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Download - Plan Deutschland

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Hintergründe<br />

<strong>Plan</strong> International <strong>Deutschland</strong> e. V.<br />

Bramfelder Str. 70 • 22305 Hamburg<br />

Telefon 040 – 611 400 • Fax 040 – 611 40 140<br />

info@plan-deutschland.de<br />

www.plan-deutschland.de<br />

Migration in Lateinamerika<br />

Seit der Kolonialzeit prägt Migration die gesellschaftliche<br />

Entwicklung Lateinamerikas. Die Gründe sind entweder<br />

wirtschaftlicher Art oder sie sind religiös, politisch oder<br />

umweltbedingt. Letztendlich wirken verschiedene Ursachen<br />

zusammen, die Migrationsbewegungen hervorrufen und<br />

verstärken.<br />

Im Allgemeinen umfasst der Begriff Migration alle im<br />

eigenen Land und grenzüberschreitend stattfindenden<br />

Wanderbewegungen. Im weitesten Sinne wird darunter<br />

jeder längerfristige Wohnortwechsel eines Menschen verstanden.<br />

Ziehen Menschen innerhalb eines Landes um,<br />

freiwillig oder gezwungenermaßen, spricht man von<br />

Binnenmigration.<br />

Gründe für Migration<br />

Armut, soziale Ungleichheit, wirtschaftliche Not<br />

Menschen müssen ihre Heimatregionen oftmals verlassen,<br />

weil ihre Ernährung nicht mehr gesichert ist. Die<br />

meisten Bauern leben von den Erträgen ihrer Felder.<br />

Diese sind inzwischen zu klein, um die Familien ernähren<br />

zu können. Das liegt auch daran, dass das Land von<br />

Generation zu Generation unter den Familienmitgliedern<br />

aufgeteilt wird. Viele Bauern sind gezwungen, auf weniger<br />

ertragreiche Böden auszuweichen oder als Tagelöhner<br />

auf den <strong>Plan</strong>tagen zu arbeiten. Das Grundproblem<br />

bleibt jedoch die ungerechte Verteilung der Güter. Für<br />

viele Bauern lohnt sich der eigene Kaffeeanbau nicht<br />

mehr. Die Mechanisierung der Landwirtschaft und<br />

schwankende Weltmarktpreise werfen nicht mehr genug<br />

Gewinn ab.<br />

Die Cash-Crop-Produktion (Obst-, Gemüse- und Kaffee-<br />

Anbau u. a. für den Export) ist eine wichtige Devisenquelle<br />

Lateinamerikas. Sie verdrängt jedoch immer mehr<br />

die traditionelle Nahrungsmittelproduktion, indem sie<br />

Maschinen, Dünger und Pestizide einsetzt. Viele Bauern<br />

sind daher gezwungen, auf weniger ertragreiche Böden<br />

auszuweichen oder auf <strong>Plan</strong>tagen als Tagelöhner zu<br />

arbeiten.<br />

sind die Böden durch Dürre, Frost und Hagel ausgelaugt.<br />

Ernten fallen mager aus und die Folge ist, dass immer<br />

mehr Menschen aus der Region abwandern. Durch Waldrodungen<br />

vermindert sich die Absorptionsfähigkeit der<br />

Böden, was während der Regenzeit zu Erdrutschen und<br />

Überschwemmungen führt. Hinzu kommt, dass vielerorts<br />

der Grundwasserspiegel sinkt oder das Wasser verunreinigt<br />

ist.<br />

Wachsende Bevölkerung und Erwerbslosigkeit<br />

In Ländern wie Brasilien, Peru oder Kolumbien forciert der<br />

Bevölkerungswachstum, gepaart mit einer ineffizienten<br />

und ertragsarmen Landwirtschaft, die Migrationsbewegungen.<br />

Fruchtbares Acker- und Weideland wird immer<br />

knapper, und die Ernten reichen oft nicht aus, um alle<br />

Menschen zu ernähren. Unklare Bodenverhältnisse und<br />

ungerechte Verteilung verstärken das Phänomen.<br />

Kinder in den Slums von Lima, der Hauptstadt Perus.<br />

Kriege, politische Unruhen, gewaltsame Konflikte<br />

Auch Kriege, gewaltsame Konflikte oder Menschenrechtsverletzungen<br />

sind für den Wegzug von Familien<br />

Umweltzerstörung und Naturkatastrophen<br />

Umweltprobleme und Klimaveränderungen sind zunehmend<br />

Auslöser für Migration. In Bolivien beispielsweise


aus ihren Heimatregionen verantwortlich. Kolumbien<br />

zählt beispielsweise über zwei Millionen intern Vertriebene,<br />

die vor den Kämpfen zwischen Guerillas und<br />

regierungstreuen Paramilitärs flüchten.<br />

Formen der Migration<br />

Arbeitsmigration<br />

Arbeitsmigration, auch temporäre oder saisonale<br />

Migration genannt, ist in den mittel- und südamerikanischen<br />

Ländern, in denen <strong>Plan</strong> arbeitet, weit verbreitet.<br />

Viele Familien leben als Tagelöhner vom Kaffee-, Bohnen-<br />

, Bananen- und Zuckerrohranbau. Zur Pflanz- und<br />

Erntezeit sind alle Familienmitglieder eingebunden.<br />

Der zusätzliche Verdienst der Saisonpendler ist sehr<br />

niedrig. Hinzu kommen schlechte Arbeitsbedingen. Der<br />

Lohn reicht nicht aus, um davon etwas zu sparen.<br />

Meistens wird damit nur ein Radio oder ein neues<br />

Möbelstück gekauft.<br />

Ausland. Vor allem die USA, aber auch das wirtschaftlich<br />

blühende Costa Rica sind Zielländer für Migranten. Auch<br />

finden viele Südamerikaner Arbeit in Spanien.<br />

Migration von Kindern und Jugendlichen<br />

Kinder und Jugendliche müssen ihre Heimatdörfer häufig<br />

aus familiären Gründen verlassen, etwa wenn Eltern im<br />

Ausland arbeiten oder verstorben sind. Üblicherweise<br />

ziehen sie dann zu den Großeltern oder anderen Familienmitgliedern.<br />

Viele Kinder und Jugendliche besuchen<br />

außerdem eine Schule oder Universität außerhalb ihrer<br />

Heimatregion und kehren nur in den Ferien zurück.<br />

Das macht <strong>Plan</strong><br />

<strong>Plan</strong> versucht Migrationsbewegungen in den Programmgebieten<br />

durch umfangreiche Programme entgegenzuwirken.<br />

Die Selbsthilfeprojekte zielen darauf ab,<br />

Menschen in ihren Heimatdörfern bessere Zukunftsperspektiven<br />

zu bieten. Ein wichtiger Schwerpunkt der<br />

Programmarbeit ist deshalb der Bereich Einkommenssicherung.<br />

Die vielfältigen Projekte haben zum Ziel, die<br />

Produktivität von Landwirtschaft und Tierzucht zu<br />

verbessern, Nahrungsmittelknappheit zu verhindern und<br />

durch Mikrokreditprogramme das Einkommen der<br />

Familien zu erhöhen. Berufliche Ausbildungsprojekte vor<br />

Ort sowie Informationen über die tatsächliche Situation<br />

in den Städten sollen darüber hinaus junge Menschen<br />

gezielt motivieren, in ihren Heimatorten zu bleiben.<br />

In Kontakt bleiben<br />

Tagelöhner beim Kartoffelanbau in Ecuador.<br />

Verstädterung, Abwanderung in Nachbarländer<br />

Die verstärkte Landflucht führt zu einem extremen<br />

Anwachsen lateinamerikanischer Städte. Brasiliens<br />

Megastädte Rio de Janeiro und Sao Paulo zählen bereits<br />

jetzt mehr als zehn Millionen Einwohner. Auf der Suche<br />

nach Arbeit wandert die arme Landbevölkerung zunehmend<br />

in die Städte, wo sich die Industrie ansiedelt oder<br />

sich auch Arbeit im informellen Sektor finden lässt. An<br />

der Küste Perus beispielsweise zieht die Fischmehlindustrie<br />

viele Migranten an, andere setzen ihre Hoffnungen<br />

in den Tourismussektor.<br />

In den Großstädten leben die meisten Zuwanderer oft in<br />

den unkontrollierbar und illegal wachsenden Randgebieten.<br />

Eine geregelte Gesundheits- und Wasserversorgung<br />

ist nicht vorhanden.<br />

Das <strong>Plan</strong>-Büro erfährt nicht immer sofort vom Wegzug<br />

eines einzelnen Patenkindes oder der ganzen Familie.<br />

Nachbarn oder den Eltern selbst ist nicht immer bewusst,<br />

dass diese wichtige Information zeitnah an <strong>Plan</strong> weitergegeben<br />

werden sollte. Wenn nur das Patenkind die<br />

Gemeinde verlässt, wissen die Familienmitglieder in der<br />

Regel von dem Aufenthaltsort der Tochter oder des<br />

Sohnes. Einen Austausch per Brief oder Telefon gibt es<br />

selten, weil dieser entweder zu teuer oder nicht möglich<br />

ist. So kann eine genaue Information zur Rückkehr oft<br />

nicht gegeben werden. Kehren ein einzelnes Patenkind<br />

oder eine gesamte Familie wieder in das <strong>Plan</strong>-Programmgebiet<br />

zurück, kann die Patenschaft weitergeführt<br />

werden. Falls ein einzelnes Patenkind oder die gesamte<br />

Familie dauerhaft ihren Wohnort verlassen, bittet <strong>Plan</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> die Patin oder den Paten, eine Patenschaft<br />

für ein anderes Kind zu übernehmen.<br />

Migration ins Ausland<br />

Wegen zunehmender Verarmung vieler zentralamerikanischer<br />

Länder, wie Nicaragua oder El Salvador,<br />

migrieren darüber hinaus viele Menschen - oft illegal - ins<br />

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