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Matolcsy an der Spitze der Nationalbank

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13. Jahrg<strong>an</strong>g / Nr. 10 Budapest, 8. -14. März 2013 www.bzt.hu 750 Forint - 3,00 Euro<br />

ANSAGE:<br />

Die ungarische Regierung sieht sich<br />

mal wie<strong>der</strong> schärferer Kritik in <strong>der</strong><br />

ausländischen Presse ausgesetzt.<br />

Politik Seite 2<br />

ABFLUG:<br />

Der Discountflieger Germ<strong>an</strong>wings startet<br />

nun auch auf dem Budapester Flughafen<br />

Ferenc Liszt mit neuem Flugpl<strong>an</strong> durch.<br />

ARMUT:<br />

In Ungarn müssen sich immer mehr Eltern<br />

und Kin<strong>der</strong> im Verzicht üben, teils muss<br />

selbst <strong>an</strong> Nahrungsmitteln gespart werden.<br />

AUSSTELLUNG:<br />

Die Ausstellung „Russen Juden<br />

Deutsche“ zeigt Momentaufnahmen<br />

des jüdischen Lebens in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Wirtschaft Seite 5 Feuilleton Seite 8-9<br />

P<strong>an</strong>orama Seite 16<br />

Neuer Notenb<strong>an</strong>kchef<br />

<strong>Matolcsy</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Spitze</strong> <strong>der</strong> Nationalb<strong>an</strong>k<br />

Seit dem Antritt <strong>der</strong> nationalkonservativen Regierung von<br />

Viktor Orbán im Mai 2010 ist <strong>der</strong> sogen<strong>an</strong>nte <strong>Matolcsy</strong>smus<br />

zum geflügelten Wort in Ungarn geworden. Dieser Ismus<br />

steht nicht nur für ungezügelte Selbstbeweihräucherung,<br />

großspurige Ankündigungen und hochtrabende Visionen,<br />

son<strong>der</strong>n auch für eine Wirtschaftspolitik, die sich „unorthodox“<br />

nennt und den „wirtschaftlichen Freiheitskampf“<br />

Ungarns auf ihre Fahne geschrieben hat.<br />

Namensgeber des „<strong>Matolcsy</strong>smus“ ist jener György<br />

<strong>Matolcsy</strong>, den Premier Orbán als seine „rechte H<strong>an</strong>d“ bezeichnete<br />

und <strong>der</strong> als Volkswirtschaftsminister in den verg<strong>an</strong>genen<br />

knapp drei Jahren gleichsam Narrenfreiheit genoss.<br />

Während <strong>Matolcsy</strong> von <strong>der</strong> Opposition als realitätsferner<br />

Bajazzo betrachtet wird, sieht das Regierungslager einen weitsichtigen<br />

Vordenker in ihm.<br />

Notenb<strong>an</strong>k soll in den Dienst<br />

<strong>der</strong> Regierung gestellt werden<br />

György <strong>Matolcsy</strong> (l.) bekommt von Staatspräsident János Á<strong>der</strong> die Ernennungsurkunde überreicht.<br />

MTI / Attila Kovács<br />

Letzten Freitag hat Orbán <strong>Matolcsy</strong> erwartungsgemäß zum<br />

Nationalb<strong>an</strong>kpräsidenten ern<strong>an</strong>nt, die Amtszeit beträgt sechs<br />

Jahre. <strong>Matolcsy</strong> folgt András Simor nach, den 2007 noch <strong>der</strong><br />

Intimfeind Orbáns, Ex-Premier Ferenc Gyurcsány (2004-<br />

2009), ern<strong>an</strong>nt hatte. Simor war Orbán von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> ein<br />

Dorn im Auge, weigerte er sich doch, die Notenb<strong>an</strong>k in den<br />

Dienst <strong>der</strong> Regierung zu stellen. Genau das will <strong>Matolcsy</strong> nun<br />

aber offenbar tun. Wie er bereits im Vorfeld seiner Ernennung<br />

hat durchblicken lassen, will er <strong>der</strong> Regierung nach dem<br />

Vorbild <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong>al Reserve in den USA als „strategischer<br />

Partner“ dabei helfen, den stotternden ungarischen Wirtschaftsmotor<br />

<strong>an</strong>zukurbeln.<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 3<br />

Gespräch mit <strong>der</strong> Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper<br />

„Ungarn sollte den Weg <strong>der</strong> Rechtsstaatlichkeit nicht verlassen“<br />

Im Rahmen ihrer zweitägigen Budapest-Visite führte die Staatsministerin im<br />

Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper, verg<strong>an</strong>genen Dienstag und Mittwoch<br />

zahlreiche Gespräche, unter <strong>an</strong><strong>der</strong>en mit Außenminister János Martonyi und<br />

dem Vorsitzenden des EU-Ausschusses Richárd Hörcsik. Am Dienstagabend<br />

eröffnete sie im ungarischen Außenministerium die Ausstellung „Russen<br />

Juden Deutsche“ (siehe Artikel auf <strong>der</strong> Seite 16). In einem am Mittwochmorgen<br />

geführten Interview mit <strong>der</strong> BUDAPESTER ZEITUNG äußert sich die<br />

Ministerin und vormalige FDP-<strong>Spitze</strong>npolitikerin zum Inhalt ihrer Gespräche,<br />

aber auch zum Zust<strong>an</strong>d und zu den Perspektiven ihrer Partei.<br />

Was war <strong>der</strong> direkte Anlass für Ihre<br />

Ungarn-Visite?<br />

Ungarn ist für uns einer <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Partner in Mittelosteuropa.<br />

Das L<strong>an</strong>d ist auch symbolisch für<br />

die Deutschen ein wichtiger Partner.<br />

Die Ungarn waren die Ersten,<br />

die den Ostdeutschen den Eisernen<br />

Vorh<strong>an</strong>g geöffnet haben. Ohne die<br />

Ungarn wäre wahrscheinlich die<br />

friedliche Revolution gar nicht<br />

möglich gewesen. Das verbindet.<br />

Der Rahmen ist schon klar, aber<br />

gab es für Ihren Besuch jetzt auch<br />

g<strong>an</strong>z konkrete Gründe?<br />

Es ging einmal um politische Gespräche<br />

im Außenministerium mit<br />

den zuständigen Staatssekretären<br />

und dem Außenminister. Es ging<br />

aber auch um die Eröffnung <strong>der</strong><br />

vom Jüdischen Museum in Berlin<br />

org<strong>an</strong>isierten Ausstellung „Russen<br />

Juden Deutsche“ im ungarischen<br />

Außenministerium. Ich war sehr<br />

froh darüber, dass das ungarische<br />

Außenministerium so positiv auf<br />

diese Initiative reagiert hatte. Wir alle<br />

wissen, dass wir Antisemitismus,<br />

auch in seiner latenten Form, nicht<br />

tolerieren dürfen. Die ungarische<br />

Regierung hat hier g<strong>an</strong>z klare Signale<br />

gesetzt, und sich gegen den Antisemitismus<br />

bek<strong>an</strong>nt. Die Ausstellung<br />

ist hierbei ein wichtiger Beitrag und<br />

ein weiteres wichtiges Signal.<br />

Von wem ging die Initiative für<br />

diese Ausstellung aus?<br />

Es war eine Initiative des Jüdischen<br />

Museums. Vertreter des Museums waren<br />

auf mich zugekommen und hatten<br />

mir vorgeschlagen, die Ausstellung<br />

auch einmal in Budapest zu zeigen.<br />

Fortsetzung auf Seite 7<br />

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2 BUDAPESTER ZEITUNG POLITIK 8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10<br />

KOMPAKT<br />

Orbán in Warschau bei V4. Ministerpräsident<br />

Viktor Orbán reiste am Mittwoch<br />

dieser Woche in die polnische Hauptstadt<br />

Warschau, um dort am Treffen <strong>der</strong> Regierungschefs<br />

<strong>der</strong> Visegrád-Gruppe (Polen,<br />

Tschechien, Slowakei und Ungarn), kurz:<br />

V4, teilzunehmen. Thema <strong>der</strong> Gespräche<br />

beim Teffen, <strong>an</strong> dem auch die deutsche<br />

K<strong>an</strong>zlerin Angela Merkel und <strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösische<br />

Präsident Fr<strong>an</strong>cois Holl<strong>an</strong>de teilnahmen,<br />

waren vor allem EU-Themen.<br />

Orbán hielt am Mittwoch auch einen Vortrag<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Warschauer Universität.<br />

Ponta wird Orbán in Budapest treffen.<br />

Wie die linksliberale Zeitung Népszabadság<br />

berichtete, wird <strong>der</strong> rumänische<br />

Ministerpräsident Victor Ponta morgen,<br />

Samstag, seinen ungarischen Amtskollegen<br />

Viktor Orbán zu Gesprächen in<br />

Budapest treffen. Ponta wird am Samstag<br />

nach Budapest reisen, um <strong>an</strong> einer Parteiver<strong>an</strong>staltung<br />

<strong>der</strong> oppositionellen Sozialisten<br />

in <strong>der</strong> Papp László Sportaréna teilzunehmen.<br />

Das Verhältnis zwischen<br />

Rumänien und Ungarn war zuletzt wegen<br />

des diplomatischen Streits um die sogen<strong>an</strong>nte<br />

Szeklerflagge <strong>an</strong>gesp<strong>an</strong>nt. Bereits<br />

Anf<strong>an</strong>g dieser Woche war Außenminister<br />

János Martonyi nach Bukarest gereist, um<br />

mit seinem rumänischen Amtskollegen<br />

Titus Corlate<strong>an</strong> die Wogen zwischen den<br />

Nachbarlän<strong>der</strong>n zu glätten.<br />

Indonesischer Präsident besucht<br />

Ungarn. Der indonesische Präsident Susilo<br />

Bamb<strong>an</strong>g Yudhoyono wird Ungarn am<br />

kommenden Dienstag einen dreitägigen<br />

Besuch abstatten. Ziel <strong>der</strong> Ungarn-Visite<br />

Yudhoyonos ist die weitere Vertiefung <strong>der</strong><br />

Kooperation zwischen Indonesien und<br />

Ungarn. Indonesien will in Budapest ein<br />

Büro eröffnen, um von hier aus indonesische<br />

Produkte in <strong>der</strong> mittelosteuropäischen<br />

Region abzusetzen. Neben Regierungschef<br />

Viktor Orbán und Staatsoberhaupt<br />

János A<strong>der</strong> wird sich Yudhoyono<br />

auch mit ungarischen Investoren treffen,<br />

um diesen Investitionsmöglichkeiten in<br />

Indonesien zu eröffnen. Die Regierung<br />

Orbán unternimmt große Anstrengungen,<br />

Ungarn gegenüber dem „Osten“, zumal<br />

Asien und den arabischen Raum, wirtschaftlich<br />

zu öffnen.<br />

Berater Orbáns rechtskräftig verurteilt.<br />

Wie die linksliberale Wochenzeitung<br />

Magyar Nar<strong>an</strong>cs am Donnerstag verg<strong>an</strong>gener<br />

Woche berichtete, wurde <strong>der</strong> enge<br />

Berater von Regierungschef Viktor Orbán,<br />

Árpád Habony, bereits im Jahr 2011 von<br />

einem Budapester Gericht zu einer Strafe<br />

von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.<br />

Im November 2006 hatte Habony einen<br />

M<strong>an</strong>n nie<strong>der</strong>geschlagen und dessen, ihm<br />

zu Hilfe kommende Ehefrau einen Tritt in<br />

den Magen versetzt, nur weil sie die<br />

Straße hatten passieren wollen, als er mit<br />

seinem Jeep <strong>an</strong>gerast gekommen war.<br />

Habony stieg nach <strong>der</strong> Tat wie<strong>der</strong> in sein<br />

Auto und fuhr einfach davon.<br />

BUDAPESTER ZEITUNG<br />

ISSN 1419-8770<br />

Verlag: BZT Media Kft.<br />

1037 Budapest, Kunigunda útja 18<br />

Chefredakteur & Herausgeber: J<strong>an</strong> Mainka<br />

Tel: 453-0752, 453-0753 Fax: 240-7583<br />

E-Mail: verlag@bzt.hu - redaktion@bzt.hu<br />

Internet: www.bzt.hu<br />

stellv. Chefredakteurin: Elisabeth Katalin Grabow<br />

Politik: Peter Bognar<br />

Wirtschaft: D<strong>an</strong>iel Hirsch<br />

Layout: Zsuzsa Urbán<br />

Marketing & Sales: J<strong>an</strong> Mainka<br />

Abo & Distribution: Ildikó Varga<br />

Kioskvertrieb: Hungaropress Kft.<br />

Im Auftrag <strong>der</strong> MAGPRINT KFT. gedruckt von:<br />

Magyar Közlöny Lap- és könyvkiadó Kft.,<br />

Lajosmizse<br />

Ver<strong>an</strong>twortlicher Leiter /Druck/:<br />

Majláth Zsolt, Generaldirektor<br />

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Budapester Zeitung ist Partner <strong>der</strong>:<br />

THE BUDAPEST TIMES<br />

Scharfe Kritik aus dem Ausl<strong>an</strong>d wegen Verfassungsän<strong>der</strong>ungen<br />

„Attacken gegen die demokratischen Normen“<br />

Die nationalkonservative Regierung von Viktor Orbán ist aus dem westlichen<br />

Ausl<strong>an</strong>d schon wie<strong>der</strong> gerüffelt worden. Die Schelte kam einerseits<br />

vom Staatsminister im Auswärtigen Amt in Deutschl<strong>an</strong>d, Michael Georg<br />

Link, <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits von <strong>der</strong> einflussreichen britischen Wirtschaftszeitung<br />

Fin<strong>an</strong>cial Times und dem Europarat. Grund dafür sind Än<strong>der</strong>ungen am<br />

ungarischen Grundgesetz, die von den Regierungsparteien Fidesz-<br />

KDNP voraussichtlich in <strong>der</strong> kommenden Woche verabschiedet werden<br />

und die sich über Urteile des Verfassungsgerichts hinwegsetzen. Mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Worten: Gesetze, die vom Verfassungsgericht für verfassungswidrig<br />

befunden worden waren, werden von den Regierungsparteien d<strong>an</strong>k<br />

ihrer Zweidrittelmehrheit im Parlament im Grundgesetz ver<strong>an</strong>kert und<br />

damit dem Zugriff durch das Verfassungsgericht entzogen.<br />

Vielen Beobachtern im Westen<br />

stößt die Vorgehensweise <strong>der</strong><br />

Regierung Orbán sauer auf, so<br />

auch Staatsminister Link. In einem<br />

Beitrag für die Fr<strong>an</strong>kfurter Allgemeine<br />

Zeitung vom Dienstag kritisierte<br />

Link die Bestrebungen <strong>der</strong><br />

Regierung, die Befugnisse des<br />

Verfassungsgerichts stark einzuschränken.<br />

Als „Freund<br />

Ungarns“ wünsche<br />

er sich, dass „Ungarn<br />

weiter unter Beweis<br />

stellt, dass es über<br />

wirksame, auf Gewaltenteilung<br />

beruhende<br />

Kontrollmech<strong>an</strong>ismen<br />

verfügt“,<br />

schreibt Link. Der<br />

Aufenthaltsgenehmigung gegen Devisen<br />

Preislich attraktiv, aber noch zu kompliziert<br />

Not macht erfin<strong>der</strong>isch. Unter dieses Motto gehört<br />

sicher auch <strong>der</strong> im Dezember 2012 <strong>an</strong>gekündigte<br />

und am 20. Februar 2013 in Kraft getretene<br />

Pl<strong>an</strong> <strong>der</strong> Regierung, Aufenthaltsgenehmigungen<br />

im Gegenzug für den Kauf von speziellen<br />

Staats<strong>an</strong>leihen im Wert von mindestens 250.000<br />

Euro <strong>an</strong>zubieten. So klar die Sache klingt, so viele<br />

Fragen sind allerdings seitdem immer noch offen.<br />

Rechtsstaat müsse<br />

sich „ohne Wenn und<br />

Aber entfalten können“,<br />

so <strong>der</strong> FDP-<br />

Bundestagsabgeordnete<br />

weiter. Die ungarische<br />

Regierung<br />

sollte die Zweidrittelmehrheit, auf<br />

die sie sich im Parlament stützt,<br />

mit „Augenmaß“ nutzen und gegenüber<br />

den „Antisemiten“ <strong>der</strong><br />

rechtsradikalen Partei Jobbik auf<br />

die „Gemeinsamkeit <strong>der</strong> Demokraten“<br />

setzen. Am Ende seines<br />

Beitrags schreibt Link wie folgt:<br />

„Wir brauchen auf EU-Ebene<br />

h<strong>an</strong>dhabbare Instrumente, mit denen<br />

wir Fehlentwicklungen, die<br />

unsere gemeinsame Wertebasis beeinträchtigen,<br />

begegnen können.<br />

Das muss für alle EU-Mitglie<strong>der</strong><br />

gelten, neue wie alte.“<br />

„Wir brauchen auf EU-Ebene h<strong>an</strong>dhabbare<br />

Instrumente, mit denen<br />

wir Fehlentwicklungen, die unsere<br />

gemeinsame Wertebasis beeinträchtigen,<br />

begegnen können.<br />

Das muss für alle EU-Mitglie<strong>der</strong><br />

gelten, neue wie alte.“<br />

Staatsminister im Auswärtigen Amt<br />

Michael Georg Link (FDP)<br />

Fin<strong>an</strong>cial Times:<br />

EU sollte Ungarn unter Druck setzen<br />

Ebenfalls am Dienstag befasste<br />

sich ein Leitartikel <strong>der</strong> international<br />

renommierten Zeitung Fin<strong>an</strong>cial<br />

Times mit den gepl<strong>an</strong>ten Än<strong>der</strong>ungen<br />

im ungarischen Grundgesetz,<br />

Titel des „Editorials“: „Die<br />

Bedrohung <strong>der</strong> demokratischen<br />

Werte durch Orbán“. Sollte die<br />

Regierung die gepl<strong>an</strong>ten Verfassungsän<strong>der</strong>ungen<br />

tatsächlich<br />

wahrmachen, müsste Brüssel rasch<br />

und hart darauf reagieren, heißt es<br />

darin. Bei <strong>der</strong> Verteidigung <strong>der</strong><br />

„Europäischen Werte“ muss<br />

Brüssel entschlossen sein, ihre<br />

mächtigste Waffe einzusetzen, so<br />

die Fin<strong>an</strong>cial Times. So sollte die<br />

Europäische Union Ungarn mit<br />

dem Entzug des EU-Stimmrechts<br />

drohen, sofern die Regierung<br />

Orbán ihre „Attacken gegen die<br />

demokratischen Normen“ fortsetzt.<br />

Auch fin<strong>an</strong>zielle S<strong>an</strong>ktionen<br />

(in Form des Zurückhaltens von<br />

EU-För<strong>der</strong>ungen) sollten in Brüssel<br />

erwogen werden, um<br />

die Regierung Orbán zur<br />

Räson zu bringen. Die<br />

britische Zeitung geht<br />

davon aus, dass ein allfälliger<br />

Entzug des Stimmrechts<br />

Ungarns in <strong>der</strong> EU<br />

Orbán auch innenpolitisch<br />

schwächen würde,<br />

könnte Orbán doch nicht<br />

mehr das Image des „starken<br />

Führers“ aufrechterhalten,<br />

<strong>der</strong> die Stimme<br />

Ungarns in Europa hören<br />

lässt. Fin<strong>an</strong>zielle S<strong>an</strong>ktionen<br />

wie<strong>der</strong>um würden<br />

Ungarn insofern hart<br />

treffen, als das L<strong>an</strong>d in einer „tiefen<br />

Rezession“ stecke und unter<br />

„rückläufigen Ausl<strong>an</strong>dsinvestitionen“<br />

leide. Ungarn sei auf die EU-<br />

För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong> bitter <strong>an</strong>gewiesen,<br />

schreibt die Fin<strong>an</strong>cial Times.<br />

Europarat mahnt Respekt<br />

gegenüber Rechtsstaat <strong>an</strong><br />

Unterdessen gab es auch Kritik<br />

vom Europarat. Der Generalsekretär<br />

des Europarates, Thorbjorn<br />

Thorbjorn Jagl<strong>an</strong>d: „Mehr Respekt<br />

für die rechtsstaatlichen Normen!”<br />

Jagl<strong>an</strong>d, richtete <strong>an</strong> die ungarische<br />

Regierung den Appell, die rechtsstaatlichen<br />

Normen zu respektieren.<br />

In einem Brief <strong>an</strong> den stellvertretenden<br />

ungarischen Ministerpräsidenten<br />

Tibor Navracsics und<br />

<strong>an</strong> Parlamentspräsident László<br />

Kövér bat Jagl<strong>an</strong>d darum, die Verabschiedung<br />

<strong>der</strong> Verfassungsän<strong>der</strong>ungen<br />

hinauszuschieben und diese<br />

noch einmal zu überdenken.<br />

PB<br />

Laut den Steuerexperten von PwC Hungary ist<br />

es noch fraglich, ob die ungarische Regierung<br />

überhaupt Interesse für die neue Möglichkeit<br />

wecken k<strong>an</strong>n. Das Gesetz sowie die mühsamen<br />

Prozesse lassen das neue Angebot zurzeit noch<br />

nicht gerade verlockend erscheinen.<br />

Die Regierung hatte im Dezember 2012 das<br />

Gesetz über die Einreise nach und des Aufenthalts<br />

in Ungarn für Bürger aus Drittlän<strong>der</strong>n (also nicht<br />

des europäischen Wirtschaftsraums) geän<strong>der</strong>t, und<br />

hatte nach internationalem Muster die Nie<strong>der</strong>lassung<br />

aus speziellen volkswirtschaftlichen Gründen<br />

ermöglicht. Die Grundvoraussetzung <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>lassung ist <strong>der</strong> Kauf von Staats<strong>an</strong>leihen im<br />

Wert von 250.000 Euro, die beson<strong>der</strong>s für diesen<br />

Zweck ausgegeben wurden, durch ausländische<br />

Privatpersonen o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Firmen. Diese sollen<br />

d<strong>an</strong>n fünf Jahre l<strong>an</strong>g in <strong>der</strong>en Besitz verbleiben.<br />

Seit dem 20. Februar 2013 ist <strong>der</strong> Erlass des<br />

Ministeriums für Volkswirtschaft in Kraft, <strong>der</strong><br />

auch die Details des Anleihenkaufs regelt. Den<br />

Vertrieb von Staats<strong>an</strong>leihen verwaltet ausschließlich<br />

das Zentrum zur Verwaltung <strong>der</strong> Staatsschulden<br />

(Államadóság Kezelõ Központ). Dieses<br />

stellt das Vertragsrechtsverhältnis mit den Firmen<br />

her, denen <strong>der</strong> Wirtschaftsauschuss des Parlaments<br />

zuvor seinen Segen erteilt hat.<br />

Es ist verständlich, dass sowohl die aktuelle<br />

internationale- als auch die ungarische Wirtschaftssituation<br />

die Regierung dazu zwingt, solche unorthodoxen<br />

Wege zu gehen. Dennoch ist die Absicht<br />

des Gesetzgebers nicht eindeutig, warum <strong>der</strong><br />

Wirtschaftsauschuss des Parlaments mit einem Mal<br />

für den Vertrieb ungarischer Staats<strong>an</strong>leihen mitver<strong>an</strong>twortlich<br />

sein soll. Zudem werden in dieser<br />

Form die Zinsen von Anleihen und je<strong>der</strong> Gewinn<br />

außerhalb von Ungarn realisiert und daher dort<br />

steuerpflichtig, was auch nicht gerade im Interesse<br />

Ungarns liegen sollte.<br />

Außerdem stellt sich die Frage <strong>der</strong> Informationsbeschaffung:<br />

„Derzeit ist nicht klar, wie m<strong>an</strong> kontrollieren<br />

k<strong>an</strong>n, ob eine ausländische Firma über<br />

die für ihre Tätigkeit notwendigen Genehmigungen<br />

verfügt. Darüber hinaus ist unbek<strong>an</strong>nt,<br />

welche juristischen Möglichkeiten die ungarischen<br />

Behörden haben, die Art <strong>der</strong> Datenspeicherung<br />

und die Richtigkeit von Angaben zu überprüfen“,<br />

so Attila Imecs, M<strong>an</strong>ager <strong>der</strong> PwC-Abteilung für<br />

Steuer- und Rechtsberatung. „Soweit uns bek<strong>an</strong>nt<br />

ist, sollen auch Firmen innerhalb von Ungarn die<br />

Berechtigung zum H<strong>an</strong>del mit diesen speziellen<br />

Staats<strong>an</strong>leihen bekommen, weitere Details liegen<br />

uns dazu aber noch nicht vor.“<br />

Nach Informationen von PwC ist dieses<br />

Angebot bisher bei verschiedenen Investoren auf<br />

Interesse gestoßen, da m<strong>an</strong> dadurch nicht nur eine<br />

Aufenthaltsgenehmigung in Ungarn erhält, son<strong>der</strong>n<br />

auch eine visafreie Reisegenehmigung innerhalb<br />

des Schengen-Raums. Im Moment sei<br />

Ungarn allerdings kein attraktives L<strong>an</strong>d für<br />

Einw<strong>an</strong><strong>der</strong>ung, die meisten Reichen aus Län<strong>der</strong>n<br />

außerhalb <strong>der</strong> EU ziehen es vor, sich in Großbrit<strong>an</strong>nien<br />

<strong>an</strong>zusiedeln, wo die Kosten für eine<br />

Aufenthaltsgenehmigung <strong>der</strong>zeit allerdings deutlich<br />

höher sind. Die im direkten Vergleich relativ<br />

niedrige Summe, die m<strong>an</strong> in Ungarn investieren<br />

muss und die geographische Lage könnten allerdings<br />

dazu führen, dass sich die Präferenzen verschieben<br />

und damit Ungarn wettbewerbsfähiger<br />

gegenüber <strong>an</strong><strong>der</strong>en EU-Län<strong>der</strong>n wird.<br />

„Sollten die <strong>der</strong>zeitigen Regelungen zum<br />

Ankauf <strong>der</strong> Staats<strong>an</strong>leihen deutlicher und einfacher<br />

formuliert werden sind wir uns sicher, dass sich das<br />

Interesse <strong>an</strong> Ungarn als Ziell<strong>an</strong>d deutlich erhöhen<br />

wird. Es sollte ein l<strong>an</strong>gfristiges Ziel <strong>der</strong> Regierung<br />

sein, das Vertrauen <strong>der</strong> Investoren mindestens für<br />

die fünfjährige Halteperiode zu gewinnen und ihnen<br />

Möglichkeiten zu eröffnen, in Ungarn<br />

Arbeitsplätze zu schaffen“, so Imecs.<br />

Bei den Wohlhabenden o<strong>der</strong> denen mit hohem<br />

Gehalt geht es grundsätzlich nicht um eine<br />

Nie<strong>der</strong>lassung zwecks Arbeitsverrichtung, so bedrohen<br />

sie auch nicht den Arbeitsmarkt in Ungarn<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> EU. Ein Teil ihres Gehalts würden sie in<br />

Ungarn ausgeben und damit zur Erhöhung <strong>der</strong><br />

Steuereinnahmen beitragen.<br />

„Die große Frage bleibt, inwiefern die ungarische<br />

Regierung die Bedingungen für die Aufenthaltsgenehmigung<br />

attraktiver gestalten k<strong>an</strong>n.<br />

Durch den Gesetzestext beziehungsweise die mühsamen<br />

Prozesse ist die aktuelle Struktur jedenfalls<br />

noch nicht attraktiv. Erst durch eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Rechtsprechung wäre tatsächlich damit zu rechnen,<br />

dass von dem Angebot Gebrauch gemacht<br />

wird. Dadurch bekäme die Regierung ein sehr effizientes<br />

Mittel in die H<strong>an</strong>d, um Investoren ins<br />

L<strong>an</strong>d zu holen“, so <strong>der</strong> M<strong>an</strong>ager <strong>der</strong> Rechts- und<br />

Steuerabteilung von PwC.


8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10 POLITIK BUDAPESTER ZEITUNG 3<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Neuer Notenb<strong>an</strong>kchef<br />

<strong>Matolcsy</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Spitze</strong> <strong>der</strong> Nationalb<strong>an</strong>k<br />

Umstritten: Noch-Volkswirtschaftsminister <strong>Matolcsy</strong> bei seiner Anhörung.<br />

BLOG VÉLEMÉNYVEZÉR<br />

Nur Orbán steuert<br />

Ungarns Wirtschaftspolitik<br />

Mihály Varga ist am Montag zum ungarischen Wirtschaftsminister<br />

ern<strong>an</strong>nt worden. Er folgt György <strong>Matolcsy</strong>,<br />

<strong>der</strong> neuer Notenb<strong>an</strong>kchef wird. Mit Varga ist laut<br />

dem Blog Véleményvezér jedoch kein grundlegen<strong>der</strong><br />

W<strong>an</strong>del <strong>der</strong> ungarischen Wirtschaftspolitik zu erwarten,<br />

denn den k<strong>an</strong>n nur Premier Viktor Orbán herbeiführen:<br />

„K<strong>an</strong>n Mihály Varga ein besserer Wirtschaftsminister<br />

werden als György <strong>Matolcsy</strong>? Ja, auf jeden Fall. Ist es<br />

vorstellbar, dass er die Wirtschaftspolitik Ungarns radikal<br />

än<strong>der</strong>t: Ausgeschlossen. (...) Der Regierungschef hat<br />

sich nicht nur vorbehalten, die wirtschaftspolitischen<br />

Ziele des L<strong>an</strong>des zu bestimmen, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Strategie, die notwendig ist, um sie zu erreichen. In vielen<br />

Fällen entscheidet er sogar über die einzelnen operativen<br />

Schritte. (...) Mihály Varga jedenfalls vermochte<br />

sich bisher nicht mit <strong>der</strong> Fähigkeit hervorzutun, seine<br />

Überzeugungen gegenüber jenen des Regierungschefs<br />

durchzusetzen.“ (5. März 2013)<br />

MAGYAR NEMZET<br />

<strong>Matolcsy</strong> wird inzwischen<br />

positiv bewertet<br />

Nichts hat sich von den düsteren Szenarien bewahrheitet,<br />

die von <strong>der</strong> Linken im Vorfeld <strong>der</strong> Ernennung<br />

György <strong>Matolcsy</strong>s <strong>an</strong> die W<strong>an</strong>d gemalt worden waren,<br />

meint die konservative Tageszeitung Magyar Nemzet:<br />

„Aus M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Interesse ist <strong>der</strong> Zusammenbruch des<br />

Marktes ausgeblieben, vor dem die linksliberalen Analysten<br />

in <strong>der</strong> Öffentlichkeit hysterisch gewarnt hatten.<br />

Obwohl <strong>der</strong> Regierungschef György <strong>Matolcsy</strong> zum<br />

Die Opposition schließt nicht aus,<br />

dass <strong>Matolcsy</strong> auch die üppigen Devisenreserven<br />

Ungarns (über 34 Milliarden<br />

Euro) <strong>an</strong>rühren könnte, um<br />

<strong>der</strong> Regierung bei ihren haushaltspolitischen<br />

Zielen zu helfen. Zur Erinnerung:<br />

<strong>Matolcsy</strong> war es auch, <strong>der</strong> 2011<br />

das Vermögen <strong>der</strong> ungarischen Privatrentenkassen<br />

willkürlich verstaatlichte,<br />

um einerseits Budgetlöcher zu stopfen,<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>erseits die hohe Staatsverschuldung<br />

zu senken. Mit seinem Namen<br />

ist auch eine Vielzahl <strong>an</strong> sogen<strong>an</strong>nten<br />

Son<strong>der</strong>steuern verbunden, darunter<br />

die B<strong>an</strong>kensteuer. Maßnahmen wie<br />

diese brachten ihm aus dem In- und<br />

Ausl<strong>an</strong>d scharfe Kritik ein. Wie<strong>der</strong>holt<br />

wurde ihm vorgeworfen, als Wirtschaftsminister<br />

mehr zu improvisieren<br />

als nachhaltig zu wirtschaften.<br />

Ungarns Wirtschaft<br />

als „Feenmärchen“<br />

<strong>Matolcsy</strong> selbst ließ sich von <strong>der</strong> geballten<br />

Kritik <strong>an</strong> seiner Politik und seiner<br />

Person, jedoch keineswegs beirren.<br />

Auch nicht von <strong>der</strong> tiefen Rezession,<br />

in die Ungarn im Vorjahr schlitterte –<br />

2012 schrumpfte die ungarische<br />

Wirtschaft um 1,7 Prozent des BIP. In<br />

einem Interview mit CNN im Sommer<br />

2012 bezeichnete <strong>Matolcsy</strong> das<br />

ungarische Wirtschaftsmodell als<br />

„Feenmärchen“. Vollmundig kündigte<br />

er damals auch <strong>an</strong>, dass Ungarn sich<br />

zum „neuen Zentrum <strong>der</strong> Weltwirtschaft“<br />

mausern werde.<br />

MTI / Tamás Kovács (2)<br />

Premier Orbán gab die Ernennung<br />

<strong>Matolcsy</strong>s zum Notenb<strong>an</strong>kchef am<br />

Freitagmorgen im staatlichen Radio<br />

bek<strong>an</strong>nt. Seine Begründung: <strong>Matolcsy</strong><br />

stehe als Volkswirtschaftsminister für<br />

eine durchweg erfolgreiche Wirtschaftspolitik,<br />

die auch europaweit<br />

beispiellos sei. Um den richtigen<br />

Nachfolger zu finden, hätte <strong>der</strong> Premier<br />

– so führte er weiter aus – die<br />

Tätigkeit <strong>der</strong> Wirtschafts- und Fin<strong>an</strong>zminister<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre durchgeschaut<br />

und d<strong>an</strong>ach festgestellt, dass<br />

„wir in den letzten Jahren nur einen<br />

Wirtschafts- und Fin<strong>an</strong>zminister hatten,<br />

<strong>der</strong> die Staatsverschuldung senken<br />

und das Defizit unter drei Prozent<br />

halten konnte.“ Ausgehend davon<br />

kam er zu dem Schluss: „Die Leistung<br />

und die Fakten weisen in Richtung eines<br />

einzigen Menschen und das ist<br />

György <strong>Matolcsy</strong>.“<br />

An <strong>der</strong> <strong>Spitze</strong> des Volkswirtschaftsministeriums<br />

(in Ungarn gibt es kein<br />

Fin<strong>an</strong>zministerium) wird künftig Mihály<br />

Varga stehen. Varga war im R<strong>an</strong>g<br />

eines Ministers ohne Portefeuille bisher<br />

Chefverh<strong>an</strong>dler bei den kürzlich<br />

gescheiterten Kreditverh<strong>an</strong>dlungen<br />

mit dem Internationalen Währungsfonds<br />

(IWF). Mit <strong>der</strong> Ernennung <strong>Matolcsy</strong>s<br />

zum Notenb<strong>an</strong>kpräsidenten<br />

sind nun alle wichtigen Positionen im<br />

Staatsapparat Ungarns mit Orbánloyalen<br />

Personen besetzt.<br />

Bei den Anhörungen von <strong>Matolcsy</strong><br />

und Varga vor dem Wirtschaftsausschuss<br />

des Parlaments am Freitagnachmittag<br />

schenkten die Medien dem bis-<br />

<strong>Matolcsy</strong>-Dämonisierung verfing nicht<br />

Notenb<strong>an</strong>kchef ern<strong>an</strong>nt hat, ist nichts Außergewöhnliches<br />

geschehen. We<strong>der</strong> wurde <strong>der</strong> H<strong>an</strong>del <strong>an</strong> <strong>der</strong> Börse<br />

eingestellt, noch sperrten die B<strong>an</strong>ken zu, noch wurde das<br />

L<strong>an</strong>d von den internationalen Fin<strong>an</strong>zmärkten unter<br />

Quar<strong>an</strong>täne gestellt. Als letzte Hoffnung all jener, die die<br />

Dämonisierung des Volkswirtschaftsministers als Sport<br />

betreiben, blieb auch <strong>der</strong> Wertverlust des Forint aus. (...)<br />

Es hat sich gezeigt, dass die Leistung des Volkswirtschaftsministers<br />

von den maßgeblichen nationalen wie<br />

internationalen Wirtschaftskreisen heute völlig <strong>an</strong><strong>der</strong>s<br />

bewertet wird als noch vor Jahren.“ (2. März 2013)<br />

NÉPSZAVA<br />

Nun auch Notenb<strong>an</strong>k<br />

am Gängelb<strong>an</strong>d Orbáns<br />

Mit <strong>der</strong> Ernennung von György <strong>Matolcsy</strong> zum<br />

Notenb<strong>an</strong>kchef sind nun alle wichtigen Positionen im<br />

Staatsapparat Ungarns mit Personen besetzt, die zu<br />

Orbán gegenüber botmäßig sind, stellt die linke<br />

Tageszeitung Népszava lakonisch fest: „Orbán hat es<br />

nicht einmal für wichtig erachtet, Fachleute wegen des<br />

neuen Notenb<strong>an</strong>kchefs zu konsultieren. (...) Aufgrund<br />

seiner bisherigen ‘Leistung’ sei eigentlich nur <strong>Matolcsy</strong><br />

für den Posten in Frage gekommen, sagte <strong>der</strong> Premier.<br />

So ist nun auch das Schicksal <strong>der</strong> letzten gänzlich unabhängigen<br />

staatlichen Institution in Ungarn besiegelt<br />

worden. Von nun <strong>an</strong> wird sich auch die Notenb<strong>an</strong>k in<br />

die (l<strong>an</strong>ge) Reihe jener Institutionen einreihen, die von<br />

<strong>der</strong> Regierungspartei Fidesz vereinnahmt wurden.<br />

Natürlich demokratisch, in völligem Einkl<strong>an</strong>g mit den<br />

Gesetzen (die, wenn es nötig war, kurzerh<strong>an</strong>d geän<strong>der</strong>t<br />

wurden).“ (2. März 2013)<br />

PB<br />

Varga verspricht berechenbare<br />

Wirtschaftspolitik<br />

Der <strong>an</strong>gehende Volkswirtschaftsminister<br />

Mihály Varga<br />

versprach am verg<strong>an</strong>genen<br />

Freitag bei seiner Anhörung<br />

vor dem Wirtschaftsausschuss<br />

des Parlaments,<br />

die Richtung <strong>der</strong> bisherigen<br />

Wirtschaftspolitik unter<br />

György <strong>Matolcsy</strong> fortzusetzen.<br />

Ziel <strong>der</strong> ungarischen<br />

Wirtschaftspolitik sei es<br />

weiterhin, die Staatsverschuldung<br />

zu senken (77 <strong>der</strong> bisherigen Wirtschaftspolitik fortsetzen.<br />

Kontinuität: Mihály Varga will die Richtung<br />

Prozent des BIP), das<br />

Haushaltsdefizit unter drei Prozent des BIP zu halten (2011 und 2012) und die<br />

Beschäftigung in Ungarn zu erhöhen. Als weiteres Ziel n<strong>an</strong>nte Varga ein „stabiles<br />

Wachstum“. Der neue Volkswirtschaftsminister fügte hinzu, dass er im Rahmen<br />

seiner Arbeit sowohl Partner <strong>der</strong> internationalen Institutionen als auch des<br />

Unternehmenssektors in Ungarn sein wolle. Wie er vor dem Parlamentsausschuss<br />

sagte, stehe in Ungarn eine „Periode <strong>der</strong> Konsolidierung“ bevor.<br />

Mithin wolle er die Berechenbarkeit des L<strong>an</strong>des nicht zuletzt durch eine konsequente<br />

Haushaltspolitik gewährleisten. Ein beson<strong>der</strong>s wichtiges Ziel sei hierbei,<br />

die Einstellung des (seit dem EU-Beitritt 2004 laufenden) EU-Defizitverfahrens zu<br />

erreichen. Um das Wirtschaftswachstum <strong>an</strong>zukurbeln will Varga einerseits mehr<br />

Investoren nach Ungarn locken, <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits die B<strong>an</strong>ken zu einer regeren<br />

Kreditvergabe stimulieren. Die erste Amtsreise als Volkswirtschaftsminister wird<br />

Varga nach Berlin führen. Mihály Varga war bereits zwei Mal Minister. Zwischen<br />

2001 und 2002 leitete er unter <strong>der</strong> ersten Regierung von Viktor Orbán (1998-<br />

2002) das Fin<strong>an</strong>zministerium, zwischen 2012 und 2013 war er als Minister ohne<br />

Portefeuille Chefverh<strong>an</strong>dler Ungarns bei den letztlich auf Eis gelegten Verh<strong>an</strong>dlungen<br />

mit dem IWF.<br />

PB<br />

herigen Volkswirtschaftsminister beson<strong>der</strong>e<br />

Aufmerksamkeit – auch Ádám<br />

Balog musste dem Parlamentsausschuss<br />

Rede und Antwort stehen,<br />

wird er doch den Posten des stellvertretenden<br />

Notenb<strong>an</strong>kchefs von Ferenc<br />

Karvalits übernehmen, <strong>der</strong> am 27.<br />

März aus dem Amt scheidet.<br />

Viel Konkretes gab <strong>Matolcsy</strong> vor<br />

dem Wirtschaftsausschuss allerdings<br />

nicht preis. Er sprach vor allem von<br />

seinen Verdiensten als Volkswirtschaftsminister.<br />

Diese seien die notwendige<br />

Grundlage dafür, um die<br />

Notenb<strong>an</strong>k in den nächsten sechs<br />

Jahren noch erfolgreicher zu machen<br />

als in den vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen sechs.<br />

<strong>Matolcsy</strong> kündigte <strong>an</strong>, mit <strong>der</strong> „liberalen“<br />

Praxis <strong>der</strong> bisherigen Notenb<strong>an</strong>k-<br />

Leitung zu brechen. Er erklärte, dass<br />

er als Präsident <strong>der</strong> Nationalb<strong>an</strong>k eine<br />

Linie verfolgen wolle, die mit „vorsichtig<br />

konservativ“ zu umschreiben sei.<br />

<strong>Matolcsy</strong> betonte ferner, dass die<br />

Nationalb<strong>an</strong>k als „unabhängige Institution“<br />

ein „partnerschaftliches Verhältnis“<br />

zur Regierung pflegen werde,<br />

Vertreter <strong>der</strong> Regierung sollen künftig<br />

Einblick in die Arbeit <strong>der</strong> Notenb<strong>an</strong>k<br />

bekommen. Wie <strong>der</strong> Ex-Volkswirtschaftsminister<br />

sagte, sind d<strong>an</strong>k <strong>der</strong><br />

„wirtschaftlichen Erfolge“ <strong>der</strong> verg<strong>an</strong>genen<br />

33 Monate die Voraussetzungen<br />

für solch ein partnerschaftliches<br />

Verhältnis geschaffen worden.<br />

<strong>Matolcsy</strong> machte diesbezüglich auch<br />

zum wie<strong>der</strong>holten Mal darauf aufmerksam,<br />

dass er Ungarn aus einem<br />

Zust<strong>an</strong>d des Beinahe-B<strong>an</strong>krotts auf<br />

Vor<strong>der</strong>m<strong>an</strong>n gebracht habe.<br />

Die Ernennung von <strong>Matolcsy</strong> sorgte<br />

auf den Fin<strong>an</strong>zmärkten für keine große<br />

Überraschung, war sie doch für die<br />

meisten Analysten absehbar. Aus diesem<br />

Grund gab es am Freitag auch keinen<br />

drastischen Wertverlust des Forint.<br />

In Anbetracht <strong>der</strong> Unberechenbarkeit<br />

und des schlechten internationalen<br />

Rufs von György <strong>Matolcsy</strong> gehen die<br />

Experten allerdings davon aus, dass die<br />

ungarische Währung in den kommenden<br />

Wochen und Monaten nach und<br />

nach <strong>an</strong> Wert verlieren werde. Der<br />

Analyst <strong>der</strong> Erste B<strong>an</strong>k, Zoltán Árokszállási,<br />

etwa schloss gegenüber <strong>der</strong><br />

Wirtschaftszeitung Napi Gazdaság einen<br />

Absturz des Euro-Forint-Wechselkurses<br />

auf über 300 nicht aus.<br />

PETER BOGNAR<br />

Wer sich für die Person und die Vorstellungen<br />

des neuen Nationalb<strong>an</strong>kpräsidenten<br />

interessiert, <strong>der</strong> möge sich den<br />

24. April vormerken. Für diesen Tag hat<br />

Herr <strong>Matolcsy</strong> eine Einladung des<br />

Deutschen Wirtschaftsclub Budapest zu<br />

einem Vortragsabend <strong>an</strong>genommen.<br />

SEIT DER WENDE HIEßEN<br />

DIE UNGARISCHEN<br />

NOTENBANKCHEFS WIE FOLGT:<br />

György Surányi (1990-1991)<br />

Ákos Péter Bod (1991-1994)<br />

György Surányi (1995-2001)<br />

Zsigmond Járai (2001-2007)<br />

András Simor (2007-2013)


4 BUDAPESTER ZEITUNG MEINUNG 8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10<br />

ZITATE<br />

DER WOCHE<br />

„An den Hochschulen gibt es<br />

keine entsprechende praktische<br />

Ausbildung. Es ist schwer, aus<br />

jungen Ingenieuren gute Chefs<br />

zu formen, und das k<strong>an</strong>n bei<br />

Exp<strong>an</strong>sion ein Problem bedeuten.“<br />

József Losó, CEO <strong>der</strong> Mirelite<br />

Mirsa Zrt. in einer Studie zur<br />

M<strong>an</strong>agerzufriedenheit in Ungarn.<br />

„Ungarn schafft für ideale Bedingungen<br />

für die Autoindustrie.<br />

Die zur Verfügung stehenden Fachkräfte<br />

machen das L<strong>an</strong>d attraktiv<br />

für Investoren und tragen zum<br />

Erfolg unseres Unternehmens bei.“<br />

Thomas Faustm<strong>an</strong>n, CEO <strong>der</strong> Audi<br />

Hungaria Motor Kft., ebenda.<br />

„Was Sie da sagen, ist reiner<br />

Rassismus. Ich will nicht sagen,<br />

dass es so etwas nicht gibt o<strong>der</strong><br />

dass es so etwas nicht auch bei<br />

Roma gibt, aber Ihre Aussage hat<br />

eine solch unchristliche Attitüde,<br />

dass wir diese als christliche Partei<br />

nicht hinnehmen können.“<br />

Premier Viktor Orbán auf einer<br />

Parlamentssitzung als Reaktion auf den<br />

Vorschlag von Jobbik-Sprecherin Dóra<br />

Duró, bei Roma Geburtenkontrollen<br />

durchzuführen, da diese nur um des<br />

Kin<strong>der</strong>geldes willen gebährten.<br />

„Wir können nur hoffen, dass<br />

Viktor Orbán nicht seinen restlichen<br />

Verst<strong>an</strong>d verloren hat und dass die<br />

Nachricht nur eine Zeitungsente ist.“<br />

István Józsa, Stellv. MSZP-<br />

Fraktionsvorsitzen<strong>der</strong> zu den <strong>an</strong>geblichen<br />

Plänen <strong>der</strong> Orbán-Regierung,<br />

Vodafone Hungary für 200 Mio. Euro<br />

(etwa 60 Mrd.Ft) zu kaufen.<br />

„Ich bin in den Bus gestiegen,<br />

hierher gekommen, habe ihnen<br />

meine Meinung gesagt,<br />

jetzt fahre ich nach Hause.“<br />

Endre Novák, <strong>der</strong> 73-Jährige, <strong>der</strong> den<br />

Besetzern <strong>der</strong> Fidesz-Parteizentrale<br />

lauthals seine Meinung entgegenbrachte,<br />

gegenüber Népszabdság,<br />

warum er hierher gekommen sei.<br />

„Nach acht Jahren Chaos haben die<br />

Menschen für Ruhe und Ordnung<br />

gestimmt, das ist kein Dialog-Stil.<br />

(...) Offensichtlich gibt es hier ein<br />

Beziehungsgeflecht unter <strong>der</strong><br />

Org<strong>an</strong>isation von Gordon Bajnai.“<br />

Máté Kocsis, Fidesz-Kommunikationsdirektor<br />

gegenüber Magyar Nemzet,<br />

nachdem die Hausbesetzer<br />

<strong>der</strong> Fidesz-Parteizentrale<br />

den Dialog mit ihm verweigerten.<br />

„István Tarlós und seine Leute<br />

kastrieren praktisch gesehen das<br />

Stadtparlament.“<br />

Jenõ Kaltenbach,<br />

ex-Fraktionsvorsitzen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> zersplitterten LMP im Budapester<br />

Stadtparlament im Népszabadság-<br />

Interview über Tarlós' Regierungsstil.<br />

Medien<br />

Die Darstellung ungarischer Medienpolitik im Ausl<strong>an</strong>d<br />

Ende Februar veröffentlichte die linksliberale österreichische<br />

Tageszeitung Der St<strong>an</strong>dard ein Interview mit dem<br />

Ungarn-Korrespondenten des ORF (öffentlich-rechtliches<br />

Fernsehen in Österreich), Ernst Gelegs, mit dem Titel<br />

„Treue Diener <strong>der</strong> Regierung“ (22. Februar 2013). Darin<br />

äußert sich Gelegs sowohl über die Medienpolitik <strong>der</strong><br />

Regierung als auch über die ungarischen Medien kritisch.<br />

Wir bringen Auszüge daraus:<br />

„STANDARD: Ungarns Regierung wertet penibel aus,<br />

wie ausländische Medien über das L<strong>an</strong>d berichten. Wie<br />

ergeht es Ihnen als zuständigem Korrespondenten?<br />

Gelegs: Die Regierung hat mit allen Mitteln versucht, mich<br />

mundtot zu machen und vom Informationsfluss abzuschneiden.<br />

Ich habe Viktor Orbáns Pressechef Bertal<strong>an</strong><br />

Havasi darauf hingewiesen, dass Gesprächsverweigerung<br />

kritische Berichterstattung im ORF nicht verhin<strong>der</strong>t.<br />

STANDARD: Ihren Vorgesetzten soll m<strong>an</strong> private Mails<br />

vorgelegt haben.<br />

Gelegs: Das hat mich sehr irritiert. Ungarns Botschafter hat<br />

Chefredakteur Fritz Dittlbacher und Ausl<strong>an</strong>dschef Andreas<br />

Pfeifer private Mails vorgelegt, in denen ich mich mit<br />

„Grüße aus dem Orbán-L<strong>an</strong>d“ verabschiede. Damit wollte<br />

er offenbar nachweisen, dass ich aggressiv gegen Ungarn<br />

bin und nicht mehr objektiv berichte.<br />

STANDARD: Steht <strong>der</strong> ORF in dem Punkt hinter Ihnen?<br />

Gelegs: Zu 100 Prozent, sowohl <strong>der</strong> Chefredakteur als auch<br />

<strong>der</strong> Generaldirektor. (…) Wenn schon bei uns so heftig<br />

interveniert wurde, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> ermessen, wie es ungarischen<br />

Medien geht.<br />

STANDARD: Den Rundfunk hat Ungarn drastisch zurechtgestutzt.<br />

Gelegs: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk Ungarns ist völlig<br />

demontiert. In den Redaktionen gibt es Formulierungsvorgaben<br />

– so darf etwa das Wort Sparmaßnahmen nicht<br />

vorkommen.<br />

STANDARD: Erinnert <strong>an</strong> Orwells „1984“. Und die privaten<br />

Medien?<br />

Gelegs: Medien wie Magyar Hírlap und Magyar Nemzet<br />

sind <strong>der</strong> Regierung ohnehin ergeben. Journalisten sehen<br />

sich als treue Diener <strong>der</strong> Regierung, <strong>der</strong>en Wahrheit sie veröffentlichen.<br />

Kritische Medien wie Népszabadság erhalten<br />

weniger und weniger Inserate von staatsnahen o<strong>der</strong> staatlichen<br />

Betrieben wie den Lotterien. Auch private Unternehmen,<br />

die etwa auf öffentliche Aufträge hoffen, überlegen<br />

sich lieber dreimal, in regierungskritischen Medien zu<br />

schalten. Ungarns Zeitungen hängen sehr stark von Werbung<br />

ab.“<br />

Eine Analyse vom Politikforschungsinstitut Méltányosság<br />

Politik <strong>der</strong> vielen Schritte<br />

Die Regierung hat um 500 Milliarden<br />

Forint 21 Prozent <strong>der</strong> Anteile am<br />

ungarischen Mineralölkonzern MOL<br />

erworben, sie hat mehr als 70 Prozent<br />

<strong>der</strong> Anteile <strong>an</strong> <strong>der</strong> Rába Holding gekauft,<br />

sie hat um 500 Millionen Forint<br />

ihre Anteile am Pharmazieunternehmen<br />

Richter Gedeon erhöht, sie hat sich in<br />

die Takarékb<strong>an</strong>k eingekauft, und sie hat<br />

zuletzt E.ON ein Angebot unterbreitet,<br />

die Erdgassparte des Energiekonzerns –<br />

laut Pressemeldungen – für mehr als<br />

200 Milliarden Forint zu kaufen.<br />

Wir konnten in den verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahren allerdings auch beobachten, dass<br />

die Regierung nicht nur auf „marktkonforme“<br />

Weise bestrebt war, ihren eigenen<br />

wirtschaftlichen Bewegungsspielraum<br />

zu erweitern. So ließ sie sich<br />

auch zu gesetzgeberischen M<strong>an</strong>övern<br />

hinreißen, die die Verstaatlichung g<strong>an</strong>zer<br />

Wirtschaftszweige zum Ergebnis<br />

hatten. Mit administrativen Mitteln<br />

wurden etwa das Cafeteria-System, <strong>der</strong><br />

Tabakh<strong>an</strong>del, das Zahlungssystem per<br />

VON CSERY PÉTER<br />

In den verg<strong>an</strong>genen zwei Jahren gab es zahlreiche Berichte darüber, dass die Regierung<br />

von Viktor Orbán den wirtschaftlichen Einfluss des Staates ausweiten will.<br />

Im Folgenden eine kurze Aufzählung, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

H<strong>an</strong>dy und die Abfallwirtschaft unter<br />

staatliche Kontrolle gebracht. Darüber<br />

hinaus wurde auch das Vermögen <strong>der</strong><br />

obligatorischen Privatrentenkassen verstaatlicht.<br />

In Anbetracht all dieser Schritte ist<br />

festzustellen, dass die Regierung von<br />

Viktor Orbán eine völlig <strong>an</strong><strong>der</strong>e Vorstellung<br />

davon hat, welche wirtschaftliche<br />

Rolle dem Staat zukommen soll<br />

und wie die Kräfteverhältnisse zwischen<br />

Staat und Markt auszusehen haben als<br />

ihre linksliberalen Vorgängerregierungen<br />

(2002-2010), die sich bis zum Ausbruch<br />

<strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise im<br />

Herbst 2008 einem neoliberalen Paradigma<br />

verschrieben hatten. Ein zentrales<br />

Element des von <strong>der</strong> Regierungspartei<br />

Fidesz vertretenen h<strong>an</strong>dlungsorientierten<br />

Regierens liegt darin, dass <strong>der</strong> Staat,<br />

<strong>der</strong> das Gemeinwohl verkörpert, nicht<br />

nur bereit ist, Konflikte mit den unterschiedlichen<br />

Interessengruppen einzugehen,<br />

son<strong>der</strong>n diese auch bis zum Äußersten<br />

zuzuspitzen.<br />

Der Blogger hungari<strong>an</strong>voice formulierte eine<br />

Replik auf nebenstehendes Interview des ORF-<br />

Korrespondenten in Ungarn, Ernst Gelegs.<br />

Unter dem Titel „Der St<strong>an</strong>dard, die Népszabadság<br />

und die fehlende Selbstkritik <strong>der</strong> Journalisten“<br />

(27. Februar 2013) kritisiert er Gelegs<br />

für seine Aussagen. Wir bringen im Folgenden<br />

Auszüge aus dem Blog:<br />

ufhänger des Interviews sind <strong>an</strong>gebliche<br />

„ASabotageakte ungarischer Regierungskreise<br />

mit dem Ziel, Gelegs Arbeit wegen seiner<br />

kritischen Haltung zu erschweren. Und Proteste<br />

des österreichischen Botschafters in Wien, <strong>der</strong><br />

sich – unter Vorlage <strong>an</strong>geblich privater, von Gelegs<br />

verfasster E-Mails – beim ORF über Gelegs beschwerte.<br />

In den E-Mails hatte sich Gelegs mit<br />

„Grüßen aus Orbánistán“ verabschiedet. Und<br />

versteht gar nicht, was dar<strong>an</strong> auszusetzen ist.<br />

Der Botschafter betrachtete diese Wortwahl, die<br />

übrigens auch bei weiteren österreichischen<br />

Journalisten, etwa dem dpa-Nachrichtenliefer<strong>an</strong>ten,<br />

bekennendem Antifaschisten und Orbán-Bekämpfer<br />

Gregor Mayer, zum eingeführten Wortgebrauch<br />

gehört, als Zeichen fehlen<strong>der</strong> Neutralität, gar Feindseligkeit.<br />

Ein Eindruck, <strong>der</strong> jedenfalls nicht gänzlich<br />

von <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d zu weisen ist. Wenn auch die Reaktion<br />

überzogen erscheint und <strong>der</strong> Kampf gegen die<br />

Windmühlen des deutschsprachigen Mainstream-<br />

Journalismus, <strong>der</strong> seine Leser mit den immer gleichen<br />

Stichworten und oft genug Halbwahrheiten<br />

über Ungarn versorgt, kaum zu gewinnen ist. (…)<br />

In St<strong>an</strong>dard-Artikel wird, was bemerkenswert<br />

ist, dem geneigten Leser nur ein Bruchteil dessen<br />

mitgeteilt, was Gelegs in <strong>der</strong> ungarischen<br />

Tageszeitung Népszabadság, <strong>der</strong> führenden und<br />

linksliberalen Publikation des L<strong>an</strong>des, zu seinem<br />

„B<strong>an</strong>n“ geäußert hat. Der ungarische Leser erfährt<br />

– <strong>an</strong><strong>der</strong>s als <strong>der</strong> des St<strong>an</strong>dard – etwa, dass<br />

die Situation laut Gelegs unter den Sozialisten<br />

(namentlich Gyurcsány) auch nicht besser gewesen<br />

sei. Denen sei Gelegs zu konservativ.<br />

Gyurcsány habe erst d<strong>an</strong>n auf seine Interview<strong>an</strong>fragen<br />

reagiert, als er in die Opposition geschickt<br />

worden war. Merkwürdig, dass diese<br />

wichtigen Fakten, die ein realistisches Bild von<br />

<strong>der</strong> von Misstrauen geprägten ungarischen politischen<br />

L<strong>an</strong>dschaft aufzeigen, im Wiener ‚St<strong>an</strong>dard-Filter'<br />

hängen geblieben sind.<br />

Der Leser des St<strong>an</strong>dard bekommt ein <strong>an</strong><strong>der</strong>es,<br />

suggestives, Bild vermittelt: Das <strong>der</strong> Orbán-<br />

Regierung, die – vermeintlich entgegen bisheriger<br />

Praxis und guter demokratischer Traditionen –<br />

Journalisten die Arbeit unmöglich mache, sie gar<br />

ausschließe, um kritische Berichte zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Ein genialer Lacher ist am Schluss des Népszabadság-Artikels<br />

zu finden: Nach den Ursachen<br />

für die unterschiedlichen Wahrnehmungen<br />

zwischen englisch- und deutschsprachigen<br />

Kollegen befragt, beweist Mayer das zu erwartende<br />

Fehlen je<strong>der</strong> Art von Selbstkritik: „Nach<br />

Mayers Auffassung beh<strong>an</strong>delt das Büro Orbáns<br />

die <strong>an</strong>gelsächsischen Berichterstatter etwas<br />

freundlicher (Anm. HV: als die deutschsprachigen),<br />

vielleicht weil sie sich besser verständigen<br />

können.“<br />

Verehrter Herr Mayer, werter Herr Odehnal:<br />

Wie es in den Wald hineinruft, schallt es wie<strong>der</strong><br />

heraus. Die englischsprachige Presse ist<br />

schlichtweg nicht so feindselig gegenüber dem<br />

(„Copyright“ Gregor Mayer, dpa) „lieben Führer“<br />

Orbán. Sie versucht auch nicht, Fidesz fortwährend<br />

als <strong>an</strong>tidemokratisch, faschistisch, verkappt<br />

rechtsradikal, <strong>an</strong>tzig<strong>an</strong>istisch und <strong>an</strong>tisemitisch<br />

darzustellen. Kurz gesagt: Die britischen<br />

Journalisten verfolgen keine „Aufmarsch – die<br />

rechte Gefahr aus Osteuropa“ Agenda. Vielleicht<br />

liegt es ja <strong>an</strong> <strong>der</strong> Professionalität und eher gegebenen<br />

Unvoreingenommenheit <strong>der</strong> englischen<br />

Kollegen, die viele deutschsprachige Journalisten<br />

in ihrem politischen Kampf gegen Orbán<br />

längst abgelegt haben. Mayer (St<strong>an</strong>dard, dpa),<br />

Lauer (St<strong>an</strong>dard, dpa), Odehnal (Tages<strong>an</strong>zeiger),<br />

Kahlweit (Süddeutsche Zeitung), Leonhard<br />

(TAZ) und auch Lendvai (everywhere…)<br />

sind Namen, die bei jedem Regierungsvertreter<br />

Gewissheit haben reifen lassen, dass mit einer<br />

fairen Berichterstattung nicht zu rechnen ist.<br />

Lendvai hat mit seinem 2012 gesendeten<br />

Zerrbild „Nationale Träume“ alle Dämme brechen<br />

und jeden Zweifel verschwinden lassen,<br />

wo er steht. Die fast allesamt in Wien <strong>an</strong>sässigen<br />

Ungarn-Korrespondenten eifern ihm nach,<br />

nur dass sie ihre offene Feindseligkeit nicht in<br />

Anekdoten, endlosen Monologen und Floskeln<br />

verhüllen. Sie lassen ihrer Verachtung freien Lauf.<br />

An Verständigungsproblemen dürfte es bei<br />

Gregor Mayer nicht liegen: Der spricht nämlich<br />

hervorragend ungarisch.<br />

Keiner verpflichtet Journalisten, fair zu berichten:<br />

Aber m<strong>an</strong> sollte sich d<strong>an</strong>n auch nicht beschweren,<br />

wenn die Interviewpartner abwinken. (…)“<br />

Für den Erfolg einer solchen Regierungspraxis<br />

sind zwei Dinge notwendig:<br />

Politisches und wirtschaftliches<br />

Kapital. Während das politische<br />

Kapital seit den Parlamentswahlen<br />

2010 durch die parlamentarische<br />

Zweidrittelmehrheit gewährleistet ist,<br />

schafft die Regierung die wirtschaftlichen<br />

Voraussetzungen, indem sie<br />

Anteile <strong>an</strong> strategisch wichtigen Unternehmen<br />

erwirbt und verstaatlicht.<br />

Ihr Ziel ist es, das Modell des konsensorientierten<br />

Regierens zu überwinden.<br />

Der Grund: Konsensorientierte Regierungen<br />

verlieren häufig die Kontrolle<br />

über die Geschehnisse, da sie entwe<strong>der</strong><br />

in die „Geiselhaft“ von Interessengruppen<br />

geraten (state capture)<br />

o<strong>der</strong> zwischen den unterschiedlichen<br />

Lobbys aufgerieben werden.<br />

Wie schlägt sich das in <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik<br />

nie<strong>der</strong>? In Form des<br />

Ausbaus eines eigentümlichen, aktivistischen<br />

Modells <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik,<br />

in dem <strong>der</strong> Staat nicht nur die<br />

Einhaltung <strong>der</strong> Spielregeln beaufsichtigt,<br />

son<strong>der</strong>n aktiv in die wirtschaftlichen<br />

Prozesse eingreift. Im Prinzip<br />

müsste dies mit einer weiteren Exp<strong>an</strong>sion<br />

des Staates sowie mit <strong>der</strong> Erhöhung<br />

von Einnahmen und Ausgaben<br />

einhergehen, sprich mit einer verstärkten<br />

Zentralisierung und Neuverteilung.<br />

Wenn wir jedoch die Statistiken<br />

betrachten, d<strong>an</strong>n sehen wir, dass<br />

dies noch nicht in vollem Umf<strong>an</strong>g geschehen<br />

ist: Die Steuerlastquote ist im<br />

Großen und G<strong>an</strong>zen gleichgeblieben,<br />

ebenso die Umverteilungsrate.<br />

Dies ist darauf zurückzuführen, dass<br />

das eigentümliche ungarische Modell<br />

doch nicht frei von neoliberalen Elementen<br />

ist. Denken wir nur <strong>an</strong> die<br />

Vereinheitlichung <strong>der</strong> Einkommensteuer,<br />

die Senkung <strong>der</strong> Körperschaftssteuer<br />

und die Reduktion <strong>der</strong> Ausgaben<br />

für die Sektoren Gesundheit<br />

und Bildung. An<strong>der</strong>erseits ist zu sehen,<br />

dass Ungarn in <strong>der</strong> ostmitteleuropäischen<br />

Region noch immer das<br />

L<strong>an</strong>d ist, das im Verhältnis zum BIP<br />

die höchsten staatlichen Ausgaben<br />

und die höchste Steuerquote hat.<br />

Der Zeitraum seit dem Antritt <strong>der</strong><br />

Regierung Orbán (Mai 2010) ist natürlich<br />

zu kurz, um weitreichende<br />

Schlüsse ziehen zu können, es ist aber<br />

deutlich zu erkennen, dass die Regierung<br />

im Rahmen ihres Wirtschaftsmodells,<br />

das wie gesagt neoliberale und<br />

staatsdirigistische Elemente mitein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />

vereint, weniger die Absicht verfolgt,<br />

einen Staatskapitalismus sk<strong>an</strong>dinavischen<br />

Typs zu errichten, als den<br />

Staat in eine völlig neue Rolle schlüpfen<br />

zu lassen. Statt die Dienstleistungen des<br />

Wohlfahrtsstaates auszuweiten, häuft<br />

die Regierung strategische Instrumente<br />

<strong>an</strong>, um je<strong>der</strong>zeit eingreifen zu können,<br />

wenn es darum geht, ihre wirtschaftsund<br />

gesellschaftspolitischen Ziele zu erreichen.


8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10 WIRTSCHAFT BUDAPESTER ZEITUNG 5<br />

Anmerkungen zur (vermeintlichen) Rettung <strong>der</strong> Devisenkreditnehmer<br />

Die große Schuldenfalle<br />

Als ein beson<strong>der</strong>s schweres Erbe <strong>der</strong> sozialistisch-liberalen Regierungen<br />

sieht <strong>der</strong> Fidesz die Problematik <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Basis von Fremdwährungen<br />

aufgenommenen Kredite <strong>an</strong>. Ministerpräsident Viktor Orbán hat sich die<br />

Rettung <strong>der</strong> Devisenschuldner auf die Fahnen geschrieben, denn die von<br />

den B<strong>an</strong>ken reihenweise zu Geiseln gemachten Familien werden bei den<br />

im nächsten Jahr <strong>an</strong>stehenden Parlamentswahlen ein gewichtiges<br />

Wörtchen mitreden. Über 5.000 Milliarden Forint schwer war das Problem<br />

bei Amts<strong>an</strong>tritt <strong>der</strong> zweiten Orbán-Regierung, und auch nach zwei<br />

großartigen Rettungsaktionen ist kaum ein Viertel des horrenden<br />

Schuldenbergs abgetragen. Derweil droht 110.000 Familien die<br />

Zw<strong>an</strong>gsversteigerung ihres Heims.<br />

Warum <strong>der</strong> Staat die Devisenschuldner<br />

retten will, hat mindestens<br />

drei Gründe: Moralisch fühlt<br />

sich die Fidesz-KDNP-Koalition den<br />

Sozialisten überlegen, die erst die<br />

Familien mit ihrer auf Pump basierenden<br />

Wirtschaftspolitik in die Schuldenfalle<br />

trieben – weil m<strong>an</strong> das vom<br />

ersten Tag <strong>an</strong> kommunizierte, wird<br />

den Bürgern schwer zu verkaufen<br />

sein, wenn im „Freiheitskampf“ gegen<br />

die B<strong>an</strong>ken am Ende allen Besteuerungen<br />

zum Trotz Hun<strong>der</strong>ttausende<br />

auf <strong>der</strong> Strecke bleiben.<br />

Zweitens glauben Viktor Orbán und<br />

seine rechte H<strong>an</strong>d György <strong>Matolcsy</strong>,<br />

die Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> ungarischen<br />

Unternehmen über einen<br />

schwachen Forint stärken zu können.<br />

Es gibt unzählige Beispiele, wie<br />

Regierungspolitiker den Forint seit<br />

Mitte 2010 verbal schwächten, während<br />

sie sich schnell um ein neues<br />

Gleichgewicht bemühen, sobald <strong>der</strong><br />

Kursverlust wie Ende 2011 auszuarten<br />

droht, als Ungarns Staatsschulden<br />

in den Ramschstatus geschickt wurden.<br />

Drittens sind überschuldete<br />

Welche Wachstumsch<strong>an</strong>cen gibt es hierzul<strong>an</strong>de<br />

und global? Was sind die bedeutendsten<br />

Außenfaktoren, die das eigene Geschäft beeinflussen?<br />

Wie stellen sich CEOs auf die sich dauernd<br />

än<strong>der</strong>nden Markt<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ungen ein? Bereits<br />

zum zweiten Mal in diesem Jahr versucht<br />

eine gemeinsam von <strong>der</strong> Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

PricewaterhouseCoopers (PwC)<br />

und dem Ungarischen Arbeitgeber- und<br />

Industrieverb<strong>an</strong>d (MGYOSZ) veröffentlichte<br />

Studie Antworten auf diese und weitere Fragen<br />

zu geben. Überraschen<strong>der</strong>weise finden sich in<br />

ihr neben verhaltener Kritik <strong>an</strong> den<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> ungarischen Regierung auch<br />

optimistische Zukunftsaussichten.<br />

Haushalte keine guten Konsumenten,<br />

dabei sollte die neu her<strong>an</strong>wachsende<br />

ungarische Wirtschaft nicht mehr nur<br />

auf den Exportmärkten, son<strong>der</strong>n<br />

ebenso daheim in den Genuss einer<br />

Absatzbelebung kommen.<br />

Mittlerweile sind zweieinhalb Jahre<br />

Freiheitskampf verstrichen, <strong>der</strong> m<strong>an</strong>ch<br />

blutige Gefechte brachte. Zuerst befreite<br />

die sogen<strong>an</strong>nte Schlusstilgung<br />

<strong>der</strong> Devisenkredite im Winter<br />

2011/12 rund 170.000 Schuldner<br />

von Krediten im Volumen von 1.350<br />

Mrd. Forint. Bei dieser ziemlich unverblümt<br />

auf den Bedarf <strong>der</strong> im<br />

Parlament sitzenden Politiker zugeschnittenen<br />

Aktion durften die Begünstigten<br />

ihre Kredite zu einem administrativ<br />

festgesetzten Wechselkurs<br />

tilgen, <strong>der</strong> einen Diskont von rund 25<br />

So erwarten etwa 60 Prozent <strong>der</strong> 171 in<br />

Ungarn befragten Firmenlenker aus sieben<br />

Sektoren bereits in diesem Jahr ein Wachstum<br />

ihrer Firma, 71 Prozent in den nächsten drei<br />

Jahren. Global ist m<strong>an</strong> noch optimistischer: 81<br />

Prozent rechnen im laufenden Jahr, g<strong>an</strong>ze 90<br />

Prozent in den kommenden drei Jahren mit<br />

Wachstum. „Die Studie soll die Debatte zur<br />

Wirtschaft stimulieren und herausstellen, welchen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen Unternehmen entgegen<br />

sehen müssen“, erklärte Nick Kós, CEO<br />

von PwC Hungary, bei <strong>der</strong> Präsentation <strong>der</strong><br />

Studienergebnisse.<br />

Gleichzeitig biete die Studie ein Forum, bei<br />

dem die Interviewten verschiedene <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />

Vorstellungen äußern können, etwa hinsichtlich<br />

ihrer jeweiligen Maßnahmen <strong>an</strong>gesichts des sich<br />

än<strong>der</strong>nden Wettbewerbs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wachstumssicherung.<br />

„Ungarische CEOs sind optimistischer<br />

als im verg<strong>an</strong>genen Jahr und liegen damit<br />

entgegen dem globalen Trend“, schloss Kós.<br />

„Es gab schon <strong>an</strong><strong>der</strong>e Studien in diese Richtung,<br />

aber keine ging so tief wie diese“, sagte<br />

MGYOSZ-Präsident Péter Futó. „Die größten<br />

Probleme <strong>der</strong> ungarischen Wirtschaft sind das<br />

mitunter fehlende Vertrauen <strong>der</strong> Investoren und<br />

die Pl<strong>an</strong>ungsunsicherheit. Immer mehr Unternehmer<br />

sind davon betroffen“, so Futó, dennoch<br />

schauten viele positiv nach vorne. Später<br />

ergänzte er: „Es gibt viel Potenzial im R&D-<br />

Bereich, obwohl die Kreditklemme die Entwicklung<br />

behin<strong>der</strong>t. Ungarn gibt nur 0,9 Prozent<br />

seines GDP für die Forschung aus, mithilfe<br />

<strong>der</strong> EU soll dieser Wert bis 2020 auf 3<br />

Prozent, also USA-Niveau steigen.“<br />

Ungarns Vertrauen<br />

in nationale Wirtschaft niedrig<br />

Die B<strong>an</strong>ken betonen zu gerne, keine Wohltätigkeitsvereine<br />

zu sein. Die verbliebenen Kunden aber dürfen wohltätig<br />

werden, indem sie die Rechnung für diejenigen begleichen,<br />

die sich mittels Schlusstilgung eleg<strong>an</strong>t des Problems<br />

erledigten.<br />

D<strong>an</strong>ach wurde ein Informationsvideo von<br />

PwC vorgeführt, das die wichtigsten Studienergebnisse<br />

graphisch hervorhob. Eine Aussage im<br />

Video lautete: „Der einzige sichere Faktor ist<br />

die Unsicherheit.“ Dennoch sehen viele Unternehmer<br />

Wachstumspotenziale, was Investitionen<br />

<strong>an</strong>geht. 2013 müsse das Jahr <strong>der</strong> Öffnung<br />

werden, es bringe nichts, sich auf den eigenen<br />

nationalen Markt zu beschränken. „Der<br />

optimale Unternehmer ist für die Befragten<br />

<strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> sich traut, zu investieren und<br />

auch mal entgegen dem Markt zu agieren“, endete<br />

das Video.<br />

Zum Schluss erläuterte Tamás Lõcsei, PwC-<br />

Partner im Bereich Tax Advisory einige<br />

Ergebnisse: „Der Großteil <strong>der</strong> Unternehmen<br />

gehört zu multinationalen Konzernen, 30 von<br />

ihnen sind deutschstämmig.“ Was die Aussichten<br />

für die nationale Wirtschaft <strong>an</strong>gehe, sei<br />

Russl<strong>an</strong>d am optimistischsten mit 66 Prozent,<br />

gefolgt von Indien und Mexiko. Deutschl<strong>an</strong>d<br />

sei – typisch für Westeuropa – nur sehr verhalten<br />

positiv mit 31 Prozent. Ungarn liege mit<br />

gerade mal 5 Prozent auf dem Niveau von<br />

Jap<strong>an</strong> (das, wie wir wissen, eine Atomkatastrophe<br />

hinter sich hat, die weite Teile <strong>der</strong><br />

Wirtschaft lahm legte; Anm.).<br />

„Interess<strong>an</strong>t, dass m<strong>an</strong> eher dem eigenen<br />

Unternehmen als <strong>der</strong> nationalen Wirtschaft vertraut“,<br />

kommentierte <strong>der</strong> Redner. In Ungarn sehen<br />

M<strong>an</strong>ager die größten Wachstumspotenziale<br />

Prozent versprach. (Zur Wahrheit gehört,<br />

dass ein Drittel <strong>der</strong> Kreditnehmer<br />

einen Forintkredit zur Ablösung<br />

des Devisendarlehens aufnahm,<br />

die somit zwar kein Wechselkursrisiko<br />

mehr zu tragen haben, aber weiterhin<br />

ihrer B<strong>an</strong>k ausgeliefert bleiben.) In<br />

<strong>der</strong> Kommunikation <strong>der</strong> Regierung<br />

wurde das als durchschlagen<strong>der</strong> Erfolg<br />

gefeiert, doch irgendwie muss es mit<br />

<strong>der</strong> Zeit auch Viktor Orbán zu Ohren<br />

gedrungen sein, dass die um ihre 25<br />

Prozent – immerhin mehr als 350<br />

Mrd. Forint – geprellten B<strong>an</strong>ken <strong>an</strong>fingen,<br />

ihre Verluste über die verbliebenen<br />

Schuldner zu „kompensieren“.<br />

Während also die „Freiheitskämpfer“<br />

in ihren warmen Heimen saßen, stiegen<br />

die Kosten und Gebühren für die<br />

Dreiviertelmehrheit ras<strong>an</strong>t <strong>an</strong>, die zur<br />

Schlusstilgung nicht imst<strong>an</strong>de war,<br />

weil m<strong>an</strong> nicht eben mal 6-8 Mio.<br />

Forint auf <strong>der</strong> hohen K<strong>an</strong>te liegen<br />

hatte, um das Geschäft des Lebens zu<br />

machen.<br />

Das zweite Paket zur Rettung <strong>der</strong><br />

Devisenkreditnehmer h<strong>an</strong>delte zwar<br />

auch wie<strong>der</strong> von fixierten Wechselkursen,<br />

doch musste <strong>der</strong> Kunde einen<br />

vollkommen neuen Kreditvertrag abschließen<br />

und wurde neben <strong>der</strong> festen<br />

Tilgungsrate ein „Sammelkonto“ eröffnet,<br />

dessen über die Jahre durch<br />

die B<strong>an</strong>ken „gutgeschriebenen“ Differenzbeträge<br />

am Ende ja doch durch<br />

den Kunden abzuzahlen sind. Weil sie<br />

den Trick <strong>der</strong> nur vorübergehenden<br />

Zahlungserleichterung durchschauten,<br />

folgten dem Ruf <strong>der</strong> Behörden<br />

nur rund 120.000 überschuldete<br />

Familien, die sich so wenigstens für<br />

den Augenblick ein wenig Luft verschaffen<br />

konnten. Laut Angaben <strong>der</strong><br />

Fin<strong>an</strong>zaufsicht PSZÁF wurden dabei<br />

rund 950 Mrd. Forint „abgelöst“.<br />

Nur dass eine Forintabwertung diese<br />

Menschen später leicht in den Ruin<br />

treiben k<strong>an</strong>n.<br />

Dass <strong>der</strong> Staat einen Kampf gegen<br />

Windmühlen führt, zeigen folgende<br />

Zahlen: Bisl<strong>an</strong>g wurden insgesamt<br />

2.300 Mrd. Forint <strong>an</strong> Fremdwährungsschulden<br />

„gelöscht“, die Regierung<br />

habe, wie es Viktor Orbán<br />

gerade wie<strong>der</strong> im Parlament erklärte,<br />

1,3 Millionen Menschen gerettet.<br />

Nach Angaben <strong>der</strong> Nationalb<strong>an</strong>k<br />

MNB beliefen sich die in Devisen denominierten<br />

Schulden am Jahresende<br />

aber doch wie<strong>der</strong> auf weit über 3.500<br />

Mrd. Forint, g<strong>an</strong>z einfach, weil die<br />

Bürger noch so fleißig ihre Monatsraten<br />

tilgen, wenn <strong>der</strong>weil wie<strong>der</strong> 300<br />

Forint für einen Euro und knapp 250<br />

Forint für einen Schweizer Fr<strong>an</strong>ken<br />

zu zahlen sind.<br />

Immer mehr radikalisierte Opfer<br />

des Phänomens „Devisenkredit“ wollen<br />

endlich Klarheit von den Gerichten,<br />

ob sie von den B<strong>an</strong>ken nicht seit<br />

jeher über den Tisch gezogen wurden,<br />

da sie ja nie irgendwelche Devisen<br />

sahen. Selbst nüchterne Ökonomen<br />

sehen den Ausweg in einer<br />

„Forintisierung“ <strong>der</strong> Fremdwährungskredite.<br />

Die Regierung will mal<br />

wie<strong>der</strong> mit den B<strong>an</strong>ken verh<strong>an</strong>deln…<br />

RA<br />

PwC und MGYOSZ veröffentlichen Studie zur CEO-Zufriedenheit in Ungarn und <strong>der</strong> Welt<br />

„Ungarische CEOs sind optimistischer“<br />

durch neue Produkte und Dienstleistungen, erst<br />

d<strong>an</strong>ach über eine Steigerung <strong>der</strong> nationalen<br />

Markt<strong>an</strong>teile, global sei es genau <strong>an</strong><strong>der</strong>sherum.<br />

„Unserer Meinung nach sollten die ungarischen<br />

Unternehmer die Märkte <strong>der</strong> Nachbarlän<strong>der</strong><br />

nicht außer Acht lassen“, empfahl <strong>der</strong> Berater.<br />

Schutzschirm<br />

Staat<br />

Als größte äußere Einflussfaktoren sehen 84<br />

Prozent <strong>der</strong> hiesigen M<strong>an</strong>ager die Regierung<br />

und den Staatshaushalt (global 71 Prozent), d<strong>an</strong>ach<br />

80 Prozent das unberechenbare Wirtschaftswachstum.<br />

Außerdem wird geschätzt,<br />

dass <strong>der</strong> Devisenmarkt in Ungarn eine viel größere<br />

Bedeutung hat als global. Beinahe zwei<br />

Drittel <strong>der</strong> hier Befragten glauben, dass die<br />

Steuerbelastung noch dieses Jahr steigen werde.<br />

„Auf <strong>der</strong> Agenda <strong>der</strong> CEOs hierzul<strong>an</strong>de stehen<br />

Vertrauensgewinn, Kundenfokussierung und<br />

Kooperationen mit <strong>der</strong> Regierung g<strong>an</strong>z oben,<br />

um Bedrohungen durch den Markt besser entgegenwirken<br />

zu können. Global bei 97 Prozent<br />

<strong>der</strong> Kundenfokus, d<strong>an</strong>ach die Konkurrenz“, sagte<br />

Lõcsei. Weltweit sehe m<strong>an</strong> durch eine Erweiterung<br />

des Kundenkreises Ch<strong>an</strong>cen auf<br />

Wachstum (51 Prozent) – ein Faktor, <strong>der</strong> hierzul<strong>an</strong>de<br />

gerade mal 27 Prozent erreicht.<br />

Ein Viertel <strong>der</strong> Unternehmer in Ungarn sieht in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d den wichtigsten Wachstumspartner,<br />

weltweit rund ein Drittel China. Viele Unternehmer<br />

in Ungarn kritisierten die durch die<br />

Regierung verursachte Unsicherheit, „denn die<br />

Pl<strong>an</strong>ungsunsicherheit kommt uns alle teuer zu stehen,<br />

hoffentlich hört die Regierung diese Botschaft“,<br />

so Lõcsei. Auf Nachfrage <strong>der</strong> BUDAPESTER<br />

ZEITUNG fügte er hinzu, dass vor allem die Kommunikation<br />

<strong>der</strong> Regierung bemängelt werde, „die<br />

Unternehmer wollen mehr Dialog und weniger<br />

Überraschungen. Generell stünden sie aber positiv<br />

zur Senkung des Staatsdefizits.“<br />

DANIEL HIRSCH<br />

KOMPAKT<br />

Statistiker sehen vertiefte Krise.<br />

Die Rezession könnte sich noch vertiefen,<br />

wenn <strong>der</strong> Trend <strong>an</strong>hält, den die<br />

neuesten Daten des Zentralamtes für<br />

Statistik (KSH) für den Monat J<strong>an</strong>uar<br />

verraten. Demnach fiel <strong>der</strong> Einzelh<strong>an</strong>del<br />

erneut um dramatische 4,1%<br />

zurück und bef<strong>an</strong>d sich die Industrieproduktion<br />

mit 1,4% im Minus. Letzteres<br />

lässt nicht viel Gutes für die<br />

Exportleistung erhoffen. Diese war im<br />

Dezember 2012 bereits um ein<br />

Zehntel schmalbrüstiger als ein Jahr<br />

zuvor ausgefallen.<br />

MVM-Prozess: Geld weg, aber niem<strong>an</strong>d<br />

war schuld. Die Angeklagten im<br />

Prozess um die schwere und b<strong>an</strong>denmäßige<br />

Veruntreuung staatlicher Gel<strong>der</strong><br />

bei <strong>der</strong> MVM-Gruppe im Zeitraum<br />

2006-2008 weisen jede strafrechtliche<br />

Ver<strong>an</strong>twortung von sich. Neben dem<br />

damaligen Vorst<strong>an</strong>dschef István Kocsis<br />

wird weiteren fünf M<strong>an</strong>agern und<br />

Partnern wie dem Milliardär László<br />

Kapolyi vorgeworfen, die Energieholding<br />

um mindestens 15 Mrd. Forint<br />

erleichtert zu haben. Die für verschiedene<br />

windige Projekte bereitgestellten<br />

MVM-Kredite flossen <strong>an</strong>geblich<br />

umgehend und auf Nimmerwie<strong>der</strong>sehen<br />

auf Offshore-Konten.<br />

EU-Milliarden für Verkehrsprojekte.<br />

Die staatliche Infrastrukturgesellschaft<br />

NIF Zrt. schreibt sieben<br />

Verkehrsprojekte im Gesamtwert von<br />

rund 150 Mrd. Forint (500 Mio. Euro)<br />

aus, die zu 85% aus EU-För<strong>der</strong>mitteln<br />

fin<strong>an</strong>ziert werden. Dabei wird die<br />

Autobahn M4 auf knapp 30 km Länge<br />

zwischen Abony und Fegyvernek<br />

weitergebaut, zu welchem Abschnitt<br />

neue Brücken über die Flüsse Theiß<br />

und Zagyva bei Szolnok gehören.<br />

D<strong>an</strong>eben sind mehrere Ortsumgehungsstraßen<br />

und die Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

<strong>der</strong> Bahnstrecke Budapest-Gyoma im<br />

Südosten des L<strong>an</strong>des gepl<strong>an</strong>t.<br />

Renten-Einst<strong>an</strong>d war für die<br />

Katz. Im staatlichen Rentenreformfonds<br />

bef<strong>an</strong>den sich am Jahresende<br />

noch 310 Mrd. Forint, informierte die<br />

Zentrale zur Verwaltung <strong>der</strong> Staatsschulden<br />

(ÁKK). Nachdem die Orbán-<br />

Regierung mit einem sog. „Einst<strong>an</strong>d“<br />

die Gel<strong>der</strong> aus den privaten Pensionskassen<br />

in das staatliche System zurücklenkte,<br />

war <strong>der</strong> Fonds Mitte 2011<br />

mit einem Vermögen von knapp 3.000<br />

Mrd. Forint <strong>an</strong>getreten. Neben dem<br />

Einstieg bei Mol und Rába sollte das<br />

Geld ursprünglich <strong>der</strong> Schuldensenkung<br />

dienen, tatsächlich liegen die<br />

Staatsschulden heute aber nominal<br />

um rund 2.000 Mrd. Forint höher als<br />

vor zwei Jahren.<br />

Ein Fünftel weniger Pkw. Der<br />

Automarkt kommt weiterhin nicht auf<br />

Touren; bis Ende Februar lag die Zahl<br />

<strong>der</strong> Neu<strong>an</strong>meldungen laut JATO<br />

Dynamics mit 7.550 Pkw ein Fünftel<br />

unter dem Vorjahreswert. Im zweiten<br />

Monat erwies sich Ford als erfolgreichste<br />

Marke, seit Jahresbeginn hält<br />

sich aber noch VW <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Spitze</strong>.<br />

Gefragteste Modelle sind Opel Astra<br />

und Skoda Octavia, Privatkunden dominieren<br />

einzig bei Suzuki die<br />

Verkaufszahlen.


6 BUDAPESTER ZEITUNG WIRTSCHAFT 8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10<br />

KOMPAKT<br />

Audi Hungaria weiterhin bester<br />

Arbeitsplatz. Die Audi Hungaria Motor<br />

Kft. ist zum fünften Mal in Folge attraktivster<br />

Arbeitgeber Ungarns. An <strong>der</strong><br />

Erhebung von Aon Hewitt und AIESEC<br />

beteiligten sich 9.800 junge Mitarbeiter<br />

sowie 4.200 Hochschulabsolventen.<br />

Platz 2 belegte Mercedes-Benz noch<br />

vor dem heimischen Mineralölkonzern<br />

Mol. Neben Weltmarken (Microsoft,<br />

Nestlé, Coca-Cola, IKEA, IBM und<br />

L’Oreal) l<strong>an</strong>dete mit Bosch (auf dem 7.<br />

Platz) ein drittes Unternehmen <strong>der</strong><br />

Automobilindustrie in <strong>der</strong> Top 10, gefolgt<br />

vom Pharmakonzern Richter als<br />

dem zweiten einheimischen Vertreter.<br />

Erste will aggressiv Kredite verteilen.<br />

Ungeachtet <strong>der</strong> Verluste von 6,1<br />

Mrd. Forint ist die Erste B<strong>an</strong>k Hungary<br />

mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr<br />

zufrieden, denn ein Jahr zuvor hatten<br />

die Österreicher in Ungarn Rekordverluste<br />

von 157,6 Mrd. Forint eingefahren.<br />

Nachdem die Bil<strong>an</strong>zsumme um<br />

ein Siebtel auf 2.788 Mrd. Forint<br />

zurückgefallen war, verspricht Vorst<strong>an</strong>dsvorsitzen<strong>der</strong><br />

Jelasity Radován<br />

für dieses Jahr ein „aggressives“ Neugeschäft<br />

bei Kreditausreichungen,<br />

denn mit 930.000 Kunden und 141<br />

Filialen sei m<strong>an</strong> unverän<strong>der</strong>t ton<strong>an</strong>gebend<br />

im L<strong>an</strong>de.<br />

GVH verhängte Millionenstrafen.<br />

Die Wettbewerbsaufsicht GVH hat die<br />

Diskontkette Aldi mit einer Geldbuße<br />

von 25 Mio. Forint und den Mobiltelefon<strong>an</strong>bieter<br />

Vodafone mit 30 Mio. Forint<br />

belegt. Zur Begründung hieß es, Aldi<br />

habe bei einer l<strong>an</strong>desweiten Aktion zu<br />

wenig <strong>der</strong> gefragten Produkte bereitgestellt<br />

und damit die Kunden getäuscht.<br />

Vodafone habe wie<strong>der</strong>um hinsichtlich<br />

des Breitb<strong>an</strong>dinternets falsch<br />

behauptet, das eigene Netz stehe<br />

überall zur Verfügung, und soll sich<br />

obendrein abfällig zur Konkurrenz<br />

geäußert haben.<br />

Streit Hubertus kontra Staat geht<br />

weiter. Vor einem Schiedsgericht in<br />

Wien verlor <strong>der</strong> ungarische Staat gegen<br />

die deutsche Hubertus Bt. Der<br />

Staat hatte im vorigen Jahr intensiv<br />

versucht, den noch 1992 zwischen dem<br />

hessischen Agrarbetrieb und <strong>der</strong> damaligen<br />

staatlichen Vermögensverwaltung<br />

AVÜ geschlossenen Privatisierungsvertrag<br />

auszuhebeln, etwa unter<br />

Hinweis auf den zu niedrigen Kaufpreis<br />

o<strong>der</strong> die Schädigung <strong>der</strong> Natur. Das<br />

Tafelgericht in Kaposvár <strong>an</strong>nullierte unterdessen<br />

Teile des Vertrags, <strong>der</strong> insgesamt<br />

jedoch weiter Best<strong>an</strong>d habe.<br />

Zugleich erklärte es, in Fragen zu<br />

Grund und Boden könne nur ein einheimisches<br />

Gericht entscheiden.<br />

Praktiker wird kleiner. Die neue<br />

Strategie, Baumärkte mit kleinen Verkaufsflächen<br />

im ländlichen Raum zu<br />

eröffnen, hat sich bewährt, erklärte <strong>der</strong><br />

Geschäftsführer <strong>der</strong> Praktiker Kft.,<br />

Karl-Heinz Keth. Während OBI in Gyõr<br />

gerade seinen 25. Großmarkt eröffnete,<br />

will Praktiker mit kleinen Einheiten<br />

insbeson<strong>der</strong>e auf die kaufkräftigere<br />

Region Tr<strong>an</strong>sd<strong>an</strong>ubien setzen und<br />

St<strong>an</strong>dorte in Grenznähe favorisieren,<br />

um auch Kunden aus den Nachbarlän<strong>der</strong>n<br />

<strong>an</strong>zulocken.<br />

Mo<strong>der</strong>ne Dämmstoffe mit deutscher<br />

Technik. Masterplast hat ein<br />

Investitionsprojekt im Volumen von 1,4<br />

Mio. Euro abgeschlossen; mit deutschen<br />

Maschinen wird die Kapazität<br />

zur Herstellung von Dämmstoffen für<br />

das Baugewerbe um mehr als 10 Mio.<br />

Quadratmeter pro Jahr erweitert. Das<br />

Werk im nordungarischen Kál soll in erster<br />

Linie für EU-Exportmärkte produzieren<br />

und schon 2014 knapp 3 Mio.<br />

Euro <strong>an</strong> zusätzlichen Umsätzen generieren.<br />

Germ<strong>an</strong>wings pl<strong>an</strong>t l<strong>an</strong>gfristiges Wachstum auf dem ungarischen Markt<br />

„Wir sind ein Premium-Lowcost-Carrier“<br />

Germ<strong>an</strong>wings mit neuen Flug<strong>an</strong>geboten und demnächst auch neuem Logo : „Wir wollen auf dem ungarischen Markt wachsen.“<br />

Vor zehn Jahren flog m<strong>an</strong> noch als erste Lowcost-Fluglinie<br />

überhaupt vom Budapester Terminal<br />

1 ab, nun will m<strong>an</strong> auf dem hiesigen Flugmarkt<br />

wie<strong>der</strong> neue Akzente setzen: verg<strong>an</strong>genen<br />

Freitag gab die Lufth<strong>an</strong>sa-Tochter Germ<strong>an</strong>wings<br />

bek<strong>an</strong>nt, sich in Ungarn neu positionieren zu<br />

wollen. Dazu gehören neben mehr Angeboten<br />

ab Budapest eine Flottenerweiterung, mehr Personal<br />

und ein neues Firmendesign. Die Konzernmutter<br />

Lufth<strong>an</strong>sa bietet wie<strong>der</strong>um den ungarischen<br />

Germ<strong>an</strong>wings-Kunden verstärkt internationale<br />

Anschlussflüge ab Deutschl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>.<br />

ir wollen auf dem ungarischen Markt<br />

„W wachsen“, verkündete Germ<strong>an</strong>wings-<br />

Sprecher Andreas Engel auf <strong>der</strong> Pressekonferenz<br />

am Freitag, bei <strong>der</strong> auch Lufth<strong>an</strong>sa-Vertreter zugegen<br />

waren. Insgesamt wolle m<strong>an</strong> neben neuen<br />

Flug<strong>an</strong>geboten bis 2015 auch die Flotte von bisher<br />

32 auf 90 Maschinen erweitern und die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Beschäftigten von 1.350 auf 2.500<br />

sowie die <strong>der</strong> Fluggäste von 7,7 auf 20 Millionen<br />

erhöhen. „Viele Ungarn haben von Germ<strong>an</strong>wings<br />

nur gehört, fliegen aber mit Lufth<strong>an</strong>sa“, erklärte<br />

Engel das neue Engagement, „bei uns k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

zukünftig beides verbinden, indem m<strong>an</strong> etwa<br />

Flüge bei uns über die Lufth<strong>an</strong>sa-Webseite buchen<br />

sowie Flugmeilen für beide Gesellschaften<br />

sammeln und bei beiden einlösen k<strong>an</strong>n. Wir wollen<br />

auch hier in Ungarn Synergien finden.“<br />

Außerdem werde m<strong>an</strong> sich optisch <strong>der</strong> Mutter<br />

<strong>an</strong>nähern, indem m<strong>an</strong> ab 1.Juli ein neues Logo<br />

vor weißem Hintergrund <strong>an</strong>nehme und das<br />

Bordpersonal neu einkleide.<br />

„Wir wollen das Lowcost-Segment neu definieren,<br />

da dieses hier in Budapest sehr stark vertreten<br />

ist. Bei uns wollen wir auch die Ansprüche<br />

von Business-Kunden befriedigen“, so Engel.<br />

Daher werden ab April verstärkt Verbindungen<br />

etwa nach Hamburg und von dort weiter zum<br />

Beispiel nach Brüssel mit drei neuen Tarifen <strong>an</strong>geboten:<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> Economy-Klasse entsprechende<br />

Basic-Tarif mit einem Ticket-Einstiegspreis ab 33<br />

Euro bei Buchung von etwa vier Monaten im<br />

Voraus, <strong>der</strong> Smart-Tarif mit Extras wie Sitzplatzreservierung<br />

im Voraus und <strong>der</strong> Best-Tarif, <strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Business-Klasse entspricht und <strong>an</strong>spruchsvollere<br />

Geschäftskunden <strong>an</strong>sprechen soll. Zwar<br />

werden die für die Airlines teuren Drehkreuze<br />

Fr<strong>an</strong>kfurt und München von Germ<strong>an</strong>wings weiterhin<br />

nicht <strong>an</strong>geflogen, doch es werde mehr<br />

Verbindungen etwa nach Stuttgart geben, denn:<br />

„Die Ungarn fliegen gern in die deutsche<br />

Tosk<strong>an</strong>a“, so Engel. 2012 habe m<strong>an</strong> über 100.000<br />

Gäste zwischen Budapest und Stuttgart/Köln beför<strong>der</strong>t,<br />

was ein Wachstum von fünf Prozent bedeute.<br />

D<strong>an</strong>eben soll es mehr und mehr internationale<br />

Anschlussflüge geben, unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em von<br />

Budapest nach Düsseldorf und von dort weiter<br />

mit <strong>der</strong> Lufth<strong>an</strong>sa nach New York.<br />

Lufth<strong>an</strong>sa-Niveau<br />

zu Germ<strong>an</strong>wings-Preisen<br />

„Wir definieren uns selbst als Premium-Lowcost-Carrier“,<br />

so <strong>der</strong> Germ<strong>an</strong>wings-Sprecher,<br />

während Ofer Kisch, Regional Director Central<br />

Europe bei Lufth<strong>an</strong>sa ergänzte: „Lowcost und<br />

Premium nähern sich immer mehr <strong>an</strong>. Bei uns<br />

bekommt m<strong>an</strong> das Beste aus beiden Welten.“<br />

Germ<strong>an</strong>wings-Kunden seien daher vollkommen<br />

bei Lufth<strong>an</strong>sa integriert sowie akzeptiert und<br />

könnten zum Beispiel auch die Lufth<strong>an</strong>sa-<br />

Lounge nutzen.“ M<strong>an</strong> wolle den Kunden mehr<br />

Optionen zur Auswahl stellen, so Kisch, daher<br />

biete m<strong>an</strong> den Kunden aus Ungarn auch Flüge<br />

über Deutschl<strong>an</strong>d nach Brüssel <strong>an</strong>, obwohl es<br />

Direktverbindungen etwa mittels Brussels Airlines<br />

gibt. Ein Journalist merkte hier <strong>an</strong>, dass<br />

diese aber teuer seien, was Kisch bestätigte.<br />

Im Anschluss erklärte Kisch auf Nachfrage <strong>der</strong><br />

BUDAPESTER ZEITUNG: „Der verstärkte Einsatz<br />

von Germ<strong>an</strong>wings von und nach Budapest war<br />

schon länger gepl<strong>an</strong>t, da sich das Fluggeschäft<br />

mehr und mehr auf das Lowcost-Segment verlagert<br />

hat und die Lufth<strong>an</strong>sa ihre zusätzlichen Belastungen,<br />

etwa durch die Kerosin-Steuer in Deutschl<strong>an</strong>d,<br />

ausgleichen muss. Je nach Bedürfnis findet<br />

nun je<strong>der</strong> Kunde das richtige Angebot für sich.“<br />

Da passt es auch ins Bild, dass einige Tage später<br />

mitgeteilt wurde, dass Lufth<strong>an</strong>sa seine Flüge auf<br />

<strong>der</strong> Route Budapest-Berlin vorerst gänzlich einstellt<br />

– eine Route, die dafür künftig Germ<strong>an</strong>wings<br />

fliegen k<strong>an</strong>n.<br />

M<strong>an</strong> habe die Bedürfnisse des Marktes erk<strong>an</strong>nt<br />

und wolle etwas Solides einbringen, fügte Engel hinzu,<br />

„daher streben wir Lufth<strong>an</strong>sa-Niveau <strong>an</strong> Bord zu<br />

Germ<strong>an</strong>gwings-Preisen <strong>an</strong>.“ M<strong>an</strong> rechne l<strong>an</strong>gfristig<br />

mit einem org<strong>an</strong>ischen Wachstum auf dem ungarischen<br />

Markt, im Sommer sollen die Frequenzen noch<br />

weiter erhöht werden. „Wir haben eine gute<br />

Beziehung zum Budapester Flughafen“, so Engel,<br />

„wir fühlen uns nach unserem Umzug vom Terminal<br />

1 zum Terminal 2 sehr wohl und pflegen eine faire<br />

Partnerschaft mitein<strong>an</strong><strong>der</strong>. Bis 2015 könnte daher<br />

noch einiges dazukommen.“ Etwa 95 Prozent <strong>der</strong><br />

weltweiten Ticketverkäufe liefen über das Internet,<br />

schätzte <strong>der</strong> Sprecher, „Was das <strong>an</strong>geht, sind unsere<br />

ungarischen Kunden genauso wie die deutschen: etwa<br />

70 Prozent online, etwa 30 Prozent klassisch am<br />

Schalter.“ Daher sei auch ein Umbau <strong>der</strong> Germ<strong>an</strong>wings-Webseite<br />

gepl<strong>an</strong>t, es sei allerdings noch unklar,<br />

ob diese auch auf Ungarisch aufrufbar sein werde.<br />

DANIEL HIRSCH<br />

Der Deutsche Wirtschaftsclub Budapest lädt zum Vortrag:<br />

Wo bleibt das ungarische Wirtschaftswachstum?<br />

Nachdem auf <strong>der</strong> DWC-Februar-Ver<strong>an</strong>staltung (IWF, Wirtschaftsforschungsinstitut<br />

Századvég und Deutsche Botschaft) insbeson<strong>der</strong>e die makroökonomischen<br />

Aspekte <strong>der</strong> ungarischen Wirtschaft im Mittelpunkt st<strong>an</strong>den, widmet sich<br />

diese Ver<strong>an</strong>staltung speziell <strong>der</strong> Unternehmenssphäre. Ausgehend von ihren<br />

individuellen, konkreten Erfahrungen werden Vertreter namhafter deutscher<br />

Großinvestoren eine Einschätzung folgen<strong>der</strong> St<strong>an</strong>dortfaktoren geben:<br />

- Steuerwesen, För<strong>der</strong>politik und öffentliche Ausschreibungen<br />

- Arbeitskräftesituation (Qualität und Verfügbarkeit)<br />

- Rechtliche Rahmenbedingungen (Bürokratie und Rechtssicherheit)<br />

- Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Verwaltung und dem Staat<br />

- Maßnahmen <strong>der</strong> Regierung zur Haushaltskonsolidierung und Wachstumsbelebung<br />

Außerdem werden die Referenten einen kurzen Überblick über ihre jeweiligen<br />

Wachstums- und Investitionspläne sowie das Image und die strategische<br />

Positionierung <strong>der</strong> ungarischen Tochterfirma innerhalb des Gesamtkonzerns geben.<br />

am Mittwoch, den 27. März 2013 um 18:00 Uhr ins Kempinski Hotel Corvinus Budapest ein.<br />

MARIE-THERES THIELL<br />

CEO <strong>der</strong> Budapesti Elektromos Mûvek Nyrt.<br />

JÜRGEN GRUNERT<br />

CFO <strong>der</strong> IT Services Hungary Kft.<br />

DALE A. MARTIN<br />

CEO <strong>der</strong> Siemens Zrt.<br />

JAVIER GONZÁLES PAREJA<br />

CEO <strong>der</strong> Robert Bosch Kft.<br />

EKKEHARD PHILIPP<br />

CFO <strong>der</strong> Mercedes-Benz M<strong>an</strong>ufacturing Hungary Kft.<br />

Weitere Informationen und Anmeldung unter: Deutscher Wirtschaftsclub Budapest e.V. H-1051 Budapest, Erzsébet tér 7-8. Tel.: (+36-1) 312-1123 FAX: (+36-1) 312-1126<br />

E-Mail: mail@dwc.hu www.dwc.hu B<strong>an</strong>kverbindung: CIB Hungária B<strong>an</strong>k Zrt. - Kto.Nr.: 10700024-04066301-51100005


8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10 WIRTSCHAFT BUDAPESTER ZEITUNG 7<br />

Fortsetzung auf Seite 1<br />

Das Jüdische Museum ist ja europaweit sehr<br />

aktiv. Ich habe diese Idee aufgegriffen und<br />

<strong>an</strong> den ungarischen Botschafter in Berlin,<br />

Herrn József Czukor, weitergetragen. Nach<br />

Konsultationen, unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em mit dem<br />

stellvertretenden Staatssekretär im Außenministerium<br />

Gergely Prõhle wurde aus <strong>der</strong><br />

Idee Realität. Wir haben sofort auch hier offene<br />

Türen und ein hohes Maß <strong>an</strong> Bereitschaft<br />

vorgefunden.<br />

Worum ging es in Ihren Gesprächen mit<br />

Vertretern <strong>der</strong> ungarischen Regierung?<br />

Es ging erst einmal um gemeinsame Positionen<br />

in <strong>der</strong> Europapolitik. Unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em<br />

bei <strong>der</strong> Donauraum-Strategie. Wir haben<br />

uns aber auch über einige Aspekte <strong>der</strong> Visegrád-Gruppe<br />

unterhalten.<br />

Spielten auch wirtschaftliche Themen eine Rolle?<br />

Insbeson<strong>der</strong>e mit dem Staatssekretär für<br />

Außenwirtschaftsfragen, Péter Szijjártó, habe<br />

ich über die deutsch-ungarischen Wirtschaftsbeziehungen<br />

gesprochen. In Ungarn<br />

gibt es über 5.000 Unternehmen mit einem<br />

deutschen Anteil, sie sind für etwa 300.000<br />

Arbeitsplätze ver<strong>an</strong>twortlich. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

mit Blick auf diese hohe Bedeutung ist es<br />

unverständlich, dass große deutsche Unternehmen<br />

– teilweise sogar nachträglich – mit<br />

Son<strong>der</strong>steuern belastet werden und dass<br />

Zusagen gebrochen werden.<br />

Haben Sie das <strong>an</strong>gesprochen?<br />

Ungarn und Deutsche sind gute Freunde,<br />

wir können über alles reden. Rechtssicherheit<br />

ist ein maßgeblicher Faktor, um als<br />

Investitionsst<strong>an</strong>dort interess<strong>an</strong>t zu bleiben.<br />

Die erwähnten Maßnahmen sind dem nicht<br />

zuträglich, das habe ich deutlich gemacht.<br />

Der Staatssekretär hat auf die Notwendigkeit<br />

zum Defizitabbau hingewiesen und auf<br />

entsprechende EU-Vorgaben. Die ungarische<br />

Regierung habe entschieden, den Haushalt<br />

hauptsächlich über die Einnahmeseite,<br />

und hier wie<strong>der</strong>um über die Erhöhung <strong>der</strong><br />

indirekten Steuern, zu konsolidieren.<br />

War diese Erklärung für Sie als Vertreterin<br />

einer Wirtschaftspartei überzeugend?<br />

Ich bin Vertreterin einer liberalen Partei, also<br />

einer Partei mit Wirtschaftskompetenz.<br />

Gespräch mit <strong>der</strong> Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper<br />

„Ungarn sollte den Weg <strong>der</strong> Rechtsstaatlichkeit nicht verlassen“<br />

Staatsministerin Cornelia Pieper: „Nicht zuletzt im ungarischen Parlament vermisse ich eine richtige liberale Partei.”<br />

Wir haben die Wirkung von Steuererhöhungen<br />

also sachgerecht erörtern können.<br />

Bestimmte Argumente konnte ich nachvollziehen.<br />

Das eigentliche große Thema ist aber<br />

Verlässlichkeit. Wenn m<strong>an</strong> solche Schritte ergreift,<br />

d<strong>an</strong>n muss m<strong>an</strong> die Wirtschaft rechtzeitig<br />

einbeziehen und beson<strong>der</strong>s rückwirkende<br />

Maßnahmen vermeiden.<br />

Spielten in Ihren Gesprächen auch politische<br />

Fragen eine Rolle? Nicht zuletzt Vertreter Ihrer<br />

Partei hatten sich ja in <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit teilweise<br />

massiv gegen wirkliche und vermeintliche<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> ungarischen Regierung zu<br />

Wort gemeldet. Hat sich zumindest Ihr Ungarn-<br />

Bild nach den Gesprächen etwas geän<strong>der</strong>t?<br />

Ich möchte erst einmal festhalten, dass ich<br />

bereits zu Beginn unseres Gesprächs auf die<br />

beson<strong>der</strong>e Bedeutung Ungarns für uns<br />

Deutsche hingewiesen habe. Der Austausch<br />

zwischen unseren Län<strong>der</strong>n ist sehr intensiv,<br />

wie Sie auch <strong>an</strong> meinem Besuch ablesen können.<br />

Und nächste Woche kommt <strong>der</strong> ungarische<br />

Staatspräsident zu uns nach Berlin.<br />

Wenn m<strong>an</strong> unter Freunden also auf einem<br />

solchen festen Fundament Kritik übt, heißt<br />

das ja nicht, dass damit die Freundschaft<br />

vorbei wäre. Im Gegenteil: gerade wenn<br />

m<strong>an</strong> befreundet ist, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich Kritik<br />

auch direkt sagen können. So habe ich auch<br />

in meinen Gesprächen g<strong>an</strong>z offen gesagt,<br />

dass Deutschl<strong>an</strong>d Probleme damit hat, dass<br />

jetzt nachträglich noch einmal die Verfassungsgerichtsbarkeit<br />

in ihren Kompetenzen<br />

eingeschränkt werden soll.<br />

Wie hat die ungarische Seite diesen Einw<strong>an</strong>d<br />

aufgenommen?<br />

Es wurde darauf hingewiesen, dass das alles<br />

noch in <strong>der</strong> Diskussion und noch gar nicht<br />

entschieden sei. Ich habe das Thema aber<br />

trotzdem bewusst <strong>an</strong>gesprochen, um noch<br />

einmal deutlich zu machen, dass wir erwarten,<br />

dass Ungarn gerade als das L<strong>an</strong>d <strong>der</strong><br />

Freiheit für Deutschl<strong>an</strong>d den Weg <strong>der</strong><br />

Rechtsstaatlichkeit nicht verlässt.<br />

Auf Ihrem Besuchsprogramm st<strong>an</strong>den nur<br />

Fidesz- und Fidesz-nahe Politiker. Wahrscheinlich<br />

kein Wun<strong>der</strong>, immerhin sind liberale<br />

Parteien in Ungarn so gut wie verschwunden.<br />

Haben Sie im Vorfeld Ihres Besuches einmal<br />

sondieren lassen, ob es in Ungarn nicht doch<br />

noch liberale Politiker gibt, die es wert gewesen<br />

wären, sich mit ihnen zu treffen?<br />

Ich bin hier nicht als Parteipolitikerin, son<strong>der</strong>n<br />

als Vertreterin <strong>der</strong> Bundesregierung.<br />

Aber natürlich interessiert es mich schon,<br />

wo die liberalen Elemente geblieben sind.<br />

Nicht zuletzt im ungarischen Parlament vermisse<br />

ich eine richtige liberale Partei. Übrigens<br />

hatte mir Staatssekretär Szijjártó g<strong>an</strong>z<br />

offen erklärt, dass er und seine Partei sich<br />

auch als Wirtschaftsliberale fühlen würden.<br />

In Deutschl<strong>an</strong>d ist die FDP ja beides: Sie ist<br />

sowohl die Partei <strong>der</strong> Wirtschaftskompetenz,<br />

als auch die <strong>der</strong> Bürgerrechte und <strong>der</strong> Rechtsstaatlichkeit.<br />

Dieser Punkt ist hier meiner<br />

Meinung nach ein wenig<br />

aus dem Blickfeld<br />

geraten.<br />

BZT / J<strong>an</strong> Mainka<br />

nahen Eurorettungspolitik punkten, also mit<br />

Dingen, die <strong>der</strong> FDP in den letzten Jahren<br />

nach dem Dafürhalten vieler Wähler abh<strong>an</strong>den<br />

gekommen sind. Erfüllt Sie das mit Blick auf<br />

die Zukunft Ihrer Partei mit Sorge?<br />

Nein. Ich glaube nicht, dass <strong>der</strong> FDP irgendetwas<br />

abh<strong>an</strong>den gekommen ist, ich<br />

glaube, dass die FDP, auch seitdem sie Regierungspartei<br />

ist, es nur einfach vernachlässigt<br />

hat, ihre Botschaften und das, wofür sie<br />

steht, zu kommunizieren. Die Menschen<br />

wollen ja von uns wissen, wozu sie uns brauchen.<br />

Daher muss stärker herausgestellt und<br />

kommuniziert werden, was <strong>der</strong> Beitrag <strong>der</strong><br />

FDP in <strong>der</strong> Regierung ist. Etwa unser Beharren<br />

auf den Prinzipien <strong>der</strong> sozialen<br />

Marktwirtschaft und <strong>der</strong> Ordnungspolitik.<br />

Ebenso unser Einsatz für die Bürgerrechte.<br />

Stärker unterstrichen werden muss auch unsere<br />

Bildungskompetenz. Die FDP ist ja eine<br />

Bildungspartei, eine Partei des Bildungsbürgertums.<br />

Wir haben in dieser Regierung unter<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>em dafür gesorgt, dass nicht nur gespart<br />

wird, son<strong>der</strong>n dass innerhalb von vier<br />

Jahren auch zusätzliche 13 Milliarden Euro<br />

für Bildung und Forschung ausgegeben werden.<br />

Wo haben Sie das noch einmal in<br />

Europa, dass es eine Regierung schafft,<br />

gleichzeitig den Haushalt zu konsolidieren<br />

und in Forschung und Bildung zu investieren!<br />

Solche Dinge muss die FDP stärker kommunizieren.<br />

Im Übrigen haben wir in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

Erfahrungen mit neuen Parteien, die<br />

sich nicht durchsetzen konnten. Sie wissen,<br />

wie schwierig es ist, in Deutschl<strong>an</strong>d eine<br />

neue Partei zu gründen…<br />

... bei <strong>der</strong> Mediensituation ist das auch kein<br />

Wun<strong>der</strong>.<br />

Genau. M<strong>an</strong> braucht nur <strong>an</strong> die Piraten zu<br />

denken, die jetzt in den Umfragen abstürzen.<br />

Neue Parteien sind ein Aufleuchten für eine kurze<br />

Zeit, aber eben kein Ereignis auf Dauer.<br />

Bei <strong>der</strong> Euro-Rettungspolitik hat die FDP<br />

gleich eine g<strong>an</strong>ze Reihe <strong>an</strong> liberalen Grundsätzen<br />

verraten.<br />

Ich glaube, dass die FDP hier nichts verraten<br />

hat. Die Regierungspartei FDP hat klar den<br />

Haben Sie eine<br />

Erklärung dafür, dass in<br />

Län<strong>der</strong>n wie „Ihrem“<br />

Bundesl<strong>an</strong>d Sachsen-<br />

Anhalt und auch in<br />

Ungarn, wo es mit <strong>der</strong><br />

Wirtschaft nicht g<strong>an</strong>z so<br />

gut läuft, ausgerecht<br />

Parteien, die mit Wirtschaftskompetenz<br />

punkten<br />

möchten, in <strong>der</strong> Wählergunst<br />

so schlecht abschneiden?<br />

Eigentlich<br />

müsste es doch umgekehrt<br />

Wirtschaftsliberale: Zusammen mit Staatssekretär Péter Szijjártó.<br />

sein.<br />

M<strong>an</strong> muss sich die jeweilige Situation genauer<br />

<strong>an</strong>sehen. Die letzten L<strong>an</strong>dtagswahlen<br />

hatten in Sachsen Anhalt knapp zwei Wochen<br />

nach dem Unglück von Fukushima<br />

stattgefunden. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt<br />

für eine Partei, die sich zur Kernkraft<br />

bekennt und dazu, dass wir die sichersten<br />

Kernkraftwerke <strong>der</strong> Welt haben. Auch<br />

Argumente unserer Wirtschafts- und Fin<strong>an</strong>zkompetenz<br />

hatten es in einem solchen Umfeld<br />

natürlich schwerer.<br />

Kurs <strong>der</strong> K<strong>an</strong>zlerin unterstützt, <strong>der</strong> auch<br />

richtig war und ist, nämlich auf einen starken<br />

Euro zu setzen und darauf, dass <strong>der</strong><br />

Stabilitätspakt wie<strong>der</strong> eingehalten wird. Da<br />

hatte m<strong>an</strong> vergessen, die Leitpl<strong>an</strong>ken zu setzen<br />

und vor allem für <strong>der</strong>en Einhaltung zu<br />

sorgen, aber auch von den Schuldnern in<br />

Europa einzufor<strong>der</strong>n, dass sie sparen und ihre<br />

Haushalte konsolidieren. Jetzt haben wir<br />

eine Schuldenbremse in den Verfassungen<br />

<strong>der</strong> europäischen Mitgliedsstaaten. Es ist<br />

schon viel passiert. Deutschl<strong>an</strong>d lebt von<br />

Also war nur das Timing ein wenig ungünstig…<br />

Ich glaube für die Liberalen ist das auch eine<br />

Frage <strong>der</strong> Kommunikation, wie sie es<br />

schafft, ihre eigene Politik dem Wähler zu<br />

präsentieren.<br />

Europa. Für uns ist Europa ein wichtiges<br />

Friedens- und Integrationsprojekt. An<strong>der</strong>e<br />

Staaten und Kontinente blicken mit Bewun<strong>der</strong>ung<br />

auf das, was wir geschaffen haben.<br />

Ich finde, wir sollten auch einmal stolz darauf<br />

sein, dass Europa unsere gemeinsame<br />

In Deutschl<strong>an</strong>d gibt es aller Voraussicht Heimat geworden ist, weil Europa uns<br />

nach am 13. April eine neue Partei. Die Rede<br />

ist von <strong>der</strong> „Alternative für Deutschl<strong>an</strong>d“.<br />

Diese Partei möchte insbeson<strong>der</strong>e mit Wirtschaftskompetenz<br />

und einer volks- und realitäts-<br />

Frieden und Wohlst<strong>an</strong>d geschenkt hat, insbeson<strong>der</strong>e<br />

uns Deutschen, aber auch den<br />

Ungarn.<br />

JAN MAINKA


8 BUDAPESTER ZEITUNG FEUILLETON 8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10 9<br />

Familien sind heute mehr denn je von Armut bedroht – die Gründe sind vielfältig, die Auswirkungen oft ähnlich.<br />

In Deutschl<strong>an</strong>d entbr<strong>an</strong>nte schon vor einigen<br />

Jahren eine Diskussion um den Begriff <strong>der</strong><br />

„Kin<strong>der</strong>armut“. Die Frage hierbei ist, ob<br />

Kin<strong>der</strong> tatsächlich arm sind o<strong>der</strong> durch ihre<br />

Eltern in Armut leben. Allerdings ist diese<br />

Frage <strong>an</strong> Zynismus kaum noch zu übertreffen,<br />

denn egal ob aktiv o<strong>der</strong> passiv arm – fest steht,<br />

Kin<strong>der</strong> trifft es mindestens genauso hart, wenn<br />

ihren Eltern <strong>der</strong> fin<strong>an</strong>zielle Spielraum fehlt.<br />

Die Kin<strong>der</strong>schutzorg<strong>an</strong>isation UNICEF<br />

veröffentlichte jüngst einen Bericht zur<br />

Situation von Kin<strong>der</strong>n in Ungarn. Erschütterndes<br />

Ergebnis dabei: Jedes zweite Mädchen<br />

o<strong>der</strong> je<strong>der</strong> zweite Junge muss im Alltag verzichten.<br />

Die UNICEF definiert das Wohlergehen von<br />

Kin<strong>der</strong>n als gesichert, wenn „fin<strong>an</strong>zielle, emotionale,<br />

physische, kulturelle sowie soziale<br />

Bedürfnisse befriedigt werden – und das Kind<br />

selbst seine Lebensumstände als gut empfindet.<br />

Das Wohlergehen eines Kindes ist dabei nicht<br />

vorr<strong>an</strong>gig eine Frage des Geldes.“ Allerdings<br />

ist Geld lei<strong>der</strong> sehr oft <strong>der</strong> Schlüssel zur<br />

Befriedigung sozialer Bedürfnisse.<br />

Vom Geburtstag<br />

bis Lebensmittel<br />

Doch gerade bei diesen nehmen Eltern oft<br />

die stärksten Einschnitte vor. So müssen etwa<br />

42 Prozent <strong>der</strong> in Ungarn lebenden Kin<strong>der</strong><br />

darauf verzichten, ihre Freunde regelmäßig zu<br />

sich nach Hause einzuladen. Das hat mehrere<br />

Gründe. Zum einen sind es die teilweise prekären<br />

Umstände, unter denen einige Familien<br />

auch in <strong>der</strong> Hauptstadt heute noch leben. Mit<br />

acht Personen auf knapp 50 Quadratmetern ist<br />

dabei keine Seltenheit und lässt keinen Raum<br />

für Spielgefährten kleiner Kin<strong>der</strong>. Hinzu<br />

kommt oft die Scham <strong>der</strong> Eltern für die<br />

Wohnsituation und so bleiben die sozialen<br />

Kontakte <strong>der</strong> Kleinsten auf <strong>der</strong> Strecke. Zum<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>en haben spielende Kin<strong>der</strong> auch irgendw<strong>an</strong>n<br />

einmal Hunger. Wenn es schon Schwierigkeiten<br />

bereitet, den eigenen Nachwuchs satt<br />

zu bekommen ist ein Esser mehr am Tisch<br />

nicht gewünscht. Doch nicht nur das gemeinsame<br />

Spielen bleibt auf <strong>der</strong> Strecke, auch<br />

Ereignisse wie Geburtstage und Weihnachten<br />

werden von <strong>der</strong> fin<strong>an</strong>ziellen Notlage überschattet.<br />

Denn die Eltern jedes vierten Kindes können<br />

es sich nicht erlauben, ihrem Nachwuchs<br />

eine Geburtstagsfeier zu org<strong>an</strong>isieren.<br />

Zwei weitere Zahlen bestätigen, dass Armut<br />

sich vor allem auf das soziale Umfeld auswirkt.<br />

Etwa 35 Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> fahren nicht in<br />

In Berzék, wo ich lebe, gibt es viele arme Menschen. Es gibt<br />

Familien, die ihre Möbel zum Heizen benutzen müssen, nur damit<br />

ihre Kin<strong>der</strong> nicht frieren müssen und sie haben trotzdem nicht genug,<br />

um Essen auf den Tisch zu stellen.<br />

In Ungarn entfaltet sich vor unseren Augen eine hum<strong>an</strong>itäre<br />

Katastrophe. Die Reallöhne sind allein im verg<strong>an</strong>genen Jahr um<br />

drei Prozent gefallen. Zwei von fünf Ungarn leben offiziell unterhalb<br />

<strong>der</strong> Armutsgrenze, davon leben 1,5 Millionen Menschen in extremer<br />

Armut, das heißt unterhalb des Existenzminimums.<br />

Mein Name ist Beáta, ich bin alleinerziehende Mutter von drei<br />

Kin<strong>der</strong>n. Aus schierer Verzweiflung wende ich mich <strong>an</strong> Sie. Wir haben<br />

nichts zu essen und wir haben fast kein Feuerholz mehr für den<br />

Winter. Bitte helfen Sie uns!<br />

Der offiziellen Behörde für Statistik (KSH) zufolge liegt das<br />

Existenzminimum für einen Haushalt mit zwei Eltern und drei Kin<strong>der</strong>n<br />

im Jahre 2011 bei 277,006 Forint (952 EUR) pro Monat. Heutzutage<br />

verdienen die meisten Ehepaare auf dem L<strong>an</strong>d allerdings<br />

nur rund 70,000 Forint (240 EUR) pro Monat, o<strong>der</strong> noch weniger.<br />

Meine Frau und ich leben in Nyíregyháza. Unser Einkommen beziehen<br />

wir vom Staat, wovon mehr als die Hälfte für unsere<br />

Nebenkosten verwendet wird. Schlussendlich bleiben uns nur<br />

25,000 Forint zum Leben. Das ist nichts. Es gibt Tage <strong>an</strong> denen<br />

meine Frau und ich nicht essen, damit unsere Kin<strong>der</strong> wenigstens<br />

ein bisschen was im Magen haben. Alles was nicht niet- und nagelfest<br />

ist haben wir verkauft und jetzt haben wir nichts mehr. Mein<br />

drei Jahre alter Sohn ist kr<strong>an</strong>k und wir benötigen dringend<br />

Medikamente. Sie kosten zwar „nur“ 2,000 Forint, aber wir haben<br />

einfach nicht genug Geld, um sie zu kaufen.<br />

Haushalte mit nur einem Kind haben im Jahre 2011 pro Kopf<br />

rund 135,932 Forint für Essen und nicht alkoholische Getränke<br />

ausgeben, das heißt rund 372 Forint (1,27 EUR) pro Tag. Haushalte<br />

mit drei Kin<strong>der</strong>n sogar noch weniger, sie konnten nur 120,245<br />

Familien und Armut<br />

Unicef-Bericht zeigt: Jedes zweite Kind muss verzichten<br />

den Urlaub. Was wie ein Luxusproblem klingt,<br />

ist indes auf sozialer und gemeinschaftlicher<br />

Ebene viel dramatischer. Allein folgende<br />

Situation zeigt, wie sehr arme Kin<strong>der</strong> am R<strong>an</strong>d<br />

stehen. Nach den Sommerferien fragt die<br />

Lehrerin die Kleinen, wo sie Urlaub gemacht<br />

Für Fleisch und frisches Gemüse reicht es bei vielen<br />

Familien oftmals nicht täglich.<br />

BZT / Archiv (2)<br />

haben. Wenn es selbst für ein paar Tage am<br />

Balaton nicht reicht, wird m<strong>an</strong> schnell zum<br />

Außenseiter in <strong>der</strong> Klasse. Ebenfalls zu Außenseitern<br />

werden Kin<strong>der</strong>, wenn sie nicht <strong>an</strong><br />

außerschulischen Aktivitäten teilnehmen können.<br />

Hierzu zählen Sportvereine, aber auch<br />

Musikunterricht o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Gemeinschaftsaktivitäten.<br />

Mit 29 Prozent ist auch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>, die hier verzichten müssen erschrekkend<br />

hoch. Den Kin<strong>der</strong>n wird so nicht nur eine<br />

Möglichkeit verwehrt, ihre Freizeit sinnvoll<br />

zu nutzen, son<strong>der</strong>n es verstreichen auch ungezählte<br />

Möglichkeiten, einem talentierten Kind<br />

eventuell unter die Arme zu greifen. Mittlerweile<br />

gibt es verschiedenste Stiftungen, Vereine<br />

und Privatinitiativen, die sich um ebendiese talentierten<br />

Kin<strong>der</strong> bemühen, die Stnétberger<br />

Schule ist nur eine davon (Die BUDAPESTER<br />

ZEITUNG berichtete).<br />

Wirklich dramatisch ist jedoch mit 21 Prozent<br />

die Zahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Familien <strong>an</strong> neuer<br />

Kleidung o<strong>der</strong> gar Nahrungsmitteln sparen müssen.<br />

Wie das Onlineportal des linksliberalen<br />

Wochenmagazins hvg berichtet, haben findige<br />

Geschäftsleute aus dieser Not eine Tugend gemacht.<br />

Denn die wie Pilze aus dem Boden sprießenden<br />

Secondh<strong>an</strong>d-Shops mit englischer und<br />

deutscher gebrauchter Kleidung speisen sich<br />

zum größten Teil aus den Beständen englischer<br />

Spendenläden. Das heißt, Kleidung, die in<br />

Engl<strong>an</strong>d als Spende <strong>an</strong> karitative Org<strong>an</strong>isationen<br />

gegeben wurde, verkaufen diese nun g<strong>an</strong>z legal<br />

nach Ungarn. Denn in Engl<strong>an</strong>d bekommen die<br />

Spendenläden mittlerweile mehr Spenden, als sie<br />

verkaufen respektive lagern können. Was in den<br />

1980er Jahren noch nach Afrika ging, findet nun<br />

auch in Ungarn d<strong>an</strong>kbare Abnehmer, denn die<br />

oftmals noch gut erhaltene Kleidung kostet nur<br />

einen Bruchteil dessen, was für ein vergleichbares<br />

Stück im regulären Verkauf zu zahlen wäre. Für<br />

viele Familien ist dies neben den günstigen<br />

Asiashops die einzige Möglichkeit, um <strong>an</strong> neue<br />

Kleidung zu kommen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e bei den Nahrungsmitteln lohnt<br />

sich jedoch ein genauerer Blick. Oft wird die<br />

Forint (413 EUR) pro Kopf, beziehungsweise 329 Forint (1,13 EUR)<br />

pro Tag für Nahrungsmittel ausgeben.<br />

Die Rekorddürre im verg<strong>an</strong>genen Jahr hat die Preise für Getreide<br />

und Speiseöl um 19 Prozent steigen lassen, die Preise für frisches<br />

Gemüse sind sogar um 21 Prozent gestiegen. Im Dezember waren<br />

die Preise im Vergleich zum Vorjahr fast 40 Prozent teurer. Das<br />

Resultat ist, dass die Ungarn weniger essen. Deutlich weniger.<br />

Zwischen 2002 und 2011 (weiter geht die Datenerfassung bisher<br />

nicht zurück) fiel <strong>der</strong> jährliche Pro-Kopf-Konsum von Brot von 62,7<br />

Kilogramm auf 41,5 Kilogramm. Auch <strong>der</strong> Milchkonsum fiel von<br />

66,4 Litern pro Kopf auf 50,6 Liter pro Kopf (dies wurde allerdings<br />

zum Teil ausgeglichen durch den erhöhten Konsum von Milchprodukten<br />

wie Käse o<strong>der</strong> Joghurt). Der Pro-Kopf-Verzehr von Eiern<br />

und Fleisch fiel von 195 Stück pro Kopf auf 146 Stück, sowie von<br />

60,7 Kilogramm auf 54,1 Kilogramm.<br />

Statistiken zeigen natürlich nur eine Seite <strong>der</strong> Geschichte. So<br />

können es sich viele Ungarn mittlerweile nicht mehr leisten, ihre<br />

Der durchschnittliche Bruttolohn liegt in<br />

Ungarn bei etwa 220.000 Forint. Abzüglich<br />

<strong>der</strong> Steuern bleiben davon rund<br />

160.000 Forint übrig. Zu Recht stellt<br />

sich <strong>der</strong> geneigte Leser die Frage, wie<br />

m<strong>an</strong> von umgerechnet nicht einmal 550<br />

Euro überleben soll. Der Unicef-Bericht<br />

zur Kin<strong>der</strong>armut zeichnet ein düsteres<br />

Bild. Doch auch in <strong>der</strong> als sicher geglaubten<br />

Mittelschicht muss gerechnet<br />

und vor allem viel gearbeitet werden.<br />

Down-Shifting heißt das neue Modewort,<br />

mit dem überlastete M<strong>an</strong>ager<br />

ihren neuen, entschleunigten Lebensstil<br />

beschreiben. Dass <strong>der</strong> Verzicht auf Arbeit<br />

<strong>der</strong> Freizeit wegen ein absolutes R<strong>an</strong>dphänomen<br />

ist, ist zumindest in Ungarn<br />

gesichert. In einem L<strong>an</strong>d, in dem die meisten<br />

Akademiker teilweise weniger als<br />

den Durchschnittslohn erhalten, ist kaum<br />

nachvollziehbar, wie sich Familien über<br />

Wasser halten können. Die Budapester<br />

Zeitung stellt Beispiele aus Mittel- und<br />

Unterschicht vor.<br />

Die Mär vom gutbezahlten Lehrer<br />

Ein Dreipersonenhaushalt mit zwei<br />

Einkommen lebt im Monat von etwa<br />

330.000 Forint. Bei dem vorliegenden<br />

Beispiel ergibt sich dies aus dem Gehalt<br />

einer Lehrerin (106.000 Forint), dem ersten<br />

Arbeitsplatz des Ehem<strong>an</strong>ns mit<br />

Verfettung schon kleiner Kin<strong>der</strong> kritisiert und<br />

als Ausg<strong>an</strong>gspunkt für viele später auftretende<br />

gesundheitliche Probleme gen<strong>an</strong>nt. Selbstredend<br />

ist die Ernährung ein wichtiger Aspekt<br />

dieses Problems. Betrachtet m<strong>an</strong> die Situation<br />

in Ungarn, zeigt sich ein wahrlich erschreckendes<br />

Bild. Während in Deutschl<strong>an</strong>d jüngst <strong>der</strong><br />

Vorschlag aufkam, einen fleischfreien Tag in<br />

K<strong>an</strong>tinen einzuführen, weil die Deutschen zu<br />

viel Fleisch verzehren, können es sich fast die<br />

Brief von Richard Field zum Thema Armut<br />

Menschen erfrieren, während die Regierung Geld für Werbung verschwendet<br />

Haushaltskosten zu decken. Viele Haushalte haben sich Gas und<br />

Elektrizität abdrehen lassen, und haben überdies nur eingeschränkten<br />

Zug<strong>an</strong>g zu fließendem Wasser. Eine von zehn<br />

Wohnungen bleibt ungeheizt, und tausende von Haushalten sehen<br />

sich unbezahlbaren Nebenkostenrechnung gegenüber, die sie in<br />

den B<strong>an</strong>krott treiben könnten und oftmals werden.<br />

Ich lebe in Szigetszentmiklós mit meinem Enkel, den ich seit<br />

2007 bei mir aufgenommen habe. Bis Ende Dezember habe ich<br />

noch Arbeit, aber ich weiss nicht, wie es d<strong>an</strong>ach aussehen wird.<br />

Mein Lohn beträgt 60,300 Forint. Mein Chef hat mir 13,000 Forint<br />

vorgestreckt, aber ich weiss nicht, ob ich mein Gehalt noch während<br />

<strong>der</strong> Feiertage bekomme. Ich weiss einfach nicht mehr wie ich<br />

über die Runden kommen soll. Wenn ich die Rechnung bezahle habe<br />

ich fast nichts mehr über für Essen. Fleisch gibt es sowieso nur<br />

einmal im Monat. Mein Enkel wird im September in die Schule gehen.<br />

Ich bin sehr sparsam, aber ich habe einfach nicht genug Geld<br />

für uns beide. Ich bitte Sie um Hilfe, damit ich wenigstens <strong>an</strong><br />

Weihnachten Essen auf den Tisch stellen k<strong>an</strong>n.<br />

Niem<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n absehen, w<strong>an</strong>n die <strong>der</strong>zeitige Krise vorbei ist und<br />

sich die ungarische Wirtschaft wie<strong>der</strong> erholt haben wird von <strong>der</strong><br />

Rezession. Wenn wir nichts unternehmen ist bis dahin eine g<strong>an</strong>ze<br />

Generation von Kin<strong>der</strong>n dazu verdammt zu hungern und in bitterer<br />

Armut zu leben.<br />

Dass die Regierung währenddessen Milliarden <strong>an</strong> Steuergel<strong>der</strong>n<br />

für Werbekampagnen aus dem Fenster wirft, ist schlicht kriminell.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Richard Field<br />

Der Autor ist Präsident <strong>der</strong> Americ<strong>an</strong> House Foundation<br />

(www.americ<strong>an</strong>housefoundation.com), eine private US-amerik<strong>an</strong>ische<br />

Wolhtätigkeitsstiftung, die zwischen 2012 und 2012 Essen<br />

im Gegenwert von 1,3 Millionen Dollar für arme Studenten, Familien<br />

und Rentner <strong>an</strong> das Ungarische Rote Kreuz gespendet hat.<br />

Familien und Armut<br />

Kreativität als Lebensgrundlage<br />

Hälfte <strong>der</strong> Familien in Ungarn nicht einmal alle<br />

zwei Tage erlauben, Fleisch zu essen. Eins<br />

von zehn Kin<strong>der</strong>n bekommt <strong>an</strong> einigen Tagen<br />

in <strong>der</strong> Woche we<strong>der</strong> Fleisch noch Gemüse. Die<br />

berechtigte Frage, was denn d<strong>an</strong>n gegessen<br />

werde, lässt sich mit einem Blick in die Kochtöpfe<br />

vieler armer Familien be<strong>an</strong>tworten.<br />

Tüten- und Fertiglebensmittel müssen oft als<br />

Ersatz herhalten, um zumindest die Illusion einer<br />

warmen Mahlzeit zu haben. Dass diese<br />

Ernährung Auswirkungen auf alle Bereiche des<br />

Lebens hat, dürfte wohl jedem klar sein.<br />

Eigeninitiative<br />

unerlässlich<br />

Immer deutlicher wird heute, dass nicht nur<br />

jene Familien arge Schwierigkeiten haben, die<br />

von staatlichen Leistungen leben, son<strong>der</strong>n auch<br />

die Mittelschicht. Wo <strong>der</strong> Staat versagt, greifen<br />

immer öfter zivile o<strong>der</strong> kirchliche Initiativen.<br />

Ein je<strong>der</strong> kennt die Mikulásgyár (Nikolausfabrik),<br />

in <strong>der</strong> Geschenke für Kin<strong>der</strong> aus sozial<br />

schwachen Familien abgegeben werden können.<br />

Auch die Aktion „Schuhkarton“ bringt gespendete<br />

Geschenke zu Kin<strong>der</strong>n, die sonst <strong>an</strong><br />

Weihnachten oft mit leeren Händen dastünden.<br />

Doch nicht nur zu Weihnachten ist es heute bei<br />

den Familien schwierig. Wenn beispielsweise<br />

die Waschmaschine den Geist aufgibt, wird es<br />

für viele Familien eng. Die private Initiative<br />

„Egy lépés“ (Ein Schritt) hat es sich zum Ziel<br />

gemacht, ein Forum für gegenseitige Hilfe zu<br />

schaffen. Im sozialen Netzwerk Facebook können<br />

Spenden g<strong>an</strong>z unbürokratisch <strong>an</strong>geboten<br />

und um Hilfe gebeten werden. Oft sind es<br />

Aufrufe wie „Mein M<strong>an</strong>n hat seine Arbeit verloren,<br />

wir haben zwei chronisch kr<strong>an</strong>ke Kin<strong>der</strong>.<br />

Das Geld reicht, um Miete, Medikamente und<br />

Rechnungen zu bezahlen, für Nahrungsmittel<br />

reicht es nicht“, welche die Gruppe erreichen.<br />

Den Initiatoren ist dabei vor allem wichtig,<br />

dass sich die Menschen unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> helfen,<br />

also Privatpersonen sich gegenseitig beistehen.<br />

„Es ist strikt untersagt, Geld o<strong>der</strong> Medikamente<br />

über unsere Gruppe zu erbitten“, erklärt<br />

Károly Veninger, Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gruppe. Oft<br />

würde ein Paket mit haltbaren Lebensmitteln<br />

eine Familie über das Ende des Monats retten.<br />

Allerdings gäbe es auch viel Missbrauch. Immer<br />

wie<strong>der</strong> müssten die Administratoren <strong>der</strong> Seite<br />

nach Rückfragen o<strong>der</strong> Überprüfungen <strong>der</strong><br />

Anfragen diese ablehnen, beispielsweise wenn<br />

offenkundig Missbrauch zu erwarten sei. Doch<br />

noch überwiegen die ehrlichen Hilferufe.<br />

120.000 Forint, seinem Zweitjob mit<br />

64.000 Forint und seinem Drittjob mit<br />

durchschnittlich 35.000 Forint. Für<br />

Wohnung und Nebenkosten müssen monatlich<br />

etwa 123.000 Forint berappt werden.<br />

Mehr als ein Drittel des Einkommens<br />

werden damit für die Wohnung<br />

ausgegeben – laut jüngsten Untersuchungen<br />

ein enormes Armutsrisiko (die<br />

BZ berichtete). Telekommunikation und<br />

öffentliche Verkehrsmittel schlagen mit<br />

etwa 23.000 Forint zu Buche. Dazu kommen<br />

Extrakosten wie Unterhalt für die<br />

Tochter aus erster Ehe (20.000 Forint)<br />

sowie Kosten für die gemeinschaftliche<br />

Erneuerung des Mehrfamilienhauses mit<br />

ebenfalls 20.000 Forint. Bleiben etwa<br />

130.000 Forint zum Leben. Beim Einkauf<br />

wird auf Son<strong>der</strong><strong>an</strong>gebote geachtet. Auch<br />

Lebensmittel mit ablaufendem Haltbarkeitsdatum<br />

sind oftmals günstiger und<br />

l<strong>an</strong>den dementsprechend häufiger im<br />

Einkaufskorb. Milch und Milchprodukte<br />

sind ein Thema für sich. „Wir kaufen ausschließlich<br />

slowakische Milch und Käse,<br />

weil diese viel günstiger sind“, erklärt <strong>der</strong><br />

Vater. Milch aus dem Nachbarl<strong>an</strong>d kostet<br />

zwischen 135 und 150 Forint pro Liter,<br />

während die heimische Milch erst bei etwa<br />

200 Forint pro Liter beginnt. Beim<br />

Fleisch wird Geflügel bevorzugt, da dieses<br />

wesentlich günstiger ist als Schwein<br />

– Rind ist schlichtweg unbezahlbar.<br />

„Wirkliche Geldprobleme haben wir<br />

nicht, wenn wir bewusst einkaufen, was<br />

allerdings wirklich fehlt, ist die Zeit, die<br />

wir zusammen verbringen. Wir arbeiten<br />

so viel, dass uns gemeinsame kulturelle<br />

Erlebnisse, also Theater, Konzerte und<br />

Kino, einfach nicht möglich sind.“<br />

Ähnlich ergeht es auch den Singles im<br />

L<strong>an</strong>d. „Ich verdiene mit 1,5 Stellen<br />

170.000 Forint im Monat“, erklärt ein alleinstehen<strong>der</strong><br />

junger M<strong>an</strong>n Mitte 30. Der<br />

mit <strong>der</strong> Exfrau gemeinsam aufgenommene<br />

Kredit für Haus und Auto sowie später<br />

aus <strong>der</strong> Not heraus aufgenommene<br />

Darlehen verschlingen monatlich 120.000<br />

Forint. „Seit wir den Kredit aufgenommen<br />

haben, ist <strong>der</strong> Wechselkurs um etwa 80<br />

Forint per Fr<strong>an</strong>ken gestiegen. Das spüren<br />

wir sehr.“ Auch <strong>der</strong> Versuch, das Haus zu<br />

verkaufen, scheitert seit fünf Jahren regelmäßig.<br />

„Ich versuche jetzt, eine Umschuldung<br />

bei meiner B<strong>an</strong>k zu bekommen,<br />

um Ordnung in meine Fin<strong>an</strong>zen zu<br />

bringen, aber dafür brauche ich einen<br />

Bürgen, <strong>der</strong> monatlich mindestens 150.000<br />

Forint verdient und keinen Kredit am<br />

Laufen hat.“ Die Ch<strong>an</strong>cen darauf, so<br />

glaubt er, sind jedoch relativ gering.<br />

„Ohne Kredit könnte ich aus den 60<br />

Arbeitsstunden pro Woche irgendwie leben,<br />

aber diese Menge <strong>an</strong> Arbeit zerstört<br />

das Privatleben komplett.“<br />

Zeit ja – Geld nein<br />

Bei Familien, die aus staatlichen Gel<strong>der</strong>n<br />

leben, ist die Situation <strong>an</strong><strong>der</strong>s, jedoch<br />

nicht weniger prekär. „Mit den<br />

93.000 Forint Kin<strong>der</strong>geld und meiner<br />

Arbeit als Küchenhilfe kommen wir im<br />

Monat auf 153.000 Forint“, erklärt die<br />

vierfache Mutter. Moment<strong>an</strong> leben sie zu<br />

sechst in einer kleinen Zweizimmerwohnung,<br />

einer sogen<strong>an</strong>nten Austrittswohnung.<br />

Die Wohnung wird von einer Sozialstiftung<br />

fin<strong>an</strong>ziert und soll Familien dabei<br />

helfen, aus Überg<strong>an</strong>gsheimen in eigene<br />

Mietwohnungen zu gel<strong>an</strong>gen. Monatlich<br />

fallen für die Austrittswohnung 30.000<br />

Forint <strong>an</strong>, „aber im April läuft unsere Zeit<br />

hier ab, und ich weiß noch nicht, wohin<br />

wir d<strong>an</strong>n kommen.“ Die ohnehin schwierige<br />

Wohnungssuche wird mit vier Kin<strong>der</strong>n<br />

schnell zum unlösbaren Problem. „Wir<br />

Ein weiterer kleiner Lichtblick dürfte das<br />

Angebot des Journalisten Tvrtko Vujity sein. Der<br />

als Szilárd Balogh geborene Ungar kroatischer<br />

Abstammung bot nach <strong>der</strong> Veröffentlichung des<br />

oben zitierten Unicef-Berichts auf seiner Facebook-<br />

stehen bei verschiedenen Heimen auf <strong>der</strong><br />

Warteliste – aber wirklich Hoffnung haben<br />

wir nicht, dass wir aufgenommen werden.“<br />

Wohin es d<strong>an</strong>n weitergeht, weiß die<br />

Alleinverdienerin noch nicht. Zur Sorge<br />

um die Zukunft kommen die täglichen fin<strong>an</strong>ziellen<br />

Nöte. „Am Anf<strong>an</strong>g des Monats,<br />

wenn das Geld kommt, machen wir einen<br />

Großeinkauf und frieren viel ein, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Fleisch.“ Wenigstens die Lebensmittel<br />

seien so gesichert, „aber bei Kleidung<br />

müssen wir enorm sparen“. Bei vier<br />

Mädchen von fünf bis 13 werde immer etwas<br />

gebraucht, „nur Geld haben wir dafür<br />

nicht. Entwe<strong>der</strong> essen wir o<strong>der</strong> wir kaufen<br />

Kleidung.“ Von Freizeitunternehmungen<br />

spricht sie erst nicht. Auch bei Telekommunikation<br />

wird gespart, die Prepaid-Karten<br />

<strong>der</strong> Eltern werden nur etwa alle sechs<br />

Wochen aufgeladen.<br />

In Ungarn herrscht eklat<strong>an</strong>ter M<strong>an</strong>gel –<br />

entwe<strong>der</strong> <strong>an</strong> Zeit o<strong>der</strong> <strong>an</strong> Geld. Die sozialen<br />

Sicherungs- und Hilfssysteme sind mehr<br />

als schlecht org<strong>an</strong>isiert, ein großer Teil <strong>der</strong><br />

ungarischen Familien lebt entwe<strong>der</strong> in perm<strong>an</strong>entem<br />

Arbeitsstress o<strong>der</strong> in täglicher<br />

fin<strong>an</strong>zieller Existenz<strong>an</strong>gst. Doch seitens<br />

<strong>der</strong> Regierung ist moment<strong>an</strong> nicht <strong>der</strong><br />

Wille zur Verän<strong>der</strong>ung zu spüren. Eine hum<strong>an</strong>itäre<br />

Katastrophe, wie sie auch<br />

Richard Field (siehe links unten) prophezeit,<br />

wird von vielen Kennern und Fachleuten<br />

mittlerweile für wahrscheinlich gehalten.<br />

Seite <strong>an</strong>, für ein bedürftiges Kind eine Geburtstagsfeier<br />

zu org<strong>an</strong>isieren. Die „Bewerbungsfrist“<br />

läuft noch, doch Tvrtko hofft schon jetzt auf<br />

zahlreiche Nachahmer seiner Idee.<br />

EKG


10 BUDAPESTER ZEITUNG FEUILLETON 8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10<br />

Verg<strong>an</strong>genen Dienstag hat das Budapester Verwaltungs- und<br />

Arbeitsgericht entschieden, dass <strong>der</strong> oppositionelle Radiosen<strong>der</strong> Klubrádió<br />

weiter über die Frequenz 95,3 MHz in <strong>der</strong> Hauptstadt senden darf. Damit<br />

hob das Gericht die vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gene Entscheidung des Medienrates und<br />

<strong>der</strong> Staatlichen Medien- und Nachrichtenbehörde(NMHH) auf, die dem<br />

Sen<strong>der</strong> im Dezember die Lizenz aufgrund von Formfehlern verweigert hatten,<br />

und verpflichtete die Behörde zu einer erneuten Ausschreibung <strong>der</strong><br />

Frequenz. Da Klubrádió <strong>der</strong> einzig verbliebene Bewerber um diese ist, darf<br />

<strong>der</strong> Radiosen<strong>der</strong> weiter senden – aber mal wie<strong>der</strong> nur vorerst.<br />

Der Fall hatte bereits vor längerem<br />

international Aufsehen erregt,<br />

weil hinter den Maßnahmen <strong>der</strong> regierungstreuen<br />

Behörde, dem Sen<strong>der</strong> immer<br />

wie<strong>der</strong> nur 60-Tage-Lizenzen und<br />

keine perm<strong>an</strong>ente zu erteilen, eine Art<br />

Zensur, ja Unterdrückung <strong>der</strong> Pressefreiheit<br />

vermutet wird. In Ungarn<br />

müssen sich Radiosen<strong>der</strong> um einzelne<br />

Chef Arató und Chefredakteur Vicsek sind mit dem<br />

Urteil vorerst zufrieden.<br />

Frequenzen bewerben, die von <strong>der</strong><br />

staatlichen Medienbehörde ausgeschrieben<br />

werden. Die Behörde entscheidet<br />

aufgrund von Bewerbungen<br />

über den Sieger einer Ausschreibung.<br />

Tatsächlich ist auffällig, dass seitens<br />

Gericht hebt Entscheidung <strong>der</strong> Medienbehörde im Fall Klubrádió auf<br />

Lizenz auf Zeit<br />

des Rates und <strong>der</strong> NMHH kleinlich<br />

nach Formfehlern bei den Bewerbungen<br />

von Klubrádió um die Lizenzen<br />

gesucht wurde – dieses Mal sollen die<br />

Betreiber eine Unterschrift auf einer<br />

Rückseite vergessen haben. Viel aufregen<strong>der</strong><br />

ist jedoch die Tatsache, dass<br />

dieses Urteil bereits das vierte rechtskräftige<br />

ist, das gegen die Behörde<br />

und den Rat gefällt<br />

worden ist.<br />

Unmittelbar<br />

nach Urteilsverkündung<br />

sagte András<br />

Arató, Klubrádió-<br />

Geschäftsführer:<br />

„Wir warten auf eine<br />

Lösung seitens<br />

des Medienrates,<br />

die uns, ähnlich<br />

den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Nicht-<br />

Musiksen<strong>der</strong>n in<br />

Budapest, eine kostenlose<br />

Frequenznutzung<br />

zusichert.“<br />

Richárd Stock, Anwalt des Sen<strong>der</strong>s<br />

betonte, dass im Einkl<strong>an</strong>g mit dem<br />

Urteil die Bewerbung um eine dauerhafte<br />

Lizenz immer noch aufrecht sei,<br />

das Gericht habe den Medienrat dazu<br />

verpflichtet, einen Sieger in <strong>der</strong> Ausschreibung<br />

zu verkünden. „Das heutige<br />

Urteil geht über die vorherigen<br />

hinaus, da es feststellt, dass <strong>der</strong> Zust<strong>an</strong>d,<br />

in dem sich Klubrádió befindet,<br />

Grundrechte verletzt“, so <strong>der</strong> Jurist.<br />

In einem L<strong>an</strong>d, dem die Vielfalt <strong>der</strong><br />

Presse wichtig sei, könne es nicht <strong>an</strong>gehen,<br />

dass ein Radiosen<strong>der</strong> die<br />

Frequenz nicht erhält, die er sich formal<br />

gesichert habe.<br />

Opposition<br />

begrüßt Urteil<br />

Als erste Reaktion auf das Urteil demonstrierte<br />

bereits zwei Stunden später<br />

die von Ex-Premier Ferenc Gyurcsány<br />

geleitete Demokratische Koalition(DK)<br />

ihre Verbundenheit, indem<br />

einige Abgeordnete im Parlament<br />

während einer Sitzung ein Tr<strong>an</strong>sparent<br />

mit <strong>der</strong> Aufschrift „Hadd szóljon!“<br />

(„Lasst es ertönen!“), einer Art<br />

Motto des Sen<strong>der</strong>s, hochhielten. In einer<br />

<strong>der</strong> staatlichen Nachrichtenagentur<br />

MTI zuges<strong>an</strong>dten Presseaussendung<br />

teilte <strong>der</strong> stellvertretende DK-Vorsitzende<br />

Csaba Molnár mit, dass Klubrádió<br />

im Frequenzstreit gegen den<br />

Medienrat rechtskräftig gesiegt habe.<br />

„Der Medienrat soll Klubrádió sofort<br />

als Sieger <strong>der</strong> Ausschreibung bek<strong>an</strong>ntgeben<br />

und einen dauerhaften Vertrag<br />

mit ihm schließen“, for<strong>der</strong>te Molnár.<br />

Auch die MSZP begrüßte das Urteil<br />

und teilte in einer Presseerklärung<br />

mit, m<strong>an</strong> erwarte nun von <strong>der</strong> NMHH,<br />

dass sie „endlich die rechtswidrige<br />

Schlacht gegen die Pressefreiheit und<br />

die Klubrádió-Hörer“ beenden soll.<br />

Auch für die Sozialisten könne <strong>der</strong><br />

Sieger im Bewerbungsverfahren<br />

um<br />

die Frequenz 95,3<br />

MHz nur Klubrádió<br />

heißen. „Das<br />

Gericht hat heute<br />

erneut und rechtskräftig<br />

verkündet:<br />

Die Frequenz steht<br />

laut Gesetz Klubrádió<br />

zu, daher ist<br />

<strong>der</strong> Medienrat verpflichtet,<br />

dem Sen<strong>der</strong><br />

Recht zu geben,<br />

ihn zum Sieger<br />

<strong>der</strong> Ausschreibung<br />

zu erklären und einen Vertrag<br />

mit ihm zu schließen“, heißt es dort.<br />

Anzeige<br />

gegen Medienrat<br />

Am darauffolgenden Mittwoch teilte<br />

MTI mit, dass <strong>der</strong> ehemalige LMP-<br />

Vorsitzende Gergely Karácsony Anzeige<br />

gegen Unbek<strong>an</strong>nt im Fall<br />

Klubrádió erstattete. Laut einer Erklärung<br />

des Politikers erfülle das Verhalten<br />

des Medienrates den Best<strong>an</strong>d des<br />

Amtsmissbrauchs, weil es sich bei den<br />

Ratsmitglie<strong>der</strong>n um Amtsträger h<strong>an</strong>dele,<br />

die <strong>an</strong><strong>der</strong>en bewusst schaden, indem<br />

sie immer wie<strong>der</strong> Gerichtsurteile<br />

missachten. „Der aus lauter Fidesz-<br />

Anhängern bestehende Rat will sich<br />

wie<strong>der</strong> vor dem Urteil drücken und<br />

sich Tricks ausdenken, wie er den letzten<br />

Oppositionssen<strong>der</strong> zum Schweigen<br />

bringen k<strong>an</strong>n“, schreibt Karácsony. Die<br />

Behörde teilte daraufhin noch am selben<br />

Tag in einer dubiosen Reaktion<br />

Noch während des Prozesses herrscht Unsicherheit.<br />

mit, dass <strong>der</strong> Abgeordnete ein seltsames<br />

Verhalten <strong>an</strong> den Tag lege: „Für<br />

m<strong>an</strong>che mögen die Amtswege müßig<br />

und kompliziert erscheinen, aber für<br />

den Medienrat gibt es keinen <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Weg als den rechtsstaatlichen.“ M<strong>an</strong>che<br />

versuchten, aus dem Fall Klubrádió ein<br />

Politikum zu machen. „Sie (Menschen<br />

wie Karácsony; Anm.) fürchten um das<br />

Schicksal von Klubrádió wegen <strong>der</strong><br />

Institution, die seit fast zwei Jahren für<br />

den reibungslosen Betrieb des Radios<br />

sorgt und eine dauerhafte, günstige<br />

Frequenzgebühr für die Betreiber des<br />

Sen<strong>der</strong>s geschaffen hat.“ Zur Erinnerung:<br />

Es ist <strong>der</strong> Medienrat, <strong>der</strong> sich seit<br />

zwei Jahren auch trotz rechtskräftiger<br />

Urteile weigert, Klubrádió eine perm<strong>an</strong>ente<br />

Sendelizenz zu erteilen und ihm<br />

so den Betrieb erschwert.<br />

DANIEL HIRSCH<br />

Lesen Sie einen ausführlichen Hintergrundbericht<br />

zum Fall Klubrádió in <strong>der</strong><br />

nächsten Ausgabe.<br />

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8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10 FEUILLETON BUDAPESTER ZEITUNG 11<br />

In Griechenl<strong>an</strong>d verschw<strong>an</strong>d über Jahrzehnte hinweg ein großer Happen<br />

des Bruttoinl<strong>an</strong>dprodukts im Nirgendwo. Italiens Regierung schätzt selbst,<br />

dass sie mit den fehlenden Steuereinnahmen ihr Defizit tilgen könnte, und<br />

auch in Portugal und Sp<strong>an</strong>ien ist abzusehen, dass die Probleme mit<br />

Schwarzarbeit, Steuerbetrug und Korruption in den kommenden Jahren<br />

noch ihren Tribut for<strong>der</strong>n werden. Auch in Ungarn ist Korruption nach<br />

wie vor ein Problem. Infolgedessen org<strong>an</strong>isierte die Europäische<br />

H<strong>an</strong>delskammer EuCham diese Woche eine Konferenz, um die Eindrücke<br />

<strong>der</strong> M<strong>an</strong>ager vor Ort einzuf<strong>an</strong>gen.<br />

Den Anf<strong>an</strong>g machte Michele<br />

Orz<strong>an</strong>, <strong>der</strong> seines Zeichens<br />

noch bis vor wenigen Jahren selbst<br />

seine nicht näher gen<strong>an</strong>nte Firma <strong>an</strong><br />

Coca Cola verkaufte und seitdem<br />

als Präsident <strong>der</strong> EuCham fungiert.<br />

Er verwies durch eine kleine<br />

Anekdote auf ein zentrales Problem<br />

<strong>der</strong> Korruptionsdebatte in Ungarn:<br />

Die Schwierigkeit einen Angriffspunkt<br />

in <strong>der</strong> Korruptionsbekämpfung<br />

zu finden. Ein italienischer<br />

Geschäftskollege habe über Jahre<br />

hinweg seine Abgaben <strong>an</strong> die ungarischen<br />

Zöllner leisten müssen<br />

während er selbst immer auf dem<br />

legalen Wege keinerlei Probleme gehabt<br />

habe. Seiner Ansicht nach habe<br />

das vor allem mit <strong>der</strong> Erwartungshaltung<br />

<strong>der</strong> Beteiligten zu tun.<br />

„Jem<strong>an</strong>d <strong>der</strong> korrupt ist, sieht es in<br />

den Augen seines Gegenübers, ob<br />

<strong>der</strong>jenige bereit ist zu zahlen o<strong>der</strong><br />

nicht. So wie ein Doktor es sehen<br />

k<strong>an</strong>n, wenn sein Patient kr<strong>an</strong>k ist.“,<br />

schlussfolgerte er. Es ist nicht einfach<br />

den Nagel auf den Kopf zu<br />

treffen, wenn m<strong>an</strong> in Ungarn nach<br />

dem Ursprung von Korruption<br />

Auch in Ungarn gibt es immer noch Probleme<br />

Korruption hat viele Gesichter<br />

o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>weitig illegalem Geschäftstreiben<br />

sucht. Damit Korruption<br />

zu einem wirklichen Problem<br />

erwächst, braucht es eben<br />

nicht nur ein Rechtssystem, das<br />

nicht so genau hinschaut, son<strong>der</strong>n<br />

auch eine Geschäftskultur in <strong>der</strong><br />

Korruption geduldet wird. Diese<br />

zwei Komponenten unterscheiden<br />

sich von L<strong>an</strong>d zu L<strong>an</strong>d und dementsprechend<br />

schwierig ist es ein<br />

Patentrezept gegen Korruption ausstellen<br />

zu können.<br />

Ungarn<br />

im Durchschnitt<br />

Ungarn ist in Sachen Korruption<br />

im internationalen Mittelfeld. Auf<br />

dem Corruption Perception Index<br />

von Tr<strong>an</strong>sparency International<br />

l<strong>an</strong>dete Ungarn mit 55 Punkten auf<br />

dem 46. Platz von 170 Län<strong>der</strong>n. Im<br />

Vergleich zu den <strong>an</strong><strong>der</strong>n zehn Mittel-<br />

und Osteuropäischen Län<strong>der</strong>n<br />

(MOE) <strong>der</strong> Europäischen Union erreicht<br />

Ungarn den vierten Platz. Als<br />

die Daten Ende verg<strong>an</strong>genen Jahres<br />

veröffentlicht wurden, feierte die<br />

Regierung das als Erfolg ihrer Anti-<br />

Korruptionsmaßnahmen, wie zum<br />

Beispiel die Aufdeckung eines mutmaßlichen<br />

Polizeisk<strong>an</strong>dals bei dem<br />

den Involvierten b<strong>an</strong>denmäßige<br />

Bestechung vorgeworfen wird (die<br />

BZ berichtete).<br />

Noémi Alexa, Präsidentin <strong>der</strong> ungarischen<br />

Zweigstelle von Tr<strong>an</strong>sparency<br />

International, warnte jedoch<br />

vor überschwänglicher Freude.<br />

Sie verglich den <strong>der</strong>zeitigen Zust<strong>an</strong>d<br />

mit Berichten von 2008 und<br />

zog Bil<strong>an</strong>z. Damals habe sich vor allem<br />

fehlende Tr<strong>an</strong>sparenz im<br />

Bereich <strong>der</strong> Wahlkampffin<strong>an</strong>zierung<br />

und <strong>an</strong> <strong>der</strong> Zweigstelle<br />

zwischen den Firmen<br />

und dem öffentlichen<br />

Ämtern negativ auf Ungarns<br />

Ergebnisse nie<strong>der</strong>geschlagen.<br />

Heute,<br />

immerhin fünf Jahre<br />

später, hat sich dar<strong>an</strong><br />

nicht viel geän<strong>der</strong>t.<br />

Problematisch sind in<br />

diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

immer noch die<br />

Schulterschlüsse zwischen<br />

hochr<strong>an</strong>gigen M<strong>an</strong>agern<br />

bei großen Firmen<br />

und hochr<strong>an</strong>gigen<br />

Regierungs<strong>an</strong>gestellten. Je enger<br />

die Regierung sich mit einigen wenigen<br />

Firmen vernetze, desto<br />

schwieriger sei es für Dritte Zug<strong>an</strong>g<br />

zu finden und folgerichtig ein wettbewerbsorientiertes<br />

Klima aufrecht<br />

zu erhalten. Im Extremfall könne<br />

dies dazu führen, dass einzelne<br />

Firmen o<strong>der</strong> Individuen dem Staat<br />

ihre Gesetzeswünsche diktieren<br />

könnten.<br />

Einzelfälle<br />

geben Anlass zur Sorge<br />

„Jem<strong>an</strong>d <strong>der</strong> korrupt ist, sieht es in<br />

den Augen seines Gegenübers, ob<br />

<strong>der</strong>jenige bereit ist zu zahlen, o<strong>der</strong><br />

nicht. So wie ein Doktor es sehen<br />

k<strong>an</strong>n, wenn sein Patient kr<strong>an</strong>k ist.“<br />

In einer voll funktionierenden<br />

Demokratie wird dies vor allem<br />

durch Komiteebasierte Arbeit im<br />

Parlament und durch Konsultation<br />

mit Betroffenen beim Entwurf von<br />

Gesetzen gelöst. In <strong>der</strong> Theorie<br />

wird dadurch ein Informationso<strong>der</strong><br />

Einflussmonopol durch Einzelne<br />

verhin<strong>der</strong>t. Wie gut das in<br />

Ungarn zuweilen funktioniert, zeigte<br />

die Anekdote von Fr<strong>an</strong>k Klausz,<br />

<strong>der</strong> als Chief Corporate Development<br />

Director bei Telenor arbeitet.<br />

Er berichtete, dass in den ersten<br />

sechs Monaten seiner Tätigkeit die<br />

Regierung genau so geh<strong>an</strong>delt hätte,<br />

wie m<strong>an</strong> es erwarten würde.<br />

Telenor und seine zwei Konkurrenten<br />

auf dem ungarischen Markt<br />

wurden regelmäßig konsultiert,<br />

über Gesetzesentwürfe gestritten<br />

und im Endeffekt sinnvolle Än<strong>der</strong>ungen<br />

beschlossen. Mit <strong>der</strong> Einführung<br />

einer vom Staat fin<strong>an</strong>zierten<br />

Konkurrenzfirma habe sich dies<br />

radikal verän<strong>der</strong>t. Telenor habe nun<br />

deutlich weniger Bezug zu Gesetzesentwürfe<br />

<strong>der</strong> Regierung und in<br />

Extremfällen hätten die Ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

sich taub gegenüber von<br />

Telenor geäußerter Kritik gestellt.<br />

Dies sei ein beunruhigen<strong>der</strong><br />

Trend, <strong>der</strong> auch<br />

immer noch einer <strong>der</strong><br />

größten Kritikpunkte in<br />

Sachen Korruption in<br />

Ungarn ist. Der dänische<br />

Botschafter Tom<br />

Norring appellierte daher<br />

auch <strong>an</strong> seine ungarischen<br />

Kollegen: „Auf<br />

l<strong>an</strong>ge Sicht gesehen riskiert<br />

Ungarn seine globale<br />

Wettbewerbsfähigkeit,<br />

wenn es nicht konsequent<br />

und hart gegen<br />

jegliche Korruption, sei<br />

es Bevorteilung von staatsnahen<br />

Firmen o<strong>der</strong> Bestechung, vorgeht.“<br />

Ungarn müsse dieses Problem ernst<br />

nehmen. Wie es endet, falls dies<br />

nicht geschehe, zeige das Beispiel<br />

Griechenl<strong>an</strong>d nur allzu deutlich.<br />

BENEDIKT DAMS<br />

Michele Orz<strong>an</strong><br />

DIE GRUNDSCHULE DER DEUTSCHEN SCHULE<br />

BUDAPEST ÖFFNET IHRE PFORTEN<br />

FÜR UNGARISCHE SCHULANFÄNGER!<br />

b dem Schuljahr 2013/14 können in die Grundschule <strong>der</strong> DS Budapest auch ungarische Kin<strong>der</strong> ohne<br />

ADeutschkenntnisse aufgenommen werden. Dies ist eine Antwort auf die steigende Zahl von Nachfragen von<br />

ungarischsprachigen Familien, die Ihre Kin<strong>der</strong> frühzeitig <strong>an</strong> die deutsche Sprache her<strong>an</strong>führen wollen.<br />

Die Kin<strong>der</strong> werden in Deutsch als Fremdsprache sowie Musik, Kunst und Sport auf Deutsch unterrichtet,<br />

teilweise zusammen mit deutschsprachigen Kin<strong>der</strong>n.<br />

Grundschulleiterin Katja Czakó: „Deutsche Grundschullehrkräfte unterrichten nach den Grundsätzen hoher<br />

Binnendifferenzierung in ihrer Muttersprache. Weiter zeichnet unsere Schule die offene Unterrichtsatmosphäre<br />

und das spielerische Her<strong>an</strong>gehen aus. Die Erstklasselehrerin ist eine erfahrene ungarische Kollegin, die die<br />

ungarischen Fächer unterrichtet“.<br />

Zunehmend werden weitere Fächer (z. B. Mathematik) durch deutsche muttersprachliche Lehrkräfte und<br />

teilweise zusammen mit den Kin<strong>der</strong>n des deutschen Zweiges unterrichtet. Dazu Schulleiterin Brigitte Cleary:<br />

„So k<strong>an</strong>n sehr früh g<strong>an</strong>z natürlich durch die Begegnung mit <strong>der</strong> deutschsprachigen Welt <strong>der</strong> Schule die Sprache<br />

erlernt und gefestigt werden und die Kin<strong>der</strong> erreichen bald ein sehr hohes Niveau.“<br />

Unterstützt wird dies durch das Angebot einer deutsch- und ungarischsprachigen Nachmittags- und Hausaufgabenbetreuung.<br />

Ab Klasse 5 können die Schüler ihre Schullaufbahn im achtstufigen Gymnasium <strong>der</strong> Deutschen Schule fortsetzen<br />

und am Ende ihrer Schulzeit das ungarische und das deutsche Abitur ablegen o<strong>der</strong> sich ausschließlich<br />

für das deutsche Abitur entscheiden. Weitere Fremdsprachen sind Englisch ab Klasse 2 und später<br />

Fr<strong>an</strong>zösisch und Sp<strong>an</strong>isch. Damit sind die Wege in das ungarische, das deutschsprachige und das internationale<br />

Universitätswesen gleichermaßen offen.<br />

Die Deutsche Schule Budapest freut sich auf Ihr Interesse und Ihre Anmeldung (bis 20. März)!


12 BUDAPESTER ZEITUNG VERANSTALTUNGEN 8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10<br />

Gastromarkt<br />

im Millenáris<br />

Zum bereits fünften Mal findet vom<br />

8. bis 10. März in den Hallen des Millenáris<br />

<strong>der</strong> sogen<strong>an</strong>nte Markt <strong>der</strong><br />

ungarischen Gaumenfreuden statt.<br />

Ab 10 Uhr morgens stellen sich<br />

hier etwa 120 verschiedene ungarische<br />

Anbieter von frischem Fleisch,<br />

Fisch, Gemüse und Obst vor.<br />

Dazwischen können die Besucher<br />

bei sogen<strong>an</strong>nten „Gastropunkten“<br />

die frischen Zutaten auch als gut<br />

zubereitete Mahlzeit genießen. Es<br />

gibt verschiedene Punkte für<br />

Schinken-, Käse- und Kolbászsorten,<br />

Wein, Süßigkeiten, S<strong>an</strong>dwiches,<br />

Nudeln, Salate, Fisch und<br />

Pörkölt. Des Weiteren werden dieses<br />

Mal als Beson<strong>der</strong>heit ungarische<br />

Suppen und <strong>der</strong> mehr o<strong>der</strong><br />

weniger traditionelle „fõzelék“<br />

(Eintopf o<strong>der</strong> Cremesuppe) <strong>an</strong>geboten.<br />

So können Neugierige rote<br />

Rüben fõzelék mit ein wenig Sahne<br />

und Wollschweinspeck, Buttererbsenfõzelék<br />

mit Filetröllchen o<strong>der</strong><br />

ungarische Fischsuppe mit gegrilltem<br />

Karpfen probieren.<br />

Der Eintritt kostet für Schüler und<br />

Rentner 900, für alle <strong>an</strong><strong>der</strong>en 1.500<br />

Forint. Kin<strong>der</strong> unter 12 Jahren bezahlen<br />

nichts. Die ersten 200 Besucher<br />

zahlen nur die Hälfte des Eintrittspreises.<br />

Markt <strong>der</strong> ungarischen<br />

Gaumenfreuden<br />

& Gastromarkt<br />

8. bis 10. März, ab 10 Uhr<br />

II. Kis Rókus utca 16-20<br />

www.millenaris.hu<br />

FREITAG,8.MÄRZ<br />

T<strong>an</strong>z,Theater und klassische Musik<br />

STAATSOPER, 15 UHR: Mozart – „Don Giov<strong>an</strong>ni“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

BÉLA BARTÓK MUSEUM, 18 UHR: Violinist Péter Komlós und<br />

Pi<strong>an</strong>istin Mária Kovalszki spielen Brahms’ Sonaten.<br />

II. Csalán út 29, www.bartokmuseum.hu<br />

STAATSOPER, 19 UHR: Tschaikowsky – „Eugene Onegin“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

KLAUZÁL GÁBOR BUDAFOK – TÉTÉNYER KULTURZENTRUM, 19<br />

UHR: Das Budafoker Dohnányi Orchester mit Elina Harsányi<br />

(Violine) performt Kompositionen von Beethoven,<br />

Orbán und Bruckner. Leitung: Tamás Gál.<br />

XXII. Nagytetényi út 31-33, www.klauzalhaz.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – BÉLA BARTÓK KONZERTHALLE, 19.30<br />

UHR: Die Pécser P<strong>an</strong>non Philharmonie mit Dezsõ Ránki<br />

(Klavier) spielt Stücke von Mozart und Mahler. Leitung:<br />

Tibor Bogányi.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

Ausgehen<br />

BUDAPESTER OPERETTENTHEATER, 19 UHR: „Hochzeitst<strong>an</strong>z“<br />

(Klezmeroperette).<br />

VI. Nagymezõ utca 17, www.operettszinhaz.hu<br />

THÁLIA THEATER, 19 UHR: „Bohém Casting“.<br />

VI. Nagymezõ utca 22-24, www.thalia.hu<br />

STAATLICHES TANZTHEATER, 19 UHR: Das Budapest<br />

T<strong>an</strong>ztheater mit „T<strong>an</strong>zperlen“.<br />

I. Színház utca 1-3, www.t<strong>an</strong>cszinhaz.hu<br />

MOM KULTURZENTRUM, 19 UHR: Gitarrenkonzert mit Gyula<br />

Babos, Tibor Tátrai und Attila László.<br />

XII. Csörsz utca 18, www.momkult.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19 UHR: Die<br />

Inversed<strong>an</strong>ce – Zoltán Fodor Compagnie mit „Vuk“.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

KULTURSCHIFF A38, 19.30 UHR: Kerekes B<strong>an</strong>d, Bohemi<strong>an</strong><br />

Betyars und Matthew Dekay.<br />

XI. Petõfi Brücke Budaer Seite, www.a38.hu<br />

BUDAPEST JAZZ CLUB, 20 UHR: Ágnes Lakatos St<strong>an</strong>dard<br />

Zone und The Jazz Voices.<br />

VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />

PECSA MUSIC HALL, 20 UHR: Mumford <strong>an</strong>d Sons.<br />

XIV. Városliget Zichy Mihály út 14<br />

www.pecsamusichall.hu<br />

SAMSTAG,9.MÄRZ<br />

T<strong>an</strong>z,Theater und klassische Musik<br />

FRANZ LISZT MUSIKAKADEMIE, AB 11 UHR: Schüler und Lehrer<br />

<strong>der</strong> Józsefvároser Musikschule tragen Werke von<br />

Bach bis Gershwin vor.<br />

VI. Liszt Ferenc tér 8, www.lfze.hu<br />

STAATSOPER, 11 UHR: Mozart – „Don Giov<strong>an</strong>ni“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

BÉLA BARTÓK MUSEUM, 11 UHR: Tamás Lakatos (Cello)<br />

und Gabriella Szentpéteri (Klavier) spielen Werke von<br />

Schum<strong>an</strong>n, Beethoven, Bloch und Popper.<br />

II. Csalán út 29, www.bartokmuseum.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – GLASHALLE, 17 UHR: Die Budapest<br />

Strings spielen Werke von Pergolesi, Zsófia Tallér, Barbirolli-Arensky<br />

und Róbert Gulya. Leitung: Károly Botvay.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

STAATSOPER, 19 UHR: Puccini – „Tur<strong>an</strong>dot“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

KLAUZÁL GÁBOR BUDAFOK – TÉTÉNYER KULTURZENTRUM, 19 UHR:<br />

Das Budafoker Dohnányi Orchester spielt Stücke von<br />

Tschaikowsky und Berlioz. Leitung: Gábor Hollerung.<br />

XXII. Nagytetényi út 31-33, www.klauzalhaz.hu<br />

TÁRSASKÖR ÓBUDA, 19 UHR: Das Anima Musicae<br />

Kammerorchester mit Ferenc Rados (Klavier) trägt<br />

Endre Olsvay, Mozart und Bartók vor. Leitung: László<br />

G. Horváth.<br />

III. Kiskorona utca 7, www.obudaitarsaskor.hu<br />

Ausgehen<br />

MILLENÁRIS, AB 10 UHR: Markt <strong>der</strong> ungarischen Geschmäcker<br />

und Gastromarkt.<br />

II. Fény utca 20-22, www.millenaris.hu<br />

STAATLICHES TANZTHEATER, 12 UHR: Colores del T<strong>an</strong>go mit<br />

Joh<strong>an</strong>na Kulik, Josip Bartulovic, S<strong>an</strong>tiago Maciel und<br />

dem Budapester T<strong>an</strong>go Orchester.<br />

I. Színház utca 1-3, www.t<strong>an</strong>cszinhaz.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19.30 UHR: Zita<br />

Swoon Group: Wait for Me.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

BUDAPESTER OPERETTENTHEATER, 19.30 UHR: Brecht – „Der<br />

kaukasische Kreidekreis“ (Musical).<br />

VI. Nagymezõ utca 17, www.operettszinhaz.hu<br />

BUDAPEST JAZZ CLUB, 20 UHR: Das Budapest Jazz Orchester<br />

mit Kálmán Oláh (Klavier). D<strong>an</strong>ach das Róbert<br />

Szakcsi Lakatos Trio.<br />

VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />

TRAFÓ, 20 UHR: Mehli<strong>an</strong>a mit Jazzpi<strong>an</strong>ist Brad Mehldau<br />

und Schlagzeuger Mark Guili<strong>an</strong>a.<br />

IX. Liliom utca 41, www.trafo.hu 1<br />

KULTURSCHIFF A38, 23 UHR: Plump DJs und Ed Solo.<br />

XI. Petõfi Brücke Budaer Seite, www.a38.hu<br />

SONNTAG, 10. MÄRZ<br />

T<strong>an</strong>z,Theater und klassische Musik<br />

STAATSOPER, 11 UHR: Mozart – „Don Giov<strong>an</strong>ni“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

ITALIENISCHES KULTURINSTITUT, 11 UHR: Das Budafok<br />

Dohnányi Orchester und die Budapester Akademische<br />

Chorgesellschaft mit Mari<strong>an</strong>na Váradi (Sopr<strong>an</strong>), Lúcia<br />

Megyesi Schwartz (Alt), László Honninger (Tenor) und<br />

Anatolij Fok<strong>an</strong>ov (Bass) tragen Rossinis „Petite Messe<br />

Solennelle“ vor. Leitung: Gábor Hollerung.<br />

VIII. Bródy Sándor utca, www.iicbudapest.esteri.it<br />

STAATSOPER, 18 UHR: Tschaikowsky – „Eugene Onegin“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

Ausgehen<br />

MILLENÁRIS, AB 10 UHR: Markt <strong>der</strong> ungarischen Geschmäcker<br />

und Gastromarkt.<br />

II. Fény utca 20-22, www.millenaris.hu<br />

STAATLICHES TANZTHEATER, 10.30 UHR: Das Budapest<br />

T<strong>an</strong>ztheater mit „Um die Welt in 80 Tagen“ (Premiere).<br />

I. Színház utca 1-3, www.t<strong>an</strong>cszinhaz.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER 19.30 UHR: Experi-<br />

D<strong>an</strong>ce – Sándor Román Compagnie mit „Der holzgeschnitzte<br />

Prinz“ und „Der wun<strong>der</strong>bare M<strong>an</strong>darin“<br />

(Premiere).<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

STAATSOPER, 19 UHR: „Vom Winde verweht“ (Ballett).<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

MONTAG, 11. MÄRZ<br />

T<strong>an</strong>z,Theater und klassische Musik<br />

TÁRSASKÖR ÓBUDA, 19 UHR: Das EAR Ensemble mit<br />

István Matuz (Querflöte), György Lakatos (Oboe) und<br />

Béla Faragó (Klavier) trägt Werke von Máté Hollós,<br />

István Szigeto, István Láng, Gyula Pintér, Béla Faragó,<br />

Miklós Sugár und István Madarász vor.<br />

III. Kiskorona utca 7, www.obudaitarsaskor.hu<br />

HUBAY MUSIKHALLE, 19.30 UHR: András Ágoston (Violine)<br />

und Gábor Csalog (Klavier) mit Károly Botvay, Miklós<br />

Oláh, Zsuzsa Németh und Szilvia Kárpáti performen<br />

Werke von Schum<strong>an</strong>n, Ravel und Schubert.<br />

I. Bem rakpart 11, www.hubaymusichall.com<br />

NATIONALTHEATER, 19:30 UHR: Das Gyõrer Philharmonieorchester<br />

spielt Stücke von Mozart und Mussorgski.<br />

Leitung: Kálmán Berkes.<br />

IX. Bajor Gizi park 1, www.nemzetiszinhaz.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – BÉLA BARTÓK KONZERTHALLE, 19.30<br />

UHR: Das Nationale Philharmonieorchester trägt<br />

Richard Strauss’„Capriccio“ vor. Leitung: Zoltán Kocsis.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

Ausgehen<br />

BUDAPEST JAZZ CLUB, 21 UHR: Open Jam mit Stundenten<br />

<strong>der</strong> Fr<strong>an</strong>z Liszt Musikakademie.<br />

VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />

DIENSTAG, 12. MÄRZ<br />

T<strong>an</strong>z,Theater und klassische Musik<br />

STAATSOPER, 19 UHR: Tschaikowsky – „Eugene Onegin“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

FRANZ LISZT MUSIKAKADEMIE, 19 UHR: Balázs Fülei performt<br />

Klaviersonaten von Beethoven.<br />

VI. Liszt Ferenc tér 8, www.lfze.hu<br />

Ausgehen<br />

STAATLICHES TANZTHEATER, 10.30 UND 15 UHR: Das<br />

Dunaújvároser Bartók T<strong>an</strong>ztheater mit „Meerest<strong>an</strong>z“.<br />

I. Színház utca 1-3, www.t<strong>an</strong>cszinhaz.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19 UHR: Das Ungarische<br />

Staatsvolkst<strong>an</strong>zensemble mit „Sonnenlegende“.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – BÉLA BARTÓK KONZERTHALLE, 19.30<br />

UHR: EAST mit Miklós Zareczky (Ges<strong>an</strong>g), Péter<br />

Móczán (Bassgitarre), Géza Pálvölgyi (Keyboard),<br />

János Varga (Gitarre), István Király (Percussion), Péter<br />

Dorozsmai (Percussion) und Tamás Takáts (Ges<strong>an</strong>g).<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

KULTURSCHIFF A38, 20 UHR: R<strong>an</strong>dom Trip.<br />

XI. Petõfi Brücke Budaer Seite, www.a38.hu<br />

BUDAPEST JAZZ CLUB, 20 UHR: Viktor Tóth Terzett.<br />

VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />

MITTWOCH, 13. MÄRZ<br />

T<strong>an</strong>z,Theater und klassische Musik<br />

PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 19 UHR: Das Concerto<br />

Budapest spielt Werke von Felix <strong>an</strong>d F<strong>an</strong>ny<br />

Mendelssohn. Leitung: András Keller.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

ITALIENISCHES KULTURINSTITUT, 19 UHR: Galakonzert des All<br />

Nations Lions Club Budapest. Tamás Erdi spielt Klavierstücke<br />

von Brahms, Bartók, Debussy, Kodály und<br />

Liszt.<br />

VIII. Bródy Sándor utca, www.iicbudapest.esteri.it<br />

STAATSOPER, 19 UHR: Erkel – „Bánk Bán“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – BÉLA BARTÓK KONZERTHALLE, 19.30<br />

UHR:Das MÁV Symphonieorchester und Chor mit Attila<br />

Fekete (Tenor) trägt die Overture von Verdis „Nabucco“<br />

vor. Leitung: Gergely Kesselyák.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

Ausgehen<br />

STAATLICHES TANZTHEATER, 19 UHR: Das Pécser Ballett mit<br />

„Lisztom<strong>an</strong>ia“.<br />

I. Színház utca 1-3, www.t<strong>an</strong>cszinhaz.hu<br />

BUDAPESTER OPERETTENTHEATER, 19 UHR: „Mitsommernachtstraum“<br />

(Musical).<br />

VI. Nagymezõ utca 17, www.operettszinhaz.hu<br />

IF CAFÉ, 19.30 UHR: Jazzabend mit Károly Berki (Gitarre)<br />

und József Plutó Horváth (Bassgitarre).<br />

IX. Ráday utca 19, www.ifkavezo.hu<br />

TRAFÓ, 20 UHR: Behin<strong>der</strong>tentheater mit Jérome Bel und<br />

dem Theater Hora (auf Schweizerisch).<br />

IX. Liliom utca 41, www.trafo.hu 1<br />

BUDAPEST JAZZ CLUB, 20 UHR: Péter Sárik Trio.<br />

VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />

DONNERSTAG, 14. MÄRZ<br />

T<strong>an</strong>z,Theater und klassische Musik<br />

UNGARISCHES RADIO – STUDIO,18 UHR:László Borbély (Klavier)<br />

spielt Werke von Strawinsky, Cage und Beethoven.<br />

VIII. Pollack Mihály tér 8, www.radio.hu<br />

STAATSOPER, 19 UHR: Puccini – „Tur<strong>an</strong>dot“.<br />

VI. Andrássy út 22, www.opera.hu<br />

PALAST DER KÜNSTE – BÉLA BARTÓK KONZERTHALLE, 19.30 UHR:<br />

Das Nationale Philharmonieorchester trägt performs<br />

Richard Strauss’„Capriccio“ vor. Leitung: Zoltán Kocsis.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

Ausgehen<br />

PALAST DER KÜNSTE – FESTIVALTHEATER, 10.30 UND 15 UHR:<br />

Die Inversed<strong>an</strong>ce – Zoltán Fodor Compagnie mit „Vuk“.<br />

IX. Komor Marcell utca 1, www.mupa.hu<br />

BUDAPESTER OPERETTENTHEATER, 15 UND 19 UHR:<br />

„Mitsommernachtstraum“ (Musical).<br />

VI. Nagymezõ utca 17, www.operettszinhaz.hu<br />

STAATLICHES TANZTHEATER, 19.30 UHR: Das Shivasakti Kal<strong>an</strong><strong>an</strong>da<br />

T<strong>an</strong>ztheater mit „Karma, das Spiel des Lebens“.<br />

I. Színház utca 1-3, www.t<strong>an</strong>cszinhaz.hu<br />

IF CAFÉ, 19.30 UHR: Jazzabend mit Linda Kovács<br />

(Ges<strong>an</strong>g) und György Orbán (Kontrabass).<br />

IX. Ráday utca 19, www.ifkavezo.hu<br />

TRAFÓ, 20 UHR: Behin<strong>der</strong>tentheater mit Jérome Bel und<br />

dem Theater Hora (auf Schweizerisch).<br />

IX. Liliom utca 41, www.trafo.hu 1<br />

BUDAPEST JAZZ CLUB, 20 UHR: Zita Gereben Quintett.<br />

VIII. Múzeum utca 7, www.bjc.hu<br />

KULTURSCHIFF A38, 20 UHR: Belga, Ben Sims, Isu und<br />

Dork.<br />

XI. Petõfi Brücke Budaer Seite, www.a38.hu


8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10 VERANSTALTUNGEN BUDAPESTER ZEITUNG 13<br />

Schmidt beschwört das Lebensgefühl <strong>der</strong> Goldenen Zw<strong>an</strong>ziger<br />

The Roaring Twenties in Budapest<br />

Die 1920er Jahre sind vor allem bek<strong>an</strong>nt<br />

für ihre exzessiven Partys inmitten<br />

des wirtschaftlichen Aufschwungs<br />

in den Zwischenkriegsjahren. Kaum<br />

ein Zeitalter war so geprägt von den<br />

Unterschieden zwischen Arm und<br />

Reich, und <strong>der</strong> Legende zufolge war<br />

keine Party so ausschweifend wie die<br />

des Interbellums. Die Sängerin<br />

Schmidt knüpft <strong>an</strong> dieses Lebensgefühl<br />

<strong>an</strong> und versucht mit ihrem<br />

„Pop-Noir“ diese rauschartige Lebenslust<br />

einzuf<strong>an</strong>gen.<br />

Nett – das ist wohl das erste Wort,<br />

das m<strong>an</strong> mit Schmidt assoziiert.<br />

Es ist super Radiomusik, die im<br />

Hintergrund durchrauscht, wahlweise<br />

beim Abwasch o<strong>der</strong> auf dem Weg zur<br />

Arbeit. So richtig überspringen will<br />

<strong>der</strong> Funke dabei jedoch nicht. Große<br />

Emotion und Leidenschaft a la Adele?<br />

Fehl<strong>an</strong>zeige. Verspielte und freche<br />

Swingbeats á la Caro Emerald? Knapp<br />

d<strong>an</strong>eben ist auch vorbei. Schmidt<br />

schw<strong>an</strong>kt perm<strong>an</strong>ent zwischen allen<br />

Extremen und l<strong>an</strong>det dabei lei<strong>der</strong> genau<br />

zwischen den Stühlen.<br />

Die rauchige Stimme <strong>der</strong> Sängerin<br />

Schmidt ist ohne Zweifel ausgezeichnet.<br />

Lasziv und selbstbewusst klingt die<br />

Sängerin in „Shadowm<strong>an</strong>“ aus dem<br />

Debutalbum „Femme Schmidt“ in dem<br />

sie auf einen Mix aus poppigen Jazz setzt,<br />

<strong>der</strong> am ehesten <strong>an</strong> die Wilden Zw<strong>an</strong>ziger<br />

erinnert. Allerdings sind die Songs in<br />

<strong>der</strong> Studioversion lei<strong>der</strong> ziemlich plattgebügelt.<br />

Wo m<strong>an</strong> sich etwa ein explosives<br />

Saxophon gewünscht hätte, kommt<br />

etwas lustloses Gedudel, und wo m<strong>an</strong><br />

darauf wartet, dass Schmidt zeigt was ihre<br />

Stimme hergibt, kommt laszives Gesäusel.<br />

„In the Photo Booth“ ist ein<br />

Paradebeispiel dafür. Was <strong>an</strong>fängt mit<br />

Schmidt möchte aussehen und singen wie Adele – schafft es jedoch<br />

lei<strong>der</strong> nicht g<strong>an</strong>z.<br />

beschwingten Saxophon und <strong>der</strong> perfekt<br />

passenden frechen Stimme<br />

Schmidts wird prompt überspült von<br />

dem l<strong>an</strong>gweiligen 08/15 Radiobeat,<br />

<strong>der</strong> das Lied sofort öde werden lässt.<br />

Gleiches Muster wie<strong>der</strong>holt sich bei<br />

„Sin City“, was am Anf<strong>an</strong>g recht stark<br />

<strong>an</strong> eine l<strong>an</strong>gsamer gespielte Version<br />

von „That M<strong>an</strong>“ von Caro Emerald erinnert.<br />

Hier passt Schmidts Stimme<br />

hervorragend zu dem rhythmischen<br />

Stampfen des Beats, wird aber sogleich<br />

ausgeglichen von dem Chorus, <strong>der</strong><br />

irgendwie so gar nicht zum Rest des<br />

Liedes passen will.<br />

Ein Klassiker wird fortgesetzt<br />

Lasset den Frühling erklingen<br />

Das geht<br />

besser<br />

Das ist beson<strong>der</strong>s deswegen schade,<br />

weil es ihr Produzent Guy Chambers<br />

eigentlich besser wissen müsste. Er<br />

war es, <strong>der</strong> mit Robbie Williams 2001<br />

das großartige Retro-Album „Swing<br />

when you're winning“ geschrieben<br />

und produziert hat. Williams knüpfte<br />

dabei nahtlos <strong>an</strong> Größen wie Fr<strong>an</strong>k<br />

Sinatra <strong>an</strong> und schaffte es vor allem live<br />

die Zuschauer mit <strong>der</strong> augenzwinkernden<br />

Leichtigkeit <strong>der</strong> 60er Jahre zu<br />

begeistern.<br />

Hoffnung<br />

für die Zukunft<br />

Hätte m<strong>an</strong> den Fokus ein bisschen<br />

mehr auf Schmidt gelegt und weniger<br />

darauf geachtet, dass ein Lied in<br />

das Radiopopmuster passt, hätte<br />

Schmidt durchaus Potential mehr <strong>an</strong><br />

diesem Tor zu rütteln. Vielleicht<br />

braucht es ein Weilchen bis die beiden<br />

sich aufein<strong>an</strong><strong>der</strong> eingespielt haben.<br />

Es bleibt abzuwarten, wie<br />

Schmidt sich entwickeln wird. Immerhin<br />

wurde sie umgehend für<br />

Warner Music Germ<strong>an</strong>y unter Vertrag<br />

genommen, ein riesiges Label,<br />

das eben kein Risiko eingeht, wenn<br />

es um die Radiotauglichkeit seiner<br />

Künstlerinnen geht. Wir können nur<br />

hoffen, dass ihr für das nächste Album<br />

ein wenig mehr freie H<strong>an</strong>d gewährt<br />

wird. Vielleicht wird es<br />

Schmidt d<strong>an</strong>n gelingen <strong>an</strong> das wilde<br />

Leben <strong>der</strong> zw<strong>an</strong>ziger Jahre <strong>an</strong>knüpfen.<br />

Wer sich selbst davon überzeugen<br />

will, ob Schmidt das Zeug zur nächsten<br />

Queen of Swing hat, k<strong>an</strong>n dies am<br />

20. März auf dem A38 tun. Live ist<br />

Swingmusik sowieso besser und wo<br />

könnte m<strong>an</strong> besser den scharfen<br />

Kontrast zwischen Zerstörung und<br />

Glamour wie<strong>der</strong> aufleben lassen als auf<br />

einem umfunktioniertem Lastschiff,<br />

das noch vor wenigen Jahren für den<br />

Schrottplatz bestimmt war.<br />

BENEDIKT DAMS<br />

„SCHMIDT“<br />

Kulturschiff A38<br />

Budaer Seite <strong>der</strong> Petöfi híd<br />

20. März, 20 Uhr<br />

Eintritt: 2500 Forint,<br />

2000 Forint im Vorverkauf<br />

Kultur &<br />

Bildung<br />

GOETHE-INSTITUT<br />

IX. Ráday utca 58<br />

Tel.: +36 1 374 4070<br />

E-Mail: info@budapest.goethe.org<br />

www.goethe.de/budapest<br />

Leiterin: Jutta Gehrig<br />

9. März, 11.30 Uhr: Podiumsgespräch zur Situation <strong>der</strong><br />

Kultur in Ungarn. In ungarischer Sprache mit englischer<br />

Simult<strong>an</strong>übersetzung.<br />

13. März, 18 Uhr: GOETHE KINO 095: Das System<br />

– alles verstehen, heißt alles verzeihen. Originalton mit<br />

englischen Untertiteln.<br />

Öffnungszeiten <strong>der</strong> Bibliothek des Goethe-Instituts:<br />

dienstags bis donnerstags 14 bis 19 Uhr, freitags 11 bis<br />

17 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.<br />

Ö S T E R R E I C H I S C H E S<br />

K U L T U R F O R U M<br />

VI. Benczúr utca 16,<br />

Tel.: +36 1 413 3590,<br />

E-Mail: budapest-kf@bmeia.gv.at,<br />

www.okfbudapest.hu,<br />

Leiterin: BACHFISCHER, Sus<strong>an</strong>ne Mag.Dr.iur<br />

11.-13. März, 10 Uhr: Cathedra Magistrorum.<br />

Eötvös Collegium, XI. Ménesi u. 11-13<br />

12. März, 18.30 Uhr: In Memoriam Ludwig Streicher.<br />

ANDRÁSSY UNIVERSITÄT<br />

VIII. Pollack Mihály tér 3<br />

Tel: +36 1 266 3101, -4408<br />

30 525 50 43<br />

Fax: +36 1 266 3099<br />

www.<strong>an</strong>drassyuni.hu<br />

Rektor: Prof. Dr. András Masát<br />

13. März, 18 – 20 Uhr: Vortrag von Mag. Dr. Peter<br />

Parycek zum Thema „Funktionsweisen und Probleme<br />

<strong>der</strong> demokratischen Teilhabe im Rahmen <strong>der</strong> E-<br />

Govern<strong>an</strong>ce“.<br />

Das Budapester Frühlingsfestival bietet erneut<br />

Highlights aus Musik, Theater und T<strong>an</strong>z. In<br />

diesem Jahr gibt es vom 22. März bis 7. April<br />

Klassiker und Neuinterpretationen aus allen<br />

Bereichen <strong>der</strong> Bühnenkunst zu sehen. Zum 33.<br />

Mal lädt Budapest g<strong>an</strong>z Europa zu Ungarns bedeutendstem<br />

Gesamtkunstfestival und hat dafür<br />

ein vielseitiges Programm zusammengestellt.<br />

17 Tage l<strong>an</strong>g gibt es eine bunte Mischung aus<br />

Musik, Theater und T<strong>an</strong>z zu beiden Seiten <strong>der</strong><br />

Donau. Das diesjährige Frühlingsfestival bietet<br />

mit zahlreichen Konzerten sowie Opern,<br />

Theaterabenden und Spezialitäten wie beispielsweise<br />

einer Nacht im Zirkus zahlreiche<br />

Highlights, für die das Publikum aus dem Inund<br />

Ausl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>reisen wird. In diesem Jahr gedenken<br />

die Musiker beson<strong>der</strong>s den Ausnahme-<br />

Komponisten Richard Wagner und Ferenc<br />

Liszt. Als Kontrast dazu gibt es ungarische<br />

Volksmusik und Volkst<strong>an</strong>z in verschiedenster<br />

Art.<br />

Die Zahl und Vielfalt <strong>der</strong> Konzerte beim<br />

Frühlingsfestival ist vielversprechend: 33<br />

Orchester-, Kammer- und Kirchenkonzerte werden<br />

während <strong>der</strong> 17 Tagen des Festivals von hochkarätigen<br />

Musikern gespielt. Am Geburtstag des<br />

ungarischen Komponisten Béla Bartók am 25.<br />

März gedenkt <strong>der</strong> Dirigent Zoltán Kocsis diesem<br />

herausragenden Musiker des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts und<br />

überlässt zudem dem preisgekrönten Pi<strong>an</strong>isten<br />

Andrea Lucchesini im Palast <strong>der</strong> Künste die Bühne<br />

BUDAPESTI TAVASZI FESZTIVÁL<br />

(Budapester Frühlingsfestival)<br />

22. März bis 7. April<br />

Karten und Programme unter:<br />

www.btf.hu<br />

für Stücke von Liszt und Beethoven. Auch Klassiker<br />

wie Händels Messias werden die Besucher begeistern,<br />

am 26. März erklingen die großartigen<br />

Stimmen <strong>der</strong> Opernstars Julia Bauer und Viktória<br />

Vizin ebendort.<br />

33 Konzerte<br />

mit herausragenden Musikern<br />

Neben diesen Orchesterkonzerten bieten die<br />

Kammerkonzerte kl<strong>an</strong>gvolle Abende, wie beispielsweise<br />

am 4. April mit Xiao W<strong>an</strong>g. Das<br />

Wun<strong>der</strong>kind verzaubert seit frühster Kindheit<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Violine und gew<strong>an</strong>n beim Internationalen<br />

Violine- und Bratsche-Wettbewerb József<br />

Szigeti. In Budapests Kirchen geht es mit<br />

Orgelmusik von Liszt und Bach, gespielt unter<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>em von Orgelmeister Balázs Szabó am 23.<br />

März, sowie Chormusik, besinnlich zu. Mo<strong>der</strong>ne<br />

Klänge gibt es von den Gitarristen Ferenc<br />

Snétberger und Richard Bona am 5. April im<br />

Palast <strong>der</strong> Künste.<br />

Drei Opern erwarten das Publikum in <strong>der</strong><br />

Ungarischen Staatsoper: am 29. März und 1.<br />

April werden Teile Wagners Umsetzung von<br />

Eschenbachs Parsifal zu hören sein, in Szene gesetzt<br />

von Dirigent Stef<strong>an</strong> Soltész. Am 6. April<br />

wird Verdis Rigoletto aufgeführt, ein Teil des<br />

Verdi-Marathons, <strong>der</strong> am gleichen Tag auch auf<br />

<strong>der</strong> Andrássy út mit einem Galakonzert im Freien<br />

um 11.00 Uhr am Vormittag zelebriert wird.<br />

Eine weitere Spezialität ist eine Nacht im Zirkus<br />

mit jungen Artisten <strong>der</strong> Gruppe Recirquel, die<br />

am 5. und 6. April im Palast <strong>der</strong> Künste stattfindet.<br />

Im Thalía Theater spielen am 23. März zwei<br />

Mal das Hun<strong>der</strong>tköpfige Zigeunerorchester.<br />

Mehr Volkstümlichkeit gibt es beim 32.<br />

T<strong>an</strong>zhaustreffen in <strong>der</strong> Papp László Sportarena<br />

am 30. und 31. März.<br />

Carmen Cortez und ihre Comp<strong>an</strong>ie bringen das<br />

Feuer sp<strong>an</strong>ischen Flamencos nach Budapest.<br />

Mo<strong>der</strong>n interpretiert:<br />

T<strong>an</strong>z und Theater<br />

T<strong>an</strong>z gibt es auch mit Strawinskys Frühlingsoper<br />

am 3. April im Palast <strong>der</strong> Künste, allerdings g<strong>an</strong>z<br />

neu interpretiert. Choreograph und Regisseur<br />

Klaus Obermaier versucht das Meisterwerk in die<br />

heutige Zeit zu tr<strong>an</strong>sportieren und verzichtete dabei<br />

auf eine evidente Beziehung zwischen Musik<br />

und T<strong>an</strong>z. Ebenfalls neu interpretiert hat Regisseur<br />

Vlad Troickij den Klassiker Anna Karenina, bei<br />

ihm geht es im Bárka Theater am 22. und 25.<br />

März um die Formulierung einer fatalen, universellen<br />

Liebe. Ähnlich ging Peter Brook bei seiner<br />

Inszenierung einer Zauberflöte statt <strong>der</strong><br />

Zauberflöte Mozarts vor, zu sehen am 29. und 30.<br />

März.<br />

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Tel./Fax: 213 7508<br />

Pfarrer: Gregor Stratm<strong>an</strong>n<br />

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(Nähe Batthyány tér).<br />

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Pfarrer: Zoltán Balog<br />

Gottesdienste: sonntags 10 Uhr, (Eing<strong>an</strong>g<br />

um die Ecke in <strong>der</strong> Hold utca).<br />

EVANGELISCH-LUTHERISCHE GEMEINDE<br />

I. Logodi utca 5-7,<br />

Tel./Fax: 212 8979<br />

Pfarrer: Joh<strong>an</strong>nes Erlbruch<br />

Gottesdienste: sonntags 10 Uhr in <strong>der</strong><br />

Kapelle Táncsics Mihály utca 28


14 BUDAPESTER ZEITUNG BUDAPEST 8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10<br />

KOMPAKT<br />

Verdorbene Milch im Verkauf. 14 Budapester<br />

Läden haben Aflatoxin-belastete Milch<br />

verkauft, medete HírTV verg<strong>an</strong>genen Montag.<br />

Der Sen<strong>der</strong> gab eine Analyse in Auftrag, nachdem<br />

hohe Mengen des Stoffes in <strong>der</strong> Milch<br />

eines serbischen Zuliefererbetriebes gefunden<br />

worden waren. In Ungarn wurde die Milch von<br />

Fuchs Tej erzeugt und in den eigenen Geschäften<br />

in Gödöllõ und in folgenden Budapester<br />

Märkten <strong>an</strong>geboten: Fehérvári utca,<br />

Vámház utca, Ligeti tér, Garay tér, Fény utca,<br />

Fehér utca sowie den Markthallen in Óbuda,<br />

Budaörs, Újpest, Békásmegyer, Kispest, Pesterzsébet<br />

und Pestszentlõrinc.<br />

Fidesz-Zentrale besetzt. Verg<strong>an</strong>genen<br />

Donnerstag besetzten etwa 70 Demonstr<strong>an</strong>ten<br />

die Fidesz-Parteizentrale in <strong>der</strong> Lendvay utca<br />

im VI.Bezirk. Unter dem Motto „Az alkotmány<br />

nem játék!“ („Die Verfassung ist kein Spiel!“)<br />

wollten sie so gegen die gepl<strong>an</strong>te vierte Än<strong>der</strong>ung<br />

des Grundgesetzes demonstrieren.<br />

Die Hausbesetzer trugen Papierschil<strong>der</strong> um<br />

den Hals und befestigten ein Tr<strong>an</strong>sparent mit<br />

ihrem Motto <strong>an</strong> <strong>der</strong> Gebäudefassade.<br />

Renovierungsarbeiten auf Margaretheninsel.<br />

Wie das Nachrichtenportal Index am<br />

Mittwoch mitteilte, haben die Renovierungsarbeiten<br />

am Springbrunnen auf <strong>der</strong> Insel begonnen.<br />

Die Kosten werden 400 Mio. Ft betragen,<br />

die <strong>der</strong> Stadtführung von <strong>der</strong> Regierung<br />

zur Verfügung gestellt werden. Die Arbeiten<br />

stehen in <strong>der</strong> Kritik, m<strong>an</strong> wisse nicht, warum<br />

<strong>der</strong> Brunnen nach elf Jahren wie<strong>der</strong> erneuert<br />

werden müsse, die Pläne seien nicht tr<strong>an</strong>sparent,<br />

die Betriebskosten könnten sich erhöhen.<br />

400.000 neue Mülltonnen. Index meldete<br />

am Mittwoch, dass die für den Mülltr<strong>an</strong>sport<br />

zuständige FKF Zrt. in vier Bezirken ein Pilotprojekt<br />

zur selektiven Mülltrennung mit neuen<br />

Tonnen startet, das bei Erfolg auf die g<strong>an</strong>ze<br />

Stadt ausgeweitet werden soll. Die Stadt konnte<br />

für das Projekt im Rahmen des KEOP-Programmes<br />

4,3 Mrd.Ft <strong>an</strong> EU-Hilfen gewinnen,<br />

die von FKF mit nochmals 775 Mio.Ft (15% <strong>der</strong><br />

Gesamtkosten) ergänzt werden.<br />

Busse auf Pump. Laut Index hat die Budapester<br />

Verkehrszentrale (BKK) bei <strong>der</strong> Magyar<br />

Fejlesztési B<strong>an</strong>k einen Kredit über 20<br />

Mrd.Ft be<strong>an</strong>tragt. Von dem zinsgünstigen Darlehen<br />

sollen 250 neue Busse gekauft werden,<br />

um auf dem sich in <strong>der</strong> Privatisierung befindlichen<br />

Budapester Busverkehrsmarkt mithalten<br />

zu können. Um den Kredit dürfte es laut Index<br />

auch beim Treffen von Premier Viktor Orbán<br />

mit OB István Tarlós am Freitag gehen.<br />

Demonstrationen für und gegen Dammbau am Római part<br />

Donau ist demokratischer als Stadtführung<br />

Bereits verg<strong>an</strong>gene Woche wurde über den Bau eines<br />

mobilen Damms am Római part diskutiert (die<br />

BZ berichtete), verg<strong>an</strong>genen Freitag entschied sich<br />

das Stadtparlament dafür. Trotzdem o<strong>der</strong> gerade<br />

deswegen org<strong>an</strong>isierten verschiedene Zivilbewegungen<br />

verg<strong>an</strong>genen Samstag eine Demonstration<br />

in Form eines Picknicks am Óbudaer Ufer, bei <strong>der</strong><br />

Reden gehalten wurden. Eine Gegendemonstration<br />

gab es auch.<br />

Über 1000 Menschen kamen bei sonnigem<br />

Wetter zum Római part, um friedlich für „ihren“<br />

Str<strong>an</strong>d und gegen den Dammbau zu demonstrieren.<br />

Vor allem über Facebook war die Aktion<br />

von <strong>der</strong> VaLyo – Város és a folyó (Stadt und Fluss)-<br />

Bewegung, dem Védegylet (Schutzverein) und dem<br />

Magyar Tájépítészek Szövetsége (Verb<strong>an</strong>d Ungarischer<br />

L<strong>an</strong>dschaftsarchitekten) org<strong>an</strong>isiert worden.<br />

Miklós Tömör von VaLyo kündigte <strong>an</strong>, dass m<strong>an</strong><br />

ein Aktionsbündnis gründen werde, mit dem m<strong>an</strong><br />

gegen den Bau vorgehe. Eine ältere Dame, die <strong>an</strong>onym<br />

bleiben wollte, mietet seit 22 Jahren im<br />

Bootshaus als Ru<strong>der</strong>-Trainerin eine Kabine, sie sagte<br />

am R<strong>an</strong>de: „Ein mobiler Damm zerstört die Natur,<br />

viele Familien, die sich keinen Urlaub leisten können,<br />

werden ihres Erholungsortes beraubt.“ Zwar wäre es<br />

schön, wenn <strong>der</strong> Str<strong>an</strong>d in Ordnung gebracht würde,<br />

aber es müssten die natürlichen Umstände beibehalten<br />

werden.<br />

Aufmerksamkeit erregen<br />

für eine mögliche Volksbefragung<br />

„Ich habe Budapest über den Római part kennen<br />

und lieben gelernt“, sagte L<strong>an</strong>dschaftsarchitekt<br />

und Mit-Org<strong>an</strong>isator Sándor Bardoczi, „deshalb<br />

muss dieser natürliche Charakter bewahrt werden,<br />

für den <strong>an</strong><strong>der</strong>e Städte Millionen ausgeben, um<br />

Ähnliches zu erreichen.“ Bereits in <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit<br />

habe ein Experte den mobilen Damm nicht als<br />

beste Lösung gegen das Hochwasser bezeichnet,<br />

zudem seien die Kosten unklar. „István Tarlós ist<br />

selbst Ingenieur und wird verstehen müssen: Hier<br />

fehlen Ingenieure, die kreative Lösungen finden“,<br />

schloss Bardoczi. Auf Nachfrage <strong>der</strong> Budapester<br />

Der Római part ist ein beliebtes Ausflugsziel, die mehr als 1.000 Demonstr<strong>an</strong>ten zeugten davon.<br />

Zeitung, warum m<strong>an</strong> trotz <strong>der</strong> gefallenen Entscheidung<br />

<strong>der</strong> Stadt gegen den Bau demonstriere,<br />

sagte er, dass die Sache noch nicht entschieden sei:<br />

„Wir wollen hier so viel Aufmerksamkeit erregen,<br />

dass die Stadtführung die Öffentlichkeit dazu befragen<br />

muss. Die Akademie und die Technische<br />

Universität werden hoffentlich von unserer heutigen<br />

Aktion auch beeinflusst.“<br />

Als Letztes sprach Gábor Kardos vom Védegylet:<br />

„Nach dem Bau würde sich die Gegend ähnlich verän<strong>der</strong>n<br />

wie <strong>der</strong> Liszt Ferencz tér mit seinen „trendy“<br />

Lokalen. Die Donau ist demokratischer als die<br />

Stadtführung, denn hier werden alle akzeptiert – sogar<br />

die Investoren, die Bäume fällen lassen.“ Vor 20<br />

Jahren habe bereits eine Zivilbewegung einen sk<strong>an</strong>dalösen<br />

Dammbau verhin<strong>der</strong>t, <strong>an</strong> dieser solle m<strong>an</strong><br />

sich ein Beispiel nehmen. „Lasst uns wenigstens den<br />

Római part in dieser “Plaza-Demokratie„ retten“,<br />

schloss <strong>der</strong> Aktivist. M<strong>an</strong> warte auf die Entscheidung<br />

bezüglich des Antrages des Duna-Ipoly-Nationalparks,<br />

es liege nun <strong>an</strong> <strong>der</strong> Stadt, das Gebiet unter<br />

Naturschutz zu stellen.<br />

Zweifelhafte<br />

Gegendemonstration<br />

Gleichzeitig wurde von Gábor Egri, Geschäftsführer<br />

des nahegelegenen Holiday Beach-Hotels und<br />

Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Római pártért“ (Für den Római part)-<br />

Bewegung eine Gegendemonstration org<strong>an</strong>isiert.<br />

Hotel-Angestellte hielten lustlos Tr<strong>an</strong>sparente hoch,<br />

die auf die möglichen Gefahren durch das Hochwasser<br />

hinwiesen, ebenso kleideten sich Egri und ein<br />

Mitarbeiter in Strahlen<strong>an</strong>züge. „Nach je<strong>der</strong> Flut muss<br />

<strong>der</strong> Str<strong>an</strong>d mit hochgiftigen Chemikalien gereinigt<br />

werden, einzig <strong>der</strong> mobile Damm hilft gegen diese<br />

Verschmutzung“, sagte Egri. Auf Nachfrage, ob nicht<br />

<strong>der</strong> vorgeschlagene Damm in Form einer vom Ufer<br />

entfernt zu errichtenden Mauer eine Lösung sei, <strong>an</strong>twortete<br />

Egri: „Wir wollen keine Berliner Mauer und<br />

kein Római-Ghetto, daher ist das keine Alternative.<br />

Das hier ist ein mittlerweile urb<strong>an</strong>isiertes und kein<br />

Amazonas-Gebiet. Wer dennoch gegen den Damm<br />

ist, ist uninformiert und will in Fäkalien schwimmen.“<br />

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Mezzo Music Restaur<strong>an</strong>t<br />

Speisen bei Jazzmusik<br />

Urb<strong>an</strong>er Chick am Tag vereint mit jazzigem Ambiente am Abend im Mezzo Music Restaur<strong>an</strong>t.<br />

Obwohl nur ein paar Straßen vom heruntergekommenen Széll Kálmán tér<br />

entfernt, stammt das Klientel des Mezzo aus den verschiedenen Botschaften<br />

und den bessergestellten Unternehmen in <strong>der</strong> Umgebung.<br />

Während zur Mittagszeit das Lokal von Herren in Anzügen und Ehepaaren<br />

mittleren Alters frequentiert wird, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich trotzdem gut vorstellen,<br />

wie <strong>der</strong> Platz zu leben beginnt, wenn das jazzige Abendprogramm<br />

seine Atmosphäre entfaltet.<br />

Ein großer hell erleuchteter<br />

Raum mit verstreuten Grünpfl<strong>an</strong>zen<br />

ragt weit hinaus in die<br />

Straßenkreuzung im XII. Bezirk,<br />

während ein zweiter mit gedämpftem<br />

Licht und grün-goldenen Vorhängen<br />

ruhiger und intimer zu sein<br />

scheint. Hier stehen auch ein Flügel<br />

und ein Grammophon für die Jazz-<br />

Sessions. Die Wände werden von<br />

großen Zeichnungen geschmückt,<br />

die diverse Jazz Trios abbilden.<br />

Gerichte<br />

für Groß und Klein<br />

Wenn m<strong>an</strong> das kleine Angebot für<br />

Kin<strong>der</strong> überspringt (Buchstabensuppe,<br />

Hähnchen Nuggets mit<br />

Spaghetti o<strong>der</strong> frittierter Käse mit<br />

Pommes frites), haben Erwachsene<br />

die Auswahl zwischen zwei a la carte<br />

Menüs, von denen eins täglich, das<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>e weniger häufig wechselt.<br />

Dass beide internationalen und ungarischen<br />

Einflüssen unterliegen,<br />

ver<strong>an</strong>schaulichen die ausgewählten<br />

Vorspeisen dieses Tages.<br />

Bei <strong>der</strong> ersten – Rin<strong>der</strong>mark mit<br />

Knoblauch Toast – stellt die Beschreibung<br />

<strong>der</strong> Karte eine Verbindung<br />

mit dem berühmten ungarischen<br />

Schriftsteller und Feinschmecker<br />

Gyula Krúdy her. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n für<br />

Krúdy nur hoffen, dass zu seiner<br />

Zeit das Brot nicht so l<strong>an</strong>gweilig<br />

war wie das heute aufgetischte getoastete<br />

Baguette, gekrönt von einer<br />

g<strong>an</strong>zen gekochten Knoblauchzehe<br />

(das zu <strong>der</strong> Eiercreme servierte<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>e Brot war es eher wert). Aber<br />

das Mark ist wie es sein sollte: üppig,<br />

warm, extrem lecker und gut<br />

genug, um die Mängel des Brotes<br />

zu verbergen, wenn m<strong>an</strong> es als Aufstrich<br />

verwendet.<br />

Im Vergleich dazu sieht das Lenden<br />

Carpaccio blass aus: Die große<br />

Portion aus hauchdünnen, zarten<br />

Scheiben hat nur einen dezenten<br />

Fleischgeschmack und bezieht seine<br />

Würze aus dem etwas bitteren<br />

Olivenöl, mit dem es beträufelt ist<br />

und dem durchdringenden Knoblaucharoma.<br />

Bei den Hauptgerichten wird<br />

noch mehr Fleisch serviert, aber<br />

diesmal in mitteleuropäischem Stil<br />

mit Fleisch- und Knödelkombinationen.<br />

Auch Rin<strong>der</strong>backe zergeht<br />

normalerweise auf <strong>der</strong> Zunge,<br />

wenn sie l<strong>an</strong>ge genug gekocht wird,<br />

im Mezzo ist sie ausgezeichnet zubereitet<br />

mit einer üppigen, cremigen,<br />

karamellisierten Sauce. Dazu<br />

gibt es lockere Semmelknödel mit<br />

Petersilie gewürzt, die einen guten<br />

Ausgleich zu all <strong>der</strong> Schwere bilden.<br />

Hausm<strong>an</strong>nskost<br />

o<strong>der</strong> Exotisches<br />

Wer etwas <strong>an</strong><strong>der</strong>es als Rindfleisch<br />

sucht, k<strong>an</strong>n sich <strong>an</strong> die regionale<br />

Hausm<strong>an</strong>nskost halten – eine gegrillte<br />

knusprige Entenkeule mit einer<br />

Beilage aus Krautnudeln mit<br />

Knoblauch. Für den internationalen<br />

o<strong>der</strong> vegetarischen Anstrich gibt es<br />

auch gamba pil-pil (<strong>an</strong>dalusische<br />

Vorspeise), hTom kha gai (Thai<br />

Suppe), scharfe Thai Nudeln mit<br />

Gemüse o<strong>der</strong> Ricotta Ravioli mit<br />

Tomatensauce. Bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong><br />

Desserts ist m<strong>an</strong> wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> sicheren<br />

Seite: Schneeeier (madártej)<br />

pochierte Baiserklößchen, die auf<br />

einem Meer von köstlicher V<strong>an</strong>illesauce<br />

schwimmen. Noch mehr<br />

Baiser, diesmal mit M<strong>an</strong>deln bestreut,<br />

verziert den saftigen aber<br />

nicht herausragenden Apfelkuchen<br />

mit V<strong>an</strong>illeeis.<br />

Gute Speisen, eine Karte, die verschiedene<br />

Einflüsse mit gekonnter<br />

Zubereitung verbindet, freundliches<br />

Personal und eine Auswahl <strong>an</strong><br />

sonnigen o<strong>der</strong> stillen Sitzplätzen<br />

machen das Mezzo zu einer guten<br />

Adresse, für alle, die eine Alternative<br />

zu den sonstigen China- o<strong>der</strong><br />

Gyrosläden auf dem Széll Kálmán<br />

tér suchen.<br />

BÉNÉDICTE WILLIAMS<br />

MEZZO MUSIC RESTAURANT<br />

Geöffnet: Montag bis Freitag<br />

8 - 24 Uhr, Samstag 12 bis 24<br />

Uhr, Sonntags 12 - 22 Uhr<br />

Tel. (+36-1) 356-3565<br />

XII. Maros utca 28<br />

www.mezzo-restaur<strong>an</strong>t.hu<br />

Preise:<br />

Suppen und Vorspeisen: ......850-2.800 Forint<br />

Hauptgerichte: ..................2.200-4.200 Forint<br />

Dessert: .................................850-950 Forint<br />

Ar<strong>an</strong>y Kaviar<br />

Restaur<strong>an</strong>t<br />

Speisen wie ein russischer Zar<br />

1015 Budapest, Ostrom u. 19 Jeden Tag geöffnet: 12-15 Uhr, 18-24 Uhr<br />

Tel.: (+36 1) 201 6737 reservation@ar<strong>an</strong>ykaviar.hu www.ar<strong>an</strong>ykaviar.hu


16 BUDAPESTER ZEITUNG PANORAMA 8. - 14. MÄRZ 2013 • NR. 10<br />

KOMPAKT<br />

Multinationale Firmen schalten keine<br />

Anzeigen mehr bei Magyar Hírlap. Wie<br />

das Europe<strong>an</strong> Roma Rights Centre verg<strong>an</strong>gene<br />

Woche mitteilte, entschieden<br />

sich die Erste B<strong>an</strong>k, CIB B<strong>an</strong>k, IKEA,<br />

Fedex und GDF-Suez zu diesem Schritt.<br />

Die Konzerne waren damit einem Boykottaufruf<br />

von einem Dutzend NGOs (u.a.<br />

Amnesty International) gefolgt, um gegen<br />

Zsolt Bayers <strong>an</strong>tizig<strong>an</strong>istische Bemerkungen<br />

in dem rechtskonservativen Blatt<br />

im J<strong>an</strong>uar zu protestieren.<br />

Wie<strong>der</strong>eröffnung des Erkel Theaters.<br />

Das Theater führte verg<strong>an</strong>genen<br />

Freitag eine Testvorstellung auf, bei <strong>der</strong><br />

die Ballettproduktion „Pas de Trois13“<br />

gezeigt wurde. An 81 Abenden wird es bis<br />

zum 9. Juni Vorstellungen in dem teilrenovierten<br />

Theater geben. Im Juni werden<br />

d<strong>an</strong>n die Renovierungsarbeiten wie<strong>der</strong><br />

aufgenommen. Die Staatsoper, zu <strong>der</strong> das<br />

Erkel-Theater gehört, erhielt eine staatliche<br />

För<strong>der</strong>ung in Höhe von 8,3 Mrd. Ft<br />

für 2013, davon werden 1,7 Mrd. in die Renovierung<br />

des Erkels gesteckt.<br />

Definitionsproblem. Über 60 bek<strong>an</strong>nte<br />

Musiker protestierten verg<strong>an</strong>genen<br />

Dienstag mit einem Schreiben gegen die<br />

Fidesz-For<strong>der</strong>ung, „ungarische Musik“ als<br />

„Musik auf Ungarisch“ zu definieren. Daraufhin<br />

formulierte m<strong>an</strong> um, nun gilt als<br />

„ungarische Musik“ „von Ungarn geschriebene<br />

Musik“. Das Mediengesetz Ungarns<br />

enthält, wie <strong>an</strong><strong>der</strong>e in Europa auch, eine<br />

Klausel, die Radiosen<strong>der</strong> verpflichtet, mindestens<br />

35% <strong>der</strong> Musiksendezeit für „ungarische<br />

Musik“ zu reservieren.<br />

NEUES VOM<br />

Fr<strong>an</strong>z-Liszt-Flughafen<br />

Hochtief hat es mit Verkauf nicht<br />

eilig. Wie Peter Sassenfeld, Hochtief-<br />

CFO verg<strong>an</strong>gene Woche mitteilte,<br />

wolle m<strong>an</strong> nach Prüfung des verg<strong>an</strong>genen<br />

Geschäftsjahres die Anteile am<br />

Budapester Flughafen nicht unter Wert<br />

verkaufen. Es gebe keinen Zeitdruck,<br />

daher trenne m<strong>an</strong> sich nur stufenweise<br />

von diesen. 2011 hatte <strong>der</strong> deutsche<br />

Konzern noch bek<strong>an</strong>nt gegeben, seine<br />

Anteile <strong>an</strong> den Flughäfen in Budapest,<br />

Athen, Düsseldorf, Hamburg, Sydney<br />

und Tir<strong>an</strong>a verkaufen zu wollen, 2012<br />

jedoch aufgrund <strong>der</strong> schwachen Fin<strong>an</strong>zmärkte<br />

wie<strong>der</strong> davon abgesehen.<br />

Die Hochtief Concessions besitzt 49,66%<br />

<strong>der</strong> Anteile des Airports.<br />

Verbindung nach St.Petersburg.<br />

Wie <strong>der</strong> Flughafenbetreiber BUD diese<br />

Woche verkündete, werde die russische<br />

Airline UTair ab dem 28.April jeden<br />

Mittwoch und Sonntag zwischen<br />

Budapest und St.Petersburg fliegen.<br />

Für den 160 minütigen Flug würden<br />

Boeing 737-500-Maschinen eingesetzt.<br />

Kam J<strong>an</strong>du, Executive Director Aviation<br />

in Budapest betonte die steigende<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Verbindung zwischen<br />

<strong>der</strong> ungarischen<br />

Hauptstadt und<br />

dem „Venedig<br />

des Nordens“ für<br />

BUD.<br />

Gesellschaft<br />

DEUTSCHE<br />

STAMMTISCHE<br />

DEUTSCHER STAMMTISCH BUDAPEST<br />

jeden 2. Mittwoch um 18 Uhr, und jeden 4.<br />

Sonntag um 12 Uhr, <strong>an</strong> wechselnden Orten<br />

Info: Angelika Gudjons, Tel.: +36 30/ 392 8094<br />

E-Mail: <strong>an</strong>gelikagudjons@gmail.com<br />

STAMMTISCH IN GYÕR<br />

jeden 2. Mittwoch um 20 Uhr, <strong>an</strong> diversen Orten<br />

Info: Günter Ba<strong>der</strong>, Tel.: +36 96/ 416 222<br />

www.stammtisch.hu<br />

STAMMTISCH IN EGER<br />

jeden 2. Mittwoch um 18 Uhr, <strong>an</strong> diversen Orten<br />

Info: Werner Krock, Tel.: +36 70/ 434 9057<br />

Email: info@egerstammtisch.hu<br />

Fotografieausstellung zeigt das Leben von Juden nach dem Mauerfall<br />

Eine beispielhafte Zusammenarbeit<br />

Die Ausstellung zeigt das Leben jüdischer Gemeinden in Deutschl<strong>an</strong>d aus g<strong>an</strong>z neuen Blickwinkeln.<br />

Hoher Besuch eröffnete am Dienstagabend die Ausstellung „Russen Juden<br />

Deutsche“ von Michael Kerstgens im ungarischen Außenministerium. Der deutsche<br />

Fotograf begleitete seit 1992 das Leben von Juden in Deutschl<strong>an</strong>d und gilt<br />

als einer <strong>der</strong> wenigen Fotografen, <strong>der</strong> über längere Zeit intensive<br />

Momentaufnahmen schaffen konnte. Verg<strong>an</strong>genes und Aktuelles wird zugleich<br />

gezeigt, denn „beispielhaft vorgelebte Integration“, wie Cornelia Pieper, deutsche<br />

Staatsministerin beim Bundesminister des Auswärtigen, es n<strong>an</strong>nte, ist auch<br />

für das heutige Ungarn ein Thema.<br />

Überg<strong>an</strong>gswohnheime, religiöse<br />

Tradition, Familienfeiern, Abschied<br />

und Neubeginn sind die Themen<br />

<strong>der</strong> 40 Schwarz-Weiß-Fotos, die<br />

seit dem verg<strong>an</strong>genen Dienstagabend<br />

den Empf<strong>an</strong>gsbereich des ungarischen<br />

Außenministeriums zieren. Der<br />

Fotograf Kerstgens begleitete 1992<br />

in einer ersten Serie Ver<strong>an</strong>staltungen<br />

und einzelne Familien, zu einer zweiten<br />

Serie kehrte er 2001 zu den<br />

Familien zurück und dokumentierte<br />

Auch große Konzerne sind auf zuverlässige Zulieferer<br />

<strong>an</strong>gewiesen, um ihre geschäftlichen Ziele zu erreichen.<br />

Um die hohe Wertschätzung gegenüber ihren<br />

l<strong>an</strong>gjährigen Partnern zu würdigen, verlieh<br />

E.ON Hungary vorletzten Donnerstag bereits zum<br />

vierten Mal Preise <strong>an</strong> seine „Zulieferer des Jahres“.<br />

Unter den 4.300 Zulieferern zeichnete die ungarische<br />

Tochter des deutschen Energieriesen eigenständig<br />

in insgesamt 12 Kategorien diejenigen Firmen<br />

aus, mit denen m<strong>an</strong> das höchste Umsatzvolumen<br />

hatte. D<strong>an</strong>eben wurden zum dritten Mal die drei<br />

Firmen mit dem jeweils besten Arbeitsschutz des<br />

Jahres mit Preisen bedacht.<br />

so <strong>der</strong>en Entwicklung. Beispielsweise<br />

die von Pjotr Olev, <strong>der</strong> nach seiner<br />

Einw<strong>an</strong><strong>der</strong>ung nach Berlin wie<strong>der</strong><br />

seinen alten Beruf ausüben und als<br />

Schauspieler sowie Regisseur arbeiten<br />

k<strong>an</strong>n. O<strong>der</strong> die bis heute existierende<br />

und durch die gleichnamige<br />

Verfilmung berühmt gewordene<br />

„Russendisko“ mit Wladimir<br />

Kaminer. Es sind Einzelschicksale,<br />

verwoben zu einem Gesamteindruck<br />

<strong>der</strong> damaligen Situation.<br />

ls einer <strong>der</strong> größten Investoren in Ungarn wollen<br />

wir Tr<strong>an</strong>sparenz und auch Zulieferer, bei<br />

„A<br />

denen Tr<strong>an</strong>sparenz herrscht“, sagte Péter Illyés,<br />

Vorst<strong>an</strong>dsmitglied bei E.ON Hungary, „daher sollen<br />

hier und jetzt diejenigen Partner ausgezeichnet werden,<br />

die schon seit vielen Jahren unseren hohen<br />

Erwartungen entsprechen.“ Der W<strong>an</strong>del, <strong>der</strong> auf<br />

dem Energiemarkt stattfinde, könne nicht ohne<br />

Eigen<strong>an</strong>strengungen und entsprechende Partner bewältigt<br />

werden. „Dafür d<strong>an</strong>ken wir ihnen und wollen<br />

nächstes Jahr beson<strong>der</strong>es Gewicht auf Innovationskooperationen<br />

mit unseren Partnern legen“, so Illyés.<br />

Die E.ON-Zulieferer hätten zusammen 75 Milliarden<br />

Forint Umsatz erwirtschaftet, 97 Prozent dieser<br />

Firmen seien in ungarischem Besitz; das zeige,<br />

dass ungarische Unternehmen nicht im Abseits stehen.<br />

„Wir vertrauen auf weitere gute Kooperationen“,<br />

schloss Illyés sein Grußwort. Später fügte er<br />

am R<strong>an</strong>de <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>staltung hinzu, dass <strong>der</strong> Preis eigens<br />

eine Idee von E.ON Hungary als Feedback für<br />

die guten Kooperationen sei und jeden Ausgezeichneten<br />

zuhause <strong>an</strong> E.ONs Zufriedenheit und hohe<br />

St<strong>an</strong>dards erinnern soll.<br />

D<strong>an</strong>ach sagte Zoltán Fekecs, Direktor <strong>der</strong> E.ON<br />

Gazdasági Szolgáltató Kft. (<strong>der</strong> Division für wirtschaftliche<br />

Dienstleistungen),<br />

dass es ihn freue, dass m<strong>an</strong>che<br />

<strong>der</strong> <strong>an</strong>wesenden Unternehmen<br />

bereits zum vierten Mal dabei<br />

seien und die hohen Erwartungen<br />

des Konzerns jedes Jahr<br />

aufs Neue erfüllten. „Um das<br />

g<strong>an</strong>ze Spektrum von E.ON abzudecken,<br />

kamen jeweils 40<br />

Zulieferer aus den Sparten Gas,<br />

Elektrotechnik und Material in<br />

die engere Wahl, aus denen je<br />

ein Sieger hervorging“, sagte<br />

Fekecs. Für das künftige Zulieferer-M<strong>an</strong>agement<br />

habe m<strong>an</strong><br />

eigens ein SAP-System installiert,<br />

wodurch die Auswahl <strong>der</strong><br />

kommenden Preisträger noch<br />

objektiver und genauer werde.<br />

„Der Preis soll so attraktiv sein,<br />

dass er alle zu noch besseren<br />

Leistungen motivieren soll“, so Fekecs.<br />

„Nur neue Gesichter<br />

wären noch schöner“<br />

Einzigartiger historischer<br />

Hintergrund<br />

Beson<strong>der</strong>s Cornelia Pieper hob einen<br />

einzigartigen historischen Hintergrund<br />

hervor. Die massive Ausw<strong>an</strong><strong>der</strong>ungswelle<br />

von etwa 200.000, meist<br />

russischsprachigen Juden nach dem<br />

Mauerfall bedeutete eine komplette<br />

Verän<strong>der</strong>ung des jüdischen Lebens in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d. Jüdische Gemeinden wie<br />

die in Wuppertal mit 82 Mitglie<strong>der</strong>n<br />

vergrößerten sich fast über Nacht um<br />

mehr als 2000 neue Mitglie<strong>der</strong>, eine<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung für die Gemeinden.<br />

Die „beispielhaft vorgelebte Integration“<br />

war indes so zu verstehen, dass<br />

christliche Gemeinden Räume für jüdische<br />

Feiern zur Verfügung stellten<br />

und dass jüdisches Leben einen Platz<br />

im deutschen Alltag f<strong>an</strong>d. Inzwischen<br />

E.ON zeichnet Zulieferer und Arbeitsschutz des Jahres aus<br />

Die Partner stehen im Vor<strong>der</strong>grund<br />

Anschließend kam es zur Preisvergabe, bei <strong>der</strong> je<br />

nach Umsatzvolumen und verschiedenen Kategorien<br />

innerhalb <strong>der</strong> Sparten Material, Elektrotechnik,<br />

Strom, Gas, Tr<strong>an</strong>sformator und Umwelttechnik ausgezeichnet<br />

wurde. Unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em waren die Phoenix<br />

Contact Kft., Vill-Acél Kft., die Vulkán Kft. und<br />

die Rondo Kft. dabei. D<strong>an</strong>eben wurden in je<strong>der</strong><br />

Kategorie auch einige weitere Unternehmen mit<br />

Anerkennungsurkunden geehrt.<br />

Zum Schluss übergab Balázs Torda, Leiter <strong>der</strong><br />

E.ON Észak-dunántúli Áramhálózati Zrt. (<strong>der</strong><br />

Stromnetz-Division <strong>der</strong> Region Nordwestungarn)<br />

die Preise für die drei Firmen mit dem jeweils besten<br />

gebe es wie<strong>der</strong> ein aktives jüdisches<br />

Leben, samt jüdischer Schulen, „Ein<br />

großes Glück für Deutschl<strong>an</strong>d, für das<br />

wir d<strong>an</strong>kbar sind“, sagte Pieper.<br />

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl<br />

<strong>der</strong> 162 Bil<strong>der</strong>, die das Jüdische Museum<br />

Berlin besitzt, arr<strong>an</strong>giert von<br />

dessen Kuratorin Theresia Ziehe. Und<br />

ermöglicht von Zsolt Németh, Staatssekretär<br />

des ungarischen Außenministeriums.<br />

„Juden sind eine alte Kulturnation,<br />

die die Welt dringend braucht“,<br />

sagte er, kulturelle Vielfalt sollte gesichert<br />

und gestärkt werden. Németh initiierte<br />

die Kooperation und begrüßte<br />

sie als wegweisend, ebenso Pieper.<br />

Dass diese Ausstellung im Außenministerium<br />

stattfindet, außerdem eine<br />

Holocaust-Ausstellung in <strong>der</strong> ungarischen<br />

Botschaft in Berlin stattfinde,<br />

und Ungarn sich für 2015 um den<br />

Vorsitz des Holocaust-Seminars bewerbe,<br />

seien „wichtige Signale für<br />

Ungarn als ebenso toler<strong>an</strong>tes L<strong>an</strong>d“,<br />

Pieper weiter.<br />

Ausstellung<br />

zeigt Toler<strong>an</strong>z<br />

Toler<strong>an</strong>z ist es, die Kerstgens Bil<strong>der</strong><br />

zeigt. Laut Kuratorin Ziehe sei er „einer<br />

<strong>der</strong> wenigen Fotografen, <strong>der</strong> den<br />

Prozess intensiv und über einen längeren<br />

Zeitraum festhielt“, zudem sei eine<br />

„Synthese aus Dist<strong>an</strong>z und Einfühlung“<br />

entst<strong>an</strong>den, so Ziehe. Denn<br />

Kerstgens beg<strong>an</strong>n seine Arbeit mit einer<br />

l<strong>an</strong>gen Phase <strong>der</strong> Annäherung und<br />

teilnehmenden Beobachtung bevor er<br />

auf den Auslöser drückte. Das ermöglichte<br />

Vertrauen und Authentizität.<br />

ISABELLE ARNDT<br />

„RUSSEN-JUDEN-DEUTSCHE“<br />

Museum für Budapester Geschichte<br />

I. Szent György tér 2<br />

ab 2. Mai<br />

vorher im ungarischen<br />

Außenministerium<br />

E.ON-M<strong>an</strong>ager Zoltán Fekecs, Péter Illyés (links) mit Preisträgern:<br />

Würdigung für 12 von 4.300 Zulieferern.<br />

Arbeitsschutz. „Gute und sichere Arbeit gehen H<strong>an</strong>d<br />

in H<strong>an</strong>d. Es muss gewährleistet sein, dass alle<br />

Mitarbeiter nach Feierabend gesund nach Hause gehen<br />

können“, so Torda. Schließlich seien Strom und<br />

Gas <strong>der</strong>en alltägliche Gefahrenquellen. M<strong>an</strong>chmal<br />

gaben hierbei die Zulieferer sogar gute, vorbildliche<br />

Beispiele ab, weil in den kleinen, familiären<br />

Betrieben einfacher sichere Verhältnisse zu schaffen<br />

seien, als bei großen Konzernen wie E.ON. „Schön,<br />

dass m<strong>an</strong>che Gesichter immer wie<strong>der</strong> hier sind, neue<br />

wären noch schöner“, schloss Torda und übergab die<br />

Preise zusammen mit <strong>der</strong> Leiterin des E.ON-<br />

Arbeitsschutzes, Henriett Darázs. Per Bewerbungsverfahren<br />

fiel hier in drei Kategorien die Wahl auf<br />

Megavill ‚91 Kft., Keszm<strong>an</strong>n und Bodnár Kft. und<br />

die WATT-ETA Kft., die bereits vorher mit einer<br />

Urkunde bedacht worden war.<br />

DANIEL HIRSCH

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