Finanz-Info 1/08 - Valiant Bank
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Interview – Philipp Schwander<br />
«Beim Wein darf man eigentlich alles»<br />
Herr Schwander, Sie tragen als einziger Schweizer den Titel<br />
eines Master of Wine. Was bedeutet das?<br />
Master of Wine gilt als die weltweit schwierigste Weinprüfung.<br />
Sie dauert eine Woche und die Durchfallsquote beträgt<br />
zwischen 95 und 98 %. Die Prüfung besteht aus einem theoretischen<br />
Teil und der Praxisprüfung, in der man 50 Weine<br />
blind degustieren und genau herleiten muss, woher sie stammen.<br />
Was empfehlen Sie jemandem, der sich neu einen Weinkeller konsumiert. Für diese Weine ist ein Korken nicht notwendig.<br />
zulegen will?<br />
Von der Tradition her sind wir uns zwar an Kork gewöhnt,<br />
Man sollte zuerst herausfinden, welche Art von Wein man doch in vielen Fällen reicht der Drehverschluss, Kronenkork<br />
gerne hat, am besten bei einer grösseren Degustationsver- oder Glasverschluss völlig aus. Abgesehen davon ist guter<br />
anstaltung. Ob der Wein auch zum Essen gefällt, findet man<br />
heraus, in dem man den in Frage kom-<br />
Kork teuer und das Zapfenrisiko nicht unerheblich.<br />
menden Wein dazu konsumiert. Und:<br />
Wie stellt man fest, ob ein guter Wein Kor-<br />
kaufen Sie nicht 1000 Flaschen von Ih-<br />
«Vom Rioja wurde an einer<br />
ken hat?<br />
rem Lieblingswein! Abwechslung ist<br />
auch beim Wein wichtig. Grundsätzlich<br />
bevorzugen weniger geübte Wein-<br />
Grossveranstaltung viermal mehr<br />
konsumiert als vom wesentlich<br />
teureren Bordeaux.»<br />
Richtiger Korkgeschmack ist einfach zu entdecken.<br />
Heimtückisch ist ein leichter Korkgeschmack.<br />
Man könnte denken, der Wein<br />
trinker geschmeidigere Weine. Gerb-<br />
sei nicht gut. Fatal ist, dass auch Probleme mit<br />
stoffbetonte Weine wie Barolo oder Bordeaux sind mit Chlorkomponenten im Keller einen Korkgeschmack im Wein<br />
Vorsicht einzusetzen.<br />
verursachen können. Selbst berühmte Weingüter sind davon<br />
betroffen. Korkwein kann jedoch ohne Bedenken zum Ko-<br />
Welche Fehler sollte man im Weinkeller vermeiden?<br />
chen verwendet werden.<br />
Der Weinkeller darf nicht zu warm sein, da sonst der Wein<br />
mittelfristig Schaden nimmt. Ideal wären 10 bis 14 Grad und<br />
eine Luftfeuchtigkeit von 75 %. Ist der Keller zu feucht, kann<br />
es Schimmel geben, ist er zu trocken, entwickelt sich ein stärkerer<br />
Schwund in den Flaschen.<br />
Können Sie uns einen guten Wein aus dem mittleren Preissegment<br />
empfehlen?<br />
Ich empfehle einen guten Rioja Reserva. Bei einem solchen<br />
Wein geht am wenigsten schief. Rioja gefällt auch dem Weinfan,<br />
aber auf Grund seiner Geschmeidigkeit spricht er insbesondere<br />
Laien an. Vor kurzem belieferten wir eine Veranstaltung<br />
mit 1000 Gästen, bei der zwei Weine serviert wurden.<br />
Vom Rioja wurde viermal mehr konsumiert als vom wesentlich<br />
teureren Bordeaux.<br />
8<br />
Haben Sie auch eine Empfehlung aus der Schweiz?<br />
Bei den Weissweinen beeindruckt mich der Petite Arvine aus<br />
dem Wallis. Im Tessin keltern zahlreiche Produzenten hervorragende<br />
Merlot und in der Deutschschweiz gibt es mittlerweile<br />
einige exzellente Blauburgunder.<br />
Muss ein guter Wein noch einen Verschluss aus Korken<br />
haben?<br />
Rund 90 Prozent der Weine werden innerhalb eines Jahres<br />
Gehören Spitzenwein und Eichenfass noch immer unabdingbar<br />
zusammen?<br />
Für einen hochwertigen Rotwein ist die Lagerung im Eichenfass<br />
absolut notwendig. Man kann sich das wie die Marinade<br />
eines Bratens vorstellen. Ohne Marinade schmeckt der Braten<br />
fade, zuviel Marinade versalzt ihn. Das heisst, ein zu leichter<br />
Rotwein kann unter Umständen zuviel Eichengeschmack mitbekommen.<br />
Durch die Lagerung im Eichenfass findet eine<br />
ganz leichte Oxidation statt, die den Wein durch den Einfluss<br />
des Sauerstoffs reichhaltiger, feiner und farbtiefer macht.<br />
Nach welchen Regeln werden Weine mit Speisen kombiniert?<br />
Darf man zum Beispiel zu Fisch Rotwein trinken?<br />
Dürfen darf man alles. Allerdings gibt es Kombinationen, die