Gefährlich Amtlich Hochfliegend Grünlich Musikalisch - in Wabern
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E<strong>in</strong>kaufszentrum anstelle Bernau<br />
Serie (1): E<strong>in</strong>st geplant <strong>in</strong> <strong>Wabern</strong> ...<br />
Die <strong>Wabern</strong> Post startet e<strong>in</strong>e neue Serie:<br />
E<strong>in</strong>stige Bauvorhaben, die nie realisiert<br />
wurden – wegen lokaler Widerstände<br />
oder aus anderen Gründen. Aus Anlass<br />
des 30-Jahr-Jubiläums des Quartierzentrums<br />
Bernau beg<strong>in</strong>nen wir mit dem projektierten<br />
Abbruch der Villa Bernau Ende<br />
der 70er-Jahre: die Geschichte e<strong>in</strong>er<br />
wechselvollen Rolle der Geme<strong>in</strong>debehörden,<br />
e<strong>in</strong>es noch nie da gewesenen<br />
kollektiven Aufruhrs <strong>in</strong> <strong>Wabern</strong> und e<strong>in</strong>es<br />
märchenhaften Happy End.<br />
Villa Bernau, Chalet und Park gehören heute<br />
wie selbstverständlich zu den öffentlichen<br />
E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>Wabern</strong>. Vor 35 Jahren war<br />
noch alles ganz anders: Die der <strong>in</strong>dustriellen<br />
Familie Wander gehörende Bernau stand<br />
leer, und die Geme<strong>in</strong>debehörden hatten<br />
nichts gegen e<strong>in</strong>e Grossüberbauung mit E<strong>in</strong>kaufszentrum<br />
e<strong>in</strong>zuwenden, im Gegenteil:<br />
Endlich sollte die seit Langem angestrebte<br />
bauliche und kommerzielle Verdichtung des<br />
Ortskerns Realität werden.<br />
Als die Villa noch bewohnt war<br />
Frühe Hochhauspläne<br />
Die Vorgeschichte des Fast-Abbruchs der<br />
Bernau reicht bis 1950 zurück, als das<br />
Geme<strong>in</strong>deparlament e<strong>in</strong>en Kredit für die<br />
Zentrumsplanung <strong>Wabern</strong> bewilligte. Modernisierung<br />
und Wachstum waren damals<br />
angesagt. So auch im Waberer Ortskern,<br />
wo mehrere grosse Parzellen nur sehr locker<br />
oder gar nicht bebaut waren, weshalb<br />
die Geme<strong>in</strong>de im Jahr 1957 e<strong>in</strong>en<br />
Planungswettbewerb durchführte. Das<br />
Preisgericht war sich e<strong>in</strong>ig: «Dem Bezirk<br />
<strong>Wabern</strong> fehlt der bauliche Akzent wie auch<br />
das eigentliche geschäftliche Zentrum». E<strong>in</strong>e<br />
Studie unter Federführung von Architekt<br />
Franz Meister schlug 1959 für die der Geme<strong>in</strong>de<br />
gehörende damalige Schrebergartenparzelle<br />
(heutiger Coop-Standort) e<strong>in</strong><br />
13-stöckiges Hochhaus, e<strong>in</strong>en Dorfplatz<br />
mit e<strong>in</strong>geschossiger Randbebauung samt<br />
K<strong>in</strong>o vor.<br />
Frühe Opposition<br />
In <strong>Wabern</strong> begann sich Widerstand zu<br />
regen, pikanterweise auch von Dr. Georg<br />
Wander, der sich gegen das geplante Hochhaus<br />
und die «Entwertung der Besitzung<br />
Bernau» wandte. Aus Ärger drohte Dr. Wander<br />
gar, se<strong>in</strong>e Zustimmung zur Landabtretung<br />
für die Korrektur der Seftigenstrasse<br />
zurückzuziehen.<br />
An e<strong>in</strong>er Orientierungsversammlung des<br />
Quartierleistes im Oktober 1960 stiessen<br />
die Hochhauspläne auf viel Ablehnung, und<br />
es bestand «une<strong>in</strong>geschränkte E<strong>in</strong>igkeit»,<br />
dass der Standort für den «Dorfplatz» eher<br />
auf dem Areal der heutigen Villa Bernau zu<br />
suchen wäre. Begründung: Die Waberer<br />
Bevölkerung wohne mehrheitlich nördlich<br />
der Seftigenstrasse und sollte beim täglichen<br />
E<strong>in</strong>kauf nicht die Hauptverkehrsachse<br />
queren müssen. Für die Geme<strong>in</strong>deparzelle<br />
vis-à-vis hatte man <strong>in</strong> <strong>Wabern</strong> andere Nutzungsideen:<br />
Filiale der Geme<strong>in</strong>deverwaltung,<br />
Altersheim, Geme<strong>in</strong>schaftsräume,<br />
modernes Postbüro, Polizei- und Sanitätsposten,<br />
Feuerwehrmagaz<strong>in</strong>, Zivilschutzzentrum,<br />
öffentliche Toilette und vieles mehr ....<br />
Glücklose Geme<strong>in</strong>debehörden<br />
Die Geme<strong>in</strong>de rückte von der Idee e<strong>in</strong>es<br />
Hochhauses südlich der Seftigenstrasse<br />
ab und suchte nach e<strong>in</strong>er neuen Lösung:<br />
<strong>Wabern</strong> Post<br />
«Unbestritten ist, dass re<strong>in</strong> städtebaulich<br />
beurteilt, e<strong>in</strong> Hochhaus als baulicher Akzent<br />
auf den Dorfplatz gehörte», so die Hochbauabteilung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schreiben an den<br />
Geme<strong>in</strong>derat im Januar 1962, verbunden<br />
mit der Empfehlung, Verhandlungen mit<br />
Dr. Wander bezüglich E<strong>in</strong>räumung e<strong>in</strong>es<br />
Vorkaufsrechts aufzunehmen und als Gegenleistung<br />
«den ganzen ’Türgg' auf der<br />
Südseite der Seftigenstrasse abzublasen».<br />
Die bauliche Dom<strong>in</strong>ante sei eher auf der<br />
Nordseite der Seftigenstrasse beidseits<br />
der Eichholzstrasse anzustreben (also zwei<br />
Hochhäuser).<br />
1963 beauftragte der Geme<strong>in</strong>derat erneut<br />
dieselbe Architektengruppe. Ihr Überbauungskonzept<br />
für die damalige Schrebergartenparzelle<br />
ähnelt stark demjenigen des<br />
schlussendlich realisierten U-förmigen<br />
Gesamtsituation im Zentrum <strong>Wabern</strong>s <strong>in</strong> den Siebzigerjahren Bild Archiv Bernau<br />
E<strong>in</strong>kaufszentrums, nur dass 4-geschossige<br />
Bauten geplant waren. Nebenbei regten<br />
sie folgende Weiterentwicklung im Ortskern<br />
an: Aufhebung der Waldblickstrasse,<br />
8-geschossige Scheibenhäuser zwischen<br />
Seftigen- und Kirchstrasse sowie Hochhaus<br />
vis-à-vis der Landestopografie.<br />
Doch schon das Konzept für die erste Zentrumsetappe<br />
auf dem Schrebergartenareal<br />
scheiterte am Widerstand der Bevölkerung<br />
und v. a. der Gewerbekreise, die e<strong>in</strong> solches<br />
Zentrum als überflüssig empfanden respektive<br />
wohl eher die Konkurrenz fürchteten.<br />
Neuer Anlauf<br />
Erst 1969 kam wieder Bewegung <strong>in</strong> die<br />
Ortskernplanung. E<strong>in</strong> Interessent fragte die<br />
Geme<strong>in</strong>de an, ob die Schrebergartenparzelle<br />
für e<strong>in</strong> Hotel-Hochhaus mit ca. 400<br />
Betten verfügbar sei. Die Geme<strong>in</strong>de konnte<br />
sich e<strong>in</strong>en solchen Bau nur auf dem Wander-<br />
Areal vorstellen, da das früher anvisierte<br />
«Dorfplatzareal» mittlerweile «primär für Al-<br />
<strong>Wabern</strong> Post Nr. 6, Juni 2013 7