IN GUTEN HÄNDEN - Unternehmensnachfolge
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Vom Großvater zum Enkel<br />
Der Großenhainer Metallbau Kokisch überspringt eine Generation<br />
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Gerade mal 20 Jahre alt und bereits Chef von 13 Mitarbeitern<br />
– kann das gut gehen? Sebastian Kokisch sagt lapidar: »Es geht.« Der<br />
heute 22-Jährige errichtete soeben eine neue Halle, eine halbe Million<br />
Euro hat er investiert. Gleichzeitig büffelte er für den Meisterbrief,<br />
den er mittlerweile in der Tasche hat. Und das geht wirklich? »Es geht,<br />
wenn man nur will«, bekräftigt Vater Olaf Kokisch, 46 und Schlossermeister.<br />
Er wurde bei der Betriebsnachfolge übersprungen – Großvater<br />
Gottfried übergab direkt an den Enkel.<br />
Das klingt nach Familiendrama. Doch Olaf Kokisch hatte<br />
selbst die Idee. »Zehn Jahre war ich der Betriebsleiter für meinen<br />
Vater, der sich als echter Schmiedemeister in seiner Werkstatt am<br />
wohlsten fühlt. Warum soll ich nicht weitere zehn Jahre Betriebsleiter<br />
für meinen Sohn sein?« Doch das wichtigste Argument von Olaf<br />
Kokisch für diese seltene Art der Betriebsübergabe ist: »Die meisten<br />
Übergaben innerhalb der Familie scheitern doch daran, dass die Alten<br />
nicht loslassen und die Jungen irgendwann nicht mehr warten wollen.<br />
Diesen Kardinalfehler wollten wir vermeiden.«<br />
Beim Einarbeiten des Filius als Chef sind Vater und Großvater<br />
stets in der Nähe. Sorgsam ausgearbeitete und notariell beglaubigte<br />
Verträge regeln das dienstliche Verhältnis untereinander. Olaf Kokisch<br />
kann als Betriebsleiter größere Entscheidungen nicht treffen ohne die<br />
Zweitunterschrift des alleinigen Inhabers – seines Sohnes. Ausgeschlossen<br />
ist aber auch, dass Sebastian den Betrieb in jugendlichem<br />
Überschwang verkauft. Betriebsberater Andreas Leidig von der<br />
Handwerkskammer Dresden gab den Rat, das Unternehmen nicht zu<br />
vererben, sondern zu verkaufen. Das ist für einen Familienbetrieb ein<br />
zunächst gewöhnungsbedürftiger Gedanke, doch beugt diese Variante<br />
Erb-Auseinandersetzungen vor. Weiterer Vorteil: Großvater Gottfried<br />
konnte Alt-Verbindlichkeiten bedienen und es blieb noch Geld für<br />
eine potenzielle Liquiditätsrücklage. Das Problem dabei war die<br />
Hausbank. Die winkte ab. Metallbau Kokisch wechselte zur Spar-<br />
kasse Meissen, die sich der Mittelstandsförderung verschrieben hat.<br />
Sie gewährte das Gründen-und-Wachsen-Darlehen für den Kauf des<br />
Enkels vom Großvater. Voraus ging eine Wertermittlung durch die<br />
Kammer. Alles in allem hat Familie Kokisch, unterstützt vom Betriebsund<br />
einem Steuerberater, die Varianten drei Jahre lang diskutiert. Als<br />
sie sich einig war, dauerte die Übergabe kaum sechs Monate. Und<br />
die dienten hauptsächlich der notwendigen Bürokratie.<br />
Seit 1980 hat die vom Urgroßvater gegründete Schmiede<br />
ihren Standort in Großenhain. Nach der Wende brach ein großer<br />
Absatzmarkt bei Stallanlagen-Ausrüstungen weg. Doch dann kam der<br />
Bauboom. Als der Ende der 90er abflaute, wechselte Kokisch rechtzeitig<br />
in den Industriebereich und ist heute Zulieferer und Servicebetrieb<br />
für ein Großunternehmen der verarbeiteten Holzindustrie, für<br />
eine renommierte sächsische Brauerei, und baut mit an umwelttechnischen<br />
Anlagen für erneuerbare Energien. Auch etliche ausländische<br />
Investoren greifen bei ihrem Sonderanlagenbau auf den Metallbau<br />
Kokisch zurück. Mit der Konstruktionssoftware steht Sebastian Kokisch<br />
auf du. Hiermit verdient er sein Geld. Beim Umsetzen verlässt er sich<br />
auf seine Mitarbeiter, fast alle »inhouse« ausgebildet vom Lehrling<br />
über Facharbeiter bis zum Meister.<br />
Metallbau Kokisch<br />
Inhaber: Sebastian Kokisch<br />
Radeburger Strasse 45<br />
01558 Grossenhain<br />
Telefon (03522) 50 79 53<br />
s.kokisch@metallbau-kokisch.de<br />
www.metallbau-kokisch.de<br />
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