Predigt zum Ostersonntag 2010 1. Kor 15, 1-11 Liebe ... - Gemeinden
Predigt zum Ostersonntag 2010 1. Kor 15, 1-11 Liebe ... - Gemeinden
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<strong>Predigt</strong> <strong>zum</strong> <strong>Ostersonntag</strong> <strong>2010</strong><br />
<strong>1.</strong> <strong>Kor</strong> <strong>15</strong>, 1-<strong>11</strong><br />
1 Brüder und Schwestern, ich erinnere euch an die Gute Nachricht, die ich<br />
euch verkündet habe. Ihr habt sie angenommen; sie ist der Grund, auf dem<br />
ihr im Glauben steht. 2 Durch sie werdet ihr gerettet, wenn ihr sie<br />
unverfälscht festhaltet - und zwar dem Wortlaut entsprechend, in dem ich<br />
sie euch übermittelt habe. Anderenfalls wärt ihr vergeblich <strong>zum</strong> Glauben<br />
gekommen! 3 Ich habe an euch weitergegeben, was ich selbst als<br />
Überlieferung empfangen habe, nämlich als Erstes und Grundlegendes:<br />
Christus ist für unsere Sünden gestorben, wie es in den Heiligen Schriften<br />
vorausgesagt war, 4und wurde begraben. Er ist am dritten Tag vom Tod<br />
auferweckt worden, wie es in den Heiligen Schriften vorausgesagt war, 5<br />
und hat sich Petrus gezeigt, danach dem ganzen Kreis der Zwölf. 6 Später<br />
sahen ihn über fünfhundert Brüder auf einmal; einige sind inzwischen<br />
gestorben, aber die meisten leben noch. 7 Dann erschien er Jakobus und<br />
schließlich allen Aposteln. 8 Ganz zuletzt ist er auch mir erschienen, der<br />
»Nachgeburt«. 9 Ich bin der geringste unter den Aposteln, ich verdiene es<br />
überhaupt nicht, Apostel zu sein; denn ich habe die Gemeinde Gottes<br />
verfolgt. 10 Aber durch Gottes Gnade bin ich es dennoch geworden, und<br />
sein gnädiges Eingreifen ist nicht vergeblich gewesen. Ich habe viel mehr<br />
für die Gute Nachricht gearbeitet als alle anderen Apostel. Doch nicht mir<br />
habe ich das zuzuschreiben - die Gnade Gottes hat durch mich gewirkt. <strong>11</strong><br />
Mit den anderen Aposteln bin ich in dieser Sache völlig einig. Wir alle<br />
verkünden die Gute Nachricht genau so, wie ich es gerade angeführt habe,<br />
und genau so habt ihr sie auch angenommen.<br />
"Weitergeben, was wir empfangen haben"<br />
<strong>Liebe</strong> Gemeinde!<br />
Eine alte Familienbibel. In vielen Familien gibt es sie noch. Von<br />
Urgroßeltern oder Großeltern weitergeben an die folgenden<br />
Generationen. Und oft so wertvoll erachtet, dass sie gut an ihrem<br />
Platz im Regal verstaut ist und dort bleibt. Ungeöffnet versteht<br />
sich. Was macht dieses Buch so wertvoll? Ihr Wert in Euro wohl<br />
kaum. Zu viele gibt es davon - die Bibel ist das meistverkaufte<br />
Buch der Welt. Also keine Rarität.<br />
Vielleicht haben Sie zuhause auch soetwas stehen. Vielleicht<br />
keine Bibel aber etwas anderes aus den früheren Generationen<br />
Ihrer Familie?<br />
Was ist es dann, was mich daran hindert solch ein<br />
Familienerbstück einfach zu entsorgen? Für mich ist es die<br />
Geschichte, die daran hängt. Der Gedanke, dass vor hundert<br />
Jahren meine Vorfahren schon dieses Buch in der Hand hielten<br />
und darin lasen. Das sich um diesen Gegenstand herum viele<br />
Geschichten ranken, wie ein Efeu sich um einen alten Baum<br />
schlingert.<br />
Der Wert eines solchen Erbstückes ist also kein materieller Wert<br />
- sondern ein ideeller.<br />
Dummerweise ist es genau dieser unbezahlbare Wert, der leicht<br />
verloren geht, wenn er nicht weitergesagt wird. Wenn ich die<br />
Geschichten, die sich um diese Familienbibel ranken nicht mehr<br />
kenne. Dann wird für meine Nachfahren dieses Buch einmal
wertlos sein.<br />
Weitergeben, was wir empfangen haben ist also sehr wichtig. Es<br />
sind diese Geschichten, die mir Geschichte lebendig halten.<br />
Und nun kommt Paulus - seine Briefe können sie übringends<br />
auch in Ihrer Bibel finden. Egal ob alte oder neue Bibel. Paulus<br />
bemüht sich darum, dass die Geschichten rund um Jesus<br />
Christus nicht in Vergessenheit geraten. Denn wenn das passiert<br />
- woran sollten wir dann noch in unserem Leben glauben<br />
können?<br />
Im <strong>1.</strong> <strong>Kor</strong>intherbrief schreibt Paulus: "Ich habe an euch<br />
weitergegeben, was ich selbst als Überlieferung empfangen<br />
habe, nämlich als Erstes und Grundlegendes: Christus ist für<br />
unsere Sünden gestorben, wie es in den Heiligen Schriften<br />
vorausgesagt war, und wurde begraben. Er ist am dritten Tag<br />
vom Tod auferweckt worden, wie es in den Heiligen Schriften<br />
vorausgesagt war."<br />
Und das ist nicht eine Spinnerei von einem einzelnen. Jesus hat<br />
sich den Frauen am Grab zuerst gezeigt. Vielleicht waren die ja<br />
noch verwirrt. Aber dann hat ihn der Jünger Petrus gesehen.<br />
Hirngespinst? Dann haben ihn alle zwölf Jünger gesehen! Aber<br />
nicht nur das - über 500 Menschen haben Jesus nach seiner<br />
Kreuzigung gesehen - und zwar lebendig!<br />
Und das darf nicht vergessen werden. Das dürfen wir niemals<br />
vergessen. Denn genau das ist der Grund, warum wir hier sind -<br />
und warum es überhaupt unsere Kirche gibt.<br />
Es gab Zeiten, da haben wir es vergessen. Da ist vor lauter<br />
Amtskirche alles geistliche kaputt gemacht worden. Das ist noch<br />
gar nicht solange her - Anfang des 20. Jahrhunderts - als man<br />
nur zur Kirche ging, weil der Pfarrer von der Kanzel die<br />
neuesten polizeilichen Nachrichten verkündete.<br />
"Christus ist für unsere Sünden gestorben." -- Wenn Sie mich<br />
Karfreitag gehört haben - dann wiederhole ich mich jetzt: Die<br />
Menschen, die Jesus da ans Kreuz gebracht haben, sie scheinen<br />
Gott vergessen zu haben. Und wenn es eine Sünde auf dieser<br />
Welt gibt dann ist es dies. Sünde ist nicht die Schokolade oder<br />
die Schlagsahne auf dem Kuchen! Sünde ist die verlorene<br />
Beziehung zu Gott. Sünde ist, zu vergessen, dass ich geliebt
werde. Mehr als ich es verdiene.<br />
Das wirklich Schlimme ist: wer Gott vergisst, wird auch<br />
irgendwann einmal die Sünde vergessen. Es gibt keine Sünde<br />
ohne Gott. Und wer die Sünde vergisst, der vergisst, dass er in<br />
einer lebendigen Beziehung zu Gott und seiner Welt steht.<br />
Schwierig ist es, wenn ein Mensch sich nur noch um sich selbst<br />
dreht. Wenn er nur noch sich selbst verantwortlich ist und in<br />
allem nur noch auf sich selbst geworfen ist. Er verkümmert.<br />
"Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der ans Kreuz genagelt wurde?",<br />
fragt der Engel die Frauen, die sich dem Grab nähern. Was sucht<br />
ihr? Den Tod? Das Ende Gottes?<br />
"Er ist nicht hier." Hier ist das Leben. Hier sind die lebendigen<br />
Geschichten, die Worte, die alles, was uns überliefert ist so<br />
unendlich wertvoll machen. Ohne diese Geschichte, ohne diese<br />
wunderbare gute Nachricht für mich, wäre alles vergebens, was<br />
ich in meinem Leben suchte.<br />
Wenn wir im Abendmahl zusammenkommen, dann sind nicht<br />
das Brot und der Kelch das besondere. Die sind unwichtig -<br />
wichtig ist einzig und alleine, dass Gottes Wort dabei ist. Das<br />
Jesus Christus lebt und gegenwärtig ist in unserer Gemeinschaft<br />
- alles andere ist Beiwerk. Austauschbar.<br />
Aber durch Gottes Gnade bin ich der geworden, der ich bin, und<br />
sein gnädiges Eingreifen ist nicht vergeblich gewesen.", schreibt<br />
Paulus. Und ich kann das unterschreiben. Gottes Eingreifen in<br />
mein Leben ist nicht vergeblich gewesen.<br />
Er verändert mich. Er verändert dich. Sein Wort, sein Geist, sein<br />
Leben - Wir alle, die wir zu dieser Kirche gehören verkünden<br />
heute die gute Nachricht. Und das ist wichtig so. Wir müssen sie<br />
verkünden, damit sie nicht in Vergessenheit gerät. Darum sagt<br />
weiter, was ihr empfangen habt. Sagt es euren Freunden, euren<br />
Familien - euren Kollegen, eurem Verein: Der Herr ist<br />
auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!<br />
Amen.