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Download - Baltische Historische Kommission

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seiner Gunst leichter ans Ziel zu gelangen; ob er sich dabei gegen ihn verpflichtet, ist<br />

unbekannt. Die Operationen gegen Oesel 1206 blieben vorübergehend, aber die Übermacht<br />

des dänischen Königs zeigt sich deutlich in einem Besuch des Erzbischofs von Lund in Riga,<br />

wo dieser schaltete und waltete, und ohne eigentlich dazu befugt zu sein, volle<br />

Metropolitengewalt ausübte.<br />

Auf seine Anordnung sandte der Papst Priester ins Land, nach seinem Plan verteilte er neu<br />

unterworfene Gebiete. Unterdessen war Albert, um Hülfe gegen diese Anmaßungen zu<br />

suchen, nach Deutschland gegangen. Die Stellen in den Chroniken, die davon sprechen, dass<br />

er sich vergebens an den König gewandt, wurden auf Philipp von Schwaben oder auf Otto<br />

von Braunschweig gedeutet; ich wende sie auf den König von Dänemark an. Albert wirft sich<br />

nun dem Deutschen Reich in die Arme. Doch noch ist die Gefahr nicht nahe, 12 Jahre<br />

vergehen, bis das träge Dänemark sich rüstet. Erst im Jahre 1218 sind sie zum Angriff bereit.<br />

Der Papst spricht in einer Bulle ihnen das Land zu. Das rasche Aufblühen Rigas erregt die<br />

Furcht, ein zweites Lübeck entstehe an ihren Grenzen, um vereint mit dem ersten ihre Macht<br />

zu vernichten. Der Hafen von Lübeck wird in demselben Jahre gesperrt. Die Dänen landen<br />

mit bedeutender Macht in Estland. Die Esten lassen sich taufen und greifen am andern Tage<br />

das dänische Lager an. Sie werden geworfen und auf dem Plan der alten Bauernstadt<br />

Lindanissa erheben sich die Grundsteine der neuen Burg Reval. Die umliegenden<br />

Landschaften werden unterworfen und die dänische Kolonie ist zum Kampf mit ihrer<br />

Nebenbuhlerin, der deutschen, bereit. Der Hass lodert hoch auf. Diejenigen, die auf dem<br />

deutschen Gebiete von dänischen, auf dänischem Gebiete von deutschen Priestern sich taufen<br />

lassen, werden gemartert und gehängt. Die Gefahr wächst; durch Sperrung des Lübeckschen<br />

Hafens ist aller neue Zuzug abgesperrt; in den Schweden, die, wenn auch vorübergehend, bei<br />

Leal landen, tritt ein neuer Feind auf. Die Lebensader der deutschen Kolonie ist unterbunden,<br />

der Kreislauf des Blutes stockt. Albert eilt entschlossen noch einmal hinüber. Es gelingt ihm<br />

der Wachsamkeit der dänischen Flotte zu entgehen, er eilt nach Rom – die Ohren des Papstes<br />

sind taub für den machtlosen Bischof. Er wendet sich an den Kaiser Friedrich, ein Kreuzzug<br />

hält diesen ab, und er rät zum Frieden. Da bleibt ihm nur ein Mittel übrig. Nach Dänemark<br />

selbst treibt es ihn und vor dem Könige erklärt er sich zufrieden Dänemarks Oberhoheit<br />

anzuerkennen, falls seine Mannen, sein Kapitel und seine Untertanen einverstanden mit<br />

diesem Entschluss wären. So hält er sich die Hand frei.<br />

In Livland hatten sich unterdessen die Verhältnisse günstiger gestaltet. Die dänische Kolonie<br />

selbst war schwer bedrängt. Der Erzbischof von Lund, selbst in Reval hart belagert, sandte<br />

nach Riga um Hilfe und versprach den König zu bewegen, von seinen Forderungen<br />

abzustehen, wenn schleunig Hilfe geschickt werde. Die Mannen und das Kapitel, wie die<br />

Eingeborenen, verweigerten ihre Zustimmung zu dem Vertrage; die schnell nach Reval<br />

gesandte Hilfe bahnte endlich den Weg zu friedlicher Verständigung an. Der nun nach Riga<br />

gesandte Vogt findet weder in Gotland noch in Riga Lotsen und kehrt unverrichteter Sache<br />

nach Dänemark zurück. Dass eine friedliche Ausgleichung jetzt stattgefunden, dafür dient als<br />

Beweis, dass der König selbst zwei Jahre später einen Boten nach Riga gesendet, um Hilfe im<br />

Kriege anzusprechen. So ging es hier, wie Russland und den Eingeborenen gegenüber; im<br />

Augenblick der höchsten Not bricht der Gefahr die Spitze ab. Von jetzt an bleibt die Kolonie<br />

durch Jahrhunderte eine deutsche.<br />

Je bedrängter Albert war, desto mehr stieg in ihm die Tatkraft, und keine Vorzeichen der<br />

Zukunft schrecken den rüstigen Mann ab, zu handeln, wo er soll und wie er soll. Und Handeln<br />

war nötig. Wie ein gehetzter Löwe musste er sich nach Osten wenden, während noch im<br />

Westen ein gewaltiger Feind in Waffen stand, und nach Westen, während im Osten die<br />

Flammen des Aufruhrs loderten; so weit der Blick in die Zukunft reicht, ist für Tag und Nacht<br />

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