Thielert-Motoren – Gefahr für die Luftfahrt? - Verband der ...

Geiz ist geil oder Folgen von
„flexibler“ Wartung
Fälle aus der Praxis
Autor:
Dipl.-Ing.
Verband der Luftfahrtsachverständigen/ Sachverständigenpraxis Claus-Dieter Bäumer
Fall 1
Auf einem norddeutschen Verkehrsflughafen
hatte ich im Auftrag der
zuständigen Landesluftfahrtbehörde eine
PPL-A-Prüfung abzunehmen. Bei der
Prüfung der Flugzeugdokumente fiel mir
auf, dass die Flugzeiten im Bordbuch über
vier Monate nicht aufaddiert waren. Meine
überschlägige Kalkulation ergab, dass die
100 – Stundenkontrolle längst fällig war.
Ich weigerte mich, den Prüfungsflug
mit diesem Flugzeug durchzuführen.
Der Eigner des Flugzeuges – ein Prüfer
Klasse 1 – wollte mir telefonisch eine
Unbedenklichkeitserklärung geben, damit
der Prüfflug stattfinden konnte. Alternativ
bot er an, dass er sofort eine Werft mit
der 100 – Stundenkontrolle beauftragen
wolle, wenn ich zwei Stunden warten
würde. Beide Alternativen lehnte ich ab,
da aus meiner Erfahrung eine korrekt
durchgeführte Kontrolle mindestens
acht Mannstunden braucht, sofern keine
Beanstandungen vorliegen.
Zum Glück hatte die Flugschule noch eine
andere Maschine für den Prüfungsflug zur
Verfügung.
Nach Rückkehr vom Prüfungsflug wurde
ich von dem Prüfer der beauftragten
Werft regelrecht beschimpft: Das
Bordbuch habe er aufaddiert. Die fällige
100-Stundenkontrolle sei doch nur um
16 Stunden überschritten. Ich hätte mir
doch selbst die Freigabe zum Flug geben
können!
Kein Kommentar
Fall 2
Eine Beech F 33 war zur 50-Stundenkontrolle
fällig. Zwischen zwei IFR-Schulungsblöcken
gab es eine Unterbrechung von 30 Minuten.
In dieser Zeit sollte die 50-Stundenkontrolle
durchgeführt werden.
Die Werft hat es geschafft. Ich war Zeuge.
Ob allerdings die Wartungspositionen
komplett abgearbeitet wurden...?
S. 16 aviation news 2/2008
starke Korrosion im Motorraum einer Piper PA 28-181