. Die primäre<br />

Sanierung zielt darauf ab, den Ausgangszustand<br />

wieder herzustellen. Ist dies nicht möglich, so werden<br />

im Zuge einer ergänzenden Sanierung gleichartige<br />

oder gleichwertige Ersatzlebensräume geschaffen.<br />

Ausgleichssanierungen hingegen kompensieren zwischenzeitlich<br />

einen Ressourcenverlust, wenn eine Regeneration<br />

nur längerfristig möglich wird. Abschließend<br />

wurden methodische Hinweise anhand eines praktischen<br />

Beispiels gegeben.<br />

59


Aus der Beratung<br />

Fortbildungsveranstaltung für <strong>Fischerei</strong> –<br />

Königswartha, 5./6. März <strong>2013</strong><br />

Petra Bartschat – Task Force Tierseuchenbekämpfung, LVLF Brandenburg,<br />

Jörg Hiller und Thorsten Wichmann – <strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH<br />

Dr. Thomas Meinelt – Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)<br />

Zum jährlichen Fachtag <strong>Fischerei</strong> hatte das<br />

Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft<br />

und Geologie (LfULG) auch <strong>2013</strong> wieder<br />

nach Königswartha eingeladen.<br />

In seiner Begrüßungsrede hob Dr. Uwe<br />

Bergfeld, Abteilungsleiter „Tierische Erzeugnisse“<br />

im LfULG, die Erfolge, z. B. des KHV-Tilgungsprogramms,<br />

hervor, wies aber auch auf zunehmende<br />

wirtschaftliche Probleme in der Karpfenaufzucht<br />

hin. Besonders der Absatz von Speisekarpfen<br />

stellt die Produzenten vor neue Herausforderungen.<br />

Ergänzend zur klassischen Karpfenteichwirtschaft<br />

wird deshalb auf innovative Projekte wie Aufzucht<br />

von Tilapia und Clarias in Kreislaufanlagen sowie<br />

die Kopplung an die Landwirtschaft orientiert. Erfahrungsgemäß<br />

geht dies jedoch nach Auffassung der<br />

Autoren an den <strong>Fischerei</strong>betrieben vorbei.<br />

Ulrike Weniger, Sächsisches Staatsministerium<br />

für Umwelt und Landwirtschaft, unterstrich ihre<br />

Begrüßungsworte mit Zahlen und Fakten. So<br />

wurden in 2012 erstmals wieder mehr als 2.000 t<br />

Speisekarpfen produziert. Ein Grund dafür sind<br />

erste Erfolge des KHV-Tilgungsprogramms, an dem<br />

momentan 25 Teichwirtschaften teilnehmen. In den<br />

8 Kreislaufanlagen wurden insgesamt 20,4 t Stör,<br />

82,5 t Karpfen, 168 t Clarias und 14,7 t Tilapia aufgezogen.<br />

Die Salmonidenproduktion dürfte 2012<br />

mit etwa 390 t wieder das Niveau von 2011 erreicht<br />

haben. Problematisch für Aquakulturbetriebe ist die<br />

Änderung der Bio-Abfallverordnung, die seit dem<br />

1. Mai 2012 in Kraft ist und das Ausbringen von<br />

Fischteich- und Filterschlamm ohne vorherige weitere<br />

Behandlung erlaubt, allerdings unter Berücksichtigung<br />

der Düngemittelverordnung, nach welcher<br />

Teichschlamm nicht als Düngemittel gilt. Die Schwierigkeit<br />

ergibt sich aus Zinkverbindungen welche als<br />

Antioxidantien in Mischfuttermitteln eingesetzt werden<br />

und im Schlamm nach Akkumulation zur Grenzwertüberschreitung<br />

führen und nachfolgend eine<br />

60<br />

Ausbringung unmöglich machen. Die Änderung der<br />

Tierschutzschlachtverordnung regelt die Betäubung<br />

und Tötung von Fischen, ist aber noch nicht für jede<br />

Art praxistauglich. Hier werden weitere Änderungen<br />

insbesondere hinsichtlich der Tötung von Krebsen und<br />

Warmwasserfischen wie Clarias angestrebt.<br />

Dr. Gert Füllner, LfULG, berichtete über seine<br />

Arbeit, zu der auch die Ausgabe von <strong>Fischerei</strong>schei<br />

nen gehört. Auf diesem Gebiet gab es im letzten<br />

Jahr Änderungen. Die <strong>Fischerei</strong>scheine sind nicht<br />

mehr grundsätzlich zeitlich begrenzt. Im Zusammenhang<br />

mit der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie<br />

(WRRL) erfolgten Befischungen zum Zweck der<br />

Fischartenerfassung von April bis November 2012<br />

an 170 Fließgewässern mit 330 Strecken. Insgesamt<br />

gibt es 640 solcher Strecken, die im Abstand von<br />

2 bis 3 Jahren beprobt werden. Es wurden 35.402<br />

Fische gefangen, die 34 einheimischen Fischarten<br />

sowie 6 Neozoen (Bachsaibling, Blaubandbärbling,<br />

Graskarpfen, Regenbogenforelle, Sonnenbarsch und<br />

Zwergwels) zugeordnet werden konnten. Im Bereich<br />

der Aus- und Fortbildung mussten rückläufige Zahlen<br />

der Auszubildenden festgestellt werden. Es wurde<br />

der Aufruf an alle Betriebe gerichtet, sich an der<br />

Ausbildung junger Fischer aktiv zu beteiligen. Zu den<br />

Forschungsprojekten des LfULG gehörte z. B. die Untersuchung<br />

von Effekten des Ausbringens von Branntkalk<br />

zur Desinfektion und zur Wasserkonditionierung<br />

auf einheimische, insbesondere naturschutzbedeutsame<br />

Tier- und Pflanzenarten in der Versuchsteichanlage<br />

(VTA). Die Untersuchungen werden fortgeführt.<br />

Ein weiteres Projekt beschäftigte sich mit der Fragestellung<br />

nach dem Zusammenhang zwischen unterschiedlicher<br />

Bewirtschaftung der Teichwirtschaften<br />

in Bayern und Sachsen und dem durch KHV-Infektion<br />

verursachten Verlustgeschehen in Sachsen. Die Befragung<br />

ausgewählter Teichwirtschaften beider Bundesländer<br />

ist noch nicht beendet. Im Rahmen des<br />

Lachsprogramms wurden in 2012 laichreife<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Lachse mit einer Durchschnittstückmasse von über<br />

4.500 g gefangen. 1998 waren es nur 2.589 g.<br />

Diese Entwicklung lässt darauf schließen, dass die<br />

„Heimkehrer“ älter werden. Es ist ein Indiz für den Erfolg<br />

des Programms. Größtes Bauvorhaben war der<br />

Neubau einer Winterungs- und Hälteranlage in der<br />

VTA in Königswartha, die am zweiten Tag besichtigt<br />

werden konnte.<br />

Wichtige Artenschutzbestimmungen im Bundesrecht<br />

und Schlussfolgerungen für die Teichbewirtschaftung<br />

erläuterte Herr Rothmann, Untere<br />

Naturschutzbehörde des Landratsamtes Bautzen.<br />

Geltendes Recht ist das Bundesnaturschutzgesetz in<br />

Verbindung mit EU-Rechtsnormen. Insbesondere negative<br />

Auswirkungen auf geschützte und streng geschützte<br />

Tierarten im und um die Feuchtbiotope der<br />

Teiche sollen durch deren Bewirtschaftung verhindert<br />

werden. Für bestimmte notwendige Tätig keiten, die<br />

eigentlich die gute (normale) fachliche Praxis darstellen,<br />

können aber Ausnahmegenehmigungen „rechtzeitig“<br />

(damit sind 5 bis 6 Wochen gemeint!) vor<br />

jedem Maßnahmebeginn beantragt werden. Mögliche<br />

Erleichterungen des Antragsverfahrens werden<br />

derzeit geprüft und sind ggf. in der zuständigen Unteren<br />

Natur schutzbehörde zu erfragen.<br />

Der Schutz von Satzkarpfen obliegt allein dem<br />

Fischer, weshalb Dr. Frank Rümmler, Institut für Binnenfischerei<br />

e. V. Potsdam-Sacrow, in seinem Vortrag<br />

Verfahren zur intensiven Aufzucht konditionsstarker<br />

(kormorangeschützter) Satzkarpfen in<br />

Warmwasseranlagen (WWA) sowie Teich- und<br />

Netzgehegeanlagen verglich. Grundsätzlich sind<br />

alle Verfahren zur Aufzucht von Satzkarpfen in der<br />

gewünschten Größe und Qualität geeignet. Begrenzende<br />

Faktoren bei der Wahl des Verfahrens sind<br />

die Investitionskosten und die speziellen örtlichen<br />

Gegebenheiten.<br />

Im Rahmen seiner Masterarbeit untersuchte<br />

Sebastian Hutsch, TU Dresden, die Amphibienbio<br />

zönose in der VTA Königswartha unter besonderer<br />

Berücksichtigung der fischereilichen<br />

Bewirtschaftung und der Wassergüte. Die Untersuchungen<br />

fanden im Zeitraum Januar bis Oktober<br />

2011 statt. Bei der Erfassung der Amphibienarten<br />

konnten mehr als 9.000 Individuen gefangen und<br />

8 verschiedenen Arten zugeordnet werden, davon<br />

5 Arten, die laut der Roten Liste als besonders geschützt<br />

gelten. Bemerkenswert war die Artenvertei-<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Aus der Beratung<br />

lung in der VTA, die stark von der angrenzenden<br />

Flächenstruktur und den überwiegenden Licht- und<br />

Windeinflüssen abhängig ist. Im Ergebnis wird empfohlen,<br />

die Teichdesinfektion weit vor Beginn der<br />

Hauptwanderungsphase der frühlaichenden Amphibien<br />

durchzuführen, so dass sich der pH-Wert zum<br />

Laichzeitpunkt wieder im neutralen Bereich befindet.<br />

Dr. Martin Oberle, Bayerische Landesanstalt für<br />

Landwirtschaft Höchstadt, stellte bildreich verschiedene<br />

Grätenschneider mit unterschiedlicher Effizienz<br />

bei den Fischarten Spiegel-, Gras- und Silberkarpfen<br />

vor. Die gewünschte, verbraucherfreundliche<br />

Zerkleinerung der Gräten im Fischfilet gelang<br />

mit den verglichenen Geräten am besten bei Spiegelkarpfen<br />

mit Haut. Mit Hilfe einiger Grätenschneider<br />

lässt sich das Filet sogar in Streifen schneiden. Diese<br />

Fischstreifen ermöglichen eine Weiterverarbeitung<br />

zu sog. Convenience-Produkten, welche den Karpfen<br />

auch für Fischskeptiker auf die Speisekarte bringen<br />

könnten. Auf eine Markteinführung in großen Handelsketten<br />

müssen die Verbraucher allerdings noch<br />

warten.<br />

Kernthema bei den Teichwirten in Sachsen ist<br />

immer noch die Bekämpfung der KHV-Infektion<br />

in den Nutzkarpfenbeständen. Dr. Kerstin<br />

Böttcher, Fischgesundheitsdienst bei der Sächsischen<br />

Tierseuchenkasse, fasste die ersten Ergebnisse<br />

einer Feldstudie zur Immunprophylaxe in Nutzkarpfenbeständen<br />

in den Jahren 2011 und 2012<br />

zusammen. Immunprophylaxe ist der vorbeugende<br />

Infektionsschutz durch kontrollierte Beeinflussung des<br />

Immunsystems. Da es in Deutschland und in der EU<br />

bisher keinen nach Tierseuchengesetz zugelassenen<br />

Impfstoff zur Immunprophylaxe gegen KHV-I gibt,<br />

wurde speziell für diesen Versuch mit Ausnahmegenehmigung<br />

ein Impfstoff hergestellt. Im Rahmen der<br />

Feldstudie wurden im ersten Jahr verschiedene Applikationsformen<br />

(Badebehandlung und Injektion) zur<br />

Überprüfung der Wirksamkeit des Impfstoffes angewandt.<br />

Aufgrund guter Abfischergebnisse der durch<br />

Injektion behandelten Bestände, wurde für 2012 die<br />

Behandlung auf dieses Verfahren begrenzt. Die Abfischergebnisse<br />

konnten jedoch nicht in jedem Versuchsbestand<br />

die guten Ergebnisse des Vorjahres<br />

bestätigten. In der anschließenden Diskussion wurden<br />

das Erfordernis und auch der Wunsch der Teichwirte<br />

nach Fortführung des Feldversuches deutlich.<br />

61


Aus der Beratung<br />

In einem sehr praxisbezogenen Beitrag stellte<br />

Uwe Müller, Thüringer Landesfischereiverband e. V.,<br />

die Bewirtschaftung der als eutroph einzustufenden<br />

Talsperre in der Nähe von Erfurt seit dem<br />

Jahre 2006 dar. Das Gewässer mit einer Fläche von<br />

38 ha und einer max. Tiefe von 5 m entstand nach<br />

Torfabbau. Es wird auch als Badegewässer genutzt.<br />

Die gezielte Befischung der z. T. zahlreichen Weißfischbestände<br />

sowie „Besatzmaßnahmen“ mit Makrophyten,<br />

Schnecken, Krebsen und Fischen sollen den<br />

fischereilichen Ertrag des Gewässers verbessern, das<br />

aber auch als Badegewässer erhalten bleiben soll.<br />

Erste Erfolge sind über eine erhöhte Stückmasse bei<br />

Barsch, Blei und Aal belegbar.<br />

Zum Abschluss des Tages entführte Ulrike<br />

Weniger die Zuhörer in ihrem Bericht über<br />

eine Reise nach Israel. Untermalt mit zahlreichen<br />

Fotos wurde ein Eindruck von der lokalen<br />

Aquakultur vermittelt. Frau Weniger berichtete, dass in<br />

wasserarmen Gebieten das aufgefangene Regenwasser<br />

zur intensiven Fischzucht in Kreislaufanlagen oder<br />

Teichen genutzt wird, wobei z. T. großer Aufwand<br />

zur Verdunstungsreduzierung betrieben wird. Auch<br />

die Kombination von Aquakultur und Pflanzenproduktion<br />

wird in Israel praktiziert. Hauptfischarten sind<br />

in Israel z. B. Karpfen, Tilapien, verschiedene Barscharten<br />

(Wolfsbarsch, Streifenbarschhybriden, red<br />

drum – Sciaenops ocellatus, deutsch Roter Trommler,<br />

ein Barschartiger), Silberkarpfen und verschiedene<br />

62<br />

Forellenarten. Eine bedeutende, im Durchfluss betriebene<br />

Forellenanlage befindet sich im Quellgebiet des<br />

Jordans mit ganzjährig ausreichend Wasser, was für<br />

israelische Verhältnisse eine Besonderheit darstellt.<br />

Das größte Projekt des LfULG in 2012 bis <strong>2013</strong><br />

war der von Dr. Gert Füllner bereits erwähnte Neubau<br />

einer Überwinterungs- und Hälteranlage in<br />

der VTA in Königswartha. Der Projektant, Torsten<br />

Traue, Göthel & Traue Bauplanung Spremberg, erläuterte<br />

vor der Besichtigung der Anlage den Zuhörern<br />

die Planung und den Bauablauf. Mit einem Gesamtvolumen<br />

von 1.213 m³ bei einer Fläche von 43 x 35 m<br />

besteht die Anlage aus 6 Becken mit je 165 m³, 2 Becken<br />

mit je 80 m³ und 3 Becken mit je 21 m³, sowie<br />

einer überdachten Abfischgrube. Ein einfaches und<br />

schonendes Handling der Fische unter Einsatz moderner<br />

Technik und Materialien sind die Kernphilosophie<br />

der Anlage. Mit rund einer Mio. € Kosten ist diese<br />

Anlage nicht nur als reine Hälteranlage, sondern auch<br />

als Versuchsanlage für Aquakultur vorgesehen. In der<br />

Anlagenplanung spiegeln sich mannigfaltige Erkenntnisse<br />

aus größeren Hälteranlagen wieder. Großer<br />

Wert wurde auf Fischschonung in der Hälterphase<br />

gelegt. So sind die Böden mit gescheibtem Beton versehen.<br />

Dieser ist durch eine sehr glatte Oberfläche<br />

charakterisiert. Großen Einfluss auf die Bauausführung<br />

hatte auch hier der Natur- und Amphibienschutz,<br />

wozu die komplette Anlage rundum mit Abweisern<br />

und Fluchthilfen für Amphibien versehen wurde.<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


Lehrgang Flusskrebse – Biologie, Bewirtschaftung,<br />

Fang und Verarbeitung<br />

23. / 24. August <strong>2013</strong> im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum<br />

Echem der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Nähe Lüneburg)<br />

Haltung, Aufzucht und Nutzung von Flusskrebsen<br />

stoßen in den letzen Jahren zunehmend auf<br />

Interesse. Bereits seit 1998 hat sich der Fachbereich<br />

<strong>Fischerei</strong> der Landwirtschaftskammer Niedersachen<br />

dieser Thematik angenommen und mit Flusskrebszüchtern,<br />

Wissenschaftlern und der <strong>Fischerei</strong>verwaltung<br />

für alle Interessierten hierzu mehrere Fachseminare<br />

durchgeführt. In konsequenter Folge soll darauf aufbauend<br />

zu rechtlichen und fachlichen Inhalten informiert<br />

und über weitere gewonnene Erfahrungen<br />

berichtet werden. Verstärkt soll ebenfalls über ein<br />

Aquakultur- und Wassermanagement in der Krebszucht<br />

sowie zur Bewirtschaftung der vorhandenen<br />

Flusskrebsbestände berichtet und diskutiert werden.<br />

Der Lehrgang richtet sich an alle Personen mit Interesse<br />

am Einstieg in die Flusskrebsbewirtschaftung<br />

sowie an Teichwirte, Angelvereine und Fischer, die<br />

mit Krebsen bereits umgehen.<br />

Folgende­Lehrgangsinhalte­sind­geplant­<br />

• Daten zur Flusskrebswirtschaft,<br />

• Krebsarten (Biologie, Verbreitung, Herkunft,<br />

artspezielle Aspekte)<br />

• Krankheiten und vorsorgende Hygienemaßnahmen<br />

bei Krebsen<br />

• Krebse in der Gesetzgebung (<strong>Fischerei</strong>recht,<br />

Natur- und Tierschutz)<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Verschiedenes<br />

• Situation und wiss. Projekte in verschiedenen<br />

Bundesländern<br />

• Aquakultur- und Wassermanagement für die<br />

praktische Krebshaltung<br />

• Bewirtschaftung und Fang von Krebsen in nicht<br />

ablassbaren Gewässern<br />

• Erfahrungsaustausch in der Krebshaltung und<br />

-zucht<br />

• Umgang mit Krebsen: Artenbestimmung,<br />

Transport, Töten, Zubereitung<br />

• Perspektiven der Flusskrebsbewirtschaftung<br />

Termin<br />

23.8.<strong>2013</strong> – Beginn 9.30 Uhr bis<br />

24.8.<strong>2013</strong> ca. 14.00 Uhr<br />

Lehrgangskosten<br />

210,- € (inkl. Übernachtung im DZ und Vollverpflegung)<br />

Teilnehmerzahl<br />

min. 20 bis max. 30 Personen<br />

Anmeldung bei<br />

Landwirtschaftskammer Niedersachsen<br />

Fachbereich 3.6. <strong>Fischerei</strong><br />

Johannssenstr. 10<br />

30159 Hannover<br />

Telefon: 0511 36654498<br />

Telefax: 051136654525<br />

E-Mail: steffen.goeckemeyer@lwk-niedersachsen.de<br />

63


Verschiedenes<br />

Fischer auf die Rote Liste?<br />

2. <strong>Fischerei</strong>dialog der Deutschen Umwelthilfe e.V. am 22. Februar <strong>2013</strong> in Stralsund – ein Resümee von Werner Kuhn<br />

„Fisch auf jeden Tisch“ forderte<br />

einst Fischkoch Kroboth aus<br />

dem Rostocker Fernsehstudio<br />

und warb mit dem Slogan:<br />

„Jede Woche zweimal Fisch<br />

hält gesund, macht schlank<br />

und frisch“. Stimmt. Das ist<br />

einige Jahrzehnte her, aber<br />

ich erinnere mich gut: Damals<br />

arbeiteten noch 16.000 Menschen in der ostdeutschen<br />

Hochseefischerei und ungefähr 500 Kutterfischer landeten<br />

jeden Morgen ihren Fang an den Küsten Mecklenburg-<br />

Vorpommerns an.<br />

Nur 250 Küstenfischer gibt es heute in MV und in fünf<br />

Jahren werden es noch 50 sein, prognostizierte kürzlich<br />

Elvira Rothe vom Landesverband der Kutter- und Küstenfischer<br />

MV bei einem so genannten Dialog der Deutschen<br />

Umwelthilfe e.V. in Stralsund, in dem es um Perspektiven<br />

einer nachhaltigen Fangpraxis gehen sollte. „250<br />

Stellnetzfischer müssen auch auf die Rote Liste der aussterbenden<br />

Arten“ hatten die Fischer auf ihr Transparent<br />

geschrieben. Grund: Kaum andere Berufsstände werden<br />

öffentlich so massiv angefeindet wie die der Fischer oder<br />

Bauern. In meinen Augen ist das skandalös. Es sind die<br />

ältesten Berufe der Menschheit und sie arbeiten immer<br />

noch körperlich hart.<br />

Bis zu 19.000 Seevögel sollen je Wintersaison in<br />

den Stellnetzen der Fischer in MV gefangen worden sein,<br />

listeten die Umweltaktivisten in Stralsund auf. Und über 60<br />

Schweinswale. Zudem: Die Ostsee sei in einem schlechten<br />

Gesamtzustand und die <strong>Fischerei</strong> stellt die Hauptbelastung<br />

der Meeresfauna dar. Mit dieser Aussage berief sich<br />

Nina Wolff, Projektleiterin Meeresnaturschutz des Berliner<br />

Büros der spendenfinanzierten Deutschen Umwelthilfe<br />

e.V., auf die EU-Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL).<br />

Interessant allerdings, dass man diese Beurteilung in offiziellen<br />

Dokumenten nirgendwo findet, auch nicht in der<br />

Anfangsbewertung zur Umsetzung der Meeresstrategie-<br />

Richtlinie in der deutschen Ostsee. Denn darin ist sowohl<br />

von Belastungen der Fischfauna als auch von erkennbaren<br />

Verbesserungen der Bestände die Rede. Weiter heißt es<br />

in dem wissenschaftlichen Bericht, herausgegeben vom<br />

Bundesumweltministerium: „Für die Entwicklung der Fischbestände<br />

sowie der Artverbreitung und Zusammensetzung<br />

64<br />

stellen die Auswirkungen der <strong>Fischerei</strong> und der Klimaänderungen<br />

sowie die Anreicherungen von Nährstoffen die<br />

Hauptbelastungen dar.“<br />

„Wir sind verraten und verkauft“, sagte einer der über<br />

30 Fischer, die sich in Stralsund dem Dialog gestellt hatten.<br />

„Seit 1982 bin ich Fischer, aber einen Schweinswal hab ich<br />

nie gesehen und Enten sind auch nicht in meinen Netzen.“<br />

Denn zum einen haben die Fischer eine Quote und zum<br />

zweiten dürfen sie diese auch nur an 160 Tagen im Jahr<br />

abfischen – selten in der Wintersaison, in der sie angeblich<br />

19.000 Wasservögel in ihren Netzen haben sollen. Auf<br />

dem Wasser werden sie minutiös überwacht, sie müssen<br />

sich ab- und anmelden und werden über GPS verfolgt.<br />

Alles andere war die Veranstaltung in Stralsund – ein<br />

Dialog auf keinen Fall. „Die <strong>Fischerei</strong> stirbt aus,“ sagte<br />

Fischer Bernd Schütze aus Stahlbrode bitter zu den Umweltvertretern,<br />

„dann haben sie keine Schuldigen mehr“.<br />

Ich wünsche mir einen sachlichen, ergebnisorientierten<br />

Stil im Prozess der Reform der gemeinsamen <strong>Fischerei</strong>politik.<br />

Bei unseren Entscheidungen in Brüssel und Straßburg<br />

geht es um vieles: Um die dauerhafte Bestandssicherung<br />

von Fisch und Fischern. Und um die gesunde Ernährung<br />

der Menschen. Ich bin froh, dass das Rückwurfverbot von<br />

Fisch Konsens ist. Und auch, dass der Zeitplan dafür so gewählt<br />

wird, dass die Fischer die Möglichkeit haben, selektives<br />

Fanggerät anzuschaffen und erproben zu können. Und<br />

wir uns für eine wirksame Förderung einsetzen können.<br />

Außerdem sollten die Managementpläne der verschiedenen<br />

Fischarten die Grundlage für einen entsprechenden<br />

Zeitplan bilden. Die EU-<strong>Fischerei</strong>minister haben sich auf<br />

einen schrittweisen Zeitplan für das Verbot des Rückwurfs<br />

von Beifang zwischen 2014 und 2019 geeinigt. Schließlich<br />

muss auch noch ein Weg gefunden werden, damit die<br />

Eiweißressourcen erfasst und verarbeitet werden.<br />

Ich will alles dafür tun, um die kleine Kutter- und Küstenfischerei<br />

in M-V zu erhalten. Schließlich soll der Fisch<br />

auf unserem Teller mehr Kilometer im Wasser schwimmend<br />

als im Flugzeug fliegend zurückgelegt haben.<br />

Ihr Werner Kuhn<br />

Kontakt:­<br />

Evelyn Koepke, Journalistin<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des<br />

Europaabgeordneten Werner Kuhn<br />

E-Mail: evelyn.koepke@werner-kuhn.eu<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong>


<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in MV • 2/<strong>2013</strong><br />

Impressum<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in Mecklenburg-Vorpommern / Heft 2 – Juni <strong>2013</strong> – 13. Jahrgang<br />

Aktuelle­Informationen­aus­Praxis,­Forschung,­Beratung­und­Verwaltung­•­ISSN­1617-4585<br />

Herausgeberin:<br />

<strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH · Graf-Lippe-Str. 1 · 18059 Rostock<br />

www.lms-beratung.de<br />

Redaktionskollegium:<br />

Dr. Ulrike Hoffmeister (Vorsitz) – <strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH · Graf-Lippe-Str. 1 · 18059 Rostock<br />

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Andreas Schlüter – Landesanglerverband* ) und Landesfischereiverband MV e.V. · Siedlung 18 a · 19065 Görslow<br />

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Malte Dorow – Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und <strong>Fischerei</strong> MV (LFA) –<br />

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Thorsten Wichmann – <strong>LMS</strong> Agrarberatung GmbH · Büro Schwerin · Waldschulweg 2 · 19061 Schwerin<br />

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Holger Schmietendorf – Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz MV<br />

Paulshöher Weg 1 · 19061 Schwerin<br />

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Prof. Dr. Harry W. Palm – Universität Rostock, Professur für Aquakultur und Sea-Ranching<br />

Justus-von-Liebig-Weg 6 · 18059 Rostock<br />

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* ) in alphabetischer Reihenfolge der beteiligten Institutionen<br />

<strong>Fischerei</strong> & <strong>Fischmarkt</strong> in Mecklenburg-Vorpommern erscheint viermal jährlich.<br />

Preis: 34,50 EUR im Jahresabonnement; inkl. Versandkosten u. MwSt.<br />

Die Autoren sind für die von ihnen eingereichten Artikel verantwortlich. Alle Angaben sind gründlich recherchiert, eine Gewähr leistung<br />

wird ausgeschlossen. Nachdruck, auch auszugsweise, nur nach Rücksprache mit der verantwortlichen Redakteurin gestattet.<br />

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Titelfoto: Kutter im <strong>Fischerei</strong>hafen Sassnitz<br />

(Foto: Thorsten Wichmann)<br />

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