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Oldenburger Jahrbuch - der Landesbibliothek Oldenburg

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Das Totengewand des Grafen Anthon Günther 9<br />

am Hosenbund (Abb. 6) durch zwei obere und zwei untere, rund<br />

umstochene, kleine Löcher zu ziehen ist, so daß diese bei festem<br />

Schluß aufeinan<strong>der</strong>liegen. Darunter schließen sich dann die 16 eng<br />

gereihten umsponnenen Knöpfe des Schlitzes an; dieser ist mit dunkelbrauner<br />

Litze eingefaßt, ebenso wie die Taschen, <strong>der</strong>en senkrechter<br />

Schlitz sich 10 cm vor <strong>der</strong> seitlichen Hosennaht befindet.<br />

In den Bund eingenäht sind 10 nach unten gerichtete Messinghaken<br />

von VA cm Länge, die in kleine Ringe in Höhe <strong>der</strong> Taille an<br />

<strong>der</strong> Unterseite des Wamses eingehakt werden (Abb. 6). Damit diese<br />

Ringe, an denen das Gewicht des Beinkleids hängt, sich am Wams<br />

nicht abzeichnen, sind sie mit kurzen Schlaufen zwischen Rips und<br />

Futterseide an letztere angenäht.<br />

Das dem Verschluß des Hosenbundes dienende Band ist durch die<br />

Knopflöcher zweier ähnlicher brauner Seidenzwickel (Abb. 6) gezogen,<br />

die jedoch keine Verbindung mehr mit dem Kleidungsstück haben, an<br />

dem sie ursprünglich angenäht gewesen sein mögen in <strong>der</strong> Art <strong>der</strong><br />

Lasche an einer gesteiften Hemdenbrust o<strong>der</strong> dem Knopflochsteg, wie<br />

er heutzutage die Frackweste mit dem Schlußknopf <strong>der</strong> Hose verbindet.<br />

Möglicherweise haben sie zur Regulierung des Leibumfangs <strong>der</strong><br />

Hose gedient. Sie müßten dann am Hosenbund etwas weiter seitlich<br />

rechts und links angenäht gewesen sein und diesen vorne verengend<br />

zusammengezogen haben, je fester man sie mit dem Schlußband zusammenschnürte.<br />

Anscheinend sind mit Rücksicht hierauf die beiden<br />

Vor<strong>der</strong>bahnen <strong>der</strong> Hose etwas breiter als die rückwärtigen, so daß die<br />

durch doppelten Spitzenbesatz betonten Seitennähte sowie die Hosentaschen<br />

sich nur bei verengertem Bund in normaler Seitenlage befinden,<br />

bei erweitertem Hosenbund aber ziemlich weit nach rückwärts<br />

rücken. Der maximale Leibesumfang von etwa 126 cm dürfte also<br />

normalerweise auf etwa 100-— 110 cm zu verringern sein.<br />

Eingangs wurde bereits erwähnt, daß die langen, unterhalb <strong>der</strong><br />

Knie hängenden spitzengerän<strong>der</strong>ten Manschetten, die auf dem Stich<br />

des in ganzer Figur stehenden Grafen (Abb. 2) und dem Aufbahrungsstich,<br />

wie auch auf Heimbachs Familienbild (in Schloß Rosenborg)<br />

zu sehen sind, im Sarg nicht mehr vorhanden waren. Vorausgesetzt,<br />

daß <strong>der</strong> Aufbahrungsstich in dieser Hinsicht zuverlässig ist,<br />

besteht entwe<strong>der</strong> die Möglichkeit, daß sie, ebenso wie <strong>der</strong> sicher<br />

denn wenn man das angegebene Maß für die beiden Strumpfbän<strong>der</strong> teilt,<br />

stimmt es genau mit dem hier für die beiden Hosenbän<strong>der</strong> gemessenen Befund<br />

von je 2 Ellen überein. — In dem Inventar des Delmenhorster Grafen<br />

Christian (t 1647) werden Paare von „Hosenbendel“ aufgeführt, jeweils in<br />

<strong>der</strong> Farbe <strong>der</strong> Klei<strong>der</strong>, dagegen keine Strumpfbän<strong>der</strong>.

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