DIE NUTZUNG VON ALPWEIDEN IM WANDEL - ETH Zürich

Eidgenössische 

Technische Hochschule 

Zürich 

Ecole polytechnique fédérale de Zurich 

Politecnico federale di Zurigo 

Swiss Federal Institute of Technology Zurich 

Professur Forstpolitik und Forstökonomie 

DIE N UTZUNG VON A LPWEIDEN IM WANDEL 

Fallstudie Brischern 

Autoren: 

Volken, Thomas, dipl. Forsting., lic. oec. publ. 

Kissling-Näf, Ingrid, Prof. Dr. 

Zimmermann, Willi, Prof. Dr. 

Zürich, November 2002

Inhaltsverzeichnis 


1 Einleitung _____________________________________________________________ 4 

2 Beschreibung der Alpe Brischern __________________________________________ 6 

3 Entstehung der Alpgenossenschaft Brischern________________________________ 10 

4 Analyseraster__________________________________________________________ 14 

5 Selbstversorgerwirtschaft: 1871 bis 1950____________________________________ 16 

5.1 Nutzung der Alp __________________________________________________________ 16 

5.1.1 Alpweiden ___________________________________________________________________ 16 

5.1.2 Mähmatten __________________________________________________________________ 18 

5.1.3 Alphütten____________________________________________________________________ 18 

5.2 Akteure__________________________________________________________________ 19 

5.3 Erklärungsvariablen _______________________________________________________ 22 

5.3.1 Gesellschaftliches Umfeld_______________________________________________________ 22 

5.3.2 Landwirtschaftspolitik__________________________________________________________ 23 

5.3.3 Naturschutzpolitik _____________________________________________________________ 24 

5.4 Fazit ____________________________________________________________________ 24 

6 Der Niedergang des traditionellen Alpbetriebes: 1950 bis 1970__________________ 25 


6.1.1 Alpweiden ___________________________________________________________________ 25 

6.1.2 Mähmatten __________________________________________________________________ 27 

6.1.3 Alphütten____________________________________________________________________ 27 

6.2 Akteure__________________________________________________________________ 27 



6.3.2 Landwirtschaftspolitik__________________________________________________________ 31 


6.4 Fazit ____________________________________________________________________ 33 

7 Alpbewirtschaftung in Pacht und Wiederbelebung der Strukturen: 1970 bis 2000___ 35 


7.1.1 Alpweiden ___________________________________________________________________ 35 

7.1.2 Mähmatten __________________________________________________________________ 38 

7.1.3 Alphütten____________________________________________________________________ 38 

7.2 Akteure__________________________________________________________________ 41 



7.3.2 Landwirtschaftspolitik 1970 bis 2000 ______________________________________________ 50 


2


7.4 Befragung im Untersuchungsgebiet___________________________________________ 63 

7.4.1 Motivation für Schafhaltung im Allgemeinen________________________________________ 64 

7.4.2 Motivation für die Sömmerung der Schafe auf Brischern_______________________________ 64 

7.4.3 Handel von Alprechten _________________________________________________________ 65 

7.4.4 Auflagen des Tierschutzes ______________________________________________________ 65 

7.4.5 Szenarien einer restriktiveren Subventionspolitik_____________________________________ 66 

7.4.6 Die Zukunft der Alpe Brischern aus Sicht der Schäfer _________________________________ 66 

7.5 Fazit ____________________________________________________________________ 66 

8 Ausblick: quo vadis? ____________________________________________________ 69 

9 Schlussbemerkungen und Zusammenfassung _______________________________ 76 

Literatur _________________________________________________________________ 79 

Anhang __________________________________________________________________ 82 

3

1 Einleitung 

Zahlreiche natürliche Ressourcen im Alpenraum werden als Gemeinschaftsgüter, so 

genannte common-property-Güter, genutzt (Mathieu 1998: 147). Nutzungsgemeinschaften 

bestehen in vielen Fällen bereits seit dem Mittelalter und haben bis in unsere Zeit Bestand. 

Während sich die gemeinsame Nutzung von Ressourcen in der Agrargesellschaft aus 

ökonomischen Zwängen bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts aufdrängte 1 , ist die 

Bearbeitung und Nutzung der Alpweiden heute selten existentiell motiviert. Zudem sehen 

sich die Gemeinschaften in der heutigen Zeit einer Vielzahl unterschiedlicher Interessen von 

aussen konfrontiert. Mit dem Wandel zur Industrie- und Kommunikationsgesellschaft hat sich 

in den letzten Jahrzehnten eine massive Veränderung vollzogen. Sie bezieht sich auf die Art 

der Nutzung, die Intensität der Nutzung, die Zusammensetzung der Nutzergruppe und deren 

Motivation. Ausserhalb des engen Kreises von nutzungsberechtigten Genossenschaftern 

entsteht ein grösser werdender Kreis unterschiedlichster Interessengruppen. Die Interessen 

können sich auf unterschiedlichen Ebenen artikulieren und schliesslich als eigenständige 

Policy oder als Teil davon Einfluss nehmen auf die Ausgestaltung der Nutzung. Der Wandel 

bewirkt somit eine Rückkoppelung auf die Ressource selber, wobei das ökologische, 

ökonomische und soziale Umfeld der Ressourcennutzung beeinflusst wird. 

In der vorliegenden Fallstudie wird der Wandel, den viele landwirtschaftlich geprägten 

Nutzungsregime typischerweise im zwanzigsten Jahrhundert durchgemacht haben, am 

Beispiel der Alpe Brischern 2 untersucht. Das Gewicht wird auf Güter und Leistungen der 

Ressource Alp sowie auf die jeweils relevanten Akteure gelegt. Die Tätigkeiten des 

Menschen zeigen dabei Spuren in der Natur (z.B. Zusammensetzung der Pflanzenarten), in 

der Gestaltung der ökonomischen Rahmenbedingungen (z.B. Regelung der Nutzungsrechte) 

und wirken auf sein Verhalten und seine Gewohnheiten zurück (z.B. Verlust an Identität und 

Verbundenheit der Dorfbevölkerung mit dem eigenen Land). Diese Auswirkungen werden 

anhand der Alpe Brischern analysiert. Mit Hilfe von Erklärungsvariablen wird versucht, den 

Ursachen des Wandels auf den Grund zu gehen. Spezielles Gewicht wird dem 

gesellschaftlichen Umfeld beigemessen und den verschiedenen Policyfeldern, die in 

irgendeiner Art und Weise Einfluss nehmen auf die Ausgestaltung der Nutzungsformen. Es 

wird die Hypothese vertreten, dass eine bis in die heutige Zeit überwiegend 

landwirtschaftliche Nutzung der Alpe Brischern durch die Landwirtschaftspolitik am meisten 

1 

2 

Gemäss Mathieu (1998:147) brauchen gemeinsame Nutzungs- und Besitzformen nicht soziale Vorzüge 

aufzuweisen oder besonders alt zu sein, sondern sind aus einer rein ökonomischen Perspektive Ausdruck des 

extensiven Charakters der Berglandwirtschaft. 

Je nach Quelle werden für die untersuchte Alp unterschiedliche Ausprägungen des Namens verwendet: 

Brischeru, Brischeren, Brischernalp oder Brischern. Der Autor verwendet in der vorliegenden Arbeit ohne 

Begründung einheitlich letztere Form. 

4

1 Einleitung 

beeinflusst wurde und beeinflusst wird und deshalb als Erklärungsvariable von zentraler 

Bedeutung ist. Im Zusammenhang mit der heutigen Nutzung werden rechtliche, 

ökonomische, soziale und institutionelle Probleme dargestellt, mit denen sich die heutige 

Organisations- und Bewirtschaftungsform konfrontiert sieht. Im Sinne eines Ausblicks auf 

eine zukünftige Entwicklung der Alpnutzung ist das letzte Kapitel verfasst. 

5

2 Beschreibung der Alpe Brischern 

Die Alpe Brischern steht im Zentrum der vorliegenden Fallstudie. Die Wahl lässt sich primär 

mit den vorhandenen Ortskenntnissen am Lehrstuhl Forstpolitik und Forstökonomie der ETH 

Zürich begründen, andererseits wurde aus den Vorkenntnissen geschlossen, dass die 

Entwicklung auf der Alp Brischern kein Einzelfall darstellt. Die geographische Nähe zweier 

unabhängiger Alpgenossenschaften, nämlich Brischern eggerbergerseits und Brischern 

munderseits, sollte zudem Vergleichsmöglichkeiten bieten. 

Die Alpe Brischern befindet sich zwar vollständig auf dem Gemeindegebiet von Mund, der 

Nachbargemeinde von Eggerberg, ist aber seit 1871 nach mehrmaligen Zwistigkeiten in den 

westlichen Eggerbergerteil und in den östlichen Munderteil getrennt worden 3 . Das Dorf 

Eggerberg ist eng verbunden mit der Alp Brischern und seiner Entwicklung. Es befindet sich 

im oberen Teil des Wallis, ein Kanton im Südwesten der Schweiz. 

Abbildung 1: Übersicht über das Untersuchungsgebiet der Fallstudie 

Quelle: Bratt 1995 (links) und Sonnige Halden am Lötschberg, Tourismusbroschüre. 

Eggerberg befindet sich rund 200m über dem Talgrund, oberhalb der drittgrössten 

Oberwalliser Gemeinde Visp. Das Dorf fügt sich heute aus dreizehn Weilern zusammen. Der 

Dorfkern liegt auf rund 850m ü.M., der am höchsten gelegene bewohnte Weiler befindet sich 

3 

Früher nannte man den Munderteil der Alpe Brischern „Kurzstafel“ und der Stafel eggerbergerseits wurde in 

den oberen „Langstafel“ und den unteren „Lorustafel“ unterteilt (Jossen 1989: 155). 

6


auf rund 1150m ü.M. 4 . Visp und Umgebung gehört mit durchschnittlich 500 bis 600mm 

Jahresniederschlag zu den trockensten Regionen der Schweiz. 

Die vorliegende Untersuchung beschränkt sich auf ersteren Teil der Alpe. Die 

Bewirtschaftung der Westalp ist eng mit der Gemeinde Eggerberg verknüpft. So 

konzentrieren sich die Alpnutzungsrechte zum überwiegenden Teil auf Einwohner und 

Burger von Eggerberg 5 . 

Das Weidegebiet von Brischern oberhalb von Eggerberg breitet sich zur Hauptsache 

oberhalb der Waldzone in einer Höhenlage von ca. 2000-2500m ü.M. und auf einer Fläche 

von rund 165ha (95ha munderseits, 70ha eggerbergerseits (EVD1969b: Anhang) 6 aus. Die 

Vegetationszeit dauert höchstens 80 bis 100 Tage. Das Gelände ist süd-/südwestlich 

exponiert und damit stark der Trockenheit ausgesetzt. Die Niederschlagsmenge pro Jahr 

beträgt nur gerade 600 bis 800mm. Das mehrheitlich üppige Futterangebot ist teilweise mit 

steinigen, felsigen Partien durchsetzt. Während im Munderteil zwischen einer Kuhalp und 

einer Rinderalp unterschieden wird, besteht eggerbergerseits nur ein Alpteil (Schmidhalter 

1998: 3). Schafe und Geissen werden strikt von den Kuhalpen getrennt in den höheren 

Lagen der Alp gehalten 7 . Zur Alp gehört auch ein ausgedehntes Waldweidegebiet mit einer 

Fläche von 30ha eggerbergerseits und 15ha munderseits 8 . Der Zugang zur Alp erfolgt bis 

Chastler (vgl. Abbildung 1) auf einer asphaltierten Strasse und von dort weg auf einem 

befestigten Weg, der nur noch mittels geländegängiger Fahrzeuge zu bewältigen ist. Zu Fuss 

wird etwa eine Stunde benötigt, um vom Chastler auf die Alp zu gelangen. 

Die folgende, stark simplifizierende Zeichnung soll die Verhältnisse auf der Alpe Brischern 

verdeutlichen: 

4 

5 

6 

7 

8 

Vgl. Landeskarte der Schweiz 1:25'000, Blatt 1288 (Raron), Wabern 1987. 

Vgl. Archiv Brischern, Aufteilung Kuhrechte Alpe Brischern – Eggerbergerseite 1997, Dokument Nr. 37. 

Neuere Schätzungen gehen von insgesamt 110ha aus, davon sind 95ha Weideland und 15ha Waldweide 

(http://www.alporama.ch, 4.1.2002). Die Reduktion geht einerseits auf die geringere Nutzung zurück, 

andererseits auf den Einwuchs, der sich vom Burgerwald langsam Richtung Mähmatten hinauf zieht. 

Mündl. Mitteilung Anna Zimmermann-In-Albon, eine der ältesten Einwohnerinnen von Eggerberg und Mutter 

von Willi Zimmermann, und Elisa Theler-In-Albon, Schwester von Anna Zimmermann-In-Albon und Sennerin 

auf Brischern bis 1947/48, 16.3.2000. 

Vgl. EVD (1969b), Anhang. 

7


Abbildung 2: Skizze der Verhältnisse auf der Alpe Brischern 

Kleinviehalp 

(common property) 

Grossviehalp 


Alpe 

Brischern 

munderseits 

Alpe Brischern 

eggerbergerseits 

Alphütten 

(private property) 

„Bachtola“ = Alpgrenze 

Mähmatten 

(private/common property) 

Burgerwald 


Quelle: eigene Darstellung und Antonietti 

1988: 100. 

Ausgehend von der Ressource Alp kann folgende Unterteilung gemacht werden: 

• Alpweiden: Sie befinden sich oberhalb der Alphütten und sind im Besitz der 

Geteilschaft 9 . Die Grossvieh- und Kleinviehalp werden klar abgegrenzt 10 . 

• Alphütten: Sie ziehen sich entlang des Flurweges, der den Eggerberger- und 

Munderteil miteinander verbindet. Die Alphütten sind allesamt in 

Privatbesitz, der Boden jedoch, auf dem sie stehen, ist 

Gemeinschaftsbesitz. 

• Mähmatten: Sie befinden sich unterhalb der Alphütten. Die Geteilen erhalten ein 

Servitut, das sie zur ausschliesslichen, einmal jährlich stattfindenden 

9 

Alpgeteilschaft und Alpgenossenschaft werden in der vorliegenden Studie als identische Begriffe verwendet. 

Wir halten uns dabei an Arnold (1987: 88f), der darauf hinweist, dass im Walliser Recht die 

genossenschaftlichen Formen oft als „Geteilschaften“ oder französisch „consortages“ bezeichnet wurden und 

werden. Verbreitet sei nun auch der Terminus „Genossenschaft“. Eine Alpgeteilschaft bezeichnet eine 

Nutzergruppe, die sich über den Besitz von Alprechten definiert und Nutzungsanspruch an einer Alp hat. Sie 

stellt eine Selbstorganisation dar, die sowohl die operationellen als auch die kollektiven Regeln festlegt. 

10 Zu den Statuten von 1998 existiert ein beiliegender Plan, der die Unterteilung in Kuhalp und Schaf-/Ziegenalp 

schriftlich festhält (vgl. Art. 2 Statuten Alpgenossenschaft Brischern Eggerbergerseite, 1998). 

8


Heuernte auf einem sogenannten „Blätz“ berechtigt. Ein Blätz ist wenige 

Quadratmeter gross. Nach der Heuernte werden die Mähmatten Teil des 

Weidezyklus und somit zum gemeinsam genutzten Gut. 

Der Wald, der südlich an die Mähmatten anschliesst, ist im Besitz der Burgergemeinden 

Mund und Eggerberg und hat direkt nichts mit der Alpgenossenschaft zu tun. Deshalb gilt im 

Folgenden das Augenmerk ausschliesslich der Alp, bestehend aus Weiden, Alphütten und 

Mähmatten. 

Bevor aber die Alpnutzung in all ihren Facetten in einem zeitlichen Abriss beschrieben wird, 

soll in einem kurzen historischen Exkurs bis in die Entstehungszeit der Alpgenossenschaft 

zurückgeschaut werden. 

9

3 Entstehung der Alpgenossenschaft Brischern 

Wie und unter welchen Umständen die Alpgenossenschaft Brischern im Detail entstanden 

ist, kann den Archiven leider nicht entnommen werden 11 . Es soll hier deshalb kurz auf die 

generelle Entstehungsgeschichte von Allmendgenossenschaften hingewiesen werden 12 , wie 

sie mit grosser Wahrscheinlichkeit auch für den Fall Brischern zutrifft. Soweit von der 

Datenlage her möglich, wird die Verbindung zu Brischern geschaffen. 

Abgesehen von der Bildung städtischer Agglomerationen gehen die heutigen 

Siedlungsstrukturen der Schweiz im Wesentlichen auf den mittelalterlichen Landesausbau 

zurück (Schuler 1998: 3.5/1). In dieser Zeit sind im Flachland und in den Tälern grosse 

Waldflächen gerodet worden, im Alpengebiet wurden hochgelegene Weideflächen nutzbar 

gemacht. Mit dem Fortschreiten des Landesausbaus entstanden neue politische und soziale 

Strukturen. 

Die mittelalterliche Gesellschaft ist durch das Grundherrschaftssystem geprägt. Die 

Grundherren hatten die Verfügungsgewalt über den Grundbesitz und zusätzlich die 

Herrschaftsrechte über die auf diesem Besitz lebenden Personen. Diese Leute gehörten fast 

ausschliesslich dem Bauernstand an und wirtschafteten in einem bipartiten System: 

Einerseits bearbeiteten sie ihre Felder und Weiden in eigener Regie, zu ihren Rechten 

gehörte auch die Benutzung gemeinschaftlicher Anlagen wie Weiden oder 

Bewässerungseinrichtungen, andererseits waren sie zur Leistung von Frondiensten auf dem 

Betrieb des Grundherren (sog. Dinghof) verpflichtet. 

Wälder, die gerodet wurden, waren nicht herrenlos, sondern gehörten zur Grundherrschaft 

oder waren im Eigentum des Königs. Wollte der Grundherr oder der König zusätzlich Land 

nutzbar machen, war er auf die Hilfe der Bauern angewiesen. Humankapital war aber trotz 

dem beachtlichen Bevölkerungswachstum im Mittelalter knapp. Infolgedessen mussten den 

Bauern als Gegenleistung gewisse Freiheiten zugestanden werden. Was war unter 

Freiheiten genau zu verstehen? Die wichtigste Freiheit war wohl das Recht, das neu 

gewonnene Land an die Kinder weiterzugeben. Damit verbunden war das Recht der Teilung 

und der Veräusserung. Übertragen wurden bestimmte Freiheiten auch an die Gruppe, in der 

meist eine prinzipielle Gleichstellung der Mitglieder bestand. Dazu gehörte das Recht auf 

eigene Gerichtsbarkeit oder eine Ermässigung auf Abgaben und Zinsen. Mit dieser 

Entwicklung einher ging eine Aushöhlung der grundherrschaftlichen Macht und damit der 

Übergang zum spätmittelalterlichen Territorialstaat. Dass die Initiative nicht selten vom 

Landesherrn oder König selber ausging, ist insofern verständlich, dass dadurch der 

Einflussbereich der Fürsten und des Adels beschnitten wurde und die Untertanen direkt ihm 

unterstellt waren. 

11 Gemäss mündlicher Mitteilung von Frau Bornet, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kantonsarchiv in Sitten, 

vom 30.7.2001 fehlen im Archiv sämtliche alten Statuten der Alpgenossenschaft Brischern eggerbergerseits. 

Diese Tatsache erstaunt, da eine Kopie der Statuten, die vom Staatsrat homologiert werden, im 

Kantonsarchiv abgelegt werden muss. Sowohl die Anfragen an die Gemeinde Eggerberg (14.2.2000) als auch 

an die Kommission der Alpgenossenschaft (Norbert Zimmermann, aktueller Kommissionspräsident, 10.5.2000 

und Josef Hutter, Alt-Kommissionspräsident, 13.4.2001) wurden negativ beantwortet. 

12 Ich beziehe mich in diesem Kapitel vorwiegend auf Arnold (1987) und Schuler (1998). 

10


Die mit den neuen Freiheiten ausgestatteten Bauern organisierten sich immer häufiger in 

Gemeinschaften, so genannten Dorfbauernzünften. Die Bildung von Genossenschaften 

wurde von den Grundherren oft begünstigt, denn die Selbstorganisation der Bauern ersparte 

ihnen zahlreiche Auseinandersetzungen. Fürs Oberwallis von Bedeutung ist die 

Gegebenheit, dass Weiden und Alpen häufig durch Zulosen durch die Dorfbauernzünfte an 

eine Mehrzahl von Bauern aufgeteilt wurden. Die Ausgelosten bekamen damit ein zeitlich 

befristetes Nutzungsrecht (z.B. 30 Jahre). Die Nutzungsberechtigten hatten grosses 

Interesse daran, für möglichst stabile Verhältnisse zu sorgen und die getätigten 

Bewirtschaftungsverbesserungen auch selber zu nutzen. Der Zusammenhang wurde 

deshalb immer enger, so dass in vielen Fällen gar auf eine Neuverlosung verzichtet wurde 13 . 

Mit der Entstehung der ersten Nutzungsgemeinschaften geht im wirtschaftlichen Bereich der 

Übergang zur Dreifelderwirtschaft einher. Das zugeteilte oder zugeloste Land wird aufgeteilt 

in Dorf, Feldflur und Allmend. Allmend bezeichnet den nicht aufgeteilten Rest des 

Territoriums 14 und steht damit im Gegensatz zum Begriff des Privateigentums. 

Schon früh wird unterschieden zwischen Dorfbauernzünften, die Sachherrschaft (Eigentum) 

ausüben über Allmenden, Alpen, Wälder und Wasserrechte, und rein wirtschaftlichen 

Bauernzünften. Letztere werden Sonderallmendgenossenschaften genannt und entwickeln 

sich immer weiter weg von den Dorfbauernzünften, die ihrerseits vermehrt öffentliche 

Funktionen (z.B. Vormundschaft, Armenunterstützung) wahrnehmen und sich allmählich zu 

politischen Körperschaften entwickeln. Die Trennung ist aber nicht immer scharf. Bei den 

Sonderallmendgenossenschaften handelt sich vorwiegend um Alp-, Wald- und 

Wassergeteilschaften. Besonders wo Alpen auf das Gebiet zweier Territorialgemeinden zu 

liegen kommen, werden häufig Sondergenossenschaften eingerichtet, ebenso in 

Gemeinden, die überzählige Alpkapazität aufweisen. Dies dürfte wohl für die Gemeinde 

Mund und die Alp Brischern zutreffen. 

Die mit dem Bevölkerungswachstum im 14. Jahrhundert einhergehende Intensivierung der 

Landwirtschaft erhöht den Druck auf die sich verknappende Allmend. Rechtsansprüche an 

Allmendressourcen werden vermehrt schriftlich festgehalten, und zwar in Form von Statuten. 

Die erste schriftlich bekannte Randung der Alpe Brischern datiert aus dem Jahre 1491: Die 

Alpe war in sechs Lose eingeteilt, die Randung 15 erfolgte mit 151 Kühen (Jossen 1989: 155). 

Zu dieser Zeit existiert bereits ein Alpreglement. Hauptelemente des Reglementes sind die 

13 Neben dem historischen Erklärungsansatz für das Entstehen von Genossenschaften, der hier gewählt wurde, 

kann deren Gründung auch mit ökonomischen Argumenten unterlegt werden. Stichworte sind: 

Risikoverteilung/-verminderung, Reduktion der Transaktionskosten, Einsparung von Produktions- 

/Betriebskosten, wohlfahrtsökonomische Verteilung etc. (vgl. dazu Picht 1988). 

14 Unterschieden werden kann zwischen innerer und äusserer Allmend. Erstere bezeichnet bspw. gemeinsame 

Gebäude, Strassen, Wege, Stege, Plätze, Wasserfuhren, Brunnen und Bäche. Die äussere Allmend bezieht 

sich auf kulturfähige Liegenschaften (Wiesen, Weiden, Alpen, Wälder, Rebberge), nicht oder nur gering 

kulturfähige Liegenschaften (Moose, Moore, Eyen, Ried- und Standböden, Torf- und Streuländereien, 

Runsen, Felsen, Berge, Geröllhalden und Steinbrüche, Lehm- und Kiesgruben), Wasservorkommen (Seen, 

Bäche, Brunnen) und bauliche Einrichtungen (Wasserleitungen, Wuhren, Wälle, Schwellen, Strassen, Wege 

und Brücken) (Arnold 1987: 2-3). 

15 Die Randung der Alp wurde aufgrund einer auf langjähriger Erfahrung basierenden Schätzung des 

durchschnittlichen Ertrags festgelegt. Dieses Mass an gesamter Nutzung wurde fixiert und auf die in diesem 

Zeitpunkt Nutzungsberechtigten verteilt. So konnte die Gefahr der Übernutzung gebannt werden. Das 

Nutzungsrecht kommt im Kuhrecht zum Ausdruck (vgl. Aktie heute). Es handelt sich also nur um eine 

Aufteilung in ideelle Anteilsrechte. Wenn nicht besondere Umstände es erforderten, konnte die einmal fixierte 

Zahl der Rechte nicht mehr erhöht werden. 

11


Aufzählung der Nutzungsberechtigten, der Nutzungsausschluss von Nichtgeteilen, Regelung 

des Alpaufzugs und des Weidgangs. Auch von der Randung 1559 und 1568 sind schriftliche 

Zeitzeugen vorhanden (Jossen 1989: 155). So teilten sich 1568 die 152 Kuhrechte auf 213 

Geteilen auf. Sie stammten aus Mund und Eggerberg selber, aber auch aus den 

umliegenden Dörfern. Zu finden ist ebenfalls eine klare Regelung, was gealpt werden darf 

und was nicht. 

In Zeiten stärkeren Bevölkerungswachstums kann häufig eine Verschärfung der Regeln 

beobachtet werden. Die Nutzung wird erschwert 16 und die Allmendnutzungsgemeinschaften 

schliessen sich allmählich nach aussen ab. Dies zeigt sich in der Beschränkung des Handels 

mit Allmendnutzungsrechten und Veräusserungsverboten an Nicht-Geteilen. Die 

Sonderallmendgenossenschaften wandeln sich damit zu eigentlichen 

Personalgenossenschaften um. 

In der Neuzeit sind vor dem Hintergrund eines immer kleiner werdenden Nutzerkreises die 

gemeinsam genutzten Güter in vielen Fällen unter den Genossenschaftern verteilt worden. 

Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft löst die Einzelwirtschaft die 

Dreifelderwirtschaft ab. Der Ackerbau gewinnt an Bedeutung und gegenseitige Weiderechte 

werden teilweise zugunsten von Privateigentum aufgehoben. Verschont bleiben diejenigen 

Bereiche, in denen eine individuelle Nutzung wirtschaftlich nicht möglich ist, vor allem Alpen 

und Wälder. 

Mit der Gründung des Rechtsstaates sind Allmendgenossenschaften schliesslich als 

juristische Personen anerkannt worden 17 . Die Verfassung übt aber keinen Einfluss auf die 

Allmendgenossenschaften aus. 

Die Alp Brischern ist 1871 zwischen den Geteilen von Mund und jenen von Eggerberg, 

Lalden, Baltschieder, Ausserberg geteilt worden. Der Grund liegt in den im Laufe der Zeit 

immer wieder aufkeimenden Zwistigkeiten zwischen den beiden Parteien, beispielsweise 

wegen der Atzung im Burgerwald. Zudem war Mund, im Gegensatz zu Eggerberg, reich mit 

Alpweiden gesegnet und konnte somit die Teilung mit geringen wirtschaftlichen Einbussen 

verkraften. Die Teilungsurkunde enthält genaue Grenzangaben, Regelungen betreffend den 

Weidgang (wo darf wann geweidet werden, wo darf man die Tiere auftreiben) und der 

Nutzung des Wassers (Tränken für das Vieh) 18 . In den fünfziger Jahren des letzten 

Jahrhunderts kam es erneut zu Streitigkeiten zwischen Mund und Eggerberg aufgrund von 

unklaren Formulierungen über das Abatzungsrecht im Burgerwald. Heute steht das Interesse 

an einer genauen Klärung nicht mehr auf der Prioritätenliste. 

Seit 1871 besitzen die beiden Geteilschaften ihre eigenen Statuten und Organe. Die neusten 

Statuten eggerbergerseits stammen aus dem Jahre 1998 und enthalten als Anhang 

16 Nicht selten wurde das Nutzungsquantum beschränkt. Die geschah beispielsweise durch die Anwendung des 

Winterungsprinzips, d.h. dass nur dasjenige Vieh gesömmert werden durfte, das im Dorf mit eigenem Heu 

überwinterte. 

17 Eugen Huber hat bei der Redaktion des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (ZGB) 1907, der bisherigen 

Gesetzgebung folgend, die Rechtsträger in zwei Gruppen unterteilt: die natürlichen Personen und die 

juristischen Personen (Tuor et al. 1995: 67). 

18 Teilungsurkunde der Alpe Brischern vom 30. Juli 1871, Dokument Nr. 3 Archiv Alpgenossenschaft Brischern 

eggerbergerseits. 

12


zusätzlich ein Wasser-, Alp- und Hüttenreglement. Brischern eggerbergerseits ist heute mit 

etwas mehr als 90 Kuhrechten gerandet 19 . 

In den folgenden Kapiteln soll die Nutzung der Alp Brischern in unterschiedlichen zeitlichen 

Phasen beschrieben und die Veränderungen des Regimes herauskristallisiert werden. 

19 Schmidhalter (1998: 3) spricht von 96 Kuhrechten, ebenfalls von 96 Alprechten ist in den Statuten 1998 in 

Artikel 3 die Rede, gemäss Alpenbuch teilen sich 131 Eigentümer jedoch 92 Alprechte. 

13

4 Analyseraster 

Abbildung 3: Schema für die vorliegende Fallstudie 

zu erklärende Variable: 

Nutzung 

• Alpweiden 

• Mähmatten 

• Alphütten 

Akteure 

erklärende Variablen: 

gesell./wirtsch. 

Umfeld 

Policyfelder 

• Landwirtschaft 

• Naturschutz 

Im Zentrum der Untersuchung steht die Nutzung der Alpe Brischern. Sie stellt die zu 

erklärende Variable dar. Die Nutzung soll für verschiedene Perioden beschrieben werden. 

Abgrenzungskriterium der zeitlichen Phasen ist nicht ein eigentlicher Regimewechsel, 

sondern ein Bruch in den bisherigen Nutzungsgewohnheiten bezüglich der Alpweiden, 

Mähmatten und Alphütten, die alle Teil der Ressource Alp sind. Infolgedessen können drei 

Phasen unterschieden werden: 

1. Phase: Sie kann mit dem Begriff „Selbstversorgerwirtschaft“ umschrieben werden. Den 

Anfang der Periode bildet das Jahr 1871, weil erst nach dem Teilungsakt die 

Eggerbergerseite über eigene Statuten verfügt. Das Regime wird sich aber auch 

vor 1871 nicht wesentlich von den Verhältnissen bis 1950 unterschieden haben. 

2. Phase: Sie umfasst die Jahre 1950 bis 1970 und kann mit dem Stichwort „Niedergang“ 

auf einen Punkt gebracht werden. Trotz formellem Weiterbestand der 

Genossenschaft vollzieht sich informell eine gewaltige Anpassung an rasant sich 

verändernde Rahmenbedingungen. 

3. Phase: Die dritte Phase reicht von 1970 bis 2000 und kann mit „Pacht“ und 

„Wiederbelebung“ zusammengefasst werden. 

In der Beschreibung der drei Phasen integriert finden sich auch die für die jeweilige Nutzung 

relevanten Akteure. 

Mit Hilfe von Erklärungsvariablen werden nach Möglichkeit Antworten auf Fragen bezüglich 

des Wandels geliefert. Sie gliedern sich in das gesellschaftliche/wirtschaftliche Umfeld und 

die für die Nutzung der Alp relevanten Policyfelder Landwirtschaftspolitik und 

Naturschutzpolitik. 

14

4 Analyseraster 

Wo das Studium der Literatur Lücken offen lässt, werden mittels Experteninterviews 

mündliche Informationen eingeholt. Im Anhang findet sich eine Liste der interviewten 

Personen. Weitere Informationen sind zusätzlich über Telefonanrufe, elektronischen 

Postverkehr und persönliche Gespräche gesammelt worden. 

15

5 Selbstversorgerwirtschaft: 1871 bis 1950 

5.1 Nutzung der Alp 

Das Nutzungsregime, wie es sich seit der Trennung der Alp Brischern 1871 bis in die 

fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts präsentierte, kann als traditionelle Nutzung 

der Alp bezeichnet werden. Über all die Jahre wurde das „common knowledge“ der 

Alpgeteilen von Generation zu Generation praktisch unverändert weitergegeben. 

5.1.1 Alpweiden 

Das Recht, Alpweiden zu nutzen, ist auf Geteilschaftsalpen oder Genossenschaftsalpen 

unmittelbar an den Besitz von Alprechten geknüpft; dies im Gegensatz zu den 

Burgerschaftsalpen, auf denen im Prinzip jedem Burger das Nutzungsrecht eingeräumt 

wird 20 . Geteilschaftsalpen haben in Zeiten grosser Nachfrage den Vorteil, dass die 

Nutzungsintensität strikt festgelegt ist (sog. Randung) und damit eine Übernutzung in der 

Regel verhindert werden kann. Wie vorgängig bereits erwähnt, geht aus dem ältesten 

schriftlichen Dokument von 1491 hervor, dass die Alpe Brischern mit insgesamt 151 

Alprechten gerandet war. Im 19. Jahrhundert betrug die Zahl der Alprechte 270. Es ist 

anzunehmen, dass aus Gründen der Existenzsicherung einer wachsenden Bevölkerung die 

Alpweiden ausgedehnt worden sind oder innerhalb der ursprünglichen Grenzen bis an die 

Kapazitätsgrenzen genutzt wurde. Die Alprechte wurden etwa im Verhältnis 3/7 zu 4/7 auf 

die Eggerbergerseite und Munderseite aufgeteilt (150 munderseits/120 eggerbergerseits) 21 . 

Nach Grenzstreitigkeiten zwischen den Gemeinden Mund und Finnen (heute eine Voralpe 

der Eggerberger), die 1819 begannen, wurden die Alprechte auf 210 gekürzt (120 

munderseits/90 eggerbergerseits) 22 . 1871 ist die Alp in zwei unabhängige Geteilschaften 

getrennt worden. 

Die Alpstatistik des Jahres 1891 sah für die Eggerbergerseite wie folgt aus: 

Kühe Rinder/Kälber Stiere Schafe Ziegen Schweine 

56 25 1 100 40 9 

Quelle: Jossen 1989: 150. 

Zu der Anzahl Schafe (100) gilt es zu bemerken, dass sie nicht auf der Alpe Brischern 

gesömmert wurden, sondern während den Monaten April und Mai 23 einen Zwischenhalt 

20 Burgeralpen sind typisch für den rechtsufrigen Teil des Rhonetals oberhalb von Brig (mündl. Mitteilung 

Edmund Hutter, Alt-Gemeindepräsident Mund, 17.3.2000). 

21 Vgl. Dokument Nr. 42, Archiv Alpe Brischern. Dieses Verhältnis ist bei später ausgeführten Werken, bei 

welchen beide Alpteile involviert waren, beibehalten worden, etwa als Verteilungsschlüssel für die Kosten der 

Wasserversorgung (mündl. Mitteilung Edmund Hutter, 17.3.2000). 

22 Schriftl. Mitteilung Karl In-Albon, Alprechtsbesitzer auf Brischern eggerbergerseits, Ortskenner und Chronist, 

5.8.2000. 

23 Gemäss Art. 6 der Statuten Alpgeteilschaft Brischern munderseits von 1933 durften vom 20. Mai bis zum 1. 

September weder Schafe noch Ziegen auf der Rinderalpe weiden. 

16


einlegten, um dann weiter Richtung Baltschieder- und Gredetschtal (vgl. Abbildung 1) 

getrieben zu werden. Während den Sommermonaten standen die Alpweiden dem Grossvieh, 

die höher gelegenen Partien den Geissen zur Verfügung 24 . Dass Brischern keine Schafalp 

war, lässt sich auch aus den Statuten von 1933 herauslesen. In Art. 11 werden die Beträge 

aufgeführt, die für jedes aufgetriebene Vieh an die Geteilschaft zu entrichten waren. 

Unterschieden wird nur zwischen Rindvieh (vier Franken) und Ziegen (50 Rappen). 

Ein Alprecht entspricht einem Kuhrecht, d.h. dem Anspruch auf einen Sömmerungsplatz für 

eine Grossvieheinheit 25 . Wer wieviele Rechte besass, war schriftlich im Alpbuch festgehalten. 

Zusätzlich wurde der Besitz von Alprechten bis ins 20. Jahrhundert hinein durch sogenannte 

„Alpknebel“ symbolisiert. Das sind Holzstäbe, auf denen neben dem jeweiligen Hauszeichen 

der nutzungsberechtigten Familie die Anzahl Alprechte in Form von Strichen eingeschnitzt 

waren 26 . Mitglied der Genossenschaft und damit nutzungsberechtigt sind alle natürlichen 

Personen, welche Alprecht auf Brischern besitzen. Der Mindestanteil wurde in den dreissiger 

Jahren auf 1 Klaue (entspricht 1/8 Kuhrecht) festgelegt 27 . Die Kuhrechte konnten durch Kauf 

oder Erbschaft übertragen werden. Die Möglichkeit des Kaufs von Alprechten spielt für die 

Gemeinde Eggerberg eine eminent wichtige Rolle. Auf dem Territorium der Gemeinde 

Eggerberg befanden sich überhaupt keine Alpweiden 28 . Die Bewohner sahen sich deshalb 

gezwungen, ihr Vieh auf auswärtigen Alpen zu sömmern. In erster Linie wurden die 

Alprechte auf nahegelegenen Alpen erworben. Doch der Bedarf nach zusätzlichen 

Alprechten liess sie oft Geteilen an noch weiter entfernten Alpen werden. 

Die Alpweiden wurden in der Regel von Ende Juni bis Anfang September bestossen (EVD 

1969a: 30). Das genaue Datum der Alpfahrt wurde zwischen den Alpvögten von Mund und 

Eggerberg gemeinsam festgelegt 29 . Befanden sich unter den aufgetriebenen Tieren auch 

Eringer, eine autochthone Walliserrasse (vgl. Kap. 7.3.2), fand am Tag des Aufzugs das 

sogenannte „Stechen“ statt, bei welchem die Kühe mittels Kampf untereinander die Leitkuh 

für den bevorstehenden Sommer auserkoren 30 . Der Tag der Alpabfahrt liess sich nicht zum 

voraus bestimmen, da er sehr stark von den Witterungsbedingungen (v.a. Trockenheit und 

Wintereinbruch) abhängig war 31 . 

24 Mündl. Mitteilung Josef Hutter, 2.10.2001. 

25 Eine Kuh oder ein „geschaufeltes“ Rind (ein Rind gilt als geschaufelt, wenn die zwei vorderen Zähne 

ausgefalllen sind und die neuen Zähne stossen (schriftl. Mitteilung Karl In-Albon, 5.8.2000)) gilt als ein 

Kuhrecht oder ein Stoss, für ein jüngeres Tier wird ein halbes Kuhrecht oder Stoss berechnet (Schmidhalter 

1998: 3). 

26 Antonietti 1988: 98. 

27 Mündl. Mitteilung Edmund Hutter, 17.3.2000. 

Gemäss Antonietti (1988: 98) wurden die Alprechte vor dieser Regelung sogar bis auf 1/32 ausgerechnet. 

Diese Kleinstaufteilung, die auch bei anderen Gütern beobachtet werden kann (z.B. alte Speicher) sind 

Ausfluss des alten Walliser Erbrechts, nach welchem der Besitz auf sämtliche Nachkommen gleichmässig zu 

verteilen war. Derart kleine Anteile wurden oft zusammengelegt, so dass man auf ein halbes oder ganzes 

Kuhrecht kam. Die untere Limite von 1/8 Alprecht hat heute noch Bestand (Statuten der Alpgenossenschaft 

Brischern 1998, Art. 3). 

28 Antonietti 1988: 120. 

29 Vgl. Statuten der Alpe Brischern munderseits von 1933, Art. 4e. 

30 Mündl. Mitteilung Karl In-Albon, 14.9.2001. 

31 Mündl. Mitteilung Anna Zimmermann-In-Albon und Elisa Theler-In-Albon, 16.3.2000. 

17


5.1.2 Mähmatten 

Die Mäh- oder Alpmatten stellen innerhalb des genossenschaftlich genutzten Perimeters ein 

interessantes Detail dar. Sie befinden sich unterhalb der Alphütten in deren unmittelbarer 

Nähe, was deren Bewirtschaftung und Düngung erleichtert hat. Zwar gehören sie zur 

Genossenschaft, stellen also eine Common-Pool-Ressource (CPR) dar, die 

Nutzungsberechtigten besitzen jedoch ein Servitut, das den jeweiligen Inhaber zur 

exklusiven Heuernte berechtigt 32 . In dieser Zeitspanne gilt somit das Prinzip der 

Ausschliessbarkeit und der Rivalität, womit die Kriterien für ein privates Gut gegeben sind 33 . 

Die Grenzen der einzelnen Parzellen wurden durch Holzpflöcke, auf denen die jeweiligen 

Familienzeichen eingebrannt waren, markiert 34 . Ausserhalb der Mäh- und Heuzeit wurden 

die Mähwiesen wieder zu einem CPR-Gut und durch das Vieh aller Alprechtsbesitzer 

beweidet. Die Aufteilung der Alprechte zwischen Munder- und Eggerbergerseite von 4/7 zu 

3/7 gilt für die Aufteilung der „Blätza“ nicht. Die Mähmatten mehrerer Munder befanden sich 

auf dem westlichen Teil der Alpe Brischern. 

Jeweils am 26. Juli (bei jedem Wetter!) wurden sämtliche Alpmatten von den jeweiligen 

Besitzern gemäht. Die zeitliche Koordination des Mähens hatte einen wichtigen Hintergrund, 

nämlich die gegenseitige Kontrolle. Das Heu der Mähwiesen war als Beifütterung für den 

Sommer sehr gefragt 35 und dessen unkoordinierte Nutzung hätte wohl zu zahlreichen 

Auseinandersetzungen geführt. Das am Mähtag um 16 Uhr noch stehende Heu war für die 

Fütterung des Alpstiers reserviert 36 . Vor dem 26. Juli war jegliche Nutzung untersagt, 

höchstens den Sennerinnen war es erlaubt, Grünfutter („Ihanni“) für das Vieh von den 

Mähwiesen zu entnehmen, wobei zu beachten war, dass das Vieh eines Besitzers mit dem 

Heu "seiner" Alpmatten versorgt wurde. Im Laufe der Zeit, bedingt durch mehrfache 

Erbteilung, ist ein kleinparzelliertes Mosaik von Mähmatten (sogenannte „Blätza“) 

entstanden, zahlreiche davon kleiner als 50 Quadratmeter 37 . 

5.1.3 Alphütten 

Auf Brischern erfolgte die Bewirtschaftung trotz der genossenschaftlichen Eigentumsform 

immer privat 38 , weshalb hier kleine Alpdörfchen mit privaten Alphütten und Ställen 

entstanden sind. Der Boden hingegen, auf dem sie standen, gehörte der Alpgeteilschaft. 

Meist erfüllten die Alphütten vier Funktionen: sie dienten als Stall, wo die Kühe abends 

gemolken wurden und die Nacht verbrachten, ein Teil wurde zu Milchverarbeitungszwecken 


33 Ob nun die Mähmatten Allgemeingut mit exklusivem Nutzungsrecht (Servitut) oder Privatgut waren, darüber 

existieren heute divergierende Meinungen. Gemäss Karl In-Albon sind die Parzellen dem Privateigentum 

zuzuordnen. Die einzelnen Parzellen (mit genauer Ortsangabe) wurden in Teilungsurkunden immer speziell 

erwähnt. Herr In-Albon ist ebenfalls auf Kaufakte gestossen, worin für eine spezielle Parzelle ein fester Betrag 

bezahlt wurde. Wenn auch nicht im Grundbuch eingetragen, so waren die Leute damals der Meinung, die 

Parzellen seien Bestandteil ihres Eigentums (schriftl. Mitteilung Karl In-Albon, 5.8.2000). 


35 Karl In-Albon kann sich erinnern, dass in den vierziger Jahren für einen „Wisch“ Heu, das ist soviel Heu, wie 

man mit einem Holzrechen zusammentragen kann, ein Franken bezahlt wurde (mündl. Mitteilung 4.1.2000). 

36 Schriftl. Mitteilung Karl In-Albon, 5.8.2000. 


38 Dies im Gegensatz zu Alpen mit Gemeinschaftstallungen und gemeinsamem Senntum. Als Beispiel kann die 

Kühbodenalp, eine Alpe der Burgerschaft Fiesch, angefügt werden. 

18


genutzt, ein Teil diente der Lagerung des Heus zur Beifütterung und ein vierter Teil, meist 

der obere Stock, war als Wohn- und Schlafstätte für Sennerin und Hirte vorgesehen. Von 

den heute 14 bestehenden Hütten eggerbergerseits sind sieben zwischen 1854 und 1925 

entstanden 39 , die andere Hälfte bestand wahrscheinlich schon vorher, da nach 1925 keine 

neuen Bauten entstanden sind. Die rege Bautätigkeit lässt auf ein zunehmendes 

Nutzungsinteresse schliessen und ist wohl auch mit dem starken Bevölkerungswachstum zu 

erklären 40 . Obwohl die Alpgebäude im Grundbuch eingetragen sind, müssen sie vom 

rechtlichen Standpunkt aus eigentlich als Fahrnisbauten betrachtet werden 41 . Für die 

Käseproduktion wurde der Sennerin Lokalität und Inventar überlassen, wenn sie als 

Gegenleistung das Vieh des Hütteneigentümers übernahm 42 . 

5.2 Akteure 

Im Folgenden werden die wichtigsten Akteure im Zusammenhang mit der traditionellen 

Nutzung und ihr jeweiliger Aufgabenbereich aufgelistet. Es wird zwischen der strategischen 

und operativen Ebene unterschieden. Zur strategischen Ebene gehören die 

Verwaltungsorgane der Genossenschaft: 

General- oder Urversammlung 

Die Generalversammlung stellt das oberste und zentrale Organ der Genossenschaft dar. Sie 

tritt einmal pro Jahr zusammen. Alle Alprechtsbesitzer werden dazu eingeladen. Alle vier 

Jahre steht die Wahl der Alpkommission an. Abgestimmt wird über Teil- oder Totalrevision 

der Statuten. Die Beschlüsse werden mit der einfachen Mehrheit der abgegebenen Stimmen 

gefasst. Zur gemeinsamen Versammlung waren alle Alprechtsbesitzer eingeladen, sie war 

jedoch reine Männerangelegenheit 43 . Erstaunlich ist vor allem die Tatsache, dass die 

Sennerinnen als eigentliche Betriebsleiterinnen keinen Zugang zur Versammlung hatten. 

Alpkommission 

Die Alpkommission bildet das geschäftsführende Organ der Geteilschaft. An ihrer Spitze 

waltet der Kommissionspräsident, ihm zur Seite steht der Vizepräsident und der Schreiber. 

Sie sind für eine Amtszeit von vier Jahren gewählt. Zu den Aufgaben der Kommission 

gehören die Vorbereitung und Einberufung der GV, das Führen des Kassabuches, des 

Protokolls und des Alpbuches, die Anstellung und Entlassung des Alppersonals, die 

Festsetzung des Zeitpunktes der Bestossung der Alpe sowie der Entalpung, Organisation 

und Überwachung des Alpbetriebes und die Durchsetzung des Alpreglementes. Sie trifft 

zudem die nötigen Massnahmen für die Erhaltung und Verbesserung der Alpe und deren 

Anlagen. 


40 Die Walliser Bevölkerung hat sich im Zeitraum 1800 bis 1928 von 60'000 auf 128'000 Einwohner mehr als 

verdoppelt (Créttol 1998: 6). 




19


Die operative Ebene setzt sich aus denjenigen Akteuren zusammen, die für die eigentliche 

Nutzung der Alp verantwortlich sind. 

Alpvögte 

Von der Alpkommission gewählt, stellt der Alpvogt das eigentliche Kontrollorgan dar. Am 

Bestossungstag hat er die Zahl der aufgetriebenen Tiere zu kontrollieren und mit den 

jeweiligen Alprechten zu vergleichen. Wenn jemand irrtümlich zuviel getrieben hatte, musste 

er dafür bezahlen oder das überzählige Vieh wieder zurücknehmen. Der Alpvogt unterzog 

am Alpauffahrtstag jedes Tier einer groben gesundheitlichen Kontrolle. Während der 

gesamten Sömmerungszeit schaute er, dass der Alpbetrieb mit rechten Dingen zu und her 

ging. Ein wichtiger Posten seines Aufgabenheftes war die Organsation des alljährlich 

stattfindenden "Gmeiwärchs". In seine Zuständigkeitsbereich fiel auch noch die Verwaltung 

der Kapitalien, die immer zu fünf Prozent ausgeliehen wurden 44 . 

Sennerinnen 

Würde man den modernen Sprachgebrauch auf die alte Zeit anwenden, könnte man im Falle 

der Sennerinnen von Chief Executive Officers des Alpbetriebes sprechen, d.h. ihnen kam die 

gesamte operative Führung zuteil 45 . Auf der Alp Brischern eggerbergerseits waren es in der 

Regel fünf bis sieben Frauen (getrennt nach Herkunft der Alpgeteilen, d.h. Eggerberger 

haben Eggerberger Sennerinnen, Ausserberger Ausserberger Sennerinnen usw.) 46 , die 

neben den eigenen Tieren auch Vieh von Drittpersonen entgegennahmen. Es war allein ihre 

Entscheidung, von wem sie Vieh annehmen wollten. In der Regel wurde zuerst das eigene 

Vieh berücksichtigt, dann die Tiere von Bauern aus dem Verwandtenkreis und, falls noch 

freie Kapazitäten vorhanden waren, Vieh von Dritten. Die aufwandmässige Obergrenze lag 

etwa bei 30 Tieren 47 . Warum ausschliesslich Frauen für diesen Job in Frage kamen, ist nicht 

etwa als Vorläufer der Emanzipationsbewegung zu interpretieren. Vielmehr lässt sich die 

Frauenarbeit mit der Knappheit an Arbeitskräften und der speziellen Bewirtschaftungsform 

(sog. Stufenwirtschaft 48 ) erklären, die eine derartige Arbeitsteilung unumgänglich machte. 

Während die Frauen für den Alpbetrieb besorgt waren, blieb der Mann im Dorf und brachte 

den Heuvorrat für den Winter ein. Ein Ausschnitt aus dem Pflichtenheft der Sennerinnen 

lässt die enormen Strapazen des damaligen Älplerlebens erahnen: Anordnung des 

Weidegangs, Melken und Verarbeitung der Milch zu Käse, Butter und Ziger an Ort und 

Stelle 49 , Stallarbeit, Frischfutter von den Mähmatten besorgen, Herbeischaffen von 


45 Die Bedeutung der Sennerinnen wird deutlich durch die Tatsache, dass mit dem „Aussterben“ des 

Sennerinnenberufes auch der geregelte Alpbetrieb zu Ende geht (vgl. Kap. 6.2). 

46 Mündl. Mitteilung Anna Zimmermann-In-Albon und Elisa Theler-In-Albon (Sennerin bis 1947/48), 16.3.2000. 


48 Vgl. EVD (1969a: 6). 

49 Anfänglich musste die Milch für jeden Geteilen separat verwertet werden, was nicht gerade heutigen 

Vorstellungen eines rationellen Arbeitsablaufs entspricht. Später war es den Sennerinnen erlaubt, den 

Milchertrag eines Tages gemeinsam zu verarbeiten. Damit der Ertrag Ende Alpsommer gerecht unter die 

Bauern verteilt werden konnte, war aber eine tägliche Messung und genaue Buchführung notwendig. Noch 

später wurde die Milch nur einmal wöchentlich gemessen (schriftl. Mitteilung Karl In-Albon, 5.8.2000). 

20


Brennholz und Wasser 50 , Kinderbetreuung (oft nicht nur die eigenen), Nachtragen von Speis 

und Trank für die Hirten. Dabei war die Entlohnung anfänglich äusserst spärlich. Neben 

Speis und Trank bestand der Lohn aus der Käsemilch (sog. Abmilch) und dem selber 

produzierten Ziger. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es üblich, für jedes gesömmerte 

Kalb einen Betrag von 5 bis 20 Franken zu verlangen, da diese ja keine Milch gaben 51 . War 

der Sommer gut und die Bauern mit dem Vieh und dem Ertrag zufrieden, wurden die 

Sennerinnen mit einem Bonus in Form von Naturalien (etwa ein Kopftuch) für ihren Einsatz 

entschädigt 52 . 

Hirten 

Gemäss alter Statuten der Alpgeteilschaft Brischern munderseits von 1933 (Punkt 4g) 

gehörte es zu den Aufgaben des Alpvogtes, die Viehherden unter Aufsicht guter Hirten zu 

stellen; sicher konnten die Sennerinnen auch selber mitbestimmen, wen sie als Hirt oder 

Hirtin verpflichteten 53 . Normalerweise arbeiteten ein bis zwei Hirten im schulpflichtigen Alter 

pro Sennerin. In ihrer Verantwortung lag es, den von den Sennerinnen vorgegebenen 

Weidgang möglichst einzuhalten. Sie trieben das Vieh morgens an die vorgesehene Stelle 

und abends wieder zurück in den Stafel, damit die Kühe gemolken werden konnten. Vor 

allem die Aufgabe der Geisshirten gestaltete sich nicht immer als einfach, musste doch um 

jeden Preis verhindert werden, dass die Geissen in die Kuhalp eindrangen. Entlohnt wurden 

die Hirten mit Kost 54 und Logis. 

Beteiligte am "Gmeiwärch" 

Im Laufe eines Jahres standen auf einer Alp immer wieder Arbeiten an, die nur durch 

gemeinsame Anstrengung sämtlicher Alprechtsbesitzer ausgeführt werden konnten. Deshalb 

wurde mindestens einmal pro Jahr das sogenannte „Gmeiwärch“ oder „Alpwärch“ vollzogen. 

Durchgeführt wurde es vor der Bestossung der Alp, meist im Mai/Juni, je nach Wetter und 

Schneeschmelze. Zur Teilnahme verpflichtet waren alle, die Kühe auf Brischern sömmerten. 

Für ein Alpwerk wurden zwei bis drei Franken angerechnet. Wer nicht erschien, wurde mit 

diesem Betrag bestraft. Das gemeinsame Vorgehen war vielleicht weniger eine Frage des 

genossenschaftlichen Geistes als vielmehr eine Frage der Notwendigkeit. Deshalb stand es 

eigentlich auch ausserhalb jeglicher Diskussion, dass nicht jeder Nutzniesser seinen Beitrag 

leistete 55 . Zu den jährlich wiederkehrenden Arbeiten gehörten etwa: Dung verteilen, Räumen 

der Alpweiden, Herausziehen von Sträuchern und Stauden, Steine herauslesen, Zäune 

reparieren, Nadelstreu zusammenrechen. Der Unterhalt der Alphütten und Mähmatten war 

hingegen Privatangelegenheit. Auch die Sennerinnen beteiligten sich am Alpwerk. 

50 In den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es nur einen Brunnen in der „Lärchtola“ für die 

Eggerbergerseite und einen Brunnen in der „Bachtola“ für Mensch und Vieh auf der Munderseite (mündl. 

Mitteilung Karl In-Albon, 14.9.2001). 



53 Bei Antonietti (1988: 98) ist nachzulesen, dass jede Familie, die alpte, für einen Hirten sorgen musste. 

54 Den Hirten stand die sogenannte „Sonntagsmilch“ zu, d.h. der Milchertrag des Sonntags (mündl. Mitteilung 

Karl In-Albon, 14.9.2001). 

55 Wohl wäre auch die soziale Ächtung bei Verweigerung des eigenen Arbeitseinsatzes in einer derart engen 

Dorfgemeinschaft unerträglich gewesen. 

21


Teilmann 

Der Teilmann war zuständig für die korrekte Verteilung des Alpertrages (Käse) unter den 

Bauern, die Vieh auf der Alp gesömmert hatten. Die Eggerberger Bauern bestimmten dabei 

ihren Teilmann selber, ebenso hatten die Bauern aus anderen Dörfern ihren eigenen 

Teilmann. 

Flurhüter 

Ein Akteur ausserhalb der Genossenschaft stellt der Flurhüter dar. Er wurde vom 

Gemeinderat gewählt und war von der (politischen) Gemeinde angestellt. Brischern 

eggerbergerseits fiel deshalb in den Zuständigkeitsbereich des Flurhüters von Mund. Trieb 

es die Schafe oder Geissen aufgrund misslicher Witterungsbedingungen oder ungenügender 

Aufsicht durch die Hirten in die tiefer liegenden Kuhalpen, wurde der Flurhüter gerufen. Er 

brachte die Tiere hinunter ins Dorf und quartierte sie im sogenannten „Pfentustall“ ein. 

Gegen Bezahlung eines Pfands konnte der Besitzer seine Tiere wieder „freikaufen“ 56 . 

Frauen/Männer 

Die Arbeit auf der Alp wurde während des Sommers ab und zu von Frauen und Männern, die 

im Dorf blieben, unterstützt. Dies galt vor allem für körperlich sehr schwere Arbeiten wie etwa 

das Ziehen des mit Dung beladenen Schlittens bei der Düngung der Mähmatten. 

5.3 Erklärungsvariablen 

5.3.1 Gesellschaftliches Umfeld 

Die Landwirtschaft vor 1850 kann als reine Selbstversorgerwirtschaft bezeichnet werden. Die 

Bevölkerung war praktisch zu 100% im Agrarbereich tätig, Handwerker und 

Gewerbetreibende gab es keine oder nur solche, die für den agrarischen Erwerb absolut 

unentbehrlich waren (Kaufmann 1965: 15). Demzufolge existierte auch kein Handel von 

landwirtschaftlichen Gütern. Die Antwort der Menschen auf die schwierigen natürlichen 

Verhältnisse ist ein Mehrzweck-Kleinbauerntum mit Viehwirtschaft, Ackerbau, Waldnutzung, 

Wein- und Obstbau. Dank der Entwicklung genossenschaftlicher Organisations- und 

Bewirtschaftungsformen konnte der Ertrag des knappen Bodens gesteigert werden und 

durch die Nutzung auswärtiger Güter wie der Alpweiden auf Brischern erweiterte man die 

landwirtschaftliche Produktionsfläche der Gemeinde (Antonietti 1988: 59). Die für das Wallis 

typische Stufenwirtschaft trifft auch im Falle von Eggerberg zu, da sich die meisten Betriebe 

aus Heim-, Voralpen- und Alpengütern zusammensetzen (EVD 1969a: 6). Diese 

Betriebsform auf unterschiedlichen Höhenstufen zwingt zu einer Art Nomadenleben, dem 

sich meist nur ein Teil der Familie unterzieht 57 . Die Menschen folgen dem Vegetationsstand 

und den diversen Arbeitsgängen der Vieh-, Acker- und Rebpflege und der Bewässerung. 

Das Vieh geht zum Futter und nicht umgekehrt. Die Alpbewirtschaftung als oberste Stufe ist 

somit ein unentbehrlicher Teil im landwirtschaftlichen Jahreszyklus. 


57 Die gestreute Lage von Wiesen, Äcker und Weiden erforderten einen enormen Aufwand an täglichen Wegen. 

So betrug der Weg zu den Voralpen oft eine Stunde und mehr, zu der Alp Brischern waren schon zwei bis drei 

22


Grundsätzlich ändert sich an den Bewirtschaftungsformen um die Jahrhundertwende bis zum 

Zweiten Weltkrieg nichts. Jedoch vermag die Selbstversorgungslandwirtschaft immer 

weniger eine wachsende Bevölkerung zu ernähren 58 . Der aufstrebende Industriezweig zieht 

Leute aus der Landwirtschaft ab 59 , andere entscheiden sich für die Auswanderung 60 . Der 

Zweite Weltkrieg stoppt den Niedergang der Landwirtschaft vorübergehend. Die Rolle der 

Bergregionen für die Nahrungsmittelproduktion zur Selbstversorgung des Landes wird 

erkannt. Indiz dafür ist die stattliche Zahl von mehr als 100 Stück Grossvieh, die während 

dieser Zeit auf der Alp Brischern eggerbergerseits gesömmert werden. 

5.3.2 Landwirtschaftspolitik 

1893 tritt das erste Landwirtschaftsgesetz in Kraft. Es kann als Subventionsgesetz für das 

landwirtschaftliche Forschungs- und Unterrichtswesen angesehen werden. Für die 

Landwirtschaft in den Alpen bringt es nichts Wesentliches. Dessen Umsetzung bewirkt 

jedoch, dass die Preise für Agrarprodukte langsam ansteigen (Rieder 1991: 5). 

Die Phase zwischen beiden Weltkriegen ist gekennzeichnet durch dramatische 

Preiszusammenbrüche, besonders stark betroffen ist das Berggebiet. Allgemeine 

Resignation macht sich breit. Bereits 1924 verlangt deshalb Nationalrat Baumberger mittels 

Motion Hilfen zugunsten des Berggebietes (Brugger et al. 1984: 411). 1930 stützt der Bund 

erstmals aktiv den Agrarmarkt. 

Während dem Zweiten Weltkrieg ist die Landwirtschaft in der Schweiz geprägt durch 

Anbauplanung und Lebensmittelrationierung. In den Bergtälern breitet sich Ackerbau (v.a. 

Kartoffel und Gerste) wieder stark aus (Rieder 1991: 5). Es wächst die Einsicht und 

Erkenntnis, dass benachteiligte Regionen unterstützt werden müssen. Auch die Bergbauern 

selber beginnen sich zu organisieren. 1943 gründen sie die Schweizerische 

Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB) 61 die zum Sprachrohr für die Anliegen des 

Berggebietes und dessen Bevölkerung wird (Brugger et al. 1984: 411). 

Die Nachkriegszeit ist gekennzeichnet durch wachsende Disparitäten innerhalb der 

Landwirtschaft. Immer stärker kristallisiert sich eine Zweiteilung in eine Tal- und 

Berggebietslandwirtschaft ab. Charakterisiert werden kann diese Aufspaltung durch 

Disparitäten bezüglich des Einkommens, der Arbeitsbelastung und der sozialen 

Anerkennung (Landwirtschaftliche Forschungskommission 1984: 93). Als Ursache für dieses 

Stunden notwendig (Antonietti 1988, S. 59). Der alte Baubestand an Scheunen und Ställen steht genau 

entlang des alten Wegnetzes. 

58 Dies trifft vor allem für Phasen starken Bevölkerungswachstums zu wie bspw. in der ersten Hälfte des 19. 

Jahrhunderts (1816 zählt Eggerberg 128 Einwohner, 1850 sind es 217) oder um die Mitte des 20. 

Jahrhunderts (Antonietti 1988, S. 60). 

59 Die Grundpfeiler der industriellen Entwicklung im Wallis heissen Eisenbahnbau, Rhonekorrektur, Wasserkraft 

und Fremdenverkehr (Kaufmann 1965). Interessant in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass auf die 

Selbstversorgung direkt das Fabrikzeitalter folgte, dass also die Stufe der Hausindustrie und Manufaktur 

übersprungen wurde. 

60 Während bis 1859 ein Auskommen vor allem in fremden Söldnerdiensten gesucht wurde (zwischen 1820 und 

1850 waren es sechs Männer aus Eggerberg), löste die Auswanderung nach Übersee die fremden Dienste ab 

(registriert sind vier Familien mit Destination Argentinien) (Antonietti 1988, S. 60-61). 

61 Die SAB ist ein Verein. Mitglieder sind alle Bergkantone, Berggemeinden, landwirtschaftliche und 

Selbsthilfeorganisationen, Berggebietsregionen (IHG-Regionen) und weitere Körperschaften im Berggebiet 

sowie zahlreiche Einzelpersonen (http://www.sab.ch). 

23


Gefälle kann die technische Entwicklung erwähnt werden. Die Technologie von den 

Talgebieten wird erst zeitlich verzögert in die Berggebiete transferiert. Eine 

Übermechanisierung vieler Kleinbetriebe ist die Folge, ist dies doch der einzige mögliche 

Weg, um eine Arbeitserleichterung herbeizuführen und gleichzeitig pro Arbeitskraft mehr zu 

produzieren. Flächen werden nun unterteilt in zwei Kategorien: mechanisch bearbeitbare und 

mechanisch nicht bearbeitbare. Die mechanisch nicht bearbeitbaren Flächen machen im 

Berggebiet einen wesentlich grösseren Anteil aus als im Talgebiet. 

5.3.3 Naturschutzpolitik 

In der betrachteten Zeitphase spielt der Naturschutz innerhalb der schweizerischen Politik 

noch keine Rolle. Die Naturschutzpolitik scheidet deshalb als Erklärungsvariable aus. 

5.4 Fazit 

Das traditionelle Nutzungssystem kann als ein System von "checks and balances" 

bezeichnet werden. Sehr auffällig sind die Kontrollmechanismen, die schon seit jeher 

statutarisch verankert sind und die gemeinschaftliche Nutzung bis ins kleinste Detail prägen. 

Sie sind Ausdruck für die starke Abhängigkeit einer auf Gedeih und Verderb mit der 

Berglandwirtschaft verbundenen Gesellschaft. Auf jedes Grashälmchen wird geschaut. Die 

Alpgeteilschaft beruht durch den Einsatz demokratischer Elemente auf einen breit 

abgestützten Konsens. Die strikte Organisation mit Generalversammlung, Alpkommission 

und Alpvögten garantiert eine Gewaltenteilung im kleinen Rahmen. Interessant zu 

beobachten ist, wie sich die Selbstorganisation auf die Einheit Dorf konzentriert und wie stark 

das Misstrauen gegenüber allem "Ausserdorflichen" ist. 

Eine Landwirtschaftspolitik ist zwar im Entstehen begriffen, ihr Impact auf die 

Landwirtschaftsbetriebe, im Speziellen auf Bergbetriebe, und auf die landwirtschaftliche 

Nutzung ist aber nur sehr marginal. Förderinstrumente existieren noch nicht. 

Preisstützungsmassnahmen können zwar als erste Anzeichen einer zukünftigen Förderpolitik 

angesehen werden, sie kommen aber vor allem den rationeller wirtschaftenden Talbetrieben 

zugute. Die Bauern im Berggebiet betreiben die Landwirtschaft in einer Art und Weise, wie 

sie ihnen von den Vätern vorgelebt und weitergegeben wurde. 

24

6 Der Niedergang des traditionellen Alpbetriebes: 1950 bis 1970 


Die sich aufdrängenden Strukturanpassungen der schweizerischen Landwirtschaft, die durch 

das „Kriegsintermezzo“ verzögert worden sind, brechen nun in den fünfziger Jahren 

endgültig durch. Der Anpassungsprozess macht vor dem Berggebiet nicht Halt. Die 

Entwicklung der Alpnutzung als fester Bestandteil im jährlichen Nutzungsrhythmus 

widerspiegelt die veränderten Rahmenbedingungen. 


Die Landwirtschaft in Eggerberg zieht sich zurück. Damit einher geht erwartungsgemäss 

auch eine abnehmende Bedeutung der Alpbewirtschaftung auf Brischern. Die folgende 

Tabelle zeigt dies anhand des Rückgangs der Bestossungszahl auf der Grossviehalp: 

Tabelle 1: Bestossung der Alpe Brischern eggerbergerseits 

Jahr Anzahl Grossvieh Quelle 

1891 56 Jossen 1989: 150 

1900 82 Schweizerische Alpstatistik 1900 

1940 ~100 Alpkataster 1968 

~1945 112-115 Karl In-Albon, Alphirt auf Brischern 62 

1968 23 Alpkataster 1968 

1996 7 Sömmerungsbeitragsgesuch 




2001 10 http://www.alporama.ch 

An der Gesamtzahl der Alprechte hat sich von 1950 bis 1970 nichts mehr verändert. 

Angesichts der sinkenden Bestossungszahlen verwundert dies nicht weiter. Die Gefahr der 

Übernutzung hat sich somit für die Kuhalp nie gestellt. In den sechziger Jahren wurde der 

Versuch unternommen, mittels Alpmeliorationsprojekt die Attraktivität der Alp zu steigern 63 . 

Die 1871 organisatorisch getrennten Alpen sollten wieder vereinigt werden. Vorgesehen war 

zudem die Errichtung eines Senntums und einer Berieselungsanlage für die Mähmatten. Für 

die Nutzung der Mähmatten wäre gar eine Entschädigung von 1.30 Franken pro 

Quadratmeter an die Alprechtsbesitzer vorgesehen gewesen. Das Projekt ist von der 

Munderseite schliesslich verworfen worden, da die Kosten relativ zum Nutzen als zu hoch 

beurteilt wurden. 



25


In den sechziger/siebziger Jahren, mit dem Übergang vom Vollzeitbauerntum zum Arbeiterund 

Freizeitbauerntum und dem damit verbundenen Übergang von Rindvieh- zu 

Schafhaltung hat auch ein Generationenwechsel stattgefunden. Zu diesem Zweck sind 

zahlreiche Alprechtsanteile an die Nachfolgegeneration verkauft oder vererbt worden 64 . 

Durch diese Mutationen sind Anteile aber nicht etwa zusammengefasst worden, sondern der 

Kreis der Nutzungsberechtigten hat sich eher noch vergrössert. Ein Grund kann sein, dass 

der Besitz von Alprechten weiterhin einen ideellen Wert besitzt, der in keinem Verhältnis zum 

effektiven materiellen Nutzen steht 65 . Deshalb war die Bereitschaft, Alprechte abzutreten, 

nicht sehr gross 66 . 

In einem kleinen Exkurs soll an dieser Stelle auf die Handelbarkeit von Alprechten 

eingegangen werden. An der freien Handelbarkeit der Alprechte ändert sich nichts, wenn 

eine Alpgenossenschaft sich auf das Obligationenrecht (Art. 828ff OR) oder Zivilgesetzbuch 

(Art. 59 Abs. 3 ZGB) stützt. Gemäss Art. 839 Abs. 1 OR können jederzeit neue Mitglieder 

aufgenommen werden. Ebenso besteht die Freiheit des Austritts (Art. 842 Abs. 1 OR). In den 

Statuten können Beitrittskriterien formuliert werden, sie dürfen aber den Beitritt nicht 

übermässig erschweren (Art. 839 Abs. 2 OR). Beruft sich eine Alpgenossenschaft auf das 

Zivilgesetzbuch bzw. auf kantonaler Ebene auf das Einführungsgesetz zum Schweizerischen 

Zivilgesetzbuch (EG), ist der Zu- und Abgang grundsätzlich frei. Im Kanton Wallis ist das 

Verfügungsrecht im Art. 131 EG geregelt. Gemäss Absatz 1 verfügt jeder Gesellschafter frei 

über seinen Anteil. Gesetzliche und statutarische Einschränkungen sind, ähnlich dem OR, 

jedoch möglich. 

Eine direkte Auswirkung der abnehmenden Grossvieh- und zunehmenden 

Kleinviehbestände ist die zunehmende Öffnung der Alp für Schafe. Schafbesitzer waren nun 

berechtigt, ihre Tiere auch während den Sommermonaten auf Brischern zu sömmern. 

Anfänglich war die Berechtigung an den Besitz von Alprechten gekoppelt, später wurde 

diese Restriktion aufgehoben. Die ursprüngliche Kleinviehalp Brischern, die sich bis in sehr 

unwegsames Gelände erstreckte, wäre für die weniger geländegängigen Schafe nicht 

geeignet gewesen. Die obere Grenze der Grossviehalp verschob sich deshalb nach unten. 

All diese Veränderungen vollzogen sich kontinuierlich und auf informeller Ebene 67 . 

Seit den fünfziger Jahren besteht bezüglich der Statuten grosse Unsicherheit. Während der 

Zeit des Niedergangs werden wahrscheinlich Statuten aus den dreissiger Jahren 

massgebend gewesen sein 68 . Leider konnten diese Statuten nicht mehr ausfindig gemacht 

64 Mit ein Grund für den regen Besitzwechsel von Alprechten und Teilen davon mag auch die Spekulation sein, 

die Kuhalp Brischern werde zu einer reinen Schafalp umfunktioniert (mündl. Mitteilung Edmund Hutter, 

28.3.2001). 

65 Nur so lässt sich erklären, warum Alprechte für mehr als 3000 Franken gehandelt worden sind (mündl. 

Mitteilung Edmund Hutter, 6.4.2001). 

66 Die Walliser Bevölkerung hat heute noch ein sehr spezielles Verhältnis zu Grund und Boden und damit 

verbundenen Rechten. Ausdruck dafür sind bspw. die jahrelangen Prozeduren bei Güterzusammenlegungen. 

Für viele Walliserinnen und Walliser dürfte der Ausspruch „nihil solidum nisi solum“ von Kaspar Jodok 

Stockalper (1609-1691), Schlossherr, Monopolist und bedeutender Handelsmann aus Brig, immer noch 

Geltung haben. 


68 Auf der Munderseite wurde die Statutenrevision an der Versammlung vom 5. Juni 1932 genehmigt und am 26. 

Mai 1933 vom Staatsrat homologiert (vgl. Archiv Brischern, Dokument Nr. 94). Es ist davon auszugehen, dass 

die Statuten jeweils parallel auch auf der Eggerbergerseite angepasst worden sind. 

26


werden 69 . Inhaltlich sind sie jedoch vergleichbar mit den Statuten von Brischern munderseits. 

Da die Revision in der Zwischenkriegszeit stattgefunden hat, sind die einzelnen Artikel 

ausschliesslich auf die traditionelle Nutzung ausgerichtet. Sie werden sich inhaltlich deshalb 

auch kaum von vorhergehenden Versionen unterscheiden. Angepasst worden sind sicher 

sämtliche Geldwerte, die zur Nutzungsberechtigung oder als Strafe zu entrichten waren. 

Im landwirtschaftlichen Produktionskataster der Gemeinde Mund aus dem Jahre 1968 wird 

das Alpwerk auf Brischern eggerbergerseits noch hervorgehoben. Pro aufgetriebenes Stück 

Vieh war ein Tag Arbeit zu leisten. Es wurde aber bereits darauf hingewiesen, dass bei den 

kleinen Besatzzahlen die Räumungs- und Säuberungsarbeiten zu kurz kämen (EVD 

1969b: 30). Seit dem Ende des geregelten Alpbetriebes durch Sennerinnen ist das Alpwerk 

gar nicht mehr durchgeführt worden 70 . Während dieser Zeit ist die Alp nicht vollständig 

vergandet, da eine kontinuierliche Nutzung gewährleistet war und die nötigsten Arbeiten 

durch die Nutzer in Eigeninitiative getätigt wurden. Dennoch ist ein grosser Teil der Weiden 

aufgrund der seit den fünfziger Jahren tiefen Besatzstärke mit Sträuchern und Stauden 

eingewachsen. Gemäss dem Bericht über die Alpung (Schmidhalter 1998: 5) haben diese 

Weiden als Futterflächen einen geringen Wert und können höchstens noch als extensive 

Rinder- oder Schafweiden dienen. 


Von 1950 an bis zum Regimewechsel anfangs der siebziger Jahre sind die Mähmatten in 

traditioneller Weise genutzt worden 71 . Mähtag blieb der 26. Juli. Mit abnehmender Zahl der 

Alpnutzer sank jedoch auch die Zahl der Heuer, und die „Blätza“ wurden kostenlos 

denjenigen überlassen, die noch Vieh auftrieben. Die genaue Vermarchung der einzelnen 

Mähmatten verlor an Bedeutung, so dass die zu Abgrenzungszwecken gesetzten 

Holzpflöcke mit der Zeit verschwanden. 


Die Alphütten, die zum alleinigen Zweck der landwirtschaftlichen Nutzung und Verarbeitung 

der Alpprodukte erstellt worden sind, scheinen für deren Besitzer Ende der sechziger Jahre 

nutzlos geworden zu sein. Notwendige Renovationsarbeiten, die unter diesen klimatischen 

Verhältnissen häufig anfallen, werden nicht mehr ausgeführt. 1968 müssen sich die 

Alphütten dem Verantwortlichen des landwirtschaftlichen Produktionskatasters in einem 

desolaten Zustand präsentiert haben. Er schreibt: „Manche Gebäude sind derart verlottert, 

dass sie nicht mehr brauchbar sind.“ (EVD 1969b: 29). 

6.2 Akteure 

Die abnehmende Bedeutung der Landwirtschaft seit Mitte des letzten Jahrhunderts macht 

sich auch beim Alppersonal bemerkbar. In den Kriegsjahren kümmerten sich sechs bis 

sieben Sennerinnen um das Vieh auf der Eggerberger Seite der Alp. 1966 besass die Alp 

69 Übereinstimmende mündl. Mitteilung von Treuhold Berchtold, Norbert Zimmermann und Karl In-Albon, 

6.4.2001. 

70 Mündl. Mitteilung Norbert Zimmermann, 11.5.2000. 


27


gerade noch ein Senntum, 1968 alpte ein einziger Betrieb von Eggerberg auf Brischern, 

1969 verbrachte die letzte Sennerin einen Sommer lang auf Brischern (Jossen 1989: 158; 

EVD 1969a: 12). Sie stammte aus Eggerberg und hielt den Alpbetrieb mit der Unterstützung 

von Hirten aufrecht. Für Fremdvieh, das sie entgegen nahm, war pro Tier fünfzig Franken zu 

bezahlen (EVD 1969a: 30). Während den folgenden zwei Sommern mietete sich ein 

Burgersenntum der Munder auf der Eggerbergerseite ein 72 . Paul Stupf, Alprechtsbesitzer auf 

der Munderseite, amtete als Senn. Opposition erwuchs dieser vorübergehenden 

„Vereinnahmung“ durch die Munder nicht. Das Interesse an einem Fortbestand des 

Alpbetriebes überwog. 

Trotz der sozialen und wirtschaftlichen Umgestaltung der Gesellschaft während den 

betrachteten 20 Jahren haben sich die Eigentumsstrukturen der Alpe Brischern grundsätzlich 

nicht verändert. Die Alpgeteilschaft Brischern eggerbergerseits waltete während den Zeiten 

des starken Wandels weiterhin über die Alp, wenn auch die Genossenschaft eher auf dem 

Papier existierte. Versammlungen wurden nur noch unregelmässig abgehalten 73 . Die 

Zusammensetzung der Alpkommission aus den fünfziger Jahren wurde bis 1970 nicht mehr 

verändert. Die Kommission garantierte die Weiterführung des Rechnungs- und Alpbuches 74 . 

Die organisatorischen Tätigkeiten beschränkten sich auf das Nachführen von 

Alprechtsmutationen und dem Inkasso der Beiträge der Schafhalter, die über das Ausstellen 

der Passierscheine eingezogen wurden 75 . 



Nach dem Krieg löst die Industrialisierung die Landwirtschaft endgültig ab. Im Berggebiet 

setzt der Wasserkraftwerkbau, im Talgebiet ein starkes Industriewachstum ein. In den 

sechziger Jahren erfolgt mit dem Aufkommen des Wintertourismus im Berggebiet ein neuer 

Schub, der neue, attraktive Arbeitsplätze schafft 76 . 

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Bevölkerungszahl von Eggerberg und der 

Rindvieh- und Schafhaltung der in Eggerberg ansässigen Landwirte, soweit Daten 

vorhanden sind: 




75 Die Regel lautet: ½ der Sömmerungsbeiträge darf an den Eigentümer (hier: Alpgeteilschaft) gehen, ½ muss 

an den Viehhalter gehen. Damit soll die Anreizwirkung für die Alpsömmerung gesichert werden (mündl. 

Mitteilung Peter Rieder, 8.6.2001). 

76 Rieder (1991: 6) spricht von einer dreiteiligen Klassifikation der Bergdörfer als Folge der industriellen und 

touristischen Entwicklung: Industriedörfer, Tourismusdörfer und Bauerndörfer. 

28


Abbildung 4: Bevölkerung, Rindvieh- und Schafbestand von 1900 bis 1999 in Eggerberg 

1000 

Bevölkerung bzw. Bestand 

900 

800 

700 

600 

500 

400 

300 

200 

100 

Bevölkerung 

Rindviehbestand 

Schafbestand 

0 

1900 1920 1940 1960 1980 2000 

Jahr 

Quelle: Amt für Viehwirtschaft, 

Châteauneuf (div. Jahrgänge) 

und Treuhand Zimmermann 

1996. 

Zwischen 1950 und 1970 kann in der Gemeinde Eggerberg ein kontinuierliches Wachstum 

der Bevölkerung beobachtet werden. Diese Entwicklung scheint nicht ganz dem gängigen 

Bild des Exodus aus den Bergdörfern zu entsprechen. Dank der geografischen Nähe zum 

Industrie- und Dienstleistungszentrum Visp, dem Bahnanschluss an die Lötschberglinie, der 

Strasse ins Tal ab 1967 und einem regelmässig verkehrenden Postautokurs ab 1968 (EVD 

1969a: 3) konnten die Landwirte ohne Wohnortswechsel einen anderen Beruf aufnehmen. 

Der Viehbestand zeigt einen kontinuierlichen Rückgang. Die Zahl der Schafe konnte immer 

etwa bei 200 bis 300 Tieren gehalten werden. 

Waren 1900 die 224 Bewohner (Stebler 1913: 17) von Eggerberg fast ausschliesslich in der 

Landwirtschaft tätig, verliert der Agrarsektor in den fünfziger Jahren rapid an Bedeutung. Das 

Vollzeitbauerntum weicht dem Arbeiterbauerntum 77 . Wer in der Landwirtschaft weiterhin sein 

Auskommen sucht, ist einem grossen Rationalisierungsdruck ausgesetzt 78 . Die folgende 

77 Darunter sind Bauersleute zu verstehen, die als Saisonangestellte in den Hotels einige Wochen lang Arbeit 

und Verdienst oder vorwiegend als Handlanger und Schichtarbeiter in einer Fabrik eine Erwerbstätigkeit 

fanden, gleichzeitig aber den von den Eltern vererbten Teil des Gutsbetriebes weiterführten, wenn auch in 

reduziertem Masse. So wurden nur noch sehr wenige Grossvieheinheiten gehalten und es kann eine Abkehr 

vom unrentablen Ackerbau beobachtet werden. Die fehlende Arbeitskraft auf dem Gutsbetrieb musste durch 

die Ehefrau kompensiert werden, die daneben noch die Haushaltsarbeit und Kindererziehung zu 

bewerkstelligen hatte. Warum Männer und Frauen diese Doppelbelastung auf sich genommen haben, 

versuchen Soziologen mit einem „inneralpinen Autarkie-Komplex“, also dem Drang zur Selbstversorgung der 

Grossfamilien, und mit „persönlicher Zuneigung“ zu erklären (Lerjen 1998, S. 22). 

78 Gemäss Gallusser et al. (1977: 186) kann die Rationalisierung in den fünfziger Jahren folgendermassen 

charakterisiert werden: Rückgang der Landwirtschaftsbetriebe bei einer höheren Landausstattung pro Betrieb, 

Arbeitsüberlastung, Mechanisierung der Betriebe, Produktionssteigerung, Brachlegung unrentabler 

Nutzflächen und Leerstellung überflüssiger Gebäude. 

29


Tabelle stellt die Resultate der Eidgenössischen Betriebszählungen von 1965 und 1990 für 

die Gemeinde Eggerberg dar und macht einen Vergleich mit der benachbarten Gemeinde 

Mund: 

Tabelle 2: Entwicklung der Betriebszahlen in Eggerberg und Mund 

Gemeinde Jahr HE NE Anteil NE Total Differenz 

(%) 

Eggerberg 1965 1 53 98% 54 

1990 2 35 95% 37 

-31% 

Mund 1965 14 65 82% 79 

1990 4 70 95% 74 

-6% 

HE: Haupterwerb; NE: Nebenerwerb 

Quelle: Lerjen 1998: 39. 

Gemäss Betriebszählung von 1965 wurde von den 54 Landwirtschaftsbetrieben in Eggerberg 

nur noch ein einziger von einem hauptberuflichen Landwirt bewirtschaftet. 1965 scheint 

somit zumindest in der Gemeinde Eggerberg der Umstieg auf die 

Nebenerwerbslandwirtschaft bereits komplett vollzogen zu sein. In Mund dauert dieser 

Prozess länger an. Ein Grund mag der im Gegensatz zu Eggerberg fehlende Anschluss an 

die BLS-Bahnlinie 79 und der später erfolgte Bau einer Strassenverbindung mit dem Talgrund 

sein. Ein Blick weiter zurück verdeutlicht die rasante Entwicklung. 1930 lebten in Eggerberg 

noch 51.8% der Bevölkerung ausschliesslich von den Erträgen aus der Landwirtschaft. 

Bereits 1960 betrug der Anteil noch 17.3% und fünf Jahre später nur noch 2% (Mund 1941: 

75.7%; 1960: 33%) 80 . Mit über 90% Anteil der Nebenerwerbslandwirtschaft liegen die beiden 

Gemeinden wie auch das gesamte Einzugsgebiet des Chemiewerks deutlich über dem 

Walliser Durchschnitt (Lerjen 1998: 37). 

Landtwing (1979: 62-66) hat in seiner Dissertation 128 Lonza-Fabrikarbeiter nach ihren 

Motiven für den Betrieb einer Nebenerwerbslandwirtschaft befragt. Gemäss seinen 

Ergebnissen wird der Entschluss zur Doppelbelastung, Schichtarbeit in der Lonza/Führen 

eines Landwirtschaftsbetriebes, vorwiegend durch zwei Faktoren geprägt: 

• durch die Unmöglichkeit der Expansion und 

• durch Tradition und Erziehung. 

An der erschwerten Expansionsmöglichkeiten schuld ist der arg parzellierte Bodenbesitz, ein 

Ausfluss des Walliser Erbrechtes 81 , nach welchem der Besitz des Verstorbenen gleichmässig 

auf seine Nachkommen verteilt werden sollte 82 . Die Bedingungen für eine Rationalisierung 

waren daher schon von vornherein erschwert. Da die Väter der Arbeiterbauern vielfach noch 

79 Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn. 

80 Vgl. EVD (1969a: 4) sowie EVD (1969b: 4). 

81 Man spricht in diesem Zusammenhang von der sogenannten Realteilung. Die Erbanteile der Begünstigten 

mussten dabei nicht nur gleich gross, sondern auch gleichwertig sein. Jedes Kind musste also Güter und 

Rechte auf allen Nutzungsstufen erben (Antonietti 1988, S. 71). 

82 Die Betriebszählung von 1965 berechnete für einen durchschnittlichen Betrieb in Eggerberg eine Anzahl von 

15 Parzellen zu 13 Aren (∅ Wallis: 15 Parzellen zu 14 Aren) (EVD 1969a: 6.). 

30


vollständig von den Erzeugnissen ihres Landwirtschaftsbetriebes abhängig waren und daher 

eine besondere Wertschätzung zum Boden hatten, wurde dessen Nutzung von den Söhnen 

geradezu als moralische Verpflichtung gegenüber ihren Eltern empfunden (Landtwing 1979: 

65). Weil das Gut da ist, nutzt man es auch. In die Arbeiten sind die Kinder von früh an 

integriert. Von Seiten der Eltern wird dieses „Anpacken-Lernen“ als wichtiger Bestandteil der 

Erziehung betrachtet. Als weitere Motive können die materielle und soziale Absicherung und 

der finanzielle Zuschuss angefügt werden. Wieviel der Anreiz der Selbstversorgung und den 

anfänglich spärlich fliessenden Beitragszahlungen ausmacht, kann in Franken und Rappen 

nicht beziffert werden. Sicher ist, dass der Speiseplan zahlreicher Grossfamilien ohne eigene 

Produkte und dem Fabriklohn als einziger Einkommensquelle wesentlich abgespeckt hätte 

werden müssen. 

Eine wichtige Rolle im Arbeiterbauertum spielt die Frau. Sie stellt häufig die einzige 

vollbeschäftigte Arbeitskraft im Betrieb. Ohne ihre Mithilfe im Stall ist die Haltung von 

Grossvieh überhaupt nicht möglich (Landtwing 1979: 63). 

Im Übergang der Industriegesellschaft zu einer Dienstleistungsgesellschaft wendet sich die 

junge Generation vom Arbeiterbauerntum ab. Wer sich nebenberuflich weiterhin für die 

Landwirtschaft begeistern lässt, betreibt sie als Hobby 83 , man spricht vom sogenannten 

Freizeitbauerntum (Lerjen 1998: 22). Nicht mehr die Selbstversorgung der Grossfamilien 

steht im Vordergrund, sondern die Identifikation des Betreibers selber. Für Tiere zu sorgen 

und den eigenen Boden zu nutzen wird als Prestige angesehen. Der Freizeitbauer hat 

Freude an seiner Arbeit, Freude an der Natur, dies im Gegensatz zum Arbeiterbauern, der 

den Betrieb der Landwirtschaft eher als notwendiges Übel betrachtet. 

Der Übergang zum Freizeitbauerntum ist gekennzeichnet durch den Rückzug der Frau aus 

der Stallarbeit, was gleichzeitig die Auflösung der Grossviehhaltung und Substitution durch 

Kleinvieh bedeutet, die Sicherung der familiären Basisbedürfnisse und der Wandel von der 

Grossfamilie zur Kleinfamilie 84 . 

6.3.2 Landwirtschaftspolitik 

Bei der Suche nach Erklärungsvariablen für den Übergang von der Haupt- zur 

Nebenerwerbslandwirtschaft kann über die Landwirtschaftspolitik nicht hinweggesehen 

werden, denn die fünfziger Jahre können als eigentlicher Startpunkt der schweizerischen 

Landwirtschaftspolitik bezeichnet werden. Der Berglandwirtschaft wird von Beginn an ein 

besonderer Platz eingeräumt. Von besonderem Interesse sind Aspekte betreffend die 

Alpsömmerung. Der Alpbetrieb als Bestandteil des landwirtschaftlichen Jahreszyklus ist eng 

verbunden mit den Talbetrieben. Infolgedessen kann die Alpwirtschaftspolitik nicht losgelöst 

von der Tallandwirtschaftspolitik betrachtet werden. 

Das Bundesgesetz über die Förderung der Landwirtschaft und Erhaltung des Bauernstandes 

vom 3. Oktober 1951 (Landwirtschaftsgesetz, LwG) berücksichtigt in Art. 2 Abs. 1 schwierige 

83 Hottes (1967: 55) in Landtwing (1979:65) weist darauf hin, dass der Begriff Hobby nicht ganz korrekt ist. 

Nebenerwerbslandwirtschaft ist mehr als ein Hobby, weil man einem Hobby nicht dauernd nachzugehen 

braucht, eine Landwirtschaft hingegen ständig „betrieben“ werden muss. 

84 Zwischen 1970 und 1980 hat Eggerberg zwar um 20 Familien zugenommen, bevölkerungsmässig aber nur 

um zwei Personen (Antonietti 1988: 163). 

31


Produktions- und Lebensbedingungen. Dieser Grundsatz, der dem Berggebiet einen 

besonderen Schutz billigt, wurde aber anfangs von Art. 29 LwG über die Gewährung 

kostendeckender Preise für Inlandprodukte überschattet 85 . Erst mit zunehmenden 

ökonomischen und sozialen Disparitäten zwischen Tal- und Berggebiet kommt es Ende 

fünfziger/Anfang sechziger Jahre zur Realisierung differenzierter Massnahmen. Eine 

wichtige Grundlage dazu bildet die Einteilung in drei Bergzonen 86 . 

Eine erste konkrete Massnahme zum Disparitätenabbau bildet die Einführung von 

Kostenbeiträgen zur Abgeltung der erschwerten Produktionsbedingungen im Berggebiet mit 

eigener gesetzlicher Grundlage (Kostenbeitragsgesetz) ab 1964. Die folgende Darstellung 

gibt quantitativ eine Idee über die Höhe der Kostenbeiträge, und zwar bezogen auf den 

Kanton Wallis: 

Abbildung 5: Kostenbeiträge Kanton Wallis 

25000 

Beitrag in 1000 Fr. bzw. 

Betriebszahl 

20000 

15000 

10000 

5000 

Total Kostenbeiträge 

Anzahl Betriebe 

0 

1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 

Jahr 

Quelle: Statistische Erhebungen und 

Schätzungen über Landwirtschaft 

und Ernährung, Jahrgänge 1978- 

1999. 

Die Kostenbeiträge werden erst ab 1977 nach Kantonen unterteilt aufgelistet. Die 

Darstellung zeigt einen kontinuierlichen Anstieg der Kostenbeiträge bei kontinuierlichem 

Rückgang der Betriebszahlen. Umfangmässig können die Beiträge als bedeutend eingestuft 

85 Der Landwirt wird begünstigt in Abhängigkeit der Quantität, die er mit seiner Fläche, seinen Tieren und 

technischen Einrichtungen pro Arbeitskraft produzieren kann. Diese Garantie dominierte bis 1992 die 

Agrarpolitik. Marktüberschüsse bei Milch, Milchprodukten und Fleisch waren Impact dieser Politik. Die 

agrarpolitische Reaktion darauf waren verschiedene Produktions- und Absatzbegrenzungen wie die 

Milchkontingentierung, die Festlegung von Höchsttierbeständen, Stallbaubewilligungspflicht etc. (vgl. SAB 

1989: 5). 

86 1958 wurden drei Bergzonen nach Viehwirtschaftskataster geschaffen die später weiter verfeinert und 

ausdifferenziert wurden: Voralpine Hügelzone (1971), Bergzone IV (1980), im Talgebiet die ackerbaulich 

relevante Übergangszone (1977) und die erweiterte Übergangszone (1982) (Rieder 1991: 10). 

32


werden, dies im Gegensatz zu Beiträgen gestützt auf die Tierzuchtverordnung und dem 

Viehabsatzgesetz. Beide Erlasse fallen ebenfalls in die „Gründerzeit“ der differenzierten 

Massnahmen 87 . Mit dem Viehabsatzgesetz vom 15. Juni 1962 sollte der Absatz von Zuchtund 

Nutzvieh, Pferden und Schafwolle gefördert werden. 


Die Schweiz der fünfziger Jahre wird geprägt durch ein sprunghaftes Ansteigen der 

Bevölkerungszahl. Die wachsende Bevölkerung führt zu steigendem Konsum und zu einem 

gesteigerten „Verbrauch“ von Landschaft. Anfangs der sechziger Jahre wächst deshalb das 

Bedürfnis nach neuen Regeln zum Schutz und zur Planung des schweizerischen 

Lebensraums. Zu Beginn des Natur- und Heimatschutzes steht die Bewahrung des 

besonders schönen und wertvollen Natur- und Kulturerbes als kulturelle Aufgabe im 

Vordergrund (Keller et al. 1997: 5). Die Grundlage der Schweizerischen Naturschutzpolitik 

bildet seit 1962 Art. 78 der Bundesverfassung (Art. 24 sexies aBV). Der Natur- und 

Heimatschutz ist grundsätzlich Sache der Kantone (Abs. 1). Bei der Erfüllung seiner 

Aufgaben ist der Bund verpflichtet, die Interessen des Natur- und Heimatschutzes zu 

berücksichtigen (Abs. 2). Als Vollzugsinstrumente kommen beispielsweise Inventare in 

Frage. Der Bund kann Schutzbestrebungen durch Finanzhilfen unterstützen sowie 

Naturreservate, geschichtliche Stätten und Kulturdenkmäler von nationaler Bedeutung 

vertraglich oder durch Enteignung selbst erwerben oder sichern (Abs. 3). Für den Schutz der 

einheimischen Tier- und Pflanzenwelt hat der Bund die umfassende 

Gesetzgebungskompetenz. Sie umfasst nicht nur den Schutz der Arten selber, sondern auch 

der Biotope (Abs. 4). 

Von einer eigenständigen Naturschutzpolitik kann in der Schweiz seit dem 

Gesetzgebungsprozess zum Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz 88 gesprochen 

werden. Das Gesetz tritt am 1. Juli 1966 in Kraft. 

6.4 Fazit 

Der enorme Wandel im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontext, den Eggerberg - wie 

viele andere Dörfer - seit den fünfziger Jahren erlebt haben, geht auch an der Nutzung der 

Alpe Brischern nicht spurlos vorüber. Der Rückgang der Nutzung auf Brischern und damit 

der gesellschaftlichen Bedeutung kann als einschneidend bezeichnet werden. Bis Ende der 

sechziger Jahre kann ein einigermassen geregelter Alpbetrieb aufrechterhalten werden 89 . 

Eine grundlegende Veränderung erfährt die Alpnutzung mit der sukzessiven Reduktion der 

Zahl der Sennerinnen. Die Schliessung des Alpbetriebes ist unmittelbar gekoppelt an die 

87 Eine weitere Massnahme zugunsten des Berggebietes mit sozialpolitischem Hintergrund bilden die 

Familienzulagen an Bergbauern, die ab 1952 ausgeschüttet wurden. Sie machten 1998 rund 4% der 

Direktzahlungen aus (Statistische Erhebungen und Schätzungen über Landwirtschaft und Ernährung 1999: 

152). 

88 NHG vom 1. Juli 1966, SR 451. 

89 Dass das Nutzungsinteresse kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs noch relativ gross war, zeigt ein 

Disput zwischen den Alpgeteilen der Munder- und Eggerbergerseite. Grund war das Abatzungsrecht im 

Burgerwald, welches im Teilungsvertrag von 1871 zweideutig formuliert war. Die Munder stritten dieses Recht 

den Eggerbergern ab, wobei der Streit beinahe zu einem Prozess ausartete. Mit abnehmendem Interesse 

seitens der Eggerberger an der Kuhalpe auf Brischern legten sich die Wogen allmählich (Jossen 1989: 157). 

33


Tatsache, dass niemand mehr für die Führung des Alpbetriebes bereit ist. Indirekt ist dies 

natürlich nur ein Ausdruck fehlender Nachfrage nach Sömmerungsplätzen und damit 

wiederum Abbild der abnehmenden Bedeutung der Landwirtschaft in Eggerberg. Es ist eher 

zufälligen Gegebenheiten zuzuschreiben, dass in den nachfolgenden Jahren überhaupt eine 

landwirtschaftliche Nutzung stattgefunden hat. Von der organisatorischen Seite her haben 

sich die Aktivitäten auf das absolute Minimum reduziert. Auch hier ist es eher glücklichen 

Umständen zu verdanken, dass die Kommission bereit war, die notwendigsten Arbeiten 

weiterzuführen. Die Bedeutung der Statuten wurde während dieser Periode in den 

Hintergrund gestellt. Zwischen tatsächlicher Nutzung und statutarischen Bestimmungen 

begann ein grosser Graben zu klaffen. Dennoch sind Anpassungen nicht für notwendig 

gehalten worden. Statuten sind vor den Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs aufgestellt 

worden als Instrument zum wohlfahrtsoptimierenden Umgang mit knappen Ressourcen. 

Konkret heisst das, dass jede Art der Übernutzung mittels Rechtstitel, Kontrolle und Strafe zu 

verhindern versucht wurde. Die markante Abnahme des Viehbestandes führte dazu, dass die 

Ressource nur zu einem Bruchteil ihrer eigentlichen Kapazität genutzt wurde. Von Knappheit 

kann nicht mehr gesprochen werden. Der Stellenwert der Statuten variiert damit parallel mit 

der Bedeutung der Nutzung, d.h. mit der Abhängigkeit von Gütern und Dienstleistungen der 

Ressource Alp. 

In der Landwirtschaft wachsen die Disparitäten zwischen Berg- und Talregionen und 

zwischen Berg- und Mittellandregionen. Die Politik reagiert mit differenzierenden 

Massnahmen. Voraussetzung dazu ist die Zoneneinteilung, welche Rücksicht nimmt auf die 

Bewirtschaftungserschwernisse. Die Periode markiert den Beginn der Strukturerhaltungspolitik 

in der schweizerischen Landwirtschaft. 

Der Naturschutz erhält in den sechziger Jahren eine gesetzliche Grundlage. Die 

unterschiedlichen Policyfelder sind aber noch wenig „verfilzt“, so dass Signale an die 

Landwirtschaft und im Speziellen an die Alpbewirtschaftung noch kaum auszumachen sind. 

34

7 Alpbewirtschaftung in Pacht und Wiederbelebung der 

Strukturen: 1970 bis 2000 


Zu Beginn der siebziger Jahre ist der grosse Strukturschub in der Berglandwirtschaft 

vollzogen. Für die gänzlich von einer Nebenerwerbslandwirtschaft getragene Nutzung 

scheint die Alp Brischern nicht mehr unentbehrlich zu sein. Die bäuerliche Nutzung hängt an 

einem seidenen Faden. Jedoch eröffnen sich neue Nutzungsmöglichkeiten, die dank dem 

Aufkommen der Freizeitlandwirtschaft nicht nur touristischer, sondern auch 

landwirtschaftlicher Natur sein können. Der Tourismus spielt jedoch die Rolle des 

Zugpferdes für die Belebung der Strukturen, die sich durch eine Neubesetzung der 

Alpkommission und neue Statuten und Reglemente 1998 bemerkbar macht. 


Tabelle 1 zeigt, dass neben der Reduktion der Grossvieheinheiten direkt nach dem 

Kriegsende ein weiterer Einbruch erfolgt, und zwar mit dem Ende der Milchverarbeitung 

durch Sennerinnen auf Brischern Ende sechziger Jahre. Seit 1970 schwankt die Anzahl 

Kühe um die zehn Stück. 

Auf der Kleinviehalpe sieht die Situation anders aus: 

Tabelle 3: Anzahl Schafe und Geissen auf der Alpe Brischern eggerbergerseits 

Jahr Schafe Geissen Quelle 

1900 100 90 40 Schweizerische Alpstatistik 1900 


1988 78 57 Sömmerungsbeitragsgesuch 







2000 

90 Karl In-Albon, der gegen Ende des Zweiten Weltkrieges als Hirt auf Brischern tätig war, kann sich nicht 

erinnern, dass zu seiner Zeit auf Brischern Schafe gehalten wurden. Diese Aussage deckt sich mit der mündl. 

Mitteilung von Josef Hutter vom 2.10.2001 (vgl. Kap. 6.1.1). Es ist ihm auch nicht bekannt, dass seine Eltern 

davon gesprochen haben. Die Schafe von Eggerberg wurden seiner Meinung nach immer Richtung 

Baltschiedertal getrieben, und zwar auf die beiden Alpen „Erl“ und „Hohnalpa“ (mündl. Mitteilung vom 

14.9.2001). Diese Aussage steht somit in Widerspruch zur Alpstatistik von 1900, die für den sogenannten 

„Langstafel“ einen Bestand von 100 Schafen aufweist. Gemäss Jossen (1989: 155) bezeichnet Langstafel den 

oberen Teil des Stafels von Brischern eggerbergerseits. Es ist denkbar, dass die Ortsnamen nicht einheitlich 

verwendet wurden. 

35

7 Alpbewirtschaftung in Pacht und Wiederbelebung der Strukturen: 1970bis 2000 

Die Zahl der Schafe auf der Alp Brischern konnte über die letzten dreissig Jahre trotz 

markantem Anstieg der Gesamtschafzahl in Eggerberg mehr oder weniger konstant gehalten 

werden. Die Zahl der Ziegen ist in den letzten Jahren eher rückläufig. Die Entwicklung 

widerspricht damit dem schweizweit zu beobachtenden Trend 91 . Dank dieser extensiven 

Alpbewirtschaftung hat zu keinem Zeitpunkt eine Übernutzung der Schafweide 

stattgefunden. Da aber immer wieder Schafe von benachbarten Alpen einwandern, wird im 

Bericht über die Alpung (Schmidhalter 1998: 11) gefordert, dass die Bestossung besser 

geregelt werden soll. Die Alpkommission soll die Bestossung überwachen, um eine 

Übernutzung zu verhindern. Im Alpreglement wird dieser Forderung mit dem Artikel 4 

Rechnung getragen. Demzufolge kann die Alpkommission bei zu starker Auslastung der Alp 

Beschränkungen der Viehzahlen vornehmen. 

Mit Art. 2 der Statuten inklusive beiliegendem Plan und Art. 5 des Alpreglements wird der bis 

anhin informell vollzogenen Trennung in eine Grossvieh- und Kleinviehalp formell Rechnung 

getragen. 

Dank Sorgfalt und Kontrolle seitens der Alpkommission konnte dem Druck auf die Schafalpe 

entgegengehalten werden. Es muss auch betont werden, dass wohl genügend 

Sömmerungsalternativen zu Brischern existieren. Grössere Transportkosten werden dabei 

scheinbar ohne grösseres Aufsehen in Kauf genommen. 

Was die Eigentums- und Nutzungsrechte an den Alpweiden betrifft, kam es während den 

siebziger und anfangs achtziger Jahre durch Verkauf, Kauf und Erbteilung zu zahlreichen 

Handänderungen. In den letzten Jahren ist es jedoch wieder ruhiger geworden. Seit 1996 

sind gemäss Aussagen des jetzigen Alpbuchführers 20 bis 25 Handänderungen 

vorgenommen worden. Nur 5 bis 6 Handänderungen betrafen jedoch Anteile, die gekauft 

bzw. verkauft wurden 92 . Anhand des Alpbuches können die Handänderungen leider nicht 

mehr zeitlich zugeordnet werden, da sämtliche Änderungen ohne Datumsangabe 

eingetragen sind. Mit den neuen Statuten sind Besitz und Handel der Alprechte explizit 

geregelt worden, während etwa in den Statuten von 1933 munderseits nur steht, dass die 

Mitgliedschaft an Kauf oder Erbschaft von Alprechten gebunden ist und der Austritt mittels 

Verkauf der Alprechte erfolgt (vgl. Präambel der Statuten Alpgeteilschaft Brischern 

munderseits). So sind gemäss neuster Fassung Hüttenbesitzer, die mindestens einen Anteil 

von 1/8 der Wohneinheit einer Hütte besitzen, ebenfalls Genossenschafter. Vom 

Alpvermögen sind sie jedoch ausgeschlossen (Art. 3). Jede Übertragung von Alprechten 

muss innert 30 Tagen durch deren Veräusserer im Alpregister eingetragen werden (Art. 4). 

Bedingung bei jeder Handänderung ist, im Gegensatz zu früher, ein schriftlicher Vertrag 93 . 

Genossenschafter, die ihre Verpflichtungen nicht erfüllen, können ihre Alprechte verlieren. 

Diese fallen dann der Alpe Brischern zu (Art. 6). Die Verpachtung von Alprechten wird 

ausgeschlossen (Art. 5). Einen Schritt weiter gehen die Bestimmungen der Munderseite. 

Art. 7 Bst. b (vgl. Statuten der Alpgenossenschaft Brischern munderseits von 1998) weist 

darauf hin, dass nur Alprechte kaufen kann, wer in Mund wohnhaft ist. Falls kein 

91 Vgl. EVD 2000, Presserohstoff zur neuen Sömmerungsbeitragsverordnung (SöBV). 

92 Mündl. Mitteilung Treuhold Berchtold, 6.4.2001. 


36


einheimischer Interessent gefunden werden kann, steht der Alpgenossenschaft das 

Erwerbsrecht zu. Zur Anwendung kommt hier Art. 131 EG 94 , der gesetzliche und 

statutarische Einschränkungen des Verfügungsrechts der Genossenschafter zulässt. 

Es fällt auf, dass allgemeine Bestimmungen betreffend den Alpbetrieb, bspw. Trennung der 

Grossvieh- und Kleinviehalpe oder Bestossungsdaten, von den Statuten ins Alpreglement 

übertragen worden sind. Das Reglement kann als Verordnung zu den Statuten angesehen 

werden. Mit dieser klareren Trennung erspart man sich Anpassungen der Statuten. Im 

Gegensatz zu Verordnungen verhält es sich bei den Reglementen aber nicht so, dass 

Änderungen durch Kommissionsbeschluss durchgeführt werden können. Es gelten die 

gleichen Bedingungen wie bei Statutenänderungen, nämlich Mehrheitsbeschluss durch die 

Anwesenden der Generalversammlung 95 . Neu ist die ausdrückliche Erwähnung im 

Alpreglement, dass die Grossviehalpe auf Milchwirtschaft und Käseproduktion ausgerichtet 

ist (Art. 9 Alpreglement) 96 . Es wird dem Alpbetreiber das Recht eingeräumt, zusätzlich Vieh 

zuzumieten, wobei das Futterangebot nicht überstrapaziert werden darf. Einerseits kann 

darin eine Anpassung an die vorherrschenden Verhältnisse gesehen werden, andererseits 

widerspiegelt sich darin auch der unbedingte Wunsch der Erhaltung der Grossviehalp. 

Die Bestimmungen bezüglich des Alpwerkes (Art. 10 Alpreglement), das dem Unterhalt und 

der Verbesserung der Alpe dient, scheinen noch etwas an die Vergangenheit angelehnt zu 

sein. Danach ist jede Person, die Vieh auf Brischern sömmert, zum „Gmeiwärch“ verpflichtet. 

Pro Kuh sind vier Stunden zu leisten, pro sieben Schafe eine Stunde. Letztere Bestimmung, 

dass Schafhalter ebenfalls zum Alpwerk verpflichtet sind, wurde an der Generalversammlung 

vom 22. Juni 2001 gestrichen, mit der Begründung, dass das Alpwerk vorwiegend der 

Grossviehalp zugute kommt 97 . Der alleinige Kuhhalter auf Brischern eggerbergerseits 

bekommt daher nur noch Unterstützung von den Alphüttenbesitzern (vgl. Kap. 7.1.3). 

Seitens der Kommission wird aber ausdrücklich betont, dass sämtliche Alpgeteilen am 

„Gmeiwärchstag“ willkommen sind 98 . Eine Anpassung an die Realitäten bildet die 

Bestimmung, wonach Ersatzbeiträge für nicht geleistete Arbeitsstunden zu entrichten sind. 

Im Unterschied zu Bussen 99 wird der Alpgeteile damit nicht bestraft, sondern er kann wählen 

zwischen Sich-Beteiligen oder Sich-nicht-Beteiligen. Da der Gemeinschaftssinn angesichts 

der schrumpfenden wirtschaftlichen Bedeutung der Nutzung nicht mehr so stark ausgeprägt 

ist, möchte man mit dieser Möglichkeit diejenigen, die dem Alpwerk fernbleiben, nicht 

bestrafen und damit eventuell bewirken, dass sie sich in Zukunft überhaupt nicht mehr 

beteiligen. Die zu zahlenden Beiträge variieren von 3 Franken pro Kleinvieh bis 80 Franken 

pro Kuh. 

94 Einführungsgesetz zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch vom 24.3.1998 (SGS 211.1), Kanton Wallis. 


96 Dies steht im Widerspruch zur Einstufung der Alp Brischern eggerbergerseits durch die Verantwortlichen des 

Projektes Alporama (vgl. Kapitel 8). 



99 Interessant scheint die Feststellung, dass Verstösse gegen das Alp-, Wasser- und Hüttenreglement auf 

Munderseite bis doppelt so hoch wie auf Eggerbergerseite bestraft werden können (1000 statt maximal 500 

Franken) (vgl. z.B. Art. 12 Alpreglement eggerbergerseits und Art. 13 Alpreglement munderseits). 

37



Das Nutzungsrecht, das mit dem Pachtvertrag übertragen worden ist, schliesst die Heuernte 

auf den Mähmatten mit ein. Dafür ist kein spezieller Beitrag zu entrichten. Bis 1999 sind die 

Alpmatten von der Pächterfamilie regelmässig gemäht worden. Im Sommer 2000 ist die 

Heuernte zum ersten Mal nicht mehr durchgeführt worden 100 . Das Trockenfutter zur 

Überbrückung von Futterengpässen oder Stallfütterung wurde vom Tal heraufgebracht. Die 

Alpmatten wurden in den Weidezyklus integriert. Wegen der abnehmenden 

Nutzungsintensität zeigt sich heute bereits eine Tendenz zur Vergandung 101 . 

Interessanterweise finden die Mähmatten weder in den Statuten von 1933 noch in den neuen 

Statuten Erwähnung. Ob auf den Mähmatten gemäht und geweidet wird oder nur geweidet, 

scheint für die Genossenschaft nicht von Bedeutung zu sein. Anders würde sich die Situation 

möglicherweise präsentieren, wenn es sich bei den ursprünglichen Rechten nicht nur um 

Servitute sondern um Eigentumsrechte mit Grundbucheintrag gehandelt hätte. 


In den siebziger und achtziger Jahren findet eine eigentliche Renaissance der Alphütten und 

des Alphüttenlebens statt. Zahlreiche Hütten werden renoviert, aber nicht etwa zu 

bäuerlichen Bewirtschaftungszwecken, sondern als Ferien- und 

Wochenendaufenthaltsstätte. Mit Hilfe der folgende Zusammenstellung der Baugesuche 

betreffend Bauvorhaben an den Alphütten auf der Alpe Brischern kann diese Entwicklung 

nachgezeichnet werden: 

Tabelle 4: Überblick über die Baugesuche betreffend die Alp Brischern 1970-2000 

Jahr 

Gegenstand des Baugesuches 

1976 Bau einer Alphütte 

1978 Neubedachung der Alphütte 

1979 Umdecken der Alphütte mit Eternit 

1982 • Ausbau der Alphütte 

• Neubau von Scheune und Stall 

1984 Umbau der Alphütte, Bedachung mit Blech 

1986 Ausbessern des Alpweges für landwirtschaftliche Fahrzeuge 

1987 • Renovation Alphütte 

• Renovation Alphütte 

• Renovation der Alphütte und Erhöhung um 80cm 

1988 Abriss und Wiederaufbau eines Kleinviehstalles, Anbau Süd/Südost an bestehende 

Alphütte 

1990 • Renovation Owlighütte, Holzwerk bleibt bestehen, Kellerhöhe wird gemauert 



38


• Erstellen eines Schweinestalles 

• Verkleiden der Alphütte mit Eternit 

1991 Um- und Ausbau der bestehenden Alphütte 

1993 Erweitern des Einganges auf der Südost-Seite 

1994 • Sanierung der Grundmauern und Neubedachung sowie Anbau eines Trocken-WC‘s 

• Anbau WC 

1995 • Ersetzen und Vergrössern eines Fensters 

• Umbau des bestehenden Schweinestalls in eine Schäferhütte 

1996 • Umbau und Renovation der Alphütte 

• Aufstockung auf bestehendes Erdgeschoss 

Quelle: Sitzungsprotokolle des 

Gemeinderates von Mund 1970- 

2000. 

Zur Tabelle gilt es anzumerken, dass der Richtungswechsel im Nutzungszweck nur 

ungenügend aufgezeigt werden kann, da für Innenausbauten in der Regel kein Baugesuch 

eingereicht wurde. Die aufkeimenden Interessen der Hütten- oder Hüttenanteilseigentümer 

auf der Alpe Brischern sind nicht ein Einzelfall. Vielerorts werden Anteile an Alphütten 

gekauft und die häufig in desolatem Zustand befindlichen Gebäudesubstanzen renoviert und 

für Ferienzwecke eingerichtet 102 . Obwohl Feriendestinationen nicht genügend weit weg von 

Zuhause gewählt werden können, kristallisiert sich ein neuer Trend heraus, der Hand in 

Hand mit dem „Do-it-yourself-Trend“ einher geht. Angesichts des Ausbaustandards, den die 

meisten Hütten heute aufweisen, kommt als Motivation nicht so sehr die Suche nach einer 

einfacheren Lebensweise in Frage. In den meisten Fällen sind die Eigentümer nicht bereit, 

auf Annehmlichkeiten des zivilisierten Lebens, wie etwa fliessendes Wasser, Strom oder 

Heizung, zu verzichten. Ähnlich wie durch das Halten von Schafen oder Eringerkühen wird 

mit dem instand stellen und Bewohnen von Alphütten vielmehr eine nähere Bindung mit der 

eigenen Landschaft und dem eigenen Boden gesucht. Andere werden es einfach als „chic“ 

empfinden, über eine nicht alltägliche Variante zu verfügen, um den Kollegenkreis zu 

pflegen. Es kann deshalb der Schluss gezogen werden, dass der zweite Frühling, den die 

Alpgeteilschaft Brischern seit 1996 erlebt, nicht nur auf rein landwirtschaftliche Interessen 

zurückzuführen ist. Von Seiten der Alpgeteilschaft wird dem Erhalt der Alphütten seit jeher 

ein grosser Wert beigemessen. Mit den Statuten aus dem Jahre 1998 werden die 

Hüttenbesitzer, die mindestens einen Anteil von 1/8 der Wohneinheit einer Hütte besitzen, 

102 Als Beleg für die gesteigerte Attraktivität von Alphütten kann das Beispiel Ayer im Unterwallis aufgeführt 

werden. Die Burgerschaft von Ayer schreibt per Zeitungsinserat zerfallene Alphütten aus. Wer in der Auswahl 

durch den Gemeinderat berücksichtigt wird, muss die Hütte gemäss Richtlinien wieder instand stellen und darf 

sie für einen Zeitraum von 5 bis 30 Jahren bewohnen. Die jährliche Pacht beträgt 100 Franken. Die Gemeinde 

schlägt damit zwei Fliegen auf einen Schlag. Wie die Nachfrage zeigt, deckt sie damit offenbar ein breites 

Bedürfnis ab, andererseits sichert sie sich damit den Erhalt einer als schützenswert einzustufenden 

Bausubstanz (vgl. Le Temps vom 14.7.2001). 

39


explizit zu Genossenschaftern 103 . Ihr Recht beschränkt sich jedoch auf die Teilnahme an der 

Versammlung, sie haben keinerlei Anteil am Alpvermögen (Art. 3). Art. 15 der aktuellen 

Statuten formuliert die Pflicht für Eigentümer, ihre Alpgebäude in gutem Zustand zu erhalten. 

Im Unterschied zu früher ist aber nicht mehr der Alpvogt mit der Durchsetzung 

entsprechender Massnahmen beauftragt, sondern die Alpkommission. Mit der Verfassung 

eines Hüttenreglementes, das seit dem 14. Juli 1998 in Kraft ist, hinkt die 

Genossenschaftspolitik den Realitäten etwas hinten nach, da 1998 die meisten 

Umnutzungsvorhaben abgeschlossen gewesen sein dürften. Die wichtigsten Bestimmungen 

sollen kurz aufgezählt werden: 

• Die Alpkommission kann zu jedem Baugesuch Stellung nehmen (Art. 1). 

• Hüttenbesitzer müssen am Alpwerk Hand anlegen oder finanziellen Ersatz leisten 

(Art. 3). 

• Bei Um- und Neubauten sind Klärgruben vorzusehen (Art. 6). 

• Es besteht Sanierungspflicht bei Baufälligkeit der Gebäude (Art. 7). 

Mit dem Reglement werden die Kompetenzen der Alpkommission ausgedehnt und im 

Gegenzug die Privatrechte der Hütteneigentümer beschnitten. 

1995 sind im Rahmen der Hinweisinventarisierung von Bauten in der Erhaltungzone 

sämtliche Alphütten der Alpe Brischern inklusive Kapelle durch ein Architekturbüro 

aufgenommen und bewertet worden (vgl. Mund / Hinweisinventar zu den Sonderzonen, 

Erhaltungszone „Brischeru“ 1996). Damit eine Zuordnung zur Erhaltungszone zulässig ist, 

sind gewisse Kriterien bezüglich geographischer Lage, Landschaft, Siedlung und 

Infrastruktur zu erfüllen. Die Zone muss sich beispielsweise oberhalb des Dorfes befinden, 

es darf sich nicht um bestockte Flächen handeln, es braucht einen bestimmten Anteil 

traditioneller Gebäude, und es dürfen keine touristischen Anlagen vorkommen, die dem 

traditionellen Charakter der Maiensässe widersprechen. Dem Inventar ist zu entnehmen, 

dass von den 35 Gebäuden munder- und eggerbergerseits 11 ausschliesslich Wohnzwecken 

dienen, 17 landwirtschaftlich genutzt werden und 7 Mischgebäude sind. Fünf Gebäude 

werden als erneuert angesehen und gut 4/5 können als traditionelle Gebäude mit 

unverfremdeter Typologie bezeichnet werden. Jede einzelne Bausubstanz wird wiederum mit 

Hilfe einer Reihe von Kriterien beurteilt, um schlussendlich einen Situations- und Eigenwert 

zu eruieren. Insgesamt 14 Gebäude werden als sanierungsbedürftig eingestuft, 

bezeichnenderweise sind rund 80% davon rein (zumindest traditionell) landwirtschaftlich 

genutzte Gebäude. 

Eng in Zusammenhang mit der Nutzung der Alphütten steht ein Ausbauvorhaben des 

bestehenden Alpweges auf Brischern. Im Jahre 1988 war innerhalb des generellen 

Erschliessungsprojektes Mund – Eggerberg, bei der vor allem die Verbindung Mund- 

Eggerberg im Vordergrund stand, eine Verbesserung der Zugänglichkeit nach Brischern 

geplant, wenngleich mit geringer Priorität 104 . Begründet wird der Zweck der besseren 

103 Vor den fünfziger Jahren wird sich kaum die Situation eingestellt haben, dass ein Alphüttenbesitzer nicht auch 

Alprechte auf Brischern besass und Vieh unter die Aufsicht von Sennerinnen gab. Deshalb ist dieser Passus 

in alten Statuten (z.B. Brischern munderseits aus dem Jahre 1933) nicht anzutreffen. 

104 Vorgesehen war ein Maschinenweg von 2100m Länge. Im Budget steht dieser Posten mit 735'000 Fr. zu 

Buche (vgl. Bericht zum generellen Forststrassennetz „Mund – Eggerberg“ vom 19. Mai 1989). 

40


Alperschliessung im beiliegenden Bericht nicht. Interessen der Hüttenbesitzer dürften aber 

wohl ausschlaggebend gewesen sein. Ausgeführt worden sind die Arbeiten jedoch nicht, da 

seitens der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK), des 

Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) und der Dienststelle für Wald und 

Landschaft des Kantons Wallis diverse Änderungen gewünscht wurden. Bedenken wurden 

vor allem im Hinblick auf den drohenden (touristischen) Durchgangsverkehr zwischen Mund 

und Eggerberg geäussert. Der Strassenaus- und -neubau im Projektperimeter wurde 

daraufhin zwar in ein Waldbauprojekt integriert, innerhalb dieses Projektes aber als reines 

Erschliessungsvorhaben behandelt. Die geplante Erschliessung von 1988 wurde 

überarbeitet und redimensioniert 105 . Der bestehende Alpweg sollte nach dem Ausbau für 

allradangetriebene Fahrzeuge befahrbar sein, wobei es folgende Auflagen der ENHK 106 zu 

berücksichtigen gilt: 

• Bausubstanz und Linienführung sind beizubehalten, bescheidene Korrekturen, vor allem 

aus Sicherheitsgründen sind aber zulässig; 

• keine Zweckentfremdungen an Alpe und Zufahrt, d.h. bspw. keine fremde Zufuhr von 

Dünger, keine Jauche, kein Klärschlamm, keine motorisierte touristische Nutzung, keine 

Deltasegler und Gleitschirmflieger; 

• Erstellen von Barrieren. 

Der Zugang, wie er sich heute präsentiert, ist mit allradangetriebenen Fahrzeugen bei 

trockenen Witterungsbedingungen gewährleistet. 

7.2 Akteure 

Mit dem Ende der Milchverarbeitung durch das Senntum drohte auch das Ende der 

Alpnutzung. Seitens der Alpgeteilen war ein starker Wille zu spüren, die Alp trotzdem zu 

erhalten 107 . Nur so ist zu erklären, warum die Mehrheit der Genossenschafter schlussendlich 

bereit waren, die Alpweiden zu verpachten 108 . Der mündliche Pachtvertrag besteht seit 1971 

zwischen der Alpgeteilschaft und einer Familie aus dem Nachbardorf Mund und wurde auf 

unbestimmte Zeit festgelegt. Obwohl faktisch allen Alprechtsbesitzern das Nutzungsrecht 

weiterhin zusteht, berechtigt der Vertrag den Vertragspartner zur ausschliesslichen Nutzung. 

Im betreffenden Fall ist der Nutzer selber nicht Alprechtsbesitzer. Als Entgelt hat die Familie 

deshalb jährlich einen Pachtzins zu bezahlen, der jedoch angesichts des kleinen Betrages 

eher symbolischen Charakter hat 109 . Die Familie verkäst die Milch vorwiegend zu 

105 Man sprach jetzt von einem sanften Ausbau des bestehenden Alpweges auf einer Länge von 650m, 

vorgesehen im Zeitraum 2005 bis 2006. Budgetiert sind 32‘500 Fr., also rund 4.5% der ursprünglich 

vorgesehenen Summe (vgl. Waldbauprojekt Mund, Erschliessung, Vorstudie vom Juli 1997). 

106 Die BLN- (ehemals KLN) Gebiete bilden räumlich gesehen den wichtigsten Zuständigkeitsbereich der ENHK. 

Diese muss bei allen Vorhaben im Rahmen der Bundesaufgaben beigezogen werden, welche eine Landschaft 

des BLN tangieren (vgl. http://www.buwal.ch/bulletin/1999/d2a20s01.htm). 

107 In einem Brief, der nach Abschluss des Pachtvertrages an den Pächter adressiert wurde, kommt dieser 

Wunsch der Alpgeteilschaft deutlich zum Ausdruck: "...möchte ich Ihnen nochmals bestens gratulieren und 

danken, dass Sie mithelfen um die Alpe vor dem Untergang zu retten." (Archiv Brischern, Dokument 39/13 

vom 26. Mai 1971). 


109 Vgl. Abrechnungen 95/96 Alpe Brischern Eggerbergerseite. 

41


Selbstversorgungszwecken 110 . Den letzten Sommer verbrachte der Pächter altershalber 

bereits nicht mehr auf Brischern, die Aufsicht des Viehs übernahmen die Viehzüchter 

teilweise selber 111 , teilweise war sie durch den Sohn des Pächters gewährleistet. 

Die Zusammensetzung der Alpkommission aus den fünfziger Jahren wurde bis 1997 nicht 

mehr verändert. Anfang der neunziger Jahre bestand die Kommission aus einem Mitglied 112 , 

das die Fortführung des Alpbuchs sicherstellte. Zu den organisatorischen Tätigkeiten kam 

das Inkasso des Pachtzinses dazu. An finanziellen Mitteln flossen weiterhin die Beiträge der 

Schafhalter. Spezielle operative Tätigkeiten während der langen Amtszeit des einzelnen 

Kommissionsmitglieds waren einerseits eine Verbesserung des Weges 113 auf die Alp und das 

Ersetzen der alten Wassertröge durch neue aus Metall 114 . Letzteres wurde über eine 

1. August-Schoggitaler-Aktion finanziert. 

Die in den Jahren 1950 bis 1970 immer spärlicher abgehaltenen Versammlungen der 

Genossenschaft wurden ab den siebziger Jahren gar nicht mehr gehalten 115 . 

Eine eigentliche Wiederbelebung der Strukturen kam erst mit der Diskussion um eine neue 

Wasserversorgung auf 116 . Da auch munderseits die Strukturen zumindest in der Realität im 

Argen lagen und sich eine Wasserversorgung nur gemeinsam realisieren liess, wurde 

beidseits im Jahre 1996 eine Kommission aus je drei Mitgliedern gebildet. Der 

Konstitutionszeitpunkt wurde nicht nur aufgrund der anstehenden Meliorationsprojekte als 

günstig erachtet, er drängte sich angesichts der langen Dienstzeit des Alt- 

Kommissionspräsidenten praktisch auf. Die Initiative ging denn auch vom Präsidenten und 

einzigen Kommissionsmitglied aus 117 . Er übergab das Alpbuch 118 und die 

Geteilschaftskasse 119 an den Registerhalter der Gemeinde Eggerberg. Das Alpbuch wurde 



112 Durch Todesfall ausscheidende Mitglieder der Kommission wurden nicht ersetzt (mündl. Mitteilung Josef 

Hutter, 13.4.2001). 

113 Es handelte sich dabei um den Ausbau des bestehenden Fussweges zu einem für landwirtschaftliche 

Maschinen befahrbaren Weg im Jahre 1985/86. Die Finanzierung erfolgte durch Gelder des Heimatschutzes 

und des Bauernverbandes (vgl. Archiv Alpe Brischern, Dokument Nr. 29, 30, 31). 



116 Gemäss Vorschriften des Meliorationsamtes werden Subventionen aus kantonaler und eidgenössischer Hand 

nur in Aussicht gestellt, wenn das Wasserprojekt in den Rahmen einer umfassenden Alpmelioration gestellt 

wird. Zu diesem Zweck erhielt die Dienststelle für Landwirtschaft, Sektion Visp, den Auftrag, eine 

Meliorationsstudie zu erarbeiten (vgl. Schmidhalter 1998). 1999 wurden die Arbeiten zur neuen 

Wasserversorgung in Angriff genommen. Es galt, das an zahlreichen Stellen durchlässige 

Wasserversorgungssystem aus dem Jahre 1911 zu ersetzen. Zusätzlich wurden zwei neue Quellfassungen 

mit Reservoir oberhalb des Eggerberger- und Munderstafels errichtet. Die Sekundenleistung reicht damit aus, 

um die insgesamt 25 Hütten zu speisen. Gespiesen werden primär aber die vier gemeinschaftlich genutzten 

Brunnen. Am 22. Juli 2000 fand die Einweihung statt (WB vom 24.7.2000). In einer zweiten Etappe geht es 

um einen Wiederaufbau der Alpgebäude auf der Munderseite. Eingerichtet wird eine kleine Käserei, ein 

Melkstand und eine Güllengrube (vgl. Kostenzusammenstellung zur Alpverbesserung Brischeralp, Mund, 

Meliorationsamt Visp, 11.3.1998). 


118 Das Alpbuch ist dermassen gegliedert, dass für jeden Alprechtsbesitzer eine Seite vorgesehen ist. Auf der 

gleichen Seite sind sämtliche Mutationen (Erbteilung, Kauf, Verkauf) erfasst. Leider sind die Mutationen ohne 

Datumsangabe (Einsicht des Alpbuches am 6.4.2001). 

119 Immerhin konnte der neugewählten Kommission 1997 ein ansehnliches „Startkapital“ von rund 13'000 

Franken mit auf den Weg gegeben werden (mündl. Mitteilung Treuhold Berchtold, 6.4.2001). 

42


nachgeführt und anhand von Erbteilverträgen kontrolliert 120 . Für die alten Dokumente 

betreffend die Alp Brischern eggerbergerseits wurde bei der Gemeinde Eggerberg ein Archiv 

eingerichtet. Karl In-Albon, ein passionierter Chronist, aus Eggerberg stammend, hat das 

Archiv durch Leihgaben ergänzt und inventarisiert. 

Mit zwei weiteren Mitgliedern konnte die Kommission komplettiert werden. An die 

Versammlung zur offiziellen Bestätigung der neuen Kommission kamen trotz öffentlicher 

Bekanntmachung nur wenige Leute. Es wurde dabei als notwendig angesehen, auch den 

Statuten einen neuen Schliff zu geben. Einige Artikel der alten Statuten sind angesichts der 

schwindenden Bedeutung der landwirtschaftlichen Nutzung hinfällig geworden. So wurde 

etwa die Bestimmung, wonach nur ein Alpgeteile Vieh pachten dürfe, um die Alp zu nutzen, 

obsolet. Neue Statuten wurden formuliert 121 , hinzu kamen, im Hinblick auf die geplanten 

Infrastrukturprojekte, ein Hütten- und ein Wasserreglement. Die Statuten wurden 1998 von 

den Geteilen gut geheissen und sind im Jahre 2000 vom Walliser Regierungsrat (Staatsrat) 

genehmigt worden 122 . 

Beim Vergleich der gesetzlichen Basis der Statuten der „neuen“ Alpgenossenschaft 

Brischern eggerbergerseits mit jener der Munderseite stellt sich heraus, dass die beiden 

Körperschaften 123 trotz praktisch identischen Inhalts der Statuten unterschiedliche Wege 

eingeschlagen haben. Eggerbergerseits stützt man sich auf das Obligationenrecht (Art. 

828 ff OR). Gemäss Arnold (1987: 89) kann in diesem Fall, juristisch gesehen, nicht mehr 

von einer Allmendgenossenschaft oder ähnlichen Körperschaft (Geteilschaft) gesprochen 

werden. Die Begriffe Geteilschaft oder Geteilen sind denn auch aus den Statuten 

verschwunden, es ist ausschliesslich die Rede von Genossenschaft und Genossenschaftern. 

Die Genossenschaft munderseits definiert sich über das kantonale Recht und macht somit 

Gebrauch von Art. 59 Abs. 3 ZGB 124 . Auf kantonaler Ebene massgebend ist Art. 126 des 

Einführungsgesetzes zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch 125 . Bereits im Titel der Statuten 

von Mund wird der Begriff Alpgeteilen verwendet. Die Bezeichnungen 

Alpgeteilschaft/Genossenschaft und Alpgeteile/Genossenschafter wechseln sich quer durch 

die Artikel hindurch ab. Die Differenzierung aufgrund des gesetzlichen Rahmens ist jedoch 

begrifflicher Art und zieht, betrachtet man die Inhalte der beiden Statuten, keine wesentlichen 

Unterschiede mit sich. 


121 Da Vorlagen alter Statuten fehlten, orientierte sich die Kommission bei der Erarbeitung der neuen Statuten vor 

allem an den Statuten der Alpgeteilschaft Brischern munderseits und anderer Alpgenossenschaften im 

Oberwallis und ergänzte sie aufgrund eigener Bedürfnisse (mündl. Mitteilung Treuhold Berchtold, 8.8.2001). 


123 Zur besseren Einordnung soll kurz auf die Systematik von Körperschaften eingegangen werden: 

Körperschaften sind juristische Personen des Privatrechts und stützen sich entweder auf Bundesrecht oder 

kantonales Recht (Art. 59 Abs. 3 ZGB). Erstere können wiederum gegliedert werden in Körperschaften des 

ZGB oder des OR. Der Unterschied liegt darin, dass Körperschaften des ZGB grundsätzlich 

nichtwirtschaftliche, ideale Ziele verfolgen und bei Körperschaften des OR wirtschaftliche Ziele im 

Vordergrund stehen. Erstere werden als Vereine bezeichnet, letztere unterteilen sich in Aktiengesellschaften, 

Kommandit-Aktiengesellschaften, GmBH’s und Genossenschaften (Riemer 1995: 158). 

124 Um eine Körperschaft als juristische Person im Sinne von Art. 59 Abs. 3 ZGB zu determinieren, müssen 

gewisse Mindestanforderungen des eidgenössischen und kantonalen Rechts erfüllt sein. Ziel ist die 

Verwaltung und Nutzung eines primär land- oder forstwirtschaftlichen Vermögens (Arnold 1987: 89). 

Die Berufung auf das ZGB bzw. EG zum ZGB scheint nicht konsequent durchgezogen worden sein. 

Jedenfalls bezieht sich Art. 10 der Munder Statuten, es geht um Haftungsfragen, auf Art. 868 OR. 

43


Die Generalversammlung wird seit 1996 wieder regelmässig, jeweils im ersten Trimester des 

Jahres abgehalten. Der Position und den Pflichten der Generalversammlung wird in den 

Statuten von 1998 mehr Platz eingeräumt, als dies in älteren Statuten der Fall war (Art. 8 

und 9). 

Als zusätzliches Organ ist mit den neuen Statuten die Revisionsstelle eingerichtet worden. 

Gemäss Art. 13 kontrollieren die Revisoren die Jahresrechnung und stellen der 

Generalversammlung Antrag, während diese Aufgabe traditionellerweise dem Alpvogt 

zugeteilt wurde. Die Alpgeteilschaft folgt hier einem allgemeinen betriebswirtschaftlichen 

Trend, nämlich die Überprüfung der Buchführung durch eine separate Stelle ausserhalb des 

Verwaltungsrates. Ob diese Stelle extern oder intern besetzt wird, geht aus den Statuten 

nicht hervor. 

Die Alpvögte, es kann auch nur einer sein, wie das aktuell der Fall ist, maximal aber zwei, 

werden nur noch für die Kleinviehalp gewählt (Art. 12). Sie nehmen die Anmeldungen der 

Tiere entgegen, unterziehen sie einer gesundheitlichen Kontrolle, leiten die Anzahl der 

gesömmerten Tiere an die Kommission weiter und überwachen den Sommerbetrieb. Die 

Alpvögte könnten als operatives Management der Genossenschaft bezeichnet werden. Die 

Organisation des Alpwerkes oder „Gmeiwärch“ ist jedoch aus ihrem angestammten 

Aufgabenbereich gestrichen worden und der Alpkommission übertragen worden (Art. 14). 

Am Alpwerk haben auch die Hüttenbesitzer beizutragen. 

Die dreiköpfige Alpkommission, deren Amtsdauer keinen Limiten unterworfen ist (Art. 10), 

kann mit dem Verwaltungsrat einer Aktiengesellschaft verglichen werden. Während sie in 

alten Statuten (Munder Statuten von 1933) kaum Erwähnung findet, wird ihr 

Aufgabenbereich in den Statuten von 1998 klar abgegrenzt. Gestrichen worden ist die 

Aufgabe, zum Alpgebiet gehörende Waldungen unter die Aufsicht eines patentierten Försters 

zu stellen. Diese Aufgabe ist von der Gemeinde übernommen worden. Zuständig ist die 

Kommission aber für die Einberufung der Generalversammlung, für die Führung des 

Kassabuches, des Protokolles und des Alpbuches. Des weiteren gehört die Wahl des 

Alppersonals in ihren Verantwortungsbereich. Bis in die fünfziger Jahre war dies teilweise 

Aufgabe der Familien, die Vieh in Brischern auftrieben. Die Kommission behält sich 

Beschränkungen der Tierzahl bei Anzeichen einer Übernutzung vor (Art. 4 Alpreglement). 



Werfen wir nochmals einen Blick auf 

125 Einführungsgesetz zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch (EG) vom 24. März 1998 (SGS 211.1). 

44


Abbildung 4. Die Bevölkerungszahl der Gemeinde Eggerberg sinkt in den achtziger Jahren 

noch leicht ab, steigt dann aber wieder an und pendelt sich seit 1993 bei 400 Einwohnern 

ein 126 . Die folgende Tabelle zeigt auf, in welchen Sektoren die werktätigen Bewohner von 

Eggerberg 1996 beschäftigt waren: 

Tabelle 5: Beschäftigungsstruktur der Gemeinde Eggerberg 1996 

Primärsektor Landwirtschaft 0 

Gewerbe und Industrie Bauberufe 16 

Metallverarbeitung 12 

Holzverarbeitung 11 

Elektrobranche 2 

Chemiebranche 25 

Diverse 12 

Handel und Dienstleistungen Kaufm. Branche 15 

Bahnen 1 

PTT-Angestellte 6 

Tourismus 11 

Gemeindeangestellte, Staat 7 

Bundesangestellte 1 

Diverse 34 

Quelle: Treuhand Zimmermann 1996 

Die erwerbstätige Bevölkerung der Gemeinde Eggerberg ist gleichmässig auf den Sekundärund 

Tertiärsektor verteilt. Gross ist die Absorption von Arbeitskräften in der Chemiebranche. 

Es zeigt sich die enorme Bedeutung, welche die Lonza in Visp immer noch hat. 

Eindrücklicher zeigt sich diese Abhängigkeit in Anbetracht der Tatsache, dass zahlreiche 

Beschäftigte in der Bau-, Metallbearbeitungs- und Elektrobranche direkt oder indirekt am 

Rockzipfel des Chemiewerkes hängen. Im Tertiärsektor fällt der relativ hohe Anteil im 

Tourismus- und Restaurationsbereich auf, obwohl Eggerberg keine eigentliche 

Tourismusstation ist. Im näheren Umfeld befinden sich aber mit den Vispertälern (Visper-, 

Zermatter- und Saastal) und der Augstbordregion bekannte Feriendestinationen. 10% der 

Erwerbstätigen gehen einem Beruf in der kaufmännischen Branche nach, zum 

überwiegenden Teil im Banken- und Versicherungszentrum Visp. 

Es fällt auf, dass kein Bewohner der Gemeinde mehr seinen Lebensunterhalt ausschliesslich 

im Primärsektor verdient. Der Umstellungsprozess vom Haupt- zum Nebenerwerbsbetrieb 

hat sich seit 1970 also weiter fortgesetzt. Ganz unbedeutend ist die Landwirtschaft in 

Eggerberg aber dennoch nicht. Die folgende Zusammenstellung verdeutlicht dies: 

126 Diese Entwicklung ist typisch für viele kleine Dörfer im Oberwallis in den vergangenen achtziger und 

neunziger Jahren. Dank der verbesserten Mobilitätsbedingungen entscheiden sich vermehrt junge Familien 

für eine Niederlassung an den Talflanken des Wallis. Einerseits besitzen viele Familien Boden in den kleinen 

Gemeinden, andererseits passt die Streubauweise gut ins Bild eines zunehmenden Individualismus. Die 

Förderung des Wachstums der Bevölkerung mittels Rückwanderung ist ein erklärtes Ziel der Gemeinde 

Eggerberg (vgl. Treuhand N. Zimmermann, Visp, 1996). 

45


Tabelle 6: Tierbestände der Gemeinde Eggerberg 2000 

Gattung Rindvieh Pferde Schweine Schafe Ziegen 

Anzahl Tierhalter 3 3 0 19 3 

Anzahl Tiere 43 7 0 643 23 


Châteauneuf 2001. 

Es ist anzunehmen, dass gewisse Überschneidungen bei den Tierhaltern vorkommen, d.h. 

ein Schafthalter wird möglicherweise nebenbei auch noch ein paar Ziegen halten. Dennoch 

scheint ihre Zahl gemessen an der Bevölkerung bemerkenswert hoch. Die Tierhalter 

betreiben die Landwirtschaft ausschliesslich als Nebenerwerb. Die Landwirtschaft stellt somit 

einen nicht vernachlässigbaren Zweig der Dorfökonomie dar. 

Der hohe Anteil der Nebenerwerbslandwirtschaft ist ein Phänomen, das charakteristisch ist 

für die gesamte Walliser Landwirtschaft. Die folgende Darstellung zeigt die Entwicklung der 

Betriebszahlen über eine Periode von fünfzig Jahren: 

Abbildung 6: Entwicklung der Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe im Wallis von 1955 bis 

1996 

25000 


20000 

15000 

10000 

5000 

21'549 

39% 

61% 

15'740 

83% 

Nebenerwerb 

Haupterwerb 

9'625 

77% 

8'769 

76% 

6'895 

74% 

0 

17% 

23% 

24% 

26% 

1955 1969 1985 1990 1996 

46 

Quelle: Lehmann et al. 2000: 33. 

Rund drei Viertel aller Betriebe im Wallis sind heute dieser Betriebsart zuzuordnen, es 

bestehen aber grosse regionale Unterschiede. Eher unerwartet nimmt der prozentuale Anteil 

der Haupterwerbsbauern in den achtziger Jahren wieder zu, wobei diese Entwicklung in den 

neunziger Jahren sogar noch beschleunigt wird. 

Bezüglich der Bedeutung der Landwirtschaft sind diese Zahlen noch wenig aussagekräftig, 

da im gleichen Zeitraum durch Zusammenlegungen die Betriebsfläche zugenommen haben 

könnte. Ein Blick auf die Entwicklung der unterschiedlichen Betriebsgrössenklassen ist 

deshalb unumgänglich:


Abbildung 7: Entwicklung der Anzahl Betriebe, unterteilt nach Betriebsklassen, im Wallis 


10000 

8000 

6000 

4000 

2000 

204 

498 

2286 

6637 

264 

593 

2521 

5391 

> 20 ha 

10 - 20 ha 

3 - 10 ha 

0 - 3 ha 

375 

706 

2430 

3384 

0 

1985 1990 1996 


Es zeigt sich, dass die Entwicklung der Betriebszahlen sehr stark abhängig ist von deren 

Grösse. Zu den eigentlichen Verlierern gehören eindeutig die Kleinstbetriebe, die innerhalb 

von 10 Jahren die Hälfte ihres Bestandes eingebüsst haben, dies auf Kosten der Betriebe 

zwischen 10 und 20 ha (+40%) und der Betriebe mit mehr als 20 ha (+80%). Kleinflächig 

produzierende Intensiv-Betriebe geraten zusehends unter Druck. Einerseits kann über die 

Menge der produzierten Güter immer weniger eingelöst werden, andererseits verfügen 

derartige Betriebe nicht über genügend Grösse, um die Einkommenseinbussen über 

Direktzahlungen zu kompensieren. Bessere Chancen werden den Grossbetrieben 

eingeräumt. Sie verfügen über die „kritische Masse“, d.h. sie können einen Teil ihrer 

Produktionsfläche extensiver nutzen und sich somit Ökobeiträge „verdienen“. Ebenfalls gute 

Karten besitzen die Nebenerwerbsbetriebe, die auf ein sicheres Basiseinkommen aus einer 

anderen Branche zählen können. Da häufig noch intrinsische Motive im Spiel sind, erweisen 

sie sich gegenüber Einkommensschwankungen wesentlich robuster als vergleichbare 

Haupterwerbsbetriebe 127 . 

Zwei Entwicklungen, die einerseits vom schweizerischen Durchschnitt abweichen, 

andererseits aber typisch sind für zahlreiche Walliser Gemeinden, können in Eggerberg sehr 

schön beobachtet werden (vgl. 

127 Vgl. Broggi et al. (1997: 64). 

47


Abbildung 4): 

• die Substitution der Kuhbestände durch Schafbestände und 

• das Wiederaufleben der Grossviehhaltung (Eringer) in den Neunzigern. 

Wie Abbildung 4 zeigt, beginnt der Wandel von der Kuh zum Schaf in Eggerberg bereits in 

den sechziger Jahren. Von einem Schafboom, wie dieses Phänomen von Lerjen (1998: 38) 

bezeichnet wird, kann aber erst in den achtziger und neunziger Jahren gesprochen werden. 

Er bewirkte, dass die Zahl der Grossvieheinheiten im Untersuchungsgebiet mehr oder 

weniger konstant gehalten werden konnte (1 Schaf entspricht 0.17 Grossvieheinheiten). Die 

Gründe für die Substitution sind mannigfaltig: 

• Die Väter der heutigen Nebenerwerbsbauern waren zum grossen Teil noch von der 

Landwirtschaft und ihren Produkten abhängig. Wie bereits in Kapitel 6 ausgeführt, 

werden sich viele Söhne dazu verpflichtet gesehen haben, das väterliche Gut nicht 

brachliegen zu lassen. Die Söhne hatten nun zwar Freizeit, für das Halten von Kühen war 

sie aber zu knapp, zumal sich ja die Frau aus der landwirtschaftlichen Tätigkeit 

zurückzog. Deshalb wurde auf die pflegeleichteren Schafe umgestellt. 

• Eine gewisse Faszination und Verbundenheit mit diesen Tieren spielt ebenfalls eine 

wichtige Rolle. Aspekte wie Prestige, Liebhaberei, Suche nach Identität, soziale 

Einbettung 128 , Ausgleich zum Alltag sind aber sicher erst in den letzten 20 Jahren als 

Argumente dazugekommen. 

• Die durchwegs akzeptable Ertragslage der Schafhaltung wird nicht so sehr einen Grund 

für die Substitution von Kuh zu Schaf liefern als vielmehr einen Erklärungsansatz, warum 

sich der Nebenerwerb über 50 Jahre hindurch halten konnte. 

Was die Schafhaltung betrifft, das betont auch Lerjen (1998: 49), kann kaum mit der 

ökonomischen Rationalität der Schäfer argumentiert werden. Es ist ihnen zwar viel daran 

gelegen, dass die Kosten ihrer Freizeitbeschäftigung herausgeschlagen werden. Doch wird 

kaum ein Schäfer die effektiven Kosten dem Ertrag gegenüberstellen. 

Die zweite Entwicklung setzt Ende der achtziger Jahre beim Grossvieh ein. Vermehrt ist auf 

Tal- und Alpweiden die schwarze Bergrasse der Eringer zu entdecken. Gemäss Lerjen 

(1998: 45) ist der Tierbestand an Eringerkühen in den letzten Jahren im Oberwallis von rund 

350 auf 1800 bis 2000 Tiere angestiegen. In Eggerberg kann diese Entwicklung für die 

letzten zehn Jahre ebenfalls beobachtet werden, wobei sich die zugrundeliegenden Zahlen 

auf die Gesamtrindviehzahlen, unabhängig von der Rasse beziehen: 

128 Die soziale Bedeutung wird von Auf der Maur (1996) in einem Zeitschriftenartikel (in: Lerjen 1998: 56) treffend 

dargestellt: „[ ] denn das Schaf öffnet im Wallis die Herzen, liefert Gesprächsstoff, es bringt die Männer 

einander näher. Die Schafzüchter, zahlreich und gut organisierte, sind eine politische Realität im Wallis.“ 

48


Abbildung 8: Rindviehbestand und Anzahl Rindviehhalter der Gemeinde Eggerberg 

70 

60 

50 

40 

30 

20 

Anzahl Rindviehhalter 

Anzahl Rindvieh 

10 

0 

1989 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 


Châteauneuf 2000. 

Eine Giederung der Rindviehhaltung nach Rassen erfolgt in der Statistik des Amtes für 

Viehwirtschaft erst ab 1995. Ihr ist zu entnehmen, dass von den Kühen in Eggerberg 

maximal eine einzige der Braunviehrasse angehört. Es kann davon ausgegangen werden, 

dass dieses eindeutige Verhältnis seit den achtziger Jahren Gültigkeit hat. Mitte der 

neunziger Jahre nimmt die Zahl der Rindviehhalter von drei auf sechs zu. Dieser Anstieg 

geht allein auf das Konto von Eringerkuh-Eigentümern. Die Wurzeln dieser Entwicklung 

gründen, ähnlich der Schafhaltung, im geringen Pflegeaufwand und dem mit der Zucht 

verbundenen Prestige. Anders aber als bei den Schafen steht nicht so sehr das Äussere der 

Tiere im Vordergrund, sondern ihre Kraft im direkten Zweikampf. Die Kampfrituale spielen in 

der Motivation zur Aufzucht der Eringerrasse heute die zentrale Rolle. Der Titel einer 

„Stechkönigin“ kann als Krönung einer erfolgreichen Zuchtarbeit gewertet werden. Mit der 

Wiederbelebung von Ringkuhkämpfen, vor allem im Mittelwallis, hat sich neben dem 

freizeitgestalterischen Aspekt zusätzlich ein sportlicher Aspekt hinzu gesellt. Die Attraktivität 

der Wettkämpfe, die grosse Scharen an Publikum anziehen, hat dazu geführt, dass sich 

jüngere Leute für die Eringerhaltung begeistern liessen und lassen. Dass für erfolgreiche 

Kühe heute mehrere zehntausend Franken hinzublättern sind, hat deren Bedeutung noch 

erhöht. Lerjen (1998: 46) meint, dass die Eringerzucht dem Kleinbauerntum ermöglicht hat, 

mit der Selbstversorgertradition zu brechen und eine zeitgemässe bäuerliche Kultur 

aufzubauen. Auf der einen Seite werden Bedürfnisse der heutigen Generation abgedeckt, 

andererseits entspricht die extensive Nutzung heute einem breiten öffentlichen 

Grundkonsens. Lerjen (1998: 45) sieht die Eringerkuh deshalb möglicherweise als die 

Grossviehrasse der Zukunft im Berggebiet. 

49


7.3.2 Landwirtschaftspolitik 1970 bis 2000 

Allgemeine Tendenzen 

Ende der siebziger Jahre setzt der Trend hin zu flächenabhängigen Beiträgen ein. Beiträge 

sollen pro Fläche ausgerichtet werden, unabhängig davon, was darauf produziert wird. 

Bemessungskriterium für die sogenannten Direktzahlungen ist nicht mehr das Produkt auf 

dem Markt, sondern die Produktionsfaktoren im Betrieb. Die Flächen müssen Bedingungen 

bezüglich Steilheit und geordneter Nutzung erfüllen. Warum dieser Richtungswechsel? Seit 

den siebziger Jahren tauchten auf dem Markt für Landwirtschaftsprodukte Überschüsse auf. 

Gründe waren einerseits die dank verstärktem Maschineneinsatz rationellere Produktion und 

der technische Fortschritt, andererseits aber auch garantierte Preise und garantierte 

Abnahmemengen und die produktbezogene Förderpolitik des Bundes (König 1995: 71). 

Politisch Gegensteuer gegeben wurde mittels Einführung von betrieblichen 

Kontingentierungen 1976 und mittels Inkraftsetzen des Flächenbeitragsgesetzes 129 1979. 

Erstmals wurde damit eine Trennung in eine Einkommens- und Preispolitik geschaffen. Ziel 

der Einkommenspolitik ist es, ein minimales bäuerliches Einkommen zu garantieren. Das 

Flächenbeitragsgesetz beinhaltet auch die so genannten Sömmerungsbeiträge, die in 

unserem Kontext von besonderem Interesse sind. Sie sind 1980 erstmals ausgeschüttet 

worden. Über die Milchkontingentierung wurde das Berggebiet insofern gefördert, als dass 

für Käufer von Rindern aus dem Berggebiet das Kontingent erhöht wurde 

(Milchwirtschaftsbeschluss vom 7. Oktober 1977, Art. 7). 

Zu Beginn der neunziger Jahre setzt eine eigentliche Ökologisierungs- und 

Marktöffnungswelle in der Landwirtschaft ein. Die Gründe sind sowohl innerhalb als auch 

ausserhalb der schweizerischen Landwirtschaft zu suchen. Zu den internen Faktoren 

gehören kaum finanzierbare Marktüberschüsse, die umweltgefährdende Intensivierung der 

Produktion sowie interventionistisch bedingte Einkommensdisparitäten, vor allem zwischen 

Berg-/Talgebiet und Gross-/Kleinbetrieben. Die externen Ursachen lassen sich mit folgenden 

Stichworten beschreiben: internationale Agrarmarktüberschüsse infolge Agrarprotektionismus 

in den Industrieländern und Preiszusammenbruch auf den Agrarmärkten in den 

achtziger Jahren, zunehmende Armut in den Entwicklungsländern und Zusammenbruch der 

Zentralwirtschaftssysteme (Rieder 1998: 5). 

Auf der politischen Bühne reagiert man mit Reformen des Landwirtschaftsgesetzes (LwG) 

und dem Beitritt zum WTO/GATT-Vertrag. Mit Art. 31a und 31b des Landwirtschaftsgesetzes 

von 1992 wurde die Grundlage zur Ausrichtung von Flächen-, Betriebs- und Ökobeiträgen 

geschaffen und die Trennung der Einkommens- und Preispolitik für die ganze Landwirtschaft 

konsequent vollzogen. Die Direktzahlungen wuchsen zum zentralen Instrumentarium der 

landwirtschaftlichen Einkommenspolitik heran 130 . Die folgende Tabelle gibt einen Überblick 

über die aktuellen Direktzahlungen in der Schweiz: 

129 Bundesgesetz über Bewirtschaftungsbeiträge an die Landwirtschaft mit erschwerten Produktionsbedingungen 

vom 14. Dezember 1979. AS 1980 679 

130 Angesichts der grossen Vielfalt von Beiträgen kann die Schweiz als das Land bezeichnet werden, das 

alpenweit über die ausgeprägteste Bergbauernförderung verfügt (vgl. Broggi et al. 1997, S. 44). 

50


Tabelle 7: Einteilung der bestehenden Direktzahlungen 

Intrasektorale 

Ausgleichszahlungen 

Intersektorale 


Produktionslenkungsbeiträge 

Ökologische 


faktorgebunden betriebsgebunden produktgebunden auflagengebunden 

– Kostenbeiträge 

– Hangprämien 

– Flächenbeiträge 

– Sömmerungsbeiträge 

– Betriebsbeiträge 

Tierhalterbeiträge 

– Anbauprämien 

– Kuhhalterbeiträge 

– Ausmerzbeiträge 

Bewirtschaftungsbeitäge 

für 

Trockenstandorte, 

Riedwiesen und 

Magerwiesen 

Quelle: Anwander et al. (1990: 3) und 

Broggi et al.(1997: 78). 

Das Landwirtschaftsgesetz vom 29. April 1998 131 basiert auf dem neuen Verfassungsartikel, 

der am 9. Juni 1996 vom Volk mit einem Ja-Stimmenanteil von 77% angenommen wurde. 

Insbesondere werden darin mehr ökologische Auflagen für Direktzahlungen und eine 

straffere Marktausrichtung verlangt. Das Gesetz ist zentraler Bestandteil der Agrarpolitik 

(AP2002). Eine wichtige Rolle im neuen Gesetz spielen die Instrumente, die auf dem Prinzip 

der Freiwilligkeit beruhen. Darunter zu nennen sind: Ökobeiträge und Ökolabels. Der Bund 

fördert besonders naturnahe, umwelt- und tierfreundliche Produktionsformen und deren 

Ausdehnung mit Ökobeiträgen (Art. 76 Abs. 1 LwG). Insbesondere fördert er in Ergänzung 

zum NHG die natürliche Artenvielfalt, indem er für die Förderung eines angemessenen 

ökologischen Ausgleichs auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche Beiträge gewährt (Art. 76 

Abs. 3 LwG). Die Implementierung von Ökolabels ist grundsätzlich Sache der Wirtschaft. Die 

Landwirtschaftsgesetzgebung koppelt aber die Anerkennung von Richtlinien privater 

Organisationen mit materiellen Ansprüchen, denen solche Produkte genügen müssen (Art. 

15 Abs. 1-3 LwG) 132 . Biolabels können nicht nur zur Förderung der Ökologie in der 

Landwirtschaft eingesetzt werden. Es ist aufgrund von Art. 15 LwG und der Verordnung über 

die biologische Landwirtschaft und die entsprechende Kennzeichnung der pflanzlichen 

Erzeugnisse und Lebensmittel (Bio-Verordnung, SR 910.18) auch denkbar, bei Produkten 

aus Biosphärenreservaten oder Naturparks mittels Label auf die spezielle Herkunft 

aufmerksam zu machen. 

Sömmerungsbeiträge 

Der Zweck der Förderung der Sömmerung geht aus dem Kommentar des Eidgenössischen 

Volkswirtschaftsdepartements zum Entwurf der Sömmerungsbeitragsverordnung (SöBV) 133 

hervor: „Die Sömmerungsbeiträge dienen der Sicherung der Bewirtschaftung des 

Sömmerungsgebietes ausserhalb der landwirtschaftlichen Nutzfläche im engeren Sinn. Sie 

leisten einen wesentlichen Beitrag zum Schutz und zur Pflege und damit zur Erhaltung der 

charakteristischen Kulturlandschaft dieser Gebiete.“ (Arbeitsgruppe nachhaltige Schafalpung 

1999: 9). Die folgende Darstellung zeigt die Entwicklung der Beiträge im Kanton Wallis. 

131 SR 910.1. 

132 BUWAL 2000, S. 28. 

133 Verordnung über Sömmerungsbeiträge, SöBV vom 29. März 2000, SR 910.133. 

51


Abbildung 9: Sömmerungsbeiträge im Kanton Wallis (Einführung 1980, separat aufgeführt 

werden sie jedoch erst ab 1987) 

Beitrag in 1000 Fr. 

7000 

6000 

5000 

4000 

3000 

2000 

1000 

0 

1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 

Jahr 

Quelle: Statistische Erhebungen und 

Schätzungen über Landwirtschaft 

und Ernährung, Jahrgänge 1987- 

1999. 

Markant erscheint der Anstieg ab 1993. 1994 wurde der Ansatz für gemolkene Kühe um 35% 

angehoben (von 170 auf 230 Fr. je Tier), 1996 nochmals um 30% (von 230 auf 300 Fr. je 

Tier). Für Milchschafe kam der Schafhalter 1985 in den Genuss einer Erhöhung von 25% 

(von 20 auf 25 Franken je Tier), 1988 20%, 1990 17%, 1992 14% und 1996 betrug der 

Aufschlag ganze 50% (von 40 auf 60 Franken). Der Ansatz für übrige Schafe erfuhr 1996 

eine Erhöhung um 43% (von 7 auf 10 Franken). Vor allem sollte damit der Ausdehnung von 

Brachland Einhalt geboten werden 134 . Im Vergleich zu den Kostenbeiträgen etwa nehmen 

sich die Beiträge in ihrer Gesamtsumme aber immer noch sehr bescheiden aus. 

Im Landwirtschaftsgesetz (LwG) vom 29. April 1998 werden die Sömmerungsbeiträge 

ausdrücklich den ökologischen Massnahmen zugeordnet. In deren Bemessung sind 

demnach Nachhaltigkeitskriterien zu berücksichtigen. Unter diesem Gesichtspunkt ist die 

Revision der SöBV vom 29. März 2000 (Inkrafttreten 1. Mai 2000) zu verstehen. Angesichts 

des Rückgangs der Viehbestände und Problemen im Zusammenhang mit der Schafalpung 

(Übernutzung vor allem an Standorten mit Standweide und als Folge davon Erosion, 

Übertragung von Krankheiten auf Wildarten) ist die Verordnung revidiert worden: 

• Ausrichtung der Beiträge erfolgt nicht mehr pro Tier, sondern pro Betrieb. 

• Die Sömmerungsbeiträge nehmen innerhalb eines Rahmens nicht ab, wenn die Zahl der 

gesömmerten Tiere zurückgeht. Referenzwert ist der Normalbesatz. Er entspricht dem 

Durchschnitt der in den Jahren 1996-1998 aufgetriebenen Tiere. Damit ergibt sich ein 

Pauschalbeitrag pro Betrieb und der Spielraum wird für den Bewirtschafter ausgedehnt. 

134 Gemäss Lehmann et al. (2000: 22) ist die Fläche der bewirtschafteten Alpen im Wallis von 1990 bis 1996 um 

5.2% zurückgegangen. 

52


• Der Normalbesatz wird in Normalstössen (1 Grossvieheinheit während 100 Tagen) 

festgelegt. Damit fliesst die Sömmerungsdauer als Bemessungsgrundlage mit ein. 

Der Beitrag beträgt grundsätzlich 260 Franken pro Normalstoss. Die Abstufung sieht gemäss 

Art. 4 SöBV wie folgt aus: 

Tabelle 8: Sömmerungsbeiträge gemäss SöBV 

Gesömmerte Tiere 

Schafe (ohne Milchschafe) 

Gemolkene Kühe, Milchschafe und Milchziegen 

(Sömmerungsdauer bis 56 Tage) 


(Sömmerungsdauer 56 bis 115 Tage) 


(Sömmerungsdauer über 115 Tage) 

Übrige Rauhfutter verzehrende Tiere 

Beitrag pro Jahr 

120 Fr./Normalstoss 


300 Fr./Rauhfutter verzehrende Grossvieheinheit 

(RGVE) 



Damit die neuen Ansätze mit den früheren Zahlen (vgl. oben) verglichen werden können, 

müssen sie umgerechnet werden 135 . Bei den gemolkenen Kühen ergibt sich keine Änderung, 

sofern sie während mindestens 100 Tagen gealpt werden. Für Rindvieh ist der Beitrag von 

200 auf 260 Franken angehoben worden (Annahme: 100 Tage Alpung). Ein Schafhalter 

erhält mit den neuen Ansätzen für ein Milchschaf (=0.25 GVE) zwischen 65 und 75 Franken, 

für ein „normales“ Schaf (=0.17 GVE) rund 20 Franken. Im Vergleich mit den 60 Franken pro 

Milchschaf und 10 Franken pro übriges Schaf (SöBV Art. 4 Abs. 2 und 3) aus der Zeit vor der 

neuen SöBV sind diese Erhöhungen erneut bemerkenswert. 

Trotz des starken Anstiegs der Ansätze für die ausgerichteten Sömmerungsbeiträge (vgl. 

Abbildung 9) in den neunziger Jahren kann dem Vergleich der Flächenstatistik von 1979/85 

und 1992/97 entnommen werden, dass die Alpfläche im Kanton Wallis von 77'425 ha auf 

73'378 ha oder um 5.2% gesunken ist (Lehmann et al. 2000: 27). 

Anders als bei den Direktzahlungen, die direkt strukturerhaltend wirken, kommt den 

Sömmerungsbeiträgen reine Ergänzungsfunktion zu. Sie sollen die Bewirtschaftung der 

Sömmerungsweiden in den Alpen und Voralpen sowie im Jura gewährleisten und eine 

geordnete Nutzung im Sinne des Art. 5 LwG garantieren (EVD 2000: 1). Es muss hier aber 

nochmals betont werden, dass der Alpbetrieb nicht unabhängig von den Talbetrieben 

betrachtet werden kann und die Entwicklung der Talbetriebe massgebenden Einfluss auf die 

Alpbewirtschaftung ausübt. 

Innerhalb der 20 Jahre, in denen Beiträge für die Sömmerung ausgeschüttet werden, sind 

einige unbeabsichtigte Wirkungen aufgetreten, die je nach Verhältnissen diametral 

zueinander stehen. Kriterium für die Höhe der Beitragszahlung ist die Anzahl 

Grossvieheinheiten. Dadurch ist ein sowohl agrarpolitisch wie auch ökologisch 

unerwünschter Intensivierungsanreiz geschaffen worden. Dieser Effekt manifestiert sich 

135 Zu beachten ist, dass sich ein Normalstoss auf 1 GVE (=1 RGVE) bezieht und dass ein Schaf gemolken 0.25 

GVE, andere Schafte über einjährig 0.17 GVE entsprechen (SBV 2000: 43). 

53


weniger beim Grossvieh als vielmehr bei den Schafen. Gesamtschweizerisch sind die 

gesömmerten Schafbestände in den letzten 20 Jahren um 42% angestiegen (Arbeitsgruppe 

nachhaltige Schafalpung 1999: 6). Lokal ist es zu Übernutzungen und unkontrollierter 

Schafalpung gekommen. Damit verbunden sind folgende Probleme: Schädigung der 

Vegetation bis zur Erosionsgefährdung 136 , Verminderung der Artenvielfalt, Verdrängung der 

Wildtiere und Übertragung von Krankheiten auf Wildtiere (Arbeitsgruppe nachhaltige 

Schafalpung 1999: 19-25). Andere Alpen sind in den letzten Jahren mit gegenteiligen 

Entwicklungen konfrontiert worden. Die Viehbestände sind auf einigen Alpen rückläufig, so 

dass deren Bewirtschaftung mittelfristig gefährdet ist. Für die Sömmerung auf einer Alp kann 

somit kaum der Sömmerungsbeitrag allein ausschlaggebend sein. Vielmehr sind die 

Faktoren von Bedeutung, welche über Sein oder Nicht-Sein eines Landwirtschaftsbetriebes 

im Tal entscheiden. 

Landwirtschaftliche Strukturpolitik 

Es stellt sich nun die brennende Frage, was denn diese Landwirtschaftspolitik überhaupt für 

Auswirkungen auf die Betriebszahlen und –strukturen gehabt hat. Ziel der Politik nach dem 

Zweiten Weltkrieg war es, der dramatischen Abnahme der Bauernbetriebe, vor allem im 

Berggebiet, mit finanziellen Anreizen entgegenzuwirken. Die Abbildung 6 zeigt auf, dass der 

Wandel in der Landwirtschaft nicht gestoppt, höchstens verzögert werden konnte, und dies, 

obwohl die Beitragszahlungen an Vielfalt und Volumen zugenommen haben. Es ist davon 

auszugehen, dass sich die Betriebszahlen ohne Zuschüsse des Bundes auf einem tieferen 

Niveau bewegen würden. 

In der schweizerischen Agrarpolitik wird der Nebenerwerbsbetrieb im vierten 

Landwirtschaftsbericht (1969) als Betriebstyp offiziell anerkannt (Theler 1992: 13) und ist 

damit, was die Anerkennung und Unterstützung des Bundes anbetrifft, den 

Haupterwerbsbetrieben faktisch gleichgestellt 137 . Unterschiede bestehen aber weiterhin, was 

die finanzielle Unterstützung beim Bau landwirtschaftlicher Gebäude anbelangt 138 . Für das 

„Sterben“ der Klein- und Mittelbetriebe (vgl. Abbildung 7) sind gemäss Lehmann et al. (2000: 

32) hauptsächlich zwei Faktoren verantwortlich: einerseits die Minimalanforderungen, die an 

Direktzahlungsempfänger gestellt werden 139 und andererseits die gesetzlichen 

136 Besonders umstritten ist die sogenannte „Chromuwirtschaft“, bei welcher die Schafe als Standtier gehalten 

werden und in einer geschlossenen Weide treiben (Lerjen 1998: 56f). 

137 Das Landwirtschaftsgesetz von 1951 ist noch davon ausgegangen, dass ein Berufstätiger seinem Beruf die 

volle Arbeitskraft zur Verfügung stellen muss. Nebenerwerb wird mit Überforderung und Ungenügen in 

Verbindung gebracht. Daraus wurde die einseitige strukturpolitische Förderung des landwirtschaftlichen 

Vollerwerbsbetriebes abgeleitet. Diese Politik hat einen landwirtschaftlichen Nebenerwerb praktisch 

verunmöglicht und die Bewirtschaftung in Grenzlagen zum grossen Teil zum Verschwinden gebracht. 

„Faktisch“ muss hier deshalb betont werden, weil gemäss Theler (1992: 14) der Nebenerwerbslandwirtschaft 

in den Leitlinien des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV) wie auch des Bundesamtes für Landwirtschaft 

(BLW) vielfach keine oder nur geringe Bedeutung innerhalb der Landwirtschaft zugestanden wird. So fordert 

die SAB (1989: 21), dass „...Zu- und Nebenerwerbsbetriebe gleichen Stellenwert wie Vollerwerbsbetriebe 

erhalten [sollen], [falls] die bergbäuerliche Substanz auch in Zukunft erhalten bleiben [soll].“ Begründet wird 

diese Forderung damit, dass das Einkommen der Bergbauern infolge kurzer Vegetationsdauer und 

ungünstiger Topographie 30 bis 40% hinter dem Einkommen mittlerer Talbetriebe zurückliege. Nicht 

berücksichtigt werde die Herstellung des Produktes „Landschaftspflege“. 

138 Mündl. Mitteilung Michael Schmidhalter, 11.10.2001. 

139 Die wesentlichen Anforderungen lauten: mindestens 1 ha landwirtschaftliche Nutzfläche bzw. 0.5 ha bei 

Betrieben mit Spezialkulturen bzw. 0.3 ha mit Reben in Steil- und Terrassenlagen und der Betrieb hat einen 

Mindestarbeitsbedarf von 0.3 Standardarbeitskräften aufzuweisen (SBV 2000: 9). 

54


Anforderungen bezüglich Gewässerschutz und Tierhaltung. Die Entwicklung scheint somit 

sehr eng mit dem Gesinnungswandel in der Landwirtschaftspolitik korreliert zu sein. Aus 

Abbildung 7 kann ebenfalls der Schluss gezogen werden, dass die Agrarpolitik des Bundes 

neben der Erhaltung des Bauernstandes und der Sicherung des bäuerlichen Einkommens 

wenn nicht explizit so doch implizit auch betriebsstrukturpolitische Ziele verfolgt hat, und 

zwar schon vor dem Beitritt zum WTO/GATT-Vertrag. 

Einfluss der Agrarpolitik auf die Substitution Kuh-Schaf 

Der Einfluss der Agrarpolitik auf den Wechsel von der Kuh- zur Schafhaltung kann als 

minimal beurteilt werden. Die Beitragszahlungen, die sich am Tierbestand orientieren, 

werden anhand der Zahl der Grossvieheinheiten bemessen. Alle beitragsberechtigten Tiere 

werden einheitlich in GVE (Grossvieheinheiten) umgerechnet. Zusätzliche Beiträge für 

Schafhalter können höchstens unter dem Titel „Beiträge für das Halten von Tieren unter 

erschwerten Bedingungen“ einkassiert werden (Lehmann et al. 2000: 188). Der Bund verfolgt 

innerhalb der Agrarpolitik im allgemeinen nicht eine tierartenspezifische, sondern eine 

regionenspezifische Politik. 

Möglicherweise sind gewisse Anreize vom Fleischmarkt gesetzt worden. Die Schweizerische 

Genossenschaft für Schlachtvieh- und Fleischversorgung (GSF, heute Proviande 140 ) 

garantiert die Abnahme zu einem festgelegten Preis (Lerjen 1998: 52). Lerjen (1998: 162) 

bezeichnet den Schaffleischmarkt gar als Glücksfall für die Freizeitbauern. Er stellt fest, dass 

das Aufkommen der Nebenerwerbslandwirtschaft zeitlich zusammenfällt mit der Einführung 

von Preis- und Absatzgarantien. 

140 Mündl. Mitteilung Michael Schmidhalter, 11.10.2001, siehe auch http://www.proviande.ch). 

55


Abbildung 10: Entwicklung des Schaffleischpreises, der dem Produzenten bezahlt wird 

7.5 

Fr. pro kg Lebendgewicht 

7 

6.5 

6 

5.5 

5 

1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 


Ein Blick auf die Entwicklung der Schaffleischpreise zeigt tatsächlich einen kontinuierlichen 

Anstieg der nominellen Preise bis ins Jahr 1990. Für den einzelnen Landwirt mag dieser 

Anstieg ein zusätzlicher Anreiz sein, um auf Schafhaltung umzustellen, er vermag aber als 

Erklärungsvariable nicht zu überzeugen. Denn trotz sinkender Tendenz des Preises ab 1990 

ist der Schafbestand im Wallis von 1990 bis 1996 um 19.8% angestiegen (Lehmann et al. 

2000: 22). 

Der Markt für Schafwolle ist bereits seit längerem ausgetrocknet. Die Inlandwollzentrale, die 

vom Schweizerischen Schaftzuchtverband betrieben wird, garantiert zwar die Abnahme der 

Wolle und bezahlt einen fixen Preis 141 , die Schur als Massnahme zur Pflege der Tiere ist 

jedoch zu einem Kostenfaktor geworden 142 . Die Preise für vorsortierte Wolle bewegten sich 

im Jahre 2000 (Herbstschur) zwischen 2.10 und 1.40 Franken pro Kilogramm. Der Bund 

unterstützt den Wollabsatz mit einem jährlichen Beitrag, welcher zur Stützung der 

Produzentenpreise und zur Deckung der Betriebskosten der IWZ dient. Im neuen 

Landwirtschaftsgesetz soll dieser Beitrag abgeschafft werden. Die folgende Tabelle zeigt die 

stufenweise Reduktion der Beiträge: 

141 Vgl. Verordnung über die Verwertung der inländischen Schafwolle vom 7. Juli 1971 (SR 916.361) 

142 Mündl. Mitteilung Michael Schmidhalter, 11.10.2001 und http://www.schweizerbauer.ch (28.11.2000). 

56


Tabelle 9: Bundesbeiträge an die Inlandwolle 

Jahr 

Beitrag in Franken 

bis 1998 

1'500‘000 

1999/2000 1'000‘000 

2001/2002 800‘000 

2003 600‘000 

ab 2004 0 

Quelle: http://www.schweizerbauer.ch (28.11.2000) 

Die Vermarktung von Fleisch und Wolle fällt somit als erklärende Variable für die Zunahme 

der Schafzucht aus. 

Es kann festgehalten werden, dass die Agrarpolitik auf die Substitution von Grossvieh zu 

Kleinvieh nur sehr geringfügigen Einfluss hatte. 

Einfluss der Agrarpolitik auf das Aufkommen der Eringerzucht 

Der Einfluss der Agrarpolitik kann nur beschränkt für die Renaissance der 

Schwarzviehhaltung verantwortlich gemacht werden. Eringerkühe gelten in der Haltung als 

wesentlich pflegeleichter und „sparsamer“ als beispielsweise Fleckvieh 143 . Mit dem 

Paradigmenwechsel in der Agrarpolitik weg von einer produktionsorientierten hin zu einer 

flächenorientierten Ausschüttung von Subventionen ist ein finanziell günstigeres Umfeld 

geschaffen worden für die Haltung von Eringerkühen. 


Die Naturschutzpolitik beginnt ab den siebziger Jahren Wirkung zu entfalten. Das Alpgebiet 

kommt vor allem mit dem Instrument der Inventare in Berührung mit dem Natur- und 

Heimatschutz. 

Nationale Naturschutzpolitik 

In den siebziger Jahren tritt im Gleichschritt mit der Raumplanungsgesetzgebung der 

Gedanke der flächenhaften räumlichen Ordnung hervor. Die Raumordnung wird zu einem 

wichtigen Instrument für die Umsetzung der Ziele des NHG. In den achtziger Jahren findet 

eine weitere Schwerpunktverschiebung statt. Im Zentrum des Natur- und Heimatschutzes 

steht der Naturhaushalt, die Prozesse und die Regenerierung von Natur und Landschaft. 

Abbild dieses „Richtungswechsels“ ist bspw. der Ausbau des Biotopschutzes und die 

Einführung des ökologischen Ausgleichs (Keller et al. 1997: 6). Initiiert durch die 

Rothenthurminitiative 1987 erhält der Moorschutz im Art. 78 Abs. 5 BV (Art. 24 sexies Abs. 5 

aBV) eine Verfassungsgrundlage. Er stellt direkt anwendbares Verfassungsrecht dar. Auf 

143 Eringervieh, das kleiner gebaut ist als Fleckvieh, frisst rund die Hälfte von dem, was Fleckvieh benötigt. Dafür 

ist die Milchleistung entsprechend geringer (Lerjen 1998: 45). 

57


Gesetzesstufe wird dem Moorschutz mit der Revision des NHG 1987 und der Hochmoor- 144 , 

Flachmoor 145 - und Moorlandschaftsverordnung 146 Platz eingeräumt (Bloetzer 2000: 114). Das 

Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) aus dem Jahre 1966 wird 1983, 1987 und 1991 einer 

Teilrevision unterzogen. 1991 wird auch die zum Gesetz gehörende Verordnung (NHV) 147 

revidiert (Bloetzer 2000: 109). 

Im Zusammenhang mit der Alpe Brischern sind vor allem die Instrumente des Natur- und 

Heimatschutzes von Interesse. Für den besonderen Schutz von Objekten, Landschaften und 

Arten stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung: 

• Erwerb oder Sicherung durch Vertrag (Art. 15 NHG) 148 

• Konzepte und Sachpläne der Raumplanung 149 

• Begutachtung 150 

• Beschwerderecht (Art. 12 NHG) 151 

• Biosphärenreservate / Naturparks 152 

• Waldreservatspolitik 153 

• Schutz der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt 

• Bewilligungspflicht für das Sammeln und Fangen zu Erwerbszwecken gemäss kantonaler 

Regelung (Art. 18 NHG) 154 

144 Verordnung über den Schutz der Hoch- und Übergangsmoore von nationaler Bedeutung vom 21. Januar 1991 

(SR 451.32). 

145 Verordnung über den Schutz der Flachmoore von nationaler Bedeutung vom 7. September 1994 (SR 451.33). 

146 Verordnung über den Schutz der Moorlandschaften von besonderer Schönheit und von nationaler Bedeutung 

(SR 451.35). 

147 Verordnung über den Natur- und Heimatschutz vom 16. Januar 1991 (SR 451.1). 

148 Direkte Massnahme des Bundes zum Schutz von Naturlandschaften, geschichtlichen Stätten und Natur- und 

Kulturdenkmälern von nationaler Bedeutung; sinnvoll bei geringer Zahl von Vertragspartnern (Bsp. Konzept 

des Nationalparkgesetzes). 

149 Gemäss Raumplanungsgesetz (RPG, SR 700) erarbeitet der Bund zur Erfüllung seiner raumwirksamen 

Aufgaben Konzepte und Sachpläne, die auch für die Erstellung der Richtpläne und Nutzungspläne auf Stufe 

Kanton massgebend sind. Konzepte leisten vor allem dort Schrittmacherdienste, wo es nicht um Naturschutz, 

sondern um Landschaftsschutz geht, im Zusammenhang mit der Ausscheidung von Waldreservaten oder mit 

freiwilligen Sicherungsinstrumenten. Sachpläne werden vor allem als Vorstufe zur Sicherung grosser 

Naturschutzgebiete angesehen, da ihnen keine eigentümerverbindliche Wirkung zukommt. 

150 Falls im Zusammenhang mit der Erfüllung von Bundesaufgaben Objekte von nationaler Bedeutung in 

irgendeiner Art und Weise beeinträchtigt werden, muss ein Gutachten erstellt werden. Dies erfolgt durch die 

ENHK (Eidg. Natur- und Heimatschutzkommission) oder durch die EKD (Eidg. Kommission für 

Denkmalpflege). 

151 Zur Wahrung der Interessen des Natur- und Heimatschutzes können gesamtschweizerische Vereinigungen, 

Gemeinden, Kantone und Bundesämter Beschwerde einreichen gegen Verfügungen von Bundesbehörden 

bzw. von Kantonen in Ausführung von Bundesrecht. 

152 Sie dienen in erster Linie dem Landschaftsschutz, weshalb deren Schutz aufgrund der verfassungsrechtlichen 

Kompetenzverteilung nicht von Bundesrechts wegen erfolgen kann, sondern primär Sache der Kantone ist. 

Die Unterschutzstellung kann jedoch mit besonderen Ökobeiträgen für die Landwirtschaft sowie mit Ökolabels 

für die Landwirtschaft und für den Tourismus gefördert werden. 

153 Grundsätzliche Zuständigkeit und Verantwortung der Kantone. Vertragliche Ebene. Die Kantone können nach 

Art. 20 Abs. 4 WaG angemessene Flächen als Waldreservate ausscheiden, dies zur Erhaltung der 

Artenvielfalt von Fauna und Flora. Keine bundesrechtliche Verpflichtung aber Förderung durch den Bund 

(Bund leistet Finanzhilfen an die Kosten von Schutz- und Unterhaltsmassnahmen). 

58


• Inventare 

Inventare stellen ein effizientes Mittel des Biotop- bzw. des Natur- und Moorlandschaftsschutzes 

dar. Im Zusammenhang mit der Alpe Brischern sind sie von besonderer 

Bedeutung 155 . 

1977 erscheint das erste „Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von 

nationaler Bedeutung“ (BLN) 156 . Im Rahmen der ersten Revision 1983 wird unter anderem 

das Gebiet „Aletsch-Bietschhorn“ als Objekt von nationaler Bedeutung vorgeschlagen. 

Gemäss diesem Bundesratsbeschluss vom 19.12.1983 liegt die Alpe Brischern vollständig 

innerhalb des BLN-Perimeters 157 . Der Grenzverlauf wurde 1987 nochmals angepasst, weil 

die betroffenen Gemeinden sich vom raschen und - aus ihrer Sicht – willkürlichen Vorgehen 

übergangen fühlten. Die dazu verfasste Studie nahm auf raumplanerische, wirtschaftliche 

oder touristische Aspekte bewusst nicht Rücksicht, sondern versuchte, sich von Kriterien des 

Natur- und Landschaftsschutzes leiten zu lassen. Die Alp Brischern wurde von den 

Änderungsvorschlägen jedoch nicht tangiert 158 . 

Es stellt sich nun die Frage, was sich durch die Aufnahme ins BLN-Inventar für die Alp und 

deren Bewirtschaftung verändert hat. Welche Konsequenzen sind damit verbunden? 

Mit der Aufnahme in den „Club“ der BLN-Objekte hat sich für die Alp Brischern grundsätzlich 

nichts verändert. Bloetzer (1993: 2) betont im Überblick zu den Stellungnahmen denn auch, 

dass BLN-Gebiete keine Reservate sind 159 . Traditionelle landwirtschaftliche Nutzungen, 

Bauten im typischen Ortsstil und Waldpflege sind nicht verboten, sondern sogar erwünscht. 

Zonenkonforme Bauten sind auch innerhalb von BLN-Gebieten jederzeit möglich. Das 

154 Bezüglich der bedrohten Tierarten und seltenen Pflanzen können generelle Verbote des Bundes und der 

Kantone ausgesprochen werden (Art. 20 NHG). Förderungskompetenz des Bundes für die Wiederansiedlung 

von ausgestorbenen oder bedrohten Arten (Art. 18 Abs. 3 NHG). 

155 Deshalb soll an dieser Stelle kurz auf dieses Instrument eingegangen werden. Unterschieden werden können 

folgende Inventare: 

Biotopinventare (Aueninventar, Hochmoorinventar, Flachmoorinventar): Gemäss Art. 18a Abs. 1 NHG 

bezeichnet der Bundesrat die Biotope von nationaler Bedeutung, bestimmt deren Lage und legt die 

Schutzziele fest. Bei der Bestimmung des genauen Grenzverlaufs müssen die betroffenen Grundeigentümer 

durch die Kantone angehört werden. Biotopinventare des Bundes sind eigentümerverbindlich. Die Kantone 

sind verpflichtet, ihre Raumpläne diesen Bundesinventaren anzupassen 155 . Schutz und Unterhalt sind 

durchsetzbar (bis zu Enteignung). Für die Bezeichnung der Biotope von nationaler Bedeutung kommt der 

Bund vollständig auf, für die Finanzierung der Schutz- und Unterhaltsmassnahmen stehen hohe 

Bundessubventionen zur Verfügung (60-90%). 

Moorlandschaftsinventar: es gilt das oben Gesagte. Die Mitwirkungsrechte der Kantone sind jedoch stärker. 

Sie müssen bezüglich Bezeichnung und Lage der Objekte die betroffenen Grundeigentümer anhören. 

Inventar der Wasser- und Zugvogelreservate: Gemäss Art. 11 Abs. 1 JSG scheidet der Bundesrat Wasserund 

Zugvogelreservate von internationaler Bedeutung aus. Zudem scheidet der Bundesrat, einzig aufgrund 

von nationalem Recht, Wasser- und Zugvogelreservate von nationaler Bedeutung aus (Art. 11 Abs. 2 JSG). 

156 Bloetzer 1993: 1. 

157 Vgl. Übersichtsplan Bloetzer 1993. 

158 Der Grenzverlauf unterhalb Brischern wurde gemäss Stellungnahme der Gemeinde Mund im 

Vernehmlassungsverfahren sogar noch nach unten gezogen, so dass der Wald unterhalb der Alp ebenfalls 

zum BLN-Perimeter gehört (vgl. Übersichtsplan Bloetzer 1993). Begründet wurde der neue Vorschlag mit 

einem besseren Schutz dieses Waldes und einem logischeren Verlauf der Grenzlinie, da diese neu entlang 

einer Bewässerungsleitung gezogen wird und damit auch eine Bewirtschaftungsgrenze markiert. Die Grenze 

deckt sich zudem weitgehend mit dem kantonalen Landschaftsschutzgebiet (vgl. Vernehmlassung zu 

Grenzziehung BLN 1706, Vorschlag 1988, S. 26). 

159 Dies ganz im Gegensatz zur landläufigen Meinung zahlreicher Gemeinden, die schon ihre Felle davon 

schwimmen sahen (vgl. Übersicht über die Stellungnahmen, Bloetzer 1993: 3-6). 

59


Weiterführen der differenzierten Nutzungen ist für diese Landschaften eine wesentliche 

Voraussetzung für den Schutz. Auch touristische Entwicklungen sind nicht zum vornherein 

unmöglich. 

Für die Gemeinden besteht aber vor allem aufgrund der zahlreichen Bauten ausserhalb der 

Bauzone die Pflicht, Nutzungspläne zu erstellen. Manche Gemeinden kommen der Pflicht 

besser nach, andere schlechter 160 . Eine Anfrage bei der Gemeinde Mund, auf deren 

Territorium die Alpe Brischern ja vollständig steht, ergab, dass für den oberen Teil des 

Dorfes inklusive Brischern kein Nutzungsplan existiert 161 . 

Internationale Naturschutzpolitik 

Seit Anfang der neunziger Jahre wird diskutiert, die Region Jungfrau–Aletsch–Bietschhorn 162 

ins UNESCO-Weltnaturerbe aufzunehmen. Da dieser Prozess für die Region und auch für 

die Schweiz neu ist, soll im Folgenden vertieft darauf eingegangen werden. 

Die Idee, das Kultur- und Naturerbe der Welt zu schützen 163 , geht auf eine Konferenz der 

UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) im Jahre 1965 

zurück 164 . 1972 wurde die entsprechende „Konvention zum Schutz des Kultur- und 

Naturerbes der Welt“ von der Generalversammlung der UNESCO verabschiedet. Die 

Konvention wurde von der Bundesversammlung 1975 genehmigt, im gleichen Jahr ratifiziert 

und ist seit dem 17.12.1975 in Kraft 165 . Zweck des Übereinkommens ist es, den oft 

ungenügenden nationalen Schutz der Kultur- und Naturobjekte mit weltweiter Bedeutung zu 

ergänzen und zu stärken 166 . Gemäss Schweizerischem Recht ist der Bund zuständig für die 

Ausführung und Einhaltung der Konvention. Eines der Instrumente, um der 

Welterbekonvention Leben zu verschaffen, ist die Welterbeliste. Sie bezeichnet die Güter, 

welche im Sinne der Konvention aussergewöhnlichen universellen Wert haben und für 

dessen Schutz zwar primär die Vertragsstaaten, auf dessen Hoheitsgebiet sie sich befinden, 

zuständig sind, sekundär aber auch die internationale Staatengemeinschaft 

zusammenarbeiten muss 167 . 

Den Stein ins Rollen gebracht haben die Gemeinden im Aletsch-Jungfrau-Gebiet. Anfänglich 

stand das Objekt Aletschgletscher im Zentrum der Diskussion 168 . Im Verlaufe der weiteren 

Verhandlungen schälte sich aber der Wunsch heraus, nicht nur ein einzelnes Objekt, 

sondern die gesamte Region als UNESCO-Gebiet auszuscheiden. 1997 wurde der 

160 Mündl. Mitteilung Dario Steiner, Heimatschutzkommission Kanton Wallis, 23.4.2001. 

161 Mündl. Mitteilung Gemeinde Mund, 3.5.2001. 

162 Der Gesamtperimeter umfasst eine Fläche von 539.33 km 2 . Davon liegen rund 23% auf dem Hoheitsgebiet 

des Kantons Bern und 77% auf dem Hoheitsgebiet des Kantons Wallis (vgl. 

http://www.weltnaturerbe.org/perimeter.php). 

163 Die Konvention verbindet Natur- und Denkmalschutz miteinander. Bei den Objekten der Welterbeliste (World 

Heritage List) werden deshalb Kultur- und Naturgüter unterschieden (vgl. http://www.unesco.de). 

164 Sie war direkte Folge des Ab- und Wiederaufbaus der Tempel von Abu Simbel und Philae, die dem Assuan- 

Staudamm weichen mussten. 

165 SR 0.451.41. 

166 Vgl. Botschaft BBl 1974 II 550. 

167 Walliser Bote 28.11.2001, S. 9. 

168 Dienststelle für Wald und Landschaft des Kantons Wallis 1995. 

60


Bundesrat mittels Interpellation 169 angefragt, ob er bereit sei, sich für eine Aufnahme der 

Region ins UNESCO-Weltnaturerbe im Rahmen seiner diplomatischen Möglichkeiten 

einzusetzen. Der Bundesrat begrüsste die Initiative mit der Begründung, die Liste der 

Weltnaturgüter enthalte bisher weder ein Schweizer Objekt noch ein Naturgut aus dem 

Alpenraum. Während der Grenzverlauf eines möglichen Schutzgebiets auf Berner Seite 

bereits anfangs 2000 feststand, war sich die Walliser Regierung noch im Unklaren, ob sie 

beim Bund zunächst nur die Aletschregion oder das Aletsch-Bietschhorngebiet gleich als 

Gesamtpaket für die Aufnahme beantragen sollte. Letzteres wurde zwar als sinnvoller 

betrachtet, es musste jedoch mit einer Verzögerung gerechnet werden, da die Zustimmung 

sämtlicher betroffener Gemeinden notwendig ist. Die Zeit drängte, da andere Projekte im 

Alpenbogen ebenfalls Anträge zur Aufnahme stellten 170 . Am 9. Mai 2000 fällte die Walliser 

Kantonsregierung schlussendlich den Entscheid, den Perimeter des Unesco-Gebietes um 

das Bietschhorngebiet (113 km 2 ) zu ergänzen 171 . Mit dieser Grenzziehung, die im Gebiet 

Eggerberg/Mund identisch ist mit den BLN-Grenzen 172 , ist nun auch die Alpe Brischern 

Bestandteil der Weltnaturerbekandidatur. Der Bundesrat hat den Antrag am 28. Juni 2000 

bei der UNESCO in Paris deponiert. Nach einer Evaluation durch die Internationale 

Naturschutzorganisation IUCN 173 hat das welterbekomitee der UNESCO in ihrer Sitzung vom 

13. Dezember 2001 in Helsinki die Aufnahme des Jungfrau-Aletsch-Bietschhorngebietes in 

die World Heritage List (Welterbe-Liste) beschlossen 174 . Es ist damit das erste 

Weltnaturerbegebiet der Schweiz und der Alpen überhaupt. Für das Management des 

Gebietes zuständig ist ein Verein, der am 5. Juli 2002 gegründet worden ist. Es handelt sich 

dabei um ein Netzwerk der Gemeinden im Perimeter des Welterbes, dem auch die beiden 

Kantone Bern und Wallis sowie der Bund angehören. Für die Umsetzung des 

Managementplanes stehen vorderhand 2.16 Mio. Franken für die nächsten drei Jahre zur 

Verfügung. An den Kosten beteiligt sich der Bund zur Hälfte, die andere Hälfte wird von den 

Kantonen und Gemeinden im Perimeter getragen 175 . Am 6. Juli 2002 ist die offizielle Urkunde 

und das Gütezeichen im Rahmen einer Feier auf der Bettmeralp von Verantwortlichen der 

UNESCO übergeben worden 176 . 

Was bedeutet die Aufnahme in die Naturerbeliste der UNESCO für die Alp Brischern? Was 

bedeutet die Überlagerung von BLN- und UNESCO-Gebiet? Grundsätzlich erhöht die 

Aufnahme solcher Objekte ins UNESCO-Inventar die Verpflichtung zum Schutz dieser 

Gebiete. Da als Objekte des Welterbes praktisch nur Objekte in Frage kommen, die in den 

Bundesinventaren erfasst und durch das Landesrecht geschützt werden, gilt grundsätzlich 

der gleiche Schutzstatus wie für das BLN-Gebiet. Durch die Aufnahme in die Liste des 

Welterbes werden keine neuen Bestimmungen eingeführt. Es handelt sich vielmehr um eine 

169 Interpellation Günter (Nationalrat BE/SP) 97.3436: Jungfrau-Aletsch: World Heritage List der UNESCO. 

170 Walliser Bote 1.4.2000. 


172 An der Urversammlung der Gemeinde Eggerberg vom 31. März 2000 wurde verlangt, die Grenzen des BLN- 

Gebietes und des UNESCO-Gebietes gleichzuziehen, da im Bereich Finnen und Wyer Abweichungen 

bestanden (vgl. Walliser Bote 31. März 2000, S. 16). 

173 Walliser Bote 28.3.2001, S.11. 

174 Vgl. http://www.weltnaturerbe.org/aktuell.php. 

175 Vgl. http://www.weltnaturerbe.org/aktuell.php. 


61


nochmalige Bekräftigung der Bedeutung der Landschaft und der Verpflichtung, diese 

nachkommenden Generationen ungeschmälert weiterzugeben 177 . Bloetzer (Dienststelle für 

Wald und Landschaft 1995: 3) betont aber bei der praktischen Bedeutung, dass „[d]ie 

zukünftige Bewilligung von touristischen Einrichtungen innerhalb eines UNESCO-Objektes 

realistischerweise ausgeschlossen werden [muss]“. Dies könnte für Brischern höchstens im 

Sinne einer touristischen Neuausrichtung von Bedeutung sein. Möglich bleiben 

Einrichtungen, die für die Erhaltung des Objektes notwendig sind oder deren Funktion mit 

den Schutzzielen übereinstimmen. Der Neu- oder Ausbau einer Hütte, die 

landwirtschaftlichen Nutzungszwecken dient, sollte mit den notwendigen Bewilligungen auch 

weiterhin möglich sein. 

Die Alpenkonvention 178 stellt einen weiteren Aspekt der internationalen Naturschutzpolitik 

dar. Sie ist ein völkerrechtliches Abkommen, in dem sich die Unterzeichnerstaaten 179 zu einer 

ganzheitlichen Politik zur Erhaltung und zum Schutz der Alpen bei umsichtiger und 

nachhaltiger Nutzung der Ressourcen verpflichten 180 . Entstanden ist die Konvention aus der 

Überzeugung, dass gewisse Probleme nicht an den Grenzen eines Landes Halt machen. 

Initiiert wurde die Alpenkonvention 1986 durch die Internationale Alpenschutzkommission 

(CIPRA). Zur Zeit ist die Rahmenkonvention von 9 Vertragspartnern unterzeichnet. Die 

Alpenkonvention besteht neben der Rahmenkonvention aus 7 Protokollen zu einzelnen 

Schwerpunktthemen (Berglandwirtschaft, Verkehr, Tourismus, Raumplanung, 

Naturschutz/Landschaftspflege, Energie/Wasser, Bergwald/Bodenschutz). 

Das Protokoll Berglandwirtschaft hat zum Ziel, die standortgerechte und umweltverträgliche 

Berglandwirtschaft so zu erhalten und zu fördern, dass ihr wesentlicher Beitrag zur 

Besiedlung und nachhaltigen Bewirtschaftung, insbesondere durch Erzeugung von typischen 

Qualitätsprodukten, zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen, zum Schutz vor den 

Naturgefahren, zur Wahrung der Schönheit und des Erholungswertes der Natur- und 

Kulturlandschaft sowie zur Kultur im Alpenraum dauerhaft anerkannt und gewährleistet 

wird 181 . Die Bedeutung der Berglandwirtschaft wird erkannt und durch ein Massnahmenpaket 

entsprechend gefördert. Das Protokoll beschränkt sich bisher auf die Formulierung rein 

qualitativer Ziele. Damit sollte für die europäische Alpenpolitik eine gemeinsame Basis 

geschaffen werden. Die quantitative Konkretisierung soll in einer zweiten Generation von 

Protokollen erfolgen. 

Die konkrete Bedeutung für die Alpe Brischern kann als marginal bezeichnet werden. 

Gemäss einem NZZ-Artikel vom 28. April 2001 steht die Alpenkonvention als Gesamtwerk 

isoliert im politischen Raum und besitzt keine wirkliche Priorität. Die Alpenkonvention könnte 

jedoch in Zusammenhang mit der Definition von Makroregionen einen völlig neuen 

177 Vgl. Mitteilungen der Gemeinde Naters, Nr.1/ 2000, S. 511. 

178 Vgl. Broggi et at. (1997: 45). 

179 Frankreich, Deutschland, Italien, Österreich, Slowenien, Monaco, Fürstentum Lichtenstein und die Schweiz. 

180 Die Schweiz hat die Rahmenkonvention am 7.11.1991 unterzeichnet, ratifiziert wurde sie am 28.1.1999. Die 

Protokolle zu Energie und Verkehr wurden am 31.10.2000, die übrigen am 16.10.1999 unterzeichnet. Keines 

der Protokolle ist bisher ratifiziert worden, weder durch die Schweiz noch durch die anderen Staaten 

(Hasslacher 2000: 13-16). 


62


Stellenwert erlangen. Die Europäische Union verabschiedete im Mai 1999 ihr Europäisches 

Raumentwicklungskonzept (Eurek), in dem sie die Idee von transnationalen Gebieten 

entwickelte. Für jede Makroregion sollen jeweils spezifische integrierte 

Raumentwicklungsstrategien erarbeitet werden. Mit der Verabschiedung des Eurek ist die 

EU und die Alpenkonvention näher zusammengerückt. Die Alpen stellen mit der 

Alpenkonvention keinen Sonderfall mehr dar, denn in ganz Europa sollen flächendeckend 

ähnliche Makroregionen entstehen, die ihre eigene Entwicklung nachhaltig gestalten. Die 

Alpenkonvention kann in diesem Prozess bereits sehr viel Wissen mitbringen. Es stellt sich 

die Frage, wie die Schweiz, die im Alpenkonventions-Prozess stark engagiert ist, vom EU- 

Prozess tangiert wird, wenn sie weiterhin abseits der EU steht. 

7.4 Befragung im Untersuchungsgebiet 

Um die theoretischen Erklärungsansätze zu verifizieren, wurde am 12./13. Oktober 2001 

eine kleine Umfrage bei Nebenerwerbslandwirten, die einen Teil ihrer Schafe 182 auf Brischern 

sömmern, durchgeführt 183 . Die Auswahl der Befragten wurde aufgrund der Mitgliederliste der 

Schafzuchtgenossenschaft Eggerberg 184 getroffen. Insgesamt wird Brischern durch Schafe 

von neun Genossenschaftern bestossen. Aus diesen neun wurden fünf ausgewählt. Bei der 

Auswahl wurde darauf geachtet, dass die unterschiedlichen Alter der Schafhalter möglichst 

abgedeckt sind. 

Tabelle 10: Auswahl der Interviewpartner 

Name Alter Anzahl Schafe Anzahl Alprechte auf Brischern 

eggerbergerseits 

Emil In-Albon 75 18-20 2.75 

Mario In-Albon 46 40-50 

Helmut Berchtold 39 20 

Michel Wyssen 30 55-60 (Vater mit 1/8 Alprecht) 

André Bittel 17 keine eigenen Schafe, 

gemeinsame Zucht mit 

dem Vater 

Diese Schafhalter wurden vorgängig schriftlich informiert und dann vom Autor einzeln in 

einem etwa halbstündigen Interview befragt. Befragt wurden die Schafhalter zu folgenden 

Punkten: 

• Motivation für die Schafhaltung allgemein 

• Motivation für die Schafhaltung auf Brischern 

• Alprechtshandel 

182 Die übrigen Schafe der Befragten verbringen den Sommer im Baltschiedertal, auf der Hohnalpe, in 

Zwischbergen (alles Oberwallis), im Zinal und auf anderen Alpen im Unterwallis. 

183 Diese Umfrage diente auch noch der Beantwortung anderer Fragen, die im Laufe der Arbeit aufgetaucht 

waren. Deshalb werden in dieser Arbeit an mehreren Stellen Ergebnisse aus dieser Umfrage präsentiert. 

184 Schriftl. Mitteilung Anton In-Albon, 20.9.2001. 

63


• Gesetzliche Auflagen des Tierschutzes 

• Szenarien bei Kürzung der Subventionen 

• Szenarien einer weiteren Nutzung der Alpe. 

7.4.1 Motivation für Schafhaltung im Allgemeinen 

In einer ersten Frage sollte also die Motivation für die Schafhaltung bzw. den Betrieb der 

Landwirtschaft im Nebenerwerb heraus gefiltert werden. Zu den Ergebnissen lässt sich im 

Allgemeinen sagen, dass sich die unter 7.3.2 aufgeführten Argumente in den Antworten der 

Schafhalter praktisch eins zu eins wieder finden. 

• Der Bezug zur Landwirtschaft und zur Schafzucht ist bei allen bereits seit Kindheit an 

gegeben. Entweder kümmerte/kümmert sich bereits der Vater oder eine verwandte 

Person um die Zucht von Schafen 185 . Nach Ansicht der Befragten gilt ein früher Bezug zu 

den Schafen als Voraussetzung für eine erfolgreiche Zucht. Ein grosser 

Erfahrungsschatz ist insbesondere bei der Schwarznasenrasse zentral. 

• Eine wichtige „Motivationsspritze“ bildet, wider Erwarten des Interviewers, das 

Wettkampfelement, d.h. die Schwarznasenausstellung im Februar, der Widdermarkt im 

März und die Ortsschauen im Herbst. Das Tier mit seinen äusseren Merkmalen ist 

prioritär. Mit zunehmendem Alter ist der Wettkampf zwar immer noch wichtig, die 

Kollegschaft 186 unter den Züchtern und im Pensionsalter die Beschäftigung („aus dem 

Haus kommen“) rücken aber in den Vordergrund. 

• Ebenfalls betont wird die Freude an den Schafen, die Verbundenheit mit dem Boden und 

den Tieren. Einer sieht sich als Landschaftsgärtner. Er betont, dass er das Heu auch 

einkaufen könnte. Hier spielt die intrinsische Motivation eine nicht ganz unwichtige Rolle. 

• Der Zeitaufwand wird einstimmig als hoch bezeichnet. Das Hobby Schafzucht lässt kaum 

Raum für andere Freizeitbeschäftigungen. Als praktisch aber nicht zwingend erweist sich 

die Kombination mit Schichtarbeit im Haupterwerb. 

7.4.2 Motivation für die Sömmerung der Schafe auf Brischern 

Die Motivation zur Sömmerung der Schafe auf Brischern kann durch den besonderen Bezug 

der Schäfer zur Alp hergeleitet werden. Der Bezug ist entweder rechtlicher, emotioneller oder 

praktischer Art. Den befragten Schafzüchtern sind die Alprechte von ihren Vätern bzw. vom 

Grossvater an den Vater übertragen worden oder sie besitzen einen Anteil an einer Hütte. 

Der emotionelle Bezug ergibt sich aus der Tatsache, dass bereits die Väter auf Brischern 

sömmerten oder sie selbst als Hirte eingesetzt wurden. Zudem spielt die Kollegschaft 

untereinander eine nicht unwesentliche Rolle. Dies gilt insbesondere für die Tage vor dem 

185 Alle befragten Schafhalter züchten das Schwarznasenschaf, eine autochthone Rasse aus dem Wallis. Aus 

den Gesprächen heraus lässt sich eine gewisse Rivalität gegenüber den Züchtern des Weissen Alpenschafes 

feststellen, die jedoch in Eggerberg nicht gehalten werden. Das Alpenschaf wird von Züchtern bevorzugt, für 

welche die Fleischproduktion im Vordergrund steht. Die Zucht schöner Tiere ist dann eher sekundär. 

186 Zwei der Befragten bilden eine Betriebsgemeinschaft. Sie arbeiten mit zwei anderen Interviewpartnern eng 

zusammen. Jeden Herbst verbringen sie ein paar Tage zusammen in der Schäferhütte auf Brischern. Das 

Kollegiale wird somit aktiv gepflegt. 

64


Schäfertag im Herbst, die meist gemeinsam auf der Alp verbracht werden. Der praktische 

Grund liegt in der geographischen Nähe zum Dorf Eggerberg. Dies reduziert den Aufwand 

für den etwa wöchentlich durchgeführten Kontrollgang 187 und die Abgabe von Kraftfutter. Ein 

weiterer Grund ist die allgemeine Knappheit an Sömmerungsplätzen für Schafe bzw. eine 

Übernachfrage nach qualitativ hochstehenden Futterangeboten. Man ist deshalb froh, mit der 

Alpe Brischern über eine Ausweichmöglichkeit für nichttragende und ältere Tiere zu 

verfügen. Die im Herbst zu prämierenden Tiere verbringen den Sommer auf vergleichsweise 

ertragsreicheren Alpen. 

7.4.3 Handel von Alprechten 

Der Handel mit Alprechten scheint von Sklerose befallen zu sein. „Rien ne va plus“, oder 

kaum jemand ist bereit, zu verkaufen bzw. zu kaufen. Die horrenden Preise, für ein Achtel 

Alprecht müssten gut und gerne 1000 bis 2000 Franken hingeblättert werden, sind Ausdruck 

einer sehr hohen ideellen Wertschätzung des Alprechteigentums, denn der materielle 

Gegenwert scheint in keiner Art und Weise diesem Preis zu entsprechen. Da andererseits 

heute kein Zusammenhang mehr besteht zwischen Anzahl Tieren und Anzahl Alprechten, 

scheint auch auf der potentiellen Käuferseite kaum ein Anreiz vorhanden zu sein, aktiv zu 

werden. Ein schwaches Interesse kann jedoch bei den Schäfern geortet werden, die mit 

grossen Unsicherheiten konfrontiert sind bezüglich der Sömmerung auf anderen Alpen ohne 

Alprecht. 

7.4.4 Auflagen des Tierschutzes 

Anpassungen zugunsten des Tierschutzes mussten in den Ställen aller Befragten 

durchgeführt werden. Es handelte sich dabei vor allem um die Verbesserung der Licht- und 

Platzverhältnisse. Dahinter steckt das Verhindern von Krankheiten im Tierbestand der 

Züchter. Der Aufwand, das bestätigen alle Aussagen, hielt sich im Rahmen, da es sich 

vielfach um ehemalige Kuhställe handelt, die zur Schafhaltung umgenutzt wurden. In zwei 

Fällen, wo Neubauten errichtet wurden, mussten die strengeren Vorschriften bereits in die 

Planung mit einbezogen werden. Es wird jedoch befürchtet, dass weitere Vorschriften die 

Reihen der Schafzüchter in beschleunigtem Masse lichten dürften. Was die Nutzung der 

Weiden und die Tierhaltung betrifft produzieren alle befragten Betriebe nach den Vorschriften 

der Integrierten Produktion (IP) und den Grundsätzen von RAUS 188 . Kritisiert wird bei all 

diesen Nutzungsauflagen der administrative Aufwand und dass teilweise falsche Prioritäten 

gesetzt werden. Was den Tieren verfüttert wird, findet bspw. nicht Eingang in die 

Nutzungsauflagen. 

187 Wo Betriebsgemeinschaften bestehen, werden die Kontrollgänge aufgeteilt. 

188 Das RAUS-Programm läuft bei den Direktzahlungen unter „weitere Ökoprogramme“ und verlangt, dass die 

Nutztiere in der Vegetationsperiode an mindestens 26 Tagen pro Monat auf die Weide geführt werden und in 

der Winterfütterungsperiode Auslauf an mindestens 13 Tagen pro Monat haben. Für Schafe und Ziegen 

betragen die Abgeltungen 180 Franken pro GVE und Jahr. Grundlage bildet die Verordnung vom 7. Dezember 

1998 über den regelmässigen Auslauf von Nutztieren im Freien (RAUS-Verordnung) (Bundesamt für 

Landwirtschaft (2002). 

65


7.4.5 Szenarien einer restriktiveren Subventionspolitik 

Die staatlichen Beiträge sind laut Aussage der Schäfer heute so bemessen, dass die 

Auslagen in etwa gedeckt werden. Die Auswirkungen einer strengeren Subventionspolitik, 

bspw. eine Verschärfung des minimalen Standardarbeitskräftekriteriums (SAK), werden von 

den Befragten sehr gegensätzlich prognostiziert. Während die einen als Reaktion ein 

vermehrtes Zusammenschliessen von Betrieben sehen, zeichnen die anderen ein 

pessimistischeres Bild der Zukunft. Ihrer Ansicht nach wird es unvermeidlich sein, dass die 

Zucht reduziert oder gar aufgegeben wird. Hintergrund dieser Ambivalenz scheint die Höhe 

des investierten Kapitals zu sein. Züchter mit relativ grossen Neubauten können sich einen 

Abbau schlicht und einfach nicht leisten. Jedoch ist man sich auch in dieser Gruppe bewusst, 

dass weitere Zusammenschlüsse nur schwierig realisierbar sind. Ob eventuell auf das 

wirtschaftlich lukrativere Alpenschaft gesetzt würde, scheint eine Glaubensfrage zu sein. 

7.4.6 Die Zukunft der Alpe Brischern aus Sicht der Schäfer 

Einig sind sich alle Befragten, dass die Alpe Brischern sicher nicht ungenutzt bleibt. Einigkeit 

herrscht überdies darin, dass eigentlich nur eine landwirtschaftliche Nutzung als realistisch 

gesehen wird. Die Frage, und hier gehen die Meinungen auseinander, ist, ob sich Brischern 

zu einer reinen Schafalp oder weiterhin als gemischte Alp genutzt wird. Von beiden Seiten 

bestehen rege Interessen. Am Weiterbestand einer Kuhalp Interesse hat ein Viehzüchter aus 

Eggerberg, der ausschliesslich die Rasse der Eringer hält. Bereits während dem Sommer 

2001 sömmerten zwei seiner Tiere auf Brischern. Eine Alternative dazu wird in der 

Verpachtung an einen Bauern aus dem Nachbardorf Mund gesehen. Dieser bewirtschaftet 

heute den grössten Teil der Munderseite. Nach Ansicht der Schäfer würde ihm 

wahrscheinlich die Nutzung der vom Futterangebot her attraktiven Mähmatten bereits 

genügen, so dass oberhalb der Alphütten weiterhin Schafe gehalten werden könnten. 

Notwendig wird es dann aber sein, die Gross- und Kleinviehalp durch einen Zaun klar zu 

trennen. Andere Szenarien der Schäfer gehen in Richtung Vermietung an Rinderzüchter, 

eventuell auch von auswärts. Eine verstärkte touristische Nutzung, unter dem UNESCO- 

Welterbe-Label bspw., wäre nicht im Interesse der Schäfer. 

7.5 Fazit 

Die Vergleiche Schweiz – Wallis – Eggerberg/Brischern bezüglich Landwirtschaft mit ihren 

teilweise gegenläufigen Tendenzen machen deutlich, dass die gesamtwirtschaftliche 

Entwicklung für den Wandel in der Berglandwirtschaft einschneidender sein kann als 

Änderungen der politischen Rahmenbedingungen. Im Wallis spielt der industrielle 

Nachholbedarf in der Nachkriegszeit mit seinem gewaltigen Sog nach Arbeitskräften die 

entscheidende Rolle für die zunehmende Marginalisierung des landwirtschaftlichen Sektors. 

Ein mehr oder weniger autonomer technischer und biologischer Fortschritt mit beachtlichen 

Produktivitätssteigerungen kommt auf die Berglandwirtschaft zu. Sie stellt sich als zu 

kleinstrukturiert dar, als dass sie mit Grossbetrieben mithalten könnte. Dank der 

Beitragszahlungen und später der Direktzahlungen kann der Niedergang zwar abgebremst 

aber nicht abgewendet werden. Subventionen können eine vorwiegend von 

Nebenerwerbslandwirten getragene, extensive Nutzung der Weiden gewährleisten. 

Direktzahlungen ziehen ihre Berechtigung in zunehmendem Masse aus ökologischen 

66


Bedürfnissen der Öffentlichkeit. Ob eine konkrete Alp dann genutzt wird oder nicht, hängt 

wieder vom Zusammenspiel eher zufälliger Faktoren ab: Wie sicher ist das Einkommen aus 

dem Haupterwerb? Existiert eine funktionierende Alpnutzungsorganisation? Gibt es Leute, 

die auch nach ihrer Pensionierung noch bereit sind, sich der Landwirtschaft zu widmen? Gibt 

es im Dorf genügend junge Leute, die als Nebenerwerbslandwirte das Werk ihrer Eltern 

weiterführen oder neu einsteigen? Gibt es im Dorf eine Schaf- oder Eringer-Züchtertradition? 

Gibt es „Angefressene“ sowohl was die Erhaltung der Alp als auch das Halten von Tieren 

anbelangt? Bestehen öffentliche Interessen an der Erhaltung einer Alp? Mit welchem 

Zusatznutzen ist die landwirtschaftliche Nutzung einer Alp verbunden? etc. Viele dieser 

Faktoren sind psychologischer Art und von einem rein rationalen Standpunkt aus nicht 

erklärbar. 

Die Tatsache, dass ein Pachtvertrag zustande kam, wirft die Frage auf, wie es möglich war, 

dass sich alle Alprechtsbesitzer auf dieses Nutzungsregime einigten. Ökonomisch kann man 

argumentieren, dass Investitionsanreize für den einzelnen nur solange gegeben sind, wie 

sein Planungshorizont unendlich ist, d.h. auch seine Nachfolgegenerationen davon 

profitieren können. Da der Glaube an die Zukunft der Berglandwirtschaft aber definitv im 

Schwinden begriffen war, entfiel auch der Anreiz, sich in irgendeiner Art und Weise für die 

Nutzung der Alp zu engagieren. Rechtlich gesehen bewegt sich die Genossenschaft in 

einem Graubereich. Unklar ist beispielsweise, ob der Pachtvertrag und die darin 

zugestandenen Nutzungsrechte dem Nutzungsrecht der Alprechtsinhaber unter- oder 

übergeordnet sind. Eine Veränderung zeichnet sich einerseits mit der Wiederinstandstellung 

von Alphütten und deren Umnutzung, andererseits mit dem absehbaren Ende des 

Pachtverhältnisses, ab. 

Am Beispiel der Naturschutzpolitik ist zu erkennen, dass das Feld der „stakeholder“ immer 

weitere Kreise zieht. Vermehrt müssen Bedürfnisse der Öffentlichkeit auf regionaler, 

nationaler und transnationaler Ebene abgedeckt werden. Im vorliegenden Fall der Alpe 

Brischern tritt die grösste Veränderung mit dem Ausscheiden des BLN-Gebietes ein. Die 

damit verbundenen Nutzungsauflagen betreffen in erster Linie die Alphütten. Bei Um- und 

Neubauten ist eine Begutachtung durch die ENHK unumgänglich. Nutzungseinschränkungen 

bestehen bezüglich Umnutzung der gesamten Alp, zu denken wäre etwa an eine touristische 

Infrastruktur. Solche Ideen sind jedoch dem Reich der Phantasien zuzuordnen und für die 

Alp und deren Genossenschaft nicht von Bedeutung. 

Die Überlagerung durch internationale Politiken, UNESCO-Welterbe und Alpenkonvention, 

bringt, entgegen weitläufiger Befürchtungen, keine weiteren Beschneidungen der 

Genossenschaftsrechte. Im Hinblick auf die Schaffung eines UNESCO-Gebietes bestehen 

durchaus auch Chancen für die Zukunft. So ist es denkbar, dass die gesamte Region das 

Marketinginstrument des Labels in Anspruch nehmen könnte, um so die Besucher auf die 

besondere Attraktivität aufmerksam zu machen. Ansätze dazu bestehen in der Schweiz noch 

nicht. Damit das Qualitätsmanagement funktioniert, müssten entsprechende Kriterien 

erarbeitet und ein Prüfsystem eingeführt werden. Die Initiative könnte durchaus von privater 

Seite kommen, etwa aus der Zusammenarbeit von Tourismusverbänden und 

Umweltschutzorganisationen. 

67


Am Schluss der Beschreibung der drei zeitlichen Phasen kann versucht werden, die 

Entwicklung des Nutzungsregimes der Alpe Brischern nach Picht (1988) zu typologisieren. 

Picht (1988:6) hat Regelwerke, welche in der Schweiz für das Management von Alpweiden 

im Gemeinschaftseigentum existieren, beschrieben und kategorisiert. Sie kommt dabei auf 

folgende Typologisierung: 

Joint operation system: 

Dispersed unit system: 

Rental system: 

Sämtliche Tätigkeiten werden von der Gemeinschaft organisiert. 

Weideflächen werden gemeinschaftlich genutzt, Alphütten sind 

jedoch von den Nutzungsberechtigten gepachtet oder in deren 

Eigentum, und jeder schaut zu seinen eigenen Tieren. 

Entweder wird das ganze Territorium einem Pächter zur Nutzung 

übergeben, oder das Territorium wird aufgeteilt und an mehrere 

Nutzer verpachtet. 

Die ursprünglichste Form der Nutzung auf Brischern kann mit einem Dispersed unit system 

am ehesten verglichen werden. Nur dank der Synergieeffekte innerhalb der Gemeinschaft 

kann eine Nutzung aufrechterhalten werden. Die Alphütten sind in Privatbesitz und werden 

den Sennerinnen für die Milchverarbeitung überlassen. Sie sind nie in Gemeinschaftseigentum 

gewesen. Ein reines Joint operation system hat es auf Brischern deshalb nie 

gegeben. Zwar muss nicht jeder Viehbesitzer um seine eigenen Tiere besorgt sein, diese 

Aufgabe wird durch die Sennerinnen und Hirten/Hirtinnen übernommen. Jeder Bauer ist aber 

dafür verantwortlich, dass er sein Vieh bei einer Sennerin unterbringt. In den siebziger 

Jahren des letzten Jahrhunderts schlussendlich kann das Nutzungsregime auf der 

Eggerbergerseite de facto als Rental system bezeichnet werden, obwohl de jure immer noch 

die Geteilschaft für das Alpmanagement zuständig ist und die Geteilen ihre Alprechte 

behalten. Ein einzelner Landwirt bewirtschaftet mit eigenem und fremdem Vieh einen 

Grossteil der ursprünglichen Alpweiden. Obwohl die zukünftige Entwicklung offen ist, wird 

wohl das Rental system für die Alpe Brischern wegweisend sein, auch wenn im Hintergrund 

noch am Dispersed unit system festgehalten wird. 

68

8 Ausblick: quo vadis? 

Im folgenden Abschnitt sollen kurz die Entwicklungsperspektiven und -möglichkeiten der 

Alpe Brischern aus dem Blickwinkel der Autoren dargelegt werden. 

Grundsätzlich stellt sich für die zukünftige Nutzung der Alpe Brischern die Frage: 

Landwirtschaft ja/nein? Auf der einen Seite gibt es Anzeichen dafür, dass die 

landwirtschaftliche Nutzung dem baldigen Ende entgegen sieht: 

• Es ist absehbar, dass auch die letzte Familie, die bereits heute keine eigenen Kühe mehr 

versorgt, den Sommer nicht mehr auf Brischern verbringt. Der Pächter ist in 

fortgeschrittenem Alter und jüngere Leute, welche die Alpsömmerung übernehmen 

würden, sind nicht in Sicht. Für den Alpsommer 2001 und 2002 war zwar der Sohn des 

Pächters, Herr Nanzer René, zuständig, der selber Eigentümer von Eringerkühen und 

Schafen ist und zusätzliches Fremdvieh angenommen hat 189 . Diese Variante scheint 

jedoch eher von kurzfristiger Dauer zu sein. Herr Nanzer verbrachte den Alpsommer 

nicht permanent auf Brischern, sondern ging nur etwa jeden zweiten Abend auf die Alp, 

um nach dem Rechten zu sehen 190 . 

• Wegen der engen Verbindung des Alpbetriebes mit den Talbetrieben muss auch deren 

Situation betrachtet werden. In diesem Zusammenhang scheint ein Blick auf die 

Alterssituation der Nebenerwerbsbauern von besonderem Interesse. Die folgende Grafik 

bezieht sich auf die Mitglieder der Schafzuchtgenossenschaft Eggerberg. Es kann davon 

ausgegangen werden, dass der grösste Teil der Schafhalter von Eggerberg in der 

Genossenschaft Mitglied sind. Sechs von insgesamt 35 Genossenschaftern sind nicht 

ortsansässig. 


190 Mündl. Mitteilung Helmut Berchtold, 12.10.2001. 

69


Abbildung 11: Altersverteilung der Mitglieder der Schafzuchtgenossenschaft Eggerberg 2001 

12 

10 

8 

6 

4 

2 

0 

15 bis 20 20 bis 30 30 bis 40 40 bis 50 50 bis 65 65 und älter 

Alter 

Quelle: schriftl. Mitteilung Anton In-Albon, 

20.9.2001. 

Die Verteilung weist einen Überhang auf der rechten Seite auf, d.h. bei den Personen im 

Alter von 40 und älter. Bei den unter 40-jährigen befinden sich 12 Schäfer. Da 

erfahrungsgemäss mit Späteinsteigern ins „Schafbusiness“ kaum zu rechnen ist 191 , eine 

gewisse Affinität muss in den jungen Jahren schon gegeben sein, muss damit gerechnet 

werden, dass in den nächsten 50 Jahren das Nebenerwerbsbauerntum in Eggerberg 

altersbedingt stark reduziert wird. Eine landwirtschaftliche Minimalnutzung scheint jedoch 

auf längere Zeit gesichert zu sein. 

• Im Sinne einer artgerechten Tierhaltung werden die Auflagen ständig verschärft. Die 

Ställe, die in vielen Fällen seit dem Zweiten Weltkrieg keine Veränderungen erfahren 

haben, genügen den Anforderungen nicht mehr. Die Platz- und Lichtverhältnisse 

entsprechen nicht mehr heutigen Bedürfnissen des Tier- und Gewässerschutzes. Für 

Nebenerwerbsbauern liegt die Investitionshürde meist zu hoch 192 . 

• Die beratende Kommission Landwirtschaft möchte die Direktzahlungen in Zukunft nicht 

mehr an die Fläche oder an den Tierbestand binden, sondern einzig an den 

Betriebsaufwand über das Arbeitsaufkommen 193 . Der Grund: der Bund möchte den 

Strukturwandel beschleunigen. Gemäss Aussagen von Herrn Rieder, Professor am 

191 Die Aussagen der Schafhalter in den Experteninterviews (vgl. Kapitel 7.4) lassen erkennen, dass mit der 

Schafhaltung aufgewachsen sein muss, wer eine erfolgreiche Zucht betreiben möchte. Insbesondere gilt dies 

für die Haltung der Schwarznasen. 

192 Mit dem Beschluss vom 5. Februar 1996 betreffend die Erteilung eines Rahmenkredites zugunsten der 

Sanierung land- und alpwirtschaftlicher Gebäude kam der Kanton Wallis den Landwirten mittels Subvention 

entgegen, und zwar für Umbauprojekte, die keine Bundeshilfe erlangen (Art. 2). Die Subvention wurde GVEabhängig 

ausgeschüttet und betrug maximal 150'000 Franken pro Objekt (Art. 4). Der ursprüngliche 

Beschluss sollte Ende 2000 erlöschen, wurde aber durch Änderung vom 18. Juni 1997 um ein Jahr verlängert. 

Insgesamt betrug der Kreditrahmen sechs Millionen Franken. 

193 Vgl. WalliserBote 29.5.2001. 

70


Institut für Agrarwirtschaft der ETH Zürich, präsentiert sich die Situation heute so, dass 

expansionswillige Haupterwerbslandwirte an der Ausdehnung ihrer Betriebsfläche 

gehindert werden, weil Kleinbauern, im Speziellen Nebenerwerbslandwirte, nicht bereit 

sind, ihren Boden abzutreten 194 . Bereits heute existiert der Begriff Standardarbeitskraft 

(SAK) als Ausschüttungskriterium für Direktzahlungen. Die untere Grenze liegt heute bei 

0.3 SAK, sie soll aber im Zuge der Strukturanpassung auf 0.5 SAK erhöht werden 195 . Das 

Bundesamt für Landwirtschaft ist sich bewusst, dass die Berglandwirtschaft und 

arbeitsextensive Betriebe zu den Verlierern gehören werden 196 . Im Kanton Wallis wird der 

Anteil der Landwirtschaftsbetriebe mit einem SAK-Wert von 0.3 bis 0.5 auf rund 22% 

geschätzt, wobei darunter eine grosse Zahl von Weinbauern zu zählen ist. Die 

Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für das Berggebiet (SAB) fordert deshalb eine 

Anpassung der SAK-Berechnung. Die Waldarbeit, die Arbeiten auf den Alpen und die 

Verarbeitung von Produkten müssten einbezogen werden 197 . 

Andererseits gibt es auch Signale, die eher für einen Weiterbestand einer vorwiegend 

landwirtschaftlichen Nutzung sprechen: 

• Die neuen Statuten der Alpgenossenschaft Brischern eggerbergerseits lassen nicht im 

Mindesten daran zweifeln, dass auf Brischern auch in Zukunft Vieh gehalten werden soll. 

An der ausdrücklichen Trennung in eine Gross- und Kleinviehalp kann der deutliche 

Wunsch nach dem Erhalt der Grossviehalp abgelesen werden. 

• Die wachsenden Eringerviehbestände in Eggerberg lassen den Schluss zu, dass ein 

zukünftiges Vertragsverhältnis zwischen diesen Viehbesitzern und der 

Alpgenossenschaft in Frage kommt 198 . Sämtliche Eringervieheigentümer besitzen jedoch 

kein Alprecht auf Brischern. 

• Im Nachbardorf Mund garantieren drei, aus Sicht der regionalen Verhältnisse, 

Grossbauern mit modernen Ökonomiegebäuden den Fortbestand einer Haupterwerbslandwirtschaft. 

Sie alpen ihr Vieh teilweise auf Brischern munderseits. Dass die 

Eggerbergerseite ebenfalls durch die Munder genutzt werden könnte, stellt eine mögliche 

Option dar 199 . So hat Herr Schnydrig aus Mund bereits seit längerer Zeit einzelne Kühe 

auf der Eggerbergerseite gesömmert. Dazu wurde ihm ein Nutzungsrecht eingeräumt, für 

194 Mündl. Mitteilung Peter Rieder, 8.6.2001. 

195 Ein kleines Beispiel zeigt auf, welche Konsequenzen damit verbunden sind (vgl. SBV 2000: 42). Nehmen wir 

an, ein Nebenerwerbsbauer bewirtschafte zwei Hektaren in Hanglage. Um in den Genuss von 

Direktzahlungen zu kommen, müssen nach alter Ordnung (0.3 SAK) 23 Schafe gehalten werden. Rechnen wir 

mit dem verschärften Kriterium (0.5 SAK), so müsste besagter Nebenerwerbslandwirt 46 Schafe halten. Als 

Vergleich: die 19 Schafhalter von Eggerberg kümmerten sich 2000 im Schnitt um 34 Tiere (Jung- und Alttiere) 

(vgl. Tierbestände der Gemeinde Eggerberg, Amt für Viehwirtschaft des Kantons Wallis, 2001). 

196 Vgl. Schweizer Bauer 2.6.2001. 

197 Vgl. Schweizer Bauer 2.6.2001. 

198 Bereits während dem Alpsommer 2000 waren in der Viehherde des Pächters Paul Nanzer auch Eringer 

auszumachen. 

199 Einer dieser Bauern besitzt Alprechte auf der Eggerbergerseite (vgl. Tabelle Aufteilung Kuhrechte, Alpe 

Brischern – Eggerbergerseite, Dokument im Archiv Alpe Brischern). Ein Pachtzins müsste demzufolge um die 

Anzahl Alprechte reduziert werden (mündl. Mitteilung Josef Hutter, 13.4.2001). 

71


das er bezahlen musste 200 . Besonders die ertragsreichen Mähmatten gelten als sehr 

attraktive Weideflächen. 

• In den letzten Jahren konnte man in den Lokalzeitungen des Öfteren auf Annoncen 

stossen, in welchen Landwirte aus angrenzenden Kantonen Sömmerungsmöglichkeiten 

für ihr Vieh suchten 201 . Der Fortbestand eines Pachtverhältnisses mit ausserkantonalen 

Bauern könnte zu einer Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung führen und 

eventuell auch finanziell interessant sein. Es würde sich jedoch sicher die Frage nach 

einem Ausbau der Infrastruktur (z.B. Ställe, Zufahrt) stellen. Sollte jedoch die im 

Zusammenhang mit der Öffnung der Agrarmärkte diskutierte Aufhebung der 

Milchkontingentierung verwirklicht werden, wird Brischern an Attraktivität für die 

Sömmerung von Milchkühen verlieren. Hochgezüchtete Milchkühe verlangen nach einem 

üppigen Futterangebot und nach einer intensiven Betreuung durch Alppersonal 202 . 

• Können die Schafbestände trotz entgegengesetzer Tendenz auf dem bestehenden 

Niveau gehalten werden und kommt eine Grossviehsömmerung nicht zustande, besteht 

die Möglichkeit der Ausdehnung der Kleinviehalp nach unten. Eine Statutenänderung 

wäre jedoch notwendig. 

• Die noch folgenden Etappen der Alpmelioration, innerhalb derer bereits die 

Wasserversorgung durchgeführt worden ist, lassen auf einen in Zukunft gesteigerten 

landwirtschaftlichen Wert der Alp schliessen. Mit der noch anstehenden Anpassung der 

Baustruktur auf Munderseite, vor allem was die Milchverarbeitung 203 anbelangt, werden 

die Verarbeitungsmöglichkeiten auf der Alp verbessert. Ob damit eine Intensivierung der 

Nutzung einher geht, kann heute noch nicht abgeschätzt werden. Abzuklären wäre, ob 

diese Anzeichen mit dem Schutzgedanken des BLN- bzw. UNESCO-Gebietes vereinbar 

sind. 

• Seit dem 1. Januar 1996 kennt Eggerberg ein sogenanntes Reglement zur Verhinderung 

der Vergandung. Laut Artikel 4 dieser Bestimmung ist „[j]eder Grundeigentümer [ ] 

persönlich verantwortlich, dass seine Wiesen berieselt werden und der Pflanzenwuchs 

geerntet oder abgeweidet wird.“ Es liegt im Kompetenzbereich der Gemeinde, die 

Grundeigentümer für die Bewirtschaftung der Äcker und Wiesen in die Pflicht zu nehmen 

und, falls notwendig, die Arbeiten selber auszuführen und dem Eigentümer in Rechnung 

zu stellen. Dieser Nutzungszwang kann eventuell einen Einfluss haben auf eine minimale 

landwirtschaftliche Nutzung in der Gemeinde Eggerberg. Denkbar wäre beispielsweise, 

dass Nebenerwerbslandwirte vermehrt Dienstleistungen für Dritte anbieten würden. Ein 

gewisser Tierbestand wäre gesichert und mit ihm die Nachfrage nach 

Sömmerungsplätzen auf Alpweiden. Die Erfahrungen zeigen, dass die Schäfer heute 

tatsächlich mit zahlreichen Anfragen konfrontiert werden von Wiesenbesitzern, die keinen 

Verwendungszweck für ihre Güter mehr sehen. In vielen Fällen ist der Aufwand für 

Zäunung und Bewässerung oder Berieselung jedoch zu gross. Die Schäfer tendieren 

eher dazu, auf Anfragen zurückhaltend zu reagieren und Flächen, die bewirtschaftet 

200 Mündl. Mitteilung Mario In-Albon, 12.10.2001. 

201 Vgl. z.B. Dokument Nr. 86, Archiv Brischern eggerbergerseits. 


203 Mündl. Mitteilung Amandus Schnydrig, Meliorationsamt Visp, 23.4.2001. 

72


werden, sauber zu nutzen 204 . Die Schäfer glauben denn auch nicht, dass sich das 

Vergandungsreglement in der Landwirtschaftszone exekutierbar ist. 

Werden die Faktoren, die gegen eine landwirtschaftliche Nutzung der Alp Brischern 

sprechen, in Zukunft überwiegen, kann eine rein touristische Nutzung im Vordergrund 

stehen. Die Alphütten weisen bereits heute einen sehr guten Ausbaustandard auf. Ein Blick 

auf das Hinweisinventar zeigt, dass insgesamt 22 Gebäude unterhalten werden und sich 

dementsprechend in einem guten Zustand befinden. 10 von diesen 22 Gebäude davon 

dienen ausschliesslich Wohnungszwecken, 5 sowohl Wohnungs- als auch 

landwirtschaftlichen Zwecken (vgl. Hinweisinventar zu den Sonderzonen / Mund, 

Erhaltungszone „Brischeru“ 1996). Diverse Bestimmungen im Hütten- und Wasserreglement 

weisen darauf hin, dass eine touristische Nutzung zumindest als wichtige Co-Nutzung der 

Alplandwirtschaft gesehen werden. Gemäss Art. 6 des Hüttenreglementes ist bei Neu- und 

Umbauten eine den Normen entsprechende Klärgrube zu erstellen. Die Alpbetriebe haben 

bezüglich der Wassernutzung zwar Vorrang (Art. 1 Wasserreglement), das Reglement ist 

jedoch auf die Bedürfnisse einer touristischen Nutzung zugeschnitten und kann teilweise als 

reglementarischer Nachvollzug von bestehenden Sachverhalten betrachtet werden. Für 

Anschlüsse an das Leitungsnetz ist ein Anschlussgesuch einzureichen (Art. 3) und die 

Hausinstallationen sind in ordnungsgemässem Zustand zu erhalten (Art. 5). Für den 

Anschluss ist eine einmalige Anschlussgebühr an die Genossenschaft zu entrichten 205 . Sie 

wird ergänzt durch eine jährlich zu entrichtende Gebühr (Art. 7). Der Ausbau der 

Wasserversorgung für die beiden Alpen dient zwar vorwiegend landwirtschaftlichen Zwecken 

und ist folgerichtig auch in ein landwirtschaftliches Meliorationsprojekt eingebettet worden. 

Es ist jedoch zu vermuten, dass die Unterstützung für das Projekt und die notwendigen 

organisatorischen Anpassungen ohne den touristischen Hintergrund auf beiden Seiten der 

Alp auf weniger Gegenliebe gestossen wäre. 

Um die touristische Seite der Alpwirtschaft zu stärken, ist im Oberwallis das sogenannte Alp- 

Agro-Tour-Projekt lanciert worden 206 . Es baut auf den drei Säulen Direktvermarktung, 

Wandertourismus und Ferien auf der Alp. Die Idee stammt aus Norditalien, wo ein Projekt im 

Rahmen von INTERREG 207 läuft. In der Schweiz sucht die Beratungsorganisation für 

Regionen und Gemeinden (BEREG) nach möglichen Partnern. Im Sommer 2001 wurden 48 

Alpen im Oberwallis besucht und Daten erhoben. Diese Datenbasis dient der Kreation 

konkreter agrotouristischer Angebote, die teilweise bereits für den Sommer 2002 bereit 

gestanden haben. Gemäss den drei Säulen ist das Marketing von Alpprodukten und die 

Vermietung von Alpgebäuden an Feriengäste vorgesehen, oder es werden Lehrpfade 

eingerichtet, die beispielsweise das Wissen über typische Walliser Tierarten vermitteln. Als 

Brückenschlag zwischen Alpbewirtschafter und Touristen kann auch das Projekt SAMI 

(Schweizerische Alpbetriebe-Marketing-Inventar) angesehen werden. Im Sinne einer 

204 Mündl. Mitteilung Michel Wyssen, 12.10.2001. 

205 Es handelt sich um einen Stufentarif, der in Abhängigkeit vom Ausbaustandard gesetzt wurde. Mit Dusche ist 

bspw. ein Betrag von 800 Franken zu entrichten, für ein WC 600 und für fliessendes Wasser 200 Franken 

(vgl. Wasserreglement Alpgenossenschaft Brischern eggerbergerseits, Art. 6). 

206 Vgl. Walliser Bote vom 6.10.2001. 

207 INTERREG unterstützt seit 1990 in der EU und in der Schweiz Projekte in den Randregionen. Durch eine 

grenzüberschreitende Zusammenarbeit sollen die Nachteile von Randgebieten überwunden werden. 

INTERREG ist eine Initiative der Europäischen Union (vgl. http://www.interreg.ch). 

73


Fortsetzung der Alpkataster aus den sechziger Jahren soll eine Datenbank erstellt werden, 

die um touristische Hinweise ergänzt werden soll 208 . 

Angesichts der dualen Nutzung der Alp, Landwirtschaft und Tourismus, stellt sich die Frage, 

inwieweit beide Nutzungstypen interagieren. Inwieweit würde also das Verbringen der 

Freizeit auf Brischern an Attraktivität verlieren, wenn keine Kühe und Schafe mehr weiden 

würden? Welche externen Effekte übt die Landwirtschaft auf den Tourismus aus und 

umgekehrt? Hier stellt sich postwendend die Kosten/Nutzen-Frage, sollte sich die 

Landwirtschaft von Brischern zurückziehen. Was ist den Ferienleuten der Anblick von 

genutzten Weiden wert? Wieviel Wert hat der Anblick von Vieh oder das Geläute von 

Glocken? Die Beantwortung derartiger Fragen könnte schliesslich bei der Entscheidung 

hilfreich sein, eine landwirtschaftliche Nutzung zu unterstützen oder durch Dritte zu 

gewährleisten. Zu denken wäre etwa, wie das unten im Dorf mit den Anstrengungen gegen 

eine Vergandung der Landschaft bereits der Fall ist, an ein zweimaliges Mähen durch 

Angestellte der Gemeinde oder eine private Firma. 

Ein anderer Fragenkomplex wird mit der Eingliederung der Alp Brischern ins BLN-Gebiet und 

ins UNESCO-Welterbe angeschnitten. Wie verträgt sich eine landwirtschaftliche Nutzung mit 

den Zielen dieser Schutzgebiete? Kann die mit der Verwirklichung des Meliorationsprojektes 

verbundene Intensivierung den Ansprüchen von naturschützerischer Seite her noch gerecht 

werden? Es ist davon auszugehen, dass trotz Melioration eine extensive Nutzung 

gewährleistet ist. Gemäss Broschüre zur UNESCO-Kandidatur der Jungfrau-Aletsch- 

Bietschhorn-Region ist diese Landschaft ein bedeutender Lebensraum zur Erhaltung der 

Artenvielfalt. Der Schutz der biologischen Diversität ist ein zentrales Anliegen des 

Welterbeprogramms. Ist nun eine Landwirtschaft, extensiv betrieben, vereinbar mit den 

Schutzzielen der UNESCO? Während im Mittelland die Auswirkungen der Landwirtschaft auf 

die Artenvielfalt gut dokumentiert sind, existieren nur wenige Untersuchungen für das 

Berggebiet 209 . Erste Ergebnisse aus dem Projekt „Primalp“ 210 der ETH Zürich zeigen, dass 

mit zunehmender Höhe die durch die Nutzung bedingten Einflüsse auf die Vegetation an 

Bedeutung verlieren. Oberhalb von 1600m ü.M. konnte auf den Versuchsflächen im 

Waadtland über eine Zeitperiode von 30 Jahren kein Rückgang der Artenvielfalt beobachtet 

werden. Wie weit die Ergebnisse auf andere Regionen des Alpenraums übertragen werden 

können, muss sich im Laufe weiterer Forschungsarbeiten 211 noch herausstellen. 

Unbestrittener ist der Beitrag der Berglandwirtschaft zum Schutz vor Erosion, Rutschungen 

und Lawinen, zur dezentralen Besiedlung der Schweiz und zur Bewahrung ästhetischer 

Reize des Alpenraums. Im Bewusstsein dieser öffentlichen Güter, die durch die 

Berglandwirtschaft bereit gestellt werden können, lässt sich auch ein stärkeres Engagement 

208 Die Informationen sind unter http://www.alporama.ch abrufbar. Es existiert eine Seite zur Alpe Brischern 

eggerbergerseits und munderseits. 

209 Vgl. NZZ vom 3.10.2001, S. 72. 

210 „Primalp“ ist ein interdisziplinäres Projekt an der ETH Zürich und setzt sich zum Ziel, wissenschaftliche 

Grundlagen zu erarbeiten für eine langfristige Gestaltung des schweizerischen Alpenraums. Konkret geht es 

um die Entwicklung eines mathematischen Modells, mit Hilfe dessen die Entscheidungsprozesse beschleunigt 

und transparenter gestaltet werden sollen (vgl. http://www.primalp.ethz.ch). 

211 Ergebnisse in diesem Kontext sind etwa auch vom Nationalfonds-Projekt NFP 48, Landschaften und 

Lebensräume der Alpen, zu erwarten. Der Ausführungsplan ist im Oktober 2000 durch die Vorsteherin des 

EDI genehmigt worden. Die Forschungsarbeiten werden 2002 starten und sich über die kommenden fünf 

Jahre erstrecken (vgl. Ausführungsplan zum NFP 48). 

74


des Staates fürs Berggebiet und die Berglandwirtschaft im Speziellen in Zukunft 

rechtfertigen. Konkrete Ansätze bestehen. So wird aus Sicht der Landwirtschaftspolitik der 

Alpsömmerung zukünftig vermehrt Rechnung getragen. Bereits durch das Parlament 

abgesegnet worden ist der Bundesbeschluss vom 18. Juni 1999 über die finanziellen Mittel 

für die Landwirtschaft in den Jahren 2000-2003. Er sieht eine Erhöhung der Beitragssumme 

von 65 auf 90 Millionen pro Jahr vor. Sömmerungsbeiträge werden aber auch mit dieser 

Erhöhung weiterhin nur Ergänzungszahlungscharakter haben können. 

75

9 Schlussbemerkungen und Zusammenfassung 

Schon sehr früh hat sich in sozialen Gesellschaften die Einsicht durchgesetzt, dass 

gemeinsame Regeln der Anarchie und dem Chaos vorzuziehen sind, vor allem wenn ein 

Schleier der Unwissenheit über der zukünftigen Situation jedes einzelnen Mitglieds der 

Gesellschaft liegt. Aus zunächst nachbarschaftlichen Vorstufen wächst deshalb bereits im 

Frühmittelalter ein vorwiegend wirtschaftlicher Nutzungsverband, die Dorfgenossenschaft, 

heran. Wo die Eigentumsrechte an Grund und Boden übertragen werden, entwickeln sich 

aus den Dorfgenossenschaften zwischen dem Hochmittelalter und dem Ende des Ancien 

Régime allmählich Burgerschaften oder (politische) Dorfgemeinden. Anders verhält es sich 

bei den Genossenschaften, denen die Eigentumsrechte nicht übertragen werden, die aber 

mit einem Nutzungsrecht ausgestattet werden. Dieses kann sich auf den Wald oder auf 

Alpweiden oder auf Wasser etc. beziehen, Güter also, deren Nutzung nur im Kollektiv 

möglich ist. Man nennt Gemeinschaften mit derartigen Nutzungsrechten bis in die heutige 

Zeit Genossenschaften oder Geteilschaften. Sie zeichnen sich meist durch sehr stabile 

Strukturen und Regeln aus, die seit ihrer Einführung nur sehr marginalen Änderungen 

unterworfen wurden. Die in dieser Fallstudie vorgestellte Alp Brischern im Oberwallis gehört 

in diese Kategorie. 

Die traditionelle Nutzung der Alp kann bis etwa 1950 beobachtet werden. Diese erste Phase, 

sie wurde in der vorliegenden Arbeit nur von 1871, dem Jahr der Trennung in zwei 

Alpgeteilschaften West (eggerbergerseits) und Ost (munderseits), an beschrieben, zeichnet 

sich durch eine grosse Abhängigkeit der Bevölkerung von den Erträgen der Landwirtschaft 

aus. Was produziert wird, dient dem eigenen Konsum (Subsistenzwirtschaft). Die Alpnutzung 

ist fester Bestandteil des bäuerlichen Jahreszyklus und Teil der Überlebenssicherung. Nebst 

all den institutionellen Regeln, die auch für andere nachhaltig genutzte Güter festgestellt 

werden können, scheint diese wirtschaftliche Abhängigkeit vom Bauernbetrieb verantwortlich 

zu sein, dass alle Nutzer der Alp am gleichen Strick gezogen haben. Kontrollmechanismen, 

Festlegung der Grenzen, Akzeptanz durch die übergeordnete Ebene sind zwar absolut 

notwendig für einen geregelten Alpbetrieb und zur Verhinderung einer Übernutzung der 

Weidressourcen. Ist das wirtschaftliche Interesse aber nicht vorhanden, kann die gesamte 

Nutzung trotz geschriebener und ungeschriebener Regeln völlig kollabieren. Dies zeigt sich 

in der zweiten Phase zwischen den fünfziger und siebziger Jahren. Interessant ist, wie rasch 

sich dieser Wandel vollzogen hat und ist ein Indiz dafür, wie schnell die industrielle 

Entwicklung, man könnte gar von industrieller Revolution sprechen, im Alpengebiet Einzug 

gehalten hat. Innerhalb von wenigen Jahren können über Jahrhunderte gewachsene und 

bewährte Traditionen über den Haufen geworfen werden. Aus einem Problem der 

Übernutzung und der Begrenzung dieses Problems mittels Fixierung der Nutzungsrechte 

wird ein Problem der Unternutzung, dessen Auswirkungen sich aber erst später 

manifestieren. 

In der Phase ab den siebziger Jahren zeichnet sich eine Akzentverschiebung ab. Die 

Nutzung der Alp scheint plötzlich wieder auf Interesse zu stossen. Für einen Betrieb der Alp 

müssen nicht mehr zwingendermassen wirtschaftliche Abhängigkeiten vorhanden sein. Die 

Leute verfügen über Zeit und Geld, die es erlauben, das relativ kosten- und zeitintensive 

Hobby Landwirtschaft zu betreiben. Im Vordergrund steht nicht mehr die Ernährung der 

76


eigenen Familie, dazu dient das Haupterwerbseinkommen, sondern die Gestaltung der 

Freizeit und damit die Selbstverwirklichung. Dazu gesellt sich die Kameradschaft in einer 

vorwiegend männerdominierten Subgruppe, Nostalgie und ein Konkurrenzanreiz, sei es über 

das Äussere der Tiere oder ihre Bewährung im Zweikampf. Die Gesellschaft bietet mit 

entsprechenden Anlässen (z.B. Prämierungen, Wettkämpfe) und der zugeteilten 

Aufmerksamkeit (z.B. Medien, Ringkuhkämpfe als Publikumsmagneten) die notwendigen 

Rahmenbedingungen. 

Eine vielleicht nicht dominierende aber doch wichtige Rolle spielt in dieser Entwicklung die 

Landwirtschaftspolitik und innerhalb dieser vor allem die Subventionspolitik. In der ersten 

Phase bis 1950 beginnt sich die Landwirtschaftspolitik langsam zu etablieren. Die Bauern 

organisieren sich, ihr politisches Gewicht nimmt zu. Die Subventionierung bäuerlicher 

Betriebe führt in dieser frühen Phase zunächst zu grossen Disparitäten zwischen Flachland 

und Berggebiet. Sie sind gleichzeitig Anstoss für die Einführung von Direktzahlungen. Auf die 

Abwanderung der Landwirte in Industrie- und Tourimuszweige ab den fünfziger Jahren 

reagiert der Staat mit Strukturerhaltungspolitik. Ziel ist es, eine möglichst grosse Zahl von 

Betrieben zu erhalten. Sie kann sich diese Politik leisten, denn Landwirtschaftssubventionen 

sind gesellschaftlich kaum umstritten. Instrumente dieser Politik sind Produktesubventionen, 

Absatzgarantien (z.B. Milchkontingentierung) und die Gewährleistung der Produktevermarktung 

(z.B. Käseunion) 212 . In der Zwischenzeit, bedingt durch Engpässe in der 

Bundeskasse und durch die teilweise Öffnung der Agrarmärkte, wird der Ruf nach mehr 

Marktorientierung und verstärkter „Ökologisierung“ immer lauter. Die Massnahmen werden 

zunehmend produktionsneutraler ausgestaltet und an Bedingungen geknüpft. Zudem sind 

sie heute stark einkommensorientiert, was eine Antwort auf die ungleiche 

Einkommensverteilung in der Landwirtschaft ist. Nebenwerbsbetriebe werden, zumindest de 

iure, den Haupterwerbsbetrieben gleichgestellt. Damit wird das Hobby zu einem Teil durch 

den Staat finanziert, auf der anderen Seite bieten die Nebenerwerbslandwirte mit ihrer 

Tätigkeit Leistungen an, die den Charakter öffentlicher Güter haben. Durch den Weidgang 

und die Heuernte kann bspw. der fortschreitenden Vergandung dorfnaher und entfernterer 

Wiesen und Weiden Einhalt geboten werden. Im Reglement gegen die Verwilderung der 

landwirtschaftlichen Flächen der Gemeinde Eggerberg zeigt sich der Wille der Bevölkerung 

zur Eindämmung des Einwuchses. Derartige Bestrebungen eröffnen der Landwirtschaft, vor 

allem der Nebenerwerbslandwirtschaft, neue Perspektiven. 

Die Naturschutzpolitik kommt als weitere Erklärungsvariable der beschriebenen Entwicklung 

auf der Alp Brischern erst ab den sechziger Jahren in Frage. Vor dieser Zeit ist Naturschutz 

landesweit praktisch kein Thema. Die natürliche Umwelt gilt auf der einen Seite als 

unerschöpfliche Quelle natürlicher Ressourcen und verfügt auf der anderen Seite über 

unbeschränkte Absorptionskapazitäten für Abfallstoffe. In den sechziger und siebziger 

Jahren wird diese Sichtweise angesichts zunehmender Schwächeanzeichen der Natur und 

Irreversibilitäten (z.B. Rohstoffknappheit, Aussterben von Pflanzen- und Tierarten) revidiert. 

Die wirtschaftliche Tätigkeit wird nun als Bestandteil eines Kreislaufes mit 

Rückkopplungseffekten verstanden. Hauptsächlich mit dem Instrument der Inventare wird 

versucht, seltene und schützenswerte Elemente der Natur vor deren Beeinträchtigung und 

Zerstörung zu schützen. In der vorliegenden Fallstudie steht die Aufnahme des 


77


Fallstudienperimeters in die Liste der BLN-Objekte im Mittelpunkt. Konsequenzen, sowohl 

finanzieller Art (z.B. zusätzliche Beiträge) wie auch aus Sicht der Nutzungsoptionen oder 

Nutzungseinschränkungen, ergeben sich daraus kaum, da mit grosser Wahrscheinlichkeit 

keine grossen Nutzungsänderungen in Zukunft anstehen, die diametral zu den Zielsetzungen 

in BLN-Gebieten liegen würden. Mit dem Einbezug ins UNESCO-Welterbe Jungfrau-Aletsch- 

Bietschhorn verstärken sich die Schutzbestrebungen noch, wobei sich keine konkreten 

Nutzungsauflagen direkt daraus ableiten lassen. Chancen ergeben sich aber aus dem 

höheren touristischen Potential. 

Für die Zukunft der Alpe Brischern kommen mehrere Optionen in Frage. Die Altersverteilung 

der Nebenerwerbslandwirte lässt vermuten, dass auch das Hobby-Bauerntum, zumindest in 

Eggerberg, langsam aussterben wird. Für die Alpbewirtschaftung muss dies aber nicht eine 

vollständige Aufgabe bedeuten. In der Nachbargemeinde existieren landwirtschaftliche 

Haupterwerbsbetriebe, die durchaus Interesse an einer Ausweitung des Weidgangs auf die 

Westseite hätten. Eine weitere Verpachtung der Alp, auch an Auswärtige, stellt somit eine 

mögliche Option dar. Mit diesem Szenario verbunden ist jedoch die Frage, inwieweit die 

Aufrechterhaltung der Genossenschaftsstruktur noch Sinn macht. Bereits heute äussern sich 

einige Stimmen kritisch dazu, dass für Alpmeliorationen sämtliche Alprechtsbesitzer zur 

Kasse gebeten werden, der Nutzen aber nur einer kleinen Gruppe zugute kommt. Zudem 

überschneiden sich hier Pächterrechte und Geteilenrechte. 

Eine touristische Umnutzung der Alp wird sich nur im Rahmen einer sanften Entwicklung 

realisieren lassen. Die Innenausbauten der meisten Hütten auf Brischern lassen auf ein 

gesteigertes touristisches Interesse schliessen. Eventuell liesse sich die 

Kapazitätsauslastung der Hütten, die heute praktisch nur durch die Eigentümer selbst und 

ihre Angehörigen genutzt werden, durch ein entsprechendes Angebot für Touristen erhöhen. 

Würde die landwirtschaftliche Nutzung der Alpe Brischern vollständig eingehen, der Wunsch 

der Erhaltung der Weiden aus touristischem Blickwinkel aber bspw. weiterhin bestehen, 

müsste diskutiert werden, ob die Nutzung der Alp durch einen Gemeindedienst sicher 

gestellt werden müsste. 

78

Literatur 

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Diplomarbeit am Institut für Agrarwirtschaft, ETH Zürich: 142 S. 

Tuor, Peter; Schnyder, Bernhard; Schmid, Jörg (1995): Das Schweizerische Zivilgesetzbuch. 

Zürich, Schulthess Polygraphischer Verlag: 1003 S. 

81

Anhang 

Liste der Interviewpartner/Interviewpartnerinnen 

Vorname, Nachname „Funktion“ Datum des Interviews 

Anna, Zimmermann-In-Albon Ortskennerin 16. März 2000 

Elisa, Theler-In-Albon 

Ortskennerin und ehemalige 16. März 2000 

Sennerin auf der Alp Brischern 

Emil, In-Albon Schafzüchter in Eggerberg 12. Oktober 2001 

Mario, In-Albon Schafzüchter in Eggerberg 12. Oktober 2001 

Helmut, Berchtold Schafzüchter in Eggerberg 12. Oktober 2001 

Michel, Wyssen Schafzüchter in Eggerberg 12. Oktober 2001 

André, Bittel Schafzüchter in Eggerberg 13. Oktober 2001 

82

DIE NUTZUNG VON ALPWEIDEN IM WANDEL - ETH Zürich

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