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Gottesdienst am Sonntag Kantate 20. April 2008

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deswegen ist der kosmische Lobgesang eine sinnvolle, angemessene Reaktion auf<br />

Bedrohung und Enge, auf Angst und Gefährdung. Weil nur Gottes unerzwingbare und<br />

unableitbare Gegenwart aus Feuer und Hitze des Lebens befreien kann, singen die drei<br />

Männer das Lob Gottes, sie bekennen das Jenseits mitten im Diesseits, sie singen<br />

gleichs<strong>am</strong> Gott herbei und eben deswegen ist <strong>Kantate</strong>, ist das gesungene, das jubelnde<br />

Gotteslob die richtigste Reaktion des Menschen in Bedrängnis.<br />

Liebe Gemeinde, diese beiden geistigen Reaktionen gibt es auch heute noch in unserem<br />

Herzen. Die theologische Rationalisierung gibt es ebenso wie die theologische<br />

Ästhetisierung. Der <strong>Sonntag</strong> <strong>Kantate</strong> steht für den zweiten Weg des staunenden Gesangs,<br />

und ich glaube wohl, dass solche Gesänge des Gotteslobs schon oft mitgegangen sind in<br />

die tiefsten Tiefen menschlichen Leidens und Kummers, um dort zu kühlen und zu<br />

trösten. Die Sklaven auf den Baumwollfeldern Amerikas haben diese Sprache des<br />

Gesanges in ihren Spirituals gefunden, Israel singt sein Kadisch an jedem Grab, und wir<br />

haben noch nicht abschließend darüber nachgedacht, ob wir uns nicht auch Christus <strong>am</strong><br />

Kreuz, Christus beim Herabsteigen in die Hölle singend vorstellen können und dürfen. Aus<br />

Albert C<strong>am</strong>us` Buch „Der Mythos von Sisyphos“ st<strong>am</strong>mt der berühmte letzte Satz: „Wir<br />

müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen!“ Brauchen wir einen<br />

ähnlichen Satz auch für unseren nächsten Karfreitagsgottesdienst: „Wir müssen uns<br />

Christus als einen singenden Menschen vorstellen“?<br />

Liebe Gemeinde, wie auch immer hier unser Fragen und unser Staunen weitergeht, eines<br />

ist gewiss: Seit den drei Männern im Feuerofen hat es ungezählte Menschen gegeben, die<br />

in ähnlich verzweifelten, ausweglosen, brutalen oder kummervollen Situationen waren.<br />

Und wir Menschen denken leicht: Wenn es eng und ängstlich wird, hören wir auf zu<br />

singen. Bei Kummer und Angst singen wir nicht. Wir hören auf, Gott zu loben und zu<br />

preisen, wenn es eng wird, wenn es ernst wird, wenn wir in Drangsalhitze geraten. Aber<br />

der <strong>Sonntag</strong> Kantete und die drei Männer im Feuerofen lehren uns dagegen, dass wir mit<br />

dem Singen des Gotteslobes spätestens im Feuerofen anfangen sollten. Amen

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