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IN GUTEN HÄNDEN - Unternehmensnachfolge

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Loslassen können<br />

Interview mit Betriebswirtschaftsberater Andreas Leidig<br />

von der Handwerkskammer Dresden<br />

Û Herr Leidig, Sie beraten bei der Handwerkskammer Dresden<br />

seit 14 Jahren Existenzgründer und Übergabewillige. Eine Übergabe<br />

dauert …<br />

… zwischen drei Tagen und sieben Jahren. Das ist meine individuelle<br />

Berater-Erfahrung. Die heiße Phase, sie beginnt mit dem<br />

Zeitpunkt, in dem ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin feststeht,<br />

dauert ein bis zwei Jahre. Das mag viele erschrecken. Aber so viel<br />

Zeit muss sein.<br />

Û Was hat der mit den drei Tagen richtig gemacht?<br />

Hier handelte es sich um einen Ein-Mann-Reparaturbetrieb, der vom<br />

Vater auf den Sohn überging. Da war es mit einer Umtragung in der<br />

Handwerkerrolle getan. Das ist allerdings die seltene Ausnahme.<br />

»Zwei Jahre für die heiße Phase.<br />

So viel Zeit muss sein«<br />

Û Was führte zu den sieben Jahren?<br />

Unentschlossenheit und Unentschiedenheit bei der Suche nach<br />

einem geeigneten Nachfolger. Schließlich tauchte in meiner Beratung<br />

aber ein Existenzgründer auf, der aus Sicht des Seniors<br />

endlich passte.<br />

Û Eine der größten Hürden bei der Betriebsübergabe sind wohl<br />

Emotionen?<br />

Loslassen können ist das große Thema! In einem aktuellen Fall<br />

wandte sich die Tochter an mich, die fachlich bestens geeignet<br />

und in der Lage ist, den väterlichen Betrieb weiterzuführen. Sie<br />

sagt: Mein Vater hat sein Leben lang geschuftet, jetzt soll er es<br />

genießen. Der Vater ist gerührt und im Prinzip einverstanden.<br />

Doch dann kommen bei ihm die Emotionen hoch. Ich kann doch<br />

meine »Kleene« in diesen wirtschaftlich schweren Zeiten nicht<br />

völlig alleine lassen mit dieser Riesen-Verantwortung! Doch, so<br />

gesehen, sind die Zeiten immer schwierig.<br />

Û Was tut der Berater in diesem Fall?<br />

Er wird zum Seelsorger, muss zuhören, bis alles gesagt ist. Unser<br />

Fachwissen hilft uns an der Stelle nur begrenzt weiter.<br />

Û Gibt es andere Gründe für einen langen Übergabeweg?<br />

Bei einem Maschinenbaubetrieb mit großem innovativem Potenzial,<br />

mit angesammeltem Fach- und Spezialwissen oder vielversprechenden<br />

Patenten in der Schublade kommen wir mit einer<br />

einfachen Wertermittlung von Gebäuden und Maschinen nicht<br />

weiter. Dann muss der Ertragswert auf die nächsten Jahre extrapoliert<br />

werden. Das sind unsere diffizilen Spezialaufgaben, die<br />

zwar Spaß machen, die aber Zeit in Anspruch nehmen.<br />

Û Stichwort: Erbauseinandersetzung!<br />

Ein weites Feld. Ab zwei Erben sollte man sich ernsthaft Gedanken<br />

machen, wie das Erbe verteilt wird. Doch hier können wir wirklich<br />

helfen. Da sind wir neutrale Dritte. Ziel einer jeden Übergabe<br />

sollte es sein, den Betrieb auch in der nächsten Generation zu<br />

erhalten. Vor allem dann, wenn noch Altverbindlichkeiten bestehen<br />

und die Altersversorgung der älteren Generation zu regeln<br />

ist. Wir können helfen, den Unternehmenswert zu ermitteln.<br />

Diese Bewertungen werden in der Regel von den Haus- und<br />

Bürgschaftsbanken und sogar von Finanzämtern anerkannt.<br />

Û Was ist zu tun, damit der Betrieb fit für eine Übergabe wird?<br />

Das Interesse eines jeden Handwerkers wie eines jeden Unternehmens<br />

sollte darin bestehen, stets auf der Höhe der Zeit zu liegen<br />

– nicht nachzulassen mit Innovationen, mit der Kundenakquise,<br />

mit dem Marketing. Wer sich bei dem Gedanken ertappt: Ach,<br />

das Teil tut es schon noch eine Weile – wenn es auseinander fällt,<br />

bin ich sowieso nicht mehr da …<br />

Û … dann ist er reif für die Übergabe.<br />

Genau! Unsere Zielgruppe sind deshalb beileibe nicht jene, die<br />

man gemeinhin dem Verrentungsalter zurechnet, sondern die<br />

beginnt bei der Generation 55 Plus; insbesondere dann, wenn in<br />

der Familie oder im Betrieb kein Nachfolger in Sicht ist. Denn<br />

diese Suche kann allein fünf Jahre dauern. Und – rückwärts betrachtet<br />

– manchmal ist sie einfach nötig!<br />

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