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Zum Saalzettel - Heeresgeschichtliches Museum Wien

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Druck: BMLVS/Heeresdruckzentrum 13-0000<br />

WoMen At War – k. u. k. Bilder 1914 – 1918<br />

Sonder-(Foto)Ausstellung von 14.03. bis 29.09.2013<br />

ÖSTERREICHISCHES BUNDESHEER<br />

<strong>Heeresgeschichtliches</strong> <strong>Museum</strong><br />

1030 <strong>Wien</strong>, Arsenal<br />

Tel: +43 1 79561-0<br />

Fax: +43 1 79561 10-17707<br />

Internet: www.hgm.or.at<br />

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten sich trotz zahlreichen Widerstandes bereits durchaus neue Dienstleistungsberufe<br />

wie Verkäufer oder Sekretär auch für Frauen und Mädchen eröffnet, die zunehmend auch<br />

verstärkt in die bisher ausschließlich männlichen Büros strömten. In der Familie galt der Mann jedoch weiterhin<br />

als das alleinige Oberhaupt, dem primär die Rolle des Ernährers zukam und dessen Anordnungen<br />

sich die Familie unterzuordnen hatte. Obwohl zahlreiche Institutionen sich darum bemühten, gerade den<br />

Töchtern aus dem Bürgertum eine bessere Ausbildung zu ermöglichen, um ihnen damit letztlich auch zu<br />

mehr Unabhängigkeit zu verhelfen, blieb für junge Frauen die Berufstätigkeit zumeist nur eine sehr kurze<br />

Phase, die mit der Eheschließung unmittelbar wieder ihr jähes Ende fand. Der Erste Weltkrieg sollte auf<br />

diese gesellschaftlichen „Normen“ jedoch großen Einfl uss nehmen:<br />

Bei Kriegsausbruch 1914 herrschte zunächst noch eine aus heutiger Sicht schier unverständlich anmutende<br />

Kriegsbegeisterung, die nachhaltig von der Kriegspropaganda aufrechtzuerhalten gesucht wurde. Beliebte<br />

Motive bildeten dabei immer wieder Frauen in patriotischer Darstellung, die man sich auf diese Art für die<br />

Kriegsführung zunutze machte. Andererseits erschienen gerade Frauen und Kinder bei Kriegsbeginn besonders<br />

schutzbedürftig. In Wirklichkeit bedeutete der Abschied von dem in den Krieg ziehenden Mann, so<br />

schmerzlich er auch sein mochte, einen weiteren, wichtigen Schritt zur Aufwertung der Frau, da sie nunmehr<br />

allein die Familie und damit die Existenz selbiger sichern musste. Ihr oblagen damit aber auch das alleinige<br />

Sorgerecht um die Kindersowie die wirtschaftliche Verantwortung für Wohnung, Haus oder Hof. Mit Fortdauer<br />

des Krieges wurde dieser Kampf um das tägliche Überleben immer schwieriger. Der Unterhaltsbeitrag,<br />

den der Staat den Familien Eingerückter bezahlte, reichte kaum zum Leben aus. Die wichtigste Aufgabe<br />

der Ehefrau und Mutter wurde daher die sparsame Haushaltsführung. Unterstützung kam hier primär von<br />

verschiedenen Frauenvereinen, die sich an der „Heimatfront“ engagierten, um Geld und Sachspenden zu<br />

sammeln.<br />

Der Krieg beeinfl usste zunehmend auch die Sexualmoral. Gerade die räumliche Trennung zahlreicher<br />

Ehepaare und Beziehungen führte zu einer immer stärkeren Sehnsucht der Soldaten nach den Daheimgebliebenen<br />

bzw. umgekehrt fehlten in der Heimat den Frauen vielfach die Partner. Eine Auslagerung sexueller<br />

Beziehungen war die unmittelbare Folge. Ein Umstand, der vor allem bei Frauen moralische und zum Teil<br />

auch juristische Sanktionen nach sich zog, da dies im Krieg geradezu als „unpatriotischer Akt“ gegenüber<br />

den Soldaten an der Front betrachtet wurde.<br />

In Österreich-Ungarn erfolgte der Einsatz von Frauen und Mädchen im Frontgebiet ausschließlich auf freiwilliger<br />

Basis, sei es, dass sie durch die feindlichen Linien schlichen, um Informationen über den Gegner<br />

zu sammeln, sei es, dass sie die kämpfenden Truppen mit Lebensmitteln und Wasser in ihren jeweiligen<br />

Stellungen versorgten oder dass sie in zivilen und militärischen Dienststellen eingesetzt wurden, um so die<br />

benötigten Männer für die Front freizumachen. Im Grunde war aber weder in der k. u. k. Armee oder der k. k.<br />

Landwehr noch in der k. u. Honvéd der Einsatz weiblicher Soldaten als regelrechte Kombattanten vorgesehen<br />

und auch nicht erwünscht. Allein der Krieg erforderte den Einsatz zahlreicher Frauen in der Verwundeten-<br />

und Krankenpfl ege, teilweise auch direkt an der Front.


Um die rasch steigenden Verlustziffern auszugleichen, wurden immer mehr Männer in den Krieg geschickt,<br />

und Frauen drangen daher – zumeist nolens volens – in Tätigkeitsfelder vor, die bisher ausschließlich nur für<br />

Männer in Betracht gezogen worden waren. So gehörten bald Tramwayfahrerinnen, Briefträgerinnen oder<br />

Straßenarbeiterinnen zum gewohnten Alltag während des Krieges. Die Frauen drängten zu dieser Arbeit,<br />

allerdings nicht nur aus Patriotismus, sondern vielmehr auch aus der Not heraus. Denn sie trugen im Grunde<br />

die Hauptlast an der Heimatfront. Überall dort, wo der Bedarf oder die Nachfrage am größten war, wurden<br />

Frauen verpfl ichtet – mit einer niedrigeren Entlohnung. Argumentiert wurde dieser Umstand zumeist damit,<br />

dass Frauen auf Grund ihrer schwächeren körperlichen Konstitution weniger leisten würden.<br />

Diese letztlich kriegsbedingt außerhäusliche Berufstätigkeit sahen manche Frauen aber oftmals auch als<br />

Chance für Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung. Viele gingen daher aus dem Ersten Weltkrieg mit<br />

gestärktem Glauben an sich selbst heraus und meinten, einen gewaltigen Schritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung<br />

getan zu haben. Bei der Frauentagsversammlung vom 24. März 1918 in der <strong>Wien</strong>er Volkshalle<br />

fasste die Frauenrechtlerin Adelheid Popp in ihrem Referat die Situation der Frauen mit folgenden Worten<br />

zusammen: „<strong>Zum</strong> Wählen zu dumm – aber zur Arbeitspfl icht für das Kriegführen gescheit genug“ und stellte<br />

fest: „Als Männerersatz haben die Frauen überall Verwendung gefunden, wo menschliche Arbeit gebraucht<br />

wird. Schweres und Unmenschliches haben die arbeitenden Frauen im Krieg erduldet. Die hergebrachten<br />

Redensarten aber von der Frau, die ins Haus gehöre, könnte man endlich aufgeben …“ Allein die Realität<br />

sah anders aus und bald mussten die Frauen erkennen, dass die erbrachten Leistungen vielfach doch nur<br />

als billiger Ersatz für die Arbeit der Männer betrachtet worden war und den Heimkehrern gegenüber den<br />

weiblichen Arbeitskräften letztlich wieder der Vorzug gegeben wurde.<br />

Die Texte und Fotos dieser Ausstellung basieren primär auf der ursprünglich von den Dolomitenfreunden im<br />

<strong>Museum</strong> Kötschach-Mauthen im Jahr 2011 realisierten Sonderausstellung „Frauen im Krieg“ und wurden<br />

durch eigene Sammlungsbestände ergänzt.<br />

Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“<br />

des Österreichischen Umweltzeichens,<br />

BMLVS/Heeresdruckzentrum, UW-Nr. 943


Druck: BMLVS/Heeresdruckzentrum 13-0000<br />

WoMen At War – k. u. k. Bilder 1914 – 1918<br />

Temporarily photo exhibition 14.03. to 29.09.2013<br />

ÖSTERREICHISCHES BUNDESHEER<br />

<strong>Heeresgeschichtliches</strong> <strong>Museum</strong><br />

1030 <strong>Wien</strong>, Arsenal<br />

Tel: +43 1 79561-0<br />

Fax: +43 1 79561 10-17707<br />

Internet: www.hgm.or.at<br />

At the beginning of the 20th century service-based professions that required some formal training and experience<br />

had already gradually evolved. Sales-girls and secretaries streamed into jobs previously occupied<br />

solely by men. Within the family and household men still held the seat of supreme authority. They were in<br />

the position of sole provider and accordingly, the family had to follow their every command. Even though<br />

there were numerous institutions trying to provide some independence in life with education and training for<br />

daughters from the middle classes, this most frequently came to an abrupt end when the young woman was<br />

married. World War I should exert great infl uence on that social “norms”:<br />

Within summer 1914almost every European nation participating in the confl ict was infl ected by a “goinginto-war”-enthusiasm<br />

and war propaganda did most to keep up this feeling. Patriotic behaviour and actions<br />

performed by women were the most popular theme of this new art of warfare. Otherwise women and children<br />

were quintessentially seen as requiring special protection. In reality as sad as the separation of the man<br />

who went into war may have been, it was also a big step forward towards the independence of women, as<br />

they had to provide the sheer existence of their families and assumed the sole responsibility for the care of<br />

children, the family apartment, home and farm. As war continuedthe struggle for daily survival became increasingly<br />

diffi cult. The subsistence support, which the state provided families of enlisted men, was far from<br />

suffi cient to survive on. Economizing and stretching their meagre rations was the paramount task faced by<br />

the common woman during the war. At the home front numerous women’s groups and societies devoted<br />

much effort in fund raising to assist other women that were in need.<br />

War had a tremendous infl uence on society’s ever-changing sexual morality. With the continuation of the war,<br />

the longing among soldiers for their wives and girlfriends increased tremendously…war soon also began to<br />

represent the unfulfi lled desires between the sexes. The spatial separation of many couples had sexual relations<br />

outside the conjugal bonds as result. Even before the war extramarital affairs, especially of women, had<br />

moral and sometimes legal penalties, during the war these were considered almost as an “unpatriotic act”<br />

against male soldiers at the front.<br />

Within the Austro-Hungarian Military women served at the front line exclusively as volunteers. This work<br />

ranged from sneaking across the enemy lines to gather military intelligence and information concerning the<br />

strength or movement of the enemy, to delivering food and water supplies to troops at the front line, as well<br />

as all those many other untold tasks on military bases and encampments. Whether their work was in the<br />

civil service or in connection with military duties, women fulfi lled an immense service by freeing up men for<br />

active military duties. Offi cially however, none of the branches of the Austrian-Hungarian military whether it<br />

be the Army, the Austrian Landwehr, or the Hungarian Honved intended women to be combatants nor was<br />

it ever desired. The war required women to be active in caring for wounded and sick soldiers, whether this<br />

happened to be in the home country or close to the front lines.


Following mobilization of the troops and the ever increasing casualties of war, more and more men were being<br />

conscripted for military service. They left vacancies in all the areas of their employment, whether these<br />

were in industry, agriculture or other professions. Women fi ll these voids those that had previously already<br />

been burdened with their other work and everyday duties. Female tram-drivers, mail carriers and street<br />

maintenance workers were soon an everyday sight. The motivation of these women was however not always<br />

motivated just by patriotism as much more by necessity. Women had to face basically the main burden on the<br />

home front. They had to be proactive to support their families and so had no choice what kind of work they<br />

would be employed to do. Wherever the need or demand was greatest, that was where they would be sent<br />

– mostly with a lower salary. Factory owners argued that circumstance to the fact that women would afford<br />

less due to their weaker physical constitution.<br />

But some women thought that work outside the home were not just a burden, but also a chance for independence<br />

and self-realization. So they believed that as a direct result of the contributions made by women<br />

during the First World War, women will take a massive step toward achieving greater equal rights and freedoms.<br />

During the Assembly for Women’s Rights on March 24th 1918, Adelheid Popp presented her lecture<br />

and fi nally summed up the situation for women at the time with these simple words: ”Too stupid to vote, but<br />

clever enough to fulfi l their work requirements for the war effort”. She pointed out that women had been able<br />

to substitute men in most all areas of industry and had endured heavy workloads frequently under inhumane<br />

conditions. Conventional attitudes of a woman’s place being only in the home were at least out-dated and<br />

needed - in her opinion - a revision. They were soon to realize that their efforts and contributions to the war<br />

effort were merely seen as cheap substitutes for the missing men and upon the return of the men to the<br />

workforce, women were again delegated to nothing but low paying work.<br />

All text and pictures of this exhibition are primarily based on the originally by the Dolomitenfreunde at the <strong>Museum</strong><br />

Kötschach-Mauthen carried out exhibition “Women in War” in 2011. Objects of the museums-collection<br />

have been added.<br />

Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“<br />

des Österreichischen Umweltzeichens,<br />

BMLVS/Heeresdruckzentrum, UW-Nr. 943

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