Sarasani Nr. 14 - Scout.ch
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Pfadi weltweit Fernrohr<br />
Fotos: Claude Bauer / Drops, Daniel Aepli / Smart, Lukas Müller / Fläis<strong>ch</strong><br />
Aufgabe uns no<strong>ch</strong> bevorsteht. Früh bauen wir am<br />
nä<strong>ch</strong>sten Morgen unser Zelt ab. Belohnt werden wir dafür<br />
mit einem einmaligen Augens<strong>ch</strong>maus: Nebel, der<br />
über die Bergkuppen das Tal hinab zieht, während lange<br />
ni<strong>ch</strong>t gesehene Sonnenstrahlen den blauen Himmel<br />
zum Leu<strong>ch</strong>ten erwecken. Die weitere, wi<strong>ch</strong>tige Passquerung<br />
gelingt, au<strong>ch</strong> wenn si<strong>ch</strong> die Orientierung auf<br />
einer Karte mit Massstab 1:250 000 im Gebirge verzwickt<br />
gestaltet. Zum Tagesabs<strong>ch</strong>luss ziehen wir das<br />
«Grizzly-Tal» hinab – an auffallend vielen Kadavern<br />
und anderen Überbleibseln vorbei.<br />
Am Tag 5 wird das Terrain merkli<strong>ch</strong> anspru<strong>ch</strong>svoller.<br />
Jetzt erahnen wir, was der Ranger wohl im Hinterkopf<br />
hatte, als er uns mit einem süffisanten Lä<strong>ch</strong>eln versi<strong>ch</strong>erte,<br />
hier in der Brooks Range, weit nördli<strong>ch</strong> des Polarkreises,<br />
nie s<strong>ch</strong>neller als 2 Kilometer pro Stunde voran<br />
zu kommen: Grasbüs<strong>ch</strong>el, die bei Betreten<br />
umknicken, hüfthohes Dicki<strong>ch</strong>t, Sumpf, aggressive<br />
Flüsse. Es ist förmli<strong>ch</strong> spürbar, wie wir in unserem Zeitplan<br />
mehr und mehr in Rückstand geraten. Nein, mehr<br />
als 2 km/h sind wirkli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>. Zu Mittag ma<strong>ch</strong>t<br />
si<strong>ch</strong> gar so etwas wie Frust breit.<br />
Der dritte und letzte Pass am Tag darauf kommt uns<br />
als Abwe<strong>ch</strong>slung ni<strong>ch</strong>t ungelegen. Der Aufstieg glei<strong>ch</strong>t<br />
einer Flussquerung, der Abstieg kommt einem Kampf<br />
gegen Sträu<strong>ch</strong>er und Büs<strong>ch</strong>e ziemli<strong>ch</strong> nahe – do<strong>ch</strong> wir<br />
s<strong>ch</strong>affen es tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>, uns gegen die ersten Morgenstunden<br />
von Tag 8 in eine – den Verhältnissen entspre<strong>ch</strong>end<br />
– gute Ausgangsposition für den Endspurt zu<br />
bringen. Tag 8 selbst verläuft planmässig. Wir geniessen<br />
es, bei gutem Wetter dem ruhig verlaufenden Fluss<br />
weiter südwärts zu folgen.<br />
Tag 9: Es bleiben no<strong>ch</strong> gut 24 Stunden, um das Ziel<br />
zu errei<strong>ch</strong>en. Dieses Mal ents<strong>ch</strong>eiden wir uns für den<br />
Talweg, in der Hoffnung einen Pfad zu kreuzen. Na<strong>ch</strong><br />
dem Mittag erweist si<strong>ch</strong> das Vertrauen in die Karte, die<br />
älter ist als wir beide, als zu optimistis<strong>ch</strong>. No<strong>ch</strong> einmal<br />
bes<strong>ch</strong>werli<strong>ch</strong>ster Untergrund, no<strong>ch</strong> einmal Unsi<strong>ch</strong>erheiten,<br />
wo wir genau sind. Dann do<strong>ch</strong> – viel zu spät –<br />
stehen wir plötzli<strong>ch</strong> auf einem Waldweg. Keine S<strong>ch</strong>weizer<br />
Qualität, aber er bringt uns s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> via 10<br />
Kilometer Betonstrasse zu unserem Ziel Wiseman. Ers<strong>ch</strong>öpft,<br />
aber mit einer riesigen Zufriedenheit errei<strong>ch</strong>en<br />
wir ein paar Zähler vor Mitterna<strong>ch</strong>t das besagte<br />
Kaff. Wir sind stolz auf uns und dankbar jenen, die es<br />
uns ermögli<strong>ch</strong>t haben.<br />
Die beiden Autoren Claude Bauer / Drops und Daniel Aepli / Smart.<br />
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