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Willkommen in Wien zum 28. Sudetendeutschen Tag! - Sudetenpost

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SUDETENPOST<br />

Die <strong>Sudetendeutschen</strong> und ihre Zeitung<br />

Am zweiten Sudetendeutsdien <strong>Tag</strong> <strong>in</strong><br />

Österreich tritt auch die „<strong>Sudetenpost</strong>"<br />

<strong>in</strong> besonderer Weise <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung.<br />

Denn Landsmannschaft und „<strong>Sudetenpost</strong>"<br />

s<strong>in</strong>d nicht vone<strong>in</strong>ander zu trennen.<br />

Nicht von der „<strong>Sudetenpost</strong>", sondern<br />

von den Menschen <strong>in</strong> der Landsmannschaft<br />

stammt das Wort, daß es<br />

ke<strong>in</strong>e Landsmannschaft gäbe sobald es<br />

ke<strong>in</strong>e „<strong>Sudetenpost</strong>" mehr geben sollte.<br />

Es ersche<strong>in</strong>t daher nicht unangebracht,<br />

auf die Gründung der „<strong>Sudetenpost</strong>"<br />

zurückzugreifen und an die Umstände<br />

ihres Werdens zu er<strong>in</strong>nern.<br />

Es ist nicht verwunderlich, daß sich das<br />

Pressewesen der Heimatvertriebenen <strong>in</strong> Österreich<br />

gerade im Bundesland Oberösterreich<br />

zuerst e<strong>in</strong>e Heimstatt und auf die Dauer e<strong>in</strong>e<br />

Bleibe geschaffen hat. Oberösterreich war ja<br />

nach dem Kriege das Land der größten Konzentration<br />

der Heimatvertriebenen. Unter<br />

ihnen gehörten neben den Südostdeutschen,<br />

unter dem Sammelnamen „Donauschwaben"<br />

zusammengefaßt, die <strong>Sudetendeutschen</strong> die<br />

stärkste, die Siebenbürger die geschlossenste<br />

Gruppe. Dies deshalb, weil sie <strong>zum</strong> größten<br />

Teil im geschlossenen Treck aus der Heimat<br />

nach dem Westen gewandert waren, während<br />

die <strong>Sudetendeutschen</strong> mehr oder m<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>zeln<br />

oder <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen e<strong>in</strong>sicherten<br />

oder über die Grenze getrieben wurden (Brünner<br />

Todesmarsch). Unter ihnen gab es zwar<br />

persönliche Verb<strong>in</strong>dungen, aber an e<strong>in</strong>e Organisation<br />

war nicht zu denken. Das hätte die<br />

Besatzungsmacht nicht erlaubt und dem standen<br />

auch die österreichischen Vere<strong>in</strong>sgesetze<br />

im Wege, nach denen nur österreichische<br />

Staatsbürger Vere<strong>in</strong>e bilden durften. Schon gar<br />

nicht war daran zu denken, daß sich der<br />

Wille der Heimatvertriebenen <strong>in</strong> öffentlichen<br />

Publikationen demonstrieren konnte. Schon<br />

„e<strong>in</strong>geborene" Österreicher durften Zeitungen<br />

nicht ohne Erlaubnis (Permit) der Besatzungsmacht<br />

herausgeben und selbst diese Zeitungen<br />

waren E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> der Papierbelieferung<br />

und e<strong>in</strong>er Zensur unterworfen, die<br />

zwar nirgendwo schriftlich statuiert war, de<br />

facto aber ausgeübt wurde, wie das e<strong>in</strong>monatige<br />

Verbot des sozialistischen Parteiorgans<br />

„<strong>Tag</strong>blatt" <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z zeigte.<br />

E<strong>in</strong>e eigene Presse wäre notwendig gewesen,<br />

um dem Mißtrauen der e<strong>in</strong>heimischen<br />

Bevölkerung gegen die Zuwanderer zu begegnen.<br />

Die Donauschwaben führten <strong>in</strong> der<br />

Öffentlichkeit ke<strong>in</strong>en anderen Namen als den<br />

der ..Pudelhaubendeutschen", die <strong>Sudetendeutschen</strong><br />

galten samt und sonders als ..Nazi",<br />

waren sie doch von den Tschechen unter der<br />

Beschuldigung des Nazismus ausgetrieben<br />

worden. E<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>er mährischen Sprach<strong>in</strong>sel<br />

stammender Journalist schrieb diesen<br />

Sammelverdacht auch ungescheut <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Leitartikel. Und es bestand ke<strong>in</strong>e Möglichkeit,<br />

solchen Pauschalurteilen entgegenzutreten.<br />

Oberösterreich ist e<strong>in</strong> Land, das sich durch<br />

e<strong>in</strong>e breite Streuung von Wochenblättern auszeichnet,<br />

die so gut wie <strong>in</strong> allen Häusern des<br />

Wenn man die Bezeichnung „die Gablonzer"<br />

hört, weiß man <strong>in</strong> Österreich und bestimmt auch<br />

anderswo, daß es sich um e<strong>in</strong>e Gruppe von<br />

Menschen handelt, die sich schon <strong>in</strong> der<br />

österreichisch-ungarischen Monarchie, <strong>in</strong> Nordböhmen,<br />

im Isergebirge, mit der Erzeugung von<br />

Glas, Glaswaren, Glas- und Metallschmuck befaßte.<br />

Die Anfänge der Metallschmuckerzeugung<br />

lassen sich urkundlich bis <strong>zum</strong> Jahre 1749 feststellen.<br />

(Quellennachweis: „Das Gablonzer Gürtlergewerbe"<br />

von Karl R. Fischer.)<br />

Die Glaserzeugung ist wesentlich älter und<br />

war die Grundlage für die Metallschmuckerzeugung,<br />

die sogenannte Gürtlerei.<br />

Der Mittelpunkt dieser weltbekannten Industrie<br />

war die Bezirksstadt Gablonz a. d. Neiße, <strong>in</strong><br />

deren Umkreis sich e<strong>in</strong>e große Anzahl von<br />

Marktgeme<strong>in</strong>den und Dörfern befanden, deren<br />

Bewohner sich hauptsächlich <strong>in</strong> dieser Schmuck<strong>in</strong>dustrie<br />

betätigten. Die Erzeugnisse g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong><br />

alle Länder der Erde, denn das Bedürfnis aller<br />

Frauen, Schmuck zu tragen, ist <strong>in</strong> Afrika oder<br />

Indien genauso vorhanden, wie <strong>in</strong> England oder<br />

Frankreich.<br />

Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Industrie<br />

mit e<strong>in</strong>igen tausend größeren und kle<strong>in</strong>eren<br />

Erzeugungsstätten war für das alte Österreich<br />

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Von Ing. Alfred Rügen, Obmann des <strong>Sudetendeutschen</strong> Pressevere<strong>in</strong>s<br />

flachen Landes aufliegen und öffentliche Me<strong>in</strong>ung<br />

machen. Von dieser Presse war e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>treten<br />

für die Heimatvertriebenen deswegen<br />

nicht zu erwarten, weil die Vertriebenen Notquartier<br />

<strong>in</strong> den Bauernhäusern gefunden hatten<br />

und die Bauern darauf drängten, daß<br />

„diese Leute" wieder die Höfe frei machten.<br />

Es gab e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Zeitung <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z, die gegen<br />

den Strom schwamm und Worte des Verständnisses<br />

für die Heimatvertriebenen fand und<br />

sopar dazu überg<strong>in</strong>g, wöchentlich e<strong>in</strong>e eigene<br />

Beilage unter dem Titel „Die Brücke" veröffentlichte<br />

mit dem erklärten Ziele, e<strong>in</strong>e geistige<br />

Brücke zwischen den Alte<strong>in</strong>gesessenen und<br />

den „Neuen" zu schlagen. Die Zeitung trat<br />

auch nachdrücklich für die Vertriebenen e<strong>in</strong><br />

und wandte sich unter anderem mit aller<br />

Schärfe gegen das Innenm<strong>in</strong>isterium, als dieses<br />

e<strong>in</strong>e Vertriebenen-Wallfahrt nach Maria<br />

Puchheim bei Attnang verbot. Von der Redaktion<br />

der Zeitung wurden auch Kontakte zwischen<br />

Vertretern der Vertriebenen-Gruppen<br />

und österreichischen Stellen geschlossen, die<br />

den erfreulichen Effekt brachten, daß an den<br />

obersten Stellen nach und nach der Wille entstand,<br />

den Rat der Vertriebenen-Vertreter bei<br />

der Lösung ihrer Probleme zu berücksichtigen.<br />

So wurde Oberösterreich auch das Land der<br />

ersten sudetendeutschen Presse-Erzeugnisse.<br />

Der Sudetendeutsche Frick brachte <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z<br />

unter großen Opfern unter dem Titel „Neue<br />

Heimat" e<strong>in</strong> Wochenblatt heraus, das an alle<br />

Vertriebenen-Gruppen gerichtet war. Speziell<br />

an die <strong>Sudetendeutschen</strong> dachte die „Heimat",<br />

die von der Klemens-Geme<strong>in</strong>de unter dem<br />

späteren Abgeordneten Erw<strong>in</strong> Machunze georündet<br />

wurde und <strong>in</strong> Ried im Innkreis unter<br />

der Redaktion von Wilhelm Formann erschien.<br />

In Salzburg kam speziell für die Donauschwaben<br />

das „Neuland" als Wochenblatt heraus und<br />

selbst <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> glückte es, e<strong>in</strong>e Zeitung zu<br />

gründen, die vom ehemaligen Abgeordneten<br />

Hans Wagner <strong>in</strong>s Leben gerufen wurde und<br />

den Titel „Wegwarte" führte.<br />

Inzwischen waren die ersten Phasen der<br />

E<strong>in</strong>gliederung vom Parlament und den Behörden<br />

getan worden, die Sudetendeutsche<br />

Landsmannschaft gegründet und mit dem<br />

„Volksdeutschen <strong>Tag</strong>" <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z im Jahre 1953<br />

das erste geschlossene Auftreten aller Heimatvertriebenen<br />

erfolgt, e<strong>in</strong>e Massenkundgebung,<br />

die seither ke<strong>in</strong>e Wiederkehr mehr gefunden<br />

hat. Das Eis war gebrochen, die neuen<br />

Österreicher waren gewissermaßen „gesellschaftsfähig"<br />

geworden.<br />

Auf dem Wege der Wiedergutmachung hatte<br />

die Bundesrepublik <strong>in</strong>wischer» mit dem L»stenauspleichsqesetz<br />

von 1952 e<strong>in</strong>en großen<br />

Schritt getan. Gleichartiges such <strong>in</strong> Österreich<br />

durchzusetzen, mußte nun das Hauptstreberi<br />

der Landsmannschaften se<strong>in</strong>. Aber wie sollte<br />

e<strong>in</strong>e wirksame und schlagkräftige Organisation<br />

zusammengeschweißt werden und wie<br />

sollte sie ihre Forderungen artikulieren können,<br />

ohne e<strong>in</strong> eigenes Organ zu besitzen?<br />

Die „Neue Heimat" des <strong>Sudetendeutschen</strong><br />

Frick hatte <strong>in</strong>zwischen ihr Ersche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>stel-<br />

len müssen. E<strong>in</strong>e Zeitung mit e<strong>in</strong>er tragfähigen<br />

wirtschaftlichen Basis erforderte zu große<br />

Mittel als daß die junge Sudetendeutsche<br />

Landsmannschaft sie hätte aufbr<strong>in</strong>gen können.<br />

Man mußte, um bei e<strong>in</strong>em Scheitern nicht<br />

die Landsmannschaft selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Abgrund<br />

zu reißen, e<strong>in</strong>en eigenen Rechtsträger schaffen.<br />

So kam es im August 1955 zur Gründung des<br />

„<strong>Sudetendeutschen</strong> Pressevere<strong>in</strong>es". Er nahm<br />

se<strong>in</strong>en Sitz <strong>in</strong> L<strong>in</strong>z, weil von hier die Ideen zur<br />

Gründung ausgegangen und die Vorbereitungen<br />

geleistet worden waren. Der Vere<strong>in</strong><br />

beschloß, e<strong>in</strong>e Zeitung unter dem Namen „<strong>Sudetenpost</strong>"<br />

herauszugeben, die vorerst alle<br />

vierzehn <strong>Tag</strong>e ersche<strong>in</strong>en sollte. Bei den Vorberatungen<br />

sicherten wir uns den Rat jenes<br />

Zeitungsmannes, der <strong>in</strong> der <strong>Tag</strong>eszeitung<br />

„L<strong>in</strong>zer Volksblatt" am energischesten für<br />

uns e<strong>in</strong>getreten und „Die Brücke" geschaffen<br />

hatte. Wir konnten ihm schließlich auch die<br />

Zustimmung abr<strong>in</strong>gen, die neue Zeitung wenigstens<br />

vorläufig zu redigieren. Dieses „vorläufig"<br />

hat dann fast zwei Jahrzehnte gedauert!<br />

In e<strong>in</strong>em fasz<strong>in</strong>ierenden Feldzug legten<br />

Funktionäre der <strong>Sudetendeutschen</strong> Landsmannschaft<br />

und des Pressevere<strong>in</strong>es den Bezieherstock<br />

b<strong>in</strong>nen weniger Wochen fest und<br />

am 5. September 1955 konnte sich die neue<br />

Zeitung <strong>zum</strong> ersten Mal den Lesern präsentieren.<br />

Seither ist alles, was sich damals auf dem<br />

Zeitungsmarkt geregt hat, verschwunden oder<br />

geschrumpft. Die „Wegwarte" mußte auf behördlichen<br />

Druck e<strong>in</strong>gestellt werden, „Die<br />

Heimat" verlor mit dem Fortschreiten der wirtschaftlichen<br />

E<strong>in</strong>gliederung die wirtschaftliche<br />

Basis, <strong>in</strong>sbesondere weil es ihr nicht gelungen<br />

war, e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>igermaßen ausreichenden<br />

Anzeigenteil auszubauen, das „Neuland" mußte<br />

von der Wochenzeitung zur Halbmonatsund<br />

schließlich zur Monatszeitung abgebaut<br />

werden.<br />

Nur die „<strong>Sudetenpost</strong>" ersche<strong>in</strong>t so oft und<br />

so stark wie zur Zeit ihrer Gründung.<br />

Daß dies bewirkt werden konnte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Zeitraum, <strong>in</strong> dem auch große <strong>Tag</strong>esblätter<br />

mächtiger politischer Gruppen und selbst<br />

Boulevardblätter nicht mehr am Leben blieben,<br />

verdankt die „<strong>Sudetenpost</strong>" <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

der engen Geme<strong>in</strong>schaft mit der <strong>Sudetendeutschen</strong><br />

Landsmannschaft und ihren Mitgliedern<br />

und der Opferfreude ihrer Bezieher,<br />

von denen e<strong>in</strong> beachtlicher Teil die Zeitung<br />

vom ersten <strong>Tag</strong>e an bis heute bezieht. Und<br />

natürlich auch dem E<strong>in</strong>satz ihrer Mitarbeiter<br />

im Vere<strong>in</strong>svorstand, <strong>in</strong> der Redaktion und <strong>in</strong><br />

der Verwaltung. "Namen sollen nicht genannt<br />

werden — schon aus dem Grunde, weil alle<br />

diese Frauen und Männer ihre Arbeit nicht<br />

um des eigenen Ruhmes willen geleistet haben<br />

und leisten, sondern aus e<strong>in</strong>em verbissenen<br />

Ehrgeiz heraus, das vor fast e<strong>in</strong>em Vierteljahrhundert<br />

geschmiedete Eisen auch <strong>in</strong> Momenten<br />

nicht fallen zu lassen, wenn es wieder<br />

e<strong>in</strong>mal ganz heiß geworden ist.<br />

Die Gablonzer <strong>in</strong> Österreich<br />

außerordentlich. Das Steueraufkommen dieses<br />

nicht ganz 100.000 Menschen umfassenden Bezirkes<br />

war größer als das von Bosnien und<br />

Herzegow<strong>in</strong>a zusammen.<br />

Der Triester Lloyd hatte seit dem Jahre 1912<br />

e<strong>in</strong> eigenes Eilschiff mit dem Namen „Gablonz"<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, welches den Transport von Gablonzer<br />

Waren nach Indien und dem weiteren Fernen<br />

Osten zu besorgen hatte. Es gab kaum e<strong>in</strong>en<br />

Handelsplatz, mit dem Gablonz nicht <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

stand, ganz gleich, auf welchem Kont<strong>in</strong>ent.<br />

Nach dem ersten Weltkrieg und dem Zerfall<br />

der Monarchie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Anzahl neuer Staaten<br />

wurden die Gablonzer, sie waren ja Altösterreicher<br />

deutscher Zunge, ebenso wie alle anderen<br />

<strong>Sudetendeutschen</strong> der neugegründeten Tschechoslowakei<br />

e<strong>in</strong>verleibt. Die Industrie entwickelte sich<br />

auf Grund der alten, weltweiten Verb<strong>in</strong>dungen<br />

auch <strong>in</strong> dem neuen Staate zu e<strong>in</strong>em bedeutenden<br />

Steuerzahler und größten Devisenbr<strong>in</strong>ger.<br />

Durch den 2. Weltkrieg erlitt die Gablonzer<br />

Industrie e<strong>in</strong>en empf<strong>in</strong>dlichen Rückschlag, da die<br />

Grenzen gesperrt und e<strong>in</strong> Export nicht mehr<br />

möglich war.<br />

Nach Kriegsende 1945 wurden alle <strong>Sudetendeutschen</strong>,<br />

also auch die Gablonzer, unter Beschlagnahme<br />

ihres, <strong>in</strong> jahrhundertelanger Arbeit<br />

erworbenen Besitzes, aus ihrer Heimat unmenschlich<br />

vertrieben. Der größere Teil der<br />

Gablonzer fand <strong>in</strong> der Bundesrepublik Deutschland<br />

e<strong>in</strong>e neue Heimat, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erer kam <strong>in</strong><br />

die damals russisch besetzte Zone Deutschlands,<br />

die heutige DDR, e<strong>in</strong>ige g<strong>in</strong>gen nach Obersee.<br />

Doch noch e<strong>in</strong>e Gruppe gab es, und diese<br />

Gablonzer g<strong>in</strong>gen, vielleicht dem Herzen folgend,<br />

nach Österreich, zu dem sie ja seit Jahrhunderten<br />

gehört hatten.<br />

Die Unterbr<strong>in</strong>gung war zunächst das größte<br />

Problem. In aufgelassenen Barackenlagern und<br />

Kasernen, <strong>in</strong> Schuppen und bei mitleidigen Bauern<br />

fanden sie zunächst e<strong>in</strong>e Unterkunft. Sie<br />

hatten nichts als ihr Leben und das, was sie<br />

am Leibe trugen, mitgebracht und hatten trotzdem<br />

den unbändigen Willen, sich ihre Glas- und<br />

Schmuck<strong>in</strong>dustrie hier wieder aufzubauen. Man<br />

muß es als e<strong>in</strong>e Pionierleistung dieser spezialisierten<br />

Fachleute ansehen, daß heute wieder<br />

von e<strong>in</strong>er Gablonzer Industrie <strong>in</strong> Österreich gesprochen<br />

werden kann. Es fehlte damals an<br />

allem, es gab ke<strong>in</strong>e ähnliche Sparte, auf welcher<br />

sie hätten auf- oder weiterbauen können,<br />

es gab ke<strong>in</strong>e Spezialwerkzeuge und Masch<strong>in</strong>en.<br />

Für die Gablonzer galt damals ke<strong>in</strong>e gesetzliche<br />

Arbeitszeit, sie werkten 70 bis 80 Stunden <strong>in</strong><br />

der Woche, Sonn- und Feiertage <strong>in</strong>begriffen.<br />

In diese Zeit fällt es auch, daß sich die zerstreut<br />

wohnenden Gablonzer zu Geme<strong>in</strong>schaften<br />

zusammenfanden, so <strong>in</strong> Kremsmünster, Losenste<strong>in</strong>leiten,<br />

L<strong>in</strong>z, Steyr-Gle<strong>in</strong>k und Wels, also<br />

e<strong>in</strong>e Konzentration <strong>in</strong> Oberösterreich. Alle diese<br />

Standorte existieren noch heute, ausgenommen<br />

Losenste<strong>in</strong>leiten. Die zuerst dort untergekommenen<br />

Gablonzer suchten dann e<strong>in</strong>en günstiger<br />

gelegenen Ort und verlegten ihre Betriebe nach<br />

Enns, welches auch der Mittelpunkt der neuerstandenen<br />

Gablonzer Schmuck<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong><br />

Oberösterreich wurde. Um ihre Zielsetzungen<br />

besser durchsetzen zu können, schlössen sich<br />

die Erzeuger zu e<strong>in</strong>er Genossenschaft zusammen,<br />

die sich <strong>zum</strong> Vorteil aller auswirkte. Die<br />

Nachfrage nach Schmuck war nach dem Kriege<br />

sehr groß und die Betriebe florierten gut.<br />

Für die <strong>in</strong> Kremsmünster ansässig gewordenen<br />

Gablonzer, welche sich fast ausschließlich mit<br />

der Erzeugung von Glasschmuckwaren, Knöpfen,<br />

Perlen und Lusterbehang befaßten, wurde <strong>in</strong><br />

Rohr bei Bad Hall e<strong>in</strong>e eigene Glashütte errichtet,<br />

welche die Betriebe mit Rohglas versorgt.<br />

Die Struktur der Erzeugungsstätten geht, wie <strong>in</strong><br />

der alten Heimat, vom Familienbetrieb bis <strong>zum</strong><br />

FOLGE 10 VOM 24. MA! 1977<br />

Im Rahmen des <strong>Sudetendeutschen</strong> <strong>Tag</strong>es lädt<br />

der Witlkobund zu e<strong>in</strong>em<br />

Vortragsabend<br />

e<strong>in</strong>. Es spricht Dr. Horst Glassi, München,<br />

über: „Der mährische Ausgleich von 1905".<br />

E<strong>in</strong> Modell der partnerschaftlichen Ordnung<br />

für Europa.<br />

Mittwoch, dem 25. Mai 1977, um 19.30 Uhr<br />

im We<strong>in</strong>hebersaal des Volksbildungskreises,<br />

1040 <strong>Wien</strong>, Pr<strong>in</strong>z-Eugen-Straße 44/3.<br />

Auch die Tschechen tagen<br />

Ebenfalls zu Pf<strong>in</strong>gsten halten die tschechischen<br />

Nationalsozialisten im Exil <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> ihr 80. Parteigründunflsfest<br />

ab.<br />

Die 1897 durch Abspaltung von der tschechischen<br />

Sozialdemokratie gegründete Partei hieß<br />

damals „Ceská strana nàrodni sociàlni", später<br />

„Tschechoslowakische Nationalsozialistische Partei"<br />

und wurde nach dem Februar 1948 <strong>in</strong><br />

„Tschechoslowakische Sozialistische Partei" umbenannt<br />

Als neuer Vorsitzender wurde kürzlich<br />

per Briefwahl Prof. VI. Kraj<strong>in</strong>a, e<strong>in</strong> Naturwissenschaftler,<br />

gewählt, der <strong>in</strong> Kanada lebt. Kraj<strong>in</strong>a gehörte<br />

dem Widerstand im Protektorat an, wurde<br />

<strong>zum</strong> Tode verurteilt, doch von K. H. Frank, dem<br />

Staatsm<strong>in</strong>ister im Protektorat, <strong>zum</strong> „Ehrenhäftl<strong>in</strong>g"<br />

gemacht und blieb dadurch am Leben. Mit<br />

Kraj<strong>in</strong>a und anderen hoffte Frank bei Kriegsende<br />

zu e<strong>in</strong>er Böhmisch-Mährischen-Republik (ohne<br />

Sudetengau) zu kommen. Die Angehörigen dieser<br />

Partei ließen aber Frank hängen.<br />

Nicht geme<strong>in</strong>sam, doch zur selben Zeit und am<br />

selben Ort — im Ausland — halten nun Sudetendeutsche<br />

und ihre national größten Gegner ihr<br />

Jahrestreffen ab. Wie hart muß doch der „Völkerkerker"<br />

gewesen se<strong>in</strong>, wenn die „befreiten"<br />

Tschechen heute weder den Mund aufmachen<br />

dürfen, noch Parteien nach eigener Wahl gründen<br />

dürfen.<br />

E<strong>in</strong>e Parlamentsabgeordnete dieser Partei,<br />

Frana Zem<strong>in</strong>ová, erklärte 1935 zu ihren deutschen<br />

Kollegen von der „<strong>Sudetendeutschen</strong> Partei", daß<br />

man „die Deutschen jagte und weiterh<strong>in</strong> jagen<br />

werde". Woh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e solche E<strong>in</strong>stellung geführt<br />

hat, zeigt nun <strong>Wien</strong>, wobei der „slowakische Außenm<strong>in</strong>ister"<br />

der CSSR durch se<strong>in</strong>e Drohungen<br />

die <strong>Sudetendeutschen</strong> <strong>in</strong> das Blickfeld der Weltöffentlichkeit<br />

brachte.<br />

Aussiedlerzahlen<br />

Im Monat März betrug die Gesamtzahl der<br />

Aussiedler aus osteuropäischen Ländern 5.126.<br />

Aus dem polnischen Machtbereich kamen 2.944<br />

(gegenüber 2.526 im Februar), 1.541 aus Rumänien,<br />

562 aus der Sowjetunion, aus der Tschechoslowakei,<br />

Ungarn und Jugoslawien <strong>in</strong>sgesamt<br />

nur 80. Von den 933 Aussiedlern und Flüchtl<strong>in</strong>gen,<br />

die <strong>in</strong> den Notaufnahmestellen Berl<strong>in</strong> und<br />

Gießen registriert wurden, s<strong>in</strong>d nach Angaben<br />

des zuständigen Bundesm<strong>in</strong>isteriums 161 Flüchtl<strong>in</strong>ge.<br />

Fabriksbetrieb mit 50 bis 200 Mitarbeitern. Außer<br />

der Genossenschaft haben die Gablonzer ihre<br />

eigene Innung <strong>in</strong> Oberösterreich und von dieser<br />

s<strong>in</strong>d 135 selbständige Betriebe erfaßt.<br />

Die Umsätze waren durch fast 30 Jahre immer<br />

steigend und erst im letzten Jahr durch die<br />

weltweite Rezession leicht fallend. Der Wert der<br />

exportierten Waren beträgt ca. 700 Mio. Schill<strong>in</strong>g<br />

jährlich, dazu kommen noch 50 Mio. Schill<strong>in</strong>g<br />

Inlandsverkauf. Es s<strong>in</strong>d dies volkswirtschaftlich<br />

gesehen für Österreich unbestritten <strong>in</strong>teressante<br />

Zahlen. Darauf h<strong>in</strong>zuweisen ist noch, daß es sich<br />

bei diesen Erzeugnissen um besonders lohn<strong>in</strong>tensive<br />

Waren handelt, vergleichbar der Petit-<br />

Po<strong>in</strong>t-Stickerei.<br />

Die österreichischen Gablonzer s<strong>in</strong>d weiterh<strong>in</strong><br />

zuversichtlich, sich mit ihren Erzeugnissen gegen<br />

die vielseitige Konkurrenz auf dem Weltmarkt zu<br />

behaupten.<br />

E<strong>in</strong> Dank sei noch jenen Gablonzern <strong>in</strong> Österreich<br />

abzustatten, die nicht mehr unter uns s<strong>in</strong>d<br />

und <strong>in</strong> den Jahren des Aufbaues unermüdlich<br />

mitgeholfen haben, diesen e<strong>in</strong>maligen Industriezweig<br />

hier aufzubauen.<br />

Zum <strong>Sudetendeutschen</strong> <strong>Tag</strong> 1977 <strong>in</strong> <strong>Wien</strong> grüßen<br />

wir alle Gablonzer Landsleute aus nah und<br />

fern und freuen uns auf e<strong>in</strong> Wiedersehen mit<br />

Ihnen!<br />

Komm.-Rat Erw<strong>in</strong> Friedrich<br />

Altlandes<strong>in</strong>nungsmeister der Gablonzer<br />

Die Dehio-Preise verliehen<br />

Das Preisgericht konnte zwei Georg-Dehio-Preise vergeben<br />

Da auch <strong>in</strong> diesem Jahr die Bundesländer Baden-Württemberg,<br />

Bayern, Hessen, Niedersachsen<br />

und Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen und der Württembergische<br />

Geme<strong>in</strong>dekulturverband sich neben dem<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium des Inneren an der Dotierung<br />

der Georg-Dehio-Preise beteiligen, konnten<br />

für 1977 zwei Georg-Dehio-Preise und zwei Ehrengaben<br />

verliehen werden. Das Preisgericht,<br />

das <strong>in</strong> der Ostdeutschen Galerie Regensburg<br />

tagte, hat wie folgt entschieden:<br />

Je e<strong>in</strong> Georg-Dehio-Preis (Preis für Kulturund<br />

Geistesgeschichte) der Künstlergilde (Essl<strong>in</strong>-<br />

gen) <strong>in</strong> Höhe von DM 5000.— wurde zugesprochen<br />

dem Professor Dr. Karl Bosl, München<br />

(geb. 1908 <strong>in</strong> Cham/Opf.), und Professor Dr. Franz<br />

Hieronymus Rledl, Innsbruck und Bozen (geb.<br />

1906 <strong>in</strong> <strong>Wien</strong>). Ehrengaben <strong>in</strong> Höhe von je<br />

DM 2000.— erhalten Dr. Viktor Aschenbrenner,<br />

Wiesbaden (geb. 1904 <strong>in</strong> Aussig), und Privatdozent<br />

Dr. Udo Arnold, Bad Münstereifel-Hurverath<br />

(geb. 1940 <strong>in</strong> Leitrneritz).<br />

Die Preise wurden im Rahmen der Festsitzung<br />

zur Eröffnung der „Essl<strong>in</strong>ger Begegnung" im<br />

Alten Rathaus <strong>in</strong> Essl<strong>in</strong>gen am 6. Mai überreicht

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