Programmheft zum Konzert - Elisabethkirche
Programmheft zum Konzert - Elisabethkirche
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Der Barlach Kruzifixus<br />
ist ursprünglich von Ernst-Barlach entworfen worden im Ersten Weltkrieg 1917 für einen Soldatenfriedhof an der Ostfront. Die Jury<br />
nahm ihn nicht an, weil dies nicht die Darstellung eines Erlösers, sondern eines zerschlagenen Menschen sei.<br />
Der Eindruck der Jury stimmt allerdings mit der eigenen Meinung Barlachs überein. Als Barlach gefragt wurde, wie er diese Darstellung<br />
eines zerschmetterten Menschen mit der Auffassung von Jesus als dem Sohn Gottes vereinbaren könne, sagte er, er habe<br />
noch keinen Sohn Gottes gesehen. Der christliche Erlösungsglaube sei ihm völlig fremd. Er sei kein Christ. Er sehe in Jesus den<br />
Menschen, der weiter nichts sei als Mensch, aber das ganz und gar, reiner Mensch. Darum hat er den modernen Menschen in seiner<br />
Not und Zerrissenheit, dazu geschunden und zerschmettert in den Materialschlachten des Krieges, dargestellt in dem Bild des<br />
gekreuzigten Jesus.<br />
Als dann 1931 bei einer Renovierung unserer Kirche die Lettnerfiguren, die 70 Jahre vorher gemacht worden waren, beseitigt wurden<br />
und man dafür den Kruzifixus von Barlach aufstellte, war die Gemeinde dagegen. Man mochte ihn nicht. Auch der Marburger<br />
Kunsthistoriker Richard Hamann erklärte, es sei zwar ein Kunstwerk von hoher Qualität, aber eben ein modernes und passe nicht in<br />
eine gotische Kirche. Aber die <strong>Elisabethkirche</strong> war damals preußischer Staatsbesitz. Und so wurde der Kruzifixus gegen den Willen<br />
der Gemeinde aufgestellt.<br />
Zwei Jahre später kam Hitler an die Macht. Die Kunst Ernst Barlachs wurde als entartete Kunst beschimpft. Seine Werke mußten<br />
aus der Öffentlichkeit verschwinden und wenn sie, wie hier, Staatsbesitz waren, eingeschmolzen werden.<br />
Jetzt erhob der Kirchenvorstand Einspruch. Nicht weil man inzwischen sich mit dem Kunstwerk ausgesöhnt hätte, sondern weil es<br />
ein Altarbild war und damit <strong>zum</strong> Gottesdienst gehörte. Über das aber, was <strong>zum</strong> Gottesdienst gehört, habe nur die Kirche selbst zu<br />
entscheiden, nicht eine Instanz außerhalb der Kirche, auch nicht der Staat. Da man aber sowieso keine Freude an dem Werk hatte,<br />
war man bereit, es auf einen Nebenaltar zu stellen.<br />
Nun hörte man lange nichts und glaubte schon, die Sache sei vergessen. Da kam 1938 der nationalsozialistische Baurat Schwedes,<br />
der einen Schlüssel zur Kirche hatte, ohne jede Voranmeldung und holte den Kruzifixus ab. Als der Küster in die Kirche kam,<br />
fand er es nicht mehr vor. Die Gemeinde war empört. Der Kirchenvorstand schrieb einen- moderaten Protestbrief, bekam aber keine<br />
Antwort.<br />
Der Baurat Schwedes aber hatte den Mut, den Kruzifixus nicht <strong>zum</strong> Einschmelzen abzuliefern, sondern zu verstecken. Er wickelte<br />
ihn in einen großen Teppich und legte ihn unter einen großen Zeichentisch im Staatsbauamt. Ein gewagtes Unternehmen! Sabotage<br />
höchster Befehle, wie man damals sagte! Es hätte den Baurat mindestens seine Stelle kosten können, wenn nicht Schlimmeres,<br />
<strong>zum</strong>al er, Parteigenosse und sogar Parteifunktionär war und damit zu besonderer Gefolgschaftstreue verpflichtet, wie es damals<br />
hieß. Er wagte das für ein Kunstwerk, das in mehrfacher Hinsicht umstritten war. Als er 1944 <strong>zum</strong> Militär eingezogen wurde,<br />
brachte er mit nur zwei Arbeitern den Kruzifixus auf den Boden des Staatsbauamts und häufte einen großen Haufen Sand darüber.<br />
Als dann die amerikanischen Truppen in Marburg einrückten - am 28. März - wußte ganz Marburg: Der Barlach-Kruzifixus ist nicht<br />
eingeschmolzen worden. Er ist auch nicht aus Marburg hinausgekommen. Er muß noch irgendwo sein.<br />
Niemand wußte jedoch, wo der Kruzifixus ist. Man machte sich auf die Suche, und Pfarrer Bücking fand ihn dort auf dem Boden im<br />
Staatsbauamt, lud ihn auf einen Handwagen und zog so mit ihm in die <strong>Elisabethkirche</strong>. Als die Leute das sahen, sagten sie: "Der<br />
Barlach-Kruzifixus ist wieder da. Nun ist wirklich der Krieg und dieser ganze Spuk vorbei! Unser guter Pfarrer Bücking bringt den<br />
Barlach Christus wieder in die Kirche!" Sie schlossen sich ihm an. Es kam zu einer kleinen Prozession hinter dem Kruzi-fix auf dem<br />
Handwagen her. In der Kirche angekommen, wurde das Kruzifix wieder über dem Kreuzaltar angebracht. Seitdem liebt die Gemeinde<br />
den Kruzifixus von Ernst Barlach.<br />
Die mit diesem Kunstwerk gemeinsam erlebte Geschichte und Bedrohung hat an dem Bild eine Tiefe und Kraft spürbar werden lassen,<br />
die der Künstler aus Eigenem gar nicht hatte hineinlegen wollen oder können. Sie liegt aber darin, weil er den modernen<br />
Menschen mit seiner Not dargestellt hat im Bild des leidenden Christus.<br />
So ist etwas von der Kraft dieses heiligen Leidens auch eingegangen in das Kunstwerk <strong>zum</strong> Segen für viele Menschen. Der Segen<br />
liegt in dem dargestellten Christus selbst, der eben das wahre und wirkende Abbild Gottes ist und die Botschaft verkörpert: „Gott ist<br />
die Liebe!“<br />
Betrachtung von Dr.Eberhard Leppin<br />
Sonntag, 2. April, 18.00 Uhr, <strong>Elisabethkirche</strong><br />
Dietrich Buxtehude:<br />
Membra Jesu nostri<br />
Passionsoratorium in sieben Kantaten<br />
Ina Weißbach, Dorith Neumeyer - Sopran<br />
Michael Lieb – Altus<br />
Marc Müllenhoff – Tenor<br />
Hartmut Raatz - Bass<br />
Main-Barockorchester (auf historischen Instrumenten)<br />
Kantorei der <strong>Elisabethkirche</strong><br />
Dirigent : Nils Kuppe<br />
Videoprojektionen des Barlach-Kreuzes: Bernhard Dietrich
Einführung<br />
Dietrich Buxtehude, Kantor und Organist der St. Marienkirche in Lübeck,<br />
komponierte Membra Jesu nostri patientis sanctissima (Die allerheiligsten<br />
Gliedmaßen unseres den Tod am Kreuz erleidenden Jesus) im Jahre<br />
1680 als Zyklus von sieben Kantaten, die jeweils einen Körperteil des Gekreuzigten<br />
verherrlichen: Füße, Knie, Hände, Seiten, Brust, Herz und Antlitz.<br />
Der Text dazu stammt im Wesentlichen aus dem mittelalterlichen Gedicht<br />
"Salve mundi salutare" des Arnulf von Löwen (um 1200). Die Verbindung<br />
von lateinischer Hymnendichtung und erotischem Mystizismus<br />
spiegelt die pietistischen Strömungen jener Zeit wider. Auch noch im 17.<br />
Jahrhundert war diese Dichtung unter Katholiken und auch unter Protestanten<br />
weit verbreitet, sowohl in der lateinischen Originalsprache als auch<br />
in deut-schen Übersetzungen. Paul Gerhardts bekanntes Lied "O Haupt<br />
voll Blut und Wunden" (1656) z. B. ist eine Paraphrase über den letzten<br />
Teil des Gedichts.<br />
Tuus amor transferatur,<br />
Quo cor tuum rapiatur<br />
Languens amoris vulnere.<br />
Bass<br />
Viva cordis voce clamo,<br />
Dulce cor, te namque amo.<br />
Ad cor meum inclinare,<br />
Ut se possit applicare<br />
Devoto tibi pectore.<br />
Chor<br />
Vulnerasti cor meum – repetatur<br />
VII. Ad faciem<br />
Chor<br />
Illustra faciem tuam super servum tuum;<br />
Salvum me fac in misericordia tua.<br />
soll deine Liebe verpflanzt werden,<br />
durch den dein Herz zerrissen wird, 2)<br />
matt durch die Wunde der Liebe.<br />
Bass<br />
Mit der lebendigen Stimme meines Herzens<br />
rufe ich zu dir, süßes Herz, denn ich liebe dich.<br />
Neige dich zu meinem Herzen,<br />
daß es sich an dich schmiegen kann<br />
mit dir treu ergebenem Sinn. 3)<br />
Chor<br />
Du hast mein Herz verwundet – da capo<br />
VII. An das Angesicht<br />
Chor<br />
Laß leuchten dein Antlitz über deinem Knecht;<br />
Mach mich heil in deiner Barmherzigkeit.<br />
Aus der Original Partitur Dietrich Buxtehutes<br />
Die sieben Teile des Zyklus legte Buxtehude im Stil der Concerto-Aria-<br />
Kantaten an, wie er und seine Zeitgenossen sie pflegten. Eine instrumentale<br />
Sonata eröffnet den jeweiligen Teil, an die sich ein Chorsatz über<br />
einen Bibeltext anschließt. Darauf folgen Strophen des Gedichts als Arien<br />
in kleinerer Besetzung, die meist durch instrumentale Ritornelli verbunden<br />
sind. Zum Beschluss jeder Kantate wird der einleitende Chorsatz wiederholt.<br />
In dieser Form wurde normalerweise der Bibeltext des geistlichen Concertos<br />
durch die nachfolgende Arie kommentiert. Buxtehude kehrt in diesem<br />
Werk aber die Gewichtung um. Er stellt die mittelalterli-che Dichtung in<br />
den Mittelpunkt und macht sie <strong>zum</strong> einheitsstiftenden Element des gesam-<br />
Alt/Tenor/Bass<br />
Salve, caput cruentatum,<br />
Totum spinis coronatum,<br />
Conquassatum, vulneratum,<br />
Arundine verberatum,<br />
Facie sputis illita.<br />
Alt<br />
Dum me mori est necesse,<br />
Noli mihi tunc deesse,<br />
In tremenda mortis hora<br />
Veni, Iesu, absque mora,<br />
Tuere me et libera.<br />
Chor<br />
Cum me iubes emigrare,<br />
Iesu care, tunc appare,<br />
O amator amplectende,<br />
Temet ipsum tunc ostende<br />
In cruce salutifera.<br />
Amen<br />
Alt/Tenor/Bass<br />
Sei gegrüßt, du blutüberströmtes Haupt,<br />
ganz gekrönt mit Dornen,<br />
entstellt und voller Wunden,<br />
mit einem Stock geschlagen,<br />
das Gesicht besudelt und bespien.<br />
Alt<br />
Wenn ich einmal sterben muß,<br />
dann sei du bei mir,<br />
in der angstvollen Stunde meines Todes<br />
komm, Jesus, ohne Aufschub,<br />
schütze mich und mache mich frei.<br />
Chor<br />
Wenn du mich einmal sterben heißt,,<br />
lieber Jesus, dann erscheine mir,<br />
oh Freund, den ich umarmen will,<br />
zeige dich selbst mir dann<br />
an dem heilbringenden Kreuz.<br />
Amen!<br />
Die Übersetzungen des latainischen Textes ins Deutsche wurden dankenswerterweise<br />
von Wiltrud Dettmering überarbeitet.<br />
2 7
V. Ad pectus<br />
Chor<br />
Sicut modo geniti infantes rationabiles<br />
Et sine dolo (lac) concupiscite, ut in eo<br />
Crescatis in salutem, si tamen gustastis,<br />
Quoniam dulcis est dominus.<br />
Alt<br />
Salve, salus mea, Deus, Jesu dulcis, amor meus,<br />
Cum tremore contingendum,<br />
Amoris domicilium.<br />
Tenor<br />
Pectus mihi confer mundum,<br />
Ardens, pium, gemebundum,<br />
Voluntatem abnegatam,<br />
Tibi semper conformatam,<br />
Iuncta virtutum copia.<br />
Bass<br />
Ave, verum templum Dei,<br />
Precor miserere mei,<br />
Tu totius arca boni,<br />
Fac electis me apponi,<br />
Vas dives, Deus omnium.<br />
Chor<br />
Sicut modo geniti infantes – repetatur<br />
VI. Ad cor<br />
Chor<br />
Vulnerasti cor meum, soror mea sponsa.<br />
Sopran<br />
Summi regis cor, aveto,<br />
Te saluto corde laeto.<br />
Te complecti me delectat<br />
Et hoc meum cor affectat,<br />
Ut ad te loquar animes.<br />
Sopran<br />
Per medullam cordis mei,<br />
Peccatoris atque rei,<br />
6<br />
V. An die Brust<br />
Chor<br />
Wie die neugeborenen Kinder seid begierig<br />
nach der vernünftigen, unverfälschten<br />
Milch, daß ihr durch sie zunehmt zu eurem<br />
Heil, wenn ihr geschmeckt habt, daß der<br />
Herr freundlich ist.<br />
Alt<br />
Sei gegrüßt, mein Heil, mein Gott, süßer<br />
Jesus, meine Liebe, sei gegrüßt, du verehrungswürdige<br />
Brust, du Wohnsitz der Liebe.<br />
Tenor<br />
Gib mir ein reines Herz ,<br />
glühend, fromm und voll Seufzen,<br />
mach, daß ich meinen Willen aufgebe<br />
und dir ganz zu eigen geworden bin,<br />
verbunden mit einer Fülle (aller) Tugenden.<br />
Bass<br />
Sei gegrüßt, du wahrer Tempel Gottes,<br />
ich bitte dich, erbarme dich meiner.<br />
Du, der Schrein alles Guten,<br />
laß mich zu den Auserwählten gehören,<br />
du kostbares Gefäß, du Gott aller.<br />
Chor<br />
Wie die neugeborenen Kinder – da capo<br />
VI. An das Herz<br />
Chor<br />
Du hast mein Herz verwundet, meine<br />
Schwester, liebe Braut.<br />
Sopran<br />
Sei gegrüßt, du Herz des höchsten Königs,<br />
dich grüße ich mit frohem Herzen.<br />
Dich zu umfangen macht mir Freude,<br />
Und mein Herz verlangt danach,<br />
daß du mich ermutigst, zu dir zu sprechen.<br />
Sopran<br />
In das Innerste meines Herzens,<br />
eines Sünders und Schuldbeladenen,<br />
ten Zyklus. Die Bibelverse wurden wahrscheinlich erst nach Auswahl der<br />
Arienstrophen hinzugefügt und gehen nicht auf die Leidensgeschichte ein,<br />
sondern zeigen eine inhaltliche Entsprechung lediglich in der Erwähnung<br />
des jeweiligen Körperteils.<br />
Die Arientexte sind sehr gefühlsbetont, und doch hat Buxtehude gerade<br />
den Bibeltextvertonungen die innigste und am stärksten affektgeladene<br />
Musik anvertraut. Besonders in der dritten Kantate werden die Wunden<br />
("plagae") durch schneidende Dissonanzen verdeutlicht, und in der sechsten<br />
Kantate wird Wehmut laut mit der wiederkehrenden absteigenden kleinen<br />
Sexte bei "Vulnerasti cor meum" (Du hast mir mein Herz genommen).<br />
Diese sechste Kanntate, in der es um das Herz geht, wird von Buxtehude<br />
durch eine abweichende Instrumentierung hervorgehoben: Während in<br />
den anderen Kantaten jeweils zwei Violinen zu der Continuogruppe hinzutreten,<br />
ist es in der sechsten Kantate ein Gambenchor.<br />
Die Texte<br />
I. Ad pedes<br />
Chor<br />
Ecce super montes pedes evangelizantis<br />
Et annunciantis pacem.<br />
Sopran I<br />
Salve, mundi salutare,<br />
Salve, salve, Jesu care!<br />
Cruci tuae me aptare<br />
Vellem vere, tu scis, quare,<br />
Da mihi tui copiam !<br />
Sopran II<br />
Clavos pedum, plagas duras<br />
Et tam graves impressuras<br />
Circumplector cum affectu,<br />
Tuo pavens in aspectu,<br />
Tuorum memor vulnerum.<br />
Bass<br />
Dulcis Iesu, pie deus,<br />
Ad te clamo licet reus,<br />
Praebe mihi te benignum,<br />
Ne repellas me indignum<br />
De tuis sanctis pedibus<br />
Chor<br />
Ecce super montes - repetatur<br />
Salve, mundi salutare - repetatur<br />
I. An die Füsse<br />
Chor<br />
Siehe auf den Bergen die Füße eines guten<br />
Boten, der da Frieden verkündigt.<br />
Sopran I<br />
Gegrüßt seist du, Heil der Welt,<br />
sei gegrüßt, gegrüßt, geliebter Jesus!<br />
An deinem Kreuz möchte ich wahrlich mit<br />
dir hängen, du weißt, warum.<br />
Gib mir Möglichkeit von dir dazu! 1)<br />
Sopran II<br />
Die Nägel in deinen Füssen, die harten<br />
Schläge Und die so schweren Striemen<br />
Umfasse ich mit Zärtlichkeit,<br />
Voll Angst bei deinem Anblick,<br />
Eingedenk deiner Wunden.<br />
Bass<br />
Süßer Jesus, gnädiger Gott,<br />
zu dir rufe ich, wenn ich auch schuldig bin,<br />
zeige dich mir gnädig,<br />
vertreibe mich Unwürdigen nicht<br />
von deinen heiligen Füssen .<br />
Chor<br />
Siehe auf den Bergen - da capo<br />
Gegrüßt seist du, Heil der Welt - da capo<br />
3
II. Ad genua<br />
Chor<br />
Ad ubera portabimini,<br />
Et super genua blandientur vobis.<br />
Tenor<br />
Salve, Iesu, rex sanctorum,<br />
Spes votiva peccatorum,<br />
Crucis ligno tanquam reus<br />
Pendens homo, verus deus,<br />
Caducis nutans genibus!<br />
Alt<br />
Quid sum tibi responsurus,<br />
Actu vilis, corde durus ?<br />
Quid rependam amatori,<br />
Qui elegit pro me mori,<br />
Ne dupla morte morerer?<br />
Sopran I/II, Alt, Tenor<br />
Ut te quaeram mente pura,<br />
Sit haec mea prima cura.<br />
Non est labor nec gravabor,<br />
Sed sanabor et mundabor,<br />
Cum te complexus fuero.<br />
Chor<br />
Ad ubera portabimini – repetatur<br />
III. Ad manus<br />
Chor<br />
Quid sunt plagae istae in medio<br />
manuum tuarum?<br />
Sopran I<br />
Salve, Iesu, pastor bone, fatigatus<br />
in agone,<br />
Qui per lignum es distractus<br />
Et ad lignum es compactus<br />
Expansis sanctis manibus.<br />
Sopran II<br />
Manus sanctae, vos amplector<br />
Et gemendo condelector,<br />
Grates ago plagis tantis,<br />
Clavis duris, guttis sanctis,<br />
Dans lacrimas cum osculis.<br />
II. An die Knie<br />
Chor<br />
(die Kinder :) Ihr sollt auf den Armen getragen werden,<br />
und auf den Knien wird man euch liebkosen.<br />
Tenor<br />
Gegrüßt seist du, Jesus, König der Heiligen,<br />
du verheißene Hoffnung für die Sünder,<br />
als Mensch am Holz des Kreuzes hängend wie ein<br />
Schuldiger, wahrer Gott,<br />
dich neigend mit den todgeweihten Knien!<br />
Alt<br />
Was soll ich dir antworten,<br />
ich, der/die ich schwach im Handeln, hart im Herzen<br />
bin? Wie soll ich es dem Freund vergelten, der<br />
für mich zu sterben wählte, damit ich nicht eines<br />
zweifachen Todes sterbe?<br />
Sopran I/II, Alt, Tenor<br />
Daß ich dich mit reinem Sinn suche,<br />
das sei meine erste Sorge.<br />
Es macht mir keine Mühe noch werde ich belastet<br />
dadurch, sondern geheilt und gereinigt,<br />
wenn ich dich umfange.<br />
Chor<br />
Ihr sollt auf den Armen getragen werden– da capo<br />
III. An die Hände<br />
Chor<br />
Was sind das für Wunden mitten auf deinen Händen?<br />
Sopran I<br />
Gegrüßt seist du, Jesus, guter Hirte, erschöpft in<br />
deinem Todeskampf, der du durch das Holz<br />
auseinandergezerrt und an das Holz geschlagen<br />
bist mit deinen ausgebreiteten heiligen Händen.<br />
Sopran II<br />
Ihr heiligen Hände, euch umfasse ich,<br />
und klagend erfreue ich mich an euch.<br />
Dank sage ich den so zahlreichen Schlägen, den<br />
grausamen Nägeln, den heiligen Blutstropfen, unter<br />
Tränen küsse ich euch.<br />
Alt/Tenor/Bass<br />
In cruore tuo lotum<br />
Me commendo tibi totum.<br />
Tuae sanctae manus istae<br />
Me defendant, Iesu Christe,<br />
Extremis in periculis.<br />
Chor<br />
Quid sunt plagae istae – repetatur<br />
IV. Ad latus<br />
Chor<br />
Surge, amica mea, speciosa mea, et veni,<br />
Columba mea in foraminibus petrae,<br />
In caverna maceriae.<br />
Sopran I<br />
Salve, latus salvatoris,<br />
In quo latet mel dulcoris,<br />
In quo patet vis amoris,<br />
Ex quo scatet fons cruoris,<br />
Qui corda lavat sordida.<br />
Alt/Tenor/Bass<br />
Ecce tibi appropinquo,<br />
Parce, Jesu, si delinquo.<br />
Verecunda quidem fronte<br />
Ad te tamen veni sponte<br />
Scrutari tua vulnera.<br />
Sopran II<br />
Hora mortis meus flatus<br />
Intret,Iesu, tuum latus,<br />
Hinc expirans in te vadat,<br />
Ne hunc leo trux invadat,<br />
Sed apud te permaneat.<br />
Chor<br />
Surge, amica mea – repetatur<br />
Alt/Tenor/Bass<br />
In deinem Blute rein gewaschen,<br />
vertraue ich mich dir ganz an.<br />
Diese deine heiligen Hände<br />
mögen mich, Jesus Christus,<br />
in höchsten Gefahren schützen.<br />
Chor<br />
Was sind das für Wunden – da capo<br />
IV. An die Seite<br />
Chor<br />
Steh auf, meine Freundin, und komm, meine<br />
Schöne, meine Taube in den Felsklüften, in<br />
den Steinritzen.<br />
Sopran I<br />
Sei gegrüßt, du Seite meines Heilands,<br />
in der die Süße des Honigs verborgen liegt,<br />
in der die Macht der Liebe sich offenbart,<br />
aus der die Quelle deines Blutes hervorströmt,<br />
das die befleckten Herzen reinigt.<br />
Alt/Tenor/Bass<br />
Siehe, ich nähere mich dir,<br />
schone mich, Jesus, wenn ich schuldig werde.<br />
Mit ehrfurchtsvollem Antlitz<br />
komme ich aus eigenem Verlangen zu dir,<br />
deine Wunden zu erforschen.<br />
Sopran II<br />
In der Stunde des Todes möge meine Seele,<br />
Jesus, in deine Seite eintreten,<br />
von hier scheidend möge sie in dich eingehen,<br />
daß nicht ein grimmiger Löwe sie überfällt,<br />
sondern sie immer bei dir bleibt.<br />
Chor<br />
Stehe auf, meine Freundin – da capo<br />
4 5