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Programmheft - 1. Schlosskonzert - Theater Nordhausen

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<strong>1.</strong> <strong>Schlosskonzert</strong>


<strong>1.</strong> <strong>Schlosskonzert</strong><br />

4. und 1<strong>1.</strong> November 2012, 1<strong>1.</strong>00 Uhr, Schloss Sondershausen, Blauer Saal


PROGRAMM<br />

Sophia Posselt wurde 1986 in Budapest geboren. Ihren ersten<br />

Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)<br />

2 Geigenunterricht erhielt sie mit vier Jahren. 2003 wurde sie in<br />

Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es-Dur KV 364<br />

I. Allegro maestoso<br />

3<br />

II. Andante<br />

III. Presto<br />

Komponiert 1779.<br />

die Spezialschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden<br />

aufgenommen. In Dresden begann sie 2005 auch mit ihrem<br />

Studium an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“.<br />

Bereits 1996 wurde sie Konzertmeistern beim Young Musician’s<br />

International Symphonic Orchestra unter der Leitung von Igor<br />

Coretti. Sie spielte als regelmäßige Aushilfe im Orchestra de<br />

Palau de les Arts Reina Sophia in Valencia u. a. unter der Leitung von Lorin Maazel,<br />

wirkte in Opernaufführungen der Semperoper Dresden mit und war Konzertmeisterin<br />

beim Berliner Residenz Orchester. Die Preisträgerin verschiedener Wettbewerbe<br />

war Stipendiatin der „Oscar und Vera Ritter-Stiftung“ und erhielt 2007 das durch<br />

den DAAD Bonn geförderte Europa Stipendium. Seit dieser Spielzeit ist Sophia Posselt<br />

Stellvertretende Konzertmeisterin im Loh-Orchester Sondershausen.<br />

Artur Hubert, geboren 1982 in Ossinniki (Westsibirien),<br />

spielte als Schüler zunächst Geige. Nebenbei engagierte er<br />

sich als E-Bassist in einer Rockband und einer Jazz-Combo.<br />

An sein Geigenstudium an der Musikhochschule Würzburg bei<br />

Sören Uhde schloss er 2005 ein Bratschenstudium bei Reiner<br />

Schmidt an und wechselte 2008 in die Meisterklasse von Hans<br />

Kohlhase in Nürnberg. Mehrere Meisterkurse rundeten seine<br />

Ausbildung ab. Hubert spielte im Orchester des Hessischen<br />

Staatstheaters Wiesbaden, in der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken-<br />

Kaiserslautern und an der Staatsoper Nürnberg, bevor er 2011 Mitglied der Bratschengruppe<br />

im Loh-Orchester wurde. Seit dieser Spielzeit ist er dort Stellvertretender<br />

Stimmführer der Gruppe. Als Solist trat er unter anderem mit den Hofer<br />

Symphonikern und dem Barockorchester der Musikhochschule Würzburg auf.<br />

Michael Ellis Ingram stammt aus den USA. Er wurde 1985 in<br />

Columbia, Missouri, geboren und absolvierte dort sein Abitur.<br />

2003–2008 studierte er am Gordon College in Boston, Massachusetts,<br />

Oboe, Klavier und Dirigieren und lernte im Nebenfach<br />

Deutsch. Nach dem Bachelor wechselte er an die University<br />

of Maryland School of Music, Washington. 2010 schloss<br />

er dort mit einem Master im Fach Orchesterdirigieren ab. Im<br />

gleichen Jahr kam Ingram für ein Meisterklassestudium an der<br />

Hochschule für Musik und <strong>Theater</strong> „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig nach<br />

Deutschland. Unmittelbar nach seinem Abschluss dort folgte sein Erstengagement<br />

an der <strong>Theater</strong> <strong>Nordhausen</strong>/Loh-Orchester Sondershausen GmbH als <strong>1.</strong> Kapellmeister.<br />

Neben einer umfangreichen Lehrtätigkeit, u. a. an der University of Maryland<br />

School of Music oder am The Salzburg Institut, dirigierte Ingram zahlreiche größere<br />

und kleinere Ensembles in seinem Heimatland und in Deutschland. So war er<br />

2008–2010 Künstlerischer Leiter des University of Maryland Repertoire Orchestra<br />

und trat beim Impuls Festival für Neue Musik in Sachsen Anhalt als Dirigent auf.<br />

Leos ˇ Janácek ˇ (1854–1928)<br />

Auf verwachsenem Pfade (Auszüge für Orchester bearbeitet)<br />

I. Unsere Abende<br />

Komponiert 1901–1908.<br />

Robert Schumann (1810–1856)<br />

Kinderszenen op. 15 (Auszüge für Orchester bearbeitet)<br />

I. Von fremden Ländern und Menschen, III. Haschemann<br />

Komponiert 1837/1838.<br />

Leos ˇ Janácek ˇ<br />

Auf verwachsenem Pfade<br />

IV. Die Friedeker Mutter Gottes, VI. Es stockt das Wort<br />

Robert Schumann<br />

Album für die Jugend op. 68 (Auszüge für Orchester bearbeitet)<br />

X. Fröhlicher Landmann, XII. Knecht Ruprecht<br />

Komponiert 1848.<br />

Leos ˇ Janácek ˇ<br />

Auf verwachsenem Pfade<br />

VII. Gute Nacht, IX. In Tränen<br />

Robert Schumann<br />

Kinderszenen op. 15<br />

VII. Träumerei<br />

Antonín Dvorák ˇ (1841–1904)<br />

Serenade für Streicher E-Dur op. 22<br />

I. Moderato<br />

II. Tempo di Valse – Trio<br />

III. Scherzo<br />

IV. Larghetto<br />

V. Finale. Allegro vivace<br />

Komponiert 3.–14. Mai 1875, uraufgeführt am 10. Dezember 1876 in Prag.<br />

Loh-Orchester Sondershausen<br />

Sophia Posselt Violine, Artur Hubert Viola<br />

Musikalische Leitung: Michael Ellis Ingram


„EINANDER NECKEN, SICH STREITEN Schaffen und weisen weit über den<br />

„AUF VERWACHSENEM PFADE“<br />

4 UND AUSSÖHNEN“<br />

Rahmen der Gattung hinaus. Die „Sinfonia<br />

concertante“ Es-Dur für Violine<br />

von Juliane Hirschmann<br />

von Mathias Walz<br />

5<br />

„Nun werde ich eine sinfonie concertante<br />

und Viola (KV 364) hebt sich schon von<br />

Beginn an durch ihre ernste, pathetische<br />

Der 1854 geborene Leoš Janácek ˇ ist<br />

nach Antonín Dvorák ˇ und Bedrich ˇ Smetana<br />

machen“, schrieb Mozart am 5.<br />

April 1778 seinem Vater aus Paris und<br />

benutzte dabei zum ersten Mal den zeitgenössischen<br />

Begriff für ein konzertähnliches<br />

Orchesterstück mit mehreren<br />

Solisten. Abgesehen von dem „Concertone“<br />

für zwei Violinen (KV 190 = 186e;<br />

1774) und dem Konzert für drei Klaviere<br />

(1776) stehen alle „Gruppenkonzerte“<br />

Haltung deutlich von der Ebene pikanter<br />

Unterhaltungsmusik ab. Geteilte Bratschen<br />

und obligat geführte Bläser geben<br />

dem Orchestersatz Gewicht und dunkle<br />

Färbung. Eine Fülle von melodischen<br />

Ge-danken und kontrastierenden Stimmungen<br />

schafft eine komplexe Textur<br />

voller Intensität; das Andante in c-Moll<br />

führt sogar ausgesprochen tragische<br />

einer der großen tschechischen<br />

Komponisten, der sich vor allem als<br />

Musikdramatiker einen Namen gemacht<br />

hat. Sein Interesse an der mährischen<br />

Volksmusik, die er leidenschaftlich<br />

sammelte, und seine Suche nach neuen<br />

Ausdrucksmöglichkeiten u. a. auf harmonischem<br />

Gebiet prägten seinen<br />

Kompositionsstil vor allem in den letzten<br />

Leos ˇ Janácek ˇ<br />

Jahrzehnten. Bekannt auch ist sein jedes der Stücke bis ins Detail bewusst<br />

in engem Zusammenhang mit Wolfgang Töne ein. Doch nicht nur in der Tiefe des<br />

Amadeus Mozarts Mannheim-Paris- Ausdrucks lässt Mozart das zeitgenössische<br />

Umfeld hinter sich, wichtiger fast<br />

und kleine Musikstücke zu schaffen aus winzigen Motiven ganze Musik-<br />

Verfahren, aus kurzen Motiven große auskomponiert ist. Janáceks Verfahren,<br />

Reise und entstanden entweder dort<br />

oder kurz nach der Rückkehr nach Salzburg.<br />

Dies ist kein Zufall, denn in Mann-<br />

Im ausgeklügelten Verhältnis von Soli<br />

an der Sprachmelodie seiner Landsleu-<br />

in der ersten Miniatur „Unsere Abende“<br />

noch scheint der strukturelle Fortschritt:<br />

und sich in der musikalischen Erfindung stücke zu entwickeln, lässt sich etwa<br />

heim und Paris waren solche Konzerte und Tutti, in der Handhabung der Expo-<br />

te zu orientieren.<br />

beobachten, in der er aus einer absteigenden<br />

melodischen Figur das präsente<br />

damals besonders in Mode.<br />

sition mit unterschiedlichem thematischem<br />

Material in Orchester und Solo-<br />

seine drei wichtigsten Klavierzyklen, Ostinato, eine kurze Sechzehntelfigur,<br />

Zwischen 1901 und 1912 schrieb Janácek ˇ<br />

„Eine besondere Art von Konzert, wo<br />

alle Instrumente zu ihrer Zeit glänzen, stimmen hat Mozart ein neues Niveau<br />

„Auf verwachsenem Pfade“, „<strong>1.</strong> X. 1905“ gewinnt. Das vierte Stück „Friedeker<br />

einander necken und sich antworten, der orchestralen Form erreicht. So ist die<br />

und „Im Nebel“. Der mittlere der drei ist Mutter Gottes“ bezieht sich auf das<br />

sich streiten und sich aussöhnen“, so letzte „Sinfonia concertante“ in ihrer<br />

eine Reaktion auf das politische Zeit- schlesische Friedek, die Geburtsstadt<br />

beschrieb das Journal de Musique 1770 idealen Synthese von sinfonischen und<br />

geschehen seiner Heimat, auf den Tod seines Großvaters. Wallfahrtsgesänge<br />

klingen an, die Janácek ˇ später in<br />

die neue Pariser Orchestermode. Parallel konzertanten Elemen-ten eine entscheidende<br />

klärende Stufe auf dem Weg zu<br />

Kundgebungen in Brünn; demgegen-<br />

seinem „Ave Maria“ wieder aufgriff.<br />

eines tschechischen Arbeiters bei<br />

zur aufstrebenden Sinfonie entwickelte<br />

sich die „Sinfonia concertante“ zu einem den reifen Sinfonien und Konzerten aus<br />

über tragen die anderen beiden auto- Beständiger Wechsel des Zeitmaßes<br />

etwas leichteren Genre, das Elemente Mozarts Wiener Zeit.<br />

biografische Züge. Der Zyklus „Auf ver- verleiht dem „Stockenden Wort“ in Nr. 6<br />

des barocken „Concerto grosso“ (Gegenüberstellung<br />

von Tutti und Sologruppe)<br />

on der Klavierminiaturen von Smetana erwähnt den Zyklus in seiner Autobio-<br />

wachsenem Pfade“ steht in der Traditi-<br />

musikalischen Ausdruck. Janácek ˇ selbst<br />

mit der Ästhetik des „Divertimento“ (der<br />

(„Böhmische Tänze“) und Dvorák ˇ („Poetische<br />

Stimmungsbilder“, „Humoresrung<br />

aus meinem vierten Lebensjahr: Sie<br />

grafie nur ein einziges Mal: „Eine Erinne-<br />

gepflegten Unterhaltungsmusik) verband.<br />

Mozarts Werke sind in diesem<br />

ken“). Janácek ˇ plante nicht von vorneherein<br />

einen Zyklus von Stücken, sondern Sommer. Im Bettzeug trug man uns zum<br />

schreien: Feuer! Es war in der Nacht, im<br />

Kontext sowohl Versuche, sich das in<br />

Mannheim und Paris Aufgenommene<br />

stellte schon früher Komponiertes mit Abhang des Tierparks. Mein erschrockenes<br />

Weinen über den Feuerbrand<br />

anzueignen und sein Können auch in<br />

neu Komponiertem im Nachhinein zusammen.<br />

Einige der Miniaturen schrieb verhängt noch heute meine Gedanken.<br />

diesem Stil zu beweisen, als auch wichtige<br />

Zwischenstufen bei der Entwicklung<br />

er ursprünglich gar für ein anderes In- Und die Tonart cis-Moll meiner Komposition<br />

‚Auf verwachsenem Pfade‘ ist der<br />

seiner persönlichen Orchestertechnik.<br />

strument, das Harmonium (u. a. Nr.<br />

Die beiden letzten Gruppenkonzerte,<br />

1, 4 und 7). Vereint sind schließlich 15 Widerhall dieses Geschehens. Die innere<br />

beide auch in der bei Mozart immer ge-<br />

kurze Stücke (die letzten fünf wurden Welt des Erlebens schirmt den Komponisten<br />

gegen den nackten Naturalismus<br />

wichtigen Tonart Es-Dur, sind ohne<br />

Mozart (am Klavier) mit Schwester und Vater in Paris,<br />

erst posthum veröffentlicht), die durch<br />

Zweifel Hauptwerke im Mozart’schen 1763. Aquarell von L.C. de Carmontelle<br />

ihre Schlichtheit beeindrucken, wobei des Schaffens.“


EINMAL FÜR ERWACHSENE UND Stücke gemacht“, notierte Clara Anfang<br />

SERENADE FÜR STREICHER<br />

6 EINMAL FÜR DIE JUGEND<br />

September 1848 ins gemeinsame Ehetagebuch.<br />

Schumann unterteilte das Album<br />

von Juliane Hirschmann<br />

von Juliane Hirschmann<br />

7<br />

Robert Schumann war eine literarischmusikalische<br />

Doppelbegabung. Er schrieb<br />

früh Gedichte und Artikel und galt als<br />

hochbegabter Pianist. Ein Jurastudium<br />

brach er 1830 ab, um Musiker zu werden,<br />

doch die von ihm angestrebte Pianistenlaufbahn<br />

– Unterricht erhielt er<br />

lange durch den Vater seiner späteren<br />

Frau Clara Wieck – zerschlug sich bald,<br />

da Schumann mit seiner rechten Hand<br />

Probleme bekam. Fortan konzentrierte<br />

er sich auf das Komponieren und schrieb<br />

viel literarisch inspirierte Klaviermusik.<br />

Auch die „Kinderszenen“ aus dem Jahr<br />

1838 sind durchdrungen von Motiven<br />

literarischer Romantik, etwa der Sehnsucht<br />

nach unbekannten fernen Welten<br />

in „Von fremden Ländern und Menschen“,<br />

dem Interesse am Ungewöhnlichen,<br />

Skurrilen oder Humorvollen in<br />

„Kuriose Geschichte“ oder dem Wunsch<br />

nach Abkehr von der alltäglichen Außenwelt<br />

und Rückzug in die Innerlichkeit in<br />

der berühmten „Träumerei“. Dabei sind<br />

die Klavierstücke keineswegs für Kinder<br />

und junge Schüler gedacht, wie es der<br />

Titel vermuten ließe. Schumann dachte<br />

vielmehr an Reflexionen Erwachsener<br />

über ihre eigene Jugend, „Rückspiegelungen<br />

eines Älteren für Ältere“ wie er<br />

es formulierte.<br />

Anders als mit den „Kinderszenen“ komponierte<br />

Schumann 1848 mit dem „Album<br />

in eine Abteilung „Für Kleinere“ und eine<br />

(technisch etwas anspruchsvollere) „Für<br />

Erwachsenere“ und berücksichtigte<br />

jeweils ebenso technische wie musikalische<br />

Probleme. Er legte Wert auf eine<br />

Vielfalt an Formen und Stilen, wechselte<br />

zwischen homophoner und polyphoner<br />

Schreibweise, ging von einfachen zu<br />

schwierigen Tonarten, von kürzeren<br />

zu längeren Stücken. Der Rezensent in<br />

der Zeitschrift „Signale für die Musikalische<br />

Welt“ (Februar 1849) betonte den<br />

Unterschied zu den „Kinderszenen“:<br />

„Sehr nahe liegt der Vergleich dieses<br />

Albums mit den ‚Kinderszenen‘ desselben<br />

Verfassers, welche jedoch ungeachtet<br />

mancher äußeren Aehnlichkeit sehr<br />

verschieden von diesen Clavierstücken<br />

sind. Jene hört man häufig Kinderstücke<br />

nennen; das sind sie nicht! Der Componist<br />

hat sich mit ihnen nur in seine Kinderjahre<br />

zurückgeträumt, hat aber die<br />

damaligen Eindrücke mit der Seele eines<br />

Aelteren nachgefühlt und somit auch für<br />

Aeltere geschrieben, während er dieses<br />

Werk offenbar mit kindlicher Empfindung<br />

und eben deshalb so recht eigentlich für<br />

Kinder schuf.“<br />

Im Jahr 1874 hatte sich Antonín Dvorák ˇ<br />

erstmals um das staatliche Künstlerstipendium<br />

des Wiener Unterrichtsministeriums<br />

beworben, das eine Unterstützung<br />

für talentierte aber mittellose Künstler<br />

vorsah. Der junge Komponist erhielt<br />

es insgesamt fünf Mal hintereinander.<br />

Besonders weitreichende Folgen hatte<br />

Dvoráks ˇ Bewerbung im Jahr 1877. Denn<br />

diesmal waren es die im Selbstverlag<br />

gedruckten „Klänge aus Mähren“ op. 29<br />

und op. 32, die niemand geringeren als<br />

Johannes Brahms – er entschied seit<br />

1875 mit über die Stipendien – derart begeisterten,<br />

dass er sie überschwänglich<br />

an seinen Verleger Fritz Simrock in Berlin<br />

empfahl. „Bei Gelegenheit des Staatsstipendiums<br />

freue ich mich schon mehrere<br />

Jahre über Sachen von Antonín Dvorák ˇ<br />

aus Prag. Dies Jahr schickte er unter anderem<br />

ein Heft (10) Duette für 2 Soprane<br />

mit Pianoforte, das mir gar hübsch und<br />

praktisch für den Verlag vorkommt. (...)<br />

Dvorák ˇ hat alles mögliche geschrieben.<br />

Opern (böhmische), Symphonien, Quartette,<br />

Klaviersachen. Jedenfalls ist er<br />

ein sehr talentvoller Mensch. Nebenbei<br />

arm! (...)“ Brahms’ Empfehlungsschreiben<br />

brachte eine Lawine ins Rollen,<br />

Dvorák ˇ gelang in den folgenden Jahren<br />

der nationale und internationale Durchbruch<br />

als Komponist.<br />

Die „Klänge aus Mähren“ waren nicht<br />

das einzige Werk, das Dvorák ˇ im Jahr<br />

Antonín Dvorák ˇ im Jahr 1879 (wenige Jahre nach<br />

Komposition der Serenade)<br />

strukturierte Musik. Der erste Satz ist<br />

zunächst beherrscht von einer ruhig fließenden<br />

Melodie, die durch alle Instrumente<br />

wandert und dabei beständig ihre<br />

Klangfarbe verändert. Kontrastierend<br />

wirkt der Mittelteil mit seinem rhythmisch<br />

markanten, tänzerischen Thema.<br />

Im zweiten Satz folgt ein fließender, von<br />

dynamischen Kontrasten beherrschter<br />

Walzer, der durch einen schwermütigen<br />

Trio-Mittelteil abgelöst wird. Voller Esprit<br />

ist das Scherzo mit seinen vorantreibenden<br />

Sechzehntelketten, während der<br />

langsamere Mittelteil eine „dolce“<br />

(„zart“) zu spielende Melodie entfaltet.<br />

Das Larghetto beginnt lediglich mit erster<br />

Violine und Bratsche im doppelten<br />

Piano und steigert sich durch das Hinzutreten<br />

der anderen Instrumente und eine<br />

vorwärtsdrängende, an Chromatik reiche<br />

Melodik zu großer Ausdruckskraft.<br />

Ein rhythmisches Verwirrspiel treibt<br />

Dvorák ˇ im Schlusssatz, indem er in dessen<br />

für die Jugend“ tatsächlich für jun-<br />

ge und ältere Schüler. „Die Stücke, die<br />

die Kinder gewöhnlich in den Klavierstunden<br />

lernen, sind so schlecht, dass<br />

Robert auf den Gedanken kam, ein Heft<br />

1877 bei seiner Bewerbung um das<br />

Stipendium eingereicht hatte. Neben<br />

einem Band Streichquartette und den<br />

Klaviervariationen lag auch die Serenade<br />

E-Dur op. 22 bei, die eines seiner<br />

Hauptthema die Taktschwerpunkte<br />

verschiebt. Später zitiert der Komponist<br />

in den Celli das Thema des Larghetto<br />

und greift auch kurz vor Schluss nochmals<br />

auf Bekanntes zurück: Es erklingt<br />

(eine Art Album) lauter Kinderstücke zu<br />

populärsten Werke werden sollte. In nur der Beginn des ersten Satzes, bevor die<br />

Die Kinder Clara und Robert Schumanns 1855 (ohne<br />

komponieren und herauszugeben. Bereits<br />

hat er schon eine Menge reizender Elise, Ferdinand und Eugenie)<br />

an Ideen überreiche und formal sehr klar vollen Presto<br />

Julie; v. l. n. r. Ludwig, Marie, Felix auf dem Schoß,<br />

zwölf Tagen entstand im Mai 1876 eine Serenade in einem furiosen und klang-<br />

schließt.


VORSCHAU<br />

8<br />

3. Sinfoniekonzert<br />

Elias<br />

24. November, 19.30 Uhr, Haus der Kunst Sondershausen<br />

25. November, 14. Dezember, 19.30 Uhr, <strong>Theater</strong> <strong>Nordhausen</strong><br />

Felix Mendelssohn Bartholdy, Elias. Ein Oratorium nach Worten des<br />

Alten Testaments op. 70<br />

Kai Günther (Elias) Bariton, Elena Puszta, Sabine Mucke Sopran, Anja Daniela<br />

Wagner, Soo Kyung Lee Alt, Marian Kalus, David Johnson Tenor, Thomas Kohl,<br />

Yavor Genchev Bass, Franz Hofereiter Knabe<br />

Nordhäuser Kantorei, Opernchor und Extrachor des <strong>Theater</strong>s <strong>Nordhausen</strong><br />

Musikalische Leitung: Markus L. Frank<br />

Bildquellen:<br />

S. 4: Mozart (am Klavier) mit Schwester und Vater in Paris, auf: http://en.wikipedia.org/wiki/File:Louis_Carrogis_dit_Carmontelle_-_Portrait_de_Wolfgang_Amadeus_Mozart_%28Salzbourg,_1756-Vienne,_1791%29_<br />

jouant_%C3%A0_Paris_avec_son_p%C3%A8re_Jean..._-_Google_Art_Project.jpg; S. 5: Leos ˇ Janácek, ˇ auf:<br />

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/17/Janacek.jpg?uselang=de; S. 6: Die Kinder Clara und<br />

Robert Schumanns 1855, auf: http://www.schumann-gesellschaft.de/bilder/kinder-schumanns.html; S. 7:<br />

Antonín Dvorák ˇ im Jahr 1879, auf: http://www.antonin-dvorak.cz/galerie/antonin-dvorak.<br />

Textquellen:<br />

S. 4: Mathias Walz, „Einander necken, sich streiten und aussöhnen“, in: Harenberg Kulturführer Konzert, 7.,<br />

völlig neu bearb. Auflage, Mannheim 2007, S. 435–438. Die übrigen Texte sind Originalbeiträge von Juliane<br />

Hirschmann für dieses <strong>Programmheft</strong>.<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: <strong>Theater</strong> <strong>Nordhausen</strong>/Loh-Orchester Sondershausen GmbH Spielzeit<br />

2012/2013, Intendant: Lars Tietje, Redaktion und Gestaltung: Dr. Juliane<br />

Hirschmann, Layout: Landsiedel | Müller | Flagmeyer, <strong>Nordhausen</strong>. Konzert-<strong>Programmheft</strong><br />

Nr. 3 der Spielzeit 2012/2013.<br />

Wir danken für die großzügigen Blumenspenden der Stadtwerke Sondershausen<br />

und des Fördervereins Loh-Orchester Sondershausen e. V.

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