Siebzig Jahre nach gründung der iV. internationale - Revolutionäre ...
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4 RIO-Rea<strong>der</strong> Nr. 3 – www.revolution.de.com<br />
gruppe für revolutionär-marxistische arbeiterinnenpolitik:<br />
Thesen zur IV. Internationale<br />
thesen <strong>der</strong> gra zu aufbau, krise und zerstörung <strong>der</strong> <strong>iV</strong>. <strong>internationale</strong><br />
these i:<br />
<strong>gründung</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>iV</strong>. <strong>internationale</strong><br />
Die formale Gründung <strong>der</strong> IV. Internationale<br />
im September 1938 beendete jenen<br />
Zyklus, <strong>der</strong> 1930 mit <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> Internationalen<br />
Linksopposition begonnen hatte:<br />
Den <strong>der</strong> Sammlung <strong>der</strong> revolutionären Oppositionellen<br />
gegen den Stalinismus, für die<br />
Bewahrung und Weiterentwicklung <strong>der</strong> theoretischen<br />
Errungenschaften des Marxismus<br />
im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />
Die IV. Internationale stand zum Zeitpunkt<br />
ihrer Gründung vor einer Reihe außergewöhnlicher<br />
Probleme:<br />
* Die 30er <strong>Jahre</strong> waren durch eine Reihe<br />
historischer Nie<strong>der</strong>lagen des Weltproletariats<br />
gekennzeichnet – die Errichtung faschistischer<br />
Diktaturen in Deutschland (1933) und<br />
Österreich (1934), faschistische Überfälle auf<br />
halbkoloniale Län<strong>der</strong> (Abessinien), die Erdrosselung<br />
<strong>der</strong> spanischen Revolution (1936<br />
– 1939).<br />
* Die Sektionen <strong>der</strong> IV. Internationale waren<br />
durch die Bank noch weit von einer echten<br />
Verankerung in den proletarischen Massen<br />
ihrer jeweiligen Län<strong>der</strong> entfernt;<br />
* Sowohl die kleinsten Propagandagruppen<br />
wie die verhältnismäßig größten Organisationen<br />
(z. B. in den USA, Ceylon, Vietnam,<br />
Brasilien…) wurden wegen ihres klaren revolutionären<br />
Programms nicht nur von faschistischen<br />
son<strong>der</strong>n auch von demokratischen<br />
Regimes verfolgt; parallel dazu organisierten<br />
die stalinistischen Parteien, <strong>der</strong> Staatsapparat<br />
<strong>der</strong> UdSSR und insbeson<strong>der</strong>e dessen Geheimdienste<br />
weltweit die Verfolgung, Entführung<br />
und Ermordung revolutionärer Ka<strong>der</strong>.<br />
* Schließlich wurde die Internationale in<br />
einem Moment gegründet, zu dem klar war,<br />
dass ein neuer imperialistischer Weltkrieg unmittelbar<br />
bevorstand.<br />
these ii<br />
Bei <strong>der</strong> Gründungskonferenz in Perigny<br />
(Frankreich, 3. September 1938) sprachen sich<br />
unter an<strong>der</strong>em die polnischen Delegierten<br />
und die österreichischen Vertreter <strong>der</strong> RKÖ<br />
(<strong>Revolutionäre</strong> Kommunisten Österreichs)<br />
gegen die Gründung IV. Internationale aus.<br />
Wir teilen die Position Trotzkis und <strong>der</strong><br />
Mehrheit <strong>der</strong> Konferenz, die in <strong>der</strong> Gründung<br />
<strong>der</strong> Internationale lediglich die logische<br />
Konsequenz des jahrelangen Kampfes <strong>der</strong><br />
bolschewistisch-leninistischen Ka<strong>der</strong> für eine<br />
Umgruppierung <strong>der</strong> revolutionären Kräfte sahen<br />
und auf die praktische politische Arbeit<br />
<strong>der</strong> angeschlossenen Sektionen verweisen<br />
konnten. Die Gründung <strong>der</strong> IV. Internationale<br />
war angesichts <strong>der</strong> drohenden Weltkriegsgefahr<br />
notwendig, um die Kontinuität <strong>der</strong> revolutionären<br />
ArbeiterInnenbewegung zu wahren,<br />
die durch den stalinistischen Verrat an<br />
den Grundprinzipien <strong>der</strong> Kommunistischen<br />
Internationale zu reißen drohte. Damit sollte<br />
<strong>der</strong> ArbeiterInnenklasse in den schwierigen<br />
Zeiten des Weltkriegs, vor allem aber in <strong>der</strong><br />
erwarteten revolutionären Nachkriegssituation,<br />
eine revolutionäre Führung zur Seite<br />
stehen.<br />
these iii<br />
Neben einer Reihe organisatorischer Dokumente<br />
und Resolutionen zur Klassenkampfsituation<br />
in einzelnen Län<strong>der</strong>n bzw. Kontinenten<br />
beschloss die Gründungskonferenz<br />
das bereits seit Monaten intern diskutierte<br />
„Übergangsprogramm“ - „Der Todeskampf<br />
des Kapitalismus und die Aufgaben <strong>der</strong> IV.<br />
Internationale“.<br />
Trotzki, <strong>der</strong> wichtigste Führer <strong>der</strong> jungen<br />
IV. Internationale, hatte wie<strong>der</strong>holt darauf<br />
hingewiesen, dass dieses Dokument kein<br />
vollständiges Programm war. „Der Programmentwurf<br />
ist kein vollständiges Programm.<br />
Wir können sagen, dass in diesem Programmentwurf<br />
bestimmte Dinge fehlen, während<br />
er an<strong>der</strong>e Dinge enthält, die ihrem Charakter<br />
<strong>nach</strong> nicht zum Programm gehören. (...) Ein<br />
vollständiges Programm sollte eine theoretische<br />
Darstellung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen kapitalistischen<br />
Gesellschaft in ihrem imperialistischen<br />
Stadium beinhalten – die Gründe für die<br />
Krise, für das Wachstum <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit<br />
usw.“. (Trotzki, Das Übergansprogramm, Essen<br />
1997, S. 167).<br />
Die Bedeutung des „Übergangsprogramms“<br />
liegt darin, dass die TrotzkistInnen<br />
durch ihr Anknüpfen an die theoretischen<br />
Errungenschaften <strong>der</strong> ersten vier Kongresse<br />
<strong>der</strong> Komintern <strong>der</strong> reformistischen Trennung<br />
des Programms in Minimal- und Maximalfor<strong>der</strong>ungen<br />
(solche, die nur dem Tageskampf<br />
dienten und <strong>der</strong> abstrakten Propaganda<br />
für den Sozialismus) bzw. <strong>der</strong> Ersetzung des<br />
kommunistischen durch ein bürgerliches<br />
Programm (die Volksfrontorientierung <strong>der</strong><br />
Komintern ab 1934) entgegentraten.<br />
Wir sehen die Methode des „Übergangsprogramms“<br />
als wesentlichen Teil unseres<br />
Erbes an. In diesem Sinne hat es für uns seine<br />
Aktualität behalten. Wir betrachten es nicht<br />
als sakrosankten Text, <strong>der</strong> unabhängig von<br />
Raum und Zeit seine Aktualität behalten hat.<br />
Das „Übergangsprogramm“ geht von <strong>der</strong><br />
objektiven Situation <strong>der</strong> <strong>Jahre</strong>s 1938 aus.<br />
Der Charakter <strong>der</strong> imperialistischen Epoche<br />
ist trotz <strong>der</strong> oben angeführten Nie<strong>der</strong>lagen<br />
des Proletariats weiter gültig. Das „höchste<br />
Stadium des Kapitalismus“ hat im Weltmaßstab<br />
die Voraussetzungen für sozialistische<br />
Revolutionen geschaffen, und zwar nicht nur<br />
in den entwickelten kapitalistischen Staaten,<br />
son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> kolonialen und halbkolonialen<br />
Welt. Allerdings haben sich seither<br />
die konkreten Rahmenbedinungen wesentlich<br />
geän<strong>der</strong>t. Musste die Kommunistische<br />
Internationale in ihrer Frühzeit versuchen,<br />
die Massen vom sozialdemokratischen Reformismus<br />
wegzureißen, sah sich die IV. Internationale<br />
mit dem Stalinismus als zweitem<br />
konterrevolutionärem Hin<strong>der</strong>nis konfrontiert.<br />
Die Lösung <strong>der</strong> Führungskrise des Proletariats<br />
war daher <strong>der</strong> entscheidende Eckpunkt für<br />
die sozialistische Revolution, welche die IV.<br />
Internationale als mögliches Resultat eines<br />
neuen imperialistischen Weltkrieges heranreifen<br />
sah.<br />
these <strong>iV</strong>:<br />
die <strong>iV</strong>. <strong>internationale</strong><br />
im krieg<br />
Zu Beginn des 2. Weltkriegs sah sich die<br />
junge Internationale vor eine Reihe von Problemen<br />
gestellt: Ein Drittel <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> US-amerikanischen Sektion, <strong>der</strong> Socialist<br />
Workers Party (SWP), brach rund um die Positionen<br />
von Shachtman und Burnham, welche<br />
die Einschätzung <strong>der</strong> UdSSR als degenerierter<br />
ArbeiterInnenstaat und daher die Verteidigung<br />
<strong>der</strong> Sowjetunion im Falle eines imperialistischen<br />
Angriffs ablehnten, mit <strong>der</strong> Partei;<br />
die französische Sektion durchlebte eine<br />
Reihe von Krisen und Spaltungen. Die SWP<br />
war damals sowohl politisch als auch organisatorisch<br />
die stärkste Sektion. Trotz ihrer Probleme<br />
mit <strong>der</strong> eingeschränkten Demokratie<br />
in den USA wäre sie wohl die Kraft gewesen,<br />
die unter den schwierigen Bedingungen des<br />
Weltkrieges den Zusammenhalt <strong>der</strong> Kräfte<br />
<strong>der</strong> IV. Internationale sichern hätte können.<br />
Dieser Führungsaufgabe wurde sie aber nicht<br />
gerecht. An<strong>der</strong>erseits kommt <strong>der</strong> SWP das<br />
Verdienst zu, durch Ka<strong>der</strong>, die in <strong>der</strong> amerikanischen<br />
Marine und in den Streitkräften<br />
dienten, trotzkistisches Propagandamaterial<br />
in alle Welt, inklusive die Sowjetunion, transportiert<br />
und in Europa das Netz <strong>der</strong> Sektionen<br />
neu geknüpft zu haben.<br />
Die Notkonferenz vom Mai 1940 bekräftigte<br />
die Perspektive <strong>der</strong> Orientierung <strong>der</strong> Sektionen<br />
auf eine revolutionäre Krise im Gefolge<br />
des Weltkrieges.