Predigt von Fernando Enns (Offenbarung 21:1-6)
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<strong>Fernando</strong> <strong>Enns</strong><br />
<strong>Predigt</strong> Apk <strong>21</strong>:1‐6<br />
2<br />
Ich überlege: In der vorigen Meldung war <strong>von</strong> eintausend Mal so viel Geld die Rede!<br />
Natürlich übersteigen diese Summen längst meine Vorstellungskraft, allein die In-<br />
Beziehungsetzung lässt erahnen, um was es da geht. Und das macht mich so ratlos. Dort geht<br />
es um die Vernichtung <strong>von</strong> virtuellem Geld, hunderte Milliarden sind nötig, hier geht es um<br />
die Vernichtung <strong>von</strong> realen Menschenleben (täglich 2.000!) und kein Regierungschef der<br />
Welt unterbricht seinen Urlaub dafür. Das lässt nur einen Schluss zu: diese Menschenleben<br />
sind offensichtlich nicht „systemrelevant“ – jedenfalls in den Augen eben dieser Politik nicht!<br />
Ich spüre, wie meine Ratlosigkeit sich zur Wut wandelt, wenn ich den Kieler Klima-Forscher<br />
Mojib Latif sagen höre: „dass dieser [klimatische Vorgang] zur Hungerkatastrophe wurde, sei<br />
jedoch menschliches Versagen… Im Winter 2009/2010 hatten Klimaforscher dies bereits<br />
prognostiziert und vor einer Dürre in Ostafrika gewarnt. Aber die UNO und andere<br />
internationale Organisationen haben die Daten ignoriert, anstatt zu handeln und<br />
Lebensmittelvorräte anzulegen“, so Latif. 1 – Die Reden der Klimapropheten verhallen<br />
scheinbar ungehört. Somalia ist eine <strong>von</strong> Menschen verursachte Katastrophe. Aber in<br />
Deutschland beschäftigt scheinbar eher die Frage, ob die deutsche Bundewehr auf Schiffen<br />
deutscher Reeder eingesetzt werden darf, um diese zukünftig vor den somalischen Piraten zu<br />
schützen, denn die militärische „Operation Atalanta“ löse unsere (!) Probleme nicht in<br />
ausreichendem Maße.<br />
Mir geht das Bild dieses einen, einzigartigen Mädchens in dem kenianischen Flüchtlingslager<br />
einfach nicht mehr aus dem Kopf, 15 Jahre alt, die mit ihren vier kleineren Geschwistern<br />
hunderte <strong>von</strong> Kilometern zu Fuß gelaufen ist, schutzlos, meist ohne Wasser. Nur die Angst<br />
vor Vergewaltigung war noch größer als der Hunger. Ihre Mutter hat sie losgeschickt, weil es<br />
Zuhause schlicht nichts mehr zu essen gab – Wasser, die Grundlage allen Lebens fehlt. Ich<br />
möchte glauben, dass diesem mutigen, einzigartigen Mädchen, geholfen werden muss,<br />
möchte hoffen, dass eine solche Hilfe für uns „alternativlos“ ist, will ihr doch zurufen, dass<br />
ihr Leben „systemrelevant“ ist. Sie könnte die nächste Präsidentin <strong>von</strong> Somalia sein, sie<br />
könnte eine berühmte Sängerin werden, sie könnte den Nobelpreis für Biologie erhalten, sie<br />
könnte…<br />
Liebe Gemeinde, wenn Ihnen das bisher Gehörte <strong>von</strong> der Kanzel aus viel zu politisch ist, dann<br />
muss ich Sie warnen: der Bibeltext, der hier zu predigen ist, ist nicht minder politisch. Er hat<br />
1 Hamburger Abendblatt, 11. August 2011, 18.